Zum Inhalt der Seite

Nightmare

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Ein eiskalter Hauch wehte durch die verlassene Straße. Einzelne Papierfetzen, die vorher in einem eleganten Aktenkoffer lagen, wurden durch den starken Windstoß durcheinander gewirbelt und verstreuten sich somit auf der ganzen Straße.

Während einige Blätter hoch in den Himmel geweht wurden, blieben einige unmittelbar neben dem Koffer liegen und wurden sofort in ein tiefes rot gefärbt.

Aus einer Ecke wagte sich eine tigergestreifte Katze die neugierig zum Koffer ging. Sie zuckte zusammen, als ein weiterer Windstoß weitere Blätter aufwehte. Nachdem sich die fliegenden Blätter wieder beruhigt hatten, näherte sie sich weiter dem Koffer. Doch bevor sie ihn erreichen konnte, tappte sie mit ihren zarten Pfötchen in eine klebrige Flüssigkeit, in der sich schon die Papierstücke verfärbt hatten.

Mit panschnassen roten Pfötchen ging sie zu etwas was sie noch mehr interessierte.

Die klebrige Flüssigkeit führte nämlich einige Schritte vom Koffer weg und endete schließlich unter einem großen schwarzen Mantel unter dem sich scheinbar noch etwas befand.

Neugierig schnupperte die Katze an dem Mantel und fand schließlich eine Öffnung unter der sich ein blutverschmiertes Gesicht befand.

Die Katze streckte vorsichtig die Nase aus, doch als sie näher kommende Sirenen hörte, schlüpfte sie schnell durch ein Loch und verschwand in der Dunkelheit, bevor das Scheinwerferlicht eines Polizeiautos sie hätten sehen können...
 


 

~ § ~
 

Schritte näherten sich dem Zimmer. Kurze Zeit später klopfte es auch schon an der Tür. Ein etwas älterer Mann erlaubte dem Klopfenden einzutreten.

Der ältere Mann blieb wie selbstverständlich im Sessel sitzen und lauschte weiter entspannt der sanften Musik.

Ein junger Mann im schwarzen Anzug blieb, mit einem großen Abstand, hinter dem alten Mann stehen.

Vorsichtig rückte er noch mal die Krawatte zurecht. Mit einer kleinen eleganten Bewegung strich er sich ein paar Strähnen aus dem schönen Gesicht, das durch die grünen Augen noch mehr zu strahlen schien.
 

„Sir“, begann Felio.

„Wir haben soeben die Nachricht bekommen, dass Mr. Morain tot in einer Straße in der Stadt gefunden wurde. Man vermutet, dass er ausgeraubt wurde, weiß aber noch nicht, was er in diesem schäbigen Teil der Stadt zu suchen hatte.“

Nachdem der junge Mann beendet hatte, blieb es immer noch still. Die sanfte Musik verlieh der Situation noch mehr stärke.
 

Noch immer blieb der alte Mann stumm in seinem Sessel sitzen. Als er jedoch merkte, dass der junge Mann nicht gehen würde, bevor er ihm eine Antwort gab, hob er nur kurz die Hand und lies bedeuten, dass Felio gehen sollte.

Mit einem knappen ‚Sehr wohl’, verließ er leise das Zimmer.

Der alte Mann hatte nicht gemerkt, wie der Junge gegangen war. Er dachte im Moment nur an Mr. Morain und musste lächeln um sein Wissen, dass dies garantiert kein Überfall war.
 

... er saß verängstigt zusammen gesungen in der Ecke des obersten Stocks des Treppenhauses eines verlassenen Hauses. Hier würde ihn niemand suchen und keiner finden. Jedenfalls nicht seine Peiniger. Was sollte er jetzt nur machen? Er hatte solch große Angst, dass er sich nicht einmal mehr traute aufzuschauen geschweige denn aufzustehen....
 

3 Tage später wurde Mr. Morain beerdigt und es stand überall in den Zeitungen. Er hatte keinen Erben und nun stellte sich die Frage wer dessen millionenschwere Firma übernehmen solle. Nur ein Einziger stand für diesen Posten zur Verfügung. Niemand anderes als Mr. Gregor Sellay, Besitzer der Dreyons AG.

Felio der in seinen Diensten stand, musste sämtliche Termine, Pressekonferenzen und Versammlungen organisieren. Aus diesem Grund war er die meiste Zeit im Büro.

Gerade schrieb er geistesabwesend am Computer und wurde erst wieder aus seinen Gedanken gerissen, als ihn ein größerer Mann mit seinem Namen ansprach.

„Ja, das bin ich. Was kann ich für sie tun?“

Die Mimik des Mannes ihm gegenüber blieb unberührt und er zückte nur eine schwarze Brieftasche aus seiner Manteltasche, klappte diese auf und zeigte Felio seine Polizeimarke.

„Mein Name ist Agent Sedrig Matthews vom C.I.A. Ich untersuche den Mord an Mr. Morain. Es wäre nett von ihnen, wenn sie mich begleiten würden. Am Besten kommt ihr Chef gleich nach.“

Felio hatte in der Firma schon öfters Polizeibesuch bekommen und blieb wie immer gelassen.

Nach dem Anruf bei Mr. Sellay ging Felio ohne jeglichen Widerstand mit Matthews mit.

In dem Moment, als Felio ins Auto stieg merkte keiner von Beiden, dass sie jemand weit oben auf einen der vielen Hochhausdächer beobachtete.
 


 

...er hörte Schritte. Nicht vom Eingang unten, sie kamen von der verschlossenen Dachtür. Vielleicht bildete er sich das nur ein? Das Dach war abgesperrt. Niemand konnte durch die verriegelte Tür kommen. Er fasste all seinen Mut zusammen und hob den Kopf zur Tür, als kurze Zeit später von der anderen Seite geklopft wurde und eine tiefe unverständliche Stimme versuchte ihm etwas mitzuteilen...
 

~§~
 

Das Verhör war beendet! Er hatte mit Beiden gesprochen und Beide hatten nicht die Möglichkeit gehabt Mr. Morain zu ermorden. Er wusste auch nicht warum er die Beiden sprechen wollte. Vielleicht nur um sicher zu stellen, dass sie es nicht waren. Er wusste aber selbst, das niemand der normalen Verdächtigten so ein Verbrechen begehen haben könnte.

Als er die Leiche zum ersten Mal sah, hätte er sich beinahe übergeben. Es war ein schrecklicher Anblick gewesen und so was zu tun, hätte er diesen reichen Lackaffen nicht zumuten können. Nein, sie waren es garantiert nicht. Das stand auf jeden Fall fest. Der Täter den er suchte musste einer der Gefährlichsten sein, seit es Verbrechen gab auch wenn er bislang nur ein einziges Opfer genommen hatte, andere würden bestimmt folgen. Seine Aufgabe war ihn zu schnappen, bevor dies eintraf. Und er würde ihn garantiert schnappen, dass stand für ihn fest.

~§~
 

...er bekam Panik, war aber zu erschöpft und hatte viel zu wenig Kraft im Körper um aufzustehen und die Treppen runter zu stürmen. Stattdessen saß er da und starrte gebannt auf die Türklinke, die langsam gedreht wurde und die Tür tatsächlich einen Spalt aufging. Durch den Tränen, die er die letzten Stunden vergossen hatte konnte er die Person nur erahnen, die sich auf ihn zu bewegte, aber sie musste gigantisch sein. Ihm schien alles wie in einem schlechten Traum aus dem er gleich aufwachen würde, der kein Traum war. Die Person musste auf jeden Fall ein Mann mit viel Kraft gewesen sein, so brutal er ihn zu Boden warf. Er glaubte zu sehen und zu hören wie die Person mit ihm sprach, den Gedanken verwarf er sogleich da er nur merkte wie ihm der Mann fest in den Nacken biss und er wie schon sooft nur betäubenden Schmerz spürte...
 

Matthews Aufgabe war jetzt Beweise zu sammeln. Das Ganze war kein Unfall gewesen was die noch randvolle Brieftasche des Firmenchefs bewies. Jemand musste mit Absicht Mr. Morain in diesen verdreckten Stadtteil bestellt haben um ihn dort zu ermorden.

Ihm gingen weitere Gedanken durch den Kopf, als er am Tatort stumm in der Gegend rumschaute. Sein Blick ging flüchtig von einer Seite der Straße zur Sackgasse wo der Ermordete gefunden wurde.

Matthews lies sich noch mal durch den Kopf gehen wie der Mann wahrscheinlich sterben musste.
 

Mr. Morain ist wie bestellt in diese Straße gekommen und wurde von der Person überrascht. Die Person sagte ihm, dass es besser wäre in einen stilleren Ort zu gehen. Mr. Morain folgte ihm bereitwillig da er sich nichts dabei dachte.

Als Mr. Morain um die Ecke bog, merkte er wohl, dass sie sich in einer Sackgasse befanden. Sofort drehte er sich um und fragte was das sollte. Noch bevor er sich bewusst wurde was geschah erwürgte man Mr. Morain um ihn darauf hin brutal die Kehle aufzuschlitzen und verbluten zu lassen. Der Täter hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Toten verschwinden zu lassen. Anscheinend wollte er sogar, dass man die Leiche findet. Der Mörder muss ziemlich selbstsicher sein. Vielleicht war das sogar ein Vorteil für ihn oder es war ihm überhaupt nicht möglich den Mann verschwinden zu lassen. Wer würde sich auch freiwillig bereitstellen eine Leiche im Keller zu haben?

Jedenfalls hatte der Mörder gute Arbeit geleistet. Keine Fingerabdrücke, keine Mordwaffe, nicht der kleinste Beweis, dass es einen Mörder je gegeben hat. Ein weiterer Beweis dafür, dass Mr. Morain nicht einfach so überfallen wurde.

Egal wer dieser Mörder war, dessen Beweggründe diesen Mann zu ermorden waren Matthews egal. Er wollte nur so schnell wie möglich diesen Irren schnappen, bevor noch andere zu schaden kamen.

Er merkte, dass immer mehr Schaulustige sich versammelten. Darunter auch ein Kamerateam. Wahrscheinlich waren die Reporter von der Tageszeitung auch nicht weit.

Trotz der Absperrungen hatten die Polizisten Probleme die Schaulustigen zum Abstandhalten zu bewegen.

Aus einer offenen Lücke kam ein jüngerer Mann in Polizeiuniform auf Matthews zugerannt.

Nach seinem Gesicht zu urteilen war etwas vorgefallen.

„Agent Matthews! Uns wurde gerade mitgeteilt, dass ein Toter in einem verlassenen Haus im Nordviertel der Stadt von Passanten gefunden wurde. Der Inspektor meinte sie sollten der Erste am Ort sein.“

Ohne auch nur darauf zu achten, ob der Mann ihm noch etwas erzählen würde, lief Matthews an ihm vorbei direkt zu seinem Wagen.

‚Das darf doch nicht war sein’, dachte er sich.

‚Der Mörder hat hoffentlich nicht schon wieder zugeschlagen!’

Er dachte nicht weiter nach, stieg in seinen Wagen und gab Vollgas, obwohl er nicht ganz wusste wo genau der weitere Tote lag. In seiner Eile bemerkte er nicht, wie ihm unauffällig jemand verfolgte.
 

~§~
 

...er hatte schon längst aufgehört zu kämpfen. Eigentlich hatte er von Anfang an nicht einmal versucht sich zu wehren. Warum auch? Der Mann über ihm war viel zu stark. Was könnte schon so ein schwaches Kind wie er es war ausrichten können. Er war nichts weiter, als ein kleiner schwacher verängstigter Junge. Er schrie nicht, weil er hoffte jemand würde ihn hören und retten; es waren nichts weiter, als gequälte Schmerzensschreie die seine endlose Qual nur minimal linderten...
 


 

~§~
 

Am Tatort angekommen eilte Matthews sogleich in das Haus. Im Inneren war alles still und dunkel. Die kleinen Fenster gaben nur wenig Licht, sodass er eine Taschenlampe benutzen musste.

Als er den Raum betrat wurde ihm schlecht. Er hatte schon ziemlich viel gesehen, aber das alles hatte ihn darauf nicht vorbereitet:

Der ganze Raum war rot. Mit Blut vollgespritzt. An der Fensterscheibe des einzigen Fensters lief Blut herunter und tropfte in eine Pfütze unter dem Fenster. Ansonsten war der Raum leer. Er blieb regungslos am Türrahmen stehen. Plötzlich zuckte er jedoch zusammen, als ihm etwas kaltes in den Nacken tropfte. Erschrocken drehte er sich heftig um und war schon dabei seine Waffe zu ziehen, blieb jedoch stocksteif stehen, als er die Leiche fand.

Der Tote hing mit einem Dolch im Hals über der Tür. Seine Hände waren mit zwei weiteren Dolchen durchbohrt damit der träge Körper dort hängen blieb wo er war.

Übelkeit stieg in ihm auf, als er merkte, dass er einen Bluttropfen des Toten abbekommen hatte.

Immer noch von dem schrecklichen Anblick benommen, merkte er nicht wie zwei Personen in das Haus geschlichen sind. Erst als die Beiden aufkeuchten, als sie den Raum betraten, erwachte auch Matthews aus seiner Trans.
 

„Um Gottes Willen!“ Vollkommen perplex schaute sich die Frau im Raum um, während der Mann mit der Kamera alles aufnahm.

„Sie haben hier nix zu suchen. RAUS!“, befahl Matthews böse. Als die Beiden jedoch nicht reagierten wurde er langsam wütend.

„ICH SAGTE: RAUS“, schrie er die Beiden an, vorauf die Frau zusammenzuckte sich dann aber doch zusammenriss.

„Ich nehme an, sie sind der leitende Beamte in diesem Fall. Wenn ich mich vorstellen darf: Cindy Newman von News24. Ich bin hier um die Menschen auf dem Laufenden zu halten. Wie wollen sie vorgehen um den Mörder von Mr. Morain zu fangen?“

Während die Frau die ganze Zeit sprach, filmte der Mann interessiert den Toten, als er plötzlich einen weiteren Dolch unterhalb des Bauches fand.

„ Haben sie das schon gesehen?“, fragte der Mann und zeigte auf den blutverschmierten Dolch.

Natürlich hatte Matthews schon die Dolche bemerkt, die in der Leiche steckten.

‚Anscheinend hatte der Mörder genügend Vorräte von Dolchen’, dachte er als Erstes. Nach dem Schnittmustern der Dolche zu urteilen, waren diese ziemlich alt und höchstwahrscheinlich keine billigen Imitate sondern Handgearbeitete Einzelstücke.

Matthews kam näher und sah, dass am Dolch ein Zettel befestigt war.

Er bat den Mann ihn hochzuheben, was nicht sehr schwer war. Matthews war trotz seiner Größe von 1,85 m ziemlich leicht.

Vorsichtig zog er den Dolch aus dem toten Körper. Und nahm den Zettel an sich. Er wusste kurz nicht, was er mit dem Dolch machen sollte. Ihn als Beweis mitnehmen oder vielleicht doch lieber wieder in den Toten bohren?

Er verwarf den letzten Gedanken und ließ sich von dem Mann wieder auf den Boden setzen lassen.

Vorsichtig nahm er sich den Zettel vor. Er erschrak, als er die mit dünner Schrift geschriebenen Nachricht lass:
 

~*Warnung an mein nächstes Opfer*~

Am 4. Sonntag des Monats April werde ich mir das Herz des falschen Künstlers Lalyon nehmen
 

Solange es Menschen gibt die hassen und missgünstig sind, solange werde ich wieder kommen um im Auftrag Ihrer zu töten.

Meine Ehrerbietung, Miquel
 

~§~
 

...er konnte sich nicht mehr bewegen. Er wollte sich nicht mehr bewegen. Am Liebsten wäre er auf der Stelle gestorben, doch anscheinend wollte man ihm diesen Segen nicht schenken. Warum er?, das hatte er sich so viele Male schon gefragt. Er wollte nicht schwach sein. Er wollte diese finsteren Grimassen nicht mehr sehn. Warum nur er?, fragte er sich wieder und immer wieder.

So lag er nun da. Ließ das Blut seinen schmalen Schenkeln runter tropfen. Gewährte seinen Tränen sein Gesicht runterlaufen. Starrte mit seelenlosen Augen ins Nichts.

Zuckte zusammen, als ihm das Blut von den Schenkeln geleckt wurde. ‚Nein nicht schon wieder. Bitte lieber Gott, wenn es dich gibt dann lass mich sterben!’.......
 

Als er das erste Mal die Botschaft las, konnte er nichts damit anfangen. Die Sprache auf denen die ersten Zeilen geschrieben waren, war ihm nicht geläufig.

Doch es dauerte nicht lange, bis es die Spezialisten herausfanden.

Es sollte eine Warnung sein, die auf einem alten Latein geschrieben wurde.

Jedoch war nicht die Nachricht, die ihm so obszön vorkam.

Es war eher der Name den der Mörder sich einfallen ließ. Miquel! Man hatte nachgeforscht und herausbekommen, dass er Name aus Rumänien stammt. Dort wurde einst angenommen, dass der Werwolf, Miquel, der böseste und stärkste Dämon sei, der die Sonne und den Mond angreifen und verschlingen konnte. Die „Miquels“ waren nicht nur eine einzige Person sondern Dämonen die zu einer bestimmten Klasse gehörten, bekannt als die Himmelbestien, weil sie die Sonne und den Mond vertilgen und in roten Vollmondnächten erwachten und in dieser besonderen Nacht ihre Wandlungen zu höheren Wesen vollziehen.
 

Er fasste es einfach nicht. Der Mörder hatte allen ernstes eine Warnung an sein nächstes Opfer geschrieben.

‚Aber dieses mal wird es kein Opfer geben!’, dachte Matthews.

Er würde ihn schnappen. Dieser übermütige und perverse Mensch war viel zu selbstsicher. Er hatte einen Fehler begangen:

Er hatte sich mit Matthews und somit mit der ganzen C.I.A. zu tun.

Er würde ihnen nicht entkommen.

Matthews sah den Irren schon hinter Gitterstäben mit tausenden Ketten am Leib.

Er lächelte seelisch.

Aller war sorgfältig geplant worden. Das ganze Haus wurde von ihnen bewacht. Nicht mal eine Fliege würde da rauskommen, geschweige denn hinein.

Alles war bereit für den Auftritt des Mörders.

‚Komm schon und zeig mir was du kannst, Miquel!’
 

~§~
 

...er schauderte. Der Mann über ihm leckte ihm immer noch das Blut von seinen Lenden.

Wie sehr er sich wünschte stark zu sein; nie mehr weinen zu müssen; nie mehr diesen unerträglichen Schmerz zu spüren...

„Ich kann dir geben wonach es dich sosehr verlangt!“...
 


 

Matthews hörte die Glocken schlagen. Es hatte schon etwas mystisches. Er war kurz davor dieses Ungeheuer zu stellen.

Still zählte er die letzten Schläge mit, genau wie seine Kollegen sahen alle stumm ins Leere.

... *Dong*...

‚10’

...*Dong* ...

‚11’

...ein letzter Schlag...

„12! Mitternacht!“, flüsterte Matthews in die Stille hinein.

Noch immer halte ihm der Glockenschlag in den Ohren.

„Komm und zeig dich, Miquel.“
 

~§~
 

...er zwang sich seine Augen wieder mit Leben zu füllen. Was hatte der Mann gerade gesagt?

„Du hast mich richtig verstanden. Ich kann dir geben wonach du verlangst. Komm mit mir und ich werde dich stark machen. Werde dafür sorgen, dass du nie mehr weinen musst, dass du nie mehr Qualen erleidest. Doch dafür verlange ich etwas von dir.“

Der Mann streckte dem Jungen die Hand entgegen.

Sollte er sie entgegen nehmen? Sich ihm anvertrauen? Ihm vertrauen? Dabei hatte ihn dieser gerade die selben Qualen bereitet wie alle anderen.

Ohne auf seine innere Stimme zu hören, die ihm sagte, dass er falsch handelte nahm er die ihm dargebotene Hand dankend entgegen.

Der Mann lächelte ihn mit einem dunklen Grinsen an.

„Du kannst mich Daimon2 nennen“

Mit einem Ruck wurde er in die Höhe gerissen.

Er hatte sich entschieden! Kein Zurück, keine Erinnerungen an die ihm zugefügten Schmerzen. Er vergaß. Ließ sich in die Höhe ziehen und vergaß...

Roter Mond

~§~
 

Knapp 12 Minuten nach Mitternacht und der angekündigte Mörder war immer noch nicht da.

‚Hat er etwa gekniffen? Oder gar Angst bekommen? Nein. Dazu hat er zu viel Selbstvertrauen. Warum sollte er eine Warnung hinterlassen, wenn er diese gar nicht einhält. Warum hätte er sich solche Mühe gemacht? Vielleicht um die Polizei absichtlich hinters Licht zu führen und sich ein anderes Opfer zu suchen?’

Matthews strengte seinen Kopf an und achtete nicht auf die unruhig gewordenen Beamten um ihn herum.

‚Konnte es wirklich so sein oder hab ich....die Warnung... Vielleicht wollte er uns etwas anderes damit mitteilen...oder sogar ein....’

Ohne zu zögern befahl er einen Beamten sofort eine Liste mit den Namen Elfas zu besorgen, die ihm auch gleich Sekunden später überreicht wurde.

Er las sich noch einmal ruhig die Namen durch.

Die einzige Künstlerin war Sellena Elfas, die Enkelin des berühmten Elfas der schon lange keine Kunstwerke erschaffen hatte und lange schon nicht mehr lebte.

Immer wieder die Liste durchgehend konnte er nichts Auffälliges erkennen. Alle anderen die auf der Liste standen waren vieles, aber keine Künstler.

Matthews konnte nicht sagen, dass er sehr viel von Kunst verstand. Komisches Gekritzel nach nichts aussehend. Und dann erst die Namen der Künstler bei denen man sich eher die Zunge verrenkt, als das man den Namen richtig ausspricht. Und dabei waren es meistens nur Künstlernamen, ein Abklatsch ihrer blühenden Fantasien, die nichts weiter....

‚Künstlernamen?’ Matthews ging ein Licht auf.

Schnell überflog er noch einmal koordiniert die kleine Liste.

Ohne auch nur eine Sekunde länger zu warten, stürmte er aus dem Haus und verschwand mit seinem Wagen in der Dunkelheit.
 

‚Künstlernamen! Sellena Elfas. Es war ihr eigener Familienname. Es ist kein Künstlername. Die Warnung meinte aber den „falschen“ Künstler!!!

Und der einzige Mann, der den Künstlernamen Elfas trägt, ist Enyo Lalyon!!’
 

Matthews gab Gas. Er hatte auch keine Zeit zu verlieren, denn Vârcolac hatte sich Punkt Mitternacht angekündigt. Er hoffte, dass es nicht schon zu spät war. Er wollte diesen Mörder unbedingt kriegen, egal ob er drauf gehen würde.
 

~~~
 

Millimetergenau gesetzte Hiebe schlugen nur knapp neben ihn. Versuchten ihn zu treffen. Ihn aus dem Takt zu bringen.

Des Ausweichen wurde er langsam überdrüssig. Wenn er nicht sofort zurückschlug würde er noch stundenlang so weitermachen.

Beim nächsten Schlag des größeren duckte er sich, holte mit dem schweren Schwert aus, schlug zu, traf auf Eisen und prallte durch die Wucht auf den Rücken.

Als er sich wieder erheben wollte, wurde ihm eine Klinge an den Hals gehalten.

Der Mann über ihn, schaute ihn mit ernster Miene an, legte das Schwert zur Seite und beugte sich zu dem Kleineren.

Langsam näherte er sich dem Hals des Jungen und biss genießerisch und leicht verspielt in dessen schlanken Hals.

Ohne jegliche Wehr, außer einem erstickten Keuchen, ließ er es sich gefallen. Er wusste was als nächstes Folgte.

Davor hatte er keine Angst mehr.

Er würde nie wieder Angst haben...

...nie...mehr...
 


 

~~~
 

Er hatte sich mehr von dem Beamten erhofft. Diese verblödeten Menschen hatten seine Warnung nicht verstanden. Nun war er schon 10 Minuten zu spät.

Miquel wartete immer noch. Er gab dem Beamten noch eine kleine Chance. Wenn dieser nicht in 5 Minuten kam, würde er sich sein Opfer holen.

Er würde noch warten. Ja, noch 5 Minuten. Würde es für diesen unwissenden Menschen reichen?

Falls dieser Mann wirklich noch hinter die Bedeutung seiner Warnung kam, rechtzeitig hier sein wird, was würde er schon gegen IHN ausrichten können?

Miquel war nun stark geworden, nicht mehr so schwach wie er einst war. Hatte doch einen hohen Preis dafür zahlen müssen, doch das interessierte ihn nicht mehr. Es war Vergangenheit, wie seine Kindheit und sein Lehrer Daimon! Dieser hatte ihm beigebracht nur auf das Jetzt zu achten, alles andere war unwichtig.

Er hatte viel von Daimon gelernt und als dieser ihm nichts mehr beibringen konnte, ließ er ihn frei. Er war nun sein eigener Herr und würde sich nun auf die Suche nach seinen leiblichen Eltern machen.

Nur zu gerne würde er sie sehen wollen, egal ob aus der Ferne oder nur für einen Augenblick. Es war ihm wichtig zu wissen welche Wesen ihn mit diesem Leben gestrafft hatten...

Während er noch gedanklich seinen Plan für sein Opfer den letzten Schliff gab, ging er wie gewohnt in die Hocke und lauerte wie eine Raubkatze wartend auf ein leises Geräusch oder einen Geruch eines näher kommenden Menschen.

Die wilden goldschimmerden Augen erfassten jedes kleinste Detail auf der leeren Straße.

Ohne das leiseste Geräusch zu verursachen, wetzte er seine scharfen Krallen an den Steinziegeln des Daches, da er langsam spüren konnte wie sich ein Wagen näherte. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus und ließ die scharfen Zähne kurz aufblitzen.

Geschmeidig erhob er sich wieder, schlug seinen langen schwarzen Mantel bei Seite um eines der handgefertigten schwarz – silbernen Schwerter zu ziehen, die ihm sein Lehrmeister als Geschenk hinterließ ‚Der Mann ist doch nicht so dämlich wie er aussieht’, dachte sich Miquel.
 

Er hörte den weit entfernten Glockenschlag und merkte jetzt erst, dass er nicht 5 Minuten sondern 20 Minuten gewartet hatte.

Sich selbst verfluchend, dass er derart neben der Spur war, achtete er nicht mehr auf den Polizisten der nun vor Lalyons Haus hielt.

Leichtfüßig sprang er die 100 Meter die zwischen den beiden Dächern lag und landete schließlich gekonnt vor dem großen gläsernen Dachfenster um dann absichtlich lautstark durchs Fenster in die darunter liegende Wohnung zu brechen.
 

~~~
 

...ein letztes Mal. Nur noch ein letztes Mal musste er beweisen, dass er sich das Gelernte gut eingeprägt hatte und nun auch ebenso gut umsetzten konnte.

Daimon hatte ihm zuvor befohlen zu seinen Eltern zu gehen. Was es mit seiner Prüfung zu tun hatte wusste er nicht.

Erst als er eintrat und seine Eltern wie auch Daimon ihm Wohnzimmer sahsen, wurde ihm etwas mulmig.

Er sah verwirrt zuerst zu Daimon dann zu seinen Eltern und wieder zu dem Anderen. Dieser lächelte nur und meinte, dass seine Eltern ihm was sagen wollten.

Der Junge setzte sich zu Daimon als dieser auf den freien Platz neben ihn deutete.

Miquel fasste es nicht, als er still den Worten seiner angeblichen Eltern lauschte.

Er verstand es erst gar nicht. Nach einer kurzen Weile kamen die Worte bei ihm an: „Wir sind nicht deine leiblichen Eltern. Wir haben dich adoptiert.!“

Er fühlte nichts mehr. Nur noch Leere. Eine solch tiefe Leere wie noch nie zuvor.

Es wurde in seinem inneren Dunkel. Seine Augen verloren den Glanz von Leben und er sahs nur noch stumm da. Schaute ins Nichts, dachte an Nichts.

Währenddessen erhob sich Daimon und ging auf den Balkon. Schaute in den sternenklaren Himmel und genoss die herrschende Stille.

Sein Blick wurde von dem rot leuchtenden Mond angezogen, während er hören konnte wie sich der frisch erwachte Vampir in Miquel an den Menschen austobte und danach erschöpft zusammenbrach.

Miquel hatte hiermit seine Prüfung bestanden, seine Wandlung überlebt und somit bewiesen, dass er ein geborener Vampir war. Nun würde er beruhigt den jungen Vampir gehen lassen können...
 

~~~
 

Beim lauten Krachen von zerbrechendem Glas wurde Matthews vorsichtiger.

Leise schlich er um den Wagen zur Haustür und öffnete sie leise ohne ein Geräusch zu verursachen. Komischerweise war die Tür nicht verschlossen.

Er trat mit gezogener Waffe ein und ging schnellen Schrittes durch die Wohnung, die Waffe wie auch eine kleine Taschenlampe immer vor sich haltend.

Plötzlich stehen bleibend, als er ein leises Wimmern von oben zu hören war.

Etwas langsamer und leiser ging Matthews die Treppe hoch und blieb vor einer offenen Tür stehen. Nur langsam wagte er durch den Schlitz ins Zimmer zu schauen. Die Taschenlampe schon längst ausgeschaltet, doch jederzeit bereit so schnell wie möglich ins Zimmer zu stürmen, Taschenlampe und Waffe auf das Gesicht des Mörders zu zielen.
 

Doch erst wollte er versuchen heraus zubekommen wo der Mörder genau im Raum war.

Ganz vorsichtig wagte er es, durch die offene Tür zu spähen.

Es war dunkel im Raum und so konnte er nur sehen, dass gegenüber der Tür sich ein Fenster befand und vor dem Fenster eine Person vor einer etwas größeren hockte, es jedoch merkwürdig wirkte, wie die kleinere Person die andere hielt, seinen Kopf im Nacken des Anderen verbarg.
 

Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu zögern, warf er die Tür auf und richtete Waffe und Taschenlampe auf die hockenden Personen.
 

Miquel merkte nur nebenbei wie der Polizist vor der Tür gestanden hatte. Er war eher damit beschäftigt sich an dem falschen Künstler satt du trinken.

Erst als Licht den Raum erhellte, ließ er wieder langsam von seiner Beute ab und schaute langsam zu dem Polizeibeamten, als dieser ihn anschrie den Mann loszulassen, die Hände über den Kopf zu legen und sich langsam umzudrehen.

Statt die Befehle des Mannes zu befolgen sah er diesen nur unverständlich an und leckte sich die Bluttropfen von den Lippen, als er merkte, dass noch etwas an seinen Lippen klebte dabei wohl wissend, dass man mindestens einen der blutverschmierten Reißzähne sehen konnte.

Matthews erschauerte, als er diese katzengleichen goldschimmerden Augen sah. In das helle, nicht zu blasse, vollkommene Gesicht des wahrscheinlich gerade erst 18 jährigen Mannes blickte. Sich die schwarzen fast violette schimmernden Haare einprägte, die gerade lang genug waren um einen großen Teil seiner Ohren zu bedecken, jedoch immer noch die kleinen Spitzen zu sehen waren und auf einer Seite noch ein kleiner kristallblauer Ohrstecker bei einer sachten Bewegung blinzelte. Die leichte Bewegung wurde ausgelöst, als Miquel sich die Lippen leckte. Matthews stockte merklich, als er auch noch spitze, viel zu lange Zähne erblickte.

Zwang sich jedoch wieder zu Fassung und schaute sich den Mann in den Armen des jungen Mannes an.

Matthews vermutete, dass dieser Lalyon war.

Leise fluchtend wusste er sofort, dass dieser schon tot war, denn er vermutete kaum, dass jemand noch leben konnte, wenn der Kopf schon fast von den Schultern fiel und ein kleiner Dolch zwischen dessen Augen steckte.

Die leblosen Augen schauten ins Leere und Matthews wurde bei dem Anblick spei übel, hatte sich jedoch soweit unter Kontrolle, dass er dem jungen Mann noch einmal Befehle gab.
 

Diesmal tat Miquel auch wie ihm geheißen, legte den Toten zu Boden, erhob sich langsam die Hände hinter den Kopf legend.

Zwar achtete er immer noch vorsichtig auf jede Bewegung von Miquel, freute sich aber innerlich schon auf den Sieg.

Er, Matthews hatte den Mörder geschnappt und das ganz alleine.
 

Miquel lächelte, lachte leise auf, als er die Gedanken des Anderen durchwühlte. Wie einfältig diese Menschen doch waren. Sie überschätzten ihn. Zwar sah er schwach aus, aber das täuschte. Und wie es täuschte.

Mit einer blitzschnellen Bewegung verschwand er vor Matthews um neben ihm wieder aufzutauchen, ihm die Waffe aus der Hand zu nehmen und sie ihm an die Schläfe zu halten.

„Eins zu Eins. Sie haben mich überrascht und ich nun sie.“

...
 

~~~
 

Er würde sie suchen! Wenigstens wollte er etwas über seine wahren Eltern heraus finden. Nachdem er die Prüfung durch den Tod seiner Adoptiveltern bestand, ließ Daimon ihn gehen.

Nun war er frei. Und der einzige Sinn der für ihn zur Zeit der Wichtigste zu sein schien, war seine wahren Eltern zu finden. Die, wie er nun von Daimon erklärt bekam, Vampire waren oder es noch immer sind, falls sie den damaligen Clankrieg überlebt hatten.

Es war ihnen wohl zu gefährlich ihn in solch einer Zeit zu erziehen, deshalb haben sie ihn als ganz normales Menschenkind zur Adoption freigegeben.

Er würde sie finden. Das stand fest. Und wenn er sich etwas vorgenommen hatte so führte er es aus.

...

~~~
 

Was für eine Blamierende Enttäuschung es doch war.

Nun stand er da. Eine weitere Leiche und der 18 jährige Mörder war verschwunden.

Er erinnerte sich immer noch was geschah nachdem ihm der junge Mann urplötzlich die Waffe aus der Hand gezogen hatte.

Es war für ihn beängstigend wie schnell ihn dieser überrascht hatte – fasst schon übermenschlich schnell, wenn er nicht besser wüsste, dass es keine Dämonen und sonst was geben konnte.

Nachdem er ihr Spielchen auf 1:1 beschränkt hatte, warf der Schwarzhaarige die Waffe aus dem Fenster.

Doch Matthews hatte sich noch mehr erschreckt, als ihn dieser gepackt hatte und ihn mühelos an die Wand hielt. Der Fremde war verdammt stark.

‚Sei vorsichtig auf deiner Jagd nach mir. Gib es doch gleich auf MENSCH. Du wirst mich nie kriegen – jedenfalls nicht so lange du deinen Glauben zum Übernatürlichem änderst. Aber ich will dir keine Vorschriften machen, es ist ja deine Angelegenheit und außerdem: Würdest du einem Mörder eigentlich alles glauben was er sagt?

Sei ein braver Kommissar und hör trotzdem auf meinen Rat, hör endlich auf mich fangen zu wollen. Keiner, absolut keiner von euren kleinen Vorstadtcops wird mich jemals einfangen können.’

Und noch bevor Miquel mehr sagen konnte, schaute er durchs Fenster in den Nachthimmel.

Der Mond war zu sehen. Es war Vollmond und was noch viel seltener war: Heute Nacht - blutrot.

Wie von einer Hummel gestochen, nahm er die Tür, durch die Matthews eingedrungen war und verschwand so plötzlich wie er aufgetaucht war.
 


 

Game Over!

Die Spiellust war ihm vergangen. Sie war so schnell gegangen, wie sie gekommen war.

Am Anfang hatte es ihm noch gefallen von dem Polizisten gejagt zu werden. Jetzt ermüdete es ihn nur.

Ehrlich zu sich selbst, vermisste er die Anwesenheit seines Lehrers. Damals war er froh gewesen jemanden um sich zu haben.

Das war nun vorbei. Er war ganz alleine und Daimon würde so schnell nicht wieder kommen.

Die Straßen waren leer, durch die er lautlos schlich, als ob sich sein Gefühl um ihn herum ausgebreitet hätte.

Jetzt wollte er nachforschen. In dieser erbärmlichen Stadt wurde er zur Adoption frei gegeben und zwar hatte damals Lalyon ihn ins Waisenhaus gegeben. Das war das Einzige was er von ihm rausbekommen konnte. Lalyon erzählte ihm, als er noch lebte, dass er in eine Decke gewickelt vor seiner Haustür lag. Mit in der Decke war ein Zettel mit der Aufforderung sich um ihn zu kümmern, bis man Miquel wieder holen würde. Sein Name wurde in der Botschaft ebenfalls genannt. Lalyon dachte damals nicht daran den kleinen Jungen zu sich zu nehmen und gab ihn so wie er ihn gefunden hatte ins Waisenhaus.

Warum hätte ihn seine Eltern abgeben sollen? Jedenfalls haben sie ihr Versprechen nicht eingehalten und ihn dort im Waisenhaus gelassen. Und Lalyon wusste auch nichts davon, dass ihn fremde Gestalten besucht hätten und nach einem Kind fragten.

Das waren die einzigen Informationen die er haben wollte und da ihm Lalyon nichts mehr nützte, tötete er ihn, ganz einfach.

Miquel interessierte nur noch eins in dieser dämlichen Stadt: Das Waisenhaus. Vielleicht war dort jemand gewesen, nachdem er schon adoptiert wurde...
 


 

~~~
 

...plötzlich klopfte es an der Tür und Lalyon öffnete diese auch ohne etwas Ungewöhnliches zu erwarten.

Merkwürdigerweise war niemand an der Tür und so schnell konnte keiner klopfen und wieder verschwinden. Hatte er sich das ganze eingebildet? Gerade wollte er die Tür wieder schließen, als er ein leises Wimmern eines Babys hörte, dass nach einem 2. Blick auf der Forte lag.

Überrascht beugte er sich zu dem Kleinen und hob ihn hoch,… als ein Zettel runter fiel. Nachdem er sich noch mal bückte um den Zettel hoch zu heben, las er diesen, auf dem in feiner säuberlichen Handschrift geschrieben stand:
 

Hochgeehrter Herr ,

Auf die lange Freundschaft unserer beiden Familien möchten wir sie bitten uns den Gefallen zu erweisen und unseren Sohn Miquel in ihre Obhut zu nehmen. Wir würden unseren geliebten Sohn nie auf diese Weise im Stich lassen, jedoch haben wir aus gewissen Gründen keine andere Möglichkeit.

Sobald es uns die Umstände wieder erlauben, werden wir unseren geliebten Sohn zu uns nehmen. Bis es jedoch soweit ist kümmern sie sich bitte um ihn, als ob er euer eigener Sohn wäre.
 

In ewiger Dankbarkeit und Erfurcht

Dalina & Drago Legres
 

‚Legres.’ Der Name kam Lalyon ziemlich vertraut vor. Wo hatte er diesen seltsamen Namen schon mal gehört?

Damit der Kleine in dieser Kälte nicht erfror ging er erst einmal ins Haus.

Er erinnerte sich wieder, als er das Wappen auf dem schönen Deckchen sah. Ein Weißer Drache mit ausgebreiteten Flügeln der sich mit den Krallen an einem Schwertgriff hielt.

Mindestens 5 Bücherregale musste er durchwühlen, bis er wieder das gefunden hatte wonach er suchte. Ein altes Familienbuch, dass er von einer Ewigkeit geerbt hatte. Es war wahrscheinlich sogar im Mittelalter geschrieben worden. Lalyon Vorfahren waren Adlige gewesen, das bewiesen schon das Sonnenwappen das auf der Vorderseite war und der Name, der auf der eingraviert war:

Lordfamilie Enigio Diego Lalyon
 

Auf den ersten Seiten wurde die Lordfamilie vorgestellt. Danach ein Stammbaum, der sich über mehr als 20 Seiten streckte und mehrere 100te Jahre in die Vergangenheit reichte. Das alles interessiert Lalyon nicht. Die folgenden Seiten wurden interessanter. Sie handelten von einer alten Schlacht zwischen seiner Familie und zwei anderen die sich bis aufs Blut bekriegten. Seine Familie verteidigte eine der beiden Familien und das war mehr als nur ein fataler Fehler, denn die andere Familie erklärte somit auch den Krieg gegen die Lalyons.

Was er suchte war nun der Name der Familien und diese fand er auch. Die Familie die seine Familie damals schützten war Legres.
 

Als Lalyon denn Namen las wurde ihm mehr als unheimlich. Es sollte keine Nachfahren der Legres mehr geben. Wenn es nämlich nach dem alten Buch ging so haben sich die beiden Familien solange bekämpft bis keinen mehr aus den Familien gab. Sie müssten alle tot sein! Keiner hätte jemals den großen Brand überleben können. Das war zu der damaligen Zeit vollkommen unmöglich gewesen.

Lalyon bekam es mit der Angst zu tun. Was wäre wenn beide Familien überlebt hätten und bis heute gegen einander kämpften? Und dies der Grund war, warum man ihm das Kind überlassen hat? Und wenn es die andere Familie erfährt würde man ihn genauso jagen und sogar umbringen.
 

Dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Sofort machte er sich mit dem kleinen Kind auf den Weg. Am Waisenhaus angekommen überreichte er den kleinen Miquel dem Pfleger ohne auch nur ein Wort zu sagen.

In Gedanken hoffte er, dass ihm die Eltern des Kleinen vergeben konnten, aber er konnte nicht auf den Kleinen aufpassen, wenn er wusste, dass er in Lebensgefahr sein würde...

Erste Fährte

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein unangenehmes Gefühl überkam ihn. Und das schon, als er das Waisenhaus vom Weiten sah.

Hier hatte er 4 Jahre seines menschlichen Lebens verbracht, bis er von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert wurde.

Wenn sie gewusst hätten, was Miquel wirklich war steckte er heute wahrscheinlich immer noch hier drin.

Es war schon spät in der Nacht, als er sich Zutritt ins Waisenhaus verschaffte. Eine seiner leichtesten Übungen.
 

Alles war still so wie er es erwartete hatte. Hier und da hörte er das leichte Atmen von Kindern, aber sonst war alles ruhig. Trotz allem ging er lautlos und vorsichtig auf alles gefasst den langen Korridor zum Raum in dem sich damals sämtliche Unterlagen befanden.

Als er Licht aus neben liegenden Raum sah, verschwand er wieder hinter der Ecke konnte so aber alles sehn, was sich in dem Raum abspielte.

Ein Mann, wahrscheinlich einer der Betreuer, sahs an einem Schreibtisch und ging irgendwelche Daten durch. Nach einiger Zeit stand er auf und ging samt Unterlagen in den Raum in den Miquel so sehr gehen wollte.

Wenn er dem Typ jetzt an die Gurgel ging...konnte er sich schon vorstellen das morgen hier die Hölle los wäre. Und dieser Idiot Matthews würde sofort denken, dass er es war. Dazu, und um die Leiche verschwinden zu lassen hatte er nun wirklich keine Lust. Aber bei einem einfachen Diebstahl würde man nicht auf die Idee kommen, dass er dahinter steckte. Warum sollte auch ein Mörder irgendwelche Akten von Waisenkindern stehlen?
 

Es gab aber auch eine andere Möglichkeit...

Er ließ das Versteckspiel und ging zu dem Mann. Dieser schien ein Geräusch gehört zu haben und drehte sich um. Sofort hatte Miquel dem Mann einen Schlag in den Nacken verpasst, woraufhin dieser zu Boden ging.

Ohne weiteres Zögern durchsuchte er das Zimmer nach seinen Akten und fand auch nach einiger Zeit was er suchte.

In der Zwischenzeit kam der Mann langsam wieder zu sich, sah nur noch verschwommen wie sich eine Gestalt sich Richtung Ausgang bewegte.

Wieder wurde dem Mann schwarz vor Augen.
 

Als er nach längerer Zeit wieder erwachte, sahs er am Schreibtisch und wusste gar nicht was passiert war.

Anscheinend war er am Schreibtisch eingeschlafen.
 

Miquel hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Wohnung zu mieten. Schließlich musste auch er manchmal ruhen und anstatt jetzt irgendwo im Freien zu übernachten, machte er es sich nun auf dem Sofa gemütlich. In völliger Dunkelheit nur vom hellen Mondlicht erleuchtet, dass durch die Glaswand drang, nahm er sich seine Akte zum Durchblättern. Es musste doch ein Hinweis hier sein!

Dort waren sämtliche Einträge über Personen die sich je für interessiert hatten sowie auch Unterlagen von seinen Adoptiveltern dabei.

Je länger er sich jedoch die Blätter anschaute, desto hoffnungsloser wurde er. Nach einem Zweiten sinnlosem Durchforsten gab er es schließlich auf.

Seit mehr als einer Woche hatte er nicht mehr die Augen zugemacht. Miquel hatte ganz einfach Angst einzuschlafen und von jemanden angegriffen zu werden. Um wirklich ehrlich zu sein, hatte er nie die Angst verloren, die ihn in seiner Kindheit quälte. Der einzige Grund weshalb er angeblich nichts mehr fürchtete war einzig und allein sein Lehrer Daimon. Auch wenn dieser immer streng war und kein bisschen Liebe ihm gegenüber zeigte, hatte er sich trotzdem bei ihm wohl gefühlt. Er war immer da gewesen. Hatte immer über ihn gewacht als dieser schlief.

Das war das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er jemanden wirklich vertraut hatte, soviel vertraut, dass er diesem gewährt hatte ihn im Schlaf zu beobachten.

Das war das erste Mal...und würde das letzte Mal bleiben...

Todmüde, was er eh schon war, rollte er sich regelrecht zu einer Kugel und schlief ein. Und schlief so gut wie lange nicht mehr. So als würde Daimon über ihn wachen. Ihn immer beschützen. Immer bei ihm bleiben.
 

~§~
 

...“Das heißt kein Abschied auf immer. Nein. Ich würde nie auf die Idee kommen, dich ganz im Stich zu lassen. Dazu bist du zu verletzlich. Zu jung. Dazu hab ich dich viel zu gern. Ich werd immer bei dir sein, auch wenn du mich nicht sehen solltest oder mich nicht bemerken solltest. Ich werde da sein. Versprochen!...“

Letzte Worte die Daimon in der Nacht zu seinem Schützling flüsterte. Dieser hatte es ganz sicherlich nicht hören können. Er schlief zufrieden an Daimon gekuschelt und wusste nicht einmal, dass sein Lehrmeister vorhatte ihn zu verlassen.

Nach einer Weile, in der Daimon den jungen Vampir einfach beim Schlafen beobachtete, strich er sacht einige Strähnen aus der Stirn des Jungen und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange.

Erhob sich nach einer geraumen Weile, wie es ihm schien und verschmolz mit der Dunkelheit, die er als Verbündeten hatte und hinterließ einen plötzlich ängstlich wirkenden, schlafenden noch so jungen Vampir...
 

~~~
 


 

Der Schlaf hatte ihm sichtlich gut getan. Er hatte bis Nachmittags geschlafen. Jedoch blieb seine Stimmung die Gleiche: Er hatte in den Akten keine einzige Fährte gefunden. Natürlich waren ab und an einige Pärchen da gewesen und waren sehr interessiert an dem schönen Jungen, aber Aufzeichnungen darüber, dass jemand nach seiner Adoption noch Anfragen gemacht hatte, gab es nicht.

Er überlegte sich was er nun tun sollte. Vielleicht die ganze Welt absuchen – irgendwo musste es ja Vampire geben und vielleicht waren auch irgendwann seine Eltern darunter.

Wohl eher nicht. Bei den unzählig vielen Menschen auf dieser Erde würde er eine Ewigkeit suchen und er wollte nicht ein unsterbliches Leben für eine Suche verschwänden.

Es musste auch anders gehen. Vielleicht sollte er einige der damaligen Betreuer aufsuchen, es könnte sich ja etwas ergeben.
 

Nachdem Miquel seine Akte verschwinden ließ, sich noch mal im Waisenhaus eine Liste von den Betreuern ‚ausgeliehen’ hatte ging er direkt zu dem ersten der auf seiner Liste stand. Bei jedem der Betreuer und auch Ehemaligen stellte er sich richtig vor und meinte immer nur, dass es sehr wichtig wäre. Bei jedem der Besuche waren die Personen begeistert einen ihrer einstigen Schützlinge zu sehen und was die Auskunft wegen einem Pärchen betraf so wussten sie von nichts.

Mit 2 Ausnahmen: Eine schon etwas ältere Dame meinte sogar so eine merkwürdige Begebenheit erlebt zu haben. Sie meinte nur, dass sie im Traum 2 Gestalten nach einem Jungen namens Miquel fragten und als sie ihnen geantwortet hatte, wachte sie an ihrem Schreibtisch im Büro auf.

Eine ähnliche Begebenheit hatte der Andere auch. Auch er hatte damals etwas länger als nötig gearbeitet und ein Pärchen kam noch später am Abend vorbei. Sie waren an einem Kind interessiert. Um genau zu sagen: Einen Jungen. Er forderte die Beiden auf am Tag noch mal vorbei zukommen, Beide waren sehr nett gewesen und gaben ihm sogar zum Schluss die Hand. Das merkwürdige an dem Händeschütteln war nur, dass er sich fühlte als ob ihm die Beiden etwas herausziehen würden. Nur konnte er nie sagen was es war. Einige Tage später, als er dann an einigen der Adoptionsunterlagen sahs, hatte er plötzlich die Namen von mindestens 2 Jungs vergessen.

Das reichte Miquel. Die Tatsache, dass die Frau im Traum von 2 Personen befragt wurde, ließ ihn jetzt nicht mehr zweifeln, dass seine Eltern wirklich im Waisenhaus waren, ihn aber nicht gefunden haben.

Eines das er sich nun fragte war, warum sie nicht einfach zu seinen Adoptiveltern gegangen waren. Die Antwort hätten sie garantiert in dem Mann gefunden, denn war sich absolut sicher, dass sie ihm sämtliches Wissen über ihn geholt hatten.

Also warum nicht? Wollten sie ihren Sohn nicht wieder haben? War er ihnen egal geworden?

Miquel schüttelte den Kopf. Was interessierte ihn das eigentlich? Es war nicht so, dass er unbedingt bei seinen leiblichen Eltern sein wollte, er wollte doch bloß diese Kreaturen begutachten, die ihm dieses Leben angetan hatten.

Zwar wusste er jetzt, dass seine Eltern dort waren, aber niemand wusste wohin sie gegangen waren.

Weiterhin nachdenklich was er weiterhin machen sollte, latschte er durch die vollen Straßen der Innenstadt. Dass er Matthews unterwegs begegnen könnte war kein Problem. Die Menschen würden ihn nur wieder erkennen wenn er es selbst wollte.

Er lief an einem Schaufenster vorbei, in dem Fernseher verkauft wurden. Einer von ihren Waren zeigte gerade die Nachrichten. Und gerade, als Miquel vorbei kam, kam die Nachricht von 3 unerklärlichen Morden und einer heißblütigen Begegnung zwischen Mörder und C.I.A.- Beamten. Niemand anderem als Matthews. Es wurden einige Bilder von den Tatorten gezeigt und die aufgespießte Leiche hatte man als extra noch parat.

Miquel bewunderte sein Werk und musste gleich darauf lächeln. Sie waren wunderbar gearbeitet. Die, im Detail nachempfundenen Schlangen, die sich um den Griff wanden, waren einmalig. Die Dolche hatte er einst mal zusammen mit Daimon ausgesucht. Bei einem Waffenschmied, der im Untergrund tätig war und der Miquel heute noch mit den feinsten Waffen ausstattete.

Falls seine Eltern jemals hier gewesen waren, konnte es durchaus sein, dass sie bei dem Waffenschmied etwas gekauft hatte.

Ein Versuch war es jedenfalls wert.
 

~§~
 

Später am Abend machte sich Miquel auf den Weg in den heruntergekommenen Viertel der Stadt. Hier kann jeder fast alles tun was er mochte. Drogendieler an jeder Ecke, genauso wie überall Prostituierte herumstanden um sich so ihr Geld zu verdienen. Was natürlich nicht fehlen durfte waren die Bandenkriege. Ging jemand spät abends durch die Straßen konnte er sicher sein erschossen, erschlagen, erstochen, überfahren, erdrosselt oder vergewaltigt zu werden, was nicht nur Frauen abbekamen.

Er hatte nie Probleme unbeschadet hier durch zu kommen. Jedenfalls hatte er keine, als er das letzte Mal mit Daimon hier war. Das war das erste Mal, dass er ohne ihn bei Darson, den Waffenschmied war.

Um noch einmal sicher zu gehen, nicht gesehen zu werden, überquerte er die Gegend durch die Dächer des Viertels und landete sicher vor der Tür des Schmieds.

Bevor er eintrat, ging er noch mal sicher und schaute sich noch mal auf der Straße um ohne, dass ihn etwas verdächtiges oder auch ein anderer Vampir auffiel. Von Daimon hatte er gelernt, dass er sich vor stärkeren Vampiren in Acht nehmen sollte und lieber floh als sich von diesen töten zu lassen, wenn er in dessen Revier gekommen war. Und hier war es mehr als nur höchstwahrscheinlich, dass andere Vampire sich Waffen vom Schmied kauften.

Noch einmal penibel in sich hineinhorchend um ganz sicher zu gehen keinen anderen seiner Art in dieser Gegend zu finden, als jedoch nichts davon sprach, dass eine stärkere Aura in diesem Gebiet war, trat er in die gut getarnte Schmiede ein. Vor der eigentlichen Tür zur Schmiede standen 2 Riesen, die Miquel ohne ein Wort die Tür öffneten. Die beiden kannten ihn nur zu gut. Als sie das erste Mal hier waren, hatte Miquel den Fehler begannen, als Erstes einzutreten und die beiden Riesen waren sogleich auf ihn losgegangen. Man könnte auch meinen, dass die beiden Riesen Pech hatten, denn noch bevor die Beiden eine Möglichkeit fanden den jungen Vampir anzugreifen, lagen sie längst am Boden und zählten die Sternchen am Himmel. Damals fand es Daimon mehr als nur amüsant seinem Schützling zuzugucken und lachte nur herzhaft, als er nach Miquel über die Beiden schritt.

Der Schmied selbst reagierte nie panisch auf fremden Besuch. Er verhielt sich so, als ob niemand da wäre und er wusste ganz genau, dass er sich bei solcher Kundschaft respektvoll zeigen sollte. Ein einziger Fehler und er wäre tot oder ein Sklave irgendeines Vampirs, dem Darson’s Waffen sehr gefielen.
 

Bei Miquel Eintreten blickte der schon ältere Mann kurz auf und machte dann mit seinen Schnitzereien weiter.

Miquel indes schaute sich angeblich höchst interessiert einige Schwerter an und strich bei dem einen oder anderen über das Metal. Er hatte den alten Darson und seine Arbeit zu schätzen gelernt und wartete bis der mit seiner Arbeit fertig wurde. Dieser ritzte nur noch die letzte Feder in den Griff und legte das halb fertige Schwert zur Seite. Darson liebte es, dem jungen Vampir Waffen zu schmieden. Der Kleine war einer der Wenigsten, die seine Arbeit schätzten und mit seinen Waffen auch hervorragend umgehen konnten. Er respektierte Miquel genauso wie dieser ihn, denn der Junge hatte seit langem schon aufgehört seine Fähigkeit, Gedanken zu lesen, bei dem Alten anzuwenden.

Zurzeit wünschte sich Darson jedoch die Gedanken des Vampirs zu lesen, als er bemerkte wie Gedankenversunken Miquel war.

„Was darf ich dieses Mal für dich tun? Du brauchst sicherlich neue Dolche, ich habe die Nachrichten gesehen und die Dolche die man als Beweismittel sichergestellt hat. Schade um die schönen Dolche.“

Darson war wirklich betrübt. Er hatte mit Freuden dem schönen jungen Vampir solch einmalige Dolche gefertigt. Es hatte ihn auch sehr viel Zeit und Mühe gekostet. Aber das lies sich nun mal nicht vermeiden. Zum Glück hatte er einige bei sich behalten – Nur für alle Fälle. Sofort holte er eine Schatulle heraus in denen 6 Dolche mit silbernen Griffen waren und kam damit zu Miquel.

Dieser betrachtete die Dolche wie den größten Schatz der Welt. Jetzt tat es ihm ein wenig leid, dass er 5 von den sechs Dolchen bei den Toten gelassen hatte. Irgendwie wollte er sich bei dem Schmied bedanken, dieser hatte ihm immer wieder seine besten Waffen gegeben ohne dafür einen Preis zu verlangen. Schon damals hatte ihn Darson darauf hingewiesen, dass er von ihm keine Gegenleistung verlange, nur das er gut auf seine einzigartige Kunst aufpasste.

„Ich werde Ihnen die Dolche wiederbringen. Versprochen.“ Miquel hatte sich angewöhnt den Mann nicht zu duzen obwohl dieser ihn eigentlich siezen sollte. Ihm waren die vielen Regeln einfach überflüssig erschienen und er unterhielt sich mit Personen wie er es wollte, brach liebend gerne die alten Regeln.

Trotz seinem Versprechen, nahm sich Miquel 2 der Dolche. Eine mit silbernen Blättern verziert, der Andere mit schwarz – silbernen Federn. Neigte nur kurz den Kopf vor dem Schmied.

„Ich bin jedoch nicht hier um mir andere Waffen zu holen. Ich bin hier um von Ihnen zu erfahren, ob hier vor ungefähr 11 Jahren ein Paar war, Vampire. Vielleicht ähnelten sie mir sogar etwas. Falls es bei den Vampiren auch so etwas wie Familienähnlichkeit gibt. Bitte, falls sie sich noch daran erinnert können, ich muss es wissen.“ Schon fasst flehend erklang die, eigentlich immer gefühlslose, Stimme des jungen Vampirs.

Der schier große Gefühlsausbruch, war Darson aufgefallen. Er versuchte sich zu erinnern, wobei er langsam zu einem Regal trat um nach etwas zu suchen, dass ihn vielleicht an einen früheren Besuch erinnerte.

Und tatsächlich fiel ihm eine beschädigte Silberglaskugel auf, die auf einer der oberen Regalbretter stand.

„Da war etwas. Ein lückenhaftes Ereignis...vor längerer Zeit...“
 


 

~~~
 

...gerade saß er an einem schwarzem Schwert, dass es für den Meister Daimon bearbeitete. Darson war bei dem Vampir aufgefallen, dass er seit einiger Zeit ruhiger geworden war. Er hatte ein gutes Verhältnis zu ihm, was nicht gerade selbstverständlich war. Die meisten seiner Vampir- Kunden waren respektlos ihm gegenüber und bedankten sich nie bei ihm. Daimon war schon etwas anders. Darson konnte den Vampir fragen warum er so ausgeglichen wirkte, ein anderer Vampir hätte ihn an die Scheibe geworfen und ihn mit den Krallen aufgespießt.

Daimon jedoch erklärte ihm mit einem leicht sehnsüchtigen Blick, dass er einen noch schlaffenden Jungblut in seine Obhut genommen hatte und sprach nur in den höchsten Tönen von dem hübschen Jungen. Darson hätte wetten können, dass sich der Vampirmeister in seinen Schützling verliebt hatte.

...

Er lächelte immer noch, als er daran dachte. Das war ihm noch nie untergekommen. Er würde den Vampirjungen bald zu Gesicht bekommen, denn Daimon würde für den Kleinen Waffen kaufen, sobald dieser erwacht und somit seine eigentlich Ausbildung beginnen wird.

Urplötzlich klopfte es und Darson war ein wenig erschrocken. Anscheinend hatte er Kundschaft.

Sogleich wurde die Tür von den Wachen geöffnet und drei Personen traten ein.

Der Erste hatte schneeweiße, kinnlange Haare, welches sein linkes Auge verdeckte. Er war fast ganz in schwarz gekleidet, außer dem weißen Pelz am Kragen und an den Handgelenken.

Nach kurzem Umsehen, ging er den anderen Beiden aus dem Weg und blieb dort auch für die nächsten Minuten.

Die Beiden, die nach ihm eintraten, sahen edel aus und hatten schon etwas Adliges an sich.

Der Mann wirkte ziemlich mächtig, verhielt sich auch dementsprechend abweisend. Er hatte, genau wie der Weißhaarige, schwarze Kleidung an, es stach nur ein roter Schal hervor, genauso wie ein Schwert, welches an seiner linken Seite hing und dessen Scheide mit einem dunklem Rot verziert war. Anders als der Weißhaarige, hatte dieser schwarzes Haar, jedoch auch kinnlang.

Die schöne Frau an seiner Seite war wunderschön, wie Darson meinte, und schien auch freundlich zu sein, jedenfalls lächelte sie ihn freundlich an, zeigte dabei wohlwissend ihre langen Zähne.

Sie war, im Gegensatz zu den Herren, in hellen Farben gekleidet. Ein roter, mit Schnüren gebundener, Pullover, der auch den Hals verdeckte. Dazu ein weißer knielanger Rock und knielange weiße Stiefel. Sie hatte die gleichen violettfarbenen Augen wie ihr Begleiter und auch dieselbe Haarfarbe, nur leuchteten ihre Haare im Licht violett auf und hingen ihr über die Schultern.

Nach dem Betrachten der drei Personen und nachdem die Drei sich scheinbar genügend umgesehen hatten, stand Darson von seinem Platz auf, an dem er angeblich die ganze Zeit, das Schwert für Daimon bearbeitete.

Darson wusste wie man mit Vampiren umgehen musste: Immer schön zurückhalten und jeden Wunsch der blutsaugenden Wesen von deren Augen lesen.

„Was wünschen sie, mein Herr?“ Darson sprach absichtlich den Mann mit dem offen gezeigten Schwert an.

Er vermutete richtig, dass dieser deren Anführer war.

„Man versicherte mir, dass sie ein hervorragender Schmied seien. Mein Schwert wurde leider beschädigt...“ Kurz hielt der Mann inne um zu dem Weißhaarigen zu blicken um dann weiter zusprechen, den Blick nicht vom Weißhaarigen wendend.

„Würden sie mir höflicher Weise ein neues Schwert verkaufen?“

Darson war überrascht von der Höflichkeit des Vampirs. Er hatte von diesem Mann eigentlich erwartet angefaucht zu werden, ihm sofort ein Schwert zu geben.

Dieses Verhalten war dem Weißhaarigen völlig suspekt erschienen. Der Mann, der seinen früheren Herrn im Kampf besiegt hatte, seinen Clan aufgelöscht und ihn als Einziges in dessen Clan genommen hatte, sprach, für einen Vampir unwürdig, höflich mit einem einfachen dummen Menschen.

Das konnte und wollte er sich nicht länger auf sich sitzen lassen. Er hatte gegen seinen „neuen Herrn“ gekämpft und verloren. Doch anstatt ihn zu töten, wie es eigentlich unter Clankriegen üblich war, ließ er ihn am Leben und verlangte ihm treu ergeben zu sein; ihm wie ein Schoßhund zu gehorchen. Dieser Vampir hatte ihm in den letzten Tagen gezeigt was er von den Regeln und der Unterwürfigkeit der Menschen zu den Vampiren hielt.

Das eben war zu viel gewesen, ihm war vollkommen egal ob er von diesem bestrafft wurde. Ohne zu überlegen ging er einfach auf den Schwarzhaarigen los, vergas jedoch, dass man ihm seine Waffen abgenommen hatte, so blieben ihm nur seine Krallen.

Jedes Mal, wenn er versuchte den größeren zu treffen, wich dieser aus. Der kurze Kampf verlief genauso wie beim ersten Mal: Während der Weißhaarige sich verausgabte, blieb sein gegenüber gelassen und konnte ihn nach einiger Zeit, mit einem kräftigen Schlag, meterweit weg befördern.

Der Weißhaarige landete auf der Tischkante und stieß somit die Silberglaskugel vom Tisch.

Regungslos blieb der Weißhaarige auf dem Tisch liegen.

„Verzeihen sie bitte wegen der Kugel. Sie wissen ja wie schwer man heut zu tage gutes Personal findet.“

Darson verzog keine Miene über das eben geschehene, hob nur die Glasscherben auf und meinte nur: „Das kenn ich nur zu gut und keine Sorge wegen der Kugel, das bekomm ich wieder hin. Sie wollten doch ein Schwert haben – Warten sie kurz, ich hab da eins, dass ihnen gefallen wird.“
 

~§~
 

Darson wusste endlich woher ihm Miquel Freundlichkeit bekannt vorkam. Ihm war der Junge sofort sympathisch gewesen. Der Mann von damals war genauso wie der junge Vampir vor ihm. Nur, dass in Miquel Zügen sich die Schönheit der Frau widerspiegelte.

Als sich der Schmied noch mal den Jungen vor sich betrachtete war er sicher, dass das Paar von damals Stolz auf ihn wäre, wenn sie ihn nun sehen würden.

„Ja, mein lieber Miquel. Deine Eltern waren bei mir...

Die Reisenden

„Ja, mein lieber Miquel. Deine Eltern waren bei mir...
 

Du siehst genauso aus wie dein Vater und du bist genauso wie er. Du hast seinen Charakter geerbt und anscheinend auch die Schönheit und die Unschuld deiner Mutter. Sie wären wahrscheinlich unsagbar glücklich dich zu sehen.“ Darson schmunzelte leicht. Er konnte es einfach nicht glauben. Die beiden von damals hatten einen solch wunderschönen Sohn auf die Welt gebracht. Und doch machte es ihn traurig. Warum um himmelswillen hatten sie ihn nicht bei sich behalten?

Miquel spürte die Gefühle des alten Schmieds. Wie töricht der alte Mann doch war, dachte er sich. Er glaubte anscheinend immer noch, dass seine Eltern ihn gewollt hatten oder auf ihn stolz sein könnten. In ihm blieb alles kalt. Der Gefühlsausbruch von vor ein paar Minuten hatte sich gelegt.

Plötzlich war ihm der Respekt den er immer zu dem Schmied hatte egal. Seine Wut und sein Unmut sprachen aus ihm, welche er nicht einmal erkannte.

„Was sollen sie schon von mir haben, alter Mann? Ein dummes Kind, das bis zum 18. Lebensjahr menschlich bleibt, ist doch nur eine Last für sie gewesen. Ihr wisst nichts über unser Volk. Ihr seid nichts weiter, als ein Mensch, der sich einbildet durch seine Schmiedekunst Ansehen bei den Vampiren zu genießen. Ich bin ein Narr, genauso dumm wie mein ‚leiblicher’ Vater, der mich über alles liebt, auf das er und meine achso geliebte Mutter mich schutzlos aussetzten und mir damit ein mehr als nur grausames Leben beschert haben. Mein Vater soll freundlich und höflich gewesen sein? Dann frag ich euch, wie herzlos und falsch musste diese Maske gewesen sein, dass er seinen Sohn ein solches Schicksal zum Geschenk gemacht hat?“ Bei den letzten Worten immer wieder lauter geworden, merkte er nicht, wie er seine Zähne fletschte und seine Augen sich gefährlich golden, wild färbten.

Darson schaute den jungen Vampir überrascht in die Augen. Er war nicht wegen den Worten überrascht und auch nicht wegen den Fängen oder den wilden Augen, sondern wegen einzelner sachter Tropfen, die schon fasst wie rötliche Perlen wirkten, sich an die hellhäutigen Wangen schmiegten und mit dem Vampir um eine traurige Wette weinten.

So, hatte der Schmied ihn noch nie gesehen. Als er ihn zum ersten Mal sah, war ihm ein gefühlsarmes und völlig inkonventiertes Kind begegnet. Das war das erste Mal, dass er so einen Ausbruch sah.

Darson konnte den Jungen gut verstehen. Ein kleines Kind, das seine wahren Eltern nie zu Gesicht bekam. Natürlich musste er gekränkt sein. Von den Eltern im Stich gelassen zu werden war sehr hart und dabei musste Miquel noch die Wandlung durchstehen, die er ohne Daimon wahrscheinlich nie überlebt hätte, in dem Zustand indem ihn Daimon fand...

Auf der Hut und Abstand von dem wütenden Vampir haltend, kam er mit einem Stofftaschentuch auf ihn zu. Vorsichtig, mit kleinen sachten Bewegungen wischte er Miquel die blutigen Tränen vom Gesicht.

Das fand er nun selbst bei einem Vampir seltsam. Nicht nur, dass der Kleine weinen konnte, die Tränen bestanden aus Blut. Als jedoch nach einer geraumen Zeit die Tränen ihre rötliche Farbe verloren, verstand Darson langsam.

Anscheinend hatte Miquel seit einer sehr langen Zeit keine Träne mehr vergossen oder je in seinem Leben getan.

Miquel indes fasste sich wieder und drehte sich auch sofort um.

Für ihn waren Tränen auch etwas Neues. Er hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal weinte er noch, als Daimon ihn fand und danach nie wieder. Bewundernd hielt er eine der glänzenden Perlen auf seinem Finger um sie sofort wieder wegzuwischen.

„Es macht dir mehr zu schaffen, als du es dir zugestehen willst, nicht wahr? Egal wie verletzt man ist, so ist es noch kein Grund einen anderen zu beleidigen, man bereut es danach eh wieder.“ Bei den Worten ging Darson nochmals zum Regal um nach etwas Wichtigem zu suchen.

In der Pause, die durch das Suchen entstand, bereute Miquel wirklich was er zu dem Mann gesagt hatte. Er hatte den Schmied beleidigt, was er noch nie getan hatte. Dazu war sein Respekt zu ihm viel zu groß gewesen. Nun musste er sich zu etwas aufraffen, was er ebenfalls seit langem nicht getan hatte. Und noch einmal geschah in dieser Nacht ein wahres Wunder.

Mit einem leisen, doch hörbaren „Verzeiht“ entschuldigte sich der Vampir auch sogleich bei Darson.

Bei dem leisen Wort, nickte der Schmied nur zufrieden, machte sich auch gleich wieder daran seine Suche fortzusetzen, was von Miquel nicht verborgen blieb.

„Was sucht ihr? Kann ich vielleicht behilflich sein?“ Es war nur ein Angebot, das nur an seine Höflichkeit erinnerte.

„Ach, nicht nötig...hier ist es auch schon.“ Froh den kleinen Zettel gefunden zu haben, ließ sich Darson etwas schwerfällig wirkend auf den Stuhl gleiten.

Miquel blickte ebenfalls auf den Zettel, aber eher etwas überrascht die Braue hebend.

„Was ist so Wichtiges auf dem Zettel, dass ihr ihn jetzt gesucht habt?“ Neugierde, die aus dem jungen Vampir sprach, entfachtes Interesse, als Darson erklärte was es mit dem Zettel auf sich hatte.

„Du musst wissen, dass dein Vater begeistert von meinen Waffen war. Er kam von weit her und konnte deshalb nicht jedes Mal her kommen um Neue zu holen und deswegen ließ er sich die Waffen auf ein Schloss in Sibirien liefern, vor einigen Jahren jedoch wurden die Waffen zurückgeschickt mit dem Hinweis, dass dieses Schloss nicht mehr bewohnt sei. Seitdem hab ich nichts mehr von deinem Vater gehört.

Wenn du irgendwo anfangen wolltest zu suchen, dann dort. Wer weiß vielleicht findest du eine Spur.“ Mit diesen Worten hielt er Miquel den kleinen Zettel hin. Als dieser den Zettel jedoch nehmen wollte, hielt Darson noch fest.

„Unter einer Bedingung...“ Darson war gespannt was der junge Vampir sagen würde. Er hatte das Interesse in den leuchtenden Augen gesehen und wusste mehr als nur genau, dass Miquel sich diese Chance nicht entgehen ließ.

„War ja klar. Es gibt immer ein aber. Also was verlangt ihr von mir Schmied? Und bitten sie mich nicht jemanden zum Leben zu erwecken, ich bin nicht so mächtig auf das ich Gott spielen würde.“ Leicht bittere Worte des Jungvampirs, die er in seinem Leben schon so oft gehört hatte. Obwohl er so jung war, hatte er nichts Schönes auf dieser für ihn verfluchten Welt gesehen und sprach dem entsprechend abgeneigt. Was den Schmied noch mal Mitleid für Miquel erwecken ließ, sofort aber wieder wich, als ihn der Vampir wohlwissend wütend und beleidigt ansah.

Miquel respektierte den Mann, weil ihm dieser sehr Weise erschien und er sich nie gegen seine Art und Weise negativ zeigte. Durch diesen Respekt ihm gegenüber hatte er nie wieder versucht in Darsons Gedanken zu lesen, aber er konnte es nicht verhindern, dass er die Gefühle des Anderen wahrnehmen konnte. Was er fühlen konnte, machte ihn wütend und zugleich beleidigte es ihn, wie er zuvor den Schmied mit seinen Worten beleidigt hatte.

Noch immer wütend, fragte er Darson was er für eine Bedingung war.

„Du warst noch nie in Sibirien und obwohl ich weiß, dass du einen ausgesprochen guten Orientierungssinn und Überlebungsinstinkt besitzt, möchte ich dich bitten eine Person mitzunehmen. Mein Enkel ist äußerst klug. Er kennt sich sehr gut in Sibirien aus und ich möchte, dass er mir eines meiner Schwerter zurück bringt, falls es dein Vater noch auf dem Schloss gelassen hat.“ Darson würde nun verschiedene Reaktionen sehen: Entweder würde Miquel ihn als Vollidioten beschimpfen und sich ohne den Zettel nach Sibirien begeben; ohne ein Wort zu verlieren, die Schmiede verlassen oder Darson sogar töten um sich den Zettel zu holen.

Jedoch traf nichts der Gleichen ein. Miquel überlegte lange und starrte die ganze Zeit auf den kleinen Zettel. Eine Begleitung wäre gar nicht mal so eine schlechte Idee, falls es in Sibirien Vampire gäbe so konnte er sich irgendeinen dummen Grund ausdenken, dass er den Menschen einem anderen Vampir verkaufen wollte oder so ähnlich, obwohl er sich auch mit denen anlegen konnte – man weiß ja nie wie stark die Biester sind. Zum anderen konnte Miquel kein einziges Wort russisch und so müsste er sich keinen Dolmetscher suchen.

„Aber sie wissen schon, dass ich nicht vorhabe mit ihm ein Flugzeug oder dergleichen zu besteigen? Ich hoffe, dass er ein bisschen was von ihnen geerbt hat was mich sehr erleichtern würde.“

Darson schmunzelte. Wusste Miquel eigentlich, dass er einen Sinn für Humor besaß?

„Jeremy geht noch zur Schule, er hat morgen oder übermorgen Semesterferien. Du kannst ihn in seiner Schule finden und erklär ihm ‚schonend’ was du mit ihm vorhast. Ihn zu finden wird nicht sehr schwer sein, geh einfach in Sekretariat oder wenn du gerne die Schule absuchen möchtest...“

Damit gab Darson dem Vampir den Zettel und war sichtlich erleichtert, dass man mit Miquel doch reden konnte. Der junge Vampir wurde langsam erwachsen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~

Endlich Semesterferien! Wer freute sich nicht endlich mal wieder entspannen zu können. Alle lieben Ferien- nur einer nicht.

Wenn die Ferien begannen, hieß es für Jeremy Langeweile pur. Seine ‚Freunde’ hatten schon groß geplant: Urlaub in Spanien, komischerweise war kein Platz mehr frei. Hätten sie doch früher bescheid gekriegt, wäre er noch zu einem Platz gekommen, aber leider war es nicht so und deshalb redete sich Jeremy ein, dass eh nur wieder in der Ecke gesessen hätte und in einem Buch las.

Das würde die restlichen Ferien auch wieder tun.

‚Besser als überhaupt nichts tun.’, dachte er sich.

Jeremy hatte vor die ganzen Semesterferien im Studentenwohnheim zu bleiben. Letztes Jahr war er kurz zuhause gewesen und davor war er bei seinem Großvater, also warum sollte er wieder dahin, er würde sie nach seinem Studium eh wieder oft genug zu Gesicht bekommen.

Jedoch wusste er nicht, dass ihm dieses Jahr jemand einen Strich durch die Rechnung machen würde und ihn zu einer wohlverdienten Reise in das schöne Sibirien mitnehmen würde.
 

Und dieser Jemand hatte vor kurzem die Universität erreicht zu der ihn Darson geschickte hatte. Der Schmied hatte ihn noch nachträglich ein Bild und die Zimmernummer des Jungen gegeben.

Außerdem hatte er Miquel die Adresse seines Vaters gegeben, damit sie so schnell wie möglich aufbrechen konnten und Jeremy seinem Großvater nicht persönlich verfluchen konnte.

Das Schloss, auf das sie wollten, lag hinter einem Dörfchen, unbekannt und ein einwantfreies Versteck für Vampire. Er las sich den darunter stehenden Namen immer und immer wieder durch: Legres. Dalina & Drago Legres.

Miquel Legres, wie das schon klang. Falls es wirklich seine Eltern waren, dann kannte er endlich seinen vollen Namen, ob er den Namen als sein Eigen nennen wollte wusste er selbst nicht so recht. Er wusste überhaupt nichts mehr. Weswegen er eigentlich sich auf die Suche der beiden Vampire machte, war ihm ebenfalls vollkommen unverständlich wie alles andere.

Nun war er also an der Universität von Darsons Enkel angekommen und musste Jeremy suchen, dass hatte ihm eindeutig noch gefehlt.

Er musterte das Bild, welches ihm Darson gab. Der Junge sah gar nicht mal so schlecht für einen Menschen aus. Dass Jeremy schon die Universität besuchen sollte, war für ihn mehr als überraschend. Er sah nämlich kein Jahr älter aus als Miquel selbst. Von dem Schmied wusste er, dass Jeremy gerade mal 17 war – der Junge musste mehr als nur intelligent sein.

Hübsch sah der Kleine auch aus, wäre nur nicht die Brille im Weg. Miquel hatte sich angewöhnt jeden Menschen, der ungefähr in seinem Alter war, als Kleiner zu bezeichnen, was eigentlich der Wahrheit entsprach. Miquel war älter als sie, er sah nur so jung aus, in Wirklichkeit war er doppelt so alt wie die menschlichen Jugendlichen. In Vampirjahren gezählt, wurde Miquel als Jugendlicher gesehen, also gab es nicht wirklich einen Unterschied.

Nach längerer Zeit, in der er einfach nur auf das Foto starrte, machte er sich auf den Weg in Jeremys Wohnheim.
 

Dieser ahnte momentan von nichts und war ebenfalls auf den Weg nachhause. Zuvor musste er jedoch noch kurz in die Bibliothek um Material zu besorgen. Momentan beschäftigte er sich mit der ägyptischen Gesichte und würde, nachdem er das Studium beendet hatte, zu archäologischen Ausgrabungen nach Ägypten reisen.

Nachdem er sich mindestens ein Dutzend Bücher ausgeliehen hatte, marschierte er vollbepackt Richtung des Wohnblocks.

Während Jeremy sich Bücher auslieh, brachten diese andere Studenten zurück und schauten ihn nur merkwürdig an. War ja auch klar: Während die sich auf den Weg nach hause oder in den Urlaub machten, würde er die ganzen Ferien hier bleiben und sich sonst zu Tode langweilen.

Schwerfällig ging er die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Als er die Tür öffnen wollte, musste ja ein Unglück geschehen – er konnte die Bücher nicht mehr halten und flog samt Bücher auf den Boden seines Zimmers, als er endlich die Tür auf hatte.

Na ja, zum Glück war es nicht vorher geschehen und hatte die Bücher in seinem Zimmer.

Bevor er jetzt wieder aufstand suchte er wie ein Maulwurf nach seiner Brille, die er beim Sturz verloren hatte. Er zuckte zusammen, als ihm jemand die Brille vor die Nase hielt.

Miquel hatte nämlich schnell das Zimmer des Jungens gefunden und da dieser anscheinend noch nicht da war, hatte er sich ohne zu fragen Zutritt verschafft, warum mussten die Menschen auch immer ihre Fenster offen lassen...

Er hatte nicht länger als eine Viertel Stunde gewartet, als Jeremy mit einem Stapel Bücher ihm vor die Füße viel.

Miquel hob die Brille auf, nachdem der Blonde gesucht hatte. Wie immer hatte er Recht gehabt und der Junge sah wirklich ohne die Brille schöner aus, als er eh schon war.

Während Jeremy dankend die Brille entgegen nahm und dann begann, mit Miquel Hilfe, die Bücher wieder vom Boden aufzulesen, blieb Miquel still ließ sich nicht anmerken, dass er mit seiner Begleitung nach Sibirien gar nicht einverstanden war. Im Gegensatz zu Darson, war dieser junge Mann tollpatschig, er würde ihm garantiert Ärger machen.

Ordentlich legte Jeremy die Bücher beiseite, bedankte sich noch mal und erst jetzt fiel ihm auf, dass der Typ schon vorher in seinem Zimmer war, dass er ALLEIN bewohnte!

Ihm kam sofort der Gedanke, dass es sich hier um einen Einbrecher handeln musste. Panisch wich er vor dem Schwarzhaarigen zurück und fiel auch sogleich in einen Sessel.

Miquel lächelte nur. Jeremy hatte Angst vor ihm, wie viele andere auch, aber am lustigsten waren seine Gedanken. Er hielt ihn wirklich für einen Einbrecher.

Langsam kam er zu ihm rüber, beugte sich über Jeremy und sah wie dieser nur noch mehr verängstigt tiefer in den Sessel rutschte, bloß weit weg von dem Fremden.

„Keine Panik. Ich bin weder ein Einbrecher, noch will ich dich umbringen oder sonst was mit dir anstellen.“

Kurz tat er so, als würde er noch überlegen müssen.

„Eigentlich hab ich doch was vor. Du bist der glückliche Gewinner und hast eine Reise nach Sibirien gewonnen. Zusätzlich bekommst du noch dazu einen Vampir als Bodyguard. Also pack deine Sachen, es geht auch schon gleich los. Wo ist dein Koffer?...Ach, bleib ruhig sitzen ich mach das schon.“

Sofort suchte Miquel einen Koffer, fand diesen auch gleich unter dem Bett und begann Jeremys Sachen zügig in den Koffer zu packen.

Jeremy unterdessen, hatte sich keinen Zentimeter bewegt und saß immer noch im Sessel. Völlig perplex versuchte er sich wieder zu fassen.

‚Eine Reise nach Sibirien? Wird das jetzt eine Entführung? Ich sollte sofort hier weg.’ Seine Gedanken fasste er als erstes Zusammen und er verarbeitete das gerade Gesagte des Fremden, ließ jedoch das kleine Detail „Vampir“ aus.

Noch einmal blickte er in die Richtung des Fremden, wie dieser seine Sachen in den Koffer packte, dann kam ihm die Idee so schnell wie möglich aus dem Zimmer raus zu rennen und die Polizei verständigen.

Er fasste all seinen Mut zusammen und rannte los. Die Tür stand noch immer offen, er hatte die Tür noch nicht geschlossen. Vielleicht hatte er auch Glück und jemand stand auf dem Flur oder vor dem Wohnheim, er musste es nur schaffen aus dem Zimmer zu kommen.

Soweit kam er jedoch nicht. Kurz bevor er die Tür erreichte flog sie wie durch Geisterhand zu. Er rüttelte vergeblich an dem Türknopf, sie blieb verschlossen. Egal wie lange er es versuchte.

„Hör mit dem Blödsinn auf und hilf mir lieber zu packen, woher soll ich wissen was du mitnehmen willst.“

Als Jeremy jedoch noch panischer reagierte und verzweifelt weiter an der Tür hantierte, blieb Miquel nichts anderes übrig.

Mit einem Ruck sahs Jeremy wieder im Sessel und starrte nur noch ungläubig auf den Fremden vor ihm.

‚Das war’s. Der bringt mich um.’ Er schloss die Augen und wartete darauf, dass Miquel ihn die Kehle durchschnitt, als dieser in der Manteltasche wühlte.

Ice Rose Castle

‚Das war’s. Der bringt mich um.’ Er schloss die Augen und wartete darauf, dass Miquel ihn die Kehle durchschnitt, als dieser in der Manteltasche wühlte.
 

Er wusste doch, dass ihm Jeremy Ärger machen würde, aber dass es so schnell sein würde hatte er nicht geahnt.

„Sag mal konntest oder wolltest du mich nicht verstehen? DU kommst jetzt mit MIR nach Sibirien. Ich habe nicht vor dich umzubringen, obwohl ich auf deine Gesellschaft gerne verzichte und dich töten könnte, aber leider brauch ich dich. Anscheinend hast du von deinem Großvater absolut gar nichts geerbt. Das einzig Gute daran ist, dass du sein Aussehen nicht geerbt hast.“

Immer noch gereizt, hielt er Jeremy einen Zettel hin, welchen Darson geschrieben hatte. Er hatte vermutlich gewusst wie Jeremy reagieren würde.

Immer noch verängstigt starrte er der braunhaarige abwechselnd zu Miquel und den Zettel.

Nachdem er den Fremden als merkwürdig abgestempelt hatte, nahm er zitternd den Zettel entgegen bevor sein gegenüber die Kontrolle verlor.

Jeremy konnte sich nicht wirklich auf den Zettel in seiner Hand konzentrieren, dazu machte ihn der Fremde zu sehr Angst.

Behutsam faltete er den kleinen Zettel auseinander und erkannte gleich die Handschrift seines Großvaters. Mit kurzen Zeilen forderte er ihn dazu auf mit dem Fremden Mann namens Miquel nach Sibirien zu reisen und ein Schwert mitzubringen, das in einem Schloß irgendwo in der Pampa lag.

Ungläubig laß Jeremy den Brief immer und immer wieder durch. Eine Fälschung wäre dazu viel zu gut gewesen, er kannte sich damit aus und konnte es unterscheiden.

Der Blonde wusste wie sein Großvater war. Jedes Mal, wenn er bei ihm war versuchte er Jeremy zu überzeugen mit ihm zu verreisen und jedes Mal verneinte der er.

Anscheinend ließ er nichts aus um ihn aus seinen 4 Wänden zu reißen. Jetzt musste er schon einen Fremden Kerl zu ihm schicken, damit er auch wirklich in den Ferien rauskam.

Obwohl sein Großvater schon ziemlich alt war, machte er immer Späße und einige gingen schon mal zu weit- genau wie dieser. Er würde ganz sicher nicht mit dem Kerl irgendwo hin verreisen.

Die Angst verschwand und machte Wut platz. Mit wütendem Blick wandte er sich an den Schwarzhaarigen, stand abrupt auf und ging in sein Zimmer wo die gepackte Tasche stand.

Verblüfft schaute Miquel zu wie der Jüngere begann wutentbrannt die Sachen aus der Tasche zu werfen.

‚Na schön, wenn sich der dumme Junge sich mit mir anlegen will...’

Keine Sekunde später war der Vampir schon bei Jeremy, drehte ihn und warf ihn mit sich aufs Bett.

Miquel hatte sich nicht ausgesucht diesen dummen Menschen mit sich zu nehmen. Am Liebsten wäre er alleine nach Sibirien gegangen, schließlich waren es Familienangelegenheiten.
 

„Ich bin genauso wenig begeistert, wie du. Das habe ich mir nicht ausgesucht. Währe dein Großvater nicht und hätte er mich nicht gebeten dich mitzunehmen, wäre ich schon längst in Sibirien. Wegen dir muss ich einen großen Umweg machen.“

In den letzten Tagen hatte er so viele Gefühlsausbrüche wie in den letzen 10 Jahren nicht mehr. Er verstand es selbst nicht.

Langsam wurde er äußerlich wieder ruhig und erhob sich vom Bett.

„Belassen wir es dabei: Du kommst mit mir nach Sibirien, holst das Schwert aus dem Schloß und fliegst wieder zu deinem Großvater, das Schwert abliefern.“ Lange blickte er Jeremy an. Die ganze Zeit hatte er kein Wort gesagt, lag immer noch auf dem Bett und schaute Miquel verständnislos an. Nach einiger Zeit fing er sich wieder, stand jedoch nicht auf.

„Du meinst das Ernst?!“, stellte Jeremy fest.

„Und auch nicht zu überreden!“

Der Fremde hatte von Anfang an eine Entscheidung getroffen. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als mit einem, ihm völlig Fremden nach Sibirien zu reisen um irgendein dämliches verrostetes Schwert für seinen Opa zu holen.

Jeremy seufzte und stand nun endlich auf, die Reisetasche aufhebend.

„Wann reisen wir ab?“

Erleichtert stellte Miquel fest, dass der Kleine sich anscheinend doch gefügt hatte.

‚Er scheint doch etwas von Darson geerbt.’, überlegte er schelmisch. Möglicherweise würde es doch interessant werden...

Zufrieden wand sich Miquel zum Gehen und meinte noch schalkhaft: „Sobald du fertig gepackt hast, komm auf das Dach der Universität. Wir nehmen das schnellste Flugzeug, das du je gesehen hast. Ich freu mich auf dein Gesicht.“

Somit verließ er den Raum und hinterließ einen verwirrten Jungen…
 

~){(*§*)}(~
 

Ein kleines Dorf lag gut versteckt in den Bergen. Umgeben von dichten Wäldern und Unmengen Schnee, gut geschützt vor ungebetenen Gästen. Kalter Wind fegte durch den tiefen Winterwald und brachte weiteren Frost. Es war früh am Morgen, Nebel bedeckte das Dorf als die zwei Fremden vor dem Dorf standen.

Die Bewohner des Dorfes waren schon längst wach um ihrer Arbeit nach zu gehen. Dass sie Besuch bekommen hatten merkte bislang keiner.

Ein junger blonder Mann, eingehüllt in einen langen Mantel und das Gesicht versteckt unter einer Kapuze. Kurz schaute er noch zurück und war verblüfft was für ein langen Weg sie in solch kurzen Zeit zurückgelegt haben. Die Art auf die er gereist war erschien ihm immer noch unwirklich und so drehte er sich wieder um, nickte zu seinem Begleiter und ging ohne ein Wort die verschneite Straße ins Dorf. Zuerst mussten sie sich aufwärmen und dann so schnell wie möglich das Schloss finden.

Noch zogen sie keine Blicke auf sich. Jeremy war ganz in Weiß gekleidet so wie alle Bewohner hier scheinbar rumspazierten. Währe er alleine ins Dorf gekommen, hätte ihn wahrscheinlich niemand für einen Fremden gehalten, aber sein Geleit würde früher oder später aufsehen erregen.

Sie brauchten nicht lange bis sie jemanden begegneten und Jeremy nach dem Weg fragen konnte. Sofort wurde ihm eine Antwort gegeben, als er jedoch schon weitergegangen war sah die Frau etwas verwundert hinterher, dachte sich aber nichts bei der Begleitung des Blonden. Erst als sie an einem älteren Mann vorbeigingen schien kurze Zeit später jeder zu wissen, dass das Dorf Besuch bekommen hatte.

In der Taverne angekommen zog Jeremy erleichtert die Kapuze vom Kopf und setze sich dann an einen freien Tisch. Alle Gäste waren sofort verstummt und schauten zu dem seltsamen Fremden. Ein Mann, der Wirt so schien es, kam zu seinem Tisch und fragte ob er etwas trinken wolle. Er schien neugierig zu sein, schaute immer wieder auf Jeremys Anhängsel und konnte sich nur schwer den Anblick des Anderen lassen.

Keiner sprach auch nur ein Wort. Sämtliche Anwesenden schienen die Luft anzuhalten.

„Hauptsache etwas Heißes.“, antwortete Jeremy. Der Wirt schaute immer noch auf denjenigen neben Jeremy, sagte nach einem langen Zögern: „Hunde müssen eigentlich draußen bleiben, aber ihr scheint weit gereist zu sein und er scheint ziemlich erschöpft zu sein. Ich bring ihm gleich was zum Essen.“

Erleichtert atmete Jeremy auf, als der Wirt weg war und sah zu dem großen Tier, das leicht knurrend und übermüdet neben ihm saß. Den Unterschied zwischen Hund und Wolf schien der Mann zum Glück nicht erkannt zu haben.

„Du gehst ein ziemlich großes Risiko ein.“, flüsterte er leise zu dem Tier.

Einige Zeit später kam der Wirt mit einer Schüssel rohem Fleisch und einer heißen Tasse Tee wieder. Die Schüssel stellte er auf den Boden vor den „Hund“ und gab dann die Tasse dem jungen Gast.

„Du kommst von weit her, nicht wahr? Was suchst du in dieser Einöde?“

Neugierig war der Wirt überhaupt nicht und mindestens die Hälfte der anderen Gäste wartete gespannt auf die Antwort des Fremden.

„Ähm…“, und weiter kam er nicht, als sich eine ältere Frau aus einer Ecke einmischte.

„Was soll der Bursche hier schon wollen? Ein kurzes Abenteuer wie alle in seinem Alter. Du, Wirt solltest lieber wieder an deine Arbeit gehen, anstatt deine Gäste auszuhorchen.“ Damit erhob sie sich schwermütig und kam langsam an Jeremys Tisch.

„Ppf…so ne alte Schachtel. Von dir lass ich mir nichts sagen.“,entkam es dem Wirt, entfernte sich dann aber doch von Jeremy und tat als hätte er Wichtiges zu tun.

Jeremy lächelte nur leicht. Genau wie es Miquel vorausgesagt hatte. Alle ziemlich neugierige Personen. Anscheinend war in diesem Dorf hinter den Bergen wirklich nie etwas los.

Die etwas gebrechlich wirkende Frau setzte sich gegenüber Jeremy und starrte regelrecht den großen Wolf an, als sie sich mit Jeremy zu unterhalten begann:

„Nimm es denn Leuten hier nicht Übel. Es gibt hier nie etwas Ungewöhnliches und wenn eine fremde Person, in diesem Fall du, ins Dorf kommt ist das die Sensation seit 100 Jahren.“, krächzte dann die Frau.

„Mir kannst du ruhig vertrauen.“ Kurz sah sie von dem Tier auf und sah Jeremy an um dann gleich wieder zu dem Tier zu blicken.

„Also, was macht ein junger Mann wie du mit einem Wolf in dem hintersten Teil der Welt? Und erzähl mir nicht, dass du in den Urlaub gefahren bist. Dafür gibt es angenehmere Orte.“, flüsterte die alte Frau zu Jeremy.

Diesem blieb der Mund offen.

~Na los! Sie weiß wie wir zum Schloss kommen. ~

Jeremy zuckte zusammen. Als hätte ihm jemand ins Ohr geschrieen. Kurz hielt er sich den Kopf und sah finster zu dem Wolf.

„Bastard.“, kam es lautlos aus seinem Mund.

Immer noch sah die Frau das schöne Tier an und blickte dann endlich zu Jeremy, als der Wolf den Jungen ansah.

„Nagut…Ich suche nach einem Schloss hier in der Nähe. Leider weiß ich nichts Genaues. Die Angaben waren sehr ungenau.“
 

„Ein Schloss, sagst du…“Die alte Frau schien zu überlegen und lächelte dann das Tier müde an.

„Ja,…es gibt ein Schloss, aber viel werdet ihr da nicht finden. Ihr hättet vor 50 Jahren kommen sollen. Wenn ihr trotzdem hingehen wollt, dann seit vorsichtig. Über die nördlichen Berge zugehen und auch noch in dieser Jahreszeit ist sehr gefährlich.“ Sanft strich sie über das dunkle Fell des Wolfes, erhob sich schwerfällig und verließ gemächlich den Raum.

„Na wunderbar.“, wütend knallte Jeremy den Becher auf den Tisch. Einige der Anwesenden blickten ihn überrascht an.

Leiser sprach er weiter: „Mit einem Irren durch die halbe Welt geflogen und dann auch noch umsonst. Opa du bist ein Idiot.“

Rasend vor Wut sprang er auf und marschierte aus der Taverne, zielstrebig aus dem kleinen Dorf.

‚Das soll nicht vergebens gewesen sein.’

Überrascht sah ihm der dunkle Wolf hinterher und wurde dann vom Wirt aufgeschreckt. Dieser war genauso wütend, aber eher weil der Fremde nicht bezahlt hatte. Er knurrte den Wirt gereizt an und folgte Jeremy leichfüßig.

~Wenn du vorhast durch die Berge zu laufen, dann tust du genau das was die verrückte alte Schachtel von dir wollte. ~

Jeremy versuchte den Wolf zu missachten und lief weiter, dabei rutschte er dann einige weiter auf der eisglatten Straße aus und landete mit einem lauten Schmerzensschrei auf dem Rücken.

Schadenfroh kam Miquel über den weißgekleideten und leckte ihm dann bedauernd übers Gesicht.

„Bähh…hör auf! Was soll denn das schon wieder?“, entgegnete Jeremy erbost.

Ungeschickt versuchte er sich wieder aufzurappeln. Etwas vorsichtiger versuchte er nun auf den glatten Straßen weiterzukommen. Keinen Meter weiter stolperte er erneut, fiel diesmal der Länge nach vorne.

Wieder kam der Wolf auf leisen Pfoten zu Jeremy und legte sich diesmal mit seinem ganzen Gewicht auf den Jungen.

~Du bist super. Und ich dachte schon du seihst spießig. ~

Wutschnaubend versuchte sich Jeremy erfolglos aufzusetzen. Das Gewicht des Tieres genügte um ihn unten zu halten.

„Geh runter von mir und was heißt hier eigentlich spießig? Ich bin nicht spießig. Wie kommst du überhaupt darauf. ?“

Wieder und wieder versuchte er vergebens hochzukommen.

~Hör mal…Ich hasse dich mindestens genauso wie du mich hasst, aber wir beide haben nun mal dasselbe Ziel, was sich nicht ändern lässt. ~

Ausgiebig streckte sich Miquel bevor er dann von Jeremys Rücken stieg und selbst den Weg zu den Bergen wählte.

~Worauf wartest du? Je schnelle wir ankommen, desto schneller sind wir uns wieder los. ~

Überrascht sah Jeremy vom Boden auf.

„Ich dachte du willst nicht über die Berge gehen.“

Diesmal stand er noch vorsichtiger auf und folgte dem Wolf.

Miquel lief langsamer, damit der Mensch mit ihm Schritt halten konnte.

~Ich wollte nicht den langen Weg nehmen. Was dir die Frau nicht gesagt hat ist, dass es einen Weg zum Schloss gibt. ~

Fragend sah Jeremy ihn an.

~Wie schon…ich kann die Gedanken von euch Menschen lesen, auch die Erinnerungen.~

„Ah…Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Dann hätten wir uns das Alles sparen können.“, schrie er sauer und hob wie zur Bestätigung die Arme in die Höhe.

Miquel grinste in sich hinein.

Vielleicht würde das Ganze doch ein bisschen spaßig werden.
 

~~~

Erst als sie das Dorf verließen, wehte starker Wind und aus dem leichten Schneefall wurde bald ein brisanter Sturm. Sie hatten nicht mal die Berge erreicht, als Jeremy begann sich zu beklagen. Ihm war es zu kalt.

„Du hast es ja gut, du hast ein dickes weiches Fell.“

~Soll ich dich zu einem Vampir machen? Dann kannst du das auch und musst nicht frieren. ~, entgegnete Miquel sarkastisch.

Jeremy winkte ab und gab zur Antwort: „Nein, nein…schon gut, dann friere ich lieber.“

„Hm…sag mal, du unterscheidest dich ganz schön von den Geschichten über Vampire. Sind die alle gelogen?“, wollte Jeremy auf einmal wissen.

~Keine Ahnung ob sie wahr sind oder nicht. Ich bin so wie ich bin. Mir wurde nie gesagt warum. Spar deine Kräfte lieber fürs Laufen, anstatt mich vollzulabbern. ~

Damit herrschte auf dem Rest des Weges Stille.

‚Und damit muss ich es aushalten, bis ich das dämlich Schwert habe.’, dachte er leicht frustriert.

~ Ich hab es mir auch nicht ausgesucht, lassen wir lieber diese Streitereien. ~

Einige Zeit verging, als sie endlich eine Art Weg fanden.

Keiner von Beiden sagte etwas noch dachte er an etwas anderes, als endlich das Schloss zu erreichen.

Es dämmerte bereits und der Schneesturm legte sich allmählich. Jeremy hatte schon gar kein Gefühl in den Händen, geschweige denn in den Beinen. Noch immer sahen sie nichts außer Schnee und Eis.

~Da ist es! ~, sagte Miquel.

„Was?...wo denn? Ich sehe nichts.“

Egal wie sehr er sich bemühte etwas zu erkennen, er sah nur weißen Schnee.

~Ich hab ja vergessen, dass du anders siehst. Siehst du den weißen Berg? ~

Jeremy sah zwar einen Berg, aber kein Schloß. Nichts weiter als ein weißer, leicht glänzender Berg.

„Ja…und? Was hat das mit einem Schloß zu tun?“ fragte er immer noch ratlos.

~ Der Berg ist das Schloß. Es ist das Eis, das ihn wie einen Hügel aussehen lässt. ~

Und tatsächlich. Ein aus Fels geformtes Schloss war umgeben von Eis und den Schneemassen. Die Spiegelung der Sonne verriet das Geheimnis des schneebedeckten Berges.

Je näher sie kamen, desto sichtbarer wurde das große Gebäude den beiden Besuchern. Vor dem großen, fast unsichtbaren Tor blieben sie stehen. Miquel nahm eine menschliche Gestalt an, aber nicht seine eigene. Der Mensch stutzte wieder und fragte sich was das nun wieder sollte.

Erst als sich Miquel den Mantel über die Schultern zog, meinte er kurz zu Jeremy:

„Bin gleich wieder da.“

Er sah hinauf zu einem der kleinen Fenster, ging dann in die Hocke um nur in einem kräftigen Sprung auf den Sims des winzigen Fensters zu landen.

Jeremy blieb der Mund offen. Eine Weile stand er bloß da und sah zum Fenster wo gerade noch der Dunkelhaarige verschwunden war. Es blieb einen Moment lang still. Nur noch der Wind war zu hören, wie er um das massive Gebäude tanzte und im inneren in ein pfeifen überging.

Dann krächzte plötzlich das Tor und ging auf. Heraus kam niemand anderes als Miquel. Ohne länger zu zögern, packte er Jeremy am Arm, zerrte ihn ins Schloss und ließ den Jüngeren dann einfach stehen. Er selber ging wieder raus und suchte nach einem anderen Eingang, von dem die alte Frau gewusst hatte.

So hatte er die Möglichkeit, während die einzige Wache auf dem Schloss mit Jeremy beschäftigt war, ihn zu überraschen.
 

Unschlüssig stand Jeremy im dunklen Eingang. Sein Begleiter war wieder mal schneller weg, als er gucken konnte. Der Wind hatte die Möglichkeit genutzt und bediente sich nun dem offen gelassenen Tor. Schnell ging Jeremy lieber weiter, weil es ihm doch viel zu unheimlich war alleine in der Stille, nur vom singenden, kalten Winterwind begleitet.

„Hallo? Ist da jemand?“, fragte er laut, obwohl er nicht damit rechnete eine Antwort zu erhalten.

Jedoch hatte ihn Miquel gehört und nicht nur er...~
 

~...Fotsetzung folgt...~
 

:D Haha

Der Angriff

„Hallo? Ist da jemand?“, fragte er laut, obwohl er nicht damit rechnete eine Antwort zu erhalten.

Jedoch hatte ihn Miquel gehört und nicht nur er.

~ Oh ja, schrei doch noch lauter, damit dich auch alle hören. ~, kam es genervt von Miquel. Er lief im dunklen Gang entlang und konnte ganz deutlich spüren, dass der andere Vampir in Jeremys Nähe war. Miquel hoffte nur, dass er nicht zu spät kam. Jeremys Großvater wäre sicher nicht sehr erfreut, wenn er ihm die schlechte Nachricht brachte:

‚Ah ja, bevor ich gehe: Ihr Enkel ist leider tot, aber ich hab’s nicht getan.’

Deshalb beeilte er sich lieber.

„Was regst du dich so auf? Hier ist doch keiner.“, kam es leiser von Jeremy. Er wusste nicht ob es der andere gehört hatte. Weiter kümmerte er sich nicht um seinen nervigen Begleiter und dessen Paranoia. Zwar wusste er nicht wo er zuerst nach dem Schwert suchen sollte und wie es überhaupt aussah, aber Zeit hatten sie sicher genug und sein Anhängsel würde ihm sicherlich helfen um hier schneller wieder abhauen zu können.

Gerade in dem Moment, als Jeremy eine Tür öffnete, dahinter die Waffenkammer fand und „Bingo“ rief, wurde er gleich auf den Boden geschleudert. Völlig überrascht und panisch riss er die Augen auf und versuchte sich dann nur noch so schnell wie möglich freizukämpfen, denn er hatte nur noch die langen Zähne gefährlich nahe an seinem Gesicht bemerkt.

Der Widerstand war zwecklos. Mit Leichtigkeit wurden seine Arme über seinem Kopf festgepinnt, es wurde dafür gesorgt, dass der Junge auf dem Boden blieb. Gleich darauf spürte er auch schon einen kurzen scharfen Schmerz am Hals und versuchte sich immer noch aus dem festen Griff zu winden. Ein warmer Atem wehte gegen seinen verkühlten Hals. Eine ebenso warme, wenn nicht schon heiße Zunge leckte über seinen pochenden Hals. Das leichte Saugen spürte er nur unbewusst, Jeremy genoss nur die Wärme des anderen Körpers, welches im Gegensatz zum eisigen Winterwind angenehm wärmte. In seinem kraftlosen und halbherzigen Kampf, hörte er erst spät wie der Fremde über ihm schmerzhaft aufschrie und von ihm ließ.

Sich krümmend lag er neben Jeremy. Der Junge begriff nichts mehr und wagte erst gar nicht wieder aufzustehen.

Der Fremde, gänzlich Weißgekleidete und Weißhaarige, richtete sich mühsam auf, rieb sich den verletzten Arm und knurrte.

„Du bist einer von uns. Warum zum Teufel verteidigst du den Sterblichen?“

In der offenen Tür erschien Miquel.

Jeremy erkannte nur noch dessen Stimme.

„Er ist für dich Tabu. Das sollte als Grund für dich reichen ihn in Ruhe zu lassen.“

Mit hasserfüllten Blick begann sich der Fremde zu erheben.

„Erzähl mir nicht, dass du zu Dragos Gefolge gehörst. Ich hasse diesen Bastart.“ Rasend vor Wut stürzte sich der Fremde auf Miquel. Den Angegriffenen schien es jedoch wenig zu interessieren wie wütend der weiße Wächter war. Anstatt von ihm einen Schlag zu kassieren, wich Miquel aus und verpasste stattdessen dem anderen einen Schlag in den Magen. Was den weißen Vampir wieder zu Boden beförderte.

„Ich gehöre weder zu Drago noch zu irgendwem. Wir werden auch sofort verschwinden, wenn du uns vertätst wo Darsons Schwert ist.

Nun, weißt du wo es ist?“, fragte Miquel.

„Was?“ Verblüfft sah der Vampir hoch.

„Wegen eines Schwertes seit ihr hier?“ Er begann zu lachen. Genauso wie seine Kleidung glänzten auch seine scharfen Zähne im hellen Weiß. Er kriegte sich nicht mehr ein. Miquel war ihm gern behilflich und gab ihm nochmals einen kräftigen Tritt in den Magen.

„Wärst du jetzt so freundlich und sagst was so lustig ist?“

Keuchend lag der Weißhaarige wieder gekrümmt am Boden. Jeremy war immer noch leicht schwummrig und er bekam nur nebenbei mit was gesprochen wurde. Er hatte keine Kraft mehr in seinem Körper, jedoch versuchte er wenigstens die Augen zu öffnen. Selbst seine Augenlider fühlten sich wie Blei an.

„ Es ist nicht da…ihr habt die Reise umsonst gemacht…Er…er hat es mitgenommen. Dieses alte rostige Ding war ihm ja sooo wichtig und wertvoll…Dieser Narr!“

Jeremy hatte es gehört und war am Verzweifeln. Der ganze Weg war umsonst gewesen und hatte er auch noch Angst durch den Biss des Vampirs zu sterben.
 

„So ein Mist.“, entkam es Miquel. Dann packte er den anderen Vampir so nah wie möglich an sein Gesicht.

„Wo sind sie hin?“

„Warum sollte ich es dir verraten?“, fragte der Angeschlagene. Der Wächter hätte fast schon meinen können, dass Drago vor ihm steht.

Miquel packte noch fester zu und meinte lässig: „Weil ich dich sonst töte.“

Der Angesprochene blickte Miquel in die Augen und sah nichts anderes als puren Ernst und Mordslust in ihnen.

„Du würdest es tun. Anscheinend hast du auch keine Ahnung von den Gesetzen der Vampire.

Nur Gebissene können derart dumm sein, darum beschützt du auch diesen Menschen. Schade, dass du auf ihn umsonst aufgepasst hast.“ Höhnisch belächelte er Miquel und sah zu Jeremy. Auch Miquel sah zu dem Jungen, ließ den Vampir sofort zu Boden fallen und kniete sich zum Blonden.

„Werd ich sterben?“, fragte der Junge mit leiser Stimme. Vorsichtig hob ihn Miquel an und betrachtete die Wunde am Hals.

„Keine Angst. So schlimm ist es nicht. Der Idiot übertreibt. Du solltest dich nur die nächsten paar Stunden ausruhen.“

„Dann ist ja gut.“ Jeremy lächelte leicht und schloss müde die Augen, die er für einen winzigen Moment zwingen konnte ihm zu gehorchen. Wieder wurde er auf den Boden gelegt und mit einem Mantel zugedeckt. Es konnte nur der von Miquel sein.

„So und nun zu dir, du Besserwisser.“ Wieder packte er sich den Weißhaarigen.

Erneut von der Kraft dieses Fremden überrascht, versuchte der Vampir ein Keuchen zu unterdrücken.

„Ich wiederhole mich ungern. Wohin sind sie gegangen?“

„Warum so scharf drauf es zu erfahren?“, wollte der Silberhaarige wissen.

Miquels Geduldsfaden riss. Er drückte seine Krallen in den Hals bis sich seine Finger im Inneren berührten des weichen Gewebes trafen. Die Augen des Weißhaarigen waren weit geöffnet, sonst war aber kein einziger Laut von ihm zu hören.

Mit aller Kraft beförderte ihn Miquel auf den eisigen Steinboden. Der Stein brach unter ihm.

Miquel zog seine Krallen aus dem Hals des Vampirs. Gleich darauf stach er einen seiner Dolche in die Wunde, damit sich diese nicht wieder so schnell schloss.

„Ich gebe dir Zeit zum Überlegen.“

Miquel erhob sich wieder und kam dann zu Jeremy.

„Wir bleiben lieber über Nacht. Du brauchst Ruhe.“ Jeremy hörte nur die Stimme aus der Ferne. Dann spürte er aber wie ihn sanfte Arme umarmten und ihn trugen. Er fühlte die Wärme um sich herum und ein leichtes Pochen. Nur das Geräusch von Schuhen beweißte, dass Miquel lief.

Der Körper an dem sein Gesicht schmiegte, war so wunderbar warm, dass er sich näher zur Wärmequelle drückte.

Überrascht blickte Miquel zu dem Menschen in seinen Armen.

Die ganze Situation war bizarr. Nicht nur, weil ein Mensch einfach so einem Vampir vertraute, sich an einem fremden Ort herumtragen ließ.

Sein Hunger war seine kleinste Sorge.

Mit ihrer Suche waren sie in einer Sackgasse gelandet.

Wütend fauchte er ohne jedoch den Blonden in seinen Armen aus dessen Träumerei zu reißen. So hatte er es nicht geplant.

Das Schloss wirkte genauso wie es aussah, genauso wie es vor Jahren verlassen wurde…
 

Ein Herz das schlägt,

es schlägt für dich,

dass man es pflegt

und zwar für mich
 

wenn es auf’m Boden liegt

einsam und alleine ist

wenn der Mut die Angst besiegt

die Einsamkeit tief sich frist
 


 

er hörte eine Stimme von außen, als wäre er gefangen in einer Hülle, die er aber nicht sehen konnte. Er sah absolut nichts. Es war finster um ihn. Tiefe Dunkelheit war das Einzige, das es gab. Eine Entfernung schien es auch nicht zu geben. Die Finsternis umgab ihn wie ein dichter Nebel. Wieder hörte er leise Geflüster. Jemand war in seiner Nähe, das spürte er, aber sehen…tat er nichts und niemanden.

Er versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen, jedoch blieb sein Herz das lauteste Geräusch das er vernahm.

Es schlug unregelmäßig und rasend wie das eines Kolibris. Sein Herz wollte sich nicht beruhigen, es versuchte verzweifelt das wenige Blut in seinem Körper weiter zuschicken.

Das schaffte es aber nicht. Er bekam schlecht Luft bis ihm das Luftholen keine Erleichterung mehr brachte und er letzendlich die Augen aufschlug und sich in einem großen dunklen Raum wieder fand.

Es dauerte ein wenig bis er wieder wusste wo er sich befand.

Er lag in einem Bett, in einem riesigen Zimmer. Die Wände waren aus Stein und zwei von diesen waren mit Wandteppichen bedeckt. Ein blutiger Kampf war das Motiv – auf dem anderen Teppich endete das Motiv mit den schrecklichen Folgen.

Die Decke, in die er gehüllt war und auf der seine Hände schwer auf dem schweren Stoff lagen, war angenehm weich und groß. Sie war dünn, trotzdem wärmte sie wunderbar, denn der Raum selbst war eiskalt. Er zog die Decke bis zum Kinn, rollte sich auf die Seite und zog die Knie an den Körper.

Jetzt erst sah er Miquels Gesicht neben dem seinen. Der Vampir lag neben ihm im Bett und schien zu schlafen. Seine Augen waren geschlossen und mit seinem fast weißen Gesicht wirkte er wie eine Mamorpuppe. Miquel lag nicht mit unter der Decke. Er hatte seinen Kopf auf seinen Arm gebettet und war ihm zugewandt.

Jeremy fragte sich, ob der Vampir sich doch etwas Sorgen um ihn gemacht hatte.

Er wusste wieder was geschehen war und fasste sich an den Hals. Erschrocken darüber, dass er keinen Schmerz mehr fühlte und auch keine Unebenheit an seinem Hals zu finden war, setzte er sich auf – bedauerte es aber wieder, als sich alles um ihn herum sich zu drehen begann und er wieder in die Kissen fiel.
 

„Bleib lieber liegen, du bist noch ziemlich schwach.“

Miquel schlug die Augen auf und beugte sich über Jeremy.

„Mach dir keine Sorgen, Jeremy. Du bist immer noch ein Mensch.“

Geschwächt hielt sich Jeremy die Hand an die Stirn. Er musste die Worte erst sortieren. Das Reden fiel ihm schwer.

„Warum ist die Wunder verschwunden?“

Miquel war kurz still, strich ihm dann aber anscheinend eine Strähne aus der Stirn. Der Druck in seinem Kopf verschwan plötzlich. Er war müde, sehr müde.

Die warme Hand an seiner Schläfe tat gut und er merkte noch wie sich fremde Lippen auf die seinen legten, bevor er in einen tiefen und ruhigen Schlaf fiel.

~ Wenn du aufwachst, wird’s dir wieder besser gehen.“

Miquel blieb noch für einen Moment über Jeremy gebeugt um sicher zu stellen, dass das Herz des Jungen einigermaßen regelmäßig schlug.

Seine Lippen berührten immer noch die des anderen. Langsam hob er seinen Kopf um nicht den Schlaf des Menschen zu stören.

Auf den Fluren konnte man Schreie hören. Sie mischten sich mit dem Geheul des Windes.
 

Miquel kam vom Bet und dem Jungen.

Er ging zur anderen Seite des Raumes und ließ sich auf einen der Sessel nieder, die vor dem erloschenen Feuer des Kamins standen. Er war länger nicht mehr benutzt wurden und trotzdem hatte Miquel es geschafft ein Feuer zu schüren, nur leider war es wieder erloschen.

Sein Gesicht barg er in der Handfläche und blickte in das verbrannte Holz im Kamin. Es glühte noch im Inneren.

An den klammen Wänden des Schlosses säuselte immer wieder der Wind entlang. Der schlafende Junge atmete ruhig im stillen Zimmer, der Wächter des Schlosses war noch immer am schreien. Er schimpfte. Er beschimpfte ihn und wünschte ihm jede Krankheit die er kannte. Aber Miquel wartete. Er würde den Vampir erst freilassen, wenn er hatte was er wollte und wenn es sein musste, würde der Weißhaarige mit ihnen kommen.

Er hörte plötzlich wie Jeremy seufzte und sich einrollte. Ihm war kalt.

Miquel stand auf, nahm den Schürhaken und warf einige Holzscheitel in die Asche und dem verbrannten Holz. Der Schürhaken in seiner Hand war warm, bis er letzendlich in einem warmen Rot glühte, vor Hitze brannte, seine Hände jedoch nicht verbrannten. Die Hitze des Metalls brachte das Holz zum Brennen. Langsam breitete es sich aus. Gnadenlos rissen die Flammen die Kraft aus den ehemaligen lebenden Pflanzen.

Die Wärme breitete sich schneller aus, als es normalerweise der Fall wäre.

Miquel konnte mit ansehen wie schnell das Holz zur reinen Asche wurde und sich die Flammen verzweifelt an die restlichen Stückchen des toten Holzes labten.

Schnell warf er das Doppelte an Holzscheiteln rein, als davor. Sofort rissen sich die brennenden Flammen daran und beschenkten den kalten Raum mit der benötigten Wärme, die der Mensch wollte.

Miquel setzte sich wieder in den Sessel.

Er war müde. So müde wie Jeremy, aber der kleine Unterschied zwischen ihnen war, dass Miquel nicht in der Lage war sich Schlaf zu gönnen. Das letzte Mal, als er dies getan hatte, war die einzige Person einfach so gegangen und ihn alleine und verzweifelt zurückgelasssen. Er hasste es allein zu sein. Die Flammen loderten weiter, als ihm letzendlich klar wurde was sein wirkliches Ziel war:

RACHE…
 

Während das Feuer weiterhin brannte, der Sturm unerlässlich und ohne Rücksicht gegen die Mauern des verlassenen Schlosses schlug, die elenden Schreie des gefangenen Vampirs durch die Flure jagten, sich Jeremy und Miquel in diesem Schloß aufhielten…

In diesen Momenten der Ruhe und Einsamkeit werden Entscheidungen getroffen. Die Einen mit guten Absichten, andere wiederum mit Hass, Wut und Verzweiflung genährt werden.
 


 


 

~){(*§*)}(~

~~~~~~~~~~~
 

Wüste von Dakar

Tempel des Re
 

Stürmische Winde der Wüste bedeckten den vergessenen Tempel. Einzig die Unsterblichen war dieses Geheimnis noch vertraut. Eine alte Ruine, die einst das Zuhause von einem der höchsten Vampire war.

Sie waren wohl noch die Einzige, die noch Respekt und Ehrfurcht vor den Alten Göttern hatten.

Der Rat des Clan tagte bereits seit Stunden im größten Saal des Tempels.

12 Vampire sahsen an einem runden Tisch. Auf seiner Fläche war in der Mitte ein Drache abgebildet, ein gebrochenes Schwert in den Krallen – das Wappen des Rebellen, der einst sich gegen die Vampirkönigin stelle, seiner eigenen Mutter!

6 der Anwesenden waren aus der alten Generation, reinblütige Vampire, die auch als solches geboren wurden. Die anderen 6 waren aus den neuen Generationen, die Meisten von ihnen hatte man nicht danach gefragt ob sie Vampire sein wollen, sie wurden einfach dazu gemacht, sowie die Mehrheit der anderen im Clan. Es war der einzige Grund weshalb sie im Rat sahsen.

Leider konnten sie auch nicht viel sagen, denn das Thema war ihnen fremd.

Es wurde recht leise und stur geredet, schließlich glaubte keiner von ihnen mehr, dass die Rückkehr der Gorgils und der Vampirkönigin möglich wäre.

„Das sind doch bloß Behauptungen, keiner von uns weiß mit Sicherheit zu sagen, ob es der Wahrheit entspricht. „ Laurenz war aufgesprungen. Er gehörte zu den jüngeren Generationen. Er wurde lauter im Tonfall:

„Nur, weil es euer Anführer behauptet, muss es noch lange nicht wahr sein.“

Der Rest schwieg. Sie hatten Vertrauen in Drago, Laurenz nicht.

„Wenn du an mir zweifelst, dann verlasse diesen Ort.“

Drago war in den Raum gekommen.

Wenn man seine Person sah, wusste man sofort, dass er zum Anführer geboren war. Ihm hingen einzelne schwarze Strähnen im Gesicht, der Rest des schulterlangen Haares war zu einem Zipf geflochten*. Seine violetten Augen brannte sich regelrecht in Laurenz. Drago war selten sauer.

Eine Frau, seine Dalina, erschien hinter ihm mit einem silbernen Ball. Im Inneren schienen Wolken oder Rauch eingeschlossen zu sein.

„Es gibt Wichtigeres, als sich jetzt zu streiten. Ich habe etwas sehr Interessantes für euch.“

Dalina legte die Kugel in die Mitte des runden Tisches ohne, dass sie vom Tisch fiel.

Drago stellte sich dicht zu Laurenz und flüsterte ihm leise zu: „Und wir sprechen uns noch.“

Der silberne Ball verformte und verzerrte sich. Er schien lebendig zu werden, als würde etwas versuchen aus der Hülle zu brechen, wie ein Neugeborenes.

Es verflüssigte sich jedoch wie flüssiges Metall, füllte die Rinnen des eingravierten Drachens aus. Rauch stieg auf, der zuvor in der Kugel eingesperrt war.

„Es ist etwas in „IceRose“ geschehen. Uns scheint jemand zu suchen.“ Drago ging um die Sitzenden herum und wartete bis sich der Nebel dicht, Zentimeterhoch über dem Tisch sammelte, wie ein Verschwommenes Spiegelbild den Vorfall im Schloß aufnahm.

Der Rat konnte Sedrick sehen – den zurückgelassenen Vampir, der zur Strafe als Wächter im Schloß bleiben musste.

Vorerst schien nichts Ungewöhnliches an der Situation zu sein. Er war im Hof und trainierte im kalten Wintersturm. Bislang verlief es wie immer, sonst hatte dieser junge Vampir nichts zu tun, außer sich weiterhin auf den Kampf mit Drago vorzubereiten.

Plötzlich war ein Echo zu hören. Ein leises Hallo war es. Eine Stimme aus einem der Räume.

Es war ein Mensch, das fühlten auch die Ratsmitglieder.

„Na und, das ist doch bloß ein Mensch.“ Laurenz wurde im Nacken gepackt und zurück auf den Stuhl gedrückt.

„Treib’s nicht zu weit, Laurenz.“, zischte Drago.

Die anderen ließen sich nichts beirren. Sie sahen gebannt auf die dunklen Rauchschwaden.

Sedrick war längst im Schloß und blieb im Dunklen, wartete wie ein Raubtiert auf seine Beute um dann aus dem Hinterhalt anzugreifen.

Als die Tür endlich geöffnet wurde, war er auch schon bei dem Blonden und hielt ihn in einem engen Griff an sich um ihm keine Sekunde später seine langen Fänge in den langen Hals zu bohren. Das Blut des Jungen war außergewöhnlich köstlich und einige des Rates mussten schlucken oder leckten sich über die kalten Lippen.

Ein leichtes Keuchen war zu hören, aber laut genug, dass es alle von ihnen hörten: Miquel!

Noch bevor der Name ganz ausgesprochen war, sahen die Anwesenden wie Sedrick im Nacken getroffen wurde und ihm der Junge aus der Umarmung gerissen wurde.

Schockiert sahen sie einen Fremden, auf jeden Fall ein Vampir. Lange, gerade geschnittene rote Haare**. Er war in einen weißen Mantel gehüllt –schneeweiß wie der Rest von ihm.

Auch sahen sie, wie der Vampir zum Menschen ging und ihn fürsorglich in die Arme nahm.

Sie sahen mit welcher Leichtigkeit Sedrick gegen den Fremden verlor. Letztendlich wurde ihm ein Schwert in den Rachen gebohrt, der am Boden stecken blieb.

Der Fremde verließ den Raum mit dem Jungen in den Armen.

Den Vampiren blieb der Mund offen. Sie konnten es nicht fassen.

„Und? Ist euch reinzufällig etwas aufgefallen? Außer, dass dieser Vampir ziemlichstark ist, womöglich stärker als ich?“

Sie bewegten sich nicht. Ihnen stand der Schweiß auf der Stirn, einige hatten die Krallen in die Lehnen gekrallt.

„Seit er aufgetaucht ist, konnte man kein einziges Wort verstehen.“ Laurenz blickte immer noch starr in die nun schwarzen Wolkenfelder.

„Einen weiteren Beweis braucht ihr dann wohl nicht mehr.“

Einige nickten. Fassen taten sie es noch nicht.

Es blieb still im Saal.

Außerhalb der Räumlichkeiten wurde es jedoch langsam laut. Dann hörte man schnelle Schritte.

Die Tür wurde aufgerissen.

Der Vampir blieb an der Tür stehen. “Wir werden ang…“

Weiter kam er nicht. Erschrocken sah er Drago nur noch an. Erst langsam teilten sich sein Körper in mehrere Teile und verteilten sich auf dem Boden.

Hinter ihm stand ein menschenähnliches Wesen. Er begann zu brüllen. Jeder sah die messerscharfen Reißzähne. Der verzerrte Schakalkopf war auch nicht mehr zu übersehen.

„Es ist zu spät, sie haben uns gefunden!“, waren die letzen Worte Dragos.
 

~~fortsetzung folgt...~~ :D Haha
 

* nicht wundern, der Drago war beim Vampirfriseur *lach*
 

** zur Erklärung: Miquilein kann sein Äußeres verändern, hab's nur nicht erwähnt, big sorry -_-

Verbündete

„Du elender Bastard!“, keuchte Sedrik, mehr als dass er schrie.

Die kleinste Bewegung schien ihn vor Schmerz ohnmächtig zu machen, doch die Wut war noch stärker.

„Ich bring dich um!“

Seit Stunden war er schon am Schreien und bei jeder seiner wütenden Äußerungen konnte man ein Gurgeln hören. Er musste wegen der offenen Wunde immer wieder Blut spucken, das kostbare Blut des Menschen.

Er schwörte, dass wenn er sich befreit hatte und diesen Bastard von einem Vampir pfählte, wie dieser ihn, sich den Rest dieses köstlichen Saftes holen würde.

Seine Hände waren dabei den Dolch aus seinem Hals zu ziehen. Und egal wie viel Kraft er von seiner verbliebenen Kraft auch nahm, er schaffte es einfach nicht, auch hinderte ihn der blutverschmierte Griff, der ihm immer wieder aus den Händen rutschte.

Er hatte seine gesamte Energie schon verbraucht, dass die Schreie nicht lauter als ein Flüstern waren, bis nur noch Grollen seiner Kehle entwichen.

Sedrik war am Ende seiner Kräfte. Ihm fiel es schon schwer den Griff weiterhin festzuhalten.

>Wie kann das sein? Wer ist dieser Bengel? <

Das Einzige was noch arbeitete war sein Kopf und er stellte sich die ganze Zeit dieselbe Frage.
 

Er kannte es von Drago. Der war der Einzige starke Vampir, dem er begegnet war – körperlich ebenso geistig.

Die Macht dieses Vampirs machte ihn unsicher.

Sedrick lag nurnoch schwach in der immer größer und größer werdenden Blutlache. Das köstliche Blut des Jungen mischte sich unter unzählige anderer.

Er hörte ein dumpfes, rhythmisches Aufschlagen auf den steinernen Boden oder war es nur das Schlagen eines Herzens, welches er immer bei seinen Opfern vernahm ?

Er wusste es nicht. Seine Augen waren glasig und leer, als er sie öffnete. Er konnte nichts erkennen, alles verschwamm vor seinen Augen.

Das dumpfe Geräusch erlosch irgendwo in seiner Nähe. Er hörte aus der Ferne ein Rascheln. Sedrik versuchte seinen Kopf soweit es ging in die Richtung dieses Geräusches zu drehen, erst jetzt viel ihm auf, dass es aus Richtung der Tür gekommen war und erst jetzt konnte er einen Schatten, einen massigen Schatten erkennen, der direkt vor ihm war.

Ihm entrann ein weiteres Röcheln bei dem Versuch zu sprechen.

Es waren eindeutige Bewegungen die er sah und der Schatten hatte sich vor ihn gebeugt, war anscheinend in die Hocke gegangen. Jede kleinste Bewegung kam ihm vor wie eine Ewigkeit bis sie ganz ausgeführt wurde. Auch wenn seine Augen ihn im Stich ließen so konnte er schon ahnen was dieser Bastard vor ihm trieb.

Er neckte ihn und spottete über ihn indem er kurz die Finger in die rote Flüssigkeit tauchte, nur um dann das süße Blut abzulecken. Sedrik derweil brannte die Kehle und ebenso die Wut in ihm.

~Du hattest Recht. Sein Blut schmeckt köstlich. Du hast einen guten Geschmack. ~, sprach Miquel in Gedanken zu dem Gepeinigten.

Dann fuhr er fort, ohne auf eine Antwort hoffend:

„…Obwohl…ich nehme stark an, dass es dir egal war und du einfach nur ziemlichen Hunger hattest.“

Miquel spottete immer noch über seinen, mehr oder weniger, Gefangenen.

Sedrik nahm alles nur noch wie ein Zuschauer war. In ihm brodelte seine Wut, aber schon so schwächlich, wie er selber schon war und in jeder Sekunde die verstrich weiterhin drohte sein unsterbliches Leben zu verlieren. Nur noch einzelne Reize hielten ihn davon ab und eines davon waren die Hände des Anderen, die sacht auf seinem Gesicht Spuren zogen.

Der verzweifelte Versuch zu gestikulieren misslang ihm und er ließ es einfach zu, dass sich der Vampir auf ihn legte und ihm auf einmal den Dolch mit einem kurzen Ruck aus der Kehle riss.

Miquel missachtete den kehligen Laut und das starke Aufbäumen. Ihm zeigte es, dass der Silberhaarige noch nicht ganz gestorben war.

Er barg sein Gesicht an die Halsbeuge des fast gleichgroßen Vampirs.

„Ich biete dir an weiter leben zu können.“

Er wusste zu genau, dass er jetzt noch keine Reaktion von seinem Gegenüber erwarten konnte.

Die Wunden schlossen sich jedoch schon wieder langsam und der Körper des Vampirs zog das verlaufende Blut teils wieder in sich auf um schneller die Heilung zu Ende führen zu können.

„Ich schlag dir folgenden Deal vor:

Du führst mich und den Jungen zu deinem Anführer und lässt den Jungen als Opfer aus deiner Todesliste…

und dafür werde ich sorgen, dass du deine Rache an Drago bekommen kannst!“

Sedrik riss vor erstaunen die Augen weit auf und keuchte nochmals auf, als sich der Riss an seinem Hals gänzlich schloß und jeden Muskel, Nervenstrang und jedes der einzelnen Blutgefässe verband. Trotzdem blieb sein Rachen trocken, wenn nicht noch trockener als in den letzten Stunden.

Er hatte in der Zwischenzeit den Vorschlag des Rothaarigen gehört und überlegte. Sein Blick klärte sich soweit, dass ihm die Ohrstecker auffielen, die der Vampir trug und er wusste nicht woher, aber sie kamen ihm verdächtig bekannt vor.

~ Wie? ~, versuchte er geschwächt zu fragen. Er spürte immer noch jeden Ruck und jedes kleinste Geräusch drang an sein Ohr. Als er sich fragte woher es kam, wurde seine Frage auch sofort beantwortet, denn er spürte das Schlagen gegen seine eigene Brust.

Es kam von dem Vampir!

Immer mehr kam ihm an dieser gesamten Situation etwas skurril vor. Vampire besaßen doch kein lebendes Herz.

Er wurde aus seinem Gedanken gerissen, als der Rothaarige sich leicht abstützte um in das Gesicht des Anderen sehen zu können.

Auf einmal war ein gefährliches listiges Lächeln zu sehen.

„Das wirst du schon merken.“ flüsterte er bevor er sich ins Handgelenk biss und die blutende Handfläche auf den Mund des Silberhaarigen legte.

~Trink!~, war der Befehl den Sedrik von ihm erhielt, sowie es ihm auch seine Instinkte rieten, jedoch zögerte er, es war verboten von einem anderen Vampir zu trinken…Das Drängen seiner tieferen Instinkte, dem Befehl und sein Durst siegten zuletzt und ließen ihn vom Blut des anderen kosten.

Anders, als das eines Menschens, schmeckte es betäubend ohne einen metallischen Nachgeschmack, nicht gerade sein Geschmack, aber die Energie die es mit sich brachte machte ihn durstig nach mehr bis er es nicht aushielt. Seine Kraft war schon zurückgekehrt und half ihm den anderen zu packen und unter sich zu bringen, damit Sedrik sich am warmen Hals verbeißen konnte und noch mehr von dessen Blut und Kraft zu rauben.

Miquel hatte bloß auffauchen können und sich drehen lassen. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen, legte er die Hände auf den silberhaarigen Schopf.

~Das fasse ich als Ja auf! ~

Er griff fest in die silbernen Haare und zog Sedrik mit Gewalt von sich, dass der andere einige Meterweit liegen blieb und anfing unaufhaltsam und außer Kontrolle vergeblich nach Luft ringend.

Er schrie und heulte abermals auf. Die Krallen die sich am steinernen Boden zuschaffen machten zerbrachen den Stein unter sich…

„Keine Sorge. Es wird bald vorübergehen. Ich lass dir Zeit dich wieder zu beruhigen.

Wenn du mich suchen solltest…ich bin bei dem Jungen.“

Unter seinem eigenen Schreien, seinem Wahn und der Tatsache, dass das Grauen und der Geist des Vampirs in ihm tobte und drohte die Oberhand zu gewinnen, seine Gier nach Blut überhand nahm, hörte er den Worten des Anderen und vernahm die Schritte viel zu gut und zu laut, als es üblich für sein Gehör im Eigentlichen war.

Seine Fähigkeit, die Fähigkeit eines jeden Vampirs, unwichtige Geräusche zu dämpfen hatte ihn verlassen.

Es war ein Grauen für ihn.

So viele verschiedene Empfindungen belasteten sein Gemüt und brachen seinen Schutz, den er immer um sich hatte. Es war seit Jahrhunderten nicht mehr passiert, dass er Gefühle und die vielen unzähligen Eindrücke an sich gelassen hatte – im Grunde nie seit seiner Wandlung.

Jedoch hatte er diese Gefühle nie vergessen können und jetzt kam es wieder über ihn…

Seine Nägel brachen langsam unter dem steinernen Boden, den er zuvor noch aus seiner Kraft die Steine zu brechen vermochten.

Sedrik schrie auf unter dem Schmerz ebenso wegen den lauten Brausen des Windes. Er spürte die Kälte des Bodens und die im ganzen Raum herrschte, auch roch er die Kälte und die ganze Schönheit des herrschenden Winters außerhalb des Schlosses. Sedrik vergoß Tränen, die er lange nicht hatte und sie nie zu weinen erlaubte.
 

~~~
 

...

Eine Gruppe stand schweigend auf einer Wiese. Es war totenstill. Zu diesem Ereignis war es auch angebracht.

Der kleine Junge dessen Vater heute beerdigt wurde, stand starr in der Reihe neben seiner Mutter. Er nahm die Anwesenden gar nicht war...viel interessanter war ihm der Priester erschienen der vor ihm stand und in einem kleinen Büchlein etwas vorlas.

Den kleinen Knaben interessierte es wie oft er das eigentlich machte. Wahrscheinlich täglich. Immer wieder das Gleiche. Denn so hörte es sich für den kleinen Jungen an, wie der Priester da aus der Bibel vorlas.

Er sah sich um. Etwas abseits stand jemand. Er gehörte nicht zur Familie, sonst würde der Junge ihn kennen.

Der Mann sah zu der kleinen Gruppe wo auch der kleine Junge stand. Anscheinend hatte der Mann ihn bemerkt, denn er sah wehmütig in seine Richtung.

Er fühlte sich ertappt und sah hoch zu seiner Mutter. Sie sah sehr traurig aus und sie schien zu weinen. Ihm war nicht zum Weinen zu Mute.

Genau wie alle anderen war sie auch in schwarz gekleidet. Auch der Priester.

Wieder sah er in die Richtung wo der Mann stand. Und er stand immer noch da.

Er schien darauf gewartet zu haben, dass ihn der Knabe wieder ansah.

Der Mann wirkte unheimlich auf ihn.

Der Junge war unruhig. Er wollte etwas tun, nicht einfach hier dumm in der Gegend rumstehen.

Ohne dass es seine Mutter merkte, schlich er unbemerkt durch die trauernde Menge. Aber lange blieb seine Abwesenheit nicht unerkannt. Seine Mutter sah sich suchend nach dem Kleinen um.

Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Es war ihre Mutter, die versuchte sie zu beruhigen: „Ihm wird schon nix passieren. Er ist ein kleiner Junge. Kleine Jungs können ziemlich schlecht lange an einem Platz stehen, das weißt du doch Marie.“

Die die ältere, ganz in Schwarz gekleidete Frau,lächelte...versuchte es zumindest.

Zum Glück beruhigte sich die Frau wieder und sah stattdessen wieder zum Sarg.

„Du hast natürlich Recht.“
 

Derweil war der Junge auf dem Kiesweg unterwegs zu einem der Bäume unter dem der Mann stand. Je näher er dem Mann kam, desto mehr sah er das Gesicht und die Haarfarbe des Mannes. An der Erscheinung schien etwas nicht ganz zu stimmen. Der Mann sah traurig in die kleine Truppe, die am Hügel stand um den Großvater des Jungen zu begraben.

Der Knabe konnte das Alter des Mannes nicht schätzen. Das Gesicht des Mannes schien einem jungen Mann zu gehören, die Haare jedoch waren die eines alten Mannes: Grau – oder eher silbern. Er ging näher zu ihm.

„Du solltest zu deiner Mutter zurückgehen, sie sorgt sich um dich.“

Dem Jungen blieb kurz das Herz stehen. Nicht wegen der Stimme des Mannes, sondern das gesamte Gesicht, das zuvor unter dem Schatten des Baumes verdeckt war.

„Du siehst aus wie Opa!“

Die Augen des Mannes schienen immer noch an der Gruppe zu haften. Langsam jedoch riss er den Blick von der kleinen Menschenmenge und schien die Gegend zu begutachten, als wüsste er nicht wie er an diesen Ort gekommen war.

Dann sahen die leuchtend roten Augen den Jungen an. Er musterte ihn.

„Wie heißt du?“, fragte der Fremde den Knaben.

„Ich bin Laurenz und wie heißt du?“, fragte ihn der Junge ungeniert.

Ohne eine einzige Regung im Gesicht sah ihn der silberhaarige Mann an. Der Fremde machte wieder das Gleiche wie vorhin: Er blickte unruhig durch die Gegend...er schien etwas zu suchen, stellte der Junge fest.

„Wartest du hier auf jemanden? Oder suchst du hier nach jemanden? Soll ich dir beim Suchen helfen?“

Dem Fremden kam dieser kindliche Übermut ziemlich bekannt vor. Er war genauso, als er klein war. Er sah damals fast genauso aus.

Er ging in die Hocke um sich das Gesicht des Jungen besser ansehen zu können. Er ertappte sich dabei, wie er drauf und dran war dem Knaben über die Wange zu streicheln, die wegen dem kalten Wind rötlich gefärbt waren. Noch bevor er dies tat, stand er abgrubt auf und sah hektischer auf die verlassenen Wege und in die dichten Büsche, überall wo der Wind verdächtig Geräusche verbreitete.

„Was ist denn los?“, fragte ihn der kleine Junge und sah ihn mit seinen kindlichen Blick an.

Der Fremde überlegte nicht mehr sondern handelte einfach und zog den Jungen einfach auf seine Arme um ihn fort vom Friedhof zu bringen.

Er verstand sich selber nicht, als er wenig später am Wegesrand einer belebten Straße stand, den Jungen immer noch in den Armen haltend. Es war nicht seine Art einen Menschen vor dem Tod zu retten, aber soeben hatte er es getan. Womöglich lag es daran, dass ihn der Junge an sich selbst erinnerte, als er noch so alt war wie dieser.

Der Knabe hatte kein Ton von sich gegeben und sich einfach tragen lassen. Jetzt wo sie stehen geblieben waren, sah er den Silberhaarigen wieder an.

„Was ist denn los?“, fragte er den Mann wieder.

Dieser kniete sich wieder vor den Jungen.

„Egal was passiert, du darfst auf keinen Fall wieder zum Friedhof. Hast du mich verstanden?“. Fragend sah er den Kleinen an, der ihn mit den grünen Augen ansah.

„Aber Mama und Oma sind noch da.“

Er packte den Jungen an den Schultern.

„Bitte, bleib einfach hier...“ Damit stand er wieder auf und ging selber zurück zum Friedhof, die anderen waren sicherlich längst angetroffen. Um sicher zu gehen, dass der Junge noch immer an der gleichen Stelle stand, drehte er sich kurz um, ging dann auch schon weiter.

Zurück blieb ein fragend dreinblickender Knabe.

„Und wie heißt er nun?“, schmollte der Kleine.
 

Derweil waren Schreie zu hören. Die zuvor trauernde Gruppe lief panisch umher. Der Silberhaarige lief unbeirrt zu dem noch offenen Grab. Nicht weit davon lag der Priester. Eine brünette Schönheit hatte sich an dem Mann der Kirche zu schaffen gemacht und blieb über ihm gebeugt und mit ihren Lippen and er Kehle des Mannes, auch als der Silberhaarige an ihr vorbei schritt. Sie schien ihn sogar mit ihren Augen zu belächeln und kümmerte sich nicht weiter um ihn.

Er blieb vor dem Loch stehen indem schon der Sarg hinabgelassen wurde. Die Grobmutter des Jungen kniete schluchzend vor dem Grab. Erst als sie den Schatten bemerkte, blickte sie hoch.

Die Sonne war ganz am Horizont verschwunden. Der Wind schien den Friedhof zu meiden, seid den letzten Minuten.

Die Frau zuckte zusammen, als sie den panischen Schrei ihrer Tochter hörte. Kurz darauf verstummten die Schreie. Einige wurden in die Dickichte verschleppt, anderen wurde gleich auf dem kühlen Herbstboden das Leben geraubt. Es waren unheimliche Gestalten, grotesk ohne feste Form.

Sie zitterte, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fremden widmete und endlich ansah. Ungläubig riss sie ihre Augen auf. Die schönen grünen Augen füllten sich mit Tränen.

„Du lebst!“, flüsterte sie erstickt unter einem Schluchzer.

Sie war alt geworden. Es waren Jahrzehnte vergangen, jetzt war sie also schon Großmutter geworden.

„Ja.“, kam es kurz und knapp von ihm. Blitzschnell packte er sich die Frau. Seine Augen leuchteten wutentbrannt auf. Die alte Frau wehrte sich nicht, hielt sich am Arm des jungen Mannes fest.

„Du gehörst zu ihnen.“, stellte sie so fest. Sie lächelte. „Hauptsache, du lebst.“ Sie schloss ihre Augen.

„Ja.“, kam es wieder nur knapp von dem Silberhaarigen. Er drückte fester zu.

„Jedoch verdanke es nicht euch.“ Mit der freien Hand drückte er den Kopf der Frau zur Seite und riss seine Fänge in ihren Hals. Mit seiner Tat zerfetzte er die empfindliche Kehle der Frau und ließ ihr den langen Tot, indem er sie einfach in die Grube warf und verbluten ließ.

„Grüß Vater von mir, wenn du ihn in der Hölle wieder siehst.“ Seine Augen glommen in der anbrechenden Nacht kurz auf.

„Leb wohl, Mutter!“

Als er sich letztlich abwandt sah er nicht die Tränen seiner Mutter, die um ihren verlorenen Sohn weinte.

Die Nacht war für ihn gerade angebrochen. Sein Leben als Mensch war nun endgültig vorbei...Nichts mehr erinnerte ihn an die Zeit. Keine störenden Gefühle, weder Schmerz noch Freude die er empfand. Für diese Welt war er schon lange gestorben, ab jetzt war sie auch für ihn gestorben.

Er lief den dunklen Kiesweg lang. Der Wind wehte wieder auf, als war nie etwas geschehen. Er pfeifte in den Bäumen wieder und brachte sie dazu unter dessen Macht zum Tanzen. Niemand besaß die Kraft des Windes, nicht einmal er.

Ein leises, fast nicht hörbares Geräusch gehörte nicht zu der stillen Nacht. Ein kleines ersticktes Keuchen. Lange musste er nicht suchen.

Der Körper eines kleinen Kindes lag unter dem Baum an dem er heute gestanden hatte. Er konnte Blut riechen. Ungläubig erkannte er den Jungen mit den schönen grünen Augen – er lag im Sterben.

Vorsichtig, wie seit langem nicht mehr, hob er den Kleinen auf seine Arme. Durch die Bewegung öffnete der Kleine die Augen. Er lächelte leicht. Wie das kleine Kind ohne eine tödliche Verletzung, genauso wie er ihn am Abend gesehen hatte.

„Hab ich dir nicht gesagt du sollst nicht herkommen?“, hörte er sich selber sagen.

Der Junge lächelte ihn lieblich an.

„Du hast mir aber doch noch gar nicht gesagt wie du heißt.“, brachte der Kleine flüsternd heraus.

Der Silberhaarige merkte nicht wie er leicht zitterte. Der Junge starb langsam in seinen Armen. Er drückte den Leib an sich und schluckte schwer.

„Sedrik. Ich heiße Sedrik.“

Das Lächeln auf den Lippen des Jungen blieb, einzig die Augen schloss der Junge müde.

„Oma erzählt immer von Sedrik, ihrem Sohn. Sie sagt immer, dass er im Himmel ist. Bist du vom Himmel gekommen um mich mitzunehmen? Dann bist du ein Engel.“, flüsterte der Junge wieder.

Sedrik erstarrte und spürte nicht seine schmerzenden Tränen.

„Ja.“, kam es abgehackt von ihm. Behutsam legte er den erschlafften Körper der Jungen wieder auf den Erdboden unter dem großen Baum.

Um ihn drehte sich die Welt...in ihm blieb sie still. Nicht mal der Wind konnte ihn wecken. Er riss an den Baum, der knarrend und knackend Lärm erzeugte.

Ein Sturm zog heran und nahm den Silberhaarigen mit ganzer Wucht mit sich.

Es war Sedriks letzte und einzige Nacht in denen er den letzten Funken Menschlichkeit die Oberhand gewähren ließ. Er schrie es sich aus der Seele raus...
 

Der Schrei klang nach. In dem großen steinernen Raum hallte er laut.

Er war wieder zu sich gekommen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass ihm diese Erinnerungen hochkamen.

Zeitgefühl hatte er verloren. Aber es schien Abend geworden sein.

Wie lange er hier schon kauerte, wusste er nicht.

Er fühlte sich halb lebendig halb tot. Immer noch hatte er den seltsamen Geschmack des Rothaarigen auf der Zunge, die ihn wieder erzittern ließ.

Der Rest fiel ihm auch wieder ein...Auch ihr kleiner Deal...

"Lächel für mich"

~(§)~
 

Das Schloss aus purem Eiskristall lag in Schweigen. Kalter Wind umgab es, verschlang es komplett. In eisiger Stille brannte ein Licht. Es war zwar nicht sehr groß und nicht sehr hell, doch gerade genug um durch den Sturm aus Schnee und Frost gesehen zu werden und diese triste Einöde zu erleuchten.

Das wärmende Licht kam aus einem Fenster, in einem Turm des linken Flügels. Es war ein Kaminfeuer, entzündet um den Raum zu wärmen.

Bloß das Knistern des Feuers war zu hören. Das Toben des Sturms war in jeder kleinen Ecke des Zimmers zu hören. Durch jede undichte Stelle drang pfeifend die kühle Luft in den Raum. Schatten tanzten an den Wänden und der Decke, erzeugt durch das Licht des Feuers, das an jedem Möbelstück nicht vorbeikam.
 

Eingehüllt in einer großen Decke, schien Jeremy verloren in dem riesigen Bett. Wärmend spiegelte sich das Licht in seinem Gesicht. Er schlief immer noch, so wie ihn der Vampir vor ca. 10 Stunden hingelegt hatte. Es war schon dunkel, trotzdem schlief er weiterhin. In den Anfangsstunden lag er noch unruhig in den weichen Kissen, erst in den Abendstunden, als es anfing zu dämmern, war er ruhiger geworden und rollte sich zusammen, die Decke bis zum Hals gezogen. Trotz des Feuers war es kalt im Zimmer...zwar nicht so kalt wie in den anderen Räumen, aber für ihn war es allerdings kalt.

Ein Seufzen von sich gebend schlief er dann ruhig weiter.

Leis knisterte das Feuer und spendete Wärme. Der Raum schien die Wärme regelrecht aufsaugen zu wollen und ließ das Feuer kleiner werden, je länger es brannte. Ihm ging die Nahrung aus. Verzweifelt schien es sich auf den Rest des trockenen Holzes retten zu wollen. Züngelnd und knackend schrie es nach Hilfe.

Ein Holzscheitel wurde in den Kamin geworfen, an den die Flammen sofort übergriffen und sich wieder ausbreiteten. Einige wurden noch reingeworfen und mit einer Zange verteilt.

Geräuschlos setzte sich Miquel in den Sessel, der vor dem Kamin stand. Er hatte jede Regung des Menschen mitverfolgt, falls sich sein Zustand verschlechtern sollte. Doch als Jeremy nur mehr einfach eingerollt und ruhig schlief wurden seine letzten Zweifel zunichte gemacht. Wenn alles so lief wie er es geplant hatte, dann konnten sie schon morgen weiterreisen.

„Sei leise, wenn du reinkommst.“, warnte er kurz und leise vor, als hätte er mit sich selber gesprochen.

Die Tür wurde leise doch quietschend geöffnet, weshalb Miquel leicht das Gesicht verzog.

Genauso quietschend schloß Sedrik wieder die Tür und kam hinter den Sessel. Dabei blickte er kurz zum Bett und leckte sich über die Lippen. Er hörte das schlagende Herz und konnte den Geschmack des Blutes wieder auf seiner Zunge spüren.

Er war eindeutig hungrig und im Moment war Jeremy für ihn eine wahre Delikatesse.

"Denk nicht einmal dran. Wenn du Hunger hast, dann geh jagen.", kam es leise von Miquel. Er hob die Hand und deutete auf einen anderen Sessel zu seiner Linken. Sedrik ging der Forderung nach und nahm Platz.

Sein Gegenüber ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken runterjagen. Der Rothaarige schien sich nicht einmal die Mühe zu machen ihn anzusehen, der blickte immer noch starr in das Feuer. Durch den Schein des Feuers schienen die goldenen Augen regelrecht zu glühen.

„Was erwartest du von mir?“, fragte Sedrik nebenbei. Die Augen waren faszinierend.

„Bring mich und den Jungen zu Drago und Dalina.“, kam knapp die Antwort.

Kurz sah der weißhaarige Vampir auf die Hände, die sich in die Polsterung der Lehne gekrallt hatten.

„Was haben sie dir getan?“

Die Antwort blieb aus und der Vampir starrte weiterhin in die tobenden Flammen, die sich auch in seinen goldenen Augen widerspiegelten. Trocken schluckte Sedrik, doch dann fragte er einfach weiter:

„Woher kommst du? Wer bist du, dass du so stark bist?“

Es ließ ihn das Gefühl nicht los, dass er ihn kennen sollte, doch je länger er drüber grübelte, desto mehr Hunger bekam er.

„Warum fragst du mich Dinge, die nicht einmal ich weiß? Du brauchst nichts weiter zu tun, als mich und den Jungen zum Clan zu bringen. Den Rest, überlas mir!“

Wieder musste Sedrik zum schlafenden Jungen sehen. Seine Gier wurde immer größer.

„Warum beschützt du diesen Menschen? Er ist doch nur eine Last für dich.“, sagte Sedrik leicht gereizt. Sein Blick war vor Gier zerfressen und er schien wie ein Raubtier, das auf seine Beute lauerte.

„Wag es bloß nicht!“ Miquels Stimme war nurmehr ein Flüstern, das bedrohlicher nicht sein konnte.

„Wenn es dich so sehr nach Blut verlangt- hol es dir, aber nicht hier. Das Dorf im Tal. Dort müsste es genug Nahrung für dich geben.“

Immer noch sah Sedrik zum Schlafenden. Er sah deutlich das sachte Heben und Senken der Brust und er leckte sich bei diesem herrlichen Anblick die Lippen. Nicht nur das Blut war für ihn so verführerisch, auch sprach ihn der Körper des Jungen an.

„Und andere Notwendigkeiten kannst du auch dort erledigen. Genug Jungfrauen gibt es sicherlich.“ Miquel lächelte wissend und zwinkerte dem weißhaarigen Vampir zu. Genauso schnell war das Lächeln wieder verschwunden. Ernst blickte er in die Flammen. Er konnte fühlen wie Jeremy langsam aus seinen Träumen gerissen wurde.

„Und jetzt geh. Ich möchte allein mit ihm sprechen. Er weiß noch nicht, dass du uns begleitest.“

Nur widerwillig erhob sich der Vampir und konnte nicht verhindern noch einmal zum Schlaflager zu blicken.

„Schon verstanden. Das Beste hebt man sich nun mal für sich selber auf.“ Und damit schloß er schon die Tür hinter sich, bevor der Andere noch auf die Idee kam ihm das große Mundwerk zu stopfen, sowie es Drago immer versucht hatte, jedoch nie etwas damit erreicht hatte.

Allerdings blieb Miquel ruhig, doch knurrend, sitzen. Irgendwann würde der andere ihn noch dazu bringen auszurasten. Trotzdem gefiel ihm sein neuer Verbündeter, auf die eine oder andere Art.

Jetzt erstmal musste er sich um den Menschen kümmern. Der war nun mal ein Mensch und hatte einige Bedürfnisse die erfüllt werden mussten.

Ein Wasserkrug und ein Glas stand bereits auf dem Nachttisch, der vom Bett aus gut zu erreichen war. Etwas zu essen war ebenfalls dabei. An einige belegte Brote und ein Apfel, den Miquel momentan schälte, hatte er auch gedacht. Den Apfel in acht Teile schneidend, ging er zum Bett rüber. Den Apfel legte er auf den Tisch und setzte sich selbst auf das Bett, überlegte es sich dann aber anders und legte sich ganz ins Bett und starrte an die Decke. Kurz schaute er in das schlafende Gesicht neben sich, dann sah er wieder an die Decke und wartete bis der Blonde die Augen öffnete.

Jedoch blieb es länger still. Nur das Knistern des Feuers, das Toben des Windes und der leise Atem des Menschen waren zu hören. Hatte er sich vielleicht doch geirrt und sein Instinkt hatte ihm einen groben Fehler gespielt oder woran lag es, dass Jeremy immer noch schlief?

Ein Murren machte ihn aufmerksam. Anscheinend war doch alles wie es sein sollte. Unverständlich murrte Jeremy im Halbschlaf bevor er sich dann streckte und laut gähnte. Als er seine Augen öffnete, schien er überrascht zu sein jemanden neben sich liegen zu sehen. Vorerst blieb er regungslos liegen und sein Kopf versuchte sich wieder zu sammeln. Dann nahm er aber seine Bewegungen wieder auf. Nochmals gähnend setzte er sich auf und rieb sich verschlafen die Augen.

„Es ist ja schon dunkel?“, murmelte er seine erste Feststellung.

„Ja. Du hast den ganzen Tag geschlafen.“, erklärte daraufhin Miquel, der immer noch in seiner liegenden Position verharrte. Der Mensch bemerkte nur nebenbei, dass ein Feuer brannte, ihm war trotzdem kalt und wickelte sich deshalb in die Decke, als er sich wieder hinlegte.

„Was ist denn passiert?“, fragte er diesmal etwas verständlicher und drehte seinen Kopf zu Miquel. Er schien vom Äußerlichen wirklich in seinem Alter. Zu gerne hätte er mehr von seinem Gegenüber gewusst. Noch war ihm das Ganze etwas surreal und erschien ihn eher wie ein Traum. Einer von der finsteren Sorte.

„Er hat dich gebissen. Es war ein Fehler von mir, dass er dich erwischen konnte...ich war zu langsam.“ Es war eher eine Feststellung seinerseits. Für seine Fehler schämte er sich nicht. Wie er von seinem Lehrer gelernt hatte, waren solche Fehler dazu da um aus ihnen lernen zu können, damit so etwas nicht wieder geschah.

Miquel drehte den Kopf und sah dem Jungen erst ins Gesicht und dann auf den Hals, an dem nur noch eine gerötete Stelle zu sehen war.

„Jetzt scheint es dir wieder besser zu gehen.“

Fast panisch hatte sich Jeremy sofort an den Hals gefasst und war wieder in der Senkrechten.

„Keine Angst. Du bist und bleibst ein Mensch. Er wird es nicht wagen dich anzufassen, wenn er überleben will.“ Miquel setzte sich ebenfalls auf und ließ die Beine aus dem Bett baumeln. Er nahm sich die Apfelstückchen und reichte sie an Jeremy. „Iss was. Wir brechen wieder auf sobald es dir besser geht.“

Ohne Abzuwarten, dass der Junge sich selber die Stückchen nahm, schob er ihm einfach einen in den geöffneten Mund und stand dann auf.

„Ich hab ein bisschen nachgeholfen. Sonst wärst du natürlich so schnell nicht wieder auf den Beinen.“ Miquel ging zum Kamin und stocherte im Feuer herum, während Jeremy endlich an dem Apfel knabberte, den Vampir jedoch im Blick behielt.

Miquel sah über die Schulter zum Jungen.

„Jemand mit Manieren würde jetzt Danke sagen.“, erwähnte er nebenbei und grinste frech. Sofort verschluckte sich Jeremy, als er antworten wollte. Er hörte noch ein leises und kurzes Kichern bei seinem Versuch Luft zu holen.

„Man spricht nicht mit vollem Mund.“, tadelte er Jeremy und ließ sich darauf hin in den Sessel fallen.

Der Braunhaarige lief rot an und sah zornig zum Sessel, sah aber bloß die Rückenlehne.

„Ich wollte mich doch nur bedanken.“, knurrte er aufgebracht. Er sah aber nur wie Miquel eine Handbewegung machte und dazu meinte: „Schon gut. Ich nehme deinen Dank gerne an. Und jetzt iss weiter.“

Mürrisch tat Jeremy wie ihm geheißen und kaute an den Stückchen rum. Ihm machte es immer noch zu schaffen, dass er mit einem waschechten Vampir unterwegs war. Seltsamer war der Umgang den der junge Vampir pflegte. Wäre er ihm auf normalem Wege begegnet, hätte er wohl nie für möglich gehalten, dass Miquel etwas anderes war als ein einfacher Mensch.

Letztendlich schaffte es doch tatsächlich eine einzige Person ihn dermaßen zu verwirren. Sonst konnten ihn absolut nichts und niemand aus der Haut bringen.

Aber jetzt schien alles was er gesehen hatte, jeder dem er begegnet war seit er sich auf die Reise eingelassen hatte verwirrend neu und beängstigend sowie gefährlich zu sein. Die Tatsache, dass er von einem anderen Vampir gebissen wurde ließ ihn schaudern und automatisch fasste sich Jeremy an den Hals. Er spürte den Schmerz von messerscharfen Zähnen die seine Haut durchbohren, wiederkehrende Schwäche und panische Angst vor dem Tod. Sogar die scharfen Krallen konnte er in seinem Rücken spüren, den unerbittlichen Griff dieses Monsters.

Jeremy zitterte am ganzen Leib und ließ das Apfelstückchen auf die Decke fallen.

„Wa...was hast du mit ihm gemacht?“ Leise schluckte er.

„Er wird uns keine Schwierigkeiten mehr machen.“, antwortete ihm der Vampir vom Sessel aus. Er spürte die Angst des Jungen und war auch nicht gerade taub. Die Angst konnte er schon in seiner Stimme raushören.

„Ist...er tot?“ Jeremys Stimmte war kaum ein heiseres Flüstern.

Leise knisterte das Feuer im Kamin und das Bett knarrte, als der Junge in die Decke gewickelt aus dem Bett stieg und zum Sessel kam.

„Warum antwortest du nicht?“, fragte er etwas hibbelig. Schwer hämmerte sein Herz gegen seine Brust. Er wollte verdammt noch mal nur bestätigt haben, dass der fremde Vampir tot war. Er starrte Miquel an ohne auch nur eine Regung feststellen zu können. Ihm schwirrte im Kopf herum ob der immer noch rothaarige überhaupt einen anderen Gesichtsausdruck auf Lager hatte. Jedenfalls erschien er ihm jetzt wie einer dieser verrückten Prominenten nach einem Lifting, außer, dass der Vampir vor ihm noch gut aussah.

„Setz dich doch.“, wisperte Miquel. Jeremy plumpste einfach auf den zweiten Sessel und starrte den anderen aber immer noch an.

„Was verheimlichst du mir? Und sei ehrlich“, forderte er direkt.

„Ich verheimliche dir nichts. Schließlich bin ich noch nicht dazu gekommen dir zu sagen was ich zu sagen hab.“

„Dann sag mir was du mir zu sagen hast!“ Langsam war er genervt von dieser komischen Ausdrucksweise. Wie lange er wohl eigentlich mit der Statue rumlaufen musste, schien aber noch seine kleinste Sorge zu sein.

„Das Schwert und deren Besitzer sind schon länger weg.“

„Das hab ich schon noch mitbekommen, während ich fast verblutet wäre und ihr euer Kaffeekränzchen hattet.“, unterbrach er den Vampir. Dafür kassierte er nur einen unerklärlichen Blick, bevor Miquel weitersprach.

„Da keiner von uns beiden weiß wo sie sind, wird Sedrik deshalb unser Fremdenführer sein.“

„Wer ist Sedrik?“, unterbrach ihn Jeremy wieder. Kurz war er etwas verwirrt, bis ihm von selbst ein Licht aufging.

„Oh nein...Doch nicht dieses MONSTER!“ Aufgebracht vor Angst sprang er auf. „Du hast ihn am Leben gelassen? Er wird mich bei der nächsten Gelegenheit umbringen!“

„Beruhig dich. Ich werde es zu verhindern wissen.“

Der junge Vampir sah Jeremy länger an, ohne den Verängstigten zu beruhigen. Miquel war immer noch in einer anderen Gestalt. Die feuerroten Haare glänzten im Schein des Kaminfeuers. Auch die ebenweiße Haut schimmerte leicht rötlich, nur die Augen glühten mit ihren eigenen Feuern, wie kaltes flüssiges Gold.

Nach geraumer Zeit sah er ins Feuer und sagte weggetreten: „Ich hab es dem Schmied Darson versprochen.“

Jeremy verlangte es danach zu schreien, zu rebellieren. Sein Leben stand hier auf dem Spiel. Die letzten gesprochenen Worte hinderten ihn daran und er klappte den Mund wieder zu, die er zuvor aufgerissen hatte. Er schluckte die Wut und seine Angst hinunter und sah seinerseits betreten zu Boden. Wie es schien hatte sein Großvater sehr viel Vertrauen zu seinem ungewöhnlichen Begleiter und bekam als Gegenleistung den Respekt Miquels. Jeremy resignierte. Nicht mal er konnte mit soviel Vertrauen rechnen. Sein Großvater hatte sein Leben dem Vampir anvertraut und auch die Beschaffung des kostbaren Schwertes in dessen Hände gegeben. Damit konnte er wirklich nicht konkurrieren. Im Gegensatz zu dem Vampir war er nur ein Mensch und ein Schwächling. Was konnte er schon groß vollbringen? Dem Vampir war er bloß eine Last die beschützt werden musste.

„Wenn du das sagst.“, entgegnete er leise. Ihm war nicht mehr danach sich in der Nähe Miquels aufzuhalten und stand einfach auf. Um sich etwas abzulenken setzte er sich aufs Bett, nahm sich letzte Apfelstückchen und aß es in einem Happen auf. Und da er nichts mehr zu tun hatte ließ er sich in die Kissen fallen um sinnlos an die Decke zu starren.

„Warum vertraut er dir so sehr?“ Er hatte nicht vorgehabt diese Frage zu stellen, doch seine Zunge war einfach schneller gewesen. Für ihn eigentlich selten, dass sein Kopf der Nachzügler war.

„Weil er mich sehr gut kennt.“, antwortete ihm Miquel. Langsam stand er auf und kam zu Jeremy, der immer noch an die Decke starrte. Vorsichtig beugte er sich über ihn und sah ihm in die blauen Augen.

„Wie du schon sagtest. Dein Großvater vertraut mir und tut Gut daran es zu tun.“

Überrascht wich Jeremy zurück und kroch höher.

„Ja, aber warum ausgerechnet du? Du bist ein Vampir?? Warum hat gerade dich ausgesucht damit du eines seiner Schwerter zurückholst? Er hätte doch auch selbst gehen können, aber er hat dir die Aufgabe gegeben und mich da mit reingezogen.“ Komplett verwirrt versuchte er irgendetwas in dem Mimiklosen Gesicht zu lesen.

„Ich verstehe einfach nicht warum er dir so vertraut.“, fügte er leicht enttäuscht hinzu. Es musste einsehen, dass egal wie viel er seinem Großvater bedeutete, das größte Vertrauen bekam ein Vampir.

„Vertrauen muss man sich verdienen.“, sagte Miquel und setzte sich an den Rand des Bettes. „ Ich respektiere deinen Großvater. Er ist ein großartiger Mensch...und er besitzt sehr viel Mut.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Jeremy dazwischen. Und zum ersten Mal sah ihn Miquel mit einem ehrlichen und warmen Lächeln an, das Jeremy einen Schauer den Rücken runterjagte.

„Weil er Waffen an Vampire und Wulx verkauft. Und mich mit erstklassigen noch handgearbeiteten Waffen versorgt. Er verkauft sie mir nicht sondern gibt sie mir einfach. Ich habe sehr großen Respekt vor ihm und das weiß er, auch wenn ich es ihm kein einziges Mal gesagt habe...“ Miquel saß schräg zu Jeremy und sah aus den Augenwinkeln wie der Junge ihn anlächelte. „Was ist? Du siehst mich so merkwürdig an?“ Er änderte seine Position fast nicht. Nur seinen Kopf drehte er etwas und sein Lächeln verschwand.

„Schade.“ Jeremy zog seine Beine an seinen Körper, umschlang sie mit seinen Armen und bettete seinen Kopf auf die Knie. „Ich glaub jetzt hab ich dich ein bisschen kennen gelernt.“ Fragend sah ihn der Vampir an.

„Du solltest öfter lächeln, dann siehst du nicht so böse aus.“ Etwas verwirrt starrte ihn der Dunkelhaarige immer noch an.

„Bist du denn des Wahnsinns?“ Miquel stand auf und ging zum Kamin um noch einen Holzscheitel reinzuwerfen.

„Warum denn nicht?“, fragte ihn der Junge und stand jetzt auch auf.

„Dann würde mich ja keiner ernst nehmen.“ Jeremy kam näher zu ihm und sah ihn von der Seite an. „Aber du könntest doch wenigstens ein bisschen lächeln. Nur...wenn ich in der Nähe bin?“

„Vergiss es.“, antwortete ihm der Vampir. „Aber ich nehme dich doch ernst.“, verteidigte er sich. Zu gerne wollte er das schöne Lächeln von vorhin sehen. Der Vampir hatte so wunderschön ausgesehen und so verträumt gewirkt.

Kurz wartete er auf eine Reaktion, als keine kam wollte er sich schon beleidigt umdrehen. Hätte er das auch nur eine Sekunde früher getan, wäre ihm das leichte Lächeln nicht aufgefallen, das der Vampir versuchte zu verbergen. Auch Jeremy fing an zu lächeln. Langsam drehte er sich um und ging zum Bett. „Schade, wirklich schade.“, meinte er gekünstelt und grinste jetzt aber über beide Ohren.
 

_____________________________________
 

Über Kommis würde ich mich selbstverständlich sehr freuen ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kei_Hiwatarie
2008-03-31T22:31:39+00:00 01.04.2008 00:31
^///^
will ihn auch lächeln sehn *g*
Ich mag deine FF, sie wird jetzt erst so richtig interessant!
Ich frag mich nur, was geschieht, wenn die beiden lieben Weggefährten alles über Miquel, seine Vergangenheit und seine Ziele erfahren (ich will natürlich auch alles erfahren!!!) ^.^
Dein jetziger Schreibstil gefällt mir wirklich gut und die FF ist nicht mehr so durcheinander wie in den ersten Kaps *glücklich bin*
Kam nicht immer sofort damit zurecht, war eben etwas viel anders als sonst, aber ehrlich nicht schlecht, der Mensch ist eben doch lernfähig, glaube ich zumindest ;)
Hoffe ich kann bald wider etwas (am liebsten das nächste Kap, ganz ganz bald XD) von dir lesen
Bye ^_^
Von:  sanisa
2007-07-15T19:03:59+00:00 15.07.2007 21:03
Ohh ha so langsam wird es ja richtig spannend als jetzt sitze ich auf heißen Kohlen und wart bis das nächste Kapitel kommt.
jedenfalls hasst du mich mal wider total begeistert *grins* mit dem Kapitel ja und wie schon geschrieben wart ich gespannt auf das nächste Kapitel.
so ne Gruß noch schnell by sanisa
Von:  sanisa
2007-07-04T06:45:11+00:00 04.07.2007 08:45
zwei mal löl,
dann wart ich weiter auf Kapitel 5 *grins*.
Gruß sanisa
Von:  sanisa
2007-06-28T18:06:05+00:00 28.06.2007 20:06
Gemeines ende für das Kapitel,
aber wirklich ich bin immer noch begeistert und überracht wie sich die geschichte entwickelt hat.

was ist den mit dem Cop ???,
oh man ich knn mir das grad bildlich vorstellen wie der arme kerl da in dem Sessel hockt und nicht weiß was los ist.

Naja ich hoffe mal du kannst mir ne ens schicken wenn es weiter geht ich hoffe doch mal es geht weiter.
alos nen Gruß by sanisa



Von:  sanisa
2007-06-28T13:09:42+00:00 28.06.2007 15:09
ach na endlich ml eine erfreuliche nachricht für ihn das er endlich jemanden gefunden hat der seine Eltern gesehen hat.

und wirklich schade um die Dolche,
na ich bin mal gespannt wie er sie ihm wider geben will *grins*.

so schnell mal weiter lesen Gruß sanisa
Von:  sanisa
2007-06-28T12:40:38+00:00 28.06.2007 14:40
holla das entwickelt sich ja recht spannend,

und das du zwischendurch immer die rückblenden rein schreibst ich bin mal gespannt wie es weiter geht.

und wie der gute Cop jetzt weiter vorgehen will da sein versuch den Mörder ja zu stellen nicht ganz so gelaufen ist wie er sich das vorgestellt hat *grins*.


naja ich les mal schnell weiter damit ich weiß wie es weiter geht Gruß sanisa
Von:  sanisa
2007-06-28T12:09:01+00:00 28.06.2007 14:09
Hi,
bin mal durch Zufall auf deine Geschichte gestoßen und ich muss sagen ich bin bis hier her begeistert mich hasst du damit gefesselt.

naja ich les mal weiter mal schauen ob er Glück hat den Mörder stellen kann was ich ja nicht annehme aber ich werde es ja gleich erfahren.

und noch ein kleines Kompliment an dich wie du das alles bis ins Detail beschreibst sehr gut wirklich,
in dem sinne nen Gruß von mir an dich mal unbekannter weise by sanisa.



Zurück