Nightmare von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Verbündete --------------------- „Du elender Bastard!“, keuchte Sedrik, mehr als dass er schrie. Die kleinste Bewegung schien ihn vor Schmerz ohnmächtig zu machen, doch die Wut war noch stärker. „Ich bring dich um!“ Seit Stunden war er schon am Schreien und bei jeder seiner wütenden Äußerungen konnte man ein Gurgeln hören. Er musste wegen der offenen Wunde immer wieder Blut spucken, das kostbare Blut des Menschen. Er schwörte, dass wenn er sich befreit hatte und diesen Bastard von einem Vampir pfählte, wie dieser ihn, sich den Rest dieses köstlichen Saftes holen würde. Seine Hände waren dabei den Dolch aus seinem Hals zu ziehen. Und egal wie viel Kraft er von seiner verbliebenen Kraft auch nahm, er schaffte es einfach nicht, auch hinderte ihn der blutverschmierte Griff, der ihm immer wieder aus den Händen rutschte. Er hatte seine gesamte Energie schon verbraucht, dass die Schreie nicht lauter als ein Flüstern waren, bis nur noch Grollen seiner Kehle entwichen. Sedrik war am Ende seiner Kräfte. Ihm fiel es schon schwer den Griff weiterhin festzuhalten. >Wie kann das sein? Wer ist dieser Bengel? < Das Einzige was noch arbeitete war sein Kopf und er stellte sich die ganze Zeit dieselbe Frage. Er kannte es von Drago. Der war der Einzige starke Vampir, dem er begegnet war – körperlich ebenso geistig. Die Macht dieses Vampirs machte ihn unsicher. Sedrick lag nurnoch schwach in der immer größer und größer werdenden Blutlache. Das köstliche Blut des Jungen mischte sich unter unzählige anderer. Er hörte ein dumpfes, rhythmisches Aufschlagen auf den steinernen Boden oder war es nur das Schlagen eines Herzens, welches er immer bei seinen Opfern vernahm ? Er wusste es nicht. Seine Augen waren glasig und leer, als er sie öffnete. Er konnte nichts erkennen, alles verschwamm vor seinen Augen. Das dumpfe Geräusch erlosch irgendwo in seiner Nähe. Er hörte aus der Ferne ein Rascheln. Sedrik versuchte seinen Kopf soweit es ging in die Richtung dieses Geräusches zu drehen, erst jetzt viel ihm auf, dass es aus Richtung der Tür gekommen war und erst jetzt konnte er einen Schatten, einen massigen Schatten erkennen, der direkt vor ihm war. Ihm entrann ein weiteres Röcheln bei dem Versuch zu sprechen. Es waren eindeutige Bewegungen die er sah und der Schatten hatte sich vor ihn gebeugt, war anscheinend in die Hocke gegangen. Jede kleinste Bewegung kam ihm vor wie eine Ewigkeit bis sie ganz ausgeführt wurde. Auch wenn seine Augen ihn im Stich ließen so konnte er schon ahnen was dieser Bastard vor ihm trieb. Er neckte ihn und spottete über ihn indem er kurz die Finger in die rote Flüssigkeit tauchte, nur um dann das süße Blut abzulecken. Sedrik derweil brannte die Kehle und ebenso die Wut in ihm. ~Du hattest Recht. Sein Blut schmeckt köstlich. Du hast einen guten Geschmack. ~, sprach Miquel in Gedanken zu dem Gepeinigten. Dann fuhr er fort, ohne auf eine Antwort hoffend: „…Obwohl…ich nehme stark an, dass es dir egal war und du einfach nur ziemlichen Hunger hattest.“ Miquel spottete immer noch über seinen, mehr oder weniger, Gefangenen. Sedrik nahm alles nur noch wie ein Zuschauer war. In ihm brodelte seine Wut, aber schon so schwächlich, wie er selber schon war und in jeder Sekunde die verstrich weiterhin drohte sein unsterbliches Leben zu verlieren. Nur noch einzelne Reize hielten ihn davon ab und eines davon waren die Hände des Anderen, die sacht auf seinem Gesicht Spuren zogen. Der verzweifelte Versuch zu gestikulieren misslang ihm und er ließ es einfach zu, dass sich der Vampir auf ihn legte und ihm auf einmal den Dolch mit einem kurzen Ruck aus der Kehle riss. Miquel missachtete den kehligen Laut und das starke Aufbäumen. Ihm zeigte es, dass der Silberhaarige noch nicht ganz gestorben war. Er barg sein Gesicht an die Halsbeuge des fast gleichgroßen Vampirs. „Ich biete dir an weiter leben zu können.“ Er wusste zu genau, dass er jetzt noch keine Reaktion von seinem Gegenüber erwarten konnte. Die Wunden schlossen sich jedoch schon wieder langsam und der Körper des Vampirs zog das verlaufende Blut teils wieder in sich auf um schneller die Heilung zu Ende führen zu können. „Ich schlag dir folgenden Deal vor: Du führst mich und den Jungen zu deinem Anführer und lässt den Jungen als Opfer aus deiner Todesliste… und dafür werde ich sorgen, dass du deine Rache an Drago bekommen kannst!“ Sedrik riss vor erstaunen die Augen weit auf und keuchte nochmals auf, als sich der Riss an seinem Hals gänzlich schloß und jeden Muskel, Nervenstrang und jedes der einzelnen Blutgefässe verband. Trotzdem blieb sein Rachen trocken, wenn nicht noch trockener als in den letzten Stunden. Er hatte in der Zwischenzeit den Vorschlag des Rothaarigen gehört und überlegte. Sein Blick klärte sich soweit, dass ihm die Ohrstecker auffielen, die der Vampir trug und er wusste nicht woher, aber sie kamen ihm verdächtig bekannt vor. ~ Wie? ~, versuchte er geschwächt zu fragen. Er spürte immer noch jeden Ruck und jedes kleinste Geräusch drang an sein Ohr. Als er sich fragte woher es kam, wurde seine Frage auch sofort beantwortet, denn er spürte das Schlagen gegen seine eigene Brust. Es kam von dem Vampir! Immer mehr kam ihm an dieser gesamten Situation etwas skurril vor. Vampire besaßen doch kein lebendes Herz. Er wurde aus seinem Gedanken gerissen, als der Rothaarige sich leicht abstützte um in das Gesicht des Anderen sehen zu können. Auf einmal war ein gefährliches listiges Lächeln zu sehen. „Das wirst du schon merken.“ flüsterte er bevor er sich ins Handgelenk biss und die blutende Handfläche auf den Mund des Silberhaarigen legte. ~Trink!~, war der Befehl den Sedrik von ihm erhielt, sowie es ihm auch seine Instinkte rieten, jedoch zögerte er, es war verboten von einem anderen Vampir zu trinken…Das Drängen seiner tieferen Instinkte, dem Befehl und sein Durst siegten zuletzt und ließen ihn vom Blut des anderen kosten. Anders, als das eines Menschens, schmeckte es betäubend ohne einen metallischen Nachgeschmack, nicht gerade sein Geschmack, aber die Energie die es mit sich brachte machte ihn durstig nach mehr bis er es nicht aushielt. Seine Kraft war schon zurückgekehrt und half ihm den anderen zu packen und unter sich zu bringen, damit Sedrik sich am warmen Hals verbeißen konnte und noch mehr von dessen Blut und Kraft zu rauben. Miquel hatte bloß auffauchen können und sich drehen lassen. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen, legte er die Hände auf den silberhaarigen Schopf. ~Das fasse ich als Ja auf! ~ Er griff fest in die silbernen Haare und zog Sedrik mit Gewalt von sich, dass der andere einige Meterweit liegen blieb und anfing unaufhaltsam und außer Kontrolle vergeblich nach Luft ringend. Er schrie und heulte abermals auf. Die Krallen die sich am steinernen Boden zuschaffen machten zerbrachen den Stein unter sich… „Keine Sorge. Es wird bald vorübergehen. Ich lass dir Zeit dich wieder zu beruhigen. Wenn du mich suchen solltest…ich bin bei dem Jungen.“ Unter seinem eigenen Schreien, seinem Wahn und der Tatsache, dass das Grauen und der Geist des Vampirs in ihm tobte und drohte die Oberhand zu gewinnen, seine Gier nach Blut überhand nahm, hörte er den Worten des Anderen und vernahm die Schritte viel zu gut und zu laut, als es üblich für sein Gehör im Eigentlichen war. Seine Fähigkeit, die Fähigkeit eines jeden Vampirs, unwichtige Geräusche zu dämpfen hatte ihn verlassen. Es war ein Grauen für ihn. So viele verschiedene Empfindungen belasteten sein Gemüt und brachen seinen Schutz, den er immer um sich hatte. Es war seit Jahrhunderten nicht mehr passiert, dass er Gefühle und die vielen unzähligen Eindrücke an sich gelassen hatte – im Grunde nie seit seiner Wandlung. Jedoch hatte er diese Gefühle nie vergessen können und jetzt kam es wieder über ihn… Seine Nägel brachen langsam unter dem steinernen Boden, den er zuvor noch aus seiner Kraft die Steine zu brechen vermochten. Sedrik schrie auf unter dem Schmerz ebenso wegen den lauten Brausen des Windes. Er spürte die Kälte des Bodens und die im ganzen Raum herrschte, auch roch er die Kälte und die ganze Schönheit des herrschenden Winters außerhalb des Schlosses. Sedrik vergoß Tränen, die er lange nicht hatte und sie nie zu weinen erlaubte. ~~~ ... Eine Gruppe stand schweigend auf einer Wiese. Es war totenstill. Zu diesem Ereignis war es auch angebracht. Der kleine Junge dessen Vater heute beerdigt wurde, stand starr in der Reihe neben seiner Mutter. Er nahm die Anwesenden gar nicht war...viel interessanter war ihm der Priester erschienen der vor ihm stand und in einem kleinen Büchlein etwas vorlas. Den kleinen Knaben interessierte es wie oft er das eigentlich machte. Wahrscheinlich täglich. Immer wieder das Gleiche. Denn so hörte es sich für den kleinen Jungen an, wie der Priester da aus der Bibel vorlas. Er sah sich um. Etwas abseits stand jemand. Er gehörte nicht zur Familie, sonst würde der Junge ihn kennen. Der Mann sah zu der kleinen Gruppe wo auch der kleine Junge stand. Anscheinend hatte der Mann ihn bemerkt, denn er sah wehmütig in seine Richtung. Er fühlte sich ertappt und sah hoch zu seiner Mutter. Sie sah sehr traurig aus und sie schien zu weinen. Ihm war nicht zum Weinen zu Mute. Genau wie alle anderen war sie auch in schwarz gekleidet. Auch der Priester. Wieder sah er in die Richtung wo der Mann stand. Und er stand immer noch da. Er schien darauf gewartet zu haben, dass ihn der Knabe wieder ansah. Der Mann wirkte unheimlich auf ihn. Der Junge war unruhig. Er wollte etwas tun, nicht einfach hier dumm in der Gegend rumstehen. Ohne dass es seine Mutter merkte, schlich er unbemerkt durch die trauernde Menge. Aber lange blieb seine Abwesenheit nicht unerkannt. Seine Mutter sah sich suchend nach dem Kleinen um. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Es war ihre Mutter, die versuchte sie zu beruhigen: „Ihm wird schon nix passieren. Er ist ein kleiner Junge. Kleine Jungs können ziemlich schlecht lange an einem Platz stehen, das weißt du doch Marie.“ Die die ältere, ganz in Schwarz gekleidete Frau,lächelte...versuchte es zumindest. Zum Glück beruhigte sich die Frau wieder und sah stattdessen wieder zum Sarg. „Du hast natürlich Recht.“ Derweil war der Junge auf dem Kiesweg unterwegs zu einem der Bäume unter dem der Mann stand. Je näher er dem Mann kam, desto mehr sah er das Gesicht und die Haarfarbe des Mannes. An der Erscheinung schien etwas nicht ganz zu stimmen. Der Mann sah traurig in die kleine Truppe, die am Hügel stand um den Großvater des Jungen zu begraben. Der Knabe konnte das Alter des Mannes nicht schätzen. Das Gesicht des Mannes schien einem jungen Mann zu gehören, die Haare jedoch waren die eines alten Mannes: Grau – oder eher silbern. Er ging näher zu ihm. „Du solltest zu deiner Mutter zurückgehen, sie sorgt sich um dich.“ Dem Jungen blieb kurz das Herz stehen. Nicht wegen der Stimme des Mannes, sondern das gesamte Gesicht, das zuvor unter dem Schatten des Baumes verdeckt war. „Du siehst aus wie Opa!“ Die Augen des Mannes schienen immer noch an der Gruppe zu haften. Langsam jedoch riss er den Blick von der kleinen Menschenmenge und schien die Gegend zu begutachten, als wüsste er nicht wie er an diesen Ort gekommen war. Dann sahen die leuchtend roten Augen den Jungen an. Er musterte ihn. „Wie heißt du?“, fragte der Fremde den Knaben. „Ich bin Laurenz und wie heißt du?“, fragte ihn der Junge ungeniert. Ohne eine einzige Regung im Gesicht sah ihn der silberhaarige Mann an. Der Fremde machte wieder das Gleiche wie vorhin: Er blickte unruhig durch die Gegend...er schien etwas zu suchen, stellte der Junge fest. „Wartest du hier auf jemanden? Oder suchst du hier nach jemanden? Soll ich dir beim Suchen helfen?“ Dem Fremden kam dieser kindliche Übermut ziemlich bekannt vor. Er war genauso, als er klein war. Er sah damals fast genauso aus. Er ging in die Hocke um sich das Gesicht des Jungen besser ansehen zu können. Er ertappte sich dabei, wie er drauf und dran war dem Knaben über die Wange zu streicheln, die wegen dem kalten Wind rötlich gefärbt waren. Noch bevor er dies tat, stand er abgrubt auf und sah hektischer auf die verlassenen Wege und in die dichten Büsche, überall wo der Wind verdächtig Geräusche verbreitete. „Was ist denn los?“, fragte ihn der kleine Junge und sah ihn mit seinen kindlichen Blick an. Der Fremde überlegte nicht mehr sondern handelte einfach und zog den Jungen einfach auf seine Arme um ihn fort vom Friedhof zu bringen. Er verstand sich selber nicht, als er wenig später am Wegesrand einer belebten Straße stand, den Jungen immer noch in den Armen haltend. Es war nicht seine Art einen Menschen vor dem Tod zu retten, aber soeben hatte er es getan. Womöglich lag es daran, dass ihn der Junge an sich selbst erinnerte, als er noch so alt war wie dieser. Der Knabe hatte kein Ton von sich gegeben und sich einfach tragen lassen. Jetzt wo sie stehen geblieben waren, sah er den Silberhaarigen wieder an. „Was ist denn los?“, fragte er den Mann wieder. Dieser kniete sich wieder vor den Jungen. „Egal was passiert, du darfst auf keinen Fall wieder zum Friedhof. Hast du mich verstanden?“. Fragend sah er den Kleinen an, der ihn mit den grünen Augen ansah. „Aber Mama und Oma sind noch da.“ Er packte den Jungen an den Schultern. „Bitte, bleib einfach hier...“ Damit stand er wieder auf und ging selber zurück zum Friedhof, die anderen waren sicherlich längst angetroffen. Um sicher zu gehen, dass der Junge noch immer an der gleichen Stelle stand, drehte er sich kurz um, ging dann auch schon weiter. Zurück blieb ein fragend dreinblickender Knabe. „Und wie heißt er nun?“, schmollte der Kleine. Derweil waren Schreie zu hören. Die zuvor trauernde Gruppe lief panisch umher. Der Silberhaarige lief unbeirrt zu dem noch offenen Grab. Nicht weit davon lag der Priester. Eine brünette Schönheit hatte sich an dem Mann der Kirche zu schaffen gemacht und blieb über ihm gebeugt und mit ihren Lippen and er Kehle des Mannes, auch als der Silberhaarige an ihr vorbei schritt. Sie schien ihn sogar mit ihren Augen zu belächeln und kümmerte sich nicht weiter um ihn. Er blieb vor dem Loch stehen indem schon der Sarg hinabgelassen wurde. Die Grobmutter des Jungen kniete schluchzend vor dem Grab. Erst als sie den Schatten bemerkte, blickte sie hoch. Die Sonne war ganz am Horizont verschwunden. Der Wind schien den Friedhof zu meiden, seid den letzten Minuten. Die Frau zuckte zusammen, als sie den panischen Schrei ihrer Tochter hörte. Kurz darauf verstummten die Schreie. Einige wurden in die Dickichte verschleppt, anderen wurde gleich auf dem kühlen Herbstboden das Leben geraubt. Es waren unheimliche Gestalten, grotesk ohne feste Form. Sie zitterte, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fremden widmete und endlich ansah. Ungläubig riss sie ihre Augen auf. Die schönen grünen Augen füllten sich mit Tränen. „Du lebst!“, flüsterte sie erstickt unter einem Schluchzer. Sie war alt geworden. Es waren Jahrzehnte vergangen, jetzt war sie also schon Großmutter geworden. „Ja.“, kam es kurz und knapp von ihm. Blitzschnell packte er sich die Frau. Seine Augen leuchteten wutentbrannt auf. Die alte Frau wehrte sich nicht, hielt sich am Arm des jungen Mannes fest. „Du gehörst zu ihnen.“, stellte sie so fest. Sie lächelte. „Hauptsache, du lebst.“ Sie schloss ihre Augen. „Ja.“, kam es wieder nur knapp von dem Silberhaarigen. Er drückte fester zu. „Jedoch verdanke es nicht euch.“ Mit der freien Hand drückte er den Kopf der Frau zur Seite und riss seine Fänge in ihren Hals. Mit seiner Tat zerfetzte er die empfindliche Kehle der Frau und ließ ihr den langen Tot, indem er sie einfach in die Grube warf und verbluten ließ. „Grüß Vater von mir, wenn du ihn in der Hölle wieder siehst.“ Seine Augen glommen in der anbrechenden Nacht kurz auf. „Leb wohl, Mutter!“ Als er sich letztlich abwandt sah er nicht die Tränen seiner Mutter, die um ihren verlorenen Sohn weinte. Die Nacht war für ihn gerade angebrochen. Sein Leben als Mensch war nun endgültig vorbei...Nichts mehr erinnerte ihn an die Zeit. Keine störenden Gefühle, weder Schmerz noch Freude die er empfand. Für diese Welt war er schon lange gestorben, ab jetzt war sie auch für ihn gestorben. Er lief den dunklen Kiesweg lang. Der Wind wehte wieder auf, als war nie etwas geschehen. Er pfeifte in den Bäumen wieder und brachte sie dazu unter dessen Macht zum Tanzen. Niemand besaß die Kraft des Windes, nicht einmal er. Ein leises, fast nicht hörbares Geräusch gehörte nicht zu der stillen Nacht. Ein kleines ersticktes Keuchen. Lange musste er nicht suchen. Der Körper eines kleinen Kindes lag unter dem Baum an dem er heute gestanden hatte. Er konnte Blut riechen. Ungläubig erkannte er den Jungen mit den schönen grünen Augen – er lag im Sterben. Vorsichtig, wie seit langem nicht mehr, hob er den Kleinen auf seine Arme. Durch die Bewegung öffnete der Kleine die Augen. Er lächelte leicht. Wie das kleine Kind ohne eine tödliche Verletzung, genauso wie er ihn am Abend gesehen hatte. „Hab ich dir nicht gesagt du sollst nicht herkommen?“, hörte er sich selber sagen. Der Junge lächelte ihn lieblich an. „Du hast mir aber doch noch gar nicht gesagt wie du heißt.“, brachte der Kleine flüsternd heraus. Der Silberhaarige merkte nicht wie er leicht zitterte. Der Junge starb langsam in seinen Armen. Er drückte den Leib an sich und schluckte schwer. „Sedrik. Ich heiße Sedrik.“ Das Lächeln auf den Lippen des Jungen blieb, einzig die Augen schloss der Junge müde. „Oma erzählt immer von Sedrik, ihrem Sohn. Sie sagt immer, dass er im Himmel ist. Bist du vom Himmel gekommen um mich mitzunehmen? Dann bist du ein Engel.“, flüsterte der Junge wieder. Sedrik erstarrte und spürte nicht seine schmerzenden Tränen. „Ja.“, kam es abgehackt von ihm. Behutsam legte er den erschlafften Körper der Jungen wieder auf den Erdboden unter dem großen Baum. Um ihn drehte sich die Welt...in ihm blieb sie still. Nicht mal der Wind konnte ihn wecken. Er riss an den Baum, der knarrend und knackend Lärm erzeugte. Ein Sturm zog heran und nahm den Silberhaarigen mit ganzer Wucht mit sich. Es war Sedriks letzte und einzige Nacht in denen er den letzten Funken Menschlichkeit die Oberhand gewähren ließ. Er schrie es sich aus der Seele raus... Der Schrei klang nach. In dem großen steinernen Raum hallte er laut. Er war wieder zu sich gekommen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass ihm diese Erinnerungen hochkamen. Zeitgefühl hatte er verloren. Aber es schien Abend geworden sein. Wie lange er hier schon kauerte, wusste er nicht. Er fühlte sich halb lebendig halb tot. Immer noch hatte er den seltsamen Geschmack des Rothaarigen auf der Zunge, die ihn wieder erzittern ließ. Der Rest fiel ihm auch wieder ein...Auch ihr kleiner Deal... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)