A Beginning von abgemeldet (Eine Jack/Ana Story) ================================================================================ Kapitel 23: Ein Duell --------------------- 23. Ein Duell „Das Blatt wendet sich, Liebes,“ wisperte Jack. Sein Atem kitzelte an ihrem Ohr. Ana versuchte den Wust von ungehörigen Gedanken wegzublinzeln, der ihren Verstand überflutete, als der Pirat so nah an sie herantrat. Sie benahm sich wie ein verliebtes Schulmädchen, und das mitten in einer Situation, in der es buchstäblich um Leben und Tod ging. Das alles hier konnte wirklich gehörig schief gehen und sie stand hier, mit ganz und gar ungehörigen Bildern im Kopf, die sie und einen gewissen Piraten betrafen. „Du wusstest, dass das passieren würde.“ Die Stimme von James Norrington brach durch die angespannte Stille, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Er starrte Prescott an, und seine Hände schlossen sich immer wieder zu Fäusten und öffneten sich wieder, als wolle er sie um den Hals des anderen Offiziers legen. Prescott begegnete James wütendem Starren mit einem kalten, ruhigen Blick. Er war von Anas Handlungen nicht im Geringsten überrascht. „Was willst du hiermit andeuten?“ „Andeuten?“ wiederholte Norrington. „Prescott, du hast Annie praktisch gesagt, dass sie meine Pistole nehmen soll!“ „Ich habe nichts in der Art getan,“ antwortete Prescott, „und ich warne dich, James. Du bewegst dich bedenklich nah an einer Insubordination.“ „Und ich warne dich. Das hier ist nicht die Loyalty und ich bin keiner von deinen Leutnants. Du magst vielleicht auf deinem Schiff Gott spielen können, Prescott, aber das hier ist nicht dein Schiff und du bist nicht Gott.“ Mit nur wenigen kurzen Schritten hatte Prescott den Abstand zwischen ihnen überwunden und starrte nun auf James herab. „Du solltest dir auf deine Zunge beißen, wenn du die Absicht hast, sie zu behalten.“ „Bedrohst du mich etwa?“ „Ja.“ „Gentlemen,“ unterbrach Cornado den Streit zwischen den Offizieren. „Ist das alles wirklich nötig?“ „Mit allem nötigen Respekt, Don Antonio,“ zischte James. „Wenn Prescott bei der Flucht dieses Piraten geholfen hat, hat er sich ebenfalls des Landesverrats schuldig gemacht.“ „Das mag wahr sein, aber es ist irrelevant. Seine Taten werden sich nicht auszahlen.“ „Was meint Ihr?“ Ana fühlte, wie Sparrows Körper sich versteifte, als Cornado an James und ihrem Bruder vorbeiging, und sich vor sie stellte. Sie hörte das vielsagende Klicken, als Jack die Pistole entsicherte. „Mach noch einen Schritt, und er ist dein letzter, Freundchen.“ Der Spanier hielt inne, doch er machte sich nicht die Mühe, Sparrow zu antworten. „Ich meine, Capitán Norrington, dass dieser Pirat, selbst wenn er… wieder entkommen sollte,“ Er unterbrach sich, um ihrem Bruder einen wissenden Blick zuzuwerfen, „allein auf einer Insel voller Feinde ist. Er kann sich nicht für immer hinter einer Frau verstecken.“ Ana starrte in Don Antonios hasserfüllte graue Augen. Er versuchte, Sparrow zu provozieren, in der Hoffnung, dass er mit seinen Kommentaren den Stolz des Piraten treffen konnte. Plötzlich fühlte sie sich sehr hilflos. Was konnte sie schon sagen, um Jack davon abzuhalten, gegen den Spanier zu kämpfen? Sie hatte keinen Zweifel, dass Cornado mit schmutzigen Tricks arbeiten würde, und sie hatte Angst um Jack. „Du täuscht dich, Vater.“ Ana fühlte ein Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie sah, wie Miguel Cornado aus den Schatten hervortrat. Er trug nicht länger die Uniform der spanischen Seestreitkräfte. Ein einfaches graues Hemd, eine schwarze Hose, in Kombination mit seinen dunklen Haaren, die ihm lose bis auf die Schultern fielen, ließen ihn beinahe selbst wie einen Piraten aussehen. „Vater?“ hörte Ana ihren Bruder fragen. „Was geht hier vor, zum Teufel? Ich dachte, Euer Sohn sei tot.“ „Ich entschuldige mich für die Verwirrung, Capitán Tarret. Ich bin Miguel Cornado, und obwohl es meinem Vater lieber wäre, wenn ich tot wäre, bin ich doch sehr wohl am Leben.“ Prescott hob beide Augenbrauen. „Seht, letztes Jahr hat mein Vater mich zu einem Duell gefordert. Ich habe gewonnen, aber ich weigerte mich, ihn zu töten.“ Ana beobachtete Prescotts Gesicht, als er sich Miguels Erklärung anhörte. Er sah nicht mehr den jüngeren Spanier an. Sein Blick war auf Don Antonio fixiert, und in seinen Augen stand die beginnende Erkenntnis, dass dieser Tyrann versucht hatte, seinen eigenen Sohn zu töten. „Er hat mir in den Rücken geschossen und er hätte die Sache auch beendet, wenn Jack Sparrow nicht eingegriffen hätte.“ „Sparrow!“ Norrington tat sich offensichtlich schwer damit, diese Tatsache zu verdauen. „Si,“ Miguel nickte. „Wenn er nicht gehandelt hätte, wäre ich jetzt tot, so wie mein Vater es wollte.“ Alle Augen richteten sich auf den Piraten. „Señor Sparrow, ich schulde Euch mein Leben.“ „Ihr schuldet mir überhaupt nichts.“ „Ich schulde Euch alles. Und es ist eine Schuld, die ich nie begleichen kann.“ Miguel zog sein Schwert und stellte sich seinem Vater entgegen. „Aber ich kann es versuchen.“ Cornado bewegte sich entgegengesetzt zu seinem Sohn. Er lachte leise. „Wir sind bereits an diesem Punkt gewesen, und du konntest mich nicht töten.“ Miguel warf sich vorwärts. Die Klinge seines Schwertes traf mit einem hässlichen Geräusch auf die von Don Antonio und der ältere Mann stolperte zurück. „Ich habe dich damals nicht getötet, Vater. Aber sei dir sicher, diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.“ Ana zuckte zusammen, als die stählernen Klingen wieder und wieder aufeinander trafen. Miguel kämpfte mit Leidenschaft und Mut, Don Cornado mit der eisernen Disziplin eines Mannes, der es gewöhnt war, seine Ehre verteidigen zu müssen. Prescott war vorsichtig näher an Ana und Jack herangerückt, während Captain Norrington damit beschäftigt war, das Duell zu verfolgen. „Captain Sparrow, Ihr solltet gehen,“ flüsterte er. „Niemand wird es bemerken, ehe dieser Kampf vorüber ist.“ Als sie sich umwandte, um den Piraten anzusehen, stellte Ana fest, dass der Blick aus seinen dunklen Augen bereits auf ihr ruhte. Es sah beinahe so aus, als erwartete er ihre Erlaubnis. Plötzlich wurde sie sich der Tatsache bewusst, dass er bleiben würde, sollte sie ihn darum bitten. Irgendwie wusste Ana, dass der Pirat diese Chance auf ihre Bitte hin ungenutzt verstreichen lassen würde. Sie konnte hören, dass die beiden Spanier noch immer kämpften, doch alles was sie sah, waren Jacks dunkle, braune Augen. Sie wollte nicht, dass er ging. „Ja, Jack. Sieh zu, dass du hier weg kommst.“ Ana hörte ihre Worte, aber es schien, als kämen sie von irgendjemand anderem. Jack hatte genug gelitten, weil er versucht hatte, sie zu beschützen. Wenn er nicht versucht hätte ihr zu helfen, nachdem sie von Cornado niedergestochen worden war, hätten sie ihn niemals verhaften und in die Festung bringen können. Er wäre nicht in dieser Situation, wenn sie nicht gewesen wäre. Sie blinzelte, um die Erinnerungen an das Gefängnis zu vertreiben. Er hatte bereits viel für sie getan. Zu viel. Jack nickte. „Ich werde die hier erstmal behalten, Kumpel,“ sagte er, und wedelte mit Prescotts Pistole. Prescott nickte. Der Pirat steckte die Waffe in seinen Gürtel und fuhr dann mit seiner Hand über Anas Wange. „Anamaria,“ flüsterte er. Er lächelte, und dieses Lächeln reichte bis in seine schokoladenfarbenen Augen. Er zog seine Hand wieder zurück, und dann ging er. Ana kämpfte gegen die Tränen an, die sich in ihren Augen sammelten. Sie hatte immer gewusst, dass er gehen würde. Sie würde nicht weinen, wegen etwas, mit dem sie von Anfang an gerechnet hatte. Bevor sie jedoch die einzelne Träne wegwischen konnte, die ihr die Wange hinunterlief, wurde sie gewaltsam zurück in die Realität gebracht. Miguels Körper stieß gegen ihren und beide gingen zu Boden. Ana schrie auf, als sie mit dem Bauch auf den rauen Fels fiel, und sich ihre Wunde mit einem wütenden Stechen bemerkbar machte. Miguel kniete sich neben sie. „Seid Ihr in… „ Der junge Spanier unterbrach sich plötzlich. Sein Atem stockte und seine Augen weiteten sich. Ana starrte entsetzt in das vernarbte Gesicht Miguels. Etwas Warmes lief über ihren Arm. Don Cornado zog sein Schwert aus dem Körper seines Sohnes und stieß ihn brutal zu Boden. Ana hörte jemanden schreien, und sie realisierte erst sehr viel später, dass sich der Schrei von ihren eigenen Lippen gelöst hatte. „Miguel?“ Sie versuchte verzweifelt, seine Wunde mit ihren Händen zu bedecken, aber sie konnte beinahe fühlen, wie er ihr entglitt. „Miguel, halte durch.“ Ihre Unterlippe zitterte unkontrolliert, als sie sah, wie Miguel um jeden einzelnen Atemzug kämpfte. „A- anamaria,“ flüsterte er, als er ihre Hand, die sie auf seine Wunde gepresst hatte, in die seine nahm. „Nein. Nein. Versuche nicht zu sprechen.“ „Sag’ J-jack… Sag ihm, dass es mir Leid tut.“ So sehr sie auch kämpfte, sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen, als Miguels Gesichtszüge sich entspannten und seine Hand aus der ihren rutschte. Sie erhob sich vorsichtig. Prescott war ohne zu zögern an ihrer Seite, legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte einen Kuss auf ihre Stirn. Ana starrte ungläubig auf ihre Hände. Sie waren bedeckt mit Blut. Dem Blut eines guten Mannes. „Wie konntet Ihr nur?“ rief sie. „Ihr vergesst. Er war es, der mich herausgefordert hat, Señora.“ Don Antonios Lippen kräuselten sich zu einem verächtlichen Grinsen. „Er war Euer Sohn!“ Ana befreite sich aus der beschützenden Umarmung ihres Bruders. „Er war eine Enttäuschung. Und er war ein Narr zu denken, dass er mich schlagen könnte.“ „Du Bastard!“ Ana schrie ihre Wut aus sich heraus, als sie Cornado, mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, ins Gesicht schlug. Das Lächeln wurde ihm regelrecht aus dem Gesicht gewischt, ersetzt durch das Blut seines Sohnes. „Das war ein Fehler,“ knurrte Cornado. Er griff nach Anas Arm, wirbelte sie herum, so dass sie mit dem Rücken an seine Brust gedrückt wurde, und hob sein Schwert. Sie konnte den kalten Stahl an ihrem Hals fühlen. „Cornado, was zum Teufel denkt Ihr Euch dabei?“ schrie Prescott. „Eure Schwester muss lernen, wo ihr Platz ist.“ „Lasst sie gehen,“ verlangte Norrington. „Oder was? Wollt Ihr mich einsperren?“ „Ich werde Euch eigenhändig aufhängen.“ Ana hatte noch nie solchen Ärger in der Stimme von James gehört. „Oh, der Meinung bin ich nicht,“ antwortete Cornado. Er hatte seinen Blick auf ihren Bruder fixiert und drückte die Klinge seines Schwertes noch stärker gegen ihren Hals. „Ich denke, dass Eure Schwester mich begleiten wird.“ „Euch begleiten?“ „Si, es ist eine lange Reise bis nach Spanien. Sie wird mir Gesellschaft leisten.“ „Ganz bestimmt nicht!“ keifte Ana. Der Gedanke daran, auch nur eine kurze Zeit in Don Cornados Gegenwart verbringen zu müssen, verursachte ihr Übelkeit. Cornado erhöhte den Druck der Schwertklinge weiter, und sie konnte spüren, wie der Stahl in ihre Haut schnitt. „Ich fürchte, Ihr habt keine andere Wahl.“ „Was macht Euch so sicher, dass ich zulasse, dass Ihr Kingston mit meiner Schwester verlassen könnt?“ Ana spürte, wie der Spanier mit den Schultern zuckte. „Wenn Ihr es nicht tut, werde ich sie töten.“ „Nicht wenn du weißt, was gut für dich ist, Freundchen.“ James und Prescott wirbelten herum, um sich dem Sprecher zuzuwenden, doch Ana wusste wer es war: Jack Sparrow. Er stand mit gezogener Pistole hinter ihnen und starrte Cornado mit seinen dunklen Augen an. „Jack!“ „Ah, der heldenhafte Pirat kehrt zurück, um seine Herzensdame zu retten.“ Sparrow entsicherte die Waffe. „Unglücklicherweise wird es Eueren Namen nicht reinwaschen, wenn Ihr mich tötet, Señor Sparrow.“ „Nein. Aber ich werde mich ein ganzes Stück besser fühlen.“ Der laute Knall brach sich mehrmals zwischen den eng aneinander stehenden Bäumen, als Jack abdrückte. Ana fühlte, wie Cornados Kopf zurückgerissen wurde und sein Körper sich versteifte. Das Schwert des Spaniers fiel klappernd zu Boden und er sank in sich zusammen. Nur einen Herzschlag später hatte Prescott seine kleine Schwester in die Arme genommen, um zu verhindern, dass sie die blutige Masse sah, die der Pirat aus Cornados Gesicht gemacht hatte. Ana ließ sich fallen. Sie vergrub ihr Gesicht in Prescotts Mantel und weinte. Nicht für Miguel, Jack, Findley oder Christopher. Ana weinte schließlich für sich selbst. „James,“ sagte er leise, „geh zur Festung und sage ihnen was passiert ist. Bring ein paar Männer mit, die sich um das hier kümmern sollen.“ „Was ist mit Sparrow?“ Ana zog sich von ihrem Bruder zurück. Durch tränenverschleierte Augen starrte sie über Prescotts Schulter. Jack Sparrow war verschwunden. _______________________________________________ Ein wirklich schönes Finale, nicht wahr? Eigentlich könnten wir an dieser Stelle schon die Flagge streichen, wie es so schön heißt, aber gerade weil es so schön war, kommt jetzt noch der Epilog! ***** Dir Untergrundschnecke, vielen Dank für das liebe Review. Die lange Unterbrechung tut mir leid, aber bei mir war einiges los. Ich musste mich auch erst nochmal einlesen. ;-) Was ich übrigens fragen wollte: Hast du Lust auf das Sequel? ***** lg ravanna Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)