A Beginning von abgemeldet (Eine Jack/Ana Story) ================================================================================ Kapitel 5: Fragen ----------------- 5. Fragen „Jack! Jack, wach auf!“ Ana kniete sich neben den gefallenen Piraten und rüttelte ihn an seiner guten Schulter. Sparrow bewegte sich nicht. „Um Himmels Willen,“ murmelte sie zu sich selbst. „Ich habe dich gerade vor einem blutdürstigen Spanier gerettet. Das Mindeste, was du tun könntest, wäre lang genug am Leben zu bleiben, um mir zu danken. Sparrow bewegte sich noch immer nicht. Ana legte ihr Ohr an seine Brust. Sein Herz schlug zumindest noch. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihre dunklen Haare. Anscheinend war der Mann schwerer verletzt, als er zugegeben hatte. Er brauchte Ruhe, und er sollte sich nicht um pflichtbewusste Navy-Offiziere sorgen machen müssen, oder darum, in ein spanisches Gefängnis zurück gebracht zu werden. Anas Blick wanderte über die Treppen hinauf zum Gästezimmer und dann wieder zurück, die 24 Stufen hinunter zu Sparrows Körper. Wie um alles in der Welt konnte sie… Prescott! Er konnte noch nicht weit gekommen sein. Binnen Sekunden war Ana auf den Füßen und rannte die Straße hinunter. „Prescott?“ Sie hörte Schritte. „Annie, was ist passiert? Bist du in Ordnung?“ Prescotts freundliche blaue Augen waren voller Sorge. „Mir geht es gut. Es ist Sparrow,“ erklärte sie, während sie ihren Bruder zurück in den Salon zerrte. „Er ist zusammengebrochen.“ „Sparrow?“ fragte er. „Annie, diese Schwäche für Piraten, die du da entwickelt hast, wird noch mal dein Ende sein.“ „Du kannst mich später anschreien, wenn du willst,“ sagte Ana, „jetzt brauche ich deine Hilfe.“ Eine Schwäche für Piraten. Ehrlich, man konnte sich immer darauf verlasen, dass Prescott ihr genau das sagen würde, was sie nicht hören wollte. Wahrheit, oder nicht. Vielleicht hatte sie eine Schwäche für Piraten. Vielleicht auch nicht. Doch was auch immer der Fall war, er war schwer verletzt, und sie konnte sich nicht davon abbringen, sich um ihn Sorgen zu machen. Prescott trug den bewusstlosen Piraten nach oben in das Gästezimmer, und machte sich daran, ein Feuer zu entzünden. Ana hatte gerade frische Verbände geholt, als sie bemerkte, wie ihr Bruder über seinen Ärmel wischte. „Was ist los?“ fragte sie. Prescott streckt seinen Arm aus. „Blut,“ antwortete er und zeigt auf die Flecken an seiner Jacke. „Zieh ihm den Mantel aus.“ Während sie dem Piraten den Mantel auszogen, entdeckten die Beiden, dass sein weißes Hemd mit Blut regelrecht voll gesogen war. Ana biss die Zähne zusammen. Sie wusste, was sie sehen würde, wenn sie das Hemd des Piraten entfernten. Sein Rücken war immer noch bedeckt mit tiefen Peitschenstriemen. Sie hatten dem Mann keine Möglichkeit gegeben zu heilen, und einige der Schnitte sahen infiziert aus. Seine Brust war voll von dutzenden, einander überlagernden Verletzungen. „Großer Gott,“ flüsterte Ana, sich bekreuzigend. Wenn es überhaupt möglich war, dann sah Sparrow noch schlimmer aus, als an dem Tag, an dem sie sich im Gefängnis um ihn gekümmert hatte. Prescotts Gesicht war eine Maske der Ruhe, aber seine Augen verrieten ihn. Ana konnte den Sturm sehen, der sich dort zusammen braute. „Reinige die Schnitte mit Wasser. Ich gehe zur Loyalty. Unser Schiffsarzt hat so eine Art Salbe zusammengerührt, die bei Infektionen hilft.“ „Ich danke dir, Prescott.“ Prescott schloss die Augen. „Annie, ich mag Cornado, oder das was er tut, genau so wenig wie du.“ Er öffnete seine Augen wieder und fixierte seinen Blick auf seine kleine Schwester. „Aber das was du hier tust, gefällt mir auch nicht. Ich werde dir die Salbe geben. Ich werde Sparrow nicht verraten. Aber das war’s.“ Ana nickte. „Du bist ein großes Mädchen, und du kannst deine eigenen Fehler machen.“ Prescott dreht sich auf dem Absatz um, und verschwand im Hausflur. Ana säuberte Sparrows Wunden und bemühte sich, ihre Ruhe zu bewahren, obwohl der Pirat vor Fieber glühte und sich nicht mehr bewegt hatte, seit er im Salon zusammengebrochen war. Sie schloss die Augen. „Captain Sparrow, welche Schrecken habt Ihr gesehen?“ *+*+*+*+* Ana lehnte sich gegen die Wand des Gefängnishofes und beobachtete die Seeleute der HMS Calypso, die damit beschäftigt waren, die Vorräte des Schiffes mit den Waren aus dem kleinen Dorf aufzufüllen, das sich im Süden von Cornados Besitz befand. Die Schaluppe war früh an diesem Morgen angekommen, um sie und Prescott zurück nach Kingston zu bringen. Nun endlich, konnte sie dieses verfluchte Gefängnis verlassen. Beinahe drei Wochen waren vergangen, seit sie und ihr Bruder auf dieser Insel gestrandet waren. Während dieser Zeit hatte sie die dunkelste Seite der Menschlichkeit gesehen. Vor zwei Nächten war Sparrow auf den Hof zurückgebracht worden. Prescott hatte ihr das Versprechen abgenommen, dass sie ihn nicht wieder besuchen, oder auch nur in die Nähe des Hofes gehen würde. Aber sie wusste, dass der Pirat dort war. Während der letzten Nacht – sehr spät – hatte sie ihn gehört. Sie war aus einem Traum über den Untergang der Resolute erwacht, und hätte schwören können, dass sie die Schreie der Männer gehört hatte, wie sie um ihr Leben kämpften. Wie sich herausstellte, hatte sie wirklich die Schreie eines Mannes gehört. An diesem Morgen war Sparrow an die Steinsäule gekettet gewesen. Frisches Blut war ihm den Rücken hinunter gelaufen. Die Schreie waren definitiv real gewesen. *+*+*+*+* Prescott kam kurze Zeit später zurück. Ana rieb die Salbe auf Sparrows Verletzungen, bevor sie zu ihrem Bruder unten im Salon aufschloss. Der Mann hatte sich noch immer nicht gerührt. „Nun, was soll das, mit diesem Piraten?“ fragte Prescott, als sie sich zu ihm in einen Stuhl setzte. „Es geht nicht um diesen Piraten. Es dreht sich alles nur um diesen Spanier,“ antwortete Ana. „Dreht sich dein Magen nicht um, wenn du daran denkst, wozu dieser Mann fähig ist?“ „Annie, ich habe dir bereits gesagt, dass ich Cornado genau so wenig…“ „Dann wie um alles in der Welt, kannst du dich mit dem Gedanken tragen, Jack zu ihm zurückzubringen?“ „Jack?“ wiederholte Prescott. „Mir war nicht bewusst, dass ihr zwei euch bereits mit dem Vornahmen anredet.“ „Du bist unmöglich.“ „Und du wirst gefährlich vertraut mit einem Piraten.“ „Wenn er solch eine furchtbare Person ist, wie erklärst du dann, dass er nichts getan hat – Nichts um mich zu verletzen?“ Oh, ich verstehe. Du hast den sagenhaften, zuvorkommenden Schurken entdeckt?“ „Machst du dich über mich lustig?“ „Ja.“ Ana seufzte. „Ich kann es einfach nicht ertragen, daneben zu stehen und zuzusehen, wie ein Mensch auf diese Weise leidet. Und davon, ihn jemandem wie Cornado auszuliefern, will ich gar nicht erst reden.“ „So, was hast du vor? Ihn in deinem Gästezimmer zu verstecken?“ „Ja. Und vielleicht haben wir eine heiße Affäre und brennen zusammen durch.“ „Und du nennst mich unmöglich?“ „Sieh doch, Prescott. Ich mache mir Sorgen um ihn. Pirat oder nicht, ich würde es vorziehen, wenn er da oben nicht sterben würde. Also ja. Ich lasse ihn bleiben, bis er sich gut genug fühlt, um zu gehen.“ „Das alles wächst dir über den Kopf.“ „Was hältst du von ihm?“ fragte Ana, den letzten Kommentar ihres Bruders ignorierend. „Was meinst du?“ „Nun, du hast einige Piraten zur Strecke gebracht. Was weißt du über Sparrow?“ „Ich denke, Sparrow ist entweder…“ „Der beste oder der schlechteste Pirat, der jemals in diesen Gewässern gesegelt ist.“ beendete Ana Prescotts Satz mit einem Lächeln. „Das hast du mir bereits erzählt. Warum ist er der Beste oder der Schlechteste?“ Prescott lehnte sich näher zu seiner Schwester. „Erinnerst du dich an die Geschichte, wie er der East India Company entkommen ist?“ „Ja, ich habe gelesen, dass er ohne eine Spur verschwunden ist. Die Zeitungen ließen es aussehen, als sei er ein Geist.“ „Ich erinnere mich,“ bestätigte Prescott, „es gibt viele Geschichten wie diese über Sparrow. Fantastische Erzählungen ohne wirkliche Erklärung. Es könnte sein, dass er ein richtiger Glückspilz ist. Womöglich wurde er von den sieben größten Idioten gefangen, die für die East India Trading Company arbeiten. Auf der anderen Seite, könnte er ein Genie sein. Seine Flucht könnte so exakt geplant und ausgeführt worden sein, dass es tatsächlich so aussah, als hätte er sich in Luft aufgelöst.“ Ein Lächeln legte sich auf Anas Lippen als sie sich vorstellte, wie Jack sich in einer Rauchwolke auflöste. „Niemand weiß wirklich etwas über diesen Mann,“ fuhr Prescott fort, „er ist vor etwa vier Jahren in diesen Gewässern aufgetaucht, auf einem Schiff mit schwarzen Segeln, das Black Pearl genannt wird. Aus der Zeit davor, ist so gut wie nichts über Sparrow bekannt. Nur ein Haufen verrückte Geschichten.“ „Zum Beispiel?“ „Oh, dass er der Sohn irgendeiner neureichen Familie ist, oder ein Kolonist. Es geht sogar das Gerücht um, dass er in der Navy gewesen sein soll.“ „Denkst du, das ist wahr?“ „Deine Vermutungen sind genau so viel wert, wie meine.“ „Weißt du, wie er im Gefängnis gelandet ist?“ „Don Antonio sagte, dass er in einer der spanischen Kolonien aufgegriffen wurde. Er hat nicht gesagt wie. Sie haben Sparrow nach La Cerradura gebracht, weil von dort niemals jemand entkommen ist. Soviel dazu.“ „Was ist mit seinem Schiff geschehen?“ „Die Black Pearl segelt noch immer. Unter einem anderen Captain, offensichtlich,“ sagte Prescott. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich leicht. „Warum ziehst du so ein Gesicht?“ „Es erscheint nur merkwürdig, dass ein Pirat sein Schiff aufgeben sollte.“ „Könnte es ihm genommen worden sein?“ „“Das wäre Meuterei,“ sagte Prescott ernst. Vor zwei Jahren, war ihr Bruder einer von drei Captains gewesen, die einem Kriegsgericht vorgesessen hatten, in welchem die Offiziere der HMS Neptune der Meuterei angeklagt worden waren. Sie waren schuldig gesprochen und aufgehängt worden. „Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Piraten Untersuchungsausschüsse einrichten.“ „Das tun sie nicht,“ sagte Prescott, „Wenn eine Piratencrew meutert, hört oder sieht man von dem ehemaligen Captain für gewöhnlich nichts mehr. „Denkst du, das ist Sparrow passiert?“ „Könnte sein. Das würde seine Gefangennahme erklären. Wenn er verletzt gewesen ist, oder etwas in der Art. Vielleicht hatte er einfach nur aufgegeben. Ein Pirat ist nichts, ohne sein Schiff. Es könnte sein, dass es Sparrow nicht mehr kümmert, ob er lebt oder stirbt.“ Ihr Bruder seufzte und starrte blicklos in das knisternde Feuer. „Vorsicht Prescott. Du fängst an zu klingen, als würde dich die Sache verdammt mitnehmen.“ witzelte Ana. „Und du fängst an zu klingen wie er,“ sagte Prescott, mit einer Geste hinauf zum Gästezimmer. „Fluche nicht. Das gehört sich nicht.“ „In meinem Gästezimmer schläft ein Pirat. Ich bin so weit von Anstand entfernt,…“ „Ja, ich weiß. Aber er wird nicht für immer hier sein,“ unterbrach Prescott. „Vergiss nicht, wer du bist.“ Er stand auf, und die Geschwister gingen zur Tür. „Ich werde kein Wort darüber verlieren, wie ich es versprochen habe. Aber damit hat es sich erledigt. Nichts mehr davon, Piraten zu helfen.“ „Ich danke dir,“ sagte Ana, und es war die ehrlichste Dankbarkeit, die sie jemals gefühlt hatte. Ihr Bruder hätte sich leicht hinter seinem Offizierspatent verstecken und Sparrow ohne einen zweiten Gedanken einsperren können. So leise sie konnte, schob Ana die Tür auf, die in das Gästezimmer führte. Doch trotz ihrer Bemühungen, knarrte die schwere Tür laut. Sparrow drehte den Kopf und fixierte sie mit seinen espressofarbenen Augen, als sie das Bett erreichte. Sie lächelte. „Willkommen zurück.“ „Du konntest es auch nicht erwarten, den alten Jack ins Bett zu kriegen, was?“ Seine Stimme war sanft und müde, aber in seinen Augen glitzerte der Schalk. Ana zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Bettrand. „Ich schätze du hast mich durchschaut,… Süßer.“ Sparrow runzelte die Stirn und versuchte seinen Körper in eine sitzende Position zu ziehen. Ana kam ihn zu Hilfe. „Ich hab’ dich überhaupt nicht durchschaut,“ flüsterte er, als er seinen Kopf gegen den hölzernen Rahmen des Bettes lehnte. Sie schürzte die Lippen. Offensichtlich hatte er ihre Auseinandersetzung im Salon nicht vergessen. Zweifellos würde er wissen wollen, woher sie von Cornado und seinem Gefängnis wusste, und sie war sich nicht sicher, ob sie diese Geschichte bereits jetzt offenbaren wollte. „Captain, versucht Ihr Euch selbst umzubringen?“ fragte sie, seine Aussage übergehend. Stattdessen begann sie, ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er beobachtete sie scharf, doch sie wich seinem Blick aus. „Ihr solltet Euch wirklich ausruhen.“ „Wer ist Christopher?“ „Was?“ fragte Ana, überrascht von Sparrows Frage. „Du weißt schon, der Typ, von dem dein Bruder denkt, dass er unter der Erde Purzelbäume schlägt?“ Ana senkte den Blick zu ihrer linken Hand. „Er war mein Ehemann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)