Alles wird gut von Beluga ("Ma, ma, Sakura-Chan." Eine Kaka/Saku-Story) ================================================================================ Prolog: Prolog I - Blackout ---------------------------- Hallöchen. Hier eine Kaka/Saku-Fik. Auch wenn der Anfang es ist, wird es nicht unbedingt blutig in dieser Geschichte. Disclaimer: Nicht meins! Hier noch eine kleine Altersveränderung: Kakashi ist knackige 27, Sakura legale 20 (20, weil ich noch ne Seitengeschichte habe hierzu, wo Ino 20 ist, und das soll dann auch für Sakura zutreffen), und Naruto und Sasuke sind 19. Prolog I - Blackout Man sagt, wenn man im Schlaf gekotzt hat, merkt man es spätestens am nächsten Morgen - die bittere Galle hängt einem noch auf der Zunge. Es war das Letzte, so aufzuwachen, er hasste es. Aber dieses Mal war alles irgendwie anders. Tropf Er öffnete die Augen langsam, ganz langsam, und ließ sie sich Stück für Stück an das spärliche, und trotzdem blendende Licht gewöhnen. In seinem Kopf waberte es, sein Verstand schien zu schwimmen und zu fallen… So kam es ihm jedenfalls vor. Die Schwärze, die sein Bewusstsein bis eben noch gefangen gehalten hatte, tropfte von ihm ab wie Tinte, und so langsam breitete sich wieder ein Gefühl in seinem Körper aus. Seine Muskeln brannten wie Feuer und sein Atem ging schwer und unregelmäßig. Ein metallener Geschmack war in seinem Mund und er schmeckte mehr als nur Galle auf seiner Zunge. Dann formte sich vor seinen Augen endlich widerspenstig ein Bild, als würde er auf die Oberfläche eines Teiches blicken, die immer zu von einer Hand durchpflügt wurde und zu flirren anfing, bis sich das Bild wieder festigte und das Spiel von neuem begann. Ihm dämmerte, wo er sich befand, er kannte den Raum. Es war derselbe, in dem er gestern Abend eingeschlafen sein musste. Kalter Zigarettenqualm hing schwer in der stickigen, schwülen Luft und zwischen den zugezogenen, ausgefransten Vorhängen fiel grelles Licht in Bündeln, in denen der Staub und der Qualm wie Wellen wogten. Welche Zeit es wohl war? Mittag? Es war die Gaststube einer Wirtschaft etwas außerhalb eines kleinen Dörfchens, dicht an der Hauptverkehrsstraße des Landes gelegen. Hier waren sie am Abend auf ihrer Durchreise angekommen, hatten Zimmer bezogen und sich anschließend in die Gaststube gesetzt, wo jeder Neuankömmling mit ausgelassener Stimmung begrüßt und gefeiert worden war, also auch sie. Sie hatten ein bisschen mitgefeiert, um eventuell ein paar Informationen aufschnappen zu können, und sie hatten anscheinend wider der guten Vorsätze ziemlich viel getrunken. Dann erinnerte er sich an nichts mehr. Tropf Das Geräusch drang endlich bis zu seinen Ohren vor, doch er konnte es nicht zuordnen. Wegen der schwierigen Lichtverhältnisse und seines Zustandes, konnte er ohnehin nur wenig in dem Raum erkennen. Er selbst saß neben der Tür an der Wand, wo er anscheinend niedergesunken war, die Beine waren bequem ausgestreckt. Hatte er zu viel getrunken? Er konnte sich gar nicht daran erinnern. Er konnte sich an gar nichts mehr erinnern, er hatte einen totalen Blackout. So nach und nach kehrten seine Sinne zu ihm zurück und er spürte die kühle Wand an seinem Rücken und das kalte, alte Holz der Bodendielen unter seinen bloßen Händen, die sich feucht und klebrig anfühlten. Aber er konnte keinen Zentimeter seines Körpers bewegen, vermochte es nicht einmal, seinen Kopf zu drehen, so erschöpft war er. Völlig ausgepowert. Seine Zunge fühlte sich pelzig an, der Geschmack war widerlich. Tropftropf Das Geräusch erschlich sich erneut seine Aufmerksamkeit. Es hatte etwas nervtötendes an sich. Es war ein regelmäßiges, mal unregelmäßiges Tropfen. Wahrscheinlich war es ein umgekippter Bierkrug, dessen Inhalt sich über den Tischrand hinweg auf den Boden entleerte…und das viel zu laut! Noch etwas fiel ihm plötzlich auf. Es roch merkwürdig. Nein, korrigierte er sich, es stank. Er kannte den Geruch, den vergaß man nie, ein süßlicher, ekelerregender Gestank, der ihm entgegen schlug, wie… An den Tischen erkannte er die zahlreichen Schemen der Gäste, die am Abend mit ihnen gefeiert hatten. Sie waren über den Tischen zusammen gesunken, die Köpfe auf den Tischplatten, und schliefen still ihren Rausch aus. Ein paar von ihnen waren auf dem Boden zusammen gesunken, in teilweise sehr grotesker Haltung, das kam ihm merkwürdig vor, aber gelang ihm nicht, klare Gedanken zu fassen, und sie weiter zu spinnen. Sein Kopf schwirrte ihm, als würden hunderte Hornissen in ihm gefangen sein und sich ohrenbetäubend laut dagegen zur Wehr setzen. Scheiße, dachte er. Plötzlich wurden draußen im Flur hektische Schritte und gedämpfte Stimmen laut. Unbewusst hatte er sie bereits gezählt: Vier Personen, alle männlich. Kurz vor der Tür zu der Gaststube, verharrten sie, als lauschten sie einen Moment, oder zögerten. Dann öffnete sich die große Tür neben ihm mit einem unglaublich geräuschvollen Knarzen. Er konnte hören, wie die Männer entsetzt aufstöhnten und einer polternd davon lief. Zwei betraten vorsichtig den Raum, einer hatte eine Fackel dabei, der dritte blieb draußen. Er wollte ihnen zurufen, wollte, dass sie ihm sagten, was hier eigentlich los sei, aber seine Stimme wollte ihm nicht gehorchen, kein Muskel ließ sich kontrollieren. Der Mann mit der Fackel ging vorsichtig durch den Raum, jeden Schritt mit Bedacht setzend, stark darauf achtend, auf nichts zu treten. Unter seinen schweren Schuhen knirschten Glassplitter, und zuweilen erklangen die Schritte feucht und matschig auf dem Holz. Einmal wäre er sogar fast ausgerutscht. Die ganze Zeit über hielt er seinen Ärmel vor seine Nase. Dann war er am Fenster angekommen und riss die Vorhänge zurück. Sein Begleiter keuchte entsetzt auf. Ein paar Fliegen erhoben sich protestierend, surrten und flogen verwirrt umher, dann ließen sich wieder irgendwo nieder. Der Raum war voll von Menschen, fünfzehn, vielleicht mehr, dass ließ sich nicht mehr genau sagen. Das Mobiliar war teilweise zerstört, Stühle zerschlagen, Tische umgeworfen, Ton- und Glaskrüge zerschmettert. Ein paar Wurfsterne staken aus der ehemals weißen Wand neben dem offenen Kamin, dessen Feuer schon vor Stunden erloschen war und nur wo noch ein wenig Asche kokelte. Ein einzelnes Kunai lag vor dem Kamin auf dem Boden. Es war ohne Schaden anzurichten auf den Dielen gelandet war, das unruhige Licht der Fackel brach sich auf dem polierten Stahl. Ein bestialischer Gestank hing in der Luft und würde diese Räumlichkeiten vermutlich nie wieder vollkommen verlassen. Alle Menschen, die hier zusammen gesunken und verkrümmt an den Tischen saßen oder auf dem Boden lagen, waren tot. Einfach tot. Niedergemetzelt worden. Die Wände waren nicht nur bespritzt, sondern verschmiert von Körperflüssigkeiten. Und ohrenbetäubend laut schallte das gleichmäßige Tropfen des Blutes hinweg, tropftropf, das aus schlaffen Armen und Gliedmaßen heraustropfte, ohne Halt aus den Adern floss und den Boden weiter besudelte, und sich in dunklen Pfützen sammelte. Der Mann der bei der Tür stehen geblieben war, bemerkte die zusammengesunkene Gestalt gleich neben der Tür und sah, wie sich die Brust schwach hob und senkte. Er eilte zu der blutverschmierten Person und ging in die Knie. Auf seinem bleichen Gesicht zeigte sich Erleichterung gemischt mit Sorge, als er den Mann erkannte. „Kakashi-San,… was für ein Glück, ihr seid noch am Leben…“ Kakashi blickte den Mann an und fragte sich, woher er seinen Namen kannte. Er versuchte in seinem Gedächtnis zu kramen, doch er fand gerade keinen Namen zu diesem Gesicht. „Was…“, versuchte er zu sagen, doch er brachte nur ein ersticktes Gurgeln hervor. Sein Gegenüber bedeutete ihm mit einer Geste, besser nicht zu sprechen. „Sh, ist ja gut. Sie dürfen jetzt nichts sagen, Kakashi-San, ich glaube sie sind verletzt. Ein Arzt ist bereits unterwegs. Er wird jeden Augenblick hier sein und sich um sie kümmern.“ „Wo…“ „Scht hab ich gesagt! Ihre Gefährtin? Sie suchen sicher ihre Gefährtin…“ Sein Blick glitt suchend über den Raum. Er kämpfte gegen den sofort hochkommenden Würgereflex an -es grenzte an ein Wunder, dass er sich nicht schon längst übergeben hatte, wie es gerade der Mann tat, der die Vorhänge zurückgezogen hatte- und wandte seine Konzentration schnell wieder auf den Jonin vor ihm, ohne ihm eine Antwort zu geben. Der Ninja sah ziemlich mitgenommen aus, und es war ihm anzusehen, dass er verwirrt und verunsichert war. Aber wer wäre das wohl nicht, in einer solchen Situation? Das rote Sharingan-Auge irrte unstet umher und versuchte zu sehen, was in dem Raum war, versuchte die Bilder zusammen zu fügen, um sie zu verstehen. Kakashi entdeckte sie. Sie war es ganz sicher. Das lange Haar verbarg ihr Gesicht, doch auf dem blanken Oberarm hatte er die Tätowierung der ANBU gesehen. Sie war es. Alle in diesem Raum waren tot, sie auch. Niemand hatte überlebt - nur er. Aber es wollte seinem nebligen Verstand einfach nicht einleuchten. Was war hier eigentlich geschehen? Ein Arzt kam bald und behandelte ihn. Er war ihm merkwürdige Blicke zu, die Kakashi zu erst nicht verstand. Dann erklärte ihm der Arzt, dass er als einziger überlebt habe, es gab keine anderen Überlebenden. Und er hatte nicht einmal schwere Verletzungen davon getragen. Ein paar kleinere Kratzer und Prellungen, ein bisschen Fieber und eine arg in Mitleidenschaft gezogen rechte Schulter. Das war es aber auch schon. Kakashi würde es ohne Probleme überleben. Man hatte Nachricht nach Konoha gesandt und eine ANBU-Einheit und ein Arzt waren von dort unterwegs. Man ließ Kakashi allein auf dem Krankenbett zurück. Niemand kam mehr herein. Ihm war es zu müßig, zu warten und den getuschelten Gesprächen im Gang zu lauschen. Kurzerhand ging er in die Gaststube zurück, um sich selbst ein Bild zu machen. Niemand begegnete ihm auf dem Weg. Das Fieber erschwerte ihm das Gehen, also stützte er sich an der Wand ab und kehrte in die Gaststube zurück. Die Leichen waren kurz vorher alle weggebracht worden, das Blut klebte noch an den Wänden und den Möbeln. Hier würde nie wieder eine Feier stattfinden, wahrscheinlich würde man das Gasthaus einfach verbrennen. Irgendwo entfernt hörte er das Jammern und Wehklagen der Angehörigen. Kakashi ging ein paar Schritte, nahm das Kunai vom Boden vor dem Kamin und betrachtete die Wurfsterne. Es waren nicht seine, aber die Waffen stammten aus Konoha. Schwindel ergriff ihn und er musste sich an der Wand abstützen. Seine Sicht verschwamm, und als sich nach ein paar Augenblicken das Gefühl legte, fiel sein Blick auf rechte seine Hand, mit der er sich an der Wand abstützte. Unter seinen Fingern war geronnenes Blut auf dem rauen Putz. Doch was ihn beunruhigte, war der Handabdruck, der in dem Blut in der vergangenen Nacht dort hinterlassen worden war. Er hatte keine Ahnung was in der Nacht passiert war, doch seine Hand passte genau in diesem Abdruck hinein. Und das bemerkten auch die ANBU, die in diesem Moment den Raum betraten. „Kakashi-San, kommen sie. Wir bringen sie nach Hause und werden uns um alles Weitere hier kümmern.“ Sie waren schon da? Sie mussten zufällig in der Nähe gewesen sein. Kakashi wandte sich um und blickte in das von einer Tiermaske verdeckte Gesicht des Shinobi. In diesem Moment war er dankbar, nicht das Gesicht des anderen sehen zu können, doch er wusste, dass es denselben Ausdruck hatte, mit dem ihn all die anderen Menschen hier schon angesehen hatten. Sie waren entsetzt darüber, was hier passiert war, und sie alle fragten sich eine Sache: Wieso hatte nur er überlebt? ~~~Ende Prolog~~~ Der Prolog findet zeitlich gesehen erst irgendwann nach den ersten Kapiteln statt, wann genau, kann ich schwer sagen, aber es dauert noch ne Weile. Über Kommentare freut sich der Schreiberling sehr, also keine Hemmungen! :) Kapitel 1: Prolog II -------------------- Hallo, hallo. Mega-Sorry, dass es so lange gedauert hatte, aber ich konnte mich nicht richtig auf diese Geschichte konzentrieren, hatte sehr viel anderes zu tun. Dieses Kapitel hier war eigentlich nicht geplant, aber ich habe es für eine Freundin geschrieben, also kommt es auch noch in die Geschichte. Da Kapitel 1 anders anfängt, habe ich dieses Kapitel hier noch als einen zweiten Prolog^^ geschrieben, auch wenn es sich vom ersten Prolog deutlich unterscheidet. Zeitlich ist dieser 2. Prolog direkt vor dem 1. Kapitel (das noch kommt;)) einzuordnen. (hähä, Beluga macht merkwürdige Sachen, …und macht sie gerne^^). Anmerkung: Die beiden Prologe stehen nicht im Zusammenhang zu einander....kann ja vorkommen;). Warnung: Spoiler für die Folgen 110/111. Für J. -Wie oft kann ein Herz brechen bevor es stirbt? -Öfter als man denkt. Prolog II „Nein, ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir uns noch einmal über den Weg laufen.“, sagte Sakura mit gesenktem Kopf und biss sich auf die Unterlippe. „Bitte geh jetzt.“ Ein frustriertes Schnauben war die Antwort, dann wandte sich der andere um, hielt aber kurz vor der Tür noch einmal inne und legte eine Hand auf den Türrahmen. Über seine Schulter hinweg fixierten seine dunklen Augen ihre schlanke Gestalt. „Ich bin nicht sicher was du eigentlich suchst, Sakura, aber ich hoffe, ich war nicht bloß ein Ersatz für jemand anderen. Denn wenn das so ist, kann ich dir nur sagen, dass ich hoffe, dass du eines Tages endlich erwachsen wirst und aufwachst.“ Sakura spürte Wut in sich aufkeimen. „Denn es wäre schade um jemanden wie dich, Sakura. Und es macht dich im Übrigen…“ Er zögerte, und Sakura hörte sich in Gedanken die vielen Möglichkeiten aufzählen, was er sagen könnte. Verletzlich? Kühl? Einsam? Verbittert? Doch die Antwort viel anders aus und unangenehm. „…langweilig.“ Damit war er aus der Tür und unnatürlich laut fiel sie hinter ihm ins Schloss und Sakura ballte eine zitternde Faust. Meinte er das ernst? Oder war er nur wütend, weil sie eben ihre Beziehung beendet hatte, und wollte ihr auf dem letzten Weg noch eins auswischen? Möglicherweise beides. ‚Langweilig’ war zu hart, dass wusste sie. Sie war nicht langweilig, bei weitem nicht, aber sie konnte so auf ihn gewirkt haben. Schließlich hatte sie ihm weder ihr Herz geöffnet, noch hatte sie all zu viel Zeit mit ihm verbracht, da sie es vorgezogen hatte, im Krankenhaus zu arbeiten so viel sie nur konnte. Sie seufzte und ließ sich in den Sessel in ihrem Zimmer fallen und stützte die Stirn auf eine Hand. Gedankenverloren spielten ihre Finger mit einer weichen Haarsträhne. Sakura wusste was sie suchte, und sie wusste auch, dass sie es nicht bekommen würde. Sie würde den Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte nicht zurückbekommen. Und dennoch suchte sie nach ihm. Auf jeder Mission hielt sie Ausschau, bei jeder neuen Information über Orochimaru lauschte sie auf und versuchte Hinweise zu erhaschen, die ihr sagen konnten, was mit ihm war. Und jeder ihrer Freunde sah ihm vielleicht sogar ein bisschen ähnlich. Und jeder dieser Freunde stellte sich am Ende als jemand anderes heraus. Dies war eine merkwürdige Eigenheit, die sie mit der Zeit entwickelt hatte, und Ino verschonte sie nicht mit entsprechenden Kommentaren. Sie wusste, wie erbärmlich sie war, so etwas zu tun. Aber ihr Herz handelte, ohne dass ihr Verstand es mitbekam. Es war nicht fair. Sie war den Männern gegenüber nicht fair, die sich mit ihr einließen. Sie war scheußlich. Yuasa hatte es gespürt. Er war eben ein intelligenter, junger Mann. Und es hatte ihn sehr getroffen, als sie ihre Beziehung vorhin beendet hatte. Er war ein lieber Kerl. Aber Sakura hatte noch immer ein gebrochenes Herz, und auch der freundliche Yuasa hatte es nicht zusammensetzen können. Sakura zog ihre Knie an und umschlang sie mit den Armen. Er hatte ihr gesagt, er hoffe, dass sie eines Tages erwachsen würde und aufwache. Was hatte er gemeint mit ‚erwachsen werden’? War sie naiv? War sie unreif? War ihr Verhalten eines Erwachsenen nicht würdig? Sie war 20 Jahre alt, aber er sagte ihr ins Gesicht, dass er sie nicht für erwachsen hielt. Und dass sie aufwachen sollte… Aufwachen… dass sie aufwachen sollte wusste sie selbst. Dass sie aufhören sollte, in allem immer nur Sasuke zu suchen und ihm hinterher zu laufen wie ein kleines Mädchen. Aber Sasuke war der erste und einzige, den sie jemals so geliebt hatte, dass er in der Lage war das Herz zu brechen dass sie glaubte, es würde nie mehr heilen. War das die Naivität? Oder gab es wirklich so etwas wie die einzige große Liebe, deren Verlust auf ewig spürbar war? Sie schnaubte. Was für ein Jammerlappen sie doch war. Sie schüttelte den Gedanken ab und nahm sich vor, vorerst die Finger von Männern zu lassen und sich auf andere Dinge zu konzentrieren, das schien ihr gesünder. Sie schlüpfte unter ihre Bettdecke und war innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen. Es war Nacht und die Grillen zirpten in den Sträuchern. Der Steinweg war noch kühl und die Luft angenehm, doch jeden Moment konnte die Sonne aufgehen und wieder ihre wärmenden Strahlen über ganz Konoha ergießen. Ein blasser Vollmond prangte am dunkelblauen Himmel, verdeckt nur von einer trägen großen Wolke, die sich nun langsam und schwerfällig vor ihn schob. Tränen leuchteten in Sakuras grünen Augen. „Genau wie ich es mir dachte.“, sagte Sasuke in seiner emotionslosen Stimme, und Sakuras Blick hob sich und legte sich auf ihn. „Ich bin anders als ihr. Ich gehe einen anderen Weg. Ich habe versucht mir vorzumachen, euer Weg sei auch der meine. Wir Vier haben einiges gemeinsam erlebt, aber am Ende hat sich mein Herz für die Rache entschieden. Darin liegt für mich der Sinn meines Lebens.“ Seine Augen wurden dunkel und entschlossen, auch wenn Sakura es nicht sehen konnte, da er mit dem Rücken zu ihr stand. Tränen rannen frei und vergessen Sakuras Wangen hinab als sich ihr Blick in den dunklen Stoff seines T-Shirts brannte, doch sie sagte kein Wort, nahm nur jedes seiner Worte in sich auf und versuchte sie verzweifelt zu verstehen. „Ich kann nicht so werden wie du oder Naruto.“ „Willst du etwa wieder alleine sein?!“, begehrte die junge Kunoichi auf und legte sich eine Faust an die Brust. Schmerzlich sickerten seine Worte in ihren aufgewühlten Verstand. „An diesem einen Tag hast du mir beigebracht, dass Einsamkeit schmerzvoll ist! Ich verstehe das so gut jetzt. Ich habe eine Familie, und ich habe Freunde,“ Sakuras Tränen tropften auf die Steinplatten des Wegs und bildeten dunkle, runde Flecken, „aber wenn du fort gehst… ist das für mich… es bedeutet für mich dasselbe wie allein zu sein!“ „Von hier an… wird sich für uns alle ein neuer Weg auftun.“ Sakura machte ein paar verzweifelte Schritte auf ihn zu. „Ich… Ich liebe dich so sehr!“, schrie sie beinahe, und die Tränen flossen frei. „Wenn du bei mir bleibst, werde ich dafür sorgen, dass du es nie bereuen wirst! Jeder Tag wird schön. Wir werden auf jeden Fall glücklich sein. Ich werde alles für dich tun. Aber bitte… nimm mich mit dir.“ Als ihre Schluchzer an seine Ohren drangen, wandte er sich halb um und blickte sie lächelnd über seine Schulter an. „Wirklich, du bist eine Heulsuse.“ Überrascht von seiner Antwort, hielt Sakura inne. Ohne ein weiteres Wort steckte er sich seine Hände in die Hosentaschen, drehte sich um und ging weiter den Weg hinab. Das sollte es gewesen sein? Verzweiflung ließ Sakuras Stimme schrill durch die Nacht dringen, als sie nach ihm rief und versuchte, das Unvermeidliche aufzuhalten, ihn nicht gehen zu lassen. „Bitte geh nicht!“ Ein paar Schritte lief sie ihm nach. „Ich werde schreien wenn du versuchst zu gehen!“ Und plötzlich stand er hinter ihr, keinen halben Meter entfernt, sodass sie sogar glaubte, seinen Atem in ihrem Nacken spüren zu können. Es verging einen Augenblick, und sie standen einfach nur so da auf dem Steinweg, während der Wind die Blätter der Bäume zu ihrer Rechten zu ihnen herüber trug. Dann endlich sprach er zu ihr, und für einen kurzen Moment verspürte sie Hoffnung. „Sakura. Danke. Für alles.“ Und dann begriff sie endlich, dass sie ihn nicht würde aufhalten können. Er wies sie endgültig zurück. Das nächste was sie spürte, war ein Schlag in den Nacken, und noch während sie seinen Namen wisperte, verlor sie das Gleichgewicht und wurde ohnmächtig. „Sasuke…-Kun.“ Sie spürte nicht mehr, wie er sie auffing und auf die Steinbank am Rande des Weges legte. Als sie einige Stunden später erwachte, war die Sonne bereits aufgegangen, und Sasuke lange fort. Sakura erwachte aus ihrem Traum, und ihr Herz raste wie verrückt. Sie setzte sich auf, presste eine Faust gegen die Brust und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte lange nicht mehr von ihm geträumt, aber ein einziges Wort Yasuas und ein paar Gedanken über ihn hatten ausgereicht, um diese Erinnerung in einem Traum wieder hervor zu rufen und wieder zu durchleben. Die Haut um ihre Augen war feucht und sie schloss sie und umschlang ihren Oberkörper mit ihren Armen. In ein paar Tagen war es soweit. In ein paar Tagen war es ganze drei Jahre her, dass Sasuke sie, Naruto, Kakashi, und ganz Konoha den Rücken zugekehrt hatte. Ganze drei Jahre ohne ein einziges Lebenszeichen. Ein kalter Schauer lief ihr über die Arme, und sie blickte auf das gekippte Fenster. Kühle Luft drang von draußen herein und hatte die Temperatur im Raum kalt werden lassen. Auf ihrem Tischchen neben dem Bett stand ein Bilderrahmen. Sie mochte dieses Bild sehr, hatte es sehr oft in Händen gehalten, und auch jetzt griff sie beinahe unbewusst danach und warf einen Blick auf das Foto hinter dem Glas. Es zeigte ihr Team. Naruto, Sasuke, Sensei Kakashi und sie selbst. Wie zuversichtlich sie alle damals gewesen waren, als das Foto gemacht worden war. Und wie sehr sich doch alles geändert hatte. ‚Es wird alles wieder wie früher.’, das waren Kakashis Worte zu ihr gewesen… „Wann?“, wisperte sie. Ein Blick auf die Uhr verriet der jungen Frau, dass es gerade mal vier Uhr morgens war, aber sie fühlte nicht in der Lage, sich wieder schlafen zu legen. Also schwang sie die Beine aus dem Bett, stellte das Bild an seinen alten Platz zurück, und knipste die Lampe an ihrem Schreibtisch an. Vielleicht konnte sie sich ja ablenken, wenn sie ein wenig mehr in Tsunades Büchern über Heilkunst las und dabei den inzwischen erkalteten Tee trank. Tee war das Allheilmittel. Tee half immer. Also bestimmt auch dieses mal. --- Ende Prolog II ________________________________ Ok, ich gebe zu, dass ich nicht happy bin mit dem Kapitel. Vielleicht schreib ichs noch ma um. Hm. Ich hoffe ihr mögt Romanzen, in denen auch Action und Abenteuer vorkommen, das ist nämlich für diese Geschichte geplant. Hehe. Aber das muss ich erst noch n bisl aufbauen, also seht mir bitte nach, sollte die Geschichte evtl nicht all zu schnell vorwärtsschreiten. Aber sehet selbst.^^ Über Kommentare würde ich mich rieseig freuen! Kapitel 2: Beginn ----------------- Hallo Leute, Vielen lieben Dank für eure Reviews. Hat mich sehr gefreut! Die Story ist schon seit letztem Jahr fertig in meinem Kopf, nur leider hatte ich ganz lange Probleme den Anfang so zu schreiben, dass er mir auch gefällt. Ich bin immer noch nicht zufrieden, aber ich denke die nächsten Kapitel werden mir leichter fallen. ...oder ich schreib den verdammten Anfang noch mal um. Ich hab in dieses Kapi noch n Pairing für ne Freundin von mir reingepackt, des wird aber wenn nur nebenbei Erwähnung finden denke ich. So, genug gelabert! Kapitel 1: ~Beginn~ Die Sonne erhob sich über die Bergketten im Westen und wie eine Flut gossen sich ihre Strahlen über die Ebenen und Wälder des Feuerlandes. Von Tautropfen benetzte Pflanzen und Steine begannen zu glitzerten, Insekten zirpten, Vögel sangen, und die Luft war noch kühl und feucht von der Nacht. Kein Wölkchen zeigte sich am Himmel. Es würde ein ungewöhnlich warmer Tag werden, einer der letzten in diesem Jahr, der Herbst war bald vorüber und dann würde der Winter Einzug ins Land halten. In Konoha, dem Ninjadorf das versteckt unter den Blättern liegt, begann der übliche Tageslauf. Die Bürger öffneten die Läden ihrer Häuser und Geschäfte, Waren aller Art und aus allen Ländern wurden zu Recht gemacht, um später potentiellen Käufern auf den Straßen und in den Läden angepriesen zu werden. Nach und nach füllten sich die Straßen mit Menschen und es stellte sich die übliche Betriebsamkeit ein. Ein Vogel zwitscherte und hopste auf dem Fensterbrett herum. Neugierig schielte er in den Raum hinter der Glasscheibe. Eine Hand bewegte sich und fiel kraftlos in die weichen Laken zurück. Mit einem erschreckten Flügelschlagen verschwand der Vogel und sauste panisch davon. Kakashi wälzte sich in seinem Bett herum und blieb auf der Seite liegen, ein trübes Auge auf die weiße, leere Wand neben dem Fenster gerichtet. Er war bereits seit einer ganzen Weile wach. Mit einem missmutigen Brummen entschloss er sich aufzustehen, denn inzwischen war ihm sehr kalt, und kletterte akrobatisch über eine andere Person in seinem Bett hinweg. Es war Anko die ausgebreitet auf seinem Bett lag und leise schnarchte…und sie hatte die Decke für sich allein beansprucht. Ein kleines bisschen Speichel glitzerte an ihrem Mundwinkel- solange sie schlief wirkte sie immer sehr friedfertig. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es Viertel vor acht Uhr war. Mit einem müden Seufzen erhob er sich, gähnte herzhaft und tapste nur in Shorts bekleidet, in die Küche um Tee aufzusetzen. Der Teekessel auf dem Herd pfiff bald, und er griff im Regal über sich nach einer Tasse. Beiläufig fiel sein Blick auf die handschriftlich angebrachten Schriftzeichen darauf. Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag. Sakura & Naruto. Das Teewasser floss in die Tasse und füllte sie mit dampfendem Wasser. Er verrührte ein paar getrocknete Kräuter darin und nahm am Küchentisch platz. Der Tee dampfte und der strenge Duft der Kräuter stieg unangenehm in die Nase, machte ihn aber wach. Begeisterungslos schlürfte er das heiße Gebräu. Dieser Tee war ein spezieller Anti-Kater-Tee, den Namiashi, Raidou ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er fragte sich, woher eigentlich so viele wussten, wann er Geburtstag hatte; er wusste es ja selbst nicht einmal. Vor zwei Tagen war er von seiner letzten Mission zurückgekehrt, einer Klasse-S-Mission, die ihn ins Land der Reisfelder geführt hatte. Und seit dem grübelte er über einige Dinge nach. Er schob alle Gedanken beiseite und stützte seinen schmerzenden Kopf auf die Hände. Kurz tauchten Erinnerungen der vergangenen Nacht in seinem Gedächtnis auf. Wenn Anko und er „versackten“, wie sie es so gerne ausdrückte, erwachte am nächsten Morgen fast immer jemand von ihnen allein im Bett. Es störte sie nicht. Es war nichts dabei, nur ein bisschen Vergnügen, keine großartigen Gefühle. Ein gemeinsames Frühstück im Bett war nie eine notwenige Option, eher ging man am nächsten Tag einfach seiner Wege. Asuma sagte ihm nun schon seit Monaten, er solle sich nach einer Frau umschauen. Aber nach einer festen Beziehung, „was Ordentlichem“, wie er es ausdrückte. Der Sex mit Anko war wirklich gut. Wollte er überhaupt mehr? Der Schrei eines Vogels ließ ihn aufhorchen. Er nahm sich die Zeit, seinen Tee auszutrinken, dann schlüpfte er leise in seine Kleider und machte sich auf den Weg. Dieses Mal würde es wieder Anko sein, die alleine im Bett aufwachen würde. Er verließ die Wohnung und duckte sich, als der hartnäckige, große Vogel einen Scheinangriff auf ihn flog. „Was soll diese Eile, bin doch unterwegs.“, knurrte er. Die Hokage hatte nach ihm gerufen. Aber war es denn gleich nötig, den Vogel dazu zu benutzen, dass er auch wirklich sofort dem Termin nachkam? ~~~ Im Glas der Fensterscheibe sah sie undeutlich ihre eigenen Umrisse. Die weichen, rosafarbenen Haare, die ihr sanft auf die Schulter fielen, die grünen Augen, die intelligent zu ihr zurückblickten. Ihre Haare waren inzwischen wieder ein gutes Stück gewachsen, sie würde sie schneiden müssen. Sie mochte die kurzen mehr. Ein kleiner Vogel lenkte für einen Moment ihre Aufmerksamkeit auf sich, wie er alleine an ihrem Fenster vorbeischoss, binnen Sekunden außer Sicht, als sei er vor etwas auf der Flucht oder habe sich sehr erschreckt. Im Glas konnte sie sehen, wie sich hinter ihr die Tür aufschob und Shizune herein trat. „Guten Morgen, Sakura. Du bist aber früh dran.“ Höflich grüßte Sakura zurück. Die Ältere stellte ihre Tasche in ihren Spint und kramte eine Weile darin herum, auf der Suche nach irgendetwas. Shizune war ein Ordnungstier, aber manchmal kam es vor, dass sie Sachen verlegte, und nicht mehr wusste, wo sie sie gelassen hatte. Es ertönte ein missmutiges Seufzen, eine eindeutige Aufgabe, und die rechte Hand der Hokage trat resigniert neben Sakura ans Fenster. „Schaust du dir den Morgen an?“ Ein Nicken. „Das wird einer der letzten heißen Tage in diesem Jahr.“, bemerkte Shizune, und strich sich hastig ihr verwirrtes Haar glatt, als sie ihr Spiegelbild im Fenster erblickte. „Ich habe gehört, dass die Herbststürme in den nächsten Wochen hereinbrechen werden, und sie könnten sogar etwas Schnee mit sich bringen. Sie sind in diesem Jahr besonders spät dran, aber dafür werden sie intensiver als in den Jahren zuvor.“ Shizune warf Sakura einen Seitenblick zu, doch sie starrte weiterhin mit unbeteiligter Miene aus dem Fenster. Shizune, die in guter Stimmung war, fuhr fort. „Ich freue mich schon darauf, wenn der Schnee kommt. Magst du Schnee, Sakura?“ Ein Achselzucken war die Antwort und Shizune ließ das Thema fallen. „Ich werde heute früher Schluss machen, könntest du dich in dem Zeitraum um meine Patienten kümmern?“ „Hast du etwa heute Abend noch etwas vor?“, fragte Sakura lächelnd. Shizune schmunzelte. „Hai.“ Sie streckte kurz die Zunge heraus und grinste. „Und wie sieht es bei dir so aus, Sakura? Mit den Männern, meine ich.“ Sakura zuckte mit den Achseln. „Ich habe genug zu tun, da kann ich mich nicht auch noch darum kümmern.“ Shizune legte den Kopf schräg und tippte sich mit dem Finger auf das Kinn. Diese Einstellung konnte sie nicht nur verstehen, sie kannte sie auch von sich selbst. Aber irgendwann würde schon jemand kommen, und die junge Frau auf andere Gedanken bringen, genau wie bei Shizune selbst, wie es ihr dämmerte, und sie musste schmunzeln. „Was ist?“ „Nichts, nichts.“ Sakura wandte sich zur Tür. „Ich werde deine Patienten übernehmen, Shizune, mach du dir nur einen schönen Abend mit Iruka.“ Shizune blinzelte erstaunt. „Aber ich habe doch gar nicht gesagt, dass es Iruka… Hm, dir entgeht nichts, was?“ „Wenn jemand beinahe jeden zweiten Tag Blumen für dich vorbei bringt, IST es nicht zu übersehen.“, kam die leichte Antwort. Sakura warf noch einen Blick aus dem Fenster und entdeckte Rock Lee auf der Straße, auf dem Weg zu einer frühmorgendlichen Trainingseinheit. Er hatte sie ebenfalls bemerkt, schaute zu ihr auf, zeigte ihr den Daumen hoch und lächelte sie mit blitzenden Zähnen an. Sie musste lachen und winkte zurück. Dann verließ sie das Zimmer um ihren üblichen Tagesablauf im Krankenhaus zu beginnen. Shizune folgte ihr kurz darauf, und beide gingen zur Krankenhausrezeption, wo schon eine Horde Chunins und Genins anstanden und sich anmeldeten zu irgendwelchen Untersuchungen. Als sie die Kunoichi mit den rosafarbenen Haaren sahen, bekamen sie alle glänzende Augen und gleichzeitig schnellten die Arme grüßend in die Höhe. „Wunderschönen guten Morgen, Sakura-Saaan.“, riefen, oder besser gesagt sangen sie alle im Chor. Shizune schmunzelte darüber. Es war jeden Morgen dasselbe. Ein Haufen männlicher, verliebter Ninjas kam und stand Schlange, um sich von Sakura untersuchen zu lassen. Die junge, schöne Kunoichi war eine fähige Ärztin, und ihre sanfte Art abwechselnd mit ihrem sprühenden Temperament schien sie als Herausforderung für die jungen Ninjas nur noch attraktiver zu machen. Ein plötzlicher Temperaturabfall im Raum ließ Shizune aus ihren Gedanken fahren. Tsunade persönlich kam mit weit ausgreifenden Schritten auf die jungen Männer zu. „Was, ihr seid schon wieder hier?!?! Jeden Tag seid ihr hier und klaut die Zeit meiner Schwestern und Ärztinnen, weil ihr euch mit unwichtigen Verletzungen behandeln lassen wollt!“ „Tsunade-Sama…“, wollte Shizune beschwichtigend eingreifen, schließlich brachten Kunden ja auch Geld. Geld, dass Tsunade nur zu gerne mit Alkohol und Spielen vergeudete …auch wenn diese Kunden wirklich nur lächerliche Blessuren hatten, die sie sich wahrscheinlich kurz vorher noch selbst beigefügt hatten… Wenn sie es sich recht überlegte also doch eine unnötige Beanspruchung des sowieso schon ausgelasteten Personals. „Aber wenn ihr es so haben wollt…!!! ICH werde euch behandeln.“, wetterte die blonde Sannin. Die Chunins und Genins schluckten und schrumpften ein paar Zentimeter zusammen. Angst flackerte in ihren Augen, doch sie würden sich alle Tsunades Willen ergeben… „ALLESAMT IN MEIN BEHANDLUNGSZIMMER!!! JETZT!“ Damit war die Rezeption frei geräumt und Sakura stand allein und verlegen davor. „Ähm…ja. Na gut, wenn dann ja keiner mehr da ist, kümmere ich mich um meine anderen Patienten.“, sagte sie zu Shizune, und ließ sich an der Rezeption einige dünne Akten aushändigen. Shizune schmunzelte hinter hervor gehaltener Hand über die Szene, und erschrak im nächsten Moment fast zu Tode. „Jo, Shizune.“ „Haaah, Kakashi! Was machst du so früh hier?“ Kakashi winkte Sakura grüßend zu. „Guten Morgen, Sakura-Chan.“ Sakura blieb einen Moment mit den Akten in ihren Armen stehen und lächelte. Sie hatte ihren alten Sensei in den letzten drei Jahren selten zu Gesicht bekommen. Erst als Naruto vor ein paar Tagen von seinem langen Training mit Jiraiya zurückgekehrt war, hatte sich mal wieder die Gelegenheit ergeben, miteinander zu sprechen. „Guten Morgen, Kakashi-Sempai.“ Sie sieht müde aus, dachte Kakashi. Er schaute Sakura nachdenklich hinterher, bis sie mit ihren Akten im Gang verschwunden war. Dann wandte er sich wieder Shizune zu. „Die Hokage wollte sich mit mir hier treffen.“ „Oh, ihr äh, ist etwas spontan dazwischen gekommen. Ist es wichtig? Aber es wird sicher nicht lang dauern bis…“ In diesem Moment flog auch schon die Tür eines Behandlungsraums um die Ecke auf, und humpelnde, und ungefähr sechs schwerst einbandagierte Ninjas kamen heraus. Sie wirkten eher wie Mumien, hatten teilweise Gliedmaßen eingegipst und waren mit Gehkrücken ausgestattet… Alles in allem wirkten sie um einiges kränker als noch wenige Minuten zuvor. „ICH FREUE MICH SCHON, EUCH ZU BEHANDELN, WENN IHR MAL RICHTIGE VERLETZUNGEN HABT. UND VERGESST NICHT: MORGEN ZUR KONTROLLE, VERSTANDEN!?!?!?!!!“ „Hai,hai,hai,hai…Hokage-Sama…“ Humpelnd flüchteten die Bedauernswerten so schnell sie es unter den Umständen aufbrachten, und hatten im nächsten Moment das Krankenhaus mit einer Staubwolke verlassen. Tsunade kam zufriedenen Schrittes aus der Tür und lächelte diabolisch. „Die werden es sich in Zukunft überlegen, wegen Kleinigkeiten zu kommen. Ich werde sie alle den Erste-Hilfe-Kurs wiederholen lassen… Ah, Kakashi, gut das du schon da bist.“ Kakashi blickte wegen diesem Satz düster drein. Hatte sie nicht eigens den Greifvogel losgeschickt, damit er sich auch ja nicht noch Zeit für andere Dinge zwischendurch nahm? Sie wedelte herrisch mit dem Zeigefinger vor seinem Gesicht. „Ich hab da ein paar Fragen wegen einer Mission. Komm mit!“ Kakashi seufzte und trottete der Hokage ergeben hinterher. Shizune winkte ihm mitleidig nach. ~~~ Tsunade ließ sich hinter ihrem Schreibtisch nieder, ein ernsthafter Gesichtsausdruck verdunkelte die makellosen Züge. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn zu sich rufen würde. Denn er hatte seinen Missions-Bericht –ziemlich verspätet- am Vorabend abgegeben, und unter dem Punkt „Besondere Bemerkungen“ hatte gestanden, wen er auf seiner letzten S-Rangmission gesehen hatte. Jiraiya war ebenfalls im Büro. Er lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen vor einem Fenster links von ihm, und hatte die Augen betont ruhig geschlossen. Als Kakashi vor den Schreibtisch trat, öffnete er sie kurz und nickte ihm zu. „Kakashi.“, lautete die knappe Einleitung Tsunades. Es war nicht ihre Art, ihren Ninjas gegenüber um den heißen Brei zu Reden. „Du hast ihn vor sieben Tagen gesehen. Eine andere ANBU-Patrouille, die ebenfalls gestern Abend in Konoha eingetroffen ist, hat berichtet, ihn auch vor ein paar Tagen im Land der Reisfelder gesichtet zu haben. Kannst du mir noch etwas mehr über euer zufälliges Zusammentreffen berichten?“ Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe alles in dem Bericht geschrieben.“ Tsunade tauschte mit Jiraiya einen kurzen Blick und kratzte sich missbilligend am Hinterkopf. „Kein Kontakt, kein Zeichen, dass er dich vielleicht bemerkt hat oder sich dir absichtlich gezeigt hat?“ „Er führte ein paar Ninjas in Richtung Norden an. Ich habe sie gerade rechtzeitig bemerkt, um mich in den Bäumen zu verbergen. Wenn sie mich entdeckt haben, haben sie sich nichts anmerken lassen. Sie waren nicht gerade schwer bewaffnet, waren aber eilig unterwegs. Was auch immer das Ziel von Sasuke und seiner Einheit war, sie waren nicht unterwegs um zu kämpfen. Es ist nur eine Vermutung, aber das Paket in der teuren und reichverzierten Verpackung könnte vielleicht als Geschenk für jemanden dienen.“ „Was soll ich nur von dieser Sache halten…? Wenn Orochimaru Geschenke macht, dann nicht ohne guten Grund.“ Kakashi zuckte mit den Achseln. Sie nickte widerwillig. Grübelnd lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück. „Mir gefällt das nicht.“, sagte sie zu ihrem alten Teamgefährten. „Seit Monaten haben wir nicht die geringste Spur von ihnen entdecken können, und nun sehen ihn gleich mehrere Personen innerhalb kürzester Zeit. Ich hab da so ein Gefühl, dass sie in Oto was ausbrüten.“ „Wir werden es wohl abwarten müssen.“, entgegnete Jiraiya. Es klopfte an der Tür und ein Bote brachte der Hokage einen Zettel. Ein weiteres Stirnrunzeln und die Hokage hatte de Zettel gelesen. Sie schaute auf. „Kakashi. Ich brauche dich um jemanden zu identifizieren. In Kuno-Gama gab es eine Überschwemmung, wahrscheinlich durch einen Kampf zwischen Shinobis. Es gibt viele Verletzte und einen toten Ninja. Wir schicken auch ärztliche Unterstützung.“ Die Hokage erhob sich und trat auf den Gang hinaus. Kakashi blieb neben ihr stehen und entdeckte eine Kunoichi mit rosafarbenem Haar, die gerade unnachgiebig einen widerspenstigen Patienten aus dem Flur und in sein Zimmer zur Bettruhe verbannte. Tsunade lächelte. „Ich wüsste da jemanden, der mal wieder aus Konoha raus müsste und dich begleiten wird, Kakashi.“ ~~~Ende Kapitel 1~~~ Ok, ich hab mir mit den Ereignissen etwas Zeit gelassen, aber der Erzählfluss wird in den folgenden Kapiteln schneller werden. Es wird mehrere Missionen geben in dieser Geschichte. Ich wollte mal das Leben der beiden so darstellen, dass nicht entweder das Leben als Ninja oder außerhalb ihrer Missionen dargestellt wird, sondern beides. Und das wird sich in Zukunft miteinander vermengen, hehe. Ich hoffe das Kapi hat trotz allem gefallen und ist ein Review wert. Danke fürs lesen und einen schönen Tag noch. Das nächste Kapitel heißt: „Zwei von gleicher Art“ Kapitel 3: Zwei von gleicher Art -------------------------------- Hallo allerseits. Vielen Dank für eure Geduld mit mir, und ich hoffe, dass euch das Kapitel hier gefällt. Da ich gemerkt habe, dass ihr ungeduldig werdet, habe ich beschlossen die Ereignisse ein wenig zu beschleunigen. Ich hoffe, dass damit das Kapitel nicht zu voll und verworren geworden ist. Jetzt aber genug gelabert! Viel Spaß beim Lesen und ich wünsche euch allen fröhliche Feiertage! Kapitel 2 ~Zwei von gleicher Art~ Kakashi schlenderte durch die Gänge des Krankenhauses in Richtung Ausgang. In einem Arbeitsraum stand die Tür halb offen, und angeregte Stimmen drangen nach draußen. Kakashi blieb stehen. Er sah Sakura, die halb auf einem Tisch saß und einer Krankenschwester eindringlich etwas erklärte und ihr neue Anweisungen gab. Anscheinend war irgendetwas schief gelaufen, die unglückliche Schwester hatte etwas missverstanden, und nun musste irgendein arbeitsaufwändiger Prozess von neuem begonnen werden. Als die Schwester davoneilte um ihre Anweisungen zu befolgen, seufzte Sakura und ließ müde die Schultern hängen. Sie sah blass aus, sie sollte definitiv öfters an die frische Luft. Eine Mission außerhalb Konohas schien in der Tat genau das Richtige. Kakashi räusperte sich, und Sakura sah auf. Ihre grünen Augen wanderten über seine lässig im Türrahmen lehnende Gestalt. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte. „Nicht immer ganz leicht, einen so verantwortungsvollen Job zu haben, was? Aber du warst schon immer sehr gewissenhaft und gut in dem, was du angehst. Du kannst jetzt deine Sachen packen, wir haben einen Auftrag. Heute Abend sind wir wieder zurück.“ „Oh. Wo geht es denn hin?“ „Ein Dörfchen am Fluss, keine drei Stunden von Konoha entfernt.“ Sein beinahe ewig präsentes, vergnügtes Lächeln erheiterte sie auf der Stelle. Sie straffte die Schultern und sprang auf um ihre Sachen zu packen und Vorbereitungen zu treffen. Sie musste Ersatz für sich finden. Und sie hatte ein Lob von Kakashi bekommen. Den ganzen Vormittag wich sie das Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht- bis sie in Kuno-Gama ankamen. ~~~ Die Reise dauerte tatsächlich nur etwa drei Stunden. Ein kalter Wind wehte in dem kleinen Örtchen, ein neuerlicher Regenschauer lag in der Luft. Sakura teilte kundig ihr medizinisch ausgebildetes Begleitpersonal auf und ließ sie die Verletzten behandeln und sich einen Bericht über die Lage geben. Überall wurden die Häuser repariert und es wurde gearbeitet und Schutt und Treibgut weggeräumt. Die Hauptstraße war ein einziges Schlammloch. Kakashi untersuchte die Umgebung außerhalb des Dorfes. Die Überschwemmung war weitläufig und heftig gekommen, und vor allem sehr überraschend. Ein solch starkes Jutsu in der Nähe von Zivilisten zu erschaffen war ziemlich verantwortungslos. Nach einer Weile der Suche fand er auch den Ort, an dem der Kampf ohne Zweifel stattgefunden hatte, denn hier war der Wald neben dem Fluss in hohem Maße beschädigt und die Spuren eines Ninjakampfes unübersehbar. Aber es lagen keine Waffen mehr herum, anscheinend hatte bereits jemand hier aufgeräumt, und wahrscheinlich war dies keiner aus dem Dorf gewesen. Mit ernster Miene überblickte Sakura die Lage, ihr Personal kümmerte sich um die Verletzten und würde eine Weile ohne sie auskommen. Sie ließ sich den Weg zu dem toten Shinobi zeigen. Man hatte es nicht gewagt ihn anzurühren, nur eine schwarze Decke hatte man über seinen Körper ausgebreitet. Er lag neben dem Fluss im staubfeinen, nassen Sand. Überall lagen angeschwemmte knorrige, kahle Äste, dunkles Gras und anderer Unrat herum. Sakura näherte sich den Ninja und ging neben ihm in die Knie. Sie hob die Decke an und legte sie zur Seite. Ein leises Stöhnen entrang sich ihren trockenen Lippen, als sie den Körper des toten Ninjas sah. Verkrümmt lag er vor ihr, angespült von der Strömung, die dunklen ausdruckslosen Augen waren weit aufgerissen und viele Äderchen darin geplatzt. Die Haut war aschgrau und aufgedunsen. Sakura drehte ihn vorsichtig auf den Rücken und entdeckte den unnatürlich dick angeschwollenen Brustkorb. Sie runzelte die Stirn, setzte ihre Untersuchung dann aber fort. Sie nahm einen Arm und streifte den dunklen Pulli der Konoha-Uniform zurück, der rote Kreis auf dem Oberarm war zerschlissen und schmutzig. In diesem Moment stieß Kakashi zu ihr und hockte sich neben sie. „Sein Name war Kazijoshi Fuse. Spezial-Jonin aus Konoha, 32 Jahre alt. Er war ein guter Ninja, spezialisiert auf dem Gebiet des Ninjutsu.“ Er warf Sakura einen Blick zu. „Woran ist er gestorben?“ Sakura betrachtete die parallelen Schnittwunden am bleichen Arm nachdenklich und suchte nach weiteren Verletzungen. „Ein Kampf hat stattgefunden. Die Todesursache war wahrscheinlich nicht ertrinken. Aber was genau es war… Sein Brustkorb ist angeschwollen und die anderen Verletzungen… so etwas habe ich noch nie gesehen.“ „Ein unbekanntes Jutsu.“, sprach Kakashi seinen Verdacht aus. Sakura nickte bedächtig. „Das würde ich auch vermuten. In Konoha könnte ich mehr darüber herausfinden, wir nehmen ihn gleich mit.“ Kakashi nickte. Er bemerkte zufrieden, wie professionell Sakura mit dieser Situation umging. Kurz blitzte eine Erinnerung der kleinen Sakura bei ihrer ersten Chunin-Prüfung auf. Nein, das kleine Mädchen, das sich immer auf die Kräfte Sasukes und Narutos verließ war sie lange nicht mehr. Als Kakashi die Decke über den Toten warf, entspannte sie sich ein wenig. Nachdem die Verletzten alle behandelt waren, machte man sich auf den Rückweg nach Konoha. Sie würden Tsunade persönlich Bericht erstatten müssen. ~~~ „Ein unbekanntes Jutsu?“, wiederholte Tsunade Sakuras Worte, und die junge Kunoichi nickte. „Davon gibt es unzählige. Aber diesmal ist es besonders wichtig. Ich möchte, dass du Fuse genau untersuchst. Ich will so viel wie möglich über die Umstände seines Todes in Erfahrung bringen. Hat von den Dorfbewohnern keiner was gesehen?“ Jetzt war es an Kakashi, mitzuteilen was er in Erfahrung gebracht hatte, doch er konnte nur verneinend den Kopf schütteln. „Nein. Es hat niemand von dem Kampf etwas gehört oder gesehen, bis die Überschwemmung kam. Es war während der Nacht passiert.“ Tsunade nickte düster und entließ die beiden Ninjas mit einer wedelnden Hand. Kurz bevor die beiden Shinobis zur Tür hinaus waren, erhob sie noch einmal ihre Stimme. „Wartet noch einen Moment. Ich habe noch etwas für euch.“ Sie warf beiden kleine, dünne Schriftrollen zu und scheuchte sie dann entschieden winkend aus dem Büro. Als die Tür geschlossen war, wandte sie sich Jiraiya zu, der dem Bericht der beiden Shinobi still gelauscht hatte. „Dann ist also auch der dritte Shinobi der Mission #12003 tot.“ Tsunade stützte ihr Kinn auf die verschränkten Hände. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so enden würde. Drei tote Shinobis, und damit keine Überlebenden dieser Mission, und nicht die geringste Spur. Was treiben sie nur dort in Iwa…?“ „Iwa…, Oto… Oto macht mir im Augenblick mehr Sorgen.“, bekannte Jiraiya. „Ich habe im Augenblick nicht die Macht mich um Oto zu kümmern, aber ich werde ein neues Team nach Iwa schicken.“ Jiraiya sah auf. Er war sich nicht ganz sicher, ob dieser Schritt im Augenblick klug war, aber die Mission musste geklärt werden. Widerwillig nickte er. „Wen willst du diesmal schicken?“ „ANBUs. Ich möchte kein Risiko eingehen.“ Tsunade lehnte sich in ihrem Sessel zurück, das Kinn immer noch auf die schlanken Finger gestützt, und drehte sich mit dem Drehsessel dem Fenster zu, wo sie ihre bleiche Reflektion im Glas sehen konnte, und dahinter ihre große Stadt Konoha. Es klopfte plötzlich an der Tür kurze Zeit später wurde sie geöffnet und Genma Shiranui stand im Türrahmen. Was Tsunade mehr Sorgen bereitete als der ernste Gesichtsausdruck des Spezial-Jonins waren seine beiden Begleiter Shikamaru Nara und Sabakuno Temari aus Sunagakure. Beunruhigt drehte sie ihren Stuhl wieder und wandte sich ihnen zu, noch mehr schlechte Nachrichten würden ihr definitiv den Tag vermiesen. Und Tsunades Gefühl sollte sie nicht täuschen. Die Informationen die diese drei Ninjas von ihren getrennten Missionen in Erfahrung gebracht hatten, und die aufgrund ihrer Wichtigkeit vom Kazekage durch Temari an Tsunade weiter gesandt wurden und sich durch Genmas Bericht ergänzten, schmeckten der Hokage ganz und gar nicht. „Und der Ort ist wirklich dieser?“ „Ist bestätigt.“, antwortete Genma. „Datum?“ „Schon morgen.“, sagte Temari. Tsunades schlanke Augenbrauen senkten sich gefährlich. „Sind die Informationen zuverlässig?“, fragte sie noch einmal nach. Ihr kam plötzlich der ungute Gedanke, dass diese Angelegenheit mit dem Tod Fuses und seiner Missionspartner zusammenhängen könnte. Wenn das der Fall wäre, dann bestand die Möglichkeit, dass… Genma nickte und Temari ergriff mit fester Stimme das Wort. „Es besteht kein Zweifel, was wir entdeckt haben ist eindeutig nicht gefälscht. Aber mehr kann erst gesagt werden, wenn das Treffen wirklich statt gefunden hat. Und wir wissen auch nicht, wer genau alles noch daran beteiligt ist. Aber es besteht kein Zweifel, dass, wenn es zu einem Bündnis zwischen diesen Personen kommen wird, es sowohl gegen Sunagakure als auch, oder besser gesagt, vor allem gegen Konohagakure gerichtet ist.“ Tsunade zischte missbilligend und warf Jiraiya einen kurzen, ärgerlichen Blick zu. Orochimaru. So weit hast du deine Finger also schon ins Land des Feuers ausgestreckt. Ausgerechnet jetzt… ~~~ „Machst du jetzt Feierabend, Sakura?“, fragte Kakashi lässig, als sie das Hokagebüro verlassen hatten und ein paar Schritte gegangen waren. „Nein. Ich muss ich noch um Shizunes Patienten kümmern und dann noch Kazijoshi Fuse untersuchen. Dann habe ich Feierabend.“ „Das klingt anstrengend, kannst du die Untersuchung nicht auf morgen verschieben?“, fragte Kakashi mit ehrlicher Besorgnis in der Stimme, was Sakura lächeln ließ. „Keine Sorge, Kakashi, das macht mir nichts aus. Tsunade-Sama möchte die Ergebnisse so schnell wie möglich, und ich möchte sie nicht enttäuschen.“ „Hm.“ Dann fiel Kakashi wieder die kleinen Schriftrollen ein, die sie von Tsunade bekommen hatten. „Was da wohl drin steht?“ „Ich ahne was das ist, und ich fürchte mich vor dem Moment sie zu öffnen.“, sagte Sakura lachend. Auf Kakashis fragenden Blick hin lachte sie noch mehr. „Lass dich überraschen, Kakashi.“ Und schmunzelnd machte sie auf dem Absatz kehrt, um ihrer Abendplanung nachzugehen. Kakashi beschloss für sich, noch nicht nach Hause zurück zu gehen, sondern zu schauen ob nicht ein paar seiner Freunde im Jonin-Aufenthaltsraum waren. Er wurde nicht enttäuscht. Entspannt schlenderte er herein und begrüßte die Anwesenden gewohnt ausführlich: „Jo.“ Asuma riss seinen Blick von Kurenai los und strahlte breit grinsend an seiner Zigarette vorbei. „N guten Abend, Kakashi.“ Ansonsten befand sich neben den beiden nur ein besonders grimmig drein schauender Aoba im Raum. Im Joninaufenthaltsraum gab es eine bahnbrechende Erneuerung: Eine Küche mit Theke war an die der Fensterfront gegenüberliegenden Raumseite eingefügt worden. Natürlich gab es dort in den Kühlschränken vor allem nichtalkoholische Getränke, aber es wurde gemunkelt, dass in einer Nachtundnebelaktion von Unbekannten mit handwerklichem Geschick ein paar Geheimfächer hinzugefügt worden waren, die für die kundige Hand die ein oder andere alkoholische oder auch kulinarische Überraschung anbieten konnte. Die Stühle an der Theke hatte eine gewisse Anko Mitarashi für sich als bevorzugten Platz auserkoren. Hier erfuhr sie von ihren beiden zuverlässigsten Quellen allen Klatsch und Tratsch, den Konoha im Augenblick zu bieten hatte. Bedauerlicherweise hatten sich Kotetsu und Izumo noch nicht eingefunden, als Anko in diesem Moment dem Aufenthaltsraum ebenfalls einen Besuch abstattete. Und auch wenn der Raum ursprünglich für Jonins gedacht war, freute man sich doch über jeden Besucher, sei er nun Jonin oder nicht. Aber eine andere Sensation ereignete sich für Anko, und war mehr als genug Entschädigung dafür, dass Izumo und Kotetsu nicht da waren. Asuma wollte gerade etwas sagen, als sie wie vom Donner gerührt in der Türschwelle stehen blieb. „Du meine Güte, Aoba, was ist denn mit dir passiert?“ Aoba schaute gequält auf. „Du verschwendest aber auch keine Sekunde, was, Anko?“, meinte er missmutig. Anko war in Windeseile durch den Raum und hinter Aoba getreten. Ungläubig schaute sie ihm auf den Kopf. „Mein Gott, ist ja widerlich, das sind ja dachziegelgroße Schuppen…“ „Du hast wirklich Taktgefühl…“, meinte Aoba gekränkt und zog den Kopf ein wenig mehr zwischen die Schultern ein und bedeckte ihn mit seinen Armen. „Und soo schlimm ist es nun auch wieder nicht.“ „Was zur Hölle ist los mit dir?“ „Er hat sich auf seiner letzten Mission eine Vergiftung zugezogen, verkraftet aber nicht so ganz die Medikamente.“, erklärte Asuma mitfühlend. „Shizune sucht noch verzweifelt nach etwas, was ihn heilen kann, musste eben aber plötzlich weg...“ „Ja verdammt!“, schnappte Aoba. „Meine Haut spannt überall und ist so trocken wie verdammtes Pergament.“ „Da hast du Recht, man könnte ganze Geschichten schreiben auf…“ „Halt endlich dein blödes Schandmaul, Anko!“, grollte Aoba, und erhob sich beleidigt. Ein letzter giftiger Blick in die Runde, und wie ein getretener Hund trollte er sich davon- sein Ego war empfindlich. Anko rieb sich begeistert mit dem Finger unter der Nase. „Klingt so, als würde ich in den nächsten Tagen noch sehr viel Spaß haben.“ Sie schaute Aoba einen Moment verträumt nach, dann zwinkerte sie Kakashi zu, stolzierte wie eine Diva hüftschwingend an ihm vorbei und schlug ihm auf den Hintern. Nach diesem kurzen Zwischenspiel hatte sie den Raum auch schon verlassen und eilte ihrer Sensation hinter her. Kurenai seufzte und Asuma runzelte die Stirn. „Wollt ihr euch nicht beide mal eine anständige Beziehung zulegen? Oder was Offizielles aus euch machen? So verkehrt ist der Gedanke ja nicht.“ „Lass sie doch, misch dich da nicht ein, Asuma. …auch wenn ich beiden von Herzen wünsche, dass sie jemanden finden...“ Kakashi beschloss während des Dialogs der beiden vorsichtshalber, den geheimen Ninja-Rückzug anzutreten- das praktische ‚Sich-in-Rauch-auflös’-Jutsu. „Jetzt hast du ihn vertrieben.“, sagte Kurenai enttäuscht als sie aufschaute und begriff, dass sie mit Asuma alleine war. „Er ist ja recht schüchtern bei diesem Thema.“ „Der ist nicht schüchtern, nur nicht ganz glücklich. Er bräuchte was Beständigeres als Anko... und was Realeres als Icha Icha.“ „Du weißt, warum sie sich immer wieder treffen, Asuma, und es liegt nicht an uns dies zu beurteilen. Es ist gut so.“ Kurenai lehnte sich mit ihren Oberkörper ganz dicht an ihn heran, was ihm einen leichten Schweißausbruch verursachte. „Außerdem wusste ich gar nicht, dass du so viel Ahnung von der komplizierten, menschlichen Psyche hast…“ „Ja also, ich bin auch ganz überrascht… Manche sagen sogar, ich sei ein Frauenversteher…“- „Übertreibs nicht.“ ~~~~ Sakura beugte sich über Fuses bleichen Arm, den auffallend parallelen Wunden die sie dort am Nachmittag entdeckt hatte galt ihre Aufmerksamkeit. Was hatte diese Wunden verursacht? Mit der Pinzette entnahm sie ihnen etwas, das wie schwarzer, dünner Draht aussah, sich jedoch bei näherem Hinsehen als schwarze Haare herausstellte, die sorgsam zu einem Seil verarbeitet worden waren. Das Seil hatte die Wunden verursacht, es war wie eine Waffe verwendet worden. Als nächstes untersuchte sie eine zähe, helle Flüssigkeit, die sie in ein Reagenzglas gefüllt hatte, doch hier gerieten ihre Fähigkeiten an ihre Grenzen. Hier kannte sie sich nicht genug aus, um etwas sagen zu können. Aber sie wusste wo sie Hilfe bekommen konnte. Schnell war das Glas verkorkt und Sakura marschierte damit zu Shizunes Arbeitszimmer, und fand die gutgelaunte Kunoichi gerade dabei, ihre Sachen zusammenzupacken. „Shizune, kannst du etwas für mich analysieren? Es ist für Tsunade und ich komme nicht weiter.“ Die rechte Hand der Hokage machte große Augen, betrachtete dann kritisch das Reagenzglas und stellte es auf eine Halterung auf ihrem Arbeitstisch. Sakura erklärte kurz die weiteren Umstände, und Shizune nickte nachdenklich. „Ist gut, ich schaue es mir an. Aber es könnte bis morgen dauern.“ „Das geht schon in Ordnung, morgen ist auch noch früh genug.“ Sakura verabschiedete sich und verließ den Raum um sich wie verabredet um Shizunes Patienten zu kümmern. Shizune entkorkte das Reagenzglas und baute alle benötigten Sachen für eine nähere Untersuchung auf. Sie hatte sich gerade ihre abgegriffene, große Schutzbrille übergestreift, als sich die Tür öffnete und ein nervöser Iruka im Türrahmen stand und sich den leicht roten Kopf rieb. „Äh…Hey.“ „Hey.“, antwortete Shizune, ebenfalls mit rötlichen Wangen, als sie sich ihrer übergroßen Plastikbrille gewahr wurde, und schnell streifte sie sie ab. Innerlich schlug sie sich gegen die Stirn. Da hatte sie doch glatt die Zeit vergessen, und nun war Iruka gekommen, um sie hier in ihrem Arbeitszimmer abzuholen, und sie war noch nicht einmal umgezogen. „Ähm… K-Kommst du?“ Shizune vergaß in diesem Moment alle anderen Dinge von möglicher Wichtigkeit, wie jedes Mal in letzter Zeit wenn Iruka in der Nähe war. Sie nickte, streifte sich schwunghaft ihren Mantel über - wobei sie beinahe noch ein Reagenzglas erwischte, und ließ alles andere stehen. Das Reagenzglas blieb offen und ungetestet in seiner Halterung, und etwas später, als Shizune und Iruka längst den Raum verlassen hatten und die Tür geschlossen war, reagierte die Flüssigkeit soweit mit dem Sauerstoff in der Luft, dass sie gemächlich zischend verdunstete, bis nichts mehr davon übrig war. ~~~ Es war sehr spät am Abend. Kakashi knipste das Schlafzimmerlicht an und streifte sich achtlos die Kleider ab. Entnervt warf sich aufs Bett und presste den Kopf ins Kopfkissen. Die geöffnete Schriftrolle schien ihn höhnisch vom Tisch her anzublicken. …Vielleicht lachte sie ihn ja auch aus. Wie konnte man ihn nur zu so etwas verdonnern? Wenig begeistert drehte er den Kopf zur Seite und sein Blick fiel auf die starrend weiße Wand. Vielleicht sollte er dort etwas hinhängen… die Wand war so entnervend kahl. Zeitgleich. Sakura saß auf ihrem Bett, die Beine angezogen, den Rücken gegen die kühle Wand gelehnt. Dann ließ sie sich mit einem Stöhnen zur Seite kippen und kuschelte sich in die weichen Laken. Sie war erschöpft und völlig fertig. Sie warf Tsunades Schriftrolle auf ihr Nachtschränkchen und ließ sie dort achtlos liegen. Sakura schloss ihre smaragdgrünen Augen und versuchte nicht an den Inhalt der Schriftrolle zu denken. Sie mochte keine feierlichen Empfänge bei Aristokraten. Und schon gar nicht am nächsten Tag. ~~~Ende Kapitel 2~~~ Anmerkungen, Verbesserungen, Hat-gefallen-Bekundungen sind immer erwünscht und spornen an sich zu verbessern und weiter zu schreiben, also nur keine Hemmungen. Das nächste Kapitel heißt: „Nah“ Kapitel 4: Nah -------------- Moinsen! Ich wünsche euch ein frohes und gesundes neues Jahr! Hoffe ihr seid gut reingekommen. Und wie versprochen hier schon das neue Kapitel. Passend zum neuen Jahr in ein paar Dingen. ;) Und auch etwas länger. Ich hoffe sehr, dass es euch weiterhin gefällt und euch neugierig macht auf mehr. Und an dieser Stelle hier ein herzliches Dankeschön für die vielen Kommentare von euch. Das spornt mich sehr an! Und für jede konstruktive Kritik und andere Anmerkungen bin ich immer sehr dankbar. Und zu den Kapitelüberschriften: Ich wollt mal so richtig merkwürdige Kapiteltitel nehmen, und vllt. kann ich ja den ein oder andern damit ärgern. XP Kapitel 3 ~Nah~ Wie jeder Tag begann auch dieser im Konoha-Krankenhaus für Sakura mit viel Aufregung. In der Nacht hatten ein paar jugendliche Patienten ein Rollstuhlrennen auf dem zweiten Flur veranstaltet, und auch ein paar Patienten mit Krücken hatten sich beteiligt, was in einem Fiasko geendet hatte…und einer Überschwemmung der Etage aufgrund eines Rohrbruchs, zurückzuführen auf die zertrümmerte Wand, die das nächtliche Rollstuhlrennen beendet hatte. Ninjas konnte man einfach nicht alleine lassen… Sakura hatte sich darum gekümmert und bemühte sich schließlich erfolgreich, dieses Ereignis vor Tsunade verborgen zu halten. Froh war sie, als sie eine glückliche, wenn auch ziemlich gedankenverlorene Shizune bei ihr wusste; am Vorabend ihre Patienten zu übernehmen, war nicht ganz leicht gewesen. Denn Shizune betreute auch die Patienten auf Station 3, wo Bürger des Feuerlandes und Shinobis mit schweren psychischen Schäden behandelt wurden. Dort hielt sich Sakura nicht gerne auf. Allerdings brachte Shizune eine neuerliche schlechte Nachricht mit sich: Das Reagenzglas war leer, der Inhalt kondensiert. Shizune entschuldigte sich mehrmals, ihr war die Sache sehr unangenehm. Seufzend ließ Sakura die Schultern hängen und legte den Weg zur Rezeption zurück, als ihr plötzlich im Gang eine Person auffiel, die sie hier am wenigsten erwartet hätte. „Oma!“, rief Sakura, und umarmte die überraschte alte Frau überglücklich, die ihre Umarmung mit gleicher Wärme erwiderte. Sakuras Großeltern lebten außerhalb Konohas auf dem Land und arbeiteten so weit Sakura denken konnte dort auf den Feldern. Oft bekam sie sie nicht zu Gesicht, aber sie hatte ihre Großmutter schon immer sehr geliebt. „Was machst du hier, Masako?“, fragte Sakura neugierig. Masako lächelte. Die Frau war weit über die 60 und die weite Anreise musste für sie sehr beschwerlich gewesen sein. „Ich besuche einen alten Freund, der sich jetzt hier auf Station 2 aufhält.“ Die nahe Eingangstür ging auf und Kakashi schlüpfte hinein. Er begrüßte Sakura und auch Masako sehr höflich und erkundete sich nach den Ergebnissen von Fuses Untersuchung. Das dies aber nicht der Grund seines frühen Aufenthaltes im Krankenhaus war, bemerkte Sakura, als er sich auch schon wieder winkend von ihnen verabschiedete und weiterging. Masako schaute ihm mit blitzenden Augen hinterher. „Das war dein ehemaliger Sensei? Was wohl unter der Maske ist? Attraktiv, geheimnisvoll, durchtrainiert… Also jetzt wär ich auch gern Ninja…“ – „Oma!“, schnappte Sakura in einer Mischung aus Empörung und Belustigung. Masako lachte breit und zwinkerte ihrer Enkelin zu. Sakuras Blick folgte Kakashis verschwindender Gestalt, und sie musste grinsend zugeben, dass ihre Großmutter schon irgendwie Recht hatte. Plötzlich stutzte Masako und blinzelte erstaunt auf das leuchtend orangefarbene Cover des Buches in Kakashis Hand. „Moment! Kann es sein… Der ließt doch nicht etwa…?!?!“ ~~~ Sakuras Zimmer, nachmittags. Sakura betrachtete seufzend ihr Spiegelbild. Ino stand hinter ihr und band ihr den Kimono eng… sehr eng um die Hüfte, und Sakura keuchte protestierend. „So kann ich nicht atmen…!“ „Musst du ja auch nicht.“ “Nein im Ernst, Ino, so kann ich nicht mal sitzen…“ Ihre jadegrünen Augen blickten wehleidig hinauf, und Ino gab schließlich nach. „Wie du willst, Sakura, ist ja nicht meine Schuld wenn du dann in dem Kimono aussiehst wie ein Kartoffelsack…“ – „Ino!“ „Schon gut, schon gut, war nur Spaß, du siehst toll aus.“ „Und was, wenn ich gar keine Lust habe auf den Empfang zu gehen?“ „Soweit ich weiß hat Tsunade nur wenigen Leuten direkte Einladungen gegeben, und diese wenigen Auserkorenen sollten tunlichst da aufkreuzen!“ Wieder seufzte Sakura. „Ich werd da völlig fehl am Platz sein.“ „Unsinn.“ „Ich werd mich schrecklich langweilen…“ „Auch Unsinn. Ich bin da, Lee ist da… Gott bewahre dass er keinen Alkohol trinkt… Ob das so eine gute Idee war ihn dort hin zu lassen? Wir werden sehen. Es kommen jedenfalls noch mehr Freunde, und es wird auch bestimmt der ein oder andere Kerl da sein, oh ich bin ja so gespannt! Tsunade hat es Konohas Ninjas freigestellt: Jeder der frei hat und kommen möchte, darf dort hin. Das ist echt Wahnsinn, ich dachte sie sei so schlecht gelaunt in letzter Zeit, und nun erlaubt sie so vielen wie wollen dort hinzugehen.“ Sakura grummelte etwas unverständliches, und Ino lächelte, während sie Sakura die Haare bürstete. „Richtig, jeder hat die freie Wahl außer denen, die eine Einladung von der Hokage bekommen haben und damit als Repräsentanten ausgewählt wurden. Ich glaube damit möchte sie dich zu einem entspannten Abend bringen, ist ja kein Geheimnis, dass du dich in letzter Zeit in Arbeit geradezu ertränkst. Das tut deinem Teint im Übrigen gar nicht gut.“ Sakura pustete begeisterungslos eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Na wunderbar.“ Jetzt lachte Ino auf. „Hey, ich bin doch auch da. Und es werden ein paar ordentliche Männer herumlaufen, bestimmt, und wir werden uns einen netten Abend machen, kostenlos teures Essen genießen und trinken so viel wir wollen, und uns was Interessantes raussuchen…“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du schon wieder so energisch auf der Suche bist…“ Inos Griff um Sakuras Haar wurde einen Moment schmerzhaft. „Auf Dauer ist niemand gern allein. Was erwartest du von mir? Dass ich mir so eine Gelegenheit wie heute entgehen lasse? Und das solltest du auch nicht, sonst verdorrst du noch im Krankenhaus.“ Es klopfte an der Zimmertüre. „Herein.“, murmelte Sakura verdrossen, aber innerlich ballte sie bei Inos Worten wütend die Hände. Sie würde doch nicht verdorren…! Überraschenderweise war es Choji, der in ihr Schlafzimmer trat. Er war in seiner Shinobikleidung, der roten Rüstung seines Klans. „Hallo Sakura-San, Ino-San. Deine Mutter hat mich reingelassen, Sakura, ich habe eine wichtige Nachricht für Ino.“ Ino hielt in ihrer Kemmbewegung inne und blickte ihren Teamgefährten erstaunt an. „Gibt es keinen anderen Zeitpunkt dafür? Wir machen uns gerade fertig für den Empfang.“ „Ibiki hat nach dir gefragt, Ino, du sollst ins ANBU-Hauptquartier kommen.“ Überrascht legte Ino den Kamm zur Seite. „I-Ibiki will mich sehen? Im ANBU-Hauptquartier?“ Sakura beobachtete ihre Freundin durch die Augenwinkel und konnte sehen, dass dies Ino eher unangenehm war und sie auch sehr nervös machte. Sie legte ihrer Freundin eine Hand auf den Arm und drückte sie sanft. „Geh hin. Soll ich dich begleiten?“ „Nein.“, empörte sich Ino. „Du bleibst schön hier und machst dich fertig. Choji kann mich begleiten. Ich hoffe es dauert nicht all zu lange, ansonsten musst du schon mal vorgehen.“ Sakura ließ das Kinn wieder auf die auf der Stuhllehne verschränkten Arme fallen. „Ja klar…“ ~~~ Sakura seufzte laut und ließ sich nach hinten auf die Veranda fallen, auf deren Stufen sie seit einer Stunde vergebens auf Ino wartete. Gedanklich schloss sie bereits damit ab, mit diesem Abend überhaupt noch irgendetwas Sinnvolles zu machen, und sich einfach ein Buch zu nehmen und ins Bett zu gehen. Dennoch bedauerte sie, sich so viel Mühe mit dem Hochstecken ihrer kurzen Haare gemacht zu haben. Verträumt blickte sie in den blauen Himmel und beobachtete die Wolken, die träge darüber hinweg zogen. Ein Gesicht tauchte urplötzlich über ihr auf und erschreckt fuhr sie zusammen. „Sakura-San.“, sang ein gut gelaunter Kakashi. „Was machst du noch hier?“ „Ich äh, ich warte auf Ino.“ Sakura setzte sich auf. „Aber sie wird nicht kommen, ihr ist etwas dazwischen gekommen. Tja, wir wollten eigentlich gemeinsam auf den Empfang gehen.“ Allein hab ich keine Lust. „So?“, meinte Kakashi vergnügt. „Dann geh doch mit mir.“ Sakura hob erstaunt eine Augenbraue. „Ähm… W-warum eigentlich nicht.“ Es war schon ein merkwürdiges Gefühl für Sakura, neben ihrem alten Sensei durch Konohas Straßen Richtung Westtor zu gehen. Das eigentlich Merkwürdige daran war, dass selbst Kakashi in einen schicken, schwarzen Kimono gehüllt war. Passend zu der Farbe der Maske, dachte sie sarkastisch, und war froh, dass er nicht seine Lieblingslektüre las. Vielleicht gab es in seinem Kimono keinen Platz dafür... Nein, Kakashi fand immer einen Platz für seine Bücher. Wo er den neuesten Band wohl untergebracht haben mochte...? Jedesmal, wenn sie ihn verstohlen aus den Augenwinkeln mustern wollte, bemerkte er es und grinste vergnügt. Das war irgendwie entnervend. Die Worte ihrer Großmutter fielen ihr plötzlich wieder ein, und wieder stimmte sie heimlich zu, dass Kakashi geheimnisvoll…und vielleicht sogar attraktiv war… definitiv schon irgendwo attraktiv war. Vor allem in dem schwarzen Kimono. Aber er war ihr Sensei gewesen. Ok, gewesen. Inzwischen war er ihr Sempai, darauf hatte er selbst bestanden. Was wohl wäre, wenn… Sie verscheuchte diese Gedanken unwirsch, nach allem was sie wusste spielte Kakashi nicht in ihrer Liga, warum sich also... Ihre Gedanken wurden jäh heftig unterbrochen, als Kakashi sie plötzlich ohne Vorwarnung zur Seite riss, und –warum auch immer- sie wie eine Tänzerin vor sich hielt. Verwirrt und überrascht blinzelte Sakura, und starrte in sein wenige Zentimeter entferntes Gesicht. „Äh, Kakashi… Warum…?“ Doch die Erklärung folgte auf dem Fuße als dort, wo sie bis eben noch gestanden hatte ein großer Haufen Vogelkot landete. Angewidert lief ihr Gesicht dunkel an, und Kakashi stellte sie wieder aufrecht hin. "Was fällt dir ein, du doofer Vogel!?", schrie sie mit wedelnder Faust Richtung Himmel. Beinahe hätte dieses Tier die Mühe eines ganzen Nachmittags zunichte gemacht. Verlegen legte sie die Arme um sich und schielte beinahe verschüchtert auf Kakashi. „Ähm, das heißt wohl… Danke? Danke, dass du mich gerettet hast vor… dem da.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Da war sie eben noch in solchen Gedanken gedriftet, und kaum einen Atemzug später hatte er sie in den Armen gehalten, wie… Es wäre ja auch zu schön gewesen. Denn letztendlich hatte er sie vor einer Luftattacke in Form von einem Haufen Kot gerettet. Sie hätte sich Romantischeres vorgestellt… Er rieb sich kichernd den Hinterkopf, und nach diesem kurzen Zwischenfall gingen sie weiter. Es war später Nachmittag, gerade einmal nach fünf Uhr, und der Tag war angenehm warm und fast windstill. Zu zweit verließen sie Konoha Richtung Westen und gingen gemeinsam durch die Laubwälder. Das Anwesen des gastgebenden Feudalherren war etwa eine Stunde Fußmarsch von Konoha entfernt, und unterwegs wurden sie von Tenten und Rock Lee eingeholt, die sich ihnen dynamisch anschlossen. Es war ein schöner und amüsanter Hinweg, und eigentlich hätte er für Sakura gar nicht enden müssen. Das bei dem Empfang auch eine lange, völlig uninteressante Rede vor allen versammelten Gästen gehalten werden würde, dass hatte sich Sakura nicht erhofft. Nur mühsam unterdrückte sie ein Gähnen und stupste Lee mit dem Ellebogen an, als sie entdeckte, dass er im Stehen weggenickt war. Beruhigenderweise hatte diese Folter bald ein Ende und das Buffet wurde eröffnet. Sakura war erstaunt, wie viele Leute eingeladen worden waren. Da der alte Feudalherr verstorben war und sein Sohn die Nachfolge antrat, hatte er ein großes Fest gegeben, und auch das Ninjadorf eingeladen, dem er und sein Vater einen Großteil ihrer Macht verdankten, Konoha. Des Weiteren befanden sich angesehene Kaufleute und Händler, Adelige und sogar ein paar andere Feudalherren unter den Gästen. Sakura schenkte sich ein Glas Bowle ein und fragte sich, wo die anderen alle waren, sie hatten sich bei der Buffeteröffnung weit im großen Saal verstreut. Tenten bewahrte Lee gerade davor, die alkoholische Bowle mit der nichtalkoholischen zu verwechseln, ein paar andere bekannte Gesichter aus Konoha tauchten immer wieder zwischendurch auf, die meisten gerade dabei, das riesige, prollige Buffet zu plündern. Sie glaubte sogar Asuma und Kurenai dort zu sehen, und Anko Mitarashi hatte bereits eine kleine Menschenschar um sich und einen kleinen Tisch gesammelt, die interessiert verfolgten, wie sie einen nach dem anderen beim Armdrücken besiegte, und dafür ein Getränk nach dem anderen erhielt und schamlos nach mehr verlangte. Stimmen wurden laut als die Tür aufging, und drei verspätete Gäste eintrafen. Das eine war ein ziemlich genervt dreinschauender Shikamaru, ein beim Anblick des Buffets begeistert staunender Choji, und eine wunderschöne Ino, der auch gleich alle Aufmerksamkeit der Männer galt. Sakura schüttelte den Kopf; die Shinobis aus Konoha, wenn auch in Zivilkleidung, zogen allerseits die Blicke auf sich, und die aristokratische Gesellschaft erheiterte sich sehr darüber. Sakura nippte an ihrer Bowle und beobachtete mit gemischten Gefühlen Ino, und stellte fest, dass ihre Freundin die Aufmerksamkeit sichtlich genoss, sich aber auch sehr schnell genervt zeigte, sich mühsam von ihren Bewunderern loseiste und zu Sakura floh. „Man, das ist ja ein wahnsinns Buffet hier.“, sagte Ino begeistert. Sakura lächelte gequält, eher weniger angetan von dem ganzen Lärm und Geglitzer der übergroßen Broschen der Reichen und mehr oder weniger Schönen. „Hier gibt es ja eine tolle Auswahl. Konohas Shinobis haben sich in Schale geworfen, das ich das noch erleben darf.“ Ino zwinkerte ihr zu. „Schön, dass du doch noch kommen konntest. Ich wäre schon fast zu Hause geblieben, wenn Kakashi mit nicht aufgegabelt hätte.“ „Kakashi, soso. Tja, also Ibiki wollte mich für die Befragung eines Shinobi, und ich glaube ich habe ihn beeindruckt. Er ließ durchblicken, dass er vielleicht noch öfters auf meine Fähigkeiten zurückgreifen möchte. Und zwar unter seinem Kommando. Kannst du dir das vorstellen? Ich bei den ANBU?“ „Gratuliere, Ino. Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Das ist wirklich toll, das freut mich für dich.“ Ino drückte kurz ihren Arm in einer stillen Geste der Freundschaft und des Dankes, als ihre Augen plötzlich am Ende des Raumes auf einem jungen Mann hängen blieben. „Der gehört mir.“ „Was?“ Verwirrt drehte sich Sakura um und erblickte einen schwarzhaarigen Konoha-Shinobi, dessen Gesicht ihr völlig unbekannt war. Und es dauerte nicht lange, da standen Ino und eine verdrossene Sakura zwischen ihm und seinen Freunden, und Ino kam mit ihm ins Gespräch. „Mein Name ist übrigens Saikawa, Schönheit. Nenn mich einfach Sai.“ Der gutaussehende, ständig lächelnde junge Mann reichte Ino seine Hand und schüttelte sie kräftig. Er wirkte sehr sympathisch, hatte aber auch irgendwie etwas… schelmisches an sich. Sakura hatte schon ein paar Mal die Erfahrung gemacht, dass Inos Geschmack sich mit dem ihren oft überschnitt, aber sie wusste es besser als sich mit Ino auf einen lächerlichen Wettstreit einzulassen. Nicht, dass sie im Augenblick überhaupt irgendein Interesse verspürte. Sie hatte ja wegen der Arbeit im Krankenhaus nicht einmal Zeit für eine Beziehung, die letzte Kurzbeziehung war erst vor ein paar Wochen zu Bruch gegangen, weil sie zu viel Zeit für ihr Medizinstudium und ihre Arbeit opferte. Und, fügte sie in Gedanken hinzu, weil ich etwas in ihm gesucht hatte, was er mir auf keinen Fall hatte geben können. Ich glaub ich bin manchmal ein ziemlich grässlicher Mensch. Plötzlich wurde ein Tablett mit mehreren gefüllten Gläsern vor ihre Nase gehalten, und die anderen griffen bereits nach den Getränken. Sakura hatte gar nicht gemerkt, dass Sai es kurz holen gegangen war. Da sie ihr eigenes Glas noch nicht einmal zur Hälfte geleert hatte, lehnte sie dankend ab. Sai reichte das letzte Glas Ino persönlich, und, schräger Vogel der er war, sang ihr dabei noch ein kurzes, bekanntes Lied: „Dein Wohl, mein Liebchen, trink ich im goldnen Wein, und dein gedenk ich voll Treu und Zärtlichkeit. Lebe hoch, du süße Maid! Dein Wohl, mein Liebchen, trink ich voll Zuversicht; nur dich im Herzen, bis mir das Auge bricht. Lebe hoch, vergiss mein nicht! Und trink, mein Liebchen, trink!“ *1 „Hör auf, das ist nicht lustig.“ Unwirsch nahm Ino ihm das Glas aus der Hand, und die anderen Jungs lachten. Unauffällig verließ Sakura die Gruppe, Ino amüsierte sich prächtig mit ihnen auch ohne sie, und trat durch die großen offenen Türflügel auf den Balkon hinaus, wo sie die kühle Abendluft nach der Hitze des überfüllten Saales als wohltuende Erfrischung empfand. Ein junger Mann wollte sie ansprechen, doch sie schickte ihn energisch fort. „Legst du etwa keinen Wert auf Gesellschaft?“, fragte jemand aus dem Schatten zu ihrer Rechten. Sakura strich sich eine Haarsträhne von der verschwitzten Stirn und wandte sich zu Kakashi um, der auf einer Marmortreppe saß und anscheinend ebenso wie sie vor der Atmosphäre im Saal geflohen war. „Das ist es nicht. Ich legte nur keinen Wert auf die Gesellschaft eines nervigen, oberflächlichen Aristokraten.“ „Dann nimm doch mit mir vorlieb.“ Er legte den Kopf schräg und grinste, und Sakuras Augen blitzen, als sie spaßeshalber darauf einging. „Ob das so gut wäre? Meine Mutter hat mich vor Männern wie dir gewarnt.“ „So? Was hat sie denn über ‚Männer wie mich’ gesagt?“ „Sie hat gesagt es seien allesamt Spitzbuben und könnten Dinge tun, die mir vielleicht nicht gefallen würden.“ Kakashi kicherte amüsiert. „Ist das so?“ „Wer weiß.“, gab sie kokett zurück. Der Jonin ließ sich geschmeidig von der Seite der Treppe herabgleiten, ohne auch nur den kleinsten Tropfen aus seinem halb vollen Kristallglas zu verlieren, wie Sakura in einem Moment absurder Bewunderung feststellte. Er trat auf sie zu und blieb dicht neben ihr stehen, sodass sie zu ihm aufsehen musste. „Wo ist nur das kleine Mädchen hin, das ich vor ein paar Jahren erst trainiert habe?“ „Es ist inzwischen zur Frau geworden.“ „Das ist nicht zu übersehen.“ Sakura bemerkte, wie ihr Herz schneller schlug wegen seiner unmittelbaren Nähe und der Art, wie sein Auge auf ihr ruhte. Ein feines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, und sie fand schnell zu ihrer alten Selbstsicherheit zurück. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sich seine Hand ihrem Arm näherte, jedoch wieder herabsank. Kakashi wandte sich ab, ging zur Brüstung und lehnte sich dagegen. Sakura sortierte einen Moment lang ihren Atem und ihre Gedanken, dann stellte sie sich neben ihn und schaute über das weiße Marmorgeländer in den dunklen Garten hinab. Jemand kündigte laut etwas an, und ein paar Augenblicke später schossen Feuerwerkskörper in die Luft und explodierten in bunten Lichterschauern und warfen glitzernde Reflexe in die Wasser der Teiche des riesigen Gartens. Die Gäste strömten lautstark und begeistert auf den Balkon und die Terrassen, um sich das kostspielige Spektakel anzusehen. Mit einem begeisterten Aufseufzen stütze Sakura die Ellebogen auf das Geländer und schaute fasziniert in den Nachthimmel. Und neben ihr stand Kakashi, sah kurz zu ihr hinab, und blickte dann wieder mit einem vergnügten Lächeln auf das Feuerwerk. War das Mädchen also doch noch nicht vollkommen verschwunden. Die letzten Lichter des Feuerwerks verglühten in einer finalen Lichtshow am Himmel, und Kakashi wollte sich abwenden, als er einen Schatten durch den Garten huschen sah. Beinahe hätte er ihn übersehen, und nur seinen jahrelang trainierten Instinkten verdankte er es, dass er überhaupt von dem Mann Kenntnis nahm. Der Schatten schaute auf, und Kakashi blickte in das Gesicht Genmas, der zuvor nicht unter den Gästen gewesen war. Der Spezial-Jonin begegnete seinem Blick nur kurz, dann war er mit den Schatten verschmolzen und verschwunden. ~~~ Tsunade stützte ihr Kinn auf die verschränkten, schlanken Finger und ließ ihre blauen Augen über den Shinobi wenige Schritte vor wandern. Es war nach Mitternacht, der Empfang des Feudalherren war erst vor einer knappen Stunde mit dem Feuerwerk beendet worden, und die Hokage hatte noch so lange gewartet, bis ihr Spion wieder zurückgekehrt war. „Es hat tatsächlich eine Konferenz stattgefunden, Tsunade-Sama. Und dass unter den Augen von so vielen von Konohas Ninjas. Der Feudalherr hat sich mit Gesandten aus Oto und zwei Unbekannten während des Empfangs in einem abhörsicheren Raum getroffen, zugelassen nur für eine geschlossene Gesellschaft. Leider war es mir unmöglich, den Inhalt ihres Gespräches herauszufinden. Dafür konnte ich aber im Safe seines Schlafzimmers die Abschrift eines Briefes finden. Es muss einer der ersten gewesen sein den sie sich geschickt haben, ich habe ihn kopiert. Mehr zu finden hatte ich nicht die Zeit. Der Brief war mit einem Code verschlüsselt, ist aber inzwischen entschlüsselt.“ Genma öffnete die Brusttasche seiner Shinobi-Weste und holte einen kleinen, knittrigen Zettel hervor und entfaltete ihn. Er schien zu zögern, ihn der Hokage geben zu wollen, die bereits fordernd ihre Hand danach ausgestreckt hatte. „Ich… Ich konnte im Übrigen nicht verhindern, dass ROOT diesen Zettel ebenfalls liest.“ „ROOT war auch anwesend?“ „Ja, sie haben ebenfalls von der Konferenz gewusst. Sie haben mich auf dem Rückweg nach Konoha abgepasst und mir keine Wahl gelassen, ich musste ihnen den Zettel zum lesen geben.“ Die Hokage nickte düster und bedeutete dann ungeduldig mit der Hand, dass sie den Zettel endlich haben und studieren wollte. Genma schluckte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie den Zettel wirklich lesen sollten, es stehen ein paar… unschöne Dinge über Sie drin.“ Tsunades Miene verdüsterte sich weiter und schon hatte sie sich das Papier geschnappt und las laut vor. „Anrede an Unbekannt, Ehrenbekundungen, blablabla. …Ah, hier beginnt der Haupttext. ‚Ein so wesentliches Glied der Gemeinschaft des Feuerlandes wie Konoha, kann nicht in schwere Krankheit und Zuckungen verfallen, ohne das ganze Feuerland in Mitleidenschaft zu ziehen. Die jetzige Führung Konohas, an deren Spitze eine Frau steht, der außer der verhängnisvollen Gabe des Spielens und Trinkens jede Eigenschaft eines Staatsmannes in dem Maße fehlt, dass ich geneigt bin, sie als geisteskrank anzusehen, wird mit solchem Ungeschick geführt,…“ Tsunades Stimme war mit jedem Wort gepresster geworden, und mehrere Adern pochten gleichzeitig auf der hokagelichen Stirn. „…dass es, wenn die Möglichkeit dazu überhaupt vorläge, nützlich sein würde, jene große Stadt unter die Führung und Obhut einer anderen Kraft zu stellen.“ Ein paar Haare waren aus ihrer ordentlichen Frisur gesprungen und ihre Faust zitterte in krampfhaft kontrollierter Wut. „Wie kann er es wagen? Wie kann ein Feudalherr es wagen die Hokage von Konoha derart zu beleidigen!?!“, brüllte sie schließlich wütend, und Genma krümmte sich innerlich unter ihrem Ausbruch zusammen. „Weil ich eine Frau bin? Und was ist er? Eine Kakerlake, die sich zu Orochimarus Füßen windet und mir den Krieg erklärt, oder was?! Dieser Widerling! Dieses…!!!“ Es würde dauern, bis sich Tsunade wieder beruhigt hatte, und ihre Laune würde für mindestens eine Woche lang unerträglich sein, aber etwas anderes fiel ihr plötzlich ein. „Und ROOT hat diesen Brief auch gelesen?“ Genma nickte stumm. Tsunades Laune sank gänzlich auf den Tiefpunkt. Von allen Zeugen, die sie von so einer schändlichen Beleidigung ihrer Person haben wollte, waren die ANBUs von ROOT und ihrem Kopf Danzou nun wirklich die letzten. Am Ende würden sie irgendwie noch eine Möglichkeit finden, sich diesen Brief gegen sie zu nutze zu machen. Dann ließ sich Tsunade in den Stuhl zurück fallen und sie schloss die Augen. „Was für ein Schlamassel. Kaum ist der alte Higen tot, macht sein Sohn und Nachfolger erst einen auf freundlichen Verbündeten, und schließlich war sein Vater immer Konohas mächtigster, verbündeter Feudalherr des Feuerlandes gewesen, und hinterrücks schmiedet er Pläne, Konoha zu hintergehen. Und das auch noch mit Orochimaru.“ Genma nickte. „Es gibt nicht den geringsten Zweifel.“ Tsunade seufzte müde. „Wenigstens sind wir gewarnt, und können darauf achten, dass er uns nicht überraschend den Dolch in den Rücken stößt. Bleibt noch die Frage, wer die Unbekannten waren, die noch auf der Konferenz waren… Gute Arbeit, Genma, du kannst gehen.“ „Hai.“ Genma nickte, verabschiedete sich mit einer knappen Verbeugung und verließ leise den Raum. Als er die Tür hinter sich schließen wollte, erblickte er die Hokage, die regungslos auf einem Stuhl saß und ins Leere starrte. So sah jemand aus, wenn seine zuverlässigen Verbündeten sich plötzlich in denkbar ungünstigen und schweren Zeiten als Feinde herausstellten und den Freund verrieten. Wie würde dies die Zukunft Konohas beeinflussen? Aber Tsunade würde einen Weg finden. Mit einem leisen Klicken schloss er die Tür. ~~~Ende Kapitel 3~~~ Eigentlich hätte ich das Kapitel gerne mit Kakashi und Sakura abgeschlossen, aber des is eh schon so lang. Gibt’s halt in den nächsten Kapiteln mehr von ihnen.^^ Ich habe mich bemüht, die Charaktere realistisch darzustellen, und hoffe, sie sind nich ooc geworden. Und ich mag Ino und hoffe, sie zickig und sympathisch getroffen zu haben. Hierzu gibt es eine Nebengeschichte mit ihr in der Hauptrolle, wer Interesse hat, kann sie gerne mal lesen. Die Geschichte heißt „Flüstern“, und ist ein Psychohorror. (thehe). Anmerkung: Der Brief den Genma Tsunade gibt ist nicht von mir formuliert aber auf Konoha angepasst. Verfasst hat ihn niemand anderes als Otto von Bismarck (ja, ihr lest richtig), der sich mit diesen geschmeidigen Worten über den damaligen englischen Außenminister Gladstone ausließ. Als ich dies las dachte ich: Wahnsinn. Das muss ich zitieren!^^ *1: Thehe, ich konnte mir einen kleinen, bösen Wink auf einen meiner Onshots mit Ino nicht verkneifen. Kapitel 5: Vertrauen -------------------- Moinsen allerseits! Vielen herzlichen Dank für alle Reviewer und 70 Favos! Das macht mich irgendwie stolz.^^ Und weil ich ja so lang rumgetrandelt hab mit den Kapis, kommt jetzt mal ein längeres, um die Story voranzubringen. Anmerkung: Ich persönlich glaub ja, das Sakura etwas verrückt ist. Und Kakashi ja sowieso. Wollte das hier mit dem Kapitel mal ein wenig zum Ausdruck bringen. Und da ich die Idee hierzu hatte als letztes Jahr mal ne Mondfinsternis war… na ja, lest selbst, wie ich sie eingebaut habe, ich hoffe es stört sich keiner dran. Ach ja, und ich wollte mich bezüglich Sakuras Sasuke-Manie dicht an den Manga halten und dachte, wenn jemand jemanden so liebt, (sie wollte ja sogar Konoha verlassen für ihn) hängt man noch länger als einem lieb ist an ihm, ich denke diese Erfahrung haben viele schon gemacht, mich eingeschlossen. Und dafür habe ich den Anfang meiner Ff so konzipiert. Warnung: Sehr langes Kapitel, nehmt euch n Moment Zeit. Aber teilt mir mit, ob ich es lieber hätte teilen sollen. Kapitel 4 ~Vertrauen~ Naruto hielt sich die Hand vor die Augen und blickte in den morgendlichen Himmel über Konoha. Die Gesichter der Hokages von fünf Generationen an der hohen Felswand schienen heute durch den Lichteinfall der aufgehenden Sonne besonders grimmig drein zu schauen. Naruto schüttelte den Gedanken ab und streckte sich erst einmal ausgiebig. Er war noch nicht lange wieder zurück in seinem Heimatdorf, aber hier fühlte er sich eindeutig am wohlsten. Es war schon ein schönes Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Allerdings bedrängte ihn leis nagend das Gefühl, er wäre heute aus sich noch zu erschließenden Gründen besser nicht aufgestanden. Irgendetwas Schlimmes könnte noch passieren. Manchmal hatte man ja so ein Gefühl, und harrte beinahe panisch der Dinge die da noch kämen. Aber was sollte es schon sein. Der Fuchsjunge schüttelte den Gedanken ab und trat dem Tag mutig entgegen. Er schulterte den kleinen Trainigsrucksack und machte sich auf den Weg durch Konohas Straßen. Es war noch recht früh, die Luft war angenehm kühl und frisch, und der Glanz des nächtlichen Regens lag wie ein leichter Schleicher über allem. Er blieb stehen, als jemand seinen Namen rief und ihn zu sich winkte. „Naruto. Naruto, hier rüber.“ Erfreut darüber, Hinata am Ende der Straße gleich neben dem großen Baum vorzufinden, ging er vergnügten Schrittes zu ihr, neugierig darauf, was sie wohl wollte. Hinata verschwand kurz hinter dem Baum, das Henge löste sich auf und Kiba stand da. „So, Hinata.“, sagte er zu dem Mädchen, das völlig verängstigt und mit hochrotem Gesicht neben ihm am Baum stand und versuchte, darin zu versinken. „Jetzt bist du dran. Wir machen es wie wir besprochen haben. Sag einfach das, was auf dem Zettel steht.“ Hinata blickte auf den Zettel in ihren Händen, die so stark zitterten, dass sie drohten das dünne Papier zu zerreißen. „Ich… Ich kann nicht…“ Kiba war blitzschnell über ihr im dichten Laub des Baumes verschwunden, als Naruto in diesem Moment um den Baumstamm bog, und die echte Hinata sich nun unerwartet ihrem Schwarm gegenüber sah. „Sag es. Sag es!“, zischte Kiba drängend aber bemüht unauffällig vom Geäst herunter, woraufhin sich Naruto erstaunt umblickte. „Nanu? Hör ich Stimmen?“ „Äh… N-naruto-kun…“ Fast verzweifelt starrte Hinata auf den kleinen Zettel in ihren Händen, auf dem Kibas krakelige Worte ihr den Weg weisen sollten. Es war so ein ausgeklügelter Plan, doch gerade die Tatsache, dass sie nun nicht mehr aus ihm herauskam, machte die Sache noch schlimmer. „Naruto, ich… ich wollte…“ „Was ist denn das für ein Zettel?“, fragte Naruto und beugte sich neugierig vor. Hinata fror vor Schock auf der Stelle fest, und Kiba klatschte sich oben im Baum die Hand auf die Stirn. Jetzt war der schöne Plan hinüber. Narutos Hand streckte sich wie in Zeitlupe nach dem Zettel, doch bevor er ihn erwischte, hatte Hinata ihn plötzlich an sich gepresst und ohne darüber nachzudenken sprudelten die nächsten Worte aus ihr hervor. „Gehst du heute Mittag mit mir Ramen essen?“ Einen Moment lang herrschte Stille. Dann grinste Naruto breit, sofort einverstanden. „Aber klar doch, Hinata, das ist eine fantastische Idee.“ In diesem Moment ließ sich Kiba auf der anderen Seite vom Baum hinab wo er nicht gesehen werden konnte, schlenderte wie zufällig um den Stamm herum und begrüßte den anderen freudig. „Naruto, klasse das du schon da bist. Dann können wir ja jetzt wie verabredet trainieren gehen.“ Er legte den Arm um den Blondschopf, führte ihn von der jungen Hyuga fort, die ganz verblüfft über sich selbst da stand, und immer noch Löcher in die Luft starrte und dies wohl auch noch eine ganze Weile lang tun würde. Kiba lächelte zu ihr zurück und zeigte ihr den erhobenen Daumen. Das war doch wie am Schnürchen gelaufen, und dabei hatte er sie schon vor seinem geistigen Auge wie früher immer davonlaufen sehen. Aber er wusste ja, was in Hinata so alles drinsteckte. Ein wunderbarer Tagesbeginn. Das war es. Daran hatte sie lange gearbeitet. Und heute Morgen war die Lackierung endlich getrocknet und Sakuras erste, selbstgefertigte kleine Tonschale war vollendet. Eine Aufgabe, die Tsunade ihr gestellt hatte, als Rückbesinnung auf andere Fertigkeiten, die sie für ihre Tätigkeit als Medic-Nin noch würde brauchen können. Das geduldige Formen des weichen, nassen Tons hatte sich als eine äußerst verzwickte Aufgabe herausgestellt, bei der ausgerechnet Ino mehr Talent bewiesen hatte, denn sie hatten sich gemeinsam an die Schalen gemacht. Auch wenn sich ihr nicht alle von Tsunades Lehrmethoden auf Anhieb erschlossen, hatte Sakura diese Aufgabe dennoch mit Freude erfüllt. Und nun, nachdem sie mit Ino ihre Morgenschicht angetreten hatte, betrachtete sie mit einem gewissen Stolz ihre beiden Schalen, auch wenn ihre ein wenig danach aussah, als sei ein Baum darüber gerollt und sei anschließend ausgebessert worden, wie Ino so charmant gewitzelt hatte. Überschwänglich gut gelaunt folgte Naruto seinem Trainingspartner des heutigen Morgens lärmend über die Dächer Konohas. Naruto fühlte sich so vollkommen frei und glücklich in diesem Moment, dass er sich veranlasst fühlte, mit Kiba schon einmal unterwegs „entlang-zu-trainieren“. Kichernd und spaßend taten sie, als würden sie sich angreifen, wichen ein paar Wurfsternen aus, die allesamt in den Dächern und Wänden von Konohas Wohngebäuden stecken blieben. Ein paar Flüche und mürrischen „vermaledeite Jugend während des Frühlings“-Sprüche von Passanten auf den Straßen die sie überquerten, hörten sie schon gar nicht mehr, so schnell waren sie bereits auf dem nächsten Haus. „Vergiss es, Kiba, ich bin immer noch viel stärker als du!“ „Das werden wir ja sehn, Naruto, Akamaru und ich haben in der Zwischenzeit nämlich auch viel trainiert, musst du wissen!“ Kiba rieb sich mit dem Finger unter der Nase. Sie machten kurz Zwischenstopp auf einem Dach eines Wohnhauses und als Naruto Kibas und Akamarus Gatsugas auswich und hastig zur Seite stolperte, zerdepperte der Genin mit seinem eigenen Angriff einen Wassercontainer, dessen Inhalt sich sogleich über das Dach hin verteilte. Natürlich war es illegal was sie da betrieben- tatsächlich war es bereits der zweite Wassercontainer eines Wohnhauses, den Naruto zerstörte- und würde Tsunade sie erwischen, würden sie für diesen Vandalismus bestimmt eine satte Strafe kassieren. Aber Naruto hatte sich von Kiba, der mal wieder in riskant-humoristischer Stimmung war, und von der Aussicht auf mittäglichen Ramen in angenehmer Begleitung schlicht anstecken lassen. Schnell verflüchtigten sie sich vom Dach, als Shinobi war man ja flexibel, und gingen artig nebeneinander her die Straße nehmend… Wo sie wiederum Dinge fanden, mit denen sich mit Akamaru interessante Späße treiben ließen… Sakura ließ sich lächelnd neben Ino an der Rezeption die neuesten Geschichten und Gerüchte über Shizune und Iruka erzählen, und ihre Schalen von den beiden liebenswerten Schwestern bewundern, als urplötzlich auf der Straße Tumult herrschte und ein paar aufgebrachte Händler zwei kichernde junge Ninjas und einen Hund vor sich herjagten. Als Naruto von der Straße aus hinter der Eingangstür des Krankenhauses Sakura erblickte, packte er Kiba am Kragen und zerrte ihn hektisch ins Krankenhaus, um den Männern in Lynchstimmung zu entgehen, denn in einem Krankenhaus, genauer gesagt Tsunades Krankenhaus, würde es wohl niemand wagen ihnen schlimmeres anzutun. Sollte der Mob draußen bleiben. Sakura hörte hinter sich Narutos Stimme und wollte sich gerade umdrehen um ihm bei der Gelegenheit stolz ihre kostbare Schale zu zeigen, da sah sie nur noch ein einziges Knäuel aus Mensch und Hund und Kleidungsstücken auf sich zustürmen und gegen sie schlittern. Ihr selbst geschah nichts, doch manchmal schlägt das Schicksal ja bekanntlich auf anderen Wegen zu, wenn es den Braten erst einmal gerochen hat. Klirr! Es war alles still bis auf die keuchenden Gestalten vor ihr, die mit gerunzelter Stirn und großen Augen vor ihr auf einem Haufen verknotet lagen und sichtlich darauf hofften, dass gerade nichts kaputt gegangen war. Sakuras Miene wurde düsterer als Ibikis Umhang, und mindestens genauso furchteinflößend. „Narutoo!“ Naruto fasste sich gewohnt und vital schnell in anbetracht der sich ballenden Fäuste seiner Teamgefährtin, und war sofort auf den Füßen und rieb sich verlegen grinsend den Hinterkopf. „S-s-sakura-chan, das… war deins…? Doch nicht etwa was Wichtiges? Ahaha…“ Sakuras Blick nahm nun Einfluss auf Zeit und Raum und ließ die Temperatur gefährlich in Gefriernähe rutschen. Naruto, dem schwante das sein letztes Stündlein nun doch wohl geschlagen haben mochte, wenn auch nicht in erhoffter Form so doch eindeutig durch Sakuras Hand, wollte noch schnell die Überreste vom Boden aufklauben und zusammensetzen- eine aus Verzweiflung geborene Tat, sich an den letzten Strohhalm zu klammern- als ihn bereits Sakuras Kinnhaken traf und durch die Luft wirbelte. Da zufällig jemand gerade hereinkam, schwangen die Türflügel auf und viele Meter entfernt blieb Naruto wimmernd und unglücklich kreiselnde Sternchen zählend, auf der Straße liegen. Erstaunt kam gerade Kakashi durch die Tür, trat einen Schritt zur Seite, sah nur noch Orange an sich vorbei fliegen und blickte Sakura neugierig an. „Wunderschönen guten Morgen die Damen. Hat Naruto etwa wieder etwas…“ Dann machte es hörbar „Krchchch“ unter seinem Fuß, das Geräusch ließ die Anwesenden sichtbar und ungesund zusammenzucken, und Kakashi entdeckte unter seiner Sohle die Überreste eines Tongefäßes, das nun entgültigst sein unglückseliges Leben beendet, und den Weg in die Ewigkeit angetreten war. Kakashis Komm-Komm-Gefahr-Instinkt schlug alle Alarmsirenen. Sakuras Aura hatte ein tödliches, flammendes Ausmaß angenommen und drohte selbst die seit einigen Monaten bereits unter einem schweren Stein vergrabene innere Sakura wütend aus ihrem Loch hervorzubringen –wild gestikulierend und die Ärmel hochkrempelnd! Verkrampft stampfte Sakura einen Schritt nach dem anderen auf den Jonin zu, dass die Wände wackelten. Kakashi hatte keinen Zweifel, dass sie ihn in ihrer Wut WIRKLICH Naruto hinterher schicken wollte, der immer noch lächelnd und wirres Zeug vor sich hinbrabbelnd 200 Meter hinter ihm lag. Tsunades Schülerin konnte genauso furchteinflößend und mächtig sein wie die Hokage selbst. Aber der Ober-Ninja wich nicht einen Schritt zurück. Ino, Kiba und Akamaru, letztere immer noch in ihrer Position am Boden, tauschten kurze Blicke. Was für eine Show. Nun würde es sich zeigen. Wer war stärker inzwischen, Schülerin oder ehemaliger Lehrmeister? Würde es Sakura, Musterschülerin keiner geringeren als der Hokage von Konoha, gelingen, Kakashi das gleiche Schicksal wie Naruto zu bescheren oder würde die größere Erfahrung des berühmt berüchtigten Kopier-Ninjas, Besitzer von über tausend Jutsus siegen? … Sakuras Faust hob sich, ihre Augen hatten ihren Blick verloren, nur noch der reine Instinkt, oder auch die rasende, blinde Wut, herrschte über ihr Tun. Sie holte aus, Kakashi erwartete sie ruhig und kurz bevor ihr Schlag ihn erreichte, sprach er mit ruhiger Stimme: „Du bist schön.“ Die Wut in Sakuras Gesicht machte purem Erstaunen platz, und ihre Wangen verfärbten sich und glühten. Die Wucht des Angriffs verebbte und ging ungezielt ins Leere. Ohne weitere Worte ging Kakashi an ihr vorbei, winkte lässig ohne sich umzudrehen, und verschwand im Gang. Sakura blinzelte. Da hatte er sie doch glatt übertölpelt. Kiba grinste Ino zu, Erfahrung hatte gesiegt, und schlüpfte mit dem aufgeregten mit dem Schwanz wedelnden Akamaru aus dem Hospital. Nun zwar nicht mehr ganz so enthusiastisch, aber dennoch zum Training mit Naruto verabredet. Ino betrachtete belustigt, wie Sakura sich langsam nach Kakashi umdrehte, sich die gerötete Wange betastete, und versonnen ihrem Senpai hinterher blickte. „Du glühst ihn an…“, bemerkte Ino, ein wissendes Lächeln im Gesicht. „Häh?“ „Du hast ihn angeglüht- gerade eben. Wie du ihm nachgesehen hast…“ „Unsinn.“ „Doch! Ich habs genau gesehn, du glühst Kakashi an!“ „Pfff…Na gut, vielleicht hab ich’s getan.“ Ino entglitten fast die Unterlagen in ihren Armen. „Wow. Jetzt bin ich platt.“, bekannte sie, da sie ihre Worte zuvor eher halbernst gesagt hatte. „Also… du und Kakashi, was?“ Sakura zuckte mit den Schultern. „Ehrlich gesagt: Keine Ahnung.“ „Keine Ahnung? Er hat dich gestern zum Empfang begleitet, ihr habt den Abend so gut wie unter euch verbracht, und zu guter letzt hat er dich heute Nacht sogar heimgebracht. Was heißt da bitteschön ‚Keine Ahnung’ Das ist doch der Beginn einer wunderbaren, … na ja, keine Ahnung-was, aber ich bin mir sicher es wird gut.“ Sakura blickte unglücklich auf den Boden, nicht einmal die Scherben ihrer Schale schienen ihr jetzt noch Bedeutung zu haben. Ino beugte sich vor und beäugte ihre Freundin genauer. Dann schrak sie zurück. „Oh mein Gott, du bist verliebt!“ Ino klopfte ihr mitfühlend auf die Schulter. „Du Ärmste!“ „Lass den Unsinn, Ino, ich bin nicht verliebt.“ – „Doch, doch.“ – „Aber was ist mit dir und diesem Typ von gestern?“, fragte Sakura, um schnell das Thema zu wechseln. Ino strahlte. „Er ist ein toller Kerl. Auch wenn er ein paar… total verwerfliche Eigenschaften hat. Wir schauen uns zusammen die Mondfinsternis heute Nacht an, das wird bestimmt total romantisch.“ Ino unterbrach sich und blickte ihre Freundin an. „Schaust du sie dir an? Die Mondfinsternis, meine ich. Kommt ja nicht alle Tage vor, und seit Wochen reden sie hier alle davon.“ Sakura zuckte mit den Achseln. „Hm, wenn ich dann noch wach bin. Außerdem sieht man da doch eh nichts.“ „Baka. Es ist ein besonderes Ereignis, ein bestimmter Zauber, den es nur in mondlosen Nächten gibt… Ganze Kriege sind schon durch den Zauber der Mondfinsternis entschieden worden…“ - „Ja, weil irgendwelche Ninjas das abergläubige Volk mit ihren Schauermärchen reinlegten. Seit wann zählst du zu denen, die an so was glauben?“ Ino stemmte die Hände in die Hüften. „Manchmal hab ich echt das Gefühl, du seiest rettungslos verloren, Breit-Stirn.“ „Vielleicht ist ja heute Nacht Nebel, und niemand sieht irgendetwas, Doofbacke.“, schnappte Sakura zurück. „Für den Fall bestelle ich einen Freund meines Vaters herbei, der kann ein Jutsu bei dem selbst der hartnäckigste Nebel verschwindet.“ Sakura konnte sich lebhaft vorstellen, wie eine verärgerte Ino mitten in der Nacht ihren Vater weckte um ihn dazu zu bringen, seinen Freund mit dem Jutsu aus dem Bett zu klingeln. Allein das wäre es sicherlich wert, die Nacht aufzubleiben. Sakura vergrub ihre Hände in ihren Taschen, als ihre Finger gegen etwas stießen. Sie holte es hervor und sah, das es ein zusammengefalteter, kleiner Zettel war. Neugierig beugte sich Ino näher. „Was ist denn das? Eine Botschaft?“ Sakura wurde ein wenig nervös als sie überlegte, wer ihr diesen Zettel zugesteckt haben könnte. Und wann… Mit spitzen Fingern zog sie das Papier auseinander und las die wenigen Zeilen, die in typischer Männerschrift darauf geschrieben worden waren. Ino las über Sakuras Schulter lehnend mit. Anschließend kratzte sie sich am Kinn. „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Eine Einladung von Kakashi zu einem Treffen? Ich dachte, er hat was mit Anko?“ Sakura hörte Inos Worte gar nicht, sondern überflog die Zeilen immer und immer wieder, aber sie änderten sich nicht. Warum hatte Kakashi ihr diesen Zettel vorhin in die Tasche gesteckt? Warum wollte er sich mit ihr treffen? „Ha, das klingt ja beinahe nach einem Date.“ „Red keinen Unsinn, Ino, wir reden hier von Kakashi. Vor zwei Tagen hat er mich an der Hand aus dem Krankenhaus gezerrt um mit mir etwas zu unternehmen, da ich seiner Meinung nach etwas Entspannung und Sonnenlicht vertragen könnte. Und es stellte sich heraus, das an dieser Lichtung im Wald, wo er mich hinführte und wo Jiraiya immer die badenden Mädchen bespannt, zwei äußerst entspannende Angelruten warteten. Er führte mich mit ein paar weisen Worten und eingeflochtenen Ninjaweisheiten in die geheime Kunst des Angelns ein und wir saßen schweigend beziehungsweise in seinem Fall eher grinsend nebeneinander, um ja die Fische nicht zu verschrecken, und angelten! Wenn das wieder so ein Scherz sein soll…!“ Jetzt war es an Ino, sich an etwas zu erinnern. …Vor zwei Tagen war Kakashi an Asuma und Team 10 vorbei gekommen, und Asuma hatte gefragt, ob Kakashi auch an den versprochenen Fisch gedacht hatte, da an dem Abend ein paar Shinobis zum Grillen bei den Sarutobis verabredet waren. Kakashi war ziemlich blass geworden, hatte aber versichert, der Fisch sei schon längst besorgt… Ino schweißtröpfelte. So hatte er ihn also noch rechtzeitig bekommen. „Aber ich geb zu ich war ziemlich stolz auf die großen Fische, die ich erwischt habe.“ Ino verbiss sich angestrengt einen Kommentar. Sakura zuckte die Achseln und studierte noch einmal den Zettel. „Wie gesagt, wir reden hier von Kakashi. Außerdem hab ich keine Ahnung wo der Raum sein soll, in dem er sich heute Abend mit mir treffen möchte. Vielleicht ist es auch wieder nur ein Auftrag, wie vor ein paar Tagen, oder noch so eine verrückte Aktion wie das Angeln.“ „Und dafür muss er dir heimlich eine Notiz in die Jacke stecken? Klar, das klingt ganz nach der eiskalten Logik eines Jonin.“ Nachdenklich betrachtete Sakura die knappen Angaben. „Ich frage mich ernsthaft, wo dieser Raum sein soll…“ „Du hast ja noch den ganzen Tag Zeit ihn zu finden. Ist vielleicht ein Test, er denkt wahrscheinlich, dass du in der Lage bist das herauszufinden, das ist so süß. .“ „Bitte?!“ „Ihr zwei… Ehemaliger Sensei und ehemalige Schülerin…Oh wie romantisch, vielleicht schaut ihr euch ja zusammen die Mondfinsternis an… Dann ist das ein richtiges Date mit Kakashi.“ „Wer hat hier ein richtiges Date mit Kakashi?“, erklang eine Stimme vom Eingang- erst jetzt wurde Sakura bewusst, dass sie mit Ino ja immer noch in der Eingangshalle des Konoha-Krankenhauses stand, und jeder sie hören konnte. Und es war Ankos Stimme, die sie aus ihrem Gespräch geschreckt hatte, Mitarashi Anko, und Sakura wollte im Erdboden versinken. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie Inos alarmierten Blick. Heute schien hier aber auch wirklich jeder vorbeizukommen. Und diesmal ausgerechnet Anko… Mit einem Raubtiergrinsen beugte sich Anko übermäßig freundschaftlich über Inos Schulter und schielte auf den Zettel, auf dem mit Kakashis Gekrakel ein paar wenige Zeilen standen, Datum und Ort. „Oh,“, machte Anko dann. „Ich will ja niemandes Hoffnungen zerstören, aber das ist bestimmt kein Date, es sei denn du empfindest es als romantisch, dich im Trainingsraum des ANBU-Hauptquartiers zu treffen, Mäuschen.“ Sakura spürte Enttäuschung in sich aufquellen, verbarg dies aber vor den anderen. Ein Trainingsraum? Sie hatte tatsächlich ein wenig gehofft, es stecke mehr hinter dem ganzen als nur eine Trainingsrunde. Aber das wäre wohl zu viel verlangt, warum sollte Kakashi sich auch ausgerechnet mit ihr, einem jungen naiven Huhn treffen wollen? Kichernd stakste Anko weiter und ließ die Mädels mit den Worten „Dieser Kakashi… Was für ein Verrückter…“ in der Eingangshalle stehen. Ino kratzte sich am Kopf und durchdachte die Situation. „Scheint wohl doch schwieriger zu werden als ich dachte. Hm, das muss doch zu machen sein.“ „Wer sagt, dass ich überhaupt eine Chance bei ihm habe?“ „Sakura, ich bitte dich. Du kommst zwar an mich nicht ran, aber du bist dicht dran, und ich bin ein Kracher.“ Eine Ader pochte auf Sakuras Stirn bei Inos selbstverliebten Worten. „Argh, ich komm ja wohle an dich ran, ich bin sogar noch viel besser!“ Ino lächelte selbstgefällig. „Na also, das wollte ich hören. Ich wusste doch das du weißt, warum die Männer bei dir Schlange stehen.“ Eingeschnappt beruhigte sich Sakura wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ganz so ist es ja nun auch nicht.“ „Ist doch auch egal. Aber sieh zu, dass du die Chance ergreifst wenn sie sich dir bietet.“ „Was heißt denn hier Chance? Er hat mir einen Zettel zugesteckt mit einer Einladung zum ANBU-Trainingsraum…“ Ein bisschen regte sich Sakura nun doch auf. „Was denkt dieser Kerl sich eigentlich? Spaziert einfach hier rein und…“ – „Du hast Recht, Kakashi ist ziemlich oft hier. Ob er hier so viele Leute kennt?“ Unterbrach Ino schnell, da sie eine neuerliche Wutattacke fürchtete – was bei Sakuras ungeheuerlichen Kräften ein schauderhaftes Erlebnis sein konnte, an das man sich lieber nicht erinnern wollte. „Woher soll ich das wissen? Ich weiß ja gar nichts über ihn… Ich… Ich weiß wie er als Ninja ist und Sensei, aber sonst… Wenn die nicht auf Mission sind, ist das immer als wäre der Professionalitätsschalter in die falsche Richtung umgelegt, und dann sind sie flaxig und wie Kleinkinder… lesen fragwürdige Lektüre in der Öffentlichkeit… leiden unter chronischer Apathie und Desinteresse… Was treibt er eigentlich noch so alles? Hach, im Prinzip kenn ich ihn gar nicht, wie mir gerade scheint… Ob er sich noch mit seinem alten Genin-Team trifft? Wer war überhaupt sein Genin-Team…Oh man, er war so lange mein Sensei und ich weiß nichts über sein Leben außerhalb von Missionen.“ „Das kann man ändern. Wir bringen einfach n paar Dinge über ihn in Erfahrung.“ Sakura wirkte ein wenig gequält, vielleicht von Gewissensbissen geplagt. „Ich weiß nicht Recht… Und wer soll da was wissen?“ Ino strahlte. „Ich wusste, du würdest dich interessieren. Ich fürchte aber, es gibt nicht viele Personen, die was über Kakashi wissen, ist ja so ne Jonin-Sache, da erzählt ja kaum einer was von sich. Ein paar Jonin wissen vielleicht was …. Und auf jeden Fall Anko.“ „Ich weiß nur nicht, ob ich unbedingt so scharf darauf bin, die alle zu fragen.“, murmelte Sakura verdrossen. „Das kannst du machen wie du willst. Versuch es selbst, oder frage einfach. Ich jedenfalls werde mich ein bisschen umhören…“ – „Ino!“ „Keine Sorge, Sakura, ich erstatte dir dann vielleicht sogar Bericht.“ Lachend duckte sich Ino unter dem anfliegenden Kugelschreiber und tänzelte den Flur hinaus und ließ eine wütende Sakura mit ihren Gedanken und Tonscherben hinter sich zurück. Als Kakashi am Nachmittag den Jonin-Aufenthaltsraum betrat, konnte er den Shinobi den er suchte sofort entdecken. Genma saß mit dem Rücken zu ihm auf der Fensterbank und unterhielt sich leise mit dem neben ihm stehenden Raidou. Auf den Sofas saßen gerade zwei Jonins und einer davon verlor gegen Asuma beim Kartenspielen Geld. Frustriert warf er gerade die Karten auf den Tisch und der neben ihm sitzende lachte laut darüber. „Glücksspiele liegen dir nicht, mein Freund.“ Bevor Kakashi Genma erreichte, bremste ihn eine bekannte Stimme. „Kakashi?“ Der Kopier-Ninja wandte sich um und erblickte hinter sich in der Tür Anko, die Hände in die Hüften gestemmt, einen undeutbaren Blick in den Augen. Sie musterte ihn stumm, dann verschwand der Ausdruck ihrer Augen und machte ihrem typischen, selbstbewussten Auftreten platz. Kakashi war sich sicher gewesen, dass sie ihm eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen als sie nun auf ihn zu marschierte, es sich aber dann anscheinend doch anders überlegt hatte. „Kakashi, ich hab ne schlechte Nachricht für dich, Kotetsu und Izumo habens mir eben gezwitschert. Der Uzumaki-Junge und der Raufbengel von den Inuzukas haben sich den Spaß erlaubt ein wenig außerhalb der Trainingsplätze zu trainieren, Tsunade ist fuchsteufelswild. Die beiden haben den großen Wassercontainer auf dem Dach des Wohngebäudes, in dem sich auch deine Wohnung befindet, kaputt gemacht und einen nicht gerade geringfügigen Wasserschaden angerichtet.“ Kakashi runzelte angesichts dieser Offenbarungen düster die Stirn. Anko hob in merkwürdig guter Laune die Hand. „Es geht noch weiter, ich komme nämlich gerade von dort. Die Untersuchungen haben ergeben, dass das Haus von einer schlimmen Ungezieferplage heimgesucht wird, ein paar vom Aburame-Klan sind schon dort, und ohnehin muss das Gebäude komplett grundsaniert werden. Meinen Glückwunsch, Kakashi, dein Schüler hat so eben dein zu Hause zerstört.“ Kakashi seufzte schwer. Anko war erst vor kurzen aus diesem ANBU-Wohnblock ausgezogen, sie waren jahrelang Nachbarn gewesen. Hatte sie etwa die Ungezieferplage auf ihn gehetzt, um ihn zu ärgern? „Bevor du jetzt auf die Idee kommst, ich sei schuld, schau lieber mal was dein Schüler so treibt-“ „Ehemaliger“ „Ob ehemalig oder nicht, du hast ihn zu dem gemacht, was er ist, basta.“ Sie lachte und piekste ihn mit einem spitzen Finger in die Schulter. „Nun kannst dus ja am eigenen Leib ausbügeln.“ „Na großartig, ich hab keine Bleibe mehr.“ „Frag doch Genma, der ist doch eh die meiste Zeit bei Hana.“, rief Raidou herüber. Genma drehte sich zu Kakashi um und zuckte mit den Achseln. „Oh, aber Vorsicht, Genma, Kakashi läuft gerne nackt durch die Wohnung.“, rief Anko. „Das macht nichts,“ antwortete der Spezial-Jonin, „ich auch.“ Anko schaute ganz verliebt. „Ob ich vielleicht auch bei euch einziehe?“ Dann schüttelte sie aber laut lachend den Kopf und wedelte abwehrend mit der Hand. „Nein, ich lehne dankend ab.“ „Eine Einladung stand nie im Raum…“, bemerkte Kakashi flüsternd. „Ich denke, ich muss jetzt erst mal in meine Wohnung und schauen, was von meinem Habe noch überlebt hat. Genma, kommst gleich du mit?“ Genma zog ein Gesicht, ahnte bereits, dass er mit schleppen sollte, fügte sich aber. „Hilft wohl nichts. Dann können wir die Sachen sofort zu mir bringen. Raidou, du hast doch im Moment auch nichts zu tun, also hilf gefälligst.“ So rettete Kakashi mit Genma und Raidou zusammen seine Sachen aus der trätschnassen Wohnung. Sie sammelten alles vor Genmas Wohnungstür einen Blick weiter, und brachten anschließend alles hinein. Die letzten Kisten wurden gerade in die Wohnung getragen, und Raidou verabschiedete sich. „Wir sehn uns später zum Training, Genma. Tschau Kakashi.“ Kakashi setzte seine Last ab und ließ seinen Blick durch die Wohnung schweifen. Es sah anders aus, als er es in Erinnerung hatte… „Ähm, gefällt dir das so, wie du die Möbel gestellt hast?“, fragte Kakashi vorsichtig, woraufhin ihn Genma mit einem schrägen Blick bedachte. „Schon gut, ich stell die Möbel wieder um. Raidou hat auch schon so was Abfälliges bemerkt. Mir hatts auch vorher besser gefallen. Schmeiß deine Klamotten irgendwo hin und machs dir bequem. Du kannst auf dem Sofa pennen, ich räum dir noch platz im Schrank, damit du nicht aus deinen Taschen leben musst für die Zeit, für die du dann wie lange auch immer hier sein wirst. Und jetzt zu deiner Frage die du mir vorhin schon stellen wolltest. Du weißt die Antwort doch bereits, ich kann sie nur noch mal bekräftigen: Ja, ich war gestern Abend auch auf dem Empfang, wenn auch nicht wirklich bei den Gästen.“ Kakashi nickte stumm, sie setzten sich und tauschten knapp ein paar Dinge aus. „Das alles hast du natürlich nicht von mir, aber du wirst es ohnehin früher oder später von Tsunade oder Jiraiya erfahren, die beiden hecken irgendwas aus, wenn du mich fragst. Ständig hocken die aufeinander.“ Vor Kakashis geistigen Augen spielte sich eine oft gesehene Szene der letzten Tage wider, in der Tsunade und Jiraiya entweder verschwörerisch im Büro oder in einer Bar Sake tranken… Ja, was mochte da wohl ausgeheckt werden… Dann wurde Genmas Blick plötzlich schamlos, und Kakashi begriff, dass das Thema nun gewechselt wurde. „Hab dich heute Morgen übrigens gesehen. Du hast ernsthaft mit Tsunades Schülerin geflirtet.“ Kakashi saß gelassen auf der Sofalehne und ließ sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen. „Was heißt denn ‚ernsthaft geflirtet’?“, fragte er ahnungslos. „Ich erkenne einen Leichthin-Flirt wenn ich einen sehe, und das war keiner davon.“ „Ich weiß nicht wovon du redest.“ Genma grinste breit. Er ahnte was in Kakashi vorging. Oder glaubte es zumindest „Und wenn doch? Sie ist nicht mehr die kleine niedliche Sakura die mal deine Schülerin war.“ Dabei kamen Kakashi einige alte und jüngere Erinnerungen hoch, die Genmas Worte Lügen straften. Niedlich…? „Inzwischen ist sie ein scharfes Gerät.“, fuhr Genma fort und lehnte sich zurück. „Jedenfalls wenn man ihren ungesund blassen Teint außer Acht lässt.“ Ein entspanntes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, der Senbon klackte kurz gegen seine Zähne. „Darf man gespannt sein?“ Das fette Grinsen, das er Kakashi schenkte, sollte wohl entwaffnend wirken, Kakashi aber quittierte es nur mit einen trüben, begeisterungslosen Blick. „Ich werde wohl ein andermal erfahren, was auf dem Zettel gestanden hat, den du ihr zugesteckt hast…“ „Du hast es gesehen?“ „Ich wurde auf offener Straße beinahe von einem heranfliegenden Naruto erschlagen, was blieb mir anderes übrig als Uraschenforschung zu betreiben um das in Zukunft zu umgehen? Sakura wird Tsunade auf eine unheimliche Art und Weise immer ähnlicher, du solltest stets auf der Hut sein. Hm…“ „Worüber denkst du nach?“ „Ich frage mich gerade, welche Haarfarbe wohl eure Kinder bekommen würden…“, Genma purzelte samt Stuhl hinterrücks zu Boden, als eine Umzugskiste ihn mit voller Wucht im Gesicht traf. Kakashi saß mit unbekümmerter Miene auf dem Sofa, genauso wie kurz zuvor, als hätte er sich niemals bewegt, und lächelte. Als Jonin sollte Genma diese Art von Echo vertragen können. Abends. Sakura war diesmal froh, dass sie ihren Trainings-Anzug praktisch immer bei sich trug, und sich also nicht mit dem Gedanken rumschlagen musste, wie sie andere Kleidung für den Fall der Fälle mitgeschmuggelt hätte. Ein bisschen mulmig war ihr schon, das Nebengebäude des ANBU-Hauptquartiers zu betreten. Ein paar mal war sie schon hier gewesen, aber immer nur um kurze Botendienste und Aufträge für Tsunade zu erfüllen. Sie öffnete die dicken Sicherheitstüren, die zwar nicht abgeschlossen waren, von denen sie aber wusste, dass sie jederzeit bewacht waren. Beinahe schüchtern legte sie die Hände auf die Brust und trat in das dunkle, nicht erhellte Gebäude mit den hohen Wänden und langen dunklen Gängen hinein. Die ungefähre Richtung wusste sie noch, und wie durch ein Wunder entdeckte sie im Licht der spärlichen Abend-Beleuchtung nach einer entnervenden Suche und ohne auch nur eine Menschenseele auf den Gängen getroffen zu haben, endlich die Doppeltür mit der Ziffer daran, die Kakashi auf den Zettel geschrieben hatte, gleich neben der Uhrzeit: 21.15h. Hier war es. Der ANBU-Trainingsraum. Sakura schluckte. Dann drückte sie die Tür auf. Im Prinzip sah es ziemlich genau so aus wie jeder andere der zahllosen Trainingsräume, die sich in der Akademie, dem Hauptquartier und eben den ANBU-Gebäuden befanden. Ein großer Raum mit vielen Winkeln, voll gestopft mit Gerätschaften zum Muskulaturtraining und zur Dehnung, Trainingsflächen mit Matten, und natürlich die verschiedensten Trainingswaffen an den Wandhalterungen. Im Augenblick saß ein dunkelhaariger Shinobi mit verbissenem Gesicht und einbandagiertem Bein an einem der Geräte und trainierte seine durch Verletzungsausfall angeschlagene Muskulatur. Er beachtete Sakura kaum. Weiter hinten im Raum hockte Kakashi in entspannter Haltung auf einer Fensterbank und winkte sie zu sich. „Du kommst spät.“, bemerkte er, als sie neben ihm stand. Sakura konnte sich ein abfälliges Schnauben nicht verkneifen. „Ich wusste, du würdest in jedem Fall unpünktlich sein, da ich aber ausgerechnet an SO einem Ort nicht alleine warten wollte, bin ich absichtlich zu spät gekommen. Da kann man ja mit dir nicht viel falsch machen.“ Kakashi lächelte glücklich und glitt von der Fensterbank. Er schielte auf ihre Kleidung. „Etwas Wärmeres hast du nicht dabei?“ „Was dagegen?“ „Ich mein ja nur, schließlich ist es draußen kalt.“ Sakura sprang ein Haar aus der Frisur. „Woher soll ich wissen was ich anziehen soll, wenn du mich um 21.15h in einen ANBU-Trainingsraum bestellst? Da zieh ich doch bestimmt nicht Winterkleidung an, und auf einmal soll es raus gehen?!“ Kakashi lächelte einfach über ihre Worte hinweg und öffnete das hohe Fenster, an dem er eben noch gesessen hatte. Dahinter war nur ein schmaler Schacht zu erkennen, eine breitere Spalte zwischen zwei grauen Gebäudewänden. „Wir müssen leise sein, Ibiki hat sein Bürofenster hier heraus und er sieht es nicht gern, wenn sich jemand hier entlang nach oben bewegt.“ Verständnislos glotzte Sakura hinterher, wie Kakashi leichtfüßig auf die Fensterbank sprang und vorsichtig den schmalen Raum zwischen den Gebäuden, sich mit Chakra in Händen und Füßen und an beiden Hauswänden abstützend, hinaufkletterte. „Lehn das Fenster an, wenn du nachkommst.“, raunte Kakashi hinab. Blinzelnd warf Sakura einen Blick zu dem trainierenden ANBU, der mit dem Rücken zu ihr saß und sie nach wie vor nicht beachtete. Ein Blick durchs Fenster und sie konnte Kakashi in der Dunkelheit nicht mal mehr andeutungsweise sehen. „So ein Mist!“, murmelte sie und sprang ebenfalls auf die Fensterbank und machte sich an die mühselige Aufgabe, Kakashi den Schacht hinauf zu folgen. Es ging ein paar Meter hinauf, und es gab nur ein einziges, erleuchtetes Fenster, wo ein kurzer Blick ihr die finstere Gestalt Morino Ibikis zeigte, wie er an seinem Schreibtisch Unterlagen durchging, während schwitzend jemand vor ihm stand und wartete. Einen Augenblick lang fürchtete sie schon, Ibiki hätte sie entdeckt, und schnell kletterte sie weiter. Dann endlich war sie auf dem schrägen Dach angelangt, wo sie Kakashi mit Verschwörermiene erwartete. „Darf ich vorstellen,“ begann er ungewohnt gesprächig „dies ist das Dach des ANBU-Hauptgebäudes, geheim gehandelter, bester Aussichtspunkt gleich nach dem Hokage-Felsen und dem Turm des Hauptgebäudes, aber die kennt jeder und es ist deswegen dort immer recht belebt. Dies hier ist Geheimtipp, und nur die wenigsten kennen den einzigen Weg, mit dem man ungesehen hier herauf gelangt. Ibiki mag es nicht, wenn sich Ninjas auf seinem Dach herumtreiben, deswegen kann man sich nicht von außen hierher begeben, man muss es schon auf dieser traditionellen Geheimroute schaffen.“ Ja klar, dachte sich Sakura düster, die Geheimroute ist doch nur da, um Ibiki noch mehr die lange Nase für das Verbot zu zeigen. Nun nahm sich Sakura mehr Zeit, den Platz auf dem Dach in Augenschein zu nehmen. Das Dach war groß und verwinkelt, und sie glaubte sogar in einem entfernteren Ende zwei glühende Zigaretten zu entdecken, die darauf hindeuteten, dass tatsächlich noch andere diesen halsbrecherischen Weg genommen hatten, um hier herauf zu gelangen. Und augenscheinlich nicht umsonst. Denn der Ausblick war in der Tat fantastisch. Die Dachränder schirmten diesen Ort von den nächtlichen Lichtern aus Konohas Stadt ab, und es wirkte beinahe, als schwebe das Dach wie ein Ruhepol über einem entfernt leuchtenden Abgrund, und darüber lag der breite zauberhafte Nachthimmel Konohas. Kakashi entfernte sich ein paar Schritte, und Sakura folgte ihm vorsichtig, um nicht auszurutschen und Ibikis Verbot Nahrung zu geben dadurch, dass ihre Knochen unter seinem Fenster lagen. Auf einer windgeschützten Schräge ließ Kakashi sich nieder und Sakura tat es ihm nach. Er zog die Knie und umschlang sie entspannt mit seinen Armen, während er sich den Himmel anschaute. Sakura imitierte seine Haltung und blickte ebenfalls hinauf in das Meer von Sternen. Ein voller Mond blickte auf sie hernieder und belegte ihre Haut mit einem silbrigen Schimmern. Sakura seufzte und legte das Kinn auf die Hände, ganz im Zauber dieses merkwürdigen, abgelegenen und stillen Ortes versunken. Kakashi betrachtete sie verstohlen und lächelte. Sakura öffnete eines ihrer Augen und musterte ihn scheel. „Sag mir nicht, du hast mich hier hin geführt, um mit mir die Mondfinsternis zu betrachten.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Ich dachte mir, es sei eine nette Variation zum Angeln.“ „Wirklich. Ich fass es nicht, dass du mich in einen Trainingsraum zitierst ohne mir zu sagen, wohin es eigentlich geht.“ „Hättest du denn lieber trainiert?“ „Selbstverständlich nicht. Aber ich hätte mich anders kleiden können.“ „Etwa wieder den Kimono von gestern Abend?“ Sakura dachte kurz daran, mit welchem Luftmangel sie zwischenzeitlich zu kämpfen gehabt hatte, weil Ino ihn zu fest zu geschnürt hatte, und schüttelte vehement den Kopf. „Lieber nicht. Aber vielleicht eher etwas wärmeres.“ „Das ist kein Problem.“ Hinter sich zauberte Kakashi eine Decke aus den Schatten und warf sie Sakura in den Schoß. „Jetzt kann nichts mehr passieren.“ Verwundert schaute Sakura auf die Decke auf ihren Knien und schüttelte schließlich den Kopf. „Auch wenn ich es mir kaum vorstellen kann, aber es wirkt beinahe so, als hättest du das alles hier geplant.“ „Und wenn es so wäre?“ Kakashi vermied tunlichst zu erklären, dass diese Decke hier immer lag. „Dann wüsste ich gerne, was das alles hier ist.“ Sakura machte eine umfassende Geste mit ihrem Arm, die auch sie beide mit einschloss. Kakashi lehnte sich zurück und schielte auf den sich träge verdunkelnden, leicht rötlichen Mond. „Hier oben ist man niemandem verpflichtet. Hier kann man einfach sitzen, hier kann man reden, hier ist man mit sich vor der Welt allein. Im Grunde ist es wie das Angeln. Das Dach des ANBU-Hauptquartiers ist einer der sichersten Orte Konohas, und gleichzeitig einer der geheimsten, ruhigsten und abgelegensten. Ich dachte mir, ich zeige ihn dir einfach, da wir uns beim Angeln ja nicht unterhalten konnten.“ „Ich hab ja da schon versucht ein Gespräch mit dir zu beginnen, aber du hast ja ständig nur gegrinst und den Finger vor den Mund gehalten, damit ich die Fische nicht verschrecke.“ Kakashi grinste. „Manchmal ist es besser, einfach mal den Geräuschen anderer Lebewesen zu lauschen, als selbst zu reden.“ „Wieder eine Shinobi-Weisheit?“ „Die hab ich mir grad ausgedacht.“ „Reizend. Ich soll also jetzt reden?“ „Das wäre ein guter Zeitpunkt. Hier hört uns niemand.“ „Und worüber soll ich reden?“ „Darüber wie es dir geht, was du so machst, alles ein bisschen was dich so beschäftigt. Was du magst, was du nicht magst, deine Träume und Hobbies. So was in die Richtung.“ Sakura schmunzelte- sie erinnerte die Worte, die er damals bei ihrem ersten Tag als Genin-Team zu ihnen gesagt hatte, und stützte ihr Kinn wieder auf die Knie. „Hat Shizune vielleicht mit dir geredet? Du klingst beinahe wie sie. Du willst wahrscheinlich wissen, warum ich so viel arbeiten gehe?“ „Viel lieber möchte ich wissen, warum du deinen Kimono nicht noch einmal tragen möchtest.“ „Scherzkeks.“ Sakura lehnte sich nun auch zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sie schwieg eine Weile, der Mond verschleierte sich immer mehr, doch Sakura nahm es nicht richtig wahr. Sie lächelte. Was für ein verrückter Abend. Und Kakashi saß neben ihr, nicht als Sensei, denn wäre sie immer noch der kleine Genin von vor ein paar Jahren der respektvoll hinhört und lernt, hätten sie nie so selbstverständlich nebeneinander sitzen können wie… Freunde? Kakashi wollte also wissen, was sie beschäftigte? Machte er sich Sorgen um sie? Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Aber wenn nicht ihm, der jede Lüge ohnehin durchschauen würde, wem dann? Also warum nicht einfach mal versuchen. „Ich vermisse Sasuke. Die Zeit, die wir alle gemeinsam nach der Akademie verbracht haben.“, sagte sie schließlich leise. Kakashi schwieg, und Sakura sprach weiter. „Es sind jetzt drei Jahre, seit er fortgegangen ist, und ich weiß nicht im Geringsten wie es ihm geht. Nicht einmal, ob er noch am leben ist.“ Sie blickte Kakashi an. „Sind die Gerüchte wahr? Dass er gesehen wurde, meine ich. Niemand will mir oder Naruto etwas sagen, aber ich habe Shizune und Tsunade darüber tuscheln gehört und ich sehe es an ihren Blicken. Ist es wahr?“ Der Kopierninja nahm sich die Zeit die überarbeitete und abgespannte junge Frau neben sich näher zu betrachten. Der von Genma erwähnte ungesunde Teint war nicht zu übersehen. Das jadegrün ihrer wachen Augen schien direkt in seine Seele schauen zu können und dort nach Antworten zu suchen, und er schaute schnell wieder weg. Kakashi wusste, wie sehr Sakura unter diesem Thema litt, aber er antwortete trotzdem. „Er lebt. Es geht ihm soweit ich das beurteilen kann gut. Ich habe ihn vor nicht einmal zwei Wochen in Oto gesehen.“ Sakura schreckte auf. Kakashi schmerzte die Hoffnung, die in ihrem Gesicht geschrieben stand, und plötzlich überschattet wurde. „Er lebt. Es geht ihm gut.“, wisperte sie wie zu sich selbst. Sie ballte die Fäuste und rang mit sich selbst. Er lebt. Er ist nicht tot, er war die ganze Zeit am Leben. Klar, er ist schließlich Sasuke. Und er hätte sich die ganze Zeit melden können, ein Lebenszeichen schicken können, aber wir sind ihm nicht wichtig genug. ICH bin ihm nicht wichtig genug dazu. Eigentlich hatte sie es ja immer gewusst, aber das war das dumme mit den Gefühlen, man konnte sie nicht einfach abstellen. Sakura kam sich plötzlich ziemlich jämmerlich vor und schämte sich vor Kakashi für ihre Gefühle. „Ich glaube ich bin die größte Idiotin der Geschichte. Du denkst jetzt bestimmt, ich bin eine jämmerliche, kleine Heulsuse, weil ich ihm immer noch nachtrauere.“ „Nein, das denke ich nicht. Ich weiß, dass du keine Heulsuse bist, Sakura. Du und Naruto, ihr seid beide sehr stark.“ Kakashi war plötzlich gar nicht mehr weit von Sakura entfernt, und seine Hand legte sich kaum merklich auf ihre. „Wenn jemand weg geht den man sehr gerne hat, hinterlässt das eine schmerzhafte Lücke, die sich von alleine nicht füllt. Es ist nur menschlich, sie zu fühlen.“ So wie er die Worte sagte, wusste sie, dass Kakashi dieses Gefühl, das sie nun durchlebte, selbst nur zu gut kannte. Sakura musste gleichzeitig lachen und die Tränen zurück halten, die sich heimlich in ihre Augenwinkel gestohlen hatten. Kakashi wusste es. Er hatte gewusst, wie sehr sie Sasuke geliebt hatte und wie sehr er ihr mit seinem Fortgang das Herz gebrochen hatte. Trotzdem saß er hier mit ihr, allein, um mit ihr zu reden, und vielleicht sogar mit einem Hauch von Interesse an ihr, und sie konnte nur über ausgerechnet dieses Thema mit ihm sprechen? „Es geht ihm gut, aber er wird trotzdem nicht zurückkehren.“, stieß sie bitter hervor, und bedauerte es, dieses Thema nicht ruhen gelassen zu haben, denn Kakashi nahm seine Hand zurück. „Es ist seine Entscheidung, ob und wann er zurückkehren wird. Sasuke ist kein schlechter Mensch, urteile ihn nicht vorschnell weil er etwas zur Gefühlskühle neigt. Er hat seine Gründe so zu handeln, auch wenn diese vielleicht nicht immer die richtigen sind.“ „Er hat jede Gelegenheit verstreichen lassen in all der Zeit, sich mit uns in Verbindung zu setzen, er hat nicht eine einzige genutzt.“ Sakura schwieg und bemerkte, wie dunkel es inzwischen geworden war. Sie fröstelte. „Der Mond ist fast weg.“, bemerkte sie und spürte, wie Kakashi ihr die Decke über die Schultern legte. „Als Sasuke und Naruto sich das erste Mal auf dem Dach des Krankenhauses als Feinde gegenüberstanden, hast du anschließend zu mir gesagt, dass sie sich wieder vertragen würden, dass alles wieder so wie früher würde. Das ist es nicht geworden. Im Gegenteil, ich habe ich das Gefühl, das unsere gemeinsame, glückliche Vergangenheit weiter entfernt ist denn je, und ich komme mir ziemlich naiv dabei vor, das auszusprechen.“ Kakashi strich ihr sanft über das Haar. „Zeit heilt alle Wunden, aber es braucht seine Zeit. Ich glaube immer noch, dass alles wieder irgendwie in Ordnung kommt, Sakura. Alles wird gut. Es wird alles wieder gut, egal was passiert.“ Sakura zwang sich zu einem Lächeln. „Lügner.“ „Ich würde dir gegenüber nie lügen.“, sagte er in ihr Ohr. Sakuras Augen leuchteten im seltsamen, rötlichen Glanz des verschwindenden Mondes, als sie tief in sein dunkles Auge blickte. Sein Haar berührte ihre Stirn, und sie bemerkte seinen angenehmen Geruch. Sie wusste nicht ob es egoistisch von ihr war, so wie so vieles was sie in letzter Zeit getan hatte, aber als sich beim letzten verschwundenen Licht seine Lippen auf ihre legten, erwiderte sie seinen Kuss. Sie wusste nicht, ob es falsch oder richtig war, das Gespür dafür schien sie schon vor langer Zeit verloren zu haben. Aber im Augenblick wollte sie nur noch, dass es richtig war, und alles andere unwichtig werden lassen. Es war ein magischer Moment, als wären sie in eine andere Welt getaucht, in der es nur sie gab und die surrealen Lichter Konohas weit unter ihnen entfernt, sonst nichts. Plötzlich unterbrach er ihren Kuss und zog sich zurück. Das Licht war wieder da, die Gesichtsmaske an ihrem Platz, als wäre sie nie fort gewesen. „Warum weinst du?“, fragte er. Verwirrt betastete Sakura ihre Wange und ertastete zu ihrem Erstaunen Feuchtigkeit. Sie entdeckte Schmerz in Kakashis Auge und glaubte, ihn unabsichtlich verletzt zu haben. Aber wie hätte sie ihm ins Gesicht sagen können, das sie geweint hatte, weil sie sich so glücklich fühlte? „Nein, ich... hab nur was im Auge." Wie lahm war das denn? "Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Und ich hatte in letzter Zeit viel Stress um die Ohren, da kam wohl die alte Heulsuse in mir durch.“ Er lächelte und wandte das Gesicht ab. „Die Mondfinsternis ist vorbei.“, bemerkte er, da sie das Ereignis im Prinzip verpasst hatten. Sie nickte lächelnd und drückte kurz seine Hand. „Danke für den Abend, Kakashi. Und bitte erzähl niemanden was ich dir gesagt habe.“ „Würde mir nicht einfallen.“ Sie lächelte und rieb sich die Augen. „Dann ist gut.“ Etwas Kühles landete sanft auf ihrer Nasenspitze und schmolz. Überrascht weiteten sich Sakuras smaragdgrüne Augen. „Der erste Schnee.“, sprach Kakashi mit warmer Stimme, die Sakuras Herz springen ließ. Dicke, weiße Flocken fielen vom schwarzen Himmel hinab, erst wenige, dann immer mehr, bis der ganze Himmel von ihnen bedeckt war und das Land mit einem rasch dahin schmelzenden Mantel aus Puderzucker zudeckte. Er würde sich nicht halten, bis zum Mittag würde die Sonne alle Spuren ausgelöscht haben. Sakura stand auf, streckte die Arme aus und fing auf ihrer warmen Haut den Schnee auf, wo er sofort zu schmelzen begann. Eine Erinnerung kam ihr hoch, wie sie und Ino als kleine Kinder immer den seltenen Schnee begrüßt hatten… Überschwänglich und voller Unbeschwertheit. Sie waren hinaus gelaufen, hatten die Arme ausgestreckt und sich lachend im Kreis gedreht. In manchen Augenblicken wünschte sie sich sehr in diese Zeit zurück. Sie öffnete die Augen von denen sie erst jetzt begriff, dass sie sie geschlossen hatte, und bemerkte, wie sie die Arme immer noch ausgestreckt hielt und sich langsam im Kreis drehte. Sakura drehte sich befreit im Schneefall, und Kakashi sah ihr lächelnd zu. Als Kakashi und sie sich auf der Straße voneinander trennten und in verschiedene Richtungen davon gingen, dachte Sakura, sie hätte nie einen schöneren Abend auf einem Dach erlebt. Und schon gar nicht dem akribisch bewachten Dach des ANBU-Hauptquartiers, vorbei an Morino Ibikis wachsamen Augen. Zum ersten Mal seit langem war sich Sakura sicher, das sie mit Sasukes Verlust zurecht würde. Und es fiel ihr leichter, als sie erwartet hätte. Sie zog die Wolldecke um ihre Schultern enger, als die Schneeflocken immer noch fielen. Ino hatte Recht gehabt. Die Nacht einer Mondfinsternis besaß wirklich einen besonderen Zauber. Einen Zauber, mit dessen Hilfe schon ganze Schlachten entschieden worden waren, da irgendwelche Ninjas das abergläubische Volk mit ihren Schauermärchen reingelegt hatten. …Vielleicht war sie ja selbst ein wenig abergläubig, aber inzwischen war sie sich gar nicht mal mehr so unsicher, das alles wieder so werden würde wie früher- und vielleicht sogar besser. ~~~Ende Kapitel 4~~~ Hoffe ihr habt bis zum Ende durchgehalten und dass es nicht kitschig war oder so. Hab irgendwo mal in der Kurzbeschreibung den Satz „Sakura is dancing an Kakashi watches“ gelesen und dachte, wie absurd das klingt, schau doch mal ob du das nicht in deine Story einbauen kannst.^^ Ich hoffe das Kapitel ist euch ein Review wert. Das nächste Kapitel heißt: „Vergangenes“ Kapitel 6: Vergangenes ---------------------- Moinsen Folks! Bei dem tollen Feedback fühlte ich mich natürlich gleich mehr angespornt, das nächste Kapitel zu texten! Wahnsinn, danke! In meinem Prüfungsstress im Augenblick ist das echt die Gute-Laune-Nahrung schlechthin! :) Also, da die Mehrheit sich nicht gegen die längeren Kapitel ausgesprochen hat, habe ich das Kapitel nicht richtig geteilt, sondern einen „Trennstrich“ (verzeiht mir einen Zwischenkommentar) eingefügt, bei dem ich das Kapitel geteilt hätte. Dort kann man, wenn einem danach ist, natürlich Pause machen und ein andermal weiterlesen. Ich denke, so sollte für jeden Geschmack was dabei sein. Anmerkung: Mir gefiel der Gedanke, Genma noch ein wenig mehr in diese Anfangsgeschichte zu integrieren, ich hab ihn einfach zu gern. Außerdem hatte ich den Teil irgendwann schon mal geschrieben, da dacht ich, ich bau ihn einfach ein.^^ Warnung: Ne emotionale Achterbahn wenn’s klappt, und natürlich Kakashi-Gaiden-SPOILER-Gefahr! Heckspoiler, Seitenspoiler,… Kapitel 5 -Vergangenes- Als Kakashi an diesem Morgen auf dem Sofa seiner Aushilfswohnung aufwachte, wehte ihm der Duft von frischem Kaffe um die Nase. Er öffnete träge ein Auge und sah Genma in der Einbauküche stehen und leise summend Frühstück zubereiten – geschätzt handelte es sich dabei um Rührei. Als hätte er gemerkt dass er wach war, drehte sich Genma mit einem verboten gutgelaunten Grinsen trotz der frühen Uhrzeit zu ihm um. „Und?“, fragte er langgezogen. „War der Abend gut?“ Kakashi ignorierte ihn, stand auf und fuhr sich mit einer Hand durch das wilde Haar -…schon war es gekämmt. Er nahm sich eine Tasse Kaffe und lehnte sich entspannt gegen die Küchenablage. Genma las Kakashis gelungenen Abend auch ohne Worte und trotz unter der Maske verdeckter Gesichtszüge an der ganzen Ausstrahlung des Kopierninjas ab. Genmas Lächeln wurde noch breiter, er drehte Kakashi den Rücken zu und schlug für den anderen noch zwei Eier genüsslich und symbolträchtig in die Pfanne. Ino staunte nicht schlecht, als ihr Sakura den Abend erzählte. „Heißt das, ihr seid jetzt zusammen?“ „Unsinn! Ein Kuss heißt noch lange nicht, dass wir auch zusammen sind. Es war eher…situationsbedingt… Aber eine Situation, die ich jederzeit wiederholen würde.“ Ino lachte mit Sakura und freute sich aufrichtig. Ihr eigener Abend war auch sehr positiv geendet, was ihre Laune noch mehr steigerte. Aber etwas fehlte ihr noch in Sakuras Bericht. „Wenn ich das also richtig sehe, habt ihr den gestrigen Abend im Prinzip nur über dich geredet.“ Sakura stutzte und nickte dann. Auch wenn sie das Gefühl gehabt hatte, gestern vieles über Kakashi erfahren zu haben, hatte er doch kein einziges Mal erwähnt, wie es ihm eigentlich ging. „Wieder eine Chance vertan.“, bemerkte Ino. „Na ja, was nicht ist kann ja noch werden. Ich wollte Asuma gestern ein bisschen ausfragen und ihm mit Hilfe etwas Sake die Zunge lockern, mein Vater versicherte, das würde Wunder wirken, aber Asuma hat mir nur sein ganzes eigenes Leben ausgeschüttet… Herrje, ich weiß noch gar nicht wie ich ihm mit dem Wissen jemals wieder in die Augen schauen soll…“ Eines der ersten Dinge die ein Shinobi lernt, ist die Kunst des Anschleichens. Taktisches Verhalten und Voraussicht, perfekte Körperbeherrschung. Dies angewandt auf die jeweilige Situation, und der Ninja war in seinem Element. Auch schauspielerisches Talent konnte in mancher Notlage das entscheidende Zünglein auf der Waage sein. Ino studierte scheinbar völlig absorbiert die Unterlagen auf dem Block in ihrer Hand. Es sollte ganz nach pflichtgetreuem, hartem Denksport aussehen. Aus den Augenwinkeln nahm sie Kakashi wahr, wie er gerade hinter einer weiteren Gangecke verschwand. Schnell ließ sie den Block sinken und schlich ihm hinterher, fest entschlossen, herauszufinden warum Kakashi so oft das Krankenhaus besuchte. Dabei war sie ihm an diesem Vormittag bereits über drei Etagen nachgeschlichen, angefangen von der Eingangshalle. Die Verfolgung endete in dem Zimmer, in dem Aoba laut quengelnd ein Bett besetzte und sich über seine Probleme beschwerte. Darunter fielen auch im selben Atemzug die Infusion in seinem Arm, die ihm einen nervigen ständigen Harndrang verursachte, und Anko. Nachdem er Kakashi die komplette Geschichte über Nebenwirkungen sinnloser Medikamente aufgetischt hatte, wünschte ihm dieser noch „Durchhaltevermögen“ und verließ beinahe fluchtartig das Zimmer. Nicht, dass er nicht nach den ersten Sätzen Aobas ohnehin auf Durchzug gestellt und darauf vertraut hatte, mit hin und wieder eingeworfenen zwei Buchstaben („Ja“) Aoba begnügen zu können. Aber irgendwann hatte alles seine Schmerzgrenze erreicht. Ino hatte sich schleunigst wieder um die Ecke versteckt und presste sich fest an die Wand, als der Jonin aus dem Zimmer eilte. Ob er sie gesehen hatte? Nein. Sie schielte noch einmal um die Ecke, doch er war nicht mehr zu sehen. Sie sammelte allen Mut, atmete einmal kräftig ein und nahm ihre Verfolgung wieder auf. Sie war gerade den ersten Schritt gegangen und um die Ecke, als Kakashi plötzlich genau vor ihr stand und sie freundlich grüßte. „Einen wunderschönen guten Morgen, Ino-chan.“ Ino hätte vor Schreck fast ihre Unterlagen fallen gelassen. Er hatte sie also die ganze Zeit über bemerkt. Aber anstatt sie auf ihr verdächtiges Verhalten anzusprechen, winkte er nur lächelnd und ging dann an ihr vorbei. Er musste sie nicht darauf ansprechen, dies war eine ganz eindeutige Geste seinerseits gewesen, ihre Verfolgung zu unterlassen. Ino schluckte. Jonins konnte man so leicht nicht hinters Licht führen… Sie erinnerte sich aber, dass es hier nicht um sie ging sondern um Sakura. Also beschloss sie noch eine letzte Mühung auf sich zu nehmen und heftete sich auf Samtpfötchen wieder an seine Fersen, wirklich ein letzter Versuch, doch da versperrte ihr Shizune unerwartet den Zutritt. „Du wirst unten gebraucht, Ino, ich kümmer mich schon um diesen Bereich. Geh wieder auf deine Station zurück.“ Shizune ließ Ino nicht einmal die Zeit sich eine Ausrede von den Lippen zu stammeln, sondern schob sie mit sanftem Druck wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war. Bevor sie um die Ecke zu dem, vor einer Woche von einem Kindergarten bunt bemaltem Treppenhaus angelangt war, erblickte Ino noch Kakashi, der ihr vergnügt zuwinkte und auf Shizune wartete. Eingeschnappt trat Ino den Rückzug an und gab auf. Jeder wusste irgendwie ein bisschen über Kakashi. Asuma wusste etwas, Shizune wusste etwas anderes… Aber keiner wollte zulassen, dass sie das Puzzle zusammenfügte. Wie entnervend. ~~~ Sakura und Kakashi trafen sich in den folgenden drei Tagen öfters um etwas zu unternehmen. Sei es nun zu einem wirklichen Training, zu einer erneuten Runde unverhofften Angelns, zum Ramen-Essen zusammen mit Naruto (und das sogar in Begleitung von Hinata), oder auch einfach mal so. Nie sehr lange, und des Öfteren musste Sakura sogar absagen, da die Arbeit im Krankenhaus dazwischen kam. Oft hatte Kakashi hatte sie überrascht damit, wie groß seine Menschenkenntnis und seine Intelligenz waren. Sie selbst kam sich manchmal vor wie ein offenes Buch. Kakashi schien bald alles über sie zu wissen, angefangen von ihrem Lieblingsgetränk bis zur Farbe ihrer Socken. Aber jedes mal wenn sie versuchte, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen, spulte er nur aussagelose Floskeln ab, wie damals, als sie sich bei ihrem ersten Treffen als Genin-Team vorstellen sollten. Oder er lenkte das Gespräch so geschickt um, dass sie sich plötzlich in einem tiefsinnigen Gespräch über das Wetter befanden. Das war ihr irgendwie unheimlich. Und auf Dauer auch ein wenig entnervend. „Das ist irgendwie nicht ganz fair, er kennt mich bald besser als ich mich selbst, aber er lässt mich überhaupt nicht an sich ran.“, bekannte Sakura, als sie mit ihrer Freundin Ino und auch in Chojis Gesellschaft, bei Ichirakus saßen und Ramen schlürften. Sakura erinnerte sich daran, wie sie Kakashi am Vortag bei helllichtem Tage hatte küssen wollen, und nervös wie ein kleines Kind seine Maske hatte hinabstreifen wollen. Doch im gleichen Atemzug mit dem sie das tat, hatte er lächelnd ihr Hitai-Ite vor die Augen gezogen, sodass sie völlig blind gewesen war, und sie dann geküsst. Das hatte auch etwas abstrakt besonderes, wie so vieles, was mit dem Jonin zusammenhing, und nach wie vor blieb das Geheimnis seines Aussehens unter der Maske erhalten. Aber das war wohl die geringste Sache, die sie nicht über ihn in Erfahrung bringen konnte. „Ich würde unsere Beziehung gerne auf einen … anderen Level bringen. Wie soll ich mit jemandem zusammen sein, über den ich gar nichts weiß? Ich würde ihn gerne richtig kennen lernen, aber Kakashi gibt mir überhaupt nicht die Chance dazu.“ „Du bist also jetzt in einer Beziehung mit Kakashi?“, erklang hinter ihnen eine Stimme, und Sakura rutschte unangenehm auf ihrem Stuhl herum. „Tschuldige, hab beim Vorbeigehen n bisschen was mit angehört.“, erklärte Anko in undefinierbarer Miene. Sie schien wegen etwas verärgert zu sein, ihre Wangen waren noch gerötet. Sie hatte eben von der Hokage eine ziemliche Standpauke gehalten bekommen und auch eine Moralpredigt über ihr Verhalten auf der letzten Mission in Suna. „Merk dir meine Worte, Haruno Sakura:“, sagte sie dann bitter. „Mit Hatake Kakashi kann man auf Dauer nicht glücklich werden. Und schon gar nicht in einer Beziehung. Das war schon immer so.“ Anko biss sich auf die Lippen. Ino, Sakura und Choji verfolgten überrascht ihr brüskes Fortgehen über die Straße und warfen sich anschließend verwirrte und irritierte Blick zu. „Was sie wohl damit gemeint hat?“, fragte sich Sakura unwohl. „Wieso ist diese Frau so unzufrieden?“, fragte Choji und schielte voller Liebe in seine Nudelsuppe. Wie sehr träumte er doch davon, er könnte in ihr seine Chips tauchen, aber es vertrug sich nach wie vor geschmacklich einfach nicht – wie schade. „Asuma hat erzählt, dass sie auf Kakashi aufgepasst hat seit sie sich bei den ANBU kennen gelernt haben. Kakashi hat wohl einige schwere Missionen gehabt und Anko war danach immer an seiner Seite und war für ihn da. Hab gehört, seit dem haben die sporadisch auch was miteinander gehabt. Na ja, bis vor ein paar Tagen jedenfalls.“ So ist das also, dachte Sakura. „Was hast du jetzt vor?“, fragte Ino an ihre Freundin gewandt. „Ich weiß zwar nicht, ob es so gesund für mich wäre, aber es sieht so aus, als käme ich an einem Gespräch mit Anko nicht vorbei. Wenn sie auf ihn aufgepasst hat…“ Ino schaute zweifelnd. „Da habens wirs: Liebe macht aus jedem einen Narr. Jetzt ist sie lebensmüde.“ ~~~ Kakashi war den restlichen Tag mit ein paar anderen Shinobis trainieren (oder in seiner Lektüre am lesen), und Sakura beschloss, am Abend Anko Mitarashi ausfindig zu machen. Sie hatte nie eine freundschaftliche Beziehung zu dieser Frau gepflegt, dazu kannten sie sich zu wenig, aber Shizune hatte ihr versichert, Anko habe noch niemanden gefressen… jedenfalls nicht mit Haut und Haaren. Das beruhigte Sakura insofern, wie das sie sich damit sicher sein konnte, im Nachhinein noch identifizierbar zu sein. ‚Gib ihr erst mal einen Sake aus.’, hatte Shizune als diplomatisches Friedensangebot vorgeschlagen. Shizune, die glaubte zu wissen warum Sakura mit Anko reden wollte, half ihr sehr gerne weiter und verriet ihr sogar, wo sie die temperamentvolle Kunoichi an diesem Abend am wahrscheinlichsten antreffen würde. ‚Es ist Mittwoch und ihre nächsten Aufträge belaufen sich erst einmal allesamt auf den Wachdienst an der Stadtmauer, da sie ihren letzten Auftrag sprichwörtlich in den Sand gesetzt hat. Da ist sie bestimmt in der Shuriken-Bar.’ Sakura hatte sich extra den Abend frei genommen, was schwer genug gewesen war. Sie fand die Kunoichi tatsächlich in der besagten Bar, in Begleitung von einer ganzen Meute anderer Shinobi. Als sie Sakura jedoch erblickte und bemerkte, dass sie zu ihr wollte, besaß Anko tatsächlich den Nerv, alle anderen ihrer Begleiter und Begleiterinnen an einen anderen Tisch zu schicken, damit sie sich mit Sakura an „ihrem“ Tisch allein unterhalten konnte. Anko lehnte bequem auf der Bank vor Sakura und beäugte sie mit ihren scharfen Augen genau. Schnell hatte die jüngere Kunoichi sich an Shizunes Ratschlag erinnert und erst einmal einen Krug Sake bestellt. Auch wenn sie selbst dieses Zeug verabscheute und nur vorsichtig an ihrem Becher nippen würde, hatte sie Ankos Herz damit anscheinend im Sturm erobert. „Hast ja anscheinend doch Mumm in den Knochen.“, bemerkte Anko, deren Laune sich von jetzt auf gleich schlagartig verändert hatte, als Sakuras Bestellung in sekundenschnelle auf dem Tisch stand. Glückselig schenkte sie sich etwas ein und begann gleich zu reden. „Also Schätzchen, dann fang mal an zu fragen. Du willst bestimmt nicht mit mir über mich und meine schmutzigen Geheimnisse reden. Also, was schickt dich ausgerechnet zu mir?“ „Ich… dachte es sei vielleicht eine gute Idee dich um Rat zu fragen wegen Kakashi.“ Ankos Augenbraue rutschte nach oben. „Grad mal n paar Tage inner Beziehung und schon die weiße Flagge gehisst? Er ist ein Jonin, was erwartest du?“ Sakura druckste kurz herum, und versuchte unter Ankos scharfen Augen zu ihrer gewohnten Stärke zu finden. Innerlich wunderte sie sich immer noch über sich selbst… Ausgerechnet mit Anko in einer Bar zu sitzen und sich über Kakashi zu unterhalten… Was hatte sie da nur geritten? War es pure Verzweiflung? „Ich wollte fragen, ob du mir vielleicht ein paar Dinge über…“ Die Spezial-Jonin hob die Hand und unterbrach Sakura schlicht. „Sprich es nicht aus, könnte Unglück bringen mich so was zu fragen. Wenn du etwas über Kakashi herausfinden möchtest, solltest du ihn selber fragen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass er dir etwas erzählt, er erzählt so gut wie nie jemandem etwas. Aber es gibt Gerüchte. Viele Gerüchte. Jeder weiß ein bisschen über Kakashis Vergangenheit, nicht alles ist ein Geheimnis, weißt du, wird ja immer viel gemunkelt, thaha. Aber fast niemand kennt die ganze Geschichte, ist auch bitter genug, da könnte bei einem Vöglein wie dir der Schreck das ganze Federkleidchen abwerfen. Ich selbst weiß auch nur das, was man sich erzählt und was er mir erzählt hat. Ich denke, es wäre nicht fair, wenn du diese Dinge von mir erfährst, und sie würden das Bild von Hatake Kakashi am Ende auch nur unvollständig lassen. Aber… Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder, du schaffst das was noch keiner geschafft hat und kriegst es selbst aus Kakashi heraus, oder… du fragst einfach Genma.“ „Genma?“ „Shiranui Genma, ja. Du kennst ihn. Im Augenblick wohnt Kakashi sogar bei ihm, steht nämlich auf ewig in Kakashis Schuld, weißt du. Er hat mal etwas getan…. Man kann ihn damit erpressen, weißt du. Klappt echt gut. Wenn die Hokage erfahren würde, was er mal aus Jux und Tollerei getan hat, würde sie ihn wahrscheinlich zum Chuunin oder sogar zum Genin degradieren… Oder gleich ganz rausschmeißen. Oder vielleicht sogar noch schlimmeres, tharhar…“ Sakura schaute irritiert und nippte vorsichtshalber an ihrem Sakebecher. Ihr war nicht ganz wohl bei der Sache und sie spürte plötzlich Beklommenheit in ihrem Bauch aufkommen. Sie wusste, ihr würde nicht gefallen, was Anko ihr jetzt mit einer beinahe sadistischen Freude mitteilte. „Er und ein paar andere Ninjas haben sich vor Jahren mal betrunken – kommt ja mal vor bei Shinobis- und über Kakashi geredet. Er ist ein Enigma, und sie stellten allerlei Vermutungen an, was nun der Grund war, dass Kakashi sich in seinem Alter so …merkwürdig verhielt. Damals war er noch ein ganz anderer als der Kakashi, den du heute kennst, wir reden hier von einem Kakashi mit 13 Jahren. Aber zurück zur Geschichte. Da Genma frisch zum Spezial-Jonin aufgestiegen war, schlugen die anderen eine Wette vor, um zu testen, wie gut Genmas Fähigkeiten waren. Männer eben… Müssen immer ihre Schwanzlänge messen!“, sagte Anko mit einer Frustration, die Sakura unwillkürlich ein dünnes Grinsen ins Gesicht zauberte. „Also haben sie gewettet. Du musst wissen, Sakura, es gibt in Konoha einen gut geschützten Raum, in dem die Informationen von jedem Ninja, Klan, und bürgerlichen Familien Konohas von den ANBU aufgelistet worden sind, die sich durch irgendetwas hervorhoben und hervorheben. Die ANBU ist für die Sicherheit zuständig und weiß natürlich genau bescheid über das was in Konoha so illegales oder auch großartiges passiert. Alle Informationen stehen da in den Büchern. Über Geschichte, Fähigkeiten… eben alles, was die ANBU an Informationen sammeln konnten und als sammelswert erachten. Früher mehr, heute sammeln sie kaum noch, ist nicht mehr so wichtig und von wegen Privatsphäre und persönliches Entwicklungsrecht und so. Die persönlichen Akten über jeden Ninja in Konoha standen damals in diesem Raum. Und zwar die ausführlichere Variante. In diesen Raum einzubrechen, der immerhin im ANBU-Hauptquartier zu finden ist und verdammt gut geschützt ist, ist nur höheren Ninjas möglich, da brauch son kleiner Genin oder Chunin gar nicht erst ankommen. Es ist möglich wenn man also gut ist, klar, aber man macht es einfach nicht. Ich habe von Leuten gehört, die ihre eigene Vergangenheit dort gesucht haben, und ich habe von Leuten gehört, die versucht haben diese Vergangenheit zu verändern, aber Genma war der einzige von dem zumindest ich gehört habe, der in diesem Raum unbefugt Informationen über einen anderen Ninja herausgefunden hat.“ Anko nahm noch einen Schluck und schlug den Becher dann zufrieden auf den Tisch. „Man kann ihm zugute halten, dass er betrunken war und jung, du weißt ja, Dummheit der Jugend und so… wobei ihm das Alter da inzwischen auch nicht rausgeholfen hat- nichts desto trotz hat er die Grenze überschritten. Er hat alles über die Vergangenheit von Hatake Sakumo und Hatake Kakashi herausgefunden, das ist sicher, aber er hat es niemandem erzählt. Sakumo ist übrigens der Name von Kakashis Vater, du weißt ja, Charakterbildung beginnt in der Familie. Genma hat ein paar Gerüchte bestätigt, aber sonst hat er niemandem erzählt, was er sonst so alles erfahren hat. Gott allein weiß, was er da alles gesehen hat.“ Anko wischte sich mit dem Ärmel etwas Sake vom Mundwinkel. „Aoba, einer, der bei der Wette damals dabei war, war leider ziemlich angepisst von der Tatsache, dass Genma sich plötzlich entschieden hatte, die Klappe zu halten. Also hat er es Kakashi erzählt.“ Sakura spürte, wie sich ihr plötzlich die Kehle zuschnürte. Sie starrte Anko an, ohne es zu merken und beugte sich vor. Ihr selbst würde es nicht gefallen, wenn jemand anderes aus Neugierde einfach ihre Unterlagen lesen würde… auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass etwas über sie aufgeschrieben worden war, das Gegenteil war eine zu unangenehme Vorstellung, und es war einfach …auch Privatsphäre. Sie hatte nicht gewusst, dass früher so viele Informationen gesammelt worden waren. Ob einmal irgendetwas passiert war, um dieses Vorgehen zu rechtfertigen? … Orochimaru, das Uchiha-Massaker vielleicht, und die Gründung der ANBU… „Tja, und wenn Aoba sein Plappermaul erst einmal aufgemacht hat, kommt immer eins zum andern“, fuhr Anko fort und unterstrich alles mit wilden Gesten. „und eigentlich endet es immer in Scheiße …Nun, wie ich hörte, nahm Kakashi Genmas Entschuldigung nicht an.“ Vierzehn Jahre zuvor: Genma wurde brutal gegen die Wand gepresst, er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen als er die Faust auf sich zukommen sah. Es lag so viel Kraft und Chakra in dem Schlag, das der Spezial-Jonin den Luftzug deutlich in seinem Gesicht spürte und wusste, das es aus war. Wenige Millimeter vor seiner Wange stoppte die Faust plötzlich. Mit eiskalten, funkelnden Augen stand Hatake Kakashi vor ihm, mit dem einen Arm presste er ihn gegen die Wand, die andere war drohend erhoben und nur geradeso zurückgehalten. Genma verspürte Angst. Das, was der junge Kopier-Ninja von seinem ganzen Körper ausstrahlte, war mehr als Wut. Es war die ganze Gefährlichkeit und Tödlichkeit, die jemand haben konnte, der schon seit seinem sechsten Lebensjahr ein herausragender Ninja war. Genma blickte in das dunkle, sichtbare Auge, und was er darin sah, ließ ihn plötzlich begreifen, was er angerichtet hatte. Er war ungefragt in jemandes Vergangenheit eingedrungen, bloß um sich in einer Wette zu beweisen. Es ging ihn nichts an. Es ging niemanden etwas an was Hatake Kakashi in seiner Vergangenheit alles hatte durchmachen müssen. Und schon gar nicht wegen einer Wette. Jeder Shinobi und jede Kunoichi hatten ihre dunklen Geheimnisse. Das wusste jeder, und man beließ es wohlweislich dabei, nicht danach zu fragen. Es war ein Tabu, ungefragt in diese Geheimnisse zu tauchen. Eine Ehrensache. Etwas, was man einfach nicht machte. Und Genma hatte diese ungeschriebene Regel übertreten. Dass Kakashi ihn jetzt nicht einfach umbrachte, erschien ihm fast unwirklich. „Wag. Es. Nie. Wieder.“, war alles, was Kakashi zwischen zusammengepressten Zähnen hervorbrachte. Seine Faust zitterte vor Anspannung. Es verging noch ein weiterer Moment, in dem sich keiner der beiden rührte, dann schließlich ließ Kakashi von dem Älteren ab und sein Blick fiel zu Boden. Er stopfte seine Hände in die Hosentaschen und ging den Gang des Hokageturmes weiter nach draußen. Genma lockerte den Kragen seiner Shinobi-Uniform um besser atmen zu können. „Das nächste Mal frag einfach.“, drang Kakashis Stimme zu ihm, bevor der Jonin um die Ecke verschwand. Genma blickte ihm nach ohne ein Wort des Abschieds. Jedes Wort von ihm wäre jetzt zu viel gewesen, schlicht fehl am Platz. Also schwieg er. Er wusste, dass er das Vertrauen des jüngeren Jonins verloren hatte. Vielleicht für immer. Er bereute es jetzt schon, dass es soweit gekommen war. Außerdem war ihm klar, dass wenn er Kakashi einfach fragen würde, er es ihm ohnehin nicht erzählt hätte…Was sein gutes Recht war. Genma fasste den Entschluss, auch weiterhin niemandem von den ganzen Entdeckungen die er über Kakashis Vergangenheit gemacht hatte, zu erzählen. Wahrscheinlich wusste nicht einmal Kakashi selbst so viel über den Hatake-Klan wie Genma jetzt. Und genau dies war der Grund, aus dem Kakashi eines Tages doch wieder mit ihm sprechen sollte. Wieder bei Anko und Sakura: „Es liegt nun an dir, Sakura. Du solltest wissen, was es mit Kakashi auf sich hat, es ist zwischen euch anscheinend etwas Besonderes, blabla. Entweder, du fragst Genma, und keine Sorge, er wird es dir erzählen wenn du ihm sagst, du verpfeifst ihn sonst an die Hokage, oder du fragst Kakashi selbst. Oder du lässt es einfach ganz sein.“ Ankos dunkle Augen ruhten lange auf der jüngeren Kunoichi, als hielte sie mit sich selbst einen innerlichen Monolog. Anscheinend war es demnach noch nicht genug, und Anko seufzte und legte zögerlich ihre Hand auf Sakuras Arm, auch wenn sie sie sofort danach wieder an den Sakekrug legte. „Ich weiß, jemanden zu erpressen ist nicht jedermanns Art, aber ich wollte dir von dieser Möglichkeit erzählen. Und vielleicht hast du dann jemanden, der Kakashi versteht, wenn du verstehst, was ich meine. Finde deinen eigenen Weg, dass Kakashi dir genug vertraut. Gewinn sein Vertrauen, und vielleicht gelingt es dir ja, seine Schale zu knacken und den Menschen darunter kennen zu lernen. Aber das ist kein einfacher Weg, kleine Sakura, und ich rate dir, pass auf dich auf. Du bist vielleicht noch nicht dazu bereit, alles zu erfahren.“ Anko lehnte sich zurück und wedelte unwirsch mit der Hand Richtung Ausgang. Das Gespräch war damit beendet, und unsicherer als zuvor erhob sich Sakura von Tisch. Bevor sie gehen konnte, fügte Anko noch etwas hinzu. „Ach, und Sakura?“ „Hm?“ „Was auch immer du tust, wag es nicht ihm weh zu tun! Niemals. Oder du bekommst es mit mir zu tun, verstanden!“ ~~~ Er legte die Hand auf den Türrahmen, das alte Holz fühlte sich kühl und rau an. Die Frau saß in einem schweren, verblichenen Sessel vor dem Fenster und ihre marmorweißen, schlanken Hände ruhten auf den Armlehnen. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht. Beim Näherkommen holte er eine Schachtel Pralinen hervor und legte sie auf die weiße Spitzendecke des gedeckten Tischs. Es war zum Tee gedeckt. Um acht Uhr abends. Als er neben ihr stehen blieb, schaute sie nicht auf, sie schien ganz in Gedanken versunken. „Ich habe dir deine Lieblingspralinen mitgebracht.“ Mit unveränderter Miene starrte sie auf die blassen, dünnen Gardinen des Fensters, die einen Blick nach draußen verhinderten, wo im Augenblick ohnehin nichts als Schwärze zu sehen gewesen wäre. Kakashi nahm in einem der Sessel platz und schenkte ihr und sich eine Tasse der roten, dampfenden Flüssigkeit ein. „Was willst du noch hier?“, fragte sie plötzlich in unfreundlichem und bitterem Ton. In so einer Stimmung ist sie also. Kakashi öffnete die Pralinenschachtel und schob sie in ihre Nähe, sodass sie, wenn sie wollte, ganz leicht welche greifen konnte. „Ich habe ihm versprochen, mich um dich zu kümmern. Und das tue ich.“ Sie drehte ihm das hagere, eingefallene Gesicht zu. „Ich wünschte du lägst in dem Grab, und nicht er.“ Kakashi lächelte und deutete auf den Tee. „Trink deinen Tee, bevor er kalt wird.“ Das tat sie tatsächlich. Auf ihn hörte sie. Dann führte sie ihr friedliches Tun von Beginn fort und verfiel wieder in das starre, gedankenverlorene Anblicken der hellen Gardinen vor dem Fenster. Als Kakashi seine Tasse abstellte, blickte sie bei dem leisen Klacken des Porzellans auf, als sehe sie ihn zum ersten Mal, und Panik schien von ihr Besitz zu ergreifen. „Was willst du hier? Warum… Wo ist…?“ „Es ist alles in Ordnung. Wir trinken nur unseren Tee zusammen, wie fast jeden Tag. Und besonders dann, wenn ich bald wieder auf eine längere Reise gehe.“ „Du machst eine Reise?“ „Ja. In einer Woche. Weit weg von hier.“ „Kakashi?“ „Hm?“ „Bist du verliebt?“ „Ich weiß nicht.“ „Du schaust wie jemand. Dann bist du ein Narr. Wenn man verliebt ist, wird man zum Narr. Du verdienst es, von jemandem geliebt zu werden, Kakashi Hatake. Ich liebe dich. Auch. Aber nicht so wie ihn. Nicht so wie er mich. Niemals so.“ „Ich weiß.“ Ihr Blick glitt in die Ferne, und ihr schönes Gesicht bekam einen hilflosen Gesichtsausdruck, als ihre verwirrten Gedanken wieder zu einem neuen Thema sprangen. „Er ist so lange schon tot. Er ist immer noch tot, ich muss immer noch weinen.“ Ihre Lippen bebten, und sie presste ihre dürren Finger auf ihr Gesicht, um ihre hervorbrechenden Tränen und Schluchzer zu stoppten. „Er ist tot! Und du… Hast du ihn umgebracht? Du hast ihn umgebracht. Ich weiß es nicht mehr…“ „Nein,…“ Kakashi ging zu ihr, kniete sich vor sie und nahm ihren von Schluchzern durchgeschüttelten Körper in die Arme und hielt sie fest. Er streichelte ihr trostspendend über den Hinterkopf, doch plötzlich drückten ihre schwachen, dürren Arme gegen seine Brust und wollten ihn fort stoßen. „Nein, lass mich! Du hast ihn doch umgebracht!“, wollte sie aufbegehren und schlug gegen seine Brust. Ihre Schreie wurden schrill und hoch, und Kakashi ließ sie los. Ihre Fingernägel krallten sich in ihre Oberarme und hinterließen Kratzspuren. Zwei Schwestern rannten ins Zimmer, und packten ihre Arme. „Sie hat einen Anfall! Das ist für heute schon der zweite!“ „So beruhigen Sie sich doch! Lassen Sie das!“ „Du hast ihn umgebracht! Du bist schuld! Er wars! Er wars!“ Nachdem eine Schwester ihr eine Spritze in den Arm gegeben hatte, beruhigte sich die Frau nach ein paar Momenten tatsächlich wieder, weinte aber leise weiter. „Er wars doch. Ich …hasse dich, Kakashi. Du bringst mich immer zum weinen wenn ich dich sehe.“ Sie hatte sich wieder im Griff und mit tränenfeuchten Augen und Verbitterung blickte die ehemals stolze Frau, der auch Auszehrung und Verwirrung nicht alles von ihrer tiefen Schönheit hatten nehmen können, den Jonin an. „Er ist tot, du liebst mich, aber bekommst meine Liebe nicht mehr. Bekommst sie einfach nicht. Weil du ihn doch umgebracht hast, …nicht wahr? Das ist doch logisch…so…nicht wahr? ...“ Mit Hilfe der Schwestern ließ sie sich schwach in den Sessel zurückgleiten und setzte die Tasse an den Mund, ihre zittrigen Finger krallten sich um den zarten Porzellanhenkel, als sei er das wichtigste im Leben. Verwundert schmeckte sie Salz auf dem Porzellan. Das Salz ihrer eigenen Tränen auf den Lippen, das sich mit dem Geschmack des Tees auf ihrer Zunge verband. Eine Erinnerung. Und ihr Blick wurde klar und in die hellen Augen trat ehrliche Trauer. „Es tut mir Leid, Kakashi. Ich wollte nicht gemein zu dir sein. Zu dir am allerwenigsten.“ Er nahm ihr gegenüber wieder platz und schenkte ihr ein vergnügtes Lächeln. „Trink deinen Tee, Rin. Bevor er kalt wird.“ Rins dürre Finger schlossen sich fester um die Tasse. „Bin ich verrückt, Kakashi?“ „Nicht mehr als wir alle.“ Sie lächelte zart. „Passt du auf mich auf, Kakashi?“ Wieder ein Lächeln. „Das weißt du doch.“ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Hier könnte man das Kapitel teilen. Ich erlaube mir sogar, eine kleine Zwischenüberschrift (ohoh, auf englisch) zu geben, von einem Song, der mich inspiriert hat. ~~~Two Fools in Love~~~ Anko hatte nicht unbedingt die beste Laune, als sie am nächsten Tag verkatert aus dem Bett gefallen war und sich den Kopf an einem bemalten Stein gestoßen hatte. Wie war sie gleich an das Teil gekommen? Richtig, sie war in der Nacht einem zwielichtigen Händler in die Hände gefallen, der sie zu einem Wettspiel überredet hatte. Der hässliche Steinklotz war der erste und einzige Preis gewesen… Großartig. In ihrer Wohnung staute sich bereits wieder jeglicher Müll. Das Einzige, was ihr heute einen wunderbaren Tag zu versprechen schien, war Aoba, den sie im Jonin-Aufenthaltsraum auftat, wie gut das es diesen Raum gab. Sie hatte Aoba die ganze Woche schon gepiesackt wegen seiner Allergien, und nun schien es, als sei er wieder auf dem Damm… Dennoch reichte das nicht aus, um nicht Ziel Ankos gezielter Sticheleien zu werden, ihre verzerrte Idee von Frühsport am Mittag. Den Stein hatte sie übrigens mitgenommen und auf den Tresen der Bar gelegt, um ihn dort zu „vergessen“. Als Kurenai kurze Zeit später den Raum betrat, standen sich Anko und Aoba bereits in der Mitte des Raumes gegenüber und beschimpften sich. Kurenai verdrehte die Augen, registrierte aber bald, dass das Gespräch unauffällig eine gefährliche Richtung eingeschlagen hatte. „Du bist so ein Miststück, Anko!“ „Und du immer noch das Weichei, das ich damals bei der Chunin-Prüfung vor einem kleinen Mädchen mit blonden Zöpfchen beschützen musste, ist es nicht so?“ „Wenigstens bin ich nicht so eine ignorante Tussi mit ungezügeltem Temperament geworden, und wenigstens laufen meine Partner nicht irgendwann schreiend davon!“ „Besser arrogant als stumpf!“ „Hör mir mal zu, Anko, ich hab keine Ahnung warum du unbedingt meinst mich fertig machen zu müssen, aber das kannst du dir echt sparen! Ich hab es nicht nötig mich von so einer wie dir lächerlich machen zu müssen!“ „Da merkt man mal dein Talent, du kleiner Pinselstrich: Du kannst es einfach nicht. Du bist immer noch stumpf. Stumpf, stumpf, stumpf.“ Erbost beugte sich Aoba vor. „Wenigstens habe ich nicht solche sozialen Mängel wie du aufzuweisen! Du bist genauso eine sadistische, verlogene und verdorbene Schmutznatter wie dein verkorkster Ex-Sensei! Kein Wunder, dass selbst Orochimaru dich rausgeschmissen hat und es nie jemand länger mit dir aushält!“ Man hätte plötzlich eine Stecknadel fallen hören können. Es wurde totenstill, und man sah Aoba an, dass er seine Worte schon irgendwie bereute, wenn auch zu verletzt in seinem Stolz war, um dies offen zuzugeben. Im Gegensatz aller Erwartungen riss Anko ihm nicht auf der Stelle die Eingeweide aus dem Leib und röstete sie über einem kleinen, bemalten Steingrill, sondern sie senkte stumm den Kopf und biss sich auf die Lippen, was Kurenai als viel schlimmer empfand als die Sache mit dem Steingrill. Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte türeschlagend aus dem Raum. Unglücklich schaute Kurenai auf die Stelle, an der Anko noch wenige Augenblicke zuvor gestanden hatte. „Das war wirklich nicht fair Aoba.“ „Ich fürchte, das wirst du noch schwer bereuen.“, fügte Kotetsu bedauernd hinzu, der sich mit Izumo hinter der Theke versteckt hatte bevor Anko den Raum betreten hatte, und sie hatten sich nach den ersten Wortfetzen auch nicht mehr hervor getraut. Sakura studierte in ihrer Mittagspause ein paar Bücher, die sie aus Tsunades Regal geliehen hatte. Eben hatte Shizune sie noch in die Aufgaben über Station 3 eingeführt. Sakura hatte diese Station schon einmal einen Abend lang beaufsichtigt und es als schrecklich empfunden, und nun musste Shizune mit ein paar ANBUs zu einer Mission unbekannter Länge nach Iwa aufbrechen. Inzwischen war Sakura weit genug, dass sie mit der Verantwortung über diese schwierigen Patienten beauftragt werden konnte. „Diese eine hier liegt mir besonders am Herzen.“, hatte Shizune gesagt und auf eine wunderschöne Frau zu deuten, die wie strahlendstes und zerbrechlichstes Porzellan in einem weichen Sessel saß und aus dem Fenster starrte. „Sie war eine Kollegin von mir, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit.“ „Was ist mit ihr passiert?“, hatte Sakura gefragt, und Shizune hatte geseufzt. „Manchmal ist es schlimmer, ein Justu mitten in der Ausführung zu unterbrechen, als es hinterher aufzulösen. Sie wurde mit einem missglückten Genjutsu belegt und ihr Geist konnte sich nie wieder recht davon erholen. Manchmal hat sie klare Momente, aber meistens nicht. Ihr Chakra ist versiegelt, damit sie niemandem Schaden zufügen kann. Ihr Name ist Rin.“ Shizune hatte sich bald darauf auf den Weg gemacht, um sich noch von Iruka zu verabschieden und dann aufzubrechen. Um diese Nachrichten zu verdauen, hatte sich Sakura in ihrer Pause nach einem starken Kaffe erst einmal in Tsunades Bibliothek umgesehen um ein paar Dinge in Erfahrung zu bringen, die sie seit einer Weile bereits beschäftigen. Sie band sich das kurze Haar zu einem Zopf zurück und machte sich emsig Notizen. Sakura beugte sich tiefer über das alte vergilbte Buch, und erschrak im nächsten Augenblick fast zu Tode. „Was machst du denn da?“ „Ah, Kakashi, du bist es. Du meine Güte hast du mich erschreckt.“ Japste sie atemlos und spürte, wie ihre Wangen rot anliefen. Es war ihr unangenehm dass er sie dabei erwischte, wie sie gerade dabei war Bücher wie „Ursprünge des Kekkei-Genkei.“ und „Geheimnisse des Doujutsu – Eine wissenschaftliche Betrachtung“ zu lesen, und nervös strich sie sich übers Haar. Kakashi lächelte und tat, als würden ihn die Büchertitel nicht interessieren. „War gerade auf einem Sprung im Krankenhaus und dachte ich schau mal was du so treibst in deiner Pause.“ Sakura sah ihre Chance. „Wen hast du denn besucht?“, fragte sie direkt, versuchte aber dabei ziemlich uninteressiert zu klingen und kramte ihre Notizen zusammen. Nicht einmal Shizune hatte ihr die Antwort auf diese Frage geben wollen. Warum waren nur alle so verschwiegen wenn es um Kakashi ging? Kakashi grinste. Das war seine Antwort. Und sie war es immer. „Nun sag schon, was treibst du immer im Krankenhaus?“ „Ich will dich natürlich sehen, jetzt wo ich gerade eine Weile lang nicht auf Mission muss.“ Sakura gab sich geschlagen, auf die subtile Art kam sie einfach nicht ran an ihn. „Kakashi, warum machst du es mir nur so verdammt schwer dich kennen zu lernen?“ Kakashi schwieg einen Moment, als hätte er diesen Moment lange Zeit erwartet, aber nicht gehofft, dass er eintrat. „Du kennst mich doch, du weißt genug über mich, um zu wissen wer ich bin.“ „Ich weiß genau genommen nichts über dich. Ich habe Angst, ich könnte dich vielleicht nicht verstehen und dich verlieren, wenn ich nicht weiß wer du bist… wie dein Leben verlaufen ist, bevor wir uns damals nach meiner Akademiezeit kennen lernten.“ „Es würde keinen Unterschied machen ob du meine Vergangenheit kennst oder nicht, sie ändert nichts an dem, was ich jetzt bin.“, sagte er leichthin. „Aber… Versteh doch, ich dachte immer ich würde dich kennen, ich könnte dich verstehen…“ „Ich glaube nicht, dass du mich verstehst.“ „Ja, das hast du Recht! Es fällt mir verdammt schwer dich zu verstehen! Und warum ist das so? Weil ich überhaupt keine Ahnung habe was in dir vorgeht. Ich dachte ich kenne dich, das hab ich als Genin immer gedacht, aber ich musste feststellen, dass ich nicht das Geringste über dich weiß. Ich meine… Versteh doch, du weißt so vieles über mich. Du weißt wo ich wohne und wer ich bin, du weißt was ich durchgemacht habe und du weißt sogar an wen ich als erstes mein Herz verloren habe und wer mein erster Held war. Aber… Über dich weiß ich nichts von all dem. Ich weiß gerade mal ungefähr wo du wohnst. Ich weiß deinen Namen, dein Geburtsdatum, aber sonst weiß ich nichts, ich kenne nicht einmal deine Lieblingsfarbe, weiß nicht, ob du Kaffe oder Tee magst… Ich… Es ist so unglaublich schwer dich kennen zu lernen! Ich weiß nicht einmal, wer in deinem Genin-Team war. Du verschließt dich mir, sobald ich das Gefühl habe, dich etwas besser kennen gelernt zu haben, knallst du immer gleich die Türe zu, aber das möchte ich nicht. Ich möchte wissen wer du bist, wer du wirklich bist. Ich will den Kakashi kennen lernen, den du vor mir verbirgst! Ich will wissen warum du ständig zu spät kommst und wo du ständig hin gehst. Sag es mir. Sag es mir, Kakashi!“ Kakashis ruhige Art war verschwunden. Sein dunkles Auge funkelte, er war regelrecht aufgebracht und wütend. So hatte ihn Sakura noch nie erlebt, und erschreckt wollte sie einen Schritt zurückweichen. „Du willst wissen wer ich wirklich bin? Du möchtest mich kennen lernen?“ Ohne ein weiteres Wort packte er sie hart am Handgelenk und zog sie hinter sich her. „Du willst also wissen, wer ich wirklich bin? Unter die Maske schauen? Na gut, ich werde dir zeigen, wer ich wirklich bin!“ Eigentlich hatte es Kakashi niemals zu dieser Situation kommen lassen wollen. Aber nun hatte sie vor ihm gestanden, die Frau, die er hatte aufwachsen sehen, Schülerin, Freundin, und vielleicht sogar mehr. Er hatte ihr vertraut und vor allem auch darauf vertraut, dass sie ihn so nahm wie er war. Mit all seinen Allüren und Makeln, über die andere hinter hervor gehaltener Hand kicherten. Er hatte geglaubt, ausgerechnet sie würde nicht danach suchen, doch er hatte sich getäuscht. Und jetzt musste er fürchten, dass sie mit seiner Vergangenheit ebenso wenig klar kam, wie er selbst. Härter als nötig packte er sie am Handgelenk und zerrte sie zum Denkmalfelsen, wo sie auf die Knie sackte. Warum nicht dort beginnen, wo sein Leben begann? Unwirsch zeigte er ihr den fein eingemeißelten Namen. Obito. „Mein Team. Ich stelle dich meinem Team vor, das wolltest du doch.“ Seine Stimme klang ungewohnt hart und rau, und Sakura fühlte sich elendig, dass sie dies alles überhaupt angefangen hatte. Aber nun schien es kein Zurück mehr zu geben, und seine Art machte ihr Angst. „Ich bin mit sechs Jahren Chunin geworden, mit 13 Jonin und war mit 15 Jahren Captain bei der ANBU. Mein Sensei war der vierte Hokage, und der erste Mensch, der mir das Herz gebrochen hat auf seine Weise war Obito Uchiha,“ Uchiha? „…der mir sein Auge geschenkt hat.“ Kakashi deutete auf sein Sharingan, und Sakura traten ohne es zu wollen die Tränen in die Augen- denn alle Menschen deren Name im Denkmalfelsen verewigt standen, waren für Konoha gestorben. Obito Uchiha, Kakashis Genin-Team-Mitglied, war seit langer Zeit tot. „Obito war der erste, den ich wirklich hasste, und mein erster Held.“ Sakura dachte eigentlich, es wäre damit genug, mehr könne sie nicht verkraften, es sei schon zuviel, doch wieder packte er sie am Handgelenk und zog sie mit sich, diesmal wieder vors Krankenhaus zurück, zu der Station, in der sie vor einer Stunde noch mit Shizune gestanden hatte… Kakashi zeigte ihr von außen das Zimmer von Rin, die verträumt am Fenster im Sessel vor den zugezogenen Gardinen saß und in ihre eigene Welt schaute. „Das ist der Rest meines Teams. Yondaime ist tot, Obito ist tot, mein Vater hat Selbstmord begangen und meine Mutter ist daran zerbrochen und ist ihm gefolgt. Und die einzige Person die aus meiner Vergangenheit noch da ist, habe ich zerstört, weil ich nicht ein zweites Mal zulassen wollte, dass jemand sie mit einem Genjutsu quält. Ich habe den Ninja aufgehalten und getötet während er das komplizierte Jutsu gesponnen hatte, das einzige Jutsu was mein Sharingan unvollständig gespeichert hat, und nun ist Rin das, was du dort vor dir siehst: Nur noch ein Schatten ihrer selbst, nicht mehr in der Lage klar zu denken oder jemanden wahrzunehmen. Und dabei war sie immer die charakterstärkste in unserem Team. Manchmal weiß sie nicht einmal, wer ich überhaupt bin. Und sie hasst mich dafür, dass sie in meinem Gesicht unter der Maske immer das Auge desjenigen sieht, den sie mehr als alles auf der Welt geliebt hat.“ Zitternd stand Sakura Kakashis alter Wohnung, wo er sie zum Abschluss hingeführt hatte, damit sie auch wirklich alles von ihm wüsste, aber sie nahm das Apartment kaum wahr. Die Fensterläden aus dem dunklen Eichenholz waren geschlossen, und nur eine kleine Lampe verbreitete aus ihrer Ecke spärliches, orangefarbenes Licht. Zitternd und mit hängendem Kopf stand sie vor ihm in der Mitte des Raumes und versuchte Worte zu stammeln, die sich nicht bilden wollten. Es schien keine passenden Worte zu geben. Und sie hatte große Angst. Sie hatte sich ihm nie so fern gefühlt und doch gleichzeitig so nah wie in diesem Moment, und das Mitleid für alles, was er hatte durchleiden müssen und stets vor ihr verborgen hatte, schien viel zu viel in diesem Moment. Er schien selbst eine Weile zu brauchen, um seine Erregung zu unterdrücken. So durcheinander und aufgebracht hatte er sich schon lange nicht gefühlt… Eigentlich wusste er überhaupt nicht, wann er sich jemals so gefühlt hatte, und warum er Sakura dies alles gezeigt hatte. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder, und er ließ sich kraftlos auf sein Bett nieder. Es war stickig und viel zu warm in dem Raum, da im ganzen Gebäude Apparaturen liefen, um mit Wärme die Feuchtigkeit aus den Mauern zu ziehen, und überall die Fenster deswegen geschlossen waren. Sie stand vor ihm mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern, und schluchzte leise. „Verzeih mir.“, sagte er kaum hörbar, ein Versuch, die lastende, schwere Atmosphäre zu entspannen. „Ich hätte dir all dies nicht zeigen sollen. Das war nicht fair von mir.“ Sakura schüttelte zaghaft den Kopf. „Nein, mir muss es Leid tun. Ich hatte nicht das Recht… wirklich nicht das Recht…“ Er verschränkte seine Finger auf den Knien. „Jetzt weißt du es. Jetzt weißt du genau so viel über mich wie ich über dich. Meine erste große Liebe, mein erster Held,…“ Sakura rannen die Tränen haltlos die Wangen hinunter. Sie hatte sich nie zuvor in ihrem Leben so schrecklich und so dumm gefühlt wie jetzt. „Wie siehst du mich jetzt, Sakura? Siehst du mich jetzt anders, wo du weißt wer ich sonst noch bin? Warum ich zu spät komme und wohin ich gehe wenn ich ins Krankenhaus gerufen werde?“ Seine Stimme klang leise, beinahe so zart wie der zerbrechliche Moment, in dem sie sich nun befanden. Er schaute sie aus seinem einen, eigenen Auge an. Ihr Kopfschütteln war kaum zu bemerken. „Nein… Aber bitte… bitte gib mir noch einen Moment…“ „Du kannst es ebenso wenig verkraften wie die anderen vor dir.“ Kakashi wirkte enttäuscht, aber auch so, als hätte er damit gerechnet. Wieder schüttelte Sakura den Kopf, diesmal kräftiger. „Ich brauche einen Moment um das alles verkraften zu können… Du hast mir all diese Dinge an einem einzigen Nachmittag gezeigt… Du musst verstehen, dass ich das nicht einfach so …verarbeiten kann. Aber… es hat sich für mich nichts geändert. Ich… schätze nach wie vor die Zeit in deiner Gegenwart und schätze sie sehr… Ich …bin nach wie vor in dich verliebt.“ Bei diesem Geständnis schaute Kakashi auf. Das hatte sie bisher noch nicht gesagt. Kakashi erhob sich vom Bett und ging zu ihr. Er zog sie fest in seine Arme und ließ sie sich ausheulen. „Verzeih mir, Kakashi. Ich bin so ein Narr.“ Ein verliebter Narr. Er lehnte seinen Kopf an ihren. „Dann sind wir schon zwei.“ Sakura hielt den Atem an. Dann hielt er sie auf Armeslänge vor sich und verfiel unwillkürlich dem tiefen, warmen Zauber ihrer Jadeaugen. Seine Hand wanderte an seine Maske… Sie wollte schon die Augen schließen, aber er schüttelte den Kopf und zog den Stoff weiter hinab. Das letzte seiner Geheimnisse fiel, und Sakura weinte, übermannt von der Schwere ihrer Gefühle, von der Angst, ihm großes Unrecht getan zu haben an diesem Tag. Ihr dies alles zu offenbaren… Sie hatte nicht das Recht dazu gehabt, und er wandte sich dennoch nicht ab von ihr. Verzweifelt warf sie sich in seine Arme und küsste ihn mit all dem Verlangen das sie spürte, mit all der Trauer und Verzweiflung, die er all die Jahre über mit sich hatte rumtragen müssen. Und er erwiederte ihren Kuss mit gleicher Intensität. Er war so nah, er war so schonungslos offen zu ihr gewesen, ...und das machte es so intim... Nichts stand mehr zwischen ihnen in diesem Moment - keine Grenzen, niemand der sie beobachtete oder veruteilte. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie in dem warmen Raum schwitzte, und noch mehr, als seine behandschuhten Hände über ihre glühenden Arme zu ihren Seiten glitten. Sakura schmerzte inzwischen der Magen, und sie schloss ihre brennenden Augen, als seine Finger unter ihr Oberteil glitten und den engen Stoff langsam anhoben. Die Atmosphäre war so intensiv und schwer und gleichzeitig so schwindelerregend heiß und leicht, dass Sakura kaum atmen konnte, als sie Kakashi auf die Matratze drückte, sich an seinen warmen Körper presste und verzweifelt versuchte, alles wieder gut zu machen und die untilgbaren Schmerzen der Vergangenheit wenigstens für einen Augenblick lang vergessen zu machen. ~~~ Der Abend war gerade erst angebrochen, und Sakura schlüpfte heimlich unter Kakashis Arm hervor aus dem Bett und aus der Wohnung, um im nahe gelegenen Supermarkt eine Kleinigkeit zu Essen und zu trinken aufzutreiben… und sich vorher schnell zu duschen. Also sie wieder auf der Eingangsschwelle zum verlassenen Wohngebäude stand, öffnete sich überraschend die Tür von innen und Anko stand vor ihr. Sakura war perplex, wohingegen ein Schatten über das Gesicht der Älteren huschte. Sie weiß es, schoss es Sakura durch den Kopf. Panisch versuchte Sakura etwas Passendes zu sagen, aber wie schon am Vorabend hob Anko einfach ihre Hand und unterbrach sie. „Anko, ich…“ „Ich will es gar nicht wissen.“ Sakura hatte die starke Kunoichi noch nie so verletzlich und traurig wie in diesem Moment gesehen. „Er hat es dir von alleine gesagt… Alles, was er mir nicht mal nach acht Jahren gesagt hat… Wir beide sind keine Freundinnen, Sakura, aber bevor du jetzt was sagst was es mir schwer machen könnte, dich die nächsten Tage zu hassen, hör mir erst mal zu, ja. Das was Kakashi und ich hatten, das war nicht einfach nur eine einseitige Sache, ich war nicht bloß für seine Seelsorge da, sondern er auch für meine!“ „Ja, aber ich… Das ist doch…Ich dachte, er wäre…eher wie… Aber es gibt doch noch ander…“- „Glaubst du etwa ich gehe mit jedem ins Bett?“ „Nein! Natürlich nicht. So war das doch nicht ge…“- „Ich lass mich nicht mit jedem ein, und ich vertraue auch nicht jedem, hat man das dir etwa über mich erzählt? Das was Kakashi und ich hatten hat sich über Jahre hinweg entwickelt. Es war etwas verlässliches, etwas Besonderes!“ „Das wusste ich nicht. Ich dachte, …“- „Hör mal zu, Schätzchen. Ich bin keine Heilige. Ich bin gerne arrogant, selbstsüchtig und mach auch gerne mal was kaputt. Hauptsächlich will ich, dass es mir selbst gut geht. Mir ist egal was du und Kakashi haben, ich hatte auch etwas Besonderes mit ihm. Es war seine Entscheidung, und er hat sich für dich entschieden. Also lass mich jetzt gefälligst mit meinem letzten Rest Stolz gehen und sprich mich nicht an.“ Hilflos blickte Sakura der stolzen Kunoichi hinterher, die aufrecht und allein die leere Straße hinab ging. Sakura fühlte sich, als hätte sie schon wieder einen Fehler begangen unter dem jetzt ein anderer leiden musste. Wieso war das Leben nur so unendlich kompliziert? Um nicht den nächsten Fehler gleich anzuschließen, beeilte sie sich, zu Kakashi zu kommen, dem es nicht besser ging als Anko nach ihrem Gespräch. Mit starrer Miene und bloßem Oberkörper saß er auf dem Bett, die Decke über seine Beine gezogen und den Blick aufs Bettende gerichtet. Shinobis, auch die erwachsenen, waren auch nur Menschen, die ganz genau wie sie selbst, gerne mal vom Leben überfordert waren. Sie drückte Kakashi an ihre Brust und streichelte über sein widerspenstiges Haar. „Jemand hat mal zu mir gesagt, das, egal was auch passiert, die Zeit alle Wunden heilt und am Ende sich alles irgendwie zum Guten wendet. Ich glaube fest an diese Worte, die mir mein erster Held gesagt hat.“ Sie küsste ihn auf die Stirn. „Alles wird gut. Egal wie.“ ~~~ Ende Kapitel 5 ~~~ Das nächste Kapitel heißt: „Erwartungen“ Anm: Mir persönlich hat es sehr gefallen, Rin als Kakashis erste große Liebe anzusehen, und Obito als seinen ersten Hass, Verlust, und Held. Da bin ich wohl etwas melancholisch geworden. ;( Und Sakuras erster Held war ihr Sensei. Die letzten beiden Absätze sind mir zu dem Lied von Inara George eingefallen, wo es im Refrain heißt: „Fools in love.“ Ich hoffe, dass Kapitel hat euch gefallen und ist euch ein Review wert. Kapitel 7: Erwartungen ---------------------- Wow! 96 Favos und ganze 111 Kommentare! An dieser Stelle tausend Dank an die tollen Reviewer!!! Ich liebe euch!^^ Ich hab son paar Cliches aufgegriffen, die ich schon immer mal schreiben wollte, viele Theorien von mir und auch eine Sache von meiner Cousine und meinem Nachbarn (ein Ehepaar, das ich erwähnen werde) reingebracht. O.o Thehe. Meine Cousine sammelt einfach zu viel krankes Wissen um sich. Viel Spaß beim Kapitel!^^ Kapitel 6 -Erwartungen- Manchmal erwartet man zu viel vom Leben und fällt hin. Manchmal fühlt man sich auch bereit hinzufallen- mit offenen Armen. Anko hatte ihr gesagt, mit jemandem wie Kakashi könne man keine glückliche Beziehung führen. Und sie hatte auch gesagt, sie solle ihm nicht wehtun. Sakura hätte es vor vierundzwanzig Stunden, also als Anko ihr diese Worte gesagt hatte, nie für möglich gehalten, dass sie Kakashi hätte wehtun können, doch es war geschehen. Aber es war nicht in dem befürchteten Fiasko geendet, ganz im Gegenteil. Sakura erwachte am nächsten Morgen ein seinen Armen. Sein ruhiger, gleichmäßiger Atem strich ihr über den Nacken, und sie spürte seine harten Bauchmuskeln an ihrem Rücken. Er schlief. Ruhig und tief, und sie lächelte warm. Er roch gut. Da war es doch beinahe eine Sünde, seine Wärme zu verlassen und aufzustehen. Vorsichtig schälte sie sich aus seiner Umarmung, aber er wachte sofort auf. Ein trübes Auge ruhte auf ihren rosigen Wangen, und sie drückte ihm einen Kuss auf die Nase. „Ich muss zu Tsunade. Wann sehn wir uns heute?“ Anscheinend war er nicht gewillt, in seinem halbwachen Zustand bereits die Tagesplanung durchzuführen, und er schloss sein Auge wieder. „Hm. Ich komm dich besuchen. Nach dem Training, muss mich auf die nächste Mission vorbereiten.“ Na, das war ja mal etwas ganz neues. Sie schmunzelte. Einen verschlafenen Kakashi am frühen Morgen hatte sie noch nicht gekannt. „Gut. Ich freue mich darauf.“ Leichten Schrittes verließ sie seine Wohnung und kurz darauf das Wohngebäude, und streckte sich glücklich und energiegeladen in den frühen Sonnenstrahlen. Es fühlte sich gut an. Perfekt. Sie machte sich keine Sorgen um Kakashi. Er hatte ihr noch ein, zwei Dinge über Obito verraten, und dann hatten sie nicht wieder über seine Vergangenheit gesprochen, und er hatte ihre Entschuldigung sehr schnell angenommen. Er brauchte ihre Hilfe nicht, um mit seiner Vergangenheit klar zu kommen, das hatte er schon so lange Jahre ohne sie geschafft, und jetzt wusste sie, dass er es auch weiter schaffen würde. Nicht mit Verdrängung, auch wenn er niemandem seine Geschichte aufzwang, aber auf seine eigene Kakashi-Weise. Sie verstaute sein anvertrautes Wissen sorgfältig und schwor sich, ihn nie wieder in so eine Situation zu bringen. Und es war anders geworden. Ihre Beziehung fühlte sich jetzt vollkommen anders an. Sie war viel tiefer als vorher, viel intensiver und umfassender. Sie hatte das Gefühl, von nun an würden sie sich ihr Leben teilen, auch wenn sie nie wieder ein Wort über diesen Nachmittag verlieren würden. Und sie musste sich eingestehen, dass es ihr beinahe nicht erträglich schien, wie sehr sie ihn inzwischen mochte. Trotz der Schwere die sich um ihr Herz zusätzlich gesammelt hatte, war sie sehr glücklich. Vier Tage später hatte Ino sie überredet, einen neuen Kimono zu kaufen, da der alte ja anscheinend immer noch zu eng war, beziehungsweise war Sakura ihm schlicht entwachsen. Ino hatte mit Freuden die Entwicklung vernommen, die vor vier Tagen zwischen Sakura und Kakashi vonstatten gegangen war. Es war alles perfekt. …Bis auf die Tatsache, dass Sakura die darauf folgenden Tage vermehrt im Krankenhaus beansprucht wurde, da Shizune noch immer nicht von ihrer geheimnisvollen Mission zurückgekehrt war, und sich die beiden nach Sakuras Besuch in Kakashis alter Wohnung kein einziges Mal mehr zu Gesicht bekommen hatten. Es wurde Zeit, dass Shizune wieder zurückkam, oder zumindest etwas von sich hören ließ. Tsunade, die sich bereits große Sorgen machte ohne es offen zuzugeben, scheuchte ihr weniges Personal rücksichtslos durch die harten Arbeitstage. Und ob jetzt durch Zufall oder Schicksal, irgendetwas schien immer verhindert zu haben, dass sie sich noch einmal sahen außer aus der Ferne. Sakura gefiel es auch nicht. Gerade jetzt hatte sie das Gefühl bei ihm sein zu müssen, und es blieben nur noch drei Tage, bis seine nächste Mission anstand. Es war zum Verzweifeln. Und wo steckte er jetzt, wo Ino mit ihr unbedingt einen neuen Kimono kaufen wollte? Sakura zog sich in der Umkleidekabine gerade mit Hilfe einer Verkäuferin um, und Ino kramte bereits neue Kleidung aus den Ständern und Regalen hervor, da hatte die blonde Kunoichi eine scheinbar unermüdliche Energie und eine Engelsgeduld. Eine Schlaufe fiel ihr zu Boden, als sie den neuesten Fund aus den Händen der ewig lächelnden Verkäuferin nahm. Sie hob sie auf, und als sie wieder aufsah, erblickte sie Kakashi in der anderen Ecke des Ladens, in der Hand einen Kimono. „Sieh nur wie lieb, selbst Kakashi hat sich heute in diesen Laden verirrt. Er will dir bestimmt einen Kimono kaufen, nachdem er deinen alten, mottenzerfressenen Bettlaken gesehen hat…. Er hat ja sogar schon einen in der Hand.“, wisperte Ino in Verschwörerton durch den Vorhang. Sakura steckte den Kopf hervor. „Was? Wo? Kakashi ist hier?“ Eine blonde Frau in Kakashis Alter trat an seine Seite beäugte den Kimono, den eine Verkäuferin dem Überforderten in die Hand gedrückt hatte. Dann hängte sie sich in eindeutig flirtendem Tonfall an seine Schulter. „Ja, der könnte mir gut stehen.“, sagte sie lächelnd. „Passend zu der Farbe meiner Augen, findest du nicht? Das ist so lieb von dir.“ Dabei trug sie bereits einen rotgoldenen Kimono mit kostbarsten Verzierungen, als sei sie geradewegs einer feudalherrschaftlichen Familie entsprungen. Die Eleganz und Reife mit der sie sich bewegte und in der sie frisiert und geschminkt war und durch ihr ganzes Wesen ausdrückte, ließen keinen Zweifel, dass die Theorie mit dem Feudalherrenwelt gar nicht weit entfernt sein konnte. Sakura blinzelte und machte große Augen. Wer ist denn diese Frau? Und warum kauft Kakashi einen Kimono für sie? Ratlos verfolgte Ino das Geschehen. So wie Kakashi und diese Frau miteinander umgingen, kannten sie sich sehr gut und wahrscheinlich auch schon sehr lang. Und verdammt noch mal, sie verstanden sich ja anscheinend auch ziemlich gut. Wie konnten diese beiden? Die Frau mit den goldblonden Haaren lächelte warm und drückte Kakashi einen Kuss auf den Mundwinkel, wonach er sich verlegen den Hinterkopf rieb. Ino hatte diese Frau vorher noch nie gesehen. Als sie leise nach Sakura rief, bemerkte sie, dass die Kunoichi sich bereits aus dem Laden geschlichen hatte. Ino warf ihre Klamotten hin und folgte Sakura überhastet, was Kakashi seufzend registrierte. Er wäre gerne hinter her gegangen um Sakura Hallo zu sagen, doch gerade jetzt hatten sich die Verkäuferinnen entschlossen, den attraktiven Shinobi nicht mehr aus ihrer Mitte zu lassen, ohne ihm mögliche Kleidungsgegenstände persönlich anzuhalten und Maß zu nehmen. Sakura saß auf einer Wiese, die Beine angezogen und die Arme darumgeschlungen. Ino fand sie so und imitierte ihre Freundin schweigend. Erst wollte sie sagen, dass alles bestimmt nur anders ausgesehen hatte als es in Wirklichkeit war. Dass Kakashi absichtlich niemals etwas tun würde, was Sakura verletzte war klar, aber es hatte nun einmal nicht danach ausgehen. Ino schwieg und wartete darauf, dass Sakura von selbst anfing. „Sie ist nicht seine Schwester.“, sagte sie. Die Sonne blendete. Ino nickte. „Sie... Warum hat er das gemacht? Ich dachte, wir hätten eine Beziehung… Wir…“ „Männer sind schwierig, und nach allem was ich gehört habe ist Kakashi der verrückteste von allen.“ Sakura konnte nicht mal schmunzeln. Sie war zu verwirrt und auch irgendwie verletzt. „Mir hätte es von Anfang an klar sein müssen: Jemanden wie Kakashi kriegt man nicht so einfach.“ „Hat das irgendein weiser Mensch mal gesagt, oder hast du dir diesen Unfug gerade zurecht gesponnen? Man, warum bist du überhaupt weggerannt! Du hättest ihn doch einfach fragen können, ist doch sonst immer deine plumpe Art gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.“ Sakura seufzte und spielte mit einer Blume. Sie merkte, wie theatralisch und dramatisch ihr Verhalten im diesem Moment wirken musste, und ließ die Blume schnell wieder in Ruhe. „Ich glaube nicht daran, dass es so was gibt wie: `Für einander bestimmt´. Glaubst du daran?“ „Auweia, jetzt kommt die tiefgründige Ader durch. Aber… Hach, ich weiß im Augenblick leider gar nicht mehr, was ich in Zusammenhang mit Männern noch glauben soll.“, bekannte Ino offen und seufzte. „Ich glaube, Sai hat mein Höschen mit auf seine Mission genommen.“ Sakura sprangen bei diesen Worten mehrere Haare aus der Frisur. "Meine Mutter sagte mal zu mir: Such dir einen Mann, der nicht so gut aussieht wie du, und er wird dich dein Leben lang auf Händen tragen. Tja," Ino kicherte, "aber wo die Liebe hinfällt... und wenn es auf den Mist ist." Sakuras Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Aber…“ „Aber?“ „Aber was, wenn du es einfach mal versuchst? Man weiß ja auch gar nicht, was das für eine Frau ist, wer wirft da denn schon so schnell das Stirnband ins Feld. Kakashi ist niemand, der sich einfach so bei nächster Gelegenheit einer fremden Schönheit an den Hals wirft, ne, ganz bestimmt nicht. Wer weiß schon, wer von uns für einander bestimmt ist und ob es so etwas überhaupt gibt. Es sollten ja wohl mehr Leute als bloß einer auf der Welt zu einem passen… Also denke ich, man sollte es einfach mal drauf ankommen lassen. Drauf ankommen lassen und es versuchen! Dann sieht man schon was man da hat.“ Sakura lächelte. Dann wurde sie verdrießlich und legte ebenfalls den Kopf auf die angezogenen Knie. „Drauf ankommen zu lassen würde bedeuten, ich müsste mich um ihn bemühen.“ „Natürlich musst du das, sei gefälligst nicht so lahm!“, empörte sich Ino und verpasste ihrer Freundin eine sanfte Kopfnuss. Sie war erstaunt über diese Kraftlosigkeit und Niedergeschlagenheit. „Und was bitteschön hast du denn die letzten Tage gemacht, wenn nicht ‚dich um ihn zu bemühen’? Von alleine fliegt der Vogel nicht in den Käfig, logisch.“ „Du klingst wie Neji, nur optimistischer.“ Ino schnaubte. „Was solls. Lassen wirs einfach mal drauf ankommen, was?“ Sakura kicherte. „Du hast ja Recht. Ist ja nicht so, als hätten wir viel anderes zu tun… oder viel zu verlieren.“ „Eben! Wir haben eh nichts zu verlieren, werden aber um eine Erkenntnis reicher… Na los!“ Ino erhob sich. „Was denn?“ „Wir fragen Genma wer diese ominöse Frau ist. Anscheinend weiß er immer alles und ist zudem auch noch erpressbar!“ Genma schielte schräg auf Ino und Sakura hinab. „Ich lass mich doch von euch Früchtchen nicht erpressen.“ „Du bist nicht in der Position um so etwas zu sagen, Shiranui Genma.“, entgegnete Ino spitz, woraufhin der Spezial-Jonin seufzte. „Ich hätte es euch auch gesagt, wenn ihr einfach gefragt hättet. Wie ätzend. Wer erzählt den Leuten nur immer, wen sie ausquetschen können wie eine Zitrone… Die Dame die ihr gesehen hat ist Naoe Sachiko. Sie ist Jonin und Kakashi und sie kennen sich schon seit acht Jahren glaub ich. Sachiko war Ankos beste Freundin.“ „War?“, hakte Ino nach. Genma nickte verdrossen. Eigentlich wollte sich nun wirklich nicht mit den beiden Damen vor ihm aufhalten, aber bald verfiel er in verträumt anmutendes Schwelgen. „Ja, war. Die beiden waren unzertrennlich gewesen, nachdem sie zusammen in ein Team gesteckt worden waren. Die beiden waren das schlimmste und göttlichste, was einem Shinobi damals widerfahren konnte. In jedem Jahrgang gibt es mindestens immer eine Kunoichi, der das alle Jungs hinterher schauen“- dabei warf Genma einen bezeichnenden Blick auf Ino, was Sakura wütend entflammen ließ-„und Sachiko war die in Kakashis Jahrgang. Die Gute ist spezialisiert darin, Männer um den Finger zu wickeln. Sie macht viele von diesen Missionen, wo sie Männer in hohen Positionen „berät“ und anleitet für Konoha. Oft Feudalherren und andere Männer von hohem politischem Kaliber. Sie hat es gelernt, wie sie jedem Mann seine finstersten Geheimnisse entlocken kann ohne dass er selbst es merkt, und wir lagen ihr alle zu Füßen.“ Genma unterbrach sich für ein verträumtes Kichern. „Jedenfalls hat kein Mann bei ihr eine reelle Chance, wenn sie sich einmal auf ihn angesetzt hat. Ihr habt sie gesehen, sie hat Charisma, Eleganz und alles, da hatte selbst ein Hatake Kakashi nicht lange eine Chance ihr zu entkommen. Die beide waren das perfekte Paar. Aber wegen irgendetwas hat sie dann Konoha verlassen – man munkelt, dass es mit Kakashi zu tun hatte- und hat Konoha bis vor zwei Tagen nie wieder betreten. Diese Frau ist das unheimlichste und herrlichste was einem Mann passieren kann. Sie saugt dir die Seele aus dem Leib oder sie bringt dich dazu, sie dir freiwillig und mit einem Lächeln im Gesicht zu geben.“ „Klingt ja scheußlich. Warum ist sie wieder hier?“, fragte Ino, die dabei ein Gesicht machte, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. Das Reden hatte sie für Sakura komplett übernommen. Genma zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung, aber ich gehe mal davon aus, dass sie und Kakashi sich noch einiges zu sagen haben.“ Als Sakura ins Krankenhaus trat, begegnete ihr ihre Großmutter Masako, die sofort bemerkte, dass etwas nicht in Ordnung war, aber Sakura winkte nur ab. Sie hätte jetzt viel lieber mit Shizune gesprochen. ‚Die beiden waren das perfekte Paar…’ Das war irgendwie unerwartet gekommen. Und warum musste Sachiko ausgerechnet jetzt wieder nach Konoha zurückkommen? Hatte Sakura in ihrem bisherigen Leben zu viel schlechtes Karma gesammelt? Anko kam an diesem Tag ins Krankenhaus geschossen, sie hatte eine säuerliche Miene aufsitzen, und schlug die Hand auf den Tisch neben Ino, der einzigen erreichbaren, weiblichen Medic-Nin. Auf offener Flur sprach sie Ino hemmungslos an: „Ino, ich hab keine Lust mehr auf Sex! Was zur Hölle ist da los? Kann man das heilen?“ Ino machte ein völlig überfahrenes Gesicht, während die aufgebrachte Kunoichi vor ihr sich wild umschaute. „Wo zum Teufel steckt nur Shizune wenn man die Frau mal wirklich braucht, ich hab Probleme!“ Kurenai, die Anko anscheinend gefolgt war, traf nun etwas verspätet und atemlos neben ihrer Freundin ein. „Anko, hier bist du ja. Warst du das mit Aoba?“ Anko drehte sich mit einer hochgezogenen Braue zu ihr um. „Natürlich war ich das, geschieht ihm ganz recht.“ Kurenai seufzte tief. „Musstest du ihm gleich… Stroh unters Bett legen?“ „Was ist an Stroh bitteschön schlimm?“, fragte Ino, und brachte sich mit Unschuldsmiene in das Gespräch ein. Kurenai schien sie erst jetzt zu bemerken, klärte Ino aber auf. „Aoba hat ein paar Kuhstallungen in Wohnungsnähe…“ – „Die beste Inspiration seit langem!“, warf Anko dazwischen. „Und wenn man jemandem …bepinkeltes Stroh unters Bett legt“, fuhr Kurenai fort, „dann bekommt er…“ „Flöhe!“, schlussfolgerte Ino und ihr schauderte. Was für eine scheußliche Bestrafung… Deswegen war Aoba also heute morgen so verstochen/verbissen in der Klinik aufgetaucht, und gleich zur Tierärztin Inuzuka Hana weitergeschickt worden… „Hast du gehört, wer wieder in der Stadt ist?“, fragte Kurenai an die Spezial-Jonin gewandt. „Natürlich, wer könnte das überhört haben.“, kam es verbissen zurück. „Hab sie gestern gesehen wie sie bei Genma auf der Türschwelle stand und Kakashi angehimmelt hat und ihm ein hübsches, kleines Geschenkchen gemacht hat.“ Ino hörte aus jedem von Ankos Worten die Verachtung heraus, die sie gegenüber Sachiko empfand, und fragte sich, was zwischen den beiden ehemaligen, besten Freundinnen vorgefallen war. Plötzlich versteifte sich Anko, als die Türflügel aufschwangen und niemand anderes als Sachiko hereintrat. Das lange, goldene Haar war zu einem kunstvollen Zopf geflochten, und sie trug eine stilvolle Yukata, die ihr edles Aussehen kunstvoll unterstrich. Ino musste schlucken als der Zufall hereinpurzelte, und sich Sakura gerade aus dem Gang hinter ihnen näherte, ohne Anko und Sachiko gesehen zu haben. „Da kommt die Schlampe. Haltet mich im Notfall fest, ich habe keine Lust wegen ihrem Tod am Ende noch in den Knast zu kommen und meine Karriere zu beenden.“, zischte Anko, und meinte die blonde Jonin. Da war Sachiko auch schon an die Kunoichis herangetreten, und die drei wandten sich zu ihr mit unterschiedlich ernst gemeinten Lächeln um. „Hallo Kurenai, lange nicht gesehen, eine Schönheit ist aus dir geworden, aber ich habe schon gehört, dass Asuma das Rennen gemacht hat und damit einige Shinobi-Herzen zerbrochen sind.“, Sachiko nickte Ino knapp aber herzlich zu und wandte sich dann an Anko, und ihr zuvor so offenes und freundliches Gesicht wandelte sich schlagartig. „Na, wenn das nicht Mitarashi Anko ist. Na, immer noch am frusteln?“ Dies war eine Anspielung auf Ankos Bezeichnung ihrer „Frustfreunde“. „Ich muss bei den Männern wenigstens nicht noch etwas drauf legen, damit sie mich anfassen.“ Eine Anspielung auf Sachikos Geschenk an Kakashi. „So eine Professionelle wie dich können sich ja auch die wenigsten leisten.“, entgegnete Sachiko schnippisch. Dann peitschte sie elegant eine glänzende blonde Strähne in Ankos Gesicht und stolzierte triumphierend an den dreien vorbei. Mühsam hielten Kurenai und Ino die schäumende Anko zurück. „Ich bring sie um!“ Aoba, der ausgestattet mit einem Flohspray und diversen Salben gegen den entsetzlichen Juckreiz, neben Asuma stehend die Szene beobachtet hatte, legte dem Jonin glücklich eine Hand auf die Schulter. „Gott ist das schön, danke, dass ich das noch erleben durfte. Eine glorreiche Zeit bricht an.“ Asuma grinste dümmlich, während Aoba Sachiko hinterher eilte, um sie noch ein wenig zu umgarnen. Anko stapfte inzwischen wütend in die entgegengesetzte Richtung davon und stieß dabei lautstark die farbenfrohsten Verwünschungen aus, das Ino ganz rot um die Nase wurde. Sakura betrachtete die unterschiedlichen Abgänge mit einem Stirnrunzeln. „Was hat denn das zu bedeuten?“, fragte sie, gerade erst am Ort des Geschehens angekommen. „Anko und Sachiko haben sich schon seit ihrer Jugend gehasst, und Aoba freut sich tierisch deswegen. Anko hat ihn in letzter Zeit ein wenig wegen seiner Allergie geärgert, und Sachiko liebt es, Anko zu ärgern.“, erlaubte sich Asuma zu erklären. Kurenai verzog leicht das Gesicht. „Das kann ja noch was werden.“ Sie beobachtete Sakura heimlich aus den Augenwinkeln, um ihre Reaktion auf Sachiko zu sehen, doch die junge Chuunin hielt sich meisterhaft unter Kontrolle. „Was hat die Freundschaft der beiden denn so krass verändert?“, fragte Ino verwundert. „Sie mussten feststellen, dass sie wirklich unterschiedliche Ansichten haben…“, wollte Asuma berichten, aber Kurenai unterbrach ihn unwirsch. „Sachiko hat zu Ankos 16. Geburtstag eine Überraschung vorbereitet, die sie ihr nie verziehen hat. Sie hat ihr eine Krone vor allen Anwesenden aufgesetzt und sie den ganzen Abend als Geburtstagsprinzessin angeredet. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber wenn man Anko sehr tief beleidigen möchte, ist das eine ziemlich gute Methode.“ Asuma sah man an, was er darüber dachte, ‚Zicken’. Was ihm einen scharfen Blick Kurenais eintrug. „Äh, natürlich nur in ihrer Pubertät, jetzt doch wirklich nicht mehr…“, verbesserte er sich, als hätte er zuvor laut gedacht. …hatte er das? Kurenai war immer noch unzufrieden und zerrte Asuma am Ärmel. „Komm jetzt, Asuma, wir müssen auf Mission.“ Als Asuma und Kurenai davon gingen, seufzte Sakura laut. Was für ein riesengroßes Chaos und Schlamassel hatte sie da schon wieder eingeholt? Sie atmete einmal ganz tief durch, das war ein altes Familienrezept. Wenn du nicht weißt, wie es weiter gehen soll, geh zurück zur Grundlage: Atme ein, atme aus. …Und trink erst mal Tee. Das ist nur vernünftig. Genma lehnte neben Kakashi auf der kleinen Brücke über dem Wasserlauf vor dem Hospital. „Sachiko ist also Tsunade begrüßen gegangen?“ Kakashi nickte. „Und du wartest jetzt hier und willst nicht mit Sakura sprechen?“ Kakashi seufzte innerlich. Den scharfen Augen des Spezial-Jonin entging kaum etwas. Und Menschen beobachten und lesen war schon immer eine große Gabe Genmas gewesen. Half da überhaupt noch, die Wahrheit zu umgehen? Vielleicht, wenn er das Thema in eine pornographische Richtung lenken würde, das klappte in der Regel immer… Die Worte verließen schneller seinen Mund, als das er sie bremsen konnte. „Jedes Mal wenn ich sie suchen gehen, steckt sie gerade mitten in der Arbeit, oder ich habe keine Zeit. Du weißt ja, im Augenblick sind sehr viele Medic-Nins mit Teams unterwegs, und da Shizune immer noch nicht zurück ist, hat Sakura sehr viel zu tun.“ Genma schüttelte den Kopf und warf ihm einen schrägen Blick zu. „Ich dachte ihr beide hättet so etwas wie eine Beziehung. Hab ich mich da etwa geirrt?“ Kakashi schwieg. Er hatte bereits zu viel gesagt. „Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, du hast tatsächlich Angst vor ihr. Du läufst vor ihr davon wie ein kleiner Hosenscheißer.“, bemerkte der Spezial-Jonin herablassend. Kakashi erinnerte sich an diese leuchtend jadegrünen, intensiven Augen. „Vielleicht.“ Genma schüttelte wieder den Kopf. „Du machst das falsch. Und wie soll sie das mit Sachiko verstehen? Du läufst ernsthaft Gefahr, in ein weiteres Fiasko zu laufen, und dass mit offenen Armen. Traurig anzusehen, regelrecht zum Davonlaufen. Du verstehst die Frauen einfach nicht.“ Kakashi schaute träge auf. „Du aber schon?“ Genma grinste arrogant, als seine braunen Augen etwas entdeckten, was seine Argumentation bekräftigen würde. „Ja, ich schon. Und das zeige ich dir jetzt auch.“ Beide schauten in die Richtung, in der Anko gerade fluchend das Krankenhaus verließ und auf der zweiten Holzbrücke über dem kleinen Bach stehen blieb und sich an das Geländer stellte. Ahnungsvoll blickte Kakashi seinen Freund an. „Du willst doch nicht…“ „Und wenn doch?“ „Von allen Frauen, die du verstehen willst, suchst du dir ausgerechnet Anko aus?“ „Glaub mir, jede Frau hat etwas, bei dem sie schwach wird.“ „Ich könnte mir vorstellen, dass gerade bei Anko es schwierig wird, das herauszufinden…“ Genma wackelte mit den Augenbrauen, dann ging er zielstrebig auf die Kunoichi zu. „Verdammtes Miststück, ich hasse dieses Weibsbild!“, zischte sie gerade zu sich selbst. „Ich auch.“, sagte Genma schlicht, und lehnte sich mit dem Rücken neben ihr an das Geländer. Daraufhin warf Anko ihm einen lang anhaltenden, vielsagenden Blick zu. Kakashi hob erstaunt beide Augenbrauen. Das ging ja verflucht schnell. „Das nennst du also die Kunst, Frauen zu verstehen. Du kannst ihnen doch nicht immer einfach zustimmen.“ „Natürlich nicht, das kommt ganz auf die Situation an, Frauen sind ja nicht dumm, und sie wollen auch ernst genommen werden. Also nimm meinen Ratschlag an: Triff dich mit Sakura und sprecht mal wieder miteinander. Es kann doch nicht angehen, dass ihr jetzt wegen ein paar dummer Zufälle nicht mehr miteinander sprecht, obwohl jetzt doch eigentlich alles geklärt sein müsste zwischen euch. Man, das kostet echt Nerven euch zuzusehen.“ Kakashi nickte besonders träge und Genma hielt ihm einen Zettel und einen Stift vor die Augen, während er sich selbst sehr stark bemühte, in eine andere Richtung zu schauen. „Ist eigentlich nicht meine Art, aber hier: Schreib eine Nachricht und trefft euch heute Abend noch. Ich sorge dafür, dass sie die Nachricht erhält.“ Ino machte es wütend Sakura so zu sehen. Sie konnte es einfach nicht verstehen. . Das entgleiste ja völlig, weil die beiden alleine anscheinend so gar nicht klar kamen! Bis vor kurzem war doch alles noch wie am Schnürchen gelaufen. Und dann taucht einfach eine ominöse alte Freundin auf, und Sakura, die sich vorher so viel Mühe gegeben hat, zog beleidigt und gekränkt den Schwanz ein? „Ich verstehs nicht.“, sagte sie zu Sakura, während sie nebenbei einen Patienten behandelten und Untersuchungen anstellten, als ob dieser taub sei. „So langsam hab ich das Gefühl, du willst ihm sogar aus dem Weg gehen. Willst du dich etwa absichtlich in so einer dramatischen Situation wiederfinden?! Und kannst du mir mal verraten, warum du dich in der Arbeit schon wieder ertränkst wie jedes Mal nach einer Trennung? Ihr habt euch schließlich nicht getrennt!“ „Ich mache diesen Job halt einfach gerne.“ „’Ich mache diesen Job halt einfach gerne’. Ts, und kannst du mir mal verraten, warum? Schließlich raubt er dir mehr Zeit als gesund für dich und deine sozialen Kontakte ist. Du reibst dich hier auf, fällst abends halb komatös ins Bett, und schaffst es nicht mal mehr zu Kakashi… Das endet tragisch, glaub mir! Und ich muss das hilflos mit ansehen, was genau so entsetzlich ist. Denk doch wenigstens mal an mich! Außerdem… Außerdem… Mag er eigentlich Kaffe oder Tee?", fragte Ino ganz plötzlich. Sakuras Augenbraue zuckte, aber die Antwort kam automatisch, wie selbstverständlich: "Beides. Je nach Situation." "Ist er Bauchschläfer oder schläft er auf dem Rücken?" "Auf dem Bauch.. Hargh!", Sakura hielt inne und schaute wütend auf. "Was sollen diese blöden Fragen?" Ino schaute unschuldig Richtung Zimmerdecke. "Ich dachte du merkst es vielleicht selbst so..." "Was merke ich bitteschön?" Ino wollte darauf antworten, aber Sakura unterbrach sie ungeduldig, und warf einen mahnenden Blick auf den Patienten, der mit einem gewissen Interesse ihrem Gespräch lauschte. "Lass das jetzt Ino, ich brauche deine weisen Worte nicht. Du hast schließlich deinen Sai, auf deine Meinung kann ich im Augenblick wirklich verzichten!" "Ah, dir Ratschläge zu geben ist mal wieder völlig sinnlos! Da will man dir mal helfen... Aber das scheint in deinen dicken Kopf wohl nicht rein zu gehen. So langsam machst du mich wütend.“ Ino zog den frischen Verband am Patienten unterstreichend fester, und der Shinobi schrie gequält auf. Peinlich berührt erinnerte sich Ino daran, dass hier schlimme Brandverletzungen behandelt wurden… „G-gomen.“ Sakura schnaubte. „Das ist zum Beispiel einer der Gründe, warum ich hier bin. Um sicherzustellen, dass du niemanden nur noch kaputter machst, Ino-Doofbacke!“ „Breitstirn!“ Sakura blies wütend die Luft aus, erinnerte sich aber, dass hier immer noch ein, zwar im Augenblick ziemlich delirierender, aber doch des Hörens fähiger Patient zwischen ihnen auf dem Bett lag. Sie schaute auf ihre Uhr am Handgelenk und nickte. „Du willst wissen warum ich trotz allem diesen Job so gerne mache? Dann komm mit.“ Sakura beendete ihre Untersuchungen und verabschiedete sich mit ein paar freundlichen und positiven Worten von ihrem Patienten. Ino ließ sich von ihr führen. Es ging die Treppen hinauf bis ganz oben. Auf dem Dach des Hospitals angekommen, streckte sich Sakura in der Sonne. Hier hingen an zahlreichen Leinen die frisch gewaschene Krankenhauswäsche und verbreitete mit dem leichten Wind einen angenehmen Geruch. Sakura führte Ino an den leise im Wind aneinander schlagenden Bettlaken vorbei bis zum Zaun, der das Dach schützend umgab. Wortlos deutete sie hinunter in eine bestimmte Richtung. Ino folgte mit den Augen ihrem Fingerzeig und entdeckte einen Mann Mitte fünfzig, der gerade eine Frau in Rollstuhl aus dem Krankenhaus und in die angrenzenden Grünanlagen schob. „Das ist Herr Sakumoto und seine Frau. Sie sind seit 25 Jahren verheiratet, und seit 15 Jahren ist Frau Sakumoto an Multipler Sklerose erkrankt. Ihr Zustand ist inzwischen soweit, dass er sie regelmäßig zu Untersuchungen vorbeibringen muss. Sie wohnen hier in der Nähe, und jedes Mal wenn er nicht auf Mission ist sondern bei ihr ist, und die Sonne scheint, geht er mit ihr ein paar Stunden spazieren oder setzt sich neben sie in die Sonne und sie reden und lachen die ganze Zeit über oder genießen einfach nur schweigend die Zeit miteinander.“ Sakuras Finger wanderte weiter und deutete auf eine andere Frau in ärmlicher, schlichter Kleidung und abgetragenen Schuhen, die mit eilenden Schritten ihren alternden Körper in Richtung Krankenhaus schleppte. Das schwarz-graue Haar war in einem strengen Dutt geknotet, der vom Wind zerzaust war. „Das ist Frau Kannuichi. Früher kam sie jeden Tag, jetzt einmal pro Woche, und fragt, ob ihre Tochter von ihrer Mission von vor drei Jahren endlich zurückgekehrt ist und ob es Nachrichten von ihr gibt. Sie fragt jede Woche immer wieder an der Rezeption nach, du hast sie bestimmt schon gesehen. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, ihre Tochter wieder zu sehen, obwohl es seit drei Jahren kein Lebenszeichen von ihr gibt. Und dies sind nur zwei Geschichten von hunderten, die sich hier täglich abspielen. Deswegen arbeite ich hier. Ich fühle es als meine Pflicht als Medic-Nin mein bestes zu tun. So wenig wie die Menschen ihre Lieben aufgeben, so wenig kann ich mit meinen medizinischen Fähigkeiten, die mich in die Lage versetzen, vielen zu helfen, aufgeben. Jedes Mal wenn ich sehe wie liebevoll Herr Sakumoto seine Frau nach 25 Jahren Ehe und 15 Jahren Krankheit noch immer ansieht, macht es mich glücklich, und ich weiß warum ich hier bin.“ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Es war früher Abend, als Ino Sakura den Zettel reichte, den sie von einem scheinbar genervten Genma zuvor in die Hand gedrückt bekommen hatte. „Ich habe jemanden besorgt, der heute Abend für dich hier aushilft. Das hat mich einen Urlaubstag gekostet! Du wirst also jetzt sofort alles stehen und liegen lassen und dich mit Kakashi treffen und ihr werdet euch aussprechen!“ Verdutzt las Sakura den Zettel. Nur Datum und Zeit standen darauf, dass weckte doch Erinnerungen. „Ihr beide habt jetzt so viele Gelegenheiten verstreichen lassen, das man fürchten muss eure Beziehung zerbricht daran, dass ihr euch nicht mehr zu Gesicht bekommt. Ich lasse nicht zu, dass so etwas unter meinen Augen meiner besten Freundin passiert. Du sollst nicht nur anderen beim leben zusehen, sondern auch selbst leben! Das habe ich für dich beschlossen! Ich bin hier um dich abzuholen.“ Sie krempelte sich unterstreichend die Ärmel hoch. „Wenn es sein muss, schleife ich dich auch hin. Ich bin stärker als du.“ „Das glaubst aber auch nur du!“ Sakura folgte der höchst entschlossenen Ino lächelnd in den großen Eingangsflur des Hospitals. Mit leichtem Zögern legte sie sich den weißen Kittel auf den Arm. „Komm schon, Sakura, greif dir endlich deinen Feierabend.“, rief Ino dramatisch. Wie auf ein geheimes Zeichen hin sprangen die Türen des Krankenhauses auf, und jede Menge weiß gekleidete Medic-Ninjas und ein paar ANBUs trugen Schwerverletzte auf Tragen herein. Im lauten Stimmen- und Menschengewirr entdeckte Sakura Shizune. Sie war anscheinend von ihrer Mission zurückgekehrt, verdreckt und in zerschlissener Jonin-Uniform, und koordinierte bereits das Geschehen, während Schwestern und Ärzte aus dem Krankenhaus herbeiströmten. Es war Shizunes Einheit, die da zurückkehrte… Was ist da passiert? Shizune verteilte die Patienten auf das Personal und entdeckte Sakura. „Du kannst später Feierabend machen, ich brauch dich jetzt. Dir gehört der hier.“ Sie deutete auf einen Mann in zerrissener ANBU-Uniform, der bereits auf ein Krankenbett gehievt wurde und von zwei Schwestern in ein anderes Zimmer gerollt wurde. „Sein Name ist Yagio Hirose.“, sagte eine der Schwestern, die seine Hundemarke ablas. Shizune erklärte gerade einem Arzt im Schnelldurchlauf das Wesentliche. „Die Mission ist schiefgelaufen. Eine ANBU-Patrouille hat uns im Wald aufgelesen und hierher gebracht. In meinem Team sind alle schwer verletzt oder schlimmeres. Sorgt dafür, dass die Überlebenden noch den Morgen sehen!“, war Shizunes Aufforderung an die Ärzte, die Leben der Männer und Frauen zu retten. Ein weiterer verletzter Shinobi wurde von zwei maskierten ANBUs gestützt herein getragen, und immer wieder brabbelte er vor sich hin. „Beschützt unsere Medic-Nin, beschützt sie…das ist so wichtig…“ Ino bemerkte, wie Sakura ihre Jacke wieder auszog und sich ihren Kittel umhängte. Ein kurzer, bedauernder Blick auf Ino, und Sakura folgte den Schwestern eilig zu ihrem Patient. Ino seufzte. Sie wandte sich frustriert um und verließ das Krankenhaus, um noch kurz etwas zu erledigen, bevor sie ebenfalls sah, wo sie vielleicht mit ihren Grundfähigkeiten helfen konnte. Sakura stand in dem hell beleuchteten, sterilen Raum und betrachtete ihren Patienten mit einer gewissen Hilflosigkeit. Ihr Herzschlag pulsierte ihr laut und rhythmisch in den Ohren, vermischte sich mit dem Flimmern und Piepen der medizinischen Gerätschaften, sodass sie die eindringliche Stimme der Schwester beinahe nicht hörte. „Sakura-San? Wie sind Ihre weiteren Instruktionen? Was sollen wir tun?“ Was sollen wir tun? Sakura schüttelte den Kopf. Was sie tun sollte? Es gab nichts mehr zu tun. Es war ihnen weder gelungen, die Blutung zu stoppen, noch die schweren Verletzungen zu heilen, es war zu spät. Vielleicht hätte Tsunade ihn retten können, aber Sakura wusste nicht weiter. Sie hatte das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben. Im Augenblick wollte ihr anscheinend gar nichts gelingen. Nicht einmal... „Herzflimmern! Wir verlieren ihn!“ In Windeseile war sie an seiner Seite und presste ihm die Hände mit grün glühendem Chakra auf die Brust, auch wenn die Gewissheit träge in ihr Bewusstsein sackte wie Tinte, die sich langsam in Wasser auflöst. Die Bemühungen sein Leben zu retten, würden auch jetzt nicht fruchten. Sie konnten ihn nicht zurückholen. Der anhaltende Piepton ertönte. Auch der Elektroschock brachte ihn nicht zurück. Wieder der Piepton, bis Sakura das Gerät abschaltete. Erschöpft ließ sie sich in einen Stuhl plumpsen, hielt sich eine kühle Hand gegen die Stirn und starrte auf die weißen Bettlaken mit den roten Pfützen. Von den parallelen Schnittwunden an seinem Arm tropfte es immer noch auf den Boden, und sie sah ihre eigenen, blutigen Fußabdrücke auf dem weißen Boden. „Er ist tot.“ Shizune hatte sich auf sie verlassen. Ihr war zum heulen. Eine der Schwestern, es war die Ältere der beiden, legte ihr die Hand auf die Schulter und ging vor ihr in die Knie. „Er war zu schwer verletzt, wir hatten von Anfang an keine Chance, Sakura-San.“ Geistesabwesend nickte Sakura. Yagio Hirose war sein Name. Sie würde ihn sich merken. In diesem Moment kam ein Pfleger mit quietschenden Sohlen an der Tür zu ihrem Raum zum Stehen. „Schnell, Sakura-San, Ihre Hilfe wird gebraucht. Sie müssen sofort kommen!“ Sakura atmete einmal tief die Luft aus, sprang auf und folgte dem Pfleger zum nächsten, sterbenden Patient. Saikawa war dessen Name. Jemand näherte sich ihm, und er blickte erwartungsfroh auf. Er wurde enttäuscht. „Ino. Kommt Sakura nicht?“ „Nein, sie kann nicht, ein Notfall.“ Er lächelte schwach und erhob sich. „Verstehe schon.“ ~~~ Als die Nacht zu Ende war und die Sonnenstrahlen bereits wieder den Tag erhellten, saßen Shizune und Sakura erschöpft nebeneinander mit dem Rücken gegen die kühle Wand gelehnt, eine Tasse Tee in den Händen, die ihnen Masako gemacht hatte. Ino schlief eingerollt unter einer dicken Wolldecke auf einer Sitzbank. Sie hatte nicht im Krankenzimmer bleiben wollen, aber sie hatte auch Sakuras Nähe nicht verlassen wollen. Nicht eine Träne und nicht ein Wort hatte Ino seit dem Augenblick verloren, als Sakura ihr mitgeteilt hatte, dass ihr Freund Saikawa auf seiner Mission mit Shizune gestorben war. Mit leeren Augen hatte Ino im Schock dagestanden, und mit einem Beruhigungsmittel war sie schließlich auf der unbequemen Bank hier eingeschlafen. Sakura tat Ino so leid, dass sie selbst mit den Tränen kämpfen musste. Mehr als einmal war sie neben die Schlafende getreten und hatte ihr behutsam das Haar aus dem Gesicht gestrichen, ihr über die Wange und Schultern gestreichelt, und hatte sich schließlich wieder neben Shizune an der Wand nieder gelassen. Sakuras Großmutter hatte an diesem Morgen zu Shizune gewollt, die beiden Frauen jedoch in einem jämmerlichen Zustand in diesem Raum vorgefunden, und hatte ihnen erst einmal eine heiße Tasse Tee für beide gemacht. Nach der letzten halben Stunde in einvernehmlichen, müden Schweigens, hatte Sakuras Großmutter die beiden schließlich dazu gebracht, über ein ganz bestimmtes Thema zu sprechen, während die alte Frau wie unsichtbar auf einem hinteren Stuhl im Schwesternraum platz genommen hatte und schweigend lauschte. „Ich habe eben gehört, Sachiko ist wieder da.“, bemerkte Shizune leise, und Sakura nickte schwach. Wollte sie jetzt überhaupt davon hören? Es war im Augenblick alles zu viel. „Die beiden haben sich kennengelernt, als das mit Rin passierte, musst du wissen. Rin und Kakashi waren ja in einem Genin-Team gewesen. Ich glaube, Sachiko war einfach zur richtigen Zeit da gewesen, sie und Kakashi waren fürchterlich verliebt ineinander. Sachiko hat einen vielschichtigen Charakter, ich mag sie jedenfalls sehr. Ich... weiß nicht ob Kakashi sie geliebt hat, aber verliebt war er auf jeden Fall in sie.“ Sakura nahm einen Schluck Tee und lauschte stumm Shizunes Worten. „Dann hieß es plötzlich, Sachiko habe auf Mission jemanden kennen gelernt und habe deswegen Konoha verlassen. Ich weiß nicht was an den Gerüchten dran war, es gab auch noch andere Gerüchte, aber Sachiko hat seit dem nie wieder einen Fuß in Konoha gesetzt. Bis vor kurzem. Es war alles sehr bedauerlich, ich glaube Sachiko wäre damals genau das richtige gewesen nach der Sache mit Rin, aber Sachiko braucht nun mal die Freiheit außerhalb Konohas, und sie lässt sich nicht einfangen. Sie verließ ihn. Aber vielleicht hat sie es sich anders überlegt.“ Nun überraschte Masako Sakura und bewies mit ihren folgenden Worten, dass sie sehr genau verfolgt hatte, warum ihre Enkelin in den letzten Tagen so niedergeschlagen war: Die raffinierte alte Dame war vollkommen informiert. „Ich fürchte, sie wird ihn unglücklich machen. Sie wird ihn wieder verlassen. Er ist so ein herzensguter Mensch, das hat er nicht verdient.“ „Aber sie wirken so glücklich miteinander.“, bemerkte Sakura, als sie sich an die Bilder des vergangenen Morgens erinnerte. Sogar ein Shinobi auf der Straße hatte zu seiner Begleitung über die beiden gesprochen: ‚Sie passen wirklich perfekt zu einander, sie sind das Konohas Traumpaar: Das perfekte Paar. Wie für einander bestimmt.’ Sakura seufzte innerlich. Es schmerzte. Alles. Ino hatte einmal zu ihr gesagt, während sie ihr langes, leuchtendes Haar über die Schultern geworfen hatte: „Oh, es gibt so viele Männer, die wegen mir unglücklich sind, sie sind unsterblich in mich verliebt, aber sie haben keine Chance: Ich bin eben schön und grausam zugleich, ein richtiges Stück.“ Sakura schüttelte Inos Bild aus ihren Gedanken. Sie wusste nicht, ob Ino und Sachiko sich ähnlich waren. Ob Ino und sie sich ähnlich waren. Was auch immer, sie musste sich mit Kakashi treffen noch bevor er auf Mission verschwand, und es klären. Auch wenn sie im Augenblick das Gefühl hatte, vor einer riesengroßen Wand zu stehen und nicht weiter zu können. „Kakashi hatte es nie leicht gehabt in seinem Leben.“, fuhr Shizune fort. „Er hat schon so viel einstecken müssen und erfahren müssen, das hat er nicht verdient. Er ist ein sehr lieber Mensch und ein zuverlässiger Freund, wenn auch nicht mit dem besten Zeitgefühl gesegnet. Aber weiteres Unglück hat er nicht verdient. Er hat das Beste verdient.“ Shizune warf ihrer jüngeren Kollegin einen wohlwollenden und vielsagenden Blick zu und hoffte, dass ihre Worte die Kunoichi ermutigen konnten, eine gute Entscheidung zu fällen und wieder mit Kakashi zu reden. Schließlich hatte Sakura ihn verdient. Sie verfielen in Schweigen. „Sakura?“ „Hm?“ „Noch etwas. Ich hatte es dir vorher vergessen zu sagen, verzeih mir, ich war mit meinen Gedanken so oft abgelenkt…“ –„Bei Iruka.“ – „…eh, ja. Jedenfalls hatte ich so ein schlechtes Gewissen weil ich damals das Reagenzglas nicht mehr verschlossen hatte, das du mir zum Untersuchen gegeben hattest, das mit der Flüssigkeit. Ich hab das Glas noch mal untersucht bevor ich auf Mission gegangen bin, und hab noch ein paar Rückstände gefunden.“ „Die Flüssigkeit ist also doch nicht vollständig verschwunden? Rückstände welcher Art?“ „Organisch. Es war organisch.“ Kakashi ging in Genmas Wohnung auf und ab und machte den anderen bald wahnsinnig, der dabei war sein Waffenarsenal mit sämtlichen Senbons zu reinigen und zu warten. Er trug nur seine Trainigshose und ein Handtuch lässig über einer Schulter, da er gerade vom Training gekommen war. Seine linke Wange war geschwollen und lief bereits bläulich an, er hatte beim Taijutsu-Training mit Raidou an diesem Tag deutlich den Kürzeren gezogen. „Wenn du nicht bald aufhörst herum zu rennen, werde ich diese Waffen alle zu benutzen um dich am Boden festzunageln, wenn es sein muss.“, knurrte Genma an seinem Senbon vorbei. Kakashi blieb schließlich stehen und legte die Hand ans Kinn. „Ich werde es ihr sagen.“ „Ihr was sagen?“ „Heute werde ich ihr sagen, dass ich sie sehr gern hab. Ich bin heute morgen aufgewacht und wusste es plötzlich. Ich hab lange drüber nachdenken müssen, aber da sie mir die letzten Tage und Nächte einfach nicht aus dem Kopf gegangen ist und ich nicht weiß, zu welchem Schluss ich sonst noch kommen kann, bin ich mir jetzt sicher. Ich... möchte... Nun ja...“ „Darf man fragen wen du meinst? Sachiko?“, fragte Genma, der seine Wurfsterne im Augenblick viel wichtiger fand. „Nein. Ich meine Sakura.“ Ein paar Tage und Nächte mit ihr, und nun kann ich mich nur über mich selbst wundern. Ich denke nicht nur ständig an sie, ich... vermisse sie. Genma hob eine Augenbraue und vergaß die Waffen. „Jetzt hast du vollkommen den Verstand verloren. Hast du für diese Erkenntnis die letzten sechs Tage in Lethargie gebraucht? Hättest du das nicht gleich rausrücken können? Ist das so ne Art Dramatische Bindungsangst, oder was?!“ „Ich finde ich bin sehr männlich mit der Situation umgegangen.", sagte Kakashi schmollend. "Ich werde es ihr heute sagen. Ah, weißt du eigentlich wie viel Mut mich das gerade alles gekostet hat?“ Genma grinste hämisch. „Wie viel Mut wird es dich erst kosten, es ihr ins Gesicht zu sagen?“ Es war ein irgendwie verlegenes Treffen, als sich Sakura und Kakashi gegenüberstanden. Sie wirkte müde und abgespannt und vermied jeden direkten Blickkontakt, und das verunsicherte ihn. Sie wusste immer noch nicht, was richtig und was falsch war, aber sie hatte darunter gelitten, dass sie Kakashi nicht gesehen hatte in den letzten Tagen. Beziehungsweise hatte es ihr jedes Mal einen Stich versetzt, wenn sie ihn mit Sachiko irgendwo gesehen hatte. Sie fühlte sich wirklich müde. Nun standen sie sich gegenüber im Gang des Hauptgebäudes in Hör- und Sichtweite des Jonin-Aufenthaltsraumes, wo Shizune und Iruka, Kurenai und Asuma, Genma und Hana und auch Raidou das Geschehen gebannt und stillschweigend verfolgten. Es waren Shizune und Genma gewesen, die das Treffen der beiden arrangiert hatten, und es war der allgemeinen Neugierde und dem Zufall zu verdanken, dass dieses Treffen hier stattfand. Die Beobachter saßen an der Theke, und Raidou mixte gerade ein vitaminreiches Getränk für alle zurecht. Aus den Augenwinkeln und durch das Glasfenster zum Gang beobachteten sie die beiden und versuchten ihrem gedämpften Gespräch zu folgen. „Sakura, ich bin in den letzten Tagen sehr viel zum Überlegen gekommen.“ Kakashi kratzte sich am Hinterkopf und flüchtete sich in ein glückliches Grinsen. „Genug Zeit dazu hatten wir ja beide.“, entgegnete Sakura, und Kakashis Grinsen verblasste. „Ich bedaure es, wie es in den letzten Tagen gelaufen ist. Es tut mir Leid, dass… dass alles so durcheinander lief, und...ja. Aber ich habe mich seit damals Rin und Sachiko verschwanden… nicht mehr so frei und …wohl gefühlt wie mit dir. Ich habe mich falsch verhalten in den letzten Tagen und muss mich entschuldigen. Sag nur ein Wort, und ich…“ Sakura hob in Anko-Manier die Hand, und Kakashi schwieg sofort. „Etwas anderes fällt dir jetzt nicht ein?“ Sie lachte erschöpft. Diese Situation war irgendwie überfordernd für sie. „Bitte hör auf damit.“ Shizune beugte sich im Nebenraum gebannt vor, konnte aber kein Wort verstehen. „Was sie ihm wohl sagen wird?“ „Wenn sie ja sagt, kommen sie wieder zusammen, wenn sie nein sagt kann er’s knicken, aber dann steht Sachiko sofort auf der Schwelle.“, äußerte Genma, nippte an seinem sauren Saft und verzog sogleich das Gesicht, worauf hin Raidou sich verlegen den Hinterkopf rieb und die Zutatenliste noch einmal überprüfte. „Ich wüsste gerne, wie du empfindest. Ich weiß nicht recht, wie ich mich dir gegenüber jetzt verhalten soll, ich bin zugegebenermaßen verunsichert. Aber was ich weiß ist, dass ich mehr Zeit mit dir verbringen möchte.“ Er versuchte ihren Blick einzufangen, aber Sakuras Jadeaugen blickten wütend durch das Fenster auf die Shinobis an der Theke. „Willst du nichts sagen? Wir könnten nach meiner Mission zusammen einen Ausflug machen und Erinnerungen sammeln, die nicht aus unseren individuellen Vergangenheiten stammen. Ganz entspannt und ohne Stress. Nur wir beide. Und vielleicht noch eine Angelrute.“ Er lächelte wieder, und da schaute Sakura auf, und ihre Augen blitzten. „Du verstehst nicht, Kakashi. Ich liebe dich nicht!“ Kakashis Gesichtszüge entglitten, wohl verborgen unter dem Stoff der schwarzen Gesichtsmaske. Man musste kein Genie sein um diese Worte auf Anhieb zu verstehen. Genma bemerkte die Veränderung. „Was sie wohl zu ihm gesagt hat?“ Sie beobachteten, wie Sakura Sharingan-Kakashi verstohlen ansah und wie sie nach kurzem Zögern schnell in die eine, und Kakashi langsam in die andere Richtung, davon ging. Shizune seufzte auf. „So ein Mist, ich wollte doch, dass sie die andere Entscheidung trifft.“ „Wovon redest du?“, erkundigte sich Genma ungeduldig. „Sakura glaubt, Kakashi würde mit Sachiko das bessere Glück erleben. Deswegen hat sie ihn angelogen.“ Genma klatschte sich auf die Stirn. „Weiber!“, rief er frustriert aus, was ihm eine schmerzhafte Kopfnuss von Hana einhandelte. "Na, ist doch wahr!" Shizune blickte Iruka unglücklich an, und er nahm sie in seine Arme. „Sie hat ihre Wahl getroffen um das Beste für Kakashi zu erreichen. Sie ist ein herzensguter Mensch.“, sagte er. „Wenigstens diesesmal hätte sie doch egoistisch handeln können.“ „Das ist nicht ihre Art.“ „Warum machen sie es sich nur so schwer?“ „Weil es nie einfach ist im Leben, und keiner einem die perfekten Entscheidungen vorsagen kann, da niemand die Zukunft kennt.“ ~ Als Sakura das Hauptgebäude verließ und auf die Straße trat, presste sie sich ungläubig die Hand auf den Mund. "Bin ich eigentlich verrückt?" Dann aber verzog sie trotzig die Lippen, ballte die Fäuste und ging weiter. "Ja. Muss wohl.", beantwortete sie sich ihre Frage selbst. ~~~ Der nächste Tag. Hagane Kotetsu und Kamizuki Izumo lösten die Wachschicht am Haupttor ab. Kurz sprachen sie mit den beiden Chuunin, dann verabschiedeten sie sich voneinander. Der Wachhund, Shogen, begrüßte Kotetsu überschwänglich und ließ nicht eher von ihm ab, bis er ihn mit der großen Hand hinter den Ohren gekrault hatte. Izumo betrachtete derweil die Händler, die bereits den ganzen Morgen in die Stadt strömten, mit ihren schwerfälligen Zugtieren und den laut knarrenden Karren, die vollbeladen waren mit frischen Obst und Gemüse vom Umland. Izumo kniff die Augen gegen die tief stehende Sonne zu und blinzelte. Aus der Ferne rückte eine kleine Reisegruppe an. In ihrer Mitte trugen sie eine Sänfte. Blitzschnell zählte Izumo. Sechs Männer zu Fuß, eine Frau in der einfachen Kleidung einer Zofe, vier Berittene. Nur langsam näherte sich der Tross. Kotetsu bemerkte ihn ebenfalls und runzelte die Stirn. „Hoher Besuch?“ „Es wäre zu wünschen. Tsunade-Sama ist in der letzten Woche ziemlich schlecht gelaunt gewesen, vor allem nachdem vor zwei Tagen Shizunes Einheit wieder zurückkam, und wir durften sinnlos so viele Unterlagen wie nie herumtragen. Ein zahlungskräftiger Kunde könnte ihre Laune heben.“, bemerkte Izumo. Kotetsu grinste schief. „Wollen wir´s hoffen.“ Mit den Händen tief in den Taschen vergraben schlurfte Kakashi zum Büro der Hokage, um seine angekündigte Mission zu empfangen. Heute Morgen hatte die kleine Gartenvogelscheuche der Nachbarn zerfetzt von wilden Katzen vor seiner Haustür gelegen und ihn aus ihrem verbliebenen Knopfauge heraus irre angestarrt. Er glaubte nicht an schlechte Omen für Missionen, aber was für ein beunruhigender Anblick das gewesen war... „Kakashi.“, lautete die knappe Begrüßung der Hokage, als er ins Büro schlenderte. „Wie angekündigt beginnt heute deine Mission, ich hoffe du hast dich angemessen vorbereiten können.“ Er nickte knapp. „Gut. Okoi!“ Rief sie einen Namen. Neben Kakashi erschien kniend eine ANBU. Sie hatte langes, violettes Haar, das ihr bis über die Schultern fiel, und trug eine Maske, die grob einem Vogel nachgebildet war. „Hai!“, antwortete sie. „Shirakawa Okoi. Du wirst Kakashi auf dieser Mission ins Land der Reisfelder begleiten. Kommt danach so schnell wie möglich wieder, denn ich habe noch einen weitere Aufgabe für euch, die mit dem Auftrag im Land der Reisfelder zusammenhängen könnte.“ Kakashi betrachtete die Frau neben sich kurz. Er kannte sie flüchtig, sie war eine entfernte Cousine Yugaos, aber sie waren noch nie zusammen auf einer Mission gewesen. Aber er wusste, es würde mit ihr zu keinen Schwierigkeiten kommen. Okoi stand in dem Ruf, eine teamfähige, zuverlässige und fähige ANBU zu sein, mit hervorragenden strategischen Fähigkeiten. Leise klopfte es an die Tür und Shizune betrat ohne Aufforderung das Büro. „Tsunade-Sama. Lady Kusanagi ist soeben eingetroffen.“ Die Hokage brummte wütend. „Sie ist mehr als zehn Tage zu früh da.“ „Sie sagt, sie möchte sich so lange in der Stadt aufhalten, besteht aber auf einen gemeinsamen Tee in einer halben Stunde.“ „Was fällt ihr ein…! Soll sie eben kommen. Den Tee soll sie haben, die restlichen zehn Tage soll sie sich sonst wie beschäftigen.“, brummte die Hokage. Mit einem kaum merklichen Nicken entließ sie Shizune und wandte sich wieder den beiden Ninjas vor sich zu. „Ihr habt genau zwölf Tage, um zurückzukehren. Danach werdet ihr Lady Kusanagi ins Land des Nebels begleiten. Es gibt Anzeichen, dass sich dort ein Feudalherr gut mit Orochimaru hält und sich mit einem gewissen Feudalherrn aus dem Feuerland angefreundet hat. Aber dazu mehr, wenn ihr wieder zurück seid.“ Kakashi und Okoi nickten. Sie schulterten ihre Rucksäcke und brachen auf. Als sie Konohas Torflügel im Nu verließen, und Kotetsu und Izumo nur gerade ebenso noch Zeit hatten viel Erfolg zu wünschen, schaute Sakura ihnen beunruhigt aus der Ferne nach. Tsunade stand neben Jiraiya am Fenster in ihrem Büro und blickte auf ihre Stadt, dorthin, wo Kakashi und Okoi verschwunden sein mussten. „Shizune ist wieder zurück, aber ihr restliches Team ist fast vollständig verloren. Auch diese Mission in Iwa ist gescheitert, Tsunade.“, bemerkte Jiraiya. Die Hokage nickte. Sie hatte nicht vor, eine weitere Truppe zu schicken. Jedenfalls nicht direkt nach Iwa. Und diesesmal würde sie Kakashi und Okoi schicken, wenn sie wieder zurückkehrten. Die jetzige Klasse B-Spionage-Mission war dazu da, dass sie sich als Team aneinander gewöhnen konnten. Hoffentlich würde dieses Team sich besser schlagen als die Teams zuvor. „So wie es jetzt aussieht, Jiraiya, glaube ich langsam nicht mehr an Zufälle.“ Jiraiya nickte ernst und schaute auf. „Wir sollten es erst weiter überprüfen, aber da Shizunes Mission ebenfalls fehlgeschlagen ist, habe auch ich so meine Befürchtungen...“ Tsunades Blick wurde hart und sie verschränkte die Hände auf dem Rücken. „Die Zeichen sind recht eindeutig, Jiraiya. Es gibt in Konoha im Missionsbüro einen Spion.“ ~~~Ende Kapitel 6~~~ Na, wer ahnt auf welche Mission Kakashi und Okoi gerade aufgebrochen sind? Wer ahnt, wie sie enden wird? Der Prolog ist ihr Ende. Kommentare mit Anmerkungen, Verbesserungsvorschlägen, sonstigen Ideen, Freudensbekundungen und so weiter sind immer erwünscht! :) Das nächste Kapitel heißt: „Heimkehr“ Anmerkung: Das verrückte Wissen meiner Cousine ist die „bepisstes Stroh unters Bett legen gibt Flöhe“-Sache, die ich so absurd-verrückt fand, dass ich sie natürlich mal wieder irgendwie einbauen musste. Sehts mir nach.^^° Kapitel 8: Heimkehr ------------------- Moinsen Folks!^^ Hier das neue Kapitel, frisch überarbeitet und mit einer nachträglich eingefügten Szene (Seite 3&4), die mir noch eingefallen ist und die ich unbedingt noch reinbringen wollte.^^ Schade, dass viele im letzten Kapitel nicht viel mit Sachiko (spricht sich Satschiko) anfangen konnten. Ich wollte schon immer mal was mit ner „Geisha-Braut/Kunoichi“ in diesen schicken und edlen Klamotten schreiben. Die sind doch toll.^^ Find ich faszinierend. Aber was solls. Auf zum nächsten Kapitel, und hier ist es. Sollte ich die Handlungsstränge irgendwie zu kompliziert gestaltet haben, sagt es mir bitte. Ich weiß, dass mein Plot ziemlich voll ist.^^° Warnung: Vernichtung einer Beerenfrucht! O.o Kapitel 7 ~Heimkehr ~ Gerüchte verbreiten sich manchmal rasend schnell. Vor allem, je geheimnisvoller und tragischer sie waren. Und in Konoha funktionierte das Netz der Gerüchteküche immer dann besonders gut, wenn Izumo und Kotetsu Wachdienst am Tor hatten. Sakura stürmte die Gänge entlang, ihre Schritte hallten auf dem frisch polierten Boden und von den weißen, kargen Wänden wider. Als Zimmertür 2.21 in Sichtweite kam, wurden ihre Schritte langsamer bis ihr Klang schließlich verebbte. Ihre Hand erhob sich, berührte die Türklinke aber nicht. Im Inneren des Raumes hörte sie Tsunades und Shizunes leise Stimmen und Schritte, dann wurde die Tür aufgestoßen und die Hokage stampfte heraus, mit einem so ernstem Gesichtsausdruck als hätte sie soeben zigmal hintereinander im Lotto gewonnen, und einem Stapel Unterlagen in ihrem Arm. Sakura war schnell zur Seite getreten und hatte sich hinter der Tür versteckt. Als Tsunade davon eilte, ließ sich Sakura mit dem Rücken an der kühlen Wand entlang hinab gleiten und vergrub den Kopf tief zwischen den Armen. Kakashi war wieder zurückgekehrt von seiner Mission. Lebendig. Verletzt. Und als einziger. Naruto spazierte gutgelaunt am frühen Morgen über die belebten Markstraßen. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen begutachtete er einen besonders knackigen Apfel auf einem der Marktstände. Er beugte sich vor um die besonders lecker aussehende Köstlichkeit akribisch zu beäugen, und schnappte dabei ein paar Worte vorbeigehender Shinobis auf. Es waren nur Wortfetzen, und eigentlich hätte es ihn nicht interessiert, aber die eindringliche, leise Art, wie sie hinter hervor gehaltener Hand den Namen einer ganz bestimmten Person dabei fallen ließen, ließ Naruto aufhorchen. „…hab gehört sie hätten Kakashi heute Nacht ins Krankenhaus gebracht. Es wird gemunkelt, man hätte ihn schwer verletzt aber bis an die Zähne bewaffnet in einem Barraum voller Leichen gefunden…“ – „Vielleicht ist er ja ausgetickt und…“ Narutos Augen weiteten sich, sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und die Worte schienen sich wild und bedrohlich in seinem Kopf umher zu drehen. Er richtete sich erschrocken auf und wollte die beiden Shinobis ansprechen, und sie fragen, ob Kakashi wirklich im Krankenhaus lag und was da Grauseliges passiert sei, aber es herrschte so ein Treiben auf der Straße, dass er nicht wusste welche Shinobis diese Worte gerade gesagt hatten. Seine Faust ballte sich, und nervös streiften seine blauen Augen über die lauten Bürger und Händler um ihn herum, und er glaubte mehr als einmal einen merkwürdigen oder verunsicherten Blick auf sich zu spüren. Naruto vergaß die schönen Äpfel des Marktstandes und machte sich umgehend auf zum Krankenhaus, um selbst zu überprüfen, ob das ein schlechter Scherz war, oder einfach nur eine Fehlinformation. Immer wieder glaubte er, schlimme Sachen zu hören, Geflüster, Diskussionen, und anderes. Jonins warfen sich Blicke zu, sahen Naruto und schwiegen schnell oder schauten weg. Es lag eine merkwürdige, angespannte Stimmung in der Luft. Er beschleunigte seine Schritte, aufs Äußerste beunruhigt, und wäre auf der Türschwelle zum Krankenhaus beinahe mit Morino Ibiki zusammengestoßen. Der dunkle Hüne hob eine Augenbraue und ließ Naruto an sich vorbeiziehen. Aufgebracht verlangte Naruto an der Rezeption Informationen über Kakashi zu erfahren. „Hatake-San darf im Augenblick keinen Besuch empfangen.“, sagte die strenge Schwester an der Rezeption. „Dann sagen Sie mir doch wenigstens, was mit ihm los ist!“ Naruto schrie beinahe, aber das regelorientierte Herz der Frau ließ sich nicht erweichen. „Nein, ich darf keine Informationen einfach so an irgendwelche Personen weitergeben.“ „Aber er war doch mein Sensei…“ „Nein! Und jetzt mach, dass du verschwindest, ich hab keine Zeit mich um Lausebengel wie dich zu kümmern! Hatake-San darf frühestens heute Abend Besuch empfangen. Komm dann wieder!“ ~~~ „Die Mission ist komplett gescheitert. Shizune hat ihn untersucht und wird ihn behandeln. Im Augenblick sieht alles danach aus, als würde er keine bleibenden Schäden davon tragen. Die Ursache für seinen Gedächtnisverlust kann vielerlei Gründe haben, konnte aber bisher nicht geklärt werden. Es sieht ganz danach aus, als wäre er während den größten Teil der Nacht bewusstlos gewesen.“ Tsunade verrührte scheinbar lustlos mit dem kleinen Silberlöffel Zucker in ihrem Kaffe. „Was genau ist eigentlich passiert?“, fragte Ibiki ruhig. „Es gibt bereits Gerüchte unter den Jonin, die Torwache muss geredet haben… und anscheinend auch ein paar ANBU.“ „Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung.“, winkte Tsunade verärgert ab. „Wir wissen beide, dass Kakashi diese ganzen Menschen nicht umgebracht hat, er steht nicht einmal offiziell in Verdacht. Wir beide kennen ihn sehr gut und wissen, dass er dazu nicht in der Lage wäre. Außerdem war er bewusstlos während es geschah. Diese ganzen Gerüchte sind sofort zu unterbinden, ist das klar? Ich schütze meine Shinobis vor sinnlosem Geschwätz und ich lasse nicht zu, dass irgendjemand solche Lügenmärchen über einen unserer Shinobi verbreitet. Okois Tod ist ein schwerer Verlust, und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um die Umstände ihres Todes aufklären zu lassen. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand der ANBU ist nach wie vor unbekannt, wer Okoi und die anderen Menschen ermordet hat. Aber wer auch immer es war, muss sehr stark gewesen sein, sodass nicht einmal Kakashi diese Person hat aufhalten können. Wir müssen von großem Glück sprechen, dass Kakashi relativ wohlbehalten zu uns zurückgekehrt ist. Ein ANBU äußerte seinen Verdacht, dass er glaubt, jemand möchte Kakashi dieses Massaker anhängen. Gerade jetzt muss Konoha sich auf seine fähigen Shinobis verlassen können, wir sind in schwierigen Zeiten. Was auch immer mit den Geschehnissen der Mission bezweckt wurde, Kakashi wird in Zukunft besser geschützt werden.“ „Wird er Missionen ausführen in nächster Zeit?“ „Ja, dagegen spricht nicht viel. Außerdem brauchen wir ihn.“, antwortete Tsunade, aber Ibiki konnte ihr ansehen, dass noch mehr dahinter steckte, Kakashi wieder auf Mission zu schicken. „Es gibt eine spezielle Mission, bei der ich weiß, dass sie bei ihm in besten Händen ist; er genießt nach wie vor mein vollstes Vertrauen. Und er wird starke Begleitung haben. Er wird Ende der Woche mit einigen anderen nach Iwa gehen.“ Ibiki nickte. „Was ist dann meine Aufgabe?“, fragte er, da er wissen wollte warum Tsunade ihn an diesem Morgen in ihr Arbeitszimmer im Krankenhaus zitiert hatte. „Ich möchte, dass du versuchst herauszufinden was auf dieser Mission von Kakashi und Okoi schief gelaufen ist. Wenn es jemanden gibt, der unmögliche Informationen aus Shinobis herausbekommen kann, dann du. Ich will wissen warum Okoi sterben musste. Zimmer 2.21.“ Der dunkle Spezial-Jonin nickte stumm und wandte sich um. Die Tür öffnete sich und Kakashi sah auf. Er hatte sich schon gedacht, dass es früher oder später so weit sein würde, und es war früher geworden. Ibiki Morino grüßte ihn nickend und schloss die Raumtür hinter sich. Ibiki stand neben Kakashis Bettrand und unterhielt sich immer noch mit ihm. Seit etwa einer Stunde war der Befragungsspezialist bei ihm und hatte sich mit ihm unterhalten, verschiedene Jutsus ausprobiert, andere Möglichkeiten ausprobiert, und wieder geredet. Doch seine Bemühungen blieben fruchtlos, Kakashi erinnerte sich nicht, was geschehen war bevor er das Bewusstsein verloren hatte. Es gab keine passende Erinnerung zu der Nacht vor zwei Tagen, sie waren alle verschwunden. Und bewusstlos sammelte man keine Erinnerungen. Ibiki erhob sich und Shizune kam zum stündlichen Check vorbei. Auf ihren fragenden Blick antwortete der Spezial-Jonin mit einem Kopfschütteln, und Shizune machte sich betrübt an ihre Arbeit. Als sie Kakashi ausreichend durchgecheckt hatte, konnte sie ihm mitteilen, dass er diese Nacht zur Beobachtung noch hier bleiben müsse, aber am nächsten Tag voraussichtlich entlassen werden konnte. Als sie sich dann wieder aus dem Zimmer begab, entdeckte sie Sakura, die immer noch neben der Tür saß und noch kein einziges Mal in den Raum neben ihrer Schulter hineingegangen war. Shizune ging vor ihr in die Hocke, legte ihr eine Hand sanft auf die Schulter und sprach sie an. „Sakura, willst du ihn nicht besuchen? Er würde sich bestimmt sehr freuen dich zu sehen.“ Sakura schüttelte stumm den Kopf, und Shizune seufzte. „Er wird es überstehen, Sakura, aber er bräuchte jetzt jemanden an seiner Seite. Es ist nicht leicht gewesen für ihn, bestimmt nicht, er hat immer noch einen Schock. Es war eine harte Mission.“ Sakura vergrub ihren Kopf tiefer zwischen den Armen ohne aufzuschauen. Es war nicht mehr ihre Aufgabe. Er wollte sie bestimmt nicht sehen. Ausgerechnet sie wohl am wenigsten. „Es bringt auch nichts, die ganze Zeit neben seiner Tür zu hocken.“ Shizune wollte Sakura aufrütteln, aber die Jüngere schüttelte ihren Arm ab und rollte sich wieder in ihre Haltung ein. Seufzend ließ Shizune es sein und ließ sie dort sitzen. Es wurde langsam dunkel und kühler. Kakashi saß aufrecht in seinem Krankenbett, er war allein in dem Zimmer, die anderen beiden Betten waren leer. Sein Arm lag auf seinem angezogenen Bein, die Schulter schmerzte. Neben ihm auf dem Tischchen standen Blumensträuße, Karten und Pralinen. Ein Buch lag auch dort, Genma hatte es vorbeigebracht. Auf dem Cover rankten sich zwei leicht bekleidete Damen um den Titel des Buches: Der einsame Samurai und die sieben wilden Kunoichis. Band 1: In der Hitze der Nacht. Naruto war vor kurzem bei ihm gewesen, hatte aber kaum ein klares Wort herausgekriegt, bis er auf einmal platzte und sich seinen ganzen Frust über die Gerüchte vom Leib schrie und im selben Atemzug versicherte er, dass er keinen Augenblick daran zweifelte, dass Kakashi Opfer übler Verleumdungen war, und da niemand beweisen konnte, dass er etwas damit zu tun hatte, er ja wohl unschuldig war. Kakashi hatte mit einem riesengroßen Schweißtropfen im Gesicht dagesessen und der energiegeladenen Rede des Fuchsjungen gelauscht. Wie gut, dass es Naruto gab. Er wusste, dass sie da war. In der Besuchszeit war sie gegangen, aber als niemand mehr da war hatte sie vor seiner Tür gestanden ohne herein zu kommen. Kakashi wusste die ganze Zeit über, dass Sakura neben der Tür draußen im kalten Flur saß, und noch immer nicht herein kommen wollte. Sachiko war vorhin auch hier gewesen. Sie hatte ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben und hatte sich verabschiedet. An diesem Abend tat Sakura etwas, was sie sonst nie tat. Als es dunkel war, hatte sie sich erhoben und war in eine Bar gegangen, alleine, und hatte sich ein alkoholisches Getränk bestellt. Dafür, dass sie Tsunade sonst immer für ein solches Vorgehen tadelte, war es ihr überraschend schnell in den Sinn gekommen, dieses Vorgehen selbst in die Tat umzusetzen. Schon nach dem ersten Schluck bedauerte sie ihre Wahl, biss aber in den sauren Apfel hinein und trank in einem Zug aus. Sie hustete und ihr traten die Tränen in die Augen, aber sie bestellte sogleich noch eines. Sie bemerkte gar nicht, wie der Barhocker neben ihr weggezogen wurde und sich eine Frau darauf setzte. Erst als sie die Stimme laut nach Sake verlangen hörte, erkannte sie Anko neben sich. Die ältere Kunoichi nippte an ihrer Schale und stellte sie ungewohnt sanft wieder auf den Tresen. „Sachiko ist gegangen.“, sagte sie leise. Sakura schaute auf. „Sachiko hat Konoha wieder verlassen, genau wie damals. Aus dem gleichen Grund.“ Sakura wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste nicht einmal recht, was es ihr im Augenblick bedeutete. Etwas anderes lastete viel schwerer auf ihrer Seele. „Du hast das von Kakashi gehört, nicht.“, meinte Anko, nicht als Frage, sondern als Feststellung. Sakura nickte. „Warum unterhältst du dich mit mir, Anko?“, fragte sie leise. Anko lachte kurz und bitter auf und schenkte sich erneut ein. „Glaubst du etwa, ich vertrage es nicht, wenn ich einen Korb bekomme und hasse dich deswegen? Ich bin Sachiko gerne nachtragend gegenüber, aber das ist in Ordnung und tut uns beiden gut. Ich bin Aoba gegenüber ein wenig nachtragend gewesen und hab die Quittung dafür kassiert. Aber das heißt nicht, dass ich mich wochenlang im Elend suhle, ich bitte dich. Ich hab nichts gegen dich, und im Augenblick scheinst du ja auch nicht gerade vom Glück verfolgt.“ Anko trank ihren Sake und schüttelte sich anschließend. „Was tun die nur da rein? Heute schmeckt der Sake ja mal wieder besonders scheußlich.“ Anko schielte auf eine Reaktion, aber Sakura hatte die ganze Zeit über schweigend dagesessen und sich nicht gerührt. „Deine Freundin Ino ist nicht da, stimmts?“ Ein kaum merkliches Nicken. „Shizune hats mir erzählt, deine Freundin ist mit der kleinen Hyuga auf Mission. Ich bin nicht so der gute Zuhörer, das kann ich gleich klar stellen, aber ich hab immer ne Meinung. Also wenn du reden möchtest oder lieber noch mehr von diesem Gift in dich reinschütten willst und als verbitterte alte Kunoichi in dieser Bar hier enden möchtest, dann bin ich schon mal hier, damit du den ersten grässlichen Schritt dahin nicht allein machen musst. Aber ich werde nicht ewig hier sitzen.“ Es war ungewohnt, eine so ernste und ruhige Anko in einer Bar neben ihr sitzen zu sehen. So ganz ohne das übliche Fluchen und übertriebene Spitznamen-Verteilen nach Kleintieren wie zum Beispiel 'Mäuschen' oder 'Made'. So ernst war die Situation also… Sakuras Finger schlossen sich einen Moment fester um ihr Glas. Ihre Gedanken drehten sich in einem Wirbelsturm aus Gefühlen und Stimmen. Den Stimmen, die sie den Morgen vernommen hatte. Gerüchte. Andere Dinge. ‚Vielleicht ist er ausgetickt.’ ‚Sachiko ist gegangen.’ ‚Die sind alle tot, von der Mission lebt außer ihm keiner mehr.’ ‚Sie sind ein Traumpaar.’ ‚Was auch immer du tust, tu ihm nicht weh.’ ‚In einer Beziehung mit Kakashi wird man nicht glücklich, glaub mir.’ Ino war nicht da. Shizune war im Krankenhaus. Naruto aß mit Iruka Ramen. Kakashi wäre auf Mission beinahe gestorben. „Glaubst du… er hat es getan?“, fragte Sakura plötzlich. Ihre Stimme war in dem Lärm der Bar kaum zu hören, aber Anko hatte feine Ohren. „Kakashi? Von den meisten Menschen die ich kenne hat er nun wirklich das Recht, verrückt zu sein.“ Da war die alte Anko wieder. „Verrückt?“ „Ja. Er ist doch ein Genius, ein Genie. Jeder Genius hat auch irgendwo einen Hau im Oberstübchen. Die sind doch alle nicht mehr ganz klar. Genie und Wahnsinn und so die Schiene. Mäuschen, was meinst du, warum ich nur mit Kakashi geschlafen habe, aber keine Beziehung angefangen habe?! Der ist einfach zu kaputt.“ „Kaputt? Wie… Wie kannst du nur so über ihn reden?“ „Nicht gleich an Fassungslosigkeit sterben, Kleine. Damit meine ich, dass jeder Ninja auch mal austicken kann.“ „Aber… Kakashi ist doch… Das mag ja sein, aber er würde so etwas niemals tun. So ist er nicht.“ „Natürlich, natürlich. Hab ja nichts Gegenteiliges behauptet. Aber hast du mal überlegt, was alles in seiner Vergangenheit passiert is? Du weißt das doch, überleg doch mal. Sein Vater hat Seppuku begangen als er gerade mal vier war. Seine Mutter ist ebenfalls gestorben. Sein Genin-Team ist zu einem drittel tot, und zu einem anderen drittel verrückt und kann sich nur in guten Momenten überhaupt daran erinnern, dass Kakashi überhaupt noch lebt. Er ist allein. Selbst sein Sensei hat sich fürs Dorf geopfert und ist tot. Und wer weiß, was alles noch so passiert is auf seinen über 1000 Missionen, schließlich ist der, seit der sechs Jahre alt is ein Chuunin, mit 13 bei den ANBU... Was er da alles gesehen hat... Du weißt nicht was er alles gesehen hat!... Verdammt, das ist doch so ein unglaubliches Gewicht, das alles… Ich werd schon ganz depressiv, wenn ich nur daran denke.“ Anko nahm einen kräftigen Schluck Sake, schüttelte sich, und sprach weiter. „Der Junge KANN da nicht normal rausgekommen sein. Schon, er ist stark. Aber… Verstehst du, was ich meine? Selbst Sachiko hat ihn deswegen aufgegeben. Sie kam nicht mit seiner Vergangenheit klar. Sie hat ihn einmal verlassen, und sie hat es ein zweites Mal getan als es hieß, er könne vielleicht für das Massaker in Ji-Kon verantwortlich sein. Der Junge ist gestraft. Das Pech verfolgt ihn schon sein ganzes Leben, und wird wohl auch nicht damit aufhören. Es ist immer bei ihm, wie ein Fluch. Sachiko und ich wissen dass, und für uns is… Für uns ist das zuviel.“ Zum Ende hin war Ankos Stimme leise geworden, resignierter. „Er kann machen was er will, verstehst du? Es ist der Fluch.“ Sakura legte das Geld auf den Tresen, ließ ihr Getränk unangetastet stehen und verließ ohne ein weiteres Wort die Bar. Sie wünschte sich, Ino wäre bei ihr. Kakashi hatte einen traumlosen Schlaf, erwachte aber plötzlich und sah einen Schatten über sein Bett gebeugt. Er erkannte sie sofort. „Ich habe gehört, es geht dir nicht gut, Kakashi.“ Ihre leise, zarte Stimme drang wie Silber durch das mondbeschienene, bläuliche Zimmer, ihre Augen waren blass und hatten einen melancholisch verträumten Ausdruck. „Ich wollte dich besuchen und sehen, ob es dir wirklich nicht gut geht.“ Sie nahm seine Hand und legte sie sich an ihre fahle Wange. Er lächelte zaghaft. „Mach dir keine Sorgen, Rin.“ Eine Träne lief ihre Wange entlang, und bekümmert streichelte sie mit dem Finger zaghaft über seine Wange. Sie wollte ihn nicht verlieren. Er wusste das. Sie schloss ihre dünnen Arme fest um ihn und er erwiderte ihre Umarmung, froh, sie in seiner Nähe zu haben. „Bitte verlass du mich nicht auch. Stirb mir nicht, Kakashi.“, wisperte sie ihm ins Ohr, und er drückte sie fest an sich. -----------~~obligatorischer Kapitel-Trennstrich, yeah, Handkanten-Sortier-Schlag!~~--------------- Shizune kam am nächsten Morgen und fand Rins schlanken Puppen-Körper eng an den des starken, schlafenden Kopier-Ninjas gepresst. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, und geistesabwesend spielte einer ihrer Porzellanfinger mit einer grauen Haarsträhne. Shizune legte den Kopf schräg und schaute sich die friedliche Szene an. Rins Blick war wieder in die Ferne gerichtet, und sie wehrte sich nicht, als Shizune sie etwas später sanft von Kakashis schlafender Form wegzog, um die ehemalige Shinobi zurück in ihr Zimmer zu ihren Medikamenten zu geleiten. Kakashi wurde entlassen und durfte nach Hause. Er sollte sich noch schonen, aber er hatte weder physische, noch mentale Schäden davon getragen, wie die Untersuchungen zweifelsfrei belegen konnten. Shizune hatte ihn noch ein letztes Mal durchgecheckt und ihm ein stärkendes Frühstück aufgezwungen, was geschmacklos und fad geschmeckt hatte. Mit üblichem Desinteresse hatte er es unter Shizunes strengem Blick in sich hineingezwungen, damit sie ihn endlich gehen ließ. Seine Schulter war noch bandagiert, der Verband sollte erst am darauf folgenden Tag abgenommen werden. Überprüfend testete er seine Bewegungsfreiheit der Schulter und erhob sich. Er war entlassen. „Alles in Ordnung soweit?“, fragte Shizune vorsichtig. „Sachiko hat Konoha verlassen. Wenn du etwas brauchst…“ Er ignorierte ihre Worte auf seine typische Art - was bedeutete, er winkte ihr kurz grinsend zu und ging. „Tschau.“ Der nächste Tag. Der gewohnte Tagesablauf in Konoha kehrte wieder ein. Die Gerüchte wurden weniger und hatten sich bald fast vollständig verflüchtigt wie Rauch im Wind. Iruka holte Shizune ab, und die beiden machten einen gemeinsamen Ausflug nach Shizu-Yama, einem idyllischem Dorf in den Bergen, um dort in einem Kloster eine Verwandte Irukas zu besuchen und sich auszutauschen über ein paar Dinge. Naruto war überraschend ruhelos, und Kiba stellte wildeste Vermutungen an, ob das damit zusammenhängen konnte, dass Hinata schon seit zehn Tagen zusammen mit Ino auf einer Mission weit entfernt im Irgendwo war. Aber Naruto wollte ihn vehement eines besseren belehren, schließlich hatte es ihn ja sonst auch nicht gestört, wenn Hinata mal eine Weile nicht in seiner Nähe war, warum sollte dies jetzt also anders sein? Und sogar Aobas über so lange Zeit hin ungeklärte Allergie klärte sich auf, denn die Ursache war nun endlich gefunden. Es hatte gar nicht an den Medikamenten direkt gelegen, sondern an einer Beerenfrucht, die er zu sich genommen hatte, genauer gesagt verdankte er seinen Zustand, begonnen mit dem Gift das er damals auf seiner Mission abbekommen hatte, zusammenwirkend mit den Erdbeeren aus dem Garten seiner Mutter. Er würde möglicherweise nie wieder in der Lage sein, einfach so Erdbeeren zu sich zu nehmen ohne damit allergische Reaktionen auszulösen. Atemlos hielt Aoba den kleinen Gegenstand vor sich und präsentierte ihn so allen möglicherweise interessierten Anwesenden im Jonin-Aufenthaltsraum. „Und das alles habe ich nur diesem miesen kleinen Individuum zu verdanken! Die verdammte Erdbeere ist schuld!“ „So“, meinte Anko, „dann haben wir also die erste kriminelle Erdbeere in Konoha!“ Sie kam zielstrebig auf Aoba zu und ergriff das feindliche Objekt furchtlos. „Diese Erdbeere mit krimineller Vergangenheit wird zum Tode durch Verzehr verurteilt! Das Urteil wird umgehend und aufopferungsvoll durch mich vollstreckt - ihr dürft mir danken!“ Mit einem einzigen Happen war die Erdbeere verschwunden und die kriminelle Karriere dieser Erdbeere fand ein jähes Ende. Die anderen Shinobis im Raum lachten, und Aoba war sich nicht ganz sicher, ob er Anko jetzt für ihre Tat danken sollte oder ob sie ihn nicht einfach wieder bloß gestellt hatte. Aber diesmal hatte er keine Antwort auf ihr Verhalten und beschloss, es einfach ruhen zu lassen, erinnerte er sich doch zu gut an ihre schreckliche Strafe. Sollte das Kriegsbeil also begraben sein. Hana steckte ihren Kopf in den Aufenthaltsraum. „Hat jemand von euch Genma gesehen? Zu Hause war er gerade noch nicht.“ „Keine Ahnung wo dein Geliebter steckt. Vielleicht faulenzt der wieder am Fluss mit Raidou und bezeichnet das hinterher als mentales Training.“, murrte Aoba. „Genma ist der Shikamaru meiner Generation. Sag mir Hana, was findest du an Genma nur so toll?“ Die junge Inuzuka schenkte Aoba ein generöses Lächeln. „Er kann kochen.“ „Im Ernst?“, rief Anko ungläubig dazwischen. „Jip, und das macht er vorzüglich.“ „Wow, hätt ich ja nicht gedacht, ungeahnte Talente die da noch in ihm stecken.“ Aoba blies bei Ankos Bemerkung abfällig durch die Zähne. „Ich war auch ganz überrascht, aber ich war einmal dabei und war mit eigenen Augen Zeuge. Seit dem lasse ich mir fast immer von ihm kochen wenn sich die Gelegenheit bietet.“ „Hm…Das ist in der Tat was tolles…" Ein anzügliches Lächeln machte sich auf Ankos Gesicht breit, und sie leckte sich über die Lippen, ganz eindeutig in mehrdeutige Fantasien verstrickt... die sich aber anscheinend gedanklich als nicht ganz erwiesen. „Aber… Wenn ich so Recht überlege, seid ihr total unterschiedlich. Du bist viel zu temperamentvoll für so einen Schlafsack wie ihn.“ Hana lachte, und Aoba nickte theatralisch, und setzte sich so hin, dass er möglich cool für Hana aussehen musste. „Vielleicht passen sie deswegen ja so gut zusammen, Genma braucht so was, das ist genau das Richtige.“, beantwortete Anko ihre Frage selbst, und war nun doch zufrieden mit den in ihrer Fantasie spontan ausgemalten Bildern, denen sie sich nicht hatte erwehren können. Hana lachte noch lauter, und zupfte an ihrem Obterteil. „Und wie bist du ausgerechnet auf Genma gekommen?“, fragte Anko bedenkenlos weiter, und tippte mit dem Finger auf dem Mund, in einer mal wieder eindeutig zweideutigen Geste. Da stahl sich ein hintergründiges Lächeln auf Hanas Züge, und ihre Antwort ließ Anko nickend lächeln. „Er riecht einfach gut.“ Genma war nicht am Fluss mit Raidou. Er stand konzentriert in seiner Trainingshose und barfuss auf der Trainingsmatte, und hielt mit beiden Händen ein Holzschwert in Warteposition vor sich. All seine Sinne waren bis zum äußersten auf seinen Gegner gerichtet, und das mussten sie auch. Denn vor ihm stand Hatake Kakashi, nur in Hose, ärmellosem Hemd und Maske, und ebenfalls mit dem Trainingsschwert in der linken Hand. Seine rechte Schulter wollte er noch so weit wie möglich schonen. Genma wusste, Kakashi würde damit rechnen, dass Genma mit mehr als nur dem Schwert angreifen würde, und bei jeder sich bietenden Gelegenheit dem Taijutsu anwenden würde. Das galt allerdings auch für Kakashi. Genma durfte sich also keine Blöße in der Deckung geben. Sorgfältig setzte er einen Fuß neben den anderen, lauernd, jederzeit bereit anzugreifen. Kakashis dunkles Auge verfolgte seine Bewegung, ließ sich nicht von ihr beirren, und urplötzlich griff er an. Aus reinem Reflex riss Genma sein Schwert hoch und blockte damit Kakashis Frontalangriff. Die Wucht ließ ihn jedoch ein paar Schritte zurückweichen, was der Kopier-Ninja für sich nutzte und wieder angriff. Seine Attacken zielten auf Bauch, Hals, Nieren, Schlüsselbein, Oberschenkel,… Genma konnte die blitzschnellen Angriffe erst nur blocken, dann gelang es ihm, das gegnerische Schwert so abzuwehren, dass sich ihm eine Öffnung in Kakashis Verteidigung bot. Schon krachte sein Fuß gegen Kakashis Ellebogen, den dieser gerade noch rechtzeitig vor sein Gesicht gehalten hatte, und beide wichen ein paar Schritte von einander. Kakashi ließ seine Schulter kreiseln, bis sich die leisen Schmerzen wegen des Ellebogenblocks wieder gelegt hatten. Genma wischte sich mit einem Grinsen das verschwitzte Gesicht mit dem Unterarm ab. Die beiden Ninjas bereiteten sich mit diesem angesetzten Übungskampf auf die nächste große Mission vor, und Raidou saß auf den Fersen am Rand der Trainingsfläche und blickte den beiden aufmerksam aber grimmig zu. Neben ihm lag ein weiteres Holzschwert. In diesem Moment ging Genma zum Angriff über. Bis vor ein paar Jahren hatte er noch mit seinem jüngeren, aber ungleich viel besseren Kollegen Hayate zusammen den Schwertkampf trainiert. Auch wenn er dem Jüngeren nie hatte das Wasser reichen können, hatte Hayate doch dafür gesorgt, dass Genma ein paar nützliche Dinge lernte. Ein paar Erinnerungen dieser beinahe regelmäßigen Trainingseinheiten kamen nun hoch, und Genma ließ das Schwert in seine rechte Hand gleiten, näherte sich blitzschnell unter Kakashis Klinge hindurch geduckt dem anderen, und stieß ihm den stumpfen Schwertgriff kräftig in die Seite. „Langsam, Genma, Kakashi ist gestern erst entlassen worden.“, mahnte Raidou von Mattenrand. Genma grinste schief, dann keuchte er überrascht auf, als ihn für diese fiese Attacke Kakashis Schwertknauf am Hinterkopf traf. Er ließ sich zu Boden fallen und rollte sich gerade rechtzeitig zur Seite, um der hölzernen Schwertklinge zu entgehen, die hinter ihm auf die Matte schlug. Raidou hob erstaunt eine Augenbraue. Genma wollte mit einem Rundtritt knapp über dem Boden Kakashis Standbein wegfegen, doch der Koperininja sprang rechtzeitig in die Höhe, pinnte bei seiner Landung Genmas Schwerthand mit dem Fuß auf den Boden und trat dem am Boden liegenden die Klinge aus der Hand. Blitzschnell entwand sich Genma, sprang auf die Beine und richtete sich auf einen waffenlosen Kampf ein. Da warf Raidou ihm kommentarlos sein Holzschwert vom Mattenrand aus zu, und Genma fing es geschickt auf. „Ein wahrer Freund. Danke, Raidou.“ Genma wandte seinen Kopf laut knacksend von rechts nach links, dann machte er sich wieder zum Kampf mit Kakashi bereit. „Heute wohl zu keinen Späßen aufgelegt, huh?“, bemerkte er, und spuckte etwas Blut auf die Matte, da er sich bei Kakashis Schlag auf den Hinterkopf auf die Lippe gebissen hatte. -tropf- Kakashi sah das Blut, und etwas verhärtete sich in seinem Blick. Genma bemerkte dies nicht, sondern griff an, und Raidou wurde am Mattenrand sichtlich nervös. Sakura schlug in dem Buch eine Seite weiter und fuhr mit dem Finger eine Zeichnung entlang. Sie notierte sich dazu etwas auf einem inzwischen schon ziemlich voll gekrakelten Blatt Papier, und fügte ein paar mit einem Fragezeichen versehene Handzeichen unter eine Zeichnung, die die Chakrabahnen im Kopf zeigte. Tsunade öffnete die Tür zum Überaum für Medic-Nin-Anwärter, und lehnte sich ohne Worte zu verlieren neben Sakura über den Tisch. „Damit verlierst du also deine Zeit.“ Sie hob eine schlanke Augenbraue. „Du forschst auf dem Gebiet des Kekkei-Genkei und Doujutsu?“ Sakura schaute auf nickte. „Ja, Tsunade-sama. Immer wieder bin ich in den letzten Jahren auf starke Jutsus gestoßen, und immer wieder waren bei den stärksten Doujutsus dabei. Das interessiert und fasziniert mich nun schon eine bestimmte Weile.“ „Hm, Faszination seit einer bestimmten Weile...“, Tsunades Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Ja, das ist ein interessantes Feld. Aber warum Kekkei-Genkeis? Ihre Ursprünge finden sich in genetischen Mutationen bei Ninjas, ihre Entwicklung kann zum Vorteil des Ninjas sein oder zum Nachteil, es kann dominant oder rezessiv vererbt werden, aber beeinflussen kann man die Entstehung des Kekkei-Genkeis nicht, nur manchmal seine weitere Entwicklung. Warum forscht du also danach?“ Sakura lächelte schüchtern. „Eben genau das habe ich alles herausfinden wollen, und ich wollte wissen, unter welchen Bedingungen es dominant vererbt wird. Es ist das Chakra, was die Mutation im Körper hervor rief, deswegen also nur in Ninjaklans, aber warum konnte das Chakra diese Veränderung überhaupt erst herbeiführen. Durch ein bestimmtes Jutsu oder Chakrasignal? Durch einen Unfall? Durch den Besitz von ungewöhlichem Chakra oder durch Krankheit?“ Tsunade setzte sich auf die Tischkante und blickte oberflächlich Sakuras Zeichnungen durch. „Keine Ahnung. Dieses Gebiet gilt als größtenteils unerforscht. Aber wenn man ein gutes Jutsu hat, ist es gleich ob der Gegner ein Kekkei-Genkei besitzt oder eine große Klappe, wenn du eine Antwort auf sein Jutsu hast, wirst du den Kampf gewinnen. Sag mir, Sakura… Bist du etwa auf der Suche nach einem eigenen Jutsu?“ Verlegen rieb sich Sakura den linken Oberarm. „Nun ja… Alle entwickeln sich weiter. Naruto hat das Rasengan, Sasuke ist unheimlich stark und lernt bei Orochimaru wahrscheinlich sehr viele starke Techniken, und ich habe meine Chakrakontrolle und meine Medic-Jutsus…Aber ich möchte noch stärker werden. Du hast deine eigenen Jutsus kreiert, Tsunade-Sama, Shizune hat auch ihre eigenen, speziellen Jutsus kreiert, und ich…“ Tsunade erhob sich wieder vom Tisch. „Ich werde dir nicht helfen, aber führ es vor, wenn es irgendwann einmal fertig ist.“ Innerlich sehr stolz verließ sie ihre Schülerin wieder, äußerlich würde sie sich dies diesesmal nicht anmerken lassen. Genma riss sein Schwert hoch, doch die Wucht des Aufpralls ließ ihn Schritt für Schritt zurück weichen und an Boden verlieren. Kakashis Angriffe waren stark und präzise, und Genma war plötzlich klar, dass sie den einfachen Trainingskampf bereits hinter sich gelassen hatten. Mit dem nächsten Angriff presste Kakashi Genmas Holzschwert nach unten, dass dessen Klingenspitze den Boden berührte, und rammte ihm den Ellebogen ins Gesicht. Mit einem Aufschrei fiel Genma auf den Hosenboden, sah nur noch Kakashis wütendes Auge, und die dunkle Klingenspitze, die sich rasend schnell auf seinen Hals zu bewegte. Genma riss sein Schwert hoch, und spürte im gleichen Moment, wie Kakashi sein Chakra aktivierte. Genmas Schwert zerbarst, und Kakashis Klinge stoppte nur wenige Millimeter vor Genmas nervös hüpfenden Adamsapfel. Wortlos starrte Kakashi ihn an, blickte auf Genmas blutigen Mundwinkel, dessen verblüfftes und überraschtes Gesicht, und er senkte das Schwert. Dann rieb er sich grinsend den Hinterkopf. „Ahaha, entschuldige Genma, da hab ich mich wohl ein wenig zu sehr mitreißen lassen.“ Er wandte sich verlegen um, drückte dem mit offenem Mund da stehenden Raidou sein Übungsschwert in die Hand und machte sich, immer noch den Hinterkopf reibend, aus dem Staub. Raidou blickte ihm ungläubig nach, dann zu Genma, der aussah, als hätte er gerade den Leibhaftigen gesehen. „Ich schwör dir, einen Augenblick lang dachte ich, er macht ernst.“, murmelte Genma, und erhob sich schwerfällig. Raidou nickte. „Im Augenblick ist er noch nicht so weit, aber für die nächste Mission sollte er unbedingt bald mental wieder fit werden.“ Genma wischte sich mit dem Handrücken etwas Blut von der Lippe. „So hab ich ihn seit ANBU-Zeiten nicht mehr erlebt. Man, was ist nur auf seiner Mission so verdammt schief gelaufen?“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Als Kakashi wieder in Genmas Wohnung auftauchte, entdeckte er den anderen in der Küche. Seine Lippe war etwas dick, aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Er bereitete gerade aus einer Packung das Essen für ihn und Hana vor. „Willkommen zurück.“, murmelte Genma, dessen volle Konzentration den kulinarischen, und scheinbar höchst verzwickten Zubereitungen vor ihm galt. Besser, er sprach Kakashi nicht auf seine letzte Mission und das Training an, sondern lenkte ihn ordentlich ab. Was war er doch für ein guter Freund. Kakashi blinzelte erstaunt. „Oi, du kochst Hana ein Fertiggericht?“ Genma zuckte mit den Achseln. „Ja, und?“ „Aber Hana hat gesagt du könntest selbst kochen…Sie hätte dich so gar einmal dabei gesehen… Bin gerade am Aufenthaltsraum vorbeigekommen, wo sie ´s allen erzählt hat.“ „Ich kann genau ein Rezept, Rührei ausgenommen, damit hat es sich aber auch. Normalerweise lasse ich das Essen von Takeshi´s Restaurant liefern, die beliefern auf Anfrage auch unauffällig… Ich sag dir, wenn ich richtig kochen könnte, dann würde ich auch so nen Service aufmachen, damit könnte ich unglaublich reich werden in diesem Dorf… Bei so vielen Verzweifelten… Aber im Augenblick machen Takeshi´s Urlaub. Das heißt leider, ich muss selber kochen… was ich nicht kann.“ „Kannst du nicht genau ein Rezept…?“- „…Reisbällchen, ja, da kann man ja auch nicht viel falsch machen.“ „Oh weh, Hana wirkte eben ganz stolz als sie im Aufenthaltsraum verkündet hat, dass du kochen könntest… Und dass das einer der Gründe sei, weswegen sie überhaupt mit dir zusammen ist…“ „Was meinst du denn, warum ich diese ganze Show hier abziehe?“ „Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber… du lügst sie an. Du lügst Hana wegen ein paar Hühnchen-Fertiggerichte an?“ „Das ist keine Lüge, ich erweitere nur ein wenig die Wahrheit zu meinen Gunsten…“- „Also eine Lüge.“ Gereizt blickte Genma von seiner Tätigkeit auf. „Wie schön, dass du wieder da bist.“ Dann machte er sich wieder daran, die Hühnchen nach Anleitung in die Fertigsoße zu legen und ignorierte Kakashi vollständig. Abends. Da Shizune nicht da war, war es an Sakura zu bemerken, wie es Rin plötzlich von Stunde zu Stunde immer schlechter ging. Zu erst war es Fieber, dann Schwindel, und schließlich delirierte sie und sah überall schreckliche Gestalten. Die Schwestern drängten sich bereits verängstigt in eine Ecke des Raumes, da Rin begonnen hatte, ihr Zimmer zu zerschlagen. So viel Kraft hätte Sakura der zerbrechlichen, kranken Frau gar nicht zugetraut. Als geübter Shinobi hatte es Sakura geschafft, der jungen Frau blitzschnell eine beruhigende Spritze zu geben, und musste dann schnell zur Seite, um der tobenden, wild kreischenden Frau zu entgehen, die ihr dafür die Augen auskratzen wollte. „Sie beruhigt sich nicht, das Serum wirkt nicht!“, rief eine der Schwestern, und Sakura musste ihr wohl oder übel zustimmen. Sie wollte Rin nicht wehtun, aber es fiel ihr schwer, wenn sich die andere gegen jede Nähe so wild wehrte und dabei das Inventar des Raumes zerlegte. Gerade wollte Sakura beginnen Fingerzeichen zu spinnen, als jemand hart auf ihre Hände schlug, sodass sie ganz taub waren, und sie das Jutsu augenblicklich sein lassen musste. Kakashi war gekommen. Ohne zu Zögern war er blitzschnell auf Rin zugegangen und hatte ihre Arme von hinten ergriffen und an den ausgemergelten Leib gedrückt. „Rin.“, rief er ihr eindringlich ins Ohr. „Du bist tot, Kakashi!“, heulte sie schrill. „Ich höre deine Stimme, ich bin so verrückt!“ „Nicht verrückter als wir alle, Rin. Ich bin da. Ich geh nicht fort.“ Er eilte so schnell er konnte zu ihr. Von weitem hörte er bereits ihre schrillen und wütenden Schreie, aufgeregte Stimmen und das Bersten von Holz. Im Raum waren schon wieder ein paar Möbel zertrümmert, und zwei Schwestern und Sakura versuchten, die junge Frau davon abzuhalten, sich am Ende noch selbst zu verletzen. Gerade, als sie sich wieder losriss, und Sakura bereits ein Jutsu auf sie anwenden wollte, fing Kakashi Rin in seinen Armen auf und hielt sie fest. Sie schrie immer noch, doch als sie seine Stimme hörte, klammerte sie sich an ihn wie an eine Rettungsleine. „Kakashi. Er ist fort, er ist fort.“ „Sh, ich weiß, Rin, ich weiß. Ist ja gut.“ Er strich ihr über das braune Haar, küsste sie durch die Maske auf die Stirn, und sie beruhigte sich bei dieser Berührung wie von Zauberhand. Dann fing sie an zu zittern und zu schluchzen. „Er ist fort. Obito ist tot. Und ich dachte du auch...“ Kakashi drückte sie an seine feste Brust. Das Siegel, das Rins Chakra aus Sicherheitsgründen versiegelte, hörte auf zu glühen und zu arbeiten. Sie gab auf. „Ich wollte, wir hätten mehr Zeit gehabt. Einfach mehr Zeit.“, wisperte sie mit brüchiger Stimme. „Sh, ist ja gut.“, machte Kakashi. „...Einfach mehr Zeit…“ Kakashi begleitete die zierliche Gestalt zu ihrem hübsch hergerichteten Bett, hob sie auf als würde sie nichts wiegen, und legte sie hin. Immer wieder strich er ihr übers Haar dabei und deckte sie zu und wisperte ihr Worte ins Ohr, die nur sie hören konnte. Ihr klammernder Fingerdruck an seinen Arm erstarb, als das Beruhigungsmittel seine Wirkung zeigte, und sie unter Kakashis flüsternden Worten einschlief wie ein kleines Kind nach einem schrecklichen Alptraum. Er löste behutsam ihre Hand von seinem Arm, wo rote Abdrücke zurück blieben, und blickte die Schwestern hart an. Kurz war Wut in seinem Auge zu lesen, dann verschwand sie unter der Maske der oft präsenten scheinbaren Gleichgültigkeit. Sakura war ganz gebannt gewesen, wie zart der Jonin das verbliebene Mitglied seines Genin-Teams behandelt hatte, und einen Moment lang hatte sie sogar eine Spur von Eifersucht gespürt… Sofort fühlte sich schuldig, und noch mehr unter seinem harten Blick. Als er auf den Flur trat, lief sie ihm hinter her. „Kakashi, warte.“ Er blieb tatsächlich stehen, drehte sich aber nicht um. Es schmerzte sie, ihn angespannt im nur vom schwachen Licht beleuchteten Gang zu sehen, mit neuen Narben auf der Seele und der ewigen Verpflichtung Rin gegenüber, die ihn hasste und gleichzeitig so sehr liebte, und deren Anblick allein Kakashi jedes Mal wieder tief treffen musste. „Ich wünschte, alles wäre wieder wie vorher.“, sagte Sakura ehrlich, und er wusste, dass sie die Zeit meinte, bevor Sachiko in Konoha aufgetaucht war. Aber Sakura hatte ihn zurückgewiesen und verletzt. Sehr. Genau wie Sachiko und Rin. Er senkte seinen Kopf. „Wach endlich auf, Sakura, es kann nie so sein wie vorher. Das geht im Leben nicht.“ Sakuras Augen weiteten sich ungläubig über seine Worte. „Hast du nicht gesagt, dass… es gehen würde? Das ist nicht fair von dir jetzt... Das waren deine eigenen Worte! Du hast es mir gesagt!“ Kakashi war bei ihren ersten Worten weiter gegangen und ließ sie hinter sich stehen. Da war sie wieder. Die Wand um ihn herum. Wenn Kakashi es nicht wollte, ließ er niemanden an sich heran. Dann war er wieder der desinteressierte Ninja mit dem beständigen, nichts sagenden Grinsen der nie seine Gedanken und Gefühle zeigte. Auch wenn er im Augenblick nicht einmal mehr lächelte. „Verdammt, Kakashi, gerade als ich dachte, ich wäre dir näher, entfernst du dich einfach wieder. Renn nicht einfach davon! Renn nicht vor mir davon!“ ~ Raidou und Aoba saßen am Tisch und schenkten sich gerade den zweiten Krug Sake ein. Es herrschte eine düstere Stimmung und seit Minuten auch ein stilles, schweigendes Einvernehmen. Wie hatten sie nur überhaupt mit diesem Thema anfangen können?, fragte sich Raidou und seufzte. Am Nachbartisch saßen mehrere ANBU auf Barhockern und lärmten. Sie trugen weder ihre Uniform, noch ihre Masken, doch ein paar von ihnen trugen kurze Ärmel oder hatten sie hochgekrempelt, und ließen damit das ANBU-Tattoo sichtbar. Wenn man dagegen Raidou und Aoba betrachtete, wirkte die Stimmung dort am Nachbartisch geradezu berauschend. Die Türe schwang auf und Hatake Kakashi betrat die Bar, auf der Suche nach einer Gelegenheit, sich nicht alleine betrinken zu müssen. Er sah viele Ninjas und Bürger Konohas. Die ANBU-Gruppe fiel ihm sofort ins Auge, doch sein Blick wanderte weiter und entdeckte zwei bekannte Gestalten, die aussahen, als wären sie in eben einer so finsteren Stimmung wie er selbst- sie würden sich ganz gut ergänzen. Allerdings missfiel ihm die Nähe zu dem Nachbartisch mit den sechs ANBU. Wenn sie ihn gesehen hatten, ignorierten sie zumindest seine Anwesenheit. Also trottete Kakashi zu Raidou und Aoba an den Tisch. Ohne ein Wort stellte Raidou den Krug zu einem freien Sitzplatz und winkte dem Barmädchen zu, einen neuen Becher zu bringen. Kakashi nahm schweigend platz und nippte an seinem Krug. Er wusste nicht, warum die anderen beiden in so einer finsteren Stimmung waren, er selbst war geradewegs von einem Krankenhausbesuch gekommen, der ihn mehr mitgenommen hatte als er sich bereit war einzugestehen – deswegen war er hier. Aoba lehnte schräg in seinem Stuhl und beäugte ihn ohne eine Miene zu verziehen durch seine dunklen Gläser. „Darfst du überhaupt schon Alkohol trinken?“ Kakashi schnaubte zur Antwort. Nein, er durfte es laut Shizune noch nicht, aber im Moment tat er einfach so, als hätte er es vergessen… oder einfach zu spät reagiert. „Wo ist Genma?“, fragte Kakashi schließlich beiläufig, da das beinahe fröstelnde Schweigen der beiden anderen selbst ihm in seiner derzeitigen Stimmung zu viel wurde. Genma und Raidou traten fast immer im Doppelpack auf, und Genma konnte selbst die finsterste Stimmung mit ein paar wenigen Worten vertreiben. Raidou zuckte mit den Achseln. „Botendienst.“, sagte er. „Hat sich mit Hana verkracht und wollte erst mal raus aus Konoha.“ „Hm-m.“, machte Kakashi und nahm einen Schluck aus dem Krug. Wenn nichts mehr dazwischen kam, versprach es ein eintöniger Abend zu werden, in dem er sich in Gesellschaft alleine betrinken konnte. Ein Widerspruch, dem er an Abenden wie diesem nicht abgeneigt war. Wirklich nicht. Aber es sollte anders kommen. Die Tür wurde laut aufgestoßen und zwei Ninjas, lautstark ins Gespräch vertieft, polterten lärmend und lachend hinein. Die ANBU am Nachbartisch begrüßten sie dröhnend und winkten sie zu sich herüber, anscheinend hatten sie auf sie gewartet. Kakashi vergrub den Kopf weitestgehend zwischen den Schultern und hoffte, obgleich er wusste dass es nicht funktionieren würde, dass man ihn nicht erkannte. Die Neuankömmlinge waren anscheinend schon stark angetrunken. Einer von ihnen, er hatte schulterlanges, schwarzgelocktes Haar und stechend dunkle Augen, zögerte, weiter zu gehen, als er Kakashi erkannte. Raidou und Aoba schauten auf. „Oh nein, das bedeutet Ärger.“, murmelte der Ältere. Aoba machte es sich in seinem Stuhl ein wenig bequemer. „Heh! Das könnte doch noch ein interessanter Abend werden.“ Das Gesicht des schwarzhaarigen ANBU blieb einen Moment ohne Ausdruck, dann verzerrte es sich langsam. „Na wen haben wir denn da? Na wenn das nicht der berühmte Hatake Kakashi, Kopierninja von Konoha ist…“ Kakashi tat, als hätte er ihn nicht gehört und schlürfte lautstark an seinem Krug Sake. Der andere ließ sich dies jedoch nicht bieten und erzwang durch seine ungewöhnliche Präsenz Kakashis Aufmerksamkeit. Er trat neben den Silberhaarigen, schlug mit der Hand krachend auf den Tisch und starrte Kakashi aus kalten Augen an. „Das funktioniert vielleicht bei Gai, aber bei mir kannst du das vergessen, Hatake!“ Er spie Kakashis Namen aus wie Gift, und selbst Aoba verzog das Gesicht und spannte sich unwillkürlich. Die ANBU vom Nachbartisch schwiegen nun und starrten zu ihrem Kollegen und Kakashi herüber. Letzterer hatte den Blick auf seinen Krug Sake geheftet. „Hast du nicht was anderes zu tun, als mir im Licht zu stehen, Koshirou?“, bemerkte der Jonin beiläufig. Der Schwarzhaarige lachte gefährlich auf. „Thh! Kakashi!“ Seine Augen ließen keinen Augenblick von seinem Gegenüber ab, und sogar Raidou konnte von seinem Platz aus fühlen, wie das Chakra des ANBU gefährlich flackerte. Und plötzlich, schneller als das Auge sah, war Kakashi aufgesprungen und hatte Koshirou mit beiden Händen am Kragen gepackt und holte das Gesicht des anderen näher an sein eigenes. „Ich habe jetzt keine Lust, meinen Atem an ein Gespräch mit dir zu verschwenden!“, flüsterte Kakashi ihm in einem ruhigen, gefährlichen Tonfall ins Ohr. Koshirou schnaubte an Kakashis Ohr, dann schob er seine flachen Hände zwischen Kakashis Arme und schlug sie auseinander. Kakashi musste ihn loslassen, und feindselig standen sich die beiden Eliteninjas, der eine mit weißem Haar, der andere mit schwarzem, gegenüber, und stierten sich an. Keiner wich auch nur einen Schritt zurück. Ein paar der ANBU erhoben sich, und auch Raidou stand auf und hielt und einer besänftigenden Geste die Arme vor sich. „Leute,…“ Koshirou starrte unbeirrt sein Gegenüber an. „Deine rechte Schulter ist verletzt.“, bemerkte er, als würde er ein nebensächliches Thema anschneiden, aber in seine Augen funkelte es nicht minder. Kakashi war überraschend gereizt. Koshirou hatte in nur einem einzigen Moment herausgefunden, dass seine rechte Schulter noch verletzt war. Aber er ahnte bereits, dass dies noch weiter führen würde… „Weißt du, Kakashi, ich hatte eine Partnerin die sehr gut war. Wie fast jeder der ANBU war sie ein herausragender Ninja. Und sie hatte eine Spezialität, Kakashi…“ Einer von Koshirous Kollegen trat zu ihm und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Lass gut sein, Koshirou, es reicht.“ Doch Koshirou schüttelte die Hand einfach ab. „Ihre Spezialität war es, ihre Gegner gleich zu Beginn des Kampfes an einer bestimmten Stelle zu attackieren, damit sie kampfunfähig waren! Sie hatte eine Technik eigens dafür entwickelt, eine Technik, die genau auf die Schulter des Gegners zielte. Nun, Kakashi, die meisten Menschen sind Rechtshänder, und sie griff mit dem ersten Angriff immer die rechte Schulter an. Sie setzte sie nur in schwierigen Fällen ein, aber das Resultat war, dass der Gegner seine rechte Schulter ohne ärztliche Behandlung wochenlang nicht mehr gebrauchen konnte. Jedenfalls, falls er gut genug war, mit dem Leben davon gekommen zu sein.“ Kakashi entgegnete Koshirous Blick kalt. „Und worauf genau möchtest du hinaus?“ Koshirou schnaubte. „Das weißt du ganz genau! Okoi benutzte diese Technik!“ Raidou sog scharf die Luft ein, eine Auseinandersetzung schien unvermeidbar. „Du bist also der Meinung, dass sie diese Technik gegen mich angewendet hat?“, fragte Kakashi. „Nein, noch viel mehr! Ich denke, dass DU sie UMGEBRACHT hast, Hatake Kakashi!“ Raidou trat hinter dem Tisch hervor. „Du gehst zu weit, Koshirou!“ „So, das denkst du also?“, hakte Kakashi ruhig nach. Er ging einen Schritt auf den anderen zu, lauernd, aber kühl. Sein Chakra flackerte spürbar auf. „Und was macht dich da so sicher?“ „Weißt DU es denn, Kakashi? Hast DU nicht gesagt, du könntest dich an nichts mehr erinnern, was die Nacht angeht in der Okoi umkam?“ Ein ANBU packte Koshirou in einem festen Griff und zerrte ihn von Kakashi weg. Raidou ergriff Kakashi und hielt ihn davon ab, eventuell auf Koshirou loszugehen. „Das reicht jetzt!“, sagte Raidou laut und bestimmt. Er war ziemlich wütend. „Koshirou, du gehst am besten heim, und Kakashi, …du auch! Wir werden euch heimbringen. Wir dulden keine Schlägerei wie die vor ein paar Wochen! Es reicht jetzt! Wenn ihr euch nicht riechen könnt, ok! Aber geht euch gefälligst aus dem Weg bevor noch Unschuldige verletzt werden!“ „Dafür ist es schon zu spät.“, murmelte Koshirou, was ihm einen strafenden Blick Raidous einbrachte. Raidou war der älteste Ninja unter den Anwesenden und ihm wurde deswegen und aufgrund seines Rufs viel Respekt entgegen gebracht. Koshirou schüttelte die Arme des anderen ANBU ab. Provozierend tat er einen Schritt auf Kakashi zu und hielt seinen rechten Arm, den, mit dem er seine stärksten Jutsus ausführte, wie ein Versprechen mit dem Handrücken vor das Gesicht des Jonin. „Eines Tages, Kakashi, wird niemand dort sein außer du und ich, und dann werden wir sehen, wer von uns beiden am Ende Recht behalten wird.“ Kakashis Auge verengte sich. „Ich erwarte diesen Augenblick, auch wenn ich weiß, wie er enden wird. Koshirou.“ Koshirou verzog das Gesicht zu einer teuflisch grinsenden Grimasse und machte abrupt auf den Absätzen kehrt und verließ die Bar mit den Worten: „Oh ja, das werden wir sehen!“ Raidou ließ sich seufzend auf seinen Platz zurück fallen, als die Tür hinter Koshirou zu schlug. Das ging ja noch mal gut. Aoba schlug krachend den Sakekrug vor Kakashi auf den Tisch. Von den beiden wird nie einer nachgeben, die sind so unglaublich dickköpfig. „Nachdem das ja für jetzt geklärt ist, können wir ja eigentlich weiter machen.“ Also setzten sich alle wieder, aber die Stimmung war vergiftet. Die ANBU warfen mehr als einige Blicke zu Kakashi, der sie alle spürte, als würden sie sich in seinen Rücken einbrennen. Er wusste, was sie dachten. Er konnte ihre Gedanken regelrecht in seinem Kopf hören. Und einige schauten mit der gleichen Hilflosigkeit, die er bei diesem Thema verspürte. Die Untersuchungen waren am Nachmittag beendet worden, er war offiziell als Opfer und nicht als Mörder in die Akten zu diesem Fall gekommen, und Tsunade stand fest hinter ihm. Er wusste selbst nicht, was er glauben sollte. Aber er war ausnahmsweise einer Meinung mit Koshirou: Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, in welcher Situation und warum es passiert sein könnte, aber die Verletzung seiner Schulter trug Okois Handschrift. Es mochte harmlos sein, vielleicht eine freundliche Trainingseinheit an die er sich nicht mehr erinnerte, und er machte sich zu viele Gedanken. Sobald er den Krug gelehrt hatte, bedankte er sich bei Raidou für den Sake und ging nach Hause. Aoba seufzte erleichtert auf als Kakashi die Bar verließ. Raidou strafte ihn mit einem strengen Blick. „Was denkst du, Raidou? Hat er sie alle umgebracht? Oder war es jemand anderes?“ Raidou hätte ihm am Liebsten ins Gesicht geschlagen. „Hüte endlich deine verdammte Zunge, Aoba, seine Schuld ist nicht bewiesen und er steht nicht einmal offiziell in Verdacht! Und wir beide wissen, dass Kakashi niemals, niemals so etwas tun würde! Das ist absurd!“ Nur mit Mühe unterdrückte Raidou die Wut, die bei Aobas Worten in ihm aufkeimte. Aoba hingegen schien noch nicht zufrieden. „Jeder Ninja kann mal austicken. Selbst ich oder du, Genma, all die anderen… Niemand kann genau sagen, was in der Psyche eines Ninjas vorgeht. Der einzige, der das konnte war der Sandaime, und der ist tot. Also Raidou, warum sollte er es nicht getan haben?“ Raidou knallte wütend seinen Becher auf den Tisch das es schepperte und überall Sake hinspritzte. „Weil er keinen Grund dazu hatte, verdammt!“ Er sagte das mit solch scharfer und lauter Stimme, dass Aoba zusammenzuckte und sich eingeschüchtert nur noch auf sein Glas konzentrierte. Auch die ANBUs am Nachbartisch schwiegen nun betreten. Danach verfielen Raidou und Aoba wieder in ihr Stillschweigen, das sie schon vor Kakashis Besuch gepflegt hatten. Keiner sagte mehr ein Wort. Aoba, weil er sich halb schämte, aber zur anderen Hälfte seiner Theorie nachhing, und Raidou, weil er so wütend auf seinen Freund Aoba war wie nie zu vor in seinem Leben, und ihm für jedes weitere Wort schlicht die Kehle durchgeschnitten hätte. ~~~ Sakura wartete vor Genmas Haustür auf Kakashis Rückkehr. Nervös ging sie auf und ab. Sie wollte einfach nicht, dass es so endete. Das durfte sie nicht zulassen. Sie wollte für ihn da sein, sie wusste, dass sie es konnte, und sie hatte sich nun dazu durchringen können, es auch zu tun. Mutig wartete sie nun zu später Stunde. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wann er heim kommen würde, und ob er überhaupt diese Nacht kommen würde. Es war kalt und windig, und es regnete zu allem Überfluss seit zehn Minuten in Strömen. Sakura verwünschte ihre Idee, ausgerechnet jetzt vor jemandes Tür warten zu wollen, aber sie hatte Kakashi im Krankenhausgang einfach noch nicht alles sagen können, und so wollte sie es nicht enden lassen. Das musste sie einfach nachholen! So konnte er sie nicht stehen lassen! Sie legte zitternd die Arme um sich und drehte sich um, da stand er plötzlich vor ihr. Ganz überraschend. Ebenso durchnässt wie sie, die Kleidung klebte wie eine zweite Haut, die Haare hafteten strähnig im Gesicht. Sein ausdrucksloser Blick ruhte auf ihrem Gesicht, und ihre Wangen erwärmten sich und ihr Mund öffnete sich ein wenig, als sie sich erinnerte, wie es unter der schwarzen Gesichtsmaske aussah. Kakashi. Er stand direkt vor ihr. So nah, und gleichzeitig Äonen entfernt. Und er brauchte ihre Hilfe. Sie war nicht irgendwer für ihn! Sie war Sakura. Und sie musste es ihm jetzt sagen. Unbedingt jetzt. „Kakashi… Bitte hör mir einen Moment zu. Ich habe die anderen gehört. Ich weiß was sie sagen. Aber ich möchte dass du weißt, dass ich dir vertraue. Mehr als jedem anderen. Ich glaube an dich und ich weiß, dass du es nicht warst, dass du nicht für Ji-Kon verantwortlich bist. Ich bin sicher, da steckt jemand dahinter, der dir was anhängen will.“ „Ach wirklich?“, fragte Kakashi überraschend bissig und mit einer Kälte in der Stimme, die Sakura zurückschrecken ließ. Er war wütend und aufgebracht, und das was er im Augenblick am wenigsten hören wollte, waren die Worte eines kleinen Mädchens, das versuchte nett zu sein und schöne Reden schwang. Hätte sie nicht über etwas anderes reden können? Oder zu einem anderen Zeitpunkt? Sein Tonfall hatte sie ein wenig verunsichert, aber sie fasste sich ein Herz. Sie wollte sicher gehen, dass ihre Botschaft auch ankam. „Kakashi, ich weiß, dass du es nicht warst…“ „Das interessiert mich nicht, kleines Mädchen!“ Die absichtliche Beleidigung verfehlte ihre Wirkung nicht, aber Sakura steckte sie weg. „W…? Hör mal Kakashi“, sie ging den letzten trennenden Schritt auf ihn zu und griff in einer vertrauten Geste nach seinem Arm. Erschreckt spannten sich seine Muskeln. „Lass m…!“, brüllte er sie an und riss sich so heftig los, dass ihr ihr eigener Arm ins Gesicht schlug. Sakura taumelte zurück und prallte gegen die Tür. Sie spürte etwas Warmes aus ihrer Nase tropfen und fing überrascht ein paar Blutstropfen mit der Hand auf. -tropf- Kakashis Auge weitete sich im Schock, er sah das dunkle Blut wie es von ihrer bleichen Hand mit dem Regen scheinbar lautlos auf den Boden tropfte und sich dort im Regenwasser verlor. „Ist nicht schlimm.“, rief Sakura schnell, aber Kakashi war im nächsten Moment in der Dunkelheit verschwunden, und sie sah nur noch sein erstarrtes Auge voller Bedauern in ihrem Kopf. „Nein, lauf doch nicht wieder weg, Kakashi, das ist nicht schlimm… Das kann doch mal passieren… Bitte, Kakashi, komm gefälligst zurück! Was denkst du dir nur, mich einfach hier so stehen zu lassen…?“ Sakura konnte es kaum fassen. Wieso lief nur alles schief in letzter Zeit? Und wieso schaffte sie es immer wieder, die Dinge zu verschlimmern, wenn sie ihm helfen wollte? Mieses Karma und schlechtes Timing? Sie seufzte. Es ist wirklich nicht leicht mit ihm. Atemlos stand sie in der Dunkelheit, und der Regen lief ihr in Strömen über das Gesicht. Es war inzwischen richtig kalt geworden. Suchend blickte sie sich um, aber sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung Kakashi verschwunden sein konnte. Verdammte Jonin-Fähigkeiten! Am liebsten wollte sie irgendetwas kleinschlagen! „Lass ihn.“, erklang plötzlich eine bekannte und beruhigende Stimme, und Sakura entspannte sich tatsächlich. Sie entdeckte Genma, der auf dem weißen Holzgeländer der benachbarten Veranda saß und sie aus ruhigen Augen beobachtete. Anscheinend war er gerade von einer Mission wieder gekehrt. Sie hatte keine Ahnung, wie viel er von ihrem Gespräch mit Kakashi mitbekommen hatte. „Gib ihm ein bisschen Raum, er braucht erst mal einen Moment für sich.“ Das ist das Biest, das tief verborgen in jedem ANBU steckt, Sakura… Und Kakashi war einer der besten. „Er muss aber unbedingt wissen, dass ich ihm wirklich nicht böse bin, ich bin eine Kunoichi, ich kann das nun wirklich verkraften! Ich muss es nicht mal heilen, das ist schon von allein wieder gut!“ Genma schüttelte sanft den Kopf. „Seine letzte Mission sitzt ihm noch in den Knochen, und es ist immer ein Schock, wenn jemand die Frau die er liebt ausversehen schlägt.“ Sakuras jadegrüne Augen weiteten sich. ‚Liebt’? Kakashi liebt mich? Aber natürlich, so machte alles irgendwie einen Sinn. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Warum hatte sie es nur als so abwegig empfunden das Kakashi so etwas wie Liebe für sie empfinden könnte? Worum ging es denn die ganze Zeit zwischen ihnen?! Genma ließ sich vom Geländer runter. „Besser du gehst nach Hause und duschst erstmal warm, sonst erkältest du dich noch.“ „Ich bin hier die Ärztin.“, bemerkte Sakura gepresst, worauf Genma schräg grinste. „Geh nach Hause. Ich rede mit ihm.“ Sakura nickte nach langem Zögern schließlich widerwillig und wollte sich auf den Weg machen, als Genma sie noch einmal aufhielt. Er hatte aus der Wohnung einen Schirm geholt und warf ihn ihr zu. Dankend fing sie ihn auf und machte sich auf den Heimweg. Sie hatte noch sieben Tage. Sieben Tage Zeit, bevor Kakashi mit Naruto und ein paar anderen auf Mission ging um eine Feudalherrin auf ihrem Heimweg zu beschützen. Und diesmal würde sie die Zeit besser nutzen als vor seiner letzten Mission, und alles regeln. Er hatte ihr bereits einmal sagen wollen, dass er sie liebte, aber sie war zu einfältig und naiv gewesen in dieser Situation um dies zu erkennen und hatte geglaubt, er sei mit Sachiko besser dran. Aber Masako hatte Recht gehabt, Sachiko hatte Kakashi wieder wehgetan, hatte ihn wieder verlassen, und es war Sakuras Schuld, dass es dazu hatte kommen können. Sie würde alles wieder gut machen. Dazu war sie fest entschlossen. Und sie wusste, diesesmal würde es klappen, denn an so etwas wie Flüche glaubte sie schon seit langem nicht mehr! Und davon würde sie auch Kakashi überzeugen. Sie würde stärker werden, und wenn es sein musste, dann so stark dass ihre Kraft für sie beide reichte. ~~~Ende Kapitel 7~~~ Anm.: Ich glaub ja, dass es Menschen gibt, mit denen man einfach nicht zurecht kommen KANN. Hab Koshirou extra für Kakashi hier rein gebracht, Koshirou ist ein Ninja aus Basilisk. Aber ich hab ihm n paar Charaktereigenschaften gegeben, auf die ich mich schon sehr freue.^^ Das nächste Kapitel heißt: „Liebe und Freundschaft“ Kommentare, Anmerkungen, Reaktionen, Meinungen und sonstiges sind wie immer sehr erwünscht und werden mit virtuellen Glücks-Keksen belohnt.^^ Kapitel 9: Freundschaft und Liebe --------------------------------- Eines meiner Lieblingskapitel!^^ Anm: In diesem Kapitel habe ich ein paar selbst erlebte Dinge eingebaut, einfach, weil mir danach war.^^ Das eine ist eine mit einer Freundin besprochene Zeitschrift, wo ich mir erlaube, Kakashi in dieser Szene etwas ooc wirken zu lassen, einfach um mich selbst zu erheitern^^, das andere ein Geschenk was mir mein Bruder ganz stolz präsentiert hatte (er hatte es von einem japanischen Schwertmeister geschenkt bekommen). Tausend Dank an alle Reviewschreiber!^^ Euch ist dieses Kapitel gewidmet. Viel Spaß!!^^ Kapitel 8 ~Liebe und Freundschaft~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Der Junge ist ein Genie. Wenn er kein Ninja wird, wäre das eine Verschwendung. Er wurde sein Leben lang trainiert, warum willst du jetzt auf einmal etwas anderes? Du warst doch von Anfang an dafür.“ „Ich hätte aber gerne noch Enkelkinder! Es ist zu gefährlich!“ „Das Wohl des Dorfes steht über unseren Wünschen!“ „Es ist nicht MEIN Dorf! Und ich lasse mir auch nicht von ihm meine Wünsche diktieren!“ „Er wird ein Ninja bleiben. Daran kannst du nichts ändern, er wird es von alleine wollen. Überleg doch mal… Komm doch zur Vernunft. Er ist eben durch und durch sein Vater.“ „Ja, und genau das ist es, was ich manchmal nicht ertrage, Sakumo.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Kakashi, du musst schnell nach Hause kommen…“ … Sie hatten es ihm nicht gesagt. Sie hatten ihn nicht gefragt, was er davon hielt. Seine Mutter nahm ihn weinend in die Arme und presste den Widerwilligen gegen sich. Sie brachte keine Worte heraus, sondern presste ihn so fest an sich, dass es wehtat. „Es tut mir so Leid, Kakashi.“, sagte die Nachbarin mitleidig zu ihm. Sie beugte sich zu ihm hinab und versperrte ihm mit ihrem großen Busen die Sicht, aber dafür war es längst zu spät, schließlich hatte er eben noch direkt vor ihm gestanden. Vor dem Leichnam seines Vaters. … „Es tut mir Leid, Kakashi. Wenn du möchtest, kannst du bei uns wohnen, dann bist du nicht so allein. Natürlich nur, wenn du möchtest.“ Der Blick des kleinen Jungen war immer noch starr auf die offene Tür gerichtet, durch die er eben noch die Füße seiner Mutter in der Luft hatte baumeln sehen. Hin und her, wie von Geisterhand bewegt. Die Frau des besten Freundes der Familie kniete neben ihm, weinend, und versuchte klare Worte mit ihm zu sprechen, aber sie interessierten ihn nicht. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wo er hin sollte. Hatte er überhaupt noch einen Platz? Die knarrenden Bodendielen eine Etage tiefer kündeten an, dass jemand ins Haus getreten war. Ein paar Augenblicke später war ein Mann neben ihn getreten und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kakashi blickte auf in das helle und ernste Gesicht seines Senseis, und es wurde ihm klar: In diese Welt gehörte er. Die Welt der Ninjas. Sie und seine Fähigkeiten, das war alles was ihm noch geblieben war. Es war egal, ob er in dem Haus seiner Eltern wohnen bleiben würde oder sich eine Wohnung im ANBU-Wohnquartier nehmen würde, seine Welt war jetzt zusammen geschrumpft auf die wenigen Leute, denen er sich verpflichtet fühlte. Sein Team und sein Sensei. Seine Leinen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kakashis Blick ruhte auf dem eingravierten Namen. Es war sehr dunkel, aber er kannte die Stelle in und Auswendig, wo er den Namen zwischen all den anderen finden würde. Uchiha Obito. Ihm verdankte er seine wichtigste Erinnerung, das, was ihn zu dem gemacht hatte der er nun war. Nicht alles hatte er Sakura verraten, aber doch das wichtigste. Alles zu erzählen hätte sehr lange gedauert, und ein paar Dinge behält man von sich auch zurück. Alle die ihm nahe standen, waren gestorben, oder wie im Falle Rins, nicht mehr sie selbst. Was sollte er tun? Oder hatte er überhaupt noch eine Wahl, nachdem er Sakura geschlagen hatte? Im Augenblick fühlte er sich nicht gut, aber das würde vergehen. Er hatte Obito alles erzählt, Obito hörte ihm immer zu, so unsinnig es sich auch anhören mochte. Irgendwann hatte er damit begonnen, seinem verstorbenen Freund alle Geheimnisse anzuvertrauen. Widerrede hatte er dafür nie bekommen, also war es wahrscheinlich in Ordnung. Er grüßte knapp, dann machte er sich auf den Rückweg. Es war schon spät, aber wenigstens fühlte er sich nicht mehr ganz so hilflos und schlecht. In Genmas Wohnung angekommen, sah er, dass der Spezial-Jonin von seiner Mission zurück war und es sich mit einer Flasche auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Genma winkte ihn damit zu sich. Da Kakashis Schlafstelle durch einen trinkenden Shinobi okkupiert war und ihm auch nicht danach war, sich alleine irgendwohin zurückzuziehen, blieb ihm wohl nichts anderes, als sich dazu zu setzen. Wenn er Genma genügend langweilte, würde der andere schon noch früh genug ins Bett fallen, und Kakashi hätte noch bald seine Ruhe. Müde genug sah Genma aus dafür. Schweigend nahm Kakashi einen Schluck aus der Flasche und verzog gleich das Gesicht. Was zum Teufel war das für ein Zeug? Genma kicherte. „Hab ich von nem Feudalherrn geschenkt bekommen. Schätze mal, er wollte die Flasche loswerden. Ich war gleich stutzig. Aber wenn´s schön macht…“ Kakashi zog eine Augenbraue hoch. Was faselte der Jonin da neben ihm für einen Mist? „Hana hat mich rausgeschmissen.“, brummte Genma traurig. „Hat herausgefunden, dass ich nicht kochen kann und sie angeschummelt hab deswegen. Krieg jetz ne Woche lang keinen Sex.“ Kakashi ersparte sich ein ‚Ich habs dir ja gesagt’. „Ich glaub ich versteh sie doch nicht, die Frauen.“, nuschelte Genma. „Ne Woche keinen Sex… Hat erst heute angefangen, und ich kann jetzt schon nich mehr… Nicht mal berühren darf ich sie, nur ansehn und bedauern. Die Frau hat mich vollkommen in ihrer Hand. Ich sags dir, Frauen sind zwar in vielen Fällen das schwächere Geschlecht, so von den natürlichen Vorraussetzungen her und so, aber in Wahrheit werden die immer über uns siegen. Ich fresse ihr vollkommen aus der Hand. Und das nich nur wegen dem Sex…“ Er nickte in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen als er seine eigenen Worte sacken ließ, und nahm noch einen kräftigen Zug aus der Flasche. Dann schüttelte er den Kopf, beugte sich verschwörerisch an Kakashi heran und hauchte ihm mit seiner Alkoholfahne ins Ohr, als könne jemand ihr Gespräch belauschen. Kakashi hielt den anderen mit dem Zeigefinger – er piekste ihm in die Wange- beiläufig auf Abstand, was den anderen aber nicht im Geringsten zu beeindrucken schien. „Wie hat dir eigentlich das Buch gefallen? Du weisschon welsches.“ „Habs noch nicht gelesen.“ „So was…“ Genma zog sich enttäuscht zurück, und entsann sich, dass er Kakashi ja noch auf Sakura ansprechen wollte. Wie sollte er das jetzt am besten machen? Subtil! Na klar! Das kam immer gut. „Du magst Sakura wirklich, hab ich Recht?“ Kakashi verzog keine Miene, doch bevor er das Thema wechseln konnte, hatte sein hartnäckiger Hauptmieter schon begonnen, wilde Theorien zu spinnen. „Wollte mit dir noch drüber sprechen… Weil du… Weissu eigentlich, dass du wenn du von ihr redest oder bei ihr bis, immer mit offenem Auge grinst? Das is was! Machsu sons nie! Habs genau gesehn, hm, hm, hm! Als könnest du vielleischt einen Augenblick mit ihr verpassn, thehe.“ Genma grinste belustigt und machte mit seinem kleinen Finger kreiselnde Bewegungen, die symbolisieren sollten, dass Kakashi um den kleinen Finger gewickelt war. „Und weil sie disch ja auch so gerne hat, …da solltet ihr... einfach…“ Seine Worte gingen in einem seeligen Schnarchen unter. Genma war schlicht eingeschlafen und gegen seine Schulter gefallen. Kakashi schweißtröpfelte, schob den Shinobi von sich weg und beäugte misstrauisch die Flasche. Was für ein grässliches Zeug. Aber nach diesem grässlichen Tag konnte er es genauso gut auch alleine trinken. Als Genma am nächsten Morgen mit einem schweren Kopf aufwachte, lag er immer noch auf dem Sofa, eine leere Flasche auf dem Tisch. Er war allein mit seinem Kater. Na wunderbar. Alle Muskeln taten ihm weh, weil er in einer sehr unangenehmen Position auf dem Sofa eingeschlafen war. Mühsam erhob er sich und tapste erst einmal ins Bad. Wie sehr hatte er die Einzeldusche bei Hana genossen, denn hier gab es nur eine Gemeinschaftsdusche auf dem Flur. Ein Blick auf die Uhr genügte um ihm deutlich zu machen, dass um diese Uhrzeit wahrscheinlich schon alles warme Wasser weg war. Auf dem Rückweg in seine Wohnung ging es ihm immer noch nicht viel besser, und er warf der Flasche des Feudalherren einen argwöhnischen Blick zu. Was war das für ein Zeug? Abflussreiniger? KrabbelDieWandHinauf? Und wo steckte Kakashi? Der Jonin hatte wahrscheinlich nicht halb so eine Birne wie Genma im Augenblick, denn der Junge konnte folgenlos trinken wie kein zweiter. Man munkelte, er habe sich ein entsprechendes Jutsu mal kopiert, behielt es aber vehement für sich, ob da was dran war oder nicht. Genma schlüpfte in frische Kleidung und machte sich auf den Weg zum Hauptgebäude. Eine neue Mission sollte für ihn heute bereit liegen. Also machte er sich gequält auf den Weg, mied helles Sonnenlicht wo es nur ging, und gelangte schließlich in das kühle und schattige Hauptquartier von Konoha. Im Missionsraum saßen Iruka und ein paar andere Chunins und händigten Missionen an Shinobis aus, und nahmen eingehende Missionsberichte entgegen. Mürrisch stellte sich Genma an eine der Schlangen an. Weiter vorne hörte er Anko, wie sie lautstark nach einer ordentlichen Mission verlangte, doch Iruka machte ihr mit ruhigen Worten klar, dass Anko immer noch auf der roten Liste stand und Wachdienst an der Stadtmauer abzuleisten hatte. Mit eindeutigen, wüsten Gesten tat Anko ihren Unmut kund und stampfte schließlich mit leeren Händen besiegt davon. Als Genma endlich dran kam, begrüßte ihn ein mit bester Laune strahlender Iruka, und Genma wurde finster klar, dass der Chunin das bekommen hatte, worauf er jetzt mindestens eine Woche warten musste… Iruka fuhr mit dem Finger die Liste entlang und entdeckte Genmas Namen in einer Spalte. „Ja, hier haben wir es ja, einen Augenblick.“ Iruka erhob sich um im Regal hinter sich nach den Schriftrollen mit höherem Schwierigkeitslevel zu suchen. Schließlich fand er die richtige und reichte sie Genma. Der warf einen Blick hinein und hob eine Braue. Iruka schaute ihn fragend an. „Darf ich die Mission als angenommen abstempeln, Genma-san?“ Der Spezial-Jonin nickte und steckte den Auftrag ein. Auf dem Heimweg begegnete Genma Gyobue, einem befreundeten Chunin, der gerade von seinem Unterricht in der Akademie kam. Er hatte von seinen Schülern ein Heftchen kassiert, und es aufopferungsvoll Genma geschenkt, um ihm „die Langeweile zu vertreiben. Und beachte auch die hübschen Häschen…“ Als Genma wieder in der Wohnung war, traf er Kakashi an. Wenn das nicht die Gelegenheit war, den trübsalblasenden Jonin aufzuheitern! Oder zumindest eine tiefsinnige Unterhaltung zu führen. Auch wenn er irgendwie das Gefühl hatte, etwas Wichtiges vergessen zu haben. „Nun sieh dir das an, Kakashi!“ „Hm?“ Der Angesprochene schaute desinteressiert vom Sofa auf, wo er im Schneidersitz saß und seine Kunais reinigte – anscheinend war er den Morgen trainieren gewesen. „Gyobue hat mir diese Zeitschrift überlassen…“ Genma vergrub seine Nase noch tiefer zwischen einer bestimmten Doppelseite. „DAS bietet Stoff zum diskutieren…“ Kakashi hob eine Augenbraue. Genma ließ die Zeitschrift mit einem strahlenden Lächeln sinken. „Reinste Pornographie hier drin.“ „Was ist das denn für eine Zeitschrift?“, fragte Kakashi interessiert nach. „Teenie-Zeitschrift; gruselig genug! Die preisen hier so lauter Zeugs an, was man alles bei denen kaufen kann… Fast alles Ramsch oder Kitsch. Von T-Shirts über Schmuck zu Tassen, und, und, und… Aber das hier gefällt mir. Originell: Eine Spiegeleierform für die Bratpfanne in Penisform.“ „Eine WAS?!?!“ „Eine Spiegeleierform.“, wiederholte Genma schief grinsend, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. „In Form eines Pimmels.“ Kakashi stellte sich das ganze bildlich in einer Pfanne vor mit zwei hineingeschlagenen Eiern, und verzog schmerzhaft das Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde…“, bemerkte er. Genma zuckte mit den Achseln. „Ich wette Anko besitzt so ein Teil.“ „Ich wette Anko schlägt noch ganz andere Dinge da rein… Oh, ich will gar nicht drüber nachdenken….“- „Zu spät. Aber wenn es deine empfindliche Seele tröstet: Die Form gibt es auch noch als Herzform…“ „Wie beruhigend.“, kam es sarkastisch. Genma vertiefte sich wieder in die Zeitschrift und blätterte weiter. „Nein so was. Was hältst du davon, wenn wir Aoba zum Geburtstag einen Elefanten-Tanga schenken?“ Kakashi stöhnte und schloss gequält die Augen. „So richtig mit Ohren, Gesicht und Rüssel? Wen willst du damit foltern? Aoba oder alle anderen?“ Ein feines Schmunzeln und das Umschlagen der Seite waren zu vernehmen. „Oh. Interessant. Pornographische Kartenspiele mit Stellungen und Techniken…“ „Was ist das für eine Zeitschrift!? Erst so harmlos tun und dann mit solchen Krachern rausrücken?!?!“ „Hier gibt es einen Fessel-Sessel…“ Kakashi schluckte. „Und Eiershampoo…“- „Es reicht!“ Kakashi riss die Zeitschrift aus Genmas Händen, beförderte sie in den Mülleimer und sandte ein kontrolliertes Katon hinterher. „Teufelszeug!“ Mit leicht gerötetem Gesicht stapfte der Jonin aus der Küche, zurück blieb ein kokelnder Papiereimer. Genma kugelte sich vor Lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Oh man, und das schlimmste wäre doch erst noch gekommen… Wer hätte gedacht, dass deine Icha-Icha-geprüfte Seele die Realität so wenig verkraftet.“ Als Kakashi die Wohnung verließ, wechselte er die Türklinke mit Raidou, der gerade zu Genma wollte. „Genma.“, rief Raidou. „Hab gehört wir haben bald eine Mission zusammen? Iruka hat es mir erzählt, und gesagt, du hättest den Auftrag schon mitgenommen.“ Genma setzte gerade einen grünen Tee auf und winkte seinem Freund begrüßend zu. „Ja. Mit dir und Anko zusammen, und noch jemandem, den ich nicht kenne.“ „Anko? Ich dachte, die steht noch auf Tsunades roter Liste.“ „Um genau zu sein steht sie da auch noch bis morgen drauf. Das heißt, sie kann am Wochenende mitkommen.“ Raidou ließ sich auf einen der Küchenstühle nieder. „Iruka sagte, die Mission läuft parallel zu Kakashis Mission.“ „Richtig. Die Aufträge hängen miteinander zusammen, und sollen nach Möglichkeit zur gleichen Zeit aber an verschiedenen Orten gelöst werden.“ Raidou blies die Luft aus. „Ui, das wird nicht leicht zu koordinieren.“ Genma nickte. „Die Missionsbesprechung ist morgen. Tsunade persönlich möchte uns um die Umstände aufklären.“ Raidou nickte eifrig und schielte auf den grünen Tee, den Genma zubereitete. Er strahlte schon die ganze Zeit über so glücklich, dass Genma ihn mürrisch anblickte. „Was ist los? Hattest du Sex?“ Raidous Strahlen wurde einen Augenblick überschattet, dann nahm es wieder seine alte Intensität an. „Nein, aber ich hab aus Suna etwas gerade zu unglaubliches mitgebracht bekommen; du weißt ja, Temari ist im Augenblick wieder da, und sie hat mir zum Dank dafür, dass ich das Problem mit Ankos Mission in Suna noch irgendwie hab retten können, was mitgebracht. Das hab ich geschenkt bekommen, weißt du?“ Stolz fischte Raidou hinter seinem Rücken ein merkwürdiges braunes Tuch hervor. „Das ist ein Hachimaki, ein Kopftuch, wo man eine Metallplatte einwickeln kann drin.“ Genma hob eine schlanke Augenbraue, die Begeisterung konnte er noch nicht ganz mit seinem Freund teilen. Außerdem schien es ihm nur zu viel Ähnlichkeit mit einem gewöhnlichen Hitai-Ate, nur, dass man die Metallplatte extra noch einfügen musste. Hatte Raidou sich etwa übers Ohr hauen lassen? „Das ist ein spezielles Material, das ist wichtig, deswegen auch die braun-rote Farbe… Total widerstandsfähig, Wahnsinn, nicht wahr?“ „…Nun ja…“ Raidou legte das Tuch auf den Tisch und faltete es so zusammen, dass sich daraus ein Kopftuch ergab. Er zögerte einen Moment, als er Genmas Gesicht bemerkte, doch dann band er es sich um. Genma verkniff sich schwer das Lachen und schmunzelte hinter hastig hervorgehaltener Hand, und versuchte sich schließlich in ein missratenes Husten zu retten. „Wirklich. Sehr schmückend…“ „Ich weiß, dass es optisch nich so der Bringer ist, aber auf die Funktion kommt es an, und da ist es bestechend. Die Farbe macht nicht viel her, aber die stammt vom Saft eines Baumes und hat eine leicht antiseptische Wirkung. Man kann auch…“ Er nahm das Kopftuch ab und machte einen Knoten in ein Ende. „Und wenn man das dann nass macht…“ Er schleuderte das Tuch mit dem verknoteten Ende umher, und Genma lachte nun vollends, da der Knoten wohl selbst im durchnässten Zustand die Schlagkraft eines Genins haben musste. Raidou blinzelte eingeschnappt und faltete das Tuch sorgfältig wieder zusammen. „Es ist eine Ehre, dieses Geschenk bekommen zu haben. Es ist aus wertvollem Material…“- „Das mag ja sein…“ – „Und ich werde es… vielleicht sogar benutzen.“ - „Mach doch.“, sagte Genma grinsend, und Raidou rümpfte die Nase. Eingeschnappt vergaß er den verlockenden grünen Tee, machte auf dem Absatz kehrt und stiefelte ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung. Genma widmete sich grinsend wieder seinem Tee. Zu herrlich. ~~~ (obligatorischer Mini-Kapitel-Trennstrich) ~~~ Abends. Heute Abend war eines von Ankos Lieblingsfestivitäten des Feuerlandes: Das Bohnenwurffest. An diesem besonderen Tag wurden im ganzen Land getrocknete Soja-Bohnen auf die Menschen geworfen, um böse Geister zu vertreiben. Warum auch immer, aber auch in Konoha hatte diese Tradition immer Bestand gehabt. Gut gelaunt warf sich Anko auf die Straße und ins Getümmel. „Mal wieder laut und lärmend, dein Auftritt.“, bemerkte Ibiki, den sie bei ihrem Freudentaumel auf offener Straße beinahe umgeworfen hätte. Ok, eigentlich war es kein Freudentaumel wenn sich Anko ein paar schwächere Chunin in den Schwitzkasten nahm, ihnen Bohnen um die Ohren fliegen ließ und sie nach nahe liegenden kostenfreien Alkoholquellen ausfragte. Anko grinste breit. „Ibiki, ham sie dich etwa aus Konohas Folterkeller entlaufen lassen?“ Der dunkle Hüne blieb wie immer die Ruhe selbst. „Du bist früh dran Anko, wie immer.“, bemerkte er trocken. Anko kicherte und entließ den letzten Chunin aus ihrem Griff, dem es aber gerade in den letzten Sekunden sehr gut so dicht an ihrem üppigen Busen gefallen hatte. Verträumt taumelte er zu Boden. „Ibiki!“, Anko piekste dem finsteren Spezial-Jonin energiegeladen mit dem Finger vor dem Gesicht herum, die Soja-Bohnen im Anschlag. „Ibiki, Ibiki.“ Sie beugte sich dichter an ihn heran, während er jede ihrer Bewegungen genau verfolgte. „Sag mir, Ibiki, traust du dich an ein Wetttrinken mit Sojabohnenlikör mit mir und anschließendem Dango-Essen?“ Er zog eine dunkle Braue hoch. Solche Dinge waren so gar nicht sein Stil. „Man sagt, du wärst weich geworden in letzter Zeit. Ist da etwa was dran?“, stichelte sie, und flitschte ihm eine Bohne gegen die Wange, ohne ihm eine Reaktion zu entlocken. „Außerdem hab ich da ein nettes Jutsu aufgeschnappt, das dich bestimmt interessieren wird.“ Sie zwinkerte ihm zu und lächelte teuflisch, darin stand sie Ibiki in nichts nach. Ibiki seufzte. Man wurde Anko einfach nicht los, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. „Also gut.“ Vergnügt glucksend ergriff die kleine Kunoichi, die dem Spezial-Jonin immerhin mit Hilfe ihres wilden Haarzopfes bis knapp über den Mantelkragen gereichte, seinen Arm, und zerrte den Widerwilligen mit sich. Sakura klaubte ein paar Soja-Bohnen aus ihrem kurzen Haar und versuchte Narutos Attacken und denen der Konohamaru-Truppe lachend zu entgehend… Mit Gewalt schaffte sie es schließlich. Iruka überraschte seine Shizune in dem er plötzlich hinter ihrem Schreibtisch auftauchte, in der einen Hand einen Strauß Blumen, in der anderen ein paar Bohnen. „Lust, zu werfen?“ Schon hatte Shizune ihre tollpatschige Ader wieder gefunden, und alle Dokumente und Glasfläschchen fielen ihr aus der Hand. Panisch versuchten Iruka und Shizune gleichzeitig, alles aufzufangen. Kiba und Akamaru machten sich einen Spaß daraus, aus einem Versteck heraus Shino dabei zu stören, wie er gerade einen Käfer gruseligster Form auf einem Blatt beobachtete, in dem Kiba kichernd den trägen Riesen-Käfer immer wieder mit Soja-Bohnen attackierte. Shino hatte die Übeltäter natürlich längst bemerkt. Aber nun war es genug! Er rückte seine dunkle Sonnenbrille zurecht, da die letzte Bohne ihn im Gesicht getroffen hatte und sein Modestück in bedenkliche Schräglage gebracht hatte. Es dauerte nur einen Moment, da liefen Kiba und Akamaru kreischend und jaulend mit ihren verbliebenen Bohnen davon, Shino und eine riesige schwarze Wolke aufgebrachter Insekten dicht auf den Fersen. „Aaaah, aber ich muss doch die bösen Geister von dir vertreiben, Shinooo, die Geisteeer….“ Jiraiya hatte Tsunade nur zu schnell zu einem verfrühten Feierabend überreden können, und nun saßen die beiden seit geschlagenen zwei Stunden in einer Sakebar, nachdem sie Ichirakus und einen Dango-Stand überfallen hatten, und spielten Karten. Wie zu erwarten, verlor Tsunade ununterbrochen. In diesem Moment rannte ein kreischender Kiba mit Akamaru an ihnen vorbei, etwas von bösen Geistern schreiend, und von einer schwarzen Wolke verfolgt, die wirklich wie ein Geist aussah. Tsunade blinzelte, und Jiraiya tat es ihr gleich. „Wir trinken zu viel, Jiraiya…“ Schnell war die Szene vergessen, denn Tsunade hatte schon wieder das Spiel verloren. Ziemlich betrunken beugte sich die Hokage über den Holztisch, und bot dabei Jiraiya unabsichtlich eine umwerfende Aussicht auf diverse, hervorstechende Eigenschaften der blonden Sanin. „Also gut, Jiraiya, du hast schon wieder gewonnen. Was willst du dieses Mal?“ Jiraiya grinste schelmisch und versuchte mühsam seinen Blick auf Tsunades Gesicht zu richten, da sich seine Augen auf ihrem Dekollete festgesaugt hatten. „N Küsschen auf die Backe von meiner geliebten Tsunade-Hime, und du bist für die Schulden der letzten zwei Stunden befreit.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du Lustmolch, du.“ „Doch nur auf die Wange, Tsunade-Hime.“ „Jaja, na gut. Aber nur n Kleiner.“ Jiraiyas Gesicht leuchtete auf vor Freude, und bereitwillig öffnete er beide Arme. Wie sehr er diesen Moment erträumt hatte… Tsunade schloss ihre Augen und beugte sich ganz dicht an ihn heran… doch im nächsten Moment fiel sie schnarchend in seinen Schoß. Zuerst war Jiraiya absolut erschreckt, wie er später beteuerte, doch danach hatte er sich eindeutig nicht gegen diese Position gewehrt. Genma war immer noch von Hana verstoßen. Kakashi hatte ihn gefragt, was er nun zu tun gedenke, und Genma hatte geantwortet: „Na was denkst du wohl. Auf Knien vor ihr zu Kreuze kriechen. Das, was wir harten Männer doch im Grunde die ganze Zeit vor Frauen machen...Wenn sie es nur endlich mal würdigen würden...“ Danach hatte der Spezial-Jonin demonstrativ mit einem Kochbuch gewunken, was ihn für diese Woche sein letztes bisschen Geld aus der Tasche gezogen hatte. Kakashi hatte irre gekichert, und sich lieber von diesem Schlachtfeld zurückgezogen. Genma hatte daraufhin einen Plan gefasst. Damit musste es einfach klappen, dass Hana überhaupt wieder mit ihm sprach. Er stöberte Shizune und Iruka auf, schmiedete mit der Jonin zusammen einen Plan, besiegelte alles demonstrativ per Handschlag und stürzte sich todesmutig und klammheimlich davon… in Ibikis Büro! Ihren Plan hatte Sakura noch fest vor Augen. Und nicht umsonst hatte sie sich mit Hilfe ihrer verständnislosen und ziemlich argwöhnischen Mutter in ihren Kimono gezwängt. Ein bisschen traurig war Sakura schon darüber, dass sie Kakashi nicht finden konnte. Er war weder bei dem Rest der Jonins in den Bars, noch irgendwo auf den Straßen oder den Fastfood-Restaurants. Sie resignierte und setzte sich mit Naruto, Shikamaru, Temari, Choji, Kiba, Tenten, Lee, Kotetsu und Izumo, und auch Shizune, Tonton und Iruka in ein offenes Restaurant. Vor ihnen auf den Tischen häuften sich die Speisen, die in sekundenschnelle wie von Zauberhand verschwanden, wobei sich Choji, Naruto und Kiba gegenseitig den Ruf um den schnellsten Esser streitig machten. Nebenan in der Bar trug gerade ein grinsender Jiraiya eine schnarchende Tsunade mit sich davon. Shizune bemerkte dies besorgt und wollte sich erheben, aber Iruka legte ihr eine Hand auf den Arm und schüttelte sanft den Kopf. Shizune ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und sah aus den Augenwinkeln, wie sich Genma ihnen näherte. Der Spezial-Jonin blieb hinter Sakura stehen. Er beugte sich zu ihr hinab und flüsterte ihr unter den irritierten Augen der anderen Anwesenden etwas ins Ohr. Sakuras Blick glitt daraufhin schnell zu Shizune, die aufmunternd lächelte, und Sakura erhob sich. „Ma, ma, Sakura-chan, wo gehst du denn hin?“, fragte Naruto. „Ich hab da noch etwas zu erledigen.“, entgegnete sie. „Kakashi scheint wohl jemand von der Sorte zu sein, denen man ständig nachlaufen muss.“, flüsterte Tenten Lee etwas zu laut ins Ohr- sie hatte einen kundigen Blick. Lees Augen brannten daraufhin lichterloh. „Geh und zeig ihm die Kraft der Jugend, Sakura, der Frühling ist auf deiner Seite! Die Kirschblüte blüht immer mehr als einmal! Yooosh!“ Sakura lächelte schräg bei Lees entflammten Worten. Sie drehte sich um und entdeckte überrascht, dass er ihr gegenüber bereits auf der Straße stand. Kakashi. Genma grinste schräg und kratzte sich am Hinterkopf. Kakashi war schneller angerückt als Genma erhofft hatte, nachdem er ihm erzählt hatte, Sakura sei schwanger, sei deswegen zu Tode betrübt, hätte sich bei einem Unfall zu dem noch schwer beide Beine und einen Arm verletzt und sei halb komatös vor diesem Restaurant zusammengebrochen. Das war vielleicht ein wenig drastisch gewesen, aber auch wenn dem Jonin klar gewesen sein musste, das mindestens die Hälfte dieser Worte reinste Erfindung waren, war er doch in Windeseile hierher gekommen… Kakashi stand gegenüber auf der dunklen Straßenseite, beide Hände entspannt in den Taschen der weiten Hose vergraben, das Hitai-Ate über dem einen Auge, das andere Auge mit beinahe trägem Gesichtsausdruck auf Sakura und ihre vermeintlich schwangere und malledierte Gestalt gerichtet. Shizune erlaubte sich, Tonton in ihren Armen loszulassen und durch das Schwein Sakura einen Schubs nach vorne zu geben. Sakuras Gesicht wurde ernst. Sie verließ das hell erleuchtete Restaurant um zu Kakashi in die dunkle Nacht nach draußen zu treten. Sein Auge ließ sie keinen Moment unbeobachtet. Sie ging selbstsicher auf ihn zu und blieb schließlich genau neben ihm stehen. Sie lächelt kokett, auch wenn er es wahrscheinlich nicht sehen konnte. „Meine Mutter hatte mich vor Männern wie dir gewarnt. Sie sagte, es wären alles Spitzbuben, und sie könnten Dinge tun, die mir nicht gefallen. Da hat sie Recht gehabt. Aber am Ende musste ich feststellen, das ich sehr auf diese Art von Mensch stehe, da kann man nichts machen, und ich bin sogar bereit deswegen auf die Nase zu fallen. Auch wenn ich glaube, dass das nicht passieren wird.“ „Warum gibst du dir solche Mühe, Sakura?“, fragte er leise. Aber sie ließ sich von seinen Worten nicht im Geringsten beeindrucken, nahm kurz seine Hand in ihre, ließ sie wieder los und wandte sich mit den Worten: "Weil es es mir wert ist" um, um die Straße hinab zu gehen. Kakashi blickte auf den kleinen Zettel, den sie ihm gerade in die Hand gedrückt hatte, und schaute auf zu den ganzen Shinobi-Haufen im Restaurant, die ihn nun allesamt neugierig beobachteten. Außer Genma. Denn der schielte mit einem Hauch von geröteter Wange an die Decke des Restaurants und ließ schnell den kleinen Zettelblock und den Stift in seiner Jonin-Weste verschwinden. Kakashis Blick fiel wieder auf den Zettel in seiner Hand, und er faltete das Papier auseinander. Darauf standen in schöner Frauenschrift ein Ort und ein Datum geschrieben. Kakashi blickte auf und sah Genma auf sich zuschlendern. „Es ist deine Entscheidung ob du ihr folgst oder nicht, Kakashi. Aber wenn du es nicht wenigstens versuchst, wirst du es nie erfahren…“ Genma kratzte sich den Hinterkopf und erlaubte sich ein schiefes Grinsen. „So ein Mädchen wie sie triffst du nicht auf jedem Bohnenwurffest.“ Kakashi musste blinzeln. „Wenn du immer noch überlegst, dann hier.“ Genma war jetzt ernsthaft ein wenig rot geworden um die Nase. Er hielt Kakashi einen kleinen Schlüssel vor die Nase, ohne den anderen direkt anzusehen. „Ibiki hat den Trainingsraum abgeschlossen, und weil du eben schon so schnell da warst, konnte ich ihr den Schlüssel dazu nicht mehr geben, sie wird ohne ihn nicht reinkommen. Du willst dein Mädchen doch nicht alleine vor der verschlossenen Tür eines ANBU-Trainingsraumes warten lassen.“ Kakashi zögerte keinen Augenblick länger, sondern schnappte sich den Schlüssel und verschwand in einer kleinen Rauchexplosion. Genma lächelte zufrieden. „N flotter Abgang. Das ist genau die richtige Entscheidung. Und weh du jammerst hinter her noch einmal.“, murmelte er. Dann drehte er sich zu Shizune um. „Du hast alles gesehen. Vergiss bloß nicht, Hana jedes heldenhafte Detail zu berichten.“ Shizune schmunzelte amüsiert. „Du bist süß, Genma.“ Genmas coole Haltung geriet in akute Schräglage und seine in der Regel trägen Augen öffneten sich schockiert. „Ich bin bitte was?“ „Keine Sorge, Genma, ich werde Hana sagen was für ein liebenswerter, aufrichtiger und uneigennütziger, starker Mann du sein kannst.“ Genma lächelte schwach. „Ich hoffe nur, dass ich noch lange genug lebe, um zu sehen, was Hana davon hält. Wenn Ibiki nämlich erfährt, dass ich seine Schlüssel geklaut habe, dann ist meine Zukunft eine einzige, grausame Ewigkeit voller sadistischer Momente.“ Rein zufällig schnappte Anko diese Worte auf, die gerade räkelnd auf der Straße etwas frische Luft geschnappt hatte, nach ihrem unbestrittenen Wettsieg im Dango gegen Ibiki. „Was hältst du davon, wenn ich dir Ibiki für diese Nacht vom Hals schaffe?“, fragte sie. Argwöhnisch und überrascht gleichermaßen schielte Genma auf sie hinab. „Willst du mich mal wieder erpressen?“ Anko lachte überraschend gutmütig. „Nein, Genma, das hab ich in letzter Zeit schon genug getan. Ich erlaube mir, ganz ausnahmsweise und einmaligerweise dir einen Gefallen zu tun.“ Genma blinzelte, worauf ihm Anko lachend auf die Schulter schlug und sich bei ihm einhängte. „Dafür darfst du mir eine Mission besorgen und mich zum Essen einladen, was hältst du davon.“ Genma schlug sofort ein. „Ich lass mich lieber von dir erpressen, alles andere passt nicht zu der Anko die ich kenne und ist mir wirklich zu unheimlich.“ „Deal!“, rief Anko, und schon flitschte sie ihm lachend und fies grinsend ein paar Soja-Bohnen ins Gesicht, um auch ja alle bösen Geister zu vertreiben. Diesmal nahm Sakura vor Kakashi den Weg hinauf aufs Dach der ANBU. Sie setzte sich dorthin, wo sie zuvor einmal gesessen hatten, und wartete auf ihn. Er blieb stehen und schaute unentschlossen auf sie hinab, was sie zum Schmunzeln brachte. „Sie haben mir gesagt, du wärst jemand, dem man ständig nachlaufen muss.“, sagte sie, mehr zu sich selbst gerichtet, als an ihn. Sie dachte an die Ereignisse der letzten Wochen und nickte lächelnd. Kakashi stand immer noch und blickte bemüht lässig auf Konohas Lichter hinab, wo den Menschen immer noch die Soja-Bohnen um die Ohren flogen. Er wollte Haltung bewahren. Sich entschuldigen dafür, dass er sie geschlagen hatte, sie an sich drücken, sie gleichzeitig vor ihm beschützen und sie nie mehr wieder sehen. Er hatte Angst vor seiner dunklen Vergangenheit, und Angst davor, wieder jemanden zu verlieren, den er zu nah an sein Herz gelassen hatte. Ihre nächsten Worte raubten ihm all diese Gedanken mit einem Herzschlag, und ihre Jadeaugen blickten tief und wissend in seine Seele, als sie sich schließlich wieder erhob da er sich nicht setzte, und Schritt für Schritt die Entfernung zwischen ihnen verschwinden ließ - für seine Befürchtungen war es längst zu spät. „Ich weiß, dass du mich liebst, Kakashi. Und da ich dich ebenso liebe, gebe ich dir keine Wahl. Hast du gehört? Ich, Sakura Haruno, stelle dich nicht vor die Wahl sondern ich entscheide für dich. Jetzt. Dieses eine Mal. Ich entscheide dafür, dass wir zusammen sind. Ganz einfach so. Egal, was passiert ist und was nicht, alles Wichtige wissen wir doch – und mehr braucht es dazu nicht. Ich habe beschlossen, dich nicht gehen zu lassen, und damit darfst du dich jetzt abfinden. Ich laufe dir nicht mehr hinter her, sondern ich gehe vor, und du wirst mich einholen.“ „Ich habe nicht viel zu geben oder zu bieten, Sakura… Meine Hände sind leer.“ Sie legte ihre Hände in seine. „Jetzt sind sie nicht mehr leer. Und das was ich möchte, kannst nur du mir bieten. Mehr verlange ich nicht von dir.“ Sie war bei ihren Worten immer näher an den ernsthaft Erstaunten herangetreten und hatte ihn schließlich fest an sich gedrückt. Er erholte sich von seiner Überraschung über ihre Worte, und mit einem Lächeln legte er seine Arme um sie und klopfte ihr mit der behandschuhten Hand auf den Kopf. „Baka.“, sagte er leise. Sie schnaubte. „Selber! Baka.“ ~~~ Als am nächsten Morgen Kakashi die Regenrinne von Sakuras Zimmer herunter rutschte, um der vor der Tür lauernden, und mit einem Nudelholz bewaffneten Mutter zu entgehen die auf jedes Chakrazeichen wie ein Spürhund wartete, staunte er nicht schlecht, als am gegenüber liegenden Haus des Innenhofs eine weitere Gestalt klammheimlich aus einem Fenster kletterte und eine Regenrinne runterrutschte. Anko winkte Kakashi mit einem schelmischen und breiten Grinsen zu und präsentierte ihm zwinkernd den erhobenen Daumen. Kakashi kicherte zurück, hob zaghaft ebenfalls seinen Daumen, und Anko ließ sich zufrieden weiter von Ibikis Regenrinne hinab gleiten, um den Erschöpften Spezial-Jonin nicht zu wecken, und mit Kakashi auf erfolgreiche Zeiten zu wetten. Wenn Anko sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, entkam man ihr nämlich nie. ~~~Ende Kapitel 8 ~ Ende des ersten Teils dieser Geschichte~~~ So, das ist meine Geschichte, wie Sakura und Kakashi zusammen gekommen sind.^^ Keine Sorge, die Geschichte wird nicht geteilt, das ist nur meine gedankliche Einteilung. ANM: Das Bohnenwurffest gibt es laut Internet wirklich.^^ Findet in Japan am 3. oder 4. Februar statt. Ich hatte ja überlegt, ob ich sonst irgendein anderes Fest nehme, Auswahl gibt’s in Japan ja genug, aber das Bohnenwurffest hat mich einfach überzeugt.^^ Ich hab keine Ahnung, wie das Fest wirklich aussehen soll, aber ich hab mir mal erlaubt, des frei zu… gestalten.^^ Was ich mal wieder unbedingt in die Geschichte reinbringen musste: -Den jungen Mann, den ich bei uns ausversehen eingeschlossen hatte, und der deswegen die Regenrinne aus dem dritten Stock runterklettern musste, wo er unseren Nachbarn in die Hände fiel. Thahar, es gibt ihn wirklich.^^ Das nächste Update wird etwas auf sich warten lassen, ich habe viel zu tun, und muss ein paar Dinge klären. Ich hoffe euch gefällt die Geschichte nach wie vor und ist euch ein Review wert! Ich würd mich freuen.^^ Einen schönen Tag noch, Beluga @CassieSandsmark: Kakashi weiß natürlich wie Sakura empfindet und dass sie ihn angelogen hat, er ist doch ein schlauer Kerl. Das weiß er spätestens seit sie vor seinem Krankenzimmer stundenlang gewartet hat ohne rein zu kommen, und die letzte Bestätigung hat er bekommen, als sie ihn fragte, ob nicht alles wieder wie vorher sein könne, und natürlich wusste er deshalb auch, dass sie damit die Zeit meinte, bevor Sachiko in Konoha auftauchte. Kapitel 10: Eine neue Mission ----------------------------- Moinsen Folks! Hier mal wieder ein neues Kapitel von mir. Dieses Kapitel nutze ich auch noch ein wenig, um ein zwei weitere Charaktere einzuführen. Keine Angst vor Eigenproduktionen (OCs), in Naruto kommen schließlich auch immer neue Charaktere hinzu um den Plot vielfältiger zu gestalten und weiter zu entwickeln. ;) Und eine Sache nicht falsch verstehen: Ich mag Naruto. Sogar sehr.^^ Tausend Dank an die Reviewer! Euch hab ich nicht nur einen Anschub guter Laune zu verdanken, sondern auch, dass ich dieses Kapitel weitaus früher als geplant fertig bekam und posten konnte. :) Danke. Kapitel 9 ~Eine neue Mission~ Naruto stand auf der Straße und schürzte die Lippen. Er hatte einen neuen Auftrag. Eine neue Mission. Kiba hatte es ihm vorhin gesagt. Aber er hatte ja unbedingt erst diesem alten Greis in die Hände fallen müssen, der ihm eine lächerliche Mission aufgedrückt hatte, wegen der er jetzt zu spät zu seinem richtigen, gefährlichen, Kräfte raubenden, Helden schaffenden, spannenden neuen Abenteuer kam. Den Morgen hatte er mit Kiba trainiert, und Naruto war überraschend wehmütig gewesen, denn seine Gedanken galten merkwürdigerweise Hinata, die seit Tagen irgendwo mit Ino auf Mission war. Kiba hatte hämisch gegrinst, aber Naruto verstand die Welt nicht mehr. Die drei Jahre die er aus Konoha weg war, hatten ihn nie sooft an Hinata denken lassen. Und ganz plötzlich, nachdem sie ihm eine selbstgemachte, und unglaublich leckere Nudelsuppe gemacht hatte bevor sie auf die Mission ging, hatte sich alles verändert. Zwei Welten, die für Naruto zuvor immer getrennt gewesen waren, begegnete er jetzt plötzlich mit dem gleichen Gefühl. Es war äußerst suspekt. Kiba hatte nach dem trägen Training vorgeschlagen, im Missionsbüro nach einer neuen Mission zu fragen, in dem Glauben, es würde Naruto auf andere Gedanken bringen. Also verließen sie das Trainingsgelände und Kiba beeilte sich, mit dem voranpesenden Naruto Schritt halten zu können. Ihr Vormarsch wurde abrupt gestoppt, als ein sehr alter, kleiner und klapprig aussehender Mann mit großen, ernst zusammen gezogenen weißen Augenbrauen, unter denen man seine Augen kaum sehen konnte, sich ihnen in den Weg stellte. Er stützte sich auf einen krummen, knorrigen Holzstab, der das gleiche Alter wie der Mann selbst haben mochte, und wedelte mit der anderen Hand vor ihren Gesichtern herum. Seine graue Yukata flatterte bei jeder Bewegung, die seine dürren Glieder verursachten. „He da, ihr zwei da.“ Naruto blinzelte. „Oi, meinst du etwa uns, Jijii?“ Die stahlgrauen Augen wurden einen Moment empört sichtbar bei Narutos Anrede. „Was heißt hier Jijii, hat man so einen Schmu schon gehört!? Ihr jungen Bürschleins hab noch nicht einmal das grün hinter euren Ohren verloren! Was für einen Schmu erzählst du mir denn hier?!“ „Ähm…“ Naruto und Kiba tauschten verstörte Blicke. Was wollte dieser klapprige Greis von ihnen? Sie hatten anderes vor… „Ihr zwei seid doch Genin, oder?“ „Äh, ich bin Chunin, er ist noch Genin.“, sagte Kiba sogleich, und zeigte mit dem Finger auf Naruto, während Akamaru bekräftigend bellte. Naruto war wegen Kibas schonungsloser Darstellung völlig fassungslos. Das fühlte sich fast wie Verrat an. „Ist doch alles Schmu!“, rief der Alte aus, und wischte Kibas Worte mit wilder Gestik weg. „Ich hab nen Auftrag für nen Genin, also wirst du ihn ausführen, Blondschopf! Tsunade hat mir gesagt, ich darf mir einen Genin aussuchen für den Auftrag, und ich wähle: Dich!“ „Aah, wer sagt, dass ich überhaupt möchte?“, rief Naruto, worauf hin der Alte mit einem knorrigen Finger in Narutos Wange piekste. „An deiner Stelle wäre ich froh über jedes bisschen verdientes Geld, kleiner Genin, in deinem Alter solltest du dir überlegen, ob du es schon besonders weit gebracht hast, und ob du es dir leisten kannst, auszusuchen, welche Missionen du annimmst und welche nicht.“ Naruto schrumpfte unter dem fiesen Grinsen des Alten ängstlich zusammen. Er nickte schließlich. Der Alte war eindeutig verrückt und hatte dabei noch eine gruselige Ader an sich… eine irgendwie vertraute Ader… „Ist ja gut… Was… was ist denn das für ein Auftrag? Vielleicht… kann ich es mir ja überlegen…“ „Schmu! Alles Schmu, Schmu, Schmu! Natürlich nimmst du den Auftrag an, sicher, sicher. Der Auftrag, der Auftrag… Was war der Auftrag denn noch mal?“ Der Alte kratzte sich mit einem melancholischen Grinsen am Ohr, und Naruto schweißtröpfelte, während Kiba hinter Narutos Rücken unauffällig über den senilen Alten kicherte. „Ah ja, da war doch was.“ Der Greis kramte mit seinen knorrigen Fingerchen in den Tiefen der Yukata und zauberte schließlich ein kleines Foto hervor. „Hier. Katze. Von Nachbarin. Die such mal, ist weggelaufen.“ Kiba schüttete sich fast aus vor Lachen, und Naruto nahm finster das Foto der Katze entgegen, die er seit er die Ninja-Akademie verlassen hatte, schon mindestens vier mal hatte einfangen müssen. „Ah, schon wieder ausgebüchst, das Vieh.“, sagte eine Stimme neben seinem Ohr, und Naruto steppte erschrocken mehrere Schritte zu Seite, als er erkannte, dass es niemand anderes als Anko war, die da das Foto über seine Schulter angeschaut hatte. Sie blickte die Straße entlang und entdeckte den alten Greis, der gerade dabei war, gemächlich die Straße hinab zu gehen, jetzt, wo sein Auftrag übermittelt war. Eine Traube kleiner Kinder hatte sich um ihn versammelt und folgte ihm mit großen, bittenden Augen. Er warf ihnen ein blitzendes, halb zahnloses Grinsen zu, dann stützte er sich plötzlich fidel auf seinen Krückstock, sprang in die Lüfte und schlug beide Fußsohlen klatschend zusammen. Die Kinder schrieen daraufhin jubelnd und begeistert auf, und der Greis ging wieder, als hätten ihm die hundert Jahre auf dem Buckel jeden Schritt mit Blei vergolten. Anko schüttelte lächelnd den Kopf. „Was wollte denn der alte Schmu von euch?“, fragte sie. „Der alte Schmu?“, hakte Kiba nach. „Ja, so nennt man ihn, weil er immer dieses Wort für sein geliebtes Fluchen benutzt.“ „Der Alte ist aber noch ganz schön fit für sein Alter. Wer ist denn das?“, fragte Kiba ungläubig, und Anko lachte schallend. „Der alte Schmu ist mein Urgroßvater. Mehr nicht. Und du solltest jetzt mal dieses boshafte Vieh von einer Katze wieder einfangen, Stöpsel.“ „STÖPSEL?!“ Kiba wäre in diesem Moment beinahe gestorben – vor Lachen. Mürrisch trottete Naruto im Wald gleich in Konohas Nähe umher und suchte die Katze. Zweimal schon hatte er sie entdeckt, zweimal bereits war sie ihm wieder entwischt. Doch diesmal sollte es kein Entrinnen geben! Er hatte die Katze ausgemacht auf einem dürren kleinen Bäumchen, das auf der Anhöhe gleich über einem der Waldseen gewachsen war, und seine verkümmerten, dürren Ästchen tapfer der Sonne entgegen reckte. Ganz besonders vorsichtig hatte Naruto den Baum erklommen und reckte sich gerade mühsam nach dem verschreckten Katzenvieh, das sich auf den dünnsten und weit entferntesten Ast geflüchtet hatte. „Na los, jetzt komm schon!“, rief Naruto ungeduldig. Wenn er sich immer mit solchen Missionen herumschlagen musste, die eher etwas für die Konohamaru-Truppe waren, wie sollte er sich dann jemals so weit entwickeln, dass er Hokage werden konnte? Mit neuer Entschlossenheit vorangetrieben, wagte er sich noch ein Stückchen weiter vor, und erwischte gerade noch den Schwanz der kreischenden Katze, bevor der Ast unter ihm nachgab, und beide, Katze und Fuchs, kreischend in die Tiefe purzelten. Naruto klatschte in den See, tauchte wieder auf und bemerkte die Katze, die sich verzweifelt an seine Brust krallte, und den Ast, den er mit sich in die Tiefe gerissen hatte, und dessen Blätter und Zweige ihm nun ins Gesicht staken. Die Katze krabbelte wasserscheu und mit scharfen Krallen auf seinen Kopf. Als er sich japsend wieder genug befreit hatte um etwas sehen zu können, entdeckte er nicht weit von sich eine rothaarige Frau, die sich gerade ihre Brust mit den Armen abdeckte und ihn mit einer skeptisch hochgezogenen Braue musterte. Naruto lief rot an, da diese Situation eindeutig missverständlich interpretierbar war, und ihm der skeptische Blick der Dame äußerst unangenehm war. So würde er nie Hokage werden. „Was ist? Noch nie einen Ninja gesehen?“, blaffte Naruto schlechtgelaunt. „Noch nie einen mit eigenem Gebüsch.“, antwortete die Frau mit einem süffisanten Lächeln. „Ich bin keine Spanner!“, rief Naruto, und er schlug hastig den Ast von sich. „Das seh ich, wahrscheinlich hast du bis gestern noch in die Windeln gemacht, Kleiner.“ „Hey, was fällt dir ein! Ich bin ein Ninja, und kein kleiner Junge, ich bin 19!, und außerdem der zukünftige Hokage von Konoha!“ „Jaja, ganz großartig. Aber wenn du deinen zukünftigen, hokagelichen Hintern samt Plüsch-Katze vielleicht endlich aus dem Wasser befördern würdest, könnte ich endlich zu Ende baden und mich anschließend unbelästigt anziehen.“ Völlig missverstanden trottete Naruto mit der fauchenden Katze in der Hand über das Wasser davon. Wenn dieser Tag ihm nicht bald eine anständige Mission bot, würde er vielleicht noch wahnsinnig werden, bevor er diese garstige Katze überhaupt an seine reiche Besitzerin abgegeben hatte. Unterwegs zu seinem Katze-Abgeben traf er Kiba, der ihm eine frohe Botschaft vom Missionsbüro überbrachte. Eine Mission für Naruto. Und zwar eine der Klasse C oder sogar B! Nur sollte er dafür sofort ins Hokagebüro kommen! Doch vorher, musste er seine alte Mission abschließen, und Kiba der Verräter war überhaupt nicht gewillt, ihm beim Katzen-Transport zu Hilfe zu kommen! Wer brauchte noch Feinde, bei solchen Freunden? Naruto war zu spät. Um nicht zu sagen VIEL zu spät. „Oh man, oh man, da bekomme ich endlich eine Mission, und dann komme ich auch noch zu spät. Verdammt… Entschuldigung. Ups, tut mir Leid. … Verzeihung. Tschuldigung.“ Nachdem er zahlreiche Menschen und Stände angerempelt hatte, weil ein unglaubliches Gedränge herrschte, sprang er den Rest des Weges über die Dächer, wo allerdings zu seiner Entmutigung mindestens genauso viel los war. Man, wo kommen denn so viele Ninjas auf einmal her? Und warum müssen die ausgerechnet JETZT über die Dächer? „Habt ihr denn alle klein zu Hause?!?!“, rief er frustriert. „Pass doch auf, Junge!“ Naruto erhielt einen groben Stoß gegen die Schulter und verlor fast das Gleichgewicht. Er fing sich wieder, drohte kurz mit der Faust und rief dem ungehobelten Ninja etwas hinter her. Keine fünf Minuten später hatte er endlich den Hokageturm erreicht. Oh man, ich bin ja so gespannt, was das für ein Auftrag ist, und wer meine Partner sein werden. Hechelnd hastete er die Stufen hinauf und rannte mit Höchstgeschwindigkeit auf die Bürotür zu, stoppte kurz vorher und griff noch beim stotterbremsen nach der Klinke. Shizune öffnete die Tür unerwartet von innen und hielt sie für ihn auf. Er war davon so überrascht, dass er ins Leere griff, mit dem Restschwung in den Raum hinein rutschte, und schlicht und ergreifend das Gleichgewicht verlor. Wild mit den Armen rudernd und versuchend, dem Unvermeidlichen zu entgehen, fiel er schließlich doch unschön aufs Kinn. Ein großgewachsener Ninja, neben dem er so grazil auf den Boden geknallt war, blickte gereizt auf ihn hinab. „Bist du dumm oder was?!“, bläffte er den Blondschopf an. Naruto sprang sofort auf die Beine und deutete wütend mit dem Zeigefinger auf den anderen. „Selber dumm! Wie kann man einen Fremden nur so begrüßen?!?!?!!!!“ „Das ist nun mal mein erster Eindruck von dir.“ „Aaah! Und soll ich dir mal sagen, was ICH von dir halte?“ „Das interessiert mich nicht.“ „Pah. Weißt du was? Ich mag dich nicht!“ „Wer hat behauptet, dass das mich kümmert?“ Shizune und Tsunade verfolgten interessiert das Schauspiel, das sich ihnen bot. Dann klopfte es sanft an der Tür. Shizune räusperte sich, die zwei Streithähne verstummten, und die Hokage bat die Person herein. „Nun, hier ist euer Auftrag. Ihr spielt die Beschützer für Prinzessin Kusanagi auf der Reise in ihre Heimat.“ „Tsunade-Sama.“, die Prinzessin trat ein und begrüßte die Hokage angemessen. Dann fiel ihr Blick auf Naruto. „Wer hat das Kind hier rein gelassen?“ „Aaaah! DIE????!!! DIESE PERSON?!?!?! Das kann nicht sein, ich überlebe nicht einen Tag mit ihr!“ Narutos Albtraum wurde wahr: Er sollte die grässliche Frau vom See beschützen, die ihn selbst zu klein für einen Spanner hielt…! Weder das eine noch das andere gefiel ihm. Shizune beugte sich an Tsunades Ohr. „Sieht so aus, als würde das eine harte Mission für Naruto werden…“ Die Godaime verzog keine Miene. „Und wo bleibt Kakashi? Er soll mit!“ „Er ist noch nicht da…-“, flüsterte Shizune. „Das seh ich auch!“ „Es wundert mich, dass du überhaupt schon aufrecht gehen kannst, das Laufen musst du ja erst gestern gelernt haben, kleiner Hosenscheißer.“, meinte Lady Kusanagi gerade ungehalten. „Von einer Prinzessin hätt ich aber ne bessere Ausdrucksweise erwartet…!“ „Dass er nicht Laufen kann hat er ja eben schon bewiesen.“, äußerte der schwarzhaarige Ninja in beiläufiger Zustimmung, und überging damit glatt Narutos Zwischeneinwurf. Naruto lieferte sich mit den anderen beiden noch eine Weile lang eine Schlacht von mehr oder weniger verborgenen Unhöflichkeiten, während eine Ader auf der hokagelichen Stirn begann, gefährlich anzuschwellen und böse zu pochen. Bevor es zu einem Ausbruch kam, hatten alle Beteiligten des kindischen Streites plötzlich genug und blickten beleidigt und schweigend auf irgendeinen interessanten Punkt im Raum. Es klopfte wieder an der Tür und jemand lugte vorsichtig um die Ecke. „Jo.“ „Zu spät, Kakashi!“ Ohne ein weiteres Wort trat der Jonin ein und stellte sich zu den anderen. Sein Blick streifte den schwarzhaarigen Ninja, und die Temperatur im Raum schien weiter um ein paar Grad abzusinken und ein gefährliches Schweigen stellte sich zwischen ihnen ein. Die Hokage seufzte. Mein Gott, was soll das werden. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und blickte ihre Ninjas zwischen den Fingern mit rot geäderten Augen an. „Ich erwarte, dass ihr eure Differenzen untereinander im Griff habt, dass muss ich euch eigentlich nicht extra sagen. Ich erwarte Teamwork auf dem Niveau, wie ich es von ALLEN verlange, verstanden?! Da ihr mir zu anstrengend seid, wird Shizune die Besprechung der Mission vornehmen, während ich mit meiner Freundin Lady Kusanagi einen Tee trinken gehen werde.“ Ohne ein weiteres Wort erhob sie sich und verließ das Büro, dicht gefolgt von einer schmunzelnden Prinzessin, die Naruto noch schnell keck die Zunge rausstreckte, bevor sie verschwand. Als die Tür sich schloss, seufzte Shizune laut. „Na gut, dann fangen wir mal an. Kakashi Hatake, Koshirou Yagio, Naruto Uzumaki, damit ist das Team A vollständig. Euer Auftrag: Begleitet die Prinzessin und Gemahlin eines Feudalherren in ihre Heimat…“ Völlig demotiviert und fernab aller Begeisterung schlich Naruto mit hängenden Schultern und düsterem Gesicht aus dem Büro der Hokage. „Morgen geht’s los: Juhu.“, murmelte er mit Grabesstimme. Hinter ihm traten Kakashi und kurz darauf auch Koshirou auf den Flur. „Bleibt in der Nähe, wir warten noch auf die letzten Bestätigungen und Informationen der ANBU.“, rief Shizune den beiden Jonins hinterher. Denn es würde noch eine weitere Besprechung folgen. Eine Besprechung mit Koshirou, Kakashi, Anko, Genma und Raidou, den Jonins der beiden Gruppen der Mission. Eine Besprechung über den eigentlichen Grund der Reise. Und eine Besprechung ohne Genins. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Mit Kakashi zusammen zu sein barg Risiken eigentümlicher Art. Zumindest formulierte es Sakura in Gedanken so, in der Annahme, dass Ino es wohl so bezeichnen würde, wenn sie hier wäre und wüsste, wie Kakashi in einer Beziehung sein konnte. Eine Art Wiedergutmachung. Seine Art Wiedergutmachung, korrigierte sie sich in Gedanken. Kleine Überraschungen lagen urplötzlich auf dem Arbeitstisch, und nur ein Windzug und ein offenes Fenster im Arbeitszimmer verrieten, dass kein Geist diese Kleinigkeit vorbeigebracht hatte. Er tauchte urplötzlich auf, winkte kurz, und verschwand dann kichernd wieder, wohin auch immer, und mit seiner Lektüre in der Hand. Aber heute freute sich Sakura besonders über seinen überraschenden Besuch. Sie lag gerade in der Badewanne, ein Schaumbad verbreitete angenehme Düfte, und ein paar Kerzen schimmerten und spendeten angenehm warmes Licht. Sie hatte sich diesen Luxus mal wieder gegönnt, verdient war eben verdient… Da schmunzelte sie und schloss entspannt die Augen. „Wenn dich meine Mutter hier entdeckt, wird das mit Kinderkriegen schwer, solltest du darauf Ambitionen haben.“ Kakashi schloss die Tür lautlos hinter sich, bewunderte im Stillen den Anblick, den eine im Schaum badende Sakura vor ihm bot, und hockte sich wie selbstverständlich neben die Wanne. „Sie unterhält sich mit Raidou an der Tür, sie hat mich nicht gesehen.“ „Mit Raidou?“ Kakashi grinste glücklich. „Mein Klon. Als Henge. Raidou ist der Schwiegersohn den sich alle Mütter für ihre Tochter wünschen, das hat er in die Wiege bekommen, und das wissen alle Mütter in Konoha. Und mein Klon gibt sich alle Mühe, ihn zu imitieren.“ Sakura verdrehte innerlich die Augen, musste aber doch schmunzeln. Sie seufzte, als Kakashi seine Handschuhe abstreifte, und seine kühlen Hände ihr die Schultermuskulatur zu massieren begannen. „Hmmmm….Das tut unglaublich…guut… Bloß nicht aufhören… Wann gehst du noch mal auf Mission? …Morgen? So lange mach bitte weiter, ich nehm mir frei.“ Nun war es an Kakashi, zu schmunzeln. „Du hast nachher noch eine Besprechung im Krankenhaus, wie ich weiß. Aber ich wüsste solange etwas anderes…“ Seine Hände lösten sich, was Sakura mit einem enttäuschten Laut quittierte, und er machte Anstalten, samt Kleidung in die Wanne zu steigen. Protestierend stieß Sakura ihn aus der Wanne. „Du machst mit deinen verschmutzten Klamotten das ganze Wasser dreckig!“ Kakashi kratzte sich am Kopf, dann grinste er verwegen. „Was ist gegen schmutzige Sachen einzuwenden?“ Sakura entglitten die Gesichtszüge. Ein schlechtes, zweideutiges Wortspiel? Dann schnaubte sie. Das konnte er haben. „Und was ist gegen Sauberkeit einzuwenden?“ Damit erhob sie sich in all ihrer Grazie, nur sporadisch eingehüllt in weißen Schaum. Als Frau brauchte man kein Sexy-no-Jutsu. Sie lächelte, denn ausnahmsweise fehlten Kakashi mal wirklich die Worte. ~~ „Kakashi, ich hab noch eine Kleinigkeit für dich.“ Sakura blickte den Jonin unter der Seite des Handtuchs entgegen, mit dem sie sich gerade die Haare trocken rieb. Sein anzügliches Grinsen verschwand unter der Gesichtsmaske, die er sich – bisher als einziges Kleidungsstück- wieder überstreifte. „Was für eine Kleinigkeit?“ Sakura schnaufte. Dann band sie sich den Bademantel um, und stapfte eitel zur Tür. „In meinem Zimmer liegt sie.“ Sie öffnete die Tür weit und ließ sie offen, und ging in den Flur zu ihrem Zimmer. Und es war wirklich im letzten Moment, dass Kakashi aus seiner Verdutztheit schreckte, und sich gerade noch so hinter die Tür werfen konnte, als Sakuras Mutter am Badezimmer vorbei marschiert kam. Die Frau stutzte, ging ein paar Schritte zurück, und schielte noch einmal argwöhnisch in den dampfenden Baderaum hinein. Sie hätte schwören können, dass gerade eben noch auf dem Boden eine Konoha-Uniform verstreut gelegen hätte… Das musste wohl eine Einbildung gewesen sein. Kakashi hinter der Tür seufzte unglaublich erleichtert. Nun verlor er keine Zeit mehr und schlüpfte in seine Uniform, die er Momente zuvor noch blitzschnell vom Boden aufgeklaubt und an sich gepresst hatte, in dem Versuch, hinter der Tür mit der Wand zu verschmelzen, als Sakuras Mutter einen zweiten Blick in den Raum riskiert hatte. Einen, nur mit Gesichtsmaske und Hitai-Ite bekleideten jungen Mann in ihrem Bad zu sehen, hätte der alten Dame wohl einen gehörigen Schreck verursacht. Wenige Augenblicke später hatte sich Kakashi in Sakuras Zimmer geschlichen – Sakuras Mutter war Männern gegenüber sehr unaufgeschlossen, vor allem wenn es dabei um ihre zarte, kleine Tochter ging. Es durften nur männliche Kinder, Naruto und Raidou in dieses Haus. Raidou, weil alle Mütter ihn liebten, und Naruto, weil Sakuras Mutter immer noch glaubte, der Junge sei zwölf. Sakura hatte sich inzwischen vollständig angezogen, und geschäftig kramte sie gerade etwas hinter ihrem Bett hervor. „Hier.“ Zufrieden reichte sie Kakashi eine kleine, dunkle Tasche. Er erkannte sie sofort. Er musste sie bei Sakura am Vortag liegengelassen haben, bevor er hurtig aus dem Fenster gehopst war und die Regenrinne hinab geklettert war – Sakuras Mutter hielt einen wirklich auf Trab. Was für ein abwechslungsreicher Nervenkitzel. „Ich wollte dir erst eine neue schenken, denn gerade als Jonin solltest du immer ein Erste-Hilfe-Täschchen in bestem Zustand besitzen. Dann fiel mir allerdings auf, wie alt diese hier ist. Sie wurde oft geflickt, daraus schließe ich, dass seinem Besitzer sehr viel an dieser Tasche liegt.“ Kakashi nahm das braune Täschchen an sich und schloss die Augen. „Ich hab es wieder richtig repariert, im Nähen bin ich ohne Zweifel besser als du, und ich hab es mit ein paar nützlichen Dingen ergänzt. Wenn du morgen auf Mission gehst, bist du jedenfalls gut ausgestattet.“ Kakashi blickte sie an. Sie wusste nicht, was ihm die Tasche bedeutete, und sie wusste nicht, wie viel es ihm bedeutete, dass sie sie vor dem endgültigen Zerfall bewahrt hatte. Da musste er lächeln, und er legte einer verdutzten Sakura eine Hand auf den Kopf. „Arigatou.“ Sagte er. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Nase und befestigte sein Täschchen wieder am Gürtel. Auf Sakuras Wangen legte sich ein Hauch von Röte. Sie wusste nicht, warum der silberhaarige Jonin wie ein Honigkuchenpferd grinste, aber es steckte an. Ihre Hand wanderte zu seinem Hinterkopf, und kraulte ihn dort. Ihre Jadeaugen legten sich auf sein dunkles Auge, und sie fühlte seine Nähe mehr als dass sie sie sah. Sie schluckte unwillkürlich. „Gerngeschehen.“, flüsterte sie schwach. ~ Zwanzig Minuten später. Sie drehte sich zu ihm um, lächelte ihn zärtlich an, und versteckte schnell ein paar beschriebene Zettel hinter dem Rücken. „Hallo Kakashi.“ „Hallo Rin. Schreibst du einen Brief?“ „Oh, das…Das ist nichts Wichtiges. Vergiss es schnell wieder, ja?“ „Vergessen?“ „Ja, ich…zeige es dir ein andermal. Wenn es fertig ist. Du…Du verabschiedest dich, nicht wahr? Shizune hat es mir erzählt. Morgen bist du lange weg. Sie hat außerdem erzählt, dass Bohnenfest war vor ein paar Tagen. Ich vergesse immer viel was passiert ist von dir. Hast du dich amüsiert, Kakashi? Hattest du viel Spaß und hast auch nicht vergessen zu leben und neben den Missionen schrecklich verwerfliche Dinge zu tun, über die wir noch jahrelang werden lachen können?“ Er schmunzelte –Schrecklich verwerfliche Dinge?... In der Tat…- und blieb die Antwort schuldig. Heute war ein angenehmer Tag, und er genoss den Augenblick, mit der alten Rin sprechen zu können, seiner Rin. Sie legte den Kopf schräg und ihre rehbraunen, warmen Augen beobachteten ihn spitzbübisch. „Nun, was ist, Kakashi. Warst du brav, oder hast du …“ Sie schloss die Augen und ihre Schultern bebten unter ihrem leichten Kichern. „Ach, gibs zu, du warst schrecklich brav und langweilig.“ Er rieb sich den Hinterkopf. „Das klingt aber nicht sehr nett.“ Sie schmunzelte. „Hm. Es ist schon in Ordnung, weißt du. Ich habe den heutigen Tag sehr genossen. Schau mal, ich habe ein Bild gezeichnet.“ Schnell verschwanden ihre beschriebenen Blätter in einer abgegriffenen, alten Mappe, und sie holte stattdessen ein paar Kohlestiftzeichnungen hervor, die an Motiven in der Tat alles Mögliche zeigten. Bei manchen blitzte ihr Talent durch, und die abgebildeten Gesichter und Landschaften wirkten wie echt, andere waren etwas wirr. Ohne Vorwarnung drehte sich Rin zu ihm um und in ihrem Gesicht spiegelte sich plötzliche Freude. „Ich möchte ein Bild von dir malen, Kakashi. Nur von dir. Ich möchte dich zeichnen, aber nicht aus dem Gedächtnis, nicht, wie du vor über zehn Jahren ausgesehen hast, sondern jetzt, wie du jetzt bist. Würdest du…?“ Schüchtern schaute sie ihn an, als seien ihr die letzten Worte ein zu forscher Wunsch. Aber Kakashi war nun einmal Kakashi. Es gab wohl nichts, was er Rin abschlagen würde, egal was es war, er tat es gerne. Vergnügt lächelte er und schloss dabei beide Augen. „Natürlich.“ Ihr Lächeln wurde sicherer und sie deutete auf einen Stuhl, während sie ihre Malutensilien vom Schrank aufklaubte und zu ihrem Lieblingssessel hinüber trug. Nach dem sie alles für sich arrangiert hatte, legten sich ihre rehbraunen Augen auf ihn und musterten ihn. „Während ich dich zeichne, erzählst du mir von dir? Ich will wissen, was du in letzter Zeit erlebt hast, mein braver Langweiler. Und zwar jede einzelne, brave Langweiligkeit.“ „Wie du willst, ich hoffe nur du schläfst nicht ein, falls es sich doch als zu langweilig und brav herausstellen sollte.“ Sie schnaubte. „Dann musst du mir eben die Details erzählen, die nicht langweilig sind, falls du nicht zu brav dafür bist… wovon ich weiß, dass du es in Wahrheit nicht bist. Erzähl mir einfach von dir. Ich höre dir so gerne zu. Erzähl mir von Sakura.“ Kakashi schmunzelte. ~ Draußen war es bereits dunkel. Gut gelaunt aber müde ging Anko zu später Stunde noch durch die Gänge des Hauptgebäudes. Genma hatte Wort gehalten, und sie hatte tatsächlich wieder eine Mission. Was freute sie sich darauf, auch wenn es keine leichte Mission war. Aber hier hatte sie die Chance, ihr Missgeschick in Suna wieder auszubügeln. Eine A-Mission, getarnt als C-Mission. Das klang doch verflucht spannend! Gepackt hatte sie auch schon, hatte aber gerade eben noch für Ibiki etwas abgeholt, und bespaßte sich nun auf dem Rückweg damit, ihre Müdigkeit mit der gerissensten Motivation schlechthin zu überspielen: Sie hielt eine Stange Dango vor sich und folgte ihr hungrig die Gänge entlang. Eine Abkürzung nahm sie willkürlich durch die bereits nur noch mit der spärlichen Nachtbeleuchtung erhellten Räume. Ein herzhaftes Gähnen erlaubte sie sich noch, dann biss sie in die nächste Dango-Kugel. Doch die letzte war etwas zu weich und löste sich vom Stängel. Anko seufzte. Gerade die letzte Kugel war immer etwas besonderes, und sie freute sich immer besonders darauf und arbeitete sich nur mit dem Ziel vor, die letzte Kugel absolut zu genießen und jeden Bissen zu zelebrieren. Nur lag diese jetzt vor ihr auf dem Boden, und war unter einen Schreibtisch im leeren Missionsbüro gerollt, durch das sie gerade eine Abkürzung hatte nehmen wollen. Also ließ sie sich missmutig und verschlafen zu Boden nieder und fischte ungeschickt nach dem Dango, was die Kugel zu ihrem Unwillen nur weiter von ihr entfernte. Plötzliche, näher kommende und gedämpfte Stimmen und Schritte ließen sie aufhorchen. Sie wollte gerade aufschauen, als sie das Thema begriff, über dass die beiden Personen sprachen, und sie verharrte angespannt und mucksmäuschenstill in ihrem Versteck unter dem Schreibtisch. Eine der beiden Stimmen erkannte sie, und als das gedämpfte Gespräch sich weiterentwickelte, brach Anko in kalten Schweiß aus. Das… ist nicht möglich… Das kann nicht sein… Ihr dämmerte es plötzlich, mit jedem weiteren Wort des belauschten Gespräches sickerte die beißende Gewissheit in ihren Verstand, dass sie sich in Gefahr befand… Wenn man sie jetzt hier entdecken würde, weil sie dieses Gespräch mit angehört hatte und jedes einzelne Wort verstanden hatte… Sie schwebte in höchster Gefahr! Sie musste diese Worte unbedingt weitergeben, warnen, sie musste… Die Schritte kamen näher und verstummten schließlich. Wenn sie zur Seite schaute, konnte sie die Shinobisandalen keine Armlänge von ihr entfernt neben dem Schreibtisch stehen sehen, und sie hielt den Atem an. Ob ihr laut klopfendes Herz sie verraten würde? Sie presste die Augen zusammen. Wo war sie nun hineingeraten? Hätte sie eine Chance, wenn es zu einer Auseinandersetzung kam? Eine der beiden Personen hielt einen Finger vor die Lippen, und das Gespräch verstummte. Ankos Herz schlug ihr bis zum Halse. Mühsam drehte sie ihren Kopf etwas zur Seite und entdeckte den Grund, warum die beiden stehen geblieben waren. Eine kleine, gelbe Dango-Kugel lag neben dem Schreibtischbein. Ihre geliebte dritte Kugel. Und ausgerechnet diese hatte sie verraten… Sie wandte sich um und wollte fliehen, doch eine dritte Person hockte bereits hinter ihr am Schreibtisch und verwehrte ihr mit einem Lächeln den Weg. Kakashi hatte sich bei Sakura eingehakt und begleitete sie in seine wiederhergestellte Wohnung. Sie hatte darauf bestanden, diese Nacht bei ihm zu übernachten, da er nicht wusste, wie lange seine neue Mission, über die er im Übrigen nicht das geringste Wörtchen verloren hatte, dauern würde. Er hatte sie zu Hause bei ihr abgeholt, und nun spazierten die beiden auf dem Weg zu seinem Wohnblock an den Brücken eines der kleinen Flüsse entlang. Plötzlich zögerte Kakashi und blinzelte. Sakura blieb verwundert stehen. „Was ist? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Kakashis Auge verengte und bemühte sich, in die Dunkelheit zu spähen. Da war etwas. Ein Schatten auf den Strömungen. Er nahm mehr Konturen an, je näher er ihnen kam, und dann war es genau zu erkennen: Ein Körper trieb leblos den Fluss entlang. „Oh mein Gott!“, schrie Sakura auf, und war nur Augenblicke später neben Kakashi auf das Wasser gesprungen. Kakashi packte den Körper und drehte ihn um, sodass er im blassen Mondschein das Gesicht erkennen konnte. Er keuchte ungläubig auf. „Anko...?!“ ~~~Ende Kapitel 9~~~ Thehe, mein erster Cliffhanger in dieser Geschichte. Wurd auch Zeit, hatte schon Sehnsucht. Weitere werden noch folgen. *evil grin* Kapitel 11: Aufbruch -------------------- Tausend Dank an alle Kommentarschreiber!^^ Ihr seid wie die derzeitigen Shippuden-Filler Episoden! Also ein einziger Trip (für einen Genma-Fan wie mich^^)! :) Nebenbei: Wann werden wir eigetnlich erfahren welche Jutsus Genma kann AUßER seinen Senbon loszuschicken??? Grund genug mehr für mich, ihm ein paar coole Stunts in Zukunft in dieser Geschichte noch machen zu lassen, thehe. Kapitel 10 ~Aufbruch~ Das Bett senkte sich kurz und die Bettdecke raschelte, als Kakashi sich neben Sakura in sein Bett legte. Auch wenn er leise war, nach den Ereignissen der Nacht hatte sie ohnehin noch keinen Schlaf gefunden. Sie gähnte, wandte sich ihm zu und schmiegte sich an ihn. Sie bemerkte, dass seine Arme von der kühlen Nachtluft noch kühl waren. Ihre Fingerspitzen wanderten schmetterlingsgleich hinauf über die braungebrannte Haut seines Oberarms, schwebten geisterhaft weiter über ein paar in der Dunkelheit nur erahnbare größere und kleinere Narben hinweg, bis sie schließlich direkt unter seinem Ohr zum Stehen kamen und dort das weiche Haar befühlten. Irgendwie hatte sie den Gedanken immer ein wenig absurd gefunden, dass Männer ebenso weiches Haar haben konnten wie Frauen. Ob er wohl auch das Shampoo benutzte wie sie und… der Mops Pakkun? „Kakashi?“ Das Kopfkissen raschelte leise, und seinem verboten gutaussehendem Grinsen schaute er auf sie hinab. „Ja?“ „Hmm...“ Sakura zögerte und knetete sich die Oberlippe. Ermunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter, und sie spürte, wie sich unter der Wärme und dem sanften, ausströmenden Chakra ihre Muskulatur entspannte… Das hatte er eindeutig von ihr kopiert mit seinem Sharingan! Dieser Schlingel. Dieser geschickte Schlingel. „ Kakashi… Ich weiß ich sollte es nicht tun, aber ich mache mir Sorgen.“ Er beugte sich vor und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Musst du nicht.“ So leichthin. Wieder mal typisch. Sie musste schnauben. „Fallen dir keine beruhigenderen Worte ein? Eine als geheim klassifizierte Mission über die ich nichts wissen darf, und du sagst DAS?!“ „Wie wär´s mit: Mach dir keine Sorgen, Kleines, Sorgenfalten wären bei deinem Teint kein Gewinn für dein Gesicht.“, sagte er versucht cool. Gerade aus seinem Munde klangen diese Worte absurd. Und ihre flammenden Augen machten ihm klar, dass er sich gerade auf sehr dünnem Eis befand. Kakashi verzog hüstelnd das Gesicht und rieb sich den Hinterkopf. „Es ist eine wichtige Sache die möglichst bald geklärt werden muss, Sakura, aber ich würde mir nicht so viele Gedanken darüber machen. Und mit meinem aufpolierten Erste-Hilfe-Täschchen kann jetzt ohnehin nicht viel mehr schief gehen.“ „Nein im Ernst… Es ist so früh… Deine letzte schlimme Mission ist gerade mal eine Woche her, und schon schicken sie dich wieder raus… Und egal was du auch tun musst auf dieser Mission, wenn sie dich schicken, ist es meist etwas gefährliches… Etwas gefährliches, was nur du tun kannst…“ Er klopfte ihr sanft mit der flachen Hand auf den Kopf. „Und ich kann es tun. Also mach dir keine Sorgen. Es wird immer schwierige Missionen geben. Und mir ist lieber ich führe sie aus, als jemand anderes. Und außerdem… so schlimm wird es schon nicht werden. Naruto ist ja auch dabei.“ Ein wenig beruhigte diese Nachricht Sakura schon, und ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf ihre Züge. „So, so, Naruto…“ Dann ist es wenigstens keine S-Klasse-Mission. „Aber etwas anderes, Kakashi…“ Sie suchte kurz nach der passenden Formulierung, doch dann sprach sie es einfach direkt aus: „Ich hab da Gerüchte über einen Feudalherren gehört und andere beunruhigende Dinge…Dann noch diese Sache mit Anko… Steht Konoha vor einem Krieg?“ Kakashi zog die Decke höher über ihre Schultern, drückte sie an seine Brust und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. „Das wird sich zeigen müssen.“ Das wird sich nach meiner Mission zeigen. Beruhigen konnten seine Worte sie zwar nicht sehr, aber seine Umarmung gab ihr den Trost den sie im Augenblick suchte. Und so schlief sie ruhig ein, um am nächsten Morgen ohne ihn aufzuwachen. Nun, ein bisschen enttäuschte dies sie schon. Dann hörte sie allerdings ein Geräusch, und als sie aufsah bedeckte sie mit einem Aufschrei ihre Augen. "Mein Gott, du läufst ja wirklich gerne nackt durch deine Wohnung!" Raidou schaute mitleidig auf Anko hinab. „Ich finds echt frustrierend das ich schon wieder nicht auf Mission kann. Tsunade wird mir nie wieder ne anständige Mission anvertrauen.“, murrte diese gerade, und zerrte ungeniert an ihrem weiten, dünnen Krankenhaushemd. „Und in so nem sexy Trauerlaken wird mich nicht mal Ibiki anfassen wollen. …Vielleicht sollte ich einfach gar nichts tragen, wenn er mich besuchen kommt…Das sollte klappen.“ Genma nahm den schwarzen Stift und setzte ihn auf Ankos Gipsbein an. „Und schreib was Pornographisches drauf Genma, ich weiß dass du das kannst. Schweinische Sachen auf dem Gips zu lesen könnte in den nächsten Tagen mein einziger Lichtblick hier sein. Wow…! Das klingt jetzt sogar in meinen eigenen Ohren erbärmlich.“ „Wie konntest du dich nur so zurichten?“, fragte Raidou zweifelnd. Anko zuckte mit den Achseln. Ihr rechtes Auge war fast zugeschwollen und blau und lila angelaufen. Ihre Lippe war aufgeplatzt und ebenfalls dick. Dazu kam noch das gebrochene Bein und ein paar blaue Flecken, und das alles summiert war der Grund, wegen dem Anko jetzt hier im Krankenhaus lag und sich mürrisch aber überraschend energetisch (was eventuell mit den Schmerzmitteln zusammenhing) von ihren Missionspartnern verabschiedete, die ohne sie gehen würden. Hilflos hob sie die Hände. „Keine Ahnung, ich hab ab ner gewissen Uhrzeit schlicht nen Filmriss.“ „Wie praktisch. Hab gehört, Shizune hätte Alkohol in deinem Blut gefunden.“, sagte Raidou mit einer nicht geringen Spur von Vorwurf. „Ich hab mich doch nicht kurz vor ner wichtigen Mission besinnungslos gesoffen, bin überall gegengefallen, hab mir dabei das Gesicht blutig geschlagen und das Bein gebrochen, und bin zum krönenden Abschluss in den Fluss geplumpst! Also ich darf doch bitten!“ „Du hast Recht, das wäre sogar für deine Verhältnisse zu heftig. Aber es wäre ja nicht das erste mal, dass du dich bei einer Mission betrinkst-“ „Hör mal, Raidou, das war EIN mal! Du kannst mir doch nicht immer noch Vorwürfe machen! Die Hitze in Suna hat mir einfach zugesetzt… und die eintönigen Farben da in der Wüste haben mich ganz depressiv gemacht…“ „Lenk nicht ab, du hast was getrunken, Anko.“ „Vielleicht ein bisschen, von mir aus, die Beweise sprechen gegen mich. Aber ich verprügel mich doch nicht selbst deswegen, du Blödmann!“ „Und du kannst dich wirklich nicht erinnern, wie du dir die Verletzungen zugezogen hast?“, fragte Genma ernst nach. Anko schüttelte den Kopf. „Nicht den blassesten Schimmer. Total mysteriös. In einem Moment schlecke ich noch an einer Dango-Stange, und im nächsten Moment fischen mich Kakashi und Sakura aus dem Fluss.“ Anko schüttelte sich bei dem Gedanken. „Du hattest Glück, hätten sie dich nicht gefunden, wärst du ertrunken.“ Anko schaute unwohl zur Seite. Das war ihr auch klar, machte die Sache aber um keinen Deut angenehmer. „Tsunade hat kaum was mit mir gesprochen, aber die Gute wirkte irgendwie ziemlich ernst bei der Sache. Nicht mal angepöbelt deswegen hat sich mich, sehr gut, schließlich bin ich hier offensichtlich das Opfer mysteriöser Umstände. Aber mir geht’s gut, und mein Angreiferlein war auch bestimmt niemand der mir an die Wäsche wollte, meine Jungfräulichkeit ist jedenfalls noch in Takt, ich kann euch beruhigen, Jungs.“ Raidou und Genma schweißtröpfelten und ignorierten diese glatte Lüge. „Ich hoff ja, dass sie Ibiki die Aufklärung des Ganzen übertragen, von ihm lass ich mich gerne verhören. Wer ist mein Ersatz?“ „Sie haben Saiyori aus Fuoku abgezogen. Sie wird in ein paar Tagen unterwegs zu uns stoßen.“ „Saiyori? Na toll. Aber keine andere hätte ich als meinen Ersatz geduldet, thehe. Jetzt hab ihr allerdings ne ANBU am Hals. Lasst euch bloß nicht rumkommandieren.“ „Keine Sorge, Genma hat nach wie vor das Kommando über unser Team. Die gute Saiyori ist zwar genauso temperamentvoll und ungehobelt wie du und kann auch unglücklicherweise mindestens genauso gut fluchen, aber wir haben schon öfter mit ihr zusammen gearbeitet, das wird schon irgendwie gehn.“ Anko nickte. „Hm, hm. Team A hat auch nen ANBU dabei, dann sind die Kräfte ja jetzt etwas ausgeglichener in den Teams.“ „Ich weiß nur nicht recht, ob es eine so gute Idee war ausgerechnet Kakashi und Koshirou in ein Team zu stecken.“ Anko nickte bei Raidous Worten bedächtig. „Koshirou ist das genaue Gegenteil von Kakashi.“, bemerkte sie über die Charakterunterschiede der beiden Jonins, was sicher noch für ordentlich Zündstoff sorgen konnte. „Oder er ist genau so, wie Kakashi gewesen wäre, wenn Obito ihm nicht begegnet wäre. Sie sind sich eigentlich ähnlicher als man denkt.“, sagte Genma leise, und die anderen schwiegen einen Moment und stimmten ihm schließlich ernst zu. Mit einem Seufzen warf Anko den Kopf aufs Kopfkissen zurück. „Ein Grund mehr, dass Kakashi Koshirou nicht leiden kann.“ Naruto war pünktlich um neun Uhr am Haupttor und wartete. Team B war schon beinahe komplett angetreten. Raidou war überpünktlich, und Genma war kurz nach neun genütlich herangeschlendert. Ungeduldig trommelte Naruto mit den Fingern auf dem Arm. „Wo bleibt der nur?... Kakashi-Senseeei… Kakashi-Sensei kommt schon wieder zu spät, und dieser doofe Typ ist auch noch nicht da. Wo bleiben die nur? Wenn ich die Richtung wüsste, könnte ich ja schon mal vorgehen oder so …, aber ich hab… echt keine Ahnung. Aaah!“ Tsunade verabschiedete sich gerade von Lady Kusanagi, die mit einem klapprigen, schmächtigen Diener reiste. Ihr Gepäck und Proviant wurden von zwei Pferden getragen, die ungeduldig in der morgendlichen Kälte mit den Hufen scharrten und schnaubten. Genma kam gerade ebenfalls zum Tor und grüßte Lady Kusanagi mit einem trägen Grinsen, worauf hin sie schallend lachte und ihm keck zuzwinkerte. Die beiden hatten bereits auf einer anderen Mission Bekanntschaft miteinander gemacht. Genma blieb neben Raidou stehen, und dieser deutete mit dem Kinn in Richtung einer Straße, auf der ein kräftiger Chunin und ein Junge in Narutos Alter sich mit schnellen Schritten näherten. „Scheint so, als würde unser Genin kommen.“, bemerkte Raidou. Der Junge war ANBU-Kandidat und sollte sich auf dieser Mission unter Genma und Raidou beweisen und von ihnen eine Beurteilung für seine weitere Laufbahn bekommen. Kannosuke Gyobue brachte den weiß-blonden Jungen mit den blass-blauen Augen vorbei. Der Junge lächelte etwas nervös. „So, Genma.“, dröhnte Gyobue gleich ohne ein Wort des Grußes zu verlieren. Er war ein riesengroßer, grobschlächtig aussehender Chunin mit Glatze, mehr Muskeln als Verstand, aber sehr liebevoll dabei. Wenn man es nicht gerade mit ihm als Gegner zu tun hatte, konnte er keiner Fliege etwas zu leide tun. „Das hier ist mein kleiner Neffe. Mein Jüngster, aber er hat das größte Talent von allen. Er wird es einmal weit bringen, du wirst sehen. Vielleicht bringt er es sogar zum ANBU. Aber er ist zu weichherzig. Das wird aber sicher noch. Also pass mir gut auf ihn auf, er ist mein ganzer Stolz, und bring ihm ein paar nützliche Dinge bei. Und ich verspreche dir, Genma, du wirst begeistert von ihm sein.“ Genma nickte seinem Freund darauf mit einem trägen Lächeln zu. Der Hüne beugte sich zu seinem Neffen hinab und legte ihm die schweren Hände auf die schmalen Schultern. „Also Jubei, pass gut auf auf alles was Genma und Raidou machen, hast du gehört? Hör immer schön auf sie. Ich kann mir keinen vorstellen, bei dem du besser aufgehoben wärst als bei den beiden. Ich selbst hab schon so manches Abenteuer mit ihnen erlebt, das kann ich dir erzählen.“ „Vielleicht ein andermal.“, unterbrach Genma hastig. „Wer kommt statt Anko mit?“ „Saiyori.“ Gyobues Griff um Jubeis Schulter wurde einen Moment fester. „Lass dir von ihr keine Flausen in den Kopf setzen, Junge. Halt dir notfalls die Ohren zu! Raidou, ich erwarte, dass du ihn von Saiyoris Einfluss fern hältst!“ Raidou verzog missbilligend das Gesicht. „Der Kleine wird doch wohl selbst auf sich aufpassen können.“ Genma warf Jubei einen kurzen Blick zu. „Bist du bereit?“ Der Junge nickte. „Es ist mir eine Ehre mit euch auf Mission zu gehen.“ „Gut. Dann brechen wir auf.“ Genma nickte dem heranschlendernden Kakashi mit einem schiefen Lächeln zu, grüßte mit einem lässigen Winken, und gab der Hokage kurz ein Zeichen. Damit verschwand er im nächsten Moment, und Raidou und Jubei folgten eilig. Und Gyobou blickte ihnen stolz und mit tränenfeuchten Augen hinterher. Naruto wandte sich mürrisch zu Kakashi um, und bemerkte wie aus der entgegengesetzten Richtung Koshirou zu ihnen stieß. „Ah!“, schrie Naruto wütend auf und zeigte mit einem spitzen Finger auf den ANBU. „Ihr seid ja genauso spät wie Kakashi-Sensei!“ Koshirou zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Das kommt vor.“ Aber innerlich wurmte es den ANBU mehr als alles andere. Unglücklich trabte Naruto an Kakashis Seite. „Kakashi-Seensei, ich halte diese Mission nicht aus. Erst die Prinzessin, und dann auch noch dieser Typ da. Warum muss meine erste B-Rang-Mission seit langem so eine blöde sein?“ Kakashi rieb sich den Hinterkopf. Dann beugte er sich verschwörerisch ans Ohr des Genin und raunte ihm etwas zu. „Würdest du die Mission immer noch tauschen wenn du wüsstest, dass wir auf unserem Weg Hyuga Hinata begegnen werden und wahrscheinlich auch Uchiha Sasuke?“ Viel zu gemächlich für Narutos Geschmack marschierte ihre kleine Truppe über die feuchten Wege durch Konohas Wälder. Es war kühl und Regen lag in der Luft. Wenigstens würde es nicht schneien in Konoha, dafür war es schon wieder zu warm geworden. Aber dort wo sie ihr Weg hinführte, bestand die Möglichkeit von Schneefall. Koshirou führte ihre Truppe an. Er ging neben der Prinzessin, und schien sich prächtig mit ihr zu verstehen. „Niederträchtige unter sich.“, bemerkte Naruto düster zu Kakashi, der neben ihm die Schlusshut bildete. Kakashi kicherte. „Die beiden flirten ja regelrecht. N tolles Paar geben die ab!“ „Oh, mach dir keine Gedanken, Naruto, sie ist schrecklich. Genma hat auch schon einmal versucht mit ihr zu flirten als er sie in ihre Heimat eskortierte, aber am Ende durfte er sie den Rest des Weges auf seinen Armen tragen, weil ihr angeblich in der Sänfte und auf einem Reittier schlecht wurde, und den Knöchel hat sie sich auch noch nebenbei verstaucht, sodass sie nicht zu Fuß gehen konnte.“ „Wieso müssen wir zu Fuß gehen? Wir könnten viel schneller sein. Das andere Team hat auch keine Prinzessin zu beschützen die unbedingt zu Fuß gehen möchte, und wird viel schneller mit dem Auftrag fertig sein.“ „Keine Sorge, Naruto, wir werden rechtzeitig da sein. Das andere Team hat ebenfalls jemanden zu eskortieren, aber im Gegensatz zu uns müssen sie dafür zu ihm kommen.“ „Warum haben wir Sakura nicht mitgenommen? Wenn wir auf dieser Mission Sasuke finden und ihn zurückholen können, dann sollte Sakura auch dabei sein.“ „Sakura wurde von der Hokage nicht für diese Mission freigestellt. Sie weiß nicht, dass wir möglicherweise Hinweise auf Sasukes Verbleib finden werden auf dieser Mission.“ „Wenn sie es wüsste, würde sie uns sofort folgen!“ Kakashi lächelte kurz und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Umgebung. Ja, das würde sie. In Konoha musste Sakura gerade niesen. Unglücklicherweise wurde damit ihr Versuch gestört, und nach einer kleinen Rauchexplosion landete sie unglücklich auf dem Hosenboden. Stöhnend rieb sie sich die tränenden, rußgeschwärzten Augen, und sah in Gedanken eine hämische Ino vor sich, wie sie ihr ein Auge mit dem Finger verzog und die Zunge rausstreckte. Dieses Bild motivierte so sofort, und schon stand sie wieder auf den Beinen. „Ein eigenes Jutsu zu kreieren wird wohl doch schwieriger als ich es mir vorgestellt habe. Aber warte es ab, Ino!“ Tsunade nahm die schlanke Mappe entgegen die Ibiki ihr reichte. Darin waren alle Vorkehrungen aufgelistet, alle Maßnahmen, die getroffen worden waren. „Wenn der Spion in Konoha auch nur den kleinen Finger hebt gerät er in die Falle. Die Missionen der Teams unter Kakashi und Genma werden es zeigen wo der Spion sitzt. Wenn er sich verrät, dann in den nächsten Tagen.“ „Das wäre wünschenswert, wir sind in unsicheren Zeiten.“, bemerkte Shizune leise. Ihr Blick wanderte auf den Schreibtisch, wo der vor ein paar Wochen von Genma kopierte Brief eines Feudalherrn an Orochimaru lag. Tsunade nickte, und blätterte oberflächlich die Mappe durch. „Und die Sache mit Anko?“ „Es besteht die Möglichkeit eines direkten Kontaktes mit dem Spion. Es gibt keine Fakten, nur vage Vermutungen im Augenblick. Aber ich bin sicher, dass wir etwas Wichtiges übersehen haben. Etwas, was uns wahrscheinlich deswegen nicht aufgefallen ist, weil es nicht in einem direkten Zusammenhang steht.“ „Wie auch immer. Vertrauliche Informationen bleiben in Zukunft in einem ausgewählten Kreis. Wenn dann immer noch etwas schief geht, müssen wir von Vorne anfangen. In letzter Zeit häufen sich die fehlgeschlagenen Missionen. Es gibt bereits genügend unnötige Opfer. Ich als Hokage habe dafür zu sorgen, dass alles in die Wege geleitet wird, damit dies endlich aufhört. Haben wir uns da verstanden, Shizune! Ibiki!“ Shizune zuckte zusammen und stand stramm. Ibiki und sie sollten sich darum kümmern. Und das würden sie. Nur konnte zu dem Zeitpunkt wirklich noch keiner von ihnen wissen, wie es am Ende tatsächlich ausgehen sollte. ~~~Ende Kapitel 10~~~ Sorry dafür, dass ich mit dem Storyverlauf grad nich richtig zu Pötte komme. ;) Sehts mir nach, hatte viel um die Ohren in letzter Zeit. Über Kommentare würde ich mich riesig freuen. Das nächste Kapitel heißt: „Der übertriebene Mut“ Kapitel 12: Der übertriebene Mut -------------------------------- Oh man, nach zweiwöchigem Olympia-Delirium (ich bin leidenschaftliche Sportlerin^^) muss ich grad soviel wieder aufholen, dass ich i-wie zu jarnüscht komm. Eigentlich wollte ich des hier gestern schon hochgeladen haben. Dann eben nu. Dieses Kapitel ist der Tatsache gewidmet, dass Naruto meiner Meinung noch viel zu lernen hat, bevor er Hokage werden kann. Es ist eigentlich nicht so meins mit Flashbacks zu arbeiten, aber ich hoffe ihr werdet drei davon überleben. Ich finde Koshirou ist ein interessanter Kerl, und mit diesem Kapitel wollte ich versuchen, ihn euch ein wenig näher zu bringen. Interessantes nebenbei: ‚Shinobi’ ist ein Buch das verfilmt wurde und letzten Samstag auf RTL2 lief. Passend dazu gibt’s auch den Manga Basilisk. Es war interessant die Verfilmung von etwas zu sehen, von wo ich mir schon jede Menge Namen ausgeborgt habe. Sogar Koshirou (Eigentlich Koshiro(u) Chikuma) war auch dabei.^^ Tolle. Kapitel 11 ~Der übertriebene Mut~ Was für ein schrecklicher Reisegefährte! Es war furchtbar mit Koshirou zu reisen. Jedenfalls war das Narutos Gefühl. Die befürchteten Spannungen zwischen Koshirou und Kakashi waren bisher noch nicht eingetreten, abgesehen von einigen eisigen Blicken des schwarzhaarigen Ninjas. Stattdessen schien sich Koshirou ganz auf Naruto fixiert zu haben. Und Naruto ließ seinerseits keinen Moment aus, um dem „aufgeblasenen Ninja“ einen Streich als Gegenleistung zu spielen. Gerade ging die Prozession die Stufen eines Tempels hinauf, die Packpferde kämpften sich die steile Wiese aufwärts, als Naruto wie von Geisterhand das Gleichgewicht verlor und mit dem Gesicht voran schmerzhaft auf die Stufen flatschte. Koshirou hockte sogleich auf Augenhöhe ein paar Stufen höher vor ihm, und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Trottel!“ – „Argh!“ Ein anderes Mal erschreckte sich Naruto, als sie in der ersten Nacht an ein paar unheimlichen Ruinen vorbeikamen, und urplötzlich aus einer Ecke eine Fledermaus in Narutos Gesicht flatterte. „Aaaah!“ Wieder kauerte Koshirou mit trübem Gesichtsausdruck vor ihm auf Augenhöhe –Koshirou hockte auf der Mauer- und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Hasenfuß!“ – „Argh!“ Doch dabei fiel Naruto etwas anderes auf, und entsetzt zeigte er mit der einen Hand darauf, während er die andere über seine Augen presste. „Ah, dir fehlt ja ein Zeh!!“ Koshirous Zähne blitzten in einem Raubtiergrinsen auf. „Kunaitraining in der Akademie.“ „Das sieht ja grässlich aus, wieso wurd der denn nicht mehr dran gemacht?!“, kreischte Naruto entsetzt. Koshirou schnaubte belustigt. „Sie konnten ihn nicht finden.“ „Sie konnten ihn nicht finden!?! Warum nicht?“ „Weil ich ihn aufgegessen hab.“ – „AAAAHHHH!!“ Als sie dann Rast machten, und Naruto bei Gelegenheit heimlich einen harmlosen Skorpion, den er in den Ruinen entdeckt hatte, in Koshirous Bettrolle versteckt hatte, schrie Koshirou schließlich aufgebracht auf und sprang eiligst von seinem Bett. Wütend blickte er sich nach dem bereits vorher geschäftig in Vorfreude getürmten Genin um. „Wo ist diese Schleim-scheißende Bambus-Kröte?!!“ Lady Kusanagi blinzelte angesichts dieser Wortwahl etwas verdutzt, nach einem Augenblick kicherte sie jedoch hinter hervor gehaltener Hand. Sie begann, den kleinen Genin sympathisch zu finden. Als Naruto etwas später wieder ins Lager zurück schlich, bemerkte er, dass Koshirou bereits tief am schlafen war. Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus… In Windeseile war ein schwarzer Stift gezückt, und er pirschte sich auf samtenen Shinobipfötchen an den Schlafenden heran. Doch da… Kakashi packte seinen Arm und nahm Naruto den Stift ab. „Nicht doch, Naruto, Jonins haben einen leichten Schlaf.“ „Er ist ein Jonin, aber ich könnte es ja wenigstens ver…“ „Iie.“ „Hmpf!“ Eingeschnappt ließ Naruto sich auf seinem Platz nieder und schmollte. Koshirou war so schrecklich zu ihm, wie sollte er diese Reise seelisch überstehen, wenn er sich nicht rächen durfte? Es dauerte noch eine Weile, bis er endlich Schlaf fand. Am nächsten Morgen. Koshirou erhob sich gähnend. Morgenmuffel, der er war, schaute er ganz düster drein und machte sich auf, durch das Lager Richtung des nahe gelegenen Flusses zu gehen. Naruto erwachte ebenfalls und stutzte. Koshirou grüßte kapp mit einem mürrischen Blick, der noch viel Schmerz und Qualen im Verlauf der Reise versprach, und ging an ihm vorbei. Najiko Kusanagi und ihr alter Diener, ebenfalls gerade erwacht, blickten Koshirou ebenfalls merkwürdig an. Als er am Fluss war, mussten sie alle in sich hineingrinsen. Koshirou ging vor dem Fluss in die Knie und bespritzte sich die Arme mit Wasser. Dann blickte er auf sein Spiegelbild. „Man, seh ich heute scheiße aus.“, murmelte er, und brachte sein wirres Haar in Ordnung. Dann stutzte er und beugte sich etwas näher an die unruhige Oberfläche. War da nicht… sein ganzes Gesicht… Kakashi kam mit einem gefangenen Fisch und frischem Wasser vom Fluss zurück, und Naruto starrte ihn mit offenem Mund an. Er hat doch nicht… Er… Nur ein Jonin hätte das geschafft, nur einer war dazu in der Lage… Kakashi lächelte und zuckte als Antwort auf Narutos herunter gefallene Kinnlade mit den Achseln. „Er ist so schrecklich eitel, musst du wissen…“ „KAKASHIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Da prusteten Najiko und Naruto gleichzeitig und sehr zufrieden los. Das tat verdammt gut. Nach dieser kurzen Episode brachen sie früh auf, und ein griesgrämiger Koshirou führte sie an. Er ging viele Schritte voraus, und noch immer waren Spuren des schwarzen Stiftes in seinem Gesicht zu erkennen. Wie ein böser Dämon hatte er ausgesehen… Immer wieder warf er zerknirschte Blicke zurück zu den anderen Reisenden, die ihm jedes Mal glücklich und zufrieden zurückwinkten. Eingeschnappt blickte er wieder nach vorne. Was für eine schreckliche Reisegesellschaft! ~~~ Kakashi hatte Naruto ein schwarzes Band in die Hände gedrückt, bevor sie das Feuerland verlassen hatten. Sie reisten inkognito. Konoha-Stirnbänder würden sie verraten. Also tauschten sie sie aus, auch wenn es gerade bei Kakashi etwas… merkwürdig aussah. Aber wenigstens trug er keine Augenklappe, tröstete Naruto sich. Zwei. Zwei Griffe aus schwarzem Leder hatte Naruto Koshirou auf dem Rücken tragen sehen, bevor er sie unter dem Mantel verborgen hatte. Warum zwei? Waren es die Griffe für Ninjatos? War Koshirou jemand, der ein Experte im Schwertkampf war? Naruto versuchte weiter, ihren düsteren Reisegefährten zu analysieren. Doch er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als der vorangehende ANBU plötzlich anhielt. Kakashi blieb ebenfalls stehen, was dann auch die anderen drei zum Halten veranlasste. „Was ist los?“, fragte Naruto. Seine Hand legte sich an die Kunaitasche und er stellte sich sicherheitshalber vor Lady Kusanagi. Die Pferde schnaubten nervös und scharrten unruhig mit den Hufen. Nicht das winzigste Geräusch trug der Wind zu ihnen heran… Koshirou ließ die Fingerknöchel knacksen. „Das wurde auch Zeit. Ich dachte schon die Ratten kommen gar nicht mehr aus ihren Verstecken gekrochen.“ „Koshirou!“, mahnte Kakashi. „Überlass die nur mir, Hatake, dann kannst du mal sehn wie man das inzwischen bei den ANBU regelt.“ Beide behandschuhten Hände wanderten unter den Umhang und legten sich knirschend um die Ledergriffe der Waffen auf seinem Rücken. Und als er sie aus der Scheide zog, sah Naruto, welche Waffen es wirklich waren. Keine Kurzschwerter, wie er erst vermutet hatte, sondern Kamas. Zwei große und sehr scharf aussehende Handsicheln. Naruto schluckte. ~~~ ~~~ ~~~ „Genma!“, bemerkte Raidou scharf, und der anführende Spezialjonin warf einen Blick zurück zu Raidou und Jubei, die ein paar Meter hinter ihm nebeneinander über die Äste der Grenzwälder des Feuerlandes sprangen. Das ging schnell. Jubei blickte sich nervös um. Er hatte ein unwahrscheinlich gutes Gehör, und seit einer halben Stunde hörte er Geräusche im Wald, die ihm nicht gefielen. Die beiden Männer schienen es jedoch schon eine Weile früher bemerkt zu haben. „W-was ist los? Werden wir etwa verfolgt?“, fragte Jubei bestürzt. Plötzlich tauchte ein neues Geräusch auf, wurde lauter und lauter, und Äste knacksten und brachen. Jubei hörte es nur zu gut, doch das Entsetzen bannte ihn auf der Stelle. Er drehte sich dem blitzschnell heranrasenden Geräusch entgegen, und alles schien wie in Zeitlupe zu passieren… „Jubei, pass auf…!“ ~~~ ~~~ ~~~ Das waren sie also, die ersten richtigen Schwierigkeiten in ihrem Weg – angelockt durch die kostbare Kleidung einer Prinzessin. Räuber. Diebe. Und davon gleich ein Dutzend. Nach langer Durststrecke sehnte sich Naruto mit kribbelnden Fingern danach, endlich mal wieder seine Fäuste gegen ein paar Schurken zu richten, und seien es nur Halunken ohne Shinobifähigkeiten. Vorfreudig schlug er seine Faust in die Hand. „Hahaa, ihr kommt mir gerade recht!“ Aber Koshirous ausgestreckter Arm verwehrte ihm den Weg. „Überlass das nem Erwachsenen, Kurzer!“ „Ich glaube, bei dir tickt’s nicht richtig!“ „Lass ihn, Naruto.“, seufzte Kakashi. „Gehen wir einfach weiter.“ Wütend ballte der Fuchsjunge die Fäuste, während ihr Teamführer sich zum gehen wandte. Doch die Prinzessin und ihr Diener blieben erstaunt stehen und betrachteten das in ihren Augen verblüffende Spektakel mit großen Augen, während Kakashi es mit einem riesengroßen Schweißtropfen bewertete. Koshirou, ein energetisches Kraftpaket und jahrelanger ANBU, kämpfte mit der Gewandtheit und Schnelligkeit einer Raubkatze, gleichzeitig überaus brutal, und seine scharfen Sicheln zerschlugen gerade eine weitere ärmliche Waffe, die es mit seiner ungewöhnlichen aus hartem und flexiblem Damaststahl nicht aufnehmen konnte. Gemeine Hebelgriffe seines überlegenen Taijutsus zwangen die Männer in die Knie und unsanft zu Boden. Er verhinderte dabei scheinbar lässig, dass auch nur ein einziger der Räuber in die Nähe der kleinen Reisegesellschaft kam. Und dabei ließ er keinen Augenblick aus, seine akrobatischen Fähigkeiten aufblitzen zu lassen. Hier rutschte er zwischen den gespreizten Beinen eines Gegners durch und verpasste ihm einen Tritt in die Kniekehlen, dort lief er die Rinde eines Baumes hinauf und landete schließlich mit einem Salto und einer Schraube hinter dem nächsten Angreifer, um ihm mit einem arroganten Grinsen in den Hintern zu treten und anschließend lässig mit dem Fuß das Licht auszupusten. „Was für ein Angeber, pah.“, kommentierte Naruto, und klopfte sich ungeduldig mit den Fingern auf den verschränkten Armen. „Und er kämpft genau wie sein Charakter: Niederträchtig! Der soll mir gefälligst auch mal einen überlassen!“ Kakashi seufzte und rieb sich den Hinterkopf. Ganz so ähnlich hatte er den Verlauf dieser Mission befürchtet. Da rappelte sich plötzlich einer der Räuber vom Boden auf und taumelte auf Naruto zu. Allerdings war dieser noch dabei, Koshirou finstere Blicke zu zuwerfen, und so gelang es dem Angreifer, Naruto nach einem kurzen Gerangel mit einem Aufschrei zu Boden zu reißen. Naruto wehrte sich bemüht und versuchte zu verhindern, dass der andere ihm schlicht in die Nase biss, indem er – wenn auch mehr aus versehen- mit den Fingern den Nasenflügel des anderen erwischte, und ihn somit mühselig von seinem Gesicht fern hielt. Da hatte er sich doch glatt übertölpeln lassen, und in dieser unschönen Situation gelang es ihm nicht einmal, ein paar gelernte und galante Ninjatechniken anzuwenden und zu präsentieren. Doch da stöhnte sein Gegner auf und sackte ohnmächtig auf ihm zusammen. Koshirou stand über ihnen, noch immer die Faust erhoben, mit der er den anderen niedergestreckt hatte. Abfällig schnaubte er. „Man, dir beim Kampf zuzusehn kostet echt Nerven!“ Naruto wühlte sich mühsam unter dem großen Gegner hervor. „Sagt WER, häh?!“ Koshirou schnaufte selbstgefällig, wandte sich um, und erledigte die restlichen Gegner einen nach dem anderen - allein. „Reist schon mal weiter, ich komme in ein paar Sekunden nach, Leute.“ „So ein Idiot!“ „Schau lieber mal zu, wie man das richtig macht, Flachzange! Hier kannst du noch was lernen!“ „Ober-Idiot!!“ Naruto schmollte noch mehr. Koshirou verschnürte die Gegner schließlich alle miteinander in lächerlicher Weise an einen Baum, damit sie ihnen nicht weiter in die Quere kamen. Anschließend klatschte er sich den Staub von den Händen. Oder applaudiert er sich auf diese Weise noch heimlich selbst? Wenigstens haben wir damit weder Energie noch wertvolle Zeit verloren, dachte sich Naruto mürrisch. Dann kratzte er sich im Nacken. „Ich geb’s zu, er kämpft verdammt mutig.“, anerkannte er mit gepresster Stimme. „Ist zwar echt nicht teamfähig, der Kerl, aber mutig.“ „Naruto“, meinte Kakashi ernst, der Koshirous teils halsbrecherische Aktionen genau beobachtet hatte, „kennst du den Unterschied zwischen Mut und übertriebenem Mut?“ Ein Fragezeichen erschien über Narutos Kopf. „Häh? Übertriebener Mut? So was gibt’s?“ „Mann nennt es auch Rücksichtslosigkeit. Rücksichtslosigkeit gegenüber dem eigenen Körper.“ „Dem eigenen Körper gegenüber rücksichtslos? Wieso das? Warum sollte jemand das tun? Nimmt er die Mission denn so ernst? Soll der Kerl da etwa ein Ninja mit Leib und Seele sein wie Lee?“ „Das ist es nicht, Naruto.“ „So? Was dann?“ Aber Naruto bekam keine Antwort aus seinem Sempai heraus. *** Als sie weiterzogen, bemerkte Kakashi Narutos ungewöhnliche Stille, tat sie aber mit einem Schulterzucken ab. Der Fuchsjunge grübelte und grübelte, aber er konnte sich einfach keinen Reim auf ein paar Dinge machen. Er verstand Koshirou einfach nicht. Gerade wollte Naruto in einen - zugegebenermaßen das Verfallsdatum schon längst überschrittenen- Rationsriegel beißen, als Koshirou ihn auf seine eigene und liebevolle Art davon abhielt. „Iss das lieber nicht, davon furzt du dir die Eingeweide raus.“ Narutos Händen entglitt der pelzige Riegel. Nein, er verstand den älteren Ninja definitiv nicht. Koshirou konnte sich nicht helfen, aber er fand der kleine Genin war ein trollhafter Tollpatsch. Er verstand ihn nicht. Kämpfte wie ein Mädchen, und besonders erwachsen wirkte er auch nicht. Er hatte davon gehört, welche Eigenschaften man dem Fuchsjungen zuschrieb. Er hatte neben ein paar schweren Jutsus nämlich anscheinend auch die Fähigkeit, andere Menschen zu verändern und zu Freunden zu machen. Dass der Junge mal Hokage werden wollte, daraus hatte er kein Geheimnis gemacht, dennoch sah Koshirou ganz deutlich, dass Naruto noch einiges zu lernen hatte, noch erwachsener und stärker werden musste und mehr Erfahrung brauchte, um eines Tages dieses hochgesteckte Ziel erreichen zu können. Koshirou schnaubte. Lächerlich. Ich hab schon so viele gesehen die diesen Traum hatten obwohl sie nie eine Chance hatten. Irgendeiner sollte es dem Jungen bei Gelegenheit mal sagen… Vielleicht sollte ich das tun. „Wieso bist du eigentlich Ninja geworden, Koshirou?“, erklang die Stimme der Prinzessin neugierig neben ihm und schreckte Koshirou aus seinen Gedanken. Warum war sie noch wach und nervte ihn damit? „Warum nicht.“, war seine eintönige Antwort. *~Vierzehn Jahre zuvor: „Du wirst tun, was ich dir sage, Hirose!“ „Nein, Vater, das werde ich in diesem Fall nicht tun!“ „Du wirst die Ausbildung an der Ninjaakademie fortsetzen und du wirst deinen Abschluss als Ninja machen!“ „Nein, Vater, ich möchte kein Ninja werden, und das weißt du auch!“ „Alle männlichen Nachkommen unseres Klans werden Ninjas, mach DU mir keine Schande!“ Koshirou hörte die erhitzten Stimmen seines Vaters und seines Bruders durch die Tür dringen. Leise schob der vierjährige Junge sie auf und setzte verunsichert einen Schritt in den Raum. „Vater, großer Bruder, warum streitet ihr euch?“, fragte er mit großen Augen. Sein Vater ging neben ihm in die Knie, legte ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn vor sich. Anklagend deutete er auf Hirose. „Dein älterer Bruder will mich beschämen, Koshirou.“ „Wag es nicht, Koshirou da mit hinein zu ziehen, Vater!“, brachte Hirose wütend zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Sei still!“ „Warum sollte Hirose Vater beschämen?“, fragte Koshirou ungläubig. „Hirose möchte an der Ninjaakademie nicht seinen Abschluss machen, und dass macht mich nicht nur traurig, es beschämt auch mich und unsere ganze Familie vor unserem Klan. Es entehrt uns. Wir würden unser Gesicht verlieren.“ „Aber… das möchte ich nicht.“, sagte Koshirou, der etwas verzweifelt und hilflos von einem zum anderen schaute. „Möchtest du mich denn stolz und glücklich machen, Koshirou? Möchtest du das?“ „Ja, Vater.“ „Das kannst du nur wenn du ein Ninja wirst, Koshirou, und zwar ein richtig guter. Mach mich glücklich, das sind du und dein Bruder mir und eurer Mutter schuldig. Wirst du ein großer Ninja werden, Koshirou?“ „Ja, Vater.“ „Gut, mein Sohn.“ Er erhob sich und streifte Hirose mit einem triumphierenden Blick bevor er den Raum durch die Tür verließ, die Koshirou zuvor offen gelassen hatte. Hirose schaute bitter auf seinen acht Jahre jüngeren Bruder, dann ließ er sich an der Wand hinab gleiten und zog die Beine an. Koshirou beobachtete ihn scheu aus seinen dunklen Augen und setzte sich schließlich neben ihn. „Willst du ihn wirklich beschämen? Vor unserer Familie?“ Hirose seufzte und fuhr seinem jüngeren Bruder durch das widerspenstige kurze Haar. „Du bist noch zu jung, Koshirou.“ Zu jung, um zu verstehen, dass er dich gegen mich benutzt. Wie soll ich jetzt noch Konoha verlassen, wenn ich weiß, dass du in Gefahr sein wirst, Koshirou? „Hab ich was Falsches gemacht? Du siehst traurig aus.“ „Nein, ist schon in Ordnung. Ich werde einfach auf dich aufpassen müssen.“ Koshirou grinste ein breites Grinsen, bei dem die Lücken bei den Schneidezähnen sofort ins Auge fielen - er war ein kleiner Draufgänger. „Das tust du doch immer.“ Hirose lächelte müde und gähnte herzhaft. „Ja, aber jetzt wo du Ninja wirst, werde ich mich mehr anstrengen müssen.“ Koshirou legte den kleinen Kopf schräg, er verstand nicht genau, was eben eigentlich passiert war, und was seinen Bruder jetzt bedrückte. War es nicht wichtig, die Ehre der Familie hochzuhalten und seinen Vater stolz zu machen? So hatte es ihm sein Vater doch immer gesagt. Und seit Mutter sie verlassen hatte, fühlte er, dass er diesen Pflichten mehr denn je nachzukommen hatte. Hirose wuschelte ihm erneut durchs Haar. „Versprichst du mir etwas, Koshirou?“ „Was denn, großer Bruder?“ „Versprichst du mir, dass du ein besserer Ninja wirst als unser Vater und ich?“ „Stärker wie Vater und du? Aber ihr seid unglaublich stark!“ „Du würdest mich jetzt sehr glücklich machen, wenn du es mir versprichst, kleiner Bruder.“ Und leichtherzig kam die Antwort. „Ok, versprochen.“~* ~ ~ Als sie an diesem Abend Rast machten und das Zelt für die Prinzessin und die Schlafstätten schon aufgebaut waren und ihre Schutzbefohlenen sich schlafen gelegt hatten, da haderte Naruto mit sich selbst. Ohne sich darum zu scheren schien er mit seiner inneren Stimme ein nur halb leises Streitgespräch zu führen, was Koshirou mit einem: „Ist der doof?“ kommentierte. Daraufhin drehte sich der Genin ruckhaft zu ihm um. „Koshirou, ich hätte da mal eine Frage an dich.“, begann Naruto entschlossen, und zeigte mit dem Finger auf den ANBU. Er hatte lange über seine Unterhaltung mit Kakashi nachgedacht, aber er war zu keiner befriedigenden Lösung gekommen. Er befand, er müsse Koshirou selbst danach fragen. Um sicher zu sein, schließlich führten sie hier gemeinsam eine Mission aus. Also fragte er nach, auch wenn er wusste, dass der andere ein ziemlich miserabler Gesprächspartner war. „Was willst du, Pimperle?“ „Pft! Ich möchte gerne mal wissen, warum du so rücksichtslos in den Kampf gehst und dabei so viel riskierst!“, sprudelte es heraus, wobei seine Stimme beinahe wütend klang. Koshirou hob eine kräftige Augenbraue. „Ist doch normal.“ „Ich habe gemerkt, dass das ein wenig übertrieben ist wie du kämpfst, im Ernst mal, das war heute zum Beispiel wirklich unnötig, du könntest damit die Mission gefährden wenn du Kämpfe allein riskierst und beinahe in jede ausgestreckte Waffe springst! Also! Warum?“ Kakashi schaute Naruto unwohl an und wollte einschreiten, als Koshirou abfällig schnaubte und zu sprechen begann. „Du fragst dich also, warum ich rücksichtslos mir selbst gegenüber kämpfe? Großartig, wer hat dir denn das Denken beigebracht? Ich denke, das kann dir am Arsch vorbeigehen, das geht dich nichts an, und außerdem bin ich bei weitem nicht der einzige Ninja, der ein Risiko eingeht beim kämpfen. Risiko ist für einen Ninja immer dabei, das weiß doch jedes Kind. Also hoffentlich auch du.“ „Natürlich weiß ich das! Aber… wie ich schon sagte, es gäbe auch andere Wege. Wir sind schließlich ein Team! Die Mission ist wichtig und es muss wirklich meist ein Risiko eingegangen werden, aber sein Leben sinnlos wegzuschmeißen kann es auch nicht sein.“ Koshirous Gesicht verzerrte sich plötzlich zornig. „Du glaubst also, es sei sinnlos? Der Tod sei sinnlos?“ „So meine ich das nicht, ich meine eher, dass es fast den Anschein hat… als… als wolltest du sterben.“ Koshirou wirkte mit einemmal gefährlich ruhig, und kühl richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. Alle Aggression von zuvor war wie weggeblasen und machte etwas anderem platz, was Naruto erst nicht zuordnen konnte. Aber Naruto hatte plötzlich das Gefühl, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Koshirou schnaubte, die pechschwarzen Augenbrauen senkten sich gefährlich, und in ruhigem Tonfall antwortete der ANBU: „So, so. Sag, Naruto, hast du an dieser Einsicht den ganzen Nachmittag dran gegrübelt? Aber es ist mir so was von scheißegal. Weißt du eigentlich, wie es ist, wenn alle um einen herum wegsterben? Alle, die man geliebt hat und für die man gelebt hat? Und nur noch die übrig bleiben und einfach nicht sterben wollen, die man Scheiße noch mal aus tiefstem Herzen hasst? Weißt du wie das ist? Und weißt du wie häufig es passiert?!“ Einen Moment hielt Naruto inne. So hatte er sich das Gespräch nicht vorgestellt. Es war vollkommen entglitten. „Einem Freund von mir ist das Gleiche passiert, und er versucht NICHT, sich umzubringen!“ „Du bist nicht mein verdammter Seelenklempner! Und außerdem: Hast du mal geguckt, was aus deinem tollen Freund geworden ist? Meinst du er hat das wirklich so gut verkraftet?“ Das machte Naruto wütend. „Er versucht jedenfalls nicht, davon zu laufen und sich umzubringen! ER ist mutig! ER hat sich den Schmerzen und Problemen gestellt! Man, wir habe doch alle unsere Probleme, unsere Päckchen zu tragen.“ Wusste nicht gerade er es genau? Koshirou schnaubte bitter und schüttelte den Kopf. „Du bist so ein Idiot, Naruto. Du warst noch nie in einer solchen Situation, du bist ohne Familie aufgewachsen! Jeder Mensch geht anders mit seinen Schmerzen um, nicht jeder Mensch ist so uchiha-perfekt oder kaltblütig und kann einfach so tun als ob er darüber hinweg sieht, dass ALLE die er gerne hat gestorben sind! Du bist nicht mein verdammter Seelsorger oder der alte Hokage, und es hat dich auch verdammt noch mal einen Scheiß zu interessieren, wie ich mein Leben lebe! Und jetzt halt deine scheiß verdammte Klappe, oder ich reiß’ sie dir eigenhändig raus!“ Naruto schnappte nach Luft, bis in die Knochen schockiert. Der junge Genin stand noch eine Weile da, als Koshirou schon längst gegangen war. Er war ziemlich erschüttert. Kakashi legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du kannst sie nicht alle retten. Lass ihn einfach. Er wird nützlich sein auf dieser Mission. Komm, Naruto, es ist Zeit sich schlafen zu legen. Koshirou übernimmt die erste Wache.“ Wie abwesend nickte Naruto. Jetzt verstand er, was Kakashi bereits heute Morgen gesehen hatte. Das ist er also, der übertriebene Mut, die Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber… Sie bedeutet nichts anderes als der Wille zu Sterben. Jeder Mensch geht mit seinem Schmerz anders um, aber er kommt damit nicht klar. Die einen so, die anderen anders. Niemandem ist ein Vorwurf zu machen, oder? Koshirou lehnte den Rücken gegen die kühle Rinde des Baumes. Er hatte sich auf einem Ast niedergelassen und starrte in die mondlose Dunkelheit über ihm. „Kleiner Junge.“, zischte er wütend. „Naiv.“ Es gab nicht viel was Koshirou mehr hasste als Naivität. Denn er verfluchte seine eigene Naivität, als er noch ein Kind gewesen war. Schließlich war es damals seiner Naivität zu verdanken, dass Hirose Ninja geblieben war. Und dass er sich verpflichtet fühlte, es bis zum Ende zu bleiben, denn Koshirou hatte nie wirklich stärker werden können als er. *~Vor dreizehn Jahren: „Wie gerne würde ich alles hinter mir lassen.“ Hirose schloss die Augen und blies den Qualm der Zigarette aus. „Ich finde diese Familie und diesen verdammten Klan so zum kotzen. Alles hier kotzt mich an. Ich habe mir mein Leben nicht ausgesucht, aber Vater zwingt mich in es hinein.“ „Vater hat dich uns von uns beiden immer vorgezogen. Er hat dich lieber als mich.“ „Es tut mir Leid das dir das bewusst ist, Koshirou. Ich bin sein Erstgeborener. Deswegen behandelt er mich bevorzugt. Du kannst nichts dafür. Und schon allein deswegen hasse ich ihn. Aber er ist…!“ Er seufzte und beruhigte sich wieder. Er war im Gegensatz zu Koshirou von ruhigem Gemüt. „Es tut mir wirklich leid. So sehr ich diese Welt und alles in ihr darin auch hasse, ich könnte sie niemals einfach so verlassen. Ich könnte dich niemals im Stich lassen, kleiner Bruder.“ „Ich wusste nicht, dass du über all diese Dinge nachdenkst.“, flüsterte Koshirou betroffen. Diese Welt verlassen…? „Ich verabscheue, für was Vater uns hält und wie er uns behandelt. Ich wünschte so sehr du wärst kein Ninja.“ Koshirou sah ungläubig auf. „Hirose! Ich liebe es ein Ninja zu sein!“ Hirose musterte ihn kühl von der Seite her. Weil Vater es dir von klein auf eingetrichtert hat, Koshirou, nur deswegen. Hirose blies seinem Bruder statt der Wahrheit den Zigarettenqualm ins Gesicht. „Hm-m.“ „Hirose?“ „Hm?“ „Du kannst manchmal ein ganz schönes Arschloch sein, weißt du, aber ich mag dich trotzdem.“ Hiroses Augenbrauen rutschten nach oben. „Oh. Nett, also… Danke?“ Er lachte herzhaft. Dann nahm er seinen zwölfjährigen Bruder in den Schwitzkasten und rubbelte ihm hart mit der Faust durch die wilden Haare. „Das gleiche gilt übrigens für dich, du kleine, niederträchtige Bambuskröte, du.“ Und Koshirou lachte ebenfalls, während er mit Händen und Füßen zwecklos versuchte aus dem Griff seines starken Bruders zu entkommen.~* Koshirou schloss die Augen. Er war niederträchtig, er war boshaft und gerne sadistisch. Was blieb ihm aus seinem bisherigen Leben? Er wusste nicht recht, warum er seinen eingeschlagenen Weg noch weiter gehen sollte. Vielleicht, so kam ihm mit einem süffisanten Grinsen der Gedanke, schafft es ja dieser kleine Fuchsjunge mich zu ändern, wie man es ihm nachsagt. Heldenhafte Rettung eines verkorksten, naiven und nicht unbedingt klugen ANBUs mit der Tendenz zu faulen Worten, niederträchtigem Kampfstil und einer leicht suizidalen Grundeinstellung im Dienste der Mission. Er musste lächeln. Das ging schnell. Ist da etwa schon so etwas wie Hoffnung in mir weil ich überhaupt erst darüber nachdenke? Aber was kann mir ein kleiner Junge schon bieten, was die ANBU und Konoha mir nicht schon längst genommen haben? Er hatte der jungen Ärztin mit den rosafarbenen Haaren keinen Vorwurf gemacht. Er hatte auch Shizune-San keinen Vorwurf gemacht. Aber jemand anderem machte er alle Vorwürfe der Welt. *~Vor knapp zwei Wochen: Koshirou verließ das Krankenhaus. Seine Uniform war noch voller Blut. Er war bei denen gewesen, die Shizunes Einheit im Wald gefunden hatten. Es war nicht leicht gewesen. Jetzt blieb ihm nur noch eines zu tun. Die Papiertür des Raumes glitt leise auf und Koshirou trat hinter die mit dem Rücken zu ihm sitzende Gestalt, die ganz in Meditation versunken war. Räucherstäbchen glühten in der kleinen Sandschale aus Bambus. „Vater. Hirose ist tot.“ Koshirou bekam keine Antwort, aber er wusste dass er gehört worden war. Der locker fallende Kimono versteckte die regungslosen Muskeln darunter, nicht die geringste Bewegung. Sein Vater war ein Ninja. Ein Spezial-Jonin. Er hatte zahllose Abenteuer überstanden und war durch viele Verdienste das Oberhaupt ihres Klans geworden. Hirose sollte sein Nachfolger werden. Plötzlich senkte sich das Haupt seines Vaters. „Eine Enttäuschung bis zum Schluss.“ Koshirous Augen blitzten bei diesen Worten in beißendem Zorn, doch er beherrschte sich mühevoll und zog es vor, sich höflich zu verbeugen und den Raum zu verlassen. Seiner Intuition folgend warf er noch einmal einen Blick zurück, bevor er die Tür zuschob. Und zu seinem Erstaunen stellte er an den bebenden Schultern fest, dass sein Vater weinte.~* Koshirou schnaubte leise und betrachtete die schlafenden Menschen in ihren Bettrollen, wie sie neben dem Feuer schliefen. Mit dem Rücken zu ihm Hatake, die Prinzessin hinter der Zeltwand mit leisem Schnarchen, der tattrige Diener mit lautem Schnarchen, und der kleine Shinobi, Naruto, der im Schlaf von Nudelsuppe und einer gewissen Hinata nuschelte. Es war seine Aufgabe. Seine Aufgabe, die Wache für die nächsten Stunden zu halten. Für diesen Haufen, fügte er mit einem Grinsen hinzu. Was ihm blieb war das, wofür er sein Leben gerne gab. Er würde diese Mission, seinen Auftrag, ausführen, wie er jeden Auftrag mit vollem Einsatz ausführte. DAS blieb ihm. Auch wenn ihm die Gesellschaft dieses Mal nicht recht war. Der übertriebene Mut, die Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber… Das waren doch bestimmt eigentlich deine Worte, nicht wahr, Kakashi-…? Scharfsinnig und idealistisch wie immer, dies zu bemerken. Seine Narbe unter dem schwarzen Armband in der Nähe des Ellebogens juckte, und verwundert blickte Koshirou auf seine rechte Hand. Die großen, schwieligen Finger, die dicken Sehnen auf dem Handrücken, und die dunklere Färbung der Haut im Vergleich zum Rest seines Körpers… Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, als er an die bisherige Reise denken musste. Naruto war ein interessanter, aufmerksamer Kerl. Wie lange er wohl brauchen würde um zu bemerken, dass ihm nicht einfach nur ein Zeh am linken Fuß fehlte, sondern auch dieser Arm mit all seinen Fähigkeiten und Jutsus gar nicht sein eigener war? Dann fiel sein Blick wieder auf den Rücken des Kopierninjas. Ex-ANBU. Ich werde dich im Auge behalten. Ich traue dir nicht. Nur ein einziger Fehltritt und ich werde nicht zögern, Okois Tod in Ji-Kon zu vergelten. Du kannst die anderen vielleicht hinters Licht führen und ablenken indem du sie über mich grübeln lässt, aber mir kannst du nichts vormachen. Ich behalte dich genau im Auge. ~~~Ende Kapitel 11~~ Nun, besonders zufrieden bin ich nicht mit dem ganzen Kapitel, aber dafür freu ich mich auf das nächste, harhar. Das nächste Kapitel sucht zwar immer noch nach einem Namen, aber erwartet es im Zeitraum kommender Sonntag-Mittwoch, irgendwann dann wird ich’s bestimmt geschafft haben. ;) Kommentare sind immer gerne gesehen.^^ Kapitel 13: In der Ferne ------------------------ Moinsen Folks, sorry um die Verspätung, bin spontan auf Städtetour gefahren.^^ Und heut gehts nochma weiter. Yippeah. Aber hier das neue Kapitel für euch. Mir ist zwar kein ordentlicher Titel eingefallen, aber ich dachte wenn ich ein Kapitel "Nah" nennen kann, dann bestimmt auch eins "Fern." Ansonsten nehme ich Vorschläge gerne entgegen für einen besseren Titel. Kapitel 12 -Fern- „Das ist der Wald von Yagahara.“, sagte Koshirou, und deutete auf die in einiger Entfernung beginnende dichte Ansammlung riesenhafter Bäume. Naruto trat neben ihn und blickte auf die wenig einlandenden Baumriesen, die in der Dunkelheit des späten Abends wie schwarze, krumme Arme in den Himmel wuchsen. Gemächlich bewegte sich ihre kleine Reisegesellschaft einen flachen Abhang hinab. Kalt war es geworden. Frost hatte den Boden steinhart werden lassen, und eine feine, dünne Schicht weiß hatte sich darüber gelegt. „Bald sind wir an unserem Ziel.“, sagte Kakashi, als er an Naruto den Weg vorbei nahm. „Wann ist ‚bald’?“ „In etwa einer Stunde.“ Die Straße verengte sich bald, und Naruto schauderte, als er den Wald erblickte. Die Bäume tauchten wie eine geschlossene Front vor ihnen auf, riesig groß und von so dichten Blättern umgeben, dass sie jeden Blick dahinter verwehrten. Die schmale Straße die hineinführte, verlor sich schnell im Schatten der mächtigen Riesen, die sie umgaben und bedrängten, sodass sie klein und schmächtig wirkte. Alles an dem Wald wirkte bedrohlich und finster. „Müssen wir da wirklich rein? Der Wald sieht nicht so aus, als würde er sich über Besucher freuen…“, bemerkte Naruto, und legte sich fröstelnd die Arme um den Oberkörper. Koshirou warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Kennst du die Geschichte dieses Waldes, Kurzer?“ Der Blonde schüttelte den Kopf, und Koshirou lächelte fein. „Das ist der Wald von Yagahara. Vor hunderten von Jahren bekriegten sich hier zwei große Feldherren mit ihren Armeen. Es heißt, ihre Fehde soll die Götter erzürnt haben, denn es waren Brüder. Sie hassten sich bis aufs Blut, und als der eine dem anderen die Frau stahl und sich selbst mit ihr vermählte, trieb dies den Dorn noch tiefer und sie bekämpften sich hier in Yagahara mit tausenden von Kriegern. Die Schlacht wütete viele Tage, und keiner der beiden Feldherren konnte einen entscheidenden Vorteil für sich erringen, die Armeen waren gleichstark. Doch dann…“ „Doch dann?“ „Ein schreckliches Unwetter! Es regnete, wie es noch nie zu vor geregnet hatte und ein Taifun brach los und rang Mensch und Pferd nieder. Durch das Unwetter rutschten die Berge ringsum ins Tal hinab und begruben die Armeen und ihre Feldherren über sich. Kein einziger hat überlebt.“ Naruto schauderte. „Als das Unwetter sich gelegt hatte, machte sich die Witwe der Brüder auf, ihre geliebten Männer zu finden, denn sie war beiden gleich verfallen. Sie konnte aber das Tal nicht wieder finden, denn die Berge umher waren verschwunden und das Tal gab es nicht mehr. Die Erdoberfläche hatte sich hier vollkommen verändert. Doch dort, wo sie das Tal vermutete, sank sie nieder und starb an ihrem Kummer. Es heißt, sie sei zu einem Baum geworden, der im Zentrum von Yagahara steht, und nach ihr sei ein ganzer Wald entstanden, der die Ruhestätte ihrer Geliebten schütze und vor räuberischen Eindringlingen bewacht. Das ist die Geschichte, die man sich um Yagahara erzählt.“ Koshirou bedachte Naruto mit einem spöttischen Lächeln. „Wenn wir den Wald betreten, werden die Bäume uns angreifen und in Stücke reißen.“ Er lachte laut auf über Narutos entsetzten Blick. Naruto senkte wütend den Blick. Er hatte sich so in die Geschichte hinein ziehen lassen, dass er einen Augenblick lang Koshirous letzten Worten ebenfalls Glauben geschenkt hatte. Wieder ließ der hinterlistige ANBU keine Gelegenheit aus, um sich über ihn lustig zu machen. Als er merkte, dass die anderen bereits weitergegangen waren, überwand er seine Hemmungen und folgte ihnen auf der Straße, die hinein nach Yagahara führte, denn in diesem Wald lag ihr Ziel. Mit großen Augen behielt Naruto seine Umgebung im Auge. Fledermäuse hingen von den Bäumen, und Eulen stießen ihren einsamen Ruf aus. Kein Lüftchen wehte hier, alles blieb still bis auf das sporadische Rascheln der Büsche, wenn sich kleine Tiere wie Mäuse und Hasen vor den Reisenden verbargen. Der Wald tauchte sich in das silberne Licht des aufgehenden Mondes, und Naruto zog seinen wärmenden Mantel fester zusammen. Kleine Wölkchen bildeten sich vor seinem Gesicht, denn es war so klirrend kalt, dass selbst der Atem in der Luft gefror. Eine kleine Lichtung tat sich zu ihrer rechten auf, und ein Friedhof kam zum Vorschein. Natürlich, dachte Naruto entgeistert, zu jedem gruseligen Wald gehört auch ein gruseliger Friedhof. Dann tauchten die ersten Lichter einer großen Stadt zwischen den schwarzen Konturen der Bäume auf, und der Lärm eines großen Festes drang zu ihnen herüber. „Hier werden sich unsere Wege trenne, Naruto-Kun.“, sagte die Prinzessin mit einem fast bedauernden Lächeln. Verwirrt blickte Naruto zu ihr, und bekam dabei Koshirous abfälliges Schnauben mit. Naruto wusste nicht, warum sich in Kinuzu ihre Wege trennen würden, da die Prinzessin nicht in Kinuzu lebte. Sollten sie die Prinzessin nicht in ihre Heimat bringen? Nach Hause? Kakashi trat neben ihn und wisperte ihm ins Ohr. „Naruto. Der bisherige Teil unserer Mission diente nur einem ganz bestimmten Zweck. Im Missionsbüro von Konoha sollte das Beschützen von Lady Kusanagi in den Akten stehen. Der eigentliche Grund unserer Reise beginnt jedoch erst in dieser Stadt da vorne.“ Naruto machte große Augen. „Wieso…?“ „Wenn wir im Verlauf der eigentlichen Mission in Schwierigkeiten geraten, können wir mit Sicherheit sagen, dass in Konoha jemand die Details unserer Mission an den Feind weitergegeben hat…“ Narutos Augen wurden noch größer. „…und da nur sehr wenige ausgewählte Personen überhaupt von unserer eigentlichen Mission erfahren haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Spion darunter ist und sich vielleicht sogar durch eine unbedachte Handlung verraten wird.“ Narutos Hände ballten sich zu Fäusten. Die eigene Heimat… Der so sicher geglaubte Ort… Dort, wo man nach Gefahren und Abenteuern immer wieder in die Sicherheit des familiären Dorfes zurückkehren konnte…war gefährlich geworden. Vom unbekannten Feind infiltriert, nannte man es wohl. „Wie… wie ernst ist die Situation?“, fragte Naruto zögerlich. Kakashi seufzte, und dachte kurz an Sakura, die ahnungslos in Konoha zurück geblieben war. „Sehr ernst.“ ~~~ Der Wald wurde immer dichter, und die Bäume höher. Es war so dunkel, dass man kaum etwas sah, und wegen des schlechten Wetters mussten sie ihre Geschwindigkeit sehr zurücknehmen. Genmas Herz klopfte. Er konnte es in seinen Ohren hören. Ein Prickeln im Nacken deutete ebenfalls an, dass… Er wusste, dass er beobachtet wurde. Irgendwo hier in der Nähe… Hören konnte er außer dem Platzregen der auf sie und den Wald niederprasselte allerdings nichts. Und sehen konnte er noch weniger. Er zog seine Kapuze gegen den Regen etwas tiefer ins Gesicht, als plötzlich ein Schatten mit einem Schrei von einem der Äste eines höheren Baumes herab fiel und ihn mit sich in die Tiefe riss. Durch Äste und Blätter stürzten sie hinab. Mit einem Stöhnen landete er mit dem Gesicht in einer Schlammpfütze, ein Ellebogen presste seinen Kopf hart und unbarmherzig gegen den matschigen Boden. Jubei schrie überrascht auf und wollte Genma zu Hilfe eilen, aber Raidou streckte seinen Arm aus und hielt den jungen Shinobi davon ab. Eine Stimme ertönte dicht und bedrohlich an Genmas Ohr: „Bist du noch mit Hana zusammen?“ „Bin ich.“ „Zum einen: Glück gehabt für dich! Zum anderen bedeutet das wohl: Pech für mich.“ Ein Schmunzeln war zu hören, und der Druck auf Genmas Rückrat wurde schwächer. Genma nutzte den neu gewonnenen Freiraum sofort für einen Gegenangriff. Er stützte sich mit den Händen auf, drehte den Oberkörper und riss den Fuß kräftig nach oben. Ein überraschtes Keuchen folgte, doch dann packte die Frau sein Bein und pinnte ihn mit einem schmerzhaften Hebelgriff geschickt zu Boden. Genma spuckte Schlamm aus, während der Regen ihm das ungeschützte Gesicht sauber wusch. Dann klopfte er schließlich mit der Hand zweimal flach auf den nassen Boden, und die Frau entknotete sich lachend und gab ihn frei. Beide erhoben sich und ordneten ihre verschmutzten Regenmäntel wieder. Ein neuer Senbon wurde zwischen den Lippen platziert, der alte war bei diesem kurzen Gefecht im Schlamm gelandet. Ein schiefes, humorloses Grinsen machte sich auf Genmas Gesicht breit, während Raidou und Jubei neben ihnen landeten. „Willkommen im Team, Saiyori.“ Die große rothaarige Frau salutierte scherzhaft. „Hab dich schon wieder im Taijutsu besiegt, Genma. Hätte Hana dich nicht damals beim Wetttrinken gewonnen, dann hätte ich dich bestimmt eines Tages beim Taijutsu-Training geschnappt und eingepackt.“, sie lachte laut auf. Genma teilte ihre Freude nicht, und verzog verärgert das Gesicht. Weiber! „Was heißt denn hier `gewonnen´ und `eingepackt´?“ Jubei beobachtete den Austausch der Jonins schüchtern, und er erschrak beinahe, als die große schöne Frau mit den feuerroten Haaren und den dunkelgrünen Augen sich plötzlich an ihn wandte und ihn von oben bis unten musterte. „Und dieser kleine goldische Kerl ist dann wohl unser Wunderohr Jubei.“ Jubei lief rot an und spielte nervös mit seinen Händen. „Jubei Kannosuke ist mein Name.“ „Saiyori Ren Nabeshima, angenehm. Nenn mich einfach Ren wenn’s eilig ist.“, sie zwinkerte ihm zu, und er lächelte erleichtert, da er nach Gyobues Beschreibung eine rothaarige Hexe mit schwarzer Seele erwartet hatte. Sein Lächeln schien Saiyori sofort für ihn zu begeistertn. „Ui, ist das ein niedlicher kleiner Kerl. Darf ich den anschließend behalten?“ Raidou verzog verärgert das Gesicht. „Benimm dich, Saiyori.“ Dann klärte Raidou die ANBU kurz über ihren bisherigen Missionsbeginn auf. Sie runzelte die Stirn. „Das klingt ernst. Kaum aus dem Feuerland raus und ihr seid nicht nur verfolgt sondern auch angegriffen worden?“ „Es war nur ein großer Wurfstern der durch die Bäume auf uns zu rauschte, allerdings verdammt gut gezielt. In etwa aus hundert Metern Entfernung. Vom Angreifer selbst keine Spur. Wer auch immer das war, das war kein einfacher Genin.“ „Wie seltsam. Nach diesem Angriff hätte ich gesagt, dass eine Konfrontation unvermeidlich wäre.“ Raidou zuckte mit den Achseln. „Seit dem kein Zeichen mehr von ihm.“ „Jemand verletzt worden?“ „Der Stern hätte Jubei fast erwischt. Genma hat ihn zur Seite gezogen und ist dabei an der Schulter verletzt worden.“ Alarmiert blickte die ANBU ihren Anführer an, aber Genma aber winkte ab. „Nur eine Schramme. Ich bedaure eher, dass sie mit dem Kleidungsfetzen aus meinem Pulli jetzt etwas haben, womit sie sich jederzeit an unsere Spur heften können wenn sie wollen. Allerdings glaube ich nicht, dass sie noch weiter hinter uns her sind.“ Saiyori strich sich eine lange rote Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich habe niemanden bemerkt. Entweder ist euer Verfolger besonders gut, oder ihm ist unterwegs die Puste ausgegangen. Ich hab jedenfalls etwas gebraucht um euch bei dem zügigen Tempo einzuholen. Wenigstens habt ihr bei dem Wetter n bisschen Wind rausgenommen.“ „Der Verfolger… war ein großer Mann mit einem großen, schweren Tier, vermutlich ein Hund.“, warf Jubei leise ein. Fährtensucher also! Saiyori nickte anerkennend. „Das hast du gehört, nicht wahr? Deine Ohren sind wirklich so herausragend wie dein Onkel es immer allen grundlos beim Bar-Abend erzählt hat. Nicht schlecht. Und äußerst praktisch.“ „Genma meinte, unsere Verfolger seien abgedreht weil sie jemand anderen suchen.“, äußerte Raidou besorgt, während Jubei wieder nervös mit seinen Händen spielte. „Ich sehe das genau so. Entweder wir hören noch von ihnen, oder sie sind nicht hinter uns her und haben das inzwischen gemerkt.“ Saiyori blickte Genma an. Der nickte still. Sie waren dabei die Mission zu erfüllen, die Kakashi und Okoi vor etwas mehr als einer Woche hatten erfüllen sollen. Wenn sie jemand verfolgt hatte und es sich nun scheinbar anders überlegt hatte, dann vielleicht deswegen, weil er hinter dem einzigen Überlebenden der Vorgängermission her war. Und der war nicht hier. „Sollen wir sie warnen?“, fragte Saiyori. Genma wusste sofort, wen sie eigentlich meinte. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein. Wir können sie von hier nicht mehr finden, und ein Nachrichtenvogel könnte nicht nur die Positionen beider Teams preisgeben, sondern auch unsere Missionen.“, sagte Genma bestimmt, und der Senbon klackte leise gegen die Zähne. „Also weiter.“ Saiyori verzog das Gesicht. Es gefiel ihr nicht, aber Genma hatte Recht. Kakashi-Senpai…, pass bloß auf dich auf! Dann folgte sie den Männern weiter durch die Dunkelheit des verregneten Waldes. ~~~ In Konoha. Als sie am Zimmer vorbei kam, verstummte Shizunes Stimme abrupt. Tsunades rechte Hand blickte durch die offene Tür des Krankenhauses zum Gang, und erblickte die junge Frau dort. Shizune kniete vor einer jungen Frau, und hatte ihre Hände in die Hände der anderen gelegt. Als wolle sie sie beschwören, ihr zuzuhören. Rins dunkle, eingefallene Augen wanderten von Shizune ebenfalls in Richtung Tür und richteten sich ebenfalls auf die junge Frau - unendlich langsam, stumm. Dunkel und Unheil verkündend. Als sie etwas später in Tsunades Büro eintrat, verstummte das hitzige Gespräch zwischen Shizune und Tsunade, das bereits vom Gang her zu hören gewesen war. Abrupt wurde das Thema gewechselt. Zu abrupt. Als sie am Nachmittag schließlich am Aufenthaltsraum vorbeikam, nachdem sie mit Tenten zusammen trainiert hatte, blieb sie stehen. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz schlug schneller. Viel wurde in den letzten Tagen getuschelt. Viel war im Busch. Alle waren angespannt und nervös. Und dass jemand Anko im Hauptgebäude, dem angeblich bestgeschützten Gebäude Konohas, krankenhausreif geprügelt hatte, sowie die überraschend vielen fehlgeschlagenen Missionen in letzter Zeit, schürten das unruhige Feuer nur noch mehr. Dazu die angespannte Lage mit einem Feudalherren des Feuerlandes und der diplomatische Stillstand mit einem weiteren Land neben Oto, dies alles lies leise Zweifel aufkommen über die allgemeine politische Situation. Jetzt lauschte Sakura ungewollt dem gedämpften Gespräch eines Spezial-Jonins mit Kotetsu und Izumo, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Es war bereits dunkel draußen, und die Besuchszeit war längst zu Ende. Die Nachtischlampe brannte, umschwirrt von einer kleinen Motte, die durch das offene Fenster hinein geflogen war. Es klopfte leise an der Tür, und jemand trat in Ankos Krankenzimmer. „Sakura. Was verschafft mir die unzweifelhafte Ehre deines Besuches? Aber zu allererst: Ein aus tiefstem Herzen kommendes Dankeschön dafür, dass du königlich mein Leben gerettet hast vor ein paar Tagen. Gute Tat! Damit sind manch Wünsche zerplatzt, und andere haben neue Farbe bekommen, das kann ich dir sagen, thehe.“ Sakura lächelte Anko kurz an. Dann nahm sie neben der Kunoichi auf dem Krankenbett platz. „Anko, ich hab ein paar Fragen.“ Eine dunkle Augenbraue rutschte nach oben. „Wo brennts denn, Mäuschen?“ „Aoba hat vorhin so was fallen lassen im Aufenthaltsraum… Dass Kakashi und Naruto mit einem gewissen Koshirou aufgebrochen sind… Yagio Koshirou.“ Anko schaute sie merkwürdig von der Seite her an, dann verschwand der Ausdruck jedoch in ihren Augen und sie nickte auf ihre typische Art. „So viel zu geheimen Informationen über klassifizierte Aufträge. Aoba, diese Tratschtante.“ „Ich habe gehört, dass Kakashi und Koshirou sich nicht leiden können… Wie ernst ist die Sache?“ „Machst du dir Sorgen, er könne Kakashi in einem unbedachten Moment sein Icha Icha in einen tiefen Abgrund werfen und Kakashi springt hinterher? Nun, ich kann dich beruhigen, die sind professionell genug, da wird nichts schief gehen. Jedenfalls ist davon auszugehen. Auch wenn Koshirou im Prinzip ein Arschloch ist. Und falls du dich jetzt fragst, warum Tsunade ausgerechnet ihn mit diesem Team geschickt hat, da allgemein bekannt ist wie wenig die sich riechen können, dann kann ich das dir auch so’n bisschen sagen. Sie hat ihm versprochen, bei der nächsten Mission nach Kinuzu ist Koshirou dabei, und das ist die nächste Mission nach Kinuzu. So einfach. Dort hat er nämlich mal seinen rechten Arm verloren, irgendsone abgefahrene ANBU-Mission während eines Krieges, bei der es zum Schwertkampf kam, und zack, war der Arm ab und völligst hinüber. Aber er hat dafür den Arm eines –wie es im Übrigen heißt: gutaussehenden- Gegners genommen und sich vom Medic-Nin im Team dranflicken lassen, tharhar… Männer, sag ich dir, allesamt verrückt.“ Sakura blinzelte verdutzt. „Einen Moment, wenn ich das richtig verstehe kämpft Koshirou unter anderem mit… dem Arm eines anderen?“ Anko grinste. „Scharf, was? Und gruselig.“ Die Spezial-Jonin schüttelte sich grinsend. „Er hat einen Arm im Kampf verloren… und dafür den Arm eines anderen…“, wiederholte Sakura leise. Anko nickte lächelnd. „Sie sind sich ähnlich, nicht wahr? Kakashi und Koshirou. Auf ihre eigene, verkorkste Art und Weise jedenfalls. Und sie sind beide stark. Sehr stark. Thehe, der Böse und der Gute, einer mit schwarzem Haar, der andere mit weißem, einer den Regeln treu ergeben, der andere höheren Werten, sie sind das genaue Gegenteil voneinander und sie sind sich doch gleichzeitig so ähnlich, dass es unheimlich ist. Und… beide haben ernsthaft ein paar Probleme. Aber… das ist gar nicht die Frage, die du eigentlich stellen wolltest, nicht wahr, Sakura? Du bist gar nicht wegen Koshirou hier.“ Sakuras schimmernde Jadeaugen richteten sich ausweichend auf das dunkle Fenster. Nur Schwärze war dahinter zu sehen. „Es ist… Es…“ Sie schloss die Augen und seufzte. „Tsunade und Shizune… beide haben wieder diesen besonderen Ausdruck in den Augen… den sie haben wenn sie mich vor Informationen schützen wollen. Sie verheimlichen mir auf eine offensichtliche Art und Weise, dass etwas mit Kakashis und Narutos Mission nicht in Ordnung ist, was mich ebenfalls etwas angeht.“ Sie öffnete die klaren Augen und blickte Anko intensiv an. „Du weißt es. Du weißt wohin sie aufgebrochen sind, und du weißt was sie vorhaben. Sag es mir.“ Anko blinzelte erstaunt und auch ein wenig unwohl. „Das ist klassifiziertes Wissen, Schätzchen. Du weißt nicht mit welchen Drohungen Tsunade mir eingeschärft hat, über den Inhalt der Mission nichts preiszugeben. Ich bin im Augenblick nicht gerade ihr Lieblingsninja, und darf mir keine Fehler erlauben. Hier ist etwas Größeres im Busch, Sakura, jemand hat mir in Konoha die Lichter ausgepustet und das Gedächtnis gelöscht…!! Hier ist etwas Größeres am Laufen aus dem du dich am Besten heraus hältst. Das meine ich ernst, Sakura.“ „Dafür ist es bereits zu spät. Ich brauche nur noch deine Bestätigung und den Ort, Anko, meine Sachen sind bereits gepackt.“ Die Spezial-Jonin stieß überrascht die Luft aus. „Entweder du machst es mir einfach und sagst es mir, oder ich bitte dich darum als jemand, der dir vor ein paar Nächten das Leben gerettet hat.“ Anko machte große Augen. Erst jetzt erkannte sie in der gefassten, angespannten Art die Entschlossenheit die dahinter lag. Und die Besorgnis angesichts der unruhigen Situation. Erwachsen war sie in der Tat geworden, die kleine Sakura. „Du erpresst mich moralisch, Sakura.“ „Ja.“ Warum sollte sie es leugnen? „Sakura.“, versuchte Anko es erneut mit Vernunft. „Mäuschen. Kakashi und Koshirou sind beides Eliteninjas. Ihre Mission ist entsprechend. Du…“- „Warum ist dann Naruto dabei?“, unterbrach Sakura scharf. Anko blieb ernst. Ihr gefiel die Situation überhaupt nicht, in die sie Sakura gerade brachte. „Tsunade hatte die Wahl. Entweder sie schickt Naruto mit oder dich. Und sie hat sich für Naruto entschieden.“ Sakura sah über diese Info wenig erfreut aus. „Wo sind sie? Suchen sie Sasuke?“ Anko seufzte laut und ihr Blick fiel auf die zahlreichen Krakeleien auf ihrem Gipsbein. Raschelnd zog sie die Decke darüber, es war kühl geworden. „Machst du dir Sorgen um Kakashi oder eher um Sasuke?!“, frage sie dann scharf. Sakura biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Ankos Frage machte sie zornig. „Ich mache mir um beide Sorgen, Anko, aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet!“ Ankos Augen wanderten prüfend und kühl über Sakuras Gesichtszüge. Langsam und betont antwortete die Kunoichi schließlich. „Sie suchen etwas anderes, Sakura, sie suchen nicht nach Sasuke, soviel kann ich dir sagen. Aber das eine schließt das andere nicht immer zwangsläufig aus, nicht wahr? Stell deine Fragen anders, und ich werde dir vielleicht antworten können. Aber mit jeglichen Informationen über Sasuke will ich nichts zu tun haben.“ Sakura zögerte, und ihre Gedanken rasten. „Es hat etwas mit der außenpolitischen Lage zu tun. Sie… begleiten jemanden, nicht wahr?“ Anko nickte zu beidem. „Sie begleiten Tsunades Freundin nach Kinuzu.“ Wieder ein Nicken. Soweit so gut also. Sakura hielt kurz den Atem an bevor sie ihre nächsten Fragen stellte. „Werden sie danach wieder nach Hause zurückkehren, ist ihr Auftrag dann beendet?“ Kopfschütteln. „Wann… werden sie in Kinuzu ankommen?“ „Ich sag es mal so: Jemand der sich beeilt könnte sie dort vielleicht noch einholen, sie sind zu Fuß unterwegs und nicht sehr schnell.“ Mit einem undeutbaren Blick legten sich die jadegrünen Augen auf Ankos dunklere. Stille. Es war ein beinahe greifbar unsicherer Moment für Anko, und unwohl biss sie sich auf die Lippen und schaute zum Fenster. Einen Moment lang wäre sie jetzt gerne an Sakuras Stelle. „Ich finde sie. Arigatou, Anko-Sempai.“ Damit erhob sich Sakura vom Krankenbett, ging ohne eine Spur von Zögern durch das Zimmer und schloss ohne das geringste Geräusch die Zimmertür hinter sich. Anko warf den Kopf zurück ins Kopfkissen und legte sich seufzend die Hand auf das Gesicht. „Ich bin schlimmer als Aoba. Ich hoffe das war die richtige Entscheidung. Wenigstens kann ich Tsunade sagen, sie sei so gut wie von ganz allein darauf gekommen. Also schnapp ihn dir, Baby, hol deinen Kakashi ein bevor Orochimaru oder sonst wer es am Ende tut.“ ~~~Ende Kapitel 12~~~ Sodele, na, dann kanns ja losgehen. ;) Kommis sind immer gerne gesehen. Ciao für diesesmal, Beluga Kapitel 14: Ränke ----------------- Moinsen, verzeiht mir die lange Verspätung, aber ich hatte in den letzten Monaten so viel wie schon lange nicht um die Ohren. ;( Gomen. Und tausend Dank an die fleißigen Review-Schreiber!!!^^ Ihr seid toll! *strahl* Ich hoffe, ihr habt noch nicht alles vergessen. Ich bemühe mich um ein paar regelmäßige, schnelle Updates, auch wenn ich in zwei Wochen schon wieder eine wichtige Prüfung habe. (ätz). Aber viel Spaß beim Kapitel.^^ Kapitel 13 ~Ränke~ Kinuzu war eine riesenhafte Stadt. Einwohner gab es hier ungefähr 600.000. Und da im Augenblick Trommelfest war, waren noch mehr Menschen von den Festivitäten angezogen worden und hatten sich hier eingefunden. Najiko stieg auf ihr Pferd, und es schnaubte erfreut, seine Herrin wieder im Sattel zu tragen. Hinter ihr warteten ihre Soldaten auf Pferden, bereit zum Aufbruch, und auch ein paar zusätzliche Diener waren dabei. Die Prinzessin beugte sich lächelnd hinab. „Hab Dank, Kakashi Hatake-San, dass du mich wieder einmal nach Kinuzu begleitet hast. Von hier an werde ich mit meinen Soldaten den Rest des Weges schützen.“ Kakashi verbeugte sich. „Es war Konoha wie immer eine große Ehre eine so hohe Persönlichkeit nach Kinuzu zu geleiten. Mein Dank geht hiermit zurück.“ „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Pass gut auf dich auf, Naruto, und du auch, Griesgram.“ Koshirou nahm die Betitelung ohne Regung auf. Naruto winkte wild hinterher, während die Prinzessin mit ihren Soldaten abdrehte und die Straße hinab ritt. Kakashi drehte sich zu Koshirou um. „Du gehst mit Naruto zum Haus. Unternehmt nichts bevor ich nicht zurück bin.“ Innerhalb eines Wimpernschlages war Kakashi verschwunden, und Naruto hatte es nicht einmal bemerkt, da er immer noch der davon reitenden Prinzessin hinterher blickte. Koshirou schaute in die Richtung, in der Kakashi zwischen den Schatten der hohen, stillen Häuser anscheinend verschwunden war, und blickte dann mit einem schiefen Grinsen zu Naruto. „Du hast den Chef gehört, du machst alles was ich sage, und Punkt 1 ist schon mal „Klappe halten!““ „Hey!“ „Ich sagte Klappe halten! Kinuzu ist keine Stadt die besonders bekannt ist für ihre Gastfreundschaft gegenüber unserer Heimat. Halt dich an mich, und verhalte dich unauffällig. Wir sind hier in Feindesland, Naruto. Kinuzu ist eine unabhängige Stadt, die frei ist von der Obrigkeit der fünf großen Nationen oder anderer Oberherrschaften. Diese Stadt regiert sich selbst. Wenn du hier erwischt wirst, wird dir Konoha nicht mehr rechtzeitig helfen können, wenn du verstehst was ich meine.“ Naruto blinzelte plötzlich. „Wo ist Kakashi?“ „Aijaijai. Blitzmerker.“ ~ ~ ~ Kakashi eilte die leeren Straßen entlang. Lautlos bewegte er sich wie ein Schatten zwischen den Schatten. Lärm drang an seine Ohren, und die Straßen wurden heller und belebter. Er näherte sich dem Zentrum der Stadt. An einer Straßenecke wartete er, dann schloss er sich einer kleinen Menschengruppe an, folgte ihnen auf den Hauptplatz der Festivitäten, und war augenblicklich in der Menschenmenge nicht mehr auszumachen. Trotz seiner eigentlich auffälligen Haarfrisur hatte er die Kunst sich unauffällig fortzubewegen so perfektioniert, dass er eins mit der Menge zu werden schien, ein fester Bestandteil ohne Materie, ein Mann, der nur schwer zu visualisieren war, über den jeder Blick hinweg glitt, ohne ihn auszumachen. Ein kleiner Ninja-Trick. Kakashi ging her zwischen den hunderten von Menschen, die sich auf Kinuzus Marktplatz drängten. Alle möglichen Leute kamen hier zusammen, von reichen und ärmlichen Händlern und Kaufleuten über Trickbetrüger, Räuber, Banditen und Söldner. Da im Augenblick Trommelfest war, scharten sich die meisten um eine hohe, luftige Holzbaute, auf deren Spitze gerade ein Trommler vor einer Taiku-Trommel stand und komplizierte und begeisternde Rhythmen und Klänge in die Luft zauberte. Kakashi konnte sich dafür keine Zeit nehmen. Sein scharfer Blick glitt über die Gesichter der Menschen, und bald entdeckte er sein Ziel. Seine Schritte lenkten ihn wieder fort vom Marktplatz und den begeisterten und doppelgesichtigen Massen, und der Lärm des Festes verschwand bald hinter ihm wie eine Erinnerung. Er folgte jemanden, und schließlich lehnte er sich mit dem Rücken an eine im Schatten gelegene Hauswand. „Ihr seid spät.“, drang es leise von der anderen Seite der Hausecke. „Sind wir noch rechtzeitig?“, fragte Kakashi, ohne einen Scherz über seine übliche Unpünktlichkeit zu machen. „Ja.“, lautete die Antwort. „Heute um Mitternacht wird Shigeatsu Hyuga hier in Kinuzu erwartet. Er ist der einzige, der meine Deckung auffliegen lassen kann. Bis Mitternacht bleibt also Zeit, danach sollten wir von hier verschwunden sein. Ich… ich selbst kann es nicht mehr tun, ich wurde den ganzen Abend bei den Festivitäten eingespannt und mein Fehlen würde Schwierigkeiten machen.“ „Das ist in Ordnung, ich werde es stattdessen tun.“ Eine kurze Pause. „Danke, Kakashi-Sempai.“ Eine schlanke Hand reichte einen kleinen, zusammengefalteten Zettel um die Hausecke herum. Kakashi nahm ihn unauffällig entgegen und entfaltete ihn. Im schwachen Licht konnte er erkennen, dass es der handschriftliche Plan eines vierstöckigen Hauses war. „Ich habe den Standort und alle wichtigen baulichen Eigenschaften darauf geschrieben, und auch die besten Wege zum Ziel. Dank des Byakugans weiß ich, dass er die Information in seinem Safe aufbewahrt. Ich…konnte sie aber nicht lesen, es tut mir Leid. Der Safe ist für mein Auge nicht durchdringbar. Ich…“ Sie zögerte wieder. „Brauchst du weitere Hilfe?“, fragte Kakashi leise, da er ihre Nervosität und Unsicherheit spüren konnte. „Ich habe alles herausgefunden was ich sollte, ich habe viele Tage dafür gebraucht… Aber die letzte Sache… schaffe ich nicht allein. Ja. Ich… ich fürchte, ich brauche Hilfe. Hilfe bei der… der Sache mit Shigeatsu. Ich… ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass ihr in der Nähe seid.“ „Wann?“ „Nach Mitternacht hinter dem Haupttor. Ich werde ihn aus der Stadt in den Wald locken, zu einer kleinen Lichtung in der Nähe, auf der ein Schrein steht. Dort. Ich… ich muss mich jetzt sputen.“ „Gute Arbeit, Hinata. Du machst das sehr gut.“ Kakashi wusste, dass sie bei seinen wahrheitsgemäßen Worten rot anlief, aber sie sollte sich beruhigen und ihre Angst unter Kontrolle bekommen. Sie hatte eine schwierige Aufgabe als Spionin hier in Kinuzu, und ihr Auftrag war erfüllt, sobald Kakashi das gesuchte Dokument aus dem Safe in Händen hielt. Hinata hatte in Kinuzu bei General Tsunetomo als dessen Dienstmädchen für Konoha spioniert. Tsunetomo war ein Söldnerführer, und ein guter Freund Orochimarus. Hinata räusperte sich verlegen, dann verschwand die junge Frau ohne dass Kakashi sie überhaupt richtig gesehen hatte. Gut gemacht, Hinata. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach zweiundzwanzig Uhr war. Er hatte knappe zwei Stunden Zeit, das Dokument zu finden und zu entziffern, und dann Koshirou und Naruto zur Unterstützung der Gefangennahme des Hyugas hinzuzuziehen. Der Hyuga-Klan handelte hier eigenmächtig. Eigentlich gehörte es nicht zu Hinatas Aufgaben, den abtrünnigen Hyuga, der sich als Söldner und Befehlshaber gegen das Feuerland verdiente, zu stellen. Aber als der Klan von Hinata über die baldige Ankunft des abtrünnigen Chuunins erfuhr, beschlossen sie zu handeln und Hinata diese schwierige Aufgabe anzuvertrauen. Und auch wenn es nicht zu ihrer Mission gehörte, sie würden Hinata helfen – schon allein wegen Naruto. Und sie würden nicht mehr als zwei Stunden verlieren, es war kein Problem diese Zeit bei ihrer Weiterreise wieder aufzuholen. ~ ~ ~ Koshirou führte Naruto zu einem kleinen, unauffälligen Haus in einem der südlichen Randbezirke der Stadt. Er klopfte einen knappen Rhythmus an die Tür, und ein paar Augenblicke öffnete sich ein kleiner Sehschlitz. Strahlend blaue Augen blickten auf die Neuankömmlinge, dann wurde die Tür entriegelt und Ino öffnete den beiden Männern. Überrascht zog Naruto die Luft ein, doch bevor er laut lospoltern konnte, zog Ino ihn hinein, und Koshirou folgte und schloss die Tür hinter ihnen. „Ino? Was machst du hier?“, fragte Naruto atemlos. Ino schaute eingeschüchtert auf den hochgewachsenen, finster drein blickenden Koshirou, dann strich sie sich nervös eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hallo Naruto. Schön, dich mal wieder zu sehen.“ ~ ~ ~ Kakashi hatte sich den Lageplan genauestens eingeprägt. Alle Wege und Abstände, alle möglichen Ausgänge und Routen. Sein photographisches Gedächtnis und das entsprechende Training machten dies zu keiner all zu großen Herausforderung. Jetzt schlenderte er mit in den Hosentaschen tief vergrabenen Händen an einer hohen Mauer entlang, hinter der der Wohnsitz General Tsunetomos lag. Ein kurzer Blick in alle Richtungen sagte ihm, dass gerade niemand in der Nähe war. Und schon schwang er sich auf die hohe Mauer und ließ sich dahinter in das Gebüsch fallen. Keine Menschenseele patrouillierte hier. Ganz wie Hinata gesagt hatte. Ein Rascheln in den Büschen und ein lautes Knurren ertönten, und als Kakashi zur Seite schaute, starrte er genau auf das geifernde Gebiss eines erbosten Wachhundes. ~ ~ ~ „Möchtest du einen Tee, Naruto? Und… Sie vielleicht auch?“ Ino hatte sie in einen kleinen Aufenthaltsraum im Erdgeschoss geführt, und Naruto war immer noch ganz aus dem Häuschen. Koshirou lehnte sich mit verschränkten Armen neben der Tür an die Wand und beobachtete aus seinen dunklen Augen alles. „Koshirou trinkt keinen Tee, der trinkt nur Blut.“, flüsterte Naruto Ino auffällig zu. Ino setzte Teewasser auf und bedeutete Naruto, am Tisch platz zu nehmen. „Was machst du denn hier, Ino? Jetzt komm schon und sag es endlich.“ Ino seufzte, und Koshirou ebenfalls. „Also wir sind seit knapp zwei Wochen hier. Im Grunde sind wir nur hier stationiert, um…. Wie erklär ich das jetzt am besten?“ „Du könntest es buchstabieren.“, schlug Koshirou vor. „Ähm, ja, also, wie du vielleicht weißt, Naruto, gibt es seit dem Tod des alten Feudalherren des Feuerlandes vor einem Monat ziemliche Unruhen. Sein Sohn und Nachfolger ist dagegen, dass Konoha unter Tsunades Obhut steht, und dies hat sich Orochimaru zu nutzen gemacht, um in Kontakt mit ihm zu treten.“ „Orochimaru?“ „Unterbrich mich nicht! Die Zeiten stehen ganz günstig für Orochimaru. Die ANBU und ein paar Konoha-Einheiten haben gemeinsam mit Ninjas aus Suna herausgefunden, dass Orochimaru sich mit einigen Feudalherren gut hält. Er scheint im Stillen bereits seit längerem daran geschmiedet zu haben, Konoha von der Gunst der Feudalherren und von Handels- und Kaufrouten abzutrennen. Er geht subtil vor, und es fällt verdammt schwer, Orochimarus Spuren zu verfolgen und herauszufinden, was er wirklich vorhat. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Es ist eine große Konferenz geplant, denn, wie immer wenn man es mit Feudalherren und… Kages anderer Länder zu tun hat, läuft alles über politische und diplomatische Wege. In den nächsten Tagen wird das große Treffen bereits stattfinden. Und ihr, also du, Kakashi-San und …Koshirou-San werdet ebenfalls dort sein.“ Naruto staunte nicht schlecht. Er hätte nie im Leben gedacht, dass ihre geplante Mission SO groß war… „Das Problem war und ist, den Standort der Konferenz herauszufinden, denn anscheinend gibt es sogar zwei Konferenzen, die relativ zur gleichen Zeit stattfinden. An unterschiedlichen Orten, denn nicht jeder ist gewillt, lange Strecken für ein geheimes Treffen zurückzulegen, und es soll wohl auch irgendwo unauffällig sein, wenn nicht gleich viele, wichtige Leute gleichzeitig zu einem Ziel reisen.“ Jetzt dämmerte es Naruto, warum es bei ihrer Mission zwei Teams gab, Team Kakashi und Team Genma. Beide waren mit dem Ziel aufgebrochen, die Konferenzen auszuspionieren. Da die Konferenzen so kurz nacheinander an unterschiedlichen Orten stattfanden, wurden auch zwei Teams gebraucht. „Um den Standort eurer Konferenz herauszufinden, wurden Hinata und ich hier eingeschleust“- „Hinata ist hier!?“ „Ich sagte, unterbrich mich nicht! Du kannst deine Fragen gleich stellen, aber zuerst rede ich, damit dir anscheinend wenigstens EINER mal erklärt, worum es hier überhaupt geht!“ Ino erlaubte sich einen erbosten Blick auf den schwarzhaarigen ANBU. Er hielt ihrem Blick ohne die Miene zu verzeihen stand, und erneut eingeschüchtert von der dunklen Ausstrahlung des Jonin flatterten ihre Augen schnell wieder zu Naruto. „Hinata und ich sind also hier, damit wir den Söldnerführer Tsunetomo aushorchen können. Er ist einer der wenigen mit Einladung zur Konferenz, der weder Feudalherr noch Kage ist, und somit am leichtesten für uns zu erreichen ist. Hinata ist bei ihm als Dienstmädchen eingeschleust, ihm hat ihre unschuldige Art sofort zugesagt. Er glaubt auch wohl irgendwo, sie könne nicht so gut sehen wegen ihrer milchigen Augen.“ Naruto schweißtröpfelte. „Und warum bist du nicht bei ihm eingestellt?“ Zur Antwort begann eine Ader auf Inos Stirn zu pochen, und Koshirou schmunzelte in die vorgehaltene Hand. „Wohl nicht unschuldig genug.“, murmelte er zu sich, und Naruto drehte sich auf seinem Stuhl zu ihm um. „Was soll dass heißen, Inos Art sei nicht…“ „Es reicht, Naruto!“, fuhr Ino ihn an. „Du musst nicht noch darauf rumhacken! Ja, es ist wahr! Hinata wollte er haben, mich nicht! Zufrieden?! Deswegen arbeiten wir nicht BEIDE dort! Es kann eben nicht jeder ein schönes und intelligentes Wesen wie mich schätzen.“ Ino beruhigte sich wieder, als der Teekessel dampfte und pfiff, und schnell stand sie auf und ging zu der kleinen Kochnische. „Ich halte hier die Stellung und unterstütze Hinata bei allen Möglichkeiten.“ Sie goss den Tee in drei Tassen und wandte sich dann an Koshirou. „Ist Kakashi-San bereits die Einladung Tsunetomos überprüfen gegangen?“ Koshirou nickte. „Er sollte auf dem Weg sein… wenn er sich nicht dazu hinreißen ließ, einer alten Oma die Einkaufstaschen nach Hause zu tragen.“ ~ ~ ~ Bevor der Wachhund anschlagen konnte, hatte Kakashi blitzschnell reagiert und mit der einen Hand die Schnauze zugehalten, während er die andere mit der Handkante auf den Nacken des Wachtieres schlug. Mit einem kurzen Winseln sackte der Hund zusammen und schlummerte. Gebückt lief Kakashi über die Wiese zum Gebäude herüber. Er war an der Ostseite des Gebäudes, auf der gegenüberliegenden Seite fand gerade ein großes, rauschendes Fest unter den herüberschallenden Trommelklängen des Marktplatzes statt, wo sich General Tsunetomo mit Freunden und jede Menge Frauen aufhielt. Hinata musste sich dort auch im Augenblick aufhalten und die lärmenden Gäste bedienen. Nach Hinatas Anweisungen war es beinahe ein Kinderspiel, ungesehen von außen in den dritten Stock des Anwesens zu gelangen. Mit Chakra in Händen und Füßen konzentriert kletterte er die Gebäudewand hinauf bis zu einem bestimmten, von Hinata zuvor nur angelehnten Fenster. Drinnen nahm er die nächste Gelegenheit, hob eine der Deckenplatten hoch und begab sich auf den Zwischenboden. Dort war es so niedrig, dass er sich auf den Ellebogen vorwärts ziehen musste, aber hier konnte ihn niemand sehen, bis er das Arbeits- und Empfangszimmer des Generals erreichte. Hinata hatte ihm alle Informationen gegeben. Sie hatte detailliert alle Gegebenheiten des Gebäudes aufgezeichnet, und sogar die genaue Lage und die Kombination des Safes beobachtet und notiert. Kakashi schob eine der Deckenplatten zur Seite und ließ sich lautlos in den dunklen Raum hinab. Es war das Arbeitszimmer Tsunetomos. Er lauschte mit allen Sinnen, aber er schien nach wie vor allein zu sein. Vorsichtig, damit die Holzdielen nicht unter seinen Füßen quietschten, näherte er sich dem Safe, der klassischerweise hinter einem Bilderrahmen an der Wand verborgen lag. Er schob ihn zur Seite, drehte vorsichtig die Zahlen des Schlosses ein, und schließlich sprang die Tür auf. Jede Menge Dokumente, Wertpapiere und Geld lagen darin, und nach kurzem Suchen fand Kakashi schließlich das Dokument. Beinahe ergriff ihn so etwas wie Nervosität, als er das Dokument mit dem Siegel eines Schlangenkopfes darauf auseinanderfaltete. Die Botschaft darauf war nicht einmal verschlüsselt. Kakashi runzelte irritiert die Stirn. Er überfolg den Inhalt. In drei Tagen. Ort und Zeit waren ebenfalls vermerkt. Sein Auge verengte sich. Die Sache schmeckte ihm nicht. Er war nicht so alt geworden, ohne einen siebten Sinn für Dinge an denen etwas faul war zu entwickeln. Warum machte sich Orochimaru in dieser Angelegenheit nicht die Mühe, seine Spuren vor Konoha zu verstecken? Warum gab es dieses Dokument mit Zeit und Ortsangaben für eine Konferenz, und warum war sie nicht einmal mehr verschlüsselt, wie es sonst Orochimarus Botschaften waren? Sogar ein Schlangen-Siegel verschloss das Dokument und machte es somit unmissverständlich, von wem die Information stammte. Ein ungutes Gefühl stieg in Kakashis Brust auf. War der Brief überhaupt echt? Waren diese Angaben vielleicht falsche Hinweise und somit eine Falle? Ließ Orochimaru Konoha absichtlich wissen was er vorhatte? Im Augenblick kam Kakashi nur auf einen Schluss: Selbst wenn die Konferenz wie auf diesem Dokument verzeichnet stattfand und die Informationen wahr waren, sollten sie auf der Hut sein. Denn wenn Orochimaru es nicht einmal mehr für nötig sah, all seine Schritte vor Konoha zu verbergen, dann mit Sicherheit, weil er etwas in der Hinterhand hatte. Kakashi begannen plötzlich die Hände zu schwitzen. Ihm kam eine Idee. Und diese gefiel ihm ganz und gar nicht. Was wäre, wenn Orochimaru es gar nicht nötig hatte, seine Schritte zu verbergen? Was wäre, wenn er Konoha absichtlich unter Druck setzte? Und zwar unter einen so starken Druck, dass die Entscheidungshaber in Konoha nervös wurden sich nicht einigen würden können, wie mit der großen Bedrohung gegen Konoha am besten umgegangen werden sollte? Was wäre, wenn Orochimaru den Umstand ausnutzen wollte, dass Danzou nicht hinter Tsunade stand, und einen ganz eigenen, härteren Weg stets bevorzugte? Was also, wenn Orochimaru in seinem groß angelegten Ränkespiel auch mit einberechnete, dass sich Danzou JETZT gezwungen sehen würde, zu handeln. Gegen Tsunade zu handeln. Dann wäre Konoha von inneren Unruhen vollkommen zerrissen und in der Tat ein leichtes Ziel für Orochimaru. ~ ~ ~ * * * ~ ~ ~ Hinatas blasse Augen leuchteten erstaunt und begeistert. Faszinierend und wunderschön sah es aus, wie ein Glasbläser auf dem Markplatz das durchsichtige, flüssige Glas drehte und formte, und schließlich vor den Augen der begeisterten Zuschauer zu einer großen, zarten Kugel blies. Und plötzlich sah sie ihn. Am anderen Ende des Markttisches. Ebenfalls wie sie ganz in das bezaubernde Schauspiel des fließenden, glühenden Glases versunken. Doch dann schaute er auf, und ihre Blicke trafen sich. Seine kräftigen, blauen Augen legten sich auf ihre blasseren, und ihren plötzlich kraftlosen Händen wäre beinahe ihre Tasche entglitten, die mit besonderen Weinflaschen für General Tsunetomo und seine speziellen Gäste gefüllt war. Naruto. Sie sah das Erkennen und die Freude in seinen Augen, und sie wusste, dass er es ebenfalls sehen würde können. Wie gerne wäre sie jetzt zu ihm gelaufen, hätte gerne mit ihm geredet, ihm gesagt, was sie bisher hier in Kinuzu erlebt hatte, und dass sogar Kakashi sie für ihre Arbeit gelobt hatte. Sie hatte Grund, stolz auf sich zu sein. Und von allen Menschen die sie kannte, bedeutete es ihr am meisten, dass er es wusste. Dass Naruto es wusste. Ihr Herz stockte, als er sich plötzlich von seinem Standort löste, und zwischen den Menschen verschwand. Wo war er hin? War er wieder zurück zu seinen Leuten? Sicher konnte er sich nicht mit ihr sehen lassen, sicher war Kakashi schon zurück und wartete jetzt irgendwo auf Naruto- Jemand streifte ihre Hand. Vor Schreck stand sie ganz steif und stramm. Und noch während sie sich wieder beruhigte und aus den Augenwinkeln nach rechts schielte, konnte sie eine leise Stimme an ihrem Ohr hören. „Hinata-chan…“ Hinatas Herz begann wie wild zu schlagen. Sie waren auf feindlichem Gebiet, um sie herum waren hunderte von Menschen… Aber niemand schaute auf sie. Alle Augenpaare der Umstehenden waren auf das faszinierende Spiel des Glasbläsers gerichtet. Kurz streifte ihr Finger seinen Handrücken. „Naruto-kun…“ Naruto stand schräg hinter ihr, nicht weit entfernt, und sie waren beide in dieser riesigen, fremden Stadt weit, weit von Konoha entfernt, und es fühlte sich doch so anders an, als all ihre Treffen zuvor. Während ihre Augen wie die der anderen Menschen hier dem Glaskünstler folgten, sprachen ihre Stimmen zueinander, leise, und ihre Ohren nahmen jedes einzelne Wort auf wie einen kostbaren Zauber. Nach dem Gespräch mit Ino war Naruto erst klar geworden, dass die Zeiten wirklich dunkel aussahen für Konoha und seine Shinobis. Und als er erfahren hatte, dass Hinata mit Ino allein in dieser gefährlichen Stadt arbeiteten, war er zuerst von Furcht beseelt, doch dann mit einem gewissen Stolz. Trotzdem war Hinata ein Mensch, um den sich Naruto immer ein paar Sorgen machen würde. Er sah sie nur von der Seite, aber so genau wie in diesem Augenblick hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen. Hinata erzählte ihm von dem, was sie bisher erlebt hatte, sie erzählte, dass sie sich mit Kakashi getroffen hatte, und dass das Team ihr helfen würde, sollte sie mit Hyuga Shigeatsu nicht alleine zurecht kommen. Die ganze Zeit über lauschte er ihrer glockenhellen, zarten Stimme. „Ich verspreche dir, Naruto-kun, dass ich meinen Auftrag erfüllen werde. Und dann… und dann kannst auch du stolz auf mich sein.“ Naruto lächelte. Er hätte jetzt sagen können, dass er bereits stolz auf sie war, aber er schwieg, damit sie ihren Weg mit gleicher Entschlossenheit, mit gleicher Selbstsicherheit weiter gehen konnte. „Ich werde da sein.“ Hinata lächelte bei seinen Worten. Jetzt würde er gehen. Er würde gehen und sie hier stehen lassen, und sie wäre wieder allein und versuchte ihren Weg zu gehen, um am Ende das Ergebnis zu… „Ich glaube, Sie haben dass hier verloren.“, sprach er plötzlich laut, und seine Hand hatte sich auf ihre Schulter gelegt. Überrascht wandte sie sich zu ihm um, und Naruto hielt ihr auf der flachen Hand etwas entgegen. Nun blickte sie zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder direkt in sein Gesicht, und so nahe wie jetzt hatte er ihr schon lange nicht mehr gegenüber gestanden. Ihr Blick fiel auf seine Hand, und sie erkannte den kleinen Zierde-Garnknoten, der an ihrer Tragetasche abgefallen… abgetrennt worden war. „D-danke.“ Ihre Finger zitterten mehr als sie zulassen wollte, als sie danach griff. Sein zuversichtliches Lächeln schaffte es schließlich, sie anzustecken. Er legte ihr den Knoten in die Hand, und erstaunt bemerkte sie, dass sogar ein kleines Bonbon dabei lag. Sie musste lächeln. Als sie aufschaute, war Naruto verschwunden. Aber Hinata fühlte sich jetzt nicht mehr so allein, und sie wusste, dass sie es schaffen würde, ihren wichtigen Auftrag für Konoha erfolgreich zu beenden. Ganz bestimmt. „Versprochen.“ ~~~Ende Kapitel 13~~~ Für konstruktive Kritik bin ich immer zu haben. Schreibt doch bitte, ob euch das Kapitel zugesagt hat oder nicht (konstruktiv kritisch;)). Yeah, ein bisschen Hinata/Naruto wollte ich noch einbauen.^^ Mhuhaha, und ich freu mich schon auf die Geschehnisse des nächsten Kapitels.^^ Es wird heißen: "Spuren..." Mhuhahaha. Selten hatte ich so viele miese Einfälle für Kapitel-Titel. Ts. Ciao, Beluga Kapitel 15: Spuren ------------------ Moinsen! Wie versprochen hier ein superschnelles Super-Shinobi-Schnellzug-Update! Wegen der langen Wartezeit fürs letzte Kapitel. ;) Wann das nächste Update kommt kann ich noch nicht sagen, aber ich lasse mich gerne durch Reviews motivieren und bestechen. *ggg* ;) @hide_85 & LilLu: Habe für euch extra eine Art Kakashi-Klimmzug eingebaut. Hoffe, diese Form von "sexy Kakashi" ist auch was für euch. ;) ~Kapitel 14~ Spuren… Kakashi speicherte die Informationen des Briefes in seinem Gedächtnis und legte anschließend alles wieder wie zuvor an seinen Platz. Nichts sollte darauf hindeuten, dass jemand an den Unterlagen des Safes gewesen war. In der Dunkelheit bewegte er sich lautlos zu der Öffnung in der Decke, sprang mühelos hoch um mit den Händen Halt zu finden, und schwang den restlichen Körper mit den Füßen voran hinauf zur Decke und in den schmalen Zwischenraum. Kaum hatte er die Deckenplatte wieder behutsam an ihren Platz geschoben, sodass nichts mehr auf seine Anwesenheit hindeuten konnte, wurden Schritte auf den Gang vor der Zimmertür laut, und mehrere Männer traten Augenblicke später ein. Es waren drei, Kakashi hatte sie aus Gewohnheit sofort gezählt. Mucksmäuschenstill und bewegungslos verharrte er in seiner Position. Er konnte ihre Stimmen hören, die Männer waren noch inmitten eines Gespräches. „Und ich sage dir, Tsunetomo, es ist so viel leichter als du denkst.“ Der Sprecher verstummte, und Kakashi konnte am Rascheln der Kleidung hören, wie er sich bückte und anscheinend mit dem Finger über den Boden wischte. „Einen staubigen Boden hast du, du solltest deine Dienstmädchen härter ran nehmen.“ Kakashi spannte sich. Er sah vor sich den staubigen Boden der Zwischendecke auf der er lag. Er hätte daran denken müssen. Beim Hinabsteigen hatte er ein wenig Staub mit hinunter genommen. Sein Herzschlag beschleunigte sich ein wenig. „Bin ich ein Waschweib, dass mich ein wenig Staub auf dem Boden kümmert?“, fragte der Hausherr General Tsunetomo gerade heraus. „Und komm endlich zum Punkt, ich mag es nicht, wenn du so lange drum herum redest über das, was du sagen möchtest!“ Kakashi hörte den anderen Mann belustigt schnauben. „Was ich sagen wollte, mein hochgeschätzter, ungeduldiger General, ist, dass man jeden Menschen dazu bringen kann, alles zu tun. Selbst, einen anderen zu töten. Schaffe nur die richtige Situation, und jeder Mensch wird zum Mörder.“ „Ach ja? Und was ist mit den Weichherzigen?“ „Du meinst die mutigen Weltverbesserer, Optimisten, und Mütter, die ihre Brut beschützen wollen?“, fragte der andere schmierig. „Überlass sie mir, ich bringe jeden dazu, dass zu tun was ich möchte. Ich bringe selbst Liebende dazu, einander zu verraten. Lass uns eine Wette darüber machen.“ „Das ist ekelhaft. Ich mag deine Psychospielchen nicht. Ich bevorzuge direktere Wege als mit dem Kopf einzelner Menschen zu spielen. Ich hab dich nicht zu mir zum Trommelfest eingeladen, damit du mir von deinen ekelerregenden Theorien erzählst. Also Schluss damit!“ „Du glaubst mir nicht. Mit den Köpfen der Menschen zu spielen, wie du es sagst, ist letztendlich die effektivste Methode, jemanden zu manipulieren - sich strategische Vorteile zu schaffen sollte dich als Befehlshaber einer großen Armee doch sehr interessieren.“, kam es spöttisch. „Geschickt angefasst, könnte man theoretisch sogar einer Vogelscheuche das Vögel verscheuchen abgewöhnen.“ Während der Mann noch laut lachte, setzte Kakashis Herz einen Schlag aus. Bei diesen Worten wurde ihm plötzlich sehr heiß. War er entdeckt worden? Und was hatte dieses merkwürdige Gespräch auf sich? War der ungewöhnliche und dem Thema eigentlich unpassende Verweis auf die Vogelscheuche eine Anspielung auf ihn? Aber das wäre eigentlich nicht möglich… Die Stimmen waren nicht nach oben an die Decke gerichtet, niemand sah zu ihm hinauf während des Gesprächs. Hieß das, er war sicher? Kakashis Gedanken rasten. Er wüsste zu gern, wer da gerade mit Tsunetomo sprach. Der dritte Mann, der bis jetzt geschwiegen hatte, könnte ein Leibwächter sein. Wer auch immer Tsunetomos Gesprächspartner war, seine Worte weckten in Kakashis Inneren ein paar böse Zweifel. Erinnerungen drangen in sein Bewusstsein vor, von den Fragen, die Ibiki und Shizune ihm über eine bestimmte Nacht in Ji-Kon gestellt hatten. Von Zweifeln und Ungewissheiten und dem Spion in Konoha… Wenn Ji-Kon auch nur irgendetwas mit ihrer jetzigen Mission zu tun hatte, dann war ihr Auftrag weitaus gefährlicher als alle bisher angenommen hatten. Sehr viel gefährlicher. „Von mir aus bring auch einem Schwein das Braten bei, das wäre dann deine nächste berühmte Tat. Man, mir wäre lieber, es gäbe überhaupt keine Ninjas, eure Methoden sind wider der Natur! Und unehrlich! Aber sag mir lieber, auf wessen Seite du eigentlich stehst. Ich hätte nicht wirklich Lust, am Ende ausgerechnet dich als Gegner zu haben.“ Ein feines Schmunzeln war zu vernehmen. „Ich bin weder Freund noch Feind, ich bin eher Beobachter. Aber wenn die Zeit gekommen ist, werde ich mich auf die Seite schlagen, die mir am ehesten zusagt.“ Da lachte Tsunetomo dröhnend, und Kakashi konnte hören, wie er dem anderen Mann auf die Schulter schlug. „So kenne ich dich, du gewiefter, alter Fuchs. Und jetzt sieh dir meine Weinsammlung an, und du auch Ryu, das wird euch gefallen.“ „Ryu trinkt keinen Wein, aber ich bin einem guten Tröpfchen niemals abgeneigt.“ „Wunderbar.“ Wunderbar, dachte sich auch Kakashi. Denn während die drei Herren sich mit der Flasche Wein vergnügten, konnte er sich endlich aus dem Staub machen. Er musste nur so leise wie irgend möglich sein, aber das war schließlich eines seiner Spezialgebiete. ~ ~ ~ Naruto kehrte von seinem Treffen mit Hinata zu Koshirou zurück, der in offensichtlich ziemlich mieser Laune auf dem Marktplatz an einer Hauswand wartete. „Sag, bei deinem Schlenderspaziergang über den Markt hast du nicht zufällig Hinata gesehen, oder?“, fragte er gepresst geradeheraus. Hier am Rand des ganzen Betriebes auf dem Platz wurden seine Worte sofort verschluckt, nur Naruto nahm sie war. „Und wenn es so wäre?“ Koshirous Augen blitzten gefährlich. „Du sollst dich von ihr fern halten, oder du verrätst sie noch! Wieso muss man dir eigentlich alles aufmalen, damit du es verstehst!“ Naruto merkte, wie unglaublich wütend der ANBU war, aber trotzig stemmte er sich der Anschuldigung entgegen. „Ich war vorsichtig genug, sodass es niemandem aufgefallen ist, dass wir uns kennen!“, flüsterte Naruto aufgebracht. „Ich bin schließlich ein Ninja!“ „Jetzt sag nur noch, ihr habt sogar miteinander geredet.“ Koshirou deutete Narutos schuldbewussten Block sofort richtig. Wütend packte er Naruto am Kragen und zog ihn an sein Gesicht. „Ist dir eigentlich klar, dass du damit leichtfertig ihr Leben aufs Spiel gesetzt hast? Die Kleine ist undercover unterwegs, und wenn du auch nur den Funken eines Verdachtes auf sie gelenkt hast, ist nicht nur ihr Leben in Gefahr, sondern unsere ganze Mission könnte daran scheitern. Ist grade ohnehin alles sehr unsicher, und dann erlaubst du dir noch SO ETWAS! Denkst du eigentlich einmal mit deinem Gehirn, oder immer nur mit deinem Schwanz?“ „Ich sagte doch, ich war vorsichtig! Und ich denke nicht, dass es ein Fehler war ihr ein bisschen Mut zu machen! Ganz im Gegenteil! Ich würde es jederzeit wieder tun, denn im Gegensatz zu dir habe ich noch ein paar Funken menschlichen Anstands!“ Mit einem Schnauben ließ Koshirou von ihm ab. „Pah. Wer ist hier wirklich das Monster von uns beiden?“ Was für ein Ekel!, dachte Naruto. Er wandte sich wütend ab. Mit diesem ANBU würde er wohl niemals klar kommen. Wütend stieß er die Luft aus um sprichwörtlich etwas Dampf abzulassen. „Ich geh zu Ino zurück, ich hab genug von dem Trommelfest gesehen!“ Koshirou sah dem blonden Jungen belustigt nach, dann trat Kakashi urplötzlich neben ihn, sodass Koshirou beinahe zusammengeschrocken wäre. „Wo geht Naruto hin? Wir haben noch etwas zu erledigen.“ „Geht zu dem Yamanaka-Mädchen und heult sich aus.“ Kakashi warf ihm einen undeutbaren Blick zu. „Er sollte nicht alleine hier herumlaufen.“ Koshirou hob abwehrend die Hände, als habe er mit der Sache nichts zu tun. „Ich hab ihn nur dafür zurecht gewiesen, dass er sich mit dem dem Hyuga-Mädchen unterhalten hat-„ „Das war nicht nötig, ihr Auftrag ist inzwischen vorbei.“ Koshirou grinste breit, und sein weißes Gebiss blitzte. „Das dachte ich mir. Aber es hat Spaß gemacht.“ Kakashi stöhnte innerlich über diesen Kerl neben ihm. Konnte er denn nicht einmal von einem ANBU ein Verhalten erwarten, das dem Ernst der Lage angepasst war? Aber mit seinen Sorgen, die er seit seinen Entdeckungen und dem äußerst beunruhigenden, von ihm belauschten Gespräch im Anwesen des Generals Tsunetomo hatte, konnte er ausgerechnet Koshirou am wenigsten erzählen. Dann drehte er sich um, und ihm entglitten beinahe die Gesichtszüge. Dort, inmitten der Menschenmassen, jedoch unübersehbar, glitt eine junge Frau durch die dichten, bunten und lauten Menschenmassen. Die Farbe ihrer Haare machte sie zum Blickfang, und ihre stilvolle Yukata schmückte sie sehr. Suchend blickte sie sich um, bis ihre Augen sich zu Kakashis Unbehangen auf ihn legten bevor er sich abwenden konnte. Sie winkte kurz. Dann bahnte sie sich den Weg zu ihm und Koshirou, und Kakashis Hand ballte sich zur Faust, was Koshirou mit einem belustigten Grinsen bemerkte. „Dieser Abend gestaltet sich ganz wundervoll.“ Mit verschränkten Armen lehnte Koshirou sich gegen die Wand und genoss die Szene, die sich nun vor seinen Augen abspielen würde sichtlich. Die junge Frau erreichte die beiden Shinobis und umarmte den Kopierninja. Zögernd legte er ebenfalls seine Arme um sie, und zischte ihr ins Ohr: „Was machst du hier?“ „Ich weiß was ihr vorhabt, und deswegen bin ich so schnell wie möglich nachgekommen. Ihr ward nicht besonders schnell unterwegs, das war also kein Problem.“ „Nein. Ich meine, was machst du hier!“ Ein wenig verunsichert lehnte sich Sakura so in seinen Armen zurück, sodass sie direkt in sein dunkles Auge sehen konnte. Anstatt der von ihr erwarteten Freude, sah sie in dem wenige Zentimeter entfernten Gesicht nur kontrollierte Wut und… Sorge? „Du bist böse auf mich? Ich dachte, du würdest dich vielleicht wenigstens ein bisschen freuen, mich zu sehen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ „Das war unnötig. Ja, ich freue mich dich zu sehen, aber einfach so alleine nach Kinuzu zu kommen war sehr dumm von dir. Hier ist es zu gefährlich.“ „Du weißt, dass ich sehr gut auf mich aufpassen kann! Besser als einige Spezial-Jonins sogar! Und jetzt wo ich nun einmal hier bin, kann ich mich ebenso gut eurer Mission anschließen“- Kakashi packte schmerzhaft ihre Hand, und protestierend wollte sie sie ihm entreißen, doch er ließ es nicht zu und drückte sie noch enger an sich. Leise und gefährlich drang seine Stimme an ihr linkes Ohr. „Das ist keine von den Aufträgen die du bisher bekommen hast! Ich habe dich für sehr erwachsen gehalten, aber dich einfach über die Entscheidung der Hokage hinweg zu setzen und ohne die richtige Vorbereitung hier her zu reisen war die größte Dummheit, die ich seit langem von dir gesehen habe. Kehr um. Geh nach Konoha zurück. Du wirst hier nicht gebraucht.“ Sakuras Augen weiteten sich überrascht und verunsichert. Seine eindringlichen Worte jagten ihr eine Gänsehaut ein. Seinen düsteren Zorn über ihr Erscheinen konnte sie deutlich spüren. Was… ging hier nur vor? Was war los? Warum wollte Kakashi sie hier nicht sehen? Sie entwand ihre Hand seinem Griff. „Ich bin sehr wohl vorbereitet! Ich habe sogar die passende Kleidung, um heute hier an diesem Trommelfest da zu sein“- „Durch deine Schönheit fällst du auf wie ein bunter Hund!“, sagte Kakashi scharf. Eine solche Aussage mal als Vorwurf zu hören, dass hätte Sakura nicht gedacht. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus. „Ich bringe schon niemanden auf die Idee, wer wir wirklich sind.“ Sie warf einen schnellen Blick um sich, aber die vielen Leute die sich hier in ständiger Bewegung auf dem Marktplatz drängten beachteten sie kaum. „Ich glaube sogar, dass eure Tarnung erst durch mich so richtig gut wird, schließlich achten die Leute weniger auf ein Pärchen als auf zwei lungernde Männer mit finsteren Gesichtern.“ „Du bist für diese Mission nun mal nicht vorgesehen.“, sagte Kakashi ruhig aber bestimmt. „Du wirst in Konoha gebraucht, nicht hier! Kehr um!“ Sakura schüttelte vehement den Kopf. Der Lärm um sie herum, die vielen Lichter und Menschenstimmen schienen immer lauter und verschwommener zu werden, und sie tat einen Schritt auf Kakashi zu. „Tsunade kann gut auf mich verzichten, sie hatte die letzte Zeit ohnehin mehr als genug Unterstützung von mir.“ „Sie hatte ihre Gründe dich nicht mit uns zu schicken.“ „Ach ja? Und welche sollen das sein?“, kam die spöttische Frage. „Es steht mir nicht zu die Entscheidungen der Hokage zu hinterfragen! Du wirst hier nicht gebraucht, Sakura. Kehr zurück nach Konoha. Wir werden dich nicht mitnehmen!“ Sakura biss wütend die Zähne zusammen. „Ich verstehe dich, Sakura, aber es ist nicht meine Entscheidung, und ich werde dich darin nicht unterstützen. Außerdem geht es in dieser Mission um mehr als nur um Sasuke. Um weit mehr.“ „Ich kann sehr gut auf mich aufpassen, die Mission ist nicht zu schwer für mich.“, verwarf sie Kakashis Einwand hitzig. „Verstehst du es denn nicht? Sasuke geht mich etwas an. Genau so wie es Naruto etwas angeht. Es geht uns BEIDE etwas an. Alles hier geht mich etwas an worin du verwickelt bist!“ Mit wütenden Augen stand sie direkt vor Kakashi und blickte zu ihm auf. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Kein weiteres Wort mehr, Sakura, man braucht dich in Konoha. Also kehre auf der Stelle dorthin zurück, bevor du noch mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehst. Ich werde dir nicht sagen wo Sasuke ist.“ Sakura schnaufte wütend und funkelte ihn an. Die Härte und die Unnachgiebigkeit in seinem Auge zeigten ihr deutlich, dass Kakashi sie tatsächlich nicht hier haben wollte. Fassungslose Enttäuschung breiteten sich in ihr aus, und mit einem frustrierten Keuchen machte sie auf dem Absatz kehrt und drängte sich wütend und hitzig zwischen den Menschen davon. Koshirou hatte die Szene betrachtet und blies herablassend durch die Zähne. „Weiber… Und Frauen-Versteher Nummer 1 Kakashi mittendrin...“ Sakura stapfte wütend zwischen den Menschen umher. Verstand er denn nicht was in ihr vorging? Wollte er sie vielleicht nicht verstehen? Sie hatte genau dasselbe Recht wie Kakashi und Naruto, ja sie musste sogar an dieser Mission teilnehmen. Warum hatte man ihr nicht gleich von vornherein bescheid gesagt? Warum hatte man sie übergangen? Befand man sie als nicht stark genug? Als nicht gut genug? Wusste man nicht, ob sie angemessen reagieren würde wenn sie Sasuke gegenüberstand? Sie war kein Kind mehr! Erst jetzt registrierte sie, dass sie den Platz mit den Feierlichkeiten längst verlassen hatte und in einer der dunklen Seitengässchen gelandet war. Wenn sie weitergehen würde, käme sie genau auf das Nordtor zu, von wo aus es nach Konoha ging. Sie ballte die Faust und schnaubte. Also ob sie nach den Strapazen des langen und hastig zurückgelegten Hinweges einfach wieder umkehren würde! Sie schaute sich um. Hier drang nur dumpf der Lärm hinüber, und die Lichter waren hier alle verloschen. Aber sie konnte entfernt etwas anderes hören. Naruto war ebenfalls in wütender Stimmung und vor sich hin brütend vom Platz gestapft und hatte bald eine Straße nach der anderen passiert, ohne zu merken, dass er inzwischen nicht einmal mehr wusste wo er eigentlich war. Hier in Kinuzu glich eine Straße der anderen, und er mit seinem schlechten Orientierungssinn war auf sich allein gestellt doch schnell verloren gewesen. Ob Koshirou dies gewusst hatte und ihn absichtlich alleine und wütend losziehen ließ? Kleinere Menschengruppen passierten ihn, Betrunkene, Feiernde, Liebende. Und plötzlich sog etwas wie magisch seine Aufmerksamkeit auf sich. Er folgte dem Gefühl, und ließ sich von ihm durch die Straßen führen, bis er abseits von allem Lärm war. Hier, in einer schmutzigen, dunklen Gasse, saß ein Trommler auf dem Boden, vor sich zwei kleine Trommeln, die er in einem faszinierenden Rhythmus bearbeitete. Naruto blieb vor ihm stehen und starrte wie gebannt auf die flinken Hände, die in einem immer schneller werdenden Rhythmus das Leder der Trommeln bearbeiteten. Und langsam, nach und nach, fühlten sich Narutos Augenlieder schwerer und schwerer an, und alles drehte sich um die beiden Trommeln und den immer lauter und schneller werdenden Rhythmus… Sakura konnte sich gerade noch in den Schatten pressen, als sie die redenden Stimmen erkannte, denen sie bis hierher gefolgt war. Die eine gehörte Naruto, eindeutig zuordbar, auch wenn Sakura sie seit einer Weile nicht mehr gehört hatte und sie im Augenblick einen merkwürdig eintönigen Klang hatte. Die andere Stimme gehörte dem fremden Mann, dem Naruto gerade all ihre bisherigen Ereignisse und Informationen der Mission wie in Trance verriet… Sakuras Hände begannen zu schwitzen, und ihr Herz klopfte schneller. Was… Er ist in einem Genjutsu gefangen…Oder ist er hypnotisiert worden? Was geht hier vor? Er erzählt diesem Mann ja gerade alles…! Naruto, wach auf! Sakura wollte gerade eingreifen um zu verhindern, dass Naruto noch mehr über ihre Mission verriet, als sie plötzlich einen Luftzug spürte da jemand ganz dicht an ihrem Versteck vorbeiging und zu den beiden trat. Sakura presste sich zurück in den Schatten und hielt den Atem an. War es möglich, dass der Mann sie nicht gesehen hatte, da sie im Schatten stand? Oder ließ er sich nicht anmerken, dass er sie entdeckt hatte? Er verriet sie jedenfalls nicht… Was Sakura weiterhin davon abhielt einzugreifen, war die starke Aura die von dem neuhinzugekommenen fremden Mann ausging. Als er an ihr vorbei gegangen war, war es gewesen als hätte ein eiskalter Hauch sie gestreift. Sie konnte regelrecht sehen wie gefährlich dieser Mensch war und was er schon alles in seiner Vergangenheit kaltblütig begangen hatte… Es haftete seinem Gang an, jeder Bewegung, seiner ganzen Art… „Naruto-Kun.“ Eine letzte Person erschien aus entgegengesetzter Richtung in der Straße neben Naruto, und sprach ihn mit seiner ruhigen Stimme an. Sakura zog sich beim Klang der Stimme der Magen zusammen, und ihre Hände begannen heftig zu zittern. Schwarze Haare… dunkle Augen… Das ist doch nicht wahr…! „…und Sakura-chan.“ Der junge Mann lächelte nicht, als er nun zu Sakura herüber schaute, die darauf hin mit auf die Brust gelegter Faust aus dem Schatten trat. Er hatte sie gleich bemerkt. Sakura konnte es immer noch nicht fassen. Sie verstand nun überhaupt nichts mehr. „Sasuke-Kun…“ Ihre Stimme war kaum mehr als der Windhauch, der durch die dunklen Straßen fegte. Nun drehte sich auch der große Fremde zu ihr um, von dem sie vorher nicht mehr als den Rücken hatte sehen können. Ein feines Lächeln lag um seine Mundwinkel- hatte er sie also doch bemerkt. "Es macht immer wieder Spaß... mit den Köpfen der Menschen zu spielen...", sagte er mit schmieriger Stimme. Der Trommler, der Naruto eben noch ausgefragt hatte, zog nun sein Ninjato, ein kurzes, aber sehr scharfes Schwert. „Wer auch immer du bist“, sagte er, „du wirst uns nicht dazwischen kommen.“ Sakura hatte nur Augen für den Schatten ihrer Vergangenheit. Sasuke sagte nichts. Er schwieg. Er wirkte fast so… als sei er unglücklich, dass sie da war. Und er wah immer noch so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte… nur war auch der Rest seiner weichen Züge einer kühlen, kalkulierenden Ausstrahlung gewichen. Sie schreckte aus ihren Gedanken auf. Der Trommler rannte mit blanker Klinge auf Sakura zu, doch sie wand sich unter seiner Klinge, wich auch einem zweiten Schlag aus. Sie packte den Schwertarm am Bizeps und durchtrennte mit ihrem Chakra einige Muskelstränge. Mit einem Aufschrei ließ der Trommler sein Schwert fallen und sackte im nächsten Moment bewusstlos zu Boden, als Sakuras Faust ihn in den Magen traf. Das Lächeln des fremden Ninjas wurde noch breiter, Sasukes Miene war wie versteinert, und Narutos leere blaue Augen starrten weiter ins Leere. „Sasuke.“, sagte Sakura. „Was… Wie kommst du hier…“ Ihr Blick glitt auf Naruto, und plötzlich war all ihre Kraft und Selbstbeherrschung wieder zurück. „Was hast du mit Naruto gemacht? Was hast du mit ihm gemacht?!“ Den letzten Satz schrie sie. Ihre linke Hand wanderte zu der Kunaitasche an ihrer Hüfte, die rechte glühte in grünem Chakra. „Warum seid ihr hier?! Und was habt ihr mit Naruto gemacht?!“ Ihre Worte überschlugen sich beinahe, genauso wie die Gedanken in ihrem Inneren. Saskue… Hier…Ausgerechnet jetzt!... Ich dachte, wenn überhaupt, würden wir ihn viel später zu Gesicht bekommen als HIER…! „Ich werde nicht zulassen was auch immer ihr vorhabt! Ich werde es verhindern, Sasuke. Ich lasse nicht zu, dass du etwas tust was meinen Freunden Schaden zufügt!“ Sakura hatte sich gefasst, und blitzschnell versuchte sie die Lage und ihre Situation einzuschätzen. Von Naruto durfte sie im Augenblick keine Hilfe erwarten, ob er Verletzungen hatte, konnte sie nicht einschätzen. Aber es blieben zwei Gegner! Einer davon war der, der schon früher immer stärker als sie gewesen war, Sasuke, und… Ihr Blick fiel nun zum ersten Mal auf das von grauschwarzen, kurzen Haaren bedeckte Stirnband des Mannes neben ihrem Kindheitsfreund, und ihre Augen weiteten sich als sie begriff, um wen es sich dabei handelte – und auch, warum Kakashi sie hatte heimschicken wollen. „Yo… Yon…Ihr seid…-ah…“ Plötzlich keuchte sie als ein unglaublicher Schmerz ihre rechte Seite wie ein glühendes Feuer versengte, und sie warme Nässe spüren konnte. Als sie an sich hinabschaute, erblickte sie ungläubig die schlanke Schwertklinge die vorne wieder aus ihr heraustrat. Dann wurde das Schwert aus ihr herausgezogen. Sie wollte sich umdrehen, über ihre Schulter in das Gesicht ihres unerwarteten Angreifers sehen der direkt hinter ihr stand, doch sie sah nur verschwommene, schwarze Umrisse, und dann kam der Boden unglaublich schnell näher und sie lag neben dem Trommler auf der kühlen Erde. Sie konnte sehen, wie Sasuke und der Ninja sich abwandten und jemand den Trommler fortzog. Weitere Beine tauchten auf und folgten, Schritte auf den schmutzigen Steinen der Straße wurden leiser und entfernten sich. Das letzte was sie sah, war Sasukes heller Rücken, der sich immer mehr entfernte, und bevor er schließlich eins wurde mit der Dunkelheit, erblickte sie mit grauen Haaren und Brille einen zufriedenen, zum Abschied winkenden Yakushi Kabuto an seiner Seite. ~~~Ende Kapitel 14~~~ So, ein weiterer Cliffy, yeah! Mhuhahaha. Für mich ist es das erste Mal, dass ich etwas mit Kabuto und Sasuke als Charaktere schreibe, und ich hoffe, dass derartige Situationen nicht schon tausend Mal geschrieben wurden. X.X Aber was solls, das wichtigste ist ja wohl was passiert ist, und ich hoffe ich konnte ein wenig Spannung damit aufbauen, neugierig auf weiteres machen, und wohl auch die ein oder andere Frage aufwerfen (und hoffentlich nicht noch weiter verwirren;)). Kommentare und konstruktive Kritik sind wie immer sehr gerne gesehen und auch erwünscht.^^ Das nächste Kapitel habe ich noch nicht wirklich geschrieben, aber es wird wohl heißen: „Hinata-Hime“ Kapitel 16: Hinata-Hime Teil 1 ------------------------------ Moinsen Leute, so, mir war schon nach dem nächsten Kapitel. ;) Tausend Dank an die Review-Schreiber!! Ich warne vor verwerflicher Sprache und Action in diesem Kapitel. Des Weiteren noch eine Warnung: Sorry, hatte Resident Evil geschaut und nebenbei noch „Halloween“ in der Marilyn Mansons Version entdeckt… Thihi. Und das hatte mich beeinflusst, als ich einige Szenen für dieses Kapitel vor… inzwischen fast zwei Jahren geschrieben habe. (Wow. So lang hatte ich die schon aufm Rechner. Wollte sie aber nicht löschen und hab sie trotzdem verwendet. Ist mal was anderes. ;) Hoffe, sie gefallen euch. So, aber ich will ja nicht alles verraten.) Des Weiteren gibt es ein Zitat aus Noir, einfach weil mir danach war! (Oi, its a rhymy!) ^^ Wünsche viel Vergnügen. Kapitel 15 ~Hinata-Hime ~ Teil 1~ Also Naruto zu sich kam, fühlte er sich steif und verspannt. All seine Muskeln brannten, und sein Schädel dröhnte als hätte er einen heftigen Kater. Er aber trank eigentlich keinen Alkohol… Und wo war er überhaupt? Lag er etwa auf der Straße? War er hier eingeschlafen? Warum denn das?! Und für wie lange? Noch war es jedenfalls dunkel. Er rieb sich den Kopf und wälzte sich mühsam auf die Seite, und erstarrte im nächsten Moment. Still und bewegungslos lag Sakura keine zwei Meter von ihm entfernt. Hastig aber mühsam kam Naruto auf die Beine und stolperte zu ihr. War sie es also tatsächlich gewesen, die er auf dem Platz in der Menschenmenge kurz glaubte gesehen zu haben… Wie war sie hier her gekommen? Nach Kinuzu? Und in die selbe Straße! Und vor allem: Was war mit ihr geschehen? Sie hatte eine schlimme Stichwunde in der rechten Seite, und Naruto konnte viel Blut sehen… Wie lange war das schon her? Plötzlich landete lautlos ein Mann neben ihm, und Koshirou drehte ihm den wilden Haarschopf zu. „Alter, hier kann man ja niemanden mal alleine lassen!“, knurrte er. „Warum ist sie verletzt? Sieht ja entsetzlich aus!“ Schnell griff er in seine Hüfttasche und versuchte sich an einem provisorischen Druckverband, den er hastig einfach über der Kleidung verschnürte. Naruto schüttelte panisch den Kopf. „Keine Ahnung, ich hab sie so gefunden! Ich weiß gar nicht, was passiert ist und warum sie überhaupt hier ist…“ Koshirou nahm Sakura vorsichtig auf seine Arme und erhob sich, Naruto kam ebenfalls auf seine wackligen Beine und wäre beinahe gestürzt. „Eine Patrouille der Stadtwache ist nur noch zwei Straßen entfernt, sehen wir zu, dass wir Sakura zu Ino bringen damit sie versorgt wird.“ „Wie… hast du uns gefunden?“, fragte Naruto keuchend, während er noch hinter Koshirou durch die Straßen her hastete. „Sakura ist uns hier über den Weg gelaufen, aber da du und sie beide irgendwie beleidigt abgerauscht seid, befand es Kakashi für besser, euch nicht allein zu lassen, da vor allem du dich hier bestimmt hoffnungslos verirrst. Da Kakashis Genie unbestreitbar ist in dieser Sache, konnte ich ihm nur zustimmen. Also haben wir uns getrennt und nach euch geschaut, und siehe da, ich hab gewonnen und euch beide gefunden. Kakashi ist bestimmt schon beim Haus. Und Naruto?“ „Ja?“ „Pass auf, dass wir keine Blutspur hinterlassen die unseren Weg markiert, klar?!“ Naruto schauderte, und besorgt erhaschte er einen Blick auf Sakuras Taille, wo durch den Verband bereits das erste Rot sickerte. „Ist gut.“ „Und jetzt zack, zack!“ Im Mantel der Dunkelheit erreichten sie das kleine Haus, das Konoha hier in Kinuzu unterhielt. Koshirou war etwas schneller als Naruto an der Tür, und schob sie mit seinen massigen Schultern auf. Naruto schloss sie schnell wieder hinter ihnen, huschte dann sofort an Koshirou vorbei und rief nach Ino. Hinter ihnen ging erneut die Haustüre auf, und Kakashi schob sich hinein. „Was ist passiert?“, fragte er, und war sofort neben Sakura und befühlte mit zwei Fingern ihren Puls am Hals. „Sie lebt, hab sie so in der Straße gefunden.“ „Wo ist Ino? Ino soll sofort herkommen!“, verlangte Naruto lautstark. Koshirou trug Sakura währenddessen in ein Gästezimmer und legte sie vorsichtig auf den Bettdecken auf dem Boden nieder. Es dauerte einen kleinen Moment, dann tauchte eine verwirrte Ino in der Tür hinter ihm auf, wurde jedoch schlagartig hellwach, als sie ihre beste Freundin dort liegen sah. „Sakura!“, sofort war sie bei ihr und drängte den besorgten Naruto zur Seite. Ein schneller Blick und ein paar Handgriffe verrieten ihr, dass die Stichwunde die einzige Verletzung war. Sie löste die durchweichten, komplizierten Verschnürungen des Kimonos und legte Sakuras Bauch frei. „Sie hat viel Blut verloren.“ Sagte Ino mit ernster Stimme und drückte Koshirous provisorischen Druckverband manuell auf die Wunde. „Sehr viel Blut.“ „Ich weiß nicht was passiert ist, ich hab sie so gefunden.“, brabbelte Naruto. „Was… was soll ich tun?“ „Bring mir sofort meine Tasche in meinem Zimmer, sie liegt auf dem Regal neben dem Schreibtisch, und bring dann etwas Alkoholisches für euch zur Beruhigung und wärmende Decken für Sakura! Schnell!“ Naruto schoss sofort aus dem Raum um alles zu erledigen. Kakashi stand mit versucht emotionsfreier Miene in der Tür, war innerlich jedoch mehr als nur nervös. Schließlich löste er sich von Sakuras Anblick und half Naruto, Inos Tasche zu finden. Koshirou zog es vor, von einem Fenster aus die Straße vor dem Haus zu beobachten um sicher zu gehen, dass ihnen niemand hierher gefolgt war. Nachdem Naruto und Kakashi Ino alles gebracht hatten, öffnete Ino Sakuras Kimono weiter, dann sprang sie plötzlich auf schlug vor den Augen der Shinobis die Tür zu. Schweigen hatte sich über das Haus gelegt. Naruto ging nervös den Flur auf und ab, und Kakashi saß neben dem ungeöffneten Sake auf einem Stuhl und hatte die Augen geschlossen. Dann endlich öffnete sich die Tür wieder, und Ino trat zu Kakashi. „Ich konnte sie soweit stabilisieren. Die Wunde hat sich nicht infiziert, die größten Schäden an der Niere sind hoffentlich abgewendet. Aber mehr liegt nicht in meiner Macht. Sie benötigt richtige Hilfe, die ich ihr hier nicht geben kann. Sie muss ins Land des Feuers und die nächstgelegene Krankenstation, hier in Kinuzu gibt es keine guten Ärzte.“ Kakashi nickte verstehend. „Ich werde noch ein bisschen abwarten, sie sollte Kräfte sammeln für die weite Reise. Ich werde sie bringen. Meine Mission hier ist beendet. Hinata wird als Unterstützung weiter mit euch mitkommen. Ich bringe Sakura nach Hause.“ Wieder nickte Kakashi, diesmal etwas zögerlicher. Er war hin und hergerissen, denn ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass sie bald weiter mussten. Dann fiel sein Blick sorgenvoll auf die offene Zimmertüre. „Kann ich zu ihr?“ „Sie schläft. Sei leise.“ Ino verließ das Zimmer, um Sakura und Kakashi allein zu lassen. Taktvoll schloss sie die Tür hinter ihnen, und wäre beinahe erschrocken, denn Naruto stand neben ihr und erhaschte noch einen Blick auf das Bild in dem Zimmer. „Ich weiß nicht was passiert ist. Ich weiß nicht mal warum sie überhaupt hier ist? Wie konnte das passieren? Und wer war das, zum Teufel?“ Er ballte die Fäuste und biss sich wütend auf die Lippen. Ino schob Naruto zur Seite und blickte ihn eindringlich an. „Ich weiß nicht was mit ihr passiert ist, Naruto, aber wer auch immer sie angegriffen hat ist gefährlich. Aber ihr habt keine Zeit euch über Sakura Sorgen zu machen. Ihr müsst gleich sofort aufbrechen, denn wir haben heute Nacht schon genug Zeit vergeudet. Vergiss nicht, Naruto, Hinata wartet immer noch auf eure Hilfe.“ Naruto schluckte schwer. Wie hatte er dies vergessen können? Wie hatte er vergessen können, was Hinata ihm an diesem Abend mitgeteilt hatte? „Wie spät ist es?“ „Es ist gleich Mitternacht.“ Naruto erschrak. Um Mitternacht würde Shigeatsu Hyuga in Kinuzu eintreffen. Hinata wollte ihn sobald sich die Gelegenheit ergab aus Kinuzu locken zu einer kleinen Lichtung im Wald, ein perfekter Ort um keine Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Wir müssen sofort los, sie verlässt sich auf unsere Hilfe.“ Auch wenn sie mir ja versprochen hat, stark zu sein und mir zu zeigen was sie gelernt hat. Ino nickte, deutete aber mit einer Kopfbewegung auf den Raum in dem sie Kakashi und Sakura wusste. „Wartet noch einen kurzen Augenblick. Breitstirn musste ja auch unbedingt einfach hinterher… Und verdammt soll ich sein wenn ich noch einmal mit ihr einen Kimono einkaufen gehe, wenn sie die immer so behandelt…“ Ihre Stimme sollte vorwurfsvoll klingen, aber Naruto konnte nur Besorgnis heraushören. Plötzlich gesellte sich Koshirou mit grimmigem Gesichtsausdruck zu ihnen in den Flur. „Bevor wir aufbrechen, noch eine Frage, Blondschopf.“ Naruto und Ino blickten ihn nun beide an, aber wütend winkte Koshirou Naruto ab. „Dich mein ich nicht, Kurzer, ich mein das Mädchen!“ Nun schauten beide erbost zu ihm auf. Kurzer?! Mädchen!?!?! „Also was ist, hast du herausgefunden worum ich dich gebeten habe bevor Naruto und ich auf das spannende Trommelfest gegangen sind?“ Ino nickte. „Ja, ich habe es herausgefunden.“ Koshirou beugte sich erwartungsvoll vor. „Was ist nun? Wo steckt er?“ „Der Typ den du suchst ist vor zwei Monaten an einem Bienenstich gestorben. Es war eine Blutvergiftung.“ Koshirou machte große Augen. „Das is’n Witz?“ Ino schüttelte den Kopf. „Nein, kein Witz.“ Im nächsten Moment erschraken sie, als Koshirous Faust wütend gegen die Wand knallte. „Na großartig, der einzige Grund warum ich mich von der Hokage hab breit schlagen lassen an einer Mission nach Kinuzu mit Kakashi teilzunehmen war die Aussicht auf eine Revanche mit diesem Typen…“ Koshirou knetete sich wütend die Narbe zu seinem falschen Arm. „Und jetzt krepiert dieser harte Ninja einfach so an einem BIENENSTICH?!“ Ino nickte schief. „Ich dachte so was kann man heutzutage heilen! So was haut doch einen echten Krieger nicht einfach um!“, brüllte Koshirou, und Ino hob mahnend den Zeigefinger vor die Lippen. „Bitte, Koshirou, es kommt nun einmal vor. Es tut mir ja leid, dass es nun für dich scheinbar sinnlos ist, nach Kinuzu gekommen zu sein, aber du hast immer noch einen Auftrag.“ Koshirou schnaubte. „Das weiß ich selbst, kleines Mädchen. Nur hätten sie dafür echt jemand anderes schicken können… Ich wette, Danzou hat das gewusst, aber dieser Knilch hat es mir absichtlich verheimlicht… Was für eine Arschpfeife…“ „Danzou?“, fragte Ino verwirrt nach, aber Koshirou winkte unwirsch ab. „Scheißt doch der Hund drauf! Los, Sachen packen, und trennt mal einer die Liebeskranken im Nebenraum voneinander, wir brechen sofort auf und retten Hinata-Hime, die sich da mit dem Hyuga-Typen ziemlich übernommen hat vor einem unschönen Ende!“ „Sie hat sich nicht übernommen! Und nenn sie nicht Hinata-Hime!“, sagte Naruto plötzlich. Mit einem breiten Grinsen beugte sich Koshirou zu ihr hinab. „So? Hab ich dazu also nicht deine Erlaubnis? Weißt du denn nicht, dass man Frauen immer so behandeln sollte? Dann schmelzen sie dahin wie Schnee. Du hast sie bestimmt noch nie mit einem netten Kosenamen gerufen, wa? Aber wenn du immer so plump an die Sache herangehst wie ich dich einschätze, dann habe ich wohl mehr Chancen bei ihr…“ – „So ein Unsinn.“, fauchte Naruto mit eingeschnappter Miene zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich misstrauisch vor. Koshirou grinste breit zurück. Da ging die Tür auf, und Kakashi stand zwischen ihnen. „Wir brechen auf.“ ~*~*~ In schwarze, wärmende Umhänge gehüllt huschten sie in der Dunkelheit von Hausdach zu Hausdach, ließen ganze Straßenzüge in Windeseile hinter sich. Wenn eine Einheit von der Stadtwache durch die Straßen marschierte, warteten sie im Schatten ab oder umgingen diese weitläufig. Naruto konnte spüren wie eilig sie es hatten. Aber sie mussten sich geduldig durch das Labyrinth das Kinuzu darstellte durcharbeiten um zum Haupttor zu gelangen. Schließlich tauchten die mächtigen Mauern auf. Der weiße Stein wirkte groß und einschüchternd, und die schwarzen Torflügel waren fest verschlossen. Kakashi, Koshirou und Naruto kauerten im Schatten eines Hauses und Kakashi lugte um die Ecke auf die Stadtmauer. Er zählte. Er zählte die Abstände, in denen die Wachen auf der Mauer hin und her liefen. Naruto kam in dieser kurzen Zeit schier um vor Anspannung, und er fing zu Koshirous Belustigung an, an den Daumennägeln zu knabbern. Dann endlich kam das ersehnte Signal von Kakashi, und die drei preschten los: Aus dem Schatten auf den Platz, dann mit einem mächtigen Satz hinauf auf die Stadtmauer, und im nächsten Moment waren sie dahinter verschwunden. Auf der Straße eilten sie in Richtung Wald. Der Wind blies ihnen frostig ins Gesicht, riss an den Bäumen und die trockenen Blätter raschelten unheimlich. Dunkle Wolken glitten vor dem Mond wie Dunst umher und die Luft war sehr stark abgekühlt. „Warum nehmen wir die Straße?“, fragte Naruto leise. „Kennst du dich denn hier aus und kannst uns im Wald den Weg zeigen?“, antwortete Koshirou bissig. „Außerdem ist der Wald nachts gefährlich.“ „Hier ist doch alles irgendwie gefährlich.“, murmelte Naruto daraufhin eingeschnappt zurück. Sie hatten gerade ein paar hundert Meter im Wald zurückgelegt, als Kakashi plötzlich die Hand hob und überraschend das Zeichen zum Halt gab. „Was ist los?“, maulte Naruto. Ein Ast zerbrach. Nervös ließ Naruto seinen Blick über die Bäume rechts und links des Weges wandern, seine rechte Hand umfasste bereits den Griff eines Kunais. Alles, was er sehen konnte, war das vom Wind raschelnde Laub und Dunkelheit. Aber Kakashi und Koshirou hatten sie bereits entdeckt. Im Schatten der Bäume waren drei Gestalten, erst jetzt auch für Naruto zu erkennen, da sie sich zu erkennen gaben. Bedächtig schritten sie auf die Straße hinaus und demonstrierten damit großzügig ihr überdimensionales Selbstbewusstsein. „Ninjas aus Konoha.“, sagte einer von ihnen, und es schwang deutlich das Gefühl von Überlegenheit mit. Der Sprecher stand aufrecht einige Meter vor ihnen auf dem Weg. Seine Augen waren mit Bandagen verbunden. Ein weiterer Ninja kauerte zu seiner Seite. Er trug scharf geschnittene, runde Brillengläser auf der Nase. Eine Kunoichi saß auf einem Ast links von ihnen und ließ gierig abschätzende Blicke über die Konoha-Shinobi wandern. Kakashi blies die Luft aus. Sie waren verraten worden. Hinata war verraten worden. Seine Augen verengten sich, als er die Uniformen und die Zeichen auf den Hitai-Ates erkannte. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so früh auf solche Gegner treffen.“, murmelte er. Naruto schaute genauer hin, und sein Herz schlug ihm laut in der Brust. „Das sind…“ „Jounin aus Otogakure. Orochimarus Ninjas.“, beendete Kakashi. „Und einer aus Iwa.“, stellte Koshirou fest, als er das Zeichen des Brillenträgers erkannte. „Das sind ja tolle Nachrichten.“ Er warf Kakashi einen ernsten Blick zu. Kakashi nickte verstehend. Iwa und Oto arbeiteten zusammen… „Wir werden euch hier nicht durchlassen, wir wissen wohin ihr unterwegs seid!“, sagte der Sprecher wieder. Kakashis Blick verhärtete sich. Woher wussten sie es? Und was wussten sie noch? Hieß das, dass nur sie in Gefahr waren oder Genmas Team ebenfalls? Kakashi warf Koshirou einen Blick zu und dieser wusste sofort, was zu tun war. Der ANBU rannte ohne zu zögern blitzschnell auf den Sprecher zu und zog seine beiden Kamas. Doch bevor er ihn erreichte, landete die Kunoichi vor ihm auf den Weg. „Nicht so schnell, mein Hübscher, komm erst einmal an MIR vorbei!“ Koshirou bremste abrupt um ihrem Angriff ausweichen zu können. Der blinde Sprecher verzog die schmalen Lippen zu einem dünnen Lächeln und drehte den Kopf wieder Kakashi zu. „Du gehörst mir!“ Er stürzte sich auf Kakashi, und der dritte Ninja wandte sich Naruto zu. „Sieht so aus, als wären wir zwei Süßen mit uns alleine.“ „Wer ist hier süß?“, gab Naruto düster zurück. Der Iwa-Ninja war in Narutos Augen weit davon entfernt, eine Schönheit zu sein, und seine Art war ihm nicht ganz geheuer. Und die Blicke, mit denen er ihn musterte schon gar nicht! „Nun, du bist zwar noch ein bisschen jung, aber du gefällst mir trotzdem.“, sagte er in einem Tonfall, als dürfe Naruto sich über sein Urteil freuen, und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Naruto verzog den Mund und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Na toll. Wieso muss ausgerechnet MEIN Gegner schwul sein?“ Kakashi und der gegnerische Jounin belauerten sich. Er wusste bereits, dass sein Sharingan ihm in dieser Situation nicht weiter helfen würde, denn sein Gegner benutzte seine Augen nicht. Er sah Orochimaru in Gedanken regelrecht vor sich, wie er die Ninjas gegen ihre Gruppe ausgesucht hatte, damit sie Zeit im Kampf vergeudeten, oder vielleicht sogar ganz aufgehalten wurden. Der Oto-Ninja grinste schief, als hätte er seine Gedanken erraten. „Richtig, Kakashi. Dein Sharingan wird dir hier nicht weiterhelfen. Gegen mich musst du dir schon etwas anderes einfallen lassen!“ Seine Finger bewegten sich in kontrollierter Abfolge und machten Handsiegel, beinahe schneller als das Auge sie erkennen konnte. Was als nächstes passierte, konnte Kakashi nur als vollkommene Dunkelheit beschreiben, denn seine Umgebung verlor ihre Farbe, tunkte sich in immer dunkleres Grau, bis sie schließlich vollkommen schwarz war. Der Oto-Ninja schnaubte verächtlich. „Ich wurde blind geboren, Kakashi, DU NICHT! Sehen wir doch mal, wer besser in vollkommener Schwärze zu Recht kommt.“ Ich in der Dunkelheit… Dann tauchte ein anderes Gefühl in Kakashi auf, eine tiefe sichere Wahrheit, und alles Unwichtige verschwand aus seiner Wahrnehmung. Nein, die Dunkelheit in mir. Koshirou stand der Oto-Kunoichi gegenüber und erlaubte sich das so typische abfällige Grinsen, mit dem er gerne seine weiblichen Gegner bedachte. „Ich soll also gegen die Frau kämpfen…“ Sie starrte ihn an wie die Schwarze Witwe die Fliege. „Kannst du etwa keine Frauen schlagen?“ Koshirou schlug ihr vorwarnungslos den Ellebogen aus der Drehung heraus ins Gesicht. „Das hab ich nicht gesagt.“ Sie lächelte und leckte sich mit der Zunge das Blut von den Lippen. „Hmm, ein Mann harter Worte, brutal gegenüber Frauen und obendrein auch noch gut aussehend…“ Koshirou verzog das Gesicht. „Na großartig, eine Wahnsinnige!“ Naruto sah aus den Augenwinkeln, wie Koshirou und Kakashi mit ihren Gegnern zwischen den Bäumen verschwanden. „Jetzt sind wir zwei Hübschen ganz alleine…“ Ich werd das Gefühl nicht los, der legt mich rein. Am Ende ist der gar nicht schwul und tut nur so, um mich hereinzulegen und zu verunsichern. Aber das wird bei mir nicht klappen. „Red nicht so viel, kämpf lieber. Ich hab noch etwas anderes zu tun!“ „Glaub mir, mein süßer kleiner Jüngling, es wird dir lieber sein wenn ich rede…“ „Argh! Kage Bunshin no Jutsu!“ Koshirou hastete von Ast zu Ast durch das Gewirr von schwarzen Blättern hindurch. Seine Gegnerin kicherte schrill und verfolgte ihn. Von ihren Händen lösten sich dünne Schnüre, die in der Dunkelheit fast unsichtbar waren. Koshirou wich ihnen problemlos aus. „Hast du nicht mehr auf Lager als ein paar Fäden?“ Ihre Mundwinkel verzogen sich zur Antwort zu einem spöttischen Lächeln. „Bist du sicher, dass du allen ausweichst?“ In diesem Moment riss etwas an Koshirou und er wurde auf der Stelle gebremst, nicht einmal mehr den kleinen Finger konnte er bewegen. „Was zur Hölle ist das?“ Seine Gegnerin landete grazil auf einem Ast vor ihm. „Das, mein Lieber, sind Saiten. Sie sind aus Frauenhaaren hergestellt und werden so schnell nicht zerreißen, darauf kannst du dich verlassen. Sie umwickeln deinen ganzen Körper, denn du hast sie in der Dunkelheit nicht gesehen, wie sie sich um dich und um die Äste und Baumstämme der Umgebung schlängelten bis schließlich kein Platz mehr für Bewegungen übrig blieb…“ So langsam begriff Koshirou, wie er ihr in die Falle getappt war. Während er den sichtbaren Schnüren auswich, hatte er nicht bemerkt, wie die viel dünneren sich langsam um ihn gewickelt hatten. Er war durch sie hindurch gestürmt und hatte sich verfangen wie in einem Spinnennetz. Und nun hatte er sich soweit darin verfangen, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. „Und was jetzt?“, fragte der ANBU herausfordernd. Sie schnaubte verächtlich. „An dir mach ich mir doch nicht die Finger schmutzig!“ Sie machte ein Handzeichen, und die Fäden zogen sich zusammen, zogen sich in parallelen Kreisen so eng zusammen, dass sie Koshirou zerfetzten. Lachend stand die Kunoichi da, bis ihr plötzlich eine Klinge an den Hals gelegt wurde und sie verstummte. Eine tiefe raue Stimme sprach direkt in ihr Ohr. „Wir Niederträchtigen sind doch alle gleich.“ Die Kunoichi erschrak, als sie Koshirous Stimme erkannte, und das Kawarimi no Jutsu vor ihr verpuffte. Sie hatte ihn doch nur einen winzigen Augenblick aus den Augen gelassen, als ein paar Bäume ihr die Sicht verdeckten… „Ich dachte mir schon, dass ich deinen Kampfstil irgendwoher kenne. Feinste Fäden aus feinstem Frauenhaar zu einer Waffe geflochten, die parallele Schnittwunden auf der Haut verursachen… Ich bin informiert, musst du wissen. Ich weiß, dass du Kazijoshi Fuse angegriffen hast, einen Spezial-Jonin aus Konoha, und ich weiß auch, dass du bei dem Angriff auf Shizunes ANBU-Einheit in Iwa dabei warst… Leider hast du einen Fehler gemacht. Denn du hast auch Yagio Hirose angegriffen, meinen älteren Bruder, du mieses Stück Dreck! Entweder du gibst mir jetzt alle Informationen die du darüber weißt, was bei Shizunes Mission in Iwa schief gelaufen ist und damit einen Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten, oder ich werde ein großes Vergnügen haben, dich sorgfältig aus dem Weg zu räumen. Also? Was ist?“ Ihre zuvor ignorante Haltung war nach jedem seiner Worte immer entsetzter und ängstlicher geworden, doch zum Ende hin hatte sie wieder ihren überheblichen Ausdruck in den Augen. „Fick dich, Mistkröte!“ Koshirou schnaubte abfällig. „Lieber sterben als als Verräter zu Orochimaru zurückkehren zu müssen, nicht wahr?“ Seine letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. „Mir soll es recht sein.“ Kakashi duckte sich unter dem angreifenden Arm hindurch, packte den Ellebogen des Shinobi und schleuderte ihn mit einem Schulterwurf zu Boden. Er presste blitzschnell ein Kunai gegen die Kehle des anderen, der erschrocken nach Luft schnappte. Der Kampf hatte nur wenige Sekunden gedauert. Kakashi erahnte die Kehle des anderen eher, als dass er sie sehen konnte. So hatte er nicht mehr kämpfen müssen, seit er bei den ANBU gewesen war. Mit verbundenen Augen trainieren, sich nur auf seine Sinne verlassen, auf seine Instinkte und sein Gefühl, das ihm sagte, wann er ausweichen musste, wohin der Gegner seinen Angriff leiten würde… Er hatte die Tötungsabsicht des anderen deutlich gespürt und danach reagiert. Blitzschnell war es gegangen. So schnell, dass sein Gegner völlig überrumpelt gewesen war. Die eigene Arroganz hatte den Oto-Ninja blind dafür gemacht, dass, da Orochimaru ihn persönlich für diese Mission ausgewählt hatte, und somit ihn auch für mehr als fähig angesehen haben musste, er es mit einen Jounin aus Konoha zu tun hatte. Und mit niemand geringerem als dem Kopierninja Hatake Kakashi. „Woher wisst ihr, dass wir heute Nacht hier herkommen würden?“, fragte Kakashi, und verlieh seiner Frage mit etwas mehr Druck des Kunais an der Kehle mehr Nachdruck. „Es wurde uns mitgeteilt.“, sagte der Jounin. „Wir sollten euch töten. Das Hyuga-Mädchen wird alleine ohnehin gegen Shigeatsu keine Chance haben. Dann wärt ihr alle nach dieser Nacht noch tot!“ „Wer hat Hinata verraten?“, fragte Kakashi. Aber der Shinobi grinste nur. „Geheimnis!“ Dann verschob er mit der Zunge etwas in seinem Mund, biss darauf, und im nächsten Moment zuckte er mit schaumigem Mund und starb innerhalb weniger Sekunden. Naruto war es ebenfalls gelungen, seinen Gegner schließlich zu überwinden. Er hockte auf ihm und versuchte, ihn mit Händen und Füßen in einem absolut verdrehten Hebelgriff auf den Boden zu pinnen. „Bitte… Bitte, tu mir nichts… Ich… Ich hab einen Sohn… Und eine Tochter, in deinem Alter… Und meine Frau bekommt ihr drittes Kind… Bitte, tu mir nichts… Sie sollen doch nicht ohne Vater aufwachsen…“ Einen winzigen Moment nur lockerte Naruto seinen Griff nach diesen Worten, und sein Gegner nutzte dies sofort aus, vollführte lachend blitzschnelle Handzeichen, und plötzlich brachen grüne Ranken aus dem Boden, umschlangen Narutos Gliedmaßen, hoben den Zappelnden in die Höhe und sausten schließlich blitzschnell mit ihm hinab Richtung Boden. Mit einem Stöhnen schlug Naruto hart auf dem Boden auf. „Du Betrüger!“, schrie er wütend und strampelte. „Du hast mich voll angelogen um mich abzulenken!“ Der Iwa-Ninja grinste und schob seine scharfen Brillengläser zurecht. Dann plötzlich stutzte er und begann am ganzen Leib vor Angst zu zittern. Kakashi hatte Narutos Gegner am Arm gepackt und Koshirou machte mit einem grausamen Lächeln im Gesicht bereits Handsiegel mit der rechten Hand und presste die sie dann gegen den Hinterkopf des vor ihm gebückt stehenden Iwa-Nins. Ein schwarzer Strudel tat sich an seiner rechten Handfläche auf und zog wirbelnd die Luft ein. Doch bevor er sein Justu beenden konnte, hielt er inne und stutzte. „Hallo Kakashi!“ Kakashi keuchte auf. Er hatte geglaubt, ER hätte zu ihm gesprochen, doch er spürte etwas ganz anderes. Es war nicht die tiefe, schmierige Stimme Orochimarus, der hinter ihnen auf dem Weg aufgetaucht war… Als Kakashi sich umdrehte, spürte er sein Herz bis zu seinen Ohren schlagen. Dort vor ihnen, keine fünfzehn Meter entfernt, trat etwas zwischen den Bäumen auf den Weg, was sie noch niemals gesehen hatten. Es war kein Mensch. Es stand auf zwei sehr kräftigen Beinen, hatte einen länglichen Oberkörper und viel zu lange Arme, deren lange Finger in scharfen Klauen endeten. Der Schädel war viel zu lang gezogen und die Stirn wirkte wie ein Geschwulst, das über die kleinen Augen gewachsen war. Aus seinem offen stehenden Maul ragten reihenweise messerscharfe Doppel-Zahnreihen und Speichel troff träge zwischen ihnen hervor und fiel mit unappetitlichen Platschern auf den Boden. „Ist das etwa ein Hund?“, kreischte Naruto entsetzt auf. Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein. Das war vielleicht einmal ein Hund, aber nun ist es nur noch eines von Orochimarus verkorksten Experimenten.“ Das Wesen baute sich vor ihnen auf und fixierte sie lauernd mit seinen kleinen schwarzen Augen, jeder einzelne Muskel war gespannt. Das konnte man deswegen so gut sehen, weil das Untier keine Haut besaß, sondern nur blutig schimmerndes Muskelgewebe und Sehnen. Koshirous Augen weiteten sich entsetzt und er wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Kopf des Untieres wandte sich ihm ruckhaft zu und es holte mit einer klauenbewerten Hand aus. Eine Art Windjutsu schnitt blitzschnell wie eine Klinge durch die Luft und streckte Koshirou mit einem einzigen Schlag nieder. Der Iwa-Ninja nutzte den Moment, um sich aus dem Staub zu machen. Naruto wollte aufspringen und ihm hinter her, doch Kakashis Worte hielten ihn zurück. „Lass ihn, Naruto! Und greif unter keinen Umständen ein! Hast du verstanden?! Halt Ausschau nach dem Besitzer, und kümmer dich um Koshirou!“ „Aber…“ „Sofort!“ Naruto nickte. Er hatte so ein Monstrum wie es jetzt gerade vor ihnen stand noch nie zuvor in seinem Leben gesehen, und war froh darum, es nicht direkt mit ihm aufnehmen zu müssen oder es gar anzusehen. Er zog Koshirou beiseite und begutachtete die Wunde. Ein ungefähr ein Zentimeter tiefer Schnitt zog sich quer über die Brust bis zur linken Schulter. Die Wunde blutete heftig und Naruto riss das Hemd entzwei und versuchte sie zu reinigen und mit einem ordentlichen Druckverband aus seiner kleinen Verbandstasche die Blutung zu stoppen. Kakashi stellte sich mutig dem Ungetüm entgegen. Bedächtig hob er sein Hitai-Ate von seinem Sharingan-Auge, das sofort begann sich zu drehen und zu flirren. Er war sich sicher, es hier mit einem weiteren von Orochimarus Experimenten zu tun zu haben. Doch er konnte nicht sagen, ob es sich hier ursprünglich um einen Menschen oder ein Tier gehandelt hatte, wenn es denn ein ursprüngliches Wesen überhaupt gegeben hatte… Bevor er weiter denken konnte, sank das Monstrum auf alle Viere hinab und rannte wie ein Raubtier auf ihn zu. Kakashi sah die gewaltige Masse blitzschnell auf sich zu stürmen, doch wie Koshirou zuvor war auch er einen Moment zu abgelenkt von dem grässlichen Anblick und der Schnelligkeit. Schon setzte das Tier zum Sprung an und riss ihn nieder. Kakashi schaffte es, seine Füße gegen den feuchten Bauch des Wesens zu stemmen und es damit noch im Fall von sich zu werfen, doch eine klauenbewerte Hand riss dabei seinen linken Unterarm auf. Das Wesen landete ohne Probleme, wendete und griff erneut an. Kakashi hatte das Gefühl, gegen eine Raubkatze zu kämpfen, auch wenn dies hier die reinste Alptraumversion war. Im letzten Moment rollte er zur Seite bevor die Klauen dort in den Boden schlugen und ihn aufrissen, wo noch zuvor sein Kopf gewesen war. Seine Hand wanderte zielsicher zur Shurikentasche und nicht einmal einen Herzschlag später waren drei Shuriken in der Luft. Das Tier wandte seinen schweren Kopf in seine Richtung und zwei der Wurfsterne trafen und sanken in die kleine Fläche unter dem Geschwulst: in die Augen. Es brüllte nicht einmal, es verspürte keine Schmerzen, obwohl es jetzt blind war. Es schnaubte, blähte seine Nüstern auf und erschnupperte Kakashis Standpunkt. Es erhob sich auf die Hinterbeine und klackte mit den Klauen seiner Hände. Eine lange fleischige und gespaltene Zunge stieß zwischen den Zähnen hervor, es wirkte auf Kakashi beinahe wie Vorfreude… Weit öffnete es sein schreckliches Maul und brüllte markerschütternd. Ein Kunai verließ die Hand des Jounin und sauste durch die Luft. Wenn es den Wurfsternen von vorhin schon nicht ausgewichen war, bestand vielleicht die Chance… Es traf. Das Kunai fand seinen Weg zielsicher in das Maul des Ungeheuers, doch es presste einfach die kräftigen Kiefer zusammen und fing das Wurfmesser mit seinen Zähnen auf. Dann schüttelte es seinen muskulösen Kopf und schleuderte das Kunai von sich. Es holte mit dem Arm aus und ein Windjutsu rauschte auf Kakashi zu. Kakashi sprintete los und wich aus, das Monster lief ebenfalls wieder auf allen vieren und war sofort neben ihm. Kunais und Wurfsterne flogen in wilden Mustern durch die Luft und zielten auf die Vitalpunkte. Plötzlich war das Monster vor seinen Augen verschwunden, Kakashi spürte, dass es sich hinter ihm befinden musste, und konnte die schweren Klauen bereits hören, die die Erde aufrissen, als es auf ihn zuraste. Er wandte sich um und machte in Windeseile Handzeichen und schlug dann die rechte Hand auf die Erde. Dieses Jutsu hatte er vor ein paar Jahren von einem Felsen-Ninja kopiert. Von seiner Hand raste ein Riss auf das Monster zu, die Erde spaltete sich und bröckelte unter dem Monster. Es fiel in den entstehenden Erdspalt und Kakashi klatschte beide Hände zusammen. Das ganze war blitzschnell gegangen, doch das Monster war schneller. Es sprang mit einem grässlichen Brüllen aus der Kluft hervor noch bevor die zusammenkrachenden Felswände es zwischen sich zermalmen konnten, und landete mit voller Wucht genau auf Kakashis Brust. Durch den Aufprall wurde Kakashi zu Boden geworfen und schlitterte mehrere Meter auf dem Rücken, das Vieh blieb hartnäckig auf seiner Brust. Naruto schrie bestürzt auf als er das sah. Das Tier senkte seinen mächtigen Kopf und seine scharfen Zähne sanken in Kakashis linke Schulter. „Kakashi-Senseiii!“ Ohne zu denken schlug Naruto alle Befehle Kakashis in den Wind, hielt bereits in jeder Hand mehrere Kunais und sprang dem Untier auf den glitschigen Rücken. Noch im Flug hatte er mit der rechten ausgeholt und stieß zwei Kunai gleichzeitig in den muskulösen Nacken. Das Vieh drehte sich nicht einmal um. Es schien den Schmerz gar nicht zu bemerken und sich durch die Verletzung nicht im Geringsten beeinträchtigen zu lassen. Narutos Augen weiteten sich entsetzt. Er konnte über die Schulter des Monstrums hinweg Kakashis Gesicht sehen. Der hatte den Fuchsjungen nicht bemerkt, denn er hatte beide Augen vor Schmerz zugepresst und schrie erstickt durch seine Maske auf. Das Monster schüttelte Naruto ab wie eine lästige Fliege und Naruto krachte hart zu Boden. Das Vieh brüllte kurz, dann wandte es sich wieder Kakashi zu. Naruto dachte nicht mehr nach. Er sah neben sich Koshirou und seine beiden Spezialwaffen… Er stürzte beinahe, so schnell rannte er dort hin, griff nach den Sicheln, stürmte zurück zu dem Monster, sprang, und trieb ihm die scharfen Sicheln von beiden Seiten in den Hals. „LASS KAKASHI-SENSEI IN RUHE!!!“ Er konnte spüren, wie der hundertfach gefaltete Stahl der Damastklingen durch Muskeln und Sehnen schnitt wie durch zähes Leder. Blut spritzte und besudelte sein Gesicht. Doch er schaffte es nicht. Die Sicheln kamen nicht weit genug, sein Schwung war zu schnell aufgebraucht und schließlich brachten die schweren Nackenwirbel des Ungeheuers Narutos Angriff ganz zum Stoppen. Unwirsch wirbelte das Monster mit seinen langen Armen und traf Naruto im Gesicht. Die Klauen rissen ihm die linke Wange auf. Naruto ignorierte die brennenden Schmerzen schlicht. „Kage Bunshin no Jutsu!“, schrie er, noch bevor er mit den Beinen den Boden berührte. Ein Schattenklon erschien neben ihm und blitzschnell formte er eine blauschimmernde Chakrakugel in Narutos Händen. Mit einem zornigen Aufschrei stürmte Naruto auf das Tier zu und rammte ihm mit all seiner Kraft und Wut sein Jutsu in die rote Brust. „AAAAHHH!!! RASENGAAN!!!“ Er konnte spüren, wie die Muskeln unter seinem Chakra nachgaben, auseinanderschmorten und schließlich auf den Widerstand stießen, der das Tier kraftvoll von Kakashi wegriss und unzählige Meter weg gegen die Bäume schleuderte, die laut knackend brachen. Dann war alles still. Nur Narutos unruhiges Atmen war zu vernehmen. Schwindel ergriff ihn und ließ seine Beine weich werden. Er sackte zu Boden und rang nach Atem. Koshirou war bewusstlos, Kakashi war bewusstlos. Ein kalter Wind riss an seinen Haaren und brachte dem verschwitzen Körper etwas Kühlung. Was jetzt?, dachte er. Er wusste es nicht. Die anderen hatten den Plan. Er war ihnen nur immer gefolgt. Sie waren in Zeitdruck, Hinata schwebte in Gefahr, und eine andere Konoha-Ninjaeinheit war von ihrer Gesamtpünktlichkeit abhängig. Hatten sie es vergeigt? Er gönnte sich eine minimale Verschnaufpause, dann rappelte er sich auf und ging schwankend zu Kakashi hinüber. Er schleifte Koshirou neben Kakashi und versorgte beide so gut er es konnte. Jetzt fluchte er im Stillen, das er damals in der Akademie nicht besser aufgepasst hatte und so vieles schon wieder vergessen hatte was Erste Hilfe betraf. Dann fiel ihm etwas ein und er stellte sich vor, wie wütend Koshirou sein würde, wenn er wusste, dass Naruto seine Sicheln genommen hatte. Er erhob er sich und suchte das Vieh. Es war irgendwo ins Unterholz gekracht. Die Stelle zu finden war nicht weiter schwer, aber was ihn verunsicherte war, dass nur zwei blutverschmierte Sicheln dort lagen und ein paar schwere Fußabdrücke im Boden von dem Besitzer des Tieres kündeten, von dem Monster war jedoch weit und breit keine Spur. ~Ende Kapitel 15 ~ Hinata-Hime Teil 1 ~ Mhuhahaha, das kommt davon wenn man Resident Evil schaut und dann nebenbei noch „Halloween“ in der Marilyn Manson Version hört. Thehe. Verzeiht mir diese mal etwas andere Handlung, ich hatte das Kapitel schon geschrieben nachdem ich den Prolog der ganzen Geschichte geschrieben hatte, und wollte es nicht löschen, sondern hab es eingebaut in die Geschichte.^^ Ich hoffe das Kapitel hatte spannenden Unterhaltungswert. Meinungen sind immer erwünscht. Kapitel 17: Hinata-Hime Teil 2 ------------------------------ Moinsen Leute. Erst einmal herzlichen Dank für eure Kommentare!!^^ Freut mich, dass euch auch ein Monsterlein aus Resident Evil nicht abschrecken konnte weiterzulesen. ;) Kommentare zu bekommen ist wirklich was tolles.^^ Und hier noch ein paar Dinge, die sich mir aufdrängten: @hide: Auf was lässt du mich da los... ;) @jd: Ma, ma. ;) @LilLu: Besser? ;) Hinweis: Seppuku= ritueller Selbstmord, Harakiri. Kapitel 16 ~Hinata-Hime Teil 2~ Sakura wachte auf durch das manchmal sehr unangenehme Ruckeln der Kutsche, die über eine grobe Straße dahindonnerte. Verschwommen nahm sie in der Dunkelheit die Umrisse des Kabineninneren wahr, und als nächstes das sanfte Prickeln an ihrer Taille. Dann erst erkannte sie die Person, die da gerade heilendes Chakra in ihren Körper strömen ließ. „Ino?“ Die blonde Kunoichi lächelte. „Hallo Breit-Stirn.“ Erleichterung zeichnete sich auf ihrem müden Gesicht ab. „Weißt du eigentlich, dass du manchmal wirklich ein dummes Kind bist.“ „Immer noch klüger als du.“, bemerkte Sakura spitz, doch noch klang ihre Stimme rau und brüchig. Plötzlich dämmerte es Sakura. Sie riss die Augen auf und hätte sich am liebsten sofort aufrecht gesetzt, doch Ino reagierte schnell genug und legte bestimmend eine Hand auf ihre Schulter. „Sei vernünftig, du bist verletzt.“ Irritiert betrachtete Sakura ihre Wunde. „Ich… ich glaube Kabuto hat mich mit einem Schwert erwischt.“ Irgendetwas störte sie an ihren eigenen Worten in dem Moment, in dem sie sie aussprach. Kabuto und Schwerter? „Kabuto?“, fragte Ino nach und blinzelte aus Unverständnis. Sakura stöhnte bei der Erinnerung, und ihre Hand wanderte an ihre verletzte Seite. Sie wollte selbst fühlen, wie schwer die Verletzungen waren. Offenkundig hatte Ino gute Hilfe geleistet. Eine plötzliche, bruchstückhafte Erinnerung tauchte vor ihren Augen auf. An den Mann, der bei Sasuke gewesen war. Er hatte noch irgendetwas zu Sasuke gesagt, doch sie konnte sich nur an die Lippenbewegungen erinnern, nicht aber in die klingenden Worte. Warum erschien ihr das so wichtig was der Mann gesagt hatte, nachdem sie niedergestochen worden war? Sie schüttelte den Gedanken vorerst ab. „Wo befinden wir uns?“ „Ich hab uns einen Transport an die Grenze zum Feuerland besorgt. Ich bring dich zurück.“ Keine Entwicklung, die Sakura gefiel. „Wo sind die anderen?“ „Sind unterwegs, helfen wahrscheinlich gerade Hinata dabei, die Sache mit dem abtrünnigen Hyuga zu klären, danach ziehen sie weiter, in zwei Tagen ist es soweit. Aber… Also ich glaub die Stimmung im Team ist miserabel. Und außerdem hab ich den Verdacht, dass Koshirou von Danzou auf diese Mission geschickt worden ist“- Ino stutzte, als Sakura plötzlich hart ihre Hand packte. „Was sagst du da?“ „Ist nur ne Vermutung. Er faselte so etwas davon, dass Danzou ihn zu dieser Mission überredet hat wegen irgendeines Kerls der hier sein sollte…“- „Der Grund ist egal, viel wichtiger ist, ob es wahr ist.“ „Öhm, ja, ich denke schon… Warum ist das wichtig?“ ~*~*~ Es begann zu schneien, und Naruto zog die beiden bewusstlosen Jonins zu einer alten, kleinen Holzhütte, die er etwas weiter im Wald entdeckt hatte. Tolle Jonins! Wenn man sie mal wirklich braucht verschlafen sie! Hinata,… ich weiß das du es kannst… Du wirst dein Versprechen halten und nichts unüberlegtes tun… Ich komme bald nach… Ich muss nur noch die einzigen Leute die den Weg halbwegs kennen wieder zum sprechen bringen… und dann komm ich, Hinata, dann bin ich so gut wie da… Was für ein Dilemma. Naruto warf sich gegen die alte Holztüre, und sofort gab das poröse Schloss nach und gab den Weg ins dunkle Innere frei. Er zog die beiden Jonins in den Schutz der Hütte und untersuchte ihre Verletzungen. Es war viel zu dunkel, also trieb er ein paar Holzscheite auf und eine kaputte Petroleumlampe. Sie enthielt noch Petroleum, aber es gab keinen Docht mehr. Also tunkte er ein paar Kleidungsfetzen mit der Flüssigkeit, wickelte sie um die Holzscheite und benutzte sie so als provisorische Fackel. Draußen fegte ein kalter Wind vorbei und riss an den alten Holzwänden. Naruto schaute noch einmal nach den Jonins. Koshirou schien es soweit gut zu gehen. „Unkraut vergeht nicht.“, murmelte der Fuchsjunge spöttisch. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, und mit einem großzügigen Verband, bei dem Naruto gleich noch Koshirous linken Arm aus reiner Schadenfreude am Oberkörper festband, versorgte er den ANBU. Bei Kakashi sah bis auf die Schulter alles soweit in Ordnung aus. Naruto machte sich deswegen ernsthaft Sorgen, und bemühte sich, seine wenigen Kenntnisse der ersten Hilfe nach bestem Gewissen einzusetzen. Hoffentlich entzündete sich die Wunde an Kakashis Schulter nicht. Ob er die Wunde mit den Flammen der Fackel verschließen sollte? So etwas hatte er mal gesehen… Andrerseits… Lieber nicht! Der aufgerissener Unterarm sah schlimmer aus als die Verletzung eigentlich war. Konnte sein alter Sensei also doch ganz gut auf sich achten. Auf Kakashis Gesicht lief bereits der Schweiß… Verdammt, wie sollte er die beiden allein wieder hinkriegen? Er versuchte die beiden Männer aufzuwecken, vielleicht konnten sie ihm ja Tipps geben, doch da war nichts zu machen. Erschöpft ließ er sich an der Wand der Hütte nieder und versuchte seinen Atem zu sortieren. Wieso ging eigentlich im Augenblick alles schief? Er wollte doch nur Hinata helfen, und nun waren die beiden Jonins vorerst außer Gefecht gesetzt, ein Iwa-Ninja war entkommen, ein Hundeähnliches Ungetüm war ihnen auf den Fersen, und verdammt sollte er sein wenn er glaubte, dass Ungetüm wäre alleine unterwegs. Was, wenn es Hinata aufspürte? Und wo war Hinata jetzt überhaupt? Er konnte nicht warten. Er konnte nicht hier sitzen bleiben. Den beiden Männern würde schon nichts passieren! Wenn er nur genau suchte, sollte er die Lichtung hier schon finden. Eine Lichtung mit einem Schrein. Das sollte doch zu finden sein… Wenn es wenigstens Tag wäre, aber es musste ja finsterste Nacht sein, so konnte er noch nicht einmal einen Reisenden nach dem Weg fragen. Naruto sprang auf. „Ich geh sie suchen!“ Plötzlich traf ihn etwas mit voller Wucht am Oberkörper und warf ihn unsanft gegen die Holzwand hinter ihm. Keuchend stellte er fest, dass etwas sirupartiges seinen Oberkörper an die Wand fesselte. „Was zur Hölle ist DAS?“, kreischte er wütend und zappelte. Dann sah er, wo der unerwartete Angriff hergekommen war. Entsetzt riss er seine Augen auf und verfolgte, wie Koshirou nach einer seiner Sicheln griff, die Naruto neben ihn gelegt hatte, und damit auf Kakashi zurobbte. Der an seinen Oberkörper gefesselte Arm behinderte ihn in seiner Bewegung, und seine Wunde musste schmerzen, aber dann hatte er den bewusstlosen Ninja erreicht. „Was für ein Zufall. Anders wäre es wirklich um einiges schwieriger gewesen, Kakashi zu überwältigen.“ „Ähm… Koshirou? Was… was ist denn los? Was ist denn in dich gefahren? Echt mal! Hast du nur Unfug im Kopf? Mach mich sofort hier los! Und was willst du von Kakashi-Sensei?“ Koshirou warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Hast du es denn noch nicht gemerkt, Naruto? Wir wurden verraten. Und in diesem Falle lautet mein Auftrag: Finde den Schuldigen und beseitige ihn. Und im Gegensatz zu jemand ganz bestimmten hier halte ich mich IMMER an die Regeln. Von der Sache mit Hinata wussten nur du, Ino, Kakashi und ich. Ino hab ich sie überprüft während sie Sakura behandelt hat, sie ist sauber. Dir fehlt nun einmal die Intelligenz“- „Hey!“ –„und somit blieb nur noch Kakashi. Und während ich nach dir suchte weil du dich in Kinuzu verlaufen hattest, hatte er alle Zeit der Welt. Danzou hat diesen Fall vorausgeahnt, und mich beauftragt, jede kleinste Bewegung von Kakashi genauestens im Auge zu behalten. Und es würde alles passen. Er hat sich verraten. Kakashi ist der Spion. Er hat das Massaker in Ji-Kon angerichtet, er hat Anko aus dem Weg geräumt, weil sie wahrscheinlich etwas herausgefunden hatte was sie nicht wissen durfte – die nötigen Jutsus dazu dürfte er ja wohl kopiert haben in seinem Leben- und er hat Hinatas Mission verraten, da dieser Zwischenschritt unserer Mission der perfekte Zeitpunkt ist, uns in einem eher unvorbereiteten Augenblick anzugreifen und noch vor dem Stattfinden der Konferenz aus dem Weg zu räumen. Kakashi fehlen ein paar Alibis zu viel in letzter Zeit! Und ich werde dem nun ein Ende setzen!“ Mit einer gewissen Zufriedenheit ließ Koshirou die Kama in seiner Hand tanzen, dann sank er die scharfe, harte Damastklinge schwungvoll herab. ~*~*~ „Ino, hör mir genau zu. Diese Mission dient zu genau zwei Gründen. Grund eins: Die Konferenz. Punkt zwei: Findet den Spion! Glaub mir, Ino, ich bin nicht einfach so aus Konoha hierher aufgebrochen und habe mich über Tsunades Anweisungen hinweg gesetzt! Ich habe mich mit Anko unterhalten, und sie hat mir einige Dinge über Koshirou erzählt. Ich weiß, dass Koshirou und Kakashi sich schon lange Zeit hassen, schon allein deswegen weil Koshirou sich IMMER an die Regeln hält und alles tut damit ein Auftrag nicht gefährdet wird. Ich weiß, dass ihre Kräfte ungefähr gleich stark sind. Und wenn du jetzt sagst, Danzou war es, der wollte das Koshirou auf diese Mission geht… Koshirous Stärke, sie ist der Grund, warum er in Danzous Augen mit musste. Es musste jemanden geben, der stark genug ist für den Notfall…“ „Den Notfall?“ „Wenn etwas schief geht, wenn Probleme auftauchen, wenn jemand Informationen an den Feind weitergibt, wenn sich Danzous Vermutungen bewahrheiten… Danzou hat Kakashi spätestens seit Ji-Kon nicht mehr vertraut.“ „Und… worauf willst du jetzt hinaus?“ „Ich…“ Sakuras Hand wanderte zu ihrer Taille, und ihr Chakra floss in ihren Körper. „Nicht, wenn du dich selbst heilst, verbrauchst du zu viele Kräfte. Sakura! Hör auf damit!“ „Nein! Und verstehst du denn nicht, Ino? Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!“ „Wegen was denn?“ „Der Grund warum ich niedergestochen wurde ist, dass ich zu viel gesehen habe. Ich habe Sasuke gesehen“- „Sasuke war in Kinuzu?!“ „Und Kabuto, und ich habe auch ihre Verbündeten gesehen! Iwa und Oto haben sich gegen Konoha verbündet! Und… Verdammt, Ino, sie werden Kakashi und den anderen eine Falle stellen! Und… Kakashi ist in Gefahr... vor Koshirou…und dann ist alles zu spät!“ ~*~*~ „Nein, warte!“, brüllte Naruto, und Koshirou hielt tatsächlich inne und schaute auf. Dunkles Blut lief bereits die Schneide es gebogenen Stahls herab. Koshirou schien eher belustigt wegen Narutos verzweifelten Aufschrei und Unverständnis über die Situation. „Hast du etwas zu sagen, was meine logischen Schlussfolgerungen entkräften kann, Naruto-kun, Schlauster unter den Hokageanwärtern?“ Narutos Verstand arbeitete fieberhaft um die ganze, absurde Situation zu verstehen, und sein Atem ging wild. Hing von seinen Worten etwa nun Kakashis Leben ab? Wach auf, Kakashi-Sensei! Wach doch auf! „Ich… Ich weiß zwar nicht was hier gespielt wird, aber eines weiß ich ganz sicher: Wir haben als Team einen Auftrag bekommen, und wir sollten ihn auch als Team zu Ende bringen. Wir wollten Hinata retten, und sollten uns nicht gegenseitig umbringen! Das ist völliger Blödsinn! Dafür haben wir keine Zeit! Ich kenne Kakashi-Sensei seit vielen Jahren, er hat mir viel beigebracht, und vor allem hat er mir beigebracht was Teamwork bedeutet und was Vertrauen in sein Team. Ich hatte in all den Jahren nicht einen einzigen Moment oder Grund gehabt, seine Worte anzuzweifeln, und das werde ich auch in Zukunft nicht tun! Kakashi würde niemals sein eigenes Team hintergehen! Niemals! Er würde eher sein eigenes Leben als das eines Teammitglieds riskieren, das hat er immer bewiesen. Kakashi ist kein Verräter! Kakashi liebt Konoha!“ Koshirou legte den Kopf schräg, und seine schwarzen Augen funkelten belustigt. „Ist das so? Liebt er diese Stadt wirklich? Vertraut er dieser Stadt? Würde er sein Leben für die Regeln dieser Stadt geben? Für die Verpflichtungen des Systems in Konoha? Die Antwort ist: Nein. Das würde er nicht. Nicht mehr, jedenfalls“ „Du… Du drehst meine Frage um“- „Naruto, hör mal zu! Ich kenne Kakashi noch viel, viel länger als du. Ich kenne ihn seit er ein kleiner Hosenscheißer war, schließlich wurden wir am scheiß gleichen Tag in diese Welt gesetzt! Ich weiß sehr viel besser als du, was Kakashi für ein Typ Mensch ist. Um zu dem zu werden wie du ihn heute kennst, hat er einige Erfahrungen hinter sich gebracht. Man sagt, häufig sind Menschen mit einer starken Ausstrahlung und einer unglaublichen Ruhe und einer verdammten inneren Ausgeglichenheit solche, die in ihrem Leben Grauenvolles erlebt haben. Trifft schon mal alles auf Kakashi zu. Jedes starke und vor allem emotionale Erlebnis prägt einen Menschen, verändert seine Art zu denken und zu handeln, und am Ende kann es vorkommen, dass du die Person nicht mehr wieder erkennst. Ich erkenne den Kakashi nicht wieder, den ich ganz früher mal bewundert habe. Und was in einem Menschen vorgeht, das weiß ohnehin niemand. Heutzutage darf sich doch jeder frei entwickeln, mit all seinen psychopatischen Eigenschaften und schizophrenen Schattenseiten. Und wenn ich einen kenne, der weit aus durchgeknallter ist als ich, dann ist das Hatake Kakashi, Kopierninja von Konoha. Hast du jemals die Gelegenheit gehabt, seine Mimik zu sehen? Seine Gefühle zu lesen auf seinem Gesicht, bei dem bisschen was er davon überhaupt zur Schau stellt? Weißt du was er denkt oder ob er gerade vielleicht sogar lügt? Kennst du sein verkorkstes Genin-Team? Seinen heldenhaft gestorbenen Sensei? Seinen aus Unehrenhaftigkeit den Seppuku wählenden Vater? Seine Mutter die verrückt geworden ist und Selbstmord begangen hat deswegen? Den Menschen, der ihn zum Kopier-Ninja machte? Und jetzt, Naruto, sag mir: Glaubst du immer noch du würdest Kakashi kennen?“ „V-vielleicht kenne ich ihn wirklich nicht so lange wie du, und ich weiß auch nichts über die Details seiner Vergangenheit, aber das brauche ich auch nicht, denn offensichtlich kenne ich sein jetziges ich dennoch besser als du. Egal was geschieht und geschehen ist, ich werde ihm immer vollstens vertrauen!“ Koshirou sprang wütend auf und ging blitzschnell auf Naruto zu. „Und wie willst du mit Vertrauen beweisen, dass Kakashi nicht für den Tod zahlreicher Menschen verantwortlich ist? Für die Menschen in Ji-Kon? Für das Leben von Shirakawa Okoi? Wie willst du beweisen, dass Okoi ihn nicht angegriffen hat mit ihrer Spezialtechnik, wenn Kakashi sich praktischerweise nicht einmal mehr an diese Nacht in Ji-Kon erinnert? Wie willst du das alles, Naruto? Häh?! Durch reines Wunschdenken? Durch VERTRAUEN!?“ Naruto drehte den Kopf ein wenig zur Seite, da Koshirou ihm bei diesen Worten eindeutig zu Nahe gekommen war. „Ich bin vielleicht nicht der Klügste, das weiß ich selbst, aber eines werde ich bestimmt nicht auf bloßen Verdacht hin aufgeben: Meinen Glauben an das Gute im Menschen! Was auch immer in Ji-Kon passiert ist, ich bin mir sicher, nein, ich weiß, dass jemand anderes als Kakashi dafür verantwortlich ist, denn er hätte keinen Grund dazu! Ich weiß nicht, wie ernst seine Liebe zu Konoha wirklich ist, aber das ist auch nicht wichtig, denn es geht nicht um die Regeln und das System in Konoha, sondern um die Menschen dort, und ich weiß, dass Kakashi ihnen und ihrem Wohlbefinden über alle Zweifel treu ist! Kakashi ist ein intelligenter und fähiger Shinobi! Er ist ein Mensch, genau wie du oder ich! Er würde so etwas niemals tun! Er würde Konoha niemals verraten!“ Koshirou schnaubte wütend, und seine Stimme klang bedrohlich und rau. „Sieh dich doch nur selbst an! Naruto Uzumaki, impulsiver, naiver Junge ohne viel Lebenserfahrung, mit impulsiven Neigungen zu extremer Emotionalität. Wenn du richtig wütend wirst, verlierst du die Kontrolle über dich selbst. Kannst du dir denn selbst vertrauen? Selbst wenn du Konoha so gern hast wie du es immer behauptest, da du ja Hokage werden möchtest? Vertraust du dir? Du hast dich nicht hundertprozentig unter Kontrolle! Niemals! Möchtest du weiter ein Mensch bleiben oder eine Bestie werden? Natürlich möchtest du menschlich bleiben, nicht wahr? So behauptest du es immer. Unbedingt möchtest du das für dich und deine Freunde. Dann hör mir zu, Naruto-kun, denn du verstehst einen wesentlichen Teil des Lebens nicht den du aber wissen solltest für den Fall, dass du wirklich mal Hokage wirst und dann einen riesigen Haufen Shinobis unter dir hast: Die schrecklichste aller Bestien auf der Welt ist der Mensch. Du kannst keinem Menschen vertrauen!“ * ~ * ~ Du verstehst einen wesentlichen Teil des Lebens nicht: Die schrecklichste aller Bestien auf der Welt ist der Mensch. Du kannst keinem Menschen vertrauen. Koshirous Worte hatten einen unangenehmen Nachgeschmack und hallten noch in Naruto nach. Die eindringliche Art und Weise in der Koshirou diese Worte gesprochen hatte, der mit seinen wilden schwarzen Haaren und dem kräftigen Gebiss im flackernden Fackellicht selbst wie eine Bestie ausgesehen hatte, verunsicherten Naruto. Ja, er konnte sich nicht anmaßen, jeden Menschen verstehen zu können. Aber Kakashi… Er wusste einfach er würde ihn gut genug kennen, um zu wissen, dass Koshirou sich irrte. Aber wie konnte er den ANBU nur überzeugen? Mit Worten sicher nicht, dazu war sich der ANBU zu sicher. Er zappelte, doch sein sirupartiges Gefängnis war inzwischen hart geworden und ließ ihm kaum genug Luft zum Atmen. Koshirou drehte Naruto den Rücken zu. Naruto schüttelte sich in seinem Gefängnis, doch ihm fehlte die Bewegungsfreiheit um die nötige Kraft aufzubringen, sein Gefängnis zu sprengen. Sollte es das jetzt etwa gewesen sein? Konnte ich Koshirou nicht überzeugen? Das ist doch ein Witz! Der ANBU hob bedächtig seine unheilvolle Waffe vom Boden auf und hockte sich neben Kakashi nieder. „Was für ein Jammer, Kakashi. Und dabei dachten alle, du hättest eine großartige Karriere vor dir… würdest vielleicht sogar mal Hokage werden…“ Naruto schluckte überrascht. „L-lass ihn in Ruhe, Koshirou, du mieser Kerl, benutz doch mal deinen Verstand, so wie du kann man doch nicht sein… Koshirou!...“ Koshirou ignorierte ihn und legte die Waffe wieder an Kakashis Hals an. „Ich werde es schnell und schmerzlos machen. Wenigstens das.“ Da öffneten sich Kakashis fiebrig glänzende Augen. „Ist das wirklich deine Überzeugung, Koshirou? Oder bist du bloß Danzous Marionette, der nur darauf gewartet hat mich endlich auszuschalten nachdem ich mich nicht so manipulierbar entwickelte wie er es wünschte- nicht so wie du.“ Koshirous Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Kakashi. Wieder deine Psychospielchen?“ Kakashi wusste es besser als eine abrupte Bewegung zu machen, also blieb er ruhig liegen und sprach ebenso ruhig. Koshirou und er waren sich in ihrer Stärke zu ähnlich, und der ANBU war eindeutig im Vorteil. „Du kennst nicht einmal die ganze Geschichte, Koshirou, willst du da wirklich vorzeitig schon ein Ende herbeiführen?“ „Wenn du dir nur nicht selbst unsicher darüber wärst, Kakashi. Ich kenne dich. Du weißt nicht einmal selbst ob du es warst, du bist dir unsicher, sonst würdest du dich nicht mit solchen Worten, sondern mit klaren, logischen Argumenten verteidigen. Zu dumm, dass es keine klaren, logischen Argumente für dich gibt. Ich habe dich enttarnt. Du hast n ganzen Haufen Scheiße auf dich geladen, und nun hab ich die unehrenvolle Aufgabe, dir deine Seele wieder zu erleichtern, vielleicht schaffst du es damit dann doch noch in den Himmel. Grüß mir Obito!“ Koshirou senkte den gefährlichen Stahl endgültig, da wurde plötzlich die Tür aufgerissen, Ino stand dort und schrie: „Shin-ten-Shin No Jutsu!“ Ihr Körper sackte im Eingang zusammen, und Sakura tauchte neben ihr auf. Inos Geist drang in Koshirous Körper ein, und durch den Überraschungseffekt gelang es ihr vorübergehend, die Bewegung des ANBU zu stoppen. „Nein! Hör mir zu, Koshirou!“, sagte Sakura, und stützte sich schwer am Türrahmen ab. „Kakashi war es nicht, ich habe es gesehen.“ „So ein Unsinn.“, brachte der ANBU gepresst hervor. „Es war nicht Kakashi, sondern es war Naruto!“ „Bitte?“ Naruto hing noch immer in seiner Position an der Wand fest, und schaute nun ungläubig und entgeistert auf seine vermeintliche Retterin. Da war sie gerade noch gekommen um Kakashi zu beschützen und verfütterte stattdessen ihn an den verrückten ANBU?! „Er… er kann nichts dafür, er ist auf seinem Weg vom Marktplatz einem feindlichen Ninja aus Oto in die Arme gelaufen. Der Oto-Ninja war spezialisiert darin, Genjutsu per Klang zu vermitteln, er… er konnte den Hörer mit Hilfe einer Trommel sofort in ein Genjutsu einfangen. Naruto hatte keine Chance. Das Genjutsu hat ihn hypnotisiert, und ohne es zu wollen oder zu wissen hat Naruto ihm alle Details der Mission verraten, und auch die Sache mit Hinata.“ „Ich?“, Naruto war entsetzt über diese Offenbarungen. „Ich bin dafür verantwortlich? Ich hab Hinata verraten? An den Feind?!“ „Ja, Naruto. Tut mir Leid. Ich… konnte dich leider nicht befreien. Ich war so abgelenkt davon, dass… Sasuke da war“- „Sasuke war da? In Kinuzu?!“ „Ja, Naruto, dass war er. Und Kabuto auch. Kabuto hat mich verletzt. Sie waren zusammen mit einem hohen Abgeordneten aus Iwa. Oto und Iwa haben sich gegen Konoha verbündet.“ „Du willst Kakashi doch nur schützen!“, knirschte Koshirou. „Natürlich will ich Kakashi schützen. Aber ich würde in so einer Angelegenheit niemals lügen.“ „Wie erklärst du dir dann die Sache mit Ji-Kon? Mit Okoi und mit Hirose?! Und damit, dass Sasuke und Kabuto hier in Kinuzu sind zur gleichen Zeit wie wir?! Und komm mir jetzt nicht mit Vertrauen!“, verlangte Koshirou zu wissen. Sakura senkte den Kopf. „Ich habe keine Antworten auf alle Fragen, aber ich bin sicher wir werden sie finden. Wir wissen doch, dass hier noch mehr Leute involviert sind, und zwar mindestens zwei Nationen! Außerdem noch einer der Feudalherren des Feuerlandes. Noch weiß ich nicht genug, um deine Fragen beantworten zu können, aber ich werde es noch tun. Lass Kakashi gehen, Koshirou. Denn zumindest für die Sache mit Hinata kann ich dir ein handfestes Alibi geben: Meinen Augenzeugenbericht.“ Sakura schaute ihn aus ihren jadegrünen Augen an, und trotz der Müdigkeit war in ihnen wie immer eine tiefe, feste Aufrichtigkeit zu lesen. „Und ich rede hier nicht von Vertrauen, sondern von Wissen.“ Koshirou blickte sie mit seinen hellen Augen hart an, und Sakura erwiderte den Blickkontakt ohne zurückzuweichen. Plötzlich seufzte der ANBU und die Sichel fiel auf den feuchten Erdboden. „Wär auch zu schön gewesen. Dieses eine Mal versuche ich dir zu glauben, Sakura, wer könnte schon der Wirkung der charismatischen Worte einer jungen, aufgebrachten Hokageschülerin entkommen. Also für mich sollte das heute genügen. Doch sollte ich herausfinden, dass du in irgendeinem Punkt gelogen hast, dann weißt du, ich werde direkt in deinem Nacken sein und dich daran erinnern. Und auf Kakashi werde ich trotzdem ein Auge haben, da ihr ja anscheinend alle hier völlig blind vor Vertrauen durch die Gegend watschelt.“ „Ich verspreche dir, Koshirou, dass ich herausfinden werde, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist. Ich werde es herausfinden und die Schuldigen werden zur Rechenschaft gezogen werden!“ Koshirou schnaubte, schüttelte sich, und plötzlich zuckte Inos Körper wieder. Er hatte sie abgeschüttelt und war wieder frei. „Solche dramatischen Szenarien wie hier liegen mir nicht. Also vergessen wir den ganzen Scheiß fürs erste und sehen lieber zu, wie es dem kleinen Hyuga-Mädchen geht, wär jammerschade wenn wir durch diese ganze Oto-Iwa-Kacke das auch noch versieben würden.“ Sakura lächelte, dann ließ sie sich erschöpft und erleichtert am Türrahmen hinabgleiten. Ino erhob sich und ging neben ihr in die Knie. „Ich kümmere mich um sie. Sucht schnell Hinata!“ Koshirou stand auf. Kurz überlegte er, ob er Kakashi eine Hand reichen sollte um ihm aufzuhelfen, entschloss sich dann aber, es nicht zu übertreiben, und erlöste stattdessen Naruto aus seinem Gefängnis indem er ganz einfach mit den Fingern schnipste. Kakashi kämpfte sich taumelnd auf die Beine, sein Hals brannte ein wenig, wo Koshirous Klinge ihn verletzt hatte. Er schüttelte den Kopf um eine klare Sicht zu bekommen, und ging dann mit zunehmend sicheren Schritten zur Tür. Sakura warf ihm einen müden, zufriedenen Blick zu, und Kakashis Auge ruhte dankbar auf ihr. Er nickte und legte ihr die flache Hand auf den Scheitel. Sie schloss ihre Augen, lehnte sich seiner Berührung entgegen, und schmunzelte erschöpft. Dann ergriff sie seine Hand und setzte dem Überraschten einen Kuss auf die Fingerspitzen. Er zwinkerte ihr dankbar zu, dann war er an ihr vorbei und eilte zu Hinata. Naruto rappelte sich vom Boden auf wo er hingepurzelt war als Koshirou ihn erlöste, und stürmte sofort hinterher. Koshirou blieb noch einmal neben Ino stehen. Kurz erwartete sie, dass er sie wütend anfahren würde, weil sie mit ihrem Jutsu in seinen Körper eingedrungen war, doch der Moment verflog, und er sagte nichts dergleichen. Stattdessen sprach er klar und deutlich: „Hast doch mehr Schneit als ich dir zugetraut hätte. Für ein Mädchen gar nicht schlecht.“ Dann war er in der Dunkelheit und dem zunehmendem Schnee verschwunden. Ino lächelte. Denn so hart der ANBU auch tat, er war froh gewesen, dass Sakura und sie ihn aufgehalten hatten, denn auch wenn ihr der Überraschungsmoment gelungen war, hätte er sie und ihr Jutsu bereits nach wenigen Sekunden aus eigener Kraft abschütteln können. So hart wie er immer tat war er nun wirklich nicht, der verrückte Koshirou. ~*~*~ Der Schnee fiel weiterhin in dicken Flocken vom Himmel, die der kalte Wind ins Gesicht trieb und die Sicht erschwerte. Sie beeilten sich sehr. Naruto, Kakashi und Koshirou sprangen über schnee- und eisüberzogene Äste in dem schnellsten Tempo, dass sie bei diesem Wetter riskieren konnten und darüber hinaus. Koshirou war wieder einmal der schnellste und eilte ein wenig voraus. Die ersten Sonnenstrahlen leckten bereits über die Spitzen der Baumwipfel und tauchten das Land mit seiner weißen Schneedecke flutartig in weiches Licht. Koshirou erreichte als erster die Lichtung. Naruto landete einige Augenblicke nach ihm im kniehohen Schnee. Kakashi kam ebenfalls neben dem ANBU zum stehen. Koshirous Augen waren auf die Lichtung gehaftet, dann drehte er sich mit unlesbarer Miene zu Naruto um und trat zur Seite um ihm den Weg freizugeben. Er hatte es bereits gewusst. Er hatte es im Wald schon gespürt und nun traf es ihn nicht einmal überraschend. Du hast Wort gehalten, dachte er. Vor Naruto breitete sich zwischen den Bäumen die ovale Lichtung aus, wo der kleine Schrein stand. Zarte Frühlingsglockenblumen beugten sich unter dem im Sonnenlicht glitzernden Schnee, frisch gefallene Flocken hatte die meisten Spuren des Kampfes überdeckt. Hinata war dort. Und sie hatte ihren Gegner besiegt. Der abtrünnige Hyuga lag schwer verletzt, bewusstlos und gefesselt am anderen Ende der Lichtung. Und vor dem Schrein lag sie. Schnee fiel in dicken Flocken und rieselte hinab, deckte alles und jeden zu wie eine weiche, weiße Decke. Auch Hinata. Ihr dunkles zartes Haar fiel ihr in Strähnen vor das Gesicht und die milchig violetten Augen blickten starr auf den Weg der zu der Lichtung führte, den Weg, den Naruto zu ihr kommen würde. Ruhig ging er zu ihr und kniete sich neben ihr in den Schnee. Er nahm ihre kühle Hand in seine und verflocht seine Finger mit ihren. Ihre Arme waren übersäht von den Wunden, die nur von einem Kampf mit einem Hyuga stammen konnten. Naruto zweifelte nicht, dass ihr ganzer Körper ebenso aussah. Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er sie nach einem Kampf mit einem Hyuga gesehen hatte… Doch diesesmal war keine ärztliche Hilf in der Nähe gewesen. Er ließ seinen Kopf in ihren Nacken fallen und schluchzte in ihr weiches Haar, während der Schnee fiel und sie beide mit seiner kühlen Umarmung bedeckte. Koshirou verzog das Gesicht und warf Kakashi kurz einen Blick zu. Kakashi glaubte ihn etwas murmeln zu hören was verdächtig nach „Ist doch alles scheiße.“ klang, während der Schwarzhaarige sich abwandte und ein paar Schritte den Weg zurückging. Kakashi schloss seufzend kurz die Augen und wollte sich ihm anschließen, als er sich noch einmal umdrehte. „Naruto-Kun?“ Eine Stimme, so zerbrechlich und zart wie tausend Schneeglöckchen, und noch tausendmal süßer drang an Narutos Ohren. Sein Herz machte einen zusätzlichen Schlag und seine Kehle war mit einemmal so eng, dass sich keine Luft mehr durch sie durch pressen wollte. Als er dann noch einen sanften Druck auf seinen Fingern spürte, wusste Naruto, dass seine Erleichterung der Himmel war. Jetzt weinte er richtig und umarmte sie und drückte sie fest an sich. „Das hast du so unglaublich gut gemacht.“, sagte er mit bebender Stimme. „Hinata-Hime.“ „Naruto-Kun…“ Und der Anflug eines Lächelns legte sich um ihre Mundwinkel. Hinata-Hime… Sie lebte. „Oh Gott, danke! Danke!“ ~~~Ende Kapitel 16 ~ Hinata-Hime~~~ Mhuhahaha, ein bisschen schmalzy, aber ich hatt so n schönes Lied gehört als ich den letzten Teil des Kapitels vor einem Jahr geschrieben hab, das musste also sein. ;) Ach, und nein, ich sehe es in dieser Szene als realistisch, dass Naruto nicht gleich ausrastet und zum Kyubi wird und Koshirou oder den Wald zerlegt. ;) Hoffe, dass Kapi war spannend, hat jedenfalls Spaß gemacht „intensive“ Gespräche zu schreiben. Und erst wollte ich ja schreiben, dass Hinata ihren Gegner platt macht, aber so fand ich es noch besser. Großes, starkes Mädchen macht erwachsenen Chunin-Hyuga platt.^^ Kommentare sind wie immer gerne gesehen. Kapitel 18: Wege ---------------- Moinsen Folks! Ja, ich lebe noch. Ich bin wieder da. ;) Zum Kapitel: Thehe, mir war danach, ein bisschen was über Genmas Vergangenheit aufzubauen für diese Geschichte. Zum Beispiel: Warum er sein Hitai-Ate verkehrt herum trägt. ;) Außerdem bietet seine Spezialisierung (in dieser Geschichte) einfach zu verlockende Möglichkeiten. Kapitel 18 ~Wege~ Sakura stemmte die Hände in die Hüften und beäugte den vor ihr stehenden Jonin mit einem herausfordernden Blick. „Jetzt wirst du mich nicht mehr zurückschicken können, ich hab’s Koshirou versprochen. Es war seine Bedingung, dich am Leben zu lassen. Du hast nun keine andere Wahl mehr!“ Kakashi seufzte. Widerwillig nickte er. Was für eine obskure Ironie ihm den Wind aus den Segeln genommen hatte, Sakura nicht bei dieser gefährlichen Mission an seiner Seite zu wissen. Ausgerechnet Koshirou. „Wie? Das war’s? Mehr Reaktion von dir bekomme ich nicht? Nicht einmal ein Wort des Dankes? Ein Wort darüber, dass du doch froh bist, dass ich hier bin? Kannst du zur Abwechslung nicht mal was Nettes sagen?“ Kakashi kratzte sich am Hinterkopf, Sakura schien nun wirklich erbost zu sein. Wie bog er das nun am besten gerade? Er schielte hilfesuchend zu den anderen des Teams herüber, aber die befanden sich einige Schritte hinter ihnen und damit außer Hörweite auf der Waldlichtung und bekümmerten Hinata. Von ihnen brauchte Kakashi keine Rückendeckung zu erwarten. „Ähm… Wie geht es deiner Verletzung?“, brachte er versuchsweise hervor. Sakuras Gesicht blieb kritisch. „Nicht perfekt, aber es wird halten.“ „Das ist gut.“ Sakura legte den Kopf schräg, die grünen Augen blitzten. Dann wurde ihr Ausdruck sanft. „Ich… Ich bin froh dich zu sehen, weißt du.“ Sie verschloss den Verband um seine Schulter, die sie behandelt hatte. „Auch wenn du es nicht verdient hast, aber ich bin erleichtert darüber, dass dir Koshirou nicht den Kopf abgesäbelt hat.“ „Wie nett von dir.“, kommentierte er trocken. „ …Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Sie legte ihr Kinn auf seine gesunde Schulter, schloss die Augen und sog tief die Luft ein. „Ich bin froh darüber.“ Sie wusste, dass er jetzt lächelte. „Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt, um hier anzugelangen, was?“, wisperte sie nun und beide schwiegen einen Moment. „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, als du mich damals mit auf Mission nahmst um meinem Teint ein wenig Bräune zu verschaffen. Wir waren sogar auf dem Empfang eines Feudalherren und haben Kimonos getragen… Ich habe deine Vorliebe für Hausdächer kennengelernt… Wir haben uns auf dem ANBU-Dach geküsst… Ich habe Rin getroffen und Sachiko…, und ich musste mich wieder in einen engen Kimono zwängen für dich… -Das hab ich für noch keinen Kerl getan, ich hoffe, dir ist das klar.“ Der letzte Satz klang wieder streng, aber Kakashi fand sie ganz besonders liebenswert, wenn sie sich aufregte ohne mit ihrer unheimlichen physischen Stärke zu drohen. „…Du hast auch mein Erste-Hilfe-Täschchen geflickt…“, murmelte er verträumt. „Ja, das habe ich-…“ Er legte einen Arm um ihre Hüfte und presste sie so gegen seine harte Brust. „Ich bin froh, dass du hier bist. Ich bin froh, dass du nicht in Konoha bist sondern hier bei mir.“, sagte er schließlich mit rauer Stimme direkt in ihr Ohr. Er war selbst erstaunt über die Offenheit, aber noch mehr überraschte ihn die Gewissheit, mit der er diese Worte ihr leise zuwisperte. Diese Worte waren nur für sie bestimmt. Sakura schien zu spüren, dass dies ein besonderer Moment war. Schon allein deswegen, weil es das erste Mal war, dass ein derartiges Geständnis in ihrer Gegenwart aus seinem Munde kam. Sie schloss wieder die Augen und seufzte wohlig. „Fast hätte ich dich verloren…“ Seine Hand strich ihr durch die Haare am Hinterkopf. Dann senkte er seine Stimme erneut und flüsterte ihr etwas noch leiser ins Ohr, was ihre Wangen prompt rot wie Pfirsiche färbte. Sein Griff wurde fester, er drückte sie so nah an sich, dass sie Sorgen bekam, das erschwerte Atmen könnte auf Dauer zu einer Ohnmacht führen. Sakura küsste ihn beruhigend durch die Maske auf den Mund und schaute ihn tief und an. „Das waren ungewohnt viele nette Worte.“ „Sch,“ machte er, „du ruinierst den Moment.“ Schnaubend schüttelte sie den Kopf und genoss es noch ein bisschen länger, sich von ihm beinahe die Luft abschnüren zu lassen. Sie fühlte sich unglaublich sicher in diesem Augenblick. Ein rüdes Pfeifen von Koshirou erinnerte beide daran, dass sie nicht allein waren auf der Lichtung. Koshirous flegelhafte Kommentare ignorierte sie, dann musste sie darüber grinsen. Lachend befreite sie sich aus Kakashis Armen, aber in ihren Augen funkelte es vielsagend. „Wenn diese Mission erfüllt ist, Kakashi, dann lass uns noch nicht gleich nach Konoha zurückkehren. Die anderen schicken wir vor, die können Tsunade Bericht erstatten und den ganzen Papierkrempel erledigen. Aber einmal, einmal möchte ich gerne mit dir alleine sein. Nicht in Konoha, nicht in der Welt der Ninjas voller Intrigen, Politik und Kämpfe, sondern ohne all das. Irgendwo dort, wo uns keiner stört und wir ganz für uns allein sein können.“ Er schwieg einen Augenblick, zu lange für Sakuras Geschmack. Sein sichtbares schwarzes Auge maß sie prüfend. Ein ungutes Gefühl war in ihm aufgestiegen. Dann trat er genau vor sie und schaute auf sie herab. „Das klingt nicht so vernünftig und erwachsen, wie man es von einer Schülerin der Hokage erwartet hätte. Ist dir in den Sinn gekommen, dass es keinen solchen Ort für uns geben kann?“ „Ich weiß, es klingt unvernünftig von solchen Dingen zu sprechen wenn Konoha gerade möglicherweise vor einem Krieg steht. …und die restliche Welt womöglich auch. Aber… Wir beide haben so viele Verpflichtungen, das ist mir schon klar. Aber ich würde so einiges dafür geben, wenn es auch nur ein kurzer Moment wäre… Wenigstens ein einziges Mal hätte ich gern dich für mich allein.“ „Nun, da wüsste ich schon, was du dafür geben könntest…“ Sein Auge blitzte merkwürdig und seine Hand wanderte an seine Hosentasche, wo er einen Zettel herauszog. Sakura erkannte sofort um was es sich handelte. Da Kakashi höchst selten etwas aufschrieb bei seinem photographischen Gedächtnis, handelte es sich entweder um einen Missionsbericht, ein Kochrezept, oder, und da war sich Sakura in diesem Fall hundertprozentig sicher…! Schnell legte sie ihre Hand auf seine und schob so den Zettel zu seiner Enttäuschung wieder in seine Tasche zurück. Dann beugte sie sich an sein Ohr und raunte ihm leise zu: „Gib mir Zeit mit dir allein und die Erfüllung deines Icha Icha-Wunschzettels wird deine kühnsten Vorstellungen übertreffen.“ Diese forschen Worte ließen sie selbst ein wenig um die Nase herum glühen. Interessiert betrachtete er diesen Rotschimmer, schien er ihm doch mehr Bestätigung als er je gebraucht hätte. Prompt drehte sich Kakashi zum Rest der Gruppe um, hob den Arm und rief: „Wir beenden die Mission hier-„ Sakura riss energisch seinen Arm herunter. „Hör auf mit dem Unsinn.“ Kichernd rieb er sich den Kopf, seine sichtbare Wange glühte rot. Da lachte Sakura befreit auf. Er hatte so eine merkwürdige Art von Humor. Etwas entfernt von ihnen konnte sie Ino und Naruto hören, die miteinander stritten, anscheinend hatte niemand Kakashis Einwurf wirklich Beachtung geschenkt. Hinata versuchte schüchtern und mit brüchiger Stimme zu schlichten, während Koshirou Ino begeistert bei dem Streit anfeuerte. Sakura schüttelte das Bild blinzelnd ab und besann sich wieder darauf, dass sie hier gerade auf einer eingeschneiten Wiese bei Sonnenaufgang Kakashi gegenüber stand und dass sie immer noch ihre Hand auf seinem Arm hielt. Ihre durchaus romantische Ader kam wie eine Woge in ihre hervor, und sie beschloss, diesen letzten Augenblick scheinbarer Zweisamkeit und Ruhe auszukosten bis zum Ende. Sie ließ ihre Hand hinab zu seiner Hand wandern und drückte sie. Romantische Momente waren kostbar und selten, vor allem mit Kakashi. Sie war nicht gewillt, ihn so einfach verstreichen zu lassen. Das Metall auf dem Handschuh war kühl gegen ihre Finger, so kühl wie der Schnee. Kakashi lebte einen anderen Lebensstil als sie, er lebte schnell und gefährlich, auch wenn er nach außen hin ruhig und gelassen wirkte, war er doch unter der lässigen Oberfläche ein Shinobi durch und durch. Ein Shinobi mit zahlreichen, dunklen Geheimnissen. Die Gespräche mit Anko hatten es ihr klar gemacht, wie sehr sie sich beide unterschieden, ~“Mit jemandem wie Kakashi kann man auf Dauer nicht glücklich werden.“~ und dass sie sich nicht sicher sein konnte, ob er jemals in der Lage sein würde eine ernsthafte Beziehung zu einem Menschen aufzubauen. In seiner Wachsamkeit nachlassen und ihr vertrauen würde. Kakashi hatte schon in Kriegen mitgekämpft und hatte deswegen und wegen anderer Dinge frühzeitig erwachsen werden müssen. Er hatte keine Kindheit. Sie selbst war in Sicherheit aufgewachsen, es war ihr immer gut gegangen. Sasuke war ihr einziger Verlust. Aber Kakashi möglicherweise zu verlieren oder aufzugeben, war keine Option. Eine Schneeflocke landete auf ihrer Nasenspitze und schmolz. Da lächelte sie, als sie sich dadurch plötzlich an die Nacht auf dem ANBU-Dach erinnert fühlte und blickte zu ihm auf. Unwillkürlich musste Kakashi schlucken. Er war sich sicher, sie ahnte nicht einmal, welche Wirkung ihre Blicke hatten. „Ich liebe dich.“, sagte sie in einem Augenblick unerschütterlicher Selbsterkenntnis. Deswegen gingen ihr die Worte auch ohne zu Zögern ein weiteres Mal über die Lippen. Es bestand kein Zweifel. Kakashis Unterkiefer klappte ein wenig hinab. Er sah ihre Entschlossenheit und Aufrichtigkeit, während leichte Schneeflocken in ihr Gesicht fielen und auf der sonnengebräunten Haut verschwanden oder sich in ihrem Haar verfingen. Einen Bruchteil einer Sekunde ertappte er sich, ihren Wunsch danach zu teilen, dass dies alles vorbei war und sie sich einfach von dieser Welt zurückziehen könnten um allein zu sein. Um die eigenen Gefühle auszuloten. Um sich selbst klar zu werden, was er wollte. Der Drang, mit ihr Zeit zu verbringen, sie an sich zu pressen, ihren Körper zu erkunden und ihre Eigenheiten zu entdecken wurde einen Moment übermächtig. Aber so funktionierte die Welt nicht. Nicht die Welt der Shinobi. Am liebsten hätte er sich abgewandt um sich der Verantwortung einer Antwort zu entziehen, doch dies hätte sie sicher verletzt. Stattdessen zog er sie wortlos an sich, presste sein Auge zu und lehnte ihr Gesicht gegen seine Schulter. Es fühlte sich echt an. Es fühlte sich richtig an und warm. Eine Erinnerung streifte seine Gedanken. Eine Erinnerung an jemand anderen, den er genau wie Sakura in diesem Moment gefühlt hatte und in die Arme geschlossen hatte. Nur, dass es damals Rin gewesen war. Für eine einzelne Nacht. Er öffnete seine Augen nicht. Zu sehr fürchtete er sich dafür, dass sich Geschichte immer und immer wieder wiederholen würde. Alle, die ihm nahe standen waren tot oder wie Rin. Wie hatte er es nur soweit kommen lassen können wie zu diesem Augenblick? „Lass uns gehen.“, antwortete er, ohne sich wirklich zu rühren. „Beenden wir, wofür wir hergekommen sind.“ Mit einem unguten Gefühl öffnete Sakura die Augen, als Kakashi trotz seiner Worte sich nicht bewegte, als wolle er es gar nicht. „Und stell bloß nicht wieder irgendeinen Unsinn an, Breitstirn!“, murrte Ino, während sie den Waschlappen erneut in die Schale mit kaltem Wasser tunkte, mit dem sie Hinatas Gesicht abgewischt hatte. „Wie geht es ihr?“, fragte Sakura, als sie an den Futon herantrat, auf den man den Körper der jungen Chunin gebettet hatte. Sie waren wieder zurück in Kinuzu, im Haus, das Konoha sich dort hielt. „Hinata geht es soweit gut. Einige ihrer Chakrakanäle sind verschlossen und ihr eigenes Chakra ist beinahe vollständig aufgebraucht. Ein paar innere Verletzungen kommen dazu… Ich habe vorhin sämtliche dieser stümperhaften Arztpraxen in Kinuzu durchkämmt. Sowas nennen die hier Praxis! Saftläden sind das! Im wahrsten Sinne des Wortes! Hab alles was wir von denen benötigen können gemopst. Damit kommen wir ein Weilchen über die Runden. Eine Nacht noch werden wir hier bleiben, danach werden Hinata und ich den Hyuga-Typen nach Konoha zurückschleppen. Und noch einmal will ich nicht mit der Kutsche zurückreisen müssen, wenn ich die schon so teuer bestellt habe.“ Ino reichte Sakura einen kleinen Beutel. „Hier! Für dich bin ich zum Wundermax von Kinuzu geschlichen und habe getrocknete Schlangenaugen und Fledermauskot besorgt, was du dir auf deine Wunde schmierst!“ Sakura verzog bei Inos Bezeichnung der Zutaten angewidert das Gesicht. Das war natürlich Unsinn, es handelte sich keineswegs um diese Zutaten, aber nach einem prüfenden Nasenzug konnte Sakura getrost behaupten, es handele sich um etwas mit gleicher Geruchsnote. „Los jetzt!“, murrte Koshirou gewohnt grimmig, der mit verschränkten Armen hinter ihr in der Tür lehnte. „Wir brechen auf!“ ~*~*~*~ Genma spritzte sich das kalte Wasser des Flusses über Arme und Gesicht. Zu guter letzt füllte er noch seine Wasserflasche wieder auf. Als er aufsah, sah er gerade noch wie Raidou aus dem Büschen kam und sich seine Hose zurecht rückte. Der bemerkte Genmas nachdenkliches Gesicht und erlaubte sich einen scherzhaften Kommentar. „Wenn du so viel grübelst siehst du aus wie ein alter, verbitterter Mann. Und das in deinem Alter… Worüber denkst du nach? Du bist seit unserem Aufbruch aus Konoha ungewohnt schweigsam.“ „Darüber, dass unser Schiff nicht mehr weit entfernt ist. In knapp zwei Stunden werden wir es erreicht haben. Und darüber, dass ich das Gefühl nicht loswerde in eine Falle zu laufen.“ Raidou runzelte die Stirn. Sein Instinkt sagte ihm, dass dies nicht Genmas eigentliche Gedanken gewesen waren. „Dieses Gefühl hattest du doch von Anfang an. Unser bisheriger Reiseverlauf scheint dafür zu sprechen. Aber für jeden Fall sind wir doch gewappnet und stets auf der Hut. Außerdem: Besser tausend Feinde außerhalb, als einen einzigen im Haus. So sagen sie in Iwa.“ Darüber verzog Genma das Gesicht. „Raidou…“ Es gibt auch dort einen Feind, wie du weißt… Der Spezial-Jonin schüttelte den Kopf und vertrieb die düsteren Gedanken. Außerdem würde Raidou nur weiter bohren, wenn er nicht das Thema wechselte. Und das wollte er vermeiden. „Wo steckt der Kleine und wo ist Saiyori?“ „Saiyori wollte sich den Staub runterwaschen bevor wir in der Stadt wieder auf Menschen treffen, und der Kleine soll auf sie aufpassen.“ Raidou schmunzelte. „Anscheinend vertraut sie uns nicht, Wache zu halten.“ „Die braucht keine Wache. Die versucht eher den Kleinen nervös zu machen.“ Da lachte Raidou schallend und Genma musste ebenfalls schräg grinsen – er wusste, er hatte recht. „Jubei, hast du eigentlich ein Hobby? Irgendwas, was du besonders gerne machst?“, fragte Saiyori, während sie sich ihr Haar mit einem Tuch trocken rubbelte. „Ja, ich bin gerne einfach da.“, antwortete Jubei leise und irgendwie abwesend. „Huh? Einfach da?“, fragte Saiyori erstaunt, da sie glaubte sich verhört zu haben. Jubei lief rot an und versuchte schnell, seine Worte mit Inhalt zu hinterlegen. „Ja, ich meine damit, ich bin gerne da wo man mich braucht, wo ich helfen kann, wo ich sein möchte, halt eben einfach da. Das kann ich gut.“ Er grinste verlegen, klangen die Worte doch plötzlich in seinen eigenen Ohren sehr naiv. Saiyori klopfte sich mit dem Zeigefinger Wasser aus dem Ohr. „Eine weitflächige Definition für eine merkwürdige Hobbytätigkeit.“ Jubei stimmte mit ein, und seine Verlegenheit verflog. „Ja, ich weiß, dass sagt Onkel Gyboue auch immer. In anderen Worten, aber im Prinzip meint er dasselbe.“ Ren schmunzelte, dann packte sie sich Jubei, der ahnungslos mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte um ja artig nicht den Eindruck des Spannens zu erwecken, unter den Arm und rubbelte ihm mit der Faust über den Scheitel. „Ein goldischer Fratz bist du.“ Jubei wurde fast ohnmächtig, als sie seine Nase gegen ihre üppige Brust presste. „Keine Angst, Kleiner,“ sagte sie, als sie seinen Zustand bemerkte, „die Dinger sind nicht echt.“ „W-wie…?“ Die ANBU lachte. Dann verlieh sie ihrer Stimme einen hauchigen Klang. „Als Frau in meiner Position verhandle ich oft mit Männern. Ich nutze jeden Vorteil den ich haben kann und die meisten Männer sind einfältig genug, von zwei schlagenden Argumenten so abgelenkt zu werden, dass alles weitere ein Kinderspiel sein kann.“ Es dauerte einen Augenblick, bis Jubei ob der sinnverwirrenden Stimme endlich den Inhalt verarbeiten konnte. Ein Jutsu, das die Brüste vergrößerte… Nun verstand Jubei, warum ihn sein Onkel vor der Kunoichi gewarnt hatte… „Ein Tipp, Jubei: Wenn du auf Mission bist, vertrau niemals auf eine Frau die dich interessant findet und sich an dich ran macht…“ Wieder ein Lachen. Damit entließ sie ihn aus ihrem gefährlichen Griff. „Und noch weniger, sollte ich es sein. Aber meine eigentliche Spezialität ist neben Diebereien und Männern die tragisch primitiven Sinne vernebeln eigentlich eine andere. Ich bin eine Waffenexpertin. Ich hab ein riesen Arsenal und freue mich schon darauf, dass es auf dieser Mission bestimmt wieder in Einsatz kommt. Deine Spezialität ist Spionage, nicht wahr?“ Jubei nickte. „Ja, weil ich so gute Ohren hab.“ Wieder verspürte sie den Drang, ihn zu knuddeln. „Irgendwelche Spezialjutsus?“ „Nun ja… Es klappt noch nicht immer, aber ich arbeite an einem Jutsu. Es verschlingt alle Geräusche.“ „Und was soll das genau bringen? Willst du dich an den Gegner anschleichen?“ „Es ist so: Wenn ein Mensch nicht die Geräusche hört, die er erwartet zu hören, gerät er in Panik. Warst du schon einmal ein einem Raum, der alle Geräusche verschluckt und man nicht einmal die eigenen Schritte auf dem Kiesboden hören kann? Dann gerät wirklich jeder in Panik, der Mensch ist zu sehr davon abhängig, erwartete Dinge zu hören. Das nutze ich in meinem Jutsu aus. Es macht den Gegner panisch und lenkt ihn soweit ab, dass er angreifbar wird.“ „Das klingt abscheulich!“ Jubei schien bestürzt über ihre Bemerkung. „Meinst du?“ Verunsichert schien er sein Jutsu noch einmal zu überdenken und Saiyori legte verdutzt und nachträglich den Kopf schräg. „Jubei… Wolltest du eigentlich ein Ninja werden?“ „Natürlich!“, kam die Antwort laut. Saiyoris Gesicht verdunkelte sich. „Was bedeutet es für dich, ein Ninja zu sein?“ „Anderen Menschen helfen zu können.“ Saiyori sagte nichts mehr. Sie machten sich wieder auf den Weg. Die Zeit verging rasch und schweigsam. In einer halben Stunde würden sie die kleine Hafenstadt Ko erreichen, wo ein Schiff sie mitnehmen würde. Genma huschte einige Meter vor den anderen über die Äste der dichten, großen Bäume. Laub raschelte, wo sie sich schnell und fast lautlos vorbei bewegten. Jubei befand sich direkt neben Raidou, eine ungewohnt wortkarge Saiyori bildete die Schlusshut. Jubei war verunsichert. Genma schien ihm gegenüber distanziert seit dem Augenblick, in dem sie Konohas Tor verlassen hatten, Raidou hingegen schien viel freundlicher und Saiyori hatte sich seit dem Fluss noch nicht weiter mit ihm unterhalten. Es fiel ihm schwer, sich unter diesen undurchschaubaren Erwachsenen wohl zu fühlen. Man gab ihm durchweg das Gefühl, irgendwie nicht gut genug oder erwachsen genug zu sein für dieses Team. Hatte sein Onkel Gyobue nicht behauptet, er würde bei den anderen etwas lernen können? Und vor allem von Genma? Ob es ihrem Anführer missfiel, das ein Anfänger bei ihnen war? Und ob die ANBU es ebenso sah? „Wenn du eine Frage hast, Jubei, dann frag doch einfach.“, ertönte plötzlich Raidous brummiger Tenor. Er hatte die Stimme vertraulich gesenkt. Jubei presste die Lippen aufeinander. Konnte man ihm also mal wieder die Gedanken im Gesicht ablesen. Aber er wollte nicht über seine Sorgen sprechen. Er fürchtete sich ein wenig vor der möglichen Antwort. „Raidou-Sempai, du… Du bist Spezial-Jonin. Darf ich fragen, auf was du dich spezialisiert hast?“ Jubei zuckte zusammen. Er war im Augenblick sehr schnell verunsichert, und seine Frage hatte ihn selbst überrumpelt. Ob er wohl zu dreist gefragt hatte? Aber der großgewachsene, ruhige Spezial-Jonin mit der schrecklichen Brandnarbe im Gesicht überraschte ihn. „Leibwächter. Ich habe mich darauf spezialisiert, Menschen zu beschützen. Ich bin also Bodyguard.“ Raidou lächelte, als er Jubeis überraschtes Gesicht sah. „Du bist ein vollwertiges Mitglied unseres Teams, Jubei. Warum solltest du also nicht wissen dürfen, auf was Genma und ich spezialisiert sind. Saiyori hat ihre bezaubernden Fähigkeiten bestimmt schon mit dir geteilt.“ „J-ja, hat sie… Ist… Ist Genma-Sensei auch darauf spezialisiert, Menschen zu beschützen wie du?“, fragte Jubei zögerlich. Vielleicht war das der Grund, warum sein Onkel ihm gesagt hatte, er solle von ihm lernen. Schließlich war das Jubeis Ziel. Raidou lächelte hintergründig. „Als Ninja ist man das irgendwie schon, aber seine Spezialisierung ist… Die Antwort ist: Nein. Genma hat eine andere Gabe. Wusstest du, dass er ohne Probleme mit dem Senbon aus seinem Mund ein Kunai im Flug abwehren kann? Er trifft die Spitze der Klinge… Er ist sehr präzise darin mit den Senbon bestimmte Dinge zu treffen, weißt du. Er ist ein professioneller Killer.“ Jubei schnürte sich vor Entsetzen die Kehle zu. Ein Killer? Unser Anführer ist ein Killer? Extra spezialisiert darauf, Menschen das Leben zu nehmen und seit vielen Jahren auch so bisher eingesetzt worden? Wie viele Menschen sind unter seiner Hand schon gestorben, weil andere ihn damit beauftragten…? ~’Jubei, was bedeutet es für dich ein Ninja zu sein?’ - ‚Anderen Menschen helfen zu können.~ „W-warum bildet ihr zwei dann ein Team?“, fragte er fassungslos. „Onkel Gyobue sagte, ihr würdet oft gemeinsam auf Missionen gehen.“ „Du fragst dich das, weil ich mich darauf spezialisiert habe, Menschen zu beschützen, während es bei ihm andersherum ist?“ Raidou lachte trocken. „Du musst zugeben, wir ergänzen uns perfekt.“ Er schloss mit einem merkwürdigen Lächeln die Augen und schaute dann wieder nach vorne. Jubei schauderte kurz. Er dachte, das Gespräch sei damit beendet, doch sein Gefährte fügte nach einem kurzen Moment in einem ernsten Tonfall noch etwas hinzu: „Alle Ninjas sind gefährlich, Jubei, egal auf was sie sich spezialisiert haben. Merk dir das. Ein jeder Ninja kennt in jeder Situation mindestens zehn Methoden einen Menschen umzubringen. Du bist auch ein Ninja, vergiss das nie. Vergiss nie, zu was du gehörst.“ Genma hatte weiter vorne das leise Gespräch mit angehört. Er dachte einen Moment darüber nach, dann erhöhte er das Tempo. Je schneller sie diese Mission hinter sich brachten, desto besser, entschied er. Sie erreichten das Ende des Waldes. Unter ihnen lag die Stadt am glitzernden Wasser der Nachmittagssonne. Das Einzige, was sie von ihrem Schiff noch trennte, war ein riesengroßer Abgrund – sie standen an einer Klippe. „Du meine Güte, dass sind bestimmt 2000 Meter!“, rief Jubei aus. „2503 Meter, um genau zu sein. Aber es ist einfach der kürzeste Weg.“, bemerkte Raidou. „Und wie kommen wir jetzt da runter?“ In der Stimme des jungen Chunin war deutlich sein Unmut und sein Respekt vor der Höhe herauszuhören. Genma lächelte über die Furcht des Jungen. „Ganz einfach.“, sagte er. Er stand mit dem Rücken zum Abgrund, um dem Kleinen ins Gesicht zu schauen. Dann trat er zu Jubeis Entsetzen einen Schritt nach hinten und fiel. Mit einem Aufschrei war Jubei am Rand der Klippe und sah, wie Genma die senkrecht abfallende Felswand abwechselnd hinablief oder geschickt hinabrutschte. Er würde innerhalb kürzester Zeit unten angekommen sein. Jubei blickte die beiden anderen des Teams mit großen Augen an. „Ihr meint…?“ „Konzentrier Chakra in deinen Füßen und komm nicht zu weit von der Felswand ab, denn wenn du sie nicht mehr erreichen kannst, dann fällst du wirklich und bist tot.“, erklärte Raidou. Jubei schluckte. „Keine Angst, Mausebeinchen, wenn du fällst fang ich dich unten auf. Ich verspreche dir auch, du fällst weich.“ Saiyori wackelte ein wenig mit ihrer Oberweite und Jubei trat prompt die Flucht in Richtung Klippe an, mit dem festen Vorsatz, Saiyori keinen Grund geben zu müssen, ihre Drohung/Hilfe wahr werden zu lassen. Seine Furcht vor der Klippe hatte im Team ungewohnte Heiterkeit hervorgerufen. Bevor Raidou ihm folgen konnte, hielt Saiyori ihn am Kragen fest. „Wart mal einen Moment. Wann erwisch ich dich sonst schon mal ohne Genma. Hier, schau dir das an. Ich hab dir aus Fuoka ein spezielles Kopftuch mitgebracht, ich weiß du stehst auf so was. Also: 25 Taler und es gehört dir.“ Jubei war die ungewohnt lange Anstrengung nicht gewohnt. Andrerseits wollte er sich auch nicht die Blöße geben, hier zu scheitern – vor den Augen von immerhin drei Jonins! Er wollte beweisen, dass er nicht ganz so grün hinter den Ohren war, wie sein Team offenkundig glaubte. Also gab er sich alle Mühe, mit den Füßen den Hang hinabzuschlittern, kleinere Absätze zu überspringen und an ebenen Stellen den senkrechten Fels hinabzulaufen. Die ungewohnte Konzentration und Anstrengung verlangte viel von ihm ab. So kam es, dass er noch vor dem Ziel den Halt verlor und die restlichen zwanzig Meter den Hang hinab schlitterte. Ein paar Mal überschlug er sich, dann konnte er Halt an einem Baumstamm finden. Er rollte sich atemlos auf den Rücken und sah über sich Genma stehen, der sich anscheinend gerade erst zu ihm umgedreht hatte ohne seinem trotzigen Abstiegsversuch ernstlich Beachtung zu schenken. Vielleicht hatte er auch geahnt, wie Jubeis Versuch enden würde. Genma sagte nichts und Jubeis Mut sank. Der kleine Genin rappelte sich auf, klopfte sich den Schutt aus der Kleidung und blickte hinauf, wo schließlich die beiden anderen Jonins geschickt den Hang hinabfolgten. Jubei blickte heimlich wieder zu Genma. Der Jonin wirkte wie immer ruhig und distanziert, er schien die Führung und damit die Verantwortung über dieses Team sehr ernst zu nehmen. Genau genommen schien der Spezial-Jonin kaum etwas mit dem Genma zu tun zu haben, von dem sein Onkel Gyobue ihm immer erzählt hatte. Keine Freundlichkeit und Lässigkeit, keine Flapsigkeit und kein Hang mit Frauen zu flirten, eher kühle Neutralität war es, was er Jubei gegenüber von seiner Persönlichkeit offenbarte. Und jetzt, wo er wusste, worauf sich ihr Anführer spezialisiert hatte, welche Art von Aufträgen er seit Jahren bereits für Konoha bevorzugt ausführte… Wie viele Leben er ausgelöscht haben musste… Wenn er dies mit den von Onkel Gyobue beschriebenen Charaktereigenschaften zusammen führen wollte… musste Jubei sich da nicht eingestehen, dass es Genma anscheinend nichts ausmachte? Bedeutete das, ein Ninja zu sein? Dass es einem nichts ausmachte… Kaltblütig… Er wusste, er würde niemals richtig in dieses Team gehören. „Genma-Sensei?“ Genma wandte sich ihm zu und Jubei fuhr zusammen. Er hatte sich mit seiner plötzlichen Anrede schon wieder selbst überrascht und schalt sich gedanklich, das dies das zweite Mal an diesem Tag war. Nun, jetzt musste er auch etwas sagen. „Genma-Sensei… W-warum… Warum tragen Sie eigentlich Ihren Stirnschutz nach hinten?“, brabbelte Jubei schnell. Fieberhaft hatte er nach den richtigen Worten gesucht und sich schließlich doch auf das Erste gestürzt, was ihm ins Auge gefallen war. Und das die Metallplatte mit dem Konohablatt. Genmas Gesicht zeigte keine Regung, aber Jubei war sich insgeheim sicher, dass Genma ihn durchschaut hatte und wusste, dass er eigentlich eine andere Frage hatte stellen wollen und sich in diese nur gerettet hatte. Würde er sie dennoch beantworten? „Warum willst du das wissen?“ „Na ja… Der Stirnprotektor ist doch dazu da, die Stirn zu schützen,…oder nicht? Sie sind jedenfalls der einzige in Konoha den ich kenne, der ihn im Nacken trägt.“ Genmas Mundwinkel verzogen sich zu einem dünnen Grinsen. „Es gibt noch mehr die ihn anders tragen als auf der Stirn. Warum ich ihn ausgerechnet am Hinterkopf trage?“ ~ Michiru und Genma kochten gemeinsam in der Küche. Doch er war mal wieder ungeschickt. Wieder hatte er einfach nach Farbe die Anzahl der Zutaten ausgewählt, anstatt nach Geschmack. Das Resultat flammte plötzlich auf und das Abendessen verbrannte blitzschnell zu einem kokelnden Häufchen. Wütend zog Michiru den widerspenstigen Achtjährigen am Mundwinkel von den Töpfen weg. Das tat sie immer. Musste sie ihn so ärgern? Michiru stand hinter ihm und schnitt ihm mit einer Schere die Haare. Er saß vor einem großen Spiegel auf einem Stuhl und betrachtete sich argwöhnig. Sie deckte neben seinen Ohren die Haare mit ihren Händen zu und legte ihr Kinn auf seinen Kopf. Da schmunzelte Michiru, während er das Gesicht verzog; so sah er aus wie ein Mädchen. Er wollte sie wütend anfahren, aber sie tadelte ihn schlicht und versetzte ihm neckend einen kleinen Schlag mit der Handkante in den Nacken. Das war neu. „Musst du mir eigentlich ständig in den Nacken schlagen? Wie lange willst du das noch tun?“ Breit grinste sie auf ihren kleinen Bruder hinab. „Solange, bis du stärker als ich bist. Und das kann dauern.“ Wütend ballte er die Fäuste. Um seinen Zorn zum Verrauchen zu bringen, schlug sie ihm einfach wieder in den Nacken und er fiel mit dem Gesicht voran zu Boden. „Mamaaa, Michiru hat es schon wieder getaan!“ Stolz band er sich den Stirnschutzprotektor Konohas um und kehrte nach Hause zurück. Seine Schwester stand in der Tür und wartete auf ihn. Einen kurzen Moment lang wirkte sie stolz, dann wurde ihr Gesicht wieder spöttisch. „So, Schwester!“ Der kleine schmächtige Junge wedelte demonstrativ mit der dürren Faust. „Jetzt bin ich ein Genin, ein echter Ninja. Jetzt bin ich stärker wie du!“ Michiru schnaubte und legte ihren Zeigefinger auf seine Nase. „Du bleibst mein kleiner Bruder, egal was du tust. Und außerdem…“ Zack, und erneut hatte sie ihn in den Nacken erwischt. „bloß mit einem Stirnband um die Birne bist du noch lange nicht stärker als ich.“ Wütend starrte er ihr nach und rieb sich den Hinterkopf. Sein Stirnband lag neben ihm im Gras, es war heruntergefallen. Nachdenklich hob er es auf. „Ein Stirnband allein… macht mich nicht stärker.“ Raidou hob eine schlanke Augenbraue, als Genma und Ebisu am nächsten Tag zum Training erschienen und sich brav neben ihn stellten, um die heutige Trainigsankündigung ihres Senseis anzuhören. Genma hatte sein Stirnbandprotektor heute vorne zusammengebunden. Die schützende Metallplatte trug er über den Hinterkopf. Da grinste Raidou schief. „Sieh einer an. Sieht so aus, als würdest du langsam dazulernen.“~ Genma lächelte in sich hinein. Es waren Erinnerungen an gute Zeiten. „Warum ich den Stirnbandprotektor nach hinten trage? Ist doch offensichtlich. Weil es cool aussieht. Deshalb.“ Raidou und Saiyori erreichten die beiden nun und während die ANBU noch über Raidous vermeintlich eingestaubte Knochen witzelte, machten sie sich auf zur Straße, die zur Stadt führte. Raidous Geldbörse war tatsächlich um 25 Taler leichter geworden. Jubei folgte den anderen. Genma hatte zwar nach wie vor kein richtiges Gespräch mit ihm gehalten, aber wenigstens hatte er ihn nicht ignoriert. Und auch wenn er das Geheimnis über den umfunktionierten Stirnprotektor nicht erfahren hatte, gab ihm allein das Wissen darüber, dass er wissen durfte dass dahinter eine Geschichte lag, das Gefühl, Genma sei bestimmt irgendwo genau so menschlich wie er auch. Aber nun wusste Jubei auch, dass er sich den Respekt des anderen erarbeiten musste. „Da wären wir denn also.“ Wellen schwappten an den Kai und funkelnde Wasserspritzer verteilten sich über den Rand. Ein schmaler Holzsteg, der eher eine Sprosse mit aufgenagelten Sprossen war, führte von dort auf ein mittelgroßes Schiff. Jubei ging über die Planke, die sich unter seinem Gewicht verdächtig verbog. Als er auf dem Schiff war, winkte er Genma und Raidou von der Reling her zu. Raidou schmunzelte und grüßte zurück. „Es ist das erste Mal, dass er auf einem Schiff reisen wird. Er ist so aufgeregt wie ein junges Fohlen.“ Raidou lachte kurz auf. „Hast du schon einmal so ein offenes Lächeln gesehen? Neben ihm fühle ich mich gleich viel jünger. Im Übrigen hat der Kleine ein bisschen Angst vor dir. Du solltest vielleicht netter zu ihm sein und nicht immer den düsteren, distanzierten und coolen Shinobi raushängen lassen.“ Er blieb neben Genma stehen und betrachtete ihn knapp von der Seite. „Er wird es überleben.“, lautete die knappe Antwort. „Er muss noch erwachsen werden, Gyobue hat ihm glaub ich ein paar allzu romantische Vorstellungen vom Leben beigebracht. Aber seine Ohren sind wirklich gut. Unter der richtigen Führung kann aus ihm ein guter ANBU werden. Du könntest ihm wenigstens den Gefallen tun und ihm dabei ein bisschen helfen. Ich hab das Gefühl, er könnte ein Vorbild wie dich gut gebrauchen um die Stärke zu entwickeln, allein in der Welt der Shinobi zurecht zu kommen.“ Genma ignorierte Raidous Worte. „Außerdem glaube ich, dass ihr euch ähnlich seid.“ Genma schnaubte missbilligend und Raidou glaubte in seinen Augen ein wütendes Blitzen wahrzunehmen. Was sollte er mit diesem romantischen, naiven Jungen gemein haben?, fragte sich Genma. „Er ist nicht das für mich, was Koshirou für Kakashi ist, wenn du darauf anspielst.“, grollte Genma düster. „Das perfekte Gegenteil. Anders und doch gleich… Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Er ist wie du früher. Ähnlich, zumindest. Aber an einem Punkt in euerm Leben hat sich euer Lebensweg gegabelt.“ Genma stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus. Er schmollte ein wenig, dass Raidou diese Worte anscheinend wirklich für möglich hielt. Als sein Freund allerdings immer noch keine Anstalten machte, zu Saiyori und dem Jungen an Bord zu gehen, zog er missbilligend die Stirn kraus. „Du musst nicht auf mich warten.“, bemerkte er. Seine Augen ließen keine Sekunde lang das Meer hinter dem Schiff aus dem Blick. Sein Freund kommentierte dies mit einem Schnauben. Er wusste, dass Genma das Gespräch nun für beendet hielt und anderen Gedanken nachhing. „Es ist nur ein Schiff, Genma.“ Der andere schwieg dazu. „Immer noch das gleiche Gefühl?“, Raidou warf ihm erneut einen Blick zu. Er konnte sehen, dass Genma in Gedanken woanders war. Er machte ihm keinen Vorwurf. „Komm einfach nach.“, sagte er und ließ seinen Freund allein. Er trat neben Jubei auf Deck und zeigte ihm alles und Jubei konnte gar nicht genug über das Schiff lernen. Saiyori verhandelte unterdessen mit dem Smutje um eine Schachtel Zigaretten. Bald waren alle Personen an Bord und das Schiff legte ab. ~Ende Kapitel 18~ Um Featback wird gebeten. Kapitel 19: Wasser ------------------ Moinsen Folks!^^ Ich hab mich so über die Reviews gefreut und hatte Zeit, dass ich gleich das nächste Kapitel rausschmeiße.^^ Vielen Dank, Leute. :) Noch kurz zum kleinen Jubei: Was ist Jubei für ein Charakter? Ihn habe ich entwickelt und ihm die Charaktereigenschaften gegeben, die ich einem heutigen Jugendlichen zutrauen würde. Warum das? Weil ich finde, dass es Unterschiede gibt, wenn jemand mit heutiger Sozialisation und „dortiger“ Sozialisation aufeinander trifft. Waren einfach ein paar Gedanken von mir. ;) Kapitel 19 ~Wasser~ Genma saß an Deck und schnitzte an einem kleinen Stück Holz. Er hatte diese Tätigkeit gleich begonnen, nachdem das Schiff abgefahren war. Raidou kannte diese Gewohnheit seines Freundes, auf langen und ereignislosen Schifffahrten zu schnitzen um sich bei Laune zu halten. Er selbst hätte sich gewünscht auch nur im Ansatz Genmas Fähigkeiten darin zu besitzen, aber mehrmalige Beschäftigungen mit diesem Handwerk hatten eher peinlich geendet, woraufhin Genma immer aufmunternd gesagt hatte: „Für moderne Kunst ist die Zeit eben noch nicht reif.“ Raidou seufzte herzerweichend und ging unter Deck. Irgendwo hier unten würde er Jubei finden. Vielleicht konnte dieser ja kurzzeitig ein Anheben der griesgrämigen Laune bewirken. Und tatsächlich, in der Kombüse, hilfsbereit dem Smutje beim Kartoffelschälen helfend und laut Geschichten austauschend, fand er ihn. Raidou fuhr sich durch widerspenstiges Haar und trat in die Kombüse. „Äh, Jubei, wie ich sehe bist du gut beschäftig. Dann hau ich mich mal für ne Weile aufs Ohr.“ Jubei nickte ihn strahlend an. „Ist gut, Raidou-Sempai. Wo ist Genma-San?“ „Auf Deck. Er schnitzt.“ „Er schnitzt?“ „Ja, er mag die Reise mit dem Schiff nicht besonders, also schnitzt er.“ Raidou gähnte herzhaft und die Augen fielen ihm halb zu; er war bereits im Vorstadium der heiligen Phase des Vorabendsschlafs. „Bis später. Stell keinen Unsinn an.“ „Ich doch nicht. Wo ist Saiyori?“ „Stellt irgendeinen Unsinn an.“ Damit drehte er sich um und verließ die Tür. Jubei blinzelte. „Genma-San mag keine Schiffsreisen?“ Die letzte Kartoffel war in seinen flinken Händen geschält und landete auf dem beachtlichen kleinen Haufen zu seinen Füßen, der für ein halbes Weisenhaus reichen könnte. „Na, das Abendessen wäre dann ja gesichert.“, meinte der Smutje lachend mit seiner tiefen, rauen Seebärenstimme, als Jubei sich erhob. „Vielen Dank, Kleiner, du kannst jeder Zeit wiederkommen.“ Jubei verabschiedete sich höflich und ging auf Deck. Kräftiges, abendliches Sonnelicht und ein starker Seewind begrüßten ihn. Die Luft war salzig und kühl. Der Genin entdeckte Genma am Bug des Schiffes, wo er im Schneidersitz auf den Planken hockte und in seine Schnitzerei vertieft war. Das Herz klopfte Jubei bis zum Halse, aber Neugierde zählte ebenfalls zu seinen stark ausgeprägten Eigenschaften. Also näherte er sich erst zögerlich, dann beinahe selbstverständlich – einfach, um den Schein des Mutigen zu wahren. Interessiert lugte Jubei dem Älteren über die Schulter. Mit wachsender Faszination betrachtete er das Stück Holz, das unter dem kleinen Messer zu einer Figur verwandelt wurde. „Oh, sie ist schön. Wer ist sie?“, fragte er neugierig. „Das?“ Genma betrachtete die junge Frau. „Das ist eine Nymphe.“, antwortete Genma mit einem lässigen Grinsen, das bewies, dass er sich dies gerade ausgedacht hatte. „Es heißt, auf diesen Gewässern reiste einst eine der schönsten Frauen des Landes mit dem Schiff. Sie war auf dem Weg zu ihrem Verlobten, einem Bauerssohn. Doch ihr Schiff erreichte das andere Ufer nie, sie verscholl auf hoher See.“ „Ist sie eine Wassernympfe geworden?“ „Wer weiß.“ „Die Vorstellung würde mir gefallen. Was ist aus dem Bauerssohn geworden?“ „Er heiratete ihre Cousine.“ Jubei verzog das Gesicht. Keine besonders romantische Geschichte. „Du kannst sie haben, wenn sie dir so gut gefällt.“ Jubei blinzelte erstaunt. Genma war plötzlich nett zu ihm? Da leuchteten Jubeis Augen erfreut auf, doch er versuchte sich zusammen zu reißen und sich nicht zu überschwänglich über dieses unerwartete Präsent zu zeigen. Es fühlte sich irgendwie an wie Anerkennung. Endlich. Genma reichte ihm die Figur und packte sein kleines Messer wieder weg. Jubei ließ sich neben ihn in den Schneidersitz plumpsen und betrachtete die Figur in seinen Händen mit einem breiten Grinsen. „Hat sie einen Namen?“ „Michiru.“ Jubei gefiel der Name und inzwischen auch die Geschichte. Aber dass Genma ihm diese kleine Figur wirklich geschenkt hatte, bedeutete ihm noch viel mehr. Dann wanderten seine Augen entspannt auf die glitzernde Wasseroberfläche, die sie zu allen Seiten umgab. Er lauschte dem Klang der Wellen, die sich am Holz des Schiffes brachen und wie der Wind die Segel blähte und das Schiff mit schneller Fahrt über das Wasser trieb. Genma machte es sich ebenfalls bequem. Warum nicht ein wenig abspannen? „Gefällt es dir, mit dem Schiff zu reisen?“, fragte er. Jubei nickte. „Ja, sehr. Ich mag den Klang der Wellen und des Windes. Ich glaube, Raidou-Sempai kommt mit dem Schiff allerdings nicht so gut zurecht.“ Er schmunzelte. „Er hat sich hingelegt. Er sah ganz grün im Gesicht aus.“ Ein wissendes Lächeln umspielte Genmas Mundwinkel. „Ja, da hast du Recht. Raidou war schon immer der Typ der schnell seekrank wird.“ Jubei fühlte sich ermutigt, ihre Unterhaltung weiterzuführen. „Warum fährt er dann mit dem Schiff?“ „Was meinst du?“, stellte der Jonin die Frage zurück. „Warum sollte er mit dem Schiff reisen, obwohl er immer seekrank wird?“ „…Weil wir Shinobi sind. Und Shinobi führen ihre Aufträge sorgfältig und verlässlich aus ohne dabei auf eigene Vorzüge zu achten.“ Genma nickte bestätigend und lächelte dünn über diese typische, auswendig gelernte Akademie-Formel. Jubei beobachtete den Älteren heimlich von der Seite. Natürlich bemerkte es der Jonin trotzdem, aber es schien ihm irgendwie leichter, den Älteren nicht direkt in die dunklen Augen zu sehen. „Raidou-Sempai meinte, du magst auch keine Schiffe. Aber du bist nicht seekrank…“ Genma warf der Figur in Jubeis Händen einen Blick zu. „Wie du schon sagtest, Jubei, wir haben alle Dinge die wir lieber täten oder mit denen wir uns nicht auseinandersetzen wollen, doch auf die wir zugunsten der Mission verzichten.“ Jubei merkte besorgt, dass er mit dieser Frage zu weit gegangen war. Er wollte hastig eine Entschuldigung von den Lippen stammeln. Doch Genma schien ihm nicht böse zu sein, denn der starrte einfach weiter auf die See. Also schwieg Jubei. Was Genma-Sempai wohl die Figur bedeutete? Und wer es wohl sein mochte, den er da geschnitzt hatte? War es wirklich eine Seenymphe? Plötzlich hob Jubei alarmiert den Kopf. „Was ist?“, fragte Genma. „Ich… Irgendetwas klingt anders. Die See… sie klingt nicht mehr wie zuvor… es ist, als ob…“ Er sprang auf und lief zur Reling. Genma war sofort an seiner Seite und beide beugten sich weit über die Schiffsgeländer und schauten auf das rasant vorbeirauschende Wasser. Jubeis blaue Augen blinzelten verwirrt. „Ich dachte, ich hätte… Ich war mir sicher…“ Genma ging plötzlich weiter an der Reling entlang und starrte dabei auf die Oberfläche als suche etwas ganz bestimmtes. „Genma-Sempai, was…“ Jubei lief ein Schaudern den Rücken hinab. Genmas entspannte Art, die den kleinen Moment von vorhin durchgeblitzt war, war nun etwas anderem gewichen. Der bis eben noch unter der Oberfläche verborgene Shinobi war wieder da… Etwas zog Jubeis Blick wie magisch an… Es waren die Augen. Sie hatten sich berändert, schienen denen eines Adlers ähnlicher, scharf und kalt wie Stahl. Es musste ein Jutsu sein, mit dem Genma durch das Wasser sehen konnte. Ein Jutsu, wie es Scharfschützen benutzen, wenn sie Ziele auf großer Distanz anvisieren… „Da ist etwas unter dem Schiff.“ Jubei schnappte aus seiner Starre. „Etwas ist unter dem Schiff? Was?“ „Piraten.“ Überrascht keuchte der Genin auf und hielt inne. „Piraten?“ „Weck Raidou! Los! Sofort!“ Jubei rannte so schnell ihn seine Beine trugen die Treppe hinunter und durch die Gänge. Genma hatte ihm zum ersten Mal einen Befehl gegeben. Er würde ihn nicht enttäuschen! Der Smutje begegnete ihm auf seinem Weg unter Deck. Sogleich rief er ihm zu, dass Piraten das Schiff sich dem Schiff näherten und man sich wappnen sollte. Endlich gelangte er an Raidous Kajüte und riss die Tür auf. Raidou, der immer einen leichten Schlaf hatte und bei dem schiffstypischen Schaukeln nur sehr unruhig geschlafen hatte, schrak bei Jubeis ungestümem Eintreten auf und fiel aus seiner Hängematte. Noch bevor Jubei das Wort `Piraten´ ausgesprochen hatte, war Raidou bereits wieder auf den Beinen und zückte zwei Kunai und blickte sich misstrauisch in der Kajüte um als müssten sie direkt vor ihm stehen. „Wo?“ „An Deck!“ Dann sprinteten beide durch die Gänge. Jubei spürte sein Herz gegen die Rippen hämmern. Piraten? Hier? Ob sie auch Ninjas gefährlich werden können? Er konnte die Gefahrenstufe nicht abschätzen und das beunruhigte ihn. Er hatte ein ungutes Gefühl, was nicht zuletzt dem verstörenden Anblick von Genmas goldenen, kalten Augen zu verdanken war. Er kam nicht umhin, dieses Jutsu direkt mit Genmas Professionalisierung in Verbindung zu bringen, und das verstörte ihn mehr als er zugeben wollte. Ob diese Kälte das Letzte war, was seine Opfer zu Gesicht bekamen? Warum war ihm Genma von allen Shinobi nur so unheimlich? Er schüttelte den Gedanken widerstrebend ab und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihnen lag. Sie mussten so schnell wie möglich zu ihrem Teamchef und sich sammeln um der Gefahr entgegen zu treten. Er hörte seine und Raidous Schritte unnatürlich laut auf den Holzdielen und hoffte, dass sie nur in seinen eigenen Ohren so verräterisch knarrten und nicht jedem verrieten, dass sie unterwegs waren. Ein Pirat kam ihnen bereits entgegen gelaufen, in zerrissener Kleidung und mit erhobener Axt. Raidou, der vor lief, duckte sich unter dem Schlag hinweg und rammte seinen Ellebogen mit einer Drehung von oben auf den Schlagarm des Gegners. Die Axt fiel scheppernd zu Boden, doch der Mann schnappte mit seinen bloßen Zähnen nach Raidous Gesicht. Jubei war zur Stelle und ließ den Pirat dabei in das stumpfe Ende seines wartenden Kunais laufen. Mit einem Seufzer sackte der auf die Planken. Die Treppe war nun schnell erreicht und Jubei wollte an Deck stürmen, doch Raidou streckte den Arm aus und presste ihn mahnend hinter sich an die Wand. In diesem Moment lief eine Gestalt an der Tür vorbei. Jubei konnte hören, wie die Person neben der Tür in Deckung ging- es war nicht Genma. Das hörte er sofort. Er erklärte dies Raidou ungefähr mit entsprechenden Fingerzeichen und der Spezial-Jounin nickte verstehend. Sie konnten Kampflärm vom Deck hören und Stimmen, die durcheinander riefen. Jubei zählte die Piraten und war sich ungefähr sicher, sieben von ihnen an Deck zu hören. Er zeigte es Raidou mit den erhobenen Fingern. Raidous Gesicht war ernst und konzentriert. Wie kamen sie beide am besten sicher durch diese Tür an Deck? Seine Augen irrten suchend umher und im Gang unter ihnen entdeckte er einen Putzbesen und einen Wassereimer, den ein Besatzungsmitglied in der Hektik achtlos hatte liegen lassen. Er nickte in die Richtung und Jubei verstand. Lautlos huschte er die Treppe hinab und reichte Raidou den Besen. In Windeseile hatte Raidou seine Jouninweste daran befestigt und hielt sie dann vorsichtig vor die Tür. Der Angriff des Piraten kam sofort. Er sprang mit einem großen, machetenähnlichen Messer vor die Tür und stach zu. Raidou packte blitzschnell den Schwertarm, verdrehte ihn schmerzhaft, wand sich darunter durch und schleuderte den Piraten mit einem Schulterwurf wie er im Buche stand gegen den Hauptmast. Da tauchte Saiyori plötzlich auf. „Da seid ihr zwei Hübschen ja. Ich dachte schon ihr überlasst mir und unserem kühlen Anführer den ganzen Dreck.“ Jubei wandte sich mit großen Augen um und entdeckte ihren ‚kühlen Anführer’ ein paar Meter entdeckt, wie er gegen fünf Gegner gleichzeitig kämpfte. Seine Bewegungen waren schnell und fließend wie Wasser, immer flexibel und effektiv. Keine festen Technikabläufe, sondern Reaktion und Aktion. Und Genmas Augen waren… kühl. Endlich vermochte der Genin es in Worte zu fassen, was ihm Angst machte und gleichzeitig faszinierte. Jubei konnte es zwar auch in abgeschwächter Form bei Raidou und Saiyori entdecken während sie nun in den Kampf eingriffen, aber in ihnen lag nicht die gleiche, starke… Tötungsabsicht wie in Genmas. ~`Von ihm kannst du noch was lernen, Jubei. Schau nur genau hin.’~ Jubeis plötzliche Angst lähmte ihn und er zitterte. Das konnte sein Onkel doch nicht gemeint haben… Saiyori bemerkte seine Geistesabwesenheit und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Das ist nicht der Zeitpunkt, kalte Füße zu bekommen. Los, mach dich nützlich!“ Also tat er das. Es war Jubei gewesen, der gehört hatte, dass einer der Piraten verschwunden war. Und es war auch Jubei gewesen, der gemerkt hatte, dass dieser Pirat anscheinend ein Shinobi war, da er mit einer der Holzwände an Deck verschmolzen war. Auch wenn Jubei zuerst das dabei entstehende Geräusch nicht hatte zuordnen können. So war er es, der Saiyori im rechten Augenblick warnte, als der Shinobi aus der Holzwand glitt und sie von hinten erdolchen wollte. Aber bevor sich Saiyori von ihren beiden Gegnern abwenden konnte um auf die Gefahr zu reagieren, war Genma neben ihr und rammte dem Shinobi zwei Senbon in die Seite. Schmerzverkrümmt brach der Ninja in die Knie und Saiyori trat ihm kräftig den Fuß gegen das Kinn. „Linke Bazille, einfach so von hinten ranschleichen während ich gerade beschäftigt bin! Für was hältst du mich!“ Bald war auch der letzte Gegner kampfunfähig. Raidou verschnürte alle Piraten ordentlich und überließ sie dem Schiffskapitän, der sehr dankbar über die Anwesenheit der Konoha-Ninjas war und der versprach, die bereits bekannten und gesuchten Piraten bei der Polizeistation in der nächsten Stadt abzuliefern. Saiyori und Genma halfen dabei, die Piraten unter Deck in einen Lagerraum zu bringen, wo sie den Rest der Fahrt verbringen sollten. Raidou blieb mit Jubei an Deck zurück. Er lehnte sich an die Reling und schaute zu, wie das schwarze Wasser der Nacht am Schiff vorbeirauschte. Seine Wangen hatten bereits wieder einen leichten Grünton angenommen, nachdem die Wirkung des Adrenalins vom Kampf nachgelassen hatten, das ihn gnädigerweise seine Seekrankheit hatte vergessen lassen. „Jubei?“ „Hm?“ Der Junge kam müde neben ihn getrottet. „Du hast dich heute gut bewährt. Deine Ohren sind so nützlich, wie Tsunade es vorausgesehen hat.“ Da glühten Jubeis Ohren vor Verlegenheit, aber er blieb trotzdem schweigsam. „Jubei, fürchtest du dich vor etwas?“ Der junge Genin stutzte ein wenig über den unerwarteten Themenwechseln und die vorige Euphorie über das Lob verschwand. Raidou entging anscheinend nichts. Jubei stützte die Ellebogen auf die Reling und legte seinen Kopf auf die Arme. In seinen Gedanken tauchte ein Bild des vorhin kämpfenden Genma auf, verschwand und wurde abgelöst von dem Bild seiner Mutter und neben ihr eine blasse Erinnerung an seinen Vater. „Ich fürchte mich vor dem Tod.“ Raidou schwieg einen Moment. Dann sprach er ruhig weiter. „Ein kluger Mensch sagte einmal: `Sobald man das Haus verlässt, steht man dem Feind gegenüber.´ Der Tod lauert überall, Jubei, genau genommen selbst zu Hause, und gehört zu unserem Leben. Ich möchte dir einen Tipp geben: Halte dich nicht zu sehr fest am Leben und vor allem häng nicht zu stark an materiellen Dingen. Nur wer ungebunden ist, ist wirklich frei und fürchtet sich nicht vor dem Tod.“ Jubei dachte schweigend über das Gehörte nach. Dann fragte er: „Das schließt auch Wünsche und Träume aus, denn sie binden und machen unfrei. Aber… Also… Fürchtest du dich also nicht vor dem Tod, Raidou-Sempai?“ Raidou schmunzelte, doch es wirkte nicht fröhlich. „Ich habe bereits als Jugendlicher erkannt, dass es nichts bringt, seinem Leben nachzutrauern. Ich weiß, dass der Tod allgegenwärtig ist und mich jeden Augenblick zu sich holen kann. Ich denke ich komme damit klar, da ich nicht weiter über ihn nachdenke.“ Jubei senkte den Blick von den Sternen des Horizonts zu dem wogenden Schwarz der See. Raidou war schon so lange ein Ninja, länger als sein Onkel Gyobue, und er wusste sicher, wovon er sprach. Doch diese simpel ignorante Einstellung dem Tod gegenüber war ihm unangenehm und er wusste nicht, ob er jemals in der Lage sein würde, so zu denken. Dachten die meisten Shinobi so? Oder zumindest so ähnlich? Er hing sehr an seiner Familie, vor allem an seiner Mutter. Er wollte sich gar nicht von ihr distanzieren und damit trennen. Sie war sein ein und alles. Aber vielleicht konnte er eines Tages eine ähnliche Stärke wie Raidou zeigen und die Angst vor dem Tod vergessen. Oder zumindest verdrängen. „Du bist ein großer Ninja.“ Jetzt lachte Raidou schallend auf. „Sagt wer? Ein Zwerg? Aber danke.“ Raidou grölte erneut und drückte mit einer großen Hand in einer freundschaftlichen Geste kräftig Jubeis Schulter. „Aber mal im Ernst, ein großer Ninja wird nicht durch Gerede, sondern durch Taten groß, dass war schon immer so. Und es gibt unglaublich viele Ninjas, die schon in deinem Alter größer und stärker sind als ich es jemals sein werde. So ist das immer.“ Jubei schaute auf seine Hände die sanft ineinander verschränkt auf der Reling ruhten. „Fürchtest du dich vor einem Zusammentreffen mit solchen Ninjas, Jubei?“ Schweigen. „Du bist noch jung und kannst noch so viel lernen. Dein Onkel hat recht, weißt du? Du hast großes Potential und es kann ein unglaublicher Ninja aus dir werden. Einer von denen, die größer und stärker sind wie ich. Du musst nur danach streben, dich immer mit den besten messen zu können und sie dann überflügeln.“ Raidou schmunzelte über seine Wortwahl. Dann klopfte er sich auf die Oberschenkel und wandte sich umständlich um. „Es ist spät, ich muss mich hinlegen, die unruhige See macht mich bei meinem schwachen Magen zu einem alten Weib – jedenfalls rede ich schon so. Es war ein langer, aufregender Tag, morgen erreichen wir Festland und erreichen unser Ziel. Du solltest dich auch ausruhen.“ Jubei nickte. „Ja, gleich. Es… ist eine so schöne Nacht.“ Raidou warf dem Sternenhimmel einen zweifelnden Blick zu, tat es mit einem Achseln ab und machte sich mit einem lauten Gähnen auf den Weg unter Deck. „Er ist zu weichherzig.“, sagte Genma, als Raidou in ihre Kajüte trat. Raidou schnaubte. „Th, in dem Alter waren wir das alle.“ „Außer Ibiki.“, meinte Genma grinsend und Raidou stimmte ihm zu. „Aber als wir in dem Alter waren, war Krieg. Wir hatten keine ruhige Kindheit. Er hat nicht einen verletzt heute.“ „Das spricht für seinen effektiven Kampfstil.“ „Du weißt, was ich meine, Raidou. Er wollte nicht einen verletzen. Gyobue hat recht mit dem, was er über die Weichherzigkeit des Jungen sagte. Ich weiß nicht, ob der Junge das Zeug zu einem Ninja hat.“ „Warum bist du nur so hart zu ihm? Naruto sieht es doch auch so: Beschützen und verteidigen. Das ist doch wunderbar.“ „Naruto ist aber kein Weichei.“ Raidou seufzte. „Du bist ein Ekel. Leg dich schlafen, die See tut dir auf ihre Weise genauso wenig gut wie mir.“ Jubei hatte jedes ihrer Worte verstanden obwohl die beiden Männer unter Deck waren und leise gesprochen hatten. „Den Tod verachten und sich nicht zu sehr an materiellen Dingen festhalten…“, murmelte er zu sich selbst und sein Blick fiel hinunter auf die kleine Holzstatue, die wieder den Weg in seine Hände gefunden hatte. Er hatte das Holz noch poliert, und nun war es ganz glatt und reflektierte ein wenig die unruhigen aber sanften Wasserspiegelungen. „Ich glaube, dass nicht jeder Shinobi den Tod verachten muss, um ein großer Krieger zu sein. Und ich glaube auch nicht, dass es jeder tut. Aber ich glaube daran, die zu beschützen die mir lieb sind. Egal ob es noch Jahre dauern wird, bis ich dazu in der Lage bin. Ich habe meine Träume und wegen meiner Träume sollte mich niemand unterschätzen.“ Sein Blick fiel wieder auf die Holzstatue mit Namen Michiru. „Vor allem, wenn dieser jemand im Grunde die gleichen ‚weichherzigen’ Träume hat wie ich.“ ~Ende Kapitel 19~ Ja, hab mal versucht ein wenig Tiefgründigkeit einzustreuen. Hoffe, es ist gelungen. Hab die weisen Sprüche aus dem Hagakure und von Xavier Naidoo.^^ (Der hat mal in nem Interview gesagt als ihm zum zweiten Mal das Auto mit persönlich wertvollem Inhalt geklaut wurde, dass es ihm geholfen habe, sich weniger aus materiellen Dingen zu machen, und das ihm Kummer ersparte, als die Karre zum dritten Mal weg war. ;)) Anmerkungen, Verbesserungen, Hat-gefallen-Bekundungen sind immer erwünscht und spornen an sich zu verbessern und weiter zu schreiben, also nur keine Hemmungen. ;) Das nächste Kapitel heißt "Überlegungen". Kapitel 20: Überlegungen ------------------------ Moinsen Folks! Fast hatte ich es vergessen: bevor ich die nächsten Tage Urlaub vom Internet mache, hier noch schnell das nächste Kapitel.^^ Kapitel 20 ~Überlegungen~ Etwas stimmte nicht. Schwärze umgab ihn wie ein Leichentuch, das alle Geräusche verschluckte. Kakashi hörte dumpf seine eigenen, unregelmäßigen Atemzüge. Beinahe panisch wehrte er sich gegen die klebrige Dunkelheit, die ihn durch ihre Schwere zu erdrücken drohte. Als er die Augen öffnete, tauschte die Dunkelheit sich mit einem sengenden Kopfschmerz hinter den Schläfen ein. Er befand er in einem dunklen Raum. Ein Mann hockte vor ihm und sprach ihn an. Es dauerte eine Weile, dann drangen die Worte schließlich klar und deutlich bis zu seinem Verstand durch. „Kakashi-Sempai… Kakashi-Sempai, Gott sei Dank, wir dachten schon wir hätten Sie verloren…“ Kakashi sah an dem Mann vorbei ohne ihn richtig zu sehen. Er wusste, wo er sich befand. Er wusste es genau. Er befand sich in einer Gaststätte, wo er für die Nacht ein Zimmer bekommen hatte. Viele Menschen befanden sich in diesem schlecht beleuchteten Raum, sie alle waren regungslos an ihren Tischen oder auf dem Boden zusammengesunken. -tropf tropf- Kakashis Atem wurde schwerer, er spürte wie sich ihm die Luft abschnürte. Es war Ji-Kon. Keine zehn Meter entfernt lag Okoi am Boden. Das lange lilafarbene Haar bedeckte schimmernd ihr Gesicht wie ein zarter Schleier, auf ihrem muskulösen Oberarm konnte er das rote ANBU-Tattoo erkennen. Da veränderten sich plötzlich ihre Haare, wurden kürzer und kürzer, und ihre Farbe wurde heller, bis sie schließlich die Farbe von Kirschblüten angenommen hatten… Entsetzt blickte er auf seine Hände, die schwarzen Handschuhe trieften von Blut… Und über all dem drang Koshirous raue Stimme wie aus dem Nichts an seine Ohren: „Bist du dir sicher, dass du es nicht warst, Kakashi?“ Kakashi schreckte aus seinem Traum. Er setzte sich in seinem Schlafsack auf und hielt sich beinahe unbewusst die Hand vor die Nase. Sie blutete. Er konnte es durch den Stoff seiner Maske fühlen und die flüssige Wärme auf seinen Lippen spüren. Sakura lag neben ihm im Zelt, das sie von der Kälte des Schnees schützen sollte. „Was ist los? Du hast unruhig geschlafen.“, murmelte sie noch etwas verschlafen und drehte sich zu ihm um. „Es ist nichts.“, sagte Kakashi schärfer als beabsichtigt und stand auf. „Ich muss nur kurz an die frische Luft.“ „Warte…“, Sakura erwischte ihn am Hosenbund, aber er streifte ihre Hand ab als habe er sich an ihr verbrannt und verließ hastig das Zelt. Eine verdutzte Sakura blieb zurück. Kakashi musste einen Alptraum gehabt haben, der ihn verwirrt hatte. Aber… wenn sie es sich recht überlegte, hatte er nicht verwirrt sondern kalt gewirkt auf sie. Warum war er nur manchmal so? Ihre Augen verengten sich und ihre Lippen verzogen sich schmollend. Mit der Hand fühlte sie unbewusst seinen Schlafsack. Er war warm und feucht. Verwundert blickte sie auf ihre Handfläche. Es war nicht nur Schweiß von einem schlechten Traum. Es waren auch ein paar winzige dunkle Tropfen auf dem Kopfkissen von… „Blut…? Woher? Hatte er etwa Nasenbluten? Hat er deswegen so reagiert?“ Sakura erinnerte sich plötzlich an etwas… ~Sakura war gerade auf dem Weg zu Tsunades Büro, als sie Kotetsu und Izumo im Flur sah. Auch wenn sie die Gesichter der beiden hinter den großen Bücherstapeln nicht sehen konnte, erkannte sie die beiden sofort. Wer sonst durfte für Tsunade so viele Bücher schleppen und plapperte dabei munter über den neuesten Klatsch und Tratsch? Kotetsu lachte gerade. „…Aoba hat total gejammert. Dabei war es doch nur ein bisschen Blut auf dem neuen Hemd.“ „Dabei sollte er froh sein, dass er es nicht ganz wegschmeißen kann. Ein bisschen kaltes Wasser und das Teil sollte wieder wie neu sein.“ „Stell dir mal vor er hätte so reagiert wie Kakashi…“ „Was meinst du denn damit?“ „Ich hab vom letzten Schwerttraining zwischen ihm und Genma gehört. Und als Genma n’ bisschen geblutet hat, muss Kakashi total ausgerastet sein.“ „Wie ‚ausgerastet’?“ „Na ja, du weißt schon. Total krass halt. Irgendwie ANBU-mäßig.“ „ANBU-mäßig?“ „Aber wer wäre nach einer blutigen Mission nicht ein bisschen empfindlich auf Blut. Oh, hallo Sakura. Einen schönen Tag wünsche ich.“~ Sakuras Miene verdüsterte sich. Diese Szene hatte stattgefunden, als Kakashi bereits auf seine Mission aufgebrochen war. Es war bevor Sakura wenig später ihre Sachen packte und Anko in deren Krankenzimmer besuchte, um zu erfahren, wohin Kakashi aufgebrochen war. Und eine weitere, um einiges frühere Erinnerung kam ihr plötzlich, die zu dieser passte und ihr diese vergangene Szene erklärte. Sie begriff nun, warum er so reagiert hatte vorhin im Zelt. ~„Hör mal Kakashi“, sie ging den letzten trennenden Schritt auf ihn zu und griff in einer vertrauten Geste nach seinem Arm. Seine Muskeln spannten sich. „Lass m…!“, brüllte er sie an und riss sich so heftig los, dass ihr ihr eigener Arm ins Gesicht schlug. Sakura taumelte zurück und prallte gegen die Tür. Sie spürte etwas Warmes aus ihrer Nase tropfen und fing überrascht ein paar Blutstropfen mit der Hand auf. -tropf- Kakashis Auge weitete sich im Schock, er sah das dunkle Blut, wie es von ihrer bleichen Hand mit dem Regen scheinbar lautlos auf den Boden tropfte und sich dort verlor. „Ist nicht schlimm.“, rief Sakura schnell, aber Kakashi war im nächsten Moment in der Dunkelheit verschwunden.~ „Was passiert nur mit dir, Kakashi?“, murmelte Sakura beunruhigt. Und noch viel wichtiger: Würde sie es aufhalten können? Alleine lasse ich dich das nicht durchmachen. Wenn es normal ist, dass jemand nach einer blutigen Mission empfindlich auf Blut ist, dann solltest du irgendwann wieder normal sein, Kakashi. Schon allein, weil ich dafür sorgen werde. Sakura erhob sich entschlossen, streifte ihren Umhang über und verließ ebenfalls das Zelt. Die frostige Nachtkälte schlug ihr wie eine Wand entgegen, sodass sie eilig den Umhang zuzog. Der Boden war gefroren und knisterte unter ihren Füßen. Im Nachbarzelt hörte sie Narutos leises Schnarchen, von Koshirou konnte sie nichts entdecken. Der hielt Wache und beobachtete sie wahrscheinlich gerade. Ihre Sinne schärften sich und im kargen Licht des Viertelmondes konnte sie deutlich Kakashis Fußspuren im gefrorenen Gras ausmachen. Sie beschleunigte ihre Schritte und entdeckte ihn ein paar Meter vor sich zwischen den Fichtenbäumen, wie er vor einem Bach kniete. „Kakashi?“ Wenigstens war er nicht weggelaufen. Sie hatte dies beinahe befürchtet. Vorsichtig trat Sakura neben ihn. „Geht es dir gut?“ Er blickte sie an. Seine Maske hatte er herabgezogen, um ein im kalten Wasser getränktes Tuch auf die Nase zu halten. Er wirkte bleich und mitgenommen, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, die auf Übermüdung und Erschöpfung hindeuteten. „Warte, lass mich.“, sagte sie. Behutsam nahm sie seine Hand fort und legte ihre auf sein Gesicht. Es überraschte sie schon beinahe, dass er es einfach geschehen ließ. Grünes Chakra leuchtete auf und sandte wohlige, prickelnde Wellen durch die blutende Nase. Es dauerte nicht lange, da nahm sie die Hand weg und wischte mit dem Tuch sein Gesicht sauber, bis nichts mehr die blasse Haut verunzierte. Er blickte sie die ganze Zeit über tonlos und unergründlich an. Zu gerne hätte sie erfahren, was ihm im Augenblick durch den Kopf ging. Wie sie ihn so vor sich sah, hatte sie plötzlich das Bedürfnis, ihn in die Arme zu schließen. Kakashi tat ihr leid. Wie vieles musste er erdulden, wie viel Leid erfahren in seinem Leben, und nun kam so vieles hinzu. Koshirou beobachtete ihn mit Adleraugen, Danzou hatte alles Vertrauen in ihn verloren und wollte sich ihm am liebsten entledigen, und so lange lebte Kakashi nun schon selbst in Unsicherheit. Sicher, er war es nicht. Aber die Ungewissheit solange es keine eindeutigen Beweise gab, musste ihn schier um den Verstand bringen. Ji-Kon war ein schwarzer Fleck auf seinem Gewissen. Sie hätte ihn gerne direkt darauf angesprochen um ihn zu beruhigen. Aber ein Blick in seine ausdruckslosen Augen verriet ihr, dass es hinter seiner eisernen Fassade brodelte. In seiner jetzigen Situation könnte jedes Wort zu etwas ungewolltem führen. Was für ein Albtraum musste das gewesen sein, dass er jemanden wie Kakashi so aufrüttelte? Sie erkannte eine Verletzlichkeit an ihm, die sie zuletzt gespürt hatte, als er ihr in seinem Apartment seine Vergangenheit offen gelegt hatte. „Hattest du in den letzten Tagen schon mal Nasenbluten?“, fragte sie zögerlich, und ertappte sich dabei, wie ihre Fingerspitzen gedankenverloren über seine ungeschützte Wange strichen. „Nein.“ Er wehrte sich nicht gegen die Berührung. Vielleicht beruhigte ihn der Kontakt sogar. „Hast du eine Ahnung, woher es kommen könnte?“ „Nein.“ Er schloss die Augen und lehnte sich leicht gegen ihre Bewegung. „Ich weiß es nicht.“ Sie stutzte plötzlich, als sie eine frische Schramme auf seiner Wange entdeckte. Ihre Fingerspitzen tasteten zaghaft darüber. „Wann ist das passiert? Gerade eben?“ Er nickte desinteressiert. Es interessierte ihn nicht. „Wie?“ „Ich bin ausgerutscht und hab mir die Wange am Ast einer Fichte aufgekratzt.“ Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Wem willst du das erzählen?! Also, was ist passiert?“ Er seufzte und ließ sich aus der Hocke zum Sitzen nieder. Wenn sie ihren Ärzteton anschlug, fühlte er sich manchmal ihr gegenüber wie ein kleiner Junge. Raidou hatte dies mal als das ‚Hokage-Phänomen’ bezeichnet, aber Sakura konnte dies genauso gut wie die herrische Sannin. Also gab er sich geschlagen und gab die wenig ruhmreiche Geschichte zum besten: „Ich glaube ich hatte ein wenig Kreislaufprobleme und bin deswegen gegen den Baum geschrammt. Mach bitte keinen Aufstand, es ist nur eine Schramme.“ Sakura zögerte. „Du ‚glaubst’ es waren Kreislaufprobleme? Hattest du die in letzter Zeit öfter?“ Kakashi strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, aber sie fielen wieder zurück. „Ja. Shizune sagte, dass würde sich mit der Zeit legen, ich sei nur etwas dehydriert. Ich habe sie ungefähr seit Ji-Kon.“ „Seit dem schon? Du hast mir nie etwas gesagt.“ „Warum auch, es ist unwichtig. Ich muss nur genug trinken. Außerdem wirkt es unmännlich.“ Er kramte in seiner Jonin-Weste ein kleines Döschen hervor. „Shizune hat mir das hier gegeben, es soll mir dagegen helfen, aber ich habe sie bisher noch nicht eingenommen.“ Sakura schaute sich das Döschen an. Darin waren dunkelgrüne, längliche Kapseln, aber es fehlte eine Aufschrift auf dem Glas. „Was sind das für Kapseln?“ Kakashi zuckte die Achseln. „Vielleicht was für post-traumatischen Stress.“ Er grinste. Sakura runzelte die Stirn über sein offenkundiges Desinteresse darüber, sich mit solchen ‚Kleinigkeiten’ seiner Gesundheit aufzuhalten. „Bist du sicher, dass Shizune sie dir gegeben hat? Sie beschriftet sonst immer alles-“ Er beugte sich dicht vor sie, sodass sie den Oberkörper überrascht ein wenig nach hinten bog. „Und wenn sie sie mir nicht gegeben hat? Aber sie hat sie selbst hergestellt, hat sie gesagt. Dennoch: ich schätze bevor sie sie beschriften konnte, kam ein gewisser Chunin vorbei und alles war vergessen.“ Er schmunzelte wissend. Einen Augenblick zögerte Sakura. Da sie aber keinen Grund sah, warum Kakashi sie wegen so etwas anschwindeln sollte, beschloss sie, ihm zu glauben. Es gelang ihr nur all zu leicht. Eine verliebte Shizune, die in einem Anflug plötzlicher Tollpatschigkeit vergaß, ihre selbsthergestellten Medikamente zu beschriften weil ein ‚gewisser Chunin’ vorbeikam? „Das sähe ihr ähnlich. Aber du solltest die Medikamente wirklich nehmen, Kakashi. Shizune-Senpai ist eine wirklich hervorragende Ärztin, auch wenn sie in letzter Zeit etwas schnell durcheinander gerät. Sie weiß, wovon sie spricht. Ich möchte nicht noch einmal sehen müssen, wie dir plötzlich die Nase blutet, oder dass dein Kreislauf dich plötzlich inmitten eines Kampfes im Stich lässt.“ Er lächelte, dann entkorkte er das Glasdöschen, ließ eine der Kapseln in seine Hand fallen und schluckte sie übertrieben lautstark. „Zufrieden?“ Ein wenig erbost darüber, dass der Jonin über ihre Besorgnis witzelte, verzog sie brummend das Gesicht. „Ich denke schon. Ich wünschte nur, du würdest die Angelegenheit etwas ernster nehmen. Andrerseits… hast du schon genug andere Probleme, verzeih mit meinen Ton. Ich wünschte, ich wüsste, was mit deinem Gedächtnis los ist.“ Den letzten Satz sprach sie geistesabwesend. Kakashi lehnte sich wieder zurück und stützte sich auf die Ellebogen, um sie in Ruhe zu betrachten. „Mit meinem Gedächtnis ist alles in Ordnung. Ich weiß wie ich heiße, wo ich wohne, wer ich bin und welche Farbe deine Lieblingssocken haben. Mehr muss ich gar nicht wissen. Es war bestimmt nur ein kleiner Schwächeanfall aufgrund äußerst unmännlicher Kreislaufprobleme. Ein bedauerlicher Imageverlust, aber nichts weiter. Außerdem sind gerade ziemlich viele Ereignisse auf einmal, die können selbst einen so starken und gestandenen Shinobi wie mich schon mal durcheinander bringen. Und wegen Ji-Kon: ich war bewusstlos. Bewusstlos sammelt man keine Erinnerungen. Und es wird schon einen einfachen Grund haben, warum ich nicht mehr weiß, was für meine Bewusstlosigkeit verantwortlich ist.“ Er dachte an seinen verstörenden Traum von Okois und Sakuras Tod. „Also mach dir keine Sorgen.“ ~Nachdem Kotetsu und Izumo im Büro der Hokage ihre Last abgestellt hatten, waren die beiden ziemlich schnell verduftet, um nicht in weitere Aufträge eingespannt zu werden. Sakura wartete allein im Büro, Tsunade war noch nicht da. Seufzend ließ sie ihren Blick schweifen. Da streifte er eine der Unterlagen auf Tsunades Schreibtisch. Es war das Wort ‚Kakashi’, was sie aufmerksam machte. Nervosität kam in ihr auf und langsam streckte sie die Hand nach dem Dokument… Eine andere Hand packte ihre in einem eisenharten Griff und hielt sie davon ab. „Dieses Dokument würde ich an deiner Stelle nicht berühren.“ Sakura fuhr ertappt zusammen, als Shizune neben ihr stand. „Puh“, seufzte Shizune, „das ging noch mal gut.“ Die beiden ANBUs, die den Raum überwachten von ihrem Versteck über der Zimmerdecke aus, entspannten sich wieder und ließen ihre Schwerter zurück in die Scheiden gleiten. Sakura blinzelte. Sie hatte von all dem nichts mit bekommen, spürte aber, dass etwas nicht in Ordnung war. „Shizune-Sempai… Was ist denn los?“ „Oh, nichts besonderes.“, versuchte Shizune leichthin abzuwinken. „Ich… Wieso liegen hier wichtige Dokumente herum?“ „Oh, das ist nicht weiter wichtig, war nur so eine Idee von mir.“ „Eine Idee?!“, hakte Sakura verständnislos nach. „Oh, schon zu viel gesagt.“ „Eine Idee wozu?“ „Ist nur ein Spiel, weißt du, ich versuche so, Tsunade-sama zum Arbeiten zu bringen…“ Sakuras Augen wurden schmal. „Unsinn. Das Ganze hier wirkt eher auf mich, als würdest du… na ja, ich kann mich auch irren.“ Innerlich seufzte Shizune. ‚Gut, sie hat nichts gemerkt. Sie soll bloß nicht erraten, dass das hier eine der vielen Fallen ist, den Spion in Konoha zu entlarven.’ „Was machst du hier, Sakura?“ „Ich wollte eigentlich zu Tsunade-„ „Die ist nicht hier, eine Besprechung mit dem Rat der Ältesten und Danzou ist ihr dazwischen gekommen.“ „Oh. Dann… hab ich eine andere Sache.“ „Was denn?“ „Shizune, weißt du ob Kakashi früher schon einmal Gedächtnisprobleme hatte?“ „Du fragst das wegen der Sache mit Ji-Kon, oder?“ „Ja.“ „Tja… Also… Nicht, dass ich wüsste.“ Es war noch etwas später, als Sakura sich in Konohas Krankenhaus ins Archiv schlich. Überrascht entdeckte sie jemand anderen vor den Regalen. „Shizune-Sempai, was machst du hier?“ Shizune erschrak zutiefst. „Oh, Sakura.“ Dann streckte sie ertappt die Zunge raus. „Du hast mich auf eine Idee gebracht. Ich suche Kakashis Krankenakte.“ Sakura ging zielstrebig auf ein Ende der Regalreihen zu. „Sie sind alphabetisch geordnet. Wenn, dann muss sie hier drüben sein.“ Shizune kam zu ihr herüber. „Klar. Sie an, hier haben wir sie ja.“ Sakura überflog die letzten Einträge. „Hier… Hier ist Ji-Kon… Hmmm… Vorher scheint mir nichts Ungewöhnliches… Oh, er war tatsächlich ein paar Wochen vor Ji-Kon zum letzten Mal in Oto… Stimmt ja, er berichtete ja, dass er dort Sasuke gesehen hat. Ich wüsste zu gerne,…“ Shizune war ganz rot, als sie plötzlich eine Akte hinter ihrem Rücken herzauberte. „Hier sind seine letzten Missionsberichte.“ Sakura machte große Augen. Ihr Sempai hatte ja wirklich einiges illegal gemopst… Dann lächelte sie allerdings, denn Shizune gab sich wirklich große Mühe wegen Kakashi. Sie bekam ein ganz neues Bild von Tsunades rechter Hand. „Danke.“, sagte Sakura ehrlich. Wieder blätterte sie schnell die Berichte durch. „Dir ist klar, dass du das für dich behältst, ja? Wenn Tsunade oder sonst wer das rausfindet, dass ich einfach so hier Dokumente an dich weiter reiche, während alle nach dem Spion suchen…“ „Danke, Shizune-Sempai. Natürlich behalte ich es für mich.“ „Ah, ich hab schon wieder zu viel gesagt. Dann mach schnell, bevor Iruka was merkt. Die Mappe hab ich hinter seinem Rücken ausgeliehen.“ Eilig überfolgen Sakuras Augen den spärlichen Bericht aus Ji-Kon, den Kakashi vom Krankenbett aus verfasst hatte. Dann blätterte sie zurück, zu Kakashis vorheriger Mission. Hier war der Bericht weitaus ausführlicher und ohne Lücken. „Er hat in Oto Sasuke getroffen… Ja, davon hatte er mir erzählt. Also… Sasuke war mit einer kleinen Gesandtschaft unterwegs. Sie hatte ein Paket dabei, wahrscheinlich ein Geschenk, dass auf nem schicken roten Kissen mit Verzierungen… Die Verzierung sind zwei Elfenbeinschlangen, die sich einander in den Schwanz beißen…“ „Wie sinnbildlich und dabei irgendwie dreist offensichtlich. Das passt zu Orochimaru.“~ Sakura blinzelte. Sie hatte viele Erinnerungen aus den letzten Tagen und Wochen, die vielleicht irgendeinen wichtigen Hinweis geben könnten, vielleicht aber auch nicht. Es viel schwer, unwichtiges von wichtigem zu trennen. Kakashi erhob sich. „Ich denke ich lege mich wieder hin. Das solltest du auch tun, du hast die nächste Wache.“ „Nein, ich bleibe gleich wach.“, sagte Sakura geistesabwesend. Ihre Hände zitterten plötzlich vor Aufregung. Die Erinnerungen boten wertvolle Informationen, da war sie sich sicher. Nur wusste sie noch nicht, was. Kakashi hob eine Braue, zuckte aber dann mit den Achseln, fuhr ihr noch einmal kurz über den Scheitel und ging ins Lager zurück. Sakuras Verstand arbeitete fieberhaft. Wieso war ihr es damals nicht schon aufgefallen? Ein Geschenk, dass auf einem roten Kissen lag, das mit zwei Elfenbeinschlangen verziert war, die einander in den Schwanz bissen… Sie hatte dieses Kissen schon gesehen. Und sie hatte auch das entpackte Geschenk darauf gesehen… Auf dem Empfang des neuen und jungen Feudalherren des Feuerlandes. Sasuke war also damals auf dem Weg zum Feudalherren gewesen um ihm dieses Geschenk von Orochimaru zu überreichen! Sie waren im Feuerland gewesen und hatten es dort überbracht… Sakura wandte sich ruckhaft zu Kakashi um. Hatte Kakashi dieses Kissen ebenfalls bemerkt? Es hatte im großen Empfangssaal gelegen unter einem –für ihren Geschmack- hässlichen Kunstgegenstand, der bestimmt sehr wertvoll war. Das war Orochimarus Geschenk. Und der Feudalherr hatte die Dreistigkeit besessen, es für alle Augen sichtbar zu präsentieren. Ob Kakashi es ebenfalls gemerkt hatte? Aber der war eigentlich die ganze Zeit auf der Terrasse gewesen und hatte sich vom Trubel des Empfanges fern gehalten. Wahrscheinlich also nicht. Aber was brachte ihr diese Information über das Kissen? Sie seufzte. Sackgasse. Aber schnell kam der alte Biss wieder in ihr hoch. Sakura erhob sich und holte Kakashi ein. Sie war plötzlich wild entschlossen, noch weitere Informationen zu sammeln. Sie hatte das Gefühl, die kalte Mondnacht würde ihrem Verstand ungeahnte Höchstleistungen ermöglichen. Sie war ganz aufgeregt. „Sag mal, Kakashi? Was hast du eigentlich gemacht, als die Sache mit Anko passiert ist in Konoha?“ Der schwarzgekleidete, hochgewachsene Jounin blieb stehen und blinzelte Sakura erstaunt an. „Wie kommst du so plötzlich darauf? Hast du etwa doch Zweifel an mir?“, fragte er unwohl. „Nein.“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich sammle nur ein paar Fakten. Du weißt schon, damit ich Koshirou einen lückenlosen Fall präsentieren kann. Ich bin gerade dabei, wild einige Schlussfolgerungen zu tätigen“ Er wirkte immer noch nicht zufrieden, lächelte aber dünn über den Enthusiasmus, der in ihren Augen loderte. Nachdenklich sprach er seine folgenden Worte, als überlege er mit ihr. „Ich weiß nicht, wann genau das mit Anko passiert ist, aber ich vermute mal, dass ich währenddessen auf dem Weg zum Krankenhaus war, um dich abzuholen. Bin nach meiner letzten ärztlichen Untersuchung von Shizune erst nach Hause duschen, und dann zu dir. Zusammen haben wir dann Anko gefunden.“ „Dann müsstest du schon durch halb Konoha geflogen sein, deine Wohnung liegt in anderer Richtung als der Hauptturm, und Anko kann noch nicht lange bewusstlos im Wasser getrieben sein!“, sagte sie triumphierend. „Shizune ist pünktlich wie die Maurer. Wenn du also danach, nach ihrer Untersuchung, nach Hause gegangen und anschließend erst zu mir gekommen bist… Du warst es nicht. So schnell bist nicht einmal du. Halb Konoha liegt dazwischen. Kann dich das etwas beruhigen?“ Kakashi schenkte ihr ein vergnügtes Lächeln. Diese Rechnung hatte er auch schon getätigt, aber es tat gut, dass jemand anderes zum gleichen Ergebnis gelangte. „Anko sagte, sie war im Missionsbüro. Aber wir haben sie in einem der Flüsse gefunden…“, grübelte Sakura weiter, um den Schuldigen zu finden. „Woran denkst du also?“ „Ich denke, dass sie dem Spion den Shizune sucht, in die Hände gefallen ist. Vielleicht hat sie ihn entdeckt, aber…“ „Aber?“ „Aber ich habe die Vermutung, dass es… dass es vielleicht mehr als eine Person war. Immerhin ist Anko Spezial-Jonin und kann demnach gut auf sich aufpassen. Der Vorfall fand zudem mitten in Konoha statt. Wenn also jemand von ihrer Stärke in einen Kampf verwickelt wird, der sich von Missionsbüro nach draußen hin verlagert, ohne dass diese Kampfhandlungen jemandem auffallen, muss alles sehr schnell und kurz gewesen sein. Ich glaube, sie war bei ihrer Flucht auf dem Weg ins Krankenhaus, sie wollte so schnell wie möglich das, was sie herausgefunden hatte an Tsunade weitergeben und die befand sich nun einmal noch im Krankenhaus, nachdem dort ja eine Besprechung stattgefunden hat. Deswegen war Anko auf dem Fluss getrieben. Er führt zum Krankenhaus, wenn man aus Richtung Hauptturm kommt. Ich glaube, dass Anko es mit mehr als einem Gegner zu tun hatte.“ Kakashi legte den Kopf schräg. Ungewollt lief ihm ein Schauer über den Rücken. „Du weißt, was du da für Anschuldigungen aussprichst? Du behauptest, dass mehr als eine Person aus Konohas inneren Kreisen für Orochimaru arbeitet. Dass es in Konohas engsten Kreisen mehrere Verräter gibt. Das sind schwere Anschuldigungen. Aber vergiss nicht, dass ein starker Gegner allein durch einen Überraschungseffekt oder einfach ein gutes Jutsu ausgeschaltet werden kann. Vielleicht war Anko durch eine solche Überraschung bereits verletzt und kampfunfähig, als sie aus dem Missionsbüro nach draußen floh.“ Sakura verzog die Lippen. Kakashis logische Worte ließen ein paar unangenehme Bilder einer verletzten Anko vor ihrem Geist auftauchen, wie sie mit gebrochenem Bein unbeholfen aus dem Fenster stürzte um vor ihren Verfolgern zu fliehen und die Hokage zu erreichen... Sakura schüttelte die Bilder ab und grübelte. Aber sie fühlte sich plötzlich gebremst und schalt sich, so voreilig ihre Ideen fließen gelassen zu haben. Kakashi hatte recht. Es gab so viele Möglichkeiten. Aber wenigstens konnte sie sicher sein, dass Kakashi auf keinen Fall an Ankos Zustand beteiligt gewesen sein konnte. Sein Appartement lag am Randbezirk Konohas, und bevor man von dort aus den Hokageturm erreichte, musste man einen weiten Weg zum Krankenhaus zurücklegen. Der Hokageturm lag weiter dahinter. Nein. Nicht einmal wenn er gezaubert hätte, hätte er in der kurzen Zeit im Hokageturm sein können um Anko zu vermöbeln. In diesem Fall war quasi Shizune ganz nebenbei sein Zeuge und Alibi. Sakura lächelte. Wenigstens für diesen Part des großen Puzzles konnte sie Koshirou schon einmal eine hieb und stichfeste und vor allem logische Beweisführung bieten. „Es ist nicht möglich, aus der Ferne Investigationen zu betreiben, Sakura. Du solltest dich auf das Kommende konzentrieren.“, erklang Kakashis Stimme und riss sie aus den Gedanken. Sie senkte schnaubend den Kopf. „Ich habe aber das Gefühl… Ich habe… Also ob ich es wissen müsste, als ob ich bereits einige Puzzleteile kenne, sie nur noch nicht richtig zusammengefügt habe.“ Mir scheint eher, du läufst Gefahr, den Überblick zu verlieren, dachte sich Kakashi besorgt. Entschloss sich aber, dies nicht auszusprechen. Lieber wollte er sie beruhigen. „Shizune und Ibiki sind ein starkes Team – Ibiki ist berühmt für seine Intelligenz und Kombinationsgabe, und Shizune ist zuverlässig und gründlich. Überlass ihnen das ruhig.“ Sakura seufzte. „Ja, ja, schon gut. Aber sie sind nicht hier. Also werde ich sie hier einfach vertreten, wenn der Herr gestattet.“ Da lächelte er und legte eine Hand dankbar auf ihre schmale Schulter. Er fand es rührend, mit welcher Inbrunst sie sich bemühte, ihn zu beruhigen indem sie ihm Beweise lieferte. Er selbst hatte sich schon so lange den Kopf über die Angelegenheit in Ji-Kon zerbrochen, dass er fürchtete, am Ende den Verstand darüber zu verlieren. Schließlich hatte er mit einem mulmigen Gefühl die Überlegungen darüber hinten angestellt. Aber er hoffte inständig, sie möge einen Weg finden, ihn aus dieser dunklen Ungewissheit zu befreien und ihm endlich die Gewissheit darüber zu geben, wovon Sakura, Shizune, Tsunade, Naruto, Ibiki, Genma und viele andere so klar überzeugt waren: von seiner Unschuld. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, hob Sakura ihr Kinn und ließ ihre Wange an seinem Oberarm ruhen. Der Stoff des dunklen Pullis war kühl. „Wir stehen es gemeinsam durch. Ich werde nicht mehr von deiner Seite weichen bis ich dich auch überzeugt habe, dass dies alles eine Falle für dich war. Ein fein gesponnenes Komplott, um dir dies alles anzuhaften. Ich werde nicht mehr gehen, ich bleibe bis zum Schluss.“ Kakashi lächelte und drückte sie mit einer Hand an ihrem Hinterkopf an sich. Nur blieb für ihn weiterhin die leise, nagende Stimme in seinem Unterbewusstsein, die sich vehement regte und ihm ins Gedächtnis rief, dass er erst dann Gewissheit haben konnte, wenn wusste, warum er überhaupt erst sein Gedächtnis verloren hatte. ~Ende Kapitel 20~ Featback ist wie immer erwünscht. Kapitel 21: Erde ---------------- Moinsen Folks! Danke fürs reviewen.^^ Und danke für die Geduld. Kapitel 21 ~Erde~ „Da kommt unsere Nussschale.“, rief Saiyori vom Ausguck des Schiffes hinab, auf den sie sich aus Langeweile begeben hatte. Raidou stand unten am Hauptmast und winkte wütend zu ihr hinauf. „Das Kopftuch von dir hat nicht einen Tag gehalten, komm runter und gib mir mein Geld zurück!“ „Ich glaub ich bleib noch ein bisschen hier und genieße die Aussicht.“ „Komm sofort runter!!“ Der Schiffskapitän reichte Genma zum Abschied die Hand und bedankte sich noch einmal für den Schutz während der Überfahrt. Raidou, Saiyori und Jubei warteten bereits auf dem kleinen Bötchen, das sie hier abholte, um sie an Land zu bringen. Raidou starrte Saiyori wütend an, aber die spielte nur lasziv mit ihren Fingernägeln und nutzte es aus, dass Raidou kein Typ war, der in der Öffentlichkeit eine große Szene machen wollte. Das Schiff steuerte ein anderes Ziel an, während Genmas Team mit dem Boot auf dem Fluss ein Stücken weiter ins Landesinnere vordringen würde. Genma kletterte behände die Strickleiter vom Schiff hinab ins Boot, wo ihn ihr Fahrer mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. „Schön, dich wiederzusehen, Genma.“ „Wie geht es dir, Gosaburo?“ „Gut. Es tut gut, dich zu sehen. Deine Cousine freut sich auch schon riesig, ihr habt euch seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Inzwischen ist ein weiteres Kind unterwegs und es ist viel passiert. Aber ich bringe euch erst mal weiter ins Land rein.“ Genma setzte sich hinter Jubei und flüsterte ihm ins Ohr: „Bist du bereit?“ Jubei nickte, spürte aber einen kalten Schauder über den Rücken laufen. „Gut. Denn unsere Mission beginnt jetzt.“ ~~~ Vor ihnen tauchten majestätisch die Murasame - Gebirgskette zwischen den tiefhängenden Wolken auf. Blaugrau zeichneten sich die schroffen Steinhänge von einem weißgrauen Himmel ab. Der Aufstieg erfolgte rasch, die Überquerung eines Teils dieser Berge würde einen Tag in Anspruch nehmen, doch noch lagen sie gut in der Zeit. Der ANBU führte sie wortlos Pfade hinauf, die Sakura mit dem bloßen Auge nicht einmal als solche erkannt hätte. Nur gelegentlich orientierte er sich mithilfe eines Kompasses. Es war nicht das erste Mal, dass Koshirou durch diese Berge mit all ihren Klippen, Steilhängen, Tälern und Schluchten ging. Es war eine anstrengende und ungewohnte Arbeit, und hätten sie nicht auf ihre Shinobifähigkeiten zugreifen können, hätte die Überwindung der Berge wahrscheinlich mehrere Tage, vielleicht sogar eine Woche gedauert. Sie erreichten ein Hochplateau, von dem aus sie weit vor und zurück blicken konnten. Sakura und die anderen vergönnten sich eine kurze Verschnaufpause und genossen die Aussicht, doch etwas nahm ihr mit einem Schlag allen Spaß. Koshirou kratzte sich leidenschaftlich vor Sakuras Augen am Schritt. „Oah, sag mal, hast du keine Scham?!“ Koshirou zuckte mit den breiten Schultern. „Es hat mich halt am Sack gejuckt.“ „So etwas will ich nicht wissen!“, brüllte Sakura ihn an. „Und auch wirklich nicht sehen!“ Ja, auch ein ANBU ist vor dem Zorn Sakuras nicht gefeit, dachte sich Kakashi mit offenkundiger Belustigung. Um eine Beule und Erfahrung reicher und mit besonders finsterer Miene machte sich Koshirou wieder daran, ihre Gruppe auf den engen Wegen zwischen den Bergspitzen her zu führen. Definitiv sah er Sakura jetzt mit anderen Augen. Dann kamen sie um einen größeren Felsen herum und standen plötzlich auf einer kleinen Anhöhe, von der aus sie auf ein großes Tal hinabblicken konnten, dass von zahlreichen Bäumen bewachsen war. Etwa in der Mitte befand sich eine Stadt, die direkt an einen Bergausläufer gebaut worden war, und auf deren höchstem Punkt ein gewaltiges Schloss mit mehreren Etagen und wunderschönen, geschwungenen Dächern prunkte. „Dort ist es. Wir sind da.“ ~~~ „Es ist zwar noch nicht so lange her, dass ich das letzte Mal hier war, aber es scheint sich einiges verändert zu haben.“, bemerkte Genma, während seine Augen über das Ufer glitten, das an ihnen vorbei zog. Wieder war ein ausgebrannter Bauernhof zu sehen gewesen. Gosaburo zuckte mit den kräftigen Achseln. „Als Bauer bekomme ich nicht soviel mit, aber das was ich mitbekomme sind keine schönen Nachrichten. Die Zeiten sind unruhig geworden und die Ninjas die sich normalerweise immer um das Gesindel in unserer Gegend kümmern, sind alle abgezogen worden. Ich verstehe nichts von Politik, aber ich weiß was es heißt, wenn die Ninjas ausgesandt werden um die Grenzen zu verstärken. Noch sind es nur die Landgrenzen, aber wer weiß wann der Wasserweg folgen wird. Es war eine gute Entscheidung von euch, mit dem Schiff zu kommen. An den Grenzübergängen hättet ihr bestimmt Schwierigkeiten bekommen.“ Genma sandte Raidou einen Blick und der nickte. Natürlich. Nicht nur Konoha bereitete sich auf die Möglichkeit eines Krieges vor. „Hoffen wir, dass auf eurem Rückweg die Wege noch passierbar sind.“ Gosaburo ruderte gemeinsam mit Raidou ihr kleines Boot an einem Wald entlang. „Hinter dem Wald liegt unser Dorf. Und Genma?“ Der Angesprochene wandte sich wieder ihrem Führer zu. „Es sind gefährliche Zeiten. Auch für mich ist es eine gefährliche Sache, Konohaninjas zu meinem Schutz anzuheuern, selbst wenn es nur zum Schein ist, damit ihr einen offiziellen Grund habt um in das Land zu kommen, und mich nicht weiter behelligen werdet.“ „Wir haben dir für deine Hilfe zu danken, sie ist von unschätzbarem Wert für uns. Entschuldige, dass wir dich dadurch indirekt in Gefahr bringen und deine wertvolle Zeit stehlen.“ Gosaburo lächelte dünn. „Ich helfe Konoha gerne, und vor allem dir, dass weißt du, dafür ist also keine Entschuldigung nötig. Wir beide helfen euch gern. Aber sie wäre sicher sehr froh, wenn du ihr kurz Hallo sagen würdest.“ Genma nickte. „Das ist kein Problem.“ Schon tauchten die ersten Häuser auf, sie hatten Gosaburos Dorf erreicht. Der Bauer vertäute sein kleines Boot am Steg neben zwei anderen ärmlichen Nussschalen. Das Dorf war ein großes Dorf und zum Fluss hin waren zwei Höfe mit Vieh und einige Felder mit Getreide, die sich von den bläulich wirkenden hohen Bergen mit den weißen Gipfeln im Hintergrund satt abhoben. Es waren nur wenige Menschen zu sehen. Auf eine entsprechende Frage hin antwortete Gosaburo, sie seien entweder auf den Feldern hinter dem Dorf oder auf den Weiden. Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen, ließ an diesem warmen Nachmittag aber auch einige Sonnenstrahlen durch, was ein faszinierendes Lichtspiel der Natur bot. Die meisten Bauern wollten die Zeit vor dem drohenden Unwetter nutzen um zu arbeiten, wer jetzt noch im Dorf war, war meist alt oder krank. Und viele der jungen Leute hätten dieses Dorf schon vor längerer Zeit verlassen, um in der Stadt ihr Glück zu versuchen, brabbelte Gosaburo weiter. Aber ihm und seiner Familie gefiel dieses Dorf einfach zu sehr, es war ihre Heimat, hier fühlten sie sich wohl mit ihren bisschen Land und dem Tonwarenhandel und dem bisschen Vieh und Geflügel, sie würden diesen Ort niemals verlassen. Jubei wartete mit Raidou und Saiyori ein gutes Stück entfernt von dem kleinen, unscheinbaren Haus von Gosaburo und seiner Familie. Jubei setzte sich an einen Brunnen und schaute in den Himmel- Wolken gucken. Dabei klaffte seine Jacke ein wenig auseinander, und Genma erhaschte die kleine Holzstatue, die er geschnitzt hatte. Jubei hatte sie poliert, wie es aussah. Genma runzelte die Stirn. Warum gab der Junge sich nur solch eine Mühe ihm zu gefallen, wenn er doch eigentlich Angst vor ihm hatte? Er durchschaute den Jungen nicht. „Ein Ninja sollte nicht an materiellen Dingen festhalten, Jubei. Ich tue es nicht, und du solltest es auch nicht.“, wisperte er belehrend. Jubei grinste breit und legte seine Jacke seelenruhig wieder über die Statue. „Ich denke, dann mache ich hier eine kleine Ausnahme. Das ist nur menschlich.“ Genmas Augenbraue zuckte. Er seufzte resigniert und ging dann mit Gosaburo auf das Haus zu. Nur ein kurzes Hallo-Sagen, mehr nicht. Er spürte schwach eine Präsenz hinter den dünnen Steinmauern. „Sie ist allein?“, fragte er. Gosaburo nickte. „Ja, die Kinder sind draußen und spielen. Du kennst sie ja, alles Raufbolde!“ Saiyori warf sich mit einem theatralischen Seufzen in den Schneidersitz. Ohne große Mundbewegungen zu machen, sprach sie leise mit Raidou. „Das ist also das Dorf. Warum wurde ausgerechnet dieses Dorf ausgewählt? Hier ist doch nichts und niemand! Nicht mal Fliegen gibt es hier zu den Scheißhaufen der Rinder.“ Raidou gähnte mit hervorgehaltener Hand. Auf einen Beobachter musste er eher gelangweilt wirken. „Vielleicht gerade deswegen.“ „Aber wo sollte hier etwas stattfinden können? Das muss doch auffallen!“ „Das hier ist das größte Dorf in der Umgebung. Wir haben noch nicht viel gesehen, aber es muss eine Gemeinde- oder Versammlungshalle geben oder etwas ähnliches.“ Saiyori zuckte mit den Achseln. „Wie du meinst. Ich seh mich mal ein bisschen um.“ „Warte!“ Die eigensinnige Frau schüttelte Raidous Worte mit einem entwaffnenden Lächeln ab, warf Jubei spitzbübisch einen Handkuss zu und schlenderte davon. Raidou seufzte und winkte ihr genervt hinterher. „Stoisches Weib.“ Seine Augen wanderten über die Dächer der Häuser. „Wie gefällt es dir hier, Jubei?“ Der Angesprochene machte es sich gerade neben ihm auf einem Heuhaufen bequem, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen. „Es ist schön, so friedlich und… na ja, ein bisschen einsam, aber entspannend.“ „Einsam, nicht? Das dachte ich mir auch gerade.“ „Hm?“ Genma trat durch die Tür und Gosaburo drückte sie sanft hinter ihnen zu. „Yokio?“, rief Genma, der vor lauter Vorfreude ein breites Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. „Rate mal, wer mal wieder zu Besuch da ist.“ „Genma?“, kam die erstaunte, aber erfreute Antwort aus einem der Zimmer. „Du bist schon da?“ Der Spezialjonin streifte wie die Tradition es verlangte seine Schuhe ab und stieg in die bereitstehenden Gästeschlappen. „Ich finde, wir sollten hier ein Zimmer oder so was suchen. Irgendjemand hat bestimmt ein Plätzchen im Heu für uns. Ein mehr oder weniger ordentliches Dach über dem Kopf könnten wir alle mal wieder gebrauchen. Und außerdem ist es angenehm, mal nicht ständig hin und her gewogen zu werden wie auf dem Schiff.“, plauderte Jubei munter. Sich nicht verdächtig verhalten lautete die Devise, also schien Smalltalk genau das richtige. Er steckte sich einen Strohhalm zwischen die Lippen, ganz in Genma-Manier. Raidou bemerkte dies, aber sein Grinsen darüber glich eher einer Grimasse. Fing er jetzt an, Genma zu imitieren? „Du hoffst wohl auf eine warme Ziegenmilch.“ „Warum nicht. Und wenn ich keine angeboten bekomme, hier laufen genug Ziegen rum, dann schnapp ich mir eine und hol mir die Milch selber.“ Raidou schlug die Hand gegen die Stirn. „Oh je, oh je, du hast zu viel Zeit mit Saiyori verbracht, wo ist nur der kleine, liebenswerte Junge geblieben, den Gyobue uns anvertraut hat?“ Jubei schmunzelte verschmitzt hinter hervor gehaltener Hand. „Ich bin immer noch liebenswert.“ Raidou drehte an einem seiner Ringe. „Was ist los? Du machst mich ganz nervös. Stimmt etwas nicht, Raidou-Sempai?“, fragte Jubei leise und setzte sich auf. Raidous Augen wanderten wieder über die Häuserdächer. „Was hältst du eigentlich von Gosaburo?“ „Unserem Auftraggeber? Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er mit Genmas Cousine verheiratet und Genma kennt ihn schon sehr lange.“ Raidou hob erstaunt eine Augenbraue. „Du weißt aber viel…“ Ahnte der Junge etwa, dass Gosaburo einmal mit Genmas Schwester verlobt gewesen war? „Er schwitzt ziemlich viel, meinst du nicht auch, Jubei?“ „Also das Rudern ist glaub ich ziemlich anstrengend…“ „Ihm ist sogar ein paar Mal beinahe das Ruder entglitten.“ „Ja, das hab ich auch bemerkt. Aber warum sollte er nervös sein?“ „Ich glaube nicht, dass er einfach nur nervös ist. Ich glaube, er hat Angst.“ Plötzlich schaute Raidou nach rechts. Dort, an einer Hausecke stand ein kleiner Junge und beobachtete sie heimlich. Als er Raidous Blick bemerkte, erschrak er und suchte panisch sein Heil in der Flucht. Jubei hob eine Augenbraue und sah ihm nach. „Was ist denn mit dem los?“ Raidous Blick verdüsterte sich. Er hatte die Dächer weiter im Auge behalten und etwas zu spüren geglaubt, was sich in Richtung des Jungen weiter bewegt hatte. Raidous Finger suchten in der Tasche den Griff eines Kunais und schlossen sich darum. Er wartete. Jubei erhob sich und rieb sich den blonden Hinterkopf. „Scheue Menschen hier.“ Im nächsten Moment schleuderte Raidou das Kunai aus seiner Tasche direkt auf das Haus zu, wo es sich surrend in den Dachfirst bohrte. Ein Schatten löste sich und sprang die andere Seite des Hauses hinab auf die Straße- ein Ninja hatte sich dort versteckt und sie beobachtet. Raidou rannte sofort hinter her. Jubei sprang überrascht auf und folgte. Ahnungslos von dem Geschehen draußen auf der Straße stand Genma im Flur des Hauses. „Geh ruhig schon einmal vor, ich bereite euch schnell einen Tee.“, sagte Gosaburo und wandte sich zum Gehen. „Du weißt ja noch, wo unser Schlafzimmer ist, nicht wahr? Sie ist im siebten Monat und war gerade dabei zu ruhen.“ Genma freute sich sehr darauf, seine Cousine wiederzusehen. Er steckte die Hände in die Taschen und wandte sich um. Er spürte Gosaburos Absicht nicht, als dieser hinter seinem Rücken einen Stock aus einer Wandnische zog und ihm im nächsten Moment auf Genmas Kopf herabsausen ließ. Mit einem leisen Stöhnen sackte der Spezial-Jounin zusammen. „Tut mir Leid, Genma.“ ~~~ Naruto schluckte nervös. Sie hatten gerade den Abstieg begonnen, um sich nun am späten Nachmittag in die Stadt Shibuya zu begeben. Sakura strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war mindestens genauso aufgeregt wie Naruto. Hier war es. Hier vor ihnen lag das Ziel ihrer Reise…. Shibuya, die Stadt in der Orochimaru einen Teil seiner Verbündeten zusammen gerufen hatte, Vertreter einiger Feudalherren, Feldherren, wohlhabende Kaufleute, …um sich mit ihnen über Konohas Zukunft zu beraten. Sakura wurden bei der Vorstellung beinahe die Knie weich. Erst jetzt beschlich sie der Gedanke, warum sie sich ausgerechnet freiwillig auf diese Mission hatte begeben müssen. Da legte Kakashi plötzlich seine Hand auf ihre Schulter und grinste ihr zu. An dem irren Kichern was nun folgte, erriet sie, dass ihm sein Icha Icha-Wunschzettel wieder in den Sinn gekommen war. Sakuras Angst verflog und wich einem düsteren Blick. Schnaubend schüttelte sie den Kopf. Tatsächlich. Darum war sie mitgekommen. Wegen diesem Mann, der es auf unnachahmliche Weise verstand, ihre Unsicherheit zu erspüren und ihr wieder Mut zu machen. Da prustete sie leise, sodass sogar der mürrische Koshirou sich irritiert zu ihr umdrehte. Sie zog den schützenden Umhang fester um sich, damit der Wind und die hohe Luftfeuchtigkeit ihr nicht zu sehr zusetzten, und ging hinter Naruto den steilen Weg nach unten in die Stadt. ~~~ Jubei konnte Raidou kaum folgen. Er verstand ohnehin nicht, was hier eigentlich gespielt wurde. Keuchend bog er gerade um eine Ecke, und musste feststellen, dass er Raidou und den Unbekannten aus den Augen verloren hatte. Da kroch die Panik in ihm hoch. Hektisch blickte er von links nach rechts und sprang schließlich auf das Dach eines kleinen Ladens. Aber selbst von der erhöhten Aussicht konnte er Raidou auch nicht ausmachen. Jubei lief über das Dach und sprang auf das Vordach eines anderen Gebäudes. Er entschied sich, vorsichtiger zu sein und leise zu gehen. Wer wusste schon, ob der Ninja dem Raidou gefolgt war, alleine war. Ein sichernder Blick verriet ihm, dass er anscheinend dennoch alleine war. Also schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Ohren. Die Welt um ihn versank in eine andere, wo vor seinen geschlossenen Augen Dunkelheit hätte sein müssen, entstanden Bilder und Konturen von Dingen, die durch Schallwellen ausgelöst wurden. Er hörte das Dach auf dem er stand als der Wind dagegen strich, hörte den Vogel der in der Nähe durch die Luft glitt, hörte eine Maus, die unter ihm an der Hauswand zwischen ein paar Mehlsäcken entlang huschte,… Versuche Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, Jubei… Und er hörte auch Stimmen. Sie fielen ihm zwischen den anderen Gesprächen auf, da sie im Flüsterton gesprochen wurden und wie ein klar formulierter, knapper Bericht klangen. Und er kannte Dinge die er aufschnappte… Er riss erstaunt die Augen auf, da er dachte sich verhört zu haben, aber seine Ohren präsentierten ihm immer noch scharf die Worte, die in dem Nachbargebäude gesprochen wurden. „…enma Shiranui wurde sichergestellt, Gosaburo Yohei hat Wort gehalten. Die Frau steckt irgendwo, konnte nicht gefunden werden. Raidou Namiashi und Jubei Kannosuke werden in diesem Moment aus dem Dorf gelockt und in eine Falle geraten.“ Das Herz schlug dem jungen Genin bis zum Halse und ihm wurde gleichzeitig warm und kalt. Lautlos glitt Jubei auf das schräge Vordach des Nachbarhauses und näherte sich einem Fenster. Er hockte sich darunter und kramte in seiner Tasche nach seiner Ausrüstung, die er speziell für solche Momente immer bei sich trug: einen kleinen Spiegel. Den hob er vorsichtig vor das Fenster um zu schauen, ob die Luft rein war. Und da sah er sie im Spiegel. Die Konferenz. Sie war bereits in vollem Gange! ~Ende Kapitel 21~ Kapitel 22: Luft ---------------- Tausend Dank an die Reviewschreiber!^^ Hier schon das nächste Kapitel. Zum Titel: Ich konnte es einfach nicht anders benennen, thehe. ;P Kapitel 22 ~Luft~ „…Ich habe nicht vorgeschlagen mit euch allen ein Treffen einzuberufen, wenn ihr jetzt plötzlich-„ „Entspann dich, Miosoka-san, jeder will etwas vom Kuchen abhaben. Niemand denkt auch nur im Entferntesten daran, einen Rückzieher zu machen. Jetzt ohnehin nicht mehr. Wir werden bestimmt nicht die tolle Teamarbeit zusammenbringen können für die Konoha so berühmt ist, aber jeder von uns ist mehr als nur bedacht darauf, seinen Teil zu bekommen. Wir haben schließlich alle unsere Gründe, heute hier zu sein. Und die lange Wartezeit hat sich gelohnt: Konoha war selten so verletzlich wie im Augenblick und das schöne daran ist: Wieder einmal wissen sie es selbst nicht einmal WIE verletzlich.“, sagte ein schlanker Mann, der einen Fuchsschal um den Hals trug. Jubei bemerkte zudem einen auffälligen Ring an seinem Finger. Ein Kaufmann? Oder eher… von der Diebesgilde…? „Jetzt wird ihnen ihre eigene Arroganz das Genick brechen.“ Der Fuchsmann lächelte. „Wir haben so viele Informationen über Konoha wie noch nie zuvor, Orochimaru hat sein Wort gehalten. Nun ist es an uns, zu überlegen wie wir damit umgehen.“ „Zermalmen wir es und seine wohlhabenden Kaufmänner!“ Jetzt lachte der Fuchsmann. „Miosoka-san, ich darf erinnern, dass wir hier eine ernsthafte Konversation führen.“ „Und ich darf erinnern, dass unser Ziel zu simpel ist um es mit deinen schnöden Worten so zu verharmlosen wie du das immer machst!“ „Wenn jemand von etwas viel hat, gibt es immer Neider.“, bemerkte der Fuchsmann, ohne auf den anderen einzugehen. Er und Miosoka waren beides Kaufleute, beschied Jubei. Wobei es dem Fuchsmann deutlich besser zu gehen schien als Miosoka, der einen ziemlich zwielichtigen Eindruck machte und seinen Lebensunterhalt wahrscheinlich schon seit einiger Zeit nicht mehr über ehrliche Pfade verdiente. Selbst für einen Kaufmann wirkte er zu schäbig. Miosoka warf sich eingeschnappt in seinen Stuhl zurück und verschränkte die fleischigen Arme vor der Brust. „Ich höre!“ Neben den beiden Kaufmännern saßen noch zehn Männer am Tisch, die Jubei als Feldherren und Kaufleute identifizierte, sowie eine wohlbeleibte, völlig überschminkte Frau und einige Adelige und Vertreter. In diesem Augenblick sandte ihm sein feines Gehör noch weitere Informationen. Er konnte hören, wie vor der Saaltür eine Frau herrisch einen Diener niedermachte. Selbst Jubei krümmte sich unter der herablassenden Art und dem schneidenden, verletzenden Tonfall der Frau. Dann ging besagte Tür auf und sie trat herein, gefolgt von einem kleinen, dicken Jungen mit einem vollbeladenen Getränketablett. Die Frau trug einen gold-sandfarbenen Kimono und war schlicht und ergreifend von bezaubernder Schönheit, strahlte aber im Augenblick nur kühlen Charme aus. Sie gesellte sich zu dem Fuchsmann und setzte sich zu dessen Vergnügen in vertrauter Weise auf seinen Schoß. Jubei vermerkte diese Informationen alle im Stillen. Eine seltsame Mischung aus Leuten, die sich von Konoha irgendwann einmal einen zu tiefen Stich hatten versetzen lassen. Sie alle hegten einen Groll gegen das Feuerland und das Dorf, das versteckt unter den Blättern lag und freuten sich darauf, es Konoha heimzuzahlen. Das fühlte sich irgendwie unangenehm an. Jubei hatte inzwischen die Position gewechselt. Er war immer noch außerhalb des Gebäudes, aber von seinem jetzigen Standpunkt aus konnte man ihn von der Straße her nicht sehen. Außerdem hatte er hier eine ganz gute Sicht, denn er wollte zu den Stimmen auch die Gesichter seiner Feinde kennen lernen. Sein treues Spionagewerkzeug, der kleine runde Spiegel an einem schlanken Drahtgestell war dabei sehr nützlich. Er war nervös. Seit dem ihm Raidou den wahren Grund ihrer Reise nach dem Zwischenfall im Wald mit dem „Fährtensucher“ mitgeteilt hatte, verstand er ein paar Dinge nicht mehr so ganz. ~„Jedes der beiden Teams hat einen Genin, stark, aber ein Genin. Beide Missionen stehen als Personenschutzaufträge in den Akten. Genma wird wegen seiner Verwandtschaft gerne hierher geschickt, es ist also beinahe selbstverständlich, dass er und unser Team genau zu diesem Grund hierhin aufbrechen. Nirgendwo in den Missionsaufträgen in Konoha steht bislang geschrieben, dass dies nur als Deckmantel gilt, Teams in die jeweiligen Länder zu schicken. Sollte jemand anderes über den wahren Grund bescheid wissen und wir in Schwierigkeiten geraten, ist endgültig bewiesen, dass es eine undichte Stelle in Konoha gibt. Wo genau soll während unserer Abwesenheit ermittelt werden. Genma hat bereits eine Botschaft über einen vertrauten Geist an Tsunade gesandt, dass es auf unserer Mission schon einen Zwischenfall gab.“ „Was ist dann unser eigentliches Ziel, wenn es nicht um Personenschutz geht?“ „Die Konferenzen auszuspionieren, bei denen Orochimaru sich mit ein paar Verbündeten trifft, denn es sind ein paar Adelige dabei und da läuft so etwas meist auf dem offiziellen Weg einer Konferenz.“ „Ich muss gestehen, ich hätte Orochimaru nicht für einen Politiker gehalten. Eine Konferenz einzuberufen…“ „Er ist unberechenbar. Aber ich stimme in diesem Punkt mit dir überein. Bei der letzten Besprechung mit der Hokage habe ich diesen Einwand ebenfalls erbracht, woraufhin Genma die Vermutung aufstellte, dass Orochimaru sich nicht primär für die Konferenz und ihr Ergebnis interessiert, sondern diese nur nutzt um Konoha von seinen eigentlichen Zielen abzulenken.“ „Glaubst du, da ist etwas dran?“ Raidou zuckte mit den Achseln. „Ich bin geneigt Genma zuzustimmen, da Orochimaru zwei Konferenzen einberufen hat, zur gleichen Zeit. Dass ist zwar unauffälliger als all diese Leute an einen einzigen Ort zu rufen zur gleichen Zeit, aber es bedeutet auch, dass Orochimaru auf einer der Konferenzen nicht anwesend sein wird. Auf unserer wahrscheinlich. Wäre es ihm so wichtig, würde er es sich entgehen lassen, persönlich anwesend zu sein? Es muss… noch etwas anderes geben, wovon wir noch nichts wissen.“~ Jubei rann der Schweiß die Schläfen hinab. Er hätte nicht gedacht, dass er plötzlich hier alleine sein würde. Er als kleiner Genin, allein bei der Konferenz, die über Konohas Zukunft entscheiden würde. Wo war Genma? Was hieß er ‚wurde sichergestellt’? Wo steckte Saiyori und welche Falle lauerte auf Raidou-sempai? Nach einem kurzen Disput mit sich selbst entschied er sich, noch einen Augenblick an Ort und Stelle zu bleiben und zu lauschen. Er vertraute auf die Worte seines Onkels Gyobue, nämlich, dass die drei Jonins sehr stark waren und sich aus Schlamassel selbst herausziehen konnten… Oder? Er war hin und her gerissen und wusste nicht, was das Beste wäre. Was würde Genma ihm befehlen, wäre ihr Anführer jetzt hier? Jubei warf mit dem Spiegel noch einmal einen nervösen Blick durch das Fenster. Ein Stuhl war leer. Es war der Stuhl am Kopf des Tisches. Der Mann, der dort hätte sitzen sollen, lehnte so an der Wand und im Schatten, dass Jubei seinen Oberkörper nicht sehen konnte. Er war sich sicher, dass vorhin der geflüsterte Bericht diesem Mann von seinem Untergeordnetem mitgeteilt worden war. Er hatte das mit Genma, Raidou und Sachiko befohlen! Er war der Urheber! Das muss Orochimarus Vertretung sein. Er scheint sich ebenfalls nicht sonderlich für die Konferenz zu interessieren, wenn er nicht einmal am Tisch mit ihnen sitzt… Aber er scheint… Er könnte ein Ninja sein… Bestimmt ein hohes Tier… Jubei, sei bloß vorsichtig und mach keine Dummheiten! „…Was sagt Ihr dazu, Hayabusa-san?“, fragte die Adelige gerade und Jubei spannte sich, da er einen Augenblick zu abgelenkt gewesen war um dem Gespräch zu folgen. Der Angesprochene, der Mann, den er eben noch beobachtet hatte, schwieg einen Augenblick. „Unsere Informationsquelle wäre in der Lage etwas Entsprechendes zu arrangieren.“, erklang die feste, gelassene Stimme des Unbekannten. „Verdammt noch eins, ich wüsste ja zu gern, wer diese Quelle ist.“ Der Fuchsmann pfiff anerkennend. „Wer ist die undichte Stelle in Konoha? Aber selbst wenn wir alles so arrangieren würden, dass die Hokage für ein Attentat erreichbar wäre, wäre dann nicht Danzou schon die nächste Wahl und als Hokage zur Verfügung?“ „Wer soll das sein?“, fragte einer der Generäle. „Jemand, mit dem man es sich nicht verscherzen sollte. Ich bin jedenfalls dafür, dass die beiden sich gegenseitig die Augen auskratzen.“ „Was möchtest du stattdessen machen, Fukumatsu-san?“, fragte Miosoka ungeduldig. „Das, worauf wir alle doch schon so lange gewartet haben und darauf hingearbeitet haben. Das, was eigentlich Ziel dieser Konferenz ist. Ein mögliches Attentat muss sich nicht ausschließen, aber das primäre Ziel wird ohnehin dorthin führen. Die Handelswege für Lebensmittel und Gebrauchsgüter können jederzeit von uns gekappt werden, der Feudalherr des Feuerlandes steht ebenfalls auf unserer Seite… Es ist die Zeit gekommen, in der Händler wie wir den größten Profit schlagen können. Diese langen, ausdauernden Psychospielchen dienen doch nur dazu, den Gegner zu verwirren und zu schwächen wie das stete Branden des Meeres jede Klippe mit der Zeit aushöhlt. Aber was eigentlich in unserem Sinne liegt ist das, was wir am besten können: der Handel mit Waffen. Wir sind schließlich nicht irgendwer. Und ein jeder von uns hat genau darauf hingearbeitet.“ Der Fuchsmann Fukumatsu ließ sich einen Augenblick Zeit, dann sagte er mit einem feinen Lächeln: „Krieg.“ Jubei zuckte zusammen, als plötzlich ein Blitz des nun beginnenden Unwetters den dunkeln Himmel erhellte. Schnell packte er den Spiegel wieder in seine Tasche. Der an der Wand lehnende Hayabusa hob zwei Finger der linken Hand und deutete anschließend mit dem Zeigefinger in Richtung Fenster. Die zwei Ninjas, die neben ihm im Schatten kauerten, nickten und verschwanden. Im Licht des Blitzes hatte Jubeis Spiegel am Fenster aufgeleuchtet. ~~~ „Ich kann Orochimaru nicht entdecken.“, wisperte Sakura. „Der Stuhl am Kopf des Tisches ist leer.“ Neben ihr lag Kakashi und schaute zwischen den schmalen Spalten der Holzdecke auf die fünfzehn Meter unter ihnen stattfindende Konferenz im alten Schloss von Miamoto, das am Rande von Shibuya lag. Seine Finger waren fest in einer Position verharrt, die ein erst vor kurzem kopiertes Jutsu aufrecht hielten, mit dem die Chakrasignaturen mehrerer Shinobis verborgen gehalten werden konnten. Ein äußerst praktisches Jutsu, das sich gegen die meisten Shinobi, die ein besonderes Gespür für Chakra hatten, richtete. Der Wächter der diesen Teil vor unerwünschten Besuchern wie ihnen bewachen sollte, tat dies auch immer noch, war allerdings in einer Illusion des Sharingans gefangen und glaubte, er täte seinen Job nach wie vor ausnahmslos gut. Naruto behielt ihn im Auge, während Kakashi, Koshirou und Sakura sich möglichst lautlos über der Decke des Saals des alten Schlosses gerobbt hatten. Auf alte Schlösser und eine geheimnisvolle Bauweise war stets Verlass. „Kabuto ist anwesend, sowie der Feudalherr des Feuerlandes. Die anderen sind Kaufleute, Feldherren. Da drüben sitzen Tsunetomo aus Kinuzu und Sakumoto von der Diebesgilde aus Oto. Aber ich kann nicht erkennen, wer der Mann neben ihnen ist. Mit dem Rücken zu uns ist, am anderen Kopfende.“ „Scheint wichtig zu sein.“ Kakashi warf einen Blick auf Koshirou, der zu erkennen gab, dass er noch einen Augenblick brauchte, um von jeder Person lautlos Fotos zu machen. Dazu hatte er mit einem Spezialwerkzeug ein winziges Loch in die Spalte zwischen zwei Holzplatten geschmort. Von seiner Position aus würde es ihm allerdings ebenfalls unmöglich sein, denn Mann am Kopfende von vorne zu photographieren. Die Informationen die unter ihnen sehr formal ausgetauscht wurden, beinhalteten im Großen und Ganzen die Bestätigung dessen, was sie bislang geahnt hatten. Ein Krieg sollte vorangetrieben werden, und Orochimaru hatte versprochen, dass „auslösende Element“ dafür zu liefern, wie Kabuto vor wenigen Sekunden mit weichen Worten verkündet hatte. Was dieser Kriegsauslöser sein würde, behielt er allerdings für sich. Sakura überprüfte noch einmal ob das Aufnahmegerät mit dem kleinen Mikrofon gut saß, das sie für alle Fälle mitgebracht hatten um die Konferenz aufzuzeichnen. Es war an einem Papier mit einem Jutsu befestigt. Koshirou bedeutete ihnen mit Fingerbewegungen, dass er fertig war und lautlos robbten sie zurück, um später das Aufnahmegerät abzuholen. Das Jutsu würde ein Beschwören des Aufnahmegerätes auf geringe Distanz ermöglichen. Sie könnten es im Garten des Schlosses zurückholen. Das Risiko entdeckt zu werden war einfach zu groß, wenn sie an diesem Ort blieben. Dazu waren zu viele gute Shinobis wie zum Beispiel ein Yakushi Kabuto im Saal unter ihnen. Nacheinander zogen sie sich zurück, zuerst Sakura, dann Koshirou. Kakashi warf noch einen letzten Blick auf den Mann mit dem Rücken zu ihm, da lief ihm plötzlich ein Kribbeln über den Nacken. Und er entdeckte auch sofort die Ursache dafür: Yakushi Kabuto schaute mit einem fauligen Lächeln zu seinem Standort auf. Ein paar Schrecksekunden lang bewegte sich Kakashi nicht, er hatte selbst das Gefühl, sein Herz hätte aufgehört zu schlagen. Doch Kabuto wandte sich wieder der Konferenz zu ohne Anzeichen dafür, dass er etwas gemerkt hatte. Hatte er etwas gemerkt? Hatte sich Kakashi diesen Blick nur eingebildet, so wie er auch in Kinuzu das Gefühl gehabt hatte, entdeckt worden zu sein, ohne, dass es sich bewahrheitete? Wenn Kabuto wusste, dass sie da waren: was für ein Spiel spielte Orochimarus rechte Hand dann? Da hörte Kakashi zum ersten Mal die Stimme des Mannes, dessen Gesicht er nicht sehen konnte und erneut wurde ihm sehr kalt. Er kannte diese Stimme. Er kannte die Stimme, aber nicht das Gesicht. Es war die Stimme von… ~…„Einen staubigen Boden hast du, du solltest deine Dienstmädchen härter ran nehmen.… Was ich sagen wollte, mein hochgeschätzter, ungeduldiger General, ist, dass man jeden Menschen dazu bringen kann, alles zu tun. Selbst, einen anderen zu töten. Schaffe nur die richtige Situation, und jeder Mensch wird zum Mörder. Es ist eben alles Schein und Sein … Geschickt angefasst, könnte man theoretisch sogar einer Vogelscheuche das Vögel verscheuchen abgewöhnen.“ Während der Mann noch dröhnend lachte, setzte Kakashis Herz einen Schlag aus.~ Wer war dieser Mann? Wer war er, dass er gerade in der Konferenz unter ihnen sogar einen Mann wie Kabuto zurechtweisen konnte? Wer…?!? Kakashi zog sich verwirrt und beunruhigt zurück. Er hatte das Aufnahmegerät mit einem Papiersiegel versehen, mit dem er es nach der Konferenz ähnlich einem vertrauten Geist beschwören konnte. Dies war eines der berühmten Tausend Jutsus, die Sharingan-Kakashi im Laufe der Jahre von anderen Ninjas kopiert hatte. Er durfte nur nicht weiter als 150 Meter von dem zu beschwörenden Objekt entfernt sein. Kakashi schlich sich hinter dem Wächter vorbei und zu dem Treffpunkt, wo die anderen beiden zwischen den Büschen des Gartens flach auf dem Boden lagen. „Wo warst du?“, raunte Sakura ihm zu, doch Koshirou legte ihr blitzschnell eine Hand auf den Mund. Erst wollte sie ihn entzürnt dafür beißen, doch als sie ihn anblickte, bemerkte sie sein Erschrecken. Schwierigkeiten! Bevor sie überhaupt verstanden was eigentlich los war, spürte sie Kakashis Hand unter ihrem Bauch, die sie schwungvoll wegdrückte. Während sie noch überrascht durch die Luft segelte sah sie, wie Kakashi und Koshirou neben ihr auseinander stieben. Ein paar Kunais mit zischenden Explosionsjutsus befestigt staken genau dort, wie sie drei noch kurz zuvor gelegen hatten. Panisch sah sich Sakura plötzlich von den hellen, heißen Strahlen der Explosion umgeben. Von der Druckwelle an die Gebäudewand des Schlosses geworfen, rappelte sie sich schwerfällig vom Boden wieder auf. Ihre noch etwas verletzte Seite pochte in glühenden Schmerzwellen. Doch sie hatte keine Zeit sich auszuruhen. Wurfsterne surrten auf sie zu, doch plötzlich änderten sie ihre Richtung, drehten nach linkes ab und verschwanden in Koshirous ausgestrecktem, rechten Arm. Überrascht riss Sakura die Augen auf. Ein schwarzer Strudel hatte sich vor Koshirous Handfläche gebildet, der alles fast nicht fest war in seiner Umgebung aufzusaugen schien. Jetzt verstand Sakura auch, wieso sie keine Verbrennungen von der Explosion abbekommen hatte. Koshirou hatte die Flammen absorbiert. Er hatte sie gerettet. Und eben bei den Shuriken erneut. „Dafür darf ich mich sooft am Sack kratzen wie ich will, Schätzchen.“, rief er. Im nächsten Moment war er verschwunden und tauchte unter einem Baum auf, wo gerade der feindliche Angreifer mit einem überraschten Aufschrei vom Ast fiel, da Kakashi wie aus dem Nichts vor ihm erschienen war und ihm eine Grimasse geschnitten hatte. Koshirou setzte den Wächter außer Gefecht. „Durch die Explosion war’s das mit unserer Unauffälligkeit. Verstärkung ist bestimmt schon unterwegs. Wo steckt der Kurze?“ Sakura huschte schnell zu Koshirou, und Kakashi ließ sich neben ihr lautlos vom Baum herab. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er. Sakura nickte. „Gut. Verschwinden wir.“ „Was ist mit Naruto?“ Da hörten sie Stimmen laut werden. Die Türen des Schlosses wurden aufgerissen, Soldaten strömten heraus und Shinobi-Wächter erschienen schattengleich auf den Dächern. „Ich bin dafür, dass wir abhauen.“, sprudelte Koshirou los und kramte in seiner Tasche. „Aber nicht ohne ganz großen Knall.“ Nach diesen Worten warf er ohne weitere Warnung an seine Teamgefährten drei Rauchbomben gleichzeitig auf den Boden und mit einer kleinen Explosion verteilte sich eine riesige Wand aus dunklem, dichtem Rauch und verhüllte alles und jeden. Sakura blinzelte erschrocken, sie war wie blind. Doch da packte Kakashi sie an der Hand und zog sie hinter sich her durch den riesigen Garten des alten Schlosses. Immer wieder peitschten ihr Äste ins Gesicht ein paar mal wäre sie beinahe gestrauchelt. In dem beißenden Rauch sah sie gar nichts. Doch sie schaffte es letztendlich doch, hinter Kakashi aus der Rauchwolke zu stürzen. Sie ging in die Knie und schnappte keuchend nach frischer Luft. „Das ist der Grund, warum man in der Regel nur eine dieser starken Rauchbomben wirft!“, knurrte Kakashi und Sakura stellte fest, dass der Jonin auf den ANBU wütend war. „Wo ist Koshirou hin?“ Noch immer tränten ihr die Augen und sie sah nur verschwommen Kakashi zuckte als Antwort mit den Achseln. Von seinem Standpunkt aus konnte er erkennen, wie eine kleine Delegation der heutigen Abendgäste des Miamoto-Schlosses hastig durch ein Tor das Anwesen verließ. Der unbekannte Mann den er nicht hatte identifizieren können allen voran… „Wir treffen uns am Treffpunkt.“, sagte Kakashi. Damit war er verschwunden und ließ eine verdutzte Sakura ins Leere starren. Naruto war sofort von seiner Position aufgeschreckt, als die Explosion im Garten ertönte. Fluchend erhob er sich von dem Wächter über den er hatte wachen sollen, der ihn aber doch entdeckt hatte und dessen fehlende Antwort über das Funkgerät wahrscheinlich der Grund war für einen anderen Wächter, seine Position zu verlassen um nach dem rechten zu sehen. Naruto hatte es tatsächlich vermasselt. Er sprang in den Garten und sah sich urplötzlich von einer gehörigen Menge Rauch umgeben. Die Augen brannten und so war er zu abgelenkt, um zu reagieren, als jemand genau gegen ihn rannte. Beide landeten fluchend auf den Allerwertesten und Naruto staunte nicht schlecht, in das griesgrämige Gesicht Koshirous zu blicken. „Wie hast du dich verraten?“, knurrte der gleich übellaunig. „Ich… Ich musste pupsen… Das hat der Wächter gerochen…“ Koshirou riss die wilden Augen auf. „Ich fass es nicht, mein Leben wird von den Blähungen eines Zwergs aufs Spiel gesetzt!“ „Das kann doch mal passieren…“, gab sich Naruto kleinlaut. Ein starker Wind, wahrscheinlich durch ein Jutsu hervorgerufen, trieb einen Teil des dicken Qualms zur Seite und ließ die beiden Konoha-Ninjas ohne Deckung. Sofort sprang Koshirou auf die Beine und zog seine auf dem Rücken befestigten Sicheln. „Idiot, wir haben jede Menge Zeit verloren! Wir sehen uns nachher beim Treffpunkt!“ Koshirou parierte bereits die ersten Angriffe und blitzschnell wirbelte er plötzlich herum und schaltete ein paar Wächter gleichzeitig mit einem gezielten Tritt aus. Er schielte über seine Schulter zurück und hinab auf den jungen Genin. „Den Rest überlasse ich dir, zukünftiger Hokage. Du weißt schon: Wer ein Windchen säht, wird Sturm ernten.“ Blinzelnd verfolgte Naruto, wie Koshirou einfach vor ihm auflöste und sich aus dem Staub machte, während sich die Horden ihrer Gegner gerade erst mobilisierten und sich nun plötzlich allesamt ihm entgegen wandten. Naruto schluckte. „U-ups.“ Eine stille, idyllische Straße am späten Abend… Ruhe, Frieden,…Aus den nahe gelegenen, heißen Quellen waberte der Dampf über die Straße von Shibuya… Doch da, plötzlich! Ein Erdbeben! Die andächtige Stille gestört durch…. Trampeln! Und…! Ein kreischender Naruto bog um die Ecke, die Arme wild und panisch in die Luft geworfen. Er rannte so schnell er konnte durch die Straßen der Stadt und kam so an den heißen Quellen Shibuyas vorbei. Wie in Zeitlupe registrierte er den alten Mann, der sich vor dem Eingangsbereich der heißen Quellen gerade räkelte und der ihn ebenfalls wie in Zeitlupe mit den Augen verfolgte. Naruto bremste und rannte auf der Stelle weiter. „Das… das glaub ich jetzt nicht!!“ Der alte Mann kratzte sich hinter den Ohren und wackelte tattrig mit den Augenbrauen. „Na, wenn das nicht der kleine Genin aus Konoha ist, der Stöpsel.“ „Du bist der alte Schmu!“, rief Naruto ungläubig aus. „Der Ur-Opa von Anko! Was machst du hier?!“ „Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf! Wir machen hier einen Seniorenausflug zu den heißen Quellen von Miamoto in Shibuya. Ein ganz toller Ort.“ Narutos Unterkiefer klappte zu Boden. „Seniorenausflug?!“ „Du scheinst in Eile, Stöpsel. Steckst du in Schwierigkeiten?“, fragte der Alte mit seiner dörrigen Stimme. Wie auf Kommando erreichten nun Narutos Verfolger die Hausecke, gefolgt von einer riesigen Staubwolke. „Ah, ich sehe schon.“, kommentierte der alte Schmu und knetete sich das Kinn. „Das sind deine Freunde.“ „Ah! Das sind nicht meine Freunde! Das sind tollwütige, zähnefletschende Verfolger die mich nicht in Ruhe lassen wollen! Ich muss auf der Stelle zu Sakura und Kakashi, aber ich wird diese Kerle nicht los!“, rief Naruto atemlos, während er noch auf der Stelle lief. Der Alte drehte sich mit knackenden, alten Knochen um und schätzte die Horde Ninjas und Soldaten ab, die blutrünstig mit ihren Schwertern schwingend auf sie zurasten. „Bürschlein, geh du nur weiter, wir kümmern uns darum.“ „Häh? Wir?“ Der Alte drehte sich zu dem Badehaus um und rief mit erstaunlich kräftiger Stimme: „Heeh da! Jungs! Die Damen! Kommt mal her, hier gibt’s was um die alten Knochen wieder in Schwung zu bringen.“ Mit Erstaunen beobachtete Naruto, wie nun ungefähr fünfzehn Senioren, nur mit Badehandtuch um die teils hageren, teils äußerst wohlbeleibten Hüften und Oberkörper bekleidet, aus dem Badehaus und auf die Straße traten. Ein paar stützten sich dabei wie der alte Schmu auf Gehstöcke und sahen dabei mehr tot als lebendig aus. Konohas Rentnertruppe war im Anmarsch! Als sie die Situation erkannten, wurden ihre zuvor noch müde wirkenden Körper plötzlich lebhaft und in den Augen blitzte es. Verunsichert erlaubte sich Naruto noch einen Augenblick des Zögerns, doch der alte Schmu zeigte ihm den erhobenen Daumen und grinste halb zahnlos. „Geh nur, Naruto Uzumaki, und überlass die hier uns.“ „Du… Ihr kennt meinen Namen?“ „Natürlich kenne ich den. Wir alle kennen ihn. Glaubst du, wir kriegen von der jungen Generation nichts mehr mit? Was für ein Schmu. Ganz im Gegenteil, ganz, ganz im Gegenteil, wenn ich mich nicht irre. Aber jetzt ist es an uns, zu zeigen, dass wir alte Generation noch nicht abzuschreiben sind. Seniorenteam! Auf geht’s! Zeigen wir diesen Halbwüchsigen da vorne mal, was es bedeutet jung und knackig zu sein!“ Narutos Kinn küsste erneut den Boden, als nun der Haufen Rentner sich wie eine plötzlich unglaublich fidele und quicklebendige Plage Heuschrecken auf seine Verfolger stürzte. Beißen, treten, kneifen und ansonsten nach allen Regeln der Ninjakunst streitend, legten sich die alten Herren und Damen mit der Überzahl an Gegnern an. Plötzlich flog ein Gebiss durch die Luft und in Narutos Hand. Entsetzt kreischte er auf und wollte nach dem Besitzer fragen, da tauchte plötzlich der alte Schmu wie aus dem Nichts neben ihm auf und schlug mit seinem Gehstock ein heransausendes Kunai aus der Luft. „Worauf wartest du noch? Der Rest deines Teams braucht dich!“ Als er den Blick des Alten sah, war sich Naruto einen Augenblick unsicher, ob dieser nicht am Ende doch nicht so ganz zufällig auf dieser Mission bei ihnen war… Vielleicht hatte hier Tsunade unauffällig ihre geschickten Hände im Spiel gehabt. Der Fuchsjunge ließ das Gebiss verstört fallen, erlaubte sich ein nach und nach stärker werdendes blitzendes, erfreutes Grinsen und machte sich aus dem Staub. Überraschungen und freudige Erlebnisse waren also überall auf der Welt möglich. Mit neuer Energie nahm er die Beine in die Hand und eilte zum Treffpunkt. ~*~*~ Sakura rieb sich mit einem wütenden zischen die Augen. „Oh nein, ich lasse dich nicht schon wieder einfach ziehen!“, rief sie, sprang auf die Füße und eilte hinter Kakashi her. ~Ende Kapitel 22~ Thaha, allein für diese Szene hatte ich den alten Schmu erfunden und in dieser Geschichte auftauchen lassen.^^ Außerdem gefiel mir der Gedanke, mal was über Konohas uralte Rentnergeneration zu schreiben und die gleich auf einen Seniorenausflug zu schicken. ;P Kapitel 23: Scheusal -------------------- Moinsen Folks! Danke für euer Featback.^^ Hier ein bisschen mehr zu Genma und seiner Professionalisierung. ;) Warnung: Nu wird es ein sehr ernstes Kapitel. Nicht alle handeln korrekt. Kapitel 23 ~Scheusal~ Als Genma erwachte, war das erste was er bemerkte, dass ein kalter, nasser Lappen auf seiner Stirn lag und ihm Wassertropfen die Schläfen hinab ins Haar liefen. Mit einem Stöhnen setzte er sich auf und fasste sich an den Kopf. „Warum hast du mich nicht ausgeschaltet?“, fragte er als er sich zurechtgefunden hatte, und schaute auf. Vor ihm saß Gosaburo auf dem Boden an der Wand, die kräftigen Schultern hingen nach vorne, die Arme umschlangen verkrampft ein angezogenes Knie. Der Blick des Bauern blickte irgendwo in die Leere in der Mitte des Raumes. „Sie haben sie. Sie haben meine Kinder mitgenommen. Alle drei. Du musst das verstehen, Genma…“ Genma stieß seufzend die Luft aus. „Du hast selbst zwei Kinder mit Hana, Genma, du verstehst das doch, nicht wahr?“ Genma erhob sich prüfend. Es ging ihm gut, keine Verletzungen, und er befand sich immer noch im Hausflur, wo er niedergesunken war. „Du bist mir nicht böse, oder? Ich wollte dich nicht verletzen. Und ich wollte dich bestimmt auch nicht umbringen… Ich… Ich hatte einfach nur… keine Wahl… Vor einer Woche waren sie hier und haben unsere Kinder mitgenommen….“ Genma schloss gequält die Augen. Vor einer Woche? Sie waren vor sechs Tagen aufgebrochen, aber ihre Mission musste den Feinden schon davor bekannt gewesen sein… So lange waren schon Unschuldige mit hineingezogen worden… Wer zur Hölle hatte sie nur alle verraten?! „Ich wollte es wirklich nicht, Genma… Aber meine Kinder… Sie sind mein ein und alles… Ich liebe sie so sehr… Ich will nicht, dass ihnen etwas geschieht…“ „Wo ist Yokio?“ Gosaburo schien noch kleiner zu werden. Er wirkte wie ein gebrochener Mann. „Sie… Yokio… Sie ist gegangen.“ „Gegangen? Wohin?“ „Sie will zu ihnen. Zu den Kindern. Sie hat mich angeschrieen weil ich dich niedergeschlagen habe. Die anderen waren auch hier und haben geguckt, ob ich Wort gehalten habe. Sie wollten dich mitnehmen, aber ich habe gesagt ich kümmere mich um dich. Weil sie meine Kinder haben. Deswegen werde ich mich um dich kümmern. Es waren diese dummen diebischen Ninjas, sie haben gelacht und mir geglaubt. Sie haben gesagt, deinen Kopf gegen meine Kinder. Und ich hab ‚Ja’ gesagt. Ich hab gesagt ich bringe ihnen deinen Kopf. Dabei bist du doch ihr Bruder… Michirus Bruder… Ich… Ich… Bin ich ein schlechter Mensch, Genma?“ „Nein, Gosaburo. Du bist nur ein Vater der sich um seine Familie sorgt. Und ich danke dir, dass du mein Leben verschont hast, schließlich bin ich der Grund, aus dem deine Familie in Gefahr geraten ist.“ Mit leerem, müdem Blick schaute Gosaburo zu Genma auf, als würde er ihn jetzt erst richtig sehen. „Ich wollte dich töten. Ich war kurz davor dir den Hals durchzu…“ In seiner Hand bemerkte Genma jetzt erst das Metzgerbeil, mit dem der Bauer in der Regel den Gänsen den Hals durchtrennte. „Aber Yokio… Sie hat mich zur Besinnung gebracht… Sie hat dir die Fesseln abgenommen und den kalten Lappen auf die Stirn gelegt… Sie ist eine so gute Frau… Und ich? Ich bin ein… Scheusal…“ Genmas Rücken überlief ein Schaudern. Er mochte dieses Wort nicht. Als Shinobi hatte er es zu oft gehört. Dann ging er ruhig auf Gosaburo zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und entnahm ihm mit der anderen sanft das Beil. „Es ist gut, Gosaburo. Du bist kein schlechter Mensch. Du bist nur ein Opfer.“ „Ein Opfer.“, wiederholte der Bauer tonlos. Dann fielen seine tränennassen Augen auf seinen alten Freund direkt vor ihm. „Yokio… Rette sie, Genma.“ „Sie braucht deine Hilfe. Sie ist deine Frau. Halte sie auf, bevor sie die Entführer eurer Kinder erreicht und ich werde dafür deine Kinder befreien.“ Gosaburo weinte und nickte kräftig. „Ja, ja. Ich rette sie, du rettest dafür meine Kleinen. Meine Kinder. Du rettest sie…“ Der Spezial-Jonin aus Konoha band sich seine Shinobi-Sandalen an, steckte sich einen Senbon zwischen die Lippen und verließ mit einem letzten Blick auf den Mann, den seine Schwester so innig geliebt hatte, das Haus. Es tut mir Leid. Ich hätte dich und deine Familie erst gar nicht in diese Situation bringen dürfen. Raidou hatte Jubeis Fehlen bemerkt und machte sich Sorgen. Der Ninja den er verfolgt hatte, war innerhalb kürzester Zeit eingeholt und in Verwahrung genommen. Raidou war zwar nicht der Beste darin, aber er quetschte aus seinem Gefangenen an Informationen, was er bekommen konnte. Dadurch erhielt er ein umfassendes Bild der aktuellen Situation. Wohl verschnürt und geknebelt hatte er den jungen Shinobi zwischen den Kühen in einem Stall zurückgelassen. Nun eilte er zu dem Brunnen zurück, an dem er sich von den anderen getrennt hatte. Genma kam ihm in diesem Moment aus dem Hause seiner Cousine entgegen. Er bemerkte getrocknetes Blut in seinem Nacken und eine dünne, verdächtige Schramme am Hals. Jedenfalls glaubte Raidou, dass es sich dabei nur um eine Schramme handelte. „Alles in Ordnung bei dir?“ Genma nickte. „Die Konferenz ist schon dran. Hier in der Rathaushalle.“, sagte Raidou. Genmas Gesicht verdüsterte sich. Es passte. Sie waren zu spät. Die Konferenz war um mehrere Stunden vorgezogen worden. „Lass uns gehen.“ Raidou schluckte unwillkürlich. Eine solch düstere Entschlossenheit und Ausstrahlung war bei Genma selten anzutreffen. Aber wenn, dann sollte man sich dem Assassinen nicht in die Quere stellen. Nebeneinander her gingen die beiden Jonins aus Konoha die Straße herab in Richtung Rathaushalle. Der Himmel über ihnen hatte sich inzwischen dunkel verfärbt und die ersten Blitze zuckten. Das sich lange angekündigte Unwetter hatte das nun Dorf erreicht. Mit dem ersten Donnergrollen erreichten sie den Hauptplatz, an dessen Ende sich die überraschend große Halle befand. Der Wind riss ihnen an der Kleidung und peitschte die Haare ins Gesicht. Hinter ihnen schimmerte die Oberfläche des Flusses silbrig wie Quecksilber unter dem unwirklichen Licht zwischen den Häusern hindurch. „Ich kann Jubei nicht entdecken.“ „Er ist nicht mehr hier.“, antwortete Genma wissend. Raidou nickte. Genma konnte Chakrasignaturen sehr gut erspüren. „Was genau hast du vor?“, fragte er, ein wenig nervös geworden von ihrem so offensichtlichen Nähern zu diesem Ort. Dem Ort, an dem er so viele wichtige und gefährliche Menschen wusste. „Plan B.“ Raidou fuhr zusammen. „Die Konferenz verhindern? Sie ist doch bereits im Gange.“ Jetzt war sich Raidou sicher, dass etwas mit Genma nicht stimmte. Seit diese Mission begonnen hatte, war etwas anders mit seinem Freund. „Ich habe noch einen weiteren Befehl erhalten. Einen mehr als ihr.“, antwortete Genma ruhig. „Wenn es in meiner Möglichkeit steht, soll ich diesen Befehl ausführen. Und es steht in meiner Möglichkeit.“ „Was… Was genau hast du vor? Von wem stammte der Befehl?“ Genma lächelte plötzlich dünn und Raidou schauderte. Er kannte seinen Freund zu lange, um diese Zeichen misszudeuten. „Raidou… Hältst du mich für ein Scheusal wegen meiner Spezialisierung?“ Sein Freund schüttelte den Kopf. „Der Kleine tut es. Jubei, meine ich. Und er hat recht, weißt du. Gosauro ist daran zerbrochen, dass er mich beinahe umgebracht hätte weil er damit seine Kinder hätte schützen können. Er hat es letztendlich nicht getan, aber es hat ihn beinahe zerstört. Ich hatte nie solche Skrupel. Nie.“ „Das… Das glaube ich dir nicht.“ „Raidou!“, Genmas Stimme klang streng, als er sich zu seinem besten Freund umwandte. „Weißt du was Kakashi einmal zu mir sagte? ‚Auch ein böser Mensch ist ein Mensch.’ Er sagt, dass hilft ihm, damit klar zu kommen. Es hilft ihm, menschlich zu sein.“ „Genma…“ ~Der Stempel krachte auf den Ordner, „Auftrag ausgeführt“ verkündete er in roter Schrift. Draußen vor dem Hauptgebäude verließen gerade Genma und Kakashi den Eingangsbereich und traten auf die Straße. Genma schloss die Augen gegen die Sonne und schirmte mit einer Hand ihre Strahlen ab. „Die Mission war perfekt.“ „Kommst du klar?“, fragte Kakashi und meinte den Inhalt, nicht das erfolgreiche Ende ihrer Mission, wie es auf dem Papier stand. Genma stieß die Luft aus, vor seinem inneren Auge erschien noch einmal das Gesicht der weinenden Mutter. Er hatte ihr Kind getötet. ~„Scheusal!“~ Das hatte sie geschrieen. Sie hatten schon auf dem Rückweg einen Disput darüber gehabt, aber er wusste insgeheim, dass Kakashi nur das ausgesprochen hatte, was er selbst schon seit längerem vermutete. Er verdrängte den Gedanken und lächelte. „Wäre ich einer von diesen psychopathischen Ninjas, die gerne Menschen sadistisch quälen und langsam töten, hätte man das schon längst bemerkt und mich in den Knast gesteckt. Außerdem steht so etwas in keinem Bericht über mich. Ich werd schon nicht durchdrehen und ‚dem Wahn verfallen’, das bin ich bislang nie. Bisher immer fein säuberlich ein „Schnitt“, und die Sache war beendet. Keine Alpträume.“ „Genma… Wahn ist nicht immer eine laute Angelegenheit. Manchmal ist es die leise Stimme am Ende des Tages, die fragt: Hey, ist da noch Platz für ein weiteres Mal? Ich habe es nicht im Bericht geschrieben, aber meine Einschätzung lautet: Ja. Ja, du benötigst Hilfe. Hilfe um damit mental klar zu kommen. Hilfe, danach nicht süchtig zu werden, denn du hast diese Neigung dazu.“ Genma seufzte. „Es aus deinem Mund zu hören ist nicht leicht. Aber wer könnte besser sagen, wie der Geruch des Wahnsinns duftet, als du, was? Kannst du mir nicht vielleicht ein bisschen helfen?“ „Ich kann dir höchstens die Kunst des Fallens beibringen, mehr nicht.“ Genma schnappte nach Luft. Das Wortspiel war ihm sofort aufgefallen. „Ich bin nicht der richtige, an den du dich halten solltest, ich kann mir nicht einmal selbst helfen, Genma, das müsstest du doch am besten wissen. Du bist ein guter Kerl, aber auf Missionen bist eine Art von Mensch mit dem es schwerfällt… neben dem es kaum erträglich ist zu atmen. Warum führst du diese Arten von Aufträgen aus, Genma? Warum hörst du nicht auf damit?“ Genma blinzelte ein paar Mal, überrascht. „Es… Bin ich denn so anders, wenn… Meine bisherigen Partner sagten alle das gleiche, und du jetzt auch… Es ist nun mal meine Professionalisierung.“ „Es entgleitet dir, Genma. Und sie verheizen dich. Außerdem… Warum redest du ausgerechnet mit mir darüber?“ „Mit Raidou kann ich darüber nicht sprechen. Er… sollte es nicht erfahren.“ „Hilfe anzunehmen kann manchmal nicht schaden.“ „Sagt wer?! Ich schätze mal, dann sind wir beide rettungslos verloren, da wir es nicht zugeben wollen…“ „Ich bin nicht wie du, Genma. Wir unterscheiden uns voneinander. Und Genma… Doch, du hast Skrupel. Sonst würdest du dieses Gespräch nicht mit mir führen mit der Frage nach Hilfe. Shinobi sein bedeutet, für Bedauern ist es längst zu spät. Aber deine Spezialisierung musst du nicht wie bisher weiter ausführen. Nicht in diesen Extremen. Du solltest diese Aufträge beenden, solange du es noch kannst. Lass dich versetzen. Ich werde keine weiteren Missionen mit dir bestreiten. Halte dich an Raidou, er tut dir gut.“~ Ich will kein Scheusal sein. Kein wirkliches. „Geh in Deckung, Raidou. Ich werde nicht länger abwarten.“ Ohne weiter zu zögern holte Genma aus seiner Tasche drei Senbon, die mit speziellen Jutsu-Bändern umwickelt waren. Raidou erkannte was sein Freund vorhatte, denn mit dieser Art von Jutsus kannte er sich bestens aus. „Na gut, Genma. Du bist der Teamführer.“, gab er klein bei, doch aus seiner Formulierung war deutlich sein Unwillen heraus zu hören. Er zog sich hinter eine Hausecke zurück, in solchen Momenten fühlte er sich seinem Freund sehr fern. Trotzdem würde ich dir überall hin folgen, Genma, egal, ob ich deine Handlungen gutheiße und verstehe, oder nicht. Genma schleuderte die drei Senbon zielsicher auf unterschiedliche Stellen des Rathhauses, wo sie in den weichen Mörtel einsanken und augenblicklich explodierten. Die Wand des Hauses sank ein und eine Schuttwolke fegte über den Platz, gemeinsam mit den ersten Regentropfen. Stimmen und Schreie wurden im Inneren laut. Irgendjemand heulte vor Schmerzen, da die Gesteinstrümmer einen Teil seines Körpers unter sich begraben hatten. Eine Frauenstimme kreischte hysterisch. Schon flogen die nächsten drei Explosionsjutsus durch die neu entstandene Öffnung in der Wand in den Konferenzraum hinein. Doch zwei wurden abgewehrt und verschwanden im Nichts, ohne einen Schaden angerichtet zu haben, das letzte explodierte an der entgegengesetzten Innenwand. Raidou blinzelte und innerhalb dieses Wimpernschlages war eine andere Gestalt auf dem Platz aufgetaucht. In einer der sich schnell bildenden Pfützen des einsetzenden Regens landete ein großer, kräftiger Mann, sodass das Wasser um ihn herum aufspritzte. Die flache Hand vor sich aufgestützt, in der anderen ein schlankes Messer. Auf dem Rücken trug er ein Schwert. Effektvoll erhob er sich bedächtig und seine grünen Augen fixierten Genma. Raidou schluckte und spannte sich unwillkürlich. Der Mann da vorne steckte in einer ziemlich effektiven Rüstung, einer Mischung aus Leder und Eisenpanzer, schwarz und silber. Auf seiner Stirn prangte ein silberner, verzierter Stirnschutz, und eine schwarze Maske verdeckte seinen Mund, ließ aber die leuchtenden, grünen Augen frei. Orochimarus Vertreter! Mit einem unguten Gefühl nahm Raidou auch die durchtrainierte Physis ihres Gegners wahr: Der Mann hatte beinahe das Doppelte an Oberschenkelmuskulatur wie Genma oder er. Ein paar weitere Kämpfer traten hinter den Schwarzgekleideten, doch der streckte wortlos die Hand aus und sie blieben wo sie waren um die Adeligen und Händler der Konferenz zu beschützen oder ihnen zu helfen. Genma trat langsam Schritt für Schritt zurück. Die Konferenz war unterbrochen und er wollte seinen Gegner aus dieser belebten Umgebung locken. Er spürte, wie der andere sich bereit machte und gleichzeitig verschwanden sie blitzschnell von ihren Standorten; Genma über die Dächer fliehend, der andere Ninja auf der Gegenseite, ihn verfolgend. Kaum hatte Genma das letzte Haus erreicht und war mit einem großen Satz auf einen der Feldwege gesprungen, da landete sein Gegner direkt vor ihm und versperrte ihm den Weg. Raidou kam atemlos neben Genma zum stehen. „Das… Das ist Ryu Hayabusa. Die… Die rechte Hand des-„ „Ich weiß, wer Ryu Hayabusa ist!“, unterbrach Genma. Und ich weiß auch, dass dieser Iwa-Jonin eine Nummer zu groß für uns BEIDE ist. Wer hätte gedacht, dass Orochimarus Vertreter auf unserer Konferenz die rechte Hand des Tsuchikage sein würde. Ryu formte Handzeichen um Handzeichen und der Himmel verfärbte sich weiter schwarz. Er schien mit seinem Jutsu das Unwetter noch weiter zu verstärken. Inzwischen durchnässte ein Platzregen das Land. Dann führte Ryu seine lederbehandschuhte Hand langsam zu seinem Rücken, um das Schwert zu ziehen. Genma erkannte sofort, um was für eine edle Waffe es sich handelte. Er reagierte ebenfalls blitzschnell, öffnete einen schmalen Verschluss auf seiner Brusttasche und ließ eine schlanke Schriftrolle in seine Hand fallen. Ein geübter Griff und ein paar Handzeichen für ein Kyuchiose und ein Schwert erschien mit einer kleinen Rauchwolke in seiner Hand. Er wog das Gewicht des Schwertes prüfend und wandte sich schließlich seinem Gegner zu. Genma hatte trainiert für den Falle eines Schwertkampfes, mit Kakashi trainiert. Und das Schwert war ein ganz besonderes. ~“Es heißt: Das Schwert ist die Seele seines Kriegers. Ich habe bereits ein Schwert, Genma. Ich denke es ist nur in seinem Sinne wenn du es erhältst und es nicht nutzlos an meiner Wand hängt.“, sagte Yugao.~ Genma umfasste den Griff fester. Es war Hayates Schwert. Als Jubei begriff, dass er entdeckt worden war, hatte er verstanden, dass es inzwischen zu spät war um die anderen zu retten. Zu allererst musste er sich selbst retten. Gerade rechtzeitig hatte er ihre Schuhe auf dem Dach gehört, um ihrem Überraschungsangriff zu entkommen. Besser er floh anstatt sich in einen Nahkampf einzulassen und fand die anderen. Und zwar so schnell wie möglich! Also war er geflohen und hatte damit Genmas Angriff auf die Konferenzhalle nicht mehr miterlebt. Genma erhob sein kostbares Schwert zur Deckung und Raidou trat einen Schritt zurück, die Hand ebenfalls am Schwertknauf auf seinem Rücken. „Du hast freie Hand, Raidou.“, sagte Genma und sein Freund nickte. Raidous Hand sank vom Schwertgriff und blitzschnell formte er Handzeichen. Dann presste er eine Hand auf den schlammigen Boden. Ausgehend von diesem Punkt schossen spitze Zacken aus Erde aus dem Boden und auf den Gegner zu. Mit einem Satz sprang dieser in die Höhe als die scharfen Dornen ihn erreichten und mit einem singenden Geräusch sauste seine Klinge durch die Erdspitzen und stutzte sie so, dass er bequem und ohne jegliche Gleichgewichtsprobleme darauf landen und stehen konnte. Aber Raidou hatte nicht geschlafen in dieser Zeit. Sein zweiter Angriff wurde sofort nach dem ersten ausgeführt. Handzeichen, das Konzentrieren von Chakra und das fließende Pressen eben dieses Chakras in bestimmte Bahnen und Formen. Als Reaktion darauf traten aus den bereits vorhandenen Erdspitzen plötzlich die darin versteckten Jutsu-Schriftbänder zum Vorschein. Ryu bemerkte dies mit einem Aufblähen der Nasenflügel. Raidou streckte zwei Finger vor seinem Gesicht, „Ha!“, und die Schriftbänder explodierten alle dicht nacheinander. Der schwarzgekleidete Ninja sprang in die Höhe und entkam so knapp den Flammen. Im nächsten Moment riss er sein Schwert vor sich und Genmas Schwertklinge prallte funkenschlagend gegen seine. Die Wucht warf beide zurück und Genma landete neben Raidou auf dem Boden. „Hast du ihn erwischt?“ Die Rauchwolken lichteten sich, herabgedrückt vom schweren Regen und Raidou seufzte auf, als er sah, wer da unbehelligt immer noch stand. Hayabusa bog das kräftige Genick und knackste einmal mit den Nackenwirbeln. Dann streckte er herausfordernd sein Schwert und griff an. Genma hatte immer gedacht, Hayate wäre schnell. Nun musste er umdenken. Er sah den Gegner erst, als er direkt vor ihm war und sein Schwert beinahe zufällig hart gegen sein eigenes prallte. Durch die Kraft die hinter dem mit einer Drehung ausgeführten Angriff lag, musste Genma zwei Schritte zurückweichen. Schon griff Ryu wieder an. Stechen, parieren, angreifen, schlagen, drehen… Genma wich Schritt um Schritt zurück. Er erkannte den Schwertstil nicht, musste ihn aber als ungeheuer effektiv anerkennen. Raidou sah dies als den Moment, einzugreifen. Mit einem gewaltigen Satz war er an Hayabusas Seite und trieb ihm sein eigenes, schwarzes Schwert in die Seite. Jedenfalls dachte er, er hätte ihn getroffen. Stattdessen währte der Jonin den Angriff mit dem schlanken Dolch ab, den er plötzlich in der linken Hand trug. Überrascht setzte Raidou mit einem weiteren Satz nach, doch Ryu machte bereitete es anscheinend keine Schwierigkeiten, mit zwei Gegnern gleichzeitig zu kämpfen. Der Regen machte die Sicht schwer und Raidou und Genma mühten sich verbissen um jeden Vorteil. Die Klingen prallten wie das Gewitter über ihnen zusammen, doch keiner konnte den schwarzgekleideten Gegner ernsthaft in Bedrängnis bringen. Da wurde Raidou plötzlich weggestoßen und er verlor das Gleichgewicht. Sofort verlagerte sich der Kampf und Genma sah sich nun zwei Klingen gegenüber, die blitzschnell wie Schlangen immer wieder durch seine Deckung brachen und ihn knapp verfehlten, berührten, streiften, trafen. Raidou war sofort wieder auf den Beinen, rannte zum Geschehen und versuchte es mit einem Angriff aus der Luft. Zu gerne hätte er ein paar kleine Explosionsgranaten geworfen, aber die Gefahr, dabei Genma ausversehen zu verletzen war viel zu hoch. Ryu schlug Genma mit dem Ellebogen hart vor die Brust und sandte gleich eine Portion Blendpulver hinterher, so dass dieser abgelenkt zurückprallte und sich die geblendeten Augen rieb. Somit konnte Ryu Raidous Angriff erwarten. Überrascht merkte Raidou, dass er einen Fehler gemacht hatte. Es war blitzschnell gegangen, doch mit einem Sprung in der Luft konnte er seine Flugbahn nun nicht mehr verändern. Ryu ging in eine stabile Angriffsposition, drehte sich einmal auf einem Bein und hob sein anderes Bein aus dem Schwung seiner Drehung heraus unter Raidous schwarzem Schwert durch und traf den Spezial-Jonin genau in den Magen. Mit der Wucht des Trittes hatte der nicht gerechnet. Raidou glaubte, ein Amboss treffe ihn und würde ihm die Eingeweide zerreißen. Er wurde durch die Luft geschleudert und krachte schwer ins Geäst einer nahen Baumgruppe. Blut rann ihm die Schläfe hinab, da ihm ein Ast die Stirn zerkratzt hatte und mühsam wälzte er sich auf die Seite. Doch anstatt sich zu erheben, erbrach er sich. Vor seinen Augen verschwamm alles und mit einem gemurmelten „Verdammter Mist“ verlor er das Bewusstsein. Genma war baff, doch dieses Gefühl hielt nur einen kurzen Augenblick. Schon musste er sich Ryus gesteigerter Aufmerksamkeit erwehren, während seine tränenden Augen ihm das Blendpulver auswuschen. Schritt für Schritt trieb der Jonin den Spezial-Jonin nun wieder vor sich her, bis Genma schließlich im unebenen Boden an einem kleinen Stein hängen blieb und rückwärts hinfiel. Pech konnte man bei schlechtem Wetter leider immer in Form der Tücken der Umgebung haben. Er konnte nur noch reagieren, als er die blitzende Schwertklinge auf sich zurasen sah und sie im letzten Moment zur Seite abwehren, wo sie dicht neben seinem Arm in den aufgeweichten Schlammboden sank. Dabei verlor er Hayates schützendes Schwert aus der Hand. Im nächsten Moment raste der Dolch auf ihn zu und Genma gelang es gerade so, die Hand zu packen und so die Klingenspitze kurz über seinem Adamsapfel zu stoppen. Die Geschwindigkeit war so plötzlich draußen aus dem Kampf, dass Genma noch ganz atemlos war. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht, doch er wagte nicht, die Augen vor so einem Gegner zu schließen. Einem Gegner, der ihm trotz allem Training überlegen war. Einem Gegner, den Kakashi und im Schwertkampf wohl auch Hayate hätten besiegen können, aber nicht er. Einem Gegner, dem er in einem Nahkampf nicht gewachsen war. Hatte ihn sein Gefühl zu Beginn dieser Mission also nicht getrogen. Es würde jemand sterben. Er musste beide Hände nehmen um die scharfe Klingenspitze von seinem Hals fernzuhalten und konnte dabei seinem Gegner aus nächster Nähe in die grünen Augen blicken. Und er sah… nicht das, was er erwartet hatte. Es war nichts in ihnen. Keine Blutrünstigkeit, keine Kaltblütigkeit. Höchstens eine Spur Bedauern. Das verwunderte ihn. Sehr. Denn damit hatte er nicht gerechnet. War dieser Mann das genaue Gegenteil von ihm selbst? Dann nutzte Ryu Hayabusa seine überlegene Muskelkraft und drückte beinahe spielerisch die Dolchklinge Millimeter um Millimeter tiefer. Mitleid würde Genma von seinem Gegner in dieser Situation bestimmt nicht bekommen, und auch keinen Aufschub. Der Mann vor ihm war so zuverlässig und stark wie eine Maschine. Genma verwandte alle Kraft die er noch aufbieten konnte, presste mit Chakra und seinem Überlebenswillen gegen die Hände des anderen, seine Armmuskeln spannten sich und zitterten von Anstrengung, doch der Jonin war stärker. „Ich weiß wer du bist.“, sagte Ryu plötzlich. Es war das erste Mal, dass er überhaupt gesprochen hatte und Genma war einen Augenblick beinahe erschreckt. „Genma Shiranui, Auftragskiller aus Konoha. Du hast es sogar ins Bingobuch geschafft. Ich habe auch vorhin auf der Straße das Gespräch mit deinem Freund gehört. ‚Auch ein böser Mensch ist ein Mensch.’ Ein Mensch, der sich seiner bösen Taten nicht bewusst ist, ist dennoch ein Scheusal. Ich respektiere dich als starken Gegner und als Gegner, der sich seiner Gräueltaten schuldig fühlt und der nicht die Augen davor verschließt, da er weiß wie es ist, wenn nachts die Armeen der Seelen derer anklopfen, die durch die eigene Hand gestorben sind.“ Genma war einen Herzschlag lang verblüfft. Solche Worte von einem Gegner hatte er nicht erwartet. Edelmut fand man wirklich manchmal an den erstaunlichsten Orten. Er lächelte und schloss die Augen. ~“Genma. Du bist Shinobi. Für Bedauern… ist es längst zu spät.“~ „Trotzdem…“, antwortete er seinem überlegenen Gegner ruhig, „kann ich noch nicht aufgeben.“ Ryu nickte, seine Augen verzogen sich zu einem sanften Lächeln und Millimeter um Millimeter sank der Stahl gegen Genmas Anstrengungen zitternd in seinen Hals. „Das dachte ich mir.“ Raidou hatte noch immer nicht das Bewusstsein erlangt um seinem besten Freund in seinem Todeskampf zu helfen und Hayates Schwert lag nutzlos im Schlamm und wurde vom Regen rein gewaschen. Es war eine Pattsituation, die Genma dennoch nicht würde gewinnen können. Denn nun hob Ryu die Hand die zusätzlich oben auf dem Dolchgriff gedrückt hatte, und in aller Seelenruhe griff er zu seinem Schwert, das neben Genmas Arm im Schlamm steckte und holte aus. ~“Wir sehen uns wieder, Genma. Die Kleinen und ich werden auf dich warten in Konoha. Mach uns stolz.“ „Raidou ist da um wie immer meinen Hintern zu retten.“ „Ich weiß. Ich hab ihm gesagt, wenn an dieses Schmuckstück ein Kratzer rankommt, ist er ein kastrierter Mann. Ich gehe davon aus, dass das ihn anspornt.“ „Du kannst so grausam sein, Hana.“ „Das können wir alle, Schätzchen.“ Ein Lachen. „Schließlich steckt in jedem vom uns ein kleines Scheusal, das es zu entdecken gilt.“ „Ich liege dir dennoch zu Füßen.“ „Ich weiß. Deswegen liebe ich dich, Genma. Pass einfach auf dich auf und bring diesen Hintern heil wieder zurück. Klar?“ „Klar.“ „Dann ist gut. Den Rest von dir darfst du natürlich auch wieder mitbringen“ Ein Kuss. “Jetzt kannst du gehen.“~ ~ Ende Kapitel 23 ~ Ryu Hayabusa ist aus einem Computerspiel gemopst. So sieht er aus: http://images1.wikia.nocookie.net/deadoralive/images/f/fc/Ryu_Hayabusa.jpg Das nächste Kapitel heißt: „Wunsch“ Kapitel 24: Wunsch ------------------ Moinsen Folks!^^ Den Reviewern tausend Dank für euer Featback. Ihr seid für mich wie original Vienetta-Eiscreme an einem heißen Sommertag!^^ Es macht einfach Spaß und so hat sich der Tag gelohnt.^^ Warnung: Vor allem. Sprache, Absätze, Flashbacks, usw. Kapitel 24 ~Wunsch, oder: Grenzen~ Es war kurz vor Mitternacht in den Murasame-Bergen. Sakura blickte um sich suchend um und es dauerte einen panischen Augenblick, ehe sie Kakashi schließlich entdeckte. Ungefähr siebenhundert Meter vor ihr. Er folgte gerade einer kleinen Gruppe Soldaten, die einen Mann in ihrer Mitte schützten und das Anwesen zügig verließen. Sakura beeilte sich, um wegen der vielen Bäume nicht die Sicht auf Kakashi zu verlieren und ihm schnellstmöglich hinterher zu eilen. Sie bemerkte, dass er kurz davor war, den Mann und seine Beschützer zu erreichen, und nun erkannte sie auch, wer dieser Mann war. Es war der, von dem sie wieder nur den Hinterkopf sehen konnte. Wütend zischte sie. War ja klar! Wer zum Teufel bist du?! ~*~*~ Man sagt, wenn man stirbt, sieht man das Leben vor seinen Augen vorbeiziehen. Gleichzeitig bedeutet aber das Leben was man sieht, den Tod. Siehst man hin, stirb man. Denn man reagiert nicht. Ist blind. Viele Shinobis hatten schon solche Erfahrungen. Manche nicht. Denn für diese wenigen sind es die Momente, zu reagieren. ~“Halte dich an keine festen Vorgaben, Katas und anderes. Sei flexibel wie Wasser und stark und verheerend wie ein Sturm.“~* Flexibilität. Beweglichkeit. Wie oft hatten ihm Hayate und Kakashi eingeprägt, dass diese beiden Eigenschaften so unendlich wichtig waren. Und wie gut war es, dass Genma ihnen zugestimmt und diese trainiert hatte. Ryu Hayabusa presste die Klinge gegen Genmas Kehlkopf, wo sie bereits dünne rote Streifen zog. Wenn meine Hände eben nicht ausreichen… Im nächsten Moment zog Genma seine Beine knapp über seinem Oberkörper zwischen ihren beiden Körpern hoch, traf mit dem einen Fuß Ryus Hände und mit dem anderen den festen Bauch des Gegners, und trat beides von sich. Dabei schnitten die Klingen gefährlich in Genmas Hals ein. Aber dafür hatte er seine Freiheit wieder gewonnen. Er stützte sich mit den Händen ab, drückte sich nach hinten und kam auf den Beinen zum stehen. Die Finger seiner rechten Hand presste er prüfend gegen den Hals und spürte warmes Blut zwischen ihnen hindurchsickern. Es schien zumindest nicht weiter schlimm, aber bei scharfen Klingen war es schwer zu erspüren, wie tief der Schnitt nun wirklich war. Heute hatten es anscheinend viele auf seinen Hals abgesehen. Aber er war noch dran. Ryu Hayabusas Hände wanderten langsam zu seinen Oberschenkeln, wo in Holstern die in der engen Lederhose eingelassen waren, insgesamt sechs Wurfmesser ruhten, die er nun alle hervorholte. Genma beantwortete diese Geste seinerseits, in dem er jeweils drei Senbon in jede seiner Hände nahm. ~“Halte dich an Hayate, …“ ~ „Halte dich an Raidou, Genma. Er tut dir gut.“~ Genma warf einen Blick auf Hayates zu weit entfernt von ihm liegendes Schwert im Schlamm und auf Raidous zusammengesunkenen Körper, dann auf seinen starken Gegner. Einer von beiden würde jetzt wohl sterben. Ganz, wie Genma es vorausgeahnt hatte, dass es auf dieser unheilvollen Mission jemanden treffen würde. Er würde es selbst sein. Die ganze Zeit über hatte sich dieser Auftrag wie Gift durch seine Adern gefressen. Hatte es mit dem Scheusal also letztenendes doch ein rauschendes Ende. Genma machte sich keine Illusionen. Sein Realismus war das, was ihn seit so vielen Jahren vorantrieb. Ein letztes Abmessen mit Blicken, dann stürzten sie aufeinander zu. ~*~*~ Flink kritzelten Jubei eine Botschaft auf und verschlüsselte sie mit Hilfe eines bestimmten Fingerzeichens. Dann sandte er den Nachrichtenvogel los, den er durch ein Kyuchiose herbeigerufen hatte, wie es sein Onkel Gyobue es ihn gelehrt hatte. Er grinste, rieb sich unter der Nase und machte dann schnell einen Satz, als eine Salve Wurfsterne auf ihn zu segelte, die er aber rechtzeitig gehört hatte. Ein paar waren nicht auf ihn gezielt, sondern verfolgten den von ihm gesandten Vogel. Ohne nachzudenken schleuderte er Kunais um sie abzufangen, erwischte aber nur eines. Aber erleichtert konnte er feststellen, dass seine beiden Gegner genauso schlecht gezielt hatten wie er: Nicht ein Wurfstern traf den Nachrichtenvogel und inzwischen war dieser außer Reichweite und damit vorerst in Sicherheit. Jubei blies die Luft aus. „Puh. Voll Glück gehabt. Voll gut. Ich bin ein Glückspilz!“ Wenn das Onkel Gyobue nur erfährt… Thehe… Und ich bin mir sicher, dass ich mich auch in Genmas Augen endlich nützlich machen konnte, dass ich mich endlich beweisen konnte. Von rechts versperrte ihm einer der beiden Ninjas den Weg. Soviel Jubei gehört hatte von den hastigen, kurzen Gesprächen zwischen seinen Verfolgern, hieß der Kerl Genjoubarou, und sein Komplize Kenjarou. Jubei wandte sich in die andere Richtung um eine Konfrontation mit diesen Gegnern zu vermeiden. Sein Onkel Gyobue hatte ihm immer gesagt, wenn du die Möglichkeit hast einem unnötigen Kampf auszuweichen, in dem du auch noch obendrein unterlegen wärst weil du vielleicht in Unterzahl bist, dann nimm besser die Beine in die Hand. Doch auch die andere Richtung die er einschlagen wollte, wurde nun von Kenjarou versperrt. Gut, dann eben die Flucht durch die Mitte. Hauptsache ich finde Genma und die anderen. ~*~*~ Naruto kam mit quietschenden Schuhen neben Koshirou auf dem freien Feld –dem verabredeten Treffpunkt ihres Teams- zum stehen. Hier befand sich eine kleine, von silbrigem Mondlicht erhellte Lichtung, umgeben von hohen, dichten Bäumen. Hinter ihnen, weit genug entfernt, schimmerten schwach die Lichter Shibuyas und des alten Schlosses. Der alte Schmu hatte Naruto wie versprochen seine Verfolger vom Hals geschafft, aber es schien dennoch nicht zu Ende zu sein. „Schwierigkeiten, Kurzer.“, sagte Koshirou gepresst. Vor ihnen standen drei Männer und eine Frau, die von zwei der grässlichen, hundeähnlichen Wesen begleitet wurde, die sie schon in Kinuzu angetroffen hatten. Weitere Shinobi tauchten wie aus dem Nichts auf und gesellten sich auf die Seite ihrer Feinde. Langsam umkreisten sie die beiden ungleichen Shinobi aus Konoha. Naruto schluckte. „Die haben uns erwartet. Die wussten, dass wir kommen. Wo ist der Rest unseres Teams?“ „Keine Ahnung was die Turteltauben treiben! Sind irgendwo rechts von uns und verfolgen jemanden. Diese Idioten. Sieht ganz danach aus, als müssten wir mit denen da vorne alleine zurecht kommen. Halt dich an mich, dann überleben wir das hier vielleicht. Ich wills eigentlich nich sagen, aber sieht so aus, als müssten wir im Team arbeiten. Wehe, du verklickerst das hinterher jemandem. Ne gute Ablenkung käme jetzt übrigens ganz gut.“ Naruto grinste. „Jetzt beweis ich dir mal, dass ich sehr wohl was kann. Hast du Vertrauen zu mir?“ Koshirou blinzelte. Diese Frage hatte wohl seit über zehn Jahren niemand mehr an ihn gewandt. „Nein, wieso?“, lautete seine schnelle Antwort. Narutos Grinsen wurde noch breiter, eine andere Antwort von diesem ANBU hätte ihn auch sehr verwundert. Es fühlte sich beinahe so an, als würden sie sich auf diese verkorkste Art und Weise plötzlich und endlich verstehen. „Dann zeig ich dir mal ’n gutes Jutsu. Damit hab ich sogar den Sandaime Hokage besiegt.“ „Willst du mich verscheißern? Na, da bin ich aber gespannt, Alter!“ „Thehe. Für Ablenkung sollte damit erst einmal gesorgt sein: Harem no Jutsu!“ Eine riesige Rauchwolke erschien mit einem lauten Puff, und langsam klarte sich die Sicht wieder auf. Der ANBU entblößte mit einem breiten Grinsen sein blitzendes Raubtiergebiss, als er das Ergebnis von Narutos kreativem Überraschungsjutsu sehen konnte. „SO werden wir uns sympathisch, Naruto!“ ~*~*~ Der letzte Senbon verließ Genmas Hand und suchte sein Ziel. „Senbon Kage bunshin no Jutsu!“ Der eine Senbon vervielfältigte sich und wurde zu einem ganzen Nadelregen, der auf den anderen Jonin niederprasselte. In der Zwischenzeit griff Genma in den Schlamm und erwischte Hayates Schwert. ~“Halt dich an Hayate.“~ Eine Erinnerung war ihm gekommen. Eine Erinnerung an die Trainingseinheit mit Kakashi und wie es dem Kopierninja plötzlich gelungen war, ihn zu überwältigen. Er war einen Blick auf das matt schimmernde Schwert in seiner Hand. ~“Das beste Schwert ist das, welches den Kampf vermeidet.“~, hatte Hayate einmal zu ihm gesagt. Nun, Genma hoffte, dass Hayates Schwert gut genug war, um in diesem Kampf hier dennoch zu bestehen. Er würde ihn jedenfalls nicht vermeiden können, auch wenn das Hayates Lieblingsspruch gewesen war. Ryu hatte sich gerade aus dem Senbonhagel gerettet, da tauchte Genma schräg unter ihm auf und rammte ihm den Ellebogen aus der Drehung heraus ins Gesicht. Ryu fiel mit einem schmerzhaften Keuchen auf den Hosenboden, Genma setzte mit dem Schwert nach und zielte auf Ryus Hals. Der riss seine eigene Waffe hoch, doch Genma aktivierte sein Chakra, wie es Kakashi damals in ihrer Trainingseinheit getan hatte. Allerdings war er damit nicht allein. Die Klingen prallten blitzend aufeinander und in hohem Bogen flog die abgebrochene Spitze von Hayabusas Schwert im Regen davon. Doch nicht nur seine. Mit schreckgeweiteten Augen sah Genma, wie Hayates Schwert ebenfalls zerbrach und in den Schlamm krachte. ~“Das Schwert ist die Seele seines Kriegers...“~ Dann explodierte zwischen ihm und seinem Kontrahent plötzlich eine Rauchgranate, jemand packte Genma grob an der Weste und zog ihn aus der Gefahrenzone zurück. Noch völlig neben der Spur vom Schock über den Verlust von Hayates kostbarem Schwert, erblickte sich Genma neben einem gerade zu sich kommenden Raidou und einer zeternden Saiyori. „Man, nicht einen Augenblick alleine lassen kann man euch. Ihr solltet doch die starken Gegner mir überlassen, dafür habt ihr doch ne ANBU-Jonin DABEI! Scheiße! Verdammte Planktonhirne! Ihr wärt fast draufgegangen! Und wie soll ich das Hana erklären?!“ „Was ist los?“, fragte Raidou verdattert. „Wo… Wo bist du gewesen?“ Ren erhob sich genervt und band sich ihre langen, feuerroten Haare erneut zu einem ordentlichen Zopf. „Ich war am rumstreunern und plötzlich finde ich mich außerhalb des Dorfes einer Gruppe von Ninjas gegenüber. Ich sag euch, das war die reinste Falle, als hätten die auf mich gewartet.“ Raidou blinzelte. „Das war dann wohl die Falle, in die eigentlich ich hätte gelockt werden sollen.“ Ren schäumte vor Wut. „Toll, wirklich toll. Was für’n Haufen Arschpfeifen! Aber die hätten sich für mich schon etwas Besseres überlegen sollen! Aber Zeit hat mich der Scheiß gekostet, verdammte Kacke! Genma.“ Genma wandte den Blick von dem nutzlosen Schwertknauf in seiner Hand ab. „Ja?“ Ren blickte ihm genau in die Augen. Es verging einen Augenblick, dann sprach sie plötzlich wieder mit ihrer lauten, herrischen Stimme und wedelte energisch mit der schlanken Hand. „Jubei steckt in Schwierigkeiten. Ihr solltet ihn schnell suchen, alleine kommt er nicht weit. Ich kümmere mich so lange um den da.“ Sie nickte in Richtung Ryu. Raidou erhob sich, hielt sich nach wie vor den Kopf. „Kommst du denn alleine klar? Nicht einmal wir beide zusammen hatten eine Chance gegen ihn.“ „Überlass die Sorgen mir und kümmert euch gefälligst um den Kleinen! Wenn auf seinem hübschen Gesichtchen hinterher irgendeine Fliegenkacke ist, werdet ihr für jeden einzelnen Fleck schwer büßen, habt ihr verstanden!“ Raidou blinzelte verdutzt und murmelte: „Zu Befehl. Frauen sollte man nicht widersprechen.“ Dann bemerkte er in Genmas Hand die Klinge ihres alten Freundes Hayate. Ein Schwert… zerbricht nicht einfach so…Er muss es falsch gehandhabt haben…Es war ein gutes Schwert. Seine Hand drückte Genmas, damit er das nutzlos gewordene Schwert in die Schriftrolle zurückrief. „Es hat dir das Leben gerettet, Genma. Kein anderes Schwert wäre in der Lage gewesen, die Klinge von Ryu Hayabusa zu stoppen.“, sagte er aus vollster Überzeugung. Er sah den dankbaren Ausdruck in Genmas dunklen Augen und dann ließ dieser die Reste der Klinge wirklich wieder in der Schriftrolle verschwinden. Saiyori stellte sich derweil ihrem Gegner gegenüber. „Du meine Güte, was für ein beeindruckender Kerl. Nich so ne Pisströte wie der Rest von eurer Truppe… Verdammt, eher im Gegenteil…“ „Gegen eine Frau kämpfe ich nur ungern.“, bemerkte Ryu. „Dann solltest du deine Meinung lieber schnell ändern, denn nun sind es zwei!“, erklang eine unbekannte Stimme und alle drehten sich überrascht zu ihr hin. Dort, keine zwanzig Meter entfernt stand eine junge, wunderschöne Frau in einem schicken Kimono. Die blonden Haare waren zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. In der Hand hielt die Frau einen Fächer, den sie nun mit einer kleinen Fingerbewegung aufgleiten ließ. Das feine Papier zerriss und es zeigte sich, dass der Fächer von Beginn an nur als Verkleidung gedient hatte, da es ein Fächer aus Stahlklingen war. „Sachiko!“, rief Saiyori aus. „Was für eine Überraschung. Und was für ein eleganter Auftritt! Was treibt dich in dieses abgelegene Nest?“ Naoe Sachiko richtete den Fächer auf Hayabusa. „Ich bin die Begleiterin und Beraterin eines der feinen Herrschaften, die an der Konferenz hier teilnahmen. Von mir habt ihr die Info, wann und wo sie stattfindet. Tut mir nur Leid, dass ich mich um ein paar Stunden vertan habe – das wurde kurzfristig geändert. Und Genma?“, ihre kühlen Augen legten sich anklagend auf dem Spezial-Jonin. „Das nächste Mal begrab mich bitte nicht unter den Trümmern einer Hauswand, so konnte ich erst jetzt zu euch stoßen.“ Genma zuckte mit den Achseln. Sie war schließlich noch ziemlich fidel. Dann wurde sein Blick jedoch weich. „Schön zu sehen, dass es dir gut geht.“ „Das sehe ich auch so. Und schön dich zu sehen. Verschwindet jetzt, wir Ladies kümmern uns.“ Zwei Jonins aus Konoha gegen den anderen Jonin sollten irgendwie ausreichen, stimmte Genma ihr zu. „Raidou! Wir gehen!“ „Und denkt dran: KEINE Kratzer! Der Kleine soll ein toller ANBU werden und wenn er alt genug ist mal mit mir ausgehen!“ Sachiko gesellte sich neben Ren. Nun hieß es: Seite an Seite gegen den Gegner. „Wie in alten Zeiten.“ „Ja. Schade, dass Anko nicht hier ist. Wir wären ein unschlagbares Team.“ Sachiko lächelte fein ob des starken, wahrscheinlich sogar zu starken Feindes. „Das nächste Mal kommt bestimmt.“ ~*~*~ Jubei konnte nicht mehr. Er war so schnell geflohen wie er nur konnte, aber er konnte die beiden hartnäckigen Ninjas die an seinen Fersen klebten einfach nicht abschütteln. Seine Ausdauer hatte Onkel Gyobue schon immer bemängelt, aber er hatte sie trotz harten Trainings nie auf die schier übermenschliche Dauer wie bei den meisten anderen Shinobis bringen können. Es waren einfach seine natürlichen Grenzen. Er stürzte einen erdigen Hügel hinauf und rutschte ein paar Mal aus. Immer wieder gaben seine müden Glieder unter ihm nach, doch sein eiserner Wille zwang ihn, sich aufzurappeln und weiter zu rennen. Als er endlich oben auf dem gepflasterten Platz der Ruinen eines alten Tempels in der Nähe des Dorfes stand, hatte ihn Genjoubarou, einer seiner beiden Verfolger, eingeholt und versperrte ihm den Weg. „Das war’s, du flinke Ratte! Noch ein paar letzte Worte?!“ Jubei zog sein Ninjato und rannte auf den Gegner zu. Spielerisch wand sich der Klangninja zur Seite und schlug Jubei so hart auf die Schwerthand, dass die Klinge ihm aus der Hand glitt und scheppernd zu Boden fiel. Mit dem Fuß trat der Jounin sie außer Reichweite. Jubei rang nach Atem um Kraft zu sammeln, sein Verstand arbeitete fieberhaft. Genjoubarou hingegen verplemperte keine Zeit und griff an. Jubei konnte seinen schnellen Attacken nur ausweichen und versuchen, einige davon zu blocken, doch sie waren viel zu schnell für ihn. Tritte und Schläge prasselten im Dauerfeuer auf ihn hernieder und schließlich wurde er so hart am Kopf getroffen, dass er für einen Moment sogar die Orientierung verlor. Genmas Beine trugen ihn so schnell wie selten zuvor in seinem Leben durch das hüfthohe Gras. Dank des Kampflärms und einiger Explosionen war es nicht schwer gewesen zu erraten, in welcher Richtung Jubei seinen Verfolgern versuchte zu entkommen. Du bist zu weit weggelaufen, Jubei, du hättest uns finden sollen, zu uns laufen sollen und nicht immer weiter von uns fort! „Das sieht nicht gut aus. Der Kleine hat sich von ihnen von uns wegtreiben lassen, Genma. Saiyori bringt uns um!“ Nur noch einige hundert Meter und Genma hätte Jubei erreicht, er konnte ihn schon oben auf der alten Plattform der Ruinen sehen. Raidous vertraute Präsenz wusste er nur wenige Meter hinter sich - er sicherte ihm den Rücken. Dann sah Genma, wie Jubei plötzlich hart an der Schläfe getroffen wurde und taumelte. Genjoubarou ging um ihn herum wie der Tiger um seine Beute. „Hab ich dich endlich, du kleiner Teufel.“ Jubei hörte seine schweren Stiefel auf dem rauen Stein kratzen. Er ging in die Knie und blickte nach vorne ohne richtig sehen zu können, alles war noch ganz verschwommen vor seinen Augen. Genjoubarou bemerkte dies und grinste, als sei ihm gerade etwas Tolles eingefallen. „Laut Akten müsstest du… Ja, genau. Bist du nicht der mit dem tollen Gehör aus eurer Truppe?“ Raidou spürte seine Gegner, bevor sie ihn erreicht hatten. Einer plötzlichen Eingebung folgend blieb er auf der Stelle stehen, bei der Felswand, und keine Sekunde später bohrte sich dicht vor seiner Nase ein Kunai in den Stein. Das hätte auch sein Gesicht sein können… Zwar lassen sie dafür Genma in Ruhe, aber ich stehe jetzt hier vor der Wand wie ein in die Enge getriebenes Tier… Sie haben mir eine perfekte Falle gestellt…Und ich bin wie ein Träumer letzten Endes DOCH noch hineingetappt! Vier Schatten landeten geschmeidig vor ihm im Gras und versperrten ihm den Weg. Raidou schluckte. Vier Klangninjas… Vielleicht in bisschen viel auf einmal… Jubeis Augen suchten benommen nach den Konturen des Klangninja, die Härte des Schlags machte ihn noch immer so benebelt, dass er sich kaum rühren konnte, ohne sofort das Gleichgewicht zu verlieren. Genjoubarous Hände verschwammen in den blitzschnellen Bewegungen seiner Handsiegel. Dann öffnete er unnatürlich weit seinen Mund, sein Kiefer sank tiefer, als es überhaupt möglich hätte sein dürfen, und brüllte. Der Klang seiner Stimme steigerte sich durch sein Chakra zu einer unglaublich lauten Kakophonie. Schallwellen, die das bloße Auge sogar erkennen konnten, brachten die Erde zum Beben. Genma hielt sich entsetzt die Ohren zu als das schreckliche Geräusch ihn erreichte, verlor für einen Moment vollkommen die Orientierung und strauchelte. Als er wieder aufsah, erblickte er den Klangninja direkt hinter Jubei, der sich die Ohren zuhielt und vor Schmerzen laut schrie. Dann sprang der Genin auf und zückte ein Kunai. Es wirkte beinahe lächerlich, wie ein kleines Spielzeugschwert, dass er blind vor sich hielt. Ein paar Adern in seinen Augen waren geplatzt und er konnte seinen Gegner nicht einmal sehen. „Jubei!“, rief Genma erschüttert, doch Jubei reagierte nicht auf seine Stimme. Entsetzt sah er, wie der Klangninja hinter Jubei trat, was diesem völlig entging. Jubeis Wahrnehmung war total beeinträchtig. Genüsslich beugte sich der Klangjounin ganz dicht an Jubeis Ohr und höhnisch öffnete er seinen Mund ein zweites Mal... Genma zuckte zusammen. ~“Es entgleitet dir, Genma! Alles!“~ „Scheiße! Jubeiii!“ Genjoubarou schrie ihm direkt ins Ohr. Der junge Genin riss überrascht die Augen auf. Sein ganzer Körper wurde durchgeschüttelt und da gaben seine Trommelfelle nach und platzten. Blut schoss ihm aus den Ohren, den Augen und der Nase. ~„Ich arbeite an einem Jutsu. Es verschlingt alle Geräusche.“ „Und was soll das genau bringen? Willst du dich an den Gegner anschleichen?“, fragte ihn Saiyori. „Es ist so: Wenn ein Mensch nicht die Geräusche hört, die er erwartet zu hören, gerät er in Panik. Warst du schon einmal ein einem Raum, der alle Geräusche verschluckt und man nicht einmal die eigenen Schritte auf dem Kiesboden hören kann? Dann gerät wirklich jeder in Panik – der Mensch ist zu sehr davon abhängig, gewohnte und erwartete Dinge zu hören, dass nutze ich bei meinem Jutsu aus.“ „Das klingt ja absolut scheußlich!“~ „Jubeiii!“ Wurzelranken schossen plötzlich aus dem Boden, umschlangen Genmas Arme und Beine und rissen ihn unsanft rückwärts auf den Boden. Er hatte nicht aufgepasst. Jubeis Gegner waren zu zweit gewesen! Jubei stürzte nicht. Er konnte nichts mehr hören, der Orkan der in seinem Kopf toste war viel zu laut. Seine Augen funktionierten noch ein winziges bisschen und er konnte sehr verschwommen und wie durch einen weißroten Schleier hindurch Umrisse erkennen. Er geriet in Panik. Stand sein Gegner noch hinter ihm? Wo war er? Neben ihm? Wo waren die Geräusche? Die Töne und Klänge, denen er sein ganzes Leben seine Orientierung und Schutz verdankte? Wo war das, auf das Onkel Jubei immer so stolz gewesen war… Seine Augen waren unsicher und weit aufgerissen, als könne er besser sehen, wenn er die Lider so weit wie möglich von einander fern hielt. Genjoubarou schnaubte abfällig als er die Wirkung seines effektiven Justus konstatierte und schlug dem Jungen die Handkante in den Nacken. Jubei kippte zu Boden wie ein gefällter Baum und blieb liegen. Etwas fiel aus seiner Jacke und rollte über den Boden. „Jubeiii! Ah, verdammt!“ Immer mehr dicke Wurzeln kringelten sich um Genmas Körper und pinnten ihn unbarmherzig auf dem Boden fest. Mit der Kraft der Verzweiflung riss er daran, doch sie waren so unglaublich stark… Kenjarou, der Iwa-Ninja und Halbbruder von Jubeis Gegner, trat in sein Blickfeld und seine bösen kleinen Augen schauten kalt auf den Spezial-Jonin hinab. Es war der Ninja, der vor ein paar Tagen in Kinuzu gegen Naruto gekämpft hatte und dank Narutos Zögern entkommen war. Naruto hätte ihn aus dem Weg räumen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Jubeis Herz stand für einen Augenblick still als er den Gegenstand erkannte, der ihm dort aus der Tasche geglitten war. Tränen schossen ihm in die Augen. Sein Zeichen der Anerkennung… Es war die kleine Holzfigur, die Genma ihm auf dem Schiff geschenkt hatte, die kleine Meernymphe, Michiru, Genmas Schwester. Genjoubarou stutzte. „Ups. Was ist denn das?“ In Jubeis Innerem verstummte der Orkan, ein einzelnes Bild war nun plötzlich klar vor seinen Augen. Seine Welt bestand nur noch daraus, aus der kleinen Holzfigur. Eine zittrige Hand streckte sich nach ihr und tastete über den Steinboden darauf zu. „Nicht, Jubei!“, brüllte Genma. ~“Ein Ninja sollte nicht an materiellen Dingen festhalten. Ich tue es jedenfalls nicht, und du solltest es auch nicht.“~ ~Genma blickte geschockt auf Hayates zerbrochenes Schwert.~ ~Jubei lächelte wissend. „…es ist nur menschlich...“~ Der Klangninja trat neben die Statue und hob genüsslich einen schweren Stiefel. Er wartete, bis Jubeis Hand die Holzschnitzerei erreicht hatte und trat dann mit dem Absatz zu. Jubei schrie auf und das übelkeiterregende Geräusch splitternder Knochen drang bis hinab zu Genmas Ohren. Jubei zog seine Hand zurück und Genjoubarou rieb mit seinem Absatz auf dem Holz herum. „Sie bedeutet dir wohl sehr viel, was? Oh, verzeih mir, ich vergaß dass du mich ja gar nicht mehr hören kannst! Deine wundersamen Ohren helfen dir jetzt auch nicht mehr, du bist so taub wie mein Opa Ken!“ Er lachte schallend auf und rieb die Holzstatue weiter gegen die rauen Steinplatten. Jubei sah nur noch diese Holzstatue. „Genmas…. Genmas G-Geschenk…. Das …das ist Genma-Senseis Geschenk an mich… Seine einzige Anerkennung… an mich…“ Genjoubarou lachte erneut. „Hörst du eigentlich, was du da brabbelst? Weißt du denn nicht, dass ein Ninja sich nichts aus materiellen Dingen machen sollte? Und schon gar nicht aus toten!“ Das erste Holz begann zu splittern. Jubeis bebende Hand streckte sich erneut nach der kleinen Skulptur. Er sah nur sie, Genjoubarou nahm er nicht mehr wahr. Sie war alles, was in seiner Welt noch zählte, in der der Orkan tobte und ihm Worte aus der Vergangenheit entgegen trieb. ~„Ein Ninja sollte sich nicht an materiellen Dingen festhalten… Ich tue es nicht, und du solltest es auch nicht tun…“ „Ich denke, dann mache ich hier eine kleine Ausnahme, Genma-Sensei. Das ist nur menschlich.“ Jubei lächelte breit.~ „Ich werde sie beschützen… Wenn ich etwas beschütze, dann habe ich… keine… Angst…“ Jubeis Finger krallten sich in den harten Steinboden und einige Fingernägel brachen. Mit den Armen zog er sich Zentimeter um Zentimeter zu der Statue heran und packte schließlich Genjoubarous Knöchel. Genma warf einen angsterfüllten Blick über die Schulter und entdeckte Raidou vor der Felswand, vier Gegner vor sich, während ein weiterer gerade aus dem Felsen hinter ihm glitt und mit dem Kunai ausholte. Das alles ist eine gottverdammte Falle…Ein Himmelfahrtskommando…! Sie sind MEIN Team… Saiyori, Sachiko… Raidou und Jubei… MEIN Team…und sie entgleiten mir! „Verdammte Missgeburt!“, kreischte Genjoubarou auf, als sich Jubeis Hand wie Schraubschlüssel sich um seinen Knöchel schlossen und unbarmherzig zupresste. „Niemand zerstört diese Statue.“, flüsterte der Junge. „Sie ist Genmas!“ Und bevor Genjoubarou überhaupt richtig begriff was eigentlich passierte, vollführte Jubei sein Jutsu und alle Geräusche verschwanden. Zuerst überrascht, dann panisch versuchte Genjoubarou sich los zu reißen und bemerkte somit nicht einmal, wie Jubeis andere Hand nach seinem kurzen Schwert tastete, den Griff erwischte und zustach. Noch im selben Moment wie Jubeis Klinge den Klangninja vom Bauch an hinauf aufschlitzte, am Schlüsselbein stecken blieb und den Körper durchdrang, traf Genjoubarous Stiefel Jubei hart an der Schläfe und der Genin kippte zur Seite. Mit einem spitzen Schrei sackte Genjoubarou nach hinten und fiel. Jubei. ~„Hast du schon mal so ein offenes Lächeln gesehen? Neben dem Kleinen fühl ich mich selbst gleich viel jünger…“~ Kenjarou beugte sich über Genmas Gesicht hinab. „Na, kleiner Konoha-Jonin, so schnell hat sich das Blatt gewendet, Arschgesicht.“ Genma war rasend vor Zorn. Er hätte jetzt bei Jubei sein sollen, er hätte ihn beschützen sollen, doch dieser Ninja hielt ihn einfach in seinem Jutsu gefangen! Da tauchten sich seine Gedanken in Schwärze. Ein blutiger Schleier senkte sich auf seine Welt und er sah alles nur noch durch ihn hindurch, durch seine kalte Wut. In Kenjarou erkannte er nur eines: Hindernis! ~“SCHEUSAL!“… Die Erinnerung, die ihn all die Jahre immer gebremst hatte, ihm Einhalt geboten hatte, verlosch als hätte sie jemand ausgewischt. Mit einem unmenschlichen Aufschrei presste er Chakra in seine Arme, bäumte sich gegen das Jutsu und riss sich frei. Handzeichen waren gemacht, bevor Kenjarou überhaupt begriff, was los war, und dann war das Jutsu vollbracht und Genma spuckte unzählige Chakranadeln aus seinem Mund und sprühte sie dem Iwaninja aus nächster Nähe ins Gesicht. Wie ein gefällter Baum kippte Kenjarou ins Gras und Genma schüttelte seine Arme und Beine von den erschlaffenden Wurzeln frei. Er wollte so schnell wie möglich zu Jubei, doch eine andere Stimme drang durch den Nebel der in seinem Gehirn waberte bis zu ihm hindurch. „GENMA! HILF MIR!“ ~Halt dich an ihn, er tut dir gut. Er ist wichtig für dich, Genma.~ Es war Raidou. Sein bester Freund Namiashi Raidou. Zu viel auf einmal… Es ist… Und er brauchte ihn jetzt. Raidou sah, wie Genma sich losriss und den Iwaninja beseitigte. Dann sprang Raidou ein Felsenninja von hinten auf den Rücken und riss ihn zu Boden. Kalter Stahl biss in seinen Nacken. Raidou versuchte sich zu befreien, doch dafür war es zu spät. Sterben…Ich könnte sterben… Er tat das einzige, was ihm in diesem Augenblick in den Sinn kam. Er rief nach seinem besten Freund. Das Gesicht des Felsninjas war ganz dicht neben seinem eigenen und die kleinen boshaften Augen stierten ihn an. Dann vibrierte plötzlich auf der bleichen Stirn des Ninjas der Griff eines Kunais, wo das mit gewaltiger Kraft geschleuderte Wurfmesser bis zum Heft in den Schädel eingedrungen war. Violett schimmerte der feine Giftfilm auf dem schwarzen Stahl. Raidou sah überrascht auf, Blutspritzer waren überall in seinem Gesicht, und er erblickte Genma. Seinen besten Freund Genma mit den grässlichen Augen wenn er kämpfte… Schwer atmend stand er zwischen den losen Wurzeln, die Hand noch vor sich gestreckt, wo fünf Kunais nacheinander zielsicher ihren Weg in die Schädel der feindlichen Ninjas gefunden hatten. Die dunklen Augen waren leer, der schreckliche Ausdruck verraucht. Dann wandte sich der vor Wut blinde Spezial-Jonin schnaufend um und ging mit tauben Schritten auf den Platz zu, wo Jubei niedergesunken war. Er fand ihn zusammengekrümmt wie ein kleines Baby auf den kalten Steinplatten. Die zitternden Arme fest um den kleinen Gegenstand gepresst, den er beschützend in seinen Händen hielt und an seine Brust drückte, wie seinen wertvollsten Besitz seines Lebens, während die blassblauen Augen starr zu sehen versuchten. Jubei war blind. Scheiße…, dachte Genma gequält. Jubei gehörte nicht in diese Welt, nicht in die Welt der Ninjas. Dafür war er von Anfang an ein zu aufrichtiger, guter Junge gewesen, der viel, viel zu behütet aufgewachsen war. „Was hast du getan, Gyobue?“ Was habe ich getan…? Der Junge wusste, dass es ihm sehr schlecht ging. Seine Tränen verrieten es. Und leise erklang die dünne, gebrochene Stimme des noch viel zu jungen Ninjas, als er unter Schmerzen schluchzte. „Mama… Mama?.... Mama-ah …“ Genma ging neben ihm in die Knie. Er entdeckte seine zerstörte kleine Nymphe in den blutigen schlanken Fingern. Jubeis hellblau leuchtende Augen waren nur halb geschlossen und mit Tränen gefüllt. Genma wollte ihn mit der Hand berühren, doch er konnte es nicht. Er schaffte es tatsächlich nicht, sich zu rühren und schaute nur starr auf die kleine Gestalt direkt vor ihm. Denn letztenendes, nach all den vielen Jahren, machte es ihm immer noch etwas aus. „Alles wird gut, Jubei. Es wird alles gut.“, sagte er leise und es klang so absurd wie es war. Er wusste, dass Jubei ihn nicht hören konnte, die Ohren des Genin würden nie wieder etwas hören können bei den Schäden, die seinem wundersamen Gehörsinn durch den Klangninja zugefügt worden waren. Aber das war inzwischen nicht weiter von Bedeutung, Jubei war tot. Er war so eben gestorben. „Alles wird gut. Es wird alles wieder gut.“ ~„So, Genma. Das hier ist mein kleiner Neffe. Mein Jüngster, aber er hat das größte Talent von allen. Er wird es einmal weit bringen, du wirst sehen. Vielleicht bringt er es sogar zum ANBU. Aber er ist zu weichherzig. Na, aber das wird sicher noch. Also pass mir gut auf ihn auf, er ist mein ganzer Stolz, und bring ihm ein paar nützliche Dinge bei. Und ich verspreche dir, du wirst begeistert von ihm sein.“~ Genma blinzelte als das Bild vor ihm verschwamm. Das konnten unmöglich Tränen in seinen Augen sein. ~„Hast du Angst, Jubei?“ „Manchmal. Aber wenn es etwas gibt, das ich beschützen kann, dann nicht. Dann hab ich keine Angst.“~ Raidou trat hinter Genma und blickte auf den Genin mit den weichen, blassen Augen hinab. Der kleine Jubei also. Der kleine Jubei. ~*~*~ ~Ende Kapitel 24~ *Das Zitat stammt von einem japanischen Schwertmeister, den mein Bruder vor zwei Jahren getroffen hatte. Kapitel 25: Das dichte Geäst ---------------------------- Kapitel 27 ~Das dichte Geäst~ Sakura eilte durch das Dickicht und verlor Kakashi aus den Augen. Innerlich fluchte sie, denn sie hatte plötzlich ein so dunkles Gefühl, dass es einer Vorahnung gleich kam. Was würde sie sehen, wenn sie aus dem Dickicht wieder heraus war? Der Weg durch den kleinen Wald kam ihr viel länger vor als er eigentlich war, und eine plötzliche krampfhafte Angst breitete sich in ihrem Bauch aus. Sie hatte das starke Gefühl dass das Scheitern ihrer Mission sicher war. Nur wusste sie nicht, welche Auswirkungen das auf ihr Team haben würde. Sie hörte ein feines Sirren und warf sich gerade rechtzeitig hinter einen Baumstamm. Das schwere, große Kunai mit gebogener Klinge senkte sich tief in die Baumrinde, wo sie noch einen Wimpernschlag zuvor gewesen war. Es hätte sie genau in die Brust getroffen. Atemlos presste sich Sakura in den Schatten des großen Baumes. „Wer ist da?“, rief sie laut. Ein dünnes Kichern war die Antwort. „Es ist mutig von dir, das direkt zu fragen, Sakura.“ Sakura erstarrte. Natürlich erkannte sie die Stimme. Dazu hätte es nicht einmal der typischen Geste des überflüssigen Zurechtrückens der Brille gebraucht, um ihr eindeutig zu sagen, dass Yakushi Kabuto da gerade ein paar Meter von ihr entfernt auf die breite Grasfläche hinter dem Wäldchen hinaustrat. Gut sichtbar. Sakura blinzelte. Was wollte er von ihr? Und wo war Kakashi? War Kakashi an Kabuto bereits vorbei und der Kutsche hinterher? Aber es konnte nur einen Grund geben, warum Kabuto sich ihr in den Weg stellte. „Es war also von Anfang an eine Falle?“ Kabuto schnaubte belustigt. In all seiner schmierigen Selbstsicherheit stand er völlig schutzlos vor ihr auf der Wiese, während sie in der schattigen, dichten Deckung des Wäldchens und immer noch hinter dem Baumstamm gepresst stand, und doch fühlte sie sich lächerlich und ungeschützter als er. Er lächelte zur Antwort ihrer Frage. „Ja, es war von Anfang an eine Falle. Ihr hattet nie eine Chance.“ „Warum… Warum sich die Mühe machen und uns extra hier herauslocken? Warum habt ihr nicht vorher schon versucht uns aufzuhalten?“ „Oh, das haben wir. Schließlich solltet ihr nicht gleich den Eindruck bekommen, dass es keinen ordentlichen Köder an der Angel gibt und ihr auch wirklich einen Grund habt, hier zu erscheinen. Es sollte schließlich nicht gleich offensichtlich sein, dass diese Falle für euch ein Himmelfahrtskommando ist. Schließlich seid ihr unersetzliche Gäste auf unserer netten Konferenz. Und mit ein bisschen Nachhilfe war es auch nicht schwer, Kakashi für diese Mission zu bekommen.“ „Aber warum?“ Sakura verstand gar nichts mehr. „Hast du denn eben bei der Konferenz nicht zugehört, Sakura? Es fiel in einem Nebensatz und ist doch das Wichtigste der ganzen Konferenz gewesen. Du solltest dich als Tsunades Assistentin zukünftig besser auf die wichtigen Details konzentrieren. Alles andere was besprochen wurde war uninteressant da die Entscheidungen und der Ausgang dieser Konferenz und auch der anderen, zweiten Konferenz, bereits im Vorhinein klar waren.“ „Es war alles schon klar…“ Sakura verwünschte sich dafür, dass sie von Politik keine Ahnung hatte. „Das wichtigste fiel in einem Nebensatz?... Welcher Nebensatz… Was war das eigentliche Ziel…“, murmelte sie zu sich selbst, dann fiel es ihr plötzlich ein. „Der Grund! Ihr wollt einen Krieg, es ging nie um seine Vermeidung!“ „Natürlich wollen wir einen Krieg. Durch einen Krieg kann man so schnell alles bekommen.“ „Aber… Dann verstehe ich immer noch nicht, warum es notwendig war, dass unser Team hierher kam… Warum Kakashi?“ Kabuto schüttelte den Kopf. „Sakura… Und dabei war ich doch so überzeugt von deinen logischen Denkfähigkeiten. Natürlich, um den Grund zu liefern.“ „Den Grund?“ „Lord Orochimaru hat den Gästen auf beiden Konferenzen vieles geboten, aber insgesamt hat er nur ein einziges verbindliches Versprechen gegeben…-„ „Das kriegsauslösende Element zu liefern.“, erkannte Sakura. „Das… sagtest du heute in einem Nebensatz…“ Ihre Augen wurden schmal. „Aber… wer ist in der Lage etwas zu tun, was einen ganzen Krieg auslösen könnte!?“ „Nicht in der Lage, sondern in der Position. Auf Berühmtheiten liegt bekanntlich das gesteigerte Augenmerk der Öffentlichkeit.“ „Deswegen Kakashi! Deswegen sollte Kakashi mitkommen! Ihr habt uns hier eine Falle gestellt damit eine Einheit aus Konoha auf einer internationalen Konferenz Spionage betreibt und dabei irgendwelche… Gesetzte übertreten soll um… Ich verstehe trotzdem nicht, wie unser Team Schuld an einem ganzen Krieg sein sollte.“ Kabuto lächelte vielsagend. „Das sag ich dir auch nicht. Du wirst es selbst noch sehen. Vielleicht jedenfalls. Denn für dich unerwarteten Hinzukömmling hab ich keine rechte Verwendung in diesem Spiel.“ „Wo ist Kakashi!?“ „Schon vorgegangen.“ „Du…! Kabuto! Willst du mich etwa aufhalten, damit ich nicht zu Kakashi komme? Ist das der Grund, warum du dich mir entgegen stellst? Kakashi ist hinter dem Mann in der Kutsche her. Was willst du von Kakashi!?“, verlangte Sakura wütend zu wissen. „Kakashi wird einen bestimmten Mann getötet haben noch bevor der Morgen anbricht.“ Sakura schnappte nach Luft. Das kriegsauslösende Element war der Tod eines bestimmten Mannes? Sollte das ausreichen? Sollte das es sein? Wer war es? Vielleicht der Mann in der Kutsche? Und in welcher Position war er, dass sein Tod so folgenreich sein würde? Wenn sie während der Konferenz nur sein Gesicht hätte sehen können, dann könnte sie es vielleicht verstehen. Aber war es wirklich der Mann auf der Konferenz? Schließlich war er doch einer von Orochimarus Verbündeten. Würde Orochimaru wirklich einen seinen womöglich wichtigsten Verbündeten umbringen lassen? Und etwas anderes machte ihr ebenfalls Sorgen. „Warum sollte Kakashi jemanden umbringen?“ „Warum sollte Kakashi nicht sein Leben verteidigen, wenn er angegriffen wird?“ Sakura schnappte erneut nach Luft. Es war so eine einfache Rechnung Kabutos, dass sie möglicherweise sogar aufging! Entschlossen wollte sie aus ihrer Deckung brechen und einen Weg an Kabuto vorbei suchen, doch zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass viele kleine Schlangen sich bereits zu ihren Füßen auf dem Waldboden gesammelt hatten und nach ihr bissen. Mit einem beherzten Satz flüchtete sie aus ihrer Mitte, spürte aber gleichzeitig, wie es ein paar Schlangen gelang sich um ihre Beine zu wickeln. Energisch trat sie nach ihnen und schüttelte zwei weitere ab. Dann jedoch endete ihre Flucht als sie unsanft gegen einen Baum prallte und zu Boden fiel. Doch statt des erwarteten Aufpralls erwartete sie ein Klatschen und Eintauchen in eiskaltes Wasser. Ein fieser Trick Kabutos: Dank dieses Wasserloch-Jutsus konnte sie sich bei den nächtlichen Temperaturen eine satte Erkältung einfangen. Atemlos schnappte sie nach Luft und schaffte es, die Arme an den Rand ihres sauerstoffreichen Wassergefängnisses zu bringen. Sofort banden sie die Schlangen an Ort und Stelle. Jedoch ohne sie zu beißen. Zuerst wollte sie ihre unglaubliche Körperkraft dazu verwenden sich loszureißen, doch sie zögerte. Ein leises Zischen machte sie auf die Schlangen aufmerksam, die hinter ihrem Rücken auf dem Wasser lauernd umherglitten. Verärgert biss sich Sakura auf die Lippe. Ino wäre in dieser Situation spätestens jetzt ausgerastet. Ein Grund mehr, die Ruhe zu bewahren. „Warum versuchst du nicht, mich wirklich zu töten, sondern nur aufzuhalten, wenn ich doch angeblich in deinem Spiel keinen Platz habe, Kabuto?“ Der hochgewachsene Mann legte den Kopf schräg, was seine runden Brillengläser aufglänzen ließ. „Ich überlege seit einer Weile, ob Kakashi wohl alleine mit seinem Gegner fertig werden würde, oder ob er nicht vielleicht lieber deine Verstärkung braucht. Was meinst du, Sakura?“ Diese Info schockte Sakura. Nicht nur, dass Kabuto so offen alles zugab, sondern auch der Hinweis auf die Stärke des fremden Mannes in der Kutsche machten ihr große Sorgen. „Ich glaube, ich hätte Lust auf ein weiteres Spiel. Probieren wir es aus, ob du Kakashi zur Hilfe eilen solltest oder nicht, Sakura-chan.“ Er trat näher zu Sakura, die aber plötzlich das Gefühl hatte, keine Zeit für Spiele zu haben, wenn sie Kakashi helfen wollte. „Wenn du meine folgende Frage richtig beantworten kannst, Sakura-chan, dann lasse ich dich zu Kakashi. Wenn du falsch liegst, töte ich dich.“ War sie also Wirklichkeit geworden, Sakuras dunkle Vorahnung. Ihr Leben war in Gefahr, Kakashis Leben war in Gefahr, was mit Naruto und Koshirou war wusste sie nicht, und das Team B unter Genmas Leitung war mit Sicherheit in eine ebenso gefährliche Falle getappt, nur gab es für sie im Gegensatz zu Team Kakashi wohl keine Verwendung für Orochimaru… Möglicherweise konnte Kabuto irgendwie auch Team Genma immer noch töten. Sakura hatte plötzlich Angst. Ob Team B überhaupt noch lebte? Ein ungeduldiges Fingerschnipsen direkt vor ihren Augen holte sie wieder in den Augenblick zurück. Wann war Kabuto so nahe gekommen, dass er direkt vor ihr hockte? Ihr Magen krampfte sich zusammen als sie zu ihm aufschaute, und ihr wurde schwindelig. Das war eine Situation, mit der sie sich hoffnungslos überfordert fand. An Kabuto kam sie nicht vorbei – es sei denn, sie wäre plötzlich listiger als er. Bei diesen finsteren Gedanken kehrte sofort ihr Trotz herbei. „Stell deine Frage, Kabuto, oder kämpfe gegen mich!“ Kabuto kicherte amüsiert. „Ich habe doch schon gegen dich gewonnen. Gleich zu Beginn, als du gedankenverloren und ohne Deckung in dieses Dickicht gestürzt bist um blind vor Sorge Kakashi zu folgen. Da hattest du schon verloren. Du solltest es als Chance sehen, dass ich dir eine Möglichkeit gebe, diese Leichtsinnigkeit wieder gutzumachen und Kakashi einzuholen.“ Entschlossen blickte sie ihn aus ihren grünen Augen heraus an. „Stell deine Frage, Yakushi Kabuto!“ Seine dünnen Lippen verzogen sich erneut zu einem Lächeln. Kabuto rückte die runden Gläser seiner Brille zurecht und trat einen Schritt zurück. Dann stellte er in einem quälend langsamen Tempo und mit viel Genugtuung seine Frage: „Wer ist Orochimarus Spion in Konoha?“ ~Ende Kapitel 27~ Kapitel 26: Spion ----------------- Moisnen Folks! So. Das letzte längere Kapitel dieser Geschichte. Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich und spannend. Viel Spaß beim lesen! Kapitel 28 ~Spion~ Sakuras Herz hämmerte ihr heftig in der Brust. Unbemerkt biss sie ihre Zähne kräftig aufeinander. Vor ihr stand Yakushi Kabuto, Orochimarus rechte Hand, und überließ ihr selbst die Möglichkeit zu leben oder zu sterben. Einzige Bedingung: Sie musste seine Frage richtig beantworten. Einziges Problem: Sie wusste die Antwort nicht. „Wer ist Orochimarus Spion in Konoha?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Es ist mehr als einer.“, presste sie hervor, und wunderte sich selbst darüber, wie trotzig ihre Stimme klang. Aber Kabuto schien zufrieden. „Sehr gut, Sakura-chan, der erste Teil der Antwort ist damit schon einmal richtig. Es sind zwei.“ Sakura blinzelte. „Ich wusste es.“ Kabuto schien belustigt. „Allerdings… kannst du nicht bei beiden wissen, wer es sein könnte. Von einer Person hast du keine Ahnung.“ Misstrauisch beäugte Sakura ihn. „Wenn ich auf die gescheiterten Missionen der letzten Zeit zurückblicke, liegt die Vermutung nahe, dass mindestens ein Spion Zugriff auf Missionsaufträge hat. Von der schieren Anzahl der fehlgeschlagenen Aufträge und der Tastsache, dass auch D- und C-Rangmissionen betroffen waren, die nicht von höheren Personen abgesegnet werden müssen, schließe ich, dass es sich um jemanden aus dem Missionsbüro handeln muss. Dort arbeiten nur Chuunins. Also ein Chuunin aus dem Missionsbüro.“ Kabuto rückte seine Brille zurecht. „Das ist korrekt.“ Sakura beäugte ihr Gegenüber weiterhin voller Misstrauen. Dennoch fühlte sie sich ermutigt, mit fester Stimme weiterzusprechen. „Ein Chuunin allein ist allerdings nicht in der Lage, eine Spezial-Jonin wie Mitarashi, Anko auszuschalten. Es muss noch jemanden geben, der mindestens auf dem Level eines Spezial-Jonins ist und der gemeinsam mit dem Chuunin aus dem Missionsbüro Anko ausschalten konnte. Denn sie ist ihnen auf die Schliche gekommen. Aber Anko wurde nicht getötet, wie man es am besten mit unliebsamen Zeugen macht. Stattdessen kam sie mit dem Leben davon. Vielleicht wurden sie gestört, weil der Kampf sich vom Inneren des Gebäudes nach außen verlagerte und dort die Aufmerksamkeit zu vieler Shinobi auf sich gezogen hätte, wenn es zu lange gedauert hätte. Die Spione mussten es kurz machen. Vielleicht… kannten sie Anko auch und hatten Hemmungen, sie zu töten. Oder sie wollten nicht noch mehr Aufruhr um die Sache machen. Statt eines finalen Todesstoßes… entschied man sich für ein Jutsu, das Einfluss auf das Kurzzeitgedächtnis hat.“ Kabuto nickte und Sakura fuhr fort, regelrecht im Rausch, als sie das Gefühl hatte, dieser so wichtigen Angelegenheit so nahe wie noch nie zuvor zu sein. Den Druck, der in diesen Augenblicken auf ihrer Schulter lastete, verbannte sie wohlweißlich aus ihrer Konzentration. „Ein solches Jutsu ist allerdings ein Jutsu, was nicht viele Shinobi in Konoha drauf haben sollten. Kakashi war währenddessen bei mir, ihm wäre eine solche Fähigkeit dank seines Sharingans ohne weiteres zuzutrauen. Aber es könnte genauso gut jemand von den ANBU gewesen sein, von der Befragungseinheit, oder auch ein Ninja mit medizinischen Kenntnissen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Kabutos Züge. „Soweit dürfte man in Konoha wohl auch gekommen sein. Du hast alle Fakten Sakura-chan, und doch hast du sie noch nicht in die richtigen Zusammenhänge gebracht um die nötigen Rückschlüsse zu führen. Bei einer Angelegenheit helfe ich dir allerdings, denn die kannst du nicht wissen. Die Identität des Chuunins.“ Sakura riss die Augen auf. Er würde es ihr einfach so sagen? Welches Spiel spielte Kabuto mit ihr? Aber sie schwieg. Sie wollte es wissen! „Sein Name ist Kanimori Fuse.“ Der Name Fuse ließ ein Glöckchen bei Sakura klingeln, aber sie konnte es noch nicht deuten. „Er wurde mit 16 Chuunin und sitzt seit vier Jahren an einem Tisch zusammen mit Iruka-Sensei und verteilt brav Missionen an Konohas Shinobi.“ Das saß. Erst jetzt, wo Kabuto es ihr schonungslos offenbarte, wurde ihr so richtig bewusst, dass jemand Konoha seit Monaten, vielleicht sogar noch viel länger, verriet. Hinterging. Viele Missionen waren gescheitert… Viele Menschenleben verloren… Unbewusst ballten sich ihre Hände zu Fäusten. „Wie?! Wie habt ihr ihn dazu gebracht, Konoha zu verraten? Habt ihr jemanden aus seiner Familie entführt und erpresst ihn?“ Da lachte Kabuto schallend auf. „Sakura-chan… Bis ans Ende vom Guten im Menschen überzeugt, nicht wahr? Du ziehst die Möglichkeiten von Geldgier, Hass oder Charakterschwäche gar nicht erst in Betracht?“ „Wie habt ihr ihn auf eure Seite gezogen?! Habt ihr ihn gezwungen!? Sag es mir, ich habe nicht ewig Zeit!“ Orochimarus rechte Hand ließ den Kopf zur Entspannung des Nackens hin und her rollen, seine Halswirbel knackten und knirschten dabei. So entspannt wie er dabei wirkte, ließ er keinen Zweifel daran, dass er glaubte, alle Zeit der Welt zu haben. Beinahe hätte Sakura ihre Beherrschung verloren. Sie musste Ruhe bewahren. „Kanimori ist ein einfältiger Mann, Sakura. Er ist nicht unfehlbar. Und als wir herausfanden, dass er seine Frau ständig betrog auf seinen vermeintlichen Außeneinsätzen, war er verzweifelt genug, als Gegenleistung ein Dokument, dessen Inhalt er selbst nicht wirklich kannte, an uns auszuhändigen. Es war eine als A-Rang-Solo-Mission klassifizierte Schriftrolle, die einen Spezial-Jonin nach Oto schickte zur Spionage. Und dieser Shinobi war damit der erste eines großen Komplotts, der von Konohas Chuunin Kanimori Fuse in den Tod geschickt wurde.“ „Warum sollte sich Kanimori danach nicht geweigert haben, weiter mit euch zusammen zu arbeiten? Er wusste bestimmt nicht, dass er damit jemandes Tod bewirken würde. Ich glaube dir kein Wort, Kabuto.“ Der Jonin ignorierte ihre Worte schlicht. „Wenn ein gewissenhafter Mensch sich des Mordes schuldig gemacht hat… glaubst du, er kann das selbst vor sich verantworten? Wie gesagt, Kanimori ist kein besonders heller Kopf. Ihm musste klar gewesen sein, dass bei einer Schriftrolle, die Oto von ihm erpresste, Menschenleben auf dem Spiel stehen würden. Aber er hatte sich von vornherein dazu entschieden, diese Logik gar nicht erst zuzulassen und einfach nicht weiter darüber nachzudenken: um seine Familie nicht zu verlieren. Ehebruch ist so eine schändliche Sünde. Und so verstrickte er sich immer weiter und weiter und wurde immer erpressbarer und erpressbarer bis er schließlich derart in diesem Malstrom aus Schuld gefangen war, dass er keine Chance hatte dort je wieder herauszukommen.“ „Aber alle Mitglieder des Missionsbüros wurden überprüft! Es wurde nichts gefunden! Niemand hat ihn verdächtigt!“ „Kennst du den Effekt, dass jemand eine Geschichte die ihm nicht gefällt, so lange verdreht und verändert, beschönigt, dass er schließlich die Wahrheit bereitwillig vergisst und an die eigene Lüge sogar selbst glaubt?“, fragte Kabuto mit Nachdruck. Wie in einem Nachgedanken fügte er hinzu: „Soll öfter vorkommen.“ Geschlagen sackte Sakura in ihren lebendigen Fesseln zusammen. „Dann haben Shizune und Ibiki ihn deswegen nicht enttarnt, weil er selbst von seiner Unschuld überzeugt war?“ „Unter anderem, ja.“ Sakuras Gesicht schnappte in seine Richtung. „Unter anderem?“ „Ein Trauerfall in der Familie.“ Kabuto tippte mit dem Zeigefinger an seinen Kiefer und blickte zum dunklen Nachthimmel. „Das führt in der Regel dazu, dass man mit mehr Milde betrachtet wird. Außerdem sagte ich doch bereits, dass er ja bald nicht mehr allein war in seiner geheimen Mitgliedschaft der Verräter aus Konoha.“ Sakura schloss die Augen und atmete einen Moment durch. So viele Fakten, so viele Informationen… Waren sie wahr? War es wahr was ihr Kabuto mitteilte, teilweise wahr oder zur Gänze erlogen? Immerhin sprach sie hier mit einem Oto-Jounin, Konohas Feind. Und dazu noch Orochimarus rechte Hand, der alles für seinen Herrn und Meister tun würde. Wer war also der zweite Spion? „Ich kenne niemanden der höheren Jonin, der nicht den Willen des dritten Hokage ausführt und somit auch niemals auf die Seite von Orochimaru treten würde.“ Und was war mit Danzou? Sie kannte ihn nicht, hatte aber immer nur Ungutes von ihm gehört. Schließlich hatte er schon einmal vertrauliche Akten an Orochimaru durch Sai überbringen lassen… Aber sie schüttelte den Kopf. Laut Kakashi war Danzou dermaßen Alphatier, dass er sich niemals sein angestrebtes Ziel, Hokage zu sein und damit Konoha zu beschützen, von jemandem streitig machen lassen würde. Die Informationsübergabe an Orochimaru hatte auch nur dem Zweck gedient, an Sasuke heranzukommen und ihn auszulöschen, da er eine Bedrohung für Konoha darstellte. Eine Gefahr, aber eine lösbare. Sie schloss Danzou unter Vorbehalt aus und ging weitere Personen durch, die zu den bisherigen Taten allein von ihren Shinobi-Fähigkeiten her fähig gewesen sein könnten… Der Rat der Ältesten? Unwahrscheinlich. „Bei welcher Schlussfolgerung bist du inzwischen gelangt?“, fragte Kabuto neugierig nach. Sakuras Gedanken rasten. Sie hatte keine Zeit! Wenn sie jetzt eine falsche Schlussfolgerung zog, wäre es auch eine falsche Antwort und somit ihr Tod und vielleicht sogar der ihres restlichen Teams. Sie sollte ihn einfach angreifen und hoffen, ihm zu entkommen – auch wenn er sehr viel besser und geschickter war als sie. Andererseits wäre es hier vielleicht möglich, eine Lösung zu den vielen Fragen der letzten Wochen zu erlangen. Eine wichtige Antwort. Es hing viel davon ab. Sie sollte es versuchen! Da kam ihr plötzlich eine andere Sache in den Sinn und triumphierend blitzten ihre Augen auf. „Vorhin auf der Konferenz… Wir waren schon auf dem Rückzug, aber ich habe es dennoch gehört. Als jemand der Anwesenden fragte, ob es nicht einfacher wäre, Konoha ins Chaos zu stürzen in dem die Hokage einem Attentat zum Opfer fallen würde. Und bevor du sagtest, dass stattdessen Danzou große Chancen hatte, sich an die Führungsspitze zu manövrieren und es wäre ‚wie vom Regen in die Traufe zu geraten’, sagtest du… es wäre kein Problem. Du hast gesagt, es wäre keine Schwierigkeit, dass Tsunade einem Attentat zum Opfer fallen würde. Deine Antwort kam so schnell und sicher, dass… ich mir sicher bin, dass der zweite Spion jemand sehr mächtiges sein muss, der das Vertrauen der Hokage besitzt. Liege ich damit richtig?!“ Kabuto kicherte. „Hai, Sakura-chan. So ist es.“ Kabuto hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie mit der Person auf irgendeine Art vertraut sein musste. Aber als Ärztin kannte sie womöglich die Hälfte von Konohas Bevölkerung – Shinobi oder Bürger. Aber… Wer hatte auch Tsunades Vertrauen? Shizune? Niemals, sie war Tsunades beste Freundin und älteste Schülerin, das wandelnde Gewissen. Ibiki? Unwahrscheinlich, er war die wandelnde, düstere Loyalität. Asuma? Kurenai? Gai? Anko? Kakashi? Naruto?... Herrje! Unterbrach sie sich. Ich kenne einfach niemanden, der Konoha verraten würde. Niemanden. Und da bin ich auch sehr froh drum! Kabuto schmunzelte erneut. Er schien die Ruhe schlechthin zu haben. „Besonders auffällig sind übrigens Missionen, in denen nur einer halbwegs heile zurückkehrt.“ Kakashi! Wütend fuhr Sakura ihn an. „Kakashi war es nicht! Warum, Kabuto!? Warum spielst du dieses Spiel mit mir und verletzt mich, lässt mich raten und bestätigst mich zwischendurch und hilfst mir und hältst mich hin? Warum sagst du mir es nicht einfach!?“, verlangte Sakura wütend zu wissen und warf sich gegen ihre Fesseln. „Yare, yare.“ Abwehrend hob Kabuto eine Hand. „Ich möchte unbedingt wissen, wie lange ein Mensch mit gewöhnlichem Verstand braucht, um es zu begreifen. Betrachte dich einfach als Experiment.“ „Bitte!?“, rief die Kunoichi entgeistert. Gewöhnlicher Verstand!? Erst danach dämmerte ihr, dass er sie als Experiment betrachtete- ebenfalls wenig schmeichelhaft. „Ich… ich weiß nicht wen du meinst. Alle die ich kenne, wären niemals dazu in der Lage! Alle die ich kenne, würden Tsunade niemals etwas antun. Niemals! In Konoha zählt der Willen des Feuers! Andere zu beschützen, darum geht es! Alle, die Tsunade umgeben, führen auf ihre Weise ebenso diese Lehre des dritten Hokages aus. Ihre ANBU-Wächter kenne ich zwar nicht, aber die ANBU-Wächter der Hokages sind berühmt für ihre selbstaufopfernde Haltung – deswegen wurden sie für diese Position ausgewählt! Wer also!? Wer sollte es sein!?“ Kabuto legte den Kopf schräg. „Du weißt es wirklich nicht. Dein Blutdruck steigt ungesund an, genau wie dein Stresspegel. Nun… ich will kein Spielverderber sein. Deswegen gebe ich dir einen letzten, entscheidenden Hinweis – denn sonst würdest du ja gerade alle in den Tod schicken.“ Sakura fuhr zusammen. „Wenn du ihn allerdings nicht zu deuten weißt, Sakura-chan, dann darfst du dir nicht nur deines eigenen Todes versichert sein, sondern auch die anderen deines Teams und des Teams Genma werden sterben. Dies alles liegt in meiner Macht.“ Ein Zittern breitete sich über Sakuras Körper aus. Die Anspannung in der Luft war so greifbar für sie, dass sie sich ganz davon anstecken ließ. Ein kleiner Teil von ihr registrierte nur, dass sie keine Angst hatte – aus bloßer Trotzhaftigkeit. „Wie lautet dein Hinweis?“, fragte sie herausfordernd. Kabuto rückte seine Brille zurecht. „Suche nach gleichen Verletzungsmustern und nach Oroboros.“ Entgeistert schüttelte Sakura den Kopf. „Verletzungen? Oro- was?“ „Du bist doch ein Medic-Nin. Ich habe den Hinweis exakt dir angepasst. Aber vielleicht überfordert es einen Chunin wie dich auch und ich sollte lieber einen Jonin aus Konoha fragen.“ Sakura ärgerte sich nur einen kurzen Moment. Dann rauschten ihre Gedanken in einem wahnsinnigen Tempo sämtliche von ihr behandelte Verletzungen der letzten Monate durch, die ihr noch im Gedächtnis waren. Brandwunden, Schnittwunden, Vergiftungen, Prellungen, Schürfwunden, Verstauchungen, Brüche,… Die waren zu häufig. Kabuto würde doch nicht auf diese typischen Shinobi-Verletzungen anspielen? Und warum überhaupt? Waren sie etwa eine Verbindung zu etwas, was ihr zur Lösung des Rätsels fehlte? Es musste so sein! Also weiter! Welche Verletzungsmuster waren nicht einfach nur ähnlich, sondern gleich? Identisch?... Bei Kakashis letzten Missionen gab es keine sich wiederholenden Verletzungen. Erleichtert nahm sie dies schon einmal als weiteres Alibi, sollte sie Gelegenheit finden, sich Koshirou über den Stand ihrer Ermittlungen zu äußern… Sakura! Nicht vom Thema abkommen!, mahnte sie sich selbst zur Ruhe. Aber sie war so aufgeregt, denn plötzlich fühlte sie sich der Lösung des Rätsels so nahe wie noch nie und gleichzeitig hin und her gerissen, da sie jetzt eigentlich an einem anderen Ort sein sollte. „Gleiche Verletzungen, gleiche Verletzungen, …“ Kabuto war selbst Mediziner. Würde er sie auf simple Dinge hinweisen oder Sonderfälle? Sie kramte also nach Sonderfällen… Fuse! Der Ninja am Flussufer… Spezialjonin mit Spezialisierung auf Ninjutsu…Der Ninja, zu dessen Behandlung Kakashi sie mitgenommen hatte, damit sie endlich mal wieder etwas Sonnenlicht für ihren geisterhaften Teint abbekam… Vor Erregung beschleunigte sich Sakuras Atem. War das eine Spur? Es war zumindest definitiv die merkwürdigste Verletzungsgeschichte der letzten Monate unter ihrer Aufsicht… Sie grübelte weiter, geradezu im Rausch. Kaziyoshi Fuse war der Shinobi, bei dem ich diese merkwürdige Flüssigkeit gefunden hatte… Shizune hatte sie untersucht, doch sie verdampfte beim Kontakt mit Sauerstoff nach einer Weile… Aber Shizune sagte, die winzigen Rückstände deuteten auf einen Organismus… Äh… ja. Also… ein Lebewesen? Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, aber organisch bedeutet, dass, was auch immer diese zähe Flüssigkeit zuvor gewesen ist, es auf irgendeine Art und Weise lebendig gewesen sein müsste… Aber… Diese Art von Flüssigkeit tauchte kein zweites Mal auf, dafür aber eine Verletzung… „Eine Mission, bei der nur eine einzige Person halbwegs heile zurückkam…“, murmelte Sakura belegt. „Das waren deine Worte von vorhin, Kabuto. Ich dachte, du spieltest auf Kakashis Mission an, und dann dachte ich an Kazijoshi Fuse, aber…“ Ein Schauer überlief Sakura von Kopf bis Fuß. „Aber du meintest gar nicht diese Missionen… Zumindest nicht…“ Erwartungsvoll blickte Kabuto sie hinter seinen im faden Mondlicht schimmernden Brillengläsern an. Ob sie es nun hat? Oder nicht? Ein Zittern breitete sich in Sakuras Körper aus. Es war nah. Die Antwort war nah. Mit weit geöffneten Augen wandte sie sich Orochimarus Handlanger zu. Ihr Mund öffnete sich, doch statt der Worte brachte sie nur ein unkontrolliertes, angespanntes Beben der Lippen zustande. Es gab immer noch eine letzte Mauer von Widerstand in ihr, die sich dagegen sträubte. Und dann, schließlich, brachen die ersten Worte ihrer Schlussfolgerung aus ihr heraus. „Es… gab noch eine andere Mission… bei der nur eine einzige Person gesund wiederkehrte… Und wo es ungewöhnliche Verletzungen gab...“ Ihre Stimme brach und gedankliche Erinnerungsfetzen trafen sie wie ein Fluss, der, nachdem der Damm einmal gebrochen war, unaufhaltsam ins Tal stürzte. Sakura sah vor sich, wie sie sich neben Kakashi hockte um den Leichnam Kaziyoshi Fuses zu betrachten… -Kanimori Fuse… Ein Trauerfall in der Familie. Das führt in der Regel dazu, dass man mit mehr Milde betrachtet wird.~ Das waren Kabutos Worte wenige Momente zuvor gewesen. Kanimori war Kaziyoshis jüngerer Bruder… Mit seinem ersten Verrat besiegelte Kanimori unbeabsichtigt das Ende seines eigenen, großen Bruders… Sakura schauderte. Erst damit hatte Orochimaru ihn so richtig in der Hand… Erst damit brachte sich Kanimori in eine unglaublich angreifbare Position, da er es selbst niemals wahrhaben wollte, dass aus seinem Vorhaben, seine Familie zu retten und den Ehebruch zu verschweigen, ein nahe stehendes Familienmitglied praktisch zu Tode verurteilt wurde…Er tötete indirekt seinen eigenen Bruder durch seinen Verrat, weil er seine Familie retten wollte und nicht wahrhaben wollte, dass durch sein Aushändigen des Dokumentes an Oto die Chance übermäßig groß war, dass jemand sein Leben verlieren würde… Weil er wie so viele andere in Konoha bezüglich einiger Dinge lieber die Augen verschloss, statt die Wahrheit annehmen zu können… Auch das sagte Kabuto vorhin… Die Augen zu verschließen, bedeutete für Sakura in diesem Augenblick, dass ihr ihr eigener Verstand die Bilder zusandte, die sie zuvor niemals unter diesem Schwerpunkt hatte interpretieren wollen… Sie sah, wie sie die Flüssigkeit aus Kazijoshis Blutkreislauf extrahierte und zur Untersuchung weitergab. Sie sah, wie Kakashi von seiner Mission zurückkehrte und nicht einmal ärztliche Untersuchungen herausfinden konnten, was mit seinem Gedächtnis nicht in Ordnung war und wie Ibiki bei seiner Befragung resignierte. Sie sah, wie dem Spion eine Falle gestellt worden war in Form von Kakashis vertraulichen Missionsakten der letzten Wochen, die aufgeschlagen auf dem Schreibtisch der Hokage scheinbar vergessen worden waren, um dem Spion eine verlockende, wenngleich irgendwo offensichtliche Falle zu stellen… Sie sah sich selbst, wie sie ungewollt das Gespräch zwischen Kotetsu und Izumo belauschte, wie sie sich darüber austauschten, dass Kakashi so empfindlich wie zu schlimmsten ANBU-Zeiten auf den Anblick von Blut reagiere… Sie kramte weiter in ihren Erinnerungen und sah, wie sie danach in den Akten wühlte und Shizune antraf, die auf die gleiche Idee gekommen war und bereits alle nötigen Akten von Kakashi unter dem Arm geklemmt hatte. Fehlanzeige. Sakura schüttelte den Kopf und ging wieder ein bisschen zurück. Was war Oroboros? Was hatte das damit zu tun? Da dämmerte es ihr. In einer Sprache im Süden von Konoha gab es einen Brauch, wo man einen Drachen, der sich in den Schwanz biss so bezeichnete… Ein Drache wurde auch oft mit einer Schlange verglichen. Oroboros konnte auch eine Schlange sein, die sich in den Schwanz biss. Es konnten… auch zwei sein. Das Kissen! Das Geschenk Orochimarus an den Feudalherren des Feuerlandes war mit diesem Symbol bezeichnet… Das stand in der Akte, in Kakashis Bericht als er Sasuke im Land der Reisfelder fand, den Shizune und ich heimlich gelesen haben. Aber… ich sehe keinen Zusammenhang zwischen diesem Symbol, den Ereignissen beim Feudalherren und… Sie sah auf. Vor sich sah sie die erwartungsvoll blitzenden Augen Kabutos, dessen weißes Haar sich im Licht des aufkommenden Vollmonds silbrig abhob von der Umgebung. Sie verwarf Oroboros fürs erste und zwang sich, wieder ihrer ursprünglichen Idee nachzukommen: Die Mission, die schief gelaufen war und wo nur eine Person gesund zurück kam… Es war die Mission, die ihr deswegen so gut im Gedächtnis hing, weil sie dort Koshirous älteren Bruder verloren hatte. Es war die Mission, die ihr deswegen solche Qualen bereitete, weil dort ihre beste Freundin Ino den Mann den sie liebte verlor, da diese ihn ermutigt hatte, an dieser Mission trotz dessen Bedenken teilzunehmen… Es war die Mission, in der nur wenige überlebt und noch weniger mit leichten Verletzungen herausgekommen waren. Es war die Mission, die Kazijoshi Fuses Auftrag erledigen und in Oto Erkundungen einholen sollte, die Mission, bei der Hirose Yagio, Koshirous Bruder, der unter Sakuras Händen gestorben war, die gleichen Kampfverletzungen davon getragen hatte wie Kazijoshi Fuse. „Schwarze Haare einer Frau, die zu dünnen Drähten geflochten waren… Parallele Schnittwunden in der Haut, wie sie ihren Gegner banden…“ Kabuto nickte anerkennend. „Richtig. Das ist das gleiche Verletzungsmuster. Das ist dein Hinweis. Und zu welchem Schluss lässt es dich kommen, Sakura-chan?“ Jetzt sah Sakura es so deutlich wie nie zuvor in ihrem Leben, und sie sah es gleichzeitig so unverständlich, dass sie es immer noch nicht zu verstehen glaubte. Es war wie vor einem See zu stehen und nach dem verschwimmenden Spiegelbild zu greifen. ~“Beschützt… Das ist so wichtig… Beschützt…“~ Sakuras Augen brannten. Es war Wasser, salzige Tränenflüssigkeit, die sich in den trockenen Augen sammelte und ein unangenehmes Brennen verursachte. Aber Sakura spürte es nicht einmal. Denn sie konnte es immer noch nicht fassen und schüttelte immer wieder den Kopf. „Nein… Es gibt keinen Grund… Warum… Ohne Grund? Niemals…“ Kabuto blickte auf seine Armbanduhr und erlaubte sich ein übertriebenes Seufzen. „Wie ist sie nun, deine Schlussfolgerung, Sakura-chan? Hast du die Lösung, weißt du wer für Orochimaru in Konoha arbeitet und so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat? Weißt du es?“ Sakuras Kinn bebte, als sie mühsam den Kopf hob und Kabuto taxierte. „Es ist…“ Sie sah es nun deutlich. Die letzten Puzzleteilchen fügten sich perfekt ein. Die Erinnerungen flogen nur so in ihren Gedanken dahin und wiesen ihr eine lückenlose Kette des Verrats… Wie hatte sie es übersehen können? Die ganze Zeit über war die Lösung direkt vor ihrer Nase gewesen. Wieder legte sich ihr die Situation in einem Gedankenstrom aus Bildern und Erinnerungen dar. Eine lückenlose Kette. Sie sah es regelrecht vor sich, wie Kanimori Fuse Kabuto den Missionsbericht seines Bruders Kaziyoshi aushändigte und damit eine Anzahl von Ereignissen heraufbeschwor, die in dieser kleinen Geste ihren Anfang nahm… Sie sah es regelrecht vor sich, wie Kaziyoshi nach einem chancenlosen Kampf gefangen genommen wurde… und in einem anderen Kampf am Flussufer im Feuerland auf seiner Flucht ins rettende Konoha eine Stunde vor seinem Ziel gestellt wurde und um sein Überleben gegen Orochimarus Schergen kämpfte, wo ihn auch diese Frau bekämpfte, die mit den Drähten aus schwarzem Frauenhaar kämpfte… Sakura sah es vor sich, wie sie ihre wenigen Hinweise und Untersuchungsergebnisse über Kaziyoshis Tod fein protokollierte und diese Mappe gemeinsam mit dem Reagenzgläschen an Shizune weitergab… Sie sah, wie ihr diese Hinweise wegen Shizunes Tollpatschigkeit in Irukas Anwesenheit verdampften und sie in Vergessenheit gerieten, bis Shizune ihr im Umkleideraum der Frauen im Krankenhaus von Konoha nach Hirose Yagios Tod und nach dem Tod von Inos Freund weitere Infos über den Inhalt des Reagenzglases zukommen ließ, die sie aus einem schlechten Gewissen heraus mit verstärktem Einsatz gefunden hatte… Sie sah, wie Kakashi sich mit Sachiko traf, wie Kakashi und sie selbst sich zerstritten ohne je laut zu werden, und wie Kakashi auf diese fatale, dem Feind bereits verratene Mission aufbrach… Sie sah sich selbst, wie sie ihm zum Abschied aus der Ferne nachsah… Und dann konnte sie sehen, wie er verletzt in seinem Krankenbett lag und Shizune ihn behandelte ohne Ursachen zu finden… Sie konnte sehen, wie Kanimori Fuse um die strengen Untersuchungen herum kam… Sie konnte sehen, wer von der Hokage einen ganz bestimmten Auftrag erhielt und wer dennoch mehr Untersuchungen anstellte als erlaubt und sich dabei als Deckung Akten zu einem anderen Fall unter den Arm geklemmt hatte… Sie konnte sehen, wie diese Person am völlig falschen Regal stand, obwohl sie eigentlich wissen müsste, dass die Akten alphabetisch geordnet waren und somit die Akten von Kakashi Hatake, die sie bereits unter den Arm geklemmt hatte, unter ‚H’ zu finden waren, und nicht dort, wo die Akten von Genmas Team aufbewahrt wurden… Ein Schauer lief über Sakuras Rücken. ~“Beschützt unsere Medic-Nin… Das ist so wichtig… Beschützt den Medic-Nin… Das ist so wichtig…“~ Sakura wunderte sich selbst darüber, wie ruhig und gefasst ihre eigene Stimme nun klang: „Ich hatte nie einen Verdacht geschöpft, da es oft vorkommt, dass ein Medic-Nin mit den leichtesten Verletzungen von einer schwierigen Mission zurückkehrt. Es wirkte zu keinster Zeit danach, dass es einen anderen Grund dafür hätte geben können, als den, dass der medizinische Ninja immer vorrangig beschützt wird von seinem Team… Es sind… so viele Hinweise, wenn man sie erkennt. So vieles was wie Zufall gewirkt hatte war eigentlich Absicht.“ Kabuto lächelte zufrieden. Sakura hatte die Aufgabe anscheinend gelöst. „Ich verstehe nicht das Motiv, aber ich verstehe die Fakten.“, sagte Sakura rau. „Die Person, die bei all dem ihre Finger im Spiel hatte und in der Lage wäre, die Hokage anzugreifen, die auch in der Lage war, Anko Mitarashi zu beseitigen und ihr das Gedächtnis zu löschen und ohnehin alle Informationen zu vertuschen die zu ihrer Enttarnung geführt hätten und die auch die wichtigsten Informationen wie die über eine S-Klassemission wie die von Kakashi und Okoi in Ji-Kon und die Missionen von Team A Kakashi und Team B Genma, die kein Chunin im Missionsbüro in die Finger bekommt wegen ihrer Sicherheitsstufe, hätte verraten können, ist…“ Kabuto lehnte sich gespannt vor, während sich in Sakuras tränenden Augen Terror, plötzliche Angst und Verzweiflung spiegelten, und mehrere Schauer über den Körper jagten. „Wie, Kabuto…?!“ Dann schrie sie: „Wie habt ihr Shizune dazu gebracht uns alle zu verraten?!“ ~Ende Kapitel 28~ Kapitel 27: Furcht ------------------ Moinsen Folks! Schön, dass ich ein paar von euch schocken konnte.^^ Danke für euer Featback. Nach langer internetloser Zeit (erst wo ich über nen Monat nur vier oder fünfmal Internetzugang hatte, fiel mir auf, wie krass abhängig man heutzutage von diesem Medium ist) hab ich nun endlich wieder Anschluss. Viel Vergnügen beim lesen. Jetzt gibt’s nur noch kurze, knackige Kapitel, harhar. ;) Kapitel 29 -Furcht- Genma schaute von seinem Platz auf dem mit dem Fluss wankenden Boot auf. Am Ufer stand Raidou und spannte sich. Seine Nackenhärchen stellten sich auf. Es war nicht einfach nur die Ahnung, beobachtet zu werden, nein, sie waren umstellt. Unter dem starken Eindruck einer äußerst unguten Vorahnung wanderte seine Hand unauffällig zu seinen Waffen in der Hüfttasche. Sie hatten zu viel Zeit an diesem Ort verloren. Viel zu viel Zeit. ~*~*~ Als hätte es die Wasserfalle niemals gegeben, löste sich Kabutos Jutsu auf. Sakura stand vor ihm auf dem Waldboden, die Schlangen waren fort, und an ihrer Kleidung war nicht das geringste bisschen Feuchtigkeit zu bemerken. „Eine Illusion?“ Sakura blickte sich erstaunt um, dann kehrte die Wut wieder zu ihr zurück. Sie zögerte keinen Augenblick. Der erste Angriff ging ins Leere, ihr Faustschlag zerteilte nichts als Luft, und der Zweite riss den Boden auf und entwurzelte dabei einen Baum. Geschickt wich Sakura umherfliegenden Trümmern aus. Ihr zorniger Blick suchte Kabuto. Er stand keine zwei Meter von ihr entfernt, ein schmales Grinsen auf den schmierigen Gesichtszügen. „Wie habt ihr Shizune dazu gebracht, Kabuto?“, schrie Sakura, und untermalte ihre Frage mit einem weiteren Faustschlag in seine Richtung. Wieder wich er aus als kostete es ihn nicht die geringste Anstrengung. „Es wäre nicht sehr spannend, wenn ich dir das auch noch erzählen würde, Sakura-chan.“ „Es wäre aber hilfreich.“, entgegnete sie in einem übertrieben freundlichen Ton, der Kabuto Vorsicht gemahnte. Er durfte diese junge Gewalt vor ihm nicht unterschätzen. „Shizune hat nicht den geringsten Grund, für Orochimaru zu arbeiten. Es sei denn, ihr hättet sie auf eine äußerst raffinierte Art und Weise dazu gezwungen.“ Kabuto zuckte als Antwort mit den Achseln. „Was soll ich dazu sagen?“ „Die Wahrheit!“ Dieser Schlag verfehlte Kabuto nur um Haaresbreite. „Es ist nicht meine Absicht, mich länger mit dir zu beschäftigen, Sakura-chan.“ Kabuto rückte seine Brille zurecht. „Ihr seid alle Teil von Meister Orochimarus großem Plan. Für dich gibt es ab nun sogar auch ein kleines Plätzchen – allerdings dürfte es dir nicht besonders gefallen. Dennoch solltest du dich geehrt fühlen, dass ich dir bereits so viele Informationen darüber habe zukommen lassen. Nun gibt es für mich hier nichts mehr zu tun. Meine Aufgabe ist beendet.“ Sakuras Augen wurden schmal. „Aber ich lasse dich nicht gehen!“ Erstaunt blickte Orochimarus rechte Hand die junge Kunoichi an. Nur wenige Minuten zuvor hatte alles noch ganz anders ausgesehen, und inzwischen glaubte Sakura, den Spieß umgedreht zu haben? Blitzschnell waren Handzeichen gemacht, und weiße Schlangen schossen aus Kabutos Ärmeln hervor und aus ihren weit aufgerissenen Mäulern spritze das Gift Sakura entgegen. Mit einem eher aus Verzweiflung geborenen Satz hechtete Sakura zur Seite, stützte sich am Boden ab und tauchte blitzschnell hinter Kabuto auf. Doch der reagierte genau so schnell, drehte sich zu ihr um, packte ihre ungeschützten Schultern und presste sie schwungvoll zu Boden. Ihre zum Schlag ausgeholte Faust verlor vor Überraschung ihren Schwung, ihr Angriff brach ab. Nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht blickte Kabuto sie an. Er schnappte ein wenig nach Atem. „Sonst kannst du nichts besonderes, oder? Nur rohe Gewalt und draufhauen. Das erinnert mich an Narutos Anfänge. Für einen Chunin aus Konoha mag das ausreichen, aber ein Jonin wirst du so niemals.“, erlaubte er sich schnippisch zu verkünden. Da lachte sie laut auf. Und ehe er sich versah, hatte sie kräftig in seine Nase gebissen. Mit einem Schmerzschrei zog er sich taumelnd von ihr zurück und hielt sich das blutige Gesicht. Ein Stück seiner Nase fehlte. Angewidert spuckte Sakura es aus. Dann erhob sie sich selbstzufrieden, zückte ein Kunai und stürmte vornübergebeugt auf ihn zu. Ihre linke Hand griff in ihre Tasche, ertastete einen kleinen runden Gegenstand und holte ihn hervor. Es war eine kleine Kugel. Sie zerdrückte sie und warf ihren staubigen Inhalt Kabuto entgegen. Das Blendpulver tat seine volle Wirkung und Sakura setzte alles auf eine Karte. Von wegen nur rohe Gewalt! Mit dem vergifteten Kunai vorneweg stürmte sie auf ihn zu. Jetzt war ihre Chance. ~*~*~ „Wo sind Saiyori und Sachiko?“, murmelte Raidou zu Genma. Statt einer Antwort griff Genma an die Raidou so verhasste linke Brusttasche und ließ ein paar kleine runde Kugeln auf seine Handfläche fallen, deren glatte Oberfläche violett schimmerte. Giftgas. Ein Schaudern überlief Raidou ungewollt. Widerwillig wandte er sich von Genma ab und winkte einen der Dorfbewohner zu sich. „Bitte verschwindet ganz schnell. Ich weiß, als Fremder steht es mir nicht zu, euch das zu sagen, aber ihr solltet ganz schnell das Dorf verlassen für die nächsten Stunden.“ Verständnislos blickte der Mann den Spezial-Jonin an. „Was sagen Sie da?“ ~*~*~ Sakura spürte die Lücke in Kabutos Deckung mehr als das sie sie sah. Es ging alles so schnell, dass sie sich sicher war, das Moment der Überraschung auf ihrer Seite zu haben. Jetzt oder nie. Jetzt hatte sie einen Augenblick, in der es möglich war, diesen Gegner zu besiegen. Das lernte man als Ninja sehr schnell. Es gab mehrere Möglichkeiten, mit einem überlegenen Gegner fertig zu machen. War man nicht in der Überzahl, konnte etwas Unerwartetes entscheidend werden. Kabuto hatte so auf ihre Fäuste geachtet, dass er gar nicht mehr damit gerechnet hatte, dass sie auch andere Tricks im Ärmel hatte. Sakura rauschte unter der Blendpulverwolke durch und rammte Kabuto mit einer Drehung das Kunai in den Bauch. ~ Koshirou lachte über Narutos Harem no Jutsu. Es war wirkungsvoller, als er es sich je hatte erträumen lassen. In der Tat schafften sie beide es, den Haufen Shinobi vor ihnen innerhalb kürzester Zeit untauglich zu machen. Fest verschnürt, wie Koshirou es gerne tat, saßen die Gegner nun an einem Baum und zählten Sternchen. Koshirou klatschte sich die Hände sauber. „Gut gemacht, Winzling.“ „Ich bin kein Winzling!“, murrte Naruto und stemmte die Hände in die Hüften. Koshirou lachte nur laut, verstummte dann jedoch abrupt. Er blinzelte verwirrt, dann spannte er sich an. „Dabei war ich mir sicher, dass es gerade so gut lief.“, murmelte er wie zu sich selbst und blickte zurück auf seine linke Schulter. Dort, unter dem Schulterblatt, ragte das Ende eines Pfeils hervor. Erschrocken hüpfte Naruto zur Seite, als ein Pfeil direkt zwischen seinen Füßen landete. „Ich habe ihn gar nicht gespürt.“, murmelte Koshirou, verwirrt darüber, dass er die Gefahr nicht hatte kommen sehen. War er am Ende selbst zu abgelenkt von Narutos verwerflich scharfem Jutsu gewesen? Er drehte sich entgegen der Windrichtung. Von dort war der Pfeil gekommen. Aus den schattigen Bäumen traten seelenruhig ein paar Gestalten hervor. Die erste war eine Frau, an deren Seite zwei große Hunde liefen. Nein, es waren keine Hunde. Es waren die verzerrten, alptraumhaften Wesen, denen sie auch schon in Kinuzu begegnet waren. An ihrer Seite ging der Mann, der Jäger, der sie bis hierher verfolgt hatte, doch zumindest sein „Hund“ war nicht bei ihm. In der Hand hielt der Mann stattdessen einen dicken Langbogen, an seinem Gürtel war das Zeichen Iwas zu sehen. Ein neuer schwarzer Pfeil war bereits angelegt und zielte auf die beiden Konoha-Shinobi. Doch bevor er schoss, drehte er sich zur Seite und durchtrennte das Seil, das seine Gefährten an den Baum band. Ein weiterer Pfeil reichte aus, und die Ninjas waren wieder frei. Koshirou knurrte und ließ sein kräftiges Gebiss aufblitzen. Wie als Antwort ließ eines der Tiere seinen Geifer mit satten Geräuschen auf den Boden der Waldlichtung platschen und scharrte mit den klauenbewehrten Pfoten. Koshirou hasste diese hässlichen Hunde. Aber noch mehr hasste er es, wenn jemand seine Pläne ruinierte. Wütend riss er den Pfeil aus seiner Schulter, völlig außer Acht lassend, dass er damit noch mehr zerstören könnte. Er zerbrach den Pfeil mit der bloßen Hand. Dann fielen seine dunklen Augen abschätzend auf Naruto. „Jetzt kannst du mal ernsthaft beweisen, was für Eier du in der Hose hast und wie gut du kämpfen kannst, Naruto.“ Weitere Shinobi traten hinter dem Jäger aus dem Wald. Naruto nickte entschlossen. Sie waren eingekreist. ~*~*~ Das Blendpulver verflog durch die Wucht ihres Angriffs und Sakuras Sicht klärte sich auf. Vor sich sah sie Yakushi Kabuto, der geduckt vor ihr stand und sich halbherzig die tränenden Augen hinter den Brillengläsern rieb. Das Blendpulver hatte zwar seinen Zweck erfüllt, doch ihr Angriff hatte Kabuto nicht erreicht. Atemlos blickte Sakura auf das Kunai in ihren Händen hinab. Ein Tropfen des grünschimmernden Giftes darauf fiel nutzlos auf den Waldboden. Es hatte Kabuto nie erreicht. Eine Hand hatte sich mit einem eisenharten Griff um ihr rechtes Handgelenk gelegt und drückte gnadenlos zu. Die andere Hand presste ihre linke Hand schmerzhaft auf ihren Rücken. Ihr Angriff war abrupt zum Stillstand gelangt. Es verstrichen ein paar Herzschläge, in denen sich niemand rührte. Dann jedoch wurde Sakura unsanft in eine aufrechte Position gezwungen, der Griff um ihr Handgelenk schloss sich blitzschnell um die Hand mit dem Kunai, und ihre eigene giftige Waffe presste sich mit ihrer Hand an ihren ungeschützten Hals. Es war eine Drohung. Eine Bewegung, und es würde ihre Haut ritzen und sie damit vergiften. Oder ihr gleich die Kehle aufschlitzen. Sakura war so überrumpelt, dass sie zitterte. Jemand stand hinter ihr. Die ungeheure Tötungsabsicht, die von ihrem neuen Gegner ausstrahlte, konnte sie mit jeder Faser ihres Körpers spüren. Sie hatte plötzlich eine unheimliche Angst. Todesangst. Hinter sich konnte sie den harten Körper eines Mannes so dicht an ihrem eigenen spüren, dass sich ein unangenehmer Kloß in ihre Kehle legte. Kabuto richtete sich auf, jedoch nicht, ohne dabei seine runden Brillengläser zurechtzurücken. Er klopfte sich den Staub von den Kleidern und blickte Sakura anschließend zufrieden an. Das Herz der jungen Kunoichi raste. Schweißperlen liefen ihre Schläfe hinab. Es war dieses Gefühl… Sie hatte das Gefühl, diesem unsichtbaren Gegner hinter ihr schon einmal begegnet zu sein. Damals… ~ Plötzlich keuchte sie als ein unglaublicher Schmerz ihre rechte Seite wie ein glühendes Feuer versengte, und sie warme Nässe spüren konnte. Als sie an sich hinabschaute, erblickte sie ungläubig die schlanke Schwertklinge die vorne wieder aus ihr heraustrat. Dann wurde das Schwert aus ihr herausgezogen. Sie wollte sich umdrehen, über ihre Schulter in das Gesicht ihres unerwarteten Angreifers sehen der direkt hinter ihr stand, doch sie sah nur verschwommene, schwarze Umrisse, … …doch nun wurden die Umrisse wurden plötzlich klar, die Schatten deutlich… …und dann kam der Boden unglaublich schnell näher und sie lag auf dem kühlen Kopfsteinpflaster.~ Sakura hatte immer geglaubt, es wäre Kabuto gewesen der sie Kinuzu niedergestochen hatte. Und sie hatte auch immer geglaubt, sie hätte nicht gesehen, dass es jemand anderes hätte gewesen sein können… Sie hatte sich geirrt. „Du bist tot, Sakura-chan.“, erklärte Kabuto schmierig. Er sah das Entsetzen in ihren Augen und kicherte. „Oh.“, sagte er in gespielt entschuldigendem Tonfall. “Hatte ich dir etwa eine klitzekleine Kleinigkeit vorenthalten und dich in einem Punkt angeschwindelt, kleine Sakura-chan? Der guten Anko ging es vor gar nicht all zu langer Zeit ganz ähnlich wie dir jetzt. Diese Spione in Konoha von denen wir die ganze Zeit über reden… Es sind drei.“ ~Ende Kapitel 29~ Das nächste Kapitel heißt: „Ende“. (is aba noch nich das Ende ;)) Kapitel 28: Ende ---------------- Saiyori singt.^^ Als ich das Kapitel geschrieben hab war mir ausnahmsweise so. Ich hoffe, es ist nicht störend. Die Zeilen sind teils japanische oder chinesische Weisheiten, ein spanisches Gedicht, teils mein eigener Käse. Das 30. Kapitel sollte etwas besonderes sein, denn so eine lange Story habe ich noch nie geschrieben. Ich hoffe es ist gelungen, wenn ich auch nicht ganz glücklich bin. Für jeden Verbesserungshinweis bin ich sehr dankbar. Kapitel 30 ~Ende~ „Der goldne Tag ist heimgegangen; ich sah ihn über die Berge ziehen, und all mein sehnendes Verlangen … floh mit ihm hin.“ Nabeshima Saiyori Ren umschloss ihre Knie mit beiden Armen und legte ihren Kopf darauf. Neben ihr in der Luft neben dem Baum baumelnd wehrte sich der dicke kleine Junge heulend gegen die Fesseln, die sie ihm angelegt hatte, um ihn von Sachiko fern zu halten und ihn gleichzeitig von einer möglichen Flucht abzuhalten. „Ich will zu ihr! Ich will aber! Wieso kommt sie nicht zu mir? Ich will! Ich will!“ Die Kunoichi ignorierte ihn. Ihre Gedanken galten jemand anderem. Leise summte Ren über sein Wehklagen das alte Lied, was man sich im Land der Wellen sang. Es machte es ihr nicht leichter, dass das Gefühl, beobachtet zu werden, übermächtig wurde, aber die Melancholie die sie wegen Sachiko verspürte, ließ sich nicht verdrängen und verwehrte ihr jegliches stärkeres Interesse an anderen Dingen. Mit dumpfen Schrecken stellte sie nebenbei fest: Sie waren zu lange hier gewesen… Sie waren bereits umstellt. Sie, Genma und Raidou etwas weiter weg von ihrer Position ebenfalls. Vielleicht hatten die beiden es noch nicht einmal bemerkt. Aber sie waren zu weit weg von ihr… Zu weit weg um sie rechtzeitig erreichen zu können und zu warnen. Zu weit weg für Hilfe. Es war also noch nicht vorbei. Es war nie vorbei. Es war immer ein Kampf. Aber im Augenblick… hatte sie nicht die Kraft, einen weiteren Kampf durchzustehen. Saiyori war zu erschöpft, ihr Chakra war beinahe vollkommen verbraucht und ihre Muskeln zitterten bereits im Knien vor Anstrengung. Mühsam stützte sie sich mit einer Hand im Gras ab und ließ den Kopf auf die Brust sinken. "Ich schätze mal... ich bin erledigt." Schwere Stiefel drangen durch die hohe Wiese. Bei jedem Schritt saugte sich der schlammige, vom Unwetter durchweichte Boden an den Sohlen fest. Scharfe Waffen aus Stahl schimmerten auf. Es waren viele Stiefel. „Ich verstehe sie nicht, die Menschen, Mädchen, was haben wir denn alle gemein? Haben wir alle keine Chance, den dunklen Schatten in uns selbst zu entkommen?“ ~*~*~ Nebelschwaden wogen zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch und strichen jedem Lebewesen wie Geisterhände über das Gesicht. Eine kalte Berührung, die von der Vergänglichkeit des Lebens wisperte. Es war eine kühle Nacht, mit einem hellen Mond am Himmel. Sakura lächelte. Sie war kurz davor, laut und unkontrolliert loszulachen. Oder kurz davor, wahnsinnig zu werden. Vor ihr stand Kabuto und hinter ihr der dritte und hoffentlich letzte von Konohas Überläufern und Orochimarus Spionen. Sie wusste, wer hinter ihr stand. Es war eine plötzliche Gewissheit. Damals in Kinuzu hätte sie es nicht gewusst, jetzt hatte sie nicht den geringsten Zweifel. Sie erinnerte sich an das Schwert, dass in Kinuzu durch ihren Körper gefahren war. Sie wusste nun, dass die Kerbe an der Schwertspitze nur zu einer ganz bestimmten Klinge gehörte. Einem Ninjato, das sie nur einmal auf einem alten Foto gesehen hatte. Bei einer ANBU-Uniform. Sie lachte nun ohne aufhören zu können, und heiße Tränen rannen ihr unsinnigerweise die Wangen hinab. Denn die unpassendsten Gedanken glitten ihr durch den Kopf und wollten sich nicht einstellen. Gedanken daran, dass alles nur ein Trugschloss gewesen war. Das jede Reaktion, jede Handlung und alle Geschehnisse nur Lüge gewesen waren. Unbewusst bewegte sich ihr Kopf sacht hin und her – verneinend. Aber wie sollte sie es in dieser Situation verneinen, in der ihr mit so einer unglaublichen Tötungsabsicht ihr eigenes, giftiges Kunai an die Kehle von jemandem gepresst wurde, der ein so viel unglaublich besserer und stärkerer Ninja als sie selbst war. Jetzt lachte sie, keuchte fassungslos auf. „Kakashi?“, wagte Sakura leise zu fragen. Ihre Stimme klang so dünn und gleichzeitig so kurz davor, zu hyperventilieren, dass sie kaum zu hören war. Schnappte sie gerade über? War er es überhaupt? War sie verrückt? War dieser Mann hier nicht vielleicht eine ganz andere Person, und gar nicht ihr Kakashi? Vielleicht ein Henge? Irgendein Trick? So wie Kabutos Genjutsu vorhin? Aber sie konnte gar nicht aufhören, unsinnig zu kichern und ihre Tränen laufen zu lassen. Wo war nur die Logik in dieser ganzen Sache? Wo war der Sinn? Seine Stimme war fest und rau, beinahe ein Flüstern, als er ihr antwortete. Seine Lippen unter der schwarzen Maske nur wenige Millimeter von ihrem Ohr entfernt, sein warmer Atem streifte ihr Haar, jedes Wort besonders betont. Und besonders kalt. „In jedem von uns, kleine Sakura Haruno, steckt tief im Innern verborgen aber vorhanden, ein Scheusal. Eine Bestie.“ Sakura bekam Angst. Kakashis Auge glänzte gefährlich. „In Kinuzu habe ich nur deine Niere durchbohrt.“ Es klang nicht nach ihm. „Das nächste Mal sollte es das Herz sein. Aber um es einmal mit Worten deiner Freunde zu sagen: Die Kirschblüte blüht immer zweimal im Jahr. Jeder erhält also eine zweite Chance, Sakura-chan.“ Jadegrüne Augen flatterten entsetzt weit auseinander, als sie die Worte realisierte, die so eben von ihrem Kakashi zu ihr gesprochen worden waren. Er war es. Ich verliebter Narr! Wie konnte ich nur so blind sein…!? Wie…? „Du bist tot, Sakura Haruno.“ ~*~*~*~ Der Wind riss an den Bäumen, bis sie nachgaben und ein paar Blätter ließen und sie mit ihm sandten. Der kalte Mond war ein blasses Auge am Himmel, das bleich wie Knochen hinabschaute. „Du bist tot, Sakura Haruno.“ Sakura wagte kaum zu atmen. Eine Bewegung, und sie wusste, Kakashi würde nicht einmal zögern. Darin war sie sich so sicher wie noch nie in ihrem Leben. Er war ein Jonin. Er war der perfekte Krieger. Ihr Liebhaber. Er war ihr Tod. So also. So fühlte sich der Moment des bittersten Verrats an. Ironischerweise des letzten… Ihr war so heiß, so schrecklich heiß. Das letzte Mal hatte es sich so angefühlt, als sie vor erst wenigen Wochen in Kakashis Apartment gestanden hatte, nachdem er ihr so schonungslos und offen seine Vergangenheit offenbart hatte. Danach hatten sie miteinander geschlafen. Ihr Herz klopfte schmerzhaft bei der Erinnerung und erneut stiegen heiße Tränen in ihre Augen. Er war so harsch damals zu ihr gewesen. Er war so anders gewesen. Und doch hatte dieses Ereignis damals eine so starke Hoffnung in ihr geweckt, dass es jetzt einfach nur noch wehtat. Es schmerzte so sehr. Alles. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie schwach, wie Kabuto sich räusperte. „Du musst es doch geahnt haben. Komm schon, Sakura… Du hast es doch die ganze Zeit über geahnt, nicht wahr?“ „K-… Kabuto?“ Orochimarus rechte Hand trat auf sie zu und blieb im letzten Moment neben ihr stehen, sodass sie ohne sich bewegen zu müssen sein grinsendes Gesicht sehen konnte. „…Haben wir alle nicht die Kraft, uns selbst zu retten wenn die Wahrheit zu viel für uns ist? Der Zweig, der nachgibt… bricht schließlich nicht…“ „Was… Was hast du mit ihm gemacht?“, presste Sakura schwach hervor. Sie fühlte sich, als wäre plötzlich alle Kraft aus ihr gewichen. Aber ein letzter Quell weigerte sich aus reiner Sturheit, aufzugeben ohne den Grund erfahren zu haben. „Was hast du mit Kakashi gemacht? Ist das ein Jutsu?“ Kabuto hob abwehrend beide Hände. „Ich habe gar nichts gemacht. Mich trifft nicht den Hauch einer Schuld.“ „Dein falsches Grinsen kannst du dir sonst wohin schieben! WAS hast du mit ihm gemacht!?“ Kabuto schmunzelte sachte. „Ach, Sakura-chan. So ist es doch, wie Sasuke-kun dich immer nennt, nicht? Ich darf dich also auch so nennen? Aber ich tue dies ohnehin schon den ganzen Abend. Lass sie los, Kakashi. Denn jetzt kommt der Part, den ich für dich in diesem schaurig schönen Märchen zugedacht habe. Eigentlich hast du zwei Optionen. Eine habe ich dir bereits bei unserem Plauderstündchen verraten, aber die zweite ist wohl in dieser Situation wahrscheinlicher.“ „…Sieh, das ist die Lebenskunst, kleines Mädchen: Vom schweren Wahn des Lebens sich zu befreien, und frei hinzulächeln übers große Muss…“ Und tatsächlich. Kakashi löste seinen Griff und das Kunai verließ ihren Hals. Unsicher rieb sich Sakura die Kehle und beäugte vorsichtig die Szenerie. Sie hatte eine solche Angst um ihr Leben, dass all ihre Muskeln verkrampft zitterten. Aber die meiste Angst hatte sie, weil sie es nicht verstand. Das alles hier. Es konnte sich immer noch alles als ein weiteres Genjutsu herausstellen! Also keine voreiligen Schlüsse ziehen… „Wenn du wissen möchtest, was mit Kakashi los ist, dann möchte ich es dir einfach demonstrieren und mit den weisen Worten Yamato Tsunetomos abrunden: ‚Ist der Mensch nicht eine hervorragend gestaltete Marionette? Er geht, hüpft und springt, und dass ganz ohne Fäden.’“ Sakura runzelte die Stirn. Sie erinnerte sich wieder an die Szene in Kinuzu. Die Gedankenbilder störten sie, aber sie konnte die Erinnerung nicht abschalten. Bevor sie damals das Bewusstsein verlor, in Kinuzu, war ein Mann, den sie nun sicher als das Iwas Oberhaupt identifizierte, neben Kabuto hergegangen und hatte gesagt: ~“Es ist doch immer wieder ein Vergnügen, mit den Köpfen der Menschen zu spielen. Sie sind hervorragend gestaltete Marionetten.“ Warum kam ihr das jetzt? Und was steckte dahinter? Wie konnten Shizune und Kakashi, beide!- für Orochimaru arbeiten? Waren es überhaupt die echten? Oder waren sie vielleicht ausgetauscht worden? Und was sollte das Gefasel von Marionetten? Kabuto verheimlichte ihr doch etwas! Da stimmte doch etwas nicht! Sakura schüttelte verwirrt den schmerzenden Kopf. Sie begann, den Überblick zu verlieren. Sie war einfach emotional zu aufgewühlt um noch einen klaren Gedanken zu fassen. „Und was genau soll das heißen, Kabuto?!“ Kabuto stemmte die Hände in die Hüften und lachte leise auf. „Das du jetzt stirbst.“ Und Kakashi griff an. So unendlich schnell, dass sie nicht einmal reagierte. „…und wenn sie dann kommen, die blutrünstigen Bestien, um das zu zerreißen und zu fressen was gut ist und noch nicht verfault, dann lauf, kleines Mädchen, dann lauf…“ ~Ende Kapitel 30~ Kapitel 29: Kampf ----------------- Sterben bedeutet Veränderung für die Mitmenschen, Leben bedeutet Veränderung für alle. Chinesische Weisheit. Kapitel 31 ~Kampf~ Naruto hätte niemals gedacht, dass er einmal mit Koshirou zusammen Seite an Seite kämpfen würde, und Koshirou hätte niemals gedacht, dass er in einem solchen Kampf neben Naruto überleben könnte. „Um hier wieder lebend rauszukommen, und mir kommt die Kotze hoch das jetzt zu sagen, müssen wir beide zusammenarbeiten.“, knurrte Koshirou. „Das ist mir auch klar.“, fauchte Naruto in seinem Rücken zurück. Dann griffen ihre Gegner alle gleichzeitig an. ~*~*~ „An den Osten, Westen, Süden und Norden… Am Strand des glitzernden Sandes… „Bitte komm heil zurück“, beteten die Onaris. Der klare blaue Ozean der sich so weit ausbreitet… Die Wellen die neben mir fallen und steigen… Bitte sendet mir eine gute Antwort… Der Wind wispert durch die Lüfte… Er flüstert eine Abschiedsmelodie… Selbst im Land bedeckt mit rot… Erreicht irgendwann das Grün die Oberfläche… Und ein himmelsfarbener Himmel und die wolkenfarbenen Wolken Die blühenden Yuna Der Wind wispert durch die Lüfte… Er flüstert vom Abschied… Flüstert vom Mann, dessen… An den Osten, Westen, Süden und Norden, am Strand des glitzernden Sandes… „Bitte komm heil nach Hause zurück.“, beteten die… Saiyoris Stimme brach ab und sie drehte sich mit ängstlichen Augen zu den Männern um, die sie nun erreicht hatten. Ihre Augen waren müde, ihr Geist erschöpft. In diesem Augenblick hätte sie sich bewegen müssen. Hätte reagieren müssen. Sie tat es nicht. Sie war zu sehr in ihrer Trauer verstrickt, zu sehr in Gedanken in der Sinnlosigkeit verstrickt… Sie blieb sitzen und ihr Leben lief vor ihren Augen ab. Dann fuhr das Schwert hinab. Alles wurde schwarz. ~*~*~ Jeder Augenblick im Leben ist ein neuer Aufbruch, ein Ende und ein Anfang, ein Zusammenlaufen der Fäden und ein Auseinandergehen. Kabutos Lippen verzogen sich anmaßend, dann verabschiedete er sich mit einer spöttischen Verbeugung und war im nächsten Moment zwischen den Bäumen verschwunden um dorthin zu gehen, wo auch immer Orochimaru sich aufhalten mochte. Sakura hielt das Heft des Giftkunais fest umklammert, kam schwerfällig wieder auf die Beine und starrte mit entschlossenen Augen auf den Jonin vor ihr. Mit dem Ellebogen wischte sie sich Blut aus dem Mundwinkel und von der Nase. Das graue Haar war genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Das Konohastirnband war in gewohnter Manier über dem Sharingan. An jede Faser seines Körpers und seiner Kleidung konnte sie sich erinnern, und sie konnte keine Unstimmigkeit ausmachen. „Bist du wirklich Kakashi?“ Es kam keine Antwort. Nur das leise Rauschen, als das Ninjato mit der Kerbe an der Spitze aus der Saya an Kakashis Rücken gezogen wurde. „War alles eine Lüge?“, flüsterte Sakura. „War es gelogen, als du auf dem Fest des Feudalherren mit mir den Abend verbracht hast? Fing es dort schon an? Denn du hättest als einziger sagen können, dass das in der Empfangshalle ausgestellte Geschenk von Orochimaru persönlich stammte. Du hättest das Kissen mit dem Oroboros erkennen müssen. Du hättest es melden müssen. Hast du dort schon angefangen, mich anzulügen? Mich, und alle anderen?“ Kakashi stellte das rechte Bein einen Schritt zurück und hob das kurze Ninjato in Angrifsshaltung über seinen Kopf. „Hast du mir deswegen deine Vergangenheit auf so schmerzhafte Art offenbart? Du warst so grob und offen, dass es untypisch für dich war. Und ich habe auch noch mit dir geschlafen danach…“ Wie in Trance wich sie zur Seite, als das Ninjato nur wenige Millimeter an ihrer Wange vorbeistrich. Sie wusste, dass sie gegen Kakashi keine Chance hatte. Nicht den Hauch einer Chance. Nicht, wenn sie alleine war. Aber Koshirou und Naruto waren nicht da. Und die Kampfgeräusche, die seit einigen Minuten weiter südlich im Wald zu hören waren, ließen darauf schließen, dass die beiden selbst beschäftigt waren und alle Hände voll zu tun damit hatten, ihr Leben zu retten. Sakura schniefte und verfluchte sich, dass sie ihre Gefühle in dieser gefährlichen Situation nicht abstellen konnte. Ihr Körper fühlte sich taub und schwer an. Wie sollte sie da kämpfen? Was für eine miserable Shinobi war sie eigentlich? Ino würde… Aber… Es war nicht richtig. Es war nicht richtig, dass Kakashi gegen sie kämpfte. Es war alles nicht richtig. Mehr durch Glück als durch Können, konnte sie auch dem nächsten Angriff Kakashis entkommen. Die Klinge war nicht mehr als ein Blitz in der Dunkelheit, so schnell und sicher handhabte der ehemalige ANBU diese Waffe, die er sonst in einer Schriftrolle in seiner Brusttasche verwahrt hielt. Dann traf sie vorwarnungslos ein schwerer Tritt im Gesicht, und sie stürzte mehrere Meter zurück und landete schmerzhaft auf dem Boden. Verzweiflung. Ob Anko in ihrem Kampf gegen Shizune, den Chunin Fuse und Kakashi sich auch so gefühlt hatte? Verraten? Betrogen? Unendlich verletzt? Auch Anko war Kakashi nahe gestanden. Sakura schüttelte den Kopf. Sie würde doch hier nicht einfach so aufgeben, bloß, weil sie von Senpai Shizune und auch von Kakashi… Dann gaben ihre Knie unter ihr nach. Sie konnte nicht gegen ihn kämpfen. Nicht nur, dass es sinnlos war, dass sie keine Chance gegen ihn hatte, sondern auch, weil sie ihn liebte. Wie töricht sie sich vorkam, hatte sie ihm doch noch ein paar Tage zuvor selbst gesagt, dass sie ihn liebte. Ihn, der ganz Konoha betrogen hatte. „Warum?“, wisperte sie. „WARUM!?“, brüllte Sakura dann. „WARUM TUST DU DAS, KAKASHI!? WARUM DU!? Ausgerechnet du? Was würde Naruto nur sagen? Und was Rin…?!“ Ihre Stimme brach und ging in einem Schluchzen verloren. Niemand kennt den Tod… Es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist… Schritte näherten sich Sakura langsam. Dann blieben sie direkt vor ihr stehen. Die schimmernde Klinge des Ninjatos tanzte spöttisch vor ihren Augen und blitzte im bleichen Mondlicht. Dann hörte sie plötzlich ein leises Schnauben und schaute auf. Wann hatte Kakashi sein Hitai-Ate von seinem Sharingan geschoben? Das blutrote Auge Obitos blickte sie an, und es bildeten sich dünne Lachfalten um beide Augen, das schwarze und das rote. Kakashi ging vor ihr in die Knie und blickte ihr tief in die smaragdgrünen Augen. Es waren nicht die kalten Augen von vor wenigen Momenten. Nein, es waren die freundlichen Augen, in die sie sich verliebt hatte. Seine linke Hand griff nach ihrer. „Du musst mich umbringen, Sakura, hier musst du mich treffen.“, seine Stimme klang dünn und gepresst, als würde es ihm widerstreben, sie überhaupt auszusprechen. Dann legte er ihre Hand auf seine Brust. „Das solltest du können, du bist doch Ärztin, du weißt doch wo mein Herz ist.“ Eiskalt. Sakura schnappte nach Luft und wollte unwillkürlich ihre Hand losreißen. Was für ein Spiel spielte er nun mit ihr? Hatte es ihm nicht gereicht, sie zu demütigen, in dem sie ihm wie ein verliebter Hund wochenlang hinterhergelaufen war und sich wie ein pubertäres Mädchen aufgeführt hatte? Hatte es ihm nicht gereicht? Wollte er sie jetzt auch noch verspotten? Kakashi war wie ein Fremder. Ein vertrauter Fremder. „Du musst mich töten, Sakura, sonst… weiß ich, ich werde es tun.“, drang seine Stimme schneidend wie Eisen an ihr Ohr. Dann wurde sie wieder weich. „Ich will dich nicht töten, von allen Dingen auf dieser Welt, Sakura, dich am wenigsten.“ Sakuras schimmernde Augen wurden groß. War er… „Ich werde nicht zulassen, dass ich dich töte. Aber es gibt nur eine Möglichkeit, dies zu ändern. Damit sich dieses Schicksal ändert, musst du mich-“ „Nein!“ Sie schüttelte den Kopf. Plötzliche Entschlossenheit machte sich in ihr Platz. Auch wenn sie die Situation nicht verstand, wurde ihr doch klar, dass sie seine Bitte niemals erfüllen konnte. Gleich, ob er der echte Kakashi, eine Fälschung oder einfach ein Besessener war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie den Mann, der vor ihr kniete liebte. Ihre Zuneigung war so intensiv, dass ihr alles egal war. Sie würde ihn nicht verletzen. Und niemals würde sie ihn töten. „In jeder Beziehung gibt es eine Person, die die andere mehr liebt. In unserem Falle bin ich das. Kakashi, ich werde niemals etwas tun, was dich verletzen könnte… Das habe ich Anko versprochen! Und auch mir selbst…“ Kakashi sah es in ihren Augen. Sie würde es nicht tun. Daraufhin nahm er ihr die Entscheidung ab. Sein Sharingan drehte sich und er vollführte bestimmte Handsiegel, die er vor vielen Jahren in Suna kopiert hatte. Sakura spürte, wie das Jutsu in ihren Körper drang, durch ihre Blutbahnen rauschte wie Feuer. Hinter ihren Augen explodierten schmerzhafte Lichtfunken und ihre rechte Hand wanderte plötzlich ganz von allein zu dem kurzen Ninjato, das Kakashi ihr bereitwillig reichte. „Nein… Tu das nicht… Tu mir das nicht an…!“ Tränen schossen Sakura in die Augen, als sie versuchte ihre Hand gegen seinen Willen von ihrem Schwertgriff zu lösen, aber unbarmherzig trieb seine Kraft sie weiter, und zitternd zog sie das Schwert unter seinem ruhigen Blick und hielt den glänzenden, blanken Stahl vor sich. Panik. „Nein…! Was passiert hier?“ Sie verstand die ganze Welt nicht mehr. Alles hatte sich plötzlich geändert. Von Shizunes Verrat hin zu Kakashis, und seinem Versuch, sie zu töten. Dann plötzlich war es, als wäre der Mann den sie kannte und liebte wieder da und würde nun versuchen, seinem Tötungsdrang durch sie ein Ende zu bereiten. Es war alles so verdreht und absurd… Er lächelte, eine schwache Erinnerung an sein sonst so vergnügtes Lächeln. „Ich möchte dich nicht töten, aber ich kann mich nicht für ewig davon abhalten. Sakura-chan… Ich würde es selbst tun, wenn ich es könnte. Aber das kann ich nicht. Ich habe nicht mehr viel Kraft übrig um mich mir zu widersetzen. Ich möchte nicht für deinen Tod verantwortlich sein. Nicht für deinen auch noch.“ Ihre Augen weiteten sich, und sie sog scharf die Luft ein, als sie verstand, was er meinte. Ungeheure Trauer und tiefes Entsetzen legten sich wie eine Klammer um ihre Brust. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich die Schwertspitze auf den Mann den sie liebte zubewegte, genau zu seinem Herzen. „Nein!“, schrie sie weinend und wütend zugleich und wehrte sich mit allen Kräften die sie noch hatte dagegen. „Nein, tu das nicht…! TU MIR DAS NICHT AN!!!“ „Sakura.“ Seine Worte waren wie die zu einem Kind, das man liebevoll schilt. Er legte den Kopf schräg und lächelte mit geschlossenen Augen. Dann schnellte die Klinge ruckhaft vor… …Der scharfe Stahl fraß sich durch Kleidung und weiches Gewebe… Sakuras freie Hand packte die Klinge und hielt sie mit aller Kraft fest. Der kalte Stahl biss schmerzhaft in ihre Hand, aber ihr Wille, ihr Trotz, war stärker als alles andere. Sie ließ nicht los. Fester und fester schlossen sich ihre Finger um den Stahl, und sie mobilisierte all das Chakra auf das sie noch Zugriff hatte, während ihre andere Hand noch genauso unerschütterlich kontrolliert wurde wie zuvor. Dann barst der Stahl unter ihrem Druck, und sie schleuderte die zerborstene ANBU-Klinge mit einem Aufschrei von sich. Blut fiel in dicken Tropfen auf den Erdboden. Sie presste ihre verletzte Hand auf seine Brust und ließ ihr Chakra in ihn hineinströmen. „Komm zurück zu mir…“, wisperte sie wie von Sinnen, denn er hatte immer noch sein entrücktes Lächeln im Gesicht. „Komm zurück… KOMM ZURÜCK!!!“ Schmerz und Verzweiflung loderten wild in ihr auf, und sie verlor die Kontrolle über ihr Chakra, das sie wie ein unendlich mächtiger Strom plötzlich mit sich riss - zu viel, um es zu kontrollieren. Blut lief ihm bereits aus der Nase und färbte seine Gesichtsmaske noch dunkler, und dann explodierte ihr Chakra. Der Ausbruch ließ Kakashi mehrere Meter nach hinten rutschen, wo er still auf dem Rücken liegen blieb. Alles war still. Nichts rührte sich. Ihre Augen weiteten sich. „Oh nein, Kakashi…“ Wieso lief nur alles so schrecklich schief?! Hatte sie ihn letztendlich doch getötet? Schnell kroch sie auf allen Vieren zu ihm und hielt den Atem an. Immer zu flüsterte sie seinen Namen und suchte verzweifelt an seinem Handgelenk nach einem Puls. „Oh nein, oh nein, mein liebster Kakashi…“ Sakura wisperte wie verrückt Worte, die sie selbst nicht einmal hörte. Eine merkwürdige, helle Flüssigkeit lief aus seinem Ohr, und tropfte sirupartig zu Boden, wo sie mit dem Sauerstoff in der Luft reagierte und träge zu verdampfen begann. Kakashis Finger zuckten und schlossen sich um die Hand die sie hielt. Ein plötzlicher Ruck und Sakura konnte sich gerade noch mit beiden Händen abfangen, sonst wäre sie genau auf ihn gefallen. Doch als sie sich ihrer neuen Position gewahr wurde, war es, als hätte jemand alle Gedanken der Sorge weggefegt. Unerwartet. Und plötzlich. Seine Augen waren offen und sahen sie an. Sein Daumen fuhr in einer nie gekannten Sanftheit über ihre Wange. Ihre Hände ruhten zu beiden Seiten von Kakashis Gesicht im dichten Gras. Ihr Gesicht nur wenige Zentimeter über seinem. Der Blick aus seinen verschiedenfarbenen Augen war von einer unheimlichen, dunklen Intensität. Bloß. Offen und unverhüllt. Und voller Zuneigung. Sie konnte ihm direkt in die Tiefen seiner Seele blicken. „Ma, ma… Sakura-chan… Der Sturm ist vorbei…“ Sie glaubte ihm. Denn sie sah es in seinen beiden verschiedenfarbenen Augen. „Ich weiß, wer du bist.“, wisperte sie. Keine Grenzen, keine Geheimnisse. Nichts war mehr geheim. Sie wusste alles. Alles von Wahrheit und Trug. „Ich weiß wer du bist, Hatake Kakashi.“ Sakura hätte gedacht, ein solcher Moment hätte laut sein müssen. Er hätte kurz sein müssen und mit viel Bewegung. Aber es war nicht so. Der Augenblick tiefsten Wissens und Verständnisses war lautlos und ohne jegliche Bewegung. Nicht einmal blinzeln. Nur Verstehen. Verstehen, was keine Lüge unter den vielen war. Sondern starke Bande. Wirklichkeit. Es war… Es war nicht alles gelogen gewesen. Aber niemals würden diese Worte über seine Lippen kommen. Er gehörte im Gegensatz zu ihr nicht zu den Menschen, die so etwas aussprachen. Sie zeigten es. Und das hatte er in den letzten Minuten auf verschiedene Weise getan. Als der Moment schier zu intensiv wurde um ihn zu ertragen, umarmte Sakura ihn erleichtert, schmiegte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn und lachte glücklich in die kurzen Haare oberhalb seines Nackens. „Ich wusste, du würdest zu mir zurückkommen.“ „Sakura… Das sagtest du bereits.“ Er führte ihre Hand zu seinem Mund und küsste ihre Finger durch die Maske. Dann schob er sie sanft zurück, setzte sich auf und hielt sich mit einem überraschten Stöhnen den Kopf. Der schmerzte, als hätte er einen heftigen Kater gehabt. Alles drehte sich um ihn und er musste sich übergeben. Es war genau wie damals. Genau wie in Ji-Kon. Als erwache er aus einem schlimmen Alptraum, doch dieses Mal hatte er ihn miterlebt. Ein Teil seines Verstandes hatte lange genug Widerstand geleistet als Sakura Rins Namen erwähnte, und mit Hilfe des Sharingans hatte er schließlich die Führung über seinen Körper für ein paar Augenblicke wiedererlangen können. Ohne das Sharingan und Rin wäre es ihm niemals gelungen. Und ohne Sakura auch nicht. Und… Hätte er nicht Obito gehabt, er hätte Sakura getötet. Denn er hatte für ihn die Zukunft gesehen. Dann senkte er schmerzerfüllt den Blick. Doch es war kein physischer Schmerz. Er hatte sie also tatsächlich umgebracht damals. Okoi. Sie hatte ihn angegriffen, um ihr Leben gegen ihn zu verteidigen und ihn dabei an der Schulter verletzt… Okoi. All die anderen… Er war mit Schuld an den vielen gescheiterten Missionen, den vielen Verletzten und Toten… Er hatte Anko verletzt bevor er zu Sakura ins Krankenhaus kam – denn als Jounin war er schnell und fähig genug, dieses Unmögliche, was eigentlich sein Alibi war, dennoch zu tun-, er hatte Anko das Gedächtnis gelöscht, und Sakura…, beim Trommelfest, dass war auch er gewesen, und beinahe hätte er sie eben getötet, oder sich selbst. Er war es tatsächlich die ganze Zeit über gewesen. Die ganze Zeit. Und doch nicht. Sakuras Blick fiel auf die Überreste der organischen, hellen Substanz, bis das letzte bisschen davon verdampft war. Ihre Augen verengten sich. Sie erkannte sie wieder. Sie erkannte sie als das, was sie aus Fuses Blutkreislauf extrahiert und Shizune zur Untersuchung gegeben hatte. Shizune hatte es absichtlich verdampfen lassen, damit es nicht untersucht werden konnte. Was auch immer es war, es war auf irgendeine Art lebendig und es war für alles verantwortlich. Für alles! Da war sie sich sicher. Denn alles andere konnte sie nicht gelten lassen. Sie nickte in einer tiefen Gewissheit und lächelte. Sie lächelte Kakashi unverhofft und glücklich an. „Ich wusste, du warst es nicht. Ich wusste die ganze Zeit, dass du es nicht gewesen sein könntest, du würdest so etwas nicht freiwillig tun.“ „Sakura, ich war es.“ „Nein, Kakashi.“ Sie nahm seine Hand um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, was ihn überrascht inne halten ließ. „Hör mir zu, was auch immer es war, du konntest es nicht kontrollieren, es wurde geschaffen dich zu kontrollieren. Es ist nicht deine Schuld. Jeder wäre diesem Ding erlegen gewesen. Und du hast am Ende die Stärke gefunden, es alleine zu besiegen. Das war nicht ich mit meinem verkorksten Jutsu, sondern das warst du. Dank dir bin ich noch am Leben. Und das allein genügt mir, mehr muss ich nicht wissen.“ „Sakura…“ „Nein, sh, sh, das reicht.“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und verschloss sie. „Ich liebe dich, Kakashi. Du warst es nicht. Du kannst nichts dafür. Und jetzt ist es vorbei und wird nicht mehr vorkommen. Nie wieder. Es ist vorbei.“ Seine Gesichtszüge wurden weicher. Er legte einen Arm um ihre Schultern und presste sie fest an sich. Der Duft ihrer Haare stieg ihm in die Nase, und er sog ihn tief ein und verspürte den unwiderstehlichen Drang, ihr einen Kuss auf den Nacken zu drücken. Sie schien es ebenfalls zu spüren. Denn glücklich schloss Sakura ihre Arme um ihn und lächelte. Dass ihr die Augen dabei unaufhörlich tränten, quittierte sie mit einem Kopfschütteln. Manche Dinge änderten sich nie: sie blieb eine Heulsuse. Eine Explosion in der Nähe riss die beiden unsanft und abrupt aus ihrer Welt zurück in die Realität. Sakura biss die Zähne zusammen und verbiss sich ein enttäuschtes Zischen. „Wo sind Naruto und Koshirou?“, fragte Kakashi alarmiert. Sakura deutete mit einem Nicken in die Richtung der Explosion. „Dort. An unserem ursprünglichen Treffpunkt.“ Kakashi erhob sich und schätzte gedanklich bereits die Entfernung ab. Dann drehte er sich um und streckte ihr die Hand entgegen. Lächelnd nahm Sakura sie entgegen und ließ sich von ihm hochziehen. „Gehen wir. Sehen wir zu, dass wir diese Mission gemeinsam zu Ende bringen.“ Sie hatten noch etwas vor. Sie waren nicht umsonst den weiten Weg hierher gekommen. ~Ende Kapitel 31~ Das nächste Kapitel heißt: „Sterben“. (Der Name macht ja nen mords hoffnungsvollen Eindruck. *sarkastischen Blick aufsetz*) Und wer hats erkannt? Hier findet sich jeweils eine Szene aus X und aus Bakumatsu in etwa wieder. Thehe. Ich Schelm. Das Gedicht mit den Onaris ist aus Vagabond. Die Zwischenzeiler sind chinesische Weisheiten. Kapitel 30: Sterben ------------------- Hab mir mal wieder beim Schreiben Marilyn Mansons Halloween-Version aufgelegt.^^ Njagnjag. Und ratet mal, wer im Kino im neuen Resident Evil Streifen war? Thehe. Richtig. Ich. Mhuhaha. Aber hier wird es keinen Fall von schwerer Selbsteintzweireißung oder ähnlichem geben... ;P Und eine Szene dieser Geschichte mag an eine aus einem der letzten Manga-Kapiteln erinnern. Zufall oder two think alike in a strange situation. ;) Kapitel 32 ~ Sterben~ In einer Stunde würde die Sonne aufgehen. Die Berge und Wälder waren in ein unwirkliches Licht getaucht, das von den nahenden Sonnenstrahlen kündete, aber noch wie ein Schleier aus einer Zwischenwelt über allem lag. Es dauerte nicht lange, da hatten Kakashi und Sakura das Kampfgeschehen erreicht. Links zwischen den Bäumen konnten sie Koshirou erkennen, wie er sich geschickt zwischen zwei gigantischen, hässlichen Hunden bewegte und dabei seine scharfen Sicheln aus Damaststahl durch die Luft schneiden ließ. Es waren Hunde von der Art, mit der sie in Kinuzu schon Bekanntschaft gemacht hatten. Eine Frau mit gräulichen Holzpuppen und schwarzen Drähten an den Händen kämpfte ebenfalls mit dem verbissenen ANBU. Die Frau hatte so frappierende Ähnlichkeit mit der Frau, die Koshirou in den Wäldern von Kinuzu besiegt hatte, dass sich Kakashi sicher war, dass es sich bei ihr um eine Schwester oder nahe Verwandte handeln musste. Die Gegner wirkten ziemlich gefährlich auf Kakashi. Allerdings würde der ANBU sich lieber den Arm abhacken, als Hilfe vom Kopier-Ninja anzunehmen. Andrerseits: der ANBU konnte sehr gut auf sich alleine aufpassen. Ein Blick auf die Lichtung zeigte ihm, dass Naruto mit einem großgewachsenen Mann in schwerem, schwarzen Regenmantel zu tun hatte, der einen rüden Haufen weiterer Shinobi gegen den Fuchsjungen aufwiegelte. Der großgewachsene Mann bemerkte Kakashi und Sakura im gleichen Moment wie sie ihn. Er holte aus den Tiefen seines Umhangs eine schmale Pfeife hervor, die an einem Silberband um seinen Hals hing, und blies hinein. Doch statt eines Tones war kein Laut zu hören. Kakashi kniff die Augen zusammen. Eine Hundepfeife? Er reagierte sofort und biss sich in den Daumen. „Kyuchiose no Jutsu!“ Bull, Raven und Pakkun erschienen in einer Rauchwolke vor den beiden Konoha Shinobi. Sofort knurrte Pakkun und wandte sich mit gesträubtem Fell nach Osten. Sakura und Kakashi folgten seinem Blick und sahen, wie etwas aus den Bäumen trat. Denn etwas hatte auf den lautlosen Ruf der Silberpfeife reagiert. Es war eine feucht schimmernde Gestalt ohne Haut, nur Muskeln, Sehen und Knochen. Die scharfen, großen Klauen rissen bei jedem Schritt den Boden auf. Aus dem großen Maul tropfte der Geifer, die leeren Augenhöhlen waren von einem Muskelgeschwülst überwuchert und verborgen. Sakura keuchte auf. „Was ist das denn für ein Ding?“ Bull und Raven stellten sich mit gebleckten Zähnen und wütend aufgerichtetem Nackenfell vor die junge Kunoichi. Kakashi wollte gerade sein Stirnband von seinem Sharingan streifen, als Pakkun seine Aufmerksamkeit auf einen anderen dunklen Fleck am Waldesrand lenkte. Mit einem tiefen Knurren trat ein weiteres, hundeähnliches Ding aus dem Wald. Aber es war größer als sein Gefährte, und anstatt des rötlichen Schimmerns war dieses Wesen schwarz durch die vielen kleinen Panzerplatten aus schwarzem Eisen, die seinen hautlosen Körper wie eine künstliche Haut umgaben. Kakashi schluckte beeindruckt. „Um den kümmere ich mich.“ „Was soll ich…“, wollte Sakura fragen, doch da rannte schon das erste Hundeding auf sie zu und Bull und Raven sprangen mit flinken Sätzen und erbost gebleckten Zähnen dem Gegner entgegen. Aus seinen Klauen schoss ein Windjutsu und fegte Bull aus dem Weg. Raven war kleiner und wendiger und wich dem Jutsu geschickt aus. Sakura musste sich ebenfalls zur Seite werfen, um nicht in die schneidendscharfe Windböen zu geraten. Während sie sich noch eine Strategie überlegte, war Raven bereits behände auf den Rücken des Dings gesprungen und hatte sich knurrend in dessen Nacken verbissen. Die langen Arme des Ungetüms langten nach dem Hund, doch der war schneller. Sakura rappelte sich auf und nutzte den Moment der Ablenkung. „Na warte!“, brüllte sie. Bull krabbelte mit einer verletzten Pfote auf das Monster zu und verbiss sich schließlich in dessen Bein. Diesen Moment der Ablenkung nutzte Sakura, machte einen gewaltigen Satz und ließ aus einer geschmeidigen Drehung heraus ihre Faust auf das Monster niederkrachen. Es brach unter ihr zusammen. Sie spürte Muskeln und Knochen nachgeben, aber sie hörte keinen Schmerzenslaut. Im nächsten Augenblick spürte sie einen heißen Schmerz an ihrer Schulter und eine ungeheure Kraft riss sie nach hinten. Sie war von einem Windjutsu getroffen worden – das Vieh war noch am leben! Kakashi schob sein Hitai-Ate von seinem Sharingan und ließ Elektrizität in seine rechte Hand fließen. Dann schoss ein Wolf aus Blitzen auf das schwarze Hundeding zu. Im Gegensatz zu seinem ungepanzerten Gefährten besaß dieser Hund noch seine Augen. Rotglühende, fürchterliche Augen, in denen die Mordlust flammte. Voller Hass bleckte es die Zähne, sah den Blitzwolf auf sich zukommen, bäumte sich auf und zerriss ihn mit seinen kräftigen, scharfen Klauen. Wütend fauchte das Wesen und senkte lauernd den Kopf. Es erinnerte Kakashi beinahe mehr an einen Bären als einen Hund. Mit Bedauern stellte er das Fehlen seines Ninjatos fest. Eine scharfe, spitze Waffe die zwischen diese Panzerplatten gepasst hätte wäre sicher nicht falsch gewesen. Aber nach einem Blick auf die Panzerung des Ungetüms ließ Kakashi diesen Gedanken schnell fallen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Ein Seitenblick auf Sakura verriet ihm, dass sie alle Hände voll zu tun hatte mit ihrem Gegner. Doch er selbst hatte keine Zeit ihr zur Seite zu stehen, denn schon setzte sein Gegenüber zum Sprung an. Sakura rappelte sich mühsam auf. Ihre Schulter schmerzte, aber sie war nicht schlimm verletzt. Das Windjutsu war weitaus schwächer als beim ersten Mal gewesen. Das sprach dafür, dass ihr Schlag es irgendwie verletzt haben musste. Als sie nach Raven und Bull suchte, entdeckte sie die beiden kampfunfähig am Boden, das Hundeungeheuer nur wenige Schritte von ihnen entfernt, die Nüstern suchend gebläht. Voller Grauen rannte Sakura auf Kakashis Hunde zu, um sie zu retten. Doch sie spürte, dass sie zu spät kommen würde. Schon schnappten die gewaltigen Zähne nach Ravens rechtem Hinterbein und schleuderten den Hund mühelos über sich in die Luft. Dann plötzlich schloss Sakura geblendet die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand ein Naruto Schattendoppelgänger dort, wo noch zuvor das Ungeheuer gestanden hatte. Ein Rasengan hatte es ins Unterholz befördert. Ein Lächeln stahl sich auf Sakuras Züge, als Naruto ihr mit einem blitzenden Lächeln den erhobenen Daumen zeigte. „Hallo Sakura-chan. Schön dich zu sehen.“ „Hallo Naruto. Danke.“ Dann wurde der Trotz in ihr übermächtig. „Du musst mir nicht helfen, den schaffe ich auch!“ Wütend nutzte sie den Moment der Orientierungslosigkeit des Undings, stürmte auf es zu und rammte es mit einem gezielten und mächtigen Schlag in den Boden. Der Untergrund zerriss durch die Wucht ihres Angriffs. Das Monster zuckte ein paar Mal, dann wurde es still. Zufrieden knackste sie mit den Fingern. Dann erinnerte sie sich an Kakashi. Abrupt wandte sie sich dem Naruto-Doppelgänger zu. „Kommst du ohne mich klar? Ich glaube, Kakashi könnte meine Hilfe gebrauchen.“ Naruto nickte übertrieben, was in Sakura Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Aussage weckte. Widerstrebend wandte sie sich Kakashi zu, nur um zu entdecken, dass er nirgendwo zu sehen war. Kakashi drückte sich mit beiden Füßen vom Baumstamm ab, erwischte den nächste, sprang geschickt zwischen den dicken Holzstämmen umher und kam schließlich hockend auf einem Ast zum Stillstand. Er musste nicht lange suchen, dass schwarze Ungetüm war ihm dicht auf den Fersen. Es brach berstend durch das Unterholz und zwischen den Waldfarnen her, warf seinen geschmeidigen, kräftigen Körper rücksichtslos durch das Geäst und landete mit einem gewaltigen Satz auf Kakashis Ast. Lauernd kam es auf ihn zu, doch Kakashis Hand krachte auf das Holz und der dicke Ast brach ab und nahm das Hundeding mit sich in die Tiefe. Dabei verlor Kakashi es allerdings aus den Augen. Er drehte sich in alle Richtungen, doch er konnte das Ungeheuer nicht finden. Wo war es? Ein Schaudern überlief seinen Nacken und warnte ihn vor Gefahr. Als er einer Intuition folgend aufblickte, sah er wie das Ungeheuer lautlos einige Meter über ihm am Baumstamm klammerte und sich nun fallen ließ. Im letzten Augenblick ließ sich Kakashi zur Seite fallen und bemühte sich, aus dem dichten Gestrüpp des Waldes herauszukommen. An einer kleinen Felsformation hielt er an und ließ sich gerade im rechtzeitig zu Boden fallen, da prallte sein Verfolger schon dicht über ihm gegen das Gestein. Als es aufsah, versetzte Kakashi ihm einen Schlag mit einem Raikiri vor die gepanzerte Brust. Erneut krachte das Wesen gegen den Felsen, und Kakashi rammte ihm kraftvoll zwei Kunai in die roten Augen. Brüllend vor Schmerz wand sich das Ungetüm. Es holte mit seinen klauenbewerten Vorderbeinen aus und erwischte Kakashi an der Schläfe. Von der Wucht zu Boden gerissen, verlor der Kopier-Ninja kurz die Orientierung. Im nächsten Augenblick war das Monster auf ihm und öffnete sein großes Maul. Eine Welle übelstem Gestank schlug über Kakashi zusammen. Das Tier wollte ihm den Kopf abbeißen. Rasendschnell senkten sich die spitzen Zahnreihen zu ihm herab. Aus reiner Verzweiflung heraus schnellte Kakashis Arm mit einem Raikiri hervor, senkte sich tief in den heißen, feuchten Rachen des Wesens und entließ seine Kraft. Suchend folgte Sakura einer nicht übersehbaren Spur zerbrochener Äste und zertrampelter Waldpflanzen. Hier war das schwarze Ding entlang gekommen. Hier irgendwo musste es sein. Eilig sprang sie über die Äste der Bäume, als sich plötzlich vor ihr eine kleine Lichtung öffnete. Erstaunt nahm sie wahr, was dort geschah. Zuckend brach das Ungeheuer über Kakashi zusammen und presste ihn mit seinem gesamten Gewicht gegen den steinigen Boden. Mit einem Seufzen wollte er es von sich hieven, als es plötzlich wie von Geisterhand von ihm gehoben wurde. Das Rauschen von Sand der an Stein schabt drang an seine Ohren, und plötzlich hüllte eine Hand aus Sand das Monster ein, umschloss es vollständig und zerquetschte das wenige Leben, was noch in ihm gesteckt haben mochte. Erstaunt erblickte Kakashi drei äußerst bekannte Gestalten am Rand der Lichtung. „Sieh an was uns die Verfolgung des kleinen Iwa-Diebes gebracht hat. Er hat uns direkt in die Arme von Konohas Shinobis in Not geführt.“, ertönte eine spöttische, weibliche Stimme. ~*~*~ Als er Sakura weggeschickt hatte, hatte Naruto überzeugter geklungen, als er sich wirklich gefühlt hatte. Aber es war sein Nindo, sein Ninja-Weg, niemals aufzugeben. Also gab er alles, was er hatte. Wütend kämpfte er sich seinen Weg zum Anführer der Shinobi vor ihm. Es gelang ihm sogar, den gemeinen Langbogen bei einem Angriff zu zertrümmern. Zumindest vor den Pfeilen brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen. Hastig drehte er sich um und entdeckte, wie sein letzter Schattenklon von dem Jäger erwischt wurde. Der war nämlich verdammt gut im Taijutsu. Und wo steckte eigentlich Koshirou? Nie war der da, wenn man ihn brauchte. Andrerseits: Naruto wollte ihm schließlich zeigen, was für ein Ninja er war. Wer sagte also, dass er die Hilfe dieses aufgeblasenen ANBUs überhaupt nötig hatte? Grinsend Naruto arbeitete sich unter dem ausgestreckten Arm eines Gegners hindurch, machte einen Satz über den nächsten hinweg und ließ sein Rasengan mit voller Wucht auf den, durch seine Schnelligkeit überraschten Jäger krachen. DIESESMAL hatte er ihn erwischt! Der Erdboden erzitterte unter der Wucht seines Schlages und alles versank in Staub. Das hatte gesessen! Sollte Koshirou nur gucken und das anerkennen! Naruto war ein brauchbarer Shinobi und der zukünftige Hokage von Konoha! Als Naruto endlich wieder klare Sicht hatte, bemerkte er voller Entsetzen, dass er sich bei seinem Angriff halb selbst begraben hatte. Sein rechtes Bein steckte in einer Felsspalte fest und er bekam es nicht mehr heraus. So etwas hatte mal wieder einmal nur Naruto passieren können. Er verfluchte sich selbst für seine sporadischen Anfälle gröbster Tollpatschigkeit, die ihn immer genau in den falschen Momenten heim zu suchen schienen. Jetzt hatte er sich doch tatsächlich den Fuß eingeklemmt und kam nicht mehr heraus. Kunais hagelten sofort auf ihn nieder, und er hatte alle Hände voll zu tun, die abzuwehren, die ihn getroffen hätten… Immer mehr Kratzer erschienen auf seinen Armen, und Kunais bissen in sein Fleisch und zerrissen ihm die Kleidung. Noch blieben die Iwa-Ninjas auf Abstand, hatten sie doch gesehen, das Naruto ein nicht zu unterschätzender Gegner war. Doch indem sie ihn daran hinderten, sich zu befreien, standen die Chancen eindeutig auf ihrer Seite. Plötzlich stöhnten ein paar von ihnen auf und leblos fielen ihre Körper aus den schattigen Bäumen zu Boden. Jemand tauchte genau vor Naruto auf, in beiden Händen lange, gebogene Sicheln, einen delirierenden Iwa-Ninja im Schwitzkasten. Naruto traute seinen Augen kaum, als er sah, wer ihn da beschützte. „Koshirou…?“ „Du bist so ein Dummkopf, Hosenscheißer, irgendwer muss dich ja rausboxen.“ Koshirou blutete aus mehreren Wunden und er belastete sein linkes Bein nicht richtig. Er war von seinem eigenen Kampf verletzt. Er hat die Viecher platt gemacht. Ganz alleine! Und was mache ich? Hänge hier fest! Verdammt! Fieberhaft versuchte Naruto sein Bein herauszuziehen, während Koshirou wie ein Schutzschild vor ihm stand und die ersten Angriffe der Gegner abwehrte. Kunai um Kunai fiel um ihn herum zu Boden, nicht eines kam in Narutos Nähe. Blut tropfte unter dem ANBU zu Boden. „Wenn es auch nur einer von euch wagt, ihn anzurühren, reiß ich euch die Beine raus!“, brülle Koshirou zornig, und seine Stimme trug weit in die Umgebung. Naruto musste grinsen über die übliche Gewalt in Koshirous Worten. Es tat beinahe gut, dies zu hören. „Niemand tut dem Kleinen etwas! Nur einen Schritt näher, ihr verdammten Bastarde, und ihr werdet alle…“ WUMM. Eine Explosion erschütterte die Luft und die Erde und blendete Naruto. Koshirous Arm streifte seine Schulter, als der Jounin von der Wucht der Detonation zurückgerissen wurde. Splitter, Staub und Spritzer landeten in Narutos Gesicht, er stürzte zu Boden und wandte sich schnell ab um das Gesicht zu schützen. Die Explosion hatte ihn leider auch nicht aus seinem Gefängnis befeien können, sondern sein Bein nur tiefer begraben. Er fluchte innerlich und stemmte seine Hände auf. Dabei berührte er Koshirous Hand und öffnete seine Augen wieder. Es war alles voller Qualm und Staub, er konnte kaum etwas sehen. „Koshirou?“ Er packte den anderen am Handgelenk und wollte ihn zu sich führen, aber das erwartete Gewicht blieb aus. Ein Körper war an dem Arm nicht mehr dran. „Was…“ Mit einem Aufschrei warf er das Körperteil von sich und schaute auf die Stelle, wo Koshirou eben noch gestanden hatte. „Uh…“ Er war nicht dort. Er war fort. -„Rosa Nebel, Naruto. Das geht ganz schnell.“- Naruto bemerkte nicht einmal, dass er von oben bis unten voll gespritzt war und er sah auch nicht die Gliedmaßen und die Innereien und das wenige Blut, sondern nur das Stückchen verbrannte Erde vor ihm, wo Koshirou und der Iwa-Shinobi eben noch gestanden hatte. -„Ich kann dich nicht ausstehen!“ „Wer hat gesagt das mich das kümmert?“- So schnell… So plötzlich… Was… Wie… Aber… aber… Jemand landete bei ihm und bearbeitete sofort den Stein, der Naruto gefangen hielt. Heransausende Kunais prallten gegen eine Wand aus Sand und fielen klackernd zu Boden. Schreie wurden laut und eine Holzpuppe verschlang einen feindlichen Ninja, einen weiteren bereits in den erbarmungslosen Armen. Wind wirbelte auf der anderen Seite auf und wie mit scharfen Klingen schnitt er durch die Reihen der Iwa-Ninjas. Naruto blickte auf als sein Bein plötzlich frei kam, und er blickte direkt in die dunklen, schwarz umrandeten Augen des Kazekage. „Gaara…“ Gaara half Naruto auf und betrachtete kurz seine Züge, in denen immer noch Schock zu lesen war. Sein Blick fiel auf Narutos beschmutzte Kleidung und auf die verbrannte Erde nur wenige Meter entfernt. „Ein Freund von dir?“ Naruto schluckte und riss sich zusammen. „Ja, ein Freund.“ „Tut mir Leid, dass wir spät sind.“ -„Was für ein ANBU seid Ihr? Ihr seid genauso spät wie Kakashi-Sensei immer!“ „Hmpf, das kommt vor!“- Naruto blinzelte. Dann hörte er sich dünn Worte Koshirous sagen, die jetzt für ihn eine weitere Bedeutung hinzugewonnen hatten: „Das kommt vor.“ ~~ Temari und Kankuro kümmerten sich um die Iwa-Ninjas. Die Sand-Kunoichi landete neben einem zwei grässlich stinkenden und ziemlich großen Kadavern von etwas, was vielleicht irgendwann einmal ein Hund gewesen war und verzog angewidert das Gesicht. Was zur Hölle war DAS? Kankuro, der Puppenspieler, steuerte seine Puppen sicher durch den dichten Wald und ließ gnadenlos nicht einen einzigen Feind entkommen. Er hielt einen Moment inne, als er an ein paar Bäumen vorbei kam, zwischen denen eine Frau hing. Verhäddert, erdrosselt und durchspießt von ihren eigenen Fäden, mit denen sie noch zuvor ihre eigene Puppe gesteuert hatte… Der eine Arm einer ihrer Puppe hatte ihr Herz durchbohrt… Ein grässliches Ende für einen Puppenspieler. Uff, dem, der das getan hat, möchte ich nicht begegnen. Keine schöne Sache für einen Puppenspieler, wirklich nicht. Schnell verschob er diese Gedanken und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. ~~~ „Wir… wir müssen Kakashi und Sakura helfen… sie sind… sie sind in diese Richtung.“, brabbelte Naruto, ohne es richtig zu registrieren. Er war noch völlig geschockt von Koshirous plötzlichem Ende. Gaara nickte und wollte gerade an Narutos Seite los, als ein schneidendes Kichern sie aufhorchen ließ. „Ihr wollt schon gehen? Die Party hat doch gerade erst angefangen.“ Weder Gaara noch Naruto konnten ausmachen, von wo die Stimme gekommen war. Es schien, als käme sie von überall gleichzeitig. „Wie bedauerlich, aber euer Freund hat mein kleines Geschenk nicht kommen sehen, wirklich bedauerlich. Dabei war er doch so ein talentierter Ninja.“ „Wo bist du? Komm heraus und zeig dich, du Feigling! Jemandem aus dem Hinterhalt anzugreifen ist feige!“, schrie Naruto wutentbrannt in keine bestimmte Richtung. Wieder kicherte der Mann. Gaara drehte sich um und blickte dort hin, wo eine Person, der letzte Spielstein auf Orochimarus großem Spielbrett, aus den schattigen Bäumen hervortrat. Der Mann, von dem Team Kakashi bislang nur den Rücken, nicht aber das Gesicht gesehen hatte. „Wer bist du?“, schrie Naruto. Dieser Mann hat Koshirou auf dem Gewissen! Er hat ihn umgebracht! „Wer ich bin tut nichts zur Sache, wichtiger ist doch: Wer seid IHR?!“ Das fadenscheinige Lächeln täuschte Naruto nicht einen Moment lang, dieser Mann wusste genau wer sie waren. „Wir kennen uns, Naruto Uzumaki. Wir sind uns beim Trommelfest begegnet. Na ja, aber das dürftest du ja wohl nicht mehr wissen. Jedenfalls habe ich euch dort studiert. Wirklich, ein beeindruckendes Team. Lebt deine kleine Freundin eigentlich noch?“ „Huh?“, Naruto konnte sich beim besten Willen nicht an diesen Mann erinnern. Aber er war auch beim Fest damals gewesen…? Wann und wo denn? „Ich weiß wer du bist.“, sagte Gaara, in seiner gewohnt emotionslosen Stimme. Ihr Gegenüber lächelte. „Ich habe nichts anderes von Euch erwartet, Kazekage.“ „Wer ist dieser Mann?“, fragte Naruto. Der Stöpsel von Gaaras Kürbis lockerte sich und ein wenig Sand strömte heraus. Gaara bereitete sich zum Kampf vor. „Tetsú Katasá. Man nennt ihn auch Yondaime Tsuchikage.“ ~~~ Sakura untersuchte Kakashi, konnte jedoch keine Verletzungen ausmachen. Also begann sie auf der kleinen Weggabelung ihre eigene Schulter zu behandeln. Doch plötzlich sog Kakashi scharf die Luft ein, spannte sich an und drehte sich suchend um die eigene Achse. „Sakura! Er ist da. Er ist hier!“ Wie erstarrt hielt Sakura in ihrer Bewegung inne. Die Luft schien plötzlich kalt zu werden und ein warnender Schauer lief ihr den Rücken hinab. „Wer…?“ „Kukuku. Alle sind sie versammelt hier. Alle, die einen Platz auf meinem Spielbrett gefunden haben. Hatake Kakashi. Welch ein Vergnügen dich, den ersten Spielstein, hier anzutreffen. Wirklich. Eine nette, kleine Versammlung.“ „Kakashi.“ Angespannt kam Sakura an seine Seite. Aus welcher Richtung kam die Stimme? Kehrten sie beide ihr gerade ausversehen den ungeschützten Rücken zu? „Das Finale kann beginnen.“ Kakashis Auge weitete sich, sein Herz schlug schneller und hämmerte gegen die Rippen. Langsam, fast bedächtig wandte er sich um, um dem anderen ins Gesicht zu sehen. „Orochimaru.“ ~Ende Kapitel 32~ Yeah, ein handelsüblicher Cliffy.^^ Auch dafür bin ich mir nicht zu schade. Und das mit Koshirou wäre niemals passiert, wenn ich nicht das Album von Lila Downs beim schreiben gehört hätte. Seufz. Aber zumindest einigen von euch Lesern wird diese Wendung nicht missfallen haben. Kapitel 31: Parasit ------------------- Moinsen Folks! Gomen, leider nicht mein bestes Kapitel hier. Für Verbesserungsvorschläge bin ich sehr offen. Ich hatte für diese Geschichte drei Möglichkeiten nachdem ich den Prolog geschrieben hatte: die Offensichtliche, die Wahrscheinliche oder die Absurde. Natürlich habe ich mich für die absurde Lösung entschieden, vor allem, weil es in Naruto auch öfter absurde Lösungen gibt… Harhar… Orochimaru zu schreiben fiel mir verflixt schwer, deswegen halte ich mich normalerweise beim Schreiben von ihm fern. Kapitel 33 ~Parasit~ „Hallo Kakashi.“ Orochimarus weiche, kehlige Stimme hätte er unter Tausenden anderen sofort wieder erkannt. Sein Herz raste und schlug ihm bis zur Kehle hinauf. Es gab nur wenige Momente, in denen ein Hatake Kakashi richtig überrascht war, dies war einer davon. Denn er hätte nicht damit gerechnet, ihm noch einmal gegenüber zu stehen. Eher hatte er gedacht, Sasuke würde sich ihnen stellen, aber dass Orochimaru, der legendäre Sanin, S-Klasse-Krimineller aus dem Bingobuch vor ihnen stand, persönlich hier an diesem Ort erscheinen würde, wo eine Konferenz soeben über Konohas Zukunft entschieden hatte obwohl ihr Ausgang bereits im Vorhinein klar gewesen war, damit hätte er niemals gerechnet. „So sieht man sich wieder, Kakashi-san.“ Niemand sprach seinen Namen so aus, wie er. „Sakura, verschwinde.“, sagte der Konoha-Jounin drängend. Sakura machte zögernd einen Schritt zurück, doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf und wich nicht mehr von der Stelle. Allerdings begannen ihr die Knie zu zittern. „Keine Sorge, Kakashi, du und dein kleiner Schützling, ihr werdet nicht gegen mich kämpfen müssen, kuku. Dafür seid ihr in meinem Plan zu wichtig. Aber der Zufall wollte es, dass wir unsere Wege sich kreuzen. Lange kann ich mich jedoch nicht mit euch aufhalten. So bedauerlich ich es auch empfinde. Ich muss zu meinem Schüler zurück. Dummerweise gehört Geduld nicht zu den Tugenden, die du ihn hast lehren können, Kakashi. Aber wie fandest du sein kleines Geschenk an dich? Es war SEINE Idee, es an dir zuerst auszuprobieren.“ „Welches Geschenk?“, fragte Sakura vorsichtig. „Th.“, machte der bleiche Sannin und seine Schlangenaugen schätzten Sakura ab. „Neugierde, meine Kleine, hat schon so viele Ninja zu Fall gebracht. Dennoch… erkläre ich es... Du wirst es dir schon gedacht haben, Kakashi, denn man sagt, du seist ein Genie. Für deine Blackouts ist niemand anderes als ich verantwortlich. Mein neues Experiment. Du bist es. Doch wie jedes Experiment, benötigte auch dieses ehrgeizige Projekt eine Testphase. Ich musste es an jemanden ausprobieren. Der Test an Kazijoshi Fuse verlief nicht vollends zufrieden stellend – im Gegenteil. Schnell stellte sich heraus, dass noch etwas fehlte zur Perfektion. Schließlich ist es zu auffallend, wenn jemandes Brustkorb auffällig anschwillt und er unkontrollierbar durch die Gegend rennt und Amok läuft. Das war nicht in meinem Sinne… Ich musste etwas verändern… und ich brauchte ein neues Testobjekt. Ein starker, intelligenter Ninja war dafür am geeignetsten. Es musste dieser Herausforderung standhalten. Und als ich Sasuke-Kun das Experiment mit gab, fand er dich. Du solltest dich wirklich geehrt fühlen, Kakashi, du durftest der erste der verbesserten Version sein…“ „Was…?!“, Sakura war jetzt wirklich verwirrt. Orochimarus Mundwinkel verzogen sich zu einem feinen Lächeln. Er holte etwas aus den Tiefen seiner Gewänder und Sakura schrie angewidert auf. Es war ein sehr kleines, schmales, hellbraunes und würmchenähnliches Ding wand sich in einem kleinen Glas. „Ist er nicht wunderschön? Das ist es. Das Experiment. Eine meiner größten Erfindungen.“ „Was ist das?“, fragte Sakura. Aber eine Ahnung kam ihr bereits. Die bleichen Mundwinkel des Sanin verzogen sich leicht zu einem Lächeln. „Ein Parasit. Ich habe mich hierfür von der Natur selbst inspirieren lassen. Und ihre Erfindung weiterentwickelt. Der Parasit ist mit Informationen gespeist, die er seinem Wirth aufzwingt. Er dringt über das Ohr in den Wirth ein und beißt sich an dessen Hirnstamm fest. Der Wirth merkt davon nicht einmal etwas, aber wenn der Zeitpunkt oder ein Signal gegeben ist, dann verliert er die Kontrolle über seinen Körper. Sein Verstand verfällt in einen komatösen Zustand, und er und all seine Fähigkeiten tuen das, was ich von ihm verlange. Der Wirth wird zu meiner Marionette. Ich habe sogar noch ein spezielles Jutsu kreiert, um den Parasit direkt und über große Distanz zu kontrollieren. Faszinierend, nicht wahr, es ist, als hätte man eine Fernbedienung in der Hand.“ Sakura keuchte verstört auf. „Das ist widerlich.“ Dieses helle Etwas… War es möglich, dass wenn es starb, es zu einer hellen, zähen Flüssigkeit wurde? Shizune hatte gesagt es war organisch… Es würde passen… „Wann?“, fragte Kakashi ruhig. Wann war er zum Teil dieses Irrsinns geworden? „Deine S-Rang-Mission ins Land der Reisfelder. Dort, wo du auf Sasukes kleine Delegation mit dem hübschen Geschenk für Konohas Feudallord gestoßen bist. ICH habe mir erlaubt, indirekt der Auftraggeber deiner Mission zu sein, damit sich eure Wege kreuzen.“ Er lachte. „Es war so einfach. Und du kannst dich nicht einmal mehr daran erinnern, dass, als du Sasuke gesehen hast, er kurz… nun ja, sagen wir BEI dir war und er dich zu mir brachte. Diese Erinnerung habe ich aus deinem Gedächtnis gelöscht, du erinnerst dich an GAR NICHTS mehr. All die Erinnerungen, die du glaubst von dieser Zeit zu haben, all das, was du in deinen Bericht von dieser Mission geschrieben hast, habe ICH mir ausgedacht und dir eingepflanzt. Der einzige Nachteil war, dass dein diebisches Sharingan das Gedächtnisjutsu gleich mitkopierte. Aber andererseits war es ja sehr praktisch, als du Anko ausgeschaltet hast, nicht wahr? Alles, was du in deinem Missionsbericht geschrieben hast, hast du von mir. Ich habe Talent im Ausdenken, findest du nicht? Du hast es nicht einmal selbst gemerkt. Und warum die Blackouts? Weil es nicht DEINE Erinnerungen waren, die gesammelt wurden, sondern die des Parasiten. Deswegen kann nicht einmal ein Morino Ibiki im Gedächtnis betroffener Personen Hinweise finden, denn es gibt sie nicht. Sie ist geschickt, meine Erfindung, nicht wahr? So geschickt und heimlich… Der erste Test in Ji-Kon lief einhundert Prozent erfolgreich ab. Kabuto war an deiner Seite, als du aufwachtest. Du hast ihn gar nicht registriert, so durcheinander warst du und verwirrt. Hast dich gar nicht gefragt, warum der hellhaarige junge Mann der bei deinem Erwachen an deiner Seite war, dich bei deinem Namen ansprach, und auch noch ‚Sempai’ sagte, obwohl dich doch keiner in Ji-Kon kennen konnte? Aber du hast dich danach unbewusst gegen den Einfluss des Parasiten gewährt, ich konnte dich nicht öfter als ein paar Mal kontrollieren, und letztendlich hast du den Parasiten im Krankenhaus abgestreift. Aber unsere kleine Spionin hat dafür gesorgt, dass ein neuer, verbesserter Parasit seinen Weg zu dir fand und du auch brav deine Medizin zu dir nimmst, damit unliebsame Nebenwirkungen wie Kreislaufprobleme und Nasenbluten unterbunden werden konnten. Verbessern musste ich ihn, damit das eigentliche Zielobjekt hundertprozentig unter meiner Kontrolle stehen kann.“ „Nicht öfter als ein paar Mal kontrollieren…?“, wiederholte Kakashi tonlos. Okoi... Anko…Ich habe geheime Informationen an Orochimaru weitergegeben und sogar Sakura angegriffen… „Das eigentliche Ziel?“, griff Sakura nun Orochimarus letzten Satz auf. „Wer ist das eigentliche Ziel dieses Experimentes? Ihr wollt doch nicht… nicht Naruto…“ Sakura spürte, wie erneut Angst in ihr hochstieg. Nicht nur wegen Orochimaru, vor dem zitterte sie schon die ganze Zeit, sondern auch wegen Naruto. „Nein, meine Kleine, sei unbesorgt, deinem Freund Naruto wird nichts passieren, den beansprucht Sasuke für sich. Auch wenn die Kraft des Kyubi eine unschätzbare Waffe ist… Der Fuchsjunge ist es nicht, der mich interessiert in dieser Angelegenheit. Hier geht es um viel größere politische Persönlichkeiten…“ Kakashi keuchte erschrocken auf. Es passte alles zusammen. Die ganzen Hinweise und wohin sie führten… Jemand von wichtiger, politischer Bedeutung… Der Diebstahl wichtiger Dokumente in Suna und das Auftauchen der Sandgeschwister… „Sabaku no Gaara.“ „Huh?“, Sakura verstand nicht. „Ihr seid hinter Gaara her, du willst den Kazekage in deinem teuflischen Spiel die Rolle deiner Marionette einnehmen lassen. Warst du etwa selbst der Dieb der Dokumente und hast Die Sandgeschwister hierher gelockt? Ein Kazekage verlässt nicht einfach sein Dorf, du musst ihnen genug Hinweise auf dich gegeben haben, sodass sie persönlich deine Verfolgung auf sich genommen haben… Du willst Gaara. Sunagakure ist Konohas engster Verbündeter, Otogakure ist mit Iwakagure und Kusagakure verbündet. Im Falle eines Krieges wäre es verheerend, wenn Sunagakure sich in einem entscheidenden Moment zu den Gegnern schlagen würde, wie es das schon ein Mal getan hat… Das ist dein Plan. Das ist er erneut.“ „Richtig, Kakashi, gut gemacht. Man merkt, dass du ein Genie bist. Es war schon immer mein Plan und ist es nach wie vor: Ich werde Konoha einnehmen, ich werde mir dieses Dorf einverleiben, so wie ich es schon immer gewollt hatte. Und dieses Mal habe ich etwas gefunden, was zu schwer nachweisbar ist, sodass ich genügend Zeit habe für die sorgfältige Vorbereitung, für Manipulation und Verwirrung. Es wird endgültig sein. Die totale Niederlage. Und diesesmal habe ich noch mehr Leute auf meiner Seite, wie die Konferenzen zeigten. Es ist von Vorteil, mit so vielen niederträchtigen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten. Ich selbst hätte mich niemals dazu niedergelassen, Konohas Felder mit schädlichen Pilzsporen und Ungeziefern zu verseuchen. Schon bald wird Konoha nicht mehr genügend Nahrung haben, um einen Krieg zu überstehen. So ganz ohne Verbündete und völlig isoliert… Aber es ist tatsächlich noch einiges mehr, als das was du dir gerade erschlossen hast, so unkompliziert wie du es darstellst ist mein kleines Komplott nun auch wieder nicht, ich bitte dich, Kakashi-san. Aber genug der Informationen, ich habe, wie bereits erwähnt, noch zu tun. Jemand anderes wird sich um euch kümmern, damit ihr auch niemandem aus Suna oder Konohagakure eure schrecklich wichtigen Warnungen mitteilen könnt. In diesem Moment müsste der Kazekage bereits unter meiner Kontrolle stehen… So fügt sich alles zum Schlechten für euch, schade, schade. Kukuku.“ Er lächelte und wandte sich zu Kabuto um, der in diesem Moment in demütiger Haltung vor seinem Meister erschien. „Du kommst spät, Kabuto.“ „Dafür habe ich noch jemanden hierher mitgebracht.“ Orochimaru lächelte erneut. Dann wandte er sich Kakashi zu. „Als Kabuto dich in Kinuzu zu sich rief, reagiertest du zuerst nicht. Wer hätte gedacht, dass du dich nach deinem Aufenthalt in Ji-Kon so erfolgreich gegen den Parasiten wehrtest, dass er deinen Körper verließ. Es war eine Überraschung zu sehen, dass etwas später jemand anderes in Kinuzu auftauchte. Jemand anderes hatte auf Kabutos Ruf reagiert. Offensichtlich hatte sich eine andere Person zu oft in deiner Nähe aufgehalten. Sie ist wertlos für uns, aber für euch eine letzte, kleine Überraschung. Ausgestattet habe ich sie mit einer Waffe, die ihrer würdig ist. Kabuto, wir gehen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte er sich um und verschwand lautlos mit Kabuto wieder in den Wäldern. Zurück blieb eine kleine, dürre Gestalt, die in einen dünnen Mantel mit Kapuze gehüllt war. Als Sakura einen Schritt nach vorne tat, bremste Kakashis Arm sie. „Halt. Folge ihm nicht. Wir beide haben nicht die geringste Chance gegen Orochimaru.“ Aber Kakashi zögerte nicht nur wegen des Abgangs des gefährlichen, übermächtigen Gegners, sondern auch wegen der vermummten, barfüßigen Gestalt, die zurückgeblieben war und sie offensichtlich daran hindern sollte, Orochimaru zu folgen. „Wer bist du?“, fragte Sakura offen heraus und stolperte im nächsten Moment fast über ihre Füße, als sie hastig zurück wich. Denn die Gestalt war urplötzlich vor ihr und hieb mit einem Kunai auf sie ein. Kakashi und Sakura brachten ein paar Meter Abstand zu ihrem Gegner und blickten sich kurz an. Während Sakura sich unter einem weiteren Angriff duckte, ergriff ein ungutes Gefühl von Kakashi besitz. Diese Art sich zu bewegen und anzugreifen… Es war ihm bekannt, doch er konnte die schnellen, geschickten Bewegungen nicht zuordnen. Zudem gelang es einfach nicht, das Gesicht unter der Kapuze zu erhaschen. Nur das schlanke, bleiche Kinn war zu sehen, und das konnte jedem gehören. Sakura wich Angriff um Angriff aus. Sie wunderte sich, dass Kakashi nicht eingriff, irgendetwas schien ihn gehörig zu beschäftigen, aber Sakura hatte auch nicht das Gefühl, dass ihr Gegner sonderlich stark war. Sie würde alleine klar kommen. Also sammelte sie ihr Chakra für einen Gegenschlag, holte aus und schlug zu. Sie musste irritiert blinzeln, denn sie traf ins Leere. Stattdessen spürte sie ein Brennen an der Seite. Das Kunai hatte dort ihre Kleidung durchtrennt und einen dünnen Schnitt auf der Haut hinterlassen. Hastig tat sie einen Schritt nach vorne und rollte sich über den Boden außer Reichweite. Als sie wieder auf die Beine kam, hatte sie ihren Gegner aus den Augen verloren. Sie drehte sich um die eigene Achse, doch außer Kakashi und sich selbst konnte sie niemanden auf der Lichtung entdecken. Da flimmerte hinter ihr die Luft und ihr Gegner wurde sichtbar. Doch bevor sich das Kunai in Sakuras Rücken bohren konnte, hatte Kakashi die dürre Gestalt gepackt wie er eine knappe Stunde zuvor noch Sakura gepackt hatte. „Nicht.“, wisperte er mit rauer Stimme in den dünnen, bläulichen Stoff der Kapuze. „Hör auf damit. Wir sind nicht deine Feinde.“ Verwirrt drehte sich Sakura um. Kakashi hatte die Person erkannt? Zögerlich griff sie nach der Kapuze. Doch bevor sie sie mit einem Ruck zurückziehen konnte, entwand sich die schlanke Person geschickt Kakashis Griff und brachte ein paar Meter Distanz zu ihnen. Misstrauisch betrachtete Sakura den hellen Umhang. Die schlanken Beine und kleinen Füße, die dürren Ärmchen… Ein Kind? „Kakashi, wer…“ Sie stoppte abrupt. Die junge Frau hatte den Kopf gehoben, ihre Kapuze war leicht verrutscht und gab einen größeren Teil des hageren, bleichen Gesichtes preis, das einmal einer schönen, stolzen Frau gehört hatte. Kakashi schloss einen Moment gequält die Augen. Orochimaru hatte gesagt, dass jemand bei ihm gewesen war, als er den Parasiten abgestoßen hatte. Es gab in dieser Nacht nur eine Person, die ihn im Krankenhaus besucht hatte, der es am nächsten Morgen und den folgenden Tagen gesundheitlich sehr schlecht ging… und es war wieder einmal seine Schuld. Er hatte sie wieder nicht beschützen können. „Rin.“, flüsterte Sakura fassungslos. Alles nur das nicht. Von allen gesunden und nahestehenden Menschen…. hatte es ausgerechnet sie erwischt. Deswegen war es mit ihrem Zustand nach der Sache mit Ji-Kon so rapide abwärts gegangen. Deswegen war sie für Orochimaru von keinem Wert. Ihr schwacher Körper vertrug den Parasiten nicht. ~Ende Kapitel 33~ Für alle die auf einen Kampf zwischen Orochimaru und Kakashi gehofft haben: Gomen. Das passte nicht in meine Komplottschmiede, und er liegt mir auch nicht. Und in seine hunderttausend Jutsus die beim Kämpfen hilfreich sind, wollte ich mich auch nicht einarbeiten. ;( Aber ich wollte hier eine ganz große Eigenschaft von Orochimaru hervorheben: er stellt ständig Experimente an. Und in den Fanfictions die ich zumindest gelesen habe, kam das meist zu kurz, bzw. wurde gar nicht erwähnt. Das nächste Kapitel heißt: „Stille“ Kapitel 32: Stille ------------------ Moinsen Folks! Hier das nächste Kapitel und meinen freundlichen Dank für die aufbauenden und positiven Reviews. :))) Meine absurde Mischung aus Musik beim Schreiben: Rob Dougan: Furious Angels - Clubbed to death 2, Evan and Kayleigh & Kayleighs Funeral aus The Butterfly Effect und Mumford and Sons: After the Storm. Und noch ein paar andere. ;) Kapitel 34 ~Stille~ Die Stille ist ein Zwitschern der nicht vorhandenen Vögel Die Stille ist Brandung und Sog des trockenen Meeres Er konnte nicht gegen sie kämpfen. Nicht gegen Rin. Nicht gegen sie. Wie eine Welle drängten all der Frust und die Anstrengung der letzten Tage und Monate in einem kurzen, gequälten Aufschrei an seine Kehle. Das rote Sharingan drehte sich und suchte – all dies war keine Illusion. Seine Fäuste ballten sich. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Bei jedem war er in der Lage sich zu konzentrieren, auf das Wesentliche zu blicken. Nur bei einer Person wusste er nie, wie er reagierte. Und das war Rin. Tief sog er die Luft ein und stieß sie langsam wieder aus. Er wusste nicht, wie er handeln sollte. Er wusste nicht wie er handeln sollte ohne all das zu verraten, an dass er glaubte. Sakura trat einen Schritt zurück und beobachtete auf diese Weise Kakashi aus den Augenwinkeln. Sie sorgte sich um ihn genauso wie um Rin – nein, vielleicht um ihn noch mehr. Und sie hatte Mitleid mit den beiden. So überwältigend großes Mitleid, dass sie sich völlig hilflos vorkam. Es war nicht fair. Wie sollten sie Rin von dem Parasiten trennen, wenn sie nicht im Vollbesitz ihrer physischen und mentalen Kräfte war? Sie mussten so schnell wie möglich handeln, nur wusste sie nicht wie. Welche Chance hatten sie, die junge Frau zu retten? Die Frau, um die sich Kakashi so sehr sorgte. Rin streifte die störende Kapuze zurück und hob das Kunai. Es war ihre einzige Waffe. Orochimaru hatte sich nicht einmal dir Mühe gemacht, sie mit irgendetwas auszustatten, mit dem sie sich gegen Kakashi und Sakura würde zur Wehr setzen können. Es war vom dunklen Sanin nicht bedacht, dass Rin überleben sollte. „Rin.“, versuchte es Kakashi leise aber eindringlich, und die müden, erschöpften Augen der ehemaligen Ärztin legten sich auf ihn. Trübe war ihr Blick, aussage- und kraftlos. Dann griff sie ihn an. Sakura stürzte vor Kakashi. Er sollte nicht in die Situation kommen, seine ehemalige Teamgefährtin verletzen zu müssen. Sie würde sie von ihm fernhalten und eine Lösung finden! Sakura parierte den Kunaiangriff mit einem eigenen Wurfmesser. Es fiel ihr nicht schwer, die wenig kraftvollen Angriffe abzuwehren. Dennoch erkannte sie, dass Vorsicht geboten war – nur zu schmerzlich brannte die Schnittwunde an ihrer Seite und erinnerte sie daran, dass sie es mit einer ehemaligen Jonin zutun hatte. Nicht mehr im Training, aber dennoch eine ehemalige Jonin. „Kakashi, rede weiter mit ihr!“, drängte Sakura. „Die Zeit läuft ihr davon, rede mit ihr!“ Auf Sakura hatte Kakashi vor einer Stunde gehört, als er selbst in Rins Situation war. Vielleicht würde Rin auf Kakashis Stimme reagieren. Es dauerte einen Moment, bis Kakashi sich so weit im Griff hatte, es erneut zu versuchen. „Rin, wehr dich dagegen. Du möchtest uns doch gar nicht angreifen. Rin.“ Seine Worte gingen scheinbar ins Leere. Nur Rins leises, angestrengtes Keuchen drang über die schmalen Lippen. Ein wenig Blut floss dunkel aus ihrer kleinen Stupsnase. „Rin!“ Sakura musste immer schneller reagieren, denn Rins Angriffe kamen immer gezielter, schneller und gemeiner. Die ehemalige Medi-Nin wusste genau, welche Muskelpartien einem Angriff ungeschützt ausgeliefert waren. Mit einem plötzlichen Aufschrei ging Sakura in die Knie. Abgelenkt durch einen weiteren Kunaiangriff, hatte sie die freie Hand Rins nicht rechtzeitig abwehren können, als diese Chakra in ihrer Hand wie ein Skalpell formte und damit eine Sehne in ihrem Knöchel durchtrennte. Rin war sofort über ihr, und aus reinem Reflex stieß Sakura die kranke Frau mit ihrer chakraverstärkten Hand vor die Brust. Rin rammte eine Hand in den Boden und bremste damit die Wucht des Angriffs, die sie nach hinten geworfen hatte. Katzengleich kam sie auf die Beine und machte in Bewegungen, die sehr viel Übung verrieten, Handzeichen. Plötzlich erschienen neben ihr noch weitere Rins und stürzten alle auf Sakura zu, die sich humpelnd von ihrem Standort flüchtete. Dennoch war sie sogleich umzingelt. Sakura packte ihr Kunai und stieß es einer der Rins in den Oberschenkel, doch sie traf auf keinen Widerstand – es waren Illusionen. Atemlos blickte Sakura im Kreis: welche war die echte, und würde ein Angriff von den unechten sie dennoch verletzen können? Ein plötzliches, instinktives Gefühl ließ sie zur Seite blicken. Gerade so konnte sie die echte Rin hinter den Illusionen ausmachen, die die Zeit genutzt hatte, ein Jutsu zu vollführen, mit dem sie lilafarbenen Giftnebel aus dem Mund blasen konnte. Sakuras Augen weiteten sich. Shizune-senpai konnte dieses Jutsu auch. Hatte sie es etwa von Rin gelernt? Die Illusionen lösten sich zitternd auf. Hastig riss Sakura den Stoff ihres Oberteils vor den Mund und flüchtete sich außer Reichweite. Wie sich herausstellte, geschah dies gerade rechtzeitig, denn glühende Chakranadeln aus Rins Fingern fraßen sich dort zischend in den Boden und verfolgten Sakuras Fluchtweg. Die junge Chunin wendete auf der Stelle, als sie begriff, dass sie in Kakashis Richtung unterwegs war. „Rede mit ihr, Kakashi! Rede mit ihr! Sie verbraucht zu viel Chakra, aber dafür ist sie zu krank! Rede endlich!“, brüllte sie und wich gerade so erneut glühenden Nadeln aus. Dann stieß sie sich mit den Händen am Boden ab und machte einen riesigen Satz in Rins Richtung, kam hinter ihr auf und durchbrach mit einem Rundtritt die kraftlose Deckung. Wie ein gewichtloser Ast taumelte Rin durch die Luft und wäre unsanft zu Boden gekracht, wenn Kakashi sie nicht aufgefangen hätte. Unwirsch befreite sich Rin erneut aus seinem Griff wie flüssiges Quecksilber, das er nicht halten konnte. Atemlos und unsicher zeigte sie mit der Spitze des verschrammten Kunais auf sein Gesicht, die andere Hand glühte in schneidend scharfem Chakra. Sie müsste nur die Hand ausstrecken. Etwas schien sie zu irritieren, denn sie starrte nur, ohne etwas zu unternehmen. Kakashi blickte sie aus seinen unterschiedlichen Augen eindringlich an. „Rin. Erinnere dich. Erinnere dich daran wer du bist. Wer ich bin.“ Immer mehr Blut tropfte aus ihrer Nase, das schlanke Kinn hinab und bildete auf dem feinen Stoff des dünnen Mäntelchens, das sie trug, einen krassen Kontrast. Kakashi sah es und ein gequältes Seufzen entrang sich seiner Kehle. „Erinnere dich. Rin. Du bist Rin, ich bin Kakashi. Ich habe dir immer deine Lieblingspralinen ins Krankenhaus gebracht. Ich habe auf dich aufgepasst. Wir waren immer zusammen. Erinnere dich an Minato-Sensei und an Obito.“ Das Sharingan arbeitete. Rin schien das Atmen vergessen zu haben, denn einen scheinbar endlosen Augenblick regte sie sich überhaupt nicht. Dann zitterten ihre Augenbrauen ein wenig und noch mehr Blut floss in Strömen aus der Nase und tropfte auch ihr Ohrläppchen herab. „O…“ Kakashi trat näher und ließ die Spitze des zittrigen Kunais seine Brust berühren. Seine Stimme war gefasst, aber rauer als sonst. „Obito. Rin, was du sagen willst ist Obito.“ „O…“ Ihre Augen blickten zu Kakashis auf, und ihr Blick war nur eine Nuance klarer als zuvor. Doch diese Nuance genügte. Ihre Augen wurden feucht. „Kaka-shi…?“ Es war, als hätte ein Sturm angehalten und alles wäre plötzlich ohrenbetäubend still. Kakashi lächelte schwach und nickte. Seine Hand legte sich auf das Kunai an seiner Brust und drückte es herab, doch sie trat einen hastigen Schritt zurück und presste sich eine Hand vor das Gesicht. „Nicht! Nicht! NICHT!“ Dann floss Blut zwischen ihren Fingern auf dem Gesicht hervor, und mit einem schmerzverzerrten Schrei fasste sie sich an die Schläfen und wiegte ihren Körper wie in einem unsichtbaren Kampf hin und her, als ringe sie mit sich selbst. Dann war es so plötzlich vorbei, wie es begonnen hatte. Denn ihr ausgemergelter Körper konnte den defekten Parasiten nicht länger am Leben erhalten. Er starb. Seine Zeit war abgelaufen. Und das war der einzige Grund, warum sie es schaffte, ihn abzustreifen. Das Kunai entglitt ihren Fingern und fiel beinahe lautlos in das hohe feuchte Gras, wo es in einer Ameisenstraße dunkel schimmernd liegen blieb. Ihre Arme schlangen sich um ihren bebenden Leib, und sie krümmte sich unter einem heftigen Husten. Ihre Knie gaben nach und sie verlor das Gleichgewicht. Bevor ihre Schultern die ersten Grasspitzen berührten, stützten sie starke, warme Hände und fingen sie auf. Wie eine Illusion – lautlos, und verschwommen. Blut und eine helle zähe Flüssigkeit tropften aus Rins Ohren und auf den Boden. Von der hellen Substanz würde bald an der Luft nichts mehr geblieben sein. Rin schlug die braunen Augen auf und drehte den Kopf so, dass sie Kakashi sehen konnte. Das viele Blut wirkte fürchterlich auf ihrer elfenbeinfarbenen Haut. Es war wie aus einem langen Traum zu erwachen und gleich in den nächsten zu gleiten. Sie lächelte müde. „Kakashi.“ Er erwiderte ihr Lächeln warm. „Mein geliebter Kakashi… Ich war ein böses Mädchen…“ Sie streckte schwach die Zunge heraus. „Der Sturm is vorbei. Meine Gedanken sind so klar… Wie die Luft nach einem Regen. Es… es tut mir Leid, ich… mache dir ja bloß Ärger.“ „Das macht nichts, Rin. Und dafür ward ihr beide schon immer gut, du… und Obito.“ Ihre Hand wanderte zu seinem Arm, und drückte ihn schwach. „Ich… Schelm, was? Danke, Kakashi.“, wisperte sie. Ihre Haut wirkte unglaublich grau und blass, als wäre sie durchscheinend wie die eines Geistes. Sakura trat an die beiden heran, doch bei diesem Anblick zog sich ihr die Brust zusammen, und ihre Hand legte sich ohne ihr Zutun auf den Mund. Sie musste das Gesicht abwenden, es war so schmerzlich, diese beiden zu sehen, und sie konnte und wollte sich in diesem Moment nicht dazudrängen. Es war nicht fair von Orochimaru gewesen, sie in diese Angelegenheit mit hineinzuziehen. Es war nicht fair, dass er Rin gegen Kakashi hatte kämpfen lassen. Als wären Menschenleben, die sie zerbrechlich waren, nicht mehr wert als Schachfiguren aus Glas auf einem großen Spielbrett. Es war alles nicht fair. „Kakashi, du… hast so viel für mich getan… Immer auf mich aufgepasst… Könnte Obito dich nur so sehen… Er wäre… er wäre sehr zufrieden mit dir… Wie ich. Glaub mir, er wäre es.“ „Rin… Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder gut machen soll, was ihr für mich geopfert habt… Obito und du… Wie soll ich mein Leben leben, damit ich all das rechtfertigen kann? Ich habe unendlich viele Fehler gemacht und viele Dinge getan, die ich niemals vergessen darf. Ich bin kein guter Mensch, Rin. Aber ich wollte immer, dass es dir gut geht.“ Da lächelte sie. „Ich weiß. Du bist es bereits. Du bist das alles bereits wert, was Obito… und ich…“ Auch wenn Kakashi wusste, dass es zu anstrengend war für Rin zu sprechen, wollte er ihre Worte nicht stoppen, konnte es nicht. Er war für ihren Zustand verantwortlich, er hatte sie zu dem gemacht was sie jetzt war, er hatte sie bei jedem Schritt begleitet. Alles was sie sagen würde, war etwas Besonderes. Und es würden doch niemals genug Worte sein können. Seine Arme schlossen sich ein wenig fester um seinen und Obitos Schatz, vorsichtig, stets behutsam, und versuchten sie bei sich zu halten. Nicht nur ihren Körper, sondern auch seine Rin, ihren Geist. „All die Jahre hast du dich um mich gekümmert… egal wie ich zu dir war. Das weiß ich alles. Manchmal wollte ich dich vergraulen, dich zum gehen zwingen,… damit du mich vergisst. Dich absichtlich vor den Kopf stoßen. Ich war so oft gemein zu dir. Aber selbst… wenn es unabsichtlich war, bist du nie gegangen. Du… kennst mich einfach zu gut, nich wahr? Mir war immer so kalt, so schrecklich kalt. Ich liebe dich, Kakashi.“ Sie drückte ihm mit den blutverschmierten Lippen einen Kuss auf den Mundwinkel. „Ich liebe dich so sehr. Du warst, bist… all die Jahre… da. Das habe ich dir nie vergessen.“ Ihre Hand nahm seine und legte sie auf ihre Brust. Deutlich spürte er unter seiner Hand das Schlagen ihres Herzens. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf den Mund. Sakura spürte einen Stich des Neids, schämte sich aber sogleich für ihre Gefühle. Rin schaute Kakashi ruhig und zufrieden in die Augen. „Ich liebe dich. Du bist die Wärme meines Lebens. Ich habe… auch etwas… ein …Geschenk für dich. Zum Dank. Für deine Jahre.“ Sie krümmte sich und wimmerte, dann erbrach sie sich, und Kakashi hielt ihr besorgt den Kopf zur Seite und die Haare aus dem Gesicht, damit sie keine Schwierigkeiten bekam. Er wünschte er wäre in der Lage, irgendetwas zu tun. Schwer atmend lag die abgemagerte junge Frau in seinen Armen und kämpfte gegen den heftigen Schwindel an. Ihre Haut wurde noch blasser. Schweißperlen traten ihr ins aschfahle Gesicht und liefen die erhitzte Haut hinab. Sie hatte Probleme das Gesicht des anderen zu fokussieren, und versuchte sich schließlich am roten, vertrauten Sharingan zu orientieren und festzuhalten. Ein Lächeln. Sakura erkannte die Symptome von Rins Körper auf den Verlust des… Orochimarus Experimentes. In Rins derzeitigem, ohnehin geschwächtem Zustand, musste es furchtbar für die kranke Frau sein. „Hab keine Sorge, Kakashi, ich bin kein gebrochener Mensch. Ich war glücklich mit euch in einem Team, mit Obito, Minato-Sensei und dir. Die Zeit danach… sie war hart, aber sie war nie unmöglich. Du warst es, der mich durch alles hin begleitet hat… Bei jedem Schritt. Sogar jetzt bist du an meiner Seite, the… Ich werde sterben, Kakashi. Daran führt kein Weg… kein Weg vorbei. Ich bin Ärztin, ich weiß das. Die Gewissheit macht mich stark und ich fühle mich sehr ruhig. Ich habe keine Angst, denn jetzt ist meine Zeit gekommen. Geh jetzt ohne mich weiter und lass mich…gehen. Lebe und werde …werde… auf jeden Fall… glück-…lich. Ich darf das von dir verlangen.“ Sie schloss ihre Augen und kämpfte gegen den viel zu starken Schwindel an. Dann hatte sie sich wieder etwas beruhigt, und mit Nachdruck und Belehrung in der Stimme wisperte sie ihm Worte ins Ohr. „Jetzt darf ich alles sagen, was ich will. Und so viel ich will. Sei stark, hörst du? Und hab keine Angst, ich sterbe nicht als gebrochene Frau. Wirklich nicht. Und du versprich mir, dass du das ebenso nicht tust. Und vor allem, dass ich dich erst sehr viel, sehr viel später …wiedersehen werde, versprich das, …ja?“ Er nickte langsam, jedoch ohne Zögern. Da lächelte sie zufrieden, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Dann ist gut. Dann ist gut. Meine Liebe. Wenn ich dich nicht als alten Mann mit unendlich vielen Falten überall und richtig w- weißen Haaren wiedersehe, dann werde ich… sehr böse sein auf dich, weißt du? Weil ich das verlangen darf.“ Sie musste wieder würgen. Blut mischte sich in ihren anschließenden Husten, und ihr Körper begann erst leicht, dann immer stärker zu zittern. Ihre Worte kamen schwerfälliger und undeutlicher, aber drängender. „Kakashi… Ich hab… hab noch ein Geschenk für dich… Nich vergessen… Ein Dankeschön für all d-die Jahre, in denen du immer… bei mir wars… Ich hab lang…lange darüber nachgedacht, habs mir extra aufgeschriebn, damit ich es nich vergesse wenn …wenn mein Kopf nich klar ist, un jetz… is es fertig un…-d… so weit. Ich will, dassu stark bis. Du sollso stark sein, dass dich nieman so leichd besiegn k-kann.“ Der Druck ihrer Fingerspitzen auf seinen Arm wurde wie ihr Blick intensiver, und sie kämpfte um jedes einzelne Wort. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. „Du solls…-t …der Stärkste auf der ganzen Welt sein- der Stärkste! Damit ich Obito nich sagen muss, sein Sharingan hätte …nich ausgereicht.“ Jetzt weinte sie wirklich. Was hätte nur sein können, wäre all dies nie passiert. Wären Obito, Minato, und sie… „Das, was dir dazu fehlt… is Kraft, Kakashi… Ich habe ein Jutsu erfundn, extra für dich… für dich. Ein Jutsu, meine Kraft dir ßu gebn, damidu, damit du das Sharinga benutzn kanns, so lange du wills…-t…“ Sie lächelte. „So lange du willst. Diese Kraft werde ich jetz nich mehr…brauchen. Es is…mein, mein Chakra.“ Mit dem bebenden Fingerrücken fuhr sie ihm voll aufrichtiger Zuneigung über die Wange. Sie wusste, dass er nichts sagen konnte, dass er keine Worte hatte für einen Augenblick wie diesen - woher hätte er sie auch nehmen können. Sie wusste, dass er diesen Augenblick immer gefürchtet hatte und nie hatte erleben wollen, und doch war er jetzt gekommen. Sie würde ihn verlassen. Sie würde fortgehen. Für immer. Seine letzte, verbliebene Verbindung zu Obito und Minato und all den anderen. Seine letzte Verbindung zu seiner Vergangenheit. Wenn sie fort wäre, wäre er der letzte aus seiner Zeit, seiner Art. Der letzte Hatake, der letzte des Teams Minato. Der Einzige. „Rin…“, seine Stimme war rau und leise, und tief innen besorgt, doch klang sie gleichzeitig gefasst. So war er, ihr Kopier-Ninja. Stark… Sie nickte zufrieden, ihre Augen strahlten. Einen Moment tat er ihr unendlich leid, hatte er sie doch nie aufgegeben, hatte soviel von sich selbst gegeben. Doch sie wusste, dass es besser für sie beide wäre. „Es geht weiter für dich. Gerade aus. Immer… mutig gerade aus weiter. Lebe wohl, Kakashi. Eines Tages …s-sehen wir uns wieder. Ich …ge-he nur schon mal vor und grüße die anderen von dir, denn du komm ßu spät. Un wag es, wag es ja nich, einmal ßu früh… nachßukommn, das wär…untypisch!“ Er schmunzelte kurz, dann drückte er sie fest an sich und vergrub sein Gesicht tief in ihren braunen Haaren. Ihre dünnen Arme schlossen sich um ihn, drückten ihn ein letztes Mal, und ihre perfekten weißen Hände begannen dann zitternd, Fingerzeichen um Fingerzeichen zu formen. Sakuras Tränen rannen frei die Wangen hinab, als Rins Chakra schließlich in Kakashis Körper floss, sanft, wie eine leise Anfrage, die sich warm und liebevoll an einen schmiegt. Hell bläulich und grün leuchteten die Chakrastränge, die sich an Kakashis Oberarm zu einem kleinen Siegel formten, das stark an eine bläuliche ANBU-Spirale erinnerte. Es dauerte ewig, und war doch innerhalb weniger Herzschläge getan. So plötzlich war es dann vorbei. Die Welt verstummte, und das Chakra verlosch. Nur noch ein winziger Rest blieb in ihr zurück. Das Siegel blieb dunkelblau auf der braungebrannten Haut zurück wie eine dumpfe, warm pochende Erinnerung. Kakashi legte die zu Tode ermüdete Frau in seinen Armen auf den Boden, und blickte in ihr lächelndes, wunderschönes Gesicht. Ohne hinzuschauen riss er sich etwas Stoff aus seinem Hemd um ihren blutverschmierten Mund zu säubern. Kurz blitzten Trauer und Bedauern in den warmen braunen Augen auf, dann schimmerten sie wieder zuversichtlich. „Ein bisschen wünschte ich, es wäre anders gelaufen. Aber es is gut so, weil alles gut wird… Bis dann, mein geliebter, starker Kakash-i.“, flüsterte sie. „Und dein Versprechn, …denk daran, Ka…-shi, denk daran…“ Sie hustete nass, bekam keine Luft mehr und schnappte panisch nach Atem. Sakura war sofort bei ihr, auch wenn sie wusste, dass sie Rin nicht retten konnte. Sie konnte ihr nur die Schmerzen erleichtern, den bevorstehenden, langsamen und qualvollen Tod etwas angenehmer machen. Ihr Chakra floss in den Körper der Kunoichi, und Rins Atem beruhigte sich wieder. Für weitere Worte fehlten der Sterbenden die Kraft. Ein gnadenvolles Ende in Würde blieb ihr verwehrt, der Tod trat nicht sofort ein. Klinisch saubere Tode waren selten. Es dauerte. Allein der Chakraverlust würde es am Ende unbarmherzig vorantreiben. Nach und nach versagte ihre Muskulatur die Funktion, und ihr Tastsinn schwand. Sie hatte Angst, Kakashi sah es in ihren Augen, obwohl sie es niemals zugeben würde. Da nahm er fest ihre Hand, ihr Kopf auf dem Schoß gebettet, aber sie sah es mehr als dass sie es fühlte. Sie weinte. Aber s war nicht wichtig. Nicht zu spüren. Die ganze Zeit über schaute sie in Kakashis Gesicht, fand Kraft und Unterstützung in beiden, seinen unterschiedlich gefärbten Augen, und in der Hand, die ihre fest und ruhig umschloss. Und auch in den prickelnden, warmen Chakrawellen Sakuras, die ihren Körper durchfluteten. Er war sich sicher, dass sie ihn irgendwann nicht einmal mehr sehen konnte, aber dass Zittern ihres Körpers wurde nach und nach ruhiger durch Sakuras Zutun, und Entspannung machte sich in den müden Gliedmaßen breit. So lange war sie so müde gewesen. Kakashi wusste nicht einmal, dass Rin auf einmal fort war. Ihr Blick hatte sich nicht verändert, und sie hatte ihn mit einem Lächeln im Gesicht lautlos wie ein Sonnenstrahl verlassen. Er bemerkte es erst, als Sakuras grünes Chakra aufhörte zu leuchten. Die junge Frau faltete ihre Hände auf dem Schoß zusammen und starrte mit fest zusammengepressten Lippen auf einen Punkt im Gras neben Rins friedlichem Gesicht. ~“Ich geh nur schon mal vor und werde die anderen von dir grüßen. Und wag es ja nicht, zu schnell nach zu kommen, Kakashi! Sonst werd ich nämlich böse.“ Das Gelächter eines zwölfjährigen Jungen mischte sich mit Rins Stimme, und Minatos weiße Zähne leuchteten auf, als er breit grinste. „Du bist ja heute viel zu spät, Kakashi. Gewöhn dir das bloß nicht an, eines Tages wirst du diese Eigenschaft noch ganz schrecklich bereuen. Man, warum muss ausgerechnet ich mit solchen Pflaumen in einem Team sein!“ „Hey!“, empörte sich Obito über ihre Worte. „Ich bin keine Pflaume. Über den da sag was du willst, aber vergleich mich bloß nicht mit ihm!“ Rin stemmte die Hände in die Hüften. „Ihr beide seid doch genau gleich – unterbrich mich nicht, Obito!- Und wann kann ich mal über dich sagen, du hättest gutes Timing! Niemals! Wenigstens Kakashi kriegt das sonst immer hin, er ist …eigentlich ganz toll. Ja, ihr beide seid wirklich überhaupt nicht zu vergleichen!“ „Bäh!“ „Bist du endlich fertig, Rin? Wir müssen los.“, sagte Kakashi und schritt desinteressiert über ihre Rede an ihr vorbei. Beleidigt schnappte sie nach Luft, sah Obito, der ihr eine hämische Grimasse schnitt, und rannte ihm wütend und wilde Drohungen ausstoßend hinterher. Minato schüttelte den Kopf und folgte seinem Team gutgelaunt. „Nicht wahr, Jiraiya-Sensei, so waren wir früher auch, unser Team unter deiner Führung… Ich bin also zuversichtlich.“ Das Lachen eines Hokages mischte sich unter das lautstarke Gezeter eines jungen, unbeschwerten Teams, das gerade an seinem Anfang stand. Am Anfang einer großen, sehr langen Reise. Kakashi betrachtete einen Moment länger Rins Gesicht. Es wirkte beinahe so, als würde sie schlafen. So wirkte es oft, dachte er sich. Der Sturm war vorbei. Alles war still und ruhig. Sie hatte ihren Frieden gefunden. Mit dem Zeigefingerrücken strich er ihr über die zarte Wange. Wie warmes Porzellan. Rin. Dann umarmte er sie und vergrub sein Gesicht in ihrer Nackenbeuge. Das Weiß der Finger trat hervor, als sein Griff um sie fester wurde. ~“Du bist die Wärme meines Lebens.“~ Dumpf konnte er Sakuras schluchzen hören. Der Mond strahlte kräftig und kühl. Es wirkte alles so unwirklich. So wenig real. Sein Sharingan war wie immer das erste, das weinte. Das andere Auge blieb trocken. Dann öffnete er die Augen, von denen er jetzt erst begriff, dass er sie fest zusammen gepresst hatte, nickte bedächtig und wiederholte im Stillen sein Versprechen. Keine Sorge, Rin, ich werde nachkommen. Aber jetzt noch nicht. Schmerz und Verlust waren unendlich groß. Aber die Notwendigkeit ihrer Situation, die Dringlichkeit der Angelegenheit, die sie überhaupt erst in diese Berge geführt hatte, half. Eine nahe Explosion erinnerte ihn an Naruto und Koshirou. Er blickte auf zu Sakura, die gerade ihren verletzten Knöchel heilte und ihre Heulkrämpfe nur schwerlich in den Griff bekam. Nein, jetzt noch nicht, Rin. Keine Sorge. Die Stille ist das was übrig bleibt von den Schreien Die Stille ist die Stille Die Stille ist meine Zukunft ~Erich Fried~ ~Ende Kapitel 34~ Ich wünscht, ich wäre ein Vöglein Und zöge über das Meer, Wohl über das Meer und weiter, Bis daß ich im Himmel wär! (J. v. Eichendorff) :) I killed Rin. What a bad person I am. Das nächste Kapitel heißt: "Der finale Stein" Kapitel 33: Der finale Stein ---------------------------- Moinsen Folks! Hier noch mal ein längeres Kapitel und das nächste Update, da ich das We nicht da bin. Großers Final, harhar!^^ Hab mir fette Musik aufgelegt (Verdi-Requiem!!! I love it!). Hoffe, es kommt beim lesen genauso fett wie die Musik und in meiner Fantasie. ;) Ich lasse mich nicht so leicht entmutigen. Kapitel 35 ~Der finale Stein~ Du von uns beiden hast immer nach deinen Idealen gelebt… Ich hingegen habe sie zu oft verraten, um dies von mir behaupten zu können. Ich muss hoffen, dass ich es ohne deine wachsamen Augen schaffen kann, deinen und Obitos Weg weitergehen zu können, denn er ist der einzig richtige für befähigte und selbstständig denkende Menschen wie uns… Andere zu beschützen. Obgleich mir danach ist, jedes Lebewesen in meinem Weg von der Oberfläche dieser gierigen Welt zu tilgen, das sich mir auf diesem Weg entgegenstellt… Kakashi hatte ihn bemerkt, noch bevor er sich mit einem Räuspern bemerkbar machte und aus dem Schatten der nachtdunklen Bäume auf die silbern beschienene Lichtung hervortrat. Kakashi und Sakura erhoben sich, wobei Sakura noch etwas nach ihrer Fassung rang und etwas länger brauchte. Der Kopierninja schluckte seine Emotionen herunter, auch wenn sein Chakra so unruhig flatterte, dass sogar die junge Chunin es spüren konnte. Ein Mann war zu ihnen auf die Lichtung getreten und verstellte ihnen den Rückweg zu Naruto und Koshirou. „Ich respektiere den Abgang eines Freundes,“ sprach er mit ruhiger Stimme, „aber ich habe nicht Geduld, bis zur Trauerzeremonie zu warten. Ich bitte dafür für euer Verständnis. Ich bin mir sicher, ihr fragt euch, wer ich bin, obgleich ich vermute, dass ihr es genau wisst. Ich bin euer eigentlicher Gegner, das verlangt das Abkommen mit Orochimaru. Ich habe nichts gegen euch, wirklich nicht. Aber innerhalb der nächsten zwei Stunden müsst ihr sterben. Dann seid ihr mit eurer Freundin vereint. Diese Handlung wird meinen Teil erfüllen: es steht das Auslösen eines Krieges auf meinem Terminplan.“ Der Tsuchikage legte seine Hände zu einem Fingerzeichen zusammen, während sein Klon nur einige hundert Meter weiter östlich im Wald die Sandgeschwister und Naruto gehörig auf Trab hielt, verbeugte sich kurz respektvoll vor Rins Körper, dann griff er an. ~*~*~ Der letzte Stein auf Orochimarus Spielbrett. Dank dem Gespräch mit Kabuto erkannte es Sakura nun deutlich. Der Tsuchikage vor ihnen war der Mann, den sie auf der Konferenz nicht hatten erkennen können. Er war Orochimarus Verbündeter, der sich als Bedingung um wahrscheinlich an die Macht von Orochimarus neuestem Experiment im Austausch heranzukommmen, ihnen nun persönlich in den Weg stellte. Einziges Problem: Der Tsuchikage hatte nicht den geringsten Verdacht geschöpft, dass Orochimaru ihn ebenfalls opferte. „Das kriegsauslösende Element.“, murmelte Sakura. Wenn sie den Tsuchikage töteten, würde es zum Krieg kommen. Niemand tötete einen Kage ohne, dass es eine Kriegserklärung gab. Orochimaru spielte seine Spielsteine aus wie es ihm passte – die Menschen, die dahinter standen waren für ihn ohne Wert. Kakashi war dem Mann in der Kutsche gefolgt, um ihn zu töten. Das zumindest hatte Kabuto behauptet. Stattdessen hatte Kabuto den Parasiten aktiviert und Kakashi zu sich und Sakura gerufen. Denn: Zeit um den Mann in der Kutsche zu erledigen würde immer noch bleiben, da es dessen Verpflichtung gegenüber Orochimaru war, seinerseits Kakashi zu erledigen. Orochimaru musste ihm falsche Tatsachen vorgespiegelt haben! Und Orochimaru musste sich ziemlich sicher sein, dass der Tsuchikage von Kakashi besiegt werden konnte. Andererseits hatte Kabuto auch behauptet gehabt, er wolle testen, ob Kakashi nicht vielleicht Sakuras Hilfe benötigte. Und genauso war es gekommen. Zudem waren Naruto und Koshirou ebenfalls hier – zwei unglaublich starke Shinobi, und zusätzlich auch noch die Sandgeschwister aus Suna. Das war ebenfalls einer geschickten Finte Orochimarus zu verdanken. Er hatte sie alle hier zusammengeführt. Hier in den Bergen, wo eine wichtige internationale Konferenz über ihrer aller Zukunft entschieden hatte und in der bereits beschlossen worden war, dass es einen Krieg geben sollte. Das einzige, was jetzt noch fehlte in Orochimarus Plan war der Krieg selbst. Und wenn Kakashi und Sakura gegen den Tsuchikage kämpften und ihn verletzten oder gar töteten, dann würde genau dies eintreten. Im Chaos eines Krieges könnte es ein leichtes sein, die endlich zu Ende und erfolgreich getesteten Parasiten zum Einsatz zu bringen. Und was dann? „Wir dürfen nicht gegen ihn kämpfen, Kakashi!“, mahnte Sakura. „Das könnte einen Krieg heraufbeschwören und das ist genau das, was Orochimaru will! So spielen wir ihm Konoha in die Hände! Wir dürfen nicht gegen den Tsuchikage kämpfen!“ Im letzten Augenblick riss Kakashi Sakura in Sicherheit, als eine Explosion den Boden dort zerriss, wo sie einen Herzschlag vorher noch gestanden hatte. Eindringlich schüttelte Kakashi ihre Schultern um sie zur Vernunft zu bringen. „Wenn du sterben willst, dann mach so weiter!“ „Ich habe Orochimarus Plan durchschaut, Kakashi! Er will-„ Kakashi unterbrach sie schlicht. „Er will einen Krieg. Egal was wir tun, Sakura, er hat immer mehrere Möglichkeiten im Voraus geplant. Selbst wenn wir den Kage nicht töten und uns stattdessen von ihm töten lassen, wird es jemand anderes tun. Der Tsuchikage ist bereits tot. Es wird diesen verdammten Krieg geben!“ „Was redet ihr da?“, fragte der Mann lauernd aber selbstsicher zurück. „Ich soll bereits tot sein? Orochimaru soll mich betrügen? Oh, da missversteht ihr etwas. Ich bin es. Ich bin derjenige, der dafür bekannt ist, mit den Köpfen der Menschen zu spielen. Ich bin nicht die Spielfigur, mit mir ist nicht zu spielen, dafür bin ich zu schlau. Niemand kann es mit meinen Fähigkeiten aufnehmen. Ich war es, der Orochimaru zu seinem Experiment inspiriert hat, ich war es, der die Grundlagen dafür legte. Ich muss nur noch euch Konoha-Ninjas aus dem Weg räumen, dann ist mein Teil der Abmachung erfüllt und ich werde so viele Parasiten erhalten, wie ich möchte. Ich bin der Marionettenspieler, nicht die Marionette.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Sie irren sich! Orochimaru ist nicht zu trauen.“ „Junge Dame, wer ihm traut ist selbst schuld. Ich traue ihm nicht, aber er würde es nicht wagen, mich aus dem Weg räumen zu lassen. Dafür muss er meine Macht zu sehr fürchten.“ „Orochimaru fürchtet sich vor niemandem.“, korrigierte Kakashi. „Ist das so?“ Der Tsuchikage baute sich zu seiner vollen, beeindruckenden Körpergröße auf. Er streifte seinen Umhang ab und entblößte dabei seine muskulösen, kräftigen Oberarme. Er rückte das Stirnband mit dem Zeichen der Erde zureckt und blickte die Shinobi aus Konoha mit seinen hellgrauen Augen an. Ihr Blick war Eisen. „Im Falle meines Ablebens wäre der alte Sandaime wieder Tsuchikage. Glaubt mir, diesen närrischen Greis wollt ihr nicht sehen.“ Der Mann lachte. „Ich bin Tetsú Katasá, Tsuchikage des Lands der Felsen. Niemand… vermag es, sich der Unbarmherzigkeit des ewigen Steins in den Weg zu stellen. Hiermit schwöre ich bei meinem Land und meinem Leben, dass ich meinen Auftrag erfüllen und somit meinen Teil des Abkommens einhalten werde: Ich werde euch von der Erdoberfläche tilgen.“ Kakashi warf Sakura einen bedeutsamen Blick zu, dann wandte er sich erhobenen Hauptes seinem imposanten Gegner zu. An seiner Schulter glaubte er, das warme Pochen von Rins Siegel zu spüren. „Dann ist es also unausweichlich: ein Kampf bis auf den Tod.“ „Bis auf den Tod. Hatake, Kakashi. Bis auf den Tod.“ ~*~*~ Verbissen kämpfte Naruto an der Seite von Sabaku no Gaara, dem Kazekage, und dessen Geschwistern Temari und Kankuro gegen das Oberhaupt des Landes der Felsen. Wind traf auf Stein, Sand riss an Felsen und Erde, Taijutsu prallte auf Taijutsu, Ninjutsu auf Ninjutsu. Verwirrt erkannte Naruto, dass der Kampf ausgeglichen war. ~*~*~ Mit Jubeis Körper auf dem Rücken sprang Genma zwischen den Bäumen hindurch. Neben ihm schimmerte der Fluss zwischen den nachtschwarzen Blättern durch, vor ihm sah er den breiten Rücken Raidous, der den Weg zu Ren und Sachiko vorpreschte. Genma fiel etwas zurück, da er sich immer wieder umdrehte und Rauchgranaten, Splittergranaten, Explosionskunais und Giftgaskugeln für ihre Verfolger zurückließ, die ihnen auf Sichtweite auf den Fersen waren. Sie sollten zusehen, dass sie von hier verschwanden. Sie konnten den Landstrich nicht retten, die Anwohner waren verloren. Er konnte seine Cousine und Gosaburo so wenig wie deren Kinder beschützen. Es oblag nicht ihrer Macht. Das hatte es von Anfang an nicht. Sie mussten um ihr Leben fliehen. Wenn sie jetzt nicht entkamen, würden sie zu den ersten gehören, die in diesem Krieg auf Konohas Seite fielen. Und dass es einen Krieg geben würde, daran hatte er nicht mehr den geringsten Zweifel: dafür war die Falle in die sie alle getappt waren zu ausgeklügelt und die Shinobi aus Kusagakure in diesem Landstrich bereits zu stark an den Grenzen zusammengezogen. Das ganze Land bereitete sich bereits vor. Und diese Kusashinobi verfolgten sie nun. Zweifelsohne, um sie zu töten. Genma hatte die Konferenz zwar gewaltsam unterbrochen, doch er hatte das, was durch sie ins Rollen geraten war, nicht mehr aufhalten können. Zwei Konferenzen. Sie hätten niemals stattfinden dürfen – doch Konoha war mit seinem Eingreifen zu spät gewesen. Er konzentrierte sich nach vorne, als er hörte, wie Raidou durch die Bäume auf eine Lichtung brach und sogleich mit einem Kunaihagel einen Angriff ausführte. Vor ihnen wartete also bereits eine weitere, feindliche Shinobieinheit auf sie… Es sah so aus, als hätten sie Sachiko und Saiyori erreicht. ~*~*~ Mit neuem Selbstbewusstsein auf mehr Chakra als zuvor zugreifen zu können, stürzte sich Kakashi mit einem gewaltigen Blitzjutzu in den Kampf. Ein riesiger Drache aus gleißend hellen, zuckenden Blitzen rauschte mit eleganten Drehungen durch die Luft und auf Tetsú Katasá zu. Mit einem erfreuten Auflachen nahm der Tsuchikage die Herausforderung an, ließ seine Hände übereinandergepresst auf den Boden krachen, und ein riesiger Erdwall erhob sich. Der Blitzdrache krachte dagegen, und Drache und Schutzwall lösten sich auf. „Sakura, bring Rins Körper in Sicherheit!“, rief Kakashi. Er spürte in sich eine tiefe Ruhe. Zorn und Trauer waren unter Kontrolle, weil es Rin widersprochen hätte in all ihren Grundsätzen. Stattdessen fühlte er sich unerschütterlich ruhig. Bevor Sakura Protest einlegen konnte, gelang es Kakashi bereits, den Kampf weiter die Berge herauf und aus dem Wald zu verlagern. Sakura zögerte nicht lange. Sie hatte Kakashi angesehen und geglaubt, eine Veränderung an ihm wahrgenommen zu haben. Eine kraftvolle, ruhige Ausstrahlung… Man sagt, häufig sind Menschen mit einer starken Ausstrahlung und einer unglaublichen Ruhe und inneren Ausgeglichenheit solche, die in ihrem Leben Grauenvolles erlebt haben… Denn sie haben einen anderen Grad von Reife erlangt… Sakura ging neben Rins schmalem Körper in die Knie und lud sie sich behutsam auf ihre Arme. Sie würde Kakashi jetzt nicht im Stich lassen und seinem Wunsch folgen. Denn es zeigte ihr auch, dass er ihr vertraute. Ihr Blick fiel auf das bleiche Gesicht Rins. Außerdem… Je schneller sie Kakashis Bitte nachkam, desto schneller konnte sie ihm anschließend zu Hilfe eilen. Und er würde ihre Hilfe benötigen, da war sie sich sicher. Kabuto könnte in diesem Punkt Recht behalten. Mit Genugtuung ließ sich der Tsuchikage in die kargeren Höhen der Murasame-Berge treiben. Felsen und Erde – das war sein Element. Hier hatte er den Vorteil! Mit einem gewaltigen Satz landete er auf einem erhöhten Felsdepot - der Fels bröckelte unter seinen Füßen. Dann holte er aus und ließ eine Faust auf die Erde krachen. Felsbrocken lösten sich wie durch einen Luftstrahl und wirbelten auf Kakashi zu. Der Kopierninja nutzte die heranfliegenden Felsbrocken, um sich geschickt dazwischen von einem zum anderen zu bewegen und in ihrer Deckung auf seinen Gegner zuzuschnellen. Tetsú bemerkte sein Kommen, visierte die Felsbrocken von denen sich Kakashi abstoßen wollte an und ließ sie einen nach dem anderen durch das Schließen seiner rechten Hand in tausend kleine Splitter zerplatzen. Kakashi musste seinen Angriff abbrechen um sich hinter einem Felsen vor den scharfen Steinsplittern zu schützen. Da tauchte vor ihm aus dem Boden das Gesicht des Tsuchikages aus, und schließlich auch der Rest des Körpers – er hatte sich durch das Felsenreich hindurchbewegt, geradewegs zu Kakashis Unterschlupf. „Raikiri!“ Der Kopierninja ließ sein geballtes Elektrizitätsjutsu in das Gesicht des Kages fahren, und dieser zog sich um Haaresbreite wieder ins Erdreich zurück. Kakashi stützte sich am Boden ab, versenkte dabei einen kleinen Gegenstand im Felsboden und sprang aus seiner Deckung hervor. Sofort tauchte sein Gegner in seinem Rücken aus dem Boden hervor und hieb mit einer gezackten Klinge nach Kakashis deckungslosen Rücken. Aber der Konoha-Ninja hatte damit gerechnet. Er zog an dem Draht, den er hinter dem Felsen im Boden verankert hatte und ließ ihn sich geschickt um den Angreifer schlingen. Dann zog er erbarmungslos und chakraverstärkt zu. Der Draht glühte auf unter der Elektrizität und brannte sich heiß durch den Körper des Gegners und zerschnitt ihn. Die beiden Körperhälften lösten sich auf und verwandelten sich in Schutt und Geröll zurück – ein Steindoppelgänger. Just in diesem Moment trafen Kakashi zwei mit festen Steinbrocken verstärkten Fäuste in den Rücken und warfen ihn zu Boden. Mit etwas Geschick, gelang es Kakashi, dem Anschlussschlag auszuweichen, der auf seinen Kopf gezielt hatte. Die Erde riss auf und Felsen sprangen aus dem sich auftuenden Loch. Wäre Kakashi von diesem Schlag erwischt worden, sähe sein Schädel jetzt genauso aus, wie der Fels. „SHAANNNAAAAROOOOO!!“ Mit einem gewaltigen Aufschrei warf sich das Mädchen seiner Träume wie aus dem Nichts auftauchend auf Tetsú Katasá und sandte ihn mit einem Überraschungsschlag gegen die nächste Felswand. Doch auch dieser Tetsú erwies sich als Felsdoppelgänger. Sakura gesellte sich an Kakashis Seite. „Wo ist der Echte?“ Kakashi setzte sich auf und blinzelte einen Moment überrascht, als er an die wilde Entschlossenheit zurückdachte, die in ihrem Angriff gelegen hatte. Sie meinte es wirklich ernst. Sie war wütend und entschlossen, ihn zu beschützen. Ein bisschen erinnerte sie ihn dabei an Naruto. Blindes Vertrauen, schoss es ihm durch den Kopf. Sie vertraute ihm. Und es war ein plötzliches, aber angenehmes Gefühl, nach all den vielen Verlusten und den Beweisen, wie zerbrechlich eine menschliches Leben war. Er wusste, dass er sich genauso um sie sorgte. Er wollte sie genauso beschützen. Es war ein plötzliches Bedürfnis, und es war noch nie so deutlich zu Tage getreten wie in diesem Augenblick, in dem sie sich mit ihren großen Brüsten über ihn beugte um die Gegend nach dem Feind abzusuchen. Ein fröhliches Grinsen stahl sich auf seine Züge. Es lohnte sich immer für einen Mann, sein Leben für eine tolle Frau zu riskieren. ~*~*~ Gaara ließ seine Augen über die Umgebung schweifen und entdeckte einige Kilometer entfernt die Rauchschwaden, Blitze und Detonationen eines Shinobikampfes auf einem der gewaltigen Berge die sie und das große Tal umgaben. Er kniff die Augen zusammen. Dann legte er zwei Finger auf das rechte Auge und ließ seinen Augapfel sich bei dem anderen Kampf in sicherer Beobachtungsentfernung manifestieren. Er sah seinen Verdacht bestätigt. Dort kämpfte auch ein Tsuchikage gegen zwei sehr bekannte Konohashinobi. Er löste das Beobachtungsjutsu auf und rief Temari und Kankuro mit einer Geste zu sich. Sofort erschienen sich an seiner Seite. „Was ist, Gaara?“, fragte Temari. „Dieser da vorne“, begann Gaara und nickte in Richtung ihres Gegners, „ist ein Doppelgänger. Vernichtet ihn.“ Kankuro grinste. Nun gab es also keine diplomatischen Verpflichtungen, da ihr Gegner ohnehin nicht wirklich real war. Kein Zurückhalten mehr. „Mit dem größten Vergnügen.“ ~*~*~ „Er könnte überall sein, der Felsen ist sein Element.“, murmelte Sakura. Sie verstand nicht ganz, warum Kakashi den Kampf ausgerechnet in die Berge verlagern musste. Damit waren sie ganz klar im Nachteil. Andererseits: er wusste schon was er tat. Er tat nie etwas ohne Grund. Sie vertraute ihm. Plötzlich lächelte sie ihn an. „Weißt du etwa, wo er steckt?“ Da brach aus dem Geröll ein paar Meter vor ihnen plötzlich ein gewaltiger Tiger aus Felsbrocken. Er wetzte mit seinem tonnenschweren Gewicht auf sie zu und zermalmte alles auf seinem Weg. Sakura löste sich von Kakashis Seite und sprang in Sicherheit. Kakashi hingegen tat nur einen Schritt zur Seite, die Hände verschwanden in einer so schnell ausgeführten Abfolge von Fingerzeichen, wie Sakura es noch nie gesehen hatte. Dann schossen aus seinen Händen dünne Luftspiralen, die sich blitzschnell um die eigene Achse drehten und auf den gewaltigen Steintiger prallten. Die feinen, rotierenden Spitzen der Luftspiralen drangen dabei problemlos in die Spalten der Felsbekleidung des Tigers ein, durchtrennten die Chakrafäden, die das Tier zusammenhielten, und schließlich zerfiel es in all seine Einzelteile. Diese Einzelteile kullerten den Berghang hinab und fielen klackernd in das bewaldete Tal. Für diese gelungene Aktion winkte Sakura erfreut mit den Fäusten. „Komm nur her, du…-!“ Dann riss der Felsen unter ihren Füßen auf und in einer gewaltigen Explosion wurden Sakura und Kakashi von den Füßen gerissen und voneinander getrennt. Sakura sah sich unglaublich schnell auf eine Felswand zurasen und wappnete sich gegen den Aufprall. Die Härte des Schlags trieb ihr die Luft aus den Lungen. Mühsam kam sie auf die Beine. Der Knöchel, dem Rin vor ein paar Minuten so zugesetzt hatte, schmerzte ungeheuer. Aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Aus den von der Explosion hervorgerufenen Staubwolken sah sie einen dunklen Schemen auf sich zukommen. Er war größer und schlanker als der Tiger, dafür waren seine Arme lang und dürr. Sakura stockte der Atem. Wohingegen der Tiger wie die grobe Arbeit eines gelangweilten und überbezahlten Steinmetzes gewirkt hatte, wirkte dieses Wesen vor ihr nun wie eine vollendete Alptraumkreatur aus einem blutigen Märchen. Die langen, schwarzen Arme endeten in scharfen Steinklauen, die kräftigen Beine zeigten ein wie lebendig wirkendes Muskelspiel, und unter rot glühenden Augen klaffte ein großes Maul mit Doppelreihen spitzer, schief gewachsener Zähne. Das Wesen kam auf sie zu, und Sakura war einen Augenblick zu lange gelähmt von dem Anblick. Scharfe Klauen rissen an ihrem Oberschenkel, als die Kunoichi sich mit einem Aufschrei in Sicherheit bringen wollte. Der Schmerz blendete sie einen Augenblick, dann fühlte sie eine starke, klauenbewehrte Hand an ihrer Kehle, und das Steinmonster presste sie schwungvoll gegen die Felswand, sodass sie splitterte. Sakura blickte dem Ding in die glühenden Augen, sah, dass es Lava war, was in seinem Inneren leuchtete und seine Augen rot färbte, und nahm war, wie das fürchterliche Maul sich weit öffnete und nach ihrem Gesicht schnappte. Dann nahm es fließend Kakashis Gestalt an. Wut kochte in Sakura auf, als sie sich vornahm, nicht auf diese Weise ein Ende zu finden und sich schon gar nicht von diesen simplen Gedankentricks beeinflussen zu lassen. Vor allem, da der Sauerstoffmangel bereits begann, ihre visuelle Wahrnehmung schwarz zu färben. „Manipulationsspielchen…? Mit mir… nicht…!“ Mit einem Ausruf purer Entschlossenheit ließ sie ihre flachen Handflächen von beiden Seiten gegen den ausgestreckten Arm krachen, der ihre Kehle zudrückte. Die eine Hand traf vor dem Ellebogen des Wesens, die andere dahinter. Durch die Chakraverstärkung zerbrach der Ellebogen beim zweiten Schlag wie Eissplitter und Sakura war frei. Gierig rang sie nach Atem. Das war knapp gewesen… Ohne zu Zögern presste sie beide Fäuste gegen die kunstvoll perfektionierte Brust des Monsters und ließ sie durch reine Kraft zerbersten. Die Wucht des Angriffs zerriss das Ding mit Kakashis Gesicht in vier Teile. Nach Atem ringend starrte Sakura auf die Überreste. Misstrauisch trat sie mit dem Fuß gegen ein nahe liegendes Stück, doch es rührte sich nichts. Erleichtert wandte sie ein heilendes Jutsu an ihrem Knöchel an. Eine Explosion weiter oben, fast am Gipfel des Berges, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Kakashi!“, rief sie, sammelte ihre Kräfte, nahm die Beine in die Hand und sprang Felsvorsprung um Felsvorsprung der immer steiler werdenden Bergspitze entgegen. Die Nacht voller Aufregung und Kämpfe verlange bereits ihren Tribut. Sakura fühlte sich erschöpft und ausgemergelt, ihr Körper schmerzte, da sie sich offenbar mehr Verletzungen zugezogen hatte, als sie bislang gespürt hatte, und ihre Chakrareserven hatten ebenfalls deutlich abgenommen. Ob es Kakashi ähnlich ging? Immerhin hatte er als Gegner einen völlig ausgeruhten und kampferprobten Kage, der bestimmt nicht grundlos zu dem geworden war, was er war. Schon von weitem konnte sie eine weitere, aber ungleich größere Steinmarionetten sehen, wie sie Kakashi unter ihrem gewaltigen Steinfuß zerquetschen wollte. Aber Kakashi hatte das passende Ninjutsu zur Hand. Er wischte mit der Hand über den Boden und unter dem Standbein des Steingiganten brach der Untergrund weg und rutschte gen Tal. Das Ungetüm verlor sein Gleichgewicht, fiel auf den Rücken und rutschte den Berg hinab. Sofort war Kakashi auf seine Brust gesprungen, seine Hand glühte gelb und feurig auf wie Lava, brannte sich durch die dicken Brustplatten und durchtrennten den zentralen Chakraknotenpunkt, der den Steingiganten zusammenhielt: am Solarplexus. Als Sakura das sah, kam sie nicht umhin, ein gewisses Maß an Stolz dafür zu empfinden, dass Kakashi die Schwachstelle der Steinmarionetten des Tsuchikages so schnell entschlüsselt hatte. „Komm heraus, Tsuchikage. Deine Steinspielzeuge sind wirkungslos gegen uns.“, sprach Kakashi laut. Mit einer gewissen Genugtuung stellte Sakura sich in seinen Rücken, konnte jedoch das deutliche, erschöpfte Atemholen nicht verbergen. Dennoch… Rücken an Rücken mit Hatake Kakashi gegen den Tsuchikage. Da sollte noch einer sagen, sie hätte hinterher nichts zu erzählen. Jedenfalls, sollte sie lebendig aus dieser Sache herauskommen. „Wie äußerst praktisch muss es sein, die Fähigkeit des Kopierens zu besitzen.“, echote die Stimme des Kages wie aus dem Nichts. Sie schien von überall gleichzeitig zu kommen, sein Standpunkt war nicht auszumachen. „Eine geschickte Art von Diebstahl. Deiner kleinen, völlig erschöpften Freundin würde diese Fähigkeit auch nicht schaden.“ Kakashi ging darauf nicht ein. „Die Steinmarionetten waren nur Spielzeuge. Willst du den Kampf ewig hinauszögern, indem du uns mit wirkungslosen Angriffen langweilst?“ Sakura hätte beinahe geblinzelt. Hatte sie sich verhört? Kakashi reizte den Kage? Kakashi reizte einen Gegner? Eine gewisse Anspannung machte sich in ihrer Brust breit. Dann stahl sich ein schwaches Lächeln auf ihre Züge. Ganz eindeutig: Kakashi hatte einen Plan. Denn andernfalls würden sie den Rückweg nach Konoha als Leichen antreten. „Sakura. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, begibst du dich so schnell wie du kannst auf den Felsvorsprung, der sich in 1500 Meter Entfernung auf neun Uhr befindet.“, raunte Kakashi ihr zu, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Aber…“ „Vertrau mir einfach!“ „Ist gut.“ Wie viel Kraft hast du noch, Kakashi? Kannst du es mit ihm aufnehmen? Kannst du es oder muss ich mir Sorgen machen, dass du dein Versprechen Rin gegenüber brichst…? Ich hoffe nicht… Es folgte ein Moment vollkommener Stille. Einzig die fernen Kampfgeräusche am Fuße des Berges, wo Naruto und die anderen kämpften, drangen dumpf an Sakuras Ohren. Dann plötzlich wurde es auch im Tal still. Der Kampf dort war beendet. Kakashi sog erwartungsvoll die Luft ein. Der Schattendoppelgänger war besiegt, der Tsuchikage damit wieder im ungeteilten Besitz seines Chakras. Dann bebte plötzlich der Felsen unter ihren Füßen. Steine begannen zu vibrieren und zu zittern. Schließlich bäumten sie sich vor Kakashi langsam zu einer Blase, wie ein Geysir, bevor es aus der Erde bricht. Dann nahm die Ausbuchtung plötzlich Konturen an, es bildete sich eine gewaltige, feine Nase, stahlgraue Augen öffneten sich und fixierten sie und ein schlanker, eleganter Mund sprach mit gewaltiger Stimme, die den Berg zum Zittern brachte. „Ihr habt es gewagt, mich, den Tsuchikage, Herr über alle Erde, Felsen und Gestein, herauszufordern. Ihr Tore habt mich auf meinem eigenen Gebiet herausgefordert.“ Seine Stimme wurde noch lauter und Sakura duckte sich unter ihrer Gewalt. „ICH BIN DAS GESTEIN, ICH BIN DER BERG! NIEMAND VERMAG DIE NATUR ZU BEZWINGEN, KEIN MENSCH HAT GEGEN DIE UNENDLICHEN KRÄFTE EINES GANZEN BERGES EINE CHANCE!!“ „Jetzt, Sakura!“, zischte Kakashi. Also rannte sie. Dann kämpfte plötzlich die ganze Welt gegen sie. Der ganze Berg geriet in Bewegung, Steinarme bildeten sich aus Felsen und Gesteinsbrocken und griffen und schlugen nach ihr. So schnell sie konnte rannte Sakura mit ihrem schmerzenden Knöchel durch den beweglichen Wald aus Armen und Fingern, wich aus dem Nichts schießenden Felsbrocken aus, kämpfte sich plötzliche Lawinen wieder hinauf, die sie ins Tal zerren wollten und zerschmetterte steinerne Tiere, die aus Erdhöhlen hervorsprangen und Jagd auf sie machten. Sakura hielt den Felsvorsprung, den Kakashi genannt hatte genau im Auge und konzentrierte alles was sie hatte darauf. Sie musste ihn erreichen, sie musste es so schnell wie möglich, denn Kakashi hatte es so gesagt. Sie durfte nicht scheitern! Sie vertraute ihm. Also riss sie sich zusammen und gab alles was sie zu geben hatte, um in dieser verzweifelten Situation nicht aus Unachtsamkeit noch ihr Leben zu verlieren. Dann endlich, mit einem gewaltigen Satz, völlig außer Atem und völlig zerschrammt, hatte sie den Absatz erreicht. Gleich nach ihr landete ein Steinbär auf dem Vorsprung, den Sakura mit einem geschickten Tritt noch in seinem Flug den Hang hinab beförderte. Dann erblickte sie Kakashi, der immer noch inmitten des Zentrums des Geschehens war und genau wie sie angreifenden Gliedmaßen aus Stein auswich, bevor sie ihn unter ihrer Gewalt zerschmettern konnten. Mit atemloser Bewunderung bemerkte sie seine geschickten, flinken Bewegungen, seine Anwehrgriffe, wenn Steinmarionetten ihn angriffen,… Er war ein perfekter Kämpfer. Zu keiner Zeit setzte er zuviel Chakra oder Kraft ein, sparte durch geschicktes Taktieren und kontrolliertes Kämpfen Energie, Aufwand und Chakra. Es war ein gewaltiger Anblick. Die Sonne flutete mit ihren Sonnenstrahlen die morgendlichen Gebirgsketten und zeichnete so in jeder Deutlichkeit das Bild vom Kampf des Konoha-Ninjas und des Tsuchikages aus dem Felsenland ab. Wie ein gewaltiges Gesicht hatte sich eine Seite des Berges verformt und sorgte dafür, dass immer mehr Felsenstränge wie gewaltige, wirbelnde und grobe Tentakel nach dem feindlichen Shinobi in ihrer Mitte griffen. Es waren zu viele… Der gewaltige Mund lachte, und der ganze Berg erbebte dabei und riss Sakura von den Füßen. Der Tsuchikage hatte sein stärkstes Jutsu vollführt. Er war mit dem Berg verschmolzen. Er war der Berg, er war die Gewalt des Berges und sein Geist. Niemand hatte gegen ihn eine Chance. Niemand konnte solche Naturgewalten besiegen! Niemand konnte einen Berg besiegen! Besorgt beobachtete Sakura, wie Kakashi immer mehr Prellungen und Schürfwunden abbekam. Jeder Angriff war ein Stückchen näher an ihm dran als der vorherige. Wenn es noch lange dauern würde, würde Kakashi früher oder später diesen ungleichen Kampf verlieren. „Was auch immer du vorhast, Kakashi… Tu es jetzt.“, sagte Sakura zu sich selbst und ballte die Fäuste. Erwartungsvoll und angstvoll zugleich starrte sie auf das gigantische, bewegliche Schlachtfeld vor ihren Augen. „Darauf hast du doch gewartet, nicht, Kakashi? Deswegen hast du ihn in die Berge gelockt… Du wolltest, dass der Tsuchikage sein stärkstes Jutsu verwendet… Die Macht der Erde… Also tu es jetzt! Oder es ist zu spät…! Schließlich ist er ein Kage… Ein echter Kage… Der stärkste Ninja seines Dorfes… der mich innerhalb eines Wimpernschlages auslöschen könnte wenn er wollte… Bitte… Kakashi… sei so stark wie ich glaube… Sei stärker als er… sei klüger.“ Dann wurde Kakashi von einem Felsenarm im Rücken getroffen und hart zu Boden geschmettert. Benommen reagierte Kakashi rein instinktiv, als er sich zur Seite rollte und damit der zermalmenden Kraft eines Angriff entkam. Der Luftdruck wirbelte ihn weiter herum und Gesteinssplitter drangen durch seine Shinobikleidung. Behende kam er auf die Beine, duckte sich unter harten Greifarmen hindurch und endlich hatte er sich dorthin vorgearbeitet, wo er hatte hingelangen wollen. Wenn dort oben der Kopf des Tsuchikages war, dann war hier die Brust. Steinmarionetten und Arme langten gleichzeitig nach ihm, doch mit einer Selbstverständlichkeit als wäre er damit zur Welt gekommen, erglühte Rins Chakrasiegel auf seinem Arm und erlaubte ihm den Zugriff auf ihre mächtigen Chakrareserven. Er begrüßte das warme, berauschende Gefühl als wäre es ewig vertraut, schlug die Hände in einem einzigen Chakrazeichen zusammen und ließ daraus eine grelle Chakrakugel erwachsen, deren helles, rasch anschwellendes Grün alles verschlang. Steine zerbarsten unter der Druckgewalt, zerbröckelten wie Ruinen und zerfielen zu Staub. Einzig Kakashi stand noch dort, der Platz um ihn herum wie leergefegt und glatt poliert durch das Chakra. Er hatte freie Bahn. „Darauf habe ich gewartet, Tsuchikage. Denn nicht alle fürchten die Macht der Berge. Eher fürchten sie die Unbarmherzigkeit der Gesetze der Natur.“ Die harten Augen des Tsuchikages verengten sich. „Und was willst du damit andeuten? Dass jemand stärker sein könnte als sie? Du zum Beispiel?“ „Nein. Das wäre vermessen. Ich bin nicht einmal stärker als Ihr. Aber ich will damit sagen, dass selbst Ihr ihnen unterworfen seid. Den Gesetzen der Natur, meine ich…“ Seine Hände schienen zu verschwinden in den rasend schnellen Bewegungen, in denen er eine komplizierte Reihe von Handsiegeln ausführte. Als er sie beendet hatte, lächelte er. „Und um deine Frage von vorhin zu beantworten: Ja. Es ist äußerst praktisch, Jutsus mit diesem Sharingan zu kopieren!“ Ein durchsichtiges Schimmern umgab Kakashis Körper, sodass Sakura schloss, er müsse sich zusätzlich mit einer Art Schutzschild umgeben haben. Dann presste Kakashi beide Hände übereinander und auf den Teil des Berges, wo sich der Solarplexus des mit dem Berg vereinten und von dessen eigener Macht so trunkenen und überwältigen Tsuchikages befinden musste. Die Schwachstelle in allen Kreationen des Tsuchikage war jeweils der Sonnenpunkt auf der Brust. Warum also nicht auch bei seiner gewaltigsten Schöpfung! Heiß und mächtig schoss Feuer in den Felsen. So heiß war es, dass es weiß glühte und Sakura selbst von ihrem entfernten Standpunkt aus blendete. Immer tiefer und gewaltiger ließ Kakashi mit Rins Chakra das Feuer in den Berg rinnen, dessen Erschaffung er vor gar nicht allzu langer Zeit von einem Felsenninja kopiert hatte. Von niemand anderem als dem Tsuchikage hier vor ihm selbst. Niemand konnte den Tsuchikage besiegen wenn er sich mit den Gewalten der Natur verbündet hatte… außer ein Tsuchikage selbst. Denn das Gesetz der Natur sah vor, dass Fels, der auf mindestens 800 Grad erhitzt wurde, schmolz. Die Hitze war so unerträglich, dass Kakashis Schutzschild nicht in der Lage war, alle Wärme von ihm abzuhalten. Dennoch hielt der Schild. Denn er besaß jetzt genügend Chakra. Die Feuerlanze brach sich ihren Weg durch den Felsen, fraß sich wie ein zäher Wurm durch den Gestein und ließ ihn schmelzen. Überall im Umkreis von einem Kilometer begann der Berg zu glühen und zu dampfen. Der Tsuchikage brüllte vor Schmerzen. Schnell wollte er sein Jutsu wieder auflösen und sich von den Steinen, die ihm in seinem Leben immer Schutz geboten hatten, trennen, doch dafür war es bereits zu spät. Die flüssige Lava hatte sich so mit ihm vermischt, dass Teile von ihm bereits in Flammen standen, ohne dass er wusste, dass sie noch zu ihm gehörten. Alles versank in Chaos, er konnte nicht mehr entscheiden, was zu ihm und was zum Berg gehörte. Er war der Berg. Und er schmolz mit ihm. Die Hitze erreichte schließlich sein gut geschütztes Herz, doch Kakashi sandte das Feuer auch in sein Gehirn und erschütterte damit die Chakrakontrolle des Kages. Das Herz war geschützt von einer enggeknüpften Chakraschicht. Doch mit der Geduld eines vollausgebildeten Jonins ertastete er unbarmherzig die Schwachstellen, und setzte dort mit rasiermesserscharfem Chakra an. „Willst du immer noch sterben, Tsuchikage? Oder willst du leben?“, brüllte Kakashi über den Lärm des bebenden Berges hinweg. „Narr!“, schrie der Berg zurück. „Nur ein Narr würde das fragen! Ich war doch schon tot seit ich einen Handel mit Orochimaru einging!“ „Der Moment der Erkenntnis mag schmerzlich sein, aber dennoch obliegt die Entscheidung ganz allein bei Ihnen, Tetsú Katasá. Ihr seid der Tsuchikage. Ihr entscheidet. Ihr leitet ein ganzes Shinobidorf. Kämpft zusammen mit Konoha gegen Orochimaru. Werdet nicht Teil seines Spiels! Dafür seid Ihr zu stolz.“ Die Stimme des Kages klang sanfter als zuvor. „Stolz, nicht wahr? Meine Stärke und meine größte Schwäche. Daran hat Orochimaru mich gepackt. Und daran habt auch Ihr, Kakashi Hatake, mich gepackt und besiegt. Ihr kanntet mein Jutsu. Als Ihr den Kampf in die Berge versetztet, wolltet Ihr, dass ich es anwende. Ihr habt mich sogar gereizt dazu. Und als dann mein Doppelgänger im Tal von Gaara und dem blonden Jungen aus Konoha besiegt wurde und ich wieder auf mein ungeteiltes Chakra zugreifen konnte, da war der Moment gekommen, in dem ich dieses Jutsu anwenden konnte. Ganze Länder hätte ich mit dieser Kraft in die Knie zwingen können, ganze Landstriche in ein Schlachtfeld verwandeln. Doch Ihr ward der, der mein eigenes Feuer-Jutsu kopierte. Das Jutsu, das diesen Berg zunichte machen kann. Allein durch die Gesetze der Natur. Ich respektiere Euch. Ich respektierte auch Euren Vater, Hatake. Sakumo war ein ehrenwerter Mann. Ich erkenne viel von ihm in Euch.“ „Nehmt Ihr nun Konohas Friedensangebot an?“, fragte Kakashi. Ein trockenes Schmunzeln erklang. „Ja.“ Erleichtert ließ Kakashi von den Schutzwällen um das Herz ab, zog sein Chakra aus dem Gehirn und allen anderen Regionen. „Ich bin froh, dass zu hören.“ Das breite Gesicht des Tsuchikages verzog sich zu einem Lächeln. Dann plötzlich riss er seine Augen weit auf und brüllte schmerzerfüllt auf. Ein Zucken durchfuhr den Berg und ohne Kakashis Zutun erhitzte sich der Berg erneut. Der Kage wandte das Jutsu selbst an. Überrascht starrte Kakashi auf das, was sich vor ihm abspielte. „NEIN!“, brüllte der stolze Shinobi. „NEIN, DIESE DRECKSSCHLANGE! DIESES… ER HAT… ER HAT MIR EINEN DIESER PARASITEN EINGEPFLANZT!! ICH KANN MEINE EIGENEN JUTSUS NICHT KONTROLLIEREN! ES KONTROLLIERT SIE! VERSCHWINDET VON HIER, KONOHA-SHINOBI! VERSCHWINDET!“ Entsetzt konnte Kakashi fühlen, wie die Punkte, die er selbst zuvor angegriffen hatte nun ungewollt von dem Kage selbst attackiert wurden. Ein Steinarm schoss von der Seite her und stoppte vor Kakashi. Dieser verstand und ließ sich von dieser Hilfe über den rapide wegschmelzenden Felsen außer Reichweite tragen. „Ihr hattet Recht, Hatake, Kakashi. Orochimaru hatte etwas in der Hinterhand. Er hatte es wahrscheinlich schon lange, lange Zeit, und ich habe es nicht einmal gemerkt. Ich war die Marionette. Von Anfang an. Was für ein elendes Ende für einen Kage.“ Kakashi sprang über aufreißende Felsspalten, aus denen heißer Dampf und Lava schossen. Dann hatte er Sakuras Seite erreicht und zerrte sie mit sich, von diesem Berg hinab. „Was…?“, wollte sie beginnen, doch er schnitt ihr das Wort ab. „Wir können nichts tun, ich habe kaum noch Chakra. Der Parasit verwendet die großen Chakrareserven des Tsuchikage gegen ihn. Orochimaru hat gewonnen. Er wird seinen Krieg bekommen.“ „Aber Tetsú Katasá lebt noch! Wir müssen doch etwas tun!“ Der schmerzerfüllte Aufschrei des Berges zerriss den Morgen. Lava brodelte und warf tanzende Flammen umher. Dann plötzlich öffnete sich das, was einmal der Mund des Berggesichtes gewesen sein war, und ein gewaltiges Wasserjutsu brach daraus hervor und brach auf die Lava. Eine gewaltige Explosion entstand, als Tonnen von Wasser auf Lava trafen, und den gleichgültigen Gesetzen der Natur folgend die Hälfe des Berges mit einer monströsen Detonation fortgerissen wurde. ~Ende Kapitel 35~ Größenwahn und Verrat ist ja in Naruto immer ein beliebtes Thema. Ich glaube, in meiner Fantasie war es allerdings weitaus spektakulärer, als es in Worte fassen zu müssen. ;) Ich hoffe es hat niemanden gelangweilt oder zu erhobenen Augenbrauen genötigt. >>>Beta-Leser gesucht für die letzten beiden von drei Kapiteln (so viel Arbeit ist es also nicht mehr).<<< Kapitel 34: Alles wird gut -------------------------- >>Beta für Prolog gesucht! Brauche dort dringend Featback zum Inhaltlichen.« @Shuu-San: Entschuldigung. Die Nachricht wär gar nicht nötig gewesen, du hattest es ja schon selbst gecheckt. Gomen für meine Verpeiltheit... x.x Und vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.^_^ Musik: Carmina Burana: O Fortuna von Carl Orff :)))) und Everything will be alright – The Killers. Kapitel 36 ~Versprechen ~ oder: Alles wird gut~ Genma ging langsam auf Sachiko zu und drehte sie behutsam um. Überrascht sog er die Luft ein, als er wider Erwarten begriff, dass sie atmete. Sie lebte noch. Aber wieso war Ren dann… Hatte sie irgendetwas gemacht? Was war hier geschehen? Genma schluckte. Gerade rechtzeitig duckte er sich unter einem Kunai durch – die Kusa-Ninjas hatten sie inzwischen auf der Lichtung eingekreist. Raidou kümmerte sich um sie, konnte aber natürlich nicht alle gleichzeitig im Auge behalten. Genma ging geduckt weiter zu Saiyori. Die Rothaarige lag gleich neben Sachiko auf der Seite, ein großer Blutfleck war auf ihrem Rücken zu sehen. „Saiyori? Saiyori?“ Er drehte sie auf den Rücken und fühlte ihren Puls. Nichts. Panik kroch in ihm hoch und er begann mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Nach wenigen Minuten richtete sich der Spezial-Jonin widerstrebend auf der von Kampfspuren gezeichneten Lichtung auf. Raidou war etwas weiter vor ihm, um sie herum ungefähr dreißig Shinobi aus Kusa. „Ich hasse dieses Land.“, wisperte Genma an seinem Senbon vorbei. Etwas lauter brüllte er dann: „Raidou, willst du hier sterben?“ Ihre Gegner hoben angriffsbereit ihre Waffen. „Nein, du etwa?!“, rief Raidou augenblicklich zurück. Genmas Augen wurden zu Schlitzen und nahmen den stechend scharfen Ausdruck eines Scharfschützen an, den Jubei immer so gefürchtet hatte. „Nein.“, sagte Genma. Dann ließ er seine Hand an seine Brusttasche wandern. „Lust auf einen unfairen Kampf?“ Raidou ließ den Kopf hängen, lächelte aber dabei. Er hatte verstanden. Es gab keine andere Möglichkeit. Nicht für sie. Ihr Krieg hatte bereits begonnen. „Lust nicht. Aber sterben will ich auch nicht.“ „Glaubst du, die anderen sind noch am Leben? Team Kakashi, meine ich.“ Raidou zuckte mit den Achseln. Erste Regentropfen landeten auf seiner lädierten Uniform. Es begann wieder in Strömen zu regnen. „Wir haben unser Versprechen Gyobue gegenüber gebrochen. Mir würde der Gedanke gefallen, dass dafür der anderen Gruppe umso mehr Glück beschieden ist.“ Genma schmunzelte und klackte mit seinem Zahnstocher, das nasse Haar klebte ihm bereits strähnig auf der Stirn. Jetzt, im Angesicht des Todes konnte Raidou ihm offensichtlich doch verzeihen. „Das ist nur fair.“, murmelte er zu sich und dachte kurz an Hana und seine beiden Kinder, die er zurücklassen würde. Dann kam ihm der Gedanke an seinen widerlichen Ausbilder, der bestimmt froh war, dass Genmas Methoden dieses eine Mal nicht funktioniert hatten. Endlich wäre er ihn los. „Scheiß auf Fairness.“ Er begab sich in Kampfhaltung. Raidou war an seiner Seite, und das tat gut. Es war gut, jemand verlässliches ohne Verrat in seiner Nähe zu wissen. Blindes Vertrauen. Genma lächelte. „Wenigstens ein bisschen Fairness bleibt doch am Ende übrig.“ Ein Gefühl ließ ihn nach oben starren. Er erblickte nichts als Regen. Doch plötzlich änderte sich die Konsistenz der Tropfen und es wurde ein dichter Teppich aus scharfen und unendlich spitzen Eisstacheln die wie ein Gewicht nach unten sausten. Unmöglich, ihnen auszuweichen! Genma duckte sich, doch da kam Raidou auf dem nassen Untergrund angeschlittert, ein Knie in den Boden gerammt, und machte blitzschnell Handsiegel. Dann wischte er in einem Halbkreis über ihnen durch die Luft und bevor der spitze Hagelschauer sie erreichen konnte, flammte ein feuriger Schutzschild über den beiden Konoha-Shinobi auf und verdampfte zischend mit dem Eis. Augenblicklich hörte der Regen auf. Raidou presste die Hände auf den Boden und zahllose Steinspitzen sprossen aus dem Boden geradeaus, teilten sich und bildeten einen Halbkreis. Einen Sekundenbruchteil später explodierten sie. Wieder lächelte Genma und öffnete in bitterer Entschlossenheit eine Schnalle an einer seiner Hüfttaschen um nach den Giftgaskugeln zu greifen. „Scheiß auf Fairness… Ich will überleben.“ ~*~*~ Naruto wischte sich den Schweiß aus den Augen und zeigte Gaara den erhobenen Daumen. Es war ein toller Kampf gewesen. Dann wandte er sich der alles übertönenden Auseinandersetzung auf dem Berg über ihnen zu. Himmelsblaue Augen sahen einen brennenden, sich aufbäumenden Gipfel, aus dessen Mitte plötzlich ein Geysir eiskalten Wassers brach und sich auf die rotgelb flammenden Massen aus flüssigem Gestein senkten. Wie in Zeitlupe sah er die beiden schemenhaften Gestalten, die in dem Glühen kurz vor Aufprall des Wassers beinahe nicht zusehen waren und dann in der gewaltigen Explosion verschwanden. Narutos Blut gefror ihm in den Adern. Pakkun, Raven und Bull, die bei ihm gestanden hatten, verpufften einer nach dem anderen. Dann erreichte sie die Druckwelle der Explosion und riss alle von den Füßen. ~*~*~ Anko stakste missmutig mit ihren Krücken und dem Gips durch Konohas Straßen. Um sie herum quengelten Genmas Kinder und ärgerten sie bis zur Weisglut. Hana spazierte daneben und belächelte die Szene. In einem Moment von Wehmut seufzte sie und blickte in den Morgenhimmel. Denn sie hoffte tief in ihrem besorgten Herzen, dass auch Genma ihn in diesem Augenblick sehen konnte. Etwas von ihnen entfernt stand Shizune im Schutz der Bäume auf dem Felsdepot über den Gesichtern der Hokages. Sie streckte den Arm aus, ließ den Nachrichtenvogel auf ihrem Arm landen, streichelte ihm gedankenverloren über den gefiederten Kopf und löste die Anweisungen, die an seinem Fuß befestigt waren. Dann schnürte sie ihre eigenen Informationen an ihm fest, damit er sie ihrem Herrn überbrachte. Tsunades rechte Hand warf den Arm hoch und der Vogel breitete seine Schwingen aus und erhob sich in den strahlend blauen Himmel mit Shizunes Informationen. Sie würden im kommenden Überraschungsangriff für Konoha den Untergang bedeuten. Denn sie enthielten alles. * ~ ~ ~ * Ich habe dir versprochen, alles wird gut. Ich habe nicht vor, mein Versprechen zu brechen, du wirst schon sehen, am Ende wendet sich immer alles zum Guten. Der Berg kam ins rollen und ganze Hänge rutschen ab und rissen weitere mit sich. Der halbe Berg sackte weg. Schutt und Geröllmassen setzten sich erst träge in Bewegung, nahmen immer mehr an Geschwindigkeit zu und stürzten tosend ins Tal. Kakashi sah die Felsbrocken auf sich zu kommen, packte Sakura und trug sie ohne zu Zögern zwischen den herabfallenden Trümmern hindurch, die von Felsvorsprüngen abprallten und mit ungeheurer Kraft durch die Luft geschleudert wurden. Mit ihrem verletzten Knöchel wäre sie zu langsam. Dann erreichte sie die Gerölllawine. Ein Stein gleich einem Geschoss erwischte Kakashi an der Wade und er strauchelte. Er warf einen Blick über die Schulter und reagierte sofort. Er katapultierte Sakura von sich und sprang ebenfalls. Sakura schrie als Kakashi sie fortschleuderte. Sie schlug auf den Steinen auf, verlor den Halt und rutschte mit dem Untergrund den Hang hinab. „Kakashiii!“ Die gewaltigen Gesteinsmassen rissen sie weit mit sich fort. Nur unter großen Anstrengungen gelang es ihr, sich halbwegs aufzurichten und über das abrutschende Gestein zurück zu laufen. Kakashi ist noch dort! Ich muss zu ihm! Ich muss unbedingt zu ihm! Ihre müden Muskeln schmerzten und protestierten unter den ungewohnten Anstrengungen. Wie lang hatte sie gekämpft? Die halb Nacht? Die ganze? Und jetzt kamen diese Naturgewalten und wollten sie von ihrem verdienten Sieg abhalten? Dabei war der Tsuchikage doch letztendlich auf ihre Seite gewechselt… Er hatte ihnen doch helfen wollen… Aber Orochimaru… Sakura musste sich auf sich selbst konzentrieren. Verbissen kämpfte sie sich über den haltlosen Untergrund nach oben. Dann war es plötzlich vorbei. Alles kam zum Stehen. Der Berg schwieg. So plötzlich wie es begonnen hatte, endete der Kampf des Tsuchikages. Es war vorbei. Der Yondaime des Felsenreiches war nicht mehr. Orochimaru hatte gewonnen. Staub hing wie Dunst in der Luft und versperrte die Sonne, Sand regnete vom Himmel. Nur vereinzelt fiel noch der ein oder andere Stein und klackerte hallend hinab. Ein Stückchen blauen Himmels war zu sehen, und ein Vogel flog dort oben, weit entfernt, und in der Sonne schimmerte sein Gefieder silbern. Sakura entdeckte ihn, und es schien so unwirklich still zu sein. Fieberhaft glitten ihre Augen dann über die Trümmer die sie zu allen Seiten umgaben und ihre Füße rutschten über den instabilen Boden. Etwas weiter entfernt kam wieder ein Hang ins Rutschen und stürzte ins Tal. Es war nach wie vor sehr gefährlich. Sie mussten hier auf der Stelle fort! Ist er entkommen? Wo ist er? ___ Ich glaube an uns Ich komme um dich zu finden Und wenn es mich die ganze Nacht kostet Ich werde dich nicht vergessen Und laufen und laufen die ganze Nacht Alles wird gut. ___ „Kakashiii.“ Nur ihr Echo war die Antwort. Es war schwierig durch all den Staub etwas zu sehen, geschweige denn Kakashi zu finden. „Kakashi, wo bist d…“ Er war dort. Dort drüben, nicht weit von der Stelle, wo sie getrennt worden waren. Gar nicht weit entfernt. Hastig eilte sie an seine Seite, kniete sich nieder und nahm seine Hand. Tränen schossen ihr in die Augen, und stur wischte sie sie weg. Er war von mehreren großen, bleischweren Gesteinstrümmern eingeklemmt, die seine komplette rechte Hälfte unter ihrer Masse begruben. Das Sharingan blickte ihr entgegen, die rote Pupille leicht getrübt vor Schmerzen. „Sakura…“ Jetzt schluchzte sie doch. Wie hatte das passieren können? Wieso überhaupt? Und so plötzlich. Die Mission war doch zu Ende. Sie hatten doch so vieles hingekriegt, sie hatten doch gesiegt. Sie hatten doch überlebt! Sie wären einfach nur noch nach Hause gegangen. Warum also jetzt…? Warum? Die Wahrheit sackte allmählich in ihr Bewusstsein, aber dennoch… Tränen kullerten ihr frei die erhitzten Wangen hinab. Kakashi schluckte und klärte seine Stimme. „Du solltest nicht weinen, Sakura… Du willst doch nicht, dass Sasuke Recht behält…“ „Kakashi, ich… Warum? Wie haben doch bis hierhin durchgehalten… Bis hierhin… Soll denn alles um sonst gewesen sein…?“ „Ist schon gut, Sakura. Du musst jetzt hier weg. Der Berg ist noch unsicher, es können jeden Moment neue…neue Lawinen losbrechen… Du musst sofort von hier verschwinden.“ Seine Stimme klang rau und kratzig, und Sakura suchte nach ihrer Wasserflasche. Sie füllte zitternd ein paar Tropfen auf ihre Hand, vieles ging vorbei, und reichte es ihm. Sein rotes Auge blickte sie über die dargebotene Hand hinweg an und es schien zu lächeln, wie es sonst immer seine Art war. Dann traf ihn eine Welle des Schmerzes und seine Muskulatur verkrampfte sich. Sein nächstes Lächeln war bitter. „Die Geschichte wiederholt sich, aber… nicht so wie ich dachte. Was… für eine Ironie… Von Felsen begraben. Sakura, verschwinde von hier, oder wir werden beide in den Abhang gerissen.“ „Ich lasse dich nicht allein…“ Vielleicht lächelte er jetzt. „Die besten Liebesgeschichten sind laut Jiraiya-sensei die, …wo sie sich am Ende nicht kriegen. Ein tragisches Ende. Das bleibt den Leuten im Gedächtnis.“ Sie wollte ihn unterbrechen, brachte aber nur ein Krächzen hervor. Also fuhr er fort. „Aber… Sakura, sei nicht unvernünftig. Geh! Und…n-… nimm mein Auge. Mein Sharingan. Ich schenke es dir. So wie Obito es mir geschenkt hat. Du weißt wie es geht. Nimm es dir, Ich bitte dich darum. Wenn das Schicksal schon diesen Kreislauf des Lebens wählt, dann soll es so sein. Es ist… das-das Wertvollste was ich besitze und dir geben…kann.“ Die blutigen Finger seiner freien Hand strichen über ihre Wange. Sakura war entsetzt. „Nein! Hör auf solche Sachen zu sagen!“ Ihre Stimme wurde schrill. „Ich will sie nicht hören.“ Die Nase lief ihr, doch sie kümmerte sich nicht darum. „Ich lasse dich nicht allein! Das hier passiert gar nicht! Wir gehen nach Hause! Und dann… dann wird meine Mutter mir erzählen, dass ich mich von Männern wie dir hätte fern halten sollen, weil sie immer Dinge tun, die einem nicht gefallen!“ Ihre Stimme war weit von ihrer normalen Stimme entfernt, verändert durch Tränen und Verzweiflung, die sie nicht mehr los ließen. Es war die Gewissheit, die sich wie ein enger Gürtel um sich geschlungen hatte und immer enger wurde. Deswegen redete sie Unsinn. Sie schniefte einmal und atmete unruhig durch den Mund. Mühsam versuchte sie sich zu beruhigen. „Dein Sharingan bleibt bei dir, ich werde es dir nicht wegnehmen, nein, auch wenn ich weiß, wie viel dir daran liegt, dass ihm nichts passiert. Schließlich… schließlich hast du ja nicht einmal zugelassen, dass der Felsen es …beschädigt, nicht wahr?“ Sie weinte wieder. „Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas passiert, euch beiden nicht! Bitte ni-hicht. Ich werde dich nicht verlassen, ich werde nicht gehen. Und wenn der Berg herabstürzt, dann werde ich, wenn es sein muss, ihn mit meinen bloßen Händen aufhalten. Ich bin doch stark… Ich bin doch stark.“ „Sakura…ich…“ „Nein, nein, du, shh, du darfst nichts sagen. Ich werde den Felsen jetzt von dir weg heben, und dann werde ich dich nach Hause bringen, ja?“ ___ Kakashi stand vor dem Heldenstein. Und sein bester Freund saß unsichtbar darauf und hörte ihm breit grinsend zu. ___ Dunkles Blut sickerte unter dem Felsen hervor und ließ ihre Kleidung warm an ihren Knien kleben. „Ich hebe ihn jetzt…“ Sie stand auf und versuchte den Felsen anzuheben, doch Kakashi schrie sofort auf, und sie ließ ihn verzweifelt wieder los. „Nein…“ Sie hatte es gleich gewusst, gleich als sie ihn gesehen hatte. Als sie die schweren Felsen gesehen hatte und wie viel sie von Kakashis Körper bedeckten. Fort war all ihre Stärke für die man sie als Schülerin der fünften Hokage von Konoha immer gerühmt hatte, jetzt war sie nur noch ein kleines schwaches Mädchen das weinte. Es war zu spät. Egal, ob sie den Felsen anheben würde oder den ganzen Berg, es war zu spät. „W-warum? Warum muss das passieren? Warum?“ ___________________________________________________________________________ Rin lächelte ihn aus müden Augen an. „Und wag es ja nicht… zu früh nachzukommen, Kakashi. Denn… das wär untypisch. Versprich es.“ ___________________________________________________________________________ Sein Blick umnebelte sich und wurde trüb. Aber das feine Lächeln verließ seinen Augenwinkel nicht. Weinend brach Sakura neben ihm in die Knie und fasste seine Gesichtshälfte mit beiden Händen, ließ ihr Chakra in ihn strömen und bedeckte ihn verzweifelt mit salzigen Küssen. „Nein, nein, bleib bei mir, bleib bei mir. Geh nicht! Du hast gesagt alles wird gut. Das hast du doch gesagt. Alles wird gut, alles wird gut…“ Weiter oben fiel ein Stein und sprang klackend von Felsen zu Felsen. Erst einer, dann immer mehr. „Geh…!“ „Nein.“ Sie klammerte sich an so viel von seinem Körper, wie sie erreichen konnte. „Ich hab dir gesagt, dass ich dich mehr liebe als du mich! Du bist jetzt mein Leben! Ich sagte, ich verlass dich nicht! Ich verlass dich nicht!“ Ein Geräusch ließ sie aufblicken, und sie sah direkt auf die riesigen Steine, die der kleine Kiesel ausgelöst hatte, und die nun vom Felsvorsprung weit über ihnen ohne das geringste Geräusch durch die Luft fielen und sich dabei langsam drehten, als würden sie durch Wasser gleiten. In ihren smaragdgrünen Pupillen spiegelten sich die tonnenschweren Felsen und wurden immer größer und größer. Sie beugte sich schnell schützend über Kakashi, damit er nur noch ihr Gesicht sehen konnte, und strich ihm liebevoll und tröstend über die Wange. Dann fasste sie mit beiden Händen sein Gesicht, legte ihre Stirn auf seine und schloss die Augen. „Sch. Schhe sch. Das ist nur ein Traum. Ein böser Traum. Alles wird gut. Alles wird gut… Es wird alles wieder wie früher…“ Dann stürzten die Felsen laut krachend hinab und zerbarsten und zermalmten alles auf ihrem Weg. Und ein weiteres Mal setzte sich der Berg in Bewegung und brach wutentbrannt und tosend ins Tal, wo er alles unter sich begrub. ~~~ Ende Kapitel 36~~~ Outro: The Killers – Change Your Mind und Read my Mind. ;) »Beta für Prolog gesucht! Brauche dort dringend Featback zum Inhaltlichen.« Kapitel 35: Epilog I -------------------- Moinsen Folks! Hier der erste Epilog, der allerdings die Länge eines "richtigen" Kapitels hat. Warum? June-Flower fragte mal, ob es bei zwei Prologen auch zwei Epiloge geben würde. Aus reiner Konsequentheit: gute Idee. Also hier der erste.^^ Tausend Dank an meinen Beta AmY_SaN, die mir trotz internetloser Zeit mit Rat und Tat zur Seite stand und das rettete, was noch zu retten war. ;) Danke für deine Zeit und Mühe. Tausend Dank an die Review-Schreiber! Ihr wisst warum! :) Musik: Keane – Bedshaped, u.a. ~Epilog I~ Feiner Staub hing dunstschwadengleich in der Luft. Es wehte kein Windchen, das ihn hätte vertreiben können. Wie ein Nebelschleier hing er vor der Mittagsonne und färbte sie in ein blasses Rot. Tonnenschweres Geröll lag dort, wo zuvor nichts gewesen war. Soweit das Auge reichte nur Steine. Eine ganze Felswüste. Naruto hastete über sie hinweg, die knirschenden Laute unter seinen Schuhen waren neben seinem Atem die einzigen Geräusche weit und breit in dieser unwirklichen Atmosphäre. Er hielt sich nicht einmal die Nase zu, obwohl er in dem Staub kaum atmen konnte. Denn daran dachte er erst gar nicht. ~*~*~ Shizune war überrascht, als Ibiki und sechs weitere ANBU plötzlich aus dem Nichts auftauchten und sie mit gezogenen Ninjatos umstellten. „Was geht hier vor?“, fragte Tsunade entrüstet von ihrem Schreibtisch aus, neben dem ihre treue rechte Hand Shizune gerade voll beladen mit Dokumenten stand und die Hokage eigentlich gerade mit Arbeit und Pflichten eindecken wollte. „Shizune-san. Es besteht dringender Tatverdacht.“, sprach Ibiki mit undeutbarem Blick. „Wegen was?“, fragte Tsunade leicht erbost und ihre Augenbrauen senkten sich gefährlich. Ibikis Erklärung kam ruhig und gefasst: „Wegen Hochverrats.“ ~*~*~ Gaara war Naruto nur wenige Schritt weit den Hang hinauf gefolgt. Der Kazekage blieb am Fuße dessen stehen, was einst ein mächtiger Berg an der Seite seiner kleineren Brüder im Murasame-Gebirge gewesen war. In seinem Rücken lag das von Kampfspuren gezeichnete Waldtal. Mit seinen dunklen Augen folgte er jeder von Narutos Bewegungen. Er hatte sich entschlossen, ihm nicht zu folgen sondern dort zu warten wo er stand. Denn ihm war die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens sogleich unumdeutbar klar gewesen. Naruto spürte nichts. Mit seinen feinen Ninja-Sinnen konnte er nichts spüren, mit seinen Augen nichts sehen. Es gab hier nichts, was er hätte spüren können. Nur eine endlose Steinwüste. Nur Tod. Keine Anhaltspunkte, nichts. Seine Rufe hallten dumpf über die Steine, aber außer dem unverständlichen Echo kam keine Antwort. Durch die Dunstschwaden wirkte alles so unwirklich, verstärkt durch den unnatürlich flachen Gesteinshang... Naruto ging in die Knie, das spitze Geröll schnitt ihm sofort in die Haut, und begann mit bloßen Händen zu graben. „Ich finde euch! Hört ihr? Ich finde euch!“ Nie zuvor hatte er Hinata mehr vermisst und gebraucht wie in diesem Moment. „Ich finde euch! Ich hol euch da raus! Auch ohne Hinata…! Ich hol euch da raus!“ Als er aufblickte um sich mit dem staubigen Handrücken über die Augen zu wischen, blendete ihn die tiefstehende Sonne. Doch er entdeckte Umrisse. Dort. Etwas weiter entfernt stand ein uralter Baum, ein Kirschbaum, der nicht das Schlimmste abbekommen hatte und sich mit seinen knorrigen, alten Wurzeln hartnäckig an den Felsen klammerte und deswegen gerade so noch stand. Dort vielleicht. ~*~*~ Während Naruto mit blutigen Händen unzählige Kilometer entfernt von Konoha eine Steinwüste umdrehte, erhob sich die Hokage mit einem wütenden Ruck, die Handflächen krachten auf den Schreibtisch und alle Papiere wurden davon geweht. Während Genma unter Raidous mahnendem Blick unzählige Kilometer entfernt von Konoha ein weiteres Leben mit grausamer Präzision auslöschte in dem Bemühen sein eigenes zu retten, verlangte die Hokage nach der Erklärung, warum ausgerechnet ihre beste Freundin all das verraten sollte, wofür sie ihr Leben lang gestanden und das sie unter Einsatz ihres Lebens zu beschützen geschworen hatte. Während Shizune mit großen Augen Ibikis logischen Schlussfolgerungen lauschte, landete auf Orochimarus ausgestrecktem Arm viele, viele Kilometer entfernt von Konoha der Nachrichtenvogel, den sie geschickt hatte. Und während Ibiki seinen Bericht beendete, wurden an vielen anderen Orten alle nötigen Vorkehrungen für einen Krieg gegen das Dorf, das versteckt unter den Blättern liegt, getroffen, um für den anstehenden Überraschungsangriff vorbereitet zu sein. Shizune und Kanimori Fuse waren es, die für Orochimaru gearbeitet hatten, für Ankos Verletzungen verantwortlich waren und für so viele fehlgeschlagene Missionen. Sie waren es, die sich gegenseitig immer wieder Deckung gegeben hatten um Ibikis Untersuchungen zu stören und zu erschweren… Shizune hätte die ganze Zeit über fassungslos den Kopf geschüttelt, wenn sie nicht blitzartig eine große Angst ergriffen hätte. Sie konnte sich an viele der Handlungen, die Ibiki bei ihr beobachtet haben wollte nicht einmal erinnern. Aber durch sie schienen ein paar Ungereimtheiten der letzten Wochen plötzlich einen Sinn zu erhalten. Sie glaubte ihm. Und das machte es furchtbar. Shizune streckte ihre Hände aus und Fesseln schlossen sich darum. Die Hokage von Konoha folgte Ibiki, Shizune und der ANBU-Eskorte energisch in den nächsten Untersuchungsraum, in dem Tsunade persönlich einen Bannkreis erschuf, die sicherheitshalber gefesselte Shizune in dessen Mitte platzierte und mit geschlossenen Augen und mit dem Zeigefinger auf der Stirn ihrer besten Freundin eben jene einer Untersuchung auf Spuren eines Jutsus unterzog. Und sie hoffte sehr, welche zu finden. Dann plötzlich verzerrte sich Shizunes Gesicht, sie schnellte hervor wie eine angreifende Schlange und wollte Tsunade die Kehle durchbeißen. Sofort waren die ANBU an ihrer Seite und pressten die keifende, kreischende Frau zu Boden. Wären sie nicht zur Stelle gewesen, Tsunade hätte nicht gewusst, ob sie rechtzeitig reagiert hätte, da sie durch ihr Jutsu bereits zu tief in Shizunes Geist eingedrungen war und deswegen ihre Reaktionszeit wahrscheinlich zu langsam gewesen wäre. Fast wäre sie also in diesem Augenblick gestorben. Durch ihre beste Freundin. Die Hokage verzog keine Miene, als sie ihre Untersuchung an der zu Boden gezwungenen Jonin fortführte. Die aufmerksamen Blicke der Umstehenden ignorierte sie. Dann stutzte sie. Tsunade hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte. Und sie sorgte dafür, dass es den Körper ihrer besten Freundin auf der Stelle verließ. Ohnmächtig blieb Shizune auf dem Boden liegen. Ein Finger am Hals informierte Tsunade über den nach wie vor kräftigen Pulsschlag. Angewidert betrachtete sie dann das kleine, zuckende Tier, das aus Shizunes Ohr gekrochen war. Beinahe hätte sie es vor Wut in ihrer Hand zerquetscht. Einzig das rechtzeitig hingehaltene Reagenzgläschen durch Ibikis große Hand ließ die Vernunft siegen. Sie ließ das Wesen hinein und versiegelte das Glas zusätzlich zu dem Korken mit einem Siegel – nur um sicher zu gehen. Dann betrachteten alle das winzige, zappelnde Ding, das ihrer aller Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geändert hatte. Tsunade musste einmal tief Luft holen. Es war so klein… so unsichtbar… So hässlich und mächtig. Es könnte jeden treffen. Unwillkürliches Misstrauen ließ sie den Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Schnell schluckte sie dieses unwillkommene Gefühl herunter. Misstrauen… Wenn sie dies zuließ, würde Orochimaru gewinnen. Wenn sie den Falschen traute, allerdings auch. Was würde diese unsichere Zukunft also bringen? Unwillkürlich kniete sie sich an Shizunes Seite und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Shizune?“. Ich brauche dich jetzt. ~*~*~ Narutos blutige Hände durchwühlten Geröll und Schutt neben dem Kirschbaum. Den ganzen Tag und die folgende Nacht verbrachte er damit, zu graben. Dann gab er es schließlich auf. Er hatte geglaubt, der Kirschbaum sei ein Zeichen. Er hatte geglaubt, wenn nicht hier, dann würde er sie niemals finden, aber er konnte einfach nicht Tonnen und Abermillionentonnen Gesteinsmasse umdrehen, und das auch noch rechtzeitig. Es war einfach zu viel. Der Wind kam und trieb den hartnäckigen Staub vor sich her und schließlich davon, und jetzt im Licht des neuen Tages konnte Naruto das ganze Ausmaß der Katastrophe sehen und die Gewissheit sackte endlich in sein Bewusstsein: Er würde sie niemals finden. Es lag nicht in seiner Kraft. Sie hatten ihn verlassen. Er erhob sich mit zittrigen Knien und richtete den Blick zum Himmel. Dann ließ er sich doch wieder auf einen Stein plumpsen und legte locker die Arme auf seine Oberschenkel. Seine blauen Augen richteten sich starr der roten Sonne entgegen. Der Wind wisperte verspielt durch sein Haar. Gaara saß auf einem Felsen, wie immer gefasst und die Ruhe selbst. Er würde warten auf Naruto. Warten konnte er gut. Also wartete er. Kankuro trat an seine Seite und Temari hockte sich auf einen benachbarten Steinbrocken. „Sollten wir ihn irgendwie… ihr wisst schon: bekümmern?“ „Lass ihn einfach.“ „Hey!“, drang eine unhöfliche Stimme zu ihnen, und Temari und Kankuro drehten sich um. Ein völlig zerkratzter aber nicht minder finster dreinschauender Koshirou stand vor ihnen. Sein linker Armstumpf war abgebunden, in der rechten hielt er den verkümmerten Rest seines von der Explosion unsauber abgerissenen Armes. „Ist von euch zufällig einer Medi-Nin?“ „Du lebst noch?“, wunderte sich Temari wenig besorgt. „Wie du siehst waren es nicht meine Eingeweide, die in der tollen Explosion zerplatzt sind.“, kam es sofort bissig zurück. „Es hätte ja ruhig mal einer nach mir suchen können, ich lag die ganze Zeit in einem Graben und hab verdammte Sternchen gezählt.“ Er hob seinen abgetrennten Arm an und schaute die Kunoichi aus Suna intensiv an. „Kannst du so was? Mach ihn wieder dran.“ „Bist du bescheuert, so was muss man sofort machen! Über einen Tag später geht das nicht mehr! Das ist gefährlich, wenn du die Wunde nicht von Fachpersonal behandeln lässt, du riskierst eine ernstzunehmende Infektion!“ „Ich hab ne Jodsalbe draufgeschmiert. Was ist mit dir, Puppenmann? Näh den mit deinen Drähten wieder dran.“ Kankuro blickte ihn ungläubig an. „Der ist ja verrückt!“ „Ich hab jedenfalls nicht vor, den Rest meines Lebens als einarmiger Krüppel rumzulaufen.“ „Berufsrisiko.“, sagte Temari und wandte sich ab. „Hey!“ „Solltest du dich nicht lieber um dein Team sorgen, als um dich selbst?“, erklang unerwartet Gaaras Stimme. Koshirou senkte die Augenbrauen. „Verzeiht mir, Kazekage-sama. Ich hab keine Ahnung wo mein Team ist.“ Gaara nickte in Richtung des zertrümmerten Berges und Koshirou schluckte schwer. Er konnte nur Naruto ausmachen, der geistesabwesend neben einem schrägen und halbentwurzelten Kirschblütenbaum stand und ins Leere starrte. Koshirou ließ langsam die Luft aus. „Damit hab ich jetzt aber nicht gerechnet.“, murmelte er. „Wenn ihr nach Konoha zurückkehrt, richtet der Hokage aus, dass Suna die Bündnisverträge zu bekräftigen wünscht. Mit dem Tod des Tsuchikages, der Sunagakure und Konohagakure mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Schuhe geschoben werden wird, ist Orochimarus Kriegserklärung ausgesprochen. Der vierte große Ninjakrieg hat begonnen. Teile das deiner Hokage mit, wenn du Naruto nach Konoha bringst.“ Gaara erhob sich und klopfte den Staub von seiner Kleidung. Koshirou verbeugte sich respektvoll. „Kazekage-sama. Danke für Eure Hilfe. Ich werde mich um alles Weitere hier kümmern.“ Gaara nickte. Dann setzte er sich ohne Worte des Abschieds in Bewegung, und Temari und Kankuro folgten ihm. Nicht jedoch, ohne noch einen letzten merkwürdigen Blick auf Koshirou zu werfen, den Verrückten, und einen bedauernden auf Naruto, ihren Freund. Koshirou rubbelte sich unwohl durchs wilde Haar und setzte sich neben Naruto. Dann seufzte er. „Ich hab keine Ahnung, was die richtigen Worte sind in solchen Momenten. Ich trample ständig allen Leuten auf den Kimono. Ich kann mit Worten so gut umgehen wie ein Kleinkind mit Schwertern.“ Er seufzte. Miserabler Einstieg. Lass es einfach, Koshirou. Du bist nicht der Typ für so was! „Ähm… Wir müssen zurück nach Konoha. Wir müssen ihnen berichten, was hier geschehen ist. Und was noch geschehen wird. Sie müssen vorbereitet sein wenn es soweit ist.“ Keine Antwort. Keine Reaktion. Als Koshirou glaubte, Naruto würde überhaupt nicht mehr reagieren, erhob sich dieser plötzlich mit entschlossenen Augen. „Ich gehe nicht. Noch nicht. Ich kann nicht. Geh ohne mich und berichte Tsunade-obaa-san was hier passiert ist und dass sie sich zum Kampf bereit machen soll.“ Koshirou blickte zu dem jungen Mann auf. Dann erhob er sich ebenfalls, warf seinen nutzlosen Arm fort und prüfte die Beweglichkeit der verbliebenen Hand. Es war die Hand, die er sich in einem anderen Kampf hatte annähen lassen. Welch Ironie. Jetzt hatte er keine eigenen Finger mehr die er für das folgende benutzen würde. „Den Rest des Tages.“ „Hm?“ Naruto blickte ihn verwirrt an. „Den Rest des Tages werde ich dir helfen mit der Suche. Danach gehe ich nach Konoha. Du kannst mitkommen, wenn du möchtest. Länger als zwei Tage würde niemand unter diesen Tonnen überleben, sollten sie es denn geschafft haben. Ich schick einen Nachrichtenvogel, dann müssen wir nicht sofort aufbrechen.“ Naruto starrte den grimmigen ANBU an. Dann wandelte sich seine angespannte Mimik zu einem dünnen aber dankbaren Lächeln. „Absurd, dass ausgerechnet du mir mal freiwillig helfen würdest.“ „Gewöhn dich einfach nicht dran.“ „Narutooo.“, rief plötzlich jemand, und die beiden Konoha-Shinobi wandten sich überrascht um. Eine Gruppe auf Krückstöcken hinkender, weißhaariger Rentner näherte sich ihnen, angeführt vom halb zahnlosen alten Schmu. „Braucht ihr unsere Hilfe?“ Naruto lächelte schwach. Dann nickte er. ~*~*~ ~*~*~ Koshirous schwarzgefiederter Nachrichtenvogel sauste mit einem Aufschrei hoch über Konohas Stadtmauer hinweg, getragen von einem ruppigen Wind, die weit ausgebreiteten Schwingen schimmerten schwach unter der bewölkten Sonne. Darunter lachte Gyboue, ohne von dem Tier Kenntnis zu nehmen, und prostete seinem Freund zu. Die wenigsten von Konohas Shinobi ahnten etwas von dem bevorstehenden Krieg. Auf dem Hocker neben ihm am Schnellrestaurant-Stand saß sein Freund Tatami Iwashi. Beide hatten vor sich auf dem Tresen dampfenden Tee stehen, und Gyobue schlürfte gewohnt geräuschvoll. „Heute ist der große Tag, heute kommt er heim. Du wirst sehen, es wird ein richtiger Mann aus ihm geworden sein, auf den ganz Konoha stolz sein wird.“ Iwashi wollte gerade einen Kommentar loslassen, als es am Tor unruhig wurde. „Da, sie tragen wieder welche rein.“, sagte die Bedienung hinter dem Tresen betroffen. Gyobue grinste noch breit über Iwashis sorgfältiges Benehmen beim Teetrinken in der Öffentlichkeit, als er sich umdrehte. Sein Lächeln entglitt ihm wie die Teetasse seinen Händen. Krachend zerschellte das Tongefäß auf dem Boden und der dampfende Tee verteilte sich auf der trockenen Erde. Ein Krieg beginnt mit Opfern: zuerst die Wahrheit, dann folgt der Mensch. Er spürte nicht, wie er sich automatisch vom Tresen erhob und mit erst langsamen, dann immer schneller werdenden Schritten den Neuankömmlingen entgegenlief. Die Neuankömmlinge, die flankiert von drei ANBU den kleinen Jubei in den Armen trugen. Gyobue spürte nicht, wie er dem Träger seinen Jubei aus den Armen riss, und wie er mit ihm einige Meter lief, bis er auf dem Platz stolperte und in die Knie ging. ~„Das ist Jubei, mein Neffe, mein ganzer Stolz.“~ Der Bann war gebrochen. Gyobue weinte laut und ohne die geringste Scham. Alles was für ihn in diesem Moment zählte war die kleine leblose Gestalt in seinen großen, starken Händen. Er konnte es kaum fassen. Er erkannte nicht einmal, wer seinen Neffen zurückgebracht hatte. Er wiegte den Jungen fürsorglich in seinen kolossalen Armen. Krokodilstränen lösten sich aus seinen Augen und seine großen Schultern bebten. Seine fassungslosen Schluchzer und sein Kummer waren weithin zu hören. ~„Ich kann mir niemanden vorstellen, bei dem er besser aufgehoben ist, Genma. Versprich mir, dass du ihn heil zurück bringst und ihm ein paar nützliche Dinge beibringst.“ „Versprochen.“~ Verspreche nichts, wenn du nicht weißt, ob du es auch einhalten kannst. Wenn du nicht weißt, ob alles gut wird. Denn im Krieg ist alles anders. Iwashi trat zu Gyobue heran, wagte jedoch nicht, ihn zu stören. Ein schmerzlicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Etwas in ihm sträubte sich gegen die lauten Schluchzer seines eigentlich so starken Freundes. Er wirkte verstört. Seine Augen fanden Genmas, der ihnen mit einer ungewohnten, kühlen Distanziertheit standhielt. Du weißt es, Genma… Iwashi wurde es in dem Moment bewusst, als Genma seinem Blick begegnete: Genma wusste genau, dass Gyobue ihm niemals verzeihen würde. Sie hatten Jubei verloren, Gyobues ganzen Stolz. Damit war ihre Freundschaft ebenfalls verloren. Egal was passierte. „Es wird Krieg geben.“, sagte Genma, anstelle einer Entschuldigung. „Er hat schon begonnen.“ Es klang durcheinander. Iwashi spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte und seine zur Faust geballten Hände zu zittern begannen. Vor diesem Wort hatte er Angst. Es war nicht sein erster Krieg, aber er fürchtete das, was als Kollateralschäden bezeichnet wurde. Krieg… Hoffentlich wirst du niemals darauf angewiesen sein, dass Gyobue dir den Rücken freihält, Genma… Raidou atmete einmal tief ein und blickte dann auf die riesigen, massiven Flügel des großen Tores von Konoha, das nach draußen führte und nur in Kriegsfällen und Notstandsituationen geschlossen wurde. Er fühlte sich klein und unbedeutend daneben und schaute schnell woanders hin. Jemand versuchte Gyobue anzusprechen, aber der ließ es nicht zu sondern hielt heulend den kleinen Jubei hoch und schluchzte. Eine Einheit Medi-Nins kümmerte sich um Sachiko und ihren Sohn. Nabeshima Saiyori Rens Körper wurde untersucht und anschließend mit einem Tuch abgedeckt. Damit war es seltsam endgültig. Und seltsam routiniert. Wie sehr Raidou diesen Moment ihrer Rückkehr hasste. Denn es war nichts, wie es sein sollte. Im Gegenteil. Alles schien zu entgleiten. Alles war aus den Fugen geraten. Es waren Dinge ins Rollen gekommen, die sie nicht hatten aufhalten können, und die nun mit der Gewalt eines gebrochenen Staudamms über Konoha hereinbrechen würden. Es war nicht so, wie es sein sollte. Sie hatten es nicht geschafft, es zu ändern. Es zu verhindern. So schnell das Licht auch ist, die Dunkelheit ist immer schon dort. Um ihn herum gab es keine Anzeichen dafür, dass sich seine Freunde in angemessener Kondition für das Kommende befanden. Raidou fröstelte. Er hatte Angst. Vor Krieg, Misstrauen und dem Tod. Das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen war verloren. Und er fragte sich unwillkürlich, wie es wohl den anderen, wie es Team Kakashi ergangen war. Wenn wir drei überlebt haben, dann müsst ihr es auch. Ich pfeiff auf Fairness im Leben, wenn nicht. Ganz im ernst… Sonst weiß ich nicht, wofür ich all das hier bislang überlebt habe… Den Rauch und das Blut, all das Leid kann ich förmlich schon riechen… Ihr tragt die Zuversicht und die Hoffnung für dieses Land mit. Drückt euch nicht vor der Verantwortung. Verschwindet nicht einfach aus unserem Leben wie die anderen, Kakashi, Naruto,… ohne euch kann Konoha die Stille nicht ertragen… ~*~*~ Die Suche dauerte bis spät in die Nacht. Koshirou war inzwischen nach Konoha aufgebrochen, ein paar der rüstigen Rentnertruppe begleiteten ihn, da sie fürchteten, er könne unterwegs aufgrund seiner Armverletzung umkippen. Zornig über diese Bemerkung war Koshirou vorausgeprescht, doch der alte Schmu hatte Naruto versichert, dass die anderen ihn schnell einholen würden. Schließlich war nur noch der der alte Schmu bei Naruto. Alle anderen waren nach Konoha aufgebrochen und es war wieder seltsam still. Grillen zirpten und ein paar nächtliche Jäger und ihre Beute streiften durch die Wälder des Tales im ewigen Kreislauf der Natur, gleichgültig demgegenüber, was sich in der Welt der Menschen abspielte. Und doch wirkte alles ungeheuer friedlich. „Wir sollten auch heimkehren, Naruto-chan.“ „Wie kann ich das…? Was, wenn sie noch… Hier irgendwo…“ Naruto sprach nicht weiter sondern ließ den Kopf hängen. Der Alte lächelte müde, nahm ihn in seine dürren Arme und drückte Narutos Blondschopf schützend gegen seine hagere Brust. „Es ist gut. Es sieht niemand zu… Naruto-chan...“ Da brach alles aus dem jungen Mann heraus. Sein Traum war zerplatzt. Sein Versprechen Sakura gegenüber war wertlos geworden, sein Ziel, Sasuke jemals zurückzuholen verloren. Kakashi-Sensei war von ihm gegangen und er war allein, ganz allein auf einem riesigen, großen Berg voller Trümmer und Schutt. Es war ihm auch nicht gelungen, einen Krieg zu verhindern, der noch so unendlich viel mehr Leid hervorbringen würde... Es war kein Zorn und keine Wut. Es war eine tiefe, unendliche Trauer die alles andere erstickte. Und das heimlich nagende Gefühl, versagt zu haben. Allein bin ich wertlos…Ich brauche sie doch… Der Alte blieb bei ihm und hielt ihn fest. Hoffnung war so eine schöne Illusion. Zwei Tage lang hatte Naruto sich ihr hingegeben. Zwei schöne, lange Tage. Aber sie waren fort. Hatake Kakashi und Haruno Sakura waren gemeinsam mit diesem Berg gestorben. Was zurück blieb, war eine schreckliche, unerträgliche Stille. „Es ist nicht fair.“, heulte Naruto. „Es ist niemals fair.“ „Aber er hat immer gesagt, alles wird gut!“ „…“ Der alte Schmu schwieg und seufzte schwer. Von dem Mädchen, Sakura, hatte er nur gehört – sie war eine hoffnungsvolle Schülerin der Hokage gewesen. Aber den Jungen, Kakashi, den kannte er gut. Vielleicht war es gut so. Vielleicht war es gut so, dass er mit all den Schatten seiner Vergangenheit vereint war und seine Reise ein Ende gefunden hatte. Obito wäre dort, Minato, Sakumo,… „Es ist immer eine zweiseitige Angelegenheit, Naruto-chan: Für die einen bedeutet es Abschied, für andere Wiedersehen. Jede Zeit hat ihr Ende, jedes Ende seine Zeit. Er hat gesagt, alles wird gut. Vielleicht ist es das geworden, ohne dass es sich uns Zurückgebliebenen zeigt. Überdies… Du weißt, dass manche Versprechen nicht dazu gedacht sind, wahr zu werden, Naruto-chan. Das weiß ich selbst wohl sehr gut. Sie sollen nur Ziele sein. Ansporn. Ansporn zu leben. Denn was wir glauben und wonach wir handeln, macht uns aus. Eine wichtige Lektion, Naruto-chan. Du kannst so vieles mit dem Willen steuern, soviel mit purem Glauben erreichen, aber alles unterliegt letztendlich den Gesetzen und Grenzen der Natur. Und manchmal erfüllen sich deswegen Wünsche nicht. Deswegen sind Wünsche Ziele und keine Zuversicht. So ist das im Leben. Manchmal geht es schief für die einen, dafür aber gut für andere. Mit Fairness hat das nichts zu tun, sondern mit Ausgleichsbestrebungen der Natur.“ „Was hilft es mir, das zu wissen?“, fragte Naruto bitter. Die Stimme des Alten war nur ein leises, raues Flüstern, als er antwortete. „Es wird dir helfen zu entscheiden, wie du damit umgehen wirst. Verwachsene Grasflächen überwuchern nach und nach einen Berghang, und die Wurzeln der Kiefern spalten die stärksten Felsbrocken. Zeit ist dein Freund, der dich Weisheit, Schmerz und Rat lehrt. Verschließe dich nicht vor neuen Aufgaben und Herausforderungen, so unerreichbar sie auch erscheinen. Du bist kein einfacher Junge, Naruto. Du gebietest über Fähigkeiten, die anderen nicht gegeben sind. Lerne, Verantwortung zu tragen und zu entscheiden, wie du aus dieser Situation herausgehen willst. Denn eines Tages wirst du der Hokage von Konoha sein. Das sagte Hatake Kakashi einst zu mir. Und ich neige dazu zu glauben, dass er recht behalten wird.“ Die Stille ist der Geruch nach Rauch und nach Nebel in den Ruinen an einem Kriegswintermorgen Die Stille ist der Nachhall der Reden und der Versprechen Die Stille ist der Bodensatz aller Worte Die Stille ist das was übrig bleibt von den Schreien Die Stille ist die Stille Die Stille ist meine Zukunft Erich Fried ~Ende Kapitel 37 ~Ende Epilog I ~ Epilog: Epilog II ----------------- Wer hätte das gedacht, nun ist es soweit: das letzte Kapitel geht raus. Noch nie habe ich an einer Geschichte so lange geschrieben, gegrübelt, gelitten und gelacht und überhaupt zum posten gebraucht. Aus diesen nostalgischen Gefühlen heraus mein persönliches Verabschiedungslied für diese Geschichte ;) : http://www.youtube.com/watch?v=tQpjh9mFe30 Danke an alle, die den langen Weg bis hierhin mitgegangen sind und mich durch ihre regelmäßigen Kommentare immer wieder motiviert haben, weiter zu schreiben und die Geschichte überhaupt online zu stellen. Und das meine ich ernst. Ich habe oft genug an mir gezweifelt. AmY_SaN: Ich kann es nicht oft genug sagen: „Danke. Für alles.“ :) ~Epilog II~ ~ Es war ein wunderschön sonniger Tag, als ich beinahe gestorben wäre. Alles andere hätte mir auch nicht gefallen. Obito sagte einmal zu mir, wenn ich sterbe, würde es bestimmt nicht regnen, denn Regen bedeute, dass der Himmel um einen weint, und das hätten nur die besten verdient. Als er und Rin starben schien die Sonne, deswegen glaube ich, dass er mich in dieser Sache angeschwindelt hat. ~ „Kakashi, kommst du?“ Sie stand wartend in der Tür, eine Hand an die mit einem kurzen schwarzen Rock bekleidete Hüfte gestemmt, ein keckes Lächeln auf den Lippen. Er schlug sein Tagebuch zu und sie trat neben ihn, beugte sich über seine Schulter und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. „Ich denke, es wird Zeit nach Konoha zurück zu kehren. Sie machen sich sicher schon Sorgen, schließlich wollten wir letzte Woche schon aufbrechen.“ Kakashi legte seine Hand auf ihre und führte sie neben sich. „Ich bin eben ein alter Mann. Und ein alter Mann braucht seine Zeit.“ Mit ihrer Hilfe erhob er sich und stützte einen Teil seines Gewichtes auf sie. Sakura tastete an der Wand nach seinen Krücken und reichte sie ihm. Als er bereit war, drückte er ihre Hand, legte sie sich an die Schulter und ging vor. Auf diese Weise führte er sie den Weg zur Tür. Die Bewegungen schmerzten ihm ungemein. Immer noch. Aber das würde er nicht zugeben. Zumindest dafür war er ein bisschen zu eitel. Außerdem wollte er nicht, dass sie glaubte, ihre Behandlungen hätten nicht ausgereicht. Also war er es, der sie zur Tür führte, und nicht umgekehrt. Denn auch wenn sie ihre Augen hinter ihrem Hitai-Ate mit Konohas eingraviertem Blattsymbol verbarg und blind war, brauchte sie seine Hilfe eigentlich nicht - sie sah und spürte noch genau so viel, wenn nicht sogar mehr, als wenn sie ihr Augenlicht nicht bei ihrer halsbrecherischen Rettungsaktion verloren hätte. Sie hatte beide gerettet an diesem einen Tag, an dem der Yondaime Tsuchikage gestorben war. Auch wenn sie es die ganze Zeit über vor ihm hatte verbergen wollen, war es Kakashi nicht entgangen, dass sie seit einer Weile dabei gewesen war, ein eigenes Jutsu zu kreieren. Er hatte nicht gewusst, dass man tatsächlich bewusst ein Doujutsu entwickeln konnte. Aber Sakura war Ärztin und hatte genau das bewiesen. Ein einziges Mal hatte sie ihr Jutsu perfekt anwenden können. Ein verbotenes Jutsu. Es hat sie auf ewig die Gesundheit ihrer jadefarbenen Augen gekostet. Aber Kakashi hatte eingesehen, dass er dankbar war für ihr Opfer. Sie hatte aus freien Stücken das hergegeben, was ihn immer so sehr in den Bann geschlagen hatte. Dafür, dass beide überleben konnten. Dafür, dass Kakashi Rin gegenüber sein Versprechen halten konnte. Dafür, dass es ein Kakashi und Sakura gab. Und was für ein Team sie jetzt waren…, dachte er sich schmunzelnd. Stark war sie geworden. Aber noch hatte sie ihn nicht übertrumpft, bei dieser Angelegenheit konnte er noch das ein oder andere Wörtchen mitreden. Wie viele Abenteuer ihnen wohl noch bevor standen…? Würden sie sie alle meistern und ihre Namen in aller Munde sein und im Bingo-Buch ein hübsches Sümmchen zusammenbringen? Zumindest hatte er diesen Verdacht, ob er sich als gut oder schlecht herausstellen würde, war ihm gleich. Sie lebten. Beide. So hatte Sakura also letztendlich ihre Zeit mit ihm allein bekommen. Es war schon irgendwie Ironie des Schicksals, dass sie sie beide bekommen hatten: die Zeit füreinander. Auch wenn sich keiner im Vorhinein hätte ausmalen können, wie sie diese Zeit tatsächlich verbringen würden. Tag und Nacht hatte sie damit zugetan, ihn zusammenzuflicken. Hatte sich bis zur Erschöpfung verausgabt und ganz alleine um sein Leben gekämpft. Jeden einzelnen Knochen hatte sie wieder gerichtet, jede Muskelfaser zusammengeführt, jede Wunde geschlossen. Aber es war knapp gewesen und er hatte Glück gehabt. Großes, großes Glück. Sakura hatte ihm gesagt, nicht einmal Tsunade hätte ihn retten können, wenn sein Gehirn von dem Felsen erwischt worden wäre. Aber genau an seinem Kopf hatte der Steinbrocken eine Unebenheit besessen, eine Eindellung, die ihm das Leben rettete. Oft hatte sich Kakashi in den vergangenen zwei Monaten gefragt, ob es Zufall gewesen war, dass der Stein ihn nicht so verletzt hatte wie einst Obito. Ob es Zufall gewesen war, dass sein Kopf bis auf einen angebrochenen Schädelknochen nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen worden war. Inzwischen glaubte er nicht mehr an Zufälle. Vielleicht aber doch. Ein bisschen zumindest. Gedankenverloren rieben seine Fingerspitzen über Rins Chakramal an seinem Oberarm. Nein. Zufälle waren es gewiss nicht alle. Dennoch. Zwei Monaten waren vergangen. Die Shinobi-Welt befand sich im Krieg. Einen Krieg, den ihre Mission ausgelöst hatte. Ihre Freunde und Kameraden warteten auf sie. Sie hatten eine Schuld zu begleichen. Sakura half ihm, die Stufen der kleinen Hütte hinabzusteigen, in der sie die letzten Monate verbracht hatten. Zwei junge Chunin aus Konoha hatten draußen auf sie gewartet und strahlten die beiden nun mit einem breiten Lächeln an. „Kakashi-Sensei, schön Sie wiederzusehen.“, sagte Iruka in seinem gewohnt warmen und freundlichen Tonfall. Neben ihm stand mit dem unverkennbaren, goldenen Haaren Takumi Naoe, Sachikos Halbbruder. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner Halbschwester war frappierend. Er war Medi-Nin und von Tsunade zu Sakuras Unterstützung gesandt worden. Aber in den letzten dreieinhalb Wochen war er hauptsächlich unterwegs gewesen, um Informationen über den Krieg einzuholen. „Sind Sie bereit, Kakashi-San? Ich habe uns eine Kutsche besorgt. Konoha wird sich sehr freuen, euch beide wiederzusehen.“ Sakura lächelte. „Danke, Takumi. Gibt es Nachrichten aus Konoha?“ Der junge Mann holte einen sorgfältig gefalteten Zettel aus seiner Brusttasche hervor und fasste die Notizen darauf zusammen. „Tsunade-sama lässt wie immer Grüße ausrichten und ist in Gedanken mit den besten Wünschen bei euch, Shizune-San ebenfalls. Das Lazarett ist voll, es gibt viel zu tun, es sind viele gestorben, viele verletzt… Aber Tsunade-sama hat alles unter Kontrolle. Konoha hält an Sunas Seite die Stellung. Rock Lee lässt sagen, dass die Kirschblüte zweimal blüht und Gai-Sensei hat sich ihm angeschlossen, meinte jedoch auch, dass er nun versuchen müsste, mit seinem ewigen Rivalen gleichzuziehen. Mit Verlaub: Ich habe schlimme Befürchtungen, was er damit gemeint haben könnte…“ Kakashi kicherte nervös. Mit Gai war es sinnlos zu verhandeln. Aber er würde sich doch bestimmt nicht mit einem Kage anlegen wollen…? „Des Weiteren soll ich von einem gewissen Koshirou ausrichten, dass, ich zitiere: „Ich hatte recht, na, was sagst du nun, alter Mann?““ Das war bestimmt in irgendeinem fiesen Sinne zu verstehen. „Ah, und bevor ich das neueste vergesse: Tsunade-Sama und Raidou-Sempai haben mit dem Sandaime Tsuchikage verhandelt. Anscheinend ist man bereit, einen Waffenstillstand in Betracht zu ziehen, sowie die Tatsache, dass Orochimaru Iwa betrogen haben könnte und Konoha nicht Schuld trägt am Ableben des vorherigen Tsuchikages. Dann ist da noch… Genma-San ist von seiner Behandlung entlassen, Hana sorgt wundervoll für ihn und meine Schwester und ihren Sohn. Ja. Und sonst… Tenzou-sama hat einen Brief an euch beide verfasst, den ich euch gleich geben werde, und Anko-san hat das Gleiche getan.“ Er kramte in seinem kleinen Beutel, den er auf dem Rücken trug. Sakura grinste. Der treue Tenzou. Und von Anko war bestimmt irgendetwas Verwerfliches zu erwarten. Vielleicht hatte sie aber auch von Sachikos Fortschritten und Schwierigkeiten mit ihrem Sohn geschrieben, anstatt von ihren neuesten Fehltritten mit Ibiki. Vielleicht. Sachiko hatte einen schwierigen Zeitpunkt dafür erwischt, um sich endlich in ihrer Mutterrolle einzufinden. Aber soweit sie wusste, halfen Hana und Anko wo sie nur konnten – mit gemischten Ergebnissen. Und es herrschte letztendlich immer noch Krieg. „Und was kannst du uns über Naruto sagen?“ Da stand Takumi plötzlich stramm und schaute aufrechtstehend zum Himmel. „Naruto-san kämpft tapfer an den Grenzen für Konohagakure. Überall wo er auftaucht wendet sich das Blatt zu Konohas Gunsten. Er hat sich einen großen Namen errungen.“ Kakashi horchte auf. „Wie nennt man ihn?“ „Mann nennt ihn den Sohn des Gelben Blitzes.“ Kakashi lächelte und blickte Sakura an. Sie lächelte ebenfalls. Das wird Naruto gefallen. Andererseits… Wahrscheinlich kann er es kaum erwarten, dass er sich einen ganz eigenen Namen zulegt, und somit aus dem Schatten des Yondaime heraustritt. Bald sehen wir uns wieder, Naruto-kun… „Dann sollten wir zusehen, dass wir zu ihm kommen und Konoha unter die Arme greifen.“, sprach Kakashi aus, was sie dachte. Iruka lächelte und wies mit einer Verbeugung in Richtung der Kutsche. „Ja. Kehren wir heim nach Konoha.“ Von dort oben in den Bergen, wo ihre Kutsche sich langsam heraufarbeitete um das Murasame-Gebirge über einen der Pässe zu verlassen, konnten sie auf das Schloss Miamoto und den umliegenden, dichten Wald blicken. Irgendwo dort tief im Wald auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf den strahlendblauen Himmel hatte Sakura Rins Körper begraben. „Sollen wir sie nicht nach Konoha bringen?“ Kakashi schüttelte lächelnd den Kopf, als er aus dem Fenster der Kutsche ins grüne, sonnenbeschienene und friedlich wirkende Tal hinabblickte. „Nein. Lassen wir sie dort. Es würde ihr gefallen.“ „Es hat keinen Grabstein. Nur ein paar Steine, die vorbeiziehende Wanderer als Glücksbringer dort übereinander gelegt haben.“ Kakashis Lächeln wurde weich. „Wie ich schon sagte: es würde ihr gefallen.“ ~Das war die Geschichte, wie ich überlebte. Eine weitere Geschichte, die ich noch selbst erzählen kann. Allerdings war es selten so knapp gewesen. Was wohl mein Glück ist. Ausschlaggebend für dieses weitere Mal war meine ehemalige Schülerin. Beruhigend zu wissen, dass ich anscheinend ein guter Lehrer bin. Aber ich habe auch selbst vieles dazugelernt. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspüre ich so etwas wie Dankbarkeit dafür, am leben zu sein.~ ~*~*~ Am Ende hatten beide Wort gehalten. Sakura hatte den ganzen Berg angehalten und Kakashi und sich selbst gerettet. Und Kakashi hatte auch recht behalten: Egal wie und auf welche Weise, aber am Ende wird immer alles gut. Aber er hatte vergessen zu erwähnen, dass es immer erst dunkel sein muss, bevor es hell werden kann. Irgendwie in der Tat, und wahrscheinlich ist vieles auslegungssache, aber doch… Aber doch. _______________________________________ Ich glaube an uns Ich komme um dich zu finden Und wenn es mich die ganze Nacht kostet Ich werde dich nicht vergessen Und laufen, und laufen die ganze Nacht Alles wird gut. Alles wird gut. ________________________________________ „Es ist soweit: Er unterschreibt gerade.“ Sie drückte Kakashi an ihre Schulter und streichelte über sein widerspenstiges Haar. Sakura wusste, dass er jetzt lächelte, auch wenn sie es nicht sehen konnte. Also beugte sie sich an sein Ohr und wisperte ihm zu: „Jemand hat mal zu mir gesagt, das, egal was auch passiert, die Zeit alle Wunden heilt und am Ende sich alles irgendwie zum Guten wendet. Ich glaube fest an diese Worte, die mir mein erster Held gesagt hat, denn sie zeugen von der Lebensweisheit des Alters.“ Er protestierte und sie küsste ihn auf die Stirn, als Tsunade hundert Meter entfernt mit dem Sandaime Tsuchikage feierlich die Hände schüttelte nachdem das neue Friedensabkommen unterzeichnet worden war. Naruto stand etwas entfernt, Hinata an seiner Seite, und Sakura wusste, dass er ihr in diesem Moment zublitzte und den erhobenen Daumen zeigte. Raidou war ebenfalls dort auf der Lichtung, gleich neben Genma, der mit seinen beiden kleinen Töchtern bei seinem besten Freund wartete. Hanas Platz blieb leer. Viele waren heute hier im Wald von Konoha anwesend, viele fehlten und würden auch nicht nachkommen. Aber in diesem Moment, mit diesem Abkommen, war ein ganzer Krieg zu Ende gegangen, und eine neue Zeit würde anbrechen. Eine Zeit des Wiederaufbaus und des Atemholens. Und bald würde es auch die Zeit sein, die dafür sorgen würde, dass die tiefsten Wunden des Krieges geglättet werden ohne jemals vergessen zu werden. Sakuras Griff um Kakashi wurde fester. Sie wusste, sie würde es nicht kontrollieren können. Sie wusste, irgendwann würde es vorbei sein. Weil sie ein gefährliches Leben lebten und weil es für jede Zeit ein Ende gab, und für jedes Ende eine Zeit. Aber sie würden das ausleben, was sie jetzt hatten und so leben, dass sie am Ende sagen konnten, dass sie nichts bereuten. Vor allem nicht, sich mit „Männern wie ihm“ eingelassen zu haben. Es war ihr neues Versprechen. Daraus schöpfte sie Kraft und tiefes Vertrauen. Sowie aus der Gewissheit, ohne diesen verrückten Ninja an ihrer Seite nicht mehr leben zu wollen. „Was hast du noch Weises gelernt von diesem alten Mann, den du mir unbedingt mal vorstellen solltest?“, neckte Kakashi sie zurück und Sakura knuffte ihn dafür heimlich in die Rippen. „So weise war er gar nicht, eher hatten seine Haare ein komisches Grau…Uff!“ Da hatte er sie doch glatt zurückgeknufft! „Na gut. Ich verrate es dir. Merk es dir, damit du es noch ein paar verlorenen Seelen beibringen kannst, auch wenn ich dir rate, dass du keiner von ihnen schöne Augen machst! Ich würde es merken...! Auch wenn sie noch so viel heulen sollte…!“ Sakura stieß den Atem aus und entspannte sich. Seit ihre Augen keine Tränenflüssigkeit mehr produzieren konnte, witzelte er oft darüber, dass sie aus rein physikalischer Sicht keine Heulsuse mehr sei. Aber wirklich nur aus physikalischer Sicht. Dennoch wusste sie, dass die Ereignisse der letzten Zeit sie hatten reifen lassen. Sie war jetzt erwachsen. "Woran man glaubt, das macht einen aus. Deswegen glaube ich auch an folgendes: Alles wird gut. Manchmal braucht es etwas länger. Manchmal zeigt es sich nicht offensichtlich. Und manchmal muss es erst dunkel werden, bevor es hell werden kann…“ Sie spürte mit ihren Sinnen zu Genma, aus dessen Ausstrahlung alle Härte gewichen war und sich nur noch Trauer und Fürsorge spiegelten. Dann zu Naruto und Hinata, Ino, Shizune, Anko und all vielen anderen Bekannten und Unbekannten, die diesen Krieg überlebt hatten. Trauer, Hoffnung, Wut und Zorn, Enttäuschung und Zuversicht lagen über diesem Ort, an dem die Friedensverhandlungen in diesem Augenblick zu Ende gingen. Ja, es würde noch viel Arbeit auf sie zukommen. Und es galt, diesen zerbrechlichen Frieden zu bewahren und aufzubauen, was zerstört worden war. Es war ein schöner Tag, ein angemessener Tag für ein solches Ereignis. Die Sonne schien kräftig und der Wind rauschte sanft in den kräftigen Blättern des Waldes von Konoha. Dann spürte sie nach sich selbst und erkannte die Wärme von Kakashi an ihrer Seite, der ihr immer noch aufmerksam lauschte und auf ihre weiteren Worte wartete. Also enttäuschte sie ihn nicht. „…und es kann leider nicht immer für jeden zu jederzeit funktionieren, es wäre naiv, dass zu glauben. Aber am Ende, wenn man ganz viel Glück hat,… wird alles gut.“ Er drückte ihre Hand, betrachtete das Stirnband, das ihre Augen verbarg, fühlte noch immer die pochenden Schmerzen in seinem eigenen Körper, die ihn noch sehr lange an die vergangenen Monate erinnern würden, und vollendete leise ihren Satz: „Egal wie. Man muss es nur erkennen wenn es soweit ist. Danke. Für alles.“ ~Ende~ Diese Geschichte wurde inspiriert durch, bzw. ist überhaupt erst geschrieben worden wegen: The Killers – Everything will be allright, und http://www.pesto81.com/images/wallpaper/naruto_suspects.jpg http://i60.photobucket.com/albums/h32/roy_mustang-angel666/Naruto/Kakashi/kakashi_obito_ol_memories.jpg http://www.freewebs.com/bandmluv/All%20Rin,Yondaine,ObitoUchiwa,Kakashi.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)