Alles wird gut von Beluga ("Ma, ma, Sakura-Chan." Eine Kaka/Saku-Story) ================================================================================ Kapitel 26: Spion ----------------- Moisnen Folks! So. Das letzte längere Kapitel dieser Geschichte. Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich und spannend. Viel Spaß beim lesen! Kapitel 28 ~Spion~ Sakuras Herz hämmerte ihr heftig in der Brust. Unbemerkt biss sie ihre Zähne kräftig aufeinander. Vor ihr stand Yakushi Kabuto, Orochimarus rechte Hand, und überließ ihr selbst die Möglichkeit zu leben oder zu sterben. Einzige Bedingung: Sie musste seine Frage richtig beantworten. Einziges Problem: Sie wusste die Antwort nicht. „Wer ist Orochimarus Spion in Konoha?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Es ist mehr als einer.“, presste sie hervor, und wunderte sich selbst darüber, wie trotzig ihre Stimme klang. Aber Kabuto schien zufrieden. „Sehr gut, Sakura-chan, der erste Teil der Antwort ist damit schon einmal richtig. Es sind zwei.“ Sakura blinzelte. „Ich wusste es.“ Kabuto schien belustigt. „Allerdings… kannst du nicht bei beiden wissen, wer es sein könnte. Von einer Person hast du keine Ahnung.“ Misstrauisch beäugte Sakura ihn. „Wenn ich auf die gescheiterten Missionen der letzten Zeit zurückblicke, liegt die Vermutung nahe, dass mindestens ein Spion Zugriff auf Missionsaufträge hat. Von der schieren Anzahl der fehlgeschlagenen Aufträge und der Tastsache, dass auch D- und C-Rangmissionen betroffen waren, die nicht von höheren Personen abgesegnet werden müssen, schließe ich, dass es sich um jemanden aus dem Missionsbüro handeln muss. Dort arbeiten nur Chuunins. Also ein Chuunin aus dem Missionsbüro.“ Kabuto rückte seine Brille zurecht. „Das ist korrekt.“ Sakura beäugte ihr Gegenüber weiterhin voller Misstrauen. Dennoch fühlte sie sich ermutigt, mit fester Stimme weiterzusprechen. „Ein Chuunin allein ist allerdings nicht in der Lage, eine Spezial-Jonin wie Mitarashi, Anko auszuschalten. Es muss noch jemanden geben, der mindestens auf dem Level eines Spezial-Jonins ist und der gemeinsam mit dem Chuunin aus dem Missionsbüro Anko ausschalten konnte. Denn sie ist ihnen auf die Schliche gekommen. Aber Anko wurde nicht getötet, wie man es am besten mit unliebsamen Zeugen macht. Stattdessen kam sie mit dem Leben davon. Vielleicht wurden sie gestört, weil der Kampf sich vom Inneren des Gebäudes nach außen verlagerte und dort die Aufmerksamkeit zu vieler Shinobi auf sich gezogen hätte, wenn es zu lange gedauert hätte. Die Spione mussten es kurz machen. Vielleicht… kannten sie Anko auch und hatten Hemmungen, sie zu töten. Oder sie wollten nicht noch mehr Aufruhr um die Sache machen. Statt eines finalen Todesstoßes… entschied man sich für ein Jutsu, das Einfluss auf das Kurzzeitgedächtnis hat.“ Kabuto nickte und Sakura fuhr fort, regelrecht im Rausch, als sie das Gefühl hatte, dieser so wichtigen Angelegenheit so nahe wie noch nie zuvor zu sein. Den Druck, der in diesen Augenblicken auf ihrer Schulter lastete, verbannte sie wohlweißlich aus ihrer Konzentration. „Ein solches Jutsu ist allerdings ein Jutsu, was nicht viele Shinobi in Konoha drauf haben sollten. Kakashi war währenddessen bei mir, ihm wäre eine solche Fähigkeit dank seines Sharingans ohne weiteres zuzutrauen. Aber es könnte genauso gut jemand von den ANBU gewesen sein, von der Befragungseinheit, oder auch ein Ninja mit medizinischen Kenntnissen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Kabutos Züge. „Soweit dürfte man in Konoha wohl auch gekommen sein. Du hast alle Fakten Sakura-chan, und doch hast du sie noch nicht in die richtigen Zusammenhänge gebracht um die nötigen Rückschlüsse zu führen. Bei einer Angelegenheit helfe ich dir allerdings, denn die kannst du nicht wissen. Die Identität des Chuunins.“ Sakura riss die Augen auf. Er würde es ihr einfach so sagen? Welches Spiel spielte Kabuto mit ihr? Aber sie schwieg. Sie wollte es wissen! „Sein Name ist Kanimori Fuse.“ Der Name Fuse ließ ein Glöckchen bei Sakura klingeln, aber sie konnte es noch nicht deuten. „Er wurde mit 16 Chuunin und sitzt seit vier Jahren an einem Tisch zusammen mit Iruka-Sensei und verteilt brav Missionen an Konohas Shinobi.“ Das saß. Erst jetzt, wo Kabuto es ihr schonungslos offenbarte, wurde ihr so richtig bewusst, dass jemand Konoha seit Monaten, vielleicht sogar noch viel länger, verriet. Hinterging. Viele Missionen waren gescheitert… Viele Menschenleben verloren… Unbewusst ballten sich ihre Hände zu Fäusten. „Wie?! Wie habt ihr ihn dazu gebracht, Konoha zu verraten? Habt ihr jemanden aus seiner Familie entführt und erpresst ihn?“ Da lachte Kabuto schallend auf. „Sakura-chan… Bis ans Ende vom Guten im Menschen überzeugt, nicht wahr? Du ziehst die Möglichkeiten von Geldgier, Hass oder Charakterschwäche gar nicht erst in Betracht?“ „Wie habt ihr ihn auf eure Seite gezogen?! Habt ihr ihn gezwungen!? Sag es mir, ich habe nicht ewig Zeit!“ Orochimarus rechte Hand ließ den Kopf zur Entspannung des Nackens hin und her rollen, seine Halswirbel knackten und knirschten dabei. So entspannt wie er dabei wirkte, ließ er keinen Zweifel daran, dass er glaubte, alle Zeit der Welt zu haben. Beinahe hätte Sakura ihre Beherrschung verloren. Sie musste Ruhe bewahren. „Kanimori ist ein einfältiger Mann, Sakura. Er ist nicht unfehlbar. Und als wir herausfanden, dass er seine Frau ständig betrog auf seinen vermeintlichen Außeneinsätzen, war er verzweifelt genug, als Gegenleistung ein Dokument, dessen Inhalt er selbst nicht wirklich kannte, an uns auszuhändigen. Es war eine als A-Rang-Solo-Mission klassifizierte Schriftrolle, die einen Spezial-Jonin nach Oto schickte zur Spionage. Und dieser Shinobi war damit der erste eines großen Komplotts, der von Konohas Chuunin Kanimori Fuse in den Tod geschickt wurde.“ „Warum sollte sich Kanimori danach nicht geweigert haben, weiter mit euch zusammen zu arbeiten? Er wusste bestimmt nicht, dass er damit jemandes Tod bewirken würde. Ich glaube dir kein Wort, Kabuto.“ Der Jonin ignorierte ihre Worte schlicht. „Wenn ein gewissenhafter Mensch sich des Mordes schuldig gemacht hat… glaubst du, er kann das selbst vor sich verantworten? Wie gesagt, Kanimori ist kein besonders heller Kopf. Ihm musste klar gewesen sein, dass bei einer Schriftrolle, die Oto von ihm erpresste, Menschenleben auf dem Spiel stehen würden. Aber er hatte sich von vornherein dazu entschieden, diese Logik gar nicht erst zuzulassen und einfach nicht weiter darüber nachzudenken: um seine Familie nicht zu verlieren. Ehebruch ist so eine schändliche Sünde. Und so verstrickte er sich immer weiter und weiter und wurde immer erpressbarer und erpressbarer bis er schließlich derart in diesem Malstrom aus Schuld gefangen war, dass er keine Chance hatte dort je wieder herauszukommen.“ „Aber alle Mitglieder des Missionsbüros wurden überprüft! Es wurde nichts gefunden! Niemand hat ihn verdächtigt!“ „Kennst du den Effekt, dass jemand eine Geschichte die ihm nicht gefällt, so lange verdreht und verändert, beschönigt, dass er schließlich die Wahrheit bereitwillig vergisst und an die eigene Lüge sogar selbst glaubt?“, fragte Kabuto mit Nachdruck. Wie in einem Nachgedanken fügte er hinzu: „Soll öfter vorkommen.“ Geschlagen sackte Sakura in ihren lebendigen Fesseln zusammen. „Dann haben Shizune und Ibiki ihn deswegen nicht enttarnt, weil er selbst von seiner Unschuld überzeugt war?“ „Unter anderem, ja.“ Sakuras Gesicht schnappte in seine Richtung. „Unter anderem?“ „Ein Trauerfall in der Familie.“ Kabuto tippte mit dem Zeigefinger an seinen Kiefer und blickte zum dunklen Nachthimmel. „Das führt in der Regel dazu, dass man mit mehr Milde betrachtet wird. Außerdem sagte ich doch bereits, dass er ja bald nicht mehr allein war in seiner geheimen Mitgliedschaft der Verräter aus Konoha.“ Sakura schloss die Augen und atmete einen Moment durch. So viele Fakten, so viele Informationen… Waren sie wahr? War es wahr was ihr Kabuto mitteilte, teilweise wahr oder zur Gänze erlogen? Immerhin sprach sie hier mit einem Oto-Jounin, Konohas Feind. Und dazu noch Orochimarus rechte Hand, der alles für seinen Herrn und Meister tun würde. Wer war also der zweite Spion? „Ich kenne niemanden der höheren Jonin, der nicht den Willen des dritten Hokage ausführt und somit auch niemals auf die Seite von Orochimaru treten würde.“ Und was war mit Danzou? Sie kannte ihn nicht, hatte aber immer nur Ungutes von ihm gehört. Schließlich hatte er schon einmal vertrauliche Akten an Orochimaru durch Sai überbringen lassen… Aber sie schüttelte den Kopf. Laut Kakashi war Danzou dermaßen Alphatier, dass er sich niemals sein angestrebtes Ziel, Hokage zu sein und damit Konoha zu beschützen, von jemandem streitig machen lassen würde. Die Informationsübergabe an Orochimaru hatte auch nur dem Zweck gedient, an Sasuke heranzukommen und ihn auszulöschen, da er eine Bedrohung für Konoha darstellte. Eine Gefahr, aber eine lösbare. Sie schloss Danzou unter Vorbehalt aus und ging weitere Personen durch, die zu den bisherigen Taten allein von ihren Shinobi-Fähigkeiten her fähig gewesen sein könnten… Der Rat der Ältesten? Unwahrscheinlich. „Bei welcher Schlussfolgerung bist du inzwischen gelangt?“, fragte Kabuto neugierig nach. Sakuras Gedanken rasten. Sie hatte keine Zeit! Wenn sie jetzt eine falsche Schlussfolgerung zog, wäre es auch eine falsche Antwort und somit ihr Tod und vielleicht sogar der ihres restlichen Teams. Sie sollte ihn einfach angreifen und hoffen, ihm zu entkommen – auch wenn er sehr viel besser und geschickter war als sie. Andererseits wäre es hier vielleicht möglich, eine Lösung zu den vielen Fragen der letzten Wochen zu erlangen. Eine wichtige Antwort. Es hing viel davon ab. Sie sollte es versuchen! Da kam ihr plötzlich eine andere Sache in den Sinn und triumphierend blitzten ihre Augen auf. „Vorhin auf der Konferenz… Wir waren schon auf dem Rückzug, aber ich habe es dennoch gehört. Als jemand der Anwesenden fragte, ob es nicht einfacher wäre, Konoha ins Chaos zu stürzen in dem die Hokage einem Attentat zum Opfer fallen würde. Und bevor du sagtest, dass stattdessen Danzou große Chancen hatte, sich an die Führungsspitze zu manövrieren und es wäre ‚wie vom Regen in die Traufe zu geraten’, sagtest du… es wäre kein Problem. Du hast gesagt, es wäre keine Schwierigkeit, dass Tsunade einem Attentat zum Opfer fallen würde. Deine Antwort kam so schnell und sicher, dass… ich mir sicher bin, dass der zweite Spion jemand sehr mächtiges sein muss, der das Vertrauen der Hokage besitzt. Liege ich damit richtig?!“ Kabuto kicherte. „Hai, Sakura-chan. So ist es.“ Kabuto hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie mit der Person auf irgendeine Art vertraut sein musste. Aber als Ärztin kannte sie womöglich die Hälfte von Konohas Bevölkerung – Shinobi oder Bürger. Aber… Wer hatte auch Tsunades Vertrauen? Shizune? Niemals, sie war Tsunades beste Freundin und älteste Schülerin, das wandelnde Gewissen. Ibiki? Unwahrscheinlich, er war die wandelnde, düstere Loyalität. Asuma? Kurenai? Gai? Anko? Kakashi? Naruto?... Herrje! Unterbrach sie sich. Ich kenne einfach niemanden, der Konoha verraten würde. Niemanden. Und da bin ich auch sehr froh drum! Kabuto schmunzelte erneut. Er schien die Ruhe schlechthin zu haben. „Besonders auffällig sind übrigens Missionen, in denen nur einer halbwegs heile zurückkehrt.“ Kakashi! Wütend fuhr Sakura ihn an. „Kakashi war es nicht! Warum, Kabuto!? Warum spielst du dieses Spiel mit mir und verletzt mich, lässt mich raten und bestätigst mich zwischendurch und hilfst mir und hältst mich hin? Warum sagst du mir es nicht einfach!?“, verlangte Sakura wütend zu wissen und warf sich gegen ihre Fesseln. „Yare, yare.“ Abwehrend hob Kabuto eine Hand. „Ich möchte unbedingt wissen, wie lange ein Mensch mit gewöhnlichem Verstand braucht, um es zu begreifen. Betrachte dich einfach als Experiment.“ „Bitte!?“, rief die Kunoichi entgeistert. Gewöhnlicher Verstand!? Erst danach dämmerte ihr, dass er sie als Experiment betrachtete- ebenfalls wenig schmeichelhaft. „Ich… ich weiß nicht wen du meinst. Alle die ich kenne, wären niemals dazu in der Lage! Alle die ich kenne, würden Tsunade niemals etwas antun. Niemals! In Konoha zählt der Willen des Feuers! Andere zu beschützen, darum geht es! Alle, die Tsunade umgeben, führen auf ihre Weise ebenso diese Lehre des dritten Hokages aus. Ihre ANBU-Wächter kenne ich zwar nicht, aber die ANBU-Wächter der Hokages sind berühmt für ihre selbstaufopfernde Haltung – deswegen wurden sie für diese Position ausgewählt! Wer also!? Wer sollte es sein!?“ Kabuto legte den Kopf schräg. „Du weißt es wirklich nicht. Dein Blutdruck steigt ungesund an, genau wie dein Stresspegel. Nun… ich will kein Spielverderber sein. Deswegen gebe ich dir einen letzten, entscheidenden Hinweis – denn sonst würdest du ja gerade alle in den Tod schicken.“ Sakura fuhr zusammen. „Wenn du ihn allerdings nicht zu deuten weißt, Sakura-chan, dann darfst du dir nicht nur deines eigenen Todes versichert sein, sondern auch die anderen deines Teams und des Teams Genma werden sterben. Dies alles liegt in meiner Macht.“ Ein Zittern breitete sich über Sakuras Körper aus. Die Anspannung in der Luft war so greifbar für sie, dass sie sich ganz davon anstecken ließ. Ein kleiner Teil von ihr registrierte nur, dass sie keine Angst hatte – aus bloßer Trotzhaftigkeit. „Wie lautet dein Hinweis?“, fragte sie herausfordernd. Kabuto rückte seine Brille zurecht. „Suche nach gleichen Verletzungsmustern und nach Oroboros.“ Entgeistert schüttelte Sakura den Kopf. „Verletzungen? Oro- was?“ „Du bist doch ein Medic-Nin. Ich habe den Hinweis exakt dir angepasst. Aber vielleicht überfordert es einen Chunin wie dich auch und ich sollte lieber einen Jonin aus Konoha fragen.“ Sakura ärgerte sich nur einen kurzen Moment. Dann rauschten ihre Gedanken in einem wahnsinnigen Tempo sämtliche von ihr behandelte Verletzungen der letzten Monate durch, die ihr noch im Gedächtnis waren. Brandwunden, Schnittwunden, Vergiftungen, Prellungen, Schürfwunden, Verstauchungen, Brüche,… Die waren zu häufig. Kabuto würde doch nicht auf diese typischen Shinobi-Verletzungen anspielen? Und warum überhaupt? Waren sie etwa eine Verbindung zu etwas, was ihr zur Lösung des Rätsels fehlte? Es musste so sein! Also weiter! Welche Verletzungsmuster waren nicht einfach nur ähnlich, sondern gleich? Identisch?... Bei Kakashis letzten Missionen gab es keine sich wiederholenden Verletzungen. Erleichtert nahm sie dies schon einmal als weiteres Alibi, sollte sie Gelegenheit finden, sich Koshirou über den Stand ihrer Ermittlungen zu äußern… Sakura! Nicht vom Thema abkommen!, mahnte sie sich selbst zur Ruhe. Aber sie war so aufgeregt, denn plötzlich fühlte sie sich der Lösung des Rätsels so nahe wie noch nie und gleichzeitig hin und her gerissen, da sie jetzt eigentlich an einem anderen Ort sein sollte. „Gleiche Verletzungen, gleiche Verletzungen, …“ Kabuto war selbst Mediziner. Würde er sie auf simple Dinge hinweisen oder Sonderfälle? Sie kramte also nach Sonderfällen… Fuse! Der Ninja am Flussufer… Spezialjonin mit Spezialisierung auf Ninjutsu…Der Ninja, zu dessen Behandlung Kakashi sie mitgenommen hatte, damit sie endlich mal wieder etwas Sonnenlicht für ihren geisterhaften Teint abbekam… Vor Erregung beschleunigte sich Sakuras Atem. War das eine Spur? Es war zumindest definitiv die merkwürdigste Verletzungsgeschichte der letzten Monate unter ihrer Aufsicht… Sie grübelte weiter, geradezu im Rausch. Kaziyoshi Fuse war der Shinobi, bei dem ich diese merkwürdige Flüssigkeit gefunden hatte… Shizune hatte sie untersucht, doch sie verdampfte beim Kontakt mit Sauerstoff nach einer Weile… Aber Shizune sagte, die winzigen Rückstände deuteten auf einen Organismus… Äh… ja. Also… ein Lebewesen? Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, aber organisch bedeutet, dass, was auch immer diese zähe Flüssigkeit zuvor gewesen ist, es auf irgendeine Art und Weise lebendig gewesen sein müsste… Aber… Diese Art von Flüssigkeit tauchte kein zweites Mal auf, dafür aber eine Verletzung… „Eine Mission, bei der nur eine einzige Person halbwegs heile zurückkam…“, murmelte Sakura belegt. „Das waren deine Worte von vorhin, Kabuto. Ich dachte, du spieltest auf Kakashis Mission an, und dann dachte ich an Kazijoshi Fuse, aber…“ Ein Schauer überlief Sakura von Kopf bis Fuß. „Aber du meintest gar nicht diese Missionen… Zumindest nicht…“ Erwartungsvoll blickte Kabuto sie hinter seinen im faden Mondlicht schimmernden Brillengläsern an. Ob sie es nun hat? Oder nicht? Ein Zittern breitete sich in Sakuras Körper aus. Es war nah. Die Antwort war nah. Mit weit geöffneten Augen wandte sie sich Orochimarus Handlanger zu. Ihr Mund öffnete sich, doch statt der Worte brachte sie nur ein unkontrolliertes, angespanntes Beben der Lippen zustande. Es gab immer noch eine letzte Mauer von Widerstand in ihr, die sich dagegen sträubte. Und dann, schließlich, brachen die ersten Worte ihrer Schlussfolgerung aus ihr heraus. „Es… gab noch eine andere Mission… bei der nur eine einzige Person gesund wiederkehrte… Und wo es ungewöhnliche Verletzungen gab...“ Ihre Stimme brach und gedankliche Erinnerungsfetzen trafen sie wie ein Fluss, der, nachdem der Damm einmal gebrochen war, unaufhaltsam ins Tal stürzte. Sakura sah vor sich, wie sie sich neben Kakashi hockte um den Leichnam Kaziyoshi Fuses zu betrachten… -Kanimori Fuse… Ein Trauerfall in der Familie. Das führt in der Regel dazu, dass man mit mehr Milde betrachtet wird.~ Das waren Kabutos Worte wenige Momente zuvor gewesen. Kanimori war Kaziyoshis jüngerer Bruder… Mit seinem ersten Verrat besiegelte Kanimori unbeabsichtigt das Ende seines eigenen, großen Bruders… Sakura schauderte. Erst damit hatte Orochimaru ihn so richtig in der Hand… Erst damit brachte sich Kanimori in eine unglaublich angreifbare Position, da er es selbst niemals wahrhaben wollte, dass aus seinem Vorhaben, seine Familie zu retten und den Ehebruch zu verschweigen, ein nahe stehendes Familienmitglied praktisch zu Tode verurteilt wurde…Er tötete indirekt seinen eigenen Bruder durch seinen Verrat, weil er seine Familie retten wollte und nicht wahrhaben wollte, dass durch sein Aushändigen des Dokumentes an Oto die Chance übermäßig groß war, dass jemand sein Leben verlieren würde… Weil er wie so viele andere in Konoha bezüglich einiger Dinge lieber die Augen verschloss, statt die Wahrheit annehmen zu können… Auch das sagte Kabuto vorhin… Die Augen zu verschließen, bedeutete für Sakura in diesem Augenblick, dass ihr ihr eigener Verstand die Bilder zusandte, die sie zuvor niemals unter diesem Schwerpunkt hatte interpretieren wollen… Sie sah, wie sie die Flüssigkeit aus Kazijoshis Blutkreislauf extrahierte und zur Untersuchung weitergab. Sie sah, wie Kakashi von seiner Mission zurückkehrte und nicht einmal ärztliche Untersuchungen herausfinden konnten, was mit seinem Gedächtnis nicht in Ordnung war und wie Ibiki bei seiner Befragung resignierte. Sie sah, wie dem Spion eine Falle gestellt worden war in Form von Kakashis vertraulichen Missionsakten der letzten Wochen, die aufgeschlagen auf dem Schreibtisch der Hokage scheinbar vergessen worden waren, um dem Spion eine verlockende, wenngleich irgendwo offensichtliche Falle zu stellen… Sie sah sich selbst, wie sie ungewollt das Gespräch zwischen Kotetsu und Izumo belauschte, wie sie sich darüber austauschten, dass Kakashi so empfindlich wie zu schlimmsten ANBU-Zeiten auf den Anblick von Blut reagiere… Sie kramte weiter in ihren Erinnerungen und sah, wie sie danach in den Akten wühlte und Shizune antraf, die auf die gleiche Idee gekommen war und bereits alle nötigen Akten von Kakashi unter dem Arm geklemmt hatte. Fehlanzeige. Sakura schüttelte den Kopf und ging wieder ein bisschen zurück. Was war Oroboros? Was hatte das damit zu tun? Da dämmerte es ihr. In einer Sprache im Süden von Konoha gab es einen Brauch, wo man einen Drachen, der sich in den Schwanz biss so bezeichnete… Ein Drache wurde auch oft mit einer Schlange verglichen. Oroboros konnte auch eine Schlange sein, die sich in den Schwanz biss. Es konnten… auch zwei sein. Das Kissen! Das Geschenk Orochimarus an den Feudalherren des Feuerlandes war mit diesem Symbol bezeichnet… Das stand in der Akte, in Kakashis Bericht als er Sasuke im Land der Reisfelder fand, den Shizune und ich heimlich gelesen haben. Aber… ich sehe keinen Zusammenhang zwischen diesem Symbol, den Ereignissen beim Feudalherren und… Sie sah auf. Vor sich sah sie die erwartungsvoll blitzenden Augen Kabutos, dessen weißes Haar sich im Licht des aufkommenden Vollmonds silbrig abhob von der Umgebung. Sie verwarf Oroboros fürs erste und zwang sich, wieder ihrer ursprünglichen Idee nachzukommen: Die Mission, die schief gelaufen war und wo nur eine Person gesund zurück kam… Es war die Mission, die ihr deswegen so gut im Gedächtnis hing, weil sie dort Koshirous älteren Bruder verloren hatte. Es war die Mission, die ihr deswegen solche Qualen bereitete, weil dort ihre beste Freundin Ino den Mann den sie liebte verlor, da diese ihn ermutigt hatte, an dieser Mission trotz dessen Bedenken teilzunehmen… Es war die Mission, in der nur wenige überlebt und noch weniger mit leichten Verletzungen herausgekommen waren. Es war die Mission, die Kazijoshi Fuses Auftrag erledigen und in Oto Erkundungen einholen sollte, die Mission, bei der Hirose Yagio, Koshirous Bruder, der unter Sakuras Händen gestorben war, die gleichen Kampfverletzungen davon getragen hatte wie Kazijoshi Fuse. „Schwarze Haare einer Frau, die zu dünnen Drähten geflochten waren… Parallele Schnittwunden in der Haut, wie sie ihren Gegner banden…“ Kabuto nickte anerkennend. „Richtig. Das ist das gleiche Verletzungsmuster. Das ist dein Hinweis. Und zu welchem Schluss lässt es dich kommen, Sakura-chan?“ Jetzt sah Sakura es so deutlich wie nie zuvor in ihrem Leben, und sie sah es gleichzeitig so unverständlich, dass sie es immer noch nicht zu verstehen glaubte. Es war wie vor einem See zu stehen und nach dem verschwimmenden Spiegelbild zu greifen. ~“Beschützt… Das ist so wichtig… Beschützt…“~ Sakuras Augen brannten. Es war Wasser, salzige Tränenflüssigkeit, die sich in den trockenen Augen sammelte und ein unangenehmes Brennen verursachte. Aber Sakura spürte es nicht einmal. Denn sie konnte es immer noch nicht fassen und schüttelte immer wieder den Kopf. „Nein… Es gibt keinen Grund… Warum… Ohne Grund? Niemals…“ Kabuto blickte auf seine Armbanduhr und erlaubte sich ein übertriebenes Seufzen. „Wie ist sie nun, deine Schlussfolgerung, Sakura-chan? Hast du die Lösung, weißt du wer für Orochimaru in Konoha arbeitet und so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat? Weißt du es?“ Sakuras Kinn bebte, als sie mühsam den Kopf hob und Kabuto taxierte. „Es ist…“ Sie sah es nun deutlich. Die letzten Puzzleteilchen fügten sich perfekt ein. Die Erinnerungen flogen nur so in ihren Gedanken dahin und wiesen ihr eine lückenlose Kette des Verrats… Wie hatte sie es übersehen können? Die ganze Zeit über war die Lösung direkt vor ihrer Nase gewesen. Wieder legte sich ihr die Situation in einem Gedankenstrom aus Bildern und Erinnerungen dar. Eine lückenlose Kette. Sie sah es regelrecht vor sich, wie Kanimori Fuse Kabuto den Missionsbericht seines Bruders Kaziyoshi aushändigte und damit eine Anzahl von Ereignissen heraufbeschwor, die in dieser kleinen Geste ihren Anfang nahm… Sie sah es regelrecht vor sich, wie Kaziyoshi nach einem chancenlosen Kampf gefangen genommen wurde… und in einem anderen Kampf am Flussufer im Feuerland auf seiner Flucht ins rettende Konoha eine Stunde vor seinem Ziel gestellt wurde und um sein Überleben gegen Orochimarus Schergen kämpfte, wo ihn auch diese Frau bekämpfte, die mit den Drähten aus schwarzem Frauenhaar kämpfte… Sakura sah es vor sich, wie sie ihre wenigen Hinweise und Untersuchungsergebnisse über Kaziyoshis Tod fein protokollierte und diese Mappe gemeinsam mit dem Reagenzgläschen an Shizune weitergab… Sie sah, wie ihr diese Hinweise wegen Shizunes Tollpatschigkeit in Irukas Anwesenheit verdampften und sie in Vergessenheit gerieten, bis Shizune ihr im Umkleideraum der Frauen im Krankenhaus von Konoha nach Hirose Yagios Tod und nach dem Tod von Inos Freund weitere Infos über den Inhalt des Reagenzglases zukommen ließ, die sie aus einem schlechten Gewissen heraus mit verstärktem Einsatz gefunden hatte… Sie sah, wie Kakashi sich mit Sachiko traf, wie Kakashi und sie selbst sich zerstritten ohne je laut zu werden, und wie Kakashi auf diese fatale, dem Feind bereits verratene Mission aufbrach… Sie sah sich selbst, wie sie ihm zum Abschied aus der Ferne nachsah… Und dann konnte sie sehen, wie er verletzt in seinem Krankenbett lag und Shizune ihn behandelte ohne Ursachen zu finden… Sie konnte sehen, wie Kanimori Fuse um die strengen Untersuchungen herum kam… Sie konnte sehen, wer von der Hokage einen ganz bestimmten Auftrag erhielt und wer dennoch mehr Untersuchungen anstellte als erlaubt und sich dabei als Deckung Akten zu einem anderen Fall unter den Arm geklemmt hatte… Sie konnte sehen, wie diese Person am völlig falschen Regal stand, obwohl sie eigentlich wissen müsste, dass die Akten alphabetisch geordnet waren und somit die Akten von Kakashi Hatake, die sie bereits unter den Arm geklemmt hatte, unter ‚H’ zu finden waren, und nicht dort, wo die Akten von Genmas Team aufbewahrt wurden… Ein Schauer lief über Sakuras Rücken. ~“Beschützt unsere Medic-Nin… Das ist so wichtig… Beschützt den Medic-Nin… Das ist so wichtig…“~ Sakura wunderte sich selbst darüber, wie ruhig und gefasst ihre eigene Stimme nun klang: „Ich hatte nie einen Verdacht geschöpft, da es oft vorkommt, dass ein Medic-Nin mit den leichtesten Verletzungen von einer schwierigen Mission zurückkehrt. Es wirkte zu keinster Zeit danach, dass es einen anderen Grund dafür hätte geben können, als den, dass der medizinische Ninja immer vorrangig beschützt wird von seinem Team… Es sind… so viele Hinweise, wenn man sie erkennt. So vieles was wie Zufall gewirkt hatte war eigentlich Absicht.“ Kabuto lächelte zufrieden. Sakura hatte die Aufgabe anscheinend gelöst. „Ich verstehe nicht das Motiv, aber ich verstehe die Fakten.“, sagte Sakura rau. „Die Person, die bei all dem ihre Finger im Spiel hatte und in der Lage wäre, die Hokage anzugreifen, die auch in der Lage war, Anko Mitarashi zu beseitigen und ihr das Gedächtnis zu löschen und ohnehin alle Informationen zu vertuschen die zu ihrer Enttarnung geführt hätten und die auch die wichtigsten Informationen wie die über eine S-Klassemission wie die von Kakashi und Okoi in Ji-Kon und die Missionen von Team A Kakashi und Team B Genma, die kein Chunin im Missionsbüro in die Finger bekommt wegen ihrer Sicherheitsstufe, hätte verraten können, ist…“ Kabuto lehnte sich gespannt vor, während sich in Sakuras tränenden Augen Terror, plötzliche Angst und Verzweiflung spiegelten, und mehrere Schauer über den Körper jagten. „Wie, Kabuto…?!“ Dann schrie sie: „Wie habt ihr Shizune dazu gebracht uns alle zu verraten?!“ ~Ende Kapitel 28~ Hosted by Animexx e.V. 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