The waves of time von MorgainePendragon (Eine Geschichte von Liebe, Schmerz und Tod. Und von Wiedergeburt…) ================================================================================ Kapitel 12: The dark winter of my soul -------------------------------------- Stille. Absolute, allumfassende, alles auslöschende Stille. Meine Lippen öffneten sich zu einem endlosen, lautlosen Schrei meiner Seele. Unhörbar und doch da. In vollkommener Lautlosigkeit brach ich neben meinem Geliebten in die Knie. Unendlich langsam, wie mir schien, ging ich zu Boden, überall wirbelten Schneeflocken – ebenso still, wie alles um mich und in mir selbst, ging die weiße Wand um mich, um uns herum nieder. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Dieses Herz, das nicht das meine war, das schon lange nicht mehr das meine gewesen war. Mein Blut hatte aufgehört durch meine Adern zu fließen und mein Puls hielt inne. Auch mein Körper war vollkommen still. Ich beugte mich über den Leib meines Geliebten, presste wie besessen beide Hände auf die Wunde, versuchte mit aller Macht das Blut daran zu hindern, aus ihm herauszufließen. Kein Laut war zu hören und doch stürzten Tränen aus meinen Augen, die ob der eisigen Temperaturen, die plötzlich herrschten, auf meinen Wangen gefroren. Der Winter meiner Seele hatte die Welt erreicht. Die Nacht war auf lautlosen Sohlen herangekommen und umfing uns und die Lichtung, doch es wurde nicht dunkel, da der Schnee jede Helligkeit, und sei sie noch so vage, reflektierte. Unbarmherzig schien er zu leuchten, jedes Detail vor meinen Augen noch deutlicher hervorzuheben. All das Blut… Der Schnee in unmittelbarer Nähe… er war nicht mehr weiß. Ich riss mir den Mantel vom Leib und presste ihn mit beiden Händen auf die schreckliche Wunde, obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte und obwohl mir klar war, dass es zu Ende ging. Doch ich tat es dennoch. Minuten. Stunden. Ich wusste es nicht. Ich schrie, tobte und weinte – alles in vollkommener Stille in mir selbst, in abgrundtiefem Entsetzen, in der furchtbaren Angst und Gewissheit, dass ich in diesem Augenblick einen Teil meines Selbst an den Tod verlor. Für immer. Laute, Worte, Schreie hätten es nicht zu ändern vermocht. Vielleicht wusste dies mein Körper, mein Leib, der so unendlich und allumfassend still wurde in jenen Momenten, als ich Kenshin Himura beweinte. Meine Lippen, blau gefärbt und gefühllos, formten seinen Namen. Immer wieder rief ich seinen Namen – und doch war meine Stimme fort. Nicht zu hören. Vielleicht für immer verstummt. Weit aufgerissen waren meine Augen, mein Atem, vorher innegehalten, kam in schmerzhaften Stößen aus meiner Lunge, auch dies lautlos, entsetzt. Und ich fühlte, wie stiller Wahnsinn mich einzuhüllen begann und mit schwarzen Schwingen über meinen Verstand strich. Und der Schnee fiel. Dicht und lautlos. Bedeckte alles. Ganz langsam aber beständig. ~~~oOo~~~ Enishi Yukishiro wusste nicht mehr, wie lange er so dagestanden hatte. Es war etwas geschehen. Etwas, was vorher nie da gewesen war. Etwas, das… nicht RICHTIG war. Und doch… er spürte es. Und doch würde es dadurch eine gewaltige Veränderung geben. Vielleicht sogar das Ende von allem. Das, was auch Enishi sich insgeheim erhofft und doch nie gewünscht hatte. Wie konnte es sein, dass das Mädchen ihren Geliebten tötete? Und warum hatte Himura ihn selbst beschützt? Es war… wie damals. Ja. Es war wie an jenem so fernen Tag an jenem Strand auf einer einsamen Insel. Himura und er… Sie hatten gekämpft. Genau wie jetzt. Zwei Hälften eines Ganzen. Zwei Männer, die das Schicksal zu Feinden gemacht hatte, und die doch nicht so grundverschieden waren. Und Tomoe. Ja, sie hatte dies gewusst, immer gewusst. Er war auch nur ein Mann mit Fehlern, mit Sünden, dieser Himura. Auch Enishi konnte nicht von sich behaupten jemals ohne Sünde gewesen zu sein. Hatte nicht seine Hand auch Menschenleben gefordert? War es wichtig, wie viele Menschen man getötet hatte? Nein. Man HATTE getötet. DAS allein war es, das sie zu Sündern machte. Beide. Keiner war besser als der andere. Keiner schlechter. Und sie beide hatten gelitten. Und Tomoe… Er sah sie wieder. Jetzt. Sie saß vor ihm in den Schnee gekauert und hielt den Kopf ihres Geliebten, genau wie es damals Kenshin mit ihr getan hatte. Ihr schwarzes, langes Haar bedeckte offen ihre Schultern. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ohne Vorwurf. Ohne Furcht. Voller Vergebung und Liebe. Und in Enishi zerbrach etwas. Der Wille zu hassen. Er spürte nichts mehr. Das Schwert entglitt seiner Hand, fiel lautlos zu Boden. Enishi Yukishiro drehte sich langsam herum und verschwand im dichten Schneefall, wurde eins mit der Nacht. Er wurde nie mehr gesehen. ~~~oOo~~~ Ich hatte keine Stimme und auch keinen Verstand mehr um um Hilfe rufen zu können. Ich fühlte nur, dass die Wärme seines Blutes meine Hände umfing. Was hatte ich nur getan? WAS HATTE ICH GETAN? Ich selbst, die sich geschworen hatte, Kenshin NIEMALS weh zu tun? Die ihn mit ihrem Leben hatte verteidigen wollen, egal, was kommen mochte? WAS HATTE ICH GETAN? Ich, der Tollpatsch vom Dienst? Die ich nicht einmal richtig zeichnen konnte? Die zwei linke Füße hatte? Die ein Tagträumer war? Harmlos und liebenswürdig, aber ganz gewiss nicht gefährlich? WAS… hatte ich nur getan… ‚Kenshin! KENSHIN! Verlass mich nicht! Bitte, bitte verlass mich nicht! Geh nicht dorthin, wohin ich dir nicht folgen kann! Wo ich dich nicht schützen, nicht für dich da sein kann! Kenshin! Bleib bei mir!’ Meine Gedanken formten die Worte, die meine Lippen nicht hervorzubringen vermochten. Mein Verstand SCHRIE. Wo vorher nur Stille in mir gewesen war, alles angehalten war, so war da nun dieser ohrenbetäubende Schrei in mir, der niemals mehr verstummen zu wollen schien. Ich griff mit beiden Händen Himuras kaltes, schönes, bleiches Gesicht, versuchte ihm, von meiner Wärme abzugeben, beugte mich über ihn. Mein Oberkörper wiegte hin und her, während ich ihn in meinen Schoß zog, ihn an mich presste, in ihn hineinzukriechen versuchte. Ich merkte nicht einmal, dass ich mich bewegte. Ich spürte nur seinen Körper auf meinem, seinen Kopf in meinen Armen, so wie ich ihn schon so oft gehalten hatte, nachdem wir uns geliebt hatten. Der Wahnsinn wich. Ich spürte es. Ich blickte hinunter in dieses ruhige, ernste und friedliche Gesicht meines Geliebten und fühlte, wie eine tiefe, abgrundtiefe Verzweiflung gepaart mit Resignation von mir Besitz ergriff. Ja, ich konnte mir nichts vormachen. Irgendetwas in mir… hatte, wenn schon nicht gewusst, so dann doch geahnt, dass es so hatte kommen müssen. Vielleicht… war unsere Liebe von Anfang an dazu bestimmt gewesen zu scheitern. Oder… ‚Ich habe so viele Leben gelebt und jedes Mal hatte ich gehofft, es würde anders verlaufen, ein anderes Ende nehmen, damit ich endlich ruhen kann. Ich bitte nicht um Vergebung, denn was ich getan habe KANN man nicht vergeben. Aber vielleicht werde ich irgendwann den Frieden finden, den ich mir so sehr wünsche. Ich bin müde. So unendlich müde…’ Ich hörte seine Stimme, als würde er neben mir sitzen. Ich schloss die Augen, fühlte neuerlich heiße Tränen in mir aufkommen und presste ihn noch fester an mich, ignorierte die beißende Kälte um mich herum. Denn in Gedanken war ich bei ihm an seinem Herdfeuer, saß neben ihm, an ihn gelehnt, während wir leise sprachen, jeder eine dampfende Teeschale in den Händen. Ich blickte dort in sein ruhiges, von tiefer… Trauer gezeichnetes Gesicht. Und sein Lächeln, wenn auch warm und innig, jagte mir ob seiner Melancholie jedes Mal einen Pfeil ins Herz. Ja. Ich hatte es gewusst. Irgendwann… MUSSTE es zu Ende gehen. Ich hatte gehofft, gefleht und gebetet, dass ich nicht diejenige sein würde, die das Ende der Geschichte erlebte. Das ich dies sogar HERBEIGEFÜHRT haben sollte, schien mir unerträglich. Warum war das Schicksal so grausam? Aber… War ich nicht egoistisch, wenn ich so etwas dachte? War es nicht genau dies, was Kenshin immer erhofft hatte? Frieden? Ruhe? OHNE Angst, erneut wiederkehren zu müssen? Und wieso… war ich so sicher, dass er dieses Mal nicht wiederkehren würde? Und in meinem Geist formte sich ein weiteres Bild. Tomoe, wie sie mir den Dolch überreichte. Und ich sah erneut, wie sich meine Finger um ihn schlossen. Von da an, war unser Schicksal besiegelt gewesen. Vielleicht schon früher. Aber von da an, war es unabwendbar geworden und so gewiss, wie das Untergehen der Sonne am Abend. Ja. Dieses Mal… war es ENDGÜLTIG. Dieses Mal würde der Wanderer endlich schlafen dürfen… Egoistisch oder nicht… Verdammt noch Mal! Ich war AUCH ein lebendes, fühlendes Wesen! Erwartete man allen ernstes von mir, dass ich meinen Geliebten tötete, seine ewige Ruhe herbeiführte und dann einfach weiterlebte? Zitternd ballten sich meine Hände vor Wut. Wie KONNTE ein Schicksal oder auch ein Gott, sei es nun der Erleuchtete oder Gottvater oder wie auch immer man ihn nannte, so grausam sein? Kenshin regte sich in meinen Armen. Ganz leicht nur. Ein Beben, ein leichtes Zittern, das durch seinen Leib fuhr. Er seufzte leise. Schmerz verzerrte sein hübsches Gesicht. Doch unter Aufbringung all seiner noch verbliebenen Kräfte öffnete er noch ein letztes Mal die Augen. Ich wusste, dass es so war. Man gönnte uns einen Abschied. Wie gnädig. Ob dies nun an meinen letzten Gedanken lag oder nicht: Ich wusste nicht, ob ich glücklich darüber sein sollte. Denn der Blick aus Himuras Augen erschütterte mich bis ins Mark… Unglaube. Erschrecken. Schmerz. Und dann… Schuldbewusstsein. All diese Dinge und in ebendieser Reihenfolge sah ich darin. Er wollte den Mund öffnen, erreichte damit aber nur, dass ein jäher Schmerz seinen schlanken Leib zu zerreißen schien. Er bäumte sich auf und begann qualvoll zu husten. Dunkles Blut, das auf seiner weißen Haut beinahe genauso schwarz aussah wie auf dem umgebenden Schnee, glitt aus seinem Mundwinkel, lief in sein feuchtes, dunkelrotes Haar. Ich beugte mich über ihn, zitternd, flehend, nahm sein Gesicht in beide Hände. „Versuch nicht zu sprechen, Liebster…“, hauchte ich die ersten, geflüsterten Worte, seitdem ich ihm den Dolch in den Leib gestoßen hatte. „Bitte… Bitte halte durch! Bleib bei mir…“ Seine blauen Augen richteten sich auf mich, verschleiert, versuchten mich zu fixieren. Das Schuldbewusstsein darin erreichte einen unerträglichen Grad für mich. „Ma…doka…“, flüsterte er und noch mehr Blut floss über seine Lippen, kristallisierte sich. „Ich wollte… leben. Dieses eine, letzte Mal wollte ich… leben. Für… dich! Bitte… glaube mir…“ Ich schloss weinend die Augen, lehnte meine Stirn an seine. Meine Tränen fielen auf seine Wangen, vermischten sich mit seinem Blut. Ich begann zu begreifen. Vielleicht… war genau DIES nötig gewesen, damit er endlich Ruhe fand. Vielleicht hatte er seinen Willen zum Leben wiederfinden SOLLEN. Seinen Lebensmut. Seine Lebenskraft. Vielleicht… hatte er anfangen sollen, sich selbst zu vergeben, sich für Neues öffnen sollen, so wie er es getan hatte, indem er unser beider Liebe zuließ. Vielleicht hatte er zum ersten Mal nicht für sich selbst und um seiner Sühne willen, sondern um seine Liebe kämpfen sollen, ein neues Leben, das er sich wünschte, das er verteidigen wollte. Welch eine Ironie, was für ein vollkommenes Martyrium. Um endlich Frieden finden zu können musste er loslassen, was er gerade im Begriff war zu gewinnen. Was zählte waren seine Gefühle, sein Wille. Er hatte es wirklich gewollt zu leben. In diesem einen Moment, als Enishi ihn wieder gefordert hatte, da hatte er zum ersten Mal nicht daran gedacht, wie er das Schicksal ändern könnte um selbst Vergebung und zu finden, um nicht mehr wiederkehren zu müssen. Nein. Er hatte nur an uns gedacht. An mich. Daran, dass er für mich leben wollte. Ich sah es in seinen Augen. Ich erkannte es an dem Schuldbewusstsein in seinem Blick. Und ich wusste, es war an MIR, einzig und allein an mir, ihm die Ruhe zu schenken, die er verdiente nach so viel Leid und Schmerz. Es war grausam. In diesem Moment war mein eigenes Leid nicht wichtig. Ich musste es ignorieren, in mir einschließen. Ich musste für ihn stark sein, damit er loslassen konnte – obwohl alles in mir danach schrie, ihn nicht gehen zu lassen. War jemals eine Prüfung, eine Aufgabe größer und schwerer gewesen als diese? Ich wusste es nicht. Es war auch gleich. Ich wusste nur, dass ich über mich selbst hinauswachsen musste, um DAS zu bewältigen. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und lächelte ihn unter Tränen voller Liebe an. Ich war selbst erstaunt, das dies auch ehrlich gemeint war. ER war meine Kraft, mein Herz und meine Seele. Und nur der Moment zählte. Auch jetzt, in den letzten Minuten seines letzten Lebens, gab er mir Kraft allein dadurch, dass es ihn gab, dass er mir so viel Liebe schenkte, so viel Vertrauen. Wo diese Kraft hinging, wenn er nicht mehr war, verdrängte ich. Der MOMENT war wichtig. „Kenshin…“, flüsterte ich, lächelte ihn an. „Ich liebe dich… Ich habe nie jemanden so sehr geliebt wie dich. Nichts hast du je mehr erfleht als Ruhe und Frieden und endlich schlafen zu dürfen. Wie könnte ich dir nach all dem, was du erlebt hast, wünschen, dass du nur für mich weiterlebst? Was für ein Mensch, was für ein EGOIST wäre ich? Du hast genug gelitten. Ich bitte dich nur… vergib mir… Vergib mir, was ich getan habe…“ Und ich legte eine Hand auf die Wunde. Ich versuchte nicht mehr, die Blutung zu stoppen. Es war nur eine Geste. Himura schloss leise stöhnend die Augen. „Du… lügst. Du… hast mich nie anlügen können, weißt du?“, ein gequältes, leichtes Lächeln stahl sich auf seine schmalen Lippen und ich fuhr wie unter einem Hieb zusammen. „Ich würde… dich auch nicht gehen lassen wollen.“ Ich schloss die Augen und weinte lautlos. Er durchschaute mich. So wie er es immer getan hatte. Er kannte mich wie niemand sonst. „Es ist… schon gut, Madoka. Verstell dich nicht. Weine, wenn du weinen willst. Ich wünschte… nur, ich hätte die Kraft… dich zu trösten…“ Er zitterte. „Ich habe… von dem Dolch gewusst.“, sagte er plötzlich leise. „Es… ist… nicht wichtig, woher. Aber ich wusste, dass… es gut war, dass er DIR gegeben wurde. Ich wusste, mit dir würde es enden. Nur nicht… auf welche Weise. Es war… vorherbestimmt. Du… hast dir… nichts vorzuwerfen.“ Er hob eine Hand, zitternd, langsam und strich sacht über meine Wange, über meine eingefrorenen Tränen. Er keuchte vor Schmerz, presste einen Moment lang die Lippen zusammen. Dann schüttelte er ganz leicht den Kopf. „DU bist es, die ich um Vergebung bitte. Da ich… dich nun… verlassen muss. Ich komme nicht… zurück.“ Ich nickte, legte erneut mein Gesicht an seines, meine Stirn an seine. Ganz nah waren sich unsere Gesichter. Sein Atem war kalt. Genau wie seine Haut. „Ich weiß.“, sagte ich nur. „Und es ist das, was du dir immer erhofft hast.“ Und plötzlich erfasste mich eine… innere Endgültigkeit, die ich noch nicht näher benennen oder fassen konnte, die aber eigentlich schon von Anfang an in mir gewesen war, von jenem ersten Blick an, den wir vor scheinbar so langer Zeit in der Mensa der Universität getauscht hatten. „Geh nur. Finde Frieden, mein Liebster. Meine Liebe… wird mit dir gehen.“ Der Wind frischte auf und trieb die fallenden Schneeflocken lautlos auseinander. Und plötzlich war der Himmel klar. Ein halber Mond leuchtete auf uns hinab, während die letzten Flocken um uns herum tanzten, funkelnd im Mond- und Sternenlicht, das heute kalt und unbarmherzig auf mich wirkte. „Du wirst… nicht allein sein…“, sagte ich leise. Er missverstand mich. Natürlich. „Ja. Ich werde… sie wieder sehen…“ Erneut hustete er qualvoll. Sein Leib krümmte sich und ich fühlte seinen Schmerz beinahe am eigenen Leib. „Tomoe… Kaoru…“ Dann fixierte mich sein Blick, vielleicht zum letzten Mal. „Danke dir. Für alles. Wirst du… jemals erfahren, wie viel du mir bedeutest? Was du mir WIRKLICH bedeutest? Ich wünschte, ich hätte noch ein Leben um dir zu zeigen… und zu sagen, wie sehr ich dich liebe und wie viel du mir gegeben hast. Ich würde… alles tun um…“ Ich legte rasch einen Finger über seine kalten, zitternden Lippen, hob den Kopf. „Shh, nein… sag das nicht. Ich weiß es doch. Ich weiß dies alles, mein Liebster.“ Ich hatte keine Tränen mehr. Vielleicht lag meine Tränenlosigkeit aber auch daran, dass jene Endgültigkeit in mir zur Gewissheit geworden war, zu etwas, das für mich feststand. Seine Hand umfasste meine, plötzlich und schmerzhaft fest. Er zitterte, bäumte sich auf. Sein Atem kam jetzt stoßweise, hektisch. „So… ist das also… wenn man… gewaltsam… aus dem Leben scheidet…“, flüsterte er voller Schmerz. „Aber… vielleicht ist dies meine letzte Prüfung.“ Er sah mich an, hielt inne. Die Endgültigkeit des Augenblicks, ein ganzes Universum, der Mensch, gefangen in der Unendlichkeit, eingeengt in einen Kreis aus Leben und Sterben, so klein und doch so kostbar, so wichtig, all das in einem einzigen Blick. Und ein Versprechen. Lautlos und voller Gewissheit: ‚Wir werden uns wieder sehen. Ich warte auf dich. Immer.’ Und plötzlich…war da wieder diese Stille. Nichts als Stille. Kein Laut. Weder von ihm, noch von oder in mir. Und in dieser Stille glitt sein letzter Atemzug aus ihm heraus, glitt über seine Lippen, während sein Körper in meinen Armen zusammensank und seine wunderschönen blauen Augen brachen. Endgültigkeit oder nicht. Über sich selbst hinausgehen oder nicht. In DIESEM wirklich unabwendbaren, letzten Moment erfasste mich kalte, schwarze, nackte Panik vor der Einsamkeit. Mein Herz wurde herausgerissen und umbarmherzig im Schnee zertreten. Und jetzt… erst jetzt… hatte ich die Kraft zu schreien. Ich riss den leblosen Körper an mich, verfluchte das Schicksal, das ihn mir genommen, das mir die Liebe meines Lebens genommen hatte und wusste, dass ich auch selbst nicht mehr länger leben wollte in einer Welt OHNE Kenshin. OHNE mein Herz, das geschunden, zertreten und vollkommen zerstört neben mir lag. Um uns herum breitete sich eine makellose Decke aus frisch gefallenem Schnee aus, der sich vergebens bemühte, das Blut zu verhüllen, das Leben, das hier ausgelöscht wurde. Durch meine eigene Hand. Ich hoffte, das Schicksal war nun glücklich, zufrieden oder wie auch immer man es nennen mochte. Es hatte mich für diese Aufgabe auserwählt. Und ich hatte sie erfüllt. Was ich fühlte, das schien niemanden zu kümmern. Und in diesem Moment HASSTE ich mich selbst. Denn ich spürte in mir, das ich nicht nur wütend auf ein Schicksal war, das grausamer war als alles, was ich mir je hätte vorstellen können, sondern auch auf ihn, Kenshin. Warum er es zugelassen hatte, dass ich… Warum er mich nicht zurückgewiesen hatte, als noch die Zeit dafür gewesen war. Warum er in den Kampf eingewilligt hatte, obwohl er WUSSTE, dass es für ihn hier und heute enden würde – in dem Irrglauben, vielleicht siegen zu können, weil er nicht für sich selbst kämpfte. Ich war ungerecht und wusste dies. Aber mir wurde wehgetan. Und ich schlug in Gedanken wild um mich, vor Trauer halb wahnsinnig, während ich meinen Schmerz in die Nacht hinaus schrie. Und das kalte Licht des Himmels vermochte die Flamme meiner Seele nicht mehr zu entzünden. Sie war erloschen. Vielleicht für immer. ~~~~~ heaven today is but a way to a place I once called home heart of a child, one final sigh as another love goes cold once my heart beat to the rhythm of the falling snow blackened below, the river now flows a stream of molten, virgin snow for the heart I’ll never have for the child forever gone the music flows, because it longs for the heart I once had living today without a way to understand the weight of the world faded and torn, old and fordorn my weak and hoping heart for the heart I’ll never have for the child forever gone the music flows, because it longs for the heart I once had Time will not heal a dead boy’s scars Time will kill for the heart I’ll never have for the child forever gone the music flows, because it longs for the heart I once had ~~~~ Ohne weitere Worte… *wein* Folgt noch ein Epilog. Dann ist Schicht. Hosted by Animexx e.V. 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