Der schwarze Schatten der Seele von Arcturus ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- (Godric's Hollow, Grafschaft Scottish Borders, Schottland) Er verstand noch nicht ganz, was geschehen war. Drüben, in Little Hangleton. Vielleicht hatte Hermine es verstanden oder Ginny oder Bill, der kurz darauf dazugekommen war. Aber er war nicht so gut im Verstehen. Vor allem, wenn Dinge geschahen, von denen er keine Ahnung hatte. Und selbst bei Magie ging das „Ahnung haben“ nicht über sein Schulwissen hinaus. Wie sollte also gerade er, Ronald Bilius Weasley, verstehen, wieso sich sowohl der Körper von Harry, als auch der von Voldemort, zu Stein verwandelt hatten? Und sich danach – als wäre es nicht schon seltsam genug – in Staub aufgelöst hatten und mit dem Wind verschwunden waren? Nur die Kleidung und Harrys Zauberstab waren zurückgeblieben. Hermine wühlte in ihrem Kopf vermutlich schon nach einer vernünftigen Lösung, Bill war in Little Hangleton beim Orden geblieben, um die langsam wieder erwachenden Todesser an der Flucht zu hindern und Ginny stand einfach nur unter Schock. Gut, unter Schock standen sie alle. Was danach in Little Hangleton geschehen war, wusste er nicht. Weder, was mit dem Orden geschehen war, noch wie es den Todessern ergangen war, oder Darius oder Malfoy. Bill würde es ihnen später mitteilen. Sie waren zusammen disappariert, er und Hermine und Ginny, Seit-an-Seit. Zurück nach Godric's Hollow. Nun standen sie zusammen vor der alten Ruine der Potters. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen, doch sie verbarg sich hinter einer dicken, schwarzen Wolkenwand. Keiner der drei sprach, es war auch nicht nötig. Hier, in Godric's Hallow, hatte vor nun beinahe achtzehn Jahren alles begonnen – hier sollte es auch enden. Das stimmte zwar nicht ganz, denn Harry war in Little Hangleton gestorben, doch da Ron diesen Fakt nach wie vor noch nicht ganz begriffen hatte, war es zunächst einmal auch egal. Ginny trat langsam vor, Hermine und dann auch er folgten ihr in geringem Abstand durch das Tor, das Ginny geöffnet hatte, den Weg entlang, der noch immer von Pflanzen bewachsen war und vorbei an den wild wuchernden Sträuchern, die in voller Blüte standen. Schließlich hatten sie auch die Haustür erreicht, die seit ihrem letzten Besuch nicht bewegt worden zu sein schien. Auch bei ihrem letzten Besuch waren sie zu dritt gewesen, doch damals mit Darius Blane. Doch Darius Blane, der sich damals als Harry Potter ausgegeben hatte, saß nun vermutlich bereits in Askaban. Zumindest hatte er gesehen, wie der junge Mann von zwei Auroren wenig freundlich weg geschleift wurde. Und auch Harry Potter war nicht mehr. Ihm wurde schlecht, bei dem Gedanken. Diesmal traten sie allerdings nicht in das Gebäude. Stattdessen nahm Ginny lediglich den Zauberstab, Harrys Zauberstab, den sie aufgesammelt hatte – und warf ihn so fest sie konnte durch die Tür, hinein ins Gebäudeinnere. Ron hörte, wie der Stab klappernd aufschlug, dann stürmte Ginny bereits an ihm vorbei, er sah, wie sie weinte, doch zum Trösten kam er nicht, denn schon hatte sie das Tor erreicht und disapparierte, zum ersten Mal in ihrem Leben allein. Hermines Hand legte sich sanft auf die seine, dann verschwanden auch sie. Mit einem leisen Plopp. (Ottery St. Catchpole, Grafschaft Devon, England) Eine Frau mit blondem Haar stand an der Gartentür und spähte besorgt in den anbrechenden Tag. Ihr Bauch wölbte sich bereits sichtbar. Plötzlich gab es ein leises Plopp und ein Mann erschien auf der anderen Seite des Zauns. Ausnahmsweise hatte er seine langen roten Haare nicht zu einem Zopf zusammengebunden, doch der Schlangenzahn baumelte wie eh und je an seinem Ohr. In seinem Armen trug er ein Mädchen, das der Frau nicht unähnlich war. Sie hatte das gleiche silberblonde Haar und dieselben feinen Gesichtszüge, doch sie war erst zwölf Jahre alt. Erschrocken schrie Fleur Weasley auf, doch dann öffnete sie rasch das Gartentor. „Gabrielle!“ (Hogwarts, Schottland) Professor McGonagall saß hinter ihrem Schreibtisch im Büro des Schulleiters. Sie schien sich eiligst andere Kleidung übergeworfen zu haben und ein paar Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Dutt gelöst. Vor ihr saßen zwei Schüler in den weichen Sesseln. Vor allem der Junge schien arg mitgenommen, dennoch lächelt er. „Mister Longbottom? Miss Lovegood? Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen. Sie haben heute Nacht der ganzen Schule ihren Mut bewiesen und sollten für uns alle ein Vorbild sein. Ich möchte mich bei Ihnen noch einmal aufrichtige und in aller Form für Ihre Hilfe bedanken.“ Neville's Lächeln wurde noch etwas zufriedener. Er schwebte wie auf Wolke sieben und schien die Platzwunde an der Stirn, das verkrustete Blut an seine Wange und die schmerzenden Knochen noch nicht einmal wahrzunehmen. Luna wirkte wie immer ein wenig abwesend, doch anwesend genug, um ebenfalls zufrieden zu lächeln. Unter dem Tisch, so das die Schulleiterin es nicht sehen konnte, hielt sie seine Hand. „Eins noch, bevor ich Sie entlasse. Ich habe mich dazu entschieden, Ihnen beiden den Orden für Besondere Verdienste um die Schule zu überreichen.“ (Little Whinging, Grafschaft Surrey, England) Gerade war Petunia Dursley aus der Haustür getreten und hatte die Milch, die der Milchmann wie jeden Tag pünktlich vor die Tür gestellt hatte, aufgehoben. Zufrieden bedachte sie den ordentlich gepflegten Garten des Ligusterwegs 4 mit einem stolzen Blick. Seit ihr vermaledeiter Neffe nicht mehr im Haus war - und hoffentlich auch nie wieder zurückkehren würde - war endlich, nach sechzehn Jahren die wohlverdiente Ruhe in ihren Haushalt zurückgekehrt. Endlich war alles so normal, wie es sein sollte. Gerade blickte sie auf zum Himmel, der nach dem heftigen Gewitter in der Nacht zuvor wieder strahlend blau war. Mit einem Mal stieß die Frau einen spitzen Schrei aus und ließ vor Schreck die Milchflaschen fallen, die klirrend auf dem Boden zerbrachen. Der Inhalt versickerte rasch zwischen den Ritzen im Boden. Verängstigt blickte sie dem großen Kauz hinterher, der über ihr Haus hinweg geflogen war. Ein Stockwerk über ihr schnitt sich Vernon Dursley vor Schreck mit der Rasierklinge. Auch er hatte den Vogel gesehen ... Doch im Gegensatz zu diesem Ehepaar war der Kauz – und seine unzähligen Artgenossen, die an diesem Tag unterwegs waren – für viele Menschen in Groß Britannien ein gutes Zeichen. Im ganzen Land hörte man Zauberer und Hexen denselben Tost aussprechen. Auf Harry Potter! Der Mann, der siegte! (Zaubereiministerium, London) Sehr geehrter Minister, der Krieg mag vorbei sein, doch die Zustände sind unhaltbar, das wissen Sie genauso gut wie ich. Die Schäden an magischer wie nichtmagischer Bevölkerung sind erheblich, die Anzahl der Opfer, der Toten und der Verletzten, ist längst nicht mehr nur dreistellig, Tendenz steigend, die Schäden an Gebäuden gehen in die Millionen. Ich weiß nicht, wie Sie das reparieren wollen, ich weiß nur, dass uns in der Aurorenzentrale die Leute wegsterben. Die Zentrale umfasst noch exakt dreiundzwanzig Mitglieder, davon drei Auszubildende (vor der gestrigen Nacht waren es übrigens noch vier), zwei Schwerverletzte (von denen ich nicht weiß, ob sie das St. Mungos jemals wieder verlassen werden), weitere sieben Verletzte (die aufgrund dieser Verletzungen kaum in der Lage sind, ihren Zauberstab gerade zu halten), zwei Krüppel (vor einer Woche waren es noch zwei mehr) und einen Auroren im Ruhestand (der übrigens zu senil ist, um noch Freund von Feind unterscheiden zu können). Die Hälfte ist depressiv, ein Viertel paranoid, und alle mit den Nerven am Ende. Es ist mir scheißegal, wie Sie Abhilfe schaffen können, aber tun Sie es, bevor ich ihnen persönlich ihren Zauberstab sonst wohin stecke! Mit freundlichen Grüßen, Necromantia Graves, stellvertretende Leiterin der Aurorenzentrale (St. Mungos Hospital, London) Auf einer Station der vierten Etage des Hospitals, in welcher die Fluchschäden behandelt wurden, stand eine Tür offen. Auf ihrer Vorderseite prangte ein Schild, auf dem es hieß: Lloyd-Crookstone-Station: Notaufnahme und auf einem zweiten Schild darunter: Chefheiler: Zion Kanra Heilerin im Praktikum: Giselle Noir Alle vier Betten des Raumes waren belegt. Ganz hinten lag ein Mann mit schwarzem Haar. Sein rechter Arm war, genauso wie seine Schulter, dick in einen Verband eingewickelt. Gerade erst kam er zu sich. Vorsichtig betastete er mit der gesunden Hand sein Gesicht und bemerkte verdutzt, dass man ihm die Augenklappe abgenommen hatte. Schließlich ließ er den Arm wieder sinken und schlug das gesunde Auge auf, um sich umzusehen. Erst jetzt bemerkte er den großgewachsenen blonden Heiler mit dem Pferdeschwanz, der vor seinem Bett stand. „Was ... was ist passiert?“, nuschelte er, noch immer ein wenig benommen. Der Heiler lächelte. „Die letzte Nacht hat sie wahrlich arg mitgenommen. Aber seien sie unbesorgt, Mister Graves, wir flicken sie schon wieder zusammen.“ (Hogwarts, Schottland) Der Krankenflügel lag still da. Die meisten Patienten hatten ihn bereits verlassen, denn das Schuljahr war vorbei. Nur um ein Bett war ein Vorhang gezogen worden. Dahinter saß der jüngste Lehrer, den Hogwarts je gehabt hatte, auf einem Stuhl, die Ellenbogen auf das Bett vor ihm gestützt, die Hände zusammen gefaltet und den Kopf darauf gestützt. Er war ungewöhnlich ruhig. Im Bett vor ihm lag ein Mann, nur ein paar Tage älter als er selbst, mit weißem Haar. Er schlief friedlich. Plötzlich wurde eine Tür geöffnet und sofort wieder geschlossen, nachdem eine Person eingetreten war. Schweigend trat sie ein und setzte sich auf den freien Stuhl, der gegenüber von Phineas Blackwood stand. Sie hatte genauso schlohweißes Haar wie der Patient. Erst, nachdem sie ihrem Sohn einmal sanft über den Haarschopf gestrichen hatte, schenkte sie dem anderen Besucher, der nicht einmal aufgesehen hatte, als sie eingetreten war, Beachtung. „Was machst du hier?“ Blackwood verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen. „Sieht man das nicht? Ich bete.“ „Ich erlebe dich nur selten so still.“ „Das kommt davon, dass Ihre bloße Anwesenheit mich auf die Palme bringt.“, erwiderte er ruhig. Sie lächelte versonnen und lehnte sich zurück. „Ich sehe schon, gegen euch Sturköpfe komme ich nicht an.“ Verwirrt blickte der Schwarzhaarige nun doch auf. Gerade noch konnte er erkennen, wie die Mutter seines Freundes verräterisch die Hand auf den Bauch legte. Er verstand sofort, dieses Verhalten kannte er von seiner Verwandtschaft zur Genüge. „Sie sind schwanger.“ „Die perfekte Zeit, um Frieden zu schließen, nicht wahr? Und letztendlich wollen wir doch beide lediglich, dass er glücklich ist.“ Phineas schwieg. An seiner statt antwortete der Mann, der zwischen ihnen im Bett lag und anscheinend soeben aufgewacht war. „Bei Merlin, nicht mal in Ruhe schlafen kann man hier!“, murmelte er entrüstet, doch er lächelte. (Berlin, Deutschland) Nervös trat Ginny Weasley von einem Bein auf das andere. Sie fühlte sich unwohl, in diesem fremden Land, in dem kaum einer sie verstehen zu wollen schien. Noch einmal versicherte sie sich, dass sie den Namen am Briefkasten richtig gelesen hatte und schließlich klingelte sie doch. Während sie wartete, musterte sie das Einfamilienhaus, vor dem sie stand. Es war in gutem Zustand und sah mit seinem gepflegten, hübschen Garten wirklich einladend aus. Dennoch kam ihr das Warten vor, wie eine Ewigkeit, auch wenn keine Minute vergangen sein konnte, bis sich die Tür öffnete. Eine Frau mittleren Alters trat heraus. Mit ihren blonden Haaren und der Statur passte sie in die Beschreibung, die sie von ihr hatte. Noch einmal atmete sie tief durch. „Miss Sarah Chester?“ Sie sah das rothaarige Mädchen vor ihr einen Moment verwirrt an, doch schließlich schien sie zu verstehen und antwortete der Britin. „He's dead, right?“ Ginny nickte beklommen und reichte der Geliebten von Regulus Black die Sachen, die sie mitgebracht hatte: Den Muggelroman, die Fotos und den Spiegel, die sie unter dem losen Dielenbrett gefunden hatten, sowie das alte Tagebuch mit dem Siegel der Blacks. Einen Moment starrte Sarah Chester sie an, anscheinend unsicher, ob sie lachen oder weinen sollte, doch dann nahm sie die Sachen entgegen und drückte sie an sich, wie einen lang vermissten Schatz. „Thank you.“ Ginny machte nur eine hilflose Geste, verabschiedete sich mit einem kurzen Gruß und wandte sich zum Gehen, während die weinende Frau die Tür leise hinter ihr schloss. Die Rothaarige hörte noch, wie eine Jungen rief: „Mama? Wer war das?“ Dann war sie disappariert. (St. Mungos Hospital, London) Ein stämmiger Mann betrat das Krankenzimmer, mit einem Arm in der Schlinge, doch er schien kein Patient zu sein. Auf seinem Rücken prangte in Großen Lettern Puddlemere United und darunter das Wappen des Vereins und auch, wenn er nicht seinen Spielumhang trug, sah man, dass es sich um einen Spieler handeln musste. Zielstrebig schritt er auf eines der Betten zu, er war lange nicht mehr hier gewesen. Vorsichtig schob er den Bettvorhang ein wenig zur Seite, dann trat er dahinter und setzte sich auf einen der Stühle, die für die Besucher hingestellt worden waren. Tatsächlich öffnete der Patient die Augen einen Spalt weit, als er seinen Gast hörte und für einen Moment sahen sie sich nur schweigend an. Keiner brauchte zu sagen, dass die Besucher längst ausblieben oder dass es mit Katie genauso vorbei war, wie mir Kathleen und Joanne. Sie hatten sich lange genug einen Schlafsaal geteilt, um es einfach zu wissen. (Zaubereiministerium, London) Der Raum, in dem die Anhörung stattfand, war in den Kellern des Ministeriums. Die Wände bestanden aus grauem nur grob behauenem Stein und es gab keine Fenster, das einzige Licht stammte von den Fackeln, die in regelmäßigen Abständen aufgehangen waren worden. Das gesamte Zaubergamot war anwesend. Alle trugen sie die gleichen Umhänge und die meisten blickten mit unverhohlener Verachtung auf den Angeklagten hinab. Dieser, ein schwarzhaariger junger Mann, saß auf einem Stuhl vor den sich nach hinten hin erhöhenden Bänken und war so dazu gezwungen, hinauf zu schauen, wenn er seine Ankläger sehen wollte. Er war mit schweren Ketten an seinen Sitz gefesselt, doch er ließ es schweigend über sich ergehen. Der Zaubereiminister selbst führte die Anklage, auch wenn es zweifelhaft war, ob er sein Amt nach den letzten Geschehnissen noch lange inne haben würde. „Ihr Name ist Darius Blane, geboren den 30. Dezember 1978 in Southampton, Grafschaft Hampshire?“ „Ja.“ „Gestehen sie sich schuldig, den Zauberer Charlie Weasley entführt und ermordet zu haben oder an seiner Entführung oder Ermordung beteiligt gewesen zu sein?“ „Nein. Ich habe diesen Mann noch nie gesehen.“ Als er sprach, klang seine Stimme nicht so fest, wie er es gern gehabt hätte. „Gestehen sie sich schuldig, bei der Planung und der Ausführung des Attentats auf das Dorf Hogsmeade, welches am 31. Oktober 1997 durchgeführt wurde, teilgenommen zu haben?“ „Nein. Ich wusste von dem Attentat nichts. Als das Dorf angegriffen wurde, habe ich die Auroren vor Ort unterstützt. Das kann unter anderem die Aurorin Nymphadora Tonks bestätigen. Wir kämpften Seite an Seite.“ Langsam schien Scrimgeour der Geduldsfaden zu reißen. Er ballte die Hände zu Fäusten und eine Ader an seiner Schläfe pochte verdächtig. „Gestehen sie sich schuldig, Versammlungsort und Versammlungszeit einer Organisation, die sich selbst der »Orden des Phoenix« nennt, am 24. Juni 1998 an den, dessen Name nicht genannt werden darf, verraten zu haben, woraufhin zweihundert-zwölf Menschen, darunter achtundsiebzig Muggel, den Tod fanden und weitere achtundneunzig Menschen, darunter vierundvierzig Muggel, teils schwer verletzt wurden?“ „Ja.“ (Godric's Hollow, Grafschaft Scottish Borders, Schottland) Er konnte das Geschehen nicht wirklich fassen, letztendlich erinnerte er sich kaum, was wirklich geschehen war. Kaum hatte er gewusst, dass sich der Junge ebenfalls ins Hauptquartier geschlichen hatte, hatte er gewusst, was zu tun war und sich selbst um ein paar der Todesser gekümmert, natürlich weitaus unauffälliger, er war immerhin der Herr der Gifte. Ruhm und Ehre wurde ihm dafür selbstredend nicht zuteil, nachdem er gesehen hatte, wie es diesem Bastard Blane erging, hatte er gemacht, dass er weg kam und so schnell würde er auch nicht zurückkehren. Nein, vermutlich würde er nie mehr zurückkehren, er war nach wie vor wegen Mordes zur Fahndung ausgeschrieben. Über die Sache würde Gras wachsen und im Ausland würde man nicht nachfragen. Durmstrang würde ihn mit offenen Armen empfangen – sie suchten einen Zaubertranklehrer. Leider nicht Verteidigung gegen die dunklen Künste oder dergleichen, aber immerhin. Niemand kannte sich mit Giften besser aus, als er. Noch einmal sah er hinab auf das Grab, vor dem er stand, las die Namen, Geburts- und Sterbejahr, dann beugte er sich hinab und legte vorsichtig den Strauß weißer Lilien zu den anderen Blumen und disapparierte. (Ottery St. Catchpole, Grafschaft Devon, England) Die Zeremonie war ebenso prachtvoll, wie die von Bill Weasley und seiner geliebten Fleur ein Jahr zuvor. Es waren nicht so viele Gäste anwesend, nach dem Krieg mit den unzähligen Verlusten, doch alle Bekannten und Verwandten des Paares waren anwesend, sogar zwei Muggel, die Eltern der Braut. Der ganze Garten roch verführerisch nach Rosen und war erfüllt von einer Heiterkeit, von der man ein Jahr zuvor nicht einmal zu träumen gewagt hatte. „Ronald Bilius Weasley, möchtest du die hier anwesende Hermine Jane Granger zu deiner die angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod euch scheidet, so antworte mit Ja.“ Ron, der einen schlichten, schwarzen Festumhang trug, bedachte seine Braut in ihrem weißen Kleid mit stolzgeschwollener Brust. „Ja. Ich will.“ „Hermine Jane Granger, möchtest du den hier anwesenden Ronald Bilius Weasley zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod euch scheidet, so antworte mit Ja.“ „Ja, ich will.“, antwortete Hermine mit voller Inbrunst. Hatte er doch endlich noch verstanden, wie es um sie stand. Jubel toste auf und bald wurde der erste Tost auf das frischgebackene Ehepaar ausgesprochen. (Galashield, Grafschaft Scottish Borders, Schottland) Müde streckte er sich und setzte sich schließlich auf. Das Bett neben ihm war bereits leer, doch das verwunderte ihn nicht mehr. Er hatte die Entscheidung, mit Lianne in die nahe gelegene Stadt zu ziehen nicht bereut, auch wenn sie sich jetzt eine Wohnung teilen mussten, viel kleiner, als sein Geburtshaus. Nach Voldemorts Tod war ihm dieses zwar zugesprochen worden, doch er hatte es verkauft. Vermutlich hätte er es ohnehin nicht ertragen, jeden Tag das alte Gemäuer zu sehen, das so viele schmerzliche Erinnerungen für ihn bereit hielt. Zudem brauchte er dringend Geld - die Todesser hatten sich seines Erbes bemächtigt und es kurzerhand verprasst. Nein, es war gut so, wie es war. Vor allem, wenn aus der Küche der Duft von gebratenem Speck zu ihm herüberwehte, so wie jetzt. Mit einem Satz schwang er aus dem Bett, zog sich rasch etwas über und eilte in die Küche. (Ottery St. Catchpole, Grafschaft Devon, England) Die Küche der Familie war wie ausgestorben, niemand schien im Haus zu sein. In der Küche stand nahe beim Kamin, eine alte Uhr, doch sie zeigte nicht die Zeit. Stattdessen trug sie elf Zeiger in unterschiedlichen Größen und jeder mit dem Namen eines der Familienmitglieder beschriftet. Drei der Zeiger deuteten auf „Arbeit“, natürlich, denn noch immer war der Hausherr, Arthur Weasley, im Ministerium beschäftigt, in dem es so kurz vor den Neuwahlen drunter und drüber ging, und Weasleys Wizard Wheezes brummte, wie noch nie. Drei weitere Zeiger deuteten auf „Urlaub“, denn Fleur hatte Bill überredet, ihr und ihrer Tochter, der kleinen Cecilia, während ihres Winterurlaubs, seine heißgeliebten Mumien zu zeigen. Auch Ron und Hermine waren beschäftigt, sie holten gerade ihre UTZ nach und so blieben nur noch drei Zeiger, die allesamt auf „Krankenhaus“ deuteten. Sicher. Percy hatte sich von Bills Hochzeit nach wie vor nicht vollständig erholt, doch er machte große Fortschritte, wie ein Brief, der neben der Uhr an einer Wand aus Kork (Arthur Weasleys neuster Errungenschaft, er nannte sie liebevoll „Winnpand“) befestigt war, bekundete. Neben diesem Brief hingen weitere Dinge, Fotos, Zeitungsartikel und eine Urlaubskarte von Fleur und Bill. Neben dem Hochzeitsfoto von Ron und Hermine und einem anderen, auf dem man Fleur sehen konnte und neben ihr ihr Mann, stolz wie Oskar mit seiner neugeborenen Tochter auf dem Arm, klebte ein kleiner Zeitungsartikel, mit einem sich bewegenden Schwarzweißbild, nur unordentlich aus dem Tagespropheten gerissen. Und auf diesem Bild konnte man Ginny erkennen, abgekämpft und müde, aber sehr glücklich, mit einem Bündel aus Tüchern in den Händen, aus denen nur der winzige Kopf eines Babys heraus blickte. --Ende-- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)