Heaven X - A New Mutant Saga von Takara_Phoenix (KAI X RAY | Nebenpairings: siehe Kurzbeschreibung) ================================================================================ Kapitel 4: Wanderzirkus ----------------------- „Weshalb genau hast du mich hierher geschleppt?“ „Weil ich den Zirkus liebe, mein lieber Herr Wolf. Und weil du mich eingeladen hast“, raunte Kai. Skeptisch zog Tala eine Augenbraue hoch. Einige Wochen betitelte Kai seinen Mitbewohner nun schon als Wolf, Herr Wolf, Wolfie, Wölfchen... Der Rothaarige fürchtete langsam, dass sein bester Freund etwas ahnte. Bis jetzt hatte Kai ihn jedoch noch nicht darauf angesprochen. Der Rotschopf haderte bereits mit sich, ob er dem Graublauhaarigen nicht vielleicht doch die Wahrheit sagen sollte. Zum einen, um sein Gewissen zu erleichtern und zum anderen, um einen Streit mit Kai zu vermeiden. Denn, sollte Kai ihn zuerst darauf ansprechen, würde Tala sich das wohl für den Rest seines Lebens anhören müssen. Deshalb hatte Tala diesen Tag heute geplant. Er wusste, dass der Rotäugige den Zirkus liebte, auch wenn der Rotschopf dies nicht nachvollziehen konnte. Und in diesen Tagen war ein Wanderzirkus aus China in der Stadt und der nebenberufliche Superheld hatte sich bereits informiert. In diesem Wanderzirkus waren einige Mutanten, wahrscheinlich auch der Grund, weshalb der Zirkus so gut war, dass er so bekannt geworden war und von China aus sogar nach Moskau und Amerika kam. So wollte der Blauäugige den Graublauhaarigen in den Zirkus einladen und ihm danach von Mutanten erzählen und je nachdem, wie Kai dies aufnehmen würde, würde er ihm erzählen, dass er Icewolf war. Seufzend schob Tala die deprimierenden Gedanken an Kais mögliche Reaktionen beiseite und konzentrierte sich auf die Show. Und diese Show war verdammt gut. Eine junge Chinesin mit langem, wehendem rosa Haar und strahlend goldenen Augen führte einen atemberaubenden Fächertanz auf. Allein an ihren nahezu unnatürlich geschmeidigen und eleganten Bewegungen merkte der Rothaarige, dass sie kein normaler Mensch war. Der Rotschopf war sich nicht sicher, kannte er sich doch mit Mutanten leider nicht so gut aus, wie er es gern würde, doch spontan würde er sagen, dass sie ein Katzenmensch war. Ihre Augen waren die einer Katze und ihre Bewegungen auch. Nun ja, Kai schien die Show ja zu gefallen und das war das Wichtigste. „Und? Gefällt dir die Kleine?“, fragte der Ältere. Der Graublauhaarige schnaubte abfällig, wand den Blick jedoch nicht von der Rosahaarigen und ihrem Fächertanz ab. „Mach dich nicht lächerlich. Ich dachte, du wüsstest, dass mein Interesse in eine andere Richtung geht, Tala.“ „Tut es das? Wieso hatten wir beide dann eigentlich nie etwas miteinander?“, lachte der Rotschopf. „Warum wohl, Bruderherz?“ „Ach stimmt ja. Du bist ja mein kleiner Nervzwerg, wie ein Bruder und alles. Ich wusste ja, dass da was war!“ Von Kai kam nur ein langsames Nicken, da in diesem Moment der Applaus einsetzte für die Tänzerin. „Das war Mariah, einen großen Applaus!“, ertönte eine Stimme. „Nach diesem atemberaubenden Tanz gehen wir erstmal in die Pause, danach kommen Gary und seine Bären!“ Die Leute erhoben sich, Kinder eilten in Begleitung ihrer Eltern auf Mariah zu. Kai wollte rausgehen, doch Tala hinderte ihn daran und zog ihn näher an Mariah, jedoch außer Hörweite der Gruppe. Verwirrt blickte der Jüngere den Rothaarigen an. Dieser hatte beschlossen, dass nun der richtige Moment gekommen war. „Ich... muss dir etwas sagen, Kai.“ „Du liebst mich und willst ein Kind von mir? Aber Tala... uns wird eine kirchliche Hochzeit verwehrt.“ „Ha, ha, ha. Bitte, ich will ein ernstes Gespräch mit dir führen, Kai!“ Nun verstummte der Kleinere doch. Dass Tala, der Tala, ein ernstes Gespräch führen wollte, war ungewöhnlich und in gewisser Weise beunruhigend. Der Rothaarige deutete stumm auf die rosahaarige Chinesin einige Meter vor ihnen. Neugierig folgte Kais Blick dem Fingerzeig. „Mariah... was denkst du, was ist sie?“, flüsterte Tala. „Eine Frau? Chinesin? Ich verstehe nicht, was du...“ „Was ich meine? Kai, sie ist kein Mensch. Kein normaler Mensch. Hast du ihre Bewegungen gesehen? Es waren nicht die eines Menschen, ihr Aussehen ist nicht das eines Menschen“, erklärte der Größere. „Aber... was ist sie dann, wenn sie kein Mensch ist?“, fragte der Jüngere neugierig. „Sie ist ein Mutant, Kai. Ja, es gibt sie. Seit zwei Jahrzehnten gibt es sie. Mutanten, höhere Menschen, Menschen, die besondere Kräfte besitzen. Kräfte, wie in den Comics, die wir uns als Kinder gekauft hatten. Weißt du, es gibt verschiedene Mutanten, die Seelischen, die Körperlichen und die Geistigen. Die Seelischen sind die, die Elemente kontrollieren. Körperliche sind wie Mariah, sie haben Veränderungen an ihrem Körper. Und Geistige können Dinge, wie Telepathie, Telekinese und dergleichen. Doch sind fast alle Mutanten unterschiedlich. Es gibt viele, ich weiß weder wie viele, noch wo sie sind, doch sie sind da draußen. Irgendwo.“ Fasziniert starrte Kai Mariah an, während er seinem besten Freund zuhörte. Zeitgleich verinnerlichte der Graublauhaarige die Informationen und scannte die Chinesin regelrecht. Für Kai sah sie eigentlich ganz normal aus. Doch nun schien sie ihm anders, nun nachdem er dies wusste, schien sie ihm mehr wie eine Katze. Es war verrückt, wie neue Informationen das Denken und die Wahrnehmung beeinflussten. Doch noch verrückter erschien es Kai, dass Tala im weiß machen wollte, dass es Mutanten gab. Normalerweise würde man, auch der Rotäugige, dies nicht glauben, doch Kai kannte Tala lang und gut genug, um zu wissen, dass der Ältere selten ernsthaft war, doch nun klang er wahrlich ernst. Und dieser Ton verleitete den Kleineren dazu, jedes Wort des Rothaarigen zu glauben. Egal, wie unglaublich es klang. Einige Sekunden standen die beiden Russen einfach nur stumm nebeneinander. Dem Rotschopf kam es so vor, als würden sie stundenlang da stehen. Denn für ihn hing nun alles an der Reaktion von Kai. Würde sein bester Freund nun lachen, ihn nicht ernst nehmen oder schockiert sein, so würde Tala das alles als Scherz abtun. Würde Kai jedoch verständnisvoll reagieren, so würde der Ältere noch einen Schritt weitergehen und eine Vermutung über Icewolf äußern, dass dieser ein Mutant sein könnte. Und wenn Kai auch darauf eingehen würde, dann würde Tala die Bombe platzen lassen. Nur sagte eine kleine, gemeine Stimme tief in Tala, dass er Kai heute verlieren würde. Die Gefühle des Russen führen Achterbahn, noch nie war er so nervös gewesen. Auch Kais Gefühle waren ein einziges Chaos. Er war unsicher, wie er nun reagieren sollte, welche Reaktion Tala nun erwartete. Doch das eine stand für Kai fest. Ein jedes Wort seines besten Freundes entsprach der Wahrheit. Die Zeit des Schweigens nutzte er, um sich zu sammeln und sich die rechten Worte zu Recht zu legen. Dass er damit Tala jedoch total nervös und zu einem nervlichen Wrack machte, bekam er leider nicht mit. „Mmh... und worauf willst du damit hinaus, Talaleinchen?“ „Talaleinchen“ hatte das Gefühl, dass seine Knie aus Gummi wären. Okay, gut soweit. Dann konnte der Rotschopf noch einen Schritt weiter gehen. „Ich glaube, dass Icewolf ein Mutant mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ist.“ Unauffällig schielte der Ältere zu seinem Mitbewohner. Dieser zog die Stirn kraus und überlegte. Tatsächlich arbeitete es hinter Kais Stirn angestrengt. Tala spannte sich wieder an und fühlte sich wie damals, als er Kai gestanden hatte schwul zu sein, nur circa dreimal so schlimm. Nervös kaute der Rotschopf auf seiner Unterlippe herum. „Du meinst also, Icewolf ist ein Mutant? Ein richtiger Superheld mit übernatürlichen Kräften, wie Wolferine? Interessante Theorie, das würde einiges erklären... Aber wie kommst du denn darauf?“, hinterfragte der Graublauhaarige skeptisch. Das Gefühl der Erleichterung war unbeschreiblich für Tala. Nur hatte der Rotschopf nun ein kleines Problem... Denn so weit hatte er das ganze noch nie durchgespielt. Aber zum Glück war er ein Improvisationstalent, was auch dringend nötig war in seinem „Job“. Immerhin musste der Eiswolf oft spontan Ideen, wie er die Bösen schachmatt setzten konnte, finden. Allerdings war das hier dann doch etwas anderes... Aber, wie seine Großmutter zu sagen pflegte, rede nicht um den heißen Brei herum, wenn du die Sache auch einfach auf den Punkt bringen kannst. Also einfach wie ein Pflaster, in einem Ruck... „Weil ich Icewolf bin.“ Tala hätte zu gern in Kais Gesicht geblickt. Aber der Jüngere hatte seinen Blick stur auf Mariah gerichtet und musterte das Mädchen noch immer eingehend, ließ sich alles nochmals durch den Kopf gehen. Mutanten. Unter ihnen. Tala war einer von ihnen. Und er war Icewolf, der größte Held ihres Landes. Sehr viel Wahrheit für einen Tag, wie Kai fand... Kurz spielte der Rotäugige mit dem Gedanken, seinen besten Freund noch etwas zu quälen... Doch kam ihm Talas Ungeduld dazwischen. „Bist... du sauer auf mich?“, fragte er unsicher. Kurz herrschte nochmals Schweigen zwischen ihnen, bevor Kai antwortete. „Was glaubst du denn? Natürlich bin ich sauer. Sauer, dass du es mir erst ein Jahr, nachdem ich selbst dahinter gekommen bin, gestehst!“ „Es tut mir Leid, K... Moment. Ein Jahr, nachdem du es selbst gemerkt hast?!“, stutzte der Rothaarige. Kai drehte grinsend den Kopf zu Tala. „Mein Lieber, wie lange kennen wir uns schon? Wie nahe stehen wir uns? Hast du wirklich geglaubt, ich hätte es bis heute nicht gemerkt? Hast du wirklich gedacht, ich würde dir glauben, dass du von Nacht zu Nacht von Bett zu Bett hüpfst? Außerdem habe ich, als ich mir vor einem Jahr einen Puli von dir ausgeliehen habe ohne zu fragen, deine hübsche 'Arbeitskleidung' entdeckt“, lachte Kai. Tala entgleisten sämtliche Gesichtszüge. „Aber... weshalb hast du dich dann immer mit mir angelegt, mit mir gestritten?“ „Weil ich dich aus der Reserve locken wollte, ich wollte es von dir hören, ich wollte, dass du mir genug vertraust, um es mir ins Gesicht zu sagen. Nur hat das ja bis heute nicht geklappt...“ Aus großen Augen starrte der Ältere auf den Rotäugigen... Kai hatte es also die ganze Zeit über gewusst... Ein kleines Grinsen schlich sich auch auf Talas Gesicht. Er hätte Kai besser kennen müssen... Es war ja eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen. „Meine Damen und Herren und liebe Kinder, die Vorführung wird fortgesetzt“, ertönte die Stimme des Zirkusdirektors. Der Jüngere griff nach der Hand seines besten Freundes und zog diesen mit zu ihren Sitzplätzen. „Komm, wir gucken uns die Show fertig an und daheim will ich Einzelheiten und Details hören, haben wir uns verstanden?!“ „Aye, aye, Ma'am“, salutierte der Rotschopf. Erleichterung hatte sich in ihm breit gemacht. Na also, war ja einfacher gewesen, als er gedacht hatte... Mariah war schon sehr, sehr lange in diesem Zirkus. Beinahe zu lange für ihren Geschmack. Auch wenn es einen Aspekt am Zirkusleben gab, der ihr gefiel. Das Reisen. Zuletzt waren sie in Moskau gewesen. Und nun bauten sie ihre Zelte in San Francisco, mitten im Golden Gate Park, auf. Und an diesem Abend sollte noch die erste Vorführung stattfinden. Tatsächlich war das Zelt voll besetzt. Unter den unzähligen Zuschauern hatten sich auch fünf Freunde ihre Plätze gesichert. Ein Blauhaariger kam mit einer großen Packung Popkorn hinzu und setzte sich neben seinen blonden Freund. „Tyson! Hast du vor das ganze Popkorn alleine zu essen?“, entgeisterte sich ein Brünetter neben dem Blonden. „Aber nein, ich wäre natürlich bereit euch etwas abzugeben“, grinste Tyson. „Oh wie großzügig von dir!“ „Klappe, Karottenkopf“, brummte der Blauhaarige. „Hört auf zu streiten, Kinder“, raunte ein Grauhaariger. „Bryan, lass sie, das hat doch eh keinen Sinn... Begleite mich lieber zu den Tigern, bevor die Show losgeht.“ „Aber mit Vergnügen, du Tiger. Lass uns deine Artgenossen besuchen gehen“, lächelte Bryan. Die beiden Jungen standen auf und verließen das Zelt, sie gingen dorthin, wo sich schon einige Schaulustige versammelt hatten: Vor den Tigerkäfigen. „Und? Wie gefällt es dir bei uns, Piepmatz? Bereust du es ab und an dein Leben hinter dir gelassen zu haben?“ „Nein“, kam die prompte Antwort. Ray hatte bereits in den vergangenen Monaten gemerkt, dass sein neuer Freund nicht gern über seine Vergangenheit sprach und das akzeptierte der Chinese, war er selbst in dieser Hinsicht ja nicht anders... „Und, wie gefallen Ihnen meine Tiger?“, erklang eine zarte Stimme. Erschrocken drehten sich die beiden um und sahen sich einer Rosahaarigen gegenüber. Ein Blick genügte selbst Bryan, um festzustellen, dass es sich um einen Katzenmenschen handelte. Die katzenhaften goldenen Augen, die eleganten Bewegungen, mit denen sie auf die beiden zukam, und die spitzen Eckzähne, die beim Sprechen zum Vorschein kamen. „Ja, sie sind wunderschön“, meinte Ray lächelnd und enthüllte dabei auch seine Eckzähne. Die Augen der Rosahaarigen verrieten Ray, dass auch das Mädchen wusste was er war. „Ich bin Mariah, wie heißt du?“, fragte die Chinesin lächelnd. „Raymond. Nenn mich Ray.“ Bryan merkte, dass er nur störte, weshalb er wieder ins Zelt zurückging. „Du bist was besonderes, Ray.“ „Du aber auch, Mariah.“ „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so ist, wie ich“, meinte das Mädchen. „So wie du? Nun ja, wir sind wohl beide die gleiche Art Mutanten...“ „Mutanten, hm? Ich habe mir sowas gedacht“, lächelte Mariah. „Mariah! Die Show fängt gleich an!“, rief ein großer, stämmiger junger Mann in ihre Richtung. „Ich komme, Gary! ... Meinst du, wir können ein anderes Mal weiterreden? Ich würde gern mehr wissen...“ „Sehr gerne, Mariah.“ Sie beide betraten wieder das Zelt. Und kurz nachdem sich Ray zwischen Bryan und Brooklyn gesetzt hatte, begann die Show mit Mariahs atemberaubenden Fächertanz... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)