Zodiac von mystique (∼ Die etwas andere Art der Rache ∼ KaibaxWheeler) ================================================================================ Kapitel 1: W(a)agemut --------------------- Titel: Zodiac – Die etwas andere Art der Rache Serie: Yu-Gi-Oh! Pairing: KaibaxWheeler Disclaimer: Yu-Gi-Oh! gehört beileibe nicht mir und ebenso wenig verdiene ich Geld hiermit. Wa(a)gemut Ich schätze, jeder Mensch hat in seinem Leben Tage, an denen er sich fragt, warum er morgens nicht einfach das Klingeln des Weckers ignoriert hat, und voller Trotz im Bett geblieben ist. Ich für meinen Teil frage mich dies eigentlich jeden zweiten Schultag und es erstaunt mich sicherlich genauso wie die Lehrer, dass ich trotzdem in ermüdender Regelmäßigkeit zum Unterricht erscheine. Wenn auch in sieben von zehn Fällen mit deutlicher Verspätung. Aber hey, die Pädagogen können sich freuen, dass ich überhaupt komme. Rein theoretisch könnte ich auch einfach zuhause bleiben. Jedoch lassen meine Zukunftswünsche das nicht wirklich zu. Außerdem bezweifle ich, dass meine derzeitigen Noten eine weitere Verschlechterung unbeschadet überstehen können. Ich befinde mich in einer ersten Lage. Diese Tatsache war sicherlich auch der Grund, warum ich momentan in einem unmöglich kalten Informatikraum auf einem noch unmöglicherem kalten Stuhl vor mich hinzitterte (es war Winter und die Schule sah es einfach nicht ein, die Klimaanlage für die Computer auszuschalten!) und versuchte, etwas von dem, was unser geschätzter Informatiklehrer dort an der Tafel zu erklären suchte, zu verstehen. Ich war bemüht meine Zähne nicht so laut klappern zu lassen, dass ich wohlmöglich seine Worte nicht mehr hören konnte und starrte mit beinahe schon seltsamer Faszination an das Schema, welches an der Tafel prangte. Versuchte, es zu begreifen. Erfolglos. Meine Haltung sank in einer unvermeidbaren Reaktion in sich zusammen. Warum hatte ich dieses Fach noch mal gewählt? Weil ich dachte, dass es cool sei? Das war es ja auch – im wahrsten Sinne des Wortes. (So wie ich hier jede Stunde fror.) Weil ich Yugi und besonders Téa beweisen wollte, dass ich auch etwas ohne ihre Hilfe schaffte? Hier hatte ich mein Resultat: Téa hatte Recht. Informatik war zu hoch für mich. Ich wusste vielleicht, wie man einen Computer anschaltete, begriff, wie man im Internet surfte, doch ein Programm programmieren? Nein, dieses Wunder war einem Joey Wheeler offenbar vorenthalten. Genauso, wie die seltene Gabe, das System der Mathematik zu verstehen, doch unterschieden sich diese beiden Künste nicht drastisch voneinander. Beides hatte mit flexibeler Logik zu tun und die besaß ich nun mal leider nicht. Ratlos starrte ich auf den leicht flimmernden Bildschirm vor mir, in einem aussichtslosen Versuch, das Gerät dazu zu bringen - durch meine Blicke angestachelt - das Problem von selbst zu lösen. Nachdem etliche Minuten verstrichen waren, die Schulstunde sich immer weiter ihrem Ende zuneigte und die Zeit, die ich zum Lösen der Aufgabe hatte, immer drastischer abnimmt, hob ich schließlich die Hand und ließ meinen Zeigefinger in einem letzten verzweifelten Aufbäumen meines Überlebenswillens auf das Enter niederfahren. Ein Fenster öffnete sich auf dem Bildschirm, gepaart mit einem roten Warnsignal und ich erbleichte. Hastig zog ich meine Hand zurück, starrte mit schreckensgeweiteten Augen auf die Nachricht, die mir mitteilte, dass sämtliche Informationen von der Festplatte soeben gelöscht wurden. Ich blinzelte, schüttelte ungläubig den Kopf und schluckte schwer. Das durfte jetzt nicht war sein! Ich hatte doch nur eine gottverdammte Taste gedrückt, wie konnte ich da bitte die Festplatte löschen?! War das der Fluch, der auf einem Joey Wheeler - wie ich es war - zu liegen schien, seit ich denken konnte? Oder war es einfach meine elende Unfähigkeit? Als der Bildschirm vor mir sich nach und nach verdunkelte und die Nachricht zusammen mit meinen bisherigen Ergebnissen verblasste, ließ ich meinen Kopf kraftlos nach hinten fallen. Warum immer ich? oOo Ein Wheeler zu sein, bedeutete offenbar von einem Fluchg verfolgt zu werden. Ich sollte mich damit abfinden. Ich konnte froh sein, dass ich noch nicht zum Nachsitzen verdonnert wurde, angesichts meines kleinen Missgeschicks. Doch ich wurde auch nicht, wie bereits befürchtet, aus dem Raum geschmissen. Stattdessen saß ich nun vor Kaibas Rechner und starrte auf dieselbe Aufgabe, wie noch vor wenigen Minuten, einige Plätze weiter rechts. Das man mich überhaupt noch an einen Rechner ließ war schon ein Wunder … Zu meinem Glück war der reiche Pinkel heute nicht da, sonst hätte ich mir spätestens als klar wurde, dass mein Rechner nicht mehr zu retten war, wieder spöttische Kommentare seinerseits anhören können. Darauf konnte ich getrost verzichten! Doch Fortuna war mir offenbar heute in dieser Hinsicht gnädig gestimmt, denn Kaiba fehlte bereits den ganzen Vormittag. Hatte wahrscheinlich wieder einen nicht zu verschiebenden Termin von höchster Priorität, wie er es immer so schon beschrieb. Tze, von so hoher Priorität konnten die auch nicht sein. Immer musste er sich mit seiner Firma und dem ganzen Drumherum so furchtbar aufspielen. Als würde es alle interessieren, dass er ein so reicher, so toller was-weiß-ich-was war! Gut, wen, abgesehen von sämtlichen Mädchen an dieser Schule. Und vielleicht auch einigen Jungen. Okay, wen, abgesehen von allen anderen, würde es schon interessieren? Mich ganz sicher nicht! Ich schweifte ab. Mein Blick richtete sich auf das Programm vor mir und ich gab rasch einige Befehlsfetzen in die angewählte Zeile ein, bevor ich nach einigem Zögern erneut auf Enter drückte. Nichts geschah. Ich knurrte leise. Mal wieder typisch. Warum sollte zur Abwechslung auch mal etwas klappen? Ein Fenster öffnete sich auf dem Desktop und ich zuckte verschreckt zurück, hatte ich doch mit solchen Dingen noch vor wenigen Minuten äußerst schlechte Erfahrung gemacht. Doch kaum hatten meine Augen die Zeilen vor mir überflogen, änderte ich die Richtung meiner Bewegung und beugte mich ungläubig vor, starrte mit großen Augen auf den Bildschirm. Nee, oder? Nicht ernsthaft! Tageshoroskop – Skorpion 24.10 - 22.11 Ich blinzelte. Einmal, zweimal, doch das Bild blieb dasselbe. Ich hob die Hand und rieb mir über die Augen, doch als ich sie wieder sinken ließ, befanden sich die Zeilen noch immer dort, wo sie vorher waren. Nicht möglich! Ich musste mich irren, andernfalls war mein gesamtes Weltbild im Eimer! In Zeiten von Jupiter ist fast alles möglich. Erfolge sind vorprogrammiert, wenn Ihr Selbstvertrauen und Ihre Selbsteinschätzung im richtigen Mischungsverhältnis bleiben. Risiken können eine fast atemberaubende Dynamik entwickeln und direkt zum Olymp des Erfolges führen. Kein Planet fördert die Expansion so, wie Jupiter. Kein anderer kann aber auch so sehr zur Ich-Bezügen und Überheblichkeit, die bekanntlich vor dem Fall kommt, animieren. Doch sind Sie als Skorpion von Haus aus mit einer guten Selbstwahrnehmung gesegnet. Nutzen Sie sie. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah mich verstohlen in der Klasse um. Alle waren mit der gegebenen Aufgabe beschäftigt. Niemand hatte bemerkt, welche schwerwiegende Entdeckung ich soeben gemacht hatte. Schnell wandte ich mich wieder dem Bildschirm zu, wollte nicht unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen und starrte wiederholt gebannt auf die Zeilen vor mir. Dass derart simple Sätze einmal eine derartige Faszination auf mich ausüben würde, hätte ich mein Lebtag nicht erwartet. Ich konnte noch immer nicht fassen, was sich mir soeben offenbart hatte und in einer kraftlosen Reaktion der Überforderung, stützte ich mein Gesicht auf meiner Hand ab. Informationen schossen durch meinen Kopf, wollten sich zunächst nicht zusammenfügen, doch mit einem inneren Anstoß meinerseits zwang ich sie dazu, die unglaubliche Erkenntnis zu formen. Und so unglaublich sie klang, so sehr sie mein Weltbild erschütterte, hinderte es das Grinsen nicht daran, sich auf meinem Gesicht auszubreiten. Wenn ich mich nicht irrte – und davon ging ich nicht aus – war der unangreifbare Kaiba, der unerschütterliche, furchtbar rationale Seto Kaiba, ein Horoskopleser. Unglaublich. Genial! Wie ich darauf kam? Nun, dieser Computer war unter den Schülern – insbesondere unter den Mädchen, die natürlich alles über ihn wussten und so weiter und so fort - bekannt als Schulischer Kaiba-Computer™. Auch wenn er für alle Schüler zugänglich war, niemand wagte sich an dieses Gerät, aus Furcht, von Kaiba zurecht gewiesen zu werden, was - wenn man mich fragte, jedoch leider nicht wirklich tat - der größte Schwachsinn überhaupt war. Es lag einfach an Kaibas Ausstrahlung, dass niemand es wagte, sich den Dingen zu nähern, die er berührt hatte, aus Angst zu Eis zu erstarren oder sonst etwas Furchtbares zu erleiden. Darum hatten mich vorhin auch verstohlenen Seitenblicke getroffen, als ich kurzum vor „Kaibas“ Computer gesetzt wurde. Dennoch, alles bloßer Humbug. Übertreibung. Hörensagen. Warum hatten alle so einen verdammten Respekt vor Kaiba? Gut, er hatte Geld, er hatte Macht, aber sonst? Okay, dummer Formulierung, aber in meinen Augen war dies nichts, was ihn zu einem besseren Menschen machte, als ich es war. Gut, vielleicht weil ich nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die zu denen mit Geld und Macht aufblickten – ich verachtete solche Geldsäcke schlichtweg. Darum auch mein Hass auf diesen versnobten Kaiba! Alles was er anfasste war in meinen Augen nicht heilig, ich lebte eher in der Angst, dass diese Dinge mich unvermittelt attackierten. Ich traute Kaiba nämlich alles zu. Sogar, dass er womöglich aus seinem Stuhl eine mörderische Töte Joey Wheeler-Waffe anfertigte. Vielleicht klang das ein wenig paranoid – gut, es klang weitaus mehr, als nur ein wenig paranoid – aber angesichts der heftigen Auseinandersetzungen, die wir bereits hinter uns hatten, war diese Paranoia durchaus berechtigt. Um zurück zu meiner These zu kommen: Es konnte schlichtweg niemand anderes als Kaiba sein, der das Horoskop las, da niemand sonst, der vom Sternzeichen her Skorpion war, diesen Rechner benutzte. Es bestünde natürlich noch die Möglichkeit, dass sich jemand doch an diesen Computer geschlichen hatte, um gerade eben heimlich ein Horoskop zu lesen und allen Verdacht von sich zu weisen ... Ich musste mit Yugi reden! Sofort! Als hätte Fortuna mich heute endlich einmal im positiven Sinne erhört, erklang in diesem Moment die Schulglocke. Normalerweise hätte sie mich wenig ermutigt, stand mir doch noch eine zweite Stunde in diesem Raum bevor – es lebten die Doppelstunden – doch nun sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und jagte wie ein Blitz durch die Klasse, aus dem Raum. Yugi und die anderen hatten Englisch Literatur gewählt – ein Fach, das mir nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen wäre. Die Tür zur Klasse stand offen – es war ja immerhin Pause. Ich betrat den Raum. „Hey Leute.“ „Joey, wie läuft’s?“ Yugi hatte aufgesehen und auch Téa und Tristan blickten zu mir. Sie standen neben Yugis Platz, hatten sich offenbar bis eben unterhalten. Ich gesellte mich zu ihnen. Mit einem typischen Joeygrinsen erzählte ich ihnen von dem Zwischenfall mit meinem Computer und meiner Umsetzung auf Kaibas Platz. Yugi musterte mich besorgt. „Du hast den anderen Rechner doch noch heile gelassen oder?“ Ich winkte lässig ab. „Klar. Ich möchte ja nicht wissen, wie unser Goldjunge Kaiba reagiert, wenn er spitz kriegen würde, dass ich seinen geheiligten Schulcomputer ruiniert habe. Wie kann man sich nur derart in etwas reinsteigern, wo er doch bei sich in seiner Firma oder bei sich zuhause sicher Massen von weitaus besseren Computern hat?!“ „Du weißt doch, wie er ist“, warf Téa ein. „Ja, leider.“ „Aber der Computer hat dich offenbar nicht zerfleischt. Und dein Gesicht wurde dir auch nicht weggesaugt“, meinte Tristan mit einem Grinsen. Ich starrte ihn perplex an, doch er fuhr bereits fort. „Soviel zu den Horrorgeschichten, die sich um den Kaiba-Computer ranken. Ich hab da schon viel schlimmerer gehört, aber das“ – er musterte mich von oben bis unten – „ist offenbar auch nicht eingetreten. Es sei denn - du bist nicht zufällig impotent?“ Yugi und Téa fingen an zu kichern, während ich rot anlief. „Was soll das denn bitte heißen?!“, fuhr ich Tristan ungehalten an, packte ihn grob am Kragen und zog ihn ruckartig zu mir. „Kannst du mir mal sagen, wieso du meine Potenz anzweifelst?!“ Der Lärmpegel im Raum sank so schnell, wie der Wasserstand im Hochsommer. Ich spürte die verwunderten Blicke, die auf mir ruhten. Langsam ließ ich Tristan los, der sich mit einem verlegenen Husten den Kragen richtete. Ich strich mir fahrig durch die unzähmbaren Haare. „Äh, lasst euch nicht stören, wir proben nur für ein Theaterstück. Ist noch in Bearbeitung, von einer neuen AG, die es auch noch nicht lange gibt – eigentlich ist sie auch noch in der Entstehung. Es geht dort um ... Probleme im Leben und wie man sie bewältigt.“ Ich bekam aus den Augenwinkeln mit wie Yugi, Tristan und Téa sich Stück für Stück weiter von mir entfernten. Na herrlich. Da hatte ich mich ja wunderbar in die Scheiße geritten. Ich wollte am liebsten schreien oder im Boden versinken. Oder noch besser, Kaibas Computer aus dem Fenster werfen! Doch das durfte ich ja nicht. Sonst müsste ich ihn wahrscheinlich noch bezahlen. Denn die Ausrede, dass der Computer mir rein zufällig aus dem Fenster des dritten Stocks gefallen war zog sicher nicht. Schade. Die noch immer argwöhnischen Blicke und das Getuschel meiner Mitschüler ignorierend, machte ich einen Schritt auf Yugi zu, in Gedanken schon wieder bei dem eigentlichen Ziel meines Besuchs, bei ihm. „Du Yugi, sag mal Alter, wie viele in unserer Klassenstufe sind eigentlich Skorpione?“ Er blickte mich verwirrt an. „Skorpione? Vom Sternzeichen her?“ „Gott, Joey, warum kommst du ausgerechnet jetzt mit so einer Frage?“ Das war Tristan. Den würde ich mir bei Gelegenheit noch zur Brust nehmen. „Hm, in den anderen Klassen? Minamoto ist glaube ich Skorpion, soweit ich weiß“, meinte Téa nachdenklich. „Ansonsten ...", sie zuckte mit den Schultern, „Skorpione sind sehr selten. In den unteren Klassen gibt es, soweit ich weiß mehr als bei uns. Aber ansonsten fällt mir nur Kaiba ein. Ja, ich glaube das waren wirklich alle. Aber warum willst du das wissen?“ „War Minamoto jemals hier in unserem Informatikraum?“ „Nein, er hat japanische Geschichte belegt.“ Ich war in meiner Vermutung mehr als nur bestätigt. Dieses Horoskop musste einfach zu Kaiba gehören. Ein Plan keimte in mir auf. Ein sehr sehr fieser Plan. Ein Plan, der Kaiba all das zurückzahlen lassen würde, was er mir je angetan hatte! „Ähm ... Joey? Dein Grinsen ist unheimlich. Was ist denn so wichtig an den Skorpionen?“ Téa musterte mich aufmerksam. „Nichts. Sagt mal, kennt einer von euch sich gut mit Computern aus?“ Diese Frage schien sie zu verwirren. „Joey, wer von uns ist denn im Informatikunterricht?“ „Nein, genau darum geht es mir doch. Ich brauche jemanden, der sich gut mir Computern auskennt, um mir zu helfen.“ Sie überlegten. Tristan kam als erster zu einer Lösung. „Ich glaube Duke war nicht schlecht auf diesem Gebiet. Darum hat er ja auch den Wirtschaftskurs genommen. Du könntest mit ihm reden.“ „Echt? Okay, danke Tristan.“ Zumindest verspürte ich jetzt nicht mehr den Drang, ihn zu erwürgen. Das hatte er gut gemacht. „Na bitte, damit hätten sich meine Fragen auch schon geklärt.“ Mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Die Fragen meiner Freunde ignorierte ich. Ein Grinsen lag auf meinen Lippen. Vorfreude erfüllte mich. Kaiba, dieses Mal würdest du es sein, der vorgeführt würde. Diesmal, würde ich am Ende als letzter lachen, verlass dich drauf. Und wie zur Bestätigung lachte ich leise. Mochten die Spiele beginnen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)