Monument von Karma (wenn Liebe die Zeit überdauert) ================================================================================ VI -- So, ohne lange Vorrede: Hier ist das sechste Kappi. Enjoy reading!! Karma ******************************************************************************** Erschrocken fuhr Seto aus dem Schlaf auf und sah sich verwirrt um. Tief und erleichtert aufatmend stellte er fest, dass er sich noch immer in seinem Arbeitszimmer befand. Offenbar war er eingeschlafen und hatte – wieder einmal – von Ägypten geträumt. 'Was soll das? Und warum kann ich mich nach dem Aufwachen nicht daran erinnern, worum es ging?' fragte sich der Jungunternehmer. Es war einfach zum Verrücktwerden. Ständig träumte er von Ägypten und wann immer er erwachte, wusste er nichts mehr von dem, was in seinen Träumen geschehen war. Das Einzige, woran er sich nach diesem letzten Traum erinnerte, waren zwei große, blaue Augen, in denen zornige Tränen gebrannt hatten. Blaue Augen und schwarze Haare. "Mokuba!" keuchte der Brünette, sprang auf und lief hinüber zum Zimmer seines Bruders, doch der Junge war nicht dort. 'Vielleicht ist er im Wohnzimmer.' dachte Seto und stürmte die Stufen nach unten. Und tatsächlich sass der Junge dort auf der Couch und sah sich irgendetwas im Fernsehen an, während er seine Hausaufgaben ganz offensichtlich vernachlässigte. Verwundert und auch etwas schuldbewusst blickte der Schwarzhaarige seinen älteren Bruder an und schaltete schnell den Fernseher aus. "Ich vergesse meine Hausaufgaben nicht, Seto. Versprochen! Ich wollte mir das nur eben ansehen." murmelte er und der Angesprochene stiess die angehaltene Luft aus und liess sich neben Mokuba auf die Couch fallen. "Schon gut. Das weiss ich doch." erwiderte er und sah den Kleinen nachdenklich an. Etwas an der Art, wie er ihn eben angesehen hatte, erinnerte ihn an seine Träume, doch er konnte die Erinnerung nicht festhalten, so sehr er sich auch bemühte. "Soll ich Dir helfen?" bot der Brünette dem Jungen an und der strahlte über das ganze Gesicht. "Das würdest Du tun? Musst Du denn nicht arbeiten, Seto?" fragte er und sein Bruder schüttelte den Kopf. "Das kann warten. Du bist wichtiger." sagte er und fand sich im nächsten Moment in einer festen Umarmung des Schwarzhaarigen wieder. "Ich hab Dich lieb, Seto!" strahlte er und der Größere zerzauste ihm lächelnd die Haare – eine Geste, die ihm heute noch vertrauter erschien als sonst. "Ich Dich auch, Mokuba." gab er zurück und liess sich das Matheheft seines jüngeren Bruders angeben. "Mit Mathe bin ich schon fertig. Kuckst Du nach, ob ich das auch richtig gemacht habe?" fragte der Kleine und der Jungunternehmer nickte. "Selbstverständlich." murmelte er und wollte sich daran machen, die Aufgaben zu kontrollieren, als ihm sein Traum wieder einfiel. "Bitte versprich mir, mich nie zu hassen, Mokuba – egal, was ich auch tue." bat er und erntete einen verwirrten Blick des Jungen. "Aber ich könnte Dich doch nie hassen, Seto!" protestierte er und umarmte seinen großen Bruder erneut und ziemlich heftig. 'Wie kommt er bloss auf die Idee, dass ich ihn hassen könnte?' fragte sich Mokuba und sah verstohlen in das Gesicht des Älteren. Seto wirkte müde und erschöpft und irgendetwas, das scheinbar nichts mit seinen Geschäften zu tun hatte, schien ihn sehr stark zu beschäftigen. 'Was auch immer mit Dir los ist, großer Bruder, ich kriege es raus. Und dann werde ich dafür sorgen, dass Du wieder lachen kannst." schwor sich der Kleine und beobachtete, wie sein Bruder sich seinen Hausaufgaben widmete. Was auch immer Seto so aus der Bahn warf, Mokuba würde es wieder in Ordnung bringen, das nahm er sich fest vor. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Hey, Alter, geht's Dir wieder besser?" fragte Joey und liess sich neben Yami auf dem Bett nieder. Wie schon am Morgen in der Schule dauerte es eine Weile, bis sein Freund ihn bemerkte. "Joey?" fragte er dann und sah den Blonden an. Der Angesprochene nickte. "Wo bin ich hier? Was ist passiert?" wollte der Ältere wissen und Joey warf ihm einen schiefen Blick zu. "Du bist vorhin im Museum einfach so umgekippt. Vor dieser Statue, die so aussah wie ich. Weisst Du das nicht mehr?" wollte er wissen und der ehemalige Pharao nickte langsam. Wieder rannen ihm Tränen über das Gesicht und der Jüngere reichte ihm ein Taschentuch, um sie wegzuwischen. "Sag mal, weisst Du, was es damit auf sich hat? Die Anderen sitzen drüben im Wohnzimmer und spekulieren schon die ganze Zeit darüber, ob ich auch so eine Reinkadingsbums aus Ägypten bin. Aber das ist doch Schwachsinn. Oder?" Fragend sah der Jüngere Yami an und der schüttelte seufzend den Kopf. "Nein, es ist kein Schwachsinn. Ich erinnere mich wieder, Joey. Ich kannte Dich damals." antwortete der ehemalige Pharao leise und die braunen Augen seines Gegenübers weiteten sich vor Überraschung. "Das ist nicht Dein Ernst!! Willst Du mir wirklich erzählen, diese Statue wäre mein früheres Ich von vor fünftausend Jahren?" wollte der Blonde wissen und der Angesprochene nickte. "Ja. Dein Name war Jono. Und ich fürchte, einige der Dinge, die ich Dir über Deine Vergangenheit erzählen könnte, würden Dir nicht gefallen." Neugierig geworden rückte Joey näher an den Liebsten seines Freundes Yugi heran und legte den Kopf schief. "Und das wäre? Mann, Alter, spann mich nicht so auf die Folter!" verlangte er und zog ein ungeduldiges Gesicht. Der ehemalige Pharao seufzte unhörbar. Wie sollte er seinem Freund nur erklären, wer und was er damals gewesen war? Würde der Blonde das akzeptieren können? "Du hast etwa zur gleichen Zeit gelebt wie ich, Joey. Damals war ich Pharao und Du..." "Jaja, das weiss ich doch!! Jetzt mach's nicht so spannend, Alter, mich zerreisst's gleich!!!" "Dann unterbrich mich nicht, Joey." ermahnte ihn der Ältere lächelnd und der Braunäugige kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Tut mir leid. Ich halt jetzt die Klappe. Und nun erzähl schon!" drängte er seinen Freund und der musste unwillkürlich grinsen. "Das werde ich. Wie gesagt, ich war damals Pharao und Du warst einer der persönlichen Sklaven meines Vetters." "Ich war ein Sklave? Super, wenn Kaiba das jemals erfährt, lacht der sich scheckig!" grummelte der Jüngere und Yami sah ihn nachdenklich an. Wenn Joey die Reinkarnation von Jono war, dann war Seto... 'Ich muss morgen unbedingt mit ihm sprechen.' dachte der ehemalige Pharao. Vielleicht war es ja kein Zufall, dass Joey und er beide von Ägypten geträumt hatten. Und wenn dem so war, dann war es durchaus möglich, dass Kaiba ebenfalls solche Träume hatte. "Wenn Du mich weiter so oft unterbrichst, weisst Du bis morgen noch immer nicht mehr als jetzt." erwiderte Yami und warf Joey einen strengen Blick zu. Der Blonde senkte verlegen den Kopf. "Tschuldigung. Kommt nicht mehr vor." murmelte er und sein Gesicht sah so zerknirscht aus, dass der Ältere unwillkürlich lachen musste. "Wo war ich stehen geblieben?" fragte er dann. "Bei dem Sklaven Deines Vetters." half ihm der Jüngere auf die Sprünge und der ehemalige Pharao mühte sich, Ordnung in seine aufgewühlten Erinnerungen zu bringen. "Du musst wissen, mein Vetter Seth war damals Hohepriester. Er war etwas älter als ich und ich erinnere mich an ihn nur als einen sehr ernsthaften, ruhigen und stolzen Jungen. Und aus ihm wurde ein ebensolcher Mann. Nun, jedenfalls warst Du damals sein Sklave – obwohl er Dich ganz sicher nicht so gesehen hat." Joey blinzelte seinen Freund mit schiefgelegtem Kopf an. "Nicht? Als was denn dann?" wollte er wissen und Yamis Wangen färbten sich rot. "Er... Du... nun ja, Seth und Du, ihr..." stammelte er und der Gesichtsausdruck des Blonden wurde immer verwirrter. Die Verwirrung seines Freundes verwandelte sich in blankes Entsetzen, als der ehemalige Pharao es endlich geschafft hatte, ihm zu erklären, in welcher Beziehung Seth und Jono zueinander gestanden hatten. "Das ist ein schlechter Scherz!" entfuhr es dem Braunäugigen, doch der Ältere schüttelte den Kopf. "Nein, es ist die Wahrheit." erwiderte er und sah zu, wie der Andere aufsprang und sich die Haare raufte. "Das heisst also, ich... ich habe wirklich... mit einem anderen... Mann?" fragte der Jüngere entsetzt und liess sich kraftlos auf den Boden neben dem Bett sinken. Yami nickte. "Ich habe Dir ja gesagt, dass es Dir nicht gefallen würde, was ich Dir erzählen kann." sagte er leise. "Der Traum, den Du hattest – das waren Jonos Erinnerungen. Und die Farbe des Himmels hat ihn damals sicher an Seth erinnert. Die Augen meines Vetters waren blau." fügte er hinzu. Mehr als ein Krächzen als Antwort brachte der Blonde nicht heraus. Er erinnerte sich wieder daran, mit welcher Sehnsucht er in seinem Traum auf die Person gewartet hatte. Er hatte dieser Person unbedingt noch etwas mitteilen wollen. Etwas ausserordentlich Wichtiges. Drei unglaublich wichtige Worte. "Oh mein Gott!!!" keuchte der Blonde entsetzt, als ihm bewusst wurde, dass sein früheres Ich einen anderen Mann – noch dazu einen Priester, einen Mann von sehr hohem Stand also – geliebt hatte. Bei dieser Erkenntnis wurde dem Blondschopf schlagartig schlecht. "Dieser Traum von Dir, Joey..." setzte Yami an und wartete, bis sein Freund ihn wieder ansah. "Seth und ich waren damals gemeinsam auf einer mehrtätigen Reise. Während dieser Zeit wurde Jono schwer krank. Mein Vetter war während der letzten zwei Tage ausgesprochen unruhig und seltsam aufgewühlt. So hatte ich ihn nie vorher erlebt." murmelte er und sah genau in die braunen Augen des Jüngeren. "Ich habe damals nicht begriffen, warum er darauf bestand, so schnell wie möglich nach Hause zu reisen. Später habe ich mir oft gewünscht, dass wir es getan hätten. Ich glaube, Seth hat gespürt, dass es Jono nicht gut ging." Der ehemalige Pharao schloss seufzend die Augen. "Wenn ich es geahnt hätte..." flüsterte er. "Aber das habe ich nicht. Und bei unserer Rückkehr war es schon zu spät. Jono starb, kurz bevor wir nach Hause zurückkamen." Bei diesen Worten des Älteren riss Joey erschrocken die Augen auf. "Also bin ich nicht eingeschlafen. In meinem Traum, meine ich. Ich bin gestorben." stellte er dann fest und seine Stimme klang belegt. Yami nickte und sah ihn wieder an. "Das denke ich auch. Seth war am Boden zerstört. Er hat Jono über alles geliebt, aber er hat es ihm nie gesagt. Mein Vetter war niemals besonders geschickt im Umgang mit Worten. Zumindest nicht, wenn es um etwas Derartiges ging. Aber ich weiss, was er empfunden hat, auch wenn er es wahrscheinlich nicht einmal vor sich selber laut ausgesprochen hat." sagte der ehemalige Pharao und erinnerte sich wieder an die Trauer in den blauen Augen des Hohepriesters, als er ihn in seinen Gemächern aufgesucht hatte. Die ungeweinten Tränen des Brünetten waren ihm keineswegs entgangen und auch die Worte seines Vetters würde er wohl – obwohl er sich so lange nicht daran hatte erinnern können – nie wieder vergessen. 'Meine Liebe ist ewig wie die Götter. Ich mag ihn heute verloren haben, doch in unserem nächsten Leben werden wir wieder vereint sein.' hatte er gesagt und bei der Erinnerung an das ernste Gesicht seines Vetters überlief Yami ein Schauer. 'Ob ihre Seelen sich in diesem Leben wieder vereinigen wollen?' fragte er sich und warf einen skeptischen Blick auf Joey, der noch immer verdaute, was der Ältere ihm eben erzählt hatte. Das würde sicher ein schwieriges Unterfangen. Immerhin war Seths Reinkarnation kein Geringerer als ausgerechnet Seto Kaiba, der erklärte Erzfeind seines verwirrt auf dem Boden sitzenden Freundes. 'Das wird sicher sehr, sehr problematisch.' dachte Yami und warf einen Blick aus dem Fenster. Er wusste nur zu genau, was der Jungunternehmer von dem Gerede über Ägypten, das Reich der Schatten, Reinkarnation und diese Dinge hielt. 'Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, Seth und Jono wieder miteinander zu vereinen, schulde ich es ihnen dann nicht, dass ich es wenigstens versuche? Immerhin war Seth mein Vetter und Jono war mein Freund, auch wenn er nur ein Sklave war.' Versunken in seine Grübeleien bemerkte der ehemalige Pharao nicht, dass die Tür geöffnet wurde und Yugi und die Anderen den Raum betraten. Er sah erst auf, als sein Liebster ihn ansprach. "Geht es Dir wieder besser?" fragte der Junge besorgt und der Ältere lächelte ihn an. "Ja." antwortete er und nickte. "Ich habe mich nur an etwas erinnert, woran ich lange nicht mehr gedacht habe." erklärte er dann und erntete vier fragende und einen warnenden Blick. "Wegen der Statue? Was ist damit? Ist das wirklich ein früheres Ich von Joey?" wollte Tristan wissen und der Sitzende nickte. "Allerdings. Aber so genau erinnere ich mich noch immer nicht an alles. Tut mir leid, Leute." erwiderte er und sah aus dem Augenwinkel, wie Joey aufatmete. Yami nickte ihm unmerklich zu und der Blonde nickte zurück und stand auf. "So, Leute, ich verschwinde langsam nach Hause. Muss noch Hausaufgaben machen." erklärte er und Thea legte ihm eine Hand auf die Stirn. "Bist Du krank, Joey?" wollte sie wissen, doch ihr Freund schüttelte den Kopf. "Nee, mir geht’s gut. Na ja, so gut, wie's einem nach so einem Schock halt gehen kann. Ich muss einfach nur mal ein bisschen nachdenken. Das ist alles." gab er zurück, schnappte sich seine Schulsachen, winkte den Anderen noch einmal kurz zu und verliess dann die Wohnung der Mutos. "Was ist denn mit dem los?" wunderte sich Duke. "Der ist doch sonst nicht so." "Wahrscheinlich hat ihn das alles einfach nur ganz tierisch geschockt. Ich meine, man sieht sich ja nicht jeden Tag seinem steinernen Ebenbild gegenüber." Tristan zuckte die Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Yami zu. "Aber Du hast uns doch gerade angeschmiert, als Du gesagt hast, dass Du Dich nicht genau erinnerst." sagte er und der ehemalige Pharao wandte ertappt das Gesicht ab. "Joey möchte nicht, dass ich darüber spreche." erwiderte er leise und der Braunhaarige nickte. "Alles klar. Dann fragen wir auch nicht mehr. Und jetzt sollten wir auch so langsam nach Hause gehen und euch alleine lassen. Ist immerhin schon ganz schön spät und morgen ist Schule." "Stimmt." nickte Duke und machte sich daran, seine Sachen zu nehmen. Dann reichte er Thea und Tristan ihre Taschen und die Drei verabschiedeten sich von Yugi und seinem Freund und liessen die Zwei alleine. Der Jüngere sah seinen Liebsten nachdenklich an. "Ist das, was Du Joey erzählt hast, wirklich so schlimm, dass wir es nicht wissen dürfen?" fragte er und Yami schüttelte den Kopf. "Schlimm ist es nicht. Er muss sich nur erst daran gewöhnen, das ist alles. Er wird es euch sicher früher oder später selbst erzählen. Ich bin sicher, er wird sich selbst irgendwann auch besser daran erinnern können." murmelte er, legte sich wieder hin und zog Yugi an sich. Während sich der Kleinere an ihn kuschelte, wanderten Yamis Gedanken erneut zu Joey. 'Ich habe ihm längst nicht alles erzählt. Aber er war heute auch viel zu durcheinander, um zu verkraften, dass die Wiedergeburt seines früheren Geliebten ausgerechnet sein größter Erzfeind ist.' dachte er und streichelte abwesend die weichen Haare seines Liebsten – was dieser als Aufforderung nahm, sich zu ihm zu lehnen und ihn zu küssen. Und für den Rest der Nacht blieb dem ehemaligen Pharao keine Zeit mehr, um über seinen blonden Freund oder sein früheres Leben nachzudenken, denn Yugi forderte seine gesamte Aufmerksamkeit. ******************************************************************************** Sorry an alle Freunde des Yaoi, aber ich weiss nicht, ob ich ne Lemonszene zwischen den Beiden hinkrieg. Deshalb soll's bei der Andeutung bleiben. Wie immer an dieser Stelle: Bitte befriedigt meine Kommisucht!! Freu mich doch immer über Feedback! Man liest sich hoffentlich bald!! *alle mal flausch* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)