Cry A River von das_Diddy ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Chapter 2 In den nächsten Tagen versuchte Greg nicht über diesen Abend und erst recht nicht darüber, was Wilson ihm gebeichtet hatte, nachzudenken. Rein prinzipiell hatte er damit kein Problem, aber rein prinzipiell hatte er bis jetzt auch keinen besten Kumpel gehabt, dessen Ehe wegen seiner sexuellen Vorlieben in die Brüche gegangen war, und der deshalb bei ihm wohnte. Er versuchte, Wilson genauso zu behandeln wie sonst auch, aber er fand trotzdem, dass er irgendwie zu nett zu ihm war. Machte ihm der Gedanke Angst, dass Wilsons in seiner eh schon labilen Phase und nun noch bestätigten femininen Art einen Nervenzusammenbruch haben könnte? Definitiv! Also zog er es vor, ihn vorerst zu ignorieren, um Wilsons Nerven und seinen eigenen schlechten Ruf zu retten. Hätte er das nicht getan, wäre ihm vielleicht aufgefallen, wie sehr sich sein Freund zurückzog und immer verschlossener wurde. Fast zwei Wochen nach dem ereignisreichen Abend spielte das Schicksal Dr. House einen Streich, der ihm endlich die Augen öffnen sollte, und zwar in Form einer Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. Er war gerade von der Arbeit – Wilson war noch im Krankenhaus um einen neuen Rekord im Überstunden schieben aufzustellen – als er das kleine Licht des Anrufbeantworters blinken sah. Den Fakt wie üblich ignorierend, dass die Nachricht auch für Wilson sein könnte, hörte er sie ab. „Ähm...“ Die Stimme eines Mannes, der seine besten Jahre wohl schon hinter sich gelassen hatte, meldete sich. „...Dr. Wilson? Hier ist Ronald Sheterman. Die Frist, die Sie mir gesetzt hatten, war zwar echt kurz,- ich mein, zwei Wochen, wow! Das war echt eng.“, er lachte nervös. „- aber ich denke, ich hab eine Wohnung gefunden, die Ihren Wünschen entspricht. Bitte melden Sie sich schnellstmöglich bei mir, damit wir alles klären –“ House drückte wütend die Löschtaste. Warum hatte dieser Schweinehund ihm nicht gesagt, dass er sich eine neue Wohnung suchte und warum hatte er es damit so eilig? Greg sah auf die Uhr. Noch mindestens drei Stunden, bis Wilson von der Arbeit kam. Hoffentlich hielt sich seine Laune bis dahin. Er setzte sich aufs Sofa, ignorierte das Knurren seines Magens und schaltete den Fernseher ein. Auf Kanal 72 kam heute die große Nacht voller alter, schmalziger Arztserien. Wenn das seine Laune nicht noch weiter verschlechtern sollte, blieb ihm nur noch MTV zu sehen, dachte er grimmig. Dieser Hurensohn von Wilson würde sein blaues Wunder erleben, wenn er hier auftauchte. Dreieinhalb Stunden später saß House immer noch vor dem Fernseher, auf dem Tisch eine leere Kaffeekanne, nebst Becher und einer Dose, die ursprünglich Wilsons Hackfleischauflauf enthalten hatte. Er ließ sich mittlerweile seit Stunden von MTV zudröhnen, aber sein Hunger hatte angesichts des Wissens um das gute Essen im Kühlschrank gesiegt. Endlich hörte er das Klicken der sich öffnenden Wohnungstür. Leise Schritte näherten sich ihm von hinten. Offensichtlich dachte James, dass Greg beim Fernsehen auf der Couch eingeschlafen war. Abrupt drehte House sich um und ergatterte eben noch einen verwunderten Blick von Wilson, der auf die flimmernde Mattscheibe starrte. „Willkommen zu Hause“, begrüßte er Wilson zynisch. Der ignorierte seinen Kommentar. „Warum bist du noch wach? Ich dachte, du musst morgen früh in die Klinik.“ „Danke, Mami, aber denke, ich bin alt genug, um ein bisschen länger wach zu bleiben.“ Wilson sah erneut stirnrunzelnd auf den Fernseher. „Seit wann schaust du dir MTV an???“ „Findest du das Programm zu gefährdend für mich?“ James Blick wanderte zu der leeren Kaffeekanne. „Ah... du hattest wohl definitiv zu viel Kaffee.“ „Ich denke, auch dafür bin ich alt genug!“ Gregs Ton wurde bissiger. Es nervte ihn, dass Wilson immer noch so ruhig blieb. „Es ist mir egal, was du machst, aber ich würde jetzt gerne schlafen.“ Nun gingen House wirklich die Antworten aus. Vielleicht hätte er sich in der Zeit, die er gewartet hatte, besser einen Schlachtplan gemacht. „Dein zukünftiger Vermieter hat angerufen!“ Wilson zog die Augenbrauen hoch und brachte nur ein überraschtes „Oh!“ heraus. House starrte ihn grimmig an. „Willst du ihn nicht anrufen, damit du so schnell wie möglich umziehen kannst?“ James sah auf seine Uhr. „Halb ein Uhr nachts??? Ich glaube, das wäre der sicherste Weg die Wohnung nicht zu bekommen.“ „Dann solltest du das vielleicht machen.“ Nun galt Wilsons verwunderter Blick direkt House. Offensichtlich waren die Zeichen seiner schlechten Laune endlich bei ihm angekommen. „Ich dachte, du wolltest, dass ich mir eine Wohnung suche...“ „Ich hab dir schon vor über drei Wochen gesagt, dass du ruhig erst einmal hier wohnen kannst. Was ist daran so schwer zu verstehen?! Und außerdem: Wenn du schon ausziehen willst, warum hast du es dann so eilig und warum sagst du mir kein Wort davon?“ James war angesichts von Gregs Wutausbruch ein paar Schritte zurückgewichen, so dass House sein Gesicht im Halbdunkel des flackernden Fernsehers nicht mehr richtig erkennen konnte. Doch er konnte sich denken, dass er erschrocken dreinblickte. Houses Wutanfälle waren nicht ohne. „Ich... ich dachte, es reicht, wenn ich dir Bescheid sage, wenn ich eine Wohnung gefunden habe...“ Es klang sehr unsicher. „Aber warum hast du es damit so eilig?“ House versuchte, nicht mehr allzu grimmig zu klingen. Er wollte den jüngeren Arzt nicht noch weiter verschrecken. Beim Zusammenscheißen seines Ärzteteams war diese Methode zwar ganz hilfreich, aber nicht wenn er noch ein paar halbwegs vernünftige Antworten von Wilson haben wollte. Offensichtlich hatte er damit nur halbwegs Erfolg. Wilson senkte den Blick und House konnte nicht sagen, ob er immer noch zu verstockt zum Reden war. „...ich... ich hab es nicht so eilig... Ich dachte nur, es wäre langsam an der Zeit...“, stotterte er. „Ach ja?! Und warum hat der Kerl dann gemeint, dass du ihm eine Frist von zwei Wochen gesetzt hast?“ Nun sagte James überhaupt nichts mehr. Nach ein paar Minuten wurde es Greg zu bunt. Wütend stand er auf und griff blindlings nach seinem Stock. Unglücklicherweise war der aber im Laufe des Abends von Sofa gerollt und so griff Gregory ins Leere. Überrascht verlor er das Gleichgewicht und drohte die Länge nach eine Bauchlandung auf dem Teppich zu machen, aber im letzten Moment fing Wilson ihn auf. Nachdem House sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, wollte Wilson ihn loslassen, doch Greg hielt ihn am Arm fest. „Du hast mir immer noch nicht geantwortet.“, sagte er ruhig. Diese Ruhe kostete ihn sein letztes bisschen Konzentration, doch er wollte im Moment nichts mehr als eine Antwort von James. Nun, da sie sich so nah gegenüberstanden, konnte er ihm wieder in die Augen sehen. Was er in dem Gesicht des jüngeren Arztes las, verwirrte ihn ein wenig. Wilson sah ihn nicht an, sondern starrte auf den Boden, trotzdem verriet seine ganze Haltung, dass er am liebsten auf der Stelle verschwunden wäre. Warum fiel ihm die Antwort nur so schwer? „...ich kann einfach nicht mehr...“ House erahnte diese Antwort mehr, als dass er sie wirklich hörte. Es schien fast als hätte James nur seine Lippen bewegt. Es dauerte einen Augenblick, bevor Greg begriff, was James gesagt hatte. „Was kannst du nicht mehr?“ Greg suchte James‘ Blick und zog ihn fast instinktiv ein Stück näher zu sich als würde er befürchten, dass Wilson abhauen würde. Endlich hob Wilson den Blick. „Ich kann nicht mehr hier bleiben.“ Seine Stimme zitterte fast unmerklich. „Warum...?“ „Ich....“ Wilson schlug die Augen nieder und schluckte. „...ich halt es nicht mehr hier aus... bei dir...“ House zog die Augenbrauen zusammen. „Bei mir? Wa-“ Wilson schnitt ihm mit einem Kopfschütteln das Wort ab. „Frag nicht.“, bat er. Greg legte den Kopf leicht in den Nacken, ohne dabei seinen Blick von James zu nehmen. „Warum?“, fragte er kühl, als hätte er Wilsons Bitte gar nicht gehört. Wieder schüttelte Wilson nur den Kopf. „Warum?“, fragte House erneut. Dieses Mal zog er Wilson, der sich arg sträubte, zur Verdeutlichung seiner Worte ein wenig näher, so dass er James’ schnellen warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte. „Warum....?“ Dieses Mal flüsterte er beinah und James blickte endlich auf – ein Blick, der House den Atem stocken ließ. So sollte kein Kollege einen anderen ansehen. So sollte kein Freund einen anderen ansehen und so sollte erst recht Wilson ihn nicht ansehen! Instinktiv ließ er Wilsons Arm los. Dieser senkte den Blick wieder und trat einen Schritt zurück. Er wusste, dass House ihn auch ohne Worte verstanden hatte. Wenn Worte verletzen können, dann war diese Stille nahezu tödlich. Tausend Gedanken rasten Greg durch den Kopf. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so...hilflos gefühlt hatte. Er wandte den Blick von Wilson ab und starrte auf seine Schuh. Was sollte er nur tun? Sollte er überhaupt etwas tun? Seine Gedanken wurden von dem Geräusch der zufallenden Wohnungstür unterbrochen. Gregory schreckte auf und sah zum Eingang. Wilson war fort. Mit einem Schlag fühlte er sich aus der Twilightzone zurückkatapultiert. Wieder zurück in der einzig wahren Realität, in der er sich nicht hilflos fühlte, in der Wilson gerade nicht mitten in der Nacht verschwunden war..., in der Wilson ihn nicht so...sehnsüchtig angesehen hatte... Greg sog scharf Luft ein, als sein Bein plötzlich höllisch anfing zu schmerzen – der letzte Beweis dafür, dass alles wieder normal war. War es das? Mit zitternden Händen beugte er sich runter neben den Couchtisch und angelte sich seinen Gehstock. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, griff er in seine Tasche und holte die kleine Flasche mit dem Vicodin heraus. Er schluckte trocken zwei Pillen und setzte sich dann aufs Sofa. Der Fernseher dudelte immer noch leise vor sich hin. Entnervt schaltete er ihn aus. Da das Gerät die einzige Lichtquelle in dem Raum gewesen war, saß House nun abrupt in der Dunkelheit. Nur die Straßenlaternen ließen ihn seine Umgebung schemenhaft erahnen. Grellgelbe Lichtreflexe tanzten auf dem schwarzen Lack seines Pianos und ließen seine Augen schmerzen. Trotzdem nahm er den Blick nicht davon, sondern starrte schon fast hypnotisiert darauf. Was war hier nur geschehen? Hatte er Wilsons Verhalten vielleicht falsch gedeutet? Nein... es bestand kein Zweifel daran, dass Wilson... dass Wilson ihn liebte. Gott, wie konnte das nur passieren? James war sein bester Kumpel. House hatte aufgehört die Abende zu zählen, die er hier mit ihm verbracht hatte. Hätte er nicht irgendwas merken müssen? Beinah hätte Greg aufgelacht. Etwas bemerken? Natürlich, genau wie er hätte bemerken müssen, dass sein bester Kumpel bisexuell war. Nein, eines musste man dem guten Wilson wirklich lassen: Er war ein Meister darin, Geheimnisse für sich zu behalten. House legte den Kopf in den Nacken und seufzte. Was nun? Wilson hatte selbst gesagt, dass er es nicht mehr in seiner Nähe aushielt. War das nun das Todesurteil für ihre Freundschaft? Seltsamerweise war House ihm deswegen nicht böse. Er fühlte sich noch nicht mal abgestoßen oder angeekelt. Er war nur geschockt. Und er machte sich Sorgen um James. Wo wollte der Typ nur mitten in der Nacht hin – ohne Klamotten und sonderlich viel Bargeld? Greg schüttelte den Kopf. Wilson mochte manchmal – oft – den Eindruck machen, dass er ohne Aufsicht nicht lebensfähig sei, aber in Wirklichkeit kam er ganz gut allein zurecht. Er würde für heute Nacht schon einen warmen sicheren Ort zum Schlafen finden und morgen – heute, korrigierte House sich mit einem Blick auf die Uhr – würde er ihn im Krankenhaus wiedersehen. Genug Zeit zum Nachdenken, stellte er mit einem entnervten Seufzen fest. tbc Wouuuuhuuuuu! Die erste Slash-Story in dieser Kategorie auf mexx. Was meint ihr dazu? Hat's euch gefallen? Lasst es mich wissen. Danke an Abranka fürs korrigieren. CU! das_Diddy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)