Feuerproben und Fesselspiele von abgemeldet (Zutara) ================================================================================ Kapitel 2: Eine Küchenmagd auf Abwegen -------------------------------------- Zuko schluckte schwer. Da stand sie. Sie hatte die gleichen Augen. Sie hatte das gleiche Aussehen. Sie war ihm zu Willen. Er zog die Luft scharf ein. „Onkel…?“ „Es ist in Ordnung, Zuko.“, erwiderte Iroh tröstend. „Es ist alles sogar in bester Ordnung.“ „Im Pavillon wird Tee angerichtet.“, meinte Ma-Li wohlwollend. „Kommen Sie, junger Herr, warum schließen Sie sich nicht unserer kleinen Gesellschaft an, hm?“ Anschließen? Sicher doch, aber nur, wenn die Hölle zufriert, und Feuerlord Ozai mit dem Avatar Hand in Hand Schlittschuh laufen geht und kleine Achten in kosmischer Harmonie wirbelt... Mit anderen Worten: ‚Tickt‘s bei Ihnen ganz richtig?! Nie im Leben! Ich verschwinde von hier!‘ Doch bevor Zuko diesen heroischen Akt des Widerstandes in die Tat umsetzen konnte, hakte sich Alana bei ihm unterm Arm ein, und er hörte sich leise krächzen: „Okay.“ Zum Pavillon gehen. Gott stehe ihm bei! Über glühende Kohlen zu gehen, erschien ihm in diesem Augenblick sehr viel verlockender. Aber Alana drängte ihn, mit unnachgiebiger Hand, gefolgt von einem zufrieden dreinschauenden Iroh und einer in Gedanken das Geld zählenden Ma-Li. Zuko knirschte mit den Zähnen. Das war doch nur eine kleine dumme Göre, die sich seufzend an seinen Arm gehangen hatte und wild darauf war, ihn zum Teepavillon zu führen. Und er war ein gestandener Krieger. In glänzender Rüstung. Warum also kam er sich nur vor, als würde sie ihn zum Schafott führen? *** Derselbe Tag, nur viele Stunden zuvor… „Ich bin am-“ „Verhungern! Das wissen wir, Sokka. Würdest du endlich deine Fressluke zumachen und anfangen, nachzudenken?“, schnappte Katara. „Unsere Vorräte sind aufgebraucht. Wir haben kein Geld mehr und diese Wälder geben weniger zu Essen her als ein Gemüsemarkt nach einer Dürrezeit.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schielte einen Hügel hinab, zu dessen Fuße eine Stadt thronte. „Hm, uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als nach Arbeit zu fragen und unser Essen selbst zu verdienen.“ „Man, ich wünschte ich wär‘ ein Bison. Dann könnte ich den ganzen lieben Tag lang Gras futtern und Blätter von den Bäumen rupfen und wäre immer glücklich.“, maulte der Junge vom Wasserstamm und warf neidische Blicke auf Appa, der grunzend auf der Wiese fraß. Momo hopste fröhlich im Kreis, in jedem Affenhändchen einen Batzen Käfer. Sokkas lautem Magengrummeln folgend, bot er seinem menschlichen Begleiter eine Handvoll zappelnder Insekten an. „Hey, mach dich nicht über mich lustig!“, maulte Sokka und hielt sich den leeren Bauch. Momo rümpfte die Nase und stopfte sich vor seinen Augen eine besonders fette Käferlarve ins Mäulchen. Aang, Katara und Sokka waren in der Nacht zuvor auf dieser kleinen Waldlichtung gelandet, und nun, mit der wärmenden Morgensonne im Rücken starrten sie auf die mittelgroße Stadt, die in den ersten Strahlen des Tages glitzerte. Es war ein malerisches Bild, wenn da nicht der störende Faktor wäre, dass ihnen der Magen in den Schuhspitzen hing. „Leute, ich glaube nicht, dass wir da runter gehen sollten. Ich hab dieses … ungute Gefühl.“, beteuerte Aang. „Wenn wir hier bleiben, werden wir an Ort und Stelle verhungern.“, erklärte Sokka. „Setz einfach deinen Hut auf und deinen Mantel. Wir wollen ja nur einen Tag bleiben und zusehen, dass wir Arbeit finden und Geld verdienen.“ „Sokka hat Recht, Aang. Uns bleibt keine andere Wahl. Wenn ich noch einen Schritt gehen muss, ohne was zu Essen zu bekommen, fall ich tot um noch bevor ich jemals einen Lehrer zu Gesicht bekommen habe.“ Aang seufzte. „In Ordnung, … aber seid auf der Hut. Ich will nicht erkannt werden.“ „Ohhh, *jetzt* willst du nicht erkannt werden. Hätte dir das nicht schon gestern einfallen können, als wir auf dem Feuerfestival waren?“ „Halt die Klappe, Sokka und spar deine Kräfte, bis wir in der Stadt sind. Wir werden‘s dort brauchen.“ sagte Katara und ging voran. Sie war gereizter als sonst, hauptsächlich weil in ihrem Bauch gähnende Leere klaffte. Die kleine Gruppe kletterte den Hügel hinab, während ihre tierischen Freunde zurückblieben und die Welt nicht verstanden. Was war falsch an Grashalmen und Käferbeinen? Aang stülpte sich seinen provisorischen Reishut über die Glatze und einen Umhang, der seine weltbekannten Tätowierungen bedeckte. Nach einem kurzen Marsch hatten sie die Stadt erreicht und fragten bei etlichen Ladenbesitzern und Händlern nach - vergebens. Niemand hatte Arbeit für die drei. Sie fragten sich weiter durch die Innenstadt, und mit jeder erfolglos vorbei streichenden Minute wurden sie hungriger und schwächer. Zur Mittagsstunde hatten sie das Stadtzentrum erreicht und nahmen erschöpft Platz auf der steinernen Umrandung eines Brunnen. „Vielleicht sollten wir uns aufteilen.“, schlug Sokka vor. „Ich könnte mit Aang zum Hafen gehen und fragen, ob jemand Hilfe beim Umladen braucht, oder beim Entgräten.“ Katara runzelte die Stirn. „Und was soll ich machen? Rumsitzen und Däumchen drehen?“ „Wenn‘s sein muss.“, antwortete Sokka und bevor Katara Luft zum Protestieren holen konnte, fuhr er fort. „Schau, wir werden leichter Arbeit finden, wenn wir nicht zusammen auf der Türschwelle aufkreuzen. Die Leute denken, sie müssen uns alle drei bezahlen; und das schreckt sie sofort ab. Vertraut mir, wenn wir uns aufteilen, haben wir bessere Chancen. Wir treffen uns heute Abend auf dem Hügel bei Appa wieder und machen dann eine kleine Party.“ Aang schüttelte beharrlich den Kopf. „Ganz schlechte Idee, Sokka. Ich will nicht, dass wir uns aufteilen.“ „Warum nicht?“ „Ich hab… ich hab einfach dieses miese Gefühl. Und außerdem ist bisher jedes Mal, wenn wir uns getrennt, was schief gelaufen.“ Aangs sorgenvoller Blick ruhte auf Katara, die ihren Kopf in die Hände gestützt hatte und Trübsal blas. Sokka seufzte. „Es ist ja nicht so, dass wir Katara wieder auf einer Gefängnisinsel aussetzen. Wir werden ihr die Bisonpfeife dalassen. Wenn irgendwas passiert, kann sie Appa rufen und abhauen.“ Er steckte seiner Schwester die Pfeife zu und Katara nahm sie nur sehr ungern an. Sie fühlte sich ein wenig wie ein kleines Mädchen behandelt, das einen Dolch nicht von einem Lutscher unterscheiden konnte. Aber es schien die Jungs zu beruhigen, also steckte sie die kleine Holzpfeife in ihre Tasche. „Vielleicht sollte ich besser doch bei Katara bleiben.“, meinte Aang zweifelnd. Katara schoss in die Höhe, nicht unwesentlich genervt von der übertriebenen Fürsorge - also bitte, ein 13jähriger Luftikus, der sich um eine reife 15jährige sorgte! Fein, auch wenn Aang dreimal der Avatar wäre, so war das doch entschieden zu viel des Guten. Verdammt, sie musste ihn immer noch dran erinnern, seine Ohren zu waschen! Mit den Händen in die Hüfte gestemmt, schaute Katara auf dem Mönch herab (kein Kunststück, sie war ja schließlich auch größer). „Keine Sorge, Aang. Ich komm prima allein zurecht. Sokka hat in diesem Punkt recht: Zwei starke junge Männer wie ihr es seid, bekommen im Hafen sicherlich im Handumdrehen einen Job.“ Aang wurde zwei Zentimeter größer und auch Sokka zeigte seine stolz geschwellte Brust. „Yep, wo sie Recht hat, hat sie Recht.“ Katara verdrehte die Augen. Jungs… waren ja so einfach zu berechnen. „Ihr solltet euch sputen. Wir haben schon genug Zeit verplempert.“ Die Gruppe verabschiedete sich voneinander und Katara sah den beiden Jungs noch eine kleine Weile hinterher, ehe sie sich entschlossen umdrehte und die Innenstadt so unter die Lupe nahm wie ein General sein Schlachtfeld. „Hm, wenn ich ein Job wäre, wo würde ich mich verstecken?“, überlegte sie laut. Eine Passantin blieb hellhörig stehen. „Entschuldige kleine Miss, sagtest du gerade, du seiest auf der Suche nach Arbeit?“ Kataras arktisblaue Augen schwebten gen Himmel und ein kleines triumphierendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Irgendjemand da oben schien sie heute richtig gern zu haben. Katara drehte sich um - und blickte in die schokoladenbraunen Augen einer älteren Frau, die so herzig war wie ein lauwarmer Apfelkuchen an einem kalten Wintertag. Die Dame schob eine gut gefüllte Leibesmasse durch die Straßen, ihre Wangen waren rosa angehaucht, im Arm hielt sie einen Korb mit frischem Gemüse und auf ihrem Gesicht thronte ein gütiges Lächeln, das Katara unweigerlich an Grangran erinnerte. Keine Frage, diese Frau stand sonntagnachmittags am Ofen und backte Plätzchen für die Kinder aus der ganzen Nachbarschaft. Sie brachte einem Suppe ans Bett, wenn man krank war, und las Geschichten vor, wenn man schlafen gehen musste. Katara mochte diese Frau auf Anhieb leiden. Ihr Herz machte einen freudigen Satz. „Ja, ja! Das bin ich!“ Die Dame lächelte zurück. Mit funkelnden Augen. „Eines meiner Küchenmädchen ist krank geworden und ich könnte eine helfende Hand für heute gebrauchen. Kannst du Küchenarbeit verrichten und sauber machen?“ Katara überwarf sich beinahe mit heftigem Kopfnicken. „Natürlich kann ich das. Ich würde liebend gerne bei Ihnen aushelfen. Was immer Sie wollen. Ich bin nicht zimperlich.“ Das war sie wirklich nicht, musste die ältere Dame zugeben. Das Mädchen, das ganz offensichtlich von weit her kam, hatte eine sonnengebräunte Haut, die zeigte, dass sie mehr Zeit im Freien verbracht hatte als unter einem Sonnenschirm, wie es viele junge Mädchen taten, um die modische Blässe beizubehalten. Sie hatte feingliedrige zarte Finger (mit sauberen Nägeln wohl bemerkt), die nicht darüber hinweg täuschen konnten, welche Kraft in ihnen steckte. Sie hatte eine auffallend gerade Haltung und irgendetwas sagte der alten Dame, dass man ihr als Kind kein Buch auf dem Kopf gepackt hatte, um ihr diese Aufrichtigkeit anzutrainieren. Und in diesen unheimlich blauen Augen schwamm etwas, das die Dame furchtbar interessant fand. Es war eine gesunde Aufmüpfigkeit und Entschlossenheit, die sie bisher nur von einer anderen Frau kannte: ihrer Schwester Ma-Li. „Wunderbar. Als ich heute Morgen aufgestanden bin, dachte ich, dieser Tag wird auf eine Katastrophe zusteuern.“, erzählte die ältere Dame und griff leichtherzig nach Kataras Ellbogen. „Doch dann läufst du mir über den Weg und plötzlich habe ich das Gefühl, dass alles sich dem Guten zuwendet. Ich kann dir drei Silbermünzen zahlen. Bist du damit einverstanden?“ Katara musste sich zusammenreißen, nicht der alten Dame um den Hals zu fallen. Sie konnte ihr Glück einfach nicht fassen. Drei Silbermünzen! Drei ganze Silbermünzen!!! Damit konnte sie die Truppe eine ganze Woche lang durchfüttern. Dankbar verbeugte sie sich vor ihrer großzügigen Gönnerin. „Ich kann Ihnen gar nicht genug danken. Selbstverständlich bin ich einverstanden.“ Und dann sah sie auf, mit einem tatenfreudigen Funkeln in den Augen und die Dame schmunzelte. „Wunderbar. Würdest du mir soeben helfen, die Einkäufe ins Haus zu bringen?“ Katara lächelte breit wie ein Spatz, der einen Wurm gefunden hat. „Ist schon so gut wie erledigt.“ Enthusiastisch sprang sie vor, nahm der Frau die Einkäufe aus der Hand, und drehte sich grinsend zu ihr um. „Welches Haus?“ „Dieses Haus.“ Katara folgte dem Fingerzeig der Dame. Mit Sicherheit würde sie in einem gemütlichen Haus wohnen, mit Windspielen über der Eingangstür und Blumen in den Fensterbänken und Rauch, der aus dem Kamin aufstieg. Katara blinzelte heftig. Oder auch nicht. ‚Wenn das ein Haus ist, wo wohne ich dann? In einem Mauseloch?‘, dachte Katara erstaunt, als sie die wuchtige Mini-Ausgabe eines Palastes vorfand. Und mit Mini meinte sie, dass der Palast kleiner war als König Bumis Schloss, aber trotzdem groß genug, damit sich Flopsi und Appa gleichzeitig darin austoben könnten. „Wow“, raunte Katara. Die ältere Dame nickte belustigt. „Ja, das bekomme ich öfter zu hören.“ „Wow“, sagte Katara mit dem Sprung in der Schallplatte. Neugierig legte sie den Kopf schief und fragte sich, was das wohl sein könnte. Ein Badehaus vielleicht? Hm. Katara beschloss für sich, dass es sie nicht interessierte. Sie wurde für Küchenarbeit bezahlt. Sie würde genug Geld verdienen, um Fleisch und Reis zu kaufen, Gemüse, Milch und Brot. Und Leckerlis für Appa und Momo. Und dann würden sie zum Nordpol weiterziehen können. Katara hatte ein großartiges Gefühl. Dieses Haus hier würde ihr Glück bringen. *** ‚Dieses Haus hier ist mein Untergang.‘, dachte Zuko bitter. Der Prinz saß auf einem rosa Kissen. Er war Gast in einem Bordell. Sein Onkel schäkerte mit einer alten Schnalle. Und er saß auf einem rosa Kissen. Wenn er ein Rennpferd gewesen wäre, man hätte ihn von seinem Leiden erlöst. Düster starrte Zuko in seine Tasse, während die kleine Teegesellschaft um ihn herum sich angeregt unterhielt. Hin und wieder schweifte sein Blick ab und er registrierte die vielen Offiziere verschiedenster Nationen, die in diesem Haus ein und ausgingen. Er registrierte Paare, die sich ungehemmt in der kleinen Gartenanlage küssten. Er registrierte die Sandkörner unter seiner Schuhsohle, nur um nicht das Mädchen anschauen zu müssen, das neben ihm saß und das ihn immer wieder unter ihren langen schwarzen Wimpern hervor anblinzelte. Alana rückte ein Stückchen näher. Zukos Hand krampfte zusammen und seine Teetasse bekam einen Sprung. Heftig stürzte er ihren Inhalt herunter und stellte die Tasse zurück auf ihren Teller. Laut und deutlich. Und starrte seinen Onkel herausfordernd an. ‘Ich bin fertig mit dem Tee. Lass uns endlich abhauen!‘, schien sein Blick zu heulen. Ein leicht gequälter Ausdruck huschte über Irohs Gesicht, bevor er sich entschloss, seinen quengelnden Neffen einfach zu ignorieren und sich seiner ursprünglichen Unterhaltung wieder zuzuwenden. „Dann sind wir also heute zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gekommen?“, fuhr er fort. „Nein, um Himmels Willen.“, verneinte Ma-Li resolut. „Für dich, mein lieber Iroh, gibt es niemals einen ungünstigen Zeitpunkt. Es ist nur… dieser Grippevirus grassiert unter meinen Angestellten und jetzt hat es sogar mein Küchenpersonal getroffen. Und in der Stadt kann man kaum qualifizierte Aushilfen finden. Meine arme Schwester ist schon ganz mit den Nerven am Ende, wo wir doch zu diesem großen Fest heute Abend geladen haben.“ Iroh setzte sich interessiert auf. „Du hast ein Fest für heute Abend geplant?“ Ma-Li nippte vornehm an ihrem Sake, ehe sie antwortete: „Ja, und du und dein Neffe seid herzlich dazu eingeladen.“ Iroh freute sich ernsthaft. „Das hört sich wunderbar an. Natürlich bleiben … äh, Junge, warum starrt Ihr so fasziniert auf Euer Kuchenmesser?“ „Selbsterlösung“, sagte Zuko „Das ist gnädiger so.“ „Ach was, Ihr malt schon wieder den Teufel an die Wand. Ma-Li‘s Feste sind legendär. Sogar Euer Vater schätzte ihre ähm … Veranstaltungen.“ „Mein Vater schätzt auch Daumenschrauben und Streckbänke.“, schnauzte Zuko zurück. „Trotzdem möchte ich mich nicht auf eine von denen legen.“ Alana verschluckte sich heftig an ihrem Tee und wurde purpurrot. Zuko biss sich auf die Zunge. Verdammt, so hatte er das nicht gemeint. Ma-Li‘s rot gepinselter Mund umspielte ein züngelndes Lächeln. „Eines muss man deinem Neffen lassen, Iroh: er hat zumindest einen ausgeprägten Sinn für Metaphorik.“ „Ja, er überrascht mich auch immer wieder!“, lachte Iroh und warf dabei einen extrem amüsierten Blick auf Alana. „Er ist wie ein stolzer Vogel am Himmel. Erst beobachtet man ihn ganz fasziniert und wenn man glaubt, ihn durchschaut zu haben, pieselt er auf dein Haupt.“, schickerte Iroh, die Nase nun sichtbar gerötet vom Sake. Ma-Li schürzte die Lippen. „Nun, was die bildhafte Sprache angeht, stehst du deinem Neffen in Nichts nach, mein lieber Iroh.“ Augen wie kalte Stahlspitzen ließen Iroh das Kichern jedoch im Hals verrecken. Prinz Zuko konnte sich nur mit äußerster Willenskraft davon abhalten, übern Tisch zu springen, seinen Onkel in den Grund und Boden zu stampfen, ihn niederzubrennen und seine Asche einzutüten. Ach was, er hätte Lust dazu gehabt, diese ganze Hütte abzufackeln und in eine Geisterbude zu verwandeln! Was er wahrscheinlich auch getan hätte, wenn Alana sich nicht in diesem Moment vorgewagt hätte und mit ihren bloßen kleinen Puppenhänden nach seinem Nacken griff. „Eine kleine Massage gefälligst, Master Zuko?“, säuselte sie liebreizend. Nun, sie hätte ihn auch genauso gut mit einem elektrischen Schlag schocken können. Beides ließ ihn versteinern und verstummen, während das Mädchen vom Wasserstamm versuchte, seine ‘harten‘ Muskeln zu erweichen. Sie kämpfte. Sie kämpfte hart. Sie keuchte. „Ihr seid aber wirklich seeehr angespannt, Master Zuko.“, jauchzte sie. Zuko warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Ob sie echt nicht Begriff, dass sie Schulterplatten und Metallschienen bearbeitete? Iroh räusperte sich vornehmlich. „Nun, was denkt Ihr, Zuko?“ ‚Ich denke, jemand hätte dem Mädchen hier lieber ein intellektförderndes Buch zu lesen geben sollen statt die Anleitung zum Kamasutra.‘, dachte er höhnisch. Dann begriff Zuko, dass Iroh ihm eine reale Frage gestellt hatte. „Was meintet Ihr?“ „Ich fragte, was Ihr von dem Gedanken haltet, die Nacht hier zu verbringen. Ma-Li lässt Zimmer für uns herrichten und besteht darauf, dass wir heute Abend ihre Ehrengäste sind.“ Zuko widerstand der Versuchung, seinem Onkel den heißen Tee-Krug über den Kopf zu kippen. Statt dessen sagte er: „Ein andermal vielleicht.“ Ja, klar, in einem *anderen* Leben vielleicht. „Aber ich muss jetzt zurück auf mein Schiff.“ Der Prinz der Feuernation wischte Alana‘s Hände von sich, um sich mit kaiserlicher Haltung von seinem rosa Kissen zu erheben. Endlich. Es wurde ja auch langsam Zeit, dass er wieder zur Vernunft kam. Er hatte seine Katara-Schockphase überwunden. Iroh nippte von seinem Tee mit Rum (nun ja, Zuko tippte eher auf Rum mit Tee) und schaute dann leicht bedröppelt zu Boden. Zuko kniff die Augen zusammen. Er kannte diesen bedröppelten Ausdruck zu Genüge. Entnervt riss er die Fäuste hoch. „Um Himmels willen, nun rückt‘ schon endlich mit der Sprache raus, Onkel!“ „Was ist“, begann Iroh vorsichtig, „wenn ich Euch sage, dass unser Schiff gar nicht mehr im Hafen liegt?“ Zuko verschränkte die Arme vor der Brust. „Und“, fragte er mit bedrohlich tiefer Stimme. „warum sollte es das nicht mehr tun?“ „Hm, dass könnte natürlich damit zusammenhängen, dass ich der Mannschaft erlaubt habe, den Abend frei zumachen und im nächsten Stadthafen, der berühmt für seine Kneipen ist, anzulegen. Ich erwarte sie erst morgen Früh zurück.“, sagte er und trank aus seinem Teeschälchen. Zuko ließ das Gesagte sacken. Dann nahm er einen tiefen beruhigenden Atemzug. Dann vier weitere. „IHR HABT WAS??!“, explodierte er und schloss seine Faust um einen imaginären Hals. Iroh schluckte. „Der Mannschaft freigegeben. Sie hatten es nötig. Und warum ihnen nicht an diesem besonderen Tag diese Ehre zukommen lassen, hm?“ „Und wann wolltet Ihr mich davon unterrichten?!“, donnerte Zuko. „Wenn ich in heißer Verfolgung dem Avatar hinterherjage, zum Hafen renne, einem verfluchten Bison nachsehe und frage, ey, verdammt, wo ist mein Schiff??!“ „Nun, das kam ganz darauf an. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, dann hätte ich es Euch morgen Früh mitgeteilt.“, sagte Iroh seelenruhig und schlürfte aus seiner Tasse. „Ich war mir ziemlich sicher, dass ich Euer Interesse an einem kleinen Jungen heute Abend etwas … zerstreuen könnte.“ Zuko schnitt eine grimmige Grimasse. Dieser wilde Ausdruck, der das Gerücht verursachte, Königs hätten Killerblut in sich. Was nicht wahr war. Wahrscheinlich. ‚Du willst nicht, dass er an seinem verdammten Tee erstickt.‘, grummelte Zuko. ‚dann hast du keine Chance mehr, ihn selbst umzubringen. Und das wäre doch wirklich jammerschade.‘ Zuko drehte sich herum - und schlurfte, sehr zur Freude von Alana, als geschlagener Krieger zurück zum Pavillon. Und das keine Sekunde zu früh. Denn hinter seinem Rücken öffnete sich die Tür, und Katara kam mit großen staunenden Augen herein und folgte brav ihrer neuen Arbeitgeberin auf dem Weg zur Küche. ‚Aha‘, dachte sie neugierig und schnipste mit den Fingern. ‘Also ein vornehmes Restaurant, wusste ich‘s doch.‘ Sie verschwand gemeinsam mit Ma-Li‘s Schwester in einer dieser vielen Flügeltüren, die hinter ihr geräuschvoll zuklappte. Zu leise, um von den übrigen Gästen bemerkt zu werden. Aber definitiv zu laut, um von dem Drachen des Westens ignoriert zu werden. Iroh starrte über die Schulter seines wütenden Neffen hinweg und sah schemenhaft eine vertraute Statur verschwinden. Er blinzelte. Und blinzelte. Und dann fragte er sich, wie viel Gläschen er heute eigentlich schon intus hatte, dass ihm sein Gehirn so lustige Streiche spielte… . Er kicherte. „Zuko, Ihr werdet mich jetzt vielleicht für verrückt erklären, aber einen witzigen Moment lang hab ich doch grad geglaubt, die Gefährtin vom Avatar wäre hier.“ Zuko verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Ach, was Ihr nicht sagt.“, brummte er düster. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)