Die Schlacht von Dûr-Abur von uron ================================================================================ Die Schlacht von Dûr-Abur ------------------------- Die Schlacht von Dûr-Abur Von uron (Martin Tauchnitz) Niemals hatte Gloren Starkhammer, ein junger Zwerg aus dem Clan der Starkhämmer, die große Zwergenfestung Dûr-Abur so in Aufregung versetzt gesehen, wie an diesem Tag. Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, erhielt man in der Haupthalle, die erschreckenden Neuigkeiten: Orks und Goblins waren in die Minen eingedrungen und es war ihnen möglich gewesen, die unteren Ebenen der Zwergenstadt nahezu ohne Gegenwehr zu überrennen. Gloren selbst hatte Verwandte dort unten, die, waren sie nicht bereits tot, eines grauenhaften Todes sterben würden. „Verdammte Grünhäute…“, flüsterte er, während er auf seinem Weg weiter voran eilte. Die vielen Zwerge, die ihn aufgrund dieser Bemerkung verwundert ansahen, störten ihn wenig, sein einziges Ziel war es, so schnell wie möglich zur Haupthalle zu gelangen, um von den vielen Verletzten, die seit dem Morgen dort eintrafen, Neuigkeiten aus den unteren Ebenen zu erfahren. Als er schließlich in der Halle ankam, erfasste ihn ein Gefühl der Übelkeit, denn überall roch es nach Tod. Unzählige Zwerge waren auf brutalste Weise massakriert wurden und lagen im Sterben oder waren bereits in Duronds große Schmiede eingekehrt. Jene, die sich um die Verwundeten kümmerten, waren am ganzen Körper mit dem Blut ihrer Brüder und Schwestern befleckt. In der ganzen Halle war es still und außer den Schmerzensschreien der Verwundeten, vernahm Gloren nicht ein einziges Gespräch. Er wusste, es würde schwierig werden, hier etwas zu erfahren. Und dennoch ging er durch die schier unendlich langen Reihen aneinander gereihter, hastig aufgestellter Feldbetten. Auf jedem fand er einen Zwerg, entstell durch die Klingen der Grünhäute. Einigen fehlten ganze Gliedmaßen oder waren teilweise mit tiefen Kratz- und Bissspuren übersät. Doch nirgends fand er das Gesicht eines geliebten Verwandten. In jenem Moment, als er die Hoffnung zu verlieren begann, erblickte er etwas, was ihm neuen Mut geben sollte. Ein Amulett mit einem immensen Hammer darauf, das Zeichen seines Clans! Rasch tratt er näher an den Zwerg, der dort auf der Pritsche lag. Noch immer trug er die Rüstung, mit dem dunklen Blut vieler Feinde beschmutzt, noch immer hielt er seinen Streithammer, schwarz vom Blut toter Orks und Goblins, fest in der Hand, aber dennoch gab es für diesen Zwerg keine Hoffnung mehr. Sein Herz war von einem Pfeil durchbohrt wurden und hatte aufgehört zu schlagen. Tränen traten Gloren, der für gewöhnlich niemals weinte, in die Augen, als er das Gesicht seines geliebten Vaters, wenn auch von Wunden entstellt, erblickte. „Vater…“, flüsterte der gebrochene Zwerg, während er auf die Knien sank und seinen Trauer nachgab. „Meine Brüder und Schwestern!“, vernahm Gloren eine Stimme, die die Stille der Haupthalle brach. Er erkannte sie rasch als die Stimme des Großkönigs Morlen Donneraxt, der bereits oft zu seinem Volk gesprochen hatte, wenn auch aufgrund weitaus erfreulicherer Situationen als jener. „Niemals zuvor befand sich die Halle Dur-Abur in einer solch ernsten Situation wie dieser! Unsere ärgsten Feinde sind in unsere heiligsten Hallen vorgedrungen und haben diese mit unserem Blut entweiht!“ Gloren, der die Stimme des Großkönigs schon immer als fesselnd empfunden hatte, konnte nicht länger der Trauer nachgeben und blickte nun stattdessen zu seinem Herrscher auf. Alle Zwerge in der Halle taten es ihm gleich. Morlen, bereits in voller Rüstung und mit seiner gewaltigen zweihändigen Axt auf den Rücken geschnallt, stand wie eine der imposanten Statuen vergangener Zwergenkönige aus der Eingangshalle der Zwergenfestung da. In seinem Blick lag ebenfalls Trauer, über den Verlust so vieler Mitglieder seines Clans, aber auch unendlicher Zorn und abgrundtiefer Hass auf jene Feinde, die es wagten sein Volk anzugreifen. Und Gloren wusste, er würde sie teuer dafür zahlen lassen! „Ich fühle mit euch!“, fuhr Morlen, der nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Zwerge, die sich in der Halle befanden fort, „Auch ich habe Verwandte verloren! Mein eigener Sohn wurde von dieses widerwärtigen Geschöpfen brutal ermordet! Und ich habe Rache geschworen!“ Gloren glaubte eine Träne wahrzunehmen, die über das Gesicht des Großkönigs, in den fein geflochtenen weißen Bart floss. Seine Gedanken wurden jedoch unverzüglich zerstreut, als der Zwergenkönig mit seiner Rede fortfuhr. „Lassen wir nicht zu, dass die Orks dort draußen sich an unseren Gefallenen laben, hohlen wir uns ihre toten Leiber zurück, ehe die Bestien sie schänden können! Lasst unsere Hallen zurück erobern, und lasst unsere Feinde für jeden zoll Boden, den wir uns wiederholen teuer bezahlen!“ Ohne das Gloren es bemerkte, war er in einem Sturm aus Ehrgeiz, Zorn und blindem Rachedurst gefangen. Lauthals brüllte er Flüche gegen die Kreaturen, die in die Hallen eingedrungen waren und bereits unzähligen Zwergen das Leben gekostet hatten. Und er war nicht allein. Jeder Zwerg in der Haupthalle Dûr-Aburs, der dazu in der Lage war, hatte sich erhoben und gemeinsam brüllten sie Flüche gegen die Grünhäute und Lobpreisten ihren König Morlen Donneraxt, der sie so tapfer führte, in dieser wahrhaften finsteren Stunde. Gloren warf seinem Vater einen letzten Flüchtigen Blick zu. Seine Trauer war verschwunden und stattdessen loderte nun Hass in seinem Herzen. Die zwergische Kampfeslust und der angeborene Hass gegen seine Erzfeinde war erwacht. Die Mörder seines Vaters sollten nun bezahlen! Er ergriff das Amulett der Starkhämmer, welches um den Hals des leblosen Körpers seines Vaters hing und nahm es behutsam an sich. Während er es vom Hals des toten Zwergen abstreifte, spürte er die kalte Haut seines verstorbenen Vaters. Ein kurzer Augenblick des Zweifels kam in ihm auf, würde auch er bald gemeinsam mit vielen anderen seiner Verwandten in die großen Schmiede Duronds einziehen? Und erneut wurden seine Zweifel durch Morlens Redekunst zerstreut. „Meine Brüder und Schwestern! Ergreift eure Äxte, Hämmer und Schilde! Nehmt eure Harnische und folgt mir in die Schlacht! Lasst uns die finstere Brut Lenui’s zurück in jene Löcher treiben, aus denen sie gekommen sind! Möge jeder einzelne von ihnen tausend Tode sterben! Folgt mir!“ Und jeder einzelne Zwerg in Dûr-Abur folgte dem Großkönig. Vom Jüngling bis zum Greis, sowohl Männer als auch Frauen, sie alle bewaffneten sich in jener Stunde, die von nun als heroischste ihres gesamten Volkes gelten sollte. Auch Gloren Starkhammer, vom Clan der Starkhämmer, folgte der langen Reihe seiner kampfeslustigen Brüder und Schwestern. Die Rüstung rasch angelegt, den Hammer in der Hand, den Schild auf dem Rücken und den schützenden Helm auf dem Zwergenhaupt. So unterschiedlich die Zwerge in dieser stunde auch aussahen, gerüstet oder bewaffnet waren, eins verband sei alle miteinander: Der Zorn in ihrem Herzen! Und wahrhaft jede Kreatur sollte den Zorn eines Zwergs fürchten! Am Spitze ihres Zuges marschierte Großkönig Morlen Donneraxt, der selbst sein Banner trug, wenn auch er seine Axt in der anderen Hand trug, Die Krone stolz auf seinem Haupt, ließ keinem, der ihm folgenden Zwerge daran zweifeln, dass sie siegreich vom Schlachtfeld heimkehren sollten! Doch als sie die letzte von Zwergen gehaltenen Pforte duchquerrten erwartete sie ein Grauen, welches nie ein einziger von ihnen je zu Gesicht bekommen hatte. Sie befanden sich auf der Südseite der Brücke von Gâllerm-Horn, dem letzten Hindernis für angreifende Feinde, doch am Nordende wartenden bereits ihre Feinde. Doch sie warteten nicht. Die Orks und Goblins, die in Dûr-Abur eingedrungen waren, fraßen sich satt an jenen tapferen Zwergenkriegern, die bereits gefallen waren und auf dem Schlachtfeld zurück gelassen werde mussten. Vereinzelt konnten Zwerge ihre Übelkeit nicht länger zurückhalten und übergaben sich schließlich. Viele andere hingegen brüllten erneut Flüche und hoben drohend die Waffen, doch Morlen Donneraxt, blieb scheinbar unberührt stehen. Seine Mitstreiter sahen ihn verwundert an, auch Gloren Starkhammer, der nach einer Reihe Flüche nun wieder zur Ruhe gekommen war. Stille brach unter den Zwergen aus, die zu Hunderten am Südende der Brücke von Gâllerm-Horn bereit standen. Doch dann vernahmen sie etwas. Es war ein altes Zwergenlied, ein Lied von einem gefallenen Helden, der im Kampf für seinen Clan glorreich gefallen war. Morlen Donneraxt, Großkönig von Dûr-Abur, sank ein letztes Loblied auf seine gefallenen Krieger. Gloren, der das Lied bereits von seinem Vater gelernt hatte und sich in jenem Moment an diesen erinnerte, stimmte als erster mit ein, gefolgt vom immer mehr Zwergenstimmen, die ebenfalls ein Loblied auf ihre Gefallenen Verwandten sangen. Und so schritt Morlen voran das Banner in der Hand, ein Lied auf den Lippen, die Axt kampfbereit vor sich haltend, gefolgt von einer ebenso singendem und kampfeslustigen Herrscharr von Zwergen! Doch ihr Feind blieb nicht untätig. Zahllose Orks und Goblins hatten sich bereits formiert oder stürmten in einem Anfall puren Hasses auf die Zwerge los. Und so trafen sich beide Armeen in der Mitte der Brücke und bereits während der ersten Augenblicke des Kampfes wurden unzählige Grünhäute niedergemacht oder einfach von der Brücke gedrängt. Gloren, der sich in Mitten des Kampfes aufhielt, versuchte stets seinem König zur Seite zu stehen, wenn auch er ihn wenig kannte, so fühlte er sich ihm dennoch in jener Stunde so nahe wie einst seinem eigenem Vater. Tapfer wehrte er sich gegen die Horden der finsteren Göttin, seinem Hammer zertrümmerte Schädel und brach Knochen. Und die anderen Zwerge taten es ihm gleich, Äxte hackten sich durch die Orks, Speere spießten sie auf und Wurfgeschoße erschlugen sie. Und das Lied der Zwerge erklang immer noch. Nicht ein einziger wagte es, es zu unterbrechen und so wurde es stets wiederholt, auch als die erste Stunde vergangen war sangen die Zwerge immer noch und hielten den Bestien stand. Doch sie konnten nicht ewig standhalten, das wussten sie. Sie hatten es alle verstanden als sie die schiere Anzahl von Feinden sahen, die am Nordende der Brücke gewartet hatte. Es waren Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende, die den tapferen Zwergen gegenüberstanden. Sie führten eine Schlacht, die sie nicht gewinnen konnten. Als die zweite Stunde sich dem Ende neigte, war die Anzahl der Zwerge um mehr als die Hälfte zusammengeschrumpft. Gloren’s Arme waren schwer und vermochten nicht noch weiter Orks zu töten. An vielen Stellen der Zwergenformation brach der Widerstand, es schien als würde einzig Morlen Donneraxt, die Scheusale daran hindern die Zwerge zu überrennen. Und gerade als Gloren sich erneut in den Kampf stürzen wollte, erblicke er das hässliche Gesicht eines Orks genau vor ihm. Das Maul weit aufgerissen, so dass Gloren fürchten musste von den Zähnen zerfleischt zu werden. Er wollte den Hammer zum Schlag heben, doch er vermochte es nicht. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust und als er an seinem Körper hinabsah, erkannte er, dass eine Orkklinge sich in sein Herz gebohrt hatte. Blut lief aus der Wunde und Gloren Starkhammer wusste, dass er nun seinen Vater wieder sehen würde. Er sank auf die Knie und sah erneut in das Gesicht, der Kreatur, die seinem Leben ein Ende bereiten würde. Der Ork riss die Klinge aus dem schwächer werdenden Körper des Zwerges und eine Fontäne aus zwergischem Blut ergoss sich über den Boden. Es wurde schwarz um Gloren, er vernahm nicht einmal mehr den Lärm der Schlacht, die um ihn tobte. Er vergaß den Schmerz und schloss die Augen. Gloren Starkhammer war tot. Ebenso wie unzählige weitere Zwerge, die für ihren König und ihren Clan kämpften. Am Ende der dritten Stunde schwiegen die Waffen. Es war still in Dûr-Abur. Kein Zwerg sang ein Lied, keine zwergische Waffe schickte einen weitern Ork in den Abgrund. Das Volk der Zwerge war besiegt. Nie wieder sollte in Dûr-Abur das Klirren der Schmiedehämmer oder das fröhliche Gelächter von trunken Zwergen vernommen werden. Auf der Brücke von Gâllerm-Horn lagen nun die heldenhaftesten Zwerge von denen je eine Geschichte erzählen sollte. Sie lebten als Brüder und sie starben als Brüder, denn unter den Toten befand sich auch König Morlen Donneraxt, zu seinen Füßen unzählige Feinde und auf seinen Lippen schien noch immer das gleiche Lied zu sein… Lobet die gefallenen Helden von Dûr-Abur, denn nie wird ein Zwerg heldenhafteres vollbringen! Lasset sie uns nie vergessen! Und vielleicht werden neue Helden nach Dûr-Abur kommen und die Hallen zurückerobern und ein neuer Königreich möge entstehen! Vielleicht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)