1000 new ways to miss the sky von abgemeldet ("Don´t you see the roses on my grave?"...) ================================================================================ Kapitel 2: Do or Die -------------------- Es regnete sanft und ein grauer Schleier hang über dem Schiff, besonders zwischen den zahlreichen Containern. Der Nieselregen, kaum merkbar, reichte dennoch aus um die Diebin zu wecken. Ihre Waffe lag noch immer hinter ihrem Rücken. Sie steckte sie wieder weg und zog wie sonst auch ihren Schal darüber. Die Begegnung in der vorherigen Nacht hatte sie wachsamer gemacht. "Wie konnte ich nur so... . Ich muss mehr aufpassen, sonst habe ich bald keine Chance mehr dazu!", befahl sie sich selbst und stand langsam auf. Auf einen der Container sprang sie elegant hinauf, leise wie eine Katze, um sich oben zu setzen. Die Sonne kroch langsam den Horizont empor und riss die stille Beobachterin aus ihren zahlreichen Gedanken. Vor ihr lag das Meer, unendlich weit, unendlich tief und eiskalt... Sie erinnerte sich an den Blick ihrer Feindin: Er war zu diesem Zeitpunkt nicht bösartig gewesen, sondern wirkte eher verletzt, als ob sie gehofft hätte, wenigstens sie glaubte ihr. Vielleicht war alles ja doch eine Lüge und Yukiro wurde zu ihren Handlungen gezwungen, von einer Macht der sie nicht entkommen konnte, weil sie mächtiger war als alles andere. Die Welt war grausamer denn je und wer damit nicht klar kam, musste sterben. Irgendetwas in ihr wollte nach der anderen Diebin suchen um sich vielleicht sogar zu entschuldigen und einfach mit ihr zu reden, doch die Wut, hervorgerufen durch die für sie realistischen Gerüchte, hielt sie auf dem Container. Wahrscheinlich war es eh zu spät, die beste Freundin zu spielen... . Die Bänder zwischen ihnen die man Vertrauen und Fürsorge nannten waren schon bei der ersten Begegnung gerissen. "Wenn ich die Gelegenheit, bestimmt vom Schicksal bekomme, werde ich mit ihr Reden, ansonsten kümmere ich mich weiter um meinen Job..." Oneko blickte sich neugierig um... sie hatte sich das Schiff noch nicht genauer angesehen, durch den Besuch am Abend. Sie war zu sehr an die Einsamkeit gewöhnt, als dass sie nach Menschen suchte. Plötzlich blieb ihr Blick an einer Stelle des Bodens hängen, wo eine Blutspur diesen zierte. Sie bekam schlagartig Angst und die Verzweiflung durch einen Gedanken, der ihr durch den Kopf schoss übermannte sie: "Das kann doch nicht..!? Yukiro?...Yukiro!" Die unergründliche Verzweiflung machte sie fast handlungsunfähig, doch sie schaffte es die Kontrolle zu behalten und sprang von ihrem Aussichtspunkt. "Yukiro!!", schrie sie noch einmal, lauter und ängstlicher als das Mal davor. Ob man nun merkte, dass ein blinder Passagier an Bord war, konnte ihr so oder so egal sein. Verstecken war auf einer so großen Fläche ein Kinderspiel, welches sie unschlagbar gut beherrschte. Sie zwängte sich in bemerkenswerter Geschwindigkeit zwischen ein paar Containern hindurch, der roten Spur folgend und landete schließlich in einer Sackgasse. "Mist! So leicht passiert ihr doch normalerweise nichts! Sie ist Diebin! Eine Diebin weiß, dass sie stark sein muss und vor allem aufzupassen hat! Das musste ich genauso lernen, wie sie damals wahrscheinlich auch!", regte sich Oneko auf ohne auf ihre Lautstärke Acht zu geben. Etwas hinter ihr tauchte auf und sie wollte sich gerade umdrehen, doch bevor sie dazu kam wurde eine Hand auf ihren Mund gepresst und man flüsterte ihr etwas ins Ohr. Mit unverständlichen Lauten versuchte sich das Mädchen auszudrücken, ohne Erfolg. "Hör auf dich zu beschweren!", kam eine sanfte aber durchdringende Aufforderung zurück, bevor sie herumgerissen und kurz geküsst wurde, was Ablenkung bringen sollte. "Du Idiot! Hör auf dich immer anzuschleichen..."- "Ich dachte du freust dich wenigstens etwas?..Außerdem..seit wann bist du so leicht zu überraschen, oder eher... zu überwältigen?", wurde sie grinsend ausgefragt, bevor sie ihr Gegenüber überhaupt begrüßen konnte. "Liegt an...außergewöhnlichen Umständen, kann ich derzeit nicht ändern. Außerdem was machst DU hier??", versuchte sie sich zu rechtfertigen und gleichzeitig mehr über die Umstände des Treffens herauszufinden. "Wegen dir! Ich hab die Eule abgefangen, die du losgeschickt hattest. Ziemlich interessant was in deinen Briefen so drinsteht, finde ich. Was sollte der Brief eigentlich? An wen war er überhaupt gerichtet?" Oneko lief rot an, viel weniger vor Scham als vor Wut: "Du hast was?! Hör auf dich in mein Leben einzumischen! Was er sollte kann dir egal sein, genauso wie die Information für wen er bestimmt war. Außerdem wie kommst du dazu Eulen abzufangen? Er könnte doch von jedem gewesen sein?"- "Sei mir lieber dankbar dafür. Es ist immerhin besser, wenn ich den Brief an mich genommen habe, als dass die Regierung ihn in die Finger bekommt. Du wirst schon genug gesucht und da wollte ich dir diesen zusätzlichen Ärger ersparen. Hätte ja sein können, dass du mir dankst, aber ist bei dir zu viel verlangt, nicht?" Schweigen trat ein, denn beide schienen über die Vorkommnisse nachzudenken. "Sie war also verletzt?", schien er die Gründe für ihr Verhalten mühelos zu erraten. "Richtig. Woher..?" Die Röte in ihrem Gesicht blieb, aber sie hatte sich beruhigt und war Usótsuki nun eher dankbar. "Keine Ahnung. Wegen gerade, davon wusste ich nicht. Verzeihst du mir?" , grinste sie im frech ins Gesicht und sprang lächelnd auf einen der Container um sich wieder eine bessere Übersicht zu verschaffen. "Komm da sofort wieder runter! Du hast mir noch so einiges zu erklären!", schrie es von unten. "Ruhe da! Ich arbeite.", zischte sie um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. "Du, Usótsu-kun? Was genau weißt du über Yukiro Miyasake?"- "Mörderin, bekannt als Diebin, reiche, einflussreiche Familie...", beschrieb er sie, erwähnte aber leider auch nichts für sie Neues oder bisher Unbekanntes. "Sie ist keine Mörderin..",schlug das Mädchen sich auf Yukiros Seite, ohne die Gründe ihrer Wandlung zu nennen. "Sie hat deine Eltern umgebracht und dann sagst du mir so etwas ins Gesicht, als wäre es das normalste der Welt?! Was ist mit dir los?" "Nicht so wichtig..", sagte sie rasch und sprang wieder nach unten, um einem Gang zwischen den verschiedenen Frachten zu nutzen. Egal wo sie lang lief, überall war nicht das, wonach sie suchte. Usótsuki verfolgte sie mit Abstand, weil er wohl nicht stören wollte. Oneko beschwerte sich nicht, sondern ließ sich nicht von ihm beirren. Das Bild des Bluts in ihrer unmittelbaren Nähe am Morgen, ließ sich nicht vergessen. Irgenetwas war vorgefallen und klar war, dass ihr ganzes Wissen über ihre "Feindin" eine bodenlose Lüge war... Zwei Stunden später gab sie die Suche sorgenvoll auf. Ihr Bekannter ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder und umarmte sie sanft: "Egal wonach du gesucht hast, du wirst es noch finden." Zwei Tränen fielen einsam, wie die Diebin selbst, auf den Boden. Sie schaute weg und ließ sich den Brief geben. "Was hast du.." Schon landete Brief- Konfetti zwischen den Beiden. "Frage beantwortet." Sie blickte zu ihm, denn einige Fragen hatten sich in ihren Gedanken eingebrannt, schon seit längerer Zeit. Sie fand, dass es zeit war sie endlich zu stellen: "Wann kennen wir eigentlich einen Menschen wirklich? Wenn er uns seine Liebe gesteht? Wenn er uns das Herz bricht oder es mit einem Dolch durchbohrt? Wenn uns jemand alles über sich erzählt, oder wenn man in seine Augen sieht und in ihnen den ganzen Schmerz, das Leid und die Einsamkeit ablesen kann, nämlich genau das, was man selbst jeden Tag lebt? Wann können wir die Lügen von der Wahrheit unterscheiden? Die Gerechtigkeit von der Ungerechtigkeit trennen? Wann haben wir alles im Leben erreicht? Wann entscheidet sich, ob wir Menschen sind die mit ihrem Herz handeln und wann wir zu verhassten Monstern werden? Wer entscheidet dass alles? Ist das Leben eine Lüge oder ein Geschenk Gottes wie man es uns von klein auf versprochen hat?" Das Gesagte schien noch ein paar Mal vom Echo wiederholt zu werden, doch eine Antwort folgte nicht. "Kann mir überhaupt jemand diese Frage beantworten?"- " Das, Oneko, musst du selbst herausfinden. Irgendwann kennst du die Antworten auf all diese Fragen. Sie werden überall beantwortet, in Bildern, in Schriften und doch wird dir kein Mensch helfen können. Die Frage des Lebens musst du für dich allein beantworten. Als Kunstdiebin ist es nicht unmöglich die Gedanken der Toten zu lesen." Oneko dachte über seine Worte nach. Sie hatte einen langen Weg vor sich, doch am Ende könnte sie vielleicht auch ihre angebliche Feindin wiederfinden und um Vergebung bitten. Vergebung, für all die Sünden ihres Lebens oder um die Wahrheit eines dunklen Geheimnis ans Licht zu bringen. "Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich diese Suche nie abbrechen werde und bitte dich, mir beizustehen, wenn ich nach dich brauche, wenn ich nach dir rufe."- "Ich werde bei dir sein" Die Sonne bescheinte den Schwur mit durchdringendem Licht, dass jede einzelne Wolke durchdrang. Die Suche hatte begonnen... . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)