School Misery von Carura (Schule kann so anstrengend sein...) ================================================================================ Kapitel 20: Don't want to hate her ---------------------------------- „Verdammt Bakura! Ich hab dir schon hundert Mal gesagt, du sollst dein verdammtes Zimmer aufräumen!“ Eine Frau mit dunkelrotem Haar stand in der Zimmertür des Weißhaarigen und fauchte ihn schon seit einer halben Stunde an. Wie er es hasste... Seine Mutter hatte immer etwas zu meckern. Bakura versuchte das so gut wie möglich zu missachten. Meistens war sie nicht zu Hause und wenn, dann betrunken. So auch grade eben. Sie lehnte im Türrahmen und bleib auch da. Wahrscheinlich konnte sie nicht mehr grade stehen und würde umkippen, sobald sie sich vom Rahmen abstieß. Der Junge stand auf und kam zu ihr rüber, legte sich einen Arm von ihr über die Schulter und brachte sie in ihr Schlafzimmer, wo sie erstmal ihren Rausch ausschlafen konnte. „Du bist echt ein scheiß Balg, Bakura. Ich wünschte du wärst nie geboren worden.“ Auch das prallte an dem emotionslos wirkenden Jungen ab. Früher hatte ihn das oft verletzt, aber heute, war es ihm egal geworden. Dennoch war sie seine Mutter und er liebte sie. „Gute Nacht, Mama“, flüsterte er nur und verließ das Schlafzimmer. Seine kleine Schwester stand im Türrahmen ihres Zimmers. Sie war vier Jahre alt. Sie hatten unterschiedliche Väter, deshalb der große Altersunterschied. Nur im Gegensatz zu Bakura war Amane ein gewolltes Kind. Das kleine Mädchen kam auf ihren großen Bruder zu und zupfte ihm am Saum seines Shirts herum. Er lächelte schwach und hob sie auf die Arme, brachte sie ins Bad, wo er ihr half sich die Zähne zu putzen und sich zu waschen. Ihren Schlafanzug hatte sie ja schon an und er konnte sie gleich ins Bett bringen. Es war schon spät und die Kleine brauchte ihren Schlaf. Das Mädchen gab ihm einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich in ihre Decke. Bakura lächelte. Seine Schwester war ihm unendlich wichtig. Seine Mutter nahm sie oft mit, wenn sie mal wieder verschwand. Trotz ihres Alkoholproblems konnte sie sich gut um die Kleine kümmern. Bakura hatte das Gefühl, dass seine Mutter nur trank, wenn sie hier war. Eigentlich war es ihm auch egal. Seine Schritte trugen ihn in die Küche, wo er erstmal aufräumte und für Amane Frühstück vorbereitete. Der Weißhaarige würde morgen früh nicht da sein, wenn sie aufwachte. Die erste Woche der Ferien hatte Bakura bei Malik verbracht und nun war dieser bei Mariku. Vielleicht konnte er ihnen ja einen Besuch abstatten? Doch was bildete er sich eigentlich ein? Immerhin war es schon sehr spät und die beiden wollten ja vielleicht ihre Ruhe haben. Nein, ganz sicher wollten sie das sogar. Trotzdem verließ er die Wohnung. Wenn seine Mutter ihren Rausch ausgeschlafen hatte, wollte er nicht in der Nähe sein. Ihre Zunge war dann noch spitzer, als sie es im betrunkenen Zustand war. Sein Weg führte ihn durch die verschneite Stadt. Niemand war auf der Straße zu sehen. Es war eiskalt und er zog den Schal etwas mehr um sich. Der Weißhaarige achtete kaum darauf wo er hin lief. Hauptsache er bewegte sich, dann war es nicht ganz so eisig. Freunde zu denen er gehen könnte, hatte er keine. Seine Gedanken schweiften schon wieder in weite Ferne. Am liebsten würde er ganz weit weg ziehen. Ein neues Leben beginnen. Doch er hatte hier nun einen Freund gefunden, den er nicht mehr missen wollte. Wie weh musste Herr Jinan ihm eigentlich noch tun, damit er ihn endlich vergaß? Als erstes war es wohl das Beste sich vom Nachhilfeunterricht abzumelden. Nachhilfe konnte er auch woanders kriegen, nur war die in der Schule kostenlos. „Bakura?“ Der Angesprochene hielt inne und sah sich um. Neben ihm war ein Auto zum Halten gekommen und Isis samt Rishid sahen den Weißhaarigen an. „Sollen wir dich heim fahren? Es ist furchtbar kalt“, meinte die Schwarzhaaraige freundlich lächelnd, doch Bakura schüttelte den Kopf. „Ich kann... nicht nach Hause...“, flüsterte er und senkte den Blick. Die beiden Ägypter sahen sich kurz an. „Na komm, steig ein, wir nehmen dich mit zu uns. Malik ist nicht da, wenn du willst, kannst du in seinem Zimmer schlafen.“ Es hatte Isis schon immer gewundert, dass sich nie jemand zu sorgen schien, wenn Bakura so lange bei ihnen war. Denn sie hatte auch mitbekommen, dass er oft spontan blieb, ohne zu Hause bescheid zu sagen. Natürlich machte Isis sich Gedanken. Sie fühlte sich ein wenig für ihn verantwortlich. In dem Wissen, Bakura in der Kälte stehen gelassen zu haben, könnte sie wohl nicht schlafen. Der Weißhaarige war Malik sehr wichtig, also war es bei ihr das Gleiche. Man musste Bakura einfach lieb gewinnen, auch wenn er nach außen hin sehr verschlossen wirkte. „Na komm schon. Wir schauen uns einen Film an und essen Pizza, was hälst du davon, hm?“ Sie zwinkerte ihm neckisch zu und der blasse Junge hob beide Brauen. Nach wenigen Augenblicken nickte er aber und willigte somit ein. Nachdem er in das Auto gestiegen war, herrschte erstmal schweigen und Bakura war dankbar dafür, keine Fragen gestellt zu bekommen. Er erzählte nie etwas über seine Familie und das nicht ohne Grund. Bakura wollte nicht, dass man schlecht von seiner Mutter dachte, obwohl man allen Grund dafür hätte, das zu tun. Als sie bei den Ishtars angekommen waren, fühlte sich Bakura gleich besser. Die Wärme die ihm im Haus entgegen schlug, ließ ihn kurz entspannt die Augen schließen. Die von der Kälte geröteten Wangen nahmen langsam ihre natürlich blasse Farbe an. Zuerst zog er Jacke und Schuhe aus und schlüpfte in Maliks Hausschuhe, welche die Form von Tigertatzen hatten. Die fand er schon immer toll und klaute sie Malik oft, wenn er hier war. Aber nun war der Blonde ja nicht da und er konnte sie ganz für sich beanspruchen. Maliks Zimmer sah noch genauso aus, wie er es verlassen hatte. Offenbar war er wirklich die ganze Zeit über bei Mariku drüben. Sein Blick glitt aus dem Fenster über die Straße, zu Marikus Haus. Ja, er war etwas neidisch, dass die beiden sich zusammen gerauft hatten. Eifersüchtig war er sowieso, aber das hatte er ganz gut unter Kontrolle. Er merkte ja, dass Malik sich Mühe gab, seine Zeit fair zu verteilen. „Bakura, wir wollen bestellen, was willst du?“ Der Weißhaarige überlegte einen Augenblick. „Ich nehme eine Pizza nur mit doppelt Käse, danke.“ Ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen. „Na dann komm und such dir einen Film aus. Bist ja unser Ehrengast heute, hm?“, zwinkerte sie und Bakura folgte ihr ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch setzte und von Isis eine kuschelige Wolldecke über die Beine gelegt bekam. So ließ es sich definitiv aushalten! Wieso war er nicht in diese Familie geboren worden? Hier fühlte er sich heimischer und geborgener, als in seinem richtigen Heim. Bakura hatte einen Horrorfilm rausgesucht und die Pizza war auch schon bald da. Isis mochte Horrorfilme wohl nicht besonders. Bakura aber liebte sie. Während Isis sich fast dauerhaft unter der Decke versteckte, fieberte der Weißhaarige mit. Rishid war wie immer sehr ruhig und schien gar nicht wirklich da zu sein. Nach dem Film diskutierten sie noch, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Ende war. Bakura war unzufrieden. Er mochte Happy Ends nicht so gern. Die waren meistens so unwirklich und realitätsfern, wie er fand. Sein Bauch war voll und sein Körper aufgewärmt. So wohl konnte er sich nur hier fühlen. Fehlte nur noch Malik. Isis verschwand kurz in der Küche und kam mit heißem Kakao wieder. „Ich habe Malik angerufen und ihm gesagt, dass du hier bist. Er kommt morgen früh rüber.“ Oh, dabei wollte er Malik doch nicht stören, wenn er seine Zeit mit Mariku genoss. Das ließ den Weißhaarigen seufzen und er zog die Decke etwas enger um sich, nahm seinen Kakao und trank einen Schluck. Der Abend verlief ansonsten recht ereignislos. Sie hatten noch ein wenig geredet und Isis hatte es geschafft, Bakura wenigstens kurzzeitig aufzuheitern. Sie wusste ja auch, wieso er zum Großteil so depressiv war. Das Thema 'Kura' ließ sie allerdings vollkommen aus. Sie hätte ihm gute Ratschläge geben können, doch die würde er wahrscheinlich nicht hören wollen. Dem Weißhaarigen hatte es sehr gefallen, so von Isis bemuttert zu werden. Etwas, was er überhaupt nicht kannte. Erst sehr spät gingen sie schlafen, wobei Bakura sich bis auf die Shorts auszog und sich in das Bett seines besten Freundes legte. Hier roch alles nach dem Blonden und Bakura mochte das. Bei den Göttern, wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, er wäre in Malik verliebt, so wie er grade sein Näschen in das Kissen drückte und Maliks Geruch in sich aufnahm. Bakura musste deswegen leicht grinsen und schloss dann die Augen. Nach kurzem war er dann auch eingeschlafen... „Aufstehen, Schlafmütze!“, kam es rüttelnderweise von einer penetranten Nervensäge, die er auch ohne die Augen zu öffnen, zweifelsfrei als Malik identifizieren konnte. Der Ägypter kuschelte sich zu ihm und stupste ihn so lange an, bis Bakura die Augen öffnete. „Hey... Isis hatte gesagt, dass sie dich gestern im Schnee auf gegabelt haben und du sagtest, du könntest nicht nach Hause." Ein Nicken kam von dem Angesprochenen. Nein, er wollte da jetzt nicht drüber reden. „Bakura, sag schon. Was ist los, hm?“ Leicht entnervt öffnete der Weißhaarige die Augen und sah Malik an. „Ist schon gut, ja? Ich will nicht darüber reden...“ Seine Stimme war leise und er wirkte bedrückt. Malik seufzte. „Ich weiß so gut wie gar nichts über deine Familie. Ich weiß nur, dass du eine kleine Schwester hast.“ „Mehr musst du auch nicht wissen. Tu mir den Gefallen und sag nichts mehr dazu, ja?“ „Komm schon.. Vielleicht hilft es dir ja, zu reden? Nur ein wenig...“ „Malik, lass es...“ „Bitte... Vertraust du mir nicht?“ Das war ja so gemein! Diese Frage ist so bitterböse und ein Knurren entwich Bakuras Lippen. Er schloss wieder die Augen und seufzte nochmal. Diesmal aber resignierend. „Ich lebe mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester im Süden der Stadt. Die Gegend ist nicht grade die Feinste, aber man hält es aus. Meinen Vater kenne ich nicht. Meine Mutter spricht auch nicht über ihn. Sie wiederholt nur immer deutlich genug, dass sie wünschte, ich wäre niemals geboren worden.“ Malik weitete die Augen. Das muss Bakura sehr geschmerzt haben. Der Ägypter konnte sich das kaum vorstellen, denn er wurde immer geliebt, sein Leben lang und hatte solche Erfahrungen nie machen müssen. „Sie ist oft betrunken, wenn sie zu Hause ist und ich bin dann immer weg, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hat. Ich will dann nicht da sein und mir anhören, was sie bei klarem Verstand sagt. Denn dann kann ich es nicht mehr auf den Alkohol schieben und würde anfangen sie zu hassen.“ „Du hasst sie nicht?“ Bakura schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß nicht, unter welchen Umständen sie mich bekommen hat. Sie hat nie darüber gesprochen. Ich bin es gewohnt und bin froh, dass sie meine Schwester gut behandelt. Amane ist ein liebes Mädchen, weißt du? Ich liebe meine Familie.“ Der Blonde nahm seinen Freund fest in den Arm. Ja, er hatte Mitleid mit ihm. „Du kannst immer her kommen, auch wenn ich nicht da bin. Isis hat das auch gesagt.“ Daraufhin bekam er ein schwaches, aber dankbares Lächeln. „Ich kann nicht so lange bleiben. Frühstücken wir zusammen? Wollte dann noch was mit rüber nehmen und dann hab ich noch was vor.“ „Was denn?“ Malik winkte schnell und etwas zu hastig ab. „Nichts Besonderes. Wollte nur etwas den Schnee genießen und dann wollte ich noch in so einen Kitschladen. Ich brauch auch mal ein wenig Zeit zum nachdenken, weißt du? Beim Blödsinn kaufen, kann ich mich mehr entspannen.“ Das grinste der Jüngere wieder. Am Frühstückstisch ging alles seinen normalen Gang. Rishid las die Zeitung und Isis wirbelte durch die Küche und aß nebenbei. Malik und Bakura unterhielten sich ein wenig über belanglose Dinge, wie zum Beispiel Marikus blöde Angewohnheit die verdammte Zahnpastatube auf zu lassen. Das regte Malik tierisch auf, aber dann mischte Isis sich ein. „Ach ja, da fällt mir ein. Mariku hatte grade angerufen, als ihr in eurem Zimmer wart.“ „Was wollte er denn und wieso sagst du mir dann nicht gleich bescheid?“ „Ich wollte euch nicht stören...“ „Und was wollte er?“ „Er sagte, dass du bei ihm einziehst.“ „WAS?!“ Dem Blonden fiel direkt mal die Kinnlade runter. „Oh, dem geb ich. Bakura, ich muss los, wir sehen uns später, ja?“ Er drückte ihn kurz, schnappte sich eine Tasche und stapfte zu Mariku rüber, um danach einen gewissen Nachhilfelehrer zu treffen, dessen Namen wir mal ganz konkret ausblenden und verpixeln. Nennen wir ihn: Herr J. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)