School Misery von Carura (Schule kann so anstrengend sein...) ================================================================================ Kapitel 19: Under Attack ------------------------ Under Attack „Sag mal hast du den Verstand verloren?“, fauchte die Stimme des jungen Ägypters, beim Betreten des Wohnzimmers, in das er gleich mal seinen Rucksack warf. Ein anderer sandblonder Haarschopf hob sich an und linste in seine Richtung. Da stand er. Malik Ishtar, 18 Jahre alt. Schüler. Sein Gegenüber, dass den fauchenden Jungen noch immer amüsiert mustert, schlägt die Beine locker übereinander und fast scheint es, als wolle er Malik, was die Antwort betraf schmoren lassen. Doch so lange konnte unser kleiner Wirbelwind nicht warten! „Was frag ich eigentlich. NATÜRLICH hast du den verloren. Normal denkende Menschen konnten einfach nicht so bescheuert sein. Was hast du dir dabei gedacht, hä? Glaubst du ich nehme das so einfach hin? Denkst du wirklich allen ernstes, dass...“ „Malik?“ Der Angesprochene stutzte. „Ja?“ „So süß du auch bist, wenn du dich benimmst, wie eine Furie, habe ich, auch wenn du weiter motzt, keine Ahnung was du genau von mir willst.“ Mariku Sayyid. 24 Jahre. Lehrer. Schweigen. Sogar recht betreten, wenn man nicht besser wüsste, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war. Doch, bevor wir weiter machen: Zwei Monate waren vergangen und das neue Jahr hatte begonnen. Die Weihnachtsferien neigten sich fast dem Ende zu und Malik hatte sich seine freien Tage, genau aufgeteilt. Die erste Woche hatte er mit Bakura verbracht und die zweite Woche mit Mariku. Doch zurück zum Geschehen: „Du hast Isis gesagt, dass ich bei dir einziehe!“ Mariku grinst daraufhin leicht. „Ach, das. Willst du etwa nicht bei mir sein? Ich dachte du liebst mich?“ „Tu ich nicht.“ „Oh komm schon, sag es endlich, Malik!“ „Nein, du bist doof, ich spiele nicht mehr mit dir.“ „Woah!“ Da kommt der Ältere auf die Beine und zieht den Kleineren an der Hüfte an sich ran. „Überhaupt gar nie wieder?“ „Überhaupt gar nie wieder. Du hast es doch auch nicht gesagt, wieso soll ich es dann tun? Ich will nicht mehr darüber diskutieren!“ Immer das Gleiche. Die beiden waren nun seit zwei Monaten wieder zusammen. Haben sich bis jetzt aber noch nicht gesagt, dass sie sich liebten. Das Ganze war zwar offensichtlich, dennoch wollte Mariku es gern hören, sagte es Malik jedoch auch nicht. „Nie willst du diskutieren. Sex haben wir auch keinen und lieben tust du mich ja auch nicht.“ Mariku seufzte, klang aber nicht wirklich ernsthaft dabei. Der jüngere Ägypter wusste, dass Mariku ihn nur aufzog, dennoch nervte es ihn so langsam. „Außerdem kann ich ja wohl schlecht hier einziehen. Ich bin noch nicht bereit und noch immer Schüler an der Schule, an der du unterrichtest.“ „Du bist doch eh dauernd hier, also kannst du auch hier wohnen.“ „Nein, kann ich nicht.“ „Gut, dann geh nach Hause, pack deine Sachen zusammen und besuch mich mal zum Tee, bring Kuchen mit.“ Nahm dieser blöde Kerl auch mal irgendwas ernst? Die lavendelfarbenen Augen des Jüngeren fixierten seinen Klassenlehrer. Der Blick sinkt gegen die Brust des Anderen und er hält den Blick so gesenkt. Mariku strich ihm durch das lange Haar im Nacken. „Hast du was von Kura gehört?“, fragte er ablenkend, woraufhin Mariku nur gedehnt seufzte und sich von Malik löste. „Nein, hab ich nicht.“ Das war ein heikles Thema für den Größeren. Das Ganze hatte sich in eine Richtung entwickelt, die Mariku so gar nicht gefallen wollte. Was Malik daran am meisten nervte, war die Tatsache, dass sein Freund und Lehrer alles in sich hineinfraß und kaum mit ihm darüber redete, was ihn bekümmerte. Mariku hingegen verstand nicht, dass Malik dauernd über Probleme reden wollte. Eigentlich wollte er die Zeit mit ihm genießen, doch sein Schüler vermieste ihm immer wieder die Laune. „Können wir nicht einen Tag lang mal nicht über irgendwas reden, über das wir uns Sorgen machen? Ist ja nicht so, als würden die Probleme weglaufen. Die behalten wir noch, also brauchen wir das ganze nicht tot quatschen.“ Malik setzt sich nun neben ihn, nachdem Mariku auf die Couch zurück gesunken war. Wieder schwiegen sie eine ganze Weile. „Was macht Bakura? Warst lange bei ihm. Dachte du kommst gegen Mittag wieder.“ „Baku ist traurig wegen Kura. Immer noch.“ „Der ist ja ganz schön ausdauernd darin.“ „Und du bist ausdauernd darin, das Feingefühl einer Karotte zu haben.“ „Ich bin sehr feinfühlig, kommt nur drauf an worin.“ Die Schultern des Älteren hoben sich und sanken sogleich wieder zurück. Ein durchaus dreckiges und anzügliches Grinsen musste er sich redlich verkneifen. Der Arm schlang sich um den Kleineren und zog ihn näher, strich ihm das blonde Haar aus dem Gesicht und versiegelte seine Lippen mit einem sanften Kuss. Aus dem löste sich Malik jedoch wieder. „Ich muss nochmal weg. Wartest du mit dem Abendessen auf mich?“ „Sicher, komm nur nicht zu spät. Sonst esse ich trotzdem ohne dich.“ Malik verdrehte die Augen, gab seinem Freund noch einen Kuss und löste sich von ihm, um aufzustehen. „Ich lass meinen Rucksack hier. Schließlich zieh ich ja eh ein, nicht wahr?“ „Sag ich doch.“ Dicke Schneeflocken wirbelten Malik um die Nase, als er den Weg einer ziemlich belebten Einkaufsstraße entlang ging. Malik hatte etwas vor. Er wollte jemanden besuchen und einige Dinge klar stellen. Der Ägypter zog sich den Schal über die Nase und linste in ein Schaufenster. Seine Schritte hielten inne und sein Körper wandte sich ganz dem Fenster zu. Er stand vor einem Kitschladen und beäugte neugierig die Auslagen im Schaufenster. „Hey, Malik“; drang eine bekannte Stimme an das Ohr des Blonden und er wandte sich um. Entdeckte einen weißen Haarschopf, der weit über ihn hinausragte. „Wollte noch einkaufen. Bist zu früh...“ „Entschuldigen sie die Umstände, Herr Jinan.“ Wortlos drehte sich eben jener um und lief los. Malik löste sich von dem Laden und verfolgte ihn. Ja, er wollte ihn besuchen und mit ihm reden. Mariku und Bakura waren so niedergeschlagen wegen ihm. Der Nachhilfelehrer machte an einer Tür halt und öffnete sie. Das Haus war nicht besonders schön, aber auch nicht besonders abschreckend. Ein gewöhnliches Mehrfamilienhaus. Der Ägypter folgte Kura die Treppen hinauf bis zur Wohnungstür, zog seine Schuhe, Schal und Jacke aus und folgte Herr Jinan ins Wohnzimmer, wo einige Bücher auf dem Tisch lagen. „Ich hab schon einiges vorbereitet.“ Malik hatte ihn gebeten ihm etwas Nachhilfe in Geschichte zu geben. Irgendwie musste er ja an ihn ran kommen und so hatte Malik zu dieser kleinen Notlüge gegriffen. „Herr Jinan, kann ich mit ihnen ehrlich reden?“ Kura seufzte. Hatte er es doch geahnt. Natürlich war Malik nicht hier, wegen der Nachhilfe. Doch er schwieg nur und verließ den Raum, um mit heißem Tee zurück zu kommen, den er vor ihnen auf dem Tisch abstellte. Wortlos schlug er eines der Bücher auf und fing an vorzulesen, doch Malik hörte nicht zu. „Bitte, Herr Jinan. Hören sie mich wenigstens an.“ Der bittende Blick des Kleineren wurde registriert, aber noch wurde darauf nicht reagiert. Langsam schloss er das Buch in seiner Hand und ließ den Blick zum Fenster schweifen. Als seine Stimme erklang, war es, als würde die Last von tausend Steinen auf Kura ruhen. Bedrückt, traurig und doch so weit entfernt. „Was gibt es da noch groß zu reden? Malik... Ich kann das einfach nicht. Mariku darf seinen Job nicht verlieren...“ „Wann wollen sie damit aufhören, ihre Träume durch ihren Bruder zu erfüllen, Herr Jinan? Wann wollen sie ihre Wünsche und Träume selbst in die Hand nehmen?“ Der Blick des Weißhaarigen ruhte einen kurzen Moment, auf Maliks Gesicht. Bevor er den Kopf zur Seite wand und sich durch die Haare strich. „Ich bin inzwischen volljährig, Herr Jinan. Ich hatte letzten Monat Geburtstag.“ „Und trotzdem bist du ein Schüler, Malik.“ Eine kleine Pause entstand, doch bevor Kura weiter sprechen konnte, ergriff Malik wieder das Wort. „Und? Ist ja nun nicht so, als wäre Mariku 50 Jahre alt und hätte eine kreisrunde Glatze in seiner Sturmfrisur.“ Das wollte man sich nicht bildlich vorstellen, aber genau das tat Kura anscheinend grade, denn er unterdrückte es zu lachen. „Krch... krch...“, kam es von ihm, bei dem kläglichen Versuch das Lachen zu unterdrücken. Schließlich konnte er aber nicht mehr an sich halten, wandte den Blick von Malik ab und lachte los. Der Schüler starrte ihn nur an. Das war nicht witzig. Hier ging es um wichtige Dinge! Malik wartete also fünf Minuten, bis Herr Jinan wieder zu Atem kam und sich ein Lachtränchen aus dem Augenwinkel wischte. Diese Vorstellung war einfach zu gut gewesen. Malik sah er noch immer nicht an. Vielleicht aus Angst gleich wieder loslachen zu müssen. Aber dieses Bild hatte sich in seinem Kopf eingebrannt. Es war das erste Mal, dass Malik seinen Nachhilfelehrer so lachen sah. Für gewöhnlich war er immer recht ernst und sehr ruhig. „Bitte... Sie vermissen Mariku doch, hab ich nicht recht?“ Wieder seufzte der Ältere und vergrub seine Hand in seinem Haar, schob es zurück und betrachtete Malik nun wieder. Vollkommen ruhig und Malik konnte nicht mal erahnen, was grade in Kura vorging. „Malik. Ich liebe Mariku. Er ist mein Bruder und wir haben viel durchgemacht. Ich war enttäuscht, dass ihm sein Job so wenig bedeutete. Ja, vielleicht war das ein Fehler. Dennoch... Ich kann eure Beziehung nicht gut heißen.“ „Das müssen sie auch gar nicht. Aber sie bestrafen Mariku auf unfaire Art und Weise. Zumal sie selber in einen Schüler verliebt sind.“ Oha, nun kam Malik aber mit ganz wilden Theorien um die Ecke. Ein Schnaufen ertönte und der Blick des Älteren, wurde ein wenig eisiger. „Ins Schwarze getroffen, hm? Geben sie es zu.“ „Es reicht. Bakura hat mit dem ganzen nichts zu tun. Und im Gegensatz zu Mariku halte ich mich von meinem Schüler fern.“ „Und das macht sie glücklicher?“ Wieder verstummt der Ältere. Malik hatte heute ziemlich große Klappe und wahrscheinlich wird ihm diese noch zum Verhängnis werden. „Ich bitte sie lediglich mit Mariku zu sprechen. Wenn sie weiter schmollen, ändert das nichts an der Beziehung zwischen mir und ihm. Also können sie sich das Leid auch ersparen.“ Frustriert und gestresst wirkend strich Herr Jinan sich durch das Gesicht. Jetzt musste er sich von einem vorlauten Bengel solche Dinge anhören. Dennoch hatte dieser Junge recht. War es in Ordnung einen Fehler zuzugeben, wenn man ihn gemacht hatte? Sicher war es das. Der alte Sturkopf sah auf den Tisch hinunter und seufzte erneut. „Herr Jinan, wenn sie so viel seufzen verscheuchen sie das Glück.“ Malik lächelte sanft und nahm seine Teetasse zur Hand. Kura sah etwas irritiert zu ihm auf. „Verstehe... dann sollte ich das wohl lassen. Vielleicht kommt es ja dann zu mir zurück?“ „Vielleicht. Aber nur, wenn sie über ihren Schatten springen.“ „Pass auf, Malik. Wir machen jetzt eine Stunde Geschichte und dann bring ich dich nach Hause.“ „Ich wohne jetzt bei Mariku.“ Stille. Das musste der liebe Kura erst mal verpacken. Malik nahm einen weiteren Schluck Tee. Er hatte sich das ganze viel schwerer vorgestellt, aber das Glück und die guten Argumente standen auf seiner Seite. Nur die Sache mit Bakura dürfte etwas schwieriger werden. Herr Jinan schien nichts mehr zu der ganzen Sache sagen zu wollen und widmete sich nun dem Stoff für die Schule. Malik hörte dem Älteren bereitwillig zu. Immerhin war er ja eigentlich dafür hergekommen. Außerdem konnte Kura so gut erklären und erzählen. Man merkte ihm die Freude, die das Unterrichten ihm bereitete richtig an. „Herr Jinan? Wieso holen sie die Qualifikationen, die ihnen fehlen, um ein richtiger Lehrer zu werden nicht nach?“ Der Weißhaarige hielt in seinem Tun inne, denn er hatte grade mit dem Buch herumgefuchtelt, als er etwas erklärte und Maliks Kommentar brachte ihn völlig aus dem Konzept. „Bitte was?“ „Die Qualifikationen. Wieso holen sie die nicht nach?“ „Wie denn? Ich muss ja noch irgendwie meinen Lebensunterhalt bestreiten.“ „Ja, aber sie könnten doch Abendkurse belegen. Oder mal im Internet schauen, was für Möglichkeiten sie haben. Mariku würde sie sicher auch unterstützen.“ Nachdenklich blickte Kura auf das Buch in seinen Händen und schloss die Augen. Malik überlegte, woran er wohl denken mochte. Fragen tat er ihn jedoch nicht danach. Kura schüttelte nach einer Weile den Kopf und fing wieder an Malik Geschichte näher bringen zu wollen. „Herr Jinan?“ „Bei Ra... Was ist jetzt schon wieder?“ Bildete Malik sich das nur ein, oder klang Kura mehr verzweifelt, als genervt? „Ich wollte wegen noch etwas anderem mit ihnen sprechen.“ „Lass mich raten. Bakura.“ „Genau.“ Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)