Geschichten aus Urû´baen von Niny (-Wie Murtagh zu einem Drachenreiter wurde-) ================================================================================ Kapitel 8: Geburt und Wahrheit ------------------------------ Geburt und Wahrheit Murtagh tat wie der König ihm befahl und trat durch das Loch, dicht gefolgt von Galbatorix und wie durch Magie, entflammte ein Feuer über ihnen und beleuchtete den kleinen Raum. Erschrocken sah der Dunkelhaarige auf, doch das Interesse an dem Feuer verging schnell. Sein Blick schweifte weiter durch die Kammer, wobei er nichts außer zwei ovalen Steinen sah, die in verschiedenen Farben schimmerten. Der eine Stein links von ihm war rot und kleine weiße Fäden durchzogen diesen. Der andere lag rechts von ihm und wirkte grün, auch hier durchzogen weiße Fäden die Oberfläche. Sie wirkten hart und schön, fast wie ein kostbarerer Schatz. Das konnten keine gewöhnlichen Steine sein, denn dafür waren sie zu ordentlich geformt und poliert. „Was sind das? Im ersten Augenblick sehen sie wie Steine aus.“ Murtagh trat einen Schritt näher auf den roten Stein zu und hätte ihn gerne berührt, doch irgendwie über kam ihm dabei ein komisches Gefühl, als er hinter sich den König hörte. „Das sind Dracheneier, die letzten in Alagaësía. Du kannst sie berühren.“ Der junge Mann konnte nicht fassen, was er da gehört hatte. Er sah gerade die ersten Dracheneier in seinem Leben. Doch warum lagen sie hier so alleine rum? Mussten sie nicht ausgebrütet werden? Waren da wirklich Drachen drinnen? Jetzt verstand er auch das komische Gefühl und zögerte noch immer. „Berühre es.“ Kam es etwas drängender von dem alten hinter ihm, doch Murtagh war sich nicht sicher ob er es wirklich tun sollte. Ein paar Minuten hielt er inne, bis er sich überwunden hatte und das rote Ei berührte und über die glatte Oberfläche fuhr. Ein unbeschreibliches Gefühl über kam ihn, als er das Ei ergriff und es anfing zu drehen, um es von allen Seiten zu betrachten. Vorsichtig drückte er es an sich und fragte sich, warum er diese Kostbaren Eier berühren durfte, oder sollte. Was erhoffte der König sich, nur weil sein Vater ein Drachenreiter war, musste es noch lange nicht bedeuten, dass er ebenfalls einer war, vor allem jetzt, nach sovielen Jahren. Doch Murtagh sollte eines besseren belehrt werden, denn gerade in dem Augenblick, wo er das Ei wieder von sich fern hielt und es zurück auf seinen Platz legen wollte, war ein kleines Quicken von innen zu hören und das Ei fing an, sich in seinen Händen zu bewegen. Erschrocken legte er die Kostbarkeit zurück und betrachtete das Geschehen, doch noch neugieriger als er schien Galbatorix zu sein, denn dieser kam nun ebenfalls dichter und sah mit Funkelnden Augen zu, was dort geschah. Beide Männer standen vor dem Ei, was hin und her rollte, bis es plötzlich einen Riss bekam. Immer mehr Risse kamen nun zum Vorschein, bis sich ein Stück erhob und ein Loch erkennbar war, aus dem Sekunden später ein kleiner dunkler Kopf hervor trat, gefolgt von einem kleinen Körper. Kurze Zeit später hatte sich das kleine Wesen vollständig aus dem Ei geschält. Der kleine Drache saß verwirrt da und sah zu den beiden Besuchern auf, nachdem er die letzten Reste der Eierschale von sich geputzt hatte. Murtagh konnte nicht glauben, was er da erblickte. Vor seinen Augen war soeben ein Drache geschlüpft, der scheinbar nur auf ihn gewartet zu haben scheint, was er jedoch nicht glauben konnte. Das kleine Geschöpf wirkte anmutig und würdevoll, es war etwas Besonderes. Seine Schuppen waren rot, genau wie es das Ei gewesen war. Murtagh bewegte sich vorsichtig, doch nicht vorsichtig genug. Denn kaum hatte er sich bewegt sahen ihn leuchtend gelbe Augen an und fixierten ihn. Irgendetwas in ihm wollte den kleinen berühren, doch wusste der Dunkelhaarige nicht ob er angreifen würde. Langsam und auf jede Bewegung achtend überwand er seine Angst und streckte die Hand aus. Ein kleiner roter Kopf kam der Hand entgegen und so berührte er den kleinen Drachen. Doch es war keine gewöhnliche Berührung, denn kaum hatte er den kleinen berührt, durchfuhr ihn ein Energiestoß, der ihn nach hinten stolpern und die Wand hinunter gleiten ließ. In seinen Adern brannte es wie flüssiges Feuer. Jeder Teil seines Körpers brannte und diesmal nicht von dem Foltern. Wie gelähmt starrte Murtagh auf seine Hand die noch immer kribbelte und allmählich wieder warm wurde, genau wie der Rest seines Körpers. Auf seiner Handfläche, die noch immer taub war breitete sich ein oval aus, was schimmerte und juckte. Ganz langsam, als der junge Mann sich wieder bewegen konnte, erhob er sich mit zitternden Knien wieder und stützte sich noch immer an der Wand ab, als der kleine Drache auf ihn zusprang und Murtagh ihn reflexartig auffing. Der kleine schmiegte sich an ihn und quickte. Beim anschmiegen über kam Murtagh ein komisches Gefühl, was von seinem Geist ausging, es war so, als ob sich etwas öffnen würde. Er nahm plötzlich ein weiteres Bewusstsein war, was er nicht zuordnen konnte. Das Tor wurde immer größer, bis Murtagh die Augen schloss und es verdrängte. Neben ihm war plötzlich ein lautes Lachen zu hören und das kleine Wesen ins einen Armen erschrak und fing an leicht zu zitterte, was ihn dazu brachte seine Augen wieder zu öffnen, doch darauf bedacht, dass er seinen Geist zurück hielt. Das Lachen kam von dem König, seine Augen sahen wild und zufrieden aus. „Ja, es ist eingetreten. So wie ich es vermutet habe.“ Verwundert sah der jüngere den König an und verstand nicht genau, was er meinte. „Vermutet?“ Wieso hatte er es vermutet? Was wusste der alte, was er nicht wusste? „Du bist genauso ein Drachenreiter wie Morzan. Du hast das gleiche Blut Erbe von deinem Vater geerbt, wie dein Bruder. Endlich habe ich wieder einen Reiter auf meiner Seite.“ Verblüfft und noch immer seinen Blick auf den König gerichtet lauschte er den Worten, die er nicht verstand. „Bruder?“ Soviel Murtagh wusste, war er das einzige Kind von seinen Eltern. Der König musste was verwechseln. Und wenn er etwas von Blut Erbe und Drachen sprach, musste er einen Drachenreiter meinen. Der einzige Drachenreiter, denn es neben dem alten und jetzt ihm gab, war Eragon. „Ach, ich vergaß. Du hast ja noch keine Ahnung, dass du einen Bruder hast.“ Galbatorix musterte seinen Ziehsohn und beobachtete seine Reaktionen. Er genoss die Unwissenheit von Murtagh und fuhr mit seinen Erklärungen fort. „Als ich in deinen Geist eingedrungen war, habe ich mir die Erinnerungen an deine Mutter angeschaut und habe mich wieder daran erinnert, dass sie ja ein Jahr verschwunden war. Dank den Zwillingen konnte ich das Rätsel über ihren Verbleib endlich lösen. Denn in diesem einen Jahr war sie geflohen, um ihren zweiten Sohn bei ihrem Bruder in Carvahall zur Welt zu bringen. Du hörst richtig, ich spreche von Eragon ... deinem Bruder. Der junge Drachenreiter ist ebenfalls das Kind von Morzan und Selena.“ Murtagh hörte die Worte zwar, doch gelang es ihm nicht, diese zu verarbeiten. Eragon konnte nicht sein Bruder sein. Es war ein guter Freund und Gefährte. Mit diesem Gedanken gab er sich erstmal zu Frieden und verdrängte den Rest zu seinem eigenen Schutz. „Das kann ich nicht glauben.“ „Glaube es, oder glaube es nicht. Eines steht auf jeden Fall fest: du bist jetzt ebenfalls ein Drachenreiter und wirst unter meinem Befehl stehen. Ich werde dich ausbilden und dich an mich binden, ob du willst oder nicht. Damit kannst du dir ausrechnen, was du für Eragon sein wirst.“ Murtagh brauchte nicht lange, um es sich auszurechnen, er würde Eragons Feind sein. Sie würden gegeneinander Kämpfe, denn beide standen sie auf verschiedene Seiten, egal ob freiwillig oder nicht. Nun wurde Murtagh bewusst, dass er nie mehr hier raus kommen würde. So wie Murtagh der Gedanke erschreckte, belustigte ihn Galbatorix. Zwei Brüder, die auf immer Verfeindet sein werden. Nachdem Galbatorix mit seinen Erzählungen fertig war, führte er den neuen Reiter aus dem Versteck wieder heraus und berichtete ihm, dass er von nun an hier im Schloss wohnen würde, damit er ihn überwachen konnte und sobald Murtagh sich mit seinem Drachen bekannt gemacht hatte, würden beide unterrichtet werden. Sie würden von ihm alles das lernen, was ein Drachenreiter zu lernen hatte, doch würde der Preis hoch sein. Es würde die Freiheit sein, mit der er bezahlen würde. Ein Versprechen, ein Schwur auf die Treue, die man nicht brechen konnte. Ein Diener wurde gerufen, der Murtagh in seine neue Unterkunft bringen sollte, wie in Trance folgte er dem Mann und fand sich in einem kleinen Zimmer wieder. Der Dunkelhaarige konnte nicht mehr genau sagen was alles passiert war, nachdem der Drachen geschlüpft war und er erfahren hatte das Eragon sein Bruder war. Er wusste nicht genau, was danach geschah und wie er ins Zimmer gelangte. Ohne sich groß in dem Zimmer umzusehen, legte er sich auf das Bett und ließ den Drachen los, den er noch immer in Händen hielt und sich nicht bewegte. In seinem Kopf schwirrte es. Er hörte die Worte von Galbatorix. Immer und immer wieder hörte er den einen Satz »Eragon ist dein Bruder« Warum hatte ihm das nie einer erzählt? Wusste Morzan es etwa selber nicht, dass er einen zweiten Sohn hatte. Doch auch seine Mutter schwieg, als sie nach einer Ewigkeit wieder in der Burg auftauchte und einige Zeit später starb. Sie hatte das Geheimnis mit in das Grab genommen. Dem Dunkelhaarigen vielen die Gespräche wieder ein, die er mit Eragon bei den Varden führte, als sie darauf warteten hereingelassen zu werden. In der einen Nacht hatte er seinem Bruder alles über ihn erzählt, wie er aufgewachsen war, wie sein Vater ihn gehasst hatte... All die Sachen, die Murtagh sonst niemanden erzählte. Wobei ihm plötzlich auffiel, dass er den Namen seiner Mutter nie genannt hatte. Hätte er seine Mutter beim Namen genannt, hätte er vielleicht von Eragon erfahren, dass seine Mutter ebenfalls so hieß und vielleicht wären sie dann auf das selbe Ergebnis gekommen, wie Galbatorix. Doch hatte er den Namen nicht gesagt, was er nun bereute. Auf der Reise mit dem Drachenreiter freundete er sich schnell mit ihm an, als ob er wusste, dass beide etwas verband. Seine Gedanken überschlugen sich und er ballte die Fäuste. Ungewollt, drangen nun ein paar Tränen aus seinen Augenwinkel hervor und liefen seine Wangen hinunter. Es kam ganz automatisch, obwohl er die Gefühle zu unterdrücken versuchte, doch konnte er es nicht. Warum musste er jetzt weinen. Das hatte er schon lange nicht mehr getan, denn Tränen waren ein Zeichen für Schwäche, doch das war ihm in diesem Moment egal. Doch was lösten die Tränen so plötzlich aus? War es weil er nun die Wahrheit wusste? Weil er nicht mehr alleine war und doch noch eine Familie besaß? Weil er es nicht früher merkte, dass ihn mit Eragon etwas verband und er sich bei ihm wohl fühlte? Oder war es der Gedanke, dass sie nun Feinde sein würden und nie mehr miteinander so friedvoll durch die Gegend reisen würden? Eragon war auf der Seite der Varden, des Widerstandes und er war auf der Seite des Imperiums. Ein Gefangener von Galbatorix, dem er dienen musste. Der kleine Drache spürte die Gefühle seines Reiters, die voller Trauer, Entbehrung und Vorwürfe waren. Noch etwas unbeholfen tapste das kleine Wesen auf den Jungen zu, kletterte auf seinen Bauch und leckte ihm die Tränen vom Gesicht, die noch immer flossen. Murtagh wurde durch die Berührung aus seinen Gedanken gerissen und sah hinunter zu den großen Augen, die ihn traurig ansahen. Es war, als ob der kleine ihm sagen wollte, dass er nun für ihn da war und ihm helfen würde. Sie gehörten ab jetzt zusammen, denn er hatte sich diesen Reiter, der schon so viel Leid in seinem Leben ertragen musste ausgewählt um ihm ein neues Lebensziel zu geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)