Geschichten aus Urû´baen von Niny (-Wie Murtagh zu einem Drachenreiter wurde-) ================================================================================ Kapitel 4: Erste Schmerzen -------------------------- Erste Schmerzen Murtagh wurde von den Soldaten durch die ganze Burg geschliffen, bis sie über eine Wendeltreppe die Kellergewölbe erreichten, in dem sich die Kerker und andere Räume, an denen man lieber nicht denken sollte, befanden. Ziemlich weit hinten schloss einer der Soldaten eine Zelle auf und die anderen schmissen den Gefangenen unsanft hinein. Doch bevor sie die Tür für heute schließen würden, nahmen sie dem jungen Mann noch die Fesseln ab. Bis auf das zuschließen der Zelle und dem Fußgetrappel der Soldaten, die die Räumlichkeiten wieder verließen, war nichts zu hören. Murtagh rappelte sich auf und setzte sich auf das harte Brett unter dem kleinen Fenster, was als Bett dienen sollte. Das kleine Fenster über ihm bot nur geringfügig Licht, doch reichte es aus, um die Wunden auf seinen Handgelenken genau zu erkennen. Das Seil hatte sich in die Haut geschnitten und hinterließ eine offene Wunde, die vor sich hin subte. Auf den Weg hierher hatte sie auch öfters geblutet, was er aber mit der Zeit übersah, da er ja doch nichts daran ändern konnte. Seine Handgelenke schmerzten und er musste diese irgendwie verbinden, bevor es noch schlimmer werden würde. Doch bot sich nicht viele Möglichkeiten, was Murtagh mit einem Blick durch sein neues Zuhause schnell realisierte. Er dachte an die Zelle bei den Varden, die hierzu keinerlei vergleichbar war. Der dunkelhaarige zog sein Hemd aus, was am Anfang der Reise noch sauber und weiß war, doch jetzt sah es dreckig und durch den ganzen Staub etwas mitgenommen aus. Er nahm sich die beiden Ärmel vor, riss diese von dem Oberteil ab und verband damit vorsichtig seine Handgelenke. Als diese einigermaßen versorgt waren, zog er sich den Rest, des Hemdes wieder über und lehnte sich an die Wand und schaute an die Decke. In seinem Kopf drehten sich die verschiedensten Gedanken. Am nächsten Morgen erwachte Murtagh erst, als seine Gefängnistür aufgeschlossen wurde, er erschrak von dem Geräusch und sprang von seinem unbequemen Bett. Verschlafen und etwas nervös sah er vier Soldaten auf sich zutreten die ihn unsanft nach draußen zerrten und ihn weiter durch den Gang führten, bis sie zu einem kleinen Raum kamen in dem sich allerlei Folterwerkzeuge befanden, unteranderem die eiserne Jungfrau, eine Streckbang, die Beinschraube, die Daumenschrauben, ein Folterstuhl mit Holzdornen und die allseitzbeliebte Peitsche in den unterschiedlichsten Ausführungen. Bisher hatte Murtagh von diesen Gerätschaften nur gelesen, aber sie noch nie selber gesehen. Jetzt würde er sie sogar am eigenen Leib spüren, doch er nahm sich vor nichts zu sagen, seien die Schmerzen noch so stark. Denn das war der junge Mann Eragon, den Varden und seinem Gewissen schuldig. Zwei Soldaten kamen auf ihn zu, legten seine Arme und Beine in Ketten und führten ihn anschließend zu einer Wand, an der sie ihn festbanden. Der dritte Soldat nahm eine Peitsche mit neun Schwänzen zur Hand und stellte sich hinter den angeketteten und fing an, auf ihn ein zu schlagen. Die Lederriemen knallten mit einem zischen durch die Luft, auf Murtaghs Rücken nieder. Es dauerte nicht lange bis sein Hemd Blutdurchtränkt war. Am Anfang versuchte der gefangene noch seine Zähne zusammen zu beißen und nicht aufzuschreien, doch alle Bemühungen waren nach den nächsten Schlägen umsonst gewesen, denn nachdem seine Haut offen war und die Hiebe noch immer auf ihn einprasselten, konnte er nicht anders und schreie drangen aus seiner Kehle hervor. Irgendwann spürte er die Schläge kaum noch, da sie ihn allmählich betäubten, genau wie sein Geist zu verschwinden schien und Murtagh das Bewusstsein verlor. Der vierte Soldat, der den Jungen nicht aus den Augen gelassen hatte hob nun eine Hand, um den anderen zu zeigen, dass er aufhören sollte, da ihr Folteropfer das Bewusstsein verloren hatte, doch damit gaben sie sich nicht zufrieden. Einer der umstehenden nahm einen kübel Wasser in die Hand und kippte es dem Bewusstlosen ins Gesicht, worauf dieser nach Atem ringend wieder zu sich kam und wie weggetreten drein schaute. „Das sollte für heute reichen. Bringen wir ihn zurück in seine Unterkunft und machen morgen weiter. Der König möchte heute Abend noch mit ihm reden.“ Die anderen drei Soldaten verstanden, nickten und führten die Befehle aus, in dem sie Murtagh die Ketten abnahmen und ihn zurück in seine Zelle schleppten. Wie am Tag zuvor ließen sie ihn einfach auf den Boden fallen und verließen zufrieden mit ihrer getanen Arbeit den Raum und die Kellergewölbe, um den König Bericht zu erstatten. Völlig geschafft und mit schmerzendem Rücken lag der dunkelhaarige nun da und bewegte sich nicht, denn jede Bewegung schmerzte. Nun würden weitere Narben seinen Rücken entstellen, doch dass war ihm in diesem Moment egal, da er jetzt eh viel lieber sterben würde, doch diesen Gefallen tat ihm keiner. Also hatte er keine Wahl, als sich irgendwie hoch zu stemmen und sich mit Mühe auf das Bett zu legen, damit ihm die Ratten nicht anknabbern konnten, die sich fröhlich auf dem Boden tummelten. Mir schmerzverzerrtem Gesicht legte er sich auf das Bett und sank in einen tiefen Schlaf. Während Murtagh im Keller gefoltert wurde gingen die Zwillinge erholt und nach einem ausreichenden Frühstück in den Empfangssaal, in dem sie sich heute mit Galbatorix treffen sollten. Wie gestern führte sie Fey durch die Burg und brachte sie nach der üblichen Ankündigung in den Raum. Die beiden Glatzköpfe traten ein und verbeugten sich vor dem König, der heute allerdings nicht alleine war, denn neben ihm stand ein ausgewachsener schwarzer Drache im dunkeln, dass einzige was von ihm zusehen war, waren seine leuchtenden kalten Augen und ein paar Rauchwölkchen, die aus seinen Nüstern stiegen. Galbatorix merkte die Gefühlsänderungen der zwei vor ihm stehenden und nickte nur. „Keine Angst, das ist Shruikan, mein Drache. Er wird euch nichts tun, wenn ihr das tut, was ich euch sage und wenn mir eure Antworten gefallen.“ Die beiden Zwillinge sahen sich an und nickten dann dem Herrscher zu. Sie hätten ihm so oder so alles gesagt, denn was sollte es schon bringen, wenn sie ihm etwas verschweigen würden. Und beide wussten genau, würden sie ihm auch nur das kleinste Detail unterschlagen, würde er sich die Information persönlich über ihren Geist holen. „Setzt euch.“ Mit einer üblichen Handbewegung deutete er auf die Sitzgelegenheiten, die die Zwillinge auch gerne annahmen. Beide setzten sich jeweils auf einen Stuhl ihm gegenüber. Kaum sahsen alle drei ruhig da, fingen die Zwillinge auch schon an zu erzählen. Hin und wieder stellte Galbatorix ein paar Fragen und er nickte zufrieden. Die beiden Magier erzählten ihm alles, was sie bei den Varden gesehen, gehört und gesagt hatten, wie der neue Drachenreiter Eragon in Tronjheim angelangt war, was sie alles in seinem Geist erforscht hatten. Gerade als die Zwillinge von Eragons Familie erzählten, wurde Galbatorix hellhörig, denn beide erwähnten einen Namen. Dieser lautete Selena und diesen Namen hatte er schon mal gehört und viele Frauen gab es in seinem Reich bestimmt nicht, die diesen Namen trugen. Er erfuhr auch, wie Eragons Mutter ihn zur Welt brachte und wieder verschwand. Diese Information wollte er in den nächsten Tagen nochmal genauer unter die Lupe nehmen, doch jetzt wollte er erstmal den Rest hören. Die Unterhaltung ging ein paar Stunden, denn es gab viel zu erzählen und viel zu fragen. Nachdem die Zwillinge geendet hatten wurden sie wieder entlassen, nun durften sie ihre Zeit in Urû´baen genießen, doch mussten sie sich jeden Morgen bei ihm melden. Der König selber erhob sich ebenfalls und verließ mit seinem Drachen den Saal. Über der Stadt senkte sich langsam die Sonne und die ersten Sterne erschienen am Firmament. Das war für Galbatorix das Zeichen zum Aufbruch, um seinem Ziehsohn einen kleinen Besuch abzustatten. In der Hoffnung dass dieser seine Lektionen ordentlich eingeprügelt bekommen hatte. Er ging alleine nach unten in die Verliese, alles was zu hören war, waren seine Schritte auf dem harten Stein. Seine Füße trugen ihn bis zum Ende des Ganges, denn links hinten war die besagte Zelle, vor der Galbatorix stehen blieb und seinen Schlüssel hervorholte und die Tür aufschloss. In der Zelle rührte sich etwas, denn als der Schlüssel im Schloss gedreht wurde schreckte Murtagh aus seinem unruhigen Schlaf auf und schaute zur Tür, doch wagte er es nicht, sich zu bewegen. Kurze Zeit später stand ein hochgewachsener Mann mit dunklen kalten Augen vor ihm. In seinem Gesicht war wie so oft keine einzige Regung zu sehen. „Guten Abend Murtagh, ich hoffe dir hat dein erster Tag hier unten gefallen?“ Der junge Mann überlegte nicht wirklich, ob sein Ziehvater eine Antwort darauf haben wollte, denn er war doch derjenige, der seine Strafe verhängt hatte, die garantiert noch nicht zu Ende war. Daher schwieg er und schaute den König nur an. „Keine Antwort ist auch eine Antwort. Möchtest du dich endlich heute mit mir unterhalten?“ Was sollen diese Spielchen? Er wusste doch ganz genau, dass Murtagh nicht so leicht zu brechen war. In der Zelle war es still, die einzigen Geräusche die zu vernehmen waren, waren die Atemgeräusche des Insassen die noch etwas schwer gingen, was Galbatorix nicht überhörte. „Wie ich deinem schweigen entnehmen darf, wohl eher nicht. Gut, dann die gleiche Prozedur, nur etwas schärfer morgen noch einmal. Ich bin gespannt, wie lange du es durchhältst.“ Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, oder dem dunkelhaarigen noch einen Blick zu würdigen, drehte er sich um und verließ die Zelle genauso leise, wie er sie betreten hatte. Der König wusste ganz genau, dass Murtagh noch immer schweigen würde, dafür kannte er ihn doch etwas besser. Doch das störte ihn nicht, denn er sah gerne mit an, wie sein Ziehsohn gequält wurde, damit er seine Lektion ja nicht so schnell wieder vergas. Murtagh hingegen lag nun mit offenen Augen auf seinem Bett und schaute zur Tür, unter der ein kleiner Lichtschein von den Fackeln davor, die den Gang erhellen sollten vor sie hin schien. So leicht würde er nicht aufgeben, auch wenn er lieber nicht an Morgen dachte, denn was erwartete ihm wohl morgen früh? Es konnte nur schlimmer werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)