Bittersüßes Geständnis von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 24: In flagranti ------------------------ „Oh Scheiße!“ Bill und Tom schraken auseinander. Mit Entsetzen stellten sie fest, dass Georg in der Tür stand und Gustav direkt dahinter. Ihre Freunde blickten mit einer Mischung aus Unglauben und Erstaunen auf sie hinab. Bill fühlte sich, als würden ihm die Eingeweide gefrieren. Gerade eben noch hatte er sich mit Tom ausgesöhnt und schon war das wacklige Gerüst ihrer Beziehung dabei auseinander zu brechen. Bill schien es, als würden Toms Befürchtungen plötzlich alle wahr. „Wir…“ versuchte es Bill, um die Situation zu retten, doch was sollte er sagen? Er wusste nicht, wie lange Georg und Gustav schon im Zimmer standen, was sie alles mitbekommen hatten, aber dass sie Tom und ihn beim Küssen gesehen hatten, war offensichtlich. „Beweg dich“, sagte Gustav da plötzlich zu Georg, der wie versteinert in der Tür stand und gab ihm einen Stups von hinten, so dass Georg ins Zimmer stolperte. Doch erst als beide im Zimmer standen schloss er die Tür mit einem lauten Klack. Unschlüssig standen sich die Freunde gegenüber und keiner wusste was er sagen sollte. „War es das?“, fragte Gustav und einen Augenblick verstand Bill nicht, worauf sein Freund hinauswollte, doch dann fiel ihm das Gespräch von vor ein paar Monaten ein. „Ja“, antwortete Bill. Kein weiteres Wort, keine Lüge hätte ihm in diesem Moment weitergeholfen. Es war nun an der Zeit die Wahrheit zu sagen und darauf zu hoffen, dass ihre Freunde sich nicht von ihnen abwandten, dass sie eventuell sogar akzeptieren konnten, was zwischen ihm und Tom war. „Wie lange?“, wollte Gustav wissen. „Seit ein paar Monaten.“ Bill spürte, dass weder Georg noch Tom den Verlauf des Gespräches folgen konnten. Aber er war nicht in der Lage ausführlicher zu antworten, bis sich die Atmosphäre im Raum veränderte und die bleierne Lähmung aus ihren Gliedern wich. Es war Georg, der als Erstes ein paar Meter ins Zimmer lief, um sich auf einen Stuhl zu setzen und dann schob auch Tom Bill sanft zur Seite, damit er unter ihm hervor kriechen konnte. „Liebt ihr euch?“ Gustavs Befragung ging weiter, doch Bill war noch zugeschockt, um zu begreifen, dass es gerade der Ruhigste der Band war, der das Wort führte. Fast schon mechanisch beantworte Bill Gustavs Fragen, während die Angst dass Tom alles leugnen und ihn abermals von sich stoßen würde, wuchs. „Ja, ich liebe ihn.“ „Was ist mit dir, Tom?“ oooOOOooo Plötzlich ruhten sämtliche Augen ihm und Tom konnte spüren, wie Hitze in ihm aufstieg und seinen Kopf zum glühen brachte. Die Aufmerksamkeit, die ganze Situation, es war ihm gerade zu viel. Erst die Qual der letzten Monate, bis seine Vernunft, über seine Gefühle triumphiert hatte, dann ein erneuter Vorstoß von Bill, dem er auch noch nachgegeben hatte und jetzt die Überraschung, als Gustav und Georg ihn und Bill erwischt hatten. All das überforderte Tom im Augenblick und am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen, die Augen geschlossen und so getan, als wäre nichts hiervon jemals passiert. Ob er Bill liebte? Ja, er liebte Bill. Sein Herz hatte diese Wahrheit schon längst erkannt. Es hatte keine Sandra gebraucht, um ihm das zu verraten, aber in Sandra hatte er seine letzte Chance gesehen normal zu leben. Ein Mädchen, ein bisschen Sex und die Welt wäre fast wieder in Ordnung gewesen. Er hätte endgültig vergessen können, was zwischen ihm und Bill gelaufen war. Er hätte die Lüge vom glücklichen, brüderlichen Leben weiterleben können, zur Zufriedenheit seiner Mutter und der von Gustav und Georg. Mit der Zeit hätte es ihn vielleicht zerstört, aber vielleicht wäre auch gar nichts passiert. Möglicherweise hätte auch Bill eines Tages diese Gefühle verloren und sich in ein Mädchen verliebt. Aber es war einfach nicht so gekommen. Bill hatte ihn erneut in Versuchung geführt und erneut war Tom der Versuchung erlegen, weil sein Herz und sein Körper sich danach sehnten, versucht zu werden. Ja, er liebte Bill, aber kein Wort wollte ihm über die Lippen gleiten, kein Laut darüber, wie es gerade in ihm aussah. Selbst als Bills Blick bittend auf ihn fiel, löste sich seine Zunge nicht. Tom war sich bewusst, dass er Bill schon wieder enttäuschte und dass sein Verhalten neue Fragen für Gustav und Georg aufwarf, aber gerade jetzt fühlte er sich so hoffnungslos hilflos. „Tom?“ Sprach Bill ihn leise an und beschämt blickte Tom zur Seite, nicht ahnend, wie mehrdeutig diese Geste war. oooOOOooo In Bill krampfte sich alles zusammen. Toms Reaktion auf Gustavs Frage war so entmutigend. Wieso konnte Tom nicht endlich sagen, was er fühlte? Er hatte es doch schon einmal getan… Nein, hatte er nicht. Bill ging gerade auf, dass sein Bruder ihm niemals die Worte Ich liebe dich gesagt hatte. Er hatte ihm lediglich mit seinem Körper gezeigt, was er für ihn empfand. Eine Nacht, an die sich Bill nicht einmal in allen Einzelheiten erinnern konnte, hatte Tom ihn geliebt, mit Körper und Seele. Aber die Worte die Bill gebraucht hätte, hatte Tom niemals ausgesprochen. Er hatte noch nicht einmal gesagt: „Ich dich auch.“ „Schlaft ihr auch miteinander?“, fragte Georg plötzlich und Bill konnte aus dem Augenwinkel beobachten, dass Tom mindestens ebenso rot wurde wie er selbst. „Scheiße… Also, ich mein“, stammelte Georg, „seid ihr jetzt schwul oder was?“ „Was?“ stieß Tom entrüstet hervor, noch bevor Bill auch nur ein Wort sagen konnte. „Sehe ich etwa wie ne Schwuchtel aus?“ „Wow, Alter, ganz ruhig. Aber was soll ich denken, wenn ihr miteinander rumknutscht?“ „Wir… wir…“, stotterte Tom, wurde aber gleich von Bill, der es nicht länger mit ansehen konnte unterbrochen. „Wir sind nicht schwul. Tom steht nach wie vor auf Bunnys und ich… Ich will einfach nur Tom.“ „Aber warum ausgerechnet dein Bruder? Fuck, das ist Inzest!“ Georg wurde lauter. „Hey, bleib cool“, sagte Gustav, „es braucht ja keiner außer uns zu hören. „Ich kann mir nicht aussuchen, in wen ich mich verliebe. Es ist halt passiert, oder denkst du ich hab’s provoziert mich in meinem Bruder zu verknallen?“ Offenbar wusste Georg nicht mehr was er sagen sollte und schwieg, mit einem Ausdruck finsterer Nachdenklichkeit im Gesicht. Gustav hingegen machte auf Bill den Eindruck, von innerer Einkehr. Wahrscheinlich, mutmaßte Bill, dachte Gustav intensiv über die Situation nach, bevor er sich ein endgültiges Urteil erlauben würde. „Wir sollten jetzt erstmal alle in unsere Betten gehen und eine Nacht drüber schlafen. Morgen müssen wir früh raus und vielleicht können wir morgen Abend noch mal über die Sache reden.“ „Klar, kein Problem, Gustav.“ Bill sah sich kurz um. „Zumindest von meiner Seite.“ „Was ist mit dir, Tom? Gustav?“ „Ich… O.K.“ murmelte Tom, der offensichtlich am Ende seiner Nerven war. „Jo.“ Es war Georg der als erster das Zimmer verließ, dicht gefolgt von Tom, nur Gustav blieb noch einen Moment zurück, um Bill mitleidig anzusehen. Doch Bill winkte ab, er brauchte Gustavs Mitleid wegen Tom nicht und auch sonst wollte er nicht als Opfer dastehen. Wenn man es genau nahm, war er ja selbst an allem Schuld, denn mit seinem Geständnis hatte ja alles seinen Anfang genommen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)