Bittersüßes Geständnis von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 15: Ängste ------------------ Bill war verschwitzt und fühlte sich geradezu ausgelaugt. Sein Herz raste und klopfte hart in seiner Brust, doch er spürte wie die Schläge wieder langsamer wurden. Keuchend lag Tom auf ihm und hatte den Kopf in seine Halsbeuge gelegt. Fasziniert stellte Bill fest, dass Toms Atem, dass Toms Herz den gleichen kräftigen Rhythmus hatte, wie das seine. Er wollte etwas zu Tom sagen, er wollte sagen, wie sehr ihn liebte, wie großartig sich dieser Sex, trotz der anfänglichen Schmerzen angefühlt hatte und vor allem wollte Bill ihm sagen, wie glücklich er sich gerade fühlte. Aber Bill sagte nichts. Er war zu müde, um überhaupt nur ein Wort zu sagen. Obwohl er im Prinzip nur dagelegen war und Tom die „Arbeit“ übernommen hatte, war sämtliche Kraft aus ihm geflossen. Entschlossen wollte er sich den Schlaf aus den Augen reiben, doch seine Hand fiel nach wenigen Zentimetern wieder zurück auf das Bett, er war zu erschöpft. Toms Atmung, welche nun wieder langsamer ging, beruhigte Bill und über dem wundervollen Gefühl, Tom so nahe zu sein, schlief Bill ein, um einen tiefen traumlosen Schlaf zu erleben. Als Bill erwachte fielen durch die Ritze des Fensterladens Lichtstrahlen, die den Raum in einem golden angehauchten, gräulichen Licht erhellte. Zuerst war Bill etwas verwundert, doch dann realisierte er sein Umfeld. Er befand sich in Toms Schlafzimmer. Irgendwie hatte im Laufe der Nacht eine Bettdecke den Weg über seinen nackten Körper gefunden und wärmte ihn jetzt sanft. Der warme Körper, welcher vor kurzem noch neben ihm gelegen haben musste, war weg. Zurückgeblieben war nur eine leichte Mulde im Bett und die Restwärme, die der Körper ausgestrahlt hatte. Bill war etwas enttäuscht, dass Tom nicht neben ihm lag. Er hätte es viel schöner gefunden, in dem Armen desjenigen aufzuwachen, den er liebte, aber Tom war eben Tom, er war kein großer Romantiker. Wobei… Wenn Bill an die letzte Nacht zurückdachte und sich das Detail mit den Kerzen zurückrief, musste er das aufkeimende Grinsen unterdrücken. Aus irgendeinem Grund war sich Bill sicher, dass Tom so eine Aktion bei einem Mädchen noch nie gemacht hatte und es fühlte sich irgendwie sehr gut an. Nun grinste Bill doch. Es war Wahnsinn, was Tom mit ihm getan hatte. Tom war so einfühlsam und zärtlich gewesen und überhaupt, einfach wundervoll. Er hatte ihm seine Ängste mit wenigen, aber bedeutenden Worten genommen und ihn nicht gedrängt. Bill hatte während des Sexes vergessen, dass Tom mit ihm schlief, um seiner eigenen Gefühle sicher zu werden und es war einfach schön geworden. Aber nun war Bill wach, das Hochgefühl der prickelnden Erregung war verflogen und die Liebe in seinem Herz fühlte sich wieder unsicher an. Er wusste nicht, wie Tom sich entschieden hatte, ob Tom sich bereits entschieden hatte. Bill wusste gar nichts, außer das er nicht wusste was er tun würde, sollte Tom ihn tatsächlich von sich stoßen. Die letzten Monate im Ungewissen waren schwer gewesen, doch nun, wo er die Süße der Sünde kannte, konnte er auf keinen Fall mehr zurückrudern und wieder nur ein Bruder sein. Der Griff um sein Herz wurde auf einmal klamm. Doch bevor die Panik tatsächlich aufsteigen konnte, hörte er Geräusche und kurz darauf wurde die Zimmertür vorsichtig aufgestoßen. ~~*~~ Mit zitternden Fingern richtete Tom Frühstück auf einem Tablett. Seine Hände waren kalt und die Glieder steif. Ihm war bewusst, dass es nicht an der Raumtemperatur lag, sondern an seiner inneren Nervosität. Er war ruhelos, denn er wusste, sobald Bill wach war, würde er ihm sagen müssen, was er für ihn empfand und wenn Tom ganz ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er es immer noch nicht genau. Die zweite Nacht mit Bill war mindestens ebenso berauschend und erfüllend gewesen wie die erste, wenn nicht sogar noch viel mehr, doch… guter Sex war keine Liebe und Tom war sich nicht sicher, wo die Grenze des einen mit der des anderen ineinander verschwamm. Als Tom aufgewacht war, war es noch dunkel gewesen und erst langsam kam von draußen Licht ins Zimmer. Lange Zeit hatte er Bill angesehen, der friedlich in seine Arme gekuschelt schlief, und über ihre Situation nachgedacht. Eine Beziehung mit einem Mann war heutzutage nichts Schlimmes oder Anstößiges mehr, doch Inzest war und ist nach wie vor verboten. Sollte er sich tatsächlich für Bill entscheiden, dann könnte er niemals zu dieser Liebe stehen und müsste sie immer verstecken und er war nicht der Typ, der sich versteckte. Genau aus diesem Grund stand er ja auch zu den One-Night-Stands mit Groupies, oder hielt sein Mundwerk nicht zurück. Nein, er war eher der direkte Typ, ohne wirkliche Geheimnisse, er war nicht wie Bill, der immer etwas Mysteriöses, etwas Geheimnisvolles ausstrahlte und über intime Dinge eisern schwieg. Er war nicht Bill. Natürlich hatten sich seine Gefühle für Bill in den letzten Wochen geändert. Er fühlte sich Bill immer noch brüderlich verbunden, aber er spürte auch, dass es auf keinen Fall alles war. Begehren war mit ins Spiel gekommen und wenn Tom daran dachte, zu was alles dieses Begehren ihn gestern veranlasst hatte, wurde er rot. Andere Kerle hatten ihn nie interessiert. Er hatte zwar nie etwas gegen Schwule gehabt, aber über Sex Mann mit Mann hatte er sich auch nie Gedanken gemacht. Bei Bill war ihm alles aus dem Ruder gelaufen. Mit einer überraschenden Leichtigkeit war es seinem Bruder geglückt ihn zu verunsichern, ihn zu verführen und letztendlich in ein Chaos seiner Gefühle zu stürzen. Leise seufzte Tom auf. Das Frühstück für Bill und ihn war fertig gerichtet und er musste nun die Treppe hochgehen. Er wollte nicht, denn er fürchtete sich vor dem was Bill von ihm erwarten würde und vor dem, was er Bill vielleicht sagen würde. Um keinen Preis der Welt wollte er seinen Bruder verletzen, denn er wusste genau, wie es um Bill stand. Erst gestern hatte Bill es ihm noch gesagt und er, Tom hatte es hingenommen und gesagt, Bill solle ihm einfach vertrauen. Was wenn er dieses entgegengebrachte Vertrauen nun mit Füßen treten müsste? Langsam nahm er das Tablett in die Hände und ging hoch, während er sich noch überlegte, was er Bill sagen würde, sobald dieser aufgewacht war. ~~*~~ Tom kam ins Zimmer herein und zu Bills großer Verwunderung trug er ein Tablett in den Händen. Er wollte schon aufstehen und seinem Bruder helfen, als dieser ihm sagte, er solle ruhig liegen bleiben. Mit einem verblüfftem Lächeln im Gesicht sah Bill zu, wie Tom zu ihm kam, die Beine des Tablettes über ihn ausbreitete und es abstellte. Da saß er nun, komplett überrumpelt von einem Frühstück im Bett. Wieder war es Tom geglückt ihn zu überraschen in einem wundervollen Anfall von Romantik. Ob sich sein Bruder eigentlich bewusst war, was er da gerade getan hatte? „Danke, Tom. Das ist… Wow!“ Tom lächelte ihn sanft an. „Ich wusste es gefällt dir.“ „Warum tust du das, Tom?“, fragte Bill und die Stimmung zwischen ihnen wurde schlagartig ernst. „Weil du mir etwas bedeutest“, antwortete Tom und Bill konnte sehen, dass es Tom ernst damit war. Beide wussten, dass diese Antwort auch die Antwort auf die Frage war, welche wie ein Schwert über ihnen schwebte, aber Bill war es nicht genug. „Das ist nicht die Antwort, die du mir versprochen hast“, sagte er leise und konnte die Enttäuschung nicht aus seiner Stimme verdrängen. „Ich weiß…“ Auch Tom war sichtlich geknickt. „Bill, wie hast du dir das vorgestellt mit uns? Wenn ich wirklich… Ich meine, wenn wir wirklich zusammen wären, wie sollte das funktionieren?“ Erstaunt sah Bill auf. Er hätte nicht gedacht, dass Tom sich über so etwas Gedanken machen würde. Offenbar hatte er seinen Bruder unterschätzt. Natürlich hatte er auch schon überlegt, wie eine Zukunft mit Tom für ihn aussehen würde, doch eigentlich war das primäre Problem für ihn erst einmal Toms Gefühlslage gewesen. Über alles andere hätten sie sich später gemeinsam kümmern können. Ihre Zwillingspower war unschlagbar und gerade weil sie in vielen Dingen so unterschiedlich waren, ergänzten sie sich perfekt. Zusammen hätten sie schon eine Lösung gefunden. „Ich dachte, wir würden das schon hinbekommen… irgendwie.“ Bill war sich darüber im Klaren, das Tom diese Antwort nicht reichen würde und traute sich nicht mehr seinen Bruder anzusehen. „O.K.“, sagte Tom, der das Wort untypisch dehnte, „und was würdest du von mir erwarten? Was, wenn es nicht gut gehen würde? Könntest du dann wieder einfach mein Bruder sein?“ Bill wusste nicht mehr was er sagen sollte, Bill wusste gar nichts mehr. Doch Toms Fragen, machten ihm Eines deutlich – Tom würde Nein sagen. Tom würde ihn jetzt nicht küssen und sagen, dass die Nacht wundervoll gewesen war, dass er ihn liebte und dass sie allen Widerständen trotzen würden. Bill wurde sich sehr schmerzlich bewusst, dass Tom gerade im Begriff war ihm eine Abfuhr zu geben. All die Fragen waren nur dazu da, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen, aber Bill wollte nicht wieder vernünftig werden. Er war sein bisheriges Leben immer nur vernünftig gewesen und seine Liebe für Tom entzog sich jeder Logik, jeder Vernunft, sie war reines Gefühl und der Schmerz, der in ihm aufkeimte, zog seine Kehle zusammen. Er spürte wie Tränen in ihm hochkamen, doch er war nicht mehr in der Lage diese Tränen zurückzuhalten und zum ersten Mal seit Jahren weinte Bill vor seinem Bruder. Fortsetzung folgt… Ok, dass war Kapitel 15. ^^ Ich bin schon sehr auf euere Reaktionen gespannt, auch wenn ich mir schon denken kann, das einige von euch meinen Kopf rollen sehen wollen. ^^°°° Ganz liebe Grüße Silver Moon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)