Bittersüßes Geständnis von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 7: Erkenntnisse ----------------------- Die Stille zwischen ihnen wurde von Sekunde zu Sekunde unangenehmer, dennoch dauerte es eine schiere Unendlichkeit, bis Tom dazu in der Lage war, die Stille zu durchbrechen. „Lass mich bitte alleine.“ Toms Stimme war ungewohnt leise und belegt. Bill nickte lediglich als Antwort und ging zögerlich wieder zur Tür, doch bevor er sie öffnete, schaute er nochmals zu Tom. „Hass mich nicht“, bat er flehentlich. Tom blickte mit merkwürdig verklärten Augen zu ihm hoch, doch da er nichts sagte, ging Bill tatsächlich aus dem Raum. Als die Tür hinter ihm zufiel, war Bills vorangegangene Euphorie vollständig verraucht und seine Stimmungslage hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Bill war zum heulen zumute. Langsam ging er in sein eigenes Zimmer. Kälte schlug ihm entgegen, da die kühle Abendluft durch das geöffnete Fenster gekommen war. Er wollte das Fenster nur schließen, doch als er ins Freie blickte fiel sein Augenmerk sofort auf den Halbmond, der vor seinem Fenster stand. Zu Bills Traurigkeit legte sich eine tiefe Melancholie und er seufzte auf. Was sein Bruder nun von ihm dachte? Nicht nur, dass er Tom seine Liebe gestanden hatte, nein, er hatte ihn schon zweimal verführt. Ob Tom verstehen konnte, weshalb er so handelte und weshalb er so fühlte? Bill hoffte es so sehr, und noch mehr hoffte er, dass Tom sich von ihm hatte verführen lassen, weil er vielleicht auch mehr als brüderliche Gefühle empfand. Es musste einfach so sein! Nur aus diesem Grund konnte Tom von seiner Nähe erregt worden sein, oder nicht? Bill fühlte sich so verflucht unsicher und hasste dieses ängstliche Nagen in seinem Hinterkopf, dass ihm all die schrecklichen Dinge einhauchte, von dem was passieren könnte, wenn Tom irgendjemanden etwas von seinen Gefühlen erzählen würde. Wieder seufzte Bill auf und dieses Mal riss er seinen Blick vom Blick des Mondes los, und kramte aus seinem Rucksack seinen Block und einen Stift hervor. Schwer ließ er sich auf sein Bett fallen, knipste die Nachttischlampe an und kaum, dass er mit dem Stift das Papier berührte, rauschten seine Finger nur so über das Papier und all seine Gefühle wurden direkt von seinem Herzen gesogen und in Tinte verwandelt. ~~*~~ Kaum das Bill sein Zimmer verlassen hatte, atmete Tom erleichtert auf. Sein Herz bebte noch und irgendwie hatte er einen stechenden Schmerz in seinem Herzen. Eigentlich hatte sein Bruder kommen wollen, um die Situation zwischen ihnen wieder zu bereinigen, doch nun, nach diesem kleinen Intermezzo, war Tom noch aufgewühlter als vorher. Er konnte noch immer die Hände seines Bruders auf seinem Körper fühlen, und die lähmende Angst davor was passiert wäre, wenn ihre Mutter nicht gerufen, sondern ins Zimmer gekommen wäre, belastete ihn. Wie hatten sie nur so leichtsinnig sein können? Es war ja schon schlimm genug, dass er sich diesem verbotenen Rausch hingegeben hatte, aber sie hatten nicht einmal die Zimmertür verriegelt gehabt. Tom schüttelte den Kopf, da er einfach nicht verstand, wie töricht sie gewesen waren. Sie mussten diese Sache beenden, bevor sie sich vertiefen würde und Tom übernahm keinerlei Garantie mehr für sein Handeln, denn immerhin hatte er überhaupt nicht vorgehabt sich von Bills Hand auf seinem Bauch so erregen zu lassen, dass es ausgeartet war. Nein, eigentlich war Tom sich sicher, dass er bei der nächsten Gelegenheit wieder Bills sanftem Flehen nachgeben würde. Sie waren sich so nahe, wie Zwillingsbrüder einander nahe sein konnten, und nun, da Tom wusste, wie unglaublich erfüllend und berauschend der sexuelle Kontakt mit seinem Bruder sein konnte, war sein Widerstand nur eine hauchdünne Mauer aus Papier. Obwohl er sich gerade erst angezogen hatte, zog Tom sich wieder aus. Doch auch als er seine Kleider auf dem Boden zerstreut hatte und er komplett nackt im inzwischen dunklen Zimmer stand, war ihm noch heiß. Bills Zärtlichkeit hatte sich in sein Inneres gebrannt und loderte von dort aus weiter. Verzweifelt riss er das Fenster auf. Er brauchte dringend frische Luft und selbige schlug ihm auch sofort ins Gesicht. Die Nacht war kühl und linderte das Feuer unter und auf seiner Haut ein wenig. Es herrschte nächtliche Stille und nur in der Ferne konnte man noch Autos fahren hören, doch jetzt in der Nacht klang das Heulen der Motoren nur wie ein schwaches Brummen. Vereinzelt konnte man noch ein paar Menschen hören und Tom wurde bewusst, dass sich für ihn in den letzten Tagen so viel verändert hatte, doch für die ganzen Menschen draußen war die Welt wie immer. Sie mussten sich nicht mit unerwünschten Gefühlen und verwirrenden Geständnissen herumschlagen. Für sie war alles beim Alten. Tom war plötzlich hundemüde. Er verließ seinen Platz am Fenster und legte sich in sein Bett, doch der ersehnte Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen. Ruhelos wälzte er sich quälende Stunden hin und her und dann stand er wieder auf. Ihm war bewusst, dass er so nicht einschlafen konnte, nicht mit diesen Gedanken an Bill. Er musste heute noch mit seinem Bruder reden, auch wenn er nicht genau wusste, was er sagen sollte. Vorsichtshalber, beschloss Tom, würde er aber einen Sicherheitsabstand zu Bill einhalten. Bill sollte nicht die Möglichkeit haben ihn zu berühren, denn sonst wusste Tom nicht, wohin sie das Ganze führen sollte. Nachdem er sich einen Schlafanzug angezogen hatte, machte sich Tom mit nervösen Schritten auf den Weg zu seinem Bruder. ~~*~~ Er stand vor der Tür, ein schmaler Lichtstrahl kam durch die Türritze am Fußboden. Seine Hand war schon am Griff, und doch konnte er ihn einfach nicht hinunter drücken. Sollte er es tatsächlich tun? Sollte er wirklich zu Bill gehen und ihm sagen, dass er ihn nicht lieben konnte, ihn zumindest nicht so lieben konnte? Tom wusste, er würde seinem Bruder das Herz brechen, doch besser er brach es ihm jetzt, als später. Vielleicht würde dann wieder alles normal zwischen ihnen werden und sie konnten ganz normal herumalbern, so wie sie es immer getan hatten. Sie konnten gemeinsam Gustav und Georg aufziehen, ihre Mutter zum verzweifeln bringen und wenn sie Lust darauf hatten, ihre Gegenüber mit ihrer angeborenen Zwillingstelepathie in den Wahnsinn treiben. Sie konnten wieder über Mädchen fachsimpeln und Scheiße labbern, wenn ihnen danach war. Aber wenn Tom genau das erreichen wollte, dann musste er jetzt seinen Mut zusammenkratzen und durch diese Tür gehen. Das Licht im Raum war matt und eine große Motte flatterte aufgebracht um die Glühbirne herum. Jedes Mal, wenn sie mit ihren Flügeln gegen die heiße Birne stieß, verursachte es ein Geräusch und die Motte wirbelte noch wilder umher in ihrem tödlichen Tanz. Tom entdeckte Bill sofort. Er lag auf seinem Bett, den Kopf auf Stück Papier gebettet. In seiner Hand hielt er locker einen Stift. Langsam ging Tom auf seinen Bruder zu. Er wusste das Bill tief und fest schlief und das es keinen Sinn mehr machte ihn zu wecken, denn Bill aus dem Schlaf zu reißen und ihn in ein so ein wichtiges Gespräch zu ziehen war unmöglich. Schlaftrunken würde Bill zu nichts zu gebrauchen sein, doch Tom wollte es seinem Bruder zumindest etwas bequemer machen. Vor Bill blieb Tom stehen und betrachtete das schlafende Gesicht eine ganze Weile. Bill sah so friedlich und zerbrechlich aus. Seine Wangen waren gerötet und die Lippen leicht geöffnet. Nie zuvor war Tom aufgefallen, welche Weichheit sein Bruder ausstrahlte und unwillkürlich fragte er sich, ob er die gleiche Ausstrahlung hatte. Sie waren zwar Zwillinge, doch waren sie auch sehr unterschiedlich, nicht nur was ihre optische Erscheinung anging. Bill war schon immer mehr der Poet und Ruhigere von ihnen gewesen und er mehr der Partymensch. Natürlich konnte auch Bill eine Party genießen, doch eigentlich war es mehr Tom, der von einem Event zum nächsten wanderte. Genauso war Bill auch der Romantiker von ihnen. Klar glaubte Tom an die Liebe, aber er wusste im Gegensatz zu Bill, dass es vorher viele Frösche zu küssen galt. Bei diesem Gedanken erschauderte Tom. Für ihn war es so atemberaubend gewesen, als Bill ihm einen geblasen hatte, dass er überhaupt nicht dran gedacht hatte, dass sein Bruder noch eine waschechte Jungfrau war. Er erschauderte leicht, als er sich an die Leidenschaft erinnerte, mit der Bill ihn verwöhnt hatte. So benahm sich doch keine Jungfrau, oder? Bill schmatzte leise im Schlaf und unwillkürlich grinste Tom. Irgendwie wirkte Bill gerade sehr niedlich auf ihn, wobei er ihm so etwas niemals sagen würde. Bill war Manns genug, um sich nicht als „niedlich“ bezeichnen zu lassen, besonders nicht von einem anderen Kerl. Seufzend nahm Tom Bill den Stift aus der Hand und zog vorsichtig, den Block unter seinem Gesicht hervor. Bill murmelte etwas, schlief aber weiter. Tom warf einen Blick auf den Block und was er entdeckte waren Zeilen für einen neuen Song. Neugierig lass er die Zeilen zu Ende und mit jedem Wort wurde das Ziehen in seinem Magen stärker. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und das Atmen fiel ihm schwer. Bills Worte berührten ihn tief in seinem Inneren und Tom bekam das Gefühl, dass er flüchten müsste. Sein Herz raste und abrupt ließ er den Block auf den Nachtisch fallen. Gehetzt, blickte er auf Bill herab, doch sein Bruder ließ sich in seinem Schlaf nicht stören. Tom wollte schon zur Tür gehen, als er stehen blieb, sich nochmals umdrehte, Bill vorsichtig zudeckte und das Fenster schloss. Erst dann verließ er den Raum. Wieder in seinem eigenen Zimmer kauerte Tom sich in seine Lieblingsecke, zog die Beine eng an sich und vergrub seinen Kopf zwischen seinen Knien. Er konnte nicht mehr zurück. Was auch immer, nein, wie auch immer sich die Sache mit Bill und ihm weiterentwickeln würde, er konnte Bills Gefühle einfach nicht mehr ignorieren oder wegreden. Tom wusste nun, dass das, was sein Bruder für ihn empfand keine Phase war und auch nicht von einem sexuellen Notstand herrührte, nein, Bill liebte ihn tatsächlich. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)