Hidden Flowers I von june-flower (Tochter der Akatsuki) ================================================================================ Kapitel 16: Großer Bruder, Kleine Schwester ------------------------------------------- „Freust du dich nicht, mich zu sehen? Ach, wahrscheinlich kommt das alles ein bisschen schnell für dich. Seit dem Tag, an dem unsere Eltern ermordet wurden, habe ich trainiert, damit ich so stark werden würde wie sie, und damit ich eines Tages der Akatsuki ein würdiger Anführer sein kann. Aber es gibt Dinge, die ich allein nicht schaffen kann. So wie unsere Eltern es nur zusammen geschafft haben. Ich wusste, dass ich dafür deine Hilfe brauchen würde... Eigentlich hatte ich mir Tag und Nacht ausgemalt, wie du wohl aussiehst? Ob du wohl die selben Haare hast, wie Mutter sie hatte? Oder Vaters Augen? Bist du so wie sie in der Lage, das Drachenjutsu zu verwenden? Liebst du Blumen auch so sehr? Hast du Angst vor Spinnen? Und das Aller-, Allerwichtigste: Wünschst du dir auch so einen großen Bruder oder eine Familie, wie ich sie mir wünsche? Wie ich mir gewünscht habe, meine kleine Schwester bei mir zu haben?“ Der Mann namens Kyotsukishiro lächelte. Es war ein schönes Lächeln, es liess sein Gesicht aufhellen und machte ihn Yuka noch ähnlicher. In einer bittenden Geste streckter er Yuka die Hand hin: „Jede Nacht, in der ich wachgelegen habe, habe ich mich gefragt, ob du noch lebst, wo du wohl bist und was du gerade machst. Ich habe mir so gewünscht, dass wir uns wiedersehen, Yukatsuki.“ Yuka stand auf dem breiten Ast des Baumes und musste sich an den mächtigen Stamm lehnen. Ihr Bruder? Der Anführer der Akatsuki. Ihr Bruder war der Anführer der Akatsuki. Ihr Feind. Aber es war ihr Bruder. Und dieser Mann war so nett. Er hatte die selben Augen wie sie. Fast dieselbe Haarfarbe. Einen Bruder. Seit Yuka zurückdenken konnte, hatte sie mit ihrem Vater allein gelebt. Und damit war sie glücklich gewesen. Aber es hatte Momente gegeben, in denen sie sich gefragt hatte, ob sie nicht noch Geschwister hatte. Ein älterer Bruder, selbst eine ältere Schwester hätten ihr sicherlich geholfen, wenn Riku und ihre Freundinnen wieder einmal hinter ihr her waren. Sie hätte nicht allein zu Hause sitzen müssen und warten müssen, bis ihr Vater nach Hause kam. Sie hätte nicht einsam auf der Fensterbank knien müssen, reglos wie ein Stein, in der Angst, dass Papa sie vergessen hatte und nicht wieder nach Hause kommen würde, dass er sie verlassen würde, wie ihre Eltern sie verlassen hatten... Der Fakt, dass ihre Eltern sie nicht absichtlich verlassen hatten, war ihr natürlich bekannt, aber hätten sie nicht von Anfang an anders leben können? Wären ihre Eltern einfache Bauern gewesen, wie alle anderen Bewohner ihres Dorfes es gewesen waren, hätte ihr Vater sie niemals töten müssen. Sie wäre in Frieden aufgewachsen, zusammen mit ihren Geschwistern... Mit ihrem Bruder. Vor Yuka spannte Naruto alle Muskeln an. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Aber er hatte gehofft, dass es nicht so bald sein würde. Warum nur jetzt.... Warum nur zu dem Zeitpunkt, in dem alles davon abhing, dass sie Konoha so schnell wie Möglich erreichten? Naruto wollte seiner Tochter keine Details aus ihrer Vergangenheit verschweigen. Er war sich nicht hundertprozentig sicher gewesen, ob der erste Sohn der legendären Akatsuki-Anführer ein wildes Gerücht gewesen war, entsprungen der Fantasie der ehemaligen Nachbarn der Familie, oder ein raffiniertes Täuschungsmanöver, um ihn in eine Falle zu locken. Er hatte angenommen, dass es letzteres gewesen war, und hatte dadurch, dass er gar nicht erst reagierte, eine blindwütige Verfolgung verhindert. Natürlich hatten die Leute der Hokage das Gerücht später überprüft, aber sie waren zu keinen Ergebnissen gekommen. Hätte Yuka nach mehr Informationen über ihre Familie gefragt, hätte er die Fragen beantwortet, so gut er es gekonnt hätte, aber sie hatte nicht gefragt. Naruto hatte angenommen, dass sie eigentlich mit ihrem Leben so weit zufrieden war. Sie hatte sich nie beschwert oder Trauer gezeigt. Aber dann, wer war er schon, dass er die Gefühle deuten konnte, die das Mädchen tief in ihrem Herzen trug. Viel wichtiger als die Frage, ob Yuka schon früher all das hätte erfahren sollen, war nun, was sie tun würde. Blut war eine starke Bindung. Menschen wurden in Familien geboren und blieben diesen bis zu ihrem Lebensende treu – selbst dann, wenn diese sie verrieten. Wenn Yuka sich entschloss, ihr Leben in Konoha hinter sich zu lassen und sich Kyo anzuschliessen, dann würde er sie schweren herzens gehen lassen müssen... Aber er wollte sie nicht verlieren. Es ächzte ihn danach, den jungen, lächelnden Mann zu bekämpfen. Er war der Feind. Er war eine Bedrohung für Konoha. Aber er war gleichzeitig auch Yukas Bruder... Und Naruto würde nicht gegen ihn kämpfen, solange Yuka zusah. Das würde ihr Vertrauen zu ihm zerstören. Eine Verbindung in Blut war stark. Eine Blutverwandschaft war Macht . Macht, die Kyo nun über Yuka hatte. Drei Gestalten standen sich im Licht des fahlen Mondes gegenüber. Ein Mann mit goldblonden Haaren, eine Frau, deren Haar im Licht rot glänzte, hell wie der Feuerschein. Neben ihr ein Mann mit blond-braunem Haar. Ein Shinobi trug das Stirnband stolz um den Kopf, und das Konoha-Gakure-Symbol strahlte kurz auf. Die Stirnbänder des Paares auf der gegenüberliegenden lagen im Schatten. Aber jeder wusste, was sie schmückte: Ein blutiger Kratzer. Das dunkle Blau des Bandes hob sich von den hellen Haaren des Konoha-Nins ab. „Du hattest das von Anfang an vor.“ Die Frau sagte es sachlich, ohne Emotionen. „Du willst uns vernichten, weil unsere Organisation deine Freunde auf dem Gewissen hat.“ Der einsame Mann nickte. Nun sprach der andere Mann. „Du wirst nicht lebend entkommen.“ „Ich habe meinen Freunden geschworen, euch zu töten. Ich gehe nicht, ehe ich dies nicht erreicht habe.“ „Du wirst auch so nicht gehen. Und uns töten... Kannst du das? Ich frage nicht nach deinen Fähigkeiten. Du hast am selben Tisch wie wir gegessen. Du hast unsere Tochter im Arm gehalten. Wie willst du uns töten, nachdem du weißt, dass auch wir nur Menschen sind? Du wirst es nicht über dein weiches Herz bringen. Wir dagegen haben mit solchen Dingen keine Probleme.“ „Ihr habt schonmal gesagt, dass ihr nicht sterben wollt, solange eure Tochter allein zurückbleibt. Nun, darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Ich werde sie mitnehmen.“ Die Frau lachte auf. „Dazu musst du uns erst besiegen.“ Ihr Mann grinste spöttisch. „Was macht übrigens dein Auge?“ Der Shinobi erwiederte das Grinsen. „So ein Kratzer bringt mich doch nicht um. Da müsst ihr euch schon etwas Besseres einfallen lassen.“ „Sei froh, dass wir nur an dir vorbei gezielt haben... Und dass du dich rechtzeitig zur Seite gedreht hast. Wie ich sehe, ist keine Narbe geblieben. Das Fuchsungeheuer, wenn ich recht annehme? Zu dumm, dass wir immernoch nichts dagegen unternommen haben. Wir hätten es schon lange für unsere Zwecke nutzen sollen. Wir dachten, es könnte eines Tages noch nützlich sein, dich lebend zu haben. Aber dein Auge hat es nicht retten können, nicht wahr?“ Blitzschnell verschwand die Frau, und tauchte links neben dem Shinobi wieder auf. Das rechte Auge des Mannes hatte Mühe, ihr so schnell zu folgen. „Armer junger Krieger, du musst noch lernen, wie man mit nur einem Auge die Sicht beider Augen ersetzt... Aber keine Sorge, heute wird der Kampf für dich nicht so glimpflich ablaufen. Vielleicht lernst du dann, dass du dich gar nicht erst mit Stärkeren hättest anlegen dürfen. Das heißt...“ Sie lachte leise und weich. „Wenn du am Ende noch leben solltest.“ „Wie kannst du nur mit dem Mörder unserer Eltern reisen, Yuka? Mit dem Mörder unserer Mutter und unserem Vater? Wahrscheinlich hast du nichts davon gewusst. Aber hab keine Angst, ich bin hier, um dich mit mir zu nehmen. Jetzt, wo ich dich gefunden habe, kannst du mit mir gehen und wir können gemeinsam die Akatsuki führen. Wir werden sie neu erschaffen, sodass nicht immer nur Mord und Verrat unsere Wege pflastern. Wir werden die Ideale unserer Eltern beleben und neue Methoden einführen, damit wir in Frieden leben können. Wir werden zurück nach Hause gehen und das Dorf neu aufbauen, und dann werden wir dort in Frieden mit unseren Nachbarn leben und glücklich sein. Niemand wird uns schaden können.“ Yuka öffnete den Mund, aber erst nach dem zweiten Versuch brachte sie einen Satz heraus. „Warum kommst du mich erst jetzt suchen? Warum nicht schon früher?“ Kyo schaute bittend. „Es tut mir leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe. Aber ich wusste nicht, wo du dich befandest, eigentlich dachte ich, du wärest getötet worden. Ich konnte nicht ahnen, dass die berühmten Shinobi aus Konoha solch eine schreckliche Tat begehen würden.“ „Was für eine schreckliche Tat?“ „Heißt das, du hast Jahre deines Lebens bei diesem Mörder verbracht und weißt nicht einmal, warum?“ „Er ist kein Mörder!“ „Bitte, Yuka, natürlich ist er ein Mörder! Oder wie nennst du den Menschen, der deine Eltern auf dem Gewissen hat?“ „Aber sie haben zuerst Vaters Freunde getötet!“ „Dann ist die Geschichte, die sie dir in diesem Dorf voller Schwächlinge erzählt haben, von Anfang an erstunken und erlogen. Mutter und Vater haben niemals seine Freunde getötet. Die Schuld an dem tragischen Tod hatte ein ehemaliger Nin aus unserer Organisation, das ist wahr, und es ist auch wahr, dass eine Frau bei einem Kampf mit einem Mitglied ums Leben kam. Aber der Kampf fand zwischen einem Konoha-Nin und einem Akatsuki statt, und wenn sich diese Frau einfach einmischen musste, war es einfach nur ein tragischer Unfall. Der andere Mann starb an den Folgen seiner Verletzungen.“ Naruto zitterte vor Wut. Wie konnte dieser Mann solche Lügen erzählen? „Du Mistkerl! Ein tragischer Unfall? Das war kaltblütiger Mord! Du bist nichts weiter als ein schamloser Lügner!“ Kyos Lächeln wurde kalt, als er den Mann betrachtete. „Mich nennst du Lügner? Hast du nicht jahrelang Yuka belogen? Du hast ihr nie erzählt, dass der einzige Grund, dass sie noch am Leben ist, der Grund ist, dass Konoha hoffte, sie eines Tages als Geisel gegen die Akatsuki benutzen zu können!“ Stille. Yuka starrte ihren Vater entsetzt an. Der streckte ihr eine Hand entgegen. „Yuka! Das ist nicht wahr!“ „Nicht wahr? Dann ist der Grund, dass alle in Konoha so unfreundlich zu ihr sind und sie hänseln der, dass sie sie so lieben? Was meinst du, Yuka? Du bist von Anfang an eine Geisel gewesen. Dein Vater hat dich doch nur mitgenommen, damit er etwas gegen uns in der Hand hat! Er liebt dich nicht! Hat er nicht immer zugelassen, dass du von den anderen Mädchen geärgert wurdest?“ „Nein! Das stimmt nicht!“ Kyo lachte verächtlich. „Dann geh doch nach Hause in dein geliebtes Konoha, Yuka. Geh und sieh, was deine ach-so-lieben Freunde getan haben. Hast du wirklich gelaubt, du würdest zu ihnen gehören? Was für ein Traum. Geh und sieh, was geschehen ist. Dachtest du, dass sie dich im Notfall beschützen würden? Dass du mit zur Dorfgemeinschaft gehörst? Nein, du hast nie dazugehört und wirst es auch nie. Während wir hier reden, verrät dich dein Dorf. Beeilt euch lieber, wenn ihr den Hauptakt nicht verpassen wollt. Ich werde wiederkommen, Yuka, und dann wirst du bereit sein, mit mir zu gehen.“ Dort, wo Kyo gerade gestanden hatte, blieben nur Blüttenblätter zurück, die sanft zu Boden fielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)