The silver Way von EsistJuli (Mainzkrimi) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Chapter 2 „Ich weiß nicht weiter, ich weiß nicht wo wir sind, ich weiß nicht weiter, von hier an blind.“ Wir sind Helden - Von hier an blind „Wir sind noch kein Stück weiter gekommen.“ Klack. „Kaum spuren.“ Klack. „Keiner will was gesehen haben.“ Klack. „Die Presse zieht uns seit einer Woche mit der Unwissenheit auf.“ Klack. „Es muss doch etwas geben!“ Klack. „Mia, denk doch bitte mal nach, wir könnten deine Hilfe ausnahmsweise gut gebrauchen! Das ist dein Job.“ Klack. „Wenn du ständig mit deinem Kulli auf den Tisch „klackst“ kann ich mich nicht konzentrieren. Und lass deine schlechte Laune nicht an mir aus. Ich versuche wenigstens zu arbeiten!“ Ben sah sie ärgerlich an: „Komm mir ja nicht so junge Dame!“ Mia sah in fassungslos an. „Willst du mich verarschen? Was ist denn los?“ „Es ist nichts!“, fauchte Ben sie an. „Jetzt pass mal auf! Ich hol uns jetzt Kaffee und dann erzählst du mir was los ist, dass ist ja nicht zum aushalten!“ Fünf Minuten kehrte Mia mit dampfendem Kaffee zurück. „Bitte. Und jetzt sag, was los ist“ Ben druckste ein wenig herum, kam dann aber doch zum Punkt. „Es geht um meine Freundin, Julia. Besser gesagt meine Ex-Freundin.“ „Ihr habt Schluss gemacht?“ Mia starrte Ben an. Julia und Ben waren das süßeste Paar, das sie kannte. Sie hatte Julia relativ schnell kennen gelernt und sie hatte eine lockere und witzige Art. Die beiden waren sofort ein Herz und eine Seele. „Warum?“, fragte Mia verwirrt. „Ich kanns dir nichtmal genau sagen… Wir haben uns gestritten. Vor einer Woche waren wir noch so glücklich… Und dann hats Angefangen. Aber irgendwie wars ziemlich heftig, wir haben uns nur noch gestritten. Dann meinte sie, sie hätte jemanden kennen gelernt. Nein, sie hat mich nicht mit ihm betrogen, aber sie weiß nicht, ob sie mich noch liebt oder ihn. Jedenfalls… haben wir Schluss gemacht. Sie ist heute ausgezogen.“ Mia brachte kein Wort mehr raus. Sie sah, dass Ben die Sache wirklich sehr mitnahm. Sie umarmte ihn und streichelte über seinen Kopf. „Wird schon alles wieder gut… Redet doch noch mal…“ Ben schob sie abrupt weg. „Nein, ich will keine Beziehung mehr, momentan jedenfalls nicht. Und ich bitte dich, misch dich da nicht ein!“ Mia war immer noch verwirrt. Wollte Ben wirklich die Beziehung aufgeben? Drei Jahre steckte keiner einfach so weg. Mia war sich sicher, dass die Reaktion von Ben nur eine Kurzschlussreaktion war. Er wurde in seinem Stolz verletzt. Männer! Als ob es um Stolz ging. Doch sie sollte eines besseren belehrt werden! * Mia war wieder mal spät dran, als sie zu ihrem Auto hastete um noch rechtzeitig ins Präsidium zu kommen. Und wie an ihrem ersten Tag klingelte das Handy. „Hey, ich bins, Ben. Kommst du bitte zur Zugbrücke?“ „Warum?“, doch Ben hatte schon aufgelegt. Seit Tagen war Ben nur noch schlecht drauf und ziemlich wortkarg. Der Verkehr war schrecklich, doch endlich kam sie an. Ben stand schon auf der Brücke. Eilig lief sie auf ihn zu. Er sagte etwas, doch sie verstand ihn nicht, da ein Zug an ihnen vorbei raste. „Es gab neue Erkenntnisse, dass hier der Tatort war. Er wurde falsch berechnet, jetzt können wir von vorne Anfangen!!!“ Ben war wütend. Mia sagte lieber nichts. Ihre Gedanken schweiften ab… Gestern hatte sie Fabian getroffen und es war einfach wunderbar. So romantisch und er war so liebevoll. „Mia, hör mir gefälligst zu.“ Erschrocken wachte Mia aus ihren Träumereien auf. „Was?“ „Wenn du so weiter arbeitest, dann kann ich dir keine positive Beurteilung schreiben. Meinst du ich hab Lust für dich alles doppelt zu erzählen? Du musst arbeiten und sollst nicht träumen.“ „Tut mir leid.“, gab Mia zu. „Davon kann ich mir jetzt was kaufen. Wieso muss eigentlich ich immer so vertrottelte Neuanfänger kriegen?“ Klatsch. Mia sah geschockt auf ihre Hand und dann auf Bens Wange. Ben packte sie an beiden Handgelenken: „Tu das nie wieder.“ „Du tust mir weh!“ Mia sah ihn verängstigt an. Plötzlich fiel etwas auf Bens Jackentasche. „Was ist das?“ Ben folgte ihrem Blick. Mia nutze diesen Moment aus, befreite sich aus Bens Griff und hob das Tablettenpäckchen auf. „Du nimmst die doch nicht etwa? Bist du verrückt?“ Ben sank neben Mia zusammen. „Ich kann einfach nicht mehr.“ Tränen rannen über seine Wange. Mia setzte sich zu ihm und legte einen Arm um ihn. Er versuchte aufzustehen, doch sie hielt in zurück. „Du musst niemandem was beweisen. Wir alle haben schon eine Trennung durchgemacht.“ Sie lächelte ihn an. „Danke.“ So saßen sie noch eine ganze Weile auf der Brücke und betrachteten den Rhein. Als es zu kalt wurde, gingen sie. Mia brachte Ben nach Hause, kochte und räumte auf. Ben saß nur am Fenster. Mia betrachtete ihn traurig. Plötzlich gab es einen lauten Knall, ein Stapel Bücher war aus dem Regal gefallen. Mia rannte hin und hob sie schnell auf, doch plötzlich war Ben neben ihr. Als der Knall ertönte, durchzuckte es ihn und er wachte aus einer sehr langen Trance auf. Er fühlte sich wie neu geboren. Plötzlich war er glücklich wie seit Tagen nicht mehr. Mia war eine echte Freundin, sie hatte zu ihm gehalten, ihn unterstützt und den Aerger des Chefs für die schlechte Arbeit auf sich genommen. * Erneut standen sie auf der Brücke. Dies war zweifelsfrei der Tatort. Die Spurensicherung wuselte durchs Geschehen. Mia und Ben standen mittendrin und redeten, als es plötzlich schlag auf schlag ging. Mia sah den mysteriösen Unbekannten. Wieder kam er ihr unheimlich vertraut vor. Er trug einen schwarzen Kaputzenpulli, der das Gesicht verbarg. Trotz des schlechten Wetters trug er eine Sonnenbrille. Doch Mia sah ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn Ben tippte sie an um ihr etwas zu zeigen. Mia drehte sich um und noch in dem Moment hörten alle ein Mädchen schreien. Alle drehten sich um und sahen sie fallen. Der komische Mann war verschwunden. Ben zog sich schnell seine Schuhe aus. Mia hielt ihn am Arm: „Bist du verrückt?? Du willst doch nicht etwa runterspringen?? Wenn nun ein Schiff kommt!“ „Ich bin in meiner Jugend tausenmal hier runter gesprungen. Wird schon gut gehen!“ Mit diesen Worten sprang er. Mia starrte ihm mit offenem Mund nach. Eilig lief sie die Brücke hinunter zum Ufer. Ben schnappte nach dem Mädchen, die Strömung war stark. Er packte sie und versuchte, ihren Kopf über Wasser zu halten und zum Ufer zu kommen. Plötzlich sah er es- ein Schiff, riesengroß kam auf ihn zu. Er nahm all seine Kraft zusammen um gegen die Strömung anzuschwimmen. Er hörte Gedämpfte Rufe: „Ben! Oh mein Gott. Ben! Nimm das Seil!“ Ben konnte dem Seil, an dessen Ende ein Stein gebunden war grade so ausweichen. Erleichtert hielt er sich fest. Doch es ging zu langsam. Wenn sie nicht schneller zogen, würde er gleich in der Schiffsschraube hängen. Er schloss die Augen, halb Ohnmächtig von der Kälte und der Angst. Sein einziger Gedanke war, das Mädchen über Wasser zu halten. Ben öffnete die Augen. * Mia lächelte ihn erleichtert an. „Gott sei dank!“ Ben spuckte erstmal eine Menge Wasser, ehe er fragte: „Wo ist das Mädchen?“ Mia lachte „Ein Bulle durch und durch!“ Freundschaftlich knuffte sie ihn in die Seite, stand auf und holte einen Arzt, der Ben auch sogleich geschäftig untersuchte. Mia ging in der Zwischenzeit zum Krankenwagen. Schließlich musste jemand die Personalien des Mädchens festhalten und die Aussage aufnehmen. Das Mädchen war gar nicht so jung wie sie alle dachten. Es war eher eine junge Frau ihres Alters. Doch aufgrund ihrer Klamotten wirkte sie recht jung, überall pink und Glitzer. Na super, so was konnte Mia ja richtig gut leiden! „Hallo. Mein Name ist Mia van Della. Fühlen Sie sich in der Lage mir ein paar Fragen zu beantworten?“ Nach Aufnahme der Personalien kam es nun zum weit spannenderen Teil der Zeugenaussage. Leider wollte die Zeugin, welche zugab Jeanette Meier zu heißen nicht richtig mitspielen. „Woher kannten sie den Mann?“ „Ich wüsste nicht, was Sie das anging!“ „Nun ja, wir haben sie grade aus dem Wasser gefischt und dieser Mann hat sie reingeschupst, da macht man sich eben schon seine Gedanken!“ „Ich bin unglücklich gestürzt!“ „Wir haben es doch alle mit angesehen! Sie sind nicht gestürzt!“ „Was wissen Sie denn schon?“ Mia gab es auf. Außerdem wurde die Patientin nun in den Krankenwagen geschoben. Der Arzt kam noch einmal auf Mia zu und nahm sie zu Seite: „Wir haben einige Würgespuren am Hals entdeckt… Wenn Ihnen das weiterhilft…“ Mia sah ihn lächelnd an. „Danke. Ich denke das könnte eine Spur sein!“ * „Wieso verdammt war kein Polizeischutz bei ihr???“ „Er war doch da, hat aber anscheinend gepennt.“ „Sind wir hier in einem schlechten Krimi oder was? So was darf einfach nicht passieren!“ „Mia beruhige dich… Es ist nun mal passiert und wir sollten versuchen sie zu finden.“ Ben rieb sich müde die Augen. Es war der nächste Morgen, falls man 4 Uhr nachts einen Morgen nennen kann. Der Tag gestern war anstrengend genug gewesen und eigentlich wäre er heute krank geschrieben. Doch als er davon Wind bekam, dass ihre einzige Spur aus dem Krankenhaus verschwunden war, ist er seinen Kollegen natürlich sofort zur Hilfe geeilt. Mia war außer sich. Sie tippte nervös auf den Tasten rum und schrie in den Hörer, die junge Frau zur Fahndung ausschreiben zu lassen. Schließlich war sie nicht wirklich außer Lebensgefahr und so sehr sie auch betonte, dass sie gestürzt sei, der Mörder würde sie suchen. Dessen war Mia sich sicher. Warum begriff das nur keiner hier? Ach ja, sie war die Neue! „Wo gehst du hin?“ Ben sah erstaunt zu Mia auf. Er fand es ja irgendwie lustig, dass sie so aufgeregt war. Klar, dass hier ließ ihn nicht kalt, doch Mia nahm sich dass zu sehr zu Herzen. „Ich fahre in die Stadt! Kann ja nicht so schwer sein ne Frau in einem weißen Papieranzug vom Krankenhaus zu finden! So was fällt doch auf!“ Weg war sie. Fluchend kramte Ben nach seinen Autoschlüssen und rannte ihr hinterher. Unterwegs fiel im ein, dass sein Handy noch oben war und er kehrte noch einmal um. * „Haben sie hier vielleicht irgendwo eine junge Dame in einem weißen Papieranzug vom Krankenhaus gesehen?“ Verzweifelt fragte Mia den nun wohl schon hundertsten Passanten vor dem Krankenhaus – wieder nur ein Kopfschütteln. Mia schlug mit ihrer Hand aufs Wagendach. „Scheiße!“ Eine schmerzende Hand und eine Beule waren das Ergebnis. Da kam ihr eine Idee. Sie sah es vor ihrem inneren Auge… die fallende Frau, der schöne, glitzernde Fluss… So schön und doch so gefährlich. Also fuhr sie zum Rhein. Auf die Eisenbahnbrücke. Es war immer noch stockfinster, auch wenn die ersten, zarten, roten Sonnenstrahlen den Himmel zierten. Nichts… Plötzlich meinte sie einen Schatten ausmachen zu können… lief da nicht jemand den Winterhafen entlang? Diese Tatsache war eigentlich nicht ungewöhnlich, hier traf man sich zum grillen und „chillen“. Wobei, grillen fiel inzwischen eigentlich weg, wie Mia gehört hatte war es verboten worden, was auf ein großes Ärgernis stieß. Wie dem auch sei, um diese Uhrzeit sollte hier eigentlich nicht mehr allzu viel los sein. Plötzlich wurde sie von einer Taschenlampe angestrahlt und hielt sich reflexmäßig ihre Arme vor den Kopf. „Hab ich euch Rotzlöffeln nicht gesagt, dass ihr euch von hier verpissen sollt?? Muss ich erst die Bullen rufen? VERPISST EUCH!“ Nun stand der alte Mann vor Mia, hob drohend einen Stock in die Höhe. „Stopp!“, rief Mia. „Die Polizei müssen Sie nicht rufen, die ist schon da!“ Verdutzt ließ der Mann seinen Stock sinken, als Mia ihm ihren Ausweis unter die Nase hielt. Wenn sie jetzt aber mit Freundlichkeit gerechnet hatte, lag sie falsch. Dieser Mann musste die Polizei hassen! Er war nicht bereit ihr irgendwelche Auskünfte zu geben und grummelte sie unentwegt an. Mia seufzte innerlich, bestellte ihn für den nächsten Tag ins Präsidium und beschloss noch einmal nach Hause zu fahren. Das Mädchen war inzwischen sicherlich längst über alle Berge. Sie wählte Bens Nummer. „Mensch Mia, wo zum Teufel bist du??“ „An der Eisenbahnbrücke. Ich fahr jetzt aber nach Hause. Ich hab das Mädchen nicht gefunden. Ruf mich an, sobald ihr sie habt!“ Dann legte sie auf. Ben war stocksauer, doch das bekam Mia nicht mit. Sie war plötzlich Hundemüde. Wahrscheinlich weil ihr Adrenalin schließlich nachgelassen hatte. 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