Wir sind verdammt zu weinen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Unwissenheit ----------------------- Eine Woche war vergangen. Ich traf mich nun öfters mit Hotarus Bruder. Er zog mich nahezu magisch an. Er war wie mein Magnet, der mich polarisierte. Und doch konnte ich nicht von Karyu lassen. Obwohl es sich in mir so toll anfühlte, bekam ich bei den Gedanken an Karyu Gewissensbisse. Ich konnte mich nie vollkommen fallen lassen. Woher kam nur dieser Drang, diese Hartnäckigkeit Karyu weiter zu lieben? Ich verstand es nicht. Und um ehrlich zu sein, gelang es mir nicht meine Verwirrtheit vor meiner entdeckten Schönheit zu verbergen. Vielleicht wollte ich das auch nicht. In gewisser Weise wusste ich ja, dass ich immer ehrlich zu ihm sein konnte. Wir hatten Bandprobe. Es lief alles ganz gut. Ich hatte endlich wieder die Kraft zum singen gefunden, auch wenn das schreiben immer noch nicht klappte. Deswegen bezeichnete Karyu sie immer häufiger als “Rosa Wölkchen”- Songs. Aber wir spielten sie. Wahrscheinlich hielten wir uns deswegen mit der Aufnahme eines neuen Albums und einer neuen Single zurück. Die nächste Single konnte nicht schon wieder komplett von Karyu geschrieben werden. Das wäre blamabel für mich gewesen. Das war auch der Grund warum wir in letzter Zeit nur noch Konzerte gaben. Wir gaben zwar im allgemeinen gerne Konzerte, aber wir brauchten auch wieder neue Songs. Oft verbrachte ich Stunden allein im Bandraum, dadurch bekam ich meist einen klaren Kopf. Manchmal blieb auch Zero da und redete mit mir. Ich kam dadurch meist auf gute Ideen, doch nun? Mein Kopf war wie ausgetrocknet. Es war, als hätte man den alten Hizumi eiskalt umgelegt. Überall war das Licht bereits ausgegangen. Nur im Proberaum noch nicht. Ich saß da, hing über einen endlosen Berg von Songtexten, die ich zerknüllt hatte. Ich ignorierte Hunger und Durst. War es denn zuviel verlangt, diesen einen Songtext zu schreiben ohne dass ich gleich von der Liebe erzählte? Scheinbar schon. Das ganze erschien mir wie eine endlose Hürde. Der Song war eine Festung, die ich nicht einnehmen konnte. Ich hasste es. “Wenn du so hart daran arbeitest…. Bist du sicher, das es was wird?” erschrocken drehte ich mich zur Tür um, wo die Gestalt stand, die mich angesprochen hatte. Es war Karyu, der mit zwei Beuteln in der Hand dastand und mich anlächelte. “Mitsuko hat gemeint, dass du Hunger haben könntest. Deswegen hat sie dir was gekocht. Ich bin sozusagen der Lieferservice.” Mit einem warmen, freundlichen Lächeln sah Karyu zu mir und stellte den Beutel ab um das Essen daraus zu kramen. Es war alles liebevoll in eine Lunchbox gepackt. Noch nie, hatten meine Augen so eine große Lunchbox erblickt, ich wusste ja nicht einmal wer soviel essen sollte. Aus dem anderen Beutel kramte Karyu eine Flasche Sake und 2 Six Pack Bier. Nun sah es mehr so aus, als wollte Karyu mit mir eine Party machen, statt mich nur mit Essen und Trinken zu versorgen. “Das Leben kann so schön sein, nicht wahr Hizumi?” fing Karyu an, während ich heißhungrig ein paar Reisbällchen runterschlang. Mitsuko war eine ausgezeichnete Köchin, das Essen schmeckte hervorragend, fast schon göttlich. Ich nickte auf Karyus Bemerkung hin nur. “Mitsuko ist schwanger. Ich freu mich.” Ohne es zu wollen spuckte ich den Bissen Reis aus. Und wie immer war Karyu der angespuckte. “Freu dich nur nicht zu sehr für mich.” Sagte Karyu in einem sarkastischen Unterton. Mit einer Serviette wischte er sich die Reiskörner von seinen Klamotten. “Tut mir leid.” antwortete ich nur kurz und knapp. Mit seiner Vaterschaftsfreude hatte Karyu unbemerkt ein Feuer des Hasses in meinem Herzen entfacht. Ich hasste dieses Kind schon jetzt, weil es ein Liebesbeweis von Mitsuko und Karyu war. Ich konnte ihm in dieser Weise keinen Beweis für meine Gefühle geben. Doch ich konnte nicht länger zurückhalten, was in meinem Herzen vorging. “Karyu ich muss dir was sagen.” Karyu sah auf, in seinen Augen, die grün schimmerten lag ein geregtes Interesse an meinen Worten. Ich holte einmal tief Luft, denn er musste jetzt raus und ich konnte es nicht mehr totschweigen. “Zero hat dir seine Gefühle ja schon vor deiner Hochzeit offenbart. Ich jedoch war zu Feige. Der Fakt ist aber, dass ich dich liebe. Ich liebe dich schon seit so langer Zeit.” Ich hatte gedacht, das Karyu schreiender Weise raus rennen würde, doch er blieb und nickte. Warum nickte er? Ich verstand es nicht. Hatte man mir immer so deutlich angemerkt, wie meine Gefühle für ihn standen? Ich hatte doch immer alles versucht, es ihm nicht zu zeigen. Ich wollte es ihm nicht zeigen, denn ich hatte Angst, dass unsere Freundschaft zerbrach. Doch er blieb da und nickte. “Was ist?” fragte ich. Ich wollte ja gar keine Antwort. Er würde meine Gefühle nicht erwidern, das war ja klar. “Schön dass du mir das nun endlich sagst. Zero hatte mir das ja schon erzählt, am selben Tag wo er mir gestanden hatte, das er mich auch liebt. Deswegen kam es auch zum Streit. Er meinte ich solle aufhören mit dir zu spielen.” Karyu schwieg. Auch ich wusste nichts mehr dazu zu sagen. Was sollte man auch großartig dazu sagen? Karyu hatte es die ganze Zeit gewusste, es mir aber nicht gesagt. Ich fühlte mich wie ein Dummkopf. Ich hatte es nicht gesehen, nicht gemerkt. Genauso wie ich die Probleme von Shinji nicht gesehen und nicht gemerkt hatte. Es nervte, denn meine Unwissenheit machte mich zum Mörder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)