impossible possibilities von noii (sasu + saku [+ mehr] || slash) ================================================================================ Kapitel 2: Willkommen in meinem Leben (Sasuke) ----------------------------------------------- Dies ist der 243. Merkzettel an mich selbst: Punkt 1. Den Wecker auf 6.45 Uhr stellen! Punkt 2. Nach dem Aufwachen duschen! Punkt 3. NICHT Mom’s Gesichtscreme mit der Zahnpasta verwechseln! (Anm. d. Schr. Die Creme ist rosa, nicht hellblau wie die Zahnpasta!) Punkt 4. Auf die Uhr schauen!! Punkt 5. Das Radio AUSLASSEN! Bei dem Mist der da nur noch läuft... Punkt 6. Nach unten, zum mickrigen Frühstück gehen und ein paar Toasts schmieren Punkt 7. Tasche holen und zur Schule fahren! (Anm. d. Schr. Mit dem Bus, nicht mit dem Fahrrad!!) Punkt 8. Lass zum 243. Mal das ‚Merkzettel schreiben’. Eigentlich, hat das Ganze gar nicht so viel mit mir selbst zutun. Eigentlich mache ich das nur, weil ich ein Uchiha bin. Als Kind habe ich das irgendwann von meinem Vater abgeschaut, sowie mein Vater es als Kind von seinem Vater abgeschaut hat. Es liegt einfach in der Familie. So wie in anderen Familien das morgendliche Küsschen nicht vergessen werden darf, ist bei uns dieser Tick schon immer da gewesen. Eben eindeutig vererbt! Das mit den Merkzetteln ist ja auch schon eine Sache für sich, aber den haben immerhin nur ich und meine Mutter. Sonst keiner. Irgendwie bringt es mich auch nicht besonders weit. Aber ich kann mich als ,Uchiha’ jetzt ja nicht plötzlich aus heiterem Himmel um 180 Grad drehen. Sicher, manchen würde es besser gefallen, aber die Frage ist eher ‚Würde es mir selber gefallen?’ Immerhin bin ich DER ‚Uchiha’. Das ist ja nicht einfach nur so ein Posten, das ist die Realität unserer Schule, die sich seit meiner Aufnahme in zwei Hälften aufgeteilt hat. „Die, die den Uchiha lieben“ und „Die, die den Uchiha hassen“. Die erste besteht zugegeben zu 90 % aus Mädchen. Die Zweite...na ja. Dabei sehe ich eigentlich höchsten durchschnittlich aus. Im Grunde schon seit 18 Jahren genau gleich. Mein Figur ist groß und wirkt schlaksig. Gegen meine Augenfarbe kann ich nichts, die ist ebenfalls eindeutig vererbt. Schwarz. Was ist schwarz denn schon. Diese Farbe ist sowieso daran schuld, dass mich alle immer für total desinteressiert halten. Schwarz ist eben verdammt nichtssagend. Wie soll man da auch eine Emotion glaubhaft rüberbringen. Meine Frisur ist auch nicht das Ergebnis stundenlangem, morgendlichem Stylings. Eigentlich stehen meine Haare nur so schief, krumm und strubbelig ab, weil ich es ständig vergesse sie zu kämmen. Es ist letztendlich aber auch nicht so, dass es mich besonders stört. Warum also mein Verhalten ändern? ‚Der Uchiha’ kann doch ruhig noch ein wenig länger ‚der Uchiha’ bleiben. ‚Uchiha’ ist auch nicht einfach nur ein Name. ‚Uchiha’ ist eigentlich ja schon fast ein Verhalten. Aber das macht nichts. Dann bleibe ich eben noch ein bisschen so wie ich bin. Irgendwann werde ich mich sicher mal dazu durchringen können, Haruno einen freundlichen Blick abzuringen, wenn sie wieder versucht, mir die Aufgabe zu erklären. Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht verstehe. Nur, weil ich fast nie etwas sage, kommt es häufig so rüber, ich würde die Aufgaben nicht verstehen. Haruno kann einem ja eigentlich auch schon fast leid tun. Kakashi-sensei, unser skrupelloser Klassenlehrer, hat sie doch tatsächlich gestern auf den Platz neben mich gesetzt. Ihr Blick sagte tausend Worte, als sie sich auf den Stuhl fallen lies und mich auf ihre besondere Art und Weise, mit der sie Leute anguckt, die sie nicht mag, anschaute. Blöder Weise war dann auch noch Gruppenarbeit angesagt und als ich nicht sofort reagierte, (Ich mein, wer erwartet das auch bei DEM ‚Uchiha’) sah man die Ader an ihrer Schläfe förmlich platzen. Irgendwie konnte ich sie ja richtig verstehen. Mir wäre wahrscheinlich auch zu viel geworden, wenn mich jemand ständig (durch und durch geheimnisvoll) anschweigen würde. Vor diesem Tag hatte ich nie viel mit Haruno zu tun. Sie ging in meine Klasse und war beliebt. Bei den Jungs, sowie bei den Mädchen. Sie war halt eben einfach da. Ich kannte sie auch nicht besonders. Manchmal sah ich sie, wenn wir mit der Clique abends weggingen, in die Disco oder ins Kino. Oder auch einfach mal nur so. Zwei bis dreimal kam sie mit. Eine ihrer besten Freundinnen war aber immer dabei, ich glaube sie vermied es alleine zu sein. Ich fand sie immer ganz hübsch. Hätte vielleicht auch was mit ihr gehabt, aber da war diese Distanz, die sich sorgsam zwischen uns beiden aufgebaut und behütet hatte. Sie ging mir von Anfang an aus dem Weg, also tat ich das auch. Wir redeten nie. Die einzige Kommunikation, die zwischen uns bestand, war das berühmte ‚Hi’, wenn man eigentlich nichts miteinander zu tun haben will und die kurzen Blicke die wir austauschten, wenn wir uns begegneten. Es waren keine freundlichen Blicke, weder von meiner, noch von ihrer Seite. Ich konnte, oder kann, Mädchen nicht ausstehen, die sich einen Menschen angucken und sofort beschließen, was sie von ihm halten. Thema Vorurteile und so. Schließlich kannte sie mich nicht. Meine Schule besteht eigentlich zu 80% nur aus dieser Sorte Mädchen. Der einzige Unterschied, der zwischen dieser Horde, die mir sowohl in der Pause als auch privat zu jeder sich bietenden Gelegenheit hinterher schleicht, darin, dass sich Harunos Meinung über mich nicht im positiven Bereich befindet. Anders gesagt, ich glaube, sie hasst mich. Vielleicht, weil ich so beliebt bin oder weil ich die fixe Angewohnheit habe, jemanden, den ich nicht kenne, wie einen Wurm anzuschauen und so wenig wie möglich mit ihm zu sprechen. Das hat auch nichts mit Vorurteilen zu tun, sondern eher damit, dass ich versuche unnötige Kontakte zu vermeiden. Ich hasse Leute, die sich unbedingt mit einem unterhalten wollen, selbst wenn man nur zufällig nebeneinander in der Straßenbahn sitzt. Deswegen habe ich mir irgendwann angewöhnt, Menschen dieser Sorte mit meinen Eiskühler-Verhalten zum Schweigen zu bringen. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, ich kann sie auch nicht besonders gut leiden. Sie ist die Sorte Mensch, mit der ich mich am liebsten nie auseinander setzen würde. Jemand, der auf Höflichkeit und Autorität achtet und jemand, der immer das tut, was die Lehrer sagen. So zumindest, schätze ich sie ein. Aber genau dieses Gleichgewicht, das zwischen uns herrscht, musste Kakashi-Sensei gestern zerstören, und zwar auf einen einzigen kalten Schlag. Er lies sie mit Uzumaki tauschen und hat uns praktisch somit zur Auseinandersetzung gezwungen. - Heute ist Donnerstag und ich stehe gerade vor meinem Badezimmerspiegel in der Hoffnung, die schwarzen Pupillen, die mir entgegenstarren, würden sich ganz von selbst in strahlendes Blau verwandeln. Ich hasse meine Augenfarbe. Rechts vor mir auf dem glatten Glas, klebt mein 243. Merkzettel, den ich, soweit es möglich war, schon studiert hab. Das mit den Merkzetteln ist da auch so eine Sache. Ich habe da so eine seltsame Verankerung in meinem Hirn, bzw. eine Mauer, die Informationen nur ungern durchlässt, wodurch ich, ohne mich zu schämen, sagen kann, dass ich unorganisiert bin. Und zwar sehr. Kurz mustere ich den Merkzettel. Ich sollte endlich damit aufhören. Sich mit 18 Jahren noch Erinnerungszettelchen zu schreiben, ist doch irgendwie erniedrigend. Seufzend schlüpfe ich aus meinen Shorts und bereite mich für die morgendliche Dusche vor. Dabei mustere ich noch mal ungeniert meinen Körper. Ich verstehe wirklich nicht, was diese 50% meiner Schule an mir finden. Meine Haut ist ja nicht einmal braungebrannt und einen besonders durchtrainierten Bauch habe ich auch nicht. „Sport ist Mord“ ist meine Devise. Viel lieber verbringe ich den Tag zu Hause in meinen Zimmer, zusammen mit meinem besten Freund, einer Akustikgitarre. Tatsache würde ich behaupten, dass Musik das einzige Hobby ist, dass ich habe. Ich höre und mache für mein Leben gern Musik, denn das ist das einzige Hobby außer Lesen und Fernsehen, bei dem man sich Entspannen kann. Fazit: Ich hasse Stress. Somit fällt mir mal wieder auf, wie viel ich eigentlich hasse. Aber ich glaube, die Welt braucht Leute wie mich, die an alles und jedem was zu hassen haben. Dadurch fühlt sie sich beleidigt in ihren Ideen und das fördert die Kreativität der Herstellung. Ich weiß, ich bin ein kleiner Philosoph, ich höre das gern. - Gedankenverloren werfe ich einen kurzen Blick auf die Wanduhr über dem Schminktisch meiner Mutter und muss mit Entsetzen feststellen, dass es 7.45 Uhr ist. Diese Welt hasst mich ebenso, wie ich sie hasse, aber vielleicht ist das auch einfach nur ihre Rache. Hektisch springe ich unter die eiskalte Dusche, nur um 2 Minuten später die Schiebetür aufzureißen, völlig hitzig und nur mit Handtuch bekleidet in mein Zimmer zu rennen und mich in Windeseile anzuziehen. Warum komm ich eigentlich jeden Tag zu spät bzw. wieso schaffe ich es nie, mal um 6.50 Uhr aufzustehen, statt um 7.20 Uhr. Ich schiebe das ganz klar auf die Pubertät, obwohl diese bei einem 18-jährigen ja schon längst vorbei sein sollte. Bei mir zumindest. Also schiebe ich es halt auf meine Eltern und ihre verstümmelte Erziehung, schließlich hab ich nicht von alleine das Merkzettel schreiben begonnen. Wer trug daran noch mal Schuld? Ach ja, meine Mutter. Das es mir trotz alledem nicht gelingen will ein ordentliches Leben zu führen, schiebe ich auf...ja, auf wen eigentlich? Im Grunde weiß ich ja, dass ich selber Schuld habe. Trotzdem kann man sich ja Hoffnung machen, es würde eines Tages eine Maschine erfunden werden, die einem die ganzen Scheißdinge und Seiten des Lebens aus dem Gehirn saugt, sodass man selbst nicht mehr damit zu kämpfen hat. Aber ich schätze, das ist aussichtslos. Tatsächlich kann ich ohne rot zu werden behaupten, dass mein Leben ziemlich beschissen ist. Und wer war daran noch mal Schuld? Ach ja, die ganze Welt, insbesondere meine Eltern. Es ist keiner Zuhause. Wie immer eigentlich, aber seltsamer Weise verspüre ich trotzdem jeden Morgen den Drang, ein lautes „Guten Morgen“ in die Küche zu schmettern. Nur leider ist das nicht meine Art. Obwohl, was heißt auch „leider“. Eigentlich bin ich ja ziemlich zufrieden mit mir selbst. Ich wünsche mir keine andere Hose oder Schuhgröße und bleibe auch liebend gerne das gefühlskalte Arsch, das ich schon fast immer war. Womit ich nicht sagen will, dass es keine Dinge an mir gibt, die ich nicht gern verändert haben würde. Da wären zum Beispiel meine Haare: schwarz. Oh, welch ein Wunder. An mir ist alles schwarz. Meine Augen, meine Haare, meine Seele und...meine Wortwahl? Ich habe keine Ahnung, will mich auch gar nicht weiter damit aufhalten, denn inzwischen ist es 7.50 Uhr und ich habe gerade noch mal Zeit mir den letzten Apfel aus dem Obstkorb zu nehmen, in den Flur zu sprinten, meinen Schulbeutel aus der verstaubten Ecke zu klauben und mit dem Fuß die Haustür hinter mir zu zuschlagen, während ich schon im Kopf das Treppenhaus hinunter rase. Zusätzlich wird mir in eben diesem Moment bewusst, dass ich Punkt 7. ignorieren muss und doch mein Fahrrad nehme werde... ________________________________________________________________________________ 7.58 Uhr und noch keine Sau ist in seiner Klasse. Alle bewegen sich durch die Flure zu eben diesen Räumen und reißen mich völlig desinteressiert mit. Ich bemerke mit halber Gehirnhälfte, dass ich von meinem Klassenzimmer wegtransportiert werde, aber in diesem allgemeinen Getümmel aus Mittel- bis Oberschülern ist es sinnlos zu versuchen, gegen den Strom anzugehen. Ich schiebe mich also am Ende des Ganges keuchend in eine Ecke und warte bis der Rest der halben Schule an mir vorbei gezogen ist, um mich nun selbst auf den Weg zu machen. Ich komme zu spät, das weiß ich mittlerweile. Ich komme zu spät, wie immer, es ist 8.03 Uhr und alle sind bereits in der Klasse. Wir haben weder Kakashi, noch Asuma, die sich für ihr Leben gerne mal um 10 min. verspäten, weshalb ich weiß, dass ich Probleme kriegen werde. Zumindest eigentlich sollte. ‚Die Spalte hinter meinem Namen sieht sicher schon aus wie ein Friedhof, so viele Kreuze wurden dort gemacht’, denke ich, nachdem ich die Tür aufgeschoben habe, mich entschuldigt und auf eine Standpauke von...wem auch immer wir jetzt haben warte. Es kommt aber keine, weshalb ich Hoffnung schöpfend (natürlich von außen völlig cool und unbewegt) meinen Kopf hebe. Es ist tatsächlich noch keine Lehrkraft da. Vor mir herrscht Klassentumult hoch 3, denn alle sitzen auf ihren Bänken, haben sich in kleinen Freundschaftsgrüppchen zusammen gefunden, diskutieren über das kommende bzw. vergangende Wochenende und über weitere Pläne und nicht ein Schüler nimmt zur Kenntnis, wer gerade den Raum betreten hat. ‚Vielen Dank auch, nein ich habe nicht gut geschlafen.’ Da komme ich mir ja gleich wichtiger vor. Seufzend schiebe ich die Tür hinter mir zu und begebe mich durch die Reihen zu meinem Sitzplatz. Dieser ist allerdings verdeckt von 2 freundlichen Mitschülerinnen meinerseits, die mit gott-weiß-was für einem Thema meine neue Sitznachbarin zu texten. „...und wenn du dann schreibst, dass du ein riiiesen Fan bist, am besten seit der aller ersten Minute, wo du „Rock you“ auf MTV gesehn’ hast, nehmen sie dir das sicher ab. Hast du mittlerweile ein Foto? Ach komm schon Sakura, du weißt doch, dass wir nicht mehr so viel Zeit haben.“ Ich habe keine Ahnung, worum sich dieses Gespräch dreht. Jedenfalls schiebe ich Ino zur Seite, lasse meine Tasche neben meinen Stuhl fallen und verdrehe die Augen. Anschließend setzte ich mich und versuche so gut wie gar nicht bei dem Gespräch der drei Mädchen zu zuhören. „Am besten du schreibst jetzt erst mal: Liebe Melon-Sôda. Ich bin euer größter Fan und-“, fängt Ino an zu diktieren, denn Sakura sitzt mit einem weißen Papier und Füller auf ihrem Platz und wartet anscheinend mit reichlich genervter Miene auf einen Text, der ihr von ihren beiden Freundinnen vorgelesen werden sollte. „Quatsch, das klingt viel zu gewollt!“, mischt sich Temari ein und knufft Ino in die Seite. „Es soll doch ehrlich rüberkommen.“ Sakura stöhnt genervt auf und stützt ihren Kopf in ihre beiden Handflächen. „Wisst ihr was? Ich schreibe diesen Text selber. Ihr habt doch überhaupt keinen Plan, wie man einen sinnvollen Brief überhaupt buchstabiert. Diesen Scheiß erledige ICH. Ich habe mich schließlich nicht umsonst in diese Scheiße mit hinein ziehen lassen, um dann mit der schlechtesten Ausdrucksweise zu verlieren. Ihr sorgt für das Foto und den Grund, warum wir gewinnen sollten und ich schreib den gottverdammten Brief.“ Mit der flachen Hand schlägt sie auf den Tisch und funkelt ihre beiden Freundinnen wütend an. Sichtlich beeindruckt nicken diese und stoßen sich gegenseitig in die Seiten. Sakura seufzt. Mittlerweile kann ich mir auch denken, worum es geht. „Melon-Sôda“ ist eine neue, erfolgreiche J-Pop (oder war es J-Rock? Ich habe da keine Übersicht mehr...) Band, die die Herzen aller Frauen von 11-20+ im Sturm erobert hat, in dem sie Texte wie „I will miss you and if you don´t come back to me I will die.“ in ihren niveaulosen Texten rauf und runter spielt und somit 99% aller männlichen Musikliebhaber in die Flucht schlägt. Mich übrigens eingeschlossen. Mir gefällt nichts an dieser Band, nicht einmal der Gitarrist, der soweit mir in Erinnerung geblieben ist, die Band gegründet haben soll. Eigentlich ist der ganze Aufbau dieser Gruppe einfach nur geschmacklos und hat nichts mehr mit Musik zu tun. Zumindest nicht mehr in meiner Definition. Sakura hat mittlerweile ihre beiden besten Freundinnen zu ihren Plätzen zurück geschickt, wo diese nun wie blöde und laut kichernd auf ihre Schreibblöcke kritzeln, wahrscheinlich spinnen sie gerade den sinnlosesten Grund aller Zeiten zusammen, auf den keine, auch nur im mindesten intelligente Band anspringen würde... außer natürlich Melôn-Soda. Jetzt stützt sie sich jedenfalls auf ihren linken Ellbogen, seltsamer Weise zu mir hingewannt und grübelt über den zwei bereits geschriebenen Sätzen ihres Briefes. Ich will gar nicht erst wissen, was sie schreibt. Liebe Melôn-Soda-Crew, ich bin’s wieder, die Sakura. Ich bin euer größter Fan, falls ihr das vergessen haben solltet. ...ach nee, sie schreibt den Brief ja nur für ihre Freundinnen. Na gut, wie wär’s damit: Hi, Melôn-Sodas, Eigentlich bin ich gar kein Fan von euch, aber meine Freundinnen haben ein Problem, so eine Art Blockade, mit japanischer Rechtschreibung und haben mich gebeten euch zu schreiben. Ich finde euren Musikstil eigentlich total sch****, nein, nicht weil ihr überhaupt kein musikalisches Verständnis habt. Eher weil ich finde, dass euer Geschmack, die Musik was die Umsetzung anbelangt, mit jeder neuen Single + Video mehr oder weniger ins Lächerliche zieht... Okay, ich hör auf. Das würde Sakura niemals schreiben und sie würde auch niemals damit gewinnen. So etwas würde allerhöchstens ICH schreiben, okay, hab’s ja auch formuliert. Ich würde dabei so richtig meine kreative Ader rauslassen und ihnen alles auf die Nase binden, was mich an ihnen stört. Ihr Aussehen, ihre Musikrichtung bzw. die Umsetzung der Ideen, die vielleicht irgendwann mal einen positiven Anschein gemacht haben könnten. Aber nur wenn man mit der Lupe sucht. Und aufregen würde ich mich. Aufregen über 90% von dem, was ich schon gesagt habe, die restlichen Prozent vielleicht darüber, was für einen sinnlosen Namen die Band sich gegeben hat. Wie auch immer, in diesem Moment fällt mir auf, dass ich Sakura schon seit 2 Minuten ununterbrochen anstarre und ihr beim Schreiben zuschaue. Zugegeben bin ich an dem was sie schreib interessiert. Hauptsächlich aber nur, weil ich seit ihrer letzten Klausur in Japanisch weiß, dass sie gut schreiben und sich ausdrücken kann. Ich mag Mädchen, die wissen, wie man die Leser mit Worten fesseln kann. Mit Worten und Sätzen, Verben und Adjektiven. Und ich mag es, dass sie kein Melôn-Soda hört, dass ihre beste Freundin TenTen ein Jazz-Fan ist und ich die Beiden sogar regelmäßig sehe, wenn sie mal wieder im Salsa-Club quer gegenüber von meiner Wohnung, tanzen gehen. Seltsamerweise weiß ich ziemlich viel über Sakura Haruno, warum auch immer. Zumindest was ihre Hobbys angeht und die Dinge, die sie am Leben schätzt. Ich weiß zum Beispiel auch, dass sie keinen Vater hat, dafür aber einen Bruder, der bei mir in der Musikschule Schlagzeug lernt. Was ich aber nicht weiß, ist wann und wieso ich mir diese ganze Scheiße überhaupt gemerkt habe. Aber ich komme nicht dazu in meinem Gehirn weiter aufzuführen, was ich alles über Sakura weiß, da diese just in diesem Moment hochschaut und unsere Blick ineinander krachen. Mein Kopf ist auf einmal gar nicht mehr so voll mit unwichtigen Dingen, die es über Sakura Haruno zu wissen gibt. Er ist sogar auf einmal ziemlich leer und das einzige Wort, dass mir momentan einfällt ist blubb?! Ihre Pupillen sind so unglaublich durchdringend und grün, dass es mir einen Moment die Sprache verschlägt. Schön, ich habe nicht damit gerechnet. Warum guckt sie eigentlich immer noch? So spannend sind meine Augen ja nun wirklich nicht, nicht viel zu sehen, außer schwarz, schwarz und äh... schwarz. „Ist irgendwas?“ Que? Bitte noch einmal von vorn: „Was starrst du so?? Hab ich was im Gesicht oder was?“ Erst jetzt sich schleicht sich ihr genervter und leicht verwirrter Ton in ihrer Stimme durch mein Ohr in mein Gehirn. Ich bin beeindruckt. Da habe ich es doch tatsächlich geschafft, mich in den letzten 3 Minuten vor meiner Sitznachbarin komplett lächerlich zu machen, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Allerdings hole ich das jetzt nach. Also noch mal von vorne, Routine, ist alles Routine. Kalter Blick, Mundwinkel nach unten, mit der Hand durch die Haare fahren. Alles Routine, einfach jetzt ganz easy DEN Uchiha spielen. „Ja.“, sage ich mit einem arroganten Lächeln. „Zwei Augen, eine Nase und zwei Lippen, die sich ununterbrochen auf und ab bewegen. Ich hab nicht dich „angestarrt“, wie du meinen Blick genannt hast, sondern an dir vorbei.“ Ich werfe ihr einen kalten Blick entgegen. „Tatsächlich, dann muss ich mir die 3 Minuten hypnotisches Starren auf meinen Zettel wohl nur eingebildet haben.“ Sie dreht sich weg, stützt ihren Kopf auf die andere Hand und schreibt doch tatsächlich mit links weiter. Auch noch ein motorisches Genie oder was? Ich komme mir vor wie der letzte Idiot, dem nichts besseres eingefallen ist, als so zu tun, als wäre nichts gewesen. Oh halt, das entspricht ja der Wahrheit. Ich seufzte tonlos. Um genau zu sein, hab ich überhaupt keine Ahnung wie unsere Zusammenarbeit in den nächsten Wochen aussehen soll. Gut, zugegeben ist die Situation jetzt netter als mit Naruto an einem Tisch zu sitzen. Dieser hat nämlich die spezielle Angewohnheit einem am laufenden Band irgendeinen Müll zu erzählen, der einem erstens nicht im Geringsten interessiert und zweitens den wirklich letzten Nerv rauben kann. Insofern hat Kakashi-sensei mir eigentlich einen Gefallen getan, Naruto mit ihr Plätze tauschen zu lassen, aber eingerechnet, dass Haruno Sakura möglicherweise auch nicht der perfekte Platznachbar für mich ist, hat er natürlich auch nicht. Trotzdem. Nicht aufregen. Es hätte viel, viel schlimmer kommen können. Unauffällig schiele ich zu Sakuras beiden Freundinnen herüber, die immer noch gackernd über ihren Zettelchen hängen. Wenn ich mir vorstelle, den Rest des Schuljahres mit Yamanaka Ino Gruppenarbeit abzuleisten, bekomme ich doch ein seltsames Ziepen in der unteren Magengegend. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, greife in meine Schultasche, die neben meinem Stuhl unachtsam auf dem Boden liegt und ziehe meine Sachen heraus. Egal, was für einen Lehrer wir jetzt haben und egal, wie der Stundenplan aussieht, dieser Schultag wird wohl sehr, sehr lange dauern und mich sehr, sehr viel Mühe und Geduld kosten. ________________________________________________________________________________ Ich behielt recht. Der Schultag kostete mich so ziemlich jeden verfluchten Nerv, der noch nicht an Narutos sinnlosen Geschichten gestorben war, hauptsächlich weil wir die ersten zwei Schulstunden eigentlich frei gehabt hätten. Was aber natürlich wieder niemand mitbekommen hatte und somit auch keiner verständigt worden war. Wer war noch mal Klassensprecher und wozu waren die überhaupt da?! Trotzdem schaffe ich es so gegen 16 Uhr mein Rad aus dem rostigen Fahrradständer zu klauben und mich auf den Weg nach Hause zu begeben. Ich nehme die Kurven so schnell es meine platten Reifen erlauben und beschließe auf halben Wege nie wieder einen Fuß in dieses chaotische Klassenzimmer zu setzen. Schade, dass das nicht einzuhalten ist. Als ich die Wohnungstür aufschließe kommt mir ein vertrauter Geruch entgegen, nämlich der von gebratenem Huhn und mir wird klar, dass meine Mutter entweder mal wieder gefeuert wurde oder einfach nur früher gehen durfte. Leider ist ersteres realistischer. Allerdings ist sie, wenn sie mal wieder eine Kündigung bekommen hat, eher depressiv, weshalb die These mit der offensichtlichen Tatsache, dass sie mein Leibgericht kocht, nicht zusammen passt. Ich schmeiße also meinen Schulbeutel durch den Spalt meiner Zimmertür, hänge meine Jacke auf den Kleiderständer im Flur und ziehe meine Schuhe auf dem Weg in die Küche gleich während des Gehens aus. „Mom?“, frage ich vorsichtig und luge durch die Küchentür hinein. „Warum bist du schon zu Hause?“ Meine Mutter sieht vom Herd auf und dreht sich um. Ihre Augen wirken verheult und ihr Lächeln ist brüchig. Ich hatte also recht mit meiner Vermutung, trotzdem bleibe ich erst einmal unschlüssig am Türrahmen stehen, bis sie es mir selber gesagt hat. Sasuke, ich bin mal wieder gefeuert worden. Fuck you. „Sasuke.“, sagt sie leise und kommt näher. „Es war nicht meine Schuld. Ich habe nichts gemacht.“ Ich merke, wie mir heiß wird. „Sie haben mich rausgeekelt.“ Meine Mutter dreht sich um. Sie schlingt die Arme um ihren Oberkörper und schluchzt leise. Ihre Haltung macht sie so klein und verletzlich und mir wird wieder einmal klar, warum ich mein Leben hasse. Warum muss ich de Rolle eines Erwachsenen einnehmen? Nur weil meine Mutter es nicht schafft, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen? „Wer, Mom? Wer hat dich rausgeekelt?“ „Na Frau Kinoshi und die anderen. Sie haben mich von Anfang an nicht gemocht, das weißt du doch, das habe ich dir erzählt.“ Sie dreht sich um und blickt mir bittend in die Augen. Ich schüttele nur leicht den Kopf. „Hast du nicht, Mom.“ Sie fängt an, an ihren Haaren herum zu zupfen und weicht meinem Blick aus. „Ich habe dein Lieblingsgericht gemacht, mein Liebling. Zur Feier des Tages, dass ich früher nach Hause kommen konnte..“ Einen Moment lang möchte ich sie schlagen. Dafür, dass sie so hilflos ist und dafür, dass sie wieder einmal versucht alles ins Positive zu ziehen. Dafür, dass sie nie etwas kapiert und das sie diejenige ist, der man den Rauswurf zuschreiben muss. „Mom.“, sage ich schwach. „Wo ist Dad?“ Ihre Haltung verspannt sich. „Was weiß ich denn wo dein Vater ist.“ Sie dreht sich wieder von mir weg und geht zurück an den Herd. Langsam nimmt sie die Pfanne in die Hand und wendet die kleinen Fleischstücke, die darin brutzeln. Dann fängt sie leise an zu kichern. „Bestimmt vergnügt er sich wieder bei dieser Anderen. Wie heißt sie noch..? Saya?“ „Hör auf, Mom.“, sage ich schwach. Mein Kopf ist so leer gepustet, dass ich einfach nur noch in mein Zimmer möchte. Oder ins Bad, duschen. Ich komme mir vor wie ein vollgesogener Waschlappen, den irgendjemand vergessen hat auszuwringen. Entspannung ist das Einzige was ich jetzt brauche. „Hn.“, meine Mutter dreht wieder zu mir um. „Du kannst es verstehen, was? Welcher Mann hält es schon lange mit mir aus. Ich kenne das ja schon, aber wenn dein Vater sich auch nur ein kleines Bisschen beteiligen würde, dann würde hier alles schon anders aussehen!“ Während sie spricht klammert sie sich an den Seiten des Herds fest und ihre Glieder beginnen zu vibrieren. Ich merke wie sie wieder anfängt, sich aufzuregen, aber in diesem Moment ist meine Kraft einfach weg. Ich fange einfach an meine Mutter auszublenden und schließe für eine Sekunde die Augen. Keine gute Idee, den einen kurzen Moment später, heult meine Mutter lauthals los und wischt in ihrer Extase die glühend heiße Pfanne vom Herd und somit das Essen auf Boden. „Scheiße!!“, heult sie, klammert sich am Küchentisch fest und stolpert auf mich zu. „Das war ich nicht, Sasuke. Ich war das nicht. Das ist nicht meine Schuld..!!“ Ich packe ihre Arme und ziehe sie hinaus auf den Flur und ins Schlafzimmer hinein. Völlig aufgewühlt lässt sie sich auf das Bett fallen und vergräbt ihr Gesicht in einem der Kissen. „Manchmal frage ich mich, wer von uns Beiden das Kind ist.“, sage ich langsam und kühl und streiche ich über ihr Haar. „Du bist achtzehn, Sasuke. Du bist längst kein Kind mehr.“ Sie schluchzt leise und schiebt mit einer Hand meine von ihrem Kopf. „Ich will nicht mehr...“, wispert sie leise. Ich kneife die Lippen aufeinander und verschränke meine Arme. „Deswegen ist Dad auch nicht hier. Weil er dein ewiges Selbstmitleid satt hat! Und ich hab’ auch kein Bock mehr, Mom! Kein Bock mehr auf diese ewige Scheiße!!“ Ich springe auf und schlage die Schlafzimmertür hinter mir zu. Ihr Schluchzen dringt durch das dünne Holz hinaus auf den Flur und mir wird schwindelig. Zum Teufel mit meiner Mutter, meinem Dad und meinem verdammten Leben. - Dies ist der 244. Merkzettel an mich selbst: Punkt 1. Wecker auf 6.45 Uhr stellen! Punkt 2. Aufstehen, aber trotzdem die Schule schwänzen! Punkt 3. Zeitung von unten hoch holen und meiner Mutter die Arbeitsanzeigen unterstreichen! Punkt 4. Frühstück machen! Punkt 5. Dad auf seinem Handy anrufen! Punkt 6. Entschuldigung schreiben! Punkt 7. Vielleicht doch noch in die Schule gehen..? (Hey, das ist der erste Punkt ohne Ausrufezeichen..) Punkt 8. Zum 244. Mal das ‚Merkzettel schreiben’ sein lassen!! ______________________________________________________________________________ Vielen Dank für’s Lesen! Ja, endlich ein neues Kapitel! Ich hab mir wirklich Zeit gelassen, anders kann man es nicht sagen. :’D° [Fast zwei Jahre... omg, sorry!! XD] Tut mir wirklich sehr Leid! Sasuke hat echt ein kompliziertes Leben. Aber genauso stelle ich ihn mir vor. Er ist eigentlich gar kein Arsch, sondern hat einfach seinen Weg noch nicht gefunden. Deswegen hängt er so ein bisschen zwischen den Zeilen. Ich hoffe, ihr könnt meine kuriose Interpretation von Sasukes Charakter nachvollziehen. *hoff* :’9 Nun ja. Vielen Dank noch mal & GOMEN-NASAI!! p.s. Wer Fehler findet, darf sie aufessen! :'9 [Bleibt mir treu, bittö! I luv ya!!] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)