Zwischen Spiel und Realität von Mamitasu ================================================================================ Erste Vorlesung --------------- Auf auf zur ersten Lehrveranstaltung des guten Gackts und zum ersten Auftritt von *Trommelwirbel* Hyde. Wünsche viel Lesevergnügen. ~~~~~~~~~~~~~~~*****~~~~~~~~~~~~~~~ Die Vögel sangen ihr morgendliches Lied und versprühten damit Ruhe. Diese hielt nicht lange, denn bei genaurem Betrachten sah man Menschenmassen über die Straßen hetzen. Autos fuhren hupend über die Kreuzungen oder bremsten abrupt. Massen strömten zu den U-Bahnhaltestellen, ebenso große Mengen kamen aus den Stationen und verteilten sich erneut auf den Straßen. Türen wurden geöffnet und wieder geschlossen. Vorhänge wurden aufgezogen. Schilder umgedreht. Die ersten Geschäfte des heutigen Tages wurden getätigt. Unter ihnen befand sich eine Person, welche aus der Masse hervorstach. Denn sie hetzte nicht in dem Tempo der anderen, sondern rannte als ob der Teufel hinter ihr her war. „Ich komm zu spät.“ Wie ein Mantra kamen diese Worte immer wieder über die Lippen des jungen Mannes. Er stolperte die Treppe herunter und kam schnaubend zum Stehen. Seine Augen huschten über den Bahnsteig und entdeckten eine wegfahrende Bahn. Ein enttäuschtes Seufzen verließ seine Lippen und zwei Sekunden gab er es auf. Doch dann arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren und er fand eine Lösung. Er nahm die nächste Bahn. Kaum das er eingestiegen war, pumpte er Luft in seine Lungen, als hätte er die letzten Minuten vergessen etwas von diesem kostbaren Gut einzuatmen. Gackt lehnte seine Stirn gegen die Tür. Das kühle Glas der Scheibe tat ihm gut. Es reduzierte die Hitze seiner Stirn, denn durch das Rennen und Denken war sie warm geworden. Er öffnete seine Umhängetasche und nahm eine Flasche heraus. Er hatte Glück und konnte aus dieser trinken. Der Platz reichte gerade so und zur Sicherheit nahm er nur einen kleinen Schluck, um den größten Durst zu löschen. Er steckte sie wieder weg und stieg aus. Er berührte den Boden kaum, schon beschleunigte er seinen Schritt und nahm immer zwei oder drei Stufen die Treppe rauf. Oben angekommen wandte er sich nach links und stürmte die Straße runter. Er musste an einigen Ampeln stoppen, ehe er endlich das Tor zum Campus erblickte. Dieses weckte seine Kraftreserven und er konnte sein Tempo ein letztes Mal erhöhen. Zielstrebig rannte er auf das entsprechende Gebäude zu, geschickt wich er dabei den anderen Studenten aus. Er huschte durch die Tür, welche eine Studentin gerade zu fallen lassen wollte. Drinnen ignorierte er die Fahrstühle und nahm gleich die Treppen. Er musste nur noch in den dritten Stock und dann konnte er sich auf einen Platz fallen lassen. Er hoffte inständig, dass der Professor noch nicht da war und You ihm einen Stuhl neben ihm frei hielt. Nach der ersten Etage schaffte er es nicht mehr mehrere Stufen mit einmal zunehmen. Seine Atmung wurde immer schwerer und nur der Ausblick, dass er es gleich geschafft hatte, hielt ihn auf den Beinen, trieb ihn vorwärts. Er sah die letzte Stufe klar vor Augen, heftete seinen Blick an sie und verfehlte sie. Camui kam ins Taumeln und begann mit seinen Armen zu rudern, um sein Gleichgewicht zurückzugewinnen. Doch es misslang. Er sah den Boden immer näher kommen. Innerlich bereitete er sich schon auf den Aufprall vor. In Erwatung von diesem schloss er seine Augen. Anstelle des harten Bodens spürte er Arme, welche ihn hielten. Erleichtert öffnete er seine Augen. Er schloss und öffnete sie wieder, zwinkerte kurz. Doch an dem Bild änderte sich nichts. Es überraschte ihn, denn die Arme, in welchen er noch immer hing, fühlten sich nicht annähernd so an, als ob sie zu einer Frau gehören könnten. Und doch erweckte das Gesicht den Eindruck. Es war das Gesicht einer Frau. Er war sich ziemlich sicher, dass es stimmte. Denn diese feinen Züge konnten keinem Mann gehören und doch waren da noch die Arme, welche ihm ein anderes Gefühl vermittelten. „Hey, hey, nicht so stürmisch.“ Ein Lächeln spiegelte sich in den Zügen seines Gegenübers wieder. Er schluckte. Irgendwie klangen die Worte nicht so lieblich, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Stimme war tiefer als gedacht und er bekam den Eindruck, dass er noch nicht erfasst hatte, um was für ein Wesen es sich handelte. Er blickte auf und sah das freundliche Gesicht, in dem sich eine kleine Frage breit gemacht hatte. Ihm fiel ein, dass er sich ja bewegen sollte. So schön es sich auch anfühlte, war es ihm doch irgendwie peinlich. Mit Hilfe des anderen kam er wieder zum stehen und begann nun diesen eingehend zu mustern. Er erblickte langes Haar, was ein feminines Gesicht einrahmte. Bei den haselnussbraunen Augen, welche ihm amüsiert entgegenblickten, verweilte er etwas, dann ließ er seine Augen weiter nach unten wandern. Die Kleidung bestand aus einer engen, schwarzen Hose, einem hellen, aber nicht aufdringlich wirkenden Shirt und einer dunkelgrünen Jacke, welche locker um die Schultern hingen. Alles in allem ein ansehnliches Bild und doch irritierte ihn etwas. Sein Gegenüber wirkte wie eine Frau und doch war er sich, nachdem er die Stimme dieses bezaubernden Wesens vernommen hatte, sicher, dass er vor einem Mann stand. Einem jungen Mann. Der amüsierte Ausdruck hatte sich in ein offenes Lachen gewandelt, welches von jeder Faser wiedergespiegelt wurde. „Und hab ich die Musterung bestanden?“ Seine Stimme drückte die Erheiterung aus. Gackt räusperte sich verlegen und murmelte ein ‚Gomen’. Er schob sich an dem anderen vorbei und betrat den Hörsaal. Gackts Retter blieb zurück und hob eine seiner Brauen. ‚Interessant dieser Junge’, dachte er und ging Kopf schüttelnd in denselben Raum. Sein Blick suchte Reihe für Reihe nach seinem besten Freund ab. Bewusst und mit einem leisen Zischen stieß Gackt die Luft aus. Er wollte schon aufgeben, als er eine Hand in seinem Augenwinkel bemerkte, welche wild winkte. Er drehte sich in die Richtung und sah You. Zielstrebig steuerte er auf diesen zu und entschuldigte sich bei jedem Student, welchen er behinderte. Erschöpft ließ er sich auf dem Platz neben You fallen. „Du bist zu spät.“ Fragend hob der Angesprochene eine Augenbraue. „Der Professor ist doch noch nicht da.“ Er überprüfte seine Aussage, indem er zu der Tafel blickte und den Bereich nach einem älteren Herrn absuchte. Es war niemand zu sehen, der nur entfernt wie ein Professor wirkte. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass Vorlesungsbeginn laut Plan vor 5 Minuten war.“ Entnervt atmete Gackt aus. „Hab die richtige Bahn verpasst. Okay?“ Der Blick des anderen gefiel ihm nicht und so fuhr er fort: „Es war keine Absicht und verpasst hab ich auch nichts.“ „Weil du Glück hattest.“ You drehte sich zur Tafel und beließ es dabei. Sein Freund tat es ihm gleich. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen trat er an den Tisch und legte seine Vorbereitungen für diese Vorlesung nieder. Tief atmete er aus und ein. Überprüfte noch einmal seinen Zopf und drehte sich dann zu den Studenten um. Sein Blick glitt über die Reihen und allmählich stieg Wut in ihm auf. Alle Anwesenden tuschelten, schrieben oder lasen etwas. Doch schenkte niemand ihm Aufmerksamkeit. Er hatte es geahnt. Es war eine falsche Entscheidung gewesen, ihn diese Vertretung übernehmen zu lassen. Er hatte doch gar keine Erfahrung. Er wusste nicht, wie er eine Vorlesung zu halten hatte oder wie er mit den Studenten umgehen musste. Ein weiteres Mal nahm er viel Luft in seinen Lunge auf, wartete einen kurzen Moment, um sich zu sammeln und etwas zu beruhigen, ehe er die verbrauchte Luft wieder in ihre gewohnte Umgebung entließ. „RUHE.“ Die Stimme hatte er erhoben, um bis in den kleinsten Winkel des Hörsaales vorzudringen. Kaum dass das Wort verklungen war, schnellten alle Köpfe in Richtung des Urhebers. So sah er sich mit der alleinigen Aufmerksamkeit im Raum bedacht. Erneut kam Unsicherheit in ihm auf, doch jahrelanges Training ließen es ihn nicht zeigen. „Wenn ich denn um Ruhe bitten darf.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, während sein Tonfall neutral und nicht übertrieben laut war. „Wie ich euren erstaunten Gesichtern entnehmen kann, habt ihr mit einem anderen Dozenten gerechnet.“ Langsam sah er von einer Ecke zur anderen. „Eins kann ich euch versichern: Ich bin genauso wenig erfreut darüber hier zu stehen, wie ihr mich hier sehen wollt. Aber“, seine Stimme wurde ein klein wenig lauter, „ich werde mein Bestes geben, euch das ‚Elisabethanische Theater’ näher zu bringen.“ Er trat an die Tafel und schrieb, während er weiter, sprach einige Kanji an. „Ich bin Takarai Hideto und die Vertretung für Professor Hanasaki. Über den Grund für meine Vertretung kann ich euch nur soviel sagen, dass sie befristet ist und der Professor krank.“ Er legte eine Pause ein, in der er seinen Standort wechselte. Nun stand er neben dem Tisch. „Das Thema dieser Vorlesung ist die Entstehung des Elisabethanischen Theaters…“ Damit begann er seinen Vortrag. Langsam ließ er seinen Stift sinken. War das anstrengend gewesen. So viele Seite wie er in diesen zwei Stunden voll geschrieben hatte, hatte er nicht einmal in der Schule an einem Tag geschafft. Erstaunlich wie aufmerksam Gackt der Vorlesung gefolgt war. Er hatte förmlich an den Lippen von diesem gut aussehenden Dozenten gehangen. Und nun konnte er nicht mehr schreiben. Müde folgte er You auf den Gang. „Was haben wir jetzt?“ „Hm… Lass mich überlegen.“ Sein bester Freund kramte in seiner Tasche nach einem Stundenplan und fand ihn. Er überflog die Zeilen und deutete Camui an ihm zu folgen. Gemeinsam liefen sie durch die Gänge und kamen bei ihrer zweiten Veranstaltung an. Mit einem Seufzer ließ sich der Braunhaarige auf einem Stuhl in der Mitte der Sitzreihen nieder und holte erneut seinen Block und Stifte heraus. Ohne auf seinen Freund einzugehen, platzierte sich der ebenfalls Braunhaarige neben seinem Kumpel. Aufmerksam verfolgten sie auch die nächste Veranstaltung. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen sammelte er seine Unterlagen ein und verstaute sie feinsäuberlich in einem Ordner. Mit diesem unterm Arm wollte er den Raum verlassen, als er seinen Namen hörte. „Takarai-kun. Warten sie bitte kurz.“ Hyde blieb stehen und drehte sich zu dem Professor, welcher als Beobachter dieser Veranstaltung beigewohnt hatte, um. Dieser kam gemächlichen Schrittes auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. „Und wie fanden sie diese Vorlesung?“ Der Langhaarige blickte den schon ergrauten Dozenten dezent fragend an. Seine innere Neugierde ließ er da wo sie war. Im Inneren. Er war kein Vertreter von der zur Schautragung der Gefühle, deswegen reagierte und agierte er meist kühl und reserviert. Er wusste auch, was für eine Wirkung er aufgrund seines Aussehens und dieser Art auf andere ausübte. Natürlich wäre er dumm, wenn er es nicht für seine Zwecke nutzen würde. So ließ er auf seinem Gesicht ein leichtes Lächeln erscheinen und hatte den leicht fragenden Unterton ausschließlich in seinen Augen. „Gut. Keineswegs war sie vergleichbar mit der von Hanasaki-san, aber auch nicht schlecht. Sie verstehen doch, dass wir uns erst von ihrer Qualifikation überzeugen mussten. Es kommt selten vor das ein Professor einen Studenten als Vertretung vorschlägt. Damit will ich keinesfalls andeuten, dass sie ein schlechter Student sind, aber doch nicht ausgelernt haben.“ Er grinste auf die Art und Weise, die nur ältere Menschen mit viel Selbstüberzeugung konnten. ‚Komm zum Punkt, alter Knacker’. Ein Gedanken, den er sich erlauben durfte, aber nicht aussprechen. Und so hielt es Hyde auch. Er grinste seinen Gesprächspartner einfach weiter höflich an. „Natürlich. Ich verstehe sie. Doch könnten sie – ich möchte jetzt nicht unhöflich sein, aber ich habe noch eine Vorlesung, die ich besuchen sollte – bitte sagen, ob ich die Vorlesung weiter halten darf oder nicht.“ Sein Lächeln wurde entschuldigend und ein rascher Blick auf die Uhr brachte seine Eile zum Ausdruck. „Ja, natürlich.“ Der ältere Herr nickte eifrig. „Sie haben die Erlaubnis diese Veranstaltung weiterzuführen bis Hanasaki-san wieder gesund ist.“ Eine kurze Verbeugung zur Verabschiedung und schon war er allein auf den Gängen. ‚Klappt doch immer wieder.’ Er musste sich schon beinah selber auf die Schulter klopfen für sein schauspielerisches Talent. Vor sich hin pfeifend schritt er zwischen den anderen Student auf den Hof hinaus. Dort hielt er Ausschau nach einem blonden Haarschopf. Auf einer Bank entdeckte er die Person zu dieser der Schopf gehörte. Grinsend kam er neben ihr zum Stehen. „Ist der Platz noch frei?“ Der Kopf schelte hoch und das typische Grinsen stahl sich auf die Züge. „Nein. Für Frauen ist hier kein Platz.“ „Ach, du Pappnase.“ Hyde ließ sich einfach fallen. „Und wie war es vor Studenten zu stehen.“ „Als ob du das nicht kennst.“ „Nein, ich kenn es wirklich nich.“ „Ja schon klar.“ Er fuhr sich einmal durch sein langes Haar und nahm die Falsche, welche neben Tetsu stand. „Du hast noch nieeee vor Studenten gespielt.“ Er trank einen Schluck. „Ich darf doch?“ fragte Hyde noch, bevor er ansetzte. „Klar doch“, grinste der Blonde ihn an. Er wartete bis sein Kumpel die Falsche wieder abstellte. „Und wie ist es gelaufen? Nun sag schon.“ „Drängel nich.“ Hyde lehnte sich entspannt zurück und ließ den anderen noch ein bisschen zappeln. Bevor er sprach, zündete er sich noch einen seiner wichtigen Glimmstängel an. Nach einem tiefen Zug fühlte er sich dann endlich bereit zu reden. „War lustig die enttäuschten Gesichter zu sehen. Als ob einer der Erstsemester Hanasaki-sensei kennen würde. Na ja, was soll’s. Lief ganz gut.“ „Und darfst du sie weiter quälen?“ Freude und Ungeduld spiegelten sich auf Tetsus Gesicht. „Ich hab die Erlaubnis die Krankenvertretung zu mimen.“ „Das ist doch gut.“ „Find ich auch.“ Endlich sah Tetsu auch ein Grinsen bei seinem besten Kumpel. Dieser trat die aufgerauchte Zigarette auf und sah auf die Uhr. „Hm… Wir sollten langsam los, wenn wir nich auf der Treppe sitzen wollen.“ „Hai.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)