Miracle von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: so gut wie die ganze wahrheit ... -------------------------------------------- so gut wie die ganze Wahrheit ... Langsam begann Mira zu realisieren und zu verstehen, was passiert war. Nach dem verhängnisvollen Kampf auf dem Markt, war sie wie traumatisiert. Ejwyn zog sie an der Hand bis zu ihrem Haus. Miras Blick war leer und so schien sie auch nicht bewusst zu registrieren, wo sie sich befanden, denn das hätte sie wohl in Millionen Teile zerrissen, jetzt hier zu sein. Im Haus herrschte Totenstille. Ejwyn führte das Mädchen ins Bad, welches im Haus nicht schwer zu finden war, und gab ihr in einem sanften, leisen Ton, die Anweisung sich zu waschen. Abwesend, tat sie wie ihr geheißen und begann sich aus ihren verschwitzten und mit Blut verschmierten Kleidern zu zwängen. In der Zeit lief Ejwyn in ihr Zimmer und brachte ihr saubere Sachen. Danach stellte er sich in die Küche und wusch sich ebenfalls die Kampfspuren aus dem Gesicht. In der Fensterscheibe ihm gegenüber konnte er das Spiegelbild seiner selbst sehen. Das schmale Gesicht, die dunklen Augen und das zerstrubbelte Haar. Er sah selbst, wie erschöpft er aussah. Er wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schöpfte sich dann kaltes, klares Wasser ins Gesicht. Einzelne Wassertropfen perlten an ihm ab und fielen auf sein schwarzes Hemd, andere blieben an seinen Wimpern und Haaren hängen. Langsam aber sicher verschwand das Blut und der Schmutz aus seinem Gesicht und man konnte wieder seine leicht gebräunte, makellose Haut sehen. Als er schleifende Schritte im Flur hörte, sah er auf. Mira stand vor ihm, frisch gekleidet, in einem braunen knöchellangen Rock und einem engen schwarzen Shirt. Sie hatte Tränen in den Augen. „Er kommt nicht zurück, oder?“ Ihre Stimme war nur ein Hauchen und beim letzten Wort brach sie ganz weg. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Mitleid füllte seine Brust, auch wenn er es sich nicht eingestand. Er sollte schließlich nur seine Aufgabe erfüllen und nich für sie sorgen und sie trösten. „Nein“, flüsterte er sachte, „Er kommt nicht zurück“ Mitfühlend sah er sie an. Wie sie dastand - alles verloren, was sie besaß. Das kleine Mädchen, an ihrem Geburtstag, mit großen tränennassen Augen und verstrubbelten Haaren. Ohne weiteres zu sagen ging Ejwyns zu ihr. Legte seine Hand auf ihre Schulter und schob sich an ihr vorbei in den Korridor. Dort nahm er seinen Umhang und legte in sich wieder über. Dann griff er nach einem dunkelroten, der auf der Truhe im Flur lag und gab ihn Mira. Sie stand lautlos schluchzend hinter ihm, doch er wusste trotz allem nicht was er tun sollte. Er wollte nicht dass ihre Bindung zu eng wurde und so bemühte er sich um Distanz auch wenn es wehtat. Dann waren sie aus dem Haus und Ejwyn hatte nichts mehr gesagt, ebenso wenig wie Mira. Sie gingen die ganze Nacht hindurch, folgten immer dem einen Weg nach Nisenthal, ihrer nächste Etappe zu dem zum Ziel, welches Mira immer noch nicht kannte. Ihre Tränen waren inzwischen versiegt und der Kummer etwas verklungen. Was konnte sie schon gegen das Geschehene tun … Auch dieser Tag verging und sie gingen immer weiter. Dann hatte Ejwyn das Schweigen zu erst gebrochen und erzählte ihr, wieso sie keine Pause machten und wohin sie wollten. Die Gründe blieben ihr jedoch verborgen. Wenn Mira fragen wollte, brachte er das Gespräch sofort auf ein anderes Thema. Erneut brach der Abend an und endlich verkündete Ejwyn, dass sie eine Pause machen wollten. Mira war erschöpft vom vielen Laufen, denn sie hatte es zuvor nicht wahrgenommen wie erschöpft sie eigentlich war. Der Schmerz über den Verlust der Familie hatte sie so betäubt, dass sie kaum etwas spürte. Weder Schmerz, noch Müdigkeit, noch Hunger. Doch jetzt, da dieses Gefühl der Taubheit verebbt war, stürmten die Bedürfnisse auf sie ein. „Lass uns hier am Wegrand rasten!“ Mira sah ihn groß an. „Was?“ Ihre Miene war ungläubig. „Wieso denn mitten auf der Strasse?“ Doch Ejwyn hatte schon einen Baumstamm herangezogen, auf den sie sich setzten konnte. „Weil hier das Angreifen erschwert wird. Hier haben die Dunkelmagier keine Gelegenheit sich zu verstecken und aus dem Hinterhalt anzugreifen, da wir auf offenem Weg sitzen. „Oh man“ nuschelte Mira in sich hinein und setzte sich neben Ejwyn auf den Stamm. Ejwyn funkelte sie vergnügt an und war froh, dass sie sich wieder einigermaßen normalisiert hatte und wieder zu reden begann. Natürlich hätte er das vor keine Menschenseele zugegeben, dass es ihn traurig stimmte, Mira so leiden zu sehen. Er hatte das Mädchen in den wenigen Stunden, die er es kannte, sehr lieb gewonnen. Das gehörte zwar nicht zu seiner Aufgabe, der er nachkommen musste, doch war es sicherlich auch nicht schädlich. Er hatte es aufgegeben Distanz zu wahren, denn er wusste, dass er mit seinem Auftrag scheitern würde, wenn sie sich nicht aufeinander einließen. Ein Knurren durchzog die Abendruhe und erschrocken sah Ejwyn auf. „Warst du das??“ Er machte große Augen Zerknirscht sah sie ihn an. „Jaaa, ich hab schrecklichen Hunger“ Der Schalk lachte in Ejwyns Augen und ein Schmunzeln ging über sein Gesicht. Mira war fasziniert, wie unglaublich tief seine Augen wirkten und wie sehr sein Gesicht sie verzauberten, wenn er lachte. Es fesselte sie einfach, dass Ejwyn so etwas Magisches an sich hatte. Wenn sie ihn ansah, konnte sie alles vergessen, teilweise schien sie sogar zu vergessen wer sie selber war. „Ja stimmt, was zu Essen wäre jetzt super. Hier ist noch etwas Obst und einen halben Laib Brot hab ich auch noch.“ Umständlich zog er die Sachen aus einer seiner Manteltaschen. Dankbar nahm Mira einen Apfel und biss herzhaft hinein. In der Zwischenzeit hatte Ejwyn das Holz vor sich gestapelt um ihr Lager für die Nacht vorzuwärmen. Sorgsam legte er die Holzstücken an- und übereinander um ein Lagerfeuer entstehen zu lassen. Mira beobachtete ihn dabei, während sie an ihrem Apfel kaute und ihren Gedanken nachhing. Doch Tränen füllten abermals ihre Augen. Sie wollte sich nicht erinnern, sie wollte nicht mehr daran denken, dass sie selber Schuld an dem Tod ihres Vaters und Meenu war. Sofort wischte sie dir Tränen fort, al sie die Wange hinunter liefen – Ejwyn sollte nicht schon wieder sehen, wie sie weinte. Also versuchte Mira sich abzulenken, das einzige was gegen die ständige Trauer half. Sie stand auf und lief immer hin und her, während sie auf den Boden sah. „Was machst denn du da??“ Verwundert sah er sie an. Er konnte sich wirklich nicht erklären, was dass nun sollte. Mira blickte auf. „Ich suche Steine um das Feuer anzumachen, oder was hattest du vor?“ Ejwyn legte den kopf schief, dann begann er zu grinsen. „Ich hab da eine andere Methode, aber ich schätze mal, du wirst danach ein wenig verwirrt sein!“ Seine Augen glänzten und Mira schaute verwundert zu ihm runter. „Na dann zeig mir mal, wie du dass anstellen willst.“ Provokant setzte sie sich ihm genau gegenüber um auch ja nichts zu verpassen. „Bist du sicher, dass du es auch sehen willst? Es könnte dich wirklich schocken.“ Jetzt mit Zweifeln in seinen dunklen Augen, sah er sie an. Eifrig nickte sie. Er schürte ihre Neugier und das machte sie ganz hibbelig. Ejwyn sah wie aufgeregt sie war, und lächelte. Doch er lächelte nicht, weil sie sich auf seinen Trick freute, sondern weil sie wieder etwas Lebensfreude zeigte und nicht nur an Schuld und Tod dachte. „Pass auf …“ Er legte eine hand über den Stapel Holz, seine Hand schien von Innen zu glühen und kurz darauf stand das Holz in Flammen. „Woooooooow“, war alles was Mira heraus bekam. Ejwyn sah sie begeistert an, und er schien froh zu sein. „Wie hast du … Wie kannst du … Kann ich auch …. Wow!“ Mira kam aus dem Stammeln gar nicht mehr heraus und war einfach nur noch überwältigt, dass es so was tatsächlich gab. „Naja, ich bin ein Magier. Und ich beherrsche das Feuer. Aber nicht, dass du jetzt Angst vor mir hast.“ Er zog die Stirn in Falten, doch Mira hob sofort abwehrend die Hände. „Nein, nein, ich habe keine Angst. Ich bin beeindruckt. Ich habe davon immer nur gelesen, dass es solche Menschen geben soll. Doch einmal einen zu treffen …“ Ejwyn atmete erleichtert aus. Er sah sie noch einmal durchdringend an, um sicher zu gehen, dass sie auch ernst meinte, was sie da sagte. Mira spürte seinen Blick nicht, starrte das Feuer an und schien fasziniert, dass es noch immer brannte. „Kann ich auch so etwas lernen??“ Ejwyn sah sie kritisch an, als wüsste er nicht was oder wie er es sagen sollte. „Ja … kannst du. Vielleicht kannst du es auch schon. Ich weiß nicht.“ Miras Augen wurden immer größer. Endlich hatte sie etwas gefunden, mit dem sie sich ablenken konnte und eine Macht die es ihr möglich machte, ihre Familie zu rächen. Jetzt schwiegen beide, und sahen das Feuer an, welches munter vor sich hin brannte. Die Nacht war angebrochen, doch der Himmel war bewölkt, sodass man die Sterne nicht sehen konnte. „Erzähl mir was über die Leute, die meinen Vater … die in unserem Dorf waren.“ Mira sah Ejwyn ernst an, ihre Stimme war fest, doch in ihren Augen konnte er den Schmerz erkennen, den das Thema mit sich brachte. „Sie waren auch Magier … Dunkelmagier. Naja, und sie wollte dich … töten. Irgendwie …Willst du die Geschichte wirklich hören??“ Mira sah ihn ungebeugt an, was eine Antwort überflüssig machte. Sie hörte ihm zu und beobachtete ihn ganz genau, um jedes Detail, jedes Augenzucken an ihm mitzubekommen. „Ja ich möchte diese Geschichte hören. Wieso wollten die mich töten?? Und wieso lebe ich dann noch und meine Familie ist tot?“ Sie war bewegt, doch ihre Stimme war ruhig und sachlich. „Noch vor deinem 17. Geburtstag sollte man dich umgebracht haben, so lautete die Anweisung, sagt die Überlieferung. Alle haben es gewussten und haben versucht dich zu beschützen. Allen voran deine Familie. Deshalb starben sie. Ich sollte kommen um dich da wegzuholen, damit dein Dorf erst gar nicht angegriffen wird, aber ich kam zu spät. Sie waren schon da.“ Er holte tief Luft und atmete geräuschvoll wieder aus. „Meenu und dein Vater wollten dich beschützen, deshalb starben sie. Du hättest auch nichts mehr ändern können, wenn du am selben Tag noch weggegangen wärst. Sie waren schon im Dorf, eh ich eintraf.“ Mira sah immer noch ernst zu ihm, doch Unerwartetherweise hatte sie keine Tränen in den Augen, sondern nur einen Blick, der abgestumpft wirkte. „Danke Ejwyn“, sagte sie plötzlich und ihr Blick wurde wieder weich, mit der bekannten Spur an Traurigkeit in ihm. Ejwyn wirkte verwirrt. „Wofür denn?“ „Dass du mich gerettet hast und so ehrlich zu mir bist. Danke schön“ Sie lächelte ihn an, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht und sie stand auf, um sich zu streckten. Ejwyn blieb der Mund offen stehen und er schüttelte den Kopf. „Willst du gar nicht wissen, wieso sie dich gesucht haben?“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm lange in sein schönes Gesicht. „Nein, nicht Heute. Außerdem denke ich mal, wirst du es mir auch nicht sagen, zumindest nicht jetzt.“ Sie nahm sich ihren Umhang von den Schultern und legte ihn sorgsam auf den Boden. Dann legte sie sich selber drauf und drehte sich mit dem Rücken zum Feuer. Vom langen Marsch tat ihr alles weh und sie war erleichtert endlich liegen zu können. Mit den Gedanken bei ihrem Dorf und die unbekannten Männern schlief sie schließlich ein. Ejwyn war noch lange wach und sah auf Mira hinab. Er war erstaunt, wie gut sie das eben erzählte aufnahm und er kam zu dem Schluss, dass es gut war, dass sie das Dorf gleich nach dem Vorfall verlassen hatten. Es wäre für sie einfach nicht einträglich gewesen, hätte sie sich immer und immer wieder an alles erinnert, wenn sie einen bestimmten Ort oder einen vertrautes Geräusch gehört hätte. So hatte sie nur die Erinnerungen, die sie in sich trug und die würden irgendwann in Vergessenheit geraten, zumindest die, die unerträglich waren. Ejwyn stand auf, legte seinen Umhang auf den zitternden Körper des Mädchens und lehnte sich dann im Schneidersitz gegen den Baumstamm. Er schloss die Augen und schlief sofort ein. Als der nächste Tag anbrach, war der Himmel Wolkenverhangen. Mira öffnete ihre Augen und staunte nicht schlecht, als sie sich nicht in ihrem Bett, sondern in der freien Natur wieder fand. Die ganzen Erinnerungen kehrten jäh zurück und machten sie traurig, doch alle Tränen waren versiegt. Die Erinnerung an Ejwyn kam jedoch erst, als sie seinen Mantel auf ihrem Schoß spürte. Ihr war nicht bewusst, dass ihr kalt war, doch sie schlang den Mantel eng um ihren Körper. Die frühen Septembertage waren kälter als gedacht. Dann sah sie sich um, doch von Ejwyn keine Spur. Das Feuer neben ihr brannte noch immer und zu dem kam ihr wieder in den Sinn, was Ejwyn war und was er ihr gestern erzählt hatte. Plötzlich vernahm sie einen Schrei, der völlig unmenschlich klang, ihr Gedanken durchschnitt und sie zuckte zusammen. Ängstlich sah sie zu allen Seiten und schließlich in den Himmel, wo sie ganz in der nähe, einen Vogel fliegen sah. Er war wunderschön, mit seinem goldenen Gefieder und Mira war sich fast sicher, dass es ein Falke war. Der Vogel setzte zum Landen an und Mira machte sich bereit davon zu laufen, sobald der Vogel zu Nahe kam. Und der Vogel kam, doch setzte er nicht zur Attacke auf Mira an, sonder er flog sanft immer tiefer, bis er sich auf dem Baumstamm niederließ. Der Falke pickte etwas auf dem Stamm umher und sah dann Mira aus seinen braunen Augen heraus, an. Sie fühlte sich unwohl, von dem Vogel so angesehen zu werden, doch dann erwiderte sie den Blick des Falken und sah ihm ebenfalls ihn die Augen und diese erinnerten sie an jemanden, der genauso eine Tiefe in den Augen hatte, wie das Tier. So stand sie da und lieferte sich mit dem Vogel ein Blickduell. Mira ließ sich wieder auf dem Boden nieder und sah sich den Falken genauer an, bestaunte die Färbung seines Gefieders, die Schwingen, die er an sich gepresst hielt und den edlen Kopf den er mal nach rechts und mal nach links neigte. So verharrte sie eine Weile, bis sie sich von dem Vogel löste und sich aufrichtete. Sie zog Ejwyns Mantel aus und hob ihren eigenen vom Boden auf. Mühevoll schüttelte sie das große Stück Stoff aus und legte ihn sich um. Den Umhang von Ejwyn legte sie sorgfältig auf den Baumstamm und sofort hüpfte der unbekannte Falke den Stamm entlang, bis hin zum Cape und setzte sich darauf. Ihr Mund blieb offen stehen, als sie das sah. „Böser Vogel“, sagte sie und kam sich dabei selber sehr albern vor, mit einem Tier zu sprechen. Sie hob einen Zweig vom Boden auf und begann damit den Vogel zu pieksen. „Geh weg da. Du darfst da nicht drauf sitzen“ In sicherer Distanz, kniete sie auf dem Boden und traktierte das Tier. Dieses schrie wütend auf, als Mira ihn versuchte von dem Umhang wegzuschubsen. Er hüpfte auf und ab und zu allen Seiten, ließ aber nicht von dem Mantel ab Dann hörte Mira Schritte, doch auch diese waren nicht von einem Menschen. Den Weg entlang kam Ejwyn mit zwei Pferden am Zügel. Mira blieb die Sprache weg und sie vergaß sogar den Falken, der daraufhin seine Schwingen ausbreitete und zu Ejwyn flog. Dort setzte er sich auf Ejwyns Schulter und der Rappe neben ihm, begann sofort unruhig mit dem Kopf zu schlagen. Ejwyn kam zu Mira und band die Pferde an den am nächsten stehenden Baum. „Pferde? Wo hast du die denn her?“ Mira war entgeistert. „Von einem kleinen Gestüt, hier ganz in der Nähe. Es liegt nicht auf unserem Weg, also bin ich heut morgen dahingegangen um uns welche zu holen, damit wir schneller vorankommen.“ Ejwyn behielt einen ernsten Ausdruck im Gesicht und sah Mira eindringlich an. Sie erwiderte seinen Blick, konnte sich aber nicht erklären, wieso er so böse drein schaute. Vielleicht war es ja wegen seinem Umhang, den sie ja nun hatte. Ejwyn trug nur seine schwarze Hose, die an den Enden in seine ebenfalls schwarzen Stiefel gesteckt waren. Sein schwarzes Hemd, was gar nicht mehr richtig schwarz war, wie ihr auffiel, war lässig in den Hosenbund gesteckt um den ein breiter brauner Gürtel lag, mit einer Schwertscheide und zwei kleinen Dolchen an der Seite. „Was hast du mit Fane gemacht?“ er sah sie weiterhin mit leicht ärgerlichem Blick an. „Was? Wer ist Fane?“ Sie sah immer noch verdutzt aus. „Der Falke auf meine Schulter ist Fane. Und es sah von weitem so aus, als hättest du ihn mit einem Stock gepiekt“ Seine Augen funkelten Mira böse an, als er den Zweig in ihren Händen sah. Mira schaute an sich herunter und sah ebenfalls den Zweig, welcher ein belastendes Beweisstück war. „Naja, er hatte sich auf deinen Umhang gesetzt und ich wollte ihn darunter scheuchen, aber er ist partout nicht weggegangen.“ Ejwyn sah sie überrascht an, dann verfiel er in ein helles schönes Lachen. „Ach so war das. Mira, das ist Fane, mein Falke. Er kam wohl, um mich zu suchen und hatte nur meinen Umhang gerochen und gesehen, den er dann beschützen wollte.“ Ejwyn lächelte vor sich hin und strich über das Gefieder des Falken. Mira konnte nicht ganz so sehr über die Sache lachen, war aber auch nicht böse. Sie ging zu einem der Pferde hinüber und streichelt dessen Nase und es begann leise und beruhigen die Nüstern zu blähen. „Das ist Denati. Sie ist schön, nicht wahr? Ich schenke sie dir.“ Ejwyn sah sie strahlend an, als hätte er ihr grade ein wunderschönes Geschenk gemacht, doch Mira schaute drein, als wäre ihr übel. „Was ist? Ist dir nicht gut? Gefällt sie dir nich?“ Ejwyn zog verwundert die Stirn kraus. „Naja, ich bin kein besonders guter Reiter und ich glaub ein eigenes Pferd wäre nicht so gut.“ Er brach wieder in schallendem Gelächter aus und Mira sah ihn böse an. „Was ist denn nun los? Ist es so lustig, wenn man nicht gut reiten kann?“ Ihre Stirn war mit Falten überzogen, die zeigten wie sauer sie so etwas machte. „Nein, ist schon okay. Wir kriegen das schon hin.“ Er beruhigte sich etwas und ging dann zum Baumstamm um sich seinen Umhang zu holen. „Ach übrigens, danke für deinen Umhang heute Nacht. Hast du selber nicht gefroren?“ Sie sah ihn schuldbewusst und zweifelnd an. „Nein, wenn man die Magie des Feuers hat, friert man nicht so schnell!“ Er sagte das auf eine so natürliche Art und Weise, dass man gar nich glauben konnte, dass Zauberei etwas Außergewöhnliches war. Dann beugte Ejwyn sich nach vorne, ließ die Hand übers Feuer schweben und sogleich war es aus. Wieder voller Erstaunen, sah sie ihm dabei zu und dann in seine Augen. „Also ich würde das wirklich auch gerne könne.“ Sie brannte darauf, ebenso Magie beherrschen zu können, wie er es tat, egal was es kostete. „Ich glaube nicht, dass du das kannst. Es kommt immer auf den Menschen drauf an, was er an Magie beherrscht. Daher kann ich mit dem Feuer umgehen, dafür aber nicht mit dem Wasser. Außerdem wäre es sowieso besser wenn du erst mal deine physische Verteidigung stärkst.“ Er sagte es ganz sachlich, um nicht den Eindruck zu erwecken, als hätte er kein Interesse daran, es ihr zu zeigen. Mira schaute nachdenklich ins Nichts, nickte dann aber heftig. „Ja, ich denke das ist in Ordnung. Aber so bald wie möglich, möchte auch ich ein Magier werden.“ Ejwyn nickte ebenfalls, sah aber aus, als würden ihm ihre Zukunftspläne gar nicht gefallen. Kurze Zeit später saßen beide auf den Pferden und waren auf dem weg nach Nisenthal. Mira hielt sich mehr schlecht als recht auf dem rutschigen Sattel und Ejwyn war bemüht nicht zu lachen und nebenbei auch noch darauf zu achten, dass Mira nicht vom Pferd rutschte. Der Tag war schon weit fortgeschritten und die Sonne stand schon dicht über dem Horizont, als Ejwyn plötzlich langsamer wurde. Mira hatte sich inzwischen einigermaßen an den Pferderücken gewöhnt und wurde ebenfalls langsamer. „Was ist los?“ Mira sah Ejwyn an, der sich wachsam umschaute. „Ich habe kein gutes Gefühl. Wir sollte weiter übers Feld reiten“ Neben ihnen lag ein riesengroßes Feld, auf dem zurzeit aber nur Gras stand. Mira sah ihn verwundert an, tat aber das, was er ihr gesagt hatte. Beide fielen in den Galopp und ritten über das Feld Richtung Stadt. Mira hatte sich zwar daran gewöhnt auf dem Pferd sitzen zu bleiben, doch Galopp ging ihr etwas zu schnell und sie verfiel wieder in einen langsamen Schritt. Und plötzlich erstarrte sie mitten in der Bewegung. Hinter ihr war jemand, das konnte sie spüren, doch sie war zu geängstigt um sich herum zu drehen. Langsam und vorsichtig trieb sie das Pferd an, das nervös umhertrippelte. Dann ohne Vorwarnung, trieb sie Denati mit aller Kraft vorwärts und raste über das Feld um Ejwyn einzuholen, der es nicht mitbekommen hatte, dass Mira nicht mehr hinter ihm war. Doch auch ihre Verfolger wurden schneller und panisch galoppierte sie Richtung Westen und sie kam immer näher an ihn heran, doch sie war einfach nicht schnell genug und dann passierte, was passieren musste. Mira verlor den Halt und rutschte seitlich am Pferdebauch hinab. Denati verfiel automatisch in eine leichtere Gangart, doch es war zu spät. Mira ließ die Zügel aus ihren Händen gleiten und fiel auf den Boden, so rollte seitlich noch etwas weiter und bleib dann, starr vor Angst, liegen. Ejwyn sah nichts von all dem und wusste dem zur Folge nicht einmal, das sie jetzt in Gefahr war. Sie hatte es fast geschafft ihn einzuholen und dann so etwas. Sie hörte das Hufgetrappel von Pferden und setzte sich aufrecht hin, mit dem kleinen Hoffnungsschimmer, dass es Ejwyn war. Doch es war nicht Ejwyn. Vor ihr standen drei schwarze, riesengroße Pferde auf denen drei in schwarz gekleidete Leute saßen. Sie stiegen ab, den Blick immer auf Mira gerichtet und lachten ein böses, hämischen Lachen. „Niemand der dich beschützen kann, kleine Prinzessin.“, sagte ein etwas dicklicher und kam ein Stück auf sie zu. „Ist doch irgendwie schade um sie“, meinte der Größte von ihnen, der scheinbar ihr Anführer war und zog ein Schwert mit schwarzer Klinge. Der dritte lachte einfach nur und zog seine Handschuhe aus und entblößte riesige Hände, an dessen linkem Ringfinger ein goldener Ring steckte, auf dem ein schwarzer Stein saß. Plötzlich durchzuckte ein Schrei den Himmel und Mira sah Fane über sich in der Luft, der grade abdrehte und Richtung Westen davon flog. Innerlich betete Mira, er möge Ejwyn bescheid sagen. Mira saß noch immer im Gras, blass vor Angst und ohne eine Möglichkeit sich zu verteidigen. „Tut uns leid Kleine, aber Auftrag ist Auftrag“, sagte der Anführer und hob sein Schwert. Mira sah es schon kommen, da ertönte eine ihr so vertraute Stimme. „Da hast du wohl Recht, Auftrag ist Auftrag.“ Jäh trat Ejwyn hinter den Männern hervor und stellte sich ihnen gegenüber, schützend vor Mira. Ihr fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete erleichtert aus. Schnell stand sie auf und trat ein Schritt seitlich an Ejwyn vorbei, um sich die drei Gestalten anzusehen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Ejwyn sie besiegen würde. „Hier nimm“, sagte er schnell zu Mira und eh sie begriff, was er von ihr wollte, hatte er ihr auch schon sein Schwert in die Hand gedrückt und sich mit seinen zwei Dolchen auf die Fremden gestürzt, die just in diesem Moment angriffen. Mira war perplex. Sie hasste Schwerter und eines in der Hand zu halten, machte sie unsicher und wütend. Sie war gegen so etwas, und jetzt hing ihr Leben von so einer verhassten Waffe ab. Da kam einer der Männer auf sie zugerannt, mit erhobenem Schwert und wie aus Reflex riss sie Ejwyns Schwert in die Höhe und blockte den Angriff des Magiers. Die Angst stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und ihre Hände zitterten. Es war ein Wunder, dass sie das Schwert überhaupt aufrecht halten konnte, da es nicht grade leicht war. Der Mann war verblüfft, dass sie seinen Angriff blocken konnte, doch nicht lange hielt dieses Erstaunen. Sofort ging er in einen neuen Angriff über, doch eh Mira etwas tun konnte, sprang Ejwyn zwischen sie und den Feind. Hinter Ejwyn sah sie den toten Körper, des Anführers und sie schauderte. Ejwyn sprang vor, ganz dicht an den Mann heran und stach dann ohne Vorwarnung mehrere Male mit dem Dolch in seinen Oberkörper. Der Unbekannte konnte nicht einmal schnell genug reagieren, um die Arme zur Verteidigung zu heben und viel einfach vornüber und blieb reglos liegen. Schon als Ejwyn den Ersten, der Männer getötet hatte, schwang der Dickliche sich auf sein Pferd und galoppierte davon; er wollte dieses Schicksal nich mit seinen Kameraden teilen. Nun erfüllte ein kaltes Schweigen die Luft und der Wind trug den Geruch von Blut in die anbrechende Nacht davon. Mira fiel auf die Knie, sie hatte noch immer das Schwert in der Hand, doch es lag schon zur Hälft am Boden, da es doch zu schwer wurde für ein ungeübtes Mädchen. Sie sah zu Ejwyn hoch, der dem letzten Mann hinter her sah, er war jedoch längst nich mehr zu sehen. Die Stimmung die in der Luft lag, war angespannt, keiner sagte etwas. Bis Ejwyn das Wort ergriff, seine Stimme war so neutral wie möglich und er verzog seinen Blick zu einer ernsten Miene. „Du solltest deinen Reitstil ein wenig verbessern“, sagte er trocken Mira fiel der Kiefer hinunter. „Mehr hast du nicht zu sagen? Oh mein Gott. Wir wären eben fast gestorben und du meckerst an meinem Reitstil.“ Jetzt sah er sie an und sah Wuttränen in ihren Augenwinkeln. Ein Unbehagen machte sich in ihm breit und er sah schnell wieder weg. Es war Vielleicht doch ein wenig forsch gewesen, so etwas zu sagen. „Wir wären nicht gestorben und du schon gar nicht. Auftrag ist Auftrag, und meiner ist es, dich zu beschützen.“ Er versuchte sie mit seinen Worten zu beruhigen und schon wieder tat er, was er doch eigentlich verhindern wollte. Er kam Mira immer näher und machte aus seinem Auftrag, sie zu beschützen, eine Gefühlssache. Sie sah ihn groß an und wusste, dass er es todernst meinte. Mira hatte keine Ahnung was sie denken sollte. Soeben hatte sie dabei zugesehen, wie Ejwyn zwei Männer ermordet hatte. Sie wusste zwar das Ejwyn ein guter Kämpfer war, der kein Problem damit hatte zu töten. Doch es zu wissen und es zu sehen, waren zwei grundverschiedene Dinge, wie Mira jetzt erkennen musste. „Wir sollten dir auch ein Schwert zulegen, du hältst dich gar nicht schlecht damit und wahrscheinlich ist es dir nützlicher als Pfeil und Bogen“, sagte er etwas freundlicher, aber immer noch mit einem abweisenden Blick. „Ich will kein Schwert. Ich hasse Waffen.“ Trotzig schaute sie zu Boden. „Um dich zu verteidigen brauchst du aber ein Schwert.“ Verständnislos sah er zu ihr hinunter. „Deshalb will ich doch die Magie erlernen. Damit kann ich mich auch verteidigen.“ Ihr Blick sagte alles, nämlich dass sie es sehr ernst nahm mit der Magie. „Magie allein reicht aber nicht aus. Wenn du physisch nicht stark genug bist, wirst du auch keine Magie ausüben können.“ Das Thema war für ihn beendet und er ging zu Denati und Lapid, so war der Name seines schwarzen Pferdes, und zog ihre Mäuler aus dem saftigen Gras. Mira kam hinter ihm hergetrottet. „Ist okay. Ich werde den Kampf mit Waffen lernen, wenn es von Nöten ist.“ Ejwyn drehte sich um und sah in ihre entschlossenen Augen. „Gut, dann werden wir in Nisenthal ein Schwert für dich besorgen.“ Ejwyn sprang in den Sattel und wartete bis auch Mira auf ihrem Pferd saß. „Wieso nehmen wir nicht eines von diesen Schwertern hier“, und sie zeigte auf die leblosen Hüllen der Angreifer. „Es würde einer Grabschändung gleich kommen und ein wenig Ehre hat jeder Krieger verdient, ob er nun gut oder böse ist“, sagte er in einem gelassen Ton, während sich Mira die Arm- und Nackenhaare aufstellten. Sie nickte, als Zeichen, dass sie verstanden hatte und trieb ihr Pferd voran. Es war nicht mehr weit, bis man die ersten Dächer der Häuser in Nisenthal erkennen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)