Apocalypse von Jadis (Nothing Left...) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 Eine Totenstille herrschte auf den Gängen der Raccoon City Junior School. Im zweiten Stockwerg lag eine männliche Leiche bereits seit ein paar Minuten auf dem Gang des Westflügels. Der Anzug des Mannes war mit Blut durchtränkt welches einer Frau aus dem Hals lief die ihren Kopf auf seine Brust gebettet hatte und sein fahles Gesicht streichelte, sich jede seiner Züge genau einprägte. Sie weinte nicht. Ihre Tränen waren versiegt, ihr Leben zu Staub zerfallen. Sie richtete sich auf, wobei der der Anzug ihres Mannes beiseite rutschte. Ihre Stirn legte sich in Falten. Ein braunes Schulterholster wurde sichtbar. Jedoch befand sich keine Waffe darin. Sie tat es erst einmal damit ab, dass er sie irgendwo gefunden haben musste und mitgenommen hatte um sich zu verteidigen. Sie selbst hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Doch diese Marke die er da am Gürtel trug... Sie beugte sich näher um in dem grauen Zwielicht, in welches der Gang getaucht war, besser lesen zu können. Special Agent Hayes F.B.I. Lauren stockte der Atem. Ihr Mann ein verdeckter Ermittler? Seine Identität so geheim, dass nicht einmal seine eigene Frau davon wusste? Unmöglich… oder etwa nicht? Erst jetzt bemerkte sie das Stück Papier was aus der Brusttasche ihres Mannes ragte. Sie zog es mit ihren blutigen Fingern heraus und entfaltete es. Es war eine Seite aus einem Erdkundeheft. Über die blutverschmierte Abbildung der Erdkugel stand in zittriger Schrift und mit Bleistift geschrieben: Liebste Lauren, vermutlich wirst du diese Zeilen nie zu Gesicht bekommen. Und doch liegt mir viel daran, dass ich sie als eine Art letzte Beichte aufschreibe. Es gibt vieles was ich dir über die langen und glücklichen Jahre die wir miteinander verbrachten verschwiegen habe. Doch glaub mir das dies stets zu deinem und Torries Wohl geschah… Was Torrie anbelangt… Ich habe sie gefunden und von ihrem Leid erlöst. Begraben habe ich sie unter der Eiche im Park, nahe dem Spielplatz. Das war immer ihr Lieblingsort. Du musst mir verzeihen, Lauren. Es gab einfach keine andere Möglichkeit. Ich selbst werde es ebenfalls nicht überleben. Und ich weiß, dass es niemanden gibt der mich erlösen wird. Meine Waffe ist nutzlos geworden. Und jetzt, da sie mit dem Blut meiner eigenen Tochter beschmutzt ist, könnte ich sie nie wieder verwenden. Ein unleserlicher Absatz folgte. …so schwer. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit bis ich einer von ihnen werde. Ich bete, dass du es aus diesem Alptraum schaffst und wieder glücklich wirst. Eines weiß ich sicher, wir werden uns wieder sehen. Wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben. In tiefster Liebe Desmond x Lauren schrie. Diese letzten Worte zu lesen brachte sie an den Rand des Wahnsinns. Ihr Leben hatte keinen Sinn mehr, der Virus war in ihr, es gab keine Hoffnung mehr. Ihr Blick fiel auf die Waffe die neben ihr auf dem Boden lag. Sie schien ihr ein verlockendes Angebot zu machen. Lauren griff danach und hielt sich den Lauf der Waffe an die Schläfe. Bald würde alles vorbei sein. Es würde keine Schmerzen mehr geben, egal ob physisch oder mental. Sie hoffte, dass es irgendjemand aus der Stadt schaffen und Umbrella das Handwerk legen würde, den Konzern zu Fall brachte der sie alle umgebracht hatte. Lauren bedachte Desmond mit einem letzten Blick. Sein letzter Wunsch würde nicht in Erfüllung gehen. Sie würde nicht aus dieser Stadt fliehen können, würde nicht glücklich werden. Zumindest nicht mehr auf dieser Welt. Sie schloss die Augen und ihr Finger fasste den Abzug fester. Jemand entriss ihr die Waffe so plötzlich und unerwartet, dass sie aufschrie und sich wehrte, als starke Arme sie mit Leichtigkeit auf die Beine zogen. Ehe sie sich versah, fand sie sich in einer Umarmung wieder aus der sie sich nicht so einfach befreien konnte. Der Größe nach zu urteilen war es Olivera. Das Namensschild auf dessen Brust bestätigte Laurens verdacht. Bereits nach ein paar Sekunden wehrte sie sich nicht mehr. Im Gegenteil. Es tat gut die Nähe und Wärme eines anderen zu spüren. Laurens Atmung beruhigte sich, doch stand sie immer noch unter Schock. “Danke.” hauchte sie mit gebrochener Stimme. “Es gibt nichts zu danken.” Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Es kam aus dem Biologiezimmer. Carlos ließ sie los und schlich mit angelegter Waffe auf die Tür zu. Lauren fiel sehr wohl auf, dass er es anscheinend für besser hielt, dass sie unbewaffnet blieb. Sie folgte ihm und zwang sich nicht zurück zu blicken. Das würde es ihr nur noch schwerer machen. Die Tür zum Biologiezimmer war nur angelehnt. Carlos lugte hinein und war fast augenblicklich lautlos hineingeschlüpft. Wie ein Schatten, kam es Lauren vor. Gerade als sie die Tür erreichte, drang ein Fauchen, gefolgt von einem Schrei an ihr Ohr. Keine Sekunde später ertönte ein Schuss. Lauren riss die Tür weit auf und stürmte ins Innere. Ihr erster Blick fiel auf die vielen, in Glasfläschchen konservierten, Tierleichen. “Suchen sie auch nach dem Mädchen?” hörte sie Carlos’ Stimme. Er versperrte ihr die Sicht auf sein Gegenüber. Lauren trat neben Carlos und erblickte einen dunkelhäutigen Mann der Marke Straßengangster. Er hatte einen Hut auf und steckte gerade zwei vergoldete Waffen in seinen Gürtel. “Mädchen?” fragte er und sah zu Lauren “Ah ja, die Kleine. Ja.” Carlos richtete seine Waffe zur Decke. “Dann sind wir wohl Partner.” sagte er. Der Typ musterte Lauren immer noch unverhohlen. “Sind sie nicht-?” “Ja ist sie.” antwortete Carlos schnell und schob Lauren zurück zur Tür. Sie konnte noch einen Blick auf einen Zombie erhaschen der am Boden lag. Seine Stirn wies ein fingernagelgroßes Loch auf. Lauren erkannte den Mann. Er war der Mathelehrer ihrer Tochter gewesen. Sie konnte ihn noch nie leiden. Ein Klos stahl sich ihre Kehle hoch und ihre Augen füllten sich nun doch noch mit Tränen. Torrie… Mit einem kräftigen Tritt flog die Tür aus den Angeln und Carlos stürmte ins Innere des Klassenzimmers. Lauren wartete neben dem Punk, der sich als Lloyd Jefferson Wayne vorgestellt hatte, auf dem Gang. In Anbetracht der legeren Umstände sollten sie ihn L.J. nennen, hatte er gesagt. Lauren konnte sich nur schwer zusammen reißen ihn nicht sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Die Vorstellung was sie alles mit seiner Leber anstellen konnte spendeten ihr etwas Befriedigung. Doch das war jetzt nicht so wichtig. Wenn Feinde im inneren des Klassenzimmers auf sie lauern sollten, dann hatten sie das Überraschungsmoment ganz klar auf ihrer Seite, auch wenn Lauren sich nicht sicher war, ob Untote überhaupt so etwas wie Überraschung verspüren konnten. Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Es klang nach dem Durchladen eines Schrotgewehrs. Lauren konnte es nicht mit Sicherheit sagen, da sie von Waffen noch genauso wenig Ahnung hatte wie vor ein paar Minuten auch, aber das typische wisch-wisch konnte nur etwas in der Art sein. L.J. erkannte darin sein Zeichen ebenfalls loszustürmen. Beiläufig stellte sie fest, dass er, als er über die Tür ins Innere trat, sehr darauf bedacht war, dass sein ach so alberner Hut ihm nicht vom Kopf rutschte. Sie fand fast keine Worte für diesen Kerl. Eine Sekunde später vernahm sie seine Stimme. “Nicht schießen, nicht schießen, er ist sauber. Er hat genau wie wir ‘n Deal mit Doktor Frankenstein.” Lauren löste sich von der Wand an der sie gelehnt hatte und lugte vorsichtig um die Ecke. Das Erste was sie sah war eine Frau die eine Pupgun in der Hand hielt und auf Carlos zielte. Auf ihrer Brust, direkt auf Herzhöhe, leuchtete ein kleiner roter Punkt, der Laserpointer von Carlos’ Waffe. Lauren fand nur ein einziges Worte für das Erscheinungsbild dieser Frau: cool. Zwar sah sie mitgenommen und erschöpft aus, doch dies änderte nichts an dem Eindruck den diese Frau auf Lauren hinterließ. An ihrer Haut klebte Blut, doch seltsamer Weise sah sie keine Hautabschürfungen oder sonstiges. Lauren dachte an Eliteeinheiten des Militärs die sich die Gesichter mit Farbe und anderen Dingen beschmierten. Vielleicht war diese Frau ebenfalls eine Mitarbeiterin des Militärs die sich auf solche Tricks verstand. Ihre Hose war zerrissen und als Top trug sie etwas das an ein Fischernetz erinnerte. An beiden Oberschenkeln trug sie Waffenholster. Lauren nickte innerlich anerkennend. Vorbereitet war sie allemal, was den Verdacht, dass sie Militärerfahrung hatte, noch verstärkte. Dies alles dachte Lauren als sich Carlos und die Frau stumm und mit blankem Gesichtsausdruck musterten. Beide hielten die Waffen immer noch Schussbereit. Die Frau war die erste die ablegte und sich die Waffe lässig über die Schulter warf. Lauren trat ein, wurde kurz gemustert, für nicht gefährlich befunden, und ihr Blick fiel auf eine weitere Frau die bis jetzt stumm daneben gestanden hatte. Sie erkannte sie sofort. Jill Valentine, suspendiertes Mitglied der Spezialeinheit S.T.A.R.S.. Terri hatte damals darüber berichtet, aber das war eine andere Geschichte. Jill meldete sich jetzt zu Wort. “Wie viele gibt’s noch von euch?” Sie sah zu Carlos. “Was meinst du?” fragte er und richtete den Lauf seiner Waffe ebenfalls von den Frauen weg. Jill antwortete nicht, sondern wandte stattdessen ihren Kopf in den hinteren Teil des Klassenzimmers. Carlos, L.J. und Lauren folgten der Bewegung und erblickten am Boden die schrecklich zugerichtete Leiche von Nikolai. Er war über und über mit Blut besudelt, hielt seine Waffe noch in der Hand und das meiste was noch von ihm übrig war war in zahlreiche kleine Stücke zerfetzt. Lauren wandte sich angeekelt ab und kämpfte gegen ihren Brechreiz. “Nikolai…” hörte sie Carlos’ flüsternde Stimme neben sich. L.J. hatte so viel Anstand und nahm in stillem Gedenken seinen Hut ab. Dann erblickte Lauren ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen und ihre Augen weiteten sich. Die kleine Ashford. Lauren wollte Auflachen. Es war einfach zu erschütternd, dass die Tochter des Mannes überlebte, der für Umbrella arbeitete und wahrscheinlich illegale biologische Experimente durchführte. Lauren verkniff sich irgendein Kommentar, das Mädchen konnte nichts dafür, und doch… Eine schreckliche Leere breitete sich in ihr aus. Doch noch schlimmer war die Gleichgültigkeit mit der sie ihre Situation jetzt sah. Vermutlich lag es an dem Schock. Ihre Familie, ihre Bekannten und Freunde waren tot, doch im Moment dachte sie an nichts anderes als daran, dass sie, wenn sie hier raus kam, dringend ein Telefonat mit dem Präsidenten führen müsste. Aber vielleicht stand er ebenfalls unter dem Einfluss von Umbrella. Möglich wäre es gewesen. Der Konzern war einfach zu mächtig. Ein plötzlicher Hustenreiz stieg in ihr auf und als sie ihm freien Lauf ließ sah die Frau mit der Pumpgun alarmiert zu ihr, dann zu Carlos. “Wann seit ihr gebissen wurden?” Ihr? Lauren blinzelte. Dann fiel ihr plötzlich auf, dass Carlos rechter Ärmel am Oberarm zerrissen war. Er blutete. Das war ihr vorher noch gar nicht aufgefallen. Als sie genauer darüber nachdachte fiel ihr ein, dass sie die beiden Männer das Erste Mal an einem Krankenwagen getroffen hatte. Wahrscheinlich hatten sie dich dort versucht zu versorgen. Plötzlich fühlte sie sich schlecht, da sie nur an sich selbst gedacht hatte. Als Carlos antwortete, fiel Lauren ebenfalls auf wie blass er plötzlich wirkte. “Vor drei Stunden.” Das stimmte in Laurens Fall natürlich nicht, aber sie sagte nichts. Die Frau mit dem Netztop nahm ihre Waffe wieder von ihrer Schulter und ging auf Carlos zu. Laurens Augen folgten ihr aufmerksam. Hatte sie eine Chance zu fliehen, wenn sie es abgesehen hätten sich ihrer zu entledigen? Die Tür war zu weit weg, die Fenster auch, Lauren stand in der Mitte des Raumes, sie würde es nicht rechtzeitig schaffend as Zimmer zu verlassen. Doch das musste sie auch nicht. Aus heiterem Himmel lächelte die Frau Carlos plötzlich an. “Heute ist euer Glückstag.” sagte sie nur, ging an ihm vorbei und trat an einen der Tische. Eine Schultasche lag darauf und eine Spiderman Lunchbox mit einer Art Geheimfach. So sah es zumindest auf den ersten Blick aus. Das Innere war zum größten Teil mit grauem Schaumstoff ausgefüllt. Darin waren vier Glasfläschchen und eine Hypo-Pistole. Die Fläschchen enthielten wiederum korkenzieherförmige Röhren, die wie eine DNA-Doppelhelix aussahen. Die Flüssigkeit darin war giftgrün. Ein komisches Gefühl beschlich Lauren als sie sich den Inhalt betrachtete. Die Frau packte alles zusammen und ging ohne ein weiteres Wort in Richtung Flur. Das Mädchen klammerte sich an eine Digicam die Lauren verdächtig an die von Terri erinnerte. Sie verwarf den Gedanken. Vermutlich war Terri schon raus aus dieser Hölle. Sie war jemand der das Glück gepachtet hatte, meistens jedenfalls… Valentine ging neben der Kleinen und die beiden verließen das Klassenzimmer ebenfalls. L.J. sah Carlos mit erboster Miene an. “Hättest ruhig mal ‘n Wort drüber verlieren können, du Wichser. Da reißt man sich ‘n Arsch auf…” Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Lauren sah ihm hinterher, dann traf ihr Blick den von Carlos der sie zu mustern schien. Er bewegte seinen Kopf in Richtung Ausgang. Lauren nickte. Als sie auf seiner Höhe war legte er eine Hand auf ihren Rücken und schob sie vorsichtig neben sich her. Lauren warf einen letzten Blick über seine Schulter zurück in das Klassenzimmer indem Nikolai schon zu faulen begann. Sie dachte an die Spiderman Lunchbox und deren Inhalt. Wenn sie nicht total daneben lag war das ihre Rettung. Bald würden sie hier raus sein… ~~~~~ Ende des 7. Kapitels ~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)