Kann es sein...? von Kokuren2 (Kapitel DREIZEHN) ================================================================================ I´ve been waiting for too long...for you to be mine --------------------------------------------------- TADAAAA!!! Hallihallooooo^_^ Hier melde ich mich endlich mit Kapitel 11!! Es hat lang gedauert, ich weiß, und ich möchte mich dafür entschuldigen, aber ein unschöner Zwischenfall hat meine Muse mehr oder weniger abgekillt. Doch... JETZT IST SIE WIEDER DA!! und ihr dürft sie jetzt lesen :) Hinweis zum Kapitel Titel: Das ist ein Textausschnitt aus einem Lied von Placebo namens ´´Centrefolds´´...kann ich nur empfehlen:) Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen!>< *schon wieder viiel zu viel gelabert und deswegen jetzt gleich den anfang macht* Kapitel 11: I´ve been waiting for too long for you to be mine Schritte waren verhallt. Trotzdem pochten die Schritte noch laut in seinen Ohren. Seine Körperhaltung glich der eines Jagdhundes, der eine langersehnte Fährte aufgenommen hatte. Den Blick starr nach vorne gerichtet, die Augen keinen Zentimeter bewegend, es fehlten lediglich die gespitzten Ohren. Allerdings hatte sein Augenspiel nicht jenen Ausdruck, den jemand hatte, witterte er fette Beute. Er glich eher dem eines zurückgelassenen Kindes. Die gefühlte Ewigkeit, die er so dort gestanden hatte, war in Wirklichkeit eine knappe Stunde gewesen, jedoch hatte diese vollkommen ausgereicht, um ihm das Gefühl zu geben, es würden sich Eiszapfen an seinem Körper bilden. Auf die Leute um sich herum reagierte er so gut wie gar nicht, auch wenn er nun schon mindestens fünfmal gefragt wurde, ob er Feuer hätte. Er hatte jedes Mal den Kopf geschüttelt. Er hatte kein Feuer mehr. Seine Flamme war davongerannt. Nicht einmal mehr ein Funken, so fühlte es sich an, war von ihr zurückgeblieben. Nicht einmal in weiter Ferne konnte er das kleinste Lichtlein von ihr flackern sehen. Als wäre sie erloschen. Langsam brannten Jans Augen vom langen, intensiven Starren, doch das Brennen war nicht halb so schlimm, wie der Großbrand von Sehnsucht in seinem Herzen, den kein Rettungsdienst der Welt unter Kontrolle kriegen würde. Alle seine Gelenke knirschten schmerzhaft, als er zum ersten Mal, seit er aufgesprungen und reglos stehen geblieben war, seine Glieder bewegte. Nur ein kraftloser Atemstoß, der in der Luft augenblicklich kondensierte, quälte sich aus seinen Lungen hervor, mehr Kraft hatte er nicht, um seinen banalen, körperlichen Schmerzen Ausdruck zu verleihen. Die Augen, die Spiegel der Seele, verrieten alles über seinen Zustand. Er hatte zulange gewartet. Er hatte ihn zu lange gequält, seine Gefühle zu lange gefesselt und gefangen gehalten, sie dabei noch ohne es gemerkt zu haben gefoltert. Jans eiskalte Hand wanderte zitternd zu seinen Augen, die völlig emotionslos auf den Boden starrten und er lies die salzige, warme Flüssigkeit zwischen seinen Fingern hindurch rinnen. Sein blonder Schopf, der sonst immer so perfekt gestylt nach oben stand, wirkte dabei seltsam geknickt. Er hätte es doch ahnen müssen, seine Handlungen waren zum Scheitern verurteilt gewesen, von der ersten Sekunde an, von dem ersten Wort an, dass er je gesprochen hatte, von dem ersten Gefühl an, das er nicht ernst genommen hatte. Tief in seinem verhangenen Kopf wusste er genau, dass dies seine wohlverdiente Strafe war. Und doch der größte Segen, den Gott ihm je bereitet hatte. „Du Idiot, ich hasse dich!!!“ Ohne es zu merken, setze sich sein Körper in Bewegung. Seine Beine wurden immer hastiger, die steifen Füße stampften heftig auf und zersplittern das ein oder andere Eis. „Ich liebe dich!!!“ Es fühlte sich zeitweise an, als ob er auf Scherben laufen würde, denn die Kälte hatte so stark an seinen Füßen genagt, dass er schon längst nicht mehr fror, sondern nur zwei dicke, brennende Klumpen fort beweget, die so zufälligerweise an seinen Beinen hingen. Er rannte in die Richtung, in die die nun mit Sicherheit endgültig aufgelöste und am Rande des Abgrunds stehende Person verschwunden war. Mit heiserer und schluchzender Stimme brüllte er seinen Namen, der kalt und gehässig von den Wänden zurückgerufen, ihm um die Ohren geschlagen wurde und ihm das Gefühl gab, im Nirgendwo und doch überall zu stehen, stehen tat er allerdings nicht mehr lange, als er in seiner Euphorie ganz und gar den glatten Untergrund unter seinen Füßen ausgeblendet hatte. Ohne jeglichen Schmerzensschrei stolperte er nach vorne und schürfte sich am rauen Eis die Wange auf. Die Wunde brannte erbarmungslos, als sich erneute Tränen aus seinen Augen lösten und er hatte das Gefühl, dass selbst diese Flüssigkeit zu Eis gefror. Alles Schmerzte. Äußerlich, wie innerlich. Seine Augenlieder begannen zu flackern, langsam verschwammen die Konturen der dunklen, dreckigen Straße, auf der er nun lag, kümmerlich, und ihm jegliche Kraft fehlte, auch nur ein Körperteil zu bewegen. Kurz bevor er endgültig das Bewusstsein verlor, blitze ein grelles Licht vor seinen Augen auf. Das rasende Knattern und Brummen des Motors fiel seiner Wahrnehmung schon nicht mehr zum Opfer. Es war sein Lebensglück, dass er eher am Rande der Straße gelegen hatte, während das Gefährt auf zwei Rädern an ihm vorbei zischte und ein paar alte Mülltüten aufwirbelte. Zwei Gestalten waren darauf zu erkennen, der Vordermann immerhin noch mit einem Helm gesichert bei dieser Geschwindigkeit, sein Hintermann jedoch völlig schutzlos. Jener zuckte heftig zusammen und reckte den Kopf noch weit nach hinten, als sie an dem Blonden vorbeirauschten. Seine langen, schwarzen Haare peitschten ihm dabei vor dem Gesicht herum und versperrten den grünen Augen die Sicht. Resignierend klammerte sich der junge Mann, dessen blasse Haut noch viel weißer wirkte als sonst, fester an den Fahrer und ohne, dass dieser es merkte, rannen schutzsuchende Tränen das alte und zerknitterte Leder der Motorradjacke herab. „Heute mache ich die Nacht zum Tag…“, flüsterte die betäubte Stimme in das rabenschwarze Zimmer hinein, doch mit diesem Satz verfälschte sie die Worte in ihrem Sinn vollkommen. Wie erwartet würden sich seine Augen heute Nacht zwar schließen, jedoch würde er niemals dazu kommen, sein Bewusstsein abzuschalten und eine Reise ins Traumland zu unternehmen. Er musste sich ständig vor Augen halten, dass er ihn verloren haben könnte. Für immer. Dass er nie wieder seinen ´´besten Freund´´ so behandeln würde, wie vorher. Dass er vielleicht nicht einmal mehr die Ärzte weiterleben lassen könnte. Ihre eigene Band, die sie beide doch so liebten, ihre Band! Er drehte sich langsam auf den Bauch und kuschelte sich eng in die Decke, presste sich haltsuchend an die Matratze und schluchzte wehleidig in das Kissen mit dem schwarzen Bezug, das den wunderschönsten Duft auf Erden trug, einen Duft, wie er wohl niemals ein zweites Mal existierte. Ja, er hatte einfach zu lang gewartet. Er hatte dieses Spiel zu lange gespielt, das verstand Jan nun eindeutig. Und es zerfleischte ihm das zuckende Herz, wenn er daran dachte, bald mit Sicherheit alleine wohnen zu müssen, und dass ihn alles, was ihm lieb und teuer war, nämlich Bela, verlassen würde. Die halbe Nacht lang lag der Blonde auf dem Bett seines Freundes, bei jedem Geräusch die Ohren nun wirklich spitzend, ob es nicht doch die Wohnungstür gewesen sein könnte, oder die Klingel, oder Schritte. Irgendein Lebenszeichen von demjenigen, dem er das größte Unrecht auf der ganzen Welt angetan hatte. Jedoch, nichts passierte. Irgendwann waren ihm kapitulierend die Augen zugefallen und vollkommen erschöpft, mit glitzernden Perlen auf den Wangen, war er in einen unruhigen, schweißtreibenden Schlaf gefallen, von dem er sich wünschte, dass er niemals mehr enden, oder dass er zumindest die Realität sein würde. Denn in seinen Träumen, da hatte er keinen seiner gravierenden Fehler begangen. Die Tage verstrichen, die Sonne schien, die Welt drehte sich weiter. Sie konnte gar nicht anders, auch wenn Jan einfach nur von dem herzzerreißenden Wunsch geplagt wurde, alles anhalten zu können, damit er nicht die Vögel zwitschern hören musste, die ihn zu bombten mit der Ironie des Schicksals, damit ihm nicht verliebte Pärchen auf der Straße begegneten, während er mit tiefen Augenringen nun schon zum zigsten Mal das Gebiet um ihre Wohnung herum absuchte. Die Leute mussten ihn schon längst für verrückt halten, denn was sollte man schon von einem verschlafen und dazu noch recht ungepflegt aussehendem Punk denken, der, sobald er an einer verkommenen Gasse vorbeilief und dort einen Obdachlosen erblickte, hin stürmte um ihn sich genauer zu besehen. Doch Jan wusste, dass es überhaupt nicht geisteskrank war, Bela irgendwo auf der Straße herumstromern zu sehen. Und bei Gott, er wünschte sich nichts sehnlicheres, egal, in welchem Zustand der Schwarzhaarige war- und jenen wollte man sich bei dieser Kälte gar nicht erst ausmalen-, egal, wie er auf ihn reagieren würde, er wollte ihn nur sehen und wissen, dass er noch unter den Lebenden weilte. Von Tag zu Tag plagten ihn mehr Ängste und von Tag zu Tag erschien ihm alles trister und sinnloser. Es war sinnlos, Besorgungen zu erledigen. Es war sinnlos, einen Handschlag zu tun. Wer würde darauf reagieren? Wer würde seine Witzchen zu einem kleinen Ungeschick machen? Niemand mehr. Niemals. Es war schließlich der fünfte Morgen nach einer Nacht, in der Jan nicht viel geschlafen und erneut den Teufel an alle Wände der Wohnung gemalt hatte, an dem er, wie die Morgen davor, aus dem Bett fiel, gar nicht erst dazu kam, zu realisieren, wo er war und was er tat, denn instinktiv richtete er sich wieder auf, um aus dem Zimmer zu stürzten, die gegenüberliegende Tür aufzureißen und….zu stocken. Das Bett war leer. Wie immer. Mit schmerzenden Beinen, denn allmählich gefiel es dem großen Körper nicht mehr, täglich einen Rums ertragen zu müssen, tappte er schwankend in die Küche. Auch dort waren keine Anzeichen eines nächtlichen Besuches aufzufinden. Die letzte Station, die letzte Hoffnung, das Badezimmer. Doch auch dort stieß er auf Kälte, Leere. Selbst das Anstellen der Heizung erschien in seinen Augen als vollkommen unnütz, denn so langsam aber sicher hatte er sich an die Gänsehaut auf seinen Armen gewöhnt, die er auch immer wieder als verdient empfand. Langsam wandte sich der Gitarrist vom Badezimmer ab, schlurfte lustlos und mit ziemlich kleinen Augen in die Küche, um dort Kaffe aufzusetzen. Zeitlupenähnlich ließ er sich auf dem genauso kalten Stuhl nieder, um dort wieder den Rest des Tages zu verweilen. Um mit zitternd schwachen Händen die Tasse an seine Lippen zu führen, aus dem Fenster zu blicken, sich wünschend, er könnte diese einzigartige Person zurück erlangen. Wenn er die Augen schloss und sich fest konzentrierte, rief er das prickelnde und heiße Gefühl zurück, als sich ihre Lippen nun schon zweimal getroffen haben. So heiß, wie er sich dabei fühlte, brauchte er wirklich keine Heizung. „Rede mit mir, wenn du weißt, was du willst!“ Jetzt hatte es sich tatsächlich bezahlt gemacht, unfreiwillig nächtelang hellwach in seinem Bett zu liegen und die Lauscher zu schärfen um auch nicht das allergeringste Geräusch zu missen. Sofort war Jan aufgesprungen, als er wieder einmal glaubte, Schritte und Türen gehört zu haben. Es war, als hätte er eine Schwelle in eine andere Dimension übertreten, als er den Flur betreten, das Licht eingeschaltet und mit fest zusammengekniffenen Augen eine Gestalt mit einem Rucksack, die gerade dabei war, die Wohnung zu verlassen, gesehen hatte. „Warte!!“ „Dirk!“, hatte er augenblicklich gebrüllt und war schwankend losgerannt, dabei hatte er sich den Oberarm an der Raufasertapete etwas aufgescheuert, doch der zischende Schmerz ging vollkommen unter in seinem Taumel von Freude und Angst. „Bleib, wo du bist!“, schrie ihm der Schwarzhaarige nun ins Gesicht, wobei sein eigenes sehr gezeichnet schien von den vergangenen Tagen. Die Stoppeln an seinem Kinn hatten bereits das Stadium des sexy Dreitagebarts überschritten, die Augenringe, so befürchtete Jan, waren nicht alleine wegen Schlafmangel so tief und schwarz, obwohl die Schwärze auch definitiv von der verlaufenen Schminke abstammen konnte. Jans Blick huschte verzweifelt an ihm auf und ab, wusste nicht, welchen geschundenen Arm er sich zuerst betrachten sollte, wusste nicht, ob er den stechenden Blick der grünen Augen standhalten konnte, doch er wagte es. Und trat automatisch einen Schritt zurück. Dabei flüsterte er, sich in seinen Taten und Worten sehr wiedersprechend: „Bleib…“ Der Angesprochene dachte anscheinend nicht einmal im Traum daran, sich auch nur eine Sekunde länger den besorgten Blicken Jans auszuliefern, denn er wandte ihm abrupt den Rücken zu, auf dem ein schwer bepackter Rucksack ruhte. Der Blond wusste, dass es vielleicht seine einzige Chance sein würde, das Blatt wieder zu wenden und mit ihm zu sprechen, allerdings erwies sich dieses Vorhaben als förmlich unmöglich, wäre er ihm nicht mit einem breiten Satz hinterher gesprungen und hätte seinen Arm ergriffen. Bela zuckte zusammen. Es brannte stark, als die schweißnasse Hand genau eine der Einschnittsstellen berührte und sich somit Salz in die Wunde schlich. „Bist du verrückt?!“, zischte er deshalb wütend, riss sich los, was keine gute Idee war, den die Reibung verursachte nur noch mehr Schmerz. Aber als er in Jans Augen blickte, war auch diese Pein vergessen, denn der Selbstschutz, den er, wie er nun feststelle, völlig vergebens aufgebaut hatte, wurde elanvoll durchtrennt. „E-es tut mir leid…“, kam die gestotterte Reaktion auf die Garstige. Dabei war es dem Älteren nicht möglich, heraus zu hören, für was genau Jan sich entschuldigte, doch es war ihm auch egal. Sein Verstand war zu vernebelt, zu aufgebracht, zu betrunken um sich zu beruhigen. Schon wieder wollte er sich umdrehen und gehen, nun wurde er am Rucksack festgehalten und eine zitternde Stimme erklang, vermutlich würde diese gleich noch mehr tun als zittern: „Bitte, geh nicht! Weißt du, wie ich gelitten habe, als du nicht da warst?!“ Schon an dem gehässigen Lachen Seiten seines Drummers konnte Jan feststellen, wie lächerlich seine Worte klangen. „Und du? Du hast mich nicht leiden lassen?“, erwiderte der Kleinere spöttisch und drehte sich um, um Jan vernichtend anzublicken. „Ich tue es wie du….Vielleicht, aber nur vielleicht, komme ich wieder…du wirst es nicht wissen!“ Es schmerzte sehr, einer geliebten Person so das Herz herauszureißen und nachdem er diesen Satz losgelassen hatte, musste Bela sehr schlucken. Jedoch war er am Ende seiner Kräfte angekommen und konnte sich nicht noch länger mit abgespeisten Worten und Ignoranz abgeben. Es gibt Momente im Leben, wo man sich nicht lähmen lassen darf vor Angst, sonst ist es zu spät. Diese Einsicht schien auch Jan zu haben, nachdem er wie angewurzelt, geschockt von diesen Worten dort stand und Bela nun schon den Türgriff in der Hand hielt. Es war wie eine Schlüsselreizreaktion. Seine Hand raste zu Belas Schulter, sodass die Halterung des Rucksackes diese hinab rutschte, sein anderer Arm schlang sich um den tiefer gelegenen Nacken, um zu guter Letzt seine vor Aufregung fast explodierenden Lippen auf die seines erblassten Gegenübers sausen zu lassen. Dieser Kuss war für beide ganz anders, als die letzten es waren. Bela konnte sein Herz in die Hose rutschen spüren, wo es nun weiterpumpte wie ein Weltmeister, wohingegen Jan erst einmal erschrak, als er fühlte, wie rau die sonst so weichen Lippen doch waren. Zudem kamen der Alkohol- und Zigarettengeschmack, sowie das kratzige Kinn. Doch das war egal, solange er wusste, dass es Dirk war. Der Jüngere hatte vor lauter Angst vor einer Ohrfeige seine Augen nicht entspannt geschlossen, sondern sehr fest zusammengekniffen, was der Kleinere sehen konnte, da er stur geradeaus blickte. Gerade, als auch er die Augen schließen wollte, um den ersten, aus Jans Initiative stammenden Kuss zu genießen, war dieser auch schon vorbei, jedoch weigerte sich Bela nun, seine Augen auch nur einen Spalt wieder zu öffnen, denn alle Wut war für diesen Moment aus ihm heraus getrieben und war der Schamesröte gewichen. Als Jan bemerkte, dass die wilde Furie von eben nun so Hand zahm wie ein Häschen war, seufzte er erst einmal erleichtert, einem Schlag entgangen zu sein und wegen der aufkeimenden Hoffnung, noch heute Abend die Welt wieder in die richtigen Fugen zu setzen. Mit kribbelnden Fingerspitzen streifte er auch den anderen Gurt des Rucksacks von Belas Schulter, ehe er ihn vertrauensvoll an der Hand packte und zum Bad führte: „Mach dich erstmal frisch…“ Noch kurz bevor Jan die Badezimmertüre hinter dem Kleineren schließen konnte, sah dieser ihn verschleiert an und hauchte mit einer Stimme, die emotionsmäßig gesehen so bunt wie ein Regenbogen war: „ Was sollte das? ...“ Jans Hand glitt immer noch auf der Hut durch die nicht mehr schön aussehende Wuschelmähne und flüsterte: „ Bleib…dann reden wir.“ Schwer ausatmend setze sich die lange Gestalt auf ihr Bett und fasste sich an den Kopf. Er war hier, in der Wohnung! Jetzt durfte er ihn nun wirklich nicht mehr gehen lassen. Mit verklärtem Blick strich sein Zeigefinger über seine Lippen, dabei pulsierte sein Unterleib leicht auf und errötet ließ er sich auf die Matratze fallen. Angespannt wartete er darauf, dass der Schwarzhaarige zu ihm kam, damit sie beide endlich alle Unreinheiten zwischen ihnen beseitigen konnten… Ja, er wartete. Er wartete solange, bis er skeptisch wurde und die Angst ihm so schnell wie die magische Bohnenranke aus Mark und Bein schoss. Eben jene Beine schwang er vom Bett und lies sie aus dem Zimmer rasen, wo sie dann allerdings augenblicklich zusammenkrachten und es einen unangenehmen Aufprall gab. „Dirk!!“, schluchzte die Stimme, die glasigen Augen, aus denen sich Rasch das Gewässer der Enttäuschung und Trauer löste, blieben weit aufgerissen an der geöffneten Badtür hängen, aus der kein Licht mehr schien, dann huschten sie panisch den Flur auf und ab. Keine Tasche weit und breit. Keine Hoffnung mehr. Wie hätte man in so einer Nacht noch ein einziges Auge zumachen können? Tausende Gedanken rasten durch den vor Schmerzen pulsierenden Kopf, wie ein Specht, der etliche Sorgen in seine Stirn hämmerte. Wie hatte es nur jemals dazu kommen können, dass selbst ein Kuss den gefühlstaumelden Drummer nicht mehr halten konnte? Dass er zu lang gewartet hatte, dass wusste er, und auch gespielt hatte er zu lange. Doch hatte er seine einzige Chance, noch als Sieger aus jenem Spiel hervorzugehen, gerade tatsächlich verzockt? Er konnte und wollte es nicht glauben, doch als er in die Stille hineinhorchte, die nahegehend überall war, war es schwer vorstellbar, hier, in dieser Wohnung, noch einmal sein Glück zu finden… Erschöpft fanden die instabilen Beine doch wieder etwas halt auf dem Boden und Jans Gesicht war kreidebleich. Mit Übelkeit, die sich bei jedem Schritt verstärkte, ging er auf das Badezimmer zu, knipste dort mit zitternden Fingern, die er schon seit Tagen nicht mehr ruhig halten konnte, das Licht wieder an, welches nicht alleine daran Schuld war, seine Augen zum Tränen zu bringen. Er stürzte sich auf das Handtuch, welches immer noch feucht war, davon, dass ihm die Ehre zugeteilt worden war, den mit Sicherheit schönsten und wärmsten Körper auf Erden einhüllen zu dürfen. So fiel es auch nicht auf, dass sich die salzige Flüssigkeit mit der Nässe des Tuches vermischte, während Jan sehnsuchtsvoll versuchte, den Körperduft Belas auf diesem ausfindig zu machen, jedoch stieß seine Nase lediglich auf den milden Geruch von Shampoo. Entgeistert glitt es dem großen wieder aus der Hand und ohne groß nachzudenken, öffnete er die Duschkabine. Mit feurigen Augen starrte er auf die Fliesen, und tat es gleichzeitig doch nicht, weil sich ihm ein ganz anderes Bild zeigte, als das der weißen Kacheln. Der Gedanke an den blassen Körper, der sich eben noch unter den heißen Wasserstrahlen gerekelt hatte, reizte ihn zu sehr, als das er von dem Vorhaben was er hatte abzuweichen. Zwar war es anfangs kalt, als sein nackter Körper auf den Untergrund der Dusche stieß, doch kaum, dass er den Arm gestreckt und die Wasserleitung in Kraft gesetzt hatte, rasten angenehm heiße Strahlen seinen sitzenden Körper entlang. Dieselben Strahlen, die vor gut einer halben Stunde das Objekt der Begierde aufgewärmt hatten. Schuldig fühlte er sich, hin und her gerissen zwischen Lust und Trauer. Letzteres würde tiefe Spuren hinterlassen und da ihm diese Tatsache bewusst war, genoss er die paar Sekunden am Licht, wo die Lust als Lückenfüller für das unendlich tiefe, schwarze Loch herhielt. Doch kaum verklang das Zucken seiner Hüften wieder, sehnte er sich nach nichts mehr, als einem Pfahl in der Brust, unter der sein Herz, verflucht sollte es sein, nicht aufhören wollte zu schlagen. Den darauffolgenden Tag der schlaflosen Nacht, hätte der einsam in seiner Küche Sitzende nur zu gerne in Dunkelheit umgewandelt, doch trotz der enormen Kraftlosigkeit schlugen alle Versuche fehl, Erholung in einem Traum zu finden. Alles wirkte zu erdrückend, zu lieblos, so unpersönlich ohne seine bessere Hälfte. Ob er nun sein ganzes Leben lang unvollkommen bleiben würde? Die Antwort auf diese Frage lag alleine in seinen Händen, in den Händen, die bei so vielen Auftritten schon elanvoll die Sticks auf alle kracherzeugenden Teile des Schlagzeuges hatten sausen lassen. In den Händen, die inmitten tiefer Nacht zuerst vergebens, dann aber erfolgreich versuchten, den Schlüssel ins passende Schloss zu bringen. Dem Schwarzhaarigen war weder wohl zu Mute, noch fühlte er sich wirklich schlecht. Den letzten Tag hatte er damit verbracht, sich mental darauf vorzubereiten, was Jan ihm nun hoffentlich immer noch sagen wollte, was seine Ohren eigentlich schon letzte Nacht hätte erreichen sollen, wo er jedoch geflohen war. War es wirkliche Flucht gewesen? Nein, er hatte es nur nicht einsehen wollen, wie man ihn plötzlich geküsst hatte, auch wenn das nun verrückt kling. Er hatte sich wie so etliche Male wie eine Marionette gefühlt, mit deren Emotionen man spielte und deren Fäden man je nach Bedarf in jede Richtung ziehen konnte. Doch hierfür, hierfür verlangte er nun eine ausdrückliche Erklärung. Sonst würde der vermaledeite Schlüssel nie wieder sein Schloss zu sehen bekommen. Nach all der mentalen Vorbereitung, die ihn jedoch immer noch nicht vor zittrigen Schritten und rasendem Herzen schützte, schien er nun auch körperlich in der Verfassung dazu, anderen menschlich gegenüber zu treten. Bis auf die Rasur hatte er alles in seinem (Ex-)Badezimmer, das würde sich noch entscheiden, erledigen können. Nun, um kurz nach Mitternacht, schlüpfte er langsam aus seinen Schuhen und stellte diese an den routinierten Platz, ehe er sich zwischen die beiden Zimmertüren stellte und lauschte, ob hinter der Tür, in der sich hoffentlich sein folgender Gesprächspartner finden würde, noch etwas zu hören war. Dies war jedoch nicht der Fall. Also ging er davon aus, dass Jan schlief, doch auch das sollte nun kein Hindernis mehr darstellen. Über seine eigene Entschlossenheit überrascht öffnete Bela die Tür und- sah auf ein leeres, gemachtes Bett. Weil er damit nicht gerechnet hatte, flog all seine schön zusammengehaltene Mentalität nun dahin und unerwünschte Panik machte sich breit. War es doch ein Fehler gewesen, gestern einfach davon gelaufen zu sein? Feige davongelaufen zu sein? „Nein…“, flüsterte er zu sich selber gewandt und schloss die Tür wieder betroffen, ehe er ratlos und verzweifelt dort stand, etwas in die Knie ging, auf denen er sich abstütze und mit dem Kloß im Hals rang. Ein Kampf, der unentschieden endete. Mit glasigen Augen und betäubten Händen nahm er seinen Rucksack, wollte schon wieder gehen, doch da fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, etwas einzupacken. Somit wandte er sich nun seinem Zimmer zu, öffnete die Tür nun absolut gar nicht vorsichtig oder leise, weil er sich alleine glaubte, doch prompt landete seine ihm auf der einen Schulter hängende Tasche auf dem Boden. Dort, alle Viere von sich gestreckt und die Decke vom Körper gestrampelt, lag er. Das Herz des Älteren zerbrach fast entzwei, weil es von eisig kühler Enttäuschung ruckartig umsprang auf tiefste Wärme und das Gefühl, das er dem anderen so oft versucht hatte zu vermitteln. Liebe. Denn lieben tat er ihn trotz aller damit verbundenen Leiden nach wie vor. Es war der einzige Ort in der Zweizimmerwohnung gewesen, an dem Jan Schlaf gefunden hatte und dieser Raum strahlte sogar soviel Wärme auf ihn aus, dass ihm die Decke völlig überflüssig vorgekommen war. Mit leicht geöffnetem Mund und entspannten Augen lag er auf der weichen Matratze, die leider schon viel von dem Geruch ihres wahren Besitzers verloren hatte. Plötzlich hatte er eine Eingebung, nicht mehr alleine im Zimmer zu sein und mit vor Schock weit geöffneten Augen zuckte er zusammen, bevor er kerzengerade aufsaß. Und mitten in geduldig grüne Augen sah. Es verschlug beiden die Sprache, als sie zum ersten Mal seit Langem so endlos und intensiv Blicke miteinander tauschten. Jan stand der Schweiß auf der Stirn geschrieben und trotz aller Bemühungen, sich nicht zu bewegen, konnte man seinen schweren Atem deutlich an seiner Brust erkennen, an der ein enges T-Shirt klebte. Dirk verdrängte die Tatsache, dass es sich dabei eindeutig um eines von seinen handelte, denn er wollte sich nicht wieder verstricken in irgendwelche Interpretationen, die nur er hatte und die ihn am Ende wieder zum Nervenzusammenbruch führten. „Du wolltest reden.“ Für einen Außenstehenden musste dieser Satz, gute 24 Stunden nach dem Angebot des Redens, äußerst merkwürdig klingen, aber Jan verstand noch viel mehr aus ihm heraus. Es tut mir leid, dass ich gestern gegangen bin, aber nun höre ich dir zu. Auch der Jüngere hatte damit zu kämpfen, nun wirklich die richtigen Worte zu finden. Doch zuerst wollte er Bela klarmachen, dass das, was er ihm nun sagen würde, Wirklichkeit war. Und die pure Ehrlichkeit. Daher berührte seine schweißnasse Handfläche unsicher den Handrücken des auf der Bettkante platzierten, der bei diesem Kontakt schwer schlucken musste. Aber er ging darauf ein, drehte seine Hand, sodass sie beide nun die Wärme des jeweils anderen an ihrer eigenen Hitzequelle spüren konnten und als wäre dies nicht Ermutigung genug für den Blonden, drückte Belas Hand die seine nun auch noch zärtlich. Ihre Augen hatten sich seither nicht voneinander getrennt. Nun versuchte Jan allerdings seine Lippen davon zu überzeugen, sich trennen zu müssen, wollten sie Worte ausspucken. So viel Überzeugungskraft brachte er dann auch noch auf, doch stumm blieb er trotzdem, wie ein Fisch, der zwar ´´A´´ machte, aber nicht ´´A´´ sagte. Schlicht und ergreifend: stumm. Wo waren sie hin, die sorgfältig zurechtgelegten, fast auswendig gelernten Buchstaben? Wo zum Teufel versteckten sich diese Biester?! Unruhe schlich sich durch den schwitzenden Körper, weil er sich zu sehr davor fürchtete, Bela schon wieder zu verlieren, nur weil er zu unfähig war, ihm alles zu offenbaren. Tränen der Verzweiflung traten in seine Augen und er drückte die wunderschöne Hand fest, dabei wurde sein Blick jammernd, flehend. Bitte, bitte verlass mich nicht. Ich möchte es dir sagen! Als Bela bemerkte, wie die unglücklichen Augen eindeutig zu schimmern begannen, rückte er näher an den Großen heran, verstehend, dass er diesem gegenüber nicht völlig kalt auftreten durfte, wollte er etwas erreichen, und flüsterte mit engelsgleicher Stimme: „Jan…wenn du es mir schon nicht sagen kannst…“ In den braunen Augen keimte so viel Hoffnung auf, dass sie sich schon beinahe grün färbten. Ein winziges Lächeln zierte das blasse Gesicht: „dann…zeig es mir doch einfach. Zeig mir, was Sache ist.“ „Eine klare, deutliche Aussage, und nicht lange drum rum geredet.“, hallten Jans eigene Worte von vor einigen Wochen in seinem Kopf wieder. Und ihm wurde jetzt klar, wie Bela dies meinte. Da musste auch er auf einmal sanft lächeln, dass man ihm so ein schönes Angebot unterbreitete. Der Griff um Belas Hand verstärkte sich. Ihre Körper kamen sich näher. Und deutlicher hätte wohl auch diese Aussage nicht sein können. ******************************************************************************* "Puuuh, das war harter Stoff!", sagte die Autorin und lehnte sich erschöpft zurück. Nene, ernsthaft jetzt, mir isses nich so leicht gefallenxD Aber das ist ja nur MEINE Meinung... äußert eure doch einfach in einem hübschen Kommi:) Und nun sag ich auch schon wieder tschüüssiiii~ mit lieben grüßen^^ die caro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)