Zwischenwelt von Jim (Die Saga der Vampire) ================================================================================ Kapitel 1: Einleitung: Am Anfang war ------------------------------------ Disclaimer: Eigentlich sollte ich ja noch weiter an .hack//New Age schreiben, aber das muss momentan einfach aufgrund eines Kreatiefs zurück stecken. Leider. Aber aufgeschoben ist ja noch lange nicht aufgehoben. Alle hier vorkommenden Charaktere gehören mir und wurden von mir erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind Zufall. Das Benutzen dieser Figuren ist ohne Einholen einer vorherigen Erlaubnis bei mir nicht gestattet. Einleitung: Am Anfang war... Vampire... unreine, unheilige Wesen die seit dem Fall Luzifers auf Erden wandeln. Einst waren sie Engel, doch als sie es wagten sich gegen ihren Herrn zu stellen und somit ebenfalls fielen, wurden sie zu etwas anderem. In einem blauen Feuer, entflammt von Waffen der Cherubim, fielen sie auf die Erde und waren dazu verdammt, ein ewiges Leben zu fristen. Sie waren keine Menschen und konnten keine Absolution erfahren, weshalb es unmöglich war jemals wieder ins Himmelreich zurück zu kehren. Dies war die Strafe, die ihnen Gott für ihren Frevel auferlegt hatte. Doch nicht nur das. Um selbst weiterhin ihre Existenz auf der Erde fristen zu können, mussten sie das zu sich nehmen, was jedes Geschöpf Gottes am Leben erhielt – Blut. Ohne Blut wurden sie schwach und verendeten irgendwann in Todesqualen, nur damit ihre Seele in die Hölle wandern und dort wieder zu dem gemacht werden konnte, was sie auch schon vorher war – eine unreine Kreatur. Denn den gefallenen Engeln wurde kein Leben nach dem Tod gewährt. Sie wurden wieder auf die Erde geschickt. Irgendwann entdeckte die wachsende Menschheit diese Wesen... und sie begannen sie zu hassen, zu fürchten und zu jagen. Sie löschten sie aus, immer und immer wieder. Doch dann entdeckten die Gefallenen, dass sie die Menschen zu Ihresgleichen machen konnten.. und dies war der Beginn, des blutigsten Krieges in der Geschichte der Menschheit. Es war ein nebliger Morgen nahe der Gegend, die heut zu Tage als „Warschau“ bekannt ist, als sich zwei Armeen gegenüber standen. Eine Armee wurde geführt von den Gefallenen, wohingegen der zweite Zug von Menschen angeführt wurde. Und zum ersten Mal seit dem Gott seine Schöpfung auf diesen Planeten geschickt hatte, beschloss er einzugreifen. Jeder Soldat hielt inne, der Flügelschlag eines aufgeschreckten Vogels verstummte und niemand atmete mehr. Nur die Anführer der Armeen waren von diesem Effekt nicht betroffen. Die Wolkendecke am Firmament öffnete sich und eine Gestalt aus Licht schwebte lautlos und ohne feste Form auf sie hinab. Vor ihnen blieb die Figur stehen und auch wenn sie keine Augen sehen konnten, so hatten sie doch beide das Gefühl, als ob sie direkt von dieser Gestalt angeblickt würden. „Hört mich an.“, sprach sie mit sanfter Stimme, welche aber dennoch durch Mark und Bein fuhr, „Ich wurde vom Herrn persönlich geschickt. Wenn ihr diesen Krieg weiterhin führt, sieht der Herr seine Schöpfung ausgelöscht.“ „Was kümmert uns seine Schöpfung...?“, knurrte der Vampir, „WIR wurden ebenfalls von ihm geschaffen!“ „Der Herr möchte, dass ihr die Waffen niederstreckt. Beendet diesen sinnlosen Krieg.“ „Warum sollten wir?“, kam es aus dem Munde der beiden Anführer, wie aus Einem. „Ihr, die Menschen, sichert damit euer Überleben. Führt ihr diesen Krieg weiter, werdet ihr für alle Zeit ausgelöscht. Und ihr, die Gefallenen, bekommt ein Recht, um das ihr seit je her fleht. Ihr dürft sterben.“ Die zwei Männer hielten inne, dann schauten sie einander an. Schweigen kehrte für einige Sekunden ein, bevor der Vampir der Erste, war reagierte. „Ja... im Namen aller Gefallenen stimme ich dieser Vereinbarung zu.“ „Aber sei dir darüber gewiss, dass ihr nicht wie normale Menschen leben könnt. Euer Leben wird noch tausend Jahre dauern, bis eure Schuld als getilgt gilt. Danach müsst ihr die ewigen Flammen der Hölle erleiden, bevor euch Absolution gewährt werden kann.“ „Das spielt keine Rolle.“, antwortete er dem Boten, „Wir existieren so lange, dass tausend Jahre wie ein Herzschlag vergehen.“ „Und wie ist es mit euch? Erklärt ihr euch mit diesem Handel einverstanden.“ „Nun gut.“, lenkte der Mensch ein. *** Es ist schon unzählige Jahrhunderte her, dass dieses Ereignis stattfand. Die Gefallenen hielten sich zurück und verbrachten ihre Leben, soweit dies möglich war, in den Schatten... bis sie irgendwann nur noch zu Legenden wurden – Schauermärchen die man Kindern erzählte, nicht wissend welch wahrer Kern dahinter steckte. Aber heute, im Jahre 2006, sind sie stärker denn je... sie führen Leben mitten unter den Menschen, haben Familien und Gemeinschaften. Einige stehen sogar an der Spitze bedeutender Unternehmen. Obwohl sie auf der Erde und inmitten der Menschen existieren und wandeln, leben sie nicht dort. Sie leben in einer... Zwischenwelt Kapitel 2: Geschichte 01: Meister der Aufklärung ------------------------------------------------ Chicago, Dezember 2005: Ein kalter Wind wehte über die Stadt hinweg und trieb vereinzelte Schneeflocken über die hell erleuchtete Metropole. Seit Wochen schneite es schon und es war den Bürgern nur Recht, dass der Schneefall seit ein paar Tagen nachgelassen hatte. Inmitten des normalen Stadtgetümmels bahnte sich ein Mann in einem dunklen Mantel seinen Weg durch die Menge. Schließlich bog er in eine dunkle Seitenstraße ein. Seine Hände hatte der Mann in den Taschen versteckt und auch der relativ hohe Kragen, verbarg einen Großteil seines Gesichts. In der Gasse trat er in eine kleine Nische ein und ging eine kleine, schmale Treppe hinab, bis er vor zwei kräftigen Männern in feinen Anzügen stehen blieb. „Voltaire will mich sehen.“, brummte der Mann, holte seine linke Hand aus der Manteltasche und zeigte den Männern die Handfläche. Sie nickten, machten ihm Platz und er konnte eintreten. Hinter der alten Holztür befand sich bloß ein kleiner Raum mit gepolsterten Wänden und direkt vor ihm befand sich noch eine Tür. Der Mann ging einfach weiter durch die Tür und gelangte dadurch in einen großen Raum. Laute Musik schallte durch die Halle und überall waren blinkende Lichter und Schweinwerfer in verschiedenen Farben angebracht. Krad hasste diesen Club. Nun, nicht genau den Club, viel mehr hasste er Orte wie diesen. Es war zu laut und außerdem hatte er das Gefühl, bei derartigen Beleuchtungen einen epileptischen Anfall zu bekommen. Darüber hinaus zappelten ein paar Jugendliche die aussehen als ob sie auf der Straße lebten auf einer beleuchteten Tanzfläche herum. Während er auf eine Tür zusteuerte knöpfte er seinen Mantel auf und schlug ihn ein Stück nach hinten. Schnellen Schrittes drängte er sich durch die Menge und blieb vor einer Tür stehen. Diese wurde, ähnlich wie der Eingang, von einer großen Wache versperrt. Auch hier brauchte der Mann nur seine Handfläche zeigen, um eingelassen zu werden. Hinter dieser Tür verbarg sich ein geräumiges Büro. Ein paar auf edle Ständer gesteckte Kerzen gaben genug Licht ab, damit man noch alles im Raum erkennen konnte. Inmitten des Raumes gab es einen großen, schweren Tisch aus dunklem Holz. Hinter dem Tisch konnte man einen großen Sessel aus dunkelblauem Leder sehen, welcher mit dem Rücken zu Krad stand. Krad war schon öfters hier gewesen und kannte den Raum dementsprechend gut. „Weißt du Voltaire...“, seufzte Krad, „Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du es dir angewöhnen würdest, einen Boten zu senden.“ Er warf einen flüchtigen Blick in seine Handfläche, wo sich ein rotes, gut sichtbares Symbol befand. „Boten brauchen zu lange.“, erklang eine sanfte Männerstimme hinter dem umgedrehten Sessel. Krad sah eine recht zierliche Hand hinter der Lehne hervorkommen die kurz schnipste, woraufhin das Zeichen in der Handfläche verschwand. „Ein kleiner, harmloser und schnell aufgehobener Fluch hingegen, führt zu schnellen Reaktionen.“ „Was kann ich für dich tun?“ „Wir haben einen ungebetenen Gast im Club.“ „... und?“, wollte Krad etwas erstaunt wissen, „Du hast doch eigene Sicherheitsleute.“ „Ich dachte ich gebe dir eine kleine Beschäftigung. Natürlich...“ Er hielt kurz inne. „Sollte dein Terminkalender voll sein, werde ich dich nicht weiter belästigen.“ Krad knirschte mit den Zähnen. Natürlich wusste die Person auf dem Ledersessel genau so gut wie Krad selbst, dass er nichts vor hatte. Im Gegenteil – sein Leben könnte momentan langweiliger kaum sein. „Nein...“, sagte er und streifte sich seinen Mantel ab, „Ist schon gut.“ „Das dachte ich mir.“ Krad wusste das Voltaires Gesicht in diesem Moment von einem Grinsen geziert war. Derweil krempelte sich Krad die Ärmel seines schwarz-grauen Hemdes nach oben und knackste mit seinen Fingerknöcheln. „Soll ich ihn auslöschen?“ „Nein. Bring ihn mir.“ Der Vampir nickte stumm und schloss seine Augen, während er ins Zwielicht eintrat. Das Zwielicht war eine Art Parallelwelt, so etwas wie eine nicht physische Ebene. Nur Leute mit einer Begabung konnten diese Ebene betreten. Dort gab es nichts was es auf der Erde gab, sondern nur eine einzige Einöde und alles war wie in ein tiefdunkles Licht getaucht. Allerdings konnte man hier die Seelen der Wesen auf der Erde sehen. Alles was lebte konnte man auf dieser Ebene auch sehen, wenn auch nicht in der Form, in der es auf der Erde existierte. Ein Mensch war kein Mensch im Zwielicht, sondern nur ein grauer, nebelartiger Umriss seines Körpers. Für einen normalen Mensch sah es nun so aus, als ob Krad von unzähligen Fingern, bestehend aus Dunkelheit, umfasst werden würde, bis er einfach verschwunden war. Als er seine Augen wieder öffnete befand er sich bereits im Zwielicht. „Na dann wollen wir mal...“, murmelte er und drehte sich in die Richtung, wo auf der Erde die Tanzfläche des Clubs war. Personen die sich im Zwielicht bewegten, sahen ganz normal aus. Aber bei der Menge an Leuten die es dort in der Halle gab, könnte es durchaus schwer werden eine einzelne Person dazwischen zu finden. „Die Nadel im Heuhaufen.“ Das Problem an der Person im Club war noch nicht mal, dass sich jemand innerhalb des Clubs im Zwielicht aufhielt. Dies war zwar auch nach den Hausregeln verboten, aber nicht unbedingt der tragische Punkt. Das Gefährliche war, dass sich auch normale Menschen im Club aufhielten, die von alle dem keine Ahnung hatten. Und eben jene waren gefährdet. Denn es war möglich jemanden vom Zwielicht aus zu attackieren. Jemand der sich der Gefahr nicht bewusst war, konnte einfach so in der wirklichen Welt sterben und es würde nach außen so aussehen, als würde sein Herz einfach stehen bleiben. Diejenigen die um das Zwielicht wussten, wussten auch wie man sich vor so etwas schützen konnte. Krad wanderte mit ruhigen Schritten um die Masse herum, während seine Augen hektisch von einem Punkt zum nächsten wanderten. Wenn sich jemand im Zwielicht in den Club schlich, dann war es meistens deshalb, um Ärger zu machen. Solche Leute konnten von einem anderen Clubbesitzer kommen, der einen solchen Mord natürlich dafür nutzen würde, um die Sicherheitsvorkehrungen des Clubs schlecht dastehen zu lassen und somit Werbung für sich selbst zu machen. Voltaire, der Vampir der diesen Club leitete, verzichtete auf solche Methoden. Er hatte eine feste und große Stammkundschaft und es würde ihn nicht weiter stören, wenn er ein paar der Leute verlieren würde, die diese Lokalität nur gelegentlich besuchten. Sein Ruf hingegen, war etwas worum er sich sehr kümmerte – und darum lies er es auch nicht zu, dass ihn jemand beschmutzte. „Zeig dich schon endlich du verdammter Bastard.“, murrte Krad lustlos vor sich hin, während seine Augen immer noch die gesamte Gegend absuchten, „Ach Scheiße!“ Zügig ging er in die „Wolke“ hinein und er riss seine Augen förmlich auf. Seine Pupillen weiteten sich um einige Millimeter und seine Sicht erweiterte sich. Zeitgleich spitzte er seine Ohren und leitete einen Teil seiner Energie in sie hinein. Und schon hörte er ein Atemgeräusch. Blitzschnell fuhr er herum, griff hinter sich und fühlte einen Widerstand. „Stoff!“, schoss es ihm durch den Kopf als seine Finger sich in die Masse hineinkrallten. Er riss einen groben Klumpen nach vorne und warf ihn auf den Boden. „Ein Unreiner?“ Krad blickte in das Gesicht seines Gegenübers. Ein kahler, bleicher Schädel mit länglichen, spitzen Ohren und blutunterlaufene Augen „zierten“ diese Kreatur, die bloß in Lumpen gekleidet war. „Du Penner!“, kreischte er, doch Krad schlug ihm ohne Umwege ins Gesicht. Die Gegenwehr des am Boden liegenden hörte damit jedoch nicht auf, woraufhin Krad ihm noch zwei weitere Schläge verpasste, bis seine Bewegungen nachließen und sein Atmen zu einem flachen röcheln wurden. In diesem Zustand warf er ihn sich über die Schultern, schritt durch die Wolke hindurch wieder an den Punkt, von wo aus er ins Zwielicht eingetreten war und ging diesen Weg wieder rückwärts. So wie sich die Dunkelheit über ihn gelegt hatte, wandte sie sich wieder von ihm ab und er stand binnen eines Lidschlags wieder inmitten des Büros. „Hast du ihn?“, erkundigte sich Voltaire, immer noch ohne sich umzudrehen. „Natürlich...“, gab Krad zurück und warf den schlaffen Körper zu Boden. „Ein Unreiner?“ Wesen die als „Unreine“ bezeichnet wurden, waren keine richtigen Vampire... aber sie waren auch keine Menschen mehr. Um ein vollwertiger Vampir zu geben musste man einem anderen, vollwertigen Vampir sein Blut anbieten. Wenn er es annahm war der erste Schritt getan. Daraufhin muss der Vampir seinem „Opfer“ sein eigenes Blut anbieten. Wenn dieses getrunken wurde, würde er ein vollwertiger Vampir bekommen. Oft kam es vor das Vampire mit der Macht eines Vampirs lockten, wohl wissend das es Jahrhunderte und unendlich viel Erfahrung und Übung brauchte, bis man ein wirklich mächtiger Vampir werden konnte, und von ihrem Opfer tranken. Dadurch banden sie diese Kreaturen an sich, sie konnten von niemand anderem mehr zu einem Vampir gemacht werden. Doch sie planten nicht sie zu wirklich Vampiren zu machen. Stattdessen ließen sie diese „halben“ Vampire ihre Dreckarbeit erledigen – darum hatte sich auch der Begriff „Unreine“ eingebürgert. „Ja.“, bestätigte das, was Voltaire schon lange wusste, während er sich seinen Mantel wieder anzog, „Brauchst du mich noch?“ „Nein. Nimm die Hintertür. Herrold wird dich auszahlen.“ „Prima.“ Im Gehen knöpfte er sich seinen Mantel zu. Mit seinem Fuß trat er leicht gegen eine Stelle an der Fußleiste, woraufhin sich eine Tür öffnete, die vorher nicht zu erkennen war. Kaum da hatte Krad die Türschwelle überschritten, schloss die Tür hinter sich. Nun schien der Unreine sein volles Bewusstsein wieder zu erlangen und Stück für Stück zu sich zu kommen. Für einige Sekunden blickte er sich um, dann zischte er bedrohlich und zückte einen Dolch. „Wo bin ich hier?!“, kreischte er. „Im meinem Büro.“ Voltaire drehte sich um. Kaum da erblickte der Unreine ihn, erstarrte er förmlich und lies den Dolch fallen. Der Ältere musterte die Kreatur und schüttelte nach einigen Sekunden nur seufzend den Kopf. „Du willst also ein Vampir werden?“, erkundigte er sich, „Wie erbärmlich.“ Er machte einen Fingerzeig und der Dolch schwebte wie von Zauberhand zu ihm herüber. Der Altvampir berührte die Waffe nicht, sondern betrachtete die feinen, in die Klinge eingearbeiteten Runen. „Der Denun Clan...“, murmelte er. Sein Blick wurde kurz finster und der Dolch schoss, mit der Spitze nach vorne einfach durch den linken Fuß des Unreinen und nagelte ihn praktisch auf dem Boden fest. „Soll ich dir zeigen wozu ein wahrer Vampir fähig ist?“ Die Umrisse der Gegenstände im Raum wurden unscharf, es war kurz ein tiefes, dunkles Grollen zu hören und der Boden bekam ein seltsames Muster. Es war wie ein Abgrund bei dem man fürchten musste, jederzeit in die Unendlichkeit hinabzufallen. Tiefpurpur farbene Schemen wandelten unter ihm hin und her und gequälte, stöhnende Laute waren zu hören. Sichtlich von Angst gefangen presste sich der Unreine an die Wand. Vor ihm im Boden formte sich eine Delle die zunehmend größer wurde. Auf Brusthöhe entwickelten sich Finger die den Hals des Unreinen umgriffen und er schrie panisch auf. „Hörst du das? Das sind menschliche Seelen aus der Unterwelt. Auf mein Kommando würden sie dich einfach hinabziehen und du würdest mit ihnen leiden müssen bis in alle Ewigkeit.“, drohte Voltaire finster, „Solche Kreaturen wie du widern mich an...“ Er verengte seine Augen zu schlitzen und der Griff der Hand wurde fester, woraufhin auch der Unreine nur noch lauter schrie. „Ihr seid noch geringer als Dreck und wollt nur Vampire der Macht wegen werden. Aber so einfach ist es nicht...“ Genau so schnell wie sich die finstere Miene aus Voltaires Gesicht verzog, verschwand die Hand wieder im Boden und der Grund unter den Fußen des Unreinen wurde wieder normal. Dennoch wagte er es nicht sich zu bewegen. Mit einem weiteren Fingerzeig löste sich der Dolche wieder aus dem Fuß der Kreatur. „Ich will das du nun von hier verschwindest... du wirst dich auf das Dach eines Hauses begeben und warten bis die Sonne aufgeht. Und solltest du das nicht tun und mir jemals wieder über den Weg laufen...“ Der Vampir musste den Satz nicht zu Ende sprechen, damit sein Gegenüber verstand. Immer noch panisch schnaufend riss er die Tür hinter sich auf und rannte hinaus. Voltaire grinste schmal und lies den Dolch zu sich herüber schweben. „Denun also...“, flüsterte er kaum hörbar. Krad, der das ganze Schauspiel durch einen Spiegel, der von einer anderen Seite durchsichtig war, beobachtet hatte, konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen. Diese Vorstellung hatte mal wieder aufgezeigt, wie mächtig Voltaire eigentlich war. Natürlich war auch er nicht unbesiegbar, aber wenn er sich wirklich Mühe gab, würde selbst ein hochrangiger Vampir seine Probleme mit dem Nosferatu bekommen. „Hier.“ Ein Schwarzer reichte ihm eine kleine Kühlbox. Fragend hob Krad seine Augenbraue. „Ist das nicht ein wenig viel?“, wollte er wissen. „Ich wurde angewiesen dich damit auszuzahlen.“ „Na dann...“ Er nahm die Kühlbox am Henkel und blickte noch mal kurz zu Voltaire. „... besten Dank.“ Durch den Hintereingang verließ er den Club und trat wieder in einer Seitenstraße ins Freie. Inzwischen fielen wieder unzählige, dicke Schneeflocken vom Himmel herab. Als er ausatmete stieg der Atem als Dampfschwade auf und Krad schlug den Kragen seines Mantels wieder nach oben. Mit ruhigen Schritten machte er sich wieder auf seinen Heimweg. Ende Kapitel 3: Geschichte 02: Gift ------------------------------ New York, November 2005: Eine Gestalt rannte über den Gehweg, gefolgt von zwei Personen die knapp zwanzig Meter hinter ihm lagen. Der Junge bog in eine Gasse ein, sprang an eine Hauswand und stieß sich sofort wieder ab um an der gegenüberliegenden Hauswand genau so zu verfahren, bis er schließlich auf dem Dach eines Hauses ankam. Die beiden Verfolger blieben stehen und sahen nach oben auf, wie der Verfolgte seinen Fluchtweg fortsetzte. „Wir haben ihn verloren!“, knurrte einer von ihnen in ein Funkgerät hinein, „Er ist auf den Dächern, Richtung Osten.“ „Roger.“, krächzte eine Stimme aus dem Funkgerät. Der Vampir setzte seine Flucht ungebremst fort. Er orientierte sich anhand der Flachdächer die er vor sich sah, die Spitzdächer wären zu große Hindernisse für ihn. Unweigerlich fielen ihm die Worte der Person ein, die ihn zu dem gemacht hat, was er nun war. „Genieße diesen Augenblick...“, grinste die Frau und ritzte sich mit einem Dolch unterhalb des Handgelenks eine kleine Wunde, aus der sofort tiefrotes Blut quoll. Die Augen der jungen Frau die vor ihr kniete wurden größer. Es war das erste Mal das sie das Blut ihrer Herrin sah. Als diese ihr das blutende Handgelenk mit einer fordernden Geste entgegen hielt, legte sie ehrfürchtig ihre Lippen auf die Wunde und begann zu trinken. „Dies ist ein Geschenk...“, fuhr sie fort, „Eine Gabe die dir unendlich viele Tore öffnet.“ „Eine Gabe...“, zischte sie, „Im Moment kommt es mir eher wie ein Fluch vor.“ Mit einem Sprung überquerte sie eine Häuserschlucht und warf einen flüchtigen Blick nach unten. Anscheinend hatte sie ihre Verfolger abgehängt, denn sie konnte die zwei Personen die ihr bisher gefolgt waren, nicht mehr sehen. Schwer keuchend blieb sie stehen und lehnte sich an eine Tür. Inzwischen war sie seit über dreihundert Jahren eine Untote und in alle diesen Jahren hatte sich nur wenig geändert. Damals wurden die Vampire mit Fackeln und Mistgabeln gejagt, heute waren es Schusswaffen. „Selber Schuld du dumme Göre!“, fluchte sie leise, „Warum lässt du dich auch erwischen?!“ Langsam entfernte sie sich wieder von der Tür, ging etwas in die Hocke und warf einen Blick über den Rand des Daches. Tatsächlich schien sie niemand mehr zu verfolgen. Erleichtert erhob sie sich wieder aus der Hocke und ihr Atem wurde wieder ruhiger. Ein Knall lies sie herumfahren und sie sah nur noch wie die Kugel wie in Zeitlupe in ihre Brust eindrang. Das Kaliber war dermaßen groß, dass sie einfach von ihren Füßen gerissen und nach hinten geschleudert wurde. Sie fiel nach hinten hin über die Dachbrüstung, überschlug sich halb im Fallen und krachte frontal in ein paar Mülltonnen hinein. Sie hätte vermutlich aufgeschrieen, hätte der Aufprall nicht die gesamte Luft aus ihren Lungen gepresst. Vor Schmerz ächzend rollte sie sich aus den zerbeulten Mülltonnen heraus und verfiel in einen Hustenanfall. Sie legte das Kinn auf die Brust und konnte die darin klaffende Wunde sehen. Die Kugel hatte sie beinahe genau in der Mitte getroffen und anhand des brennenden Schmerzes der sich langsam in ihr ausbreitete, wusste sie das die Kugeln gesegnet waren. Zwar hätte eine normale Kugel auch geschmerzt, aber es wäre längst nicht so schlimm gewesen. Eine geheiligte Kugel jedoch war wie ein Gift, dass ihren Körper zunehmend mehr schwächen würde, wenn sie nicht bald entfernt werden würde. Doch bevor sie sich selbst um die Wunden kümmern konnte, traten zwei Gestalten mit schnellen Schritten vor sie. Anscheinend war sie ihre Verfolger doch nicht los geworden. „Wir haben einen Volltreffer.“, sprach einer der beiden Männer in sein Funkgerät. Einer der Männer ging vor ihr in die Hocke und grinste. Mit einer Hand schob er das Wärmesichtgerät auf die Stirn und grinste die Frau, die aussah als wäre sie gerade zwanzig Jahre alt, fies an. „Tja Kleine... wohl nicht deine Nacht.“, spottete er. Sie gab ein gefährliches, raubtierartiges Fauchen von sich und riss ihre Hand nach oben. Ihre Fingernägel fuhren über die Gesicht des Mannes vor ihm, welcher vor Schmerz schreiend zurückfiel. „Die Schlampe hat mich gekratzt!“, brüllte er und wälzte sich auf dem Boden, „Sie hat mich gekratzt verdammt!“ Der Zweite zückte sofort Funkgerät. „Wir haben einen Verletzten! Benötigen sofort medizinische Versorgung!“ Sie zwang sich nach vorne, auf den am Boden liegenden, vergrub ihre Zähne in seiner Kehle und bewegte den Kopf hin und her wie ein wildes Tier, dass seine Beute zerfleischen wollte. „Scheiße!“ Mit einem Tritt riss er sie von seinem Partner herunter und noch ehe sie wieder den Boden berührt hatte, hatte er seine Waffe gezogen und drei weitere, gesegnete Kugeln in ihren Körper geschossen. „Verdammt noch mal!“ Er ging zu ihr hin und schoss ihr noch ein paar weitere Male in die Brust, da er das Herz nicht genau lokalisieren konnte. Als er es jedoch nach wenigen Schüssen traf, erstarrten ihre Bewegungen unverzüglich. Binnen weniger Augenblicke wurde ihre Haut schlohweiß, bevor sie sich zu einer staubartigen Substanz verwandelte und nur noch ein Skelett auf dem Boden lag. Der Mann sah zu seinem Partner herüber, der förmlich in seinem eigenen Blut ertrank. Am Hals klaffte eine große Wunde aus der zunehmend mehr des roten Lebenssaftes lief. Er gab nur noch röchelnde Laute von sich und regte sich kaum noch. „... scheiße.“, fluchte der Mann, als er seinen Partner so sah. Leicht zitternd ging er in die Knie und setzte den Lauf seiner Waffe an die Stirn des am Boden liegenden. Kurz hielt er inne, dann drückte er schließlich ab. Danach setzte er die Waffe an der Brust an und feuerte einen zweiten Schuss ab. Für eine Sekunde verharrte er in dieser Position, dann erhob er sich und steckte seine Waffe weg, zog dafür aber erneut sein Funkgerät. „Ziel neutralisiert. Wir haben einen Verlust. Begebe mich nun wieder zurück zum Rendezvouspunkt...“ Mit eiligen Schritten entfernte er sich aus der Gasse und tauchte unter den normalen Passanten unter. Ende Kapitel 4: Geschichte 03: Veränderung ------------------------------------- Sachsen, um 1500: Es war ein lauer Frühlingsabend und in den Straßen von Dresden fand ein Volksfest statt. Gaukler und Musiker bevölkerten die Straßen und unterhielten das Volk bis spät in die Nacht hinein. Der König gab ein fest zu Ehren seines fünfzigsten Geburtstages und er lies das Volk daran teilhaben. Selbstverständlich fand am Hofe kein solches Getue statt. Nein, der König und seine adeligen Gäste speisten feinste Kost, die er hatte aus dem Osten besorgen lassen. Doch entgegen jeder normalen Regel mochte der Prinz solche Feiern nicht. Zumindest nicht am Hof. Wenn gesprochen wurde, dann war es meist nur über Politik und ähnliche Themen, die ihn im Moment noch nicht ansprachen. Solange wie sein Vater auf dem Thron saß, hätte er ohnehin kein Recht irgendetwas zu bestimmen. Und so verbrachte er diesen Abend, wie viele andere zuvor auch schon, im Dorf. Er genoss es sich unter das normale Volk zu mischen und mit ihnen zu feiern. Obwohl die Berater seines Vaters ihn darauf hingewiesen hatten, dass dies dem Rufe des Reiches schaden könnten, lies er seinen Sohn gewähren. Er sollte seine Freizeit nutzen, solang er sie noch hätte. „Guten Tag, Hoheit.“, wurde der Prinz von einigen Dörflern gegrüßt. „Nur einige“ deshalb, weil es allgemein hin bekannt war, dass der Prinz während er alleine in der Stadt unterwegs war, nicht wollte das sich jeder vor ihm verbeugte und ihn grüßte. Die Bürger wussten das und leisteten dem in aller Regel auch Folge. Natürlich war auch dies ein Punkt, der den Beratern seines Vaters alles andere als gefiel. Sehr zum Glück von Ludwig bedeutete seinem Vater sein Wort mehr als das seiner Berater. Unter dem freien Nachthimmel lies er sich vor einer Taverne nieder und bestellte einen Krug Bier. Vor der Taverne spielten einige Gaukler Musik, während ihre Kollegen dazu schauspielerten. In dem Stück ging es um einen Jungen der eine Frau liebte, die für ihn unerreichbar war. Als die Frau dann von einem Trunkenbold in den Straßen der Stadt geschändet wurde, entschließt er sich ihn aus Rache zu erschlagen und wird dafür auf den Galgen gestellt. Ludwig genoss das kühle Bier und verfolgte das Schauspiel. Diese Gauklergruppe war schon des öfteren hier gewesen und jedes Mal hatten sie ein anderes Stück aufgeführt. Aber seit je her mochte der Prinz die Vorstellungen dieser Gruppe. Dennoch wurde sein Blick von einem Jungen abgefangen, der ihm zwei Tische weiter gegenüber saß. Kurzes blondes Haar und glasklare, blaue Augen. Hinzu kam eine äußerst zierliche Figur und eine leicht blasse Haut. Man könnte glatt meinen er wäre adlig, was das Äußere anging, hätte er nicht in den Kleidern eines Gauklers gesteckt. Ein sanftes Lächeln huschte über das Gesicht des Adligen, bevor er wieder von seinem Glas trank und der Junge erwiderte das Lächeln. Ludwig schaffte es während der ganzen Zeit nicht seine Augen von ihm zu lassen. Mit jedem Schluck den er trank wuchs seine Lust und er pflegte seine Gelüste zu befriedigen, wenn sie ihn überkamen. Der Junge grinste ein weiteres Mal süffisant, trank das Glas aus und stand. Ludwig ignorierte die Tatsache das sein Krug noch halb voll war, er stand einfach auf und folgte ihm in eine Seitengasse. Hier drang die Musik nur sehr gedämpft hin und es fiel auch nur ein fahler Lichtschein hinein. Von zwei Händen mit zierlichen Fingern wurde er gepackt und nach vorne gezogen. Eine Gestalt presste ihre weichen Lippen auf seine und er brauchte nicht mal hinschauen, um zu wissen wer es war. Dennoch krallten sich seine Hände in das raue Gewand des Jungen und er presste ihn an sich. Sofort fuhren die zierlichen Händen hinunter zu dem Schritt, glitten in die Hose aus eher weichem Stoff hinein und begann dort rhythmisch zu massieren. Der Prinz stöhnte gedämpft auf und begann den Hals seines Gegenübers zu küssen, während sie unter den Bewegungen die Haut seines Glieds zunehmend spannte. Schließlich fuhr der Mund des Jungen über die Wange des Prinzen, hinunter zum Hals. Feurig glitten die Lippen über die zarte Haut des Halsansatzes, dann hielt der Junge kurz inne. „Was ist los...?“, schnaufte der Prinz lustvoll, während sein Penis immer noch massiert wurde. Der Junge öffnete seinen Mund und vergrub ihn schließlich im Hals des Prinzen. Ludwig wollte aufschreien, doch der Schmerz wurde im Bruchteil einer Sekunde von einem angenehmen Gefühl erstickt, dass sich rasend schnell in seinem gesamten Körper ausbreitete. Sein Körper wurde schlaff und der Junge presste ihn so feste gegen die Wand, dass er durch den Druck stehen blieb. Die Finger des Adligen griffen in eine Ritze in der Steinmauer hinter ihm und verkrallten sich darin so gut es ging. So oft hatte er seine Lust schon mit anderen Personen befriedigt, aber das alles war kein Vergleich zu dem was nun in ihm vorging. Es war wie unzählige Höhepunkte auf einmal. Diese Wärme in ihm war so gut, dass er beinahe den Verstand verlor. „Aaa... ha...!“, drang es wie erstickt aus seiner Kehle, während der Junge immer noch seine Lippen auf den Hals gelegt hatte. Ludwig kniff die Augen zusammen und drückte sein Kreuz durch. Langsam trat eine Träne aus einem Auge hervor und er musste die Zähne zusammenbeißen, da er glaubte dieses wohltuende Gefühl in ihm, würde sonst seinen Körper sprengen. Er warf seinen Kopf wieder nach vorne und atmete keuchend aus. Mit schweißnasser Stirn sah er sich um. Der Junge war weg... die Seitenstrasse war weg. Nach wenigen Sekunden realisierte er, wo er nun steckte. Aufrecht saß er im Bett seines Gemachs. Allerdings hatte er keinerlei Erinnerung daran, wie er hierher gekommen war. Das letzte woran sich Ludwig erinnern konnte war, wie er mit dem Jungen in der Seitengasse verschwunden war. Die Vorhänge der Fenster waren zugezogen, aber da zumindest einer der langen Vorhänge im Wind wehte, war es offensichtlich das eines der Fenster offen stand. Kurz klopfte es, dann wurde die Tür aufgestoßen. Mit raschen Schritten trat die Magd des Prinzen ein. „Oh Prinz Ludwig, es ist bereits Mittag und ihr liegt noch in eurem Bett.“, meinte sie besorgt und riss einen der Vorhänge auf. Die Iris des Prinzen wurde winzig und es war so, als ob tausend brennend heiße Nadeln in den sein Gesicht gestochen werden würden. Schützend hob er seine Hände und warf seinen Körper schreiend nach hinten. „Mach den Vorhang zu!“, brüllte er mit schmerzverzerrter Stimme, „MACH SOFORT WIEDER DEN VORHANG ZU!!!“ Konfus tat die Magd wie ihr geheißen. Kaum fiel kein Licht mehr auf den Jungen, lies der Schmerz sofort nach. Zwar tat es immer noch weh und er traute sich nicht, die Hände vom Gesicht zu nehmen, aber es wurde allmählich besser. „Prinz... was habt ihr...?“ Zaghaft trat die Magd näher an das Bett heran. Sie hatte ihren jungen Herrn noch nie so schreien hören und dabei betreute sie ihn, seit er auf der Welt war. „Das Licht...“, wisperte er mit tränenerstickter Stimme, immer noch mit den Händen auf seinem Gesicht, „Es brennt wie Feuer!“ „Aber Prinz...“ Als sie an seinem Bett angekommen war erstarrte die Frau. Ihre Augen weiteten sich, zeitgleich öffnete sich ihr Mund immer weiter und sie rannte schreiend aus dem Zimmer. „Schnell! Einen Doktor! Wir brauchen einen Doktor!“ *** „Eine derartig schlimme Verbrennung ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen.“, murmelte der Arzt und rückte sich seine Brille zurecht, während er vorsichtig mit einem nassen Waschlappen die wortwörtlich verkohlte Haut von den Unterarmen des Prinzen abtrug. „Und dies ist wirklich nur durch die Sonneneinstrahlung geschehen?“ Ludwig nickte. Sein Vater stand mit besorgter Miene hinter dem Arzt und ging nervös auf und ab. Der alte Mann murmelte etwas vor sich hin, wrang den Waschlappen aus und lies ihn in dem Holzbottich. Dann warf er einen näheren Blick auf die Unterarme. „Die Verbrennungen sind sehr tief... Es ist als ob sie minutenlang im Feuer gelegen hätten.“ „Er hatte diese Verbrennungen noch nicht, als ich ins Zimmer gekommen bin.“, beteuerte die Magd, „Da bin ich mir sicher!“ „Ich werde einen nassen Verband machen um die Wunden zu kühlen. Dieser Verband soll erneuert werden, sobald er anfängt warm zu werden.“ „Das wird die Magd erledigen.“ Der Arzt stand auf und wurde vom König selbst aus dem Zimmer geführt, während, die Magd einen Verband, den der Doktor zuvor dagelassen hatte, in das Wasser tauchte und anfing, die Arme damit einzuwickeln. Ein Dieser schloss die schwere Doppeltür hinter ihnen und der König stoppte den Mann, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte. „Sagen sie Doktor... was ist es?“, flüsterte er. „Ich kann es nicht sagen. Etwas derartiges habe ich noch nie gesehen. Es ist so als ob das Licht ihn verbrennen würde. Er sollte nun ein paar Tage im Dunkeln bleiben und die kühlenden Verbände angelegt bekommen. Wenn es danach nicht besser um ihn steht, werde ich ihn erneut untersuchen.“ *** Es waren nun vier Tage vergangen. Seit vier Tagen saß Ludwig im Dunkeln und hatte sein Zimmer kaum verlassen. Die Verbände lagen neben seinem Bett. Er trug sie schon seit zwei Tagen nicht mehr, denn die Brandwunden an seinen Armen bereits wieder vollständig verheilt. Der Arzt würde erneut vorbeikommen um ihn zu untersuchen. Der Prinz war zunehmend empfindlicher gegen das Sonnenlicht geworden. Anfangs waren die Vorhänge noch einen Spalt weit geöffnet gewesen, sodass ein kleiner Lichtschein durch sie fiel. Nun mussten sie komplett zugezogen werden, da er nicht mal dieses bisschen Lichteinstrahlung vertrug. Außerdem hatte er seine Silberkette abnehmen müssen. Die Haut hatte sich an den Stellen wo die Kette auflag schwarz gefärbt. Es hatte nicht geschmerzt, aber kaum da hatte er die Kette abgenommen, färbten sich die schwarzen Stellen wieder normal. Außerdem war seine Haut generell blasser geworden. Ein Klopfen an der Tür riss in aus seinen Gedanken. Als Prinz war es nicht so, dass er besonders viele Freunde hatte. Die meiste Zeit verbrachte er mit seinem Vater oder bei Hobbys wie Bogenschießen oder Übungen mit dem Schwert. Doch aufgrund der Unverträglichkeit des Sonnenlichts, war ihm dies nun nicht mehr möglich. Er verbrachte den ganzen Tag nur noch in seinem Zimmer. Hier schlief er, hier aß er und hier verrichtete er auch seine Notdurft. Der Doktor trat ein. Vor dem Bett blieb er stehen und warf einen misstrauischen Blick auf die am Boden liegenden Verbände. „Du hast die Verbände abgenommen?“, erkundigte er sich, während er sich auf einem Holzschemel nieder lies. „Sie waren nicht mehr nötig.“, antwortete Ludwig und streckte ihm seine Unterarme hin. Der Doktor rückte sich seine Brille zurecht und betrachtete die Arme. Erstaunt sah er immer wieder zu Ludwigs Gesicht auf und dann zurück auf die Arme. „Das kann doch nicht sein...“, brummte er vor sich hin, „Die Wunden sind vollkommen verheilt. Es ist so als ob sie nie da gewesen wären!“ „Seit zwei Tagen schon...“, erklärte Ludwig. „Das ist... einfach unglaublich.“ „Aber die Lichtempfindlichkeit ist schlimmer geworden. Ich kann kein Sonnenstrahl in diesem Zimmer ertragen, selbst wenn er mich nicht direkt trifft.“ Zwar nickte der Doktor, schien aber immer noch extrem geistesabwesend zu sein, während er die vollkommen verheilten Arme Ludwigs betrachtete. Mit seinen Fingerspitzen fuhr er vorsichtig über die zarte Haut. Sie fühlte sich ganz normal an. Nicht mal die kleinste Narbe konnte er spüren. Dann stockte er. „Sag Ludwig... du hattest doch hier eine Narbe gehabt, nicht wahr?“, fragte der Arzt und deutete auf eine Stelle. „Ja. Mein Pferd hatte gescheut und ich bin heruntergefallen. Den Arm habe ich mir an einem spitzen Stein aufgestoßen. Die Wunde war zwar nicht tief gewesen, aber es war eine kleine Narbe zurückgeblieben.“ „Sehr merkwürdig... die Narbe ist verschwunden.“ „Was?“ Ludwig zog seinen Arme aus den Händen des Arztes und warf selbst einen Blick auf die Stelle, an der sich bisher immer eine kleine Narbe befunden hatte. Tatsächlich war sie nicht mehr da. Aber es war unmöglich das Narben wieder einfach so verschwanden oder gar verheilten, dass wusste sogar er. Noch während Ludwig seinen Augen nicht so recht trauen konnte, legte der Arzt ihm seine Hand auf die linke Brust. Dort verweilte sie für einen Moment, dann stand er mit besorgter Miene auf und verlies schnellen Schrittes das Zimmer. *** Die Nacht war über das Land herein gebrochen und Ludwig war in einen unruhigen Schlaf verfallen, wie schon die Nächte zuvor. Seit er das Sonnenlicht nicht mehr vertrug, plagten ihn Albträume. Was ihn dagegen nicht plagte waren Hunger und Durst. Zwar hatte er es niemandem erzählt, aber er konnte nichts mehr essen oder trinken. Wasser brannte wie Feuer in seiner Kehle und das Essen würgte er wieder hoch, kaum da hatte er es geschluckt. Das Essen was man ihm die letzten Tage gebracht hatte, hatte er in dem Topf entsorgt, in dem er seine Notdurft verrichtete. Dieser war mit einem Deckel versehen und der Inhalt wurde, natürlich ohne einen näheren Blick darauf zu werfen, von den Dienern weggeworfen. Dafür hatte er ein seltsames Verlangen in sich gespürt, was er bisher noch nicht zuordnen oder definieren konnte. Aufgeweckt wurde er durch einen starken Druck an Hand- und Fußgelenken und als er aufschrak, würde sein Körper mit Gewalt wieder zurück gedrückt. Das erste was er erblickte waren fünf Palastwachen. Eine hielt ihn fest, während die vier anderen ihn an das Bett banden. „Hilfe!“, schrie er, „Vater!“ „Es wird alles gut werden Ludwig.“, drang die Stimme seines Vaters an sein Ohr. Seine wehrenden Bewegungen stoppten für einen Moment, was die Wachen ausnutzen und ihn rasch am Bett befestigten. Als sie fertig waren, traten sie vom Bett weg. Nun konnte er auch den Bischof sehen, welcher mit einem Weihwassersprenkler und leise vor sich hin betend an ihn heran trat. Kaum das traf das Weihwasser auf seine Haut zischte es und er schrie vor Schmerzen auf. Die Haut bekamen einen tieferen Farbton und sah aus als ob er sich verbrannt hätte. Die Erwachsenen schraken auf. „Es stimmt also tatsächlich...“, stellte der Bischof besorgt fest, „Ein Dämon wohnt ihm inne.“ „Was? Ein Dämon? So ein Unsinn!“, widersprach Ludwig. „Schweig du unreine Kreatur!“ Der Bischof verteilte etwas Weihwasser auf dem Gesicht des Jungen, welcher sich nur wieder schreiend aufbäumte. Als er seine Augen wieder öffnete hielt der Bischof inne. Unruhig zitternd trat er einen Schritt nach hinten, als er in die plötzlich blutrot gefärbten Augen sah. „Wenn du das noch einmal machst werde ich dich eigenhändig umbringen und deinen verrottenden Leichnam in den Burggraben werfen!“, zischte Ludwig mit fremder Stimme, „Und ich rate euch schnellstens mich los zu binden – bevor ICH es tue!“ „Oh mein Gott...“ Erschrocken hob der König die Hand vor den Mund. „Ich werde sofort weiteren Beistand dafür herbringen lassen.“, sagte der Bischof, „Der Teufel ist stark in ihm... ich fürchte alleine werde ich ihn nicht austreiben können.“ „Ich habe euch gewarnt.“ Ludwig spannte seine Muskeln an und das Bett begann zu ächzen. Es dauerte nur wenige Sekunden bis die Seile dem Druck nicht mehr Stand halten konnten und einfach rissen. Immer noch mit den Tauen um die Gelenke stand er auf und ging zielsicher auf den Bischof zu. Dieser wollte noch schreien, doch da vergrub sich Ludwigs Hand bereits frontal in seinem Schädel. Mit einem brutalen Ruck riss er ihn einfach vom Rumpf herunter. „Flieht eure Hoheit!“, rief eine Wache, während sie sich alle vor ihrem Herrscher aufbauten, „Es ist zu gefährlich!“ Befriedigt grinsend hielt Ludwig den Kopf, seine Finger immer noch in dessen Inneres vergraben, und öffnete seinen Mund sodass ein wenig Blut hinein tropfte. Als von alleine kein Lebenssaft mehr floss, nahm er ihn wieder runter und fuhr mit seiner Zunge ausgiebig über die Unterseite des Halses. Nach einigen Sekunden war jedoch offensichtlich auch damit fertig und warf den Kopf einfach aus dem Fenster heraus. Klirrend zerbarst eine Scheibe und Ludwig leckte sich seine Blut bedeckten Finger, dies sichtlich genießend. „Bist du wirklich... mein... Sohn?“ Der König schritt zwischen seinen Wachen hindurch. „Sag es mir... bitte... bist du mein Sohn... oder ein Dämon?“ Die Miene des Jungen wurde ernst. Schweigend ging er zum massiven Kleiderschrank und zog sich um. Dann ging er wieder in den Raum, nahm den leblosen Körper vom Boden auf und schritt an das zerbrochene Fenster. „Du...“ Er zeigte auf den König, „... hast deinen Sohn in dieser Nacht getötet.“ Mit diesen Worten warf er den Körper aus dem Fenster und sprang dann selber hinaus. Sofort lief ihm der König nach. Begleitet von einem lauten Klatschen landete der Körper im Burggraben, während Ludwig offensichtlich unverletzt davor landete. Noch ein letztes Mal drehte er sich halb zu dem Fenster um. Der König wusste, obgleich er es nicht genau erkennen konnte, mit welch anklagendem Blick er angesehen wurde, bevor Ludwig in der Dunkelheit verschwand. Von diesem Tag an hat man nie wieder etwas von dem Prinzen namens Ludwig gehört. Der Gram über den Verlust seines Sohnes traf den Regenten schwer. Es traf ihn so schwer, dass er sich drei Jahre später das Leben nahm. Ende Kapitel 5: Geschichte 04: Legende --------------------------------- Edo, Juni 1986 Eine warme Nacht lag über der Hauptstadt Japans. Keine einzige Wolke verhing den Himmel und die Sterne funkelten still vor sich hin. In der Stadt selbst jedoch war es nicht besonders still. Eine kleine Gruppe von Männern liefen schnellen Fußes durch die Straßen, gehetzt von einer Meute in blau-weißen Kimonos. Eindeutig von der Zahl her überlegen, waren die Shinsengumi sich ihres Sieges sicher. Eigentlich waren sie nur die normale Nachtwache die wie jeden Tag ihre Runden ging und so kam ihnen dieser Zwischenfall nur zu Recht. Die Gruppe der Tokugawa flüchtete in eine Seitengasse hinein. „Sie sind in einer Sackgasse!“ „Jetzt können sie nicht mehr entkommen.“ Die Gruppe stand an der Schwelle zur Seitenstraße und tatsächlich handelte es sich dabei um eine Sackgasse. Der Truppführer trat aus der Gruppe vor und zog sein Schwert aus der Scheide. „Was ist mit euch? Wollt ihr eure Waffen nicht ziehen?“ Ein Ruck ging durch den Körper des Mannes und er erstarrte. Etwas blitzte an seiner Seite auf und aus dem Schatten heraus trat ein junger Mann. An seinem Katana haftete Blut. Der Truppführer zeigte keine Regung während sich der feindliche Schwertkämpfer vor ihn begab und blitzschnell streckte ihn ein weiterer Schlag nieder. Ein Raunen ging durch die Gruppe der Shogunatsanhänger als er vollends aus dem Schatten trat. „Ein junger Mann mit roten Haaren.“ „Ist ER es?“ „Er hat Tana-san einfach aus dem Hinterhalt ermordet.“ Ein weiterer Mann trat vor und zog sein Schwert. „Mein Name ist Shinji Raikun, stellvertretender Führer dieses Trupps.“, stellte er sich vor und begab sich in Kampfstellung. Mit einer ruckartigen Bewegung schwang er seine Waffe vor sich her sodass etwas Blut auf den Körper des am Boden liegenden Shinsengumi tropfte. „Du stellst dich nicht vor und beschmutzt den Körper eines Toten – was für ein Schwertkämpfer bist du?!“ „Niemand der so viel Ehre besitzt wie ihr.“, zischte der Unbekannte. Mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit schoss er nach vorne und noch ehe der Shinsengumi reagieren konnte, hatte der Rothaarige ihm das Schwert durch die Kehle geschlagen. Direkt neben ihm blieb er stehen, drehte das Schwert in der Hand und fuhr mit der Klinge noch ein weiteres Mal über den Bauch. Genau wie der Anführer fiel auch er vollkommen leblos zu Boden. Der Mann auf Seiten der Tokugawa stoppte aber nicht. Er lief nach vorne und förmlich in die Gruppe hinein. Sein Schwert glitt nahezu lautlos durch die Körper hindurch und ehe sie es sich versahen war die gesamte Shinsengumi Truppe tot. Nun traute sich die kleine Truppe wieder weiter aus der Sackgasse hervor. Mit einer knappen Verbeugung bedankten sie sich bei demjenigen, der ihre Leben gerettet hatte und schnellen Schrittes verschwanden sie wieder in den Schutz der Nacht. Einer jedoch blieb bei ihm stehen. „Bist du in Ordnung?“, erkundigte sich der Ältere. „Ja.“, antwortete er knapp, „Alles in Ordnung.“ „Das ist schon das siebte Mal das mein Leben durch dich gerettet wurde Jizen.“ Er verbeugte sich so tief es im normalen Stand ging. „Ich stehe in deiner Schuld.“ „Du hast mich aufgenommen und wie einen Sohn behandelt. Es ist das Mindeste was ich tun kann um es dir zurück zu zahlen.“, entgegnete der Jüngere tonlos. „Einen hervorragenden Schwertkämpfer wie dich auf unserer Seite zu haben...“ Er erhob sich wieder. „Du musst direkt von den Göttern gesandt worden sein.“ Er wandte sich ab und lief seinen Partnern hinterher. Schon nach wenigen Sekunden war er wieder in einer anderen Straße verschwunden. Der junge Mann, der hier unter dem Namen Jizen bekannt war, seufzte leise und sah zum nächtlichen Firmament auf. „Von einem Gott wurde ich hierher geschickt, dass stimmt...“, flüsterte er und erinnerte sich an die Geschichte, die ihm der Mann erzählt hatte, der ihn zu dem gemacht hatte, was er nun war. Ein wandelnder Toter. Seine Reise hatte ihn weit geführt und es war viel mehr ein Zufall gewesen, dass er in den Unruhen der Bakumatsu gelandet war. Genau so war es auch ein purer Zufall gewesen, dass er ein Verbündeter der Tokugawa geworden ist. Von einigen Vampiren in die Enge getrieben, hatte ein Mann namens Makoto Shishio sein Leben gerettet. Zielsicher hatte er die Dämonen – wie er sie nannte – mit Schlägen getötet die ihre Herzen getroffen haben. Nun stand er in der Schuld des Mannes und wollte sie abbezahlen. Inzwischen hatte er schon einen legendären Status erreicht. Japaner hatten schwarze Haare, er hingegen war halb Ire und deshalb hatten seine Haare einen tiefroten Farbton. Feinde die ihn sahen überlebten nie, weshalb das Gerücht vom „Samurai mit den roten Haaren“ sich hartnäckig hielt. Durch die besonderen Gaben die sein Dasein mit sich brachte, war er einem normalen Schwertkämpfer weit überlegen. Genüsslich fuhr er mit seiner Zunge über die stumpfe Seite der Klinge und leckte das Blut ab. Das Beste an dieser unruhigen Zeit war, dass das Essen nicht knapp wurde. Bei der Menge an Toten war es sogar eher das Gegenteil. Blut gab es im Überschuss. Bisher hatte er noch keinen anderen Vampir hier getroffen, von den Dreien abgesehen die ihn hatten umbringen wollen. Ohne das Schwert aus der Hand zu legen ging er in die Knie und vergrub sein Gebiss im Nacken eines der gefallenen Shinsengumi. Wie ein Tier saugte er das Blut aus den Adern. Bei jedem saugte er nur ein bisschen. Wenn ein Vampir einen Menschen vollkommen aussaugte wurde die Haut bleich. Da er als einziger bei den Leichen zurück blieb und dieser Fakt wohl kaum unbeachtet bleiben würde, wollte er es nicht riskieren unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der Ferne waren weitere Kampfgeräusche zu hören und er wusste, dass er sich aufmachen musste, seinen Verbündeten zu helfen. Obwohl es schlecht für das Shogunat stand, würde er bis zum Ende kämpfen. Sonderlich viel Schaden konnten ihm seine Feinde nicht zufügen. Mit einem weichen, weißen Tuch säuberte er die Klinge seines Schwertes und dann die Partie um den Mund herum, bevor er in Richtung der Kampfgeräusche lief. Seine Einheit brauchte ihn... *** Nachdem die Unruhen vorbei und die Regierung gestürzt war, verschwand der Mann welchen Mann unter dem Namen Jizen kannte wieder. Es ist unbekannt wohin er verschwand. Makoto Shishio bekam einige Jahre nach dem Umsturz einen Brief von ihm, in dem er jedoch nicht preis gab wo er sich nun aufhielt. Dennoch hielt sich die Legende um den rothaarigen Schwertkämpfer hartnäckig und wird auch heute noch immer weiter erzählt. Ende Kapitel 6: Geschichte 05: Winternacht ------------------------------------- Prag, Dezember 1200 „Was... was hast du mit mir gemacht?“, krächzte ein junger Mann am Boden. Zwei kleine Löcher befanden sich in seiner Kehle, aus denen ein klein wenig Blut lief. Es rann seine Kehle hinab und färbte den Schnee auf dem er lag rot. Vor ihm hockte eine junge Frau, gekleidet in einen langen Mantel. Durch die runden, randlosen Gläser ihrer Brille sah sie ihn lächelnd an. Mit ihrer behandschuhten Hand fuhr sie ihm über die Wange. Der Körper des am Boden liegenden zitterte stark, aber nicht aufgrund der Kälte. Er starb... wortwörtlich. „Du wirst dich verändern.“, erklärte sie mit einer Stimme, wie sie sanfter nicht hätte sein können, „Du wirst keinen Hunger mehr haben... und auch keinen Durst. Diese Gefühle... diese Schwächen, werden gegen eine andere Art von Durst eingetauscht werden. Von nun an wirst du dich vom Lebensnektar anderer ernähren müssen. Tust du dies nicht, wirst du immer schwächer und schwächer werden. Phsysisch wirst du schneller, stärker werden... du wirst Dinge schaffen, die dir vorher undenkbar schienen, aber dafür wirst du das Sonnenlicht nicht mehr vertragen. Und du wirst in der Lage sein Fähigkeiten zu entwickeln, die über deine Vorstellungskraft hinaus gehen.“ Elegant erhob sie sich aus der Hocke und in der Ferne konnte man einen Wolf heulen hören, trotz des scharf pfeifenden Windes in der Seitengasse. Mit ernster Miene sah sie zum wolkenverahgenen Himmel auf. „Es tut mir leid das ich dich nicht lehren kann, wie du es verdient hättest, aber meine Zeit ist gekommen... ich wollte nur das etwas von mir in dieser Welt übrig bleibt, deshalb habe ich dir das Beste gegeben, an das ich denken konnte. Wäre es mir noch möglich, hätte ich ein Kind geboren... aber so wie die Dinge stehen, bist DU von nun an mein Kind.“ Die Frau griff ihm unter die Achseln und richtete ihn so hin, dass er an der Hauswand hinter ihm saß. Dann griff sie in das Innere ihres Mantels und zog eine Flasche hervor, die sie ihm in die Hand drückte – Vodka, er konnte es riechen. Das Zittern hatte bereits nachgelassen und ihm war seltsamerweise kein bisschen kalt. Im Gegenteil, ihm war sogar angenehm war. Dennoch konnte er sich kaum bewegen. „Deine Wunde ist geheilt und sie werden dich nicht aufspüren, nicht heute... noch bist du ein Mensch. Aber versprich mir, dass du ab Morgen aufpassen wirst.“ Traurig lächelte sie auf ihn herab und eine tiefrote Tränen lief ihre Wange hinab. „Denn du bist das einzige was von mir übrig bleiben wird.“ Laut knurrend rannten drei Wolfshunde in die Seitenstraße und zähnefletschend setzten sie auf die Unbekannte zu. „Mach es besser als ich...“, flüsterte sie, während sie sich in Bewegung setzte. Zwei der Wolfshunde rannten einfach an ihm vorbei, der Dritte jedoch blieb bei ihm stehen. Mit funkelnd blauen Augen starrte er ihn an und begann ihn zu beschnuppern. Dann warf er mit seiner Schnauze den Kopf auf die andere Seite und besah sich den Hals, was er jedoch nach einigen Sekunden wieder stoppte und seinen Artgenossen folgte. Immer noch hatte er gar nicht begriffen was eigentlich geschehen war. Er hatte nur nach einem Plätzchen gesucht, um diese bitterkalte Nacht zu überstehen. Dann war auf einmal diese Frau neben ihm erschienen, wie aus dem Nichts, und hatte ihn in den Hals gebissen. Ehe er es sich versehen hatte, war ihm für einen Augenblick schwarz vor Augen geworden. Und nun... das. War das nur ein Traum? Lag er bereits irgendwo im Sterben und dies war nichts weiter als eine Halluzination? Ein mit einer Armbrust bewaffnete Mann trat in die Seitengasse ein, während ihm gegenüber am anderen Ende der Gasse die Frau wieder eintrat. Ihre Haare waren wild durcheinander, ihr Mantel zum Großteil zerfetzt und sie war über und über mit Blut beschmiert. Sie zischte wie ein wildes Tier als sie den Mann erblickte, bevor sie auf ihn zuraste und mit einer Hand ausholte. Der Fremde jedoch schien wenig davon beeindruckt. Während sie näher kam legte er die Armbrust an und zielte. Für einen Menschen eigentlich viel zu schnell kam sie auf ihn zu, doch er machte keine Anstalten sich zu rühren. Wie eine Statue stand er da und zielte. In dem Moment, in dem ihre Hände seinen Kopf erreicht hätten, drückte er den Abzug nach hinten. Beinahe lautlos schoss der Pfeil durch ihren Körper. Für einen Augenblick sah es so aus als würde sich einfach in der Luft hängen, bevor die Wucht des Schusses sie zurückwarf. Der am Boden liegende konnte es nur aus den Augenwinkeln heraus erkennen, wie sich an ihrem Rücken ein kleines Brandloch abzeichnete, dass sich ausweitete und sie schließlich in einen kleinen Haufen Asche verwandelte. Zuerst lösten sich Kleidung und Haut auf und entblößten ein pechschwarzes Skelett, welches aber genauso schnell einfach zu feinem Pulver zerfiel, wie es erschienen war. Sichtlich erleichtert atmete der Mann aus und zertrat den kleinen Haufen, bevor er vor dem Mann in die Hocke ging und ihn ansah. Wäre er ein Untoter, hätten die Hunde ihn zerfleischt, dass wusste der Jäger. „Diese Straßen sind gefährlich bei Nacht.“, sprach er zu ihm, mit einem südländischen Akzent, „Du solltest dir eine Bleibe suchen.“ Er drückte ihm ein paar Scheine in die Hand, dann stand er wieder auf und lies die Armbrust unter seinem Mantel verschwinden. Der Mann in der Gasse sah die Geldscheine an, dann nahm er einen kräftigen Schluck aus der Vodkaflasche. Irgendwie hatte er das Gefühl, dies war nicht seine Nacht. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)