Zwischenwelt von Jim (Die Saga der Vampire) ================================================================================ Kapitel 5: Geschichte 04: Legende --------------------------------- Edo, Juni 1986 Eine warme Nacht lag über der Hauptstadt Japans. Keine einzige Wolke verhing den Himmel und die Sterne funkelten still vor sich hin. In der Stadt selbst jedoch war es nicht besonders still. Eine kleine Gruppe von Männern liefen schnellen Fußes durch die Straßen, gehetzt von einer Meute in blau-weißen Kimonos. Eindeutig von der Zahl her überlegen, waren die Shinsengumi sich ihres Sieges sicher. Eigentlich waren sie nur die normale Nachtwache die wie jeden Tag ihre Runden ging und so kam ihnen dieser Zwischenfall nur zu Recht. Die Gruppe der Tokugawa flüchtete in eine Seitengasse hinein. „Sie sind in einer Sackgasse!“ „Jetzt können sie nicht mehr entkommen.“ Die Gruppe stand an der Schwelle zur Seitenstraße und tatsächlich handelte es sich dabei um eine Sackgasse. Der Truppführer trat aus der Gruppe vor und zog sein Schwert aus der Scheide. „Was ist mit euch? Wollt ihr eure Waffen nicht ziehen?“ Ein Ruck ging durch den Körper des Mannes und er erstarrte. Etwas blitzte an seiner Seite auf und aus dem Schatten heraus trat ein junger Mann. An seinem Katana haftete Blut. Der Truppführer zeigte keine Regung während sich der feindliche Schwertkämpfer vor ihn begab und blitzschnell streckte ihn ein weiterer Schlag nieder. Ein Raunen ging durch die Gruppe der Shogunatsanhänger als er vollends aus dem Schatten trat. „Ein junger Mann mit roten Haaren.“ „Ist ER es?“ „Er hat Tana-san einfach aus dem Hinterhalt ermordet.“ Ein weiterer Mann trat vor und zog sein Schwert. „Mein Name ist Shinji Raikun, stellvertretender Führer dieses Trupps.“, stellte er sich vor und begab sich in Kampfstellung. Mit einer ruckartigen Bewegung schwang er seine Waffe vor sich her sodass etwas Blut auf den Körper des am Boden liegenden Shinsengumi tropfte. „Du stellst dich nicht vor und beschmutzt den Körper eines Toten – was für ein Schwertkämpfer bist du?!“ „Niemand der so viel Ehre besitzt wie ihr.“, zischte der Unbekannte. Mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit schoss er nach vorne und noch ehe der Shinsengumi reagieren konnte, hatte der Rothaarige ihm das Schwert durch die Kehle geschlagen. Direkt neben ihm blieb er stehen, drehte das Schwert in der Hand und fuhr mit der Klinge noch ein weiteres Mal über den Bauch. Genau wie der Anführer fiel auch er vollkommen leblos zu Boden. Der Mann auf Seiten der Tokugawa stoppte aber nicht. Er lief nach vorne und förmlich in die Gruppe hinein. Sein Schwert glitt nahezu lautlos durch die Körper hindurch und ehe sie es sich versahen war die gesamte Shinsengumi Truppe tot. Nun traute sich die kleine Truppe wieder weiter aus der Sackgasse hervor. Mit einer knappen Verbeugung bedankten sie sich bei demjenigen, der ihre Leben gerettet hatte und schnellen Schrittes verschwanden sie wieder in den Schutz der Nacht. Einer jedoch blieb bei ihm stehen. „Bist du in Ordnung?“, erkundigte sich der Ältere. „Ja.“, antwortete er knapp, „Alles in Ordnung.“ „Das ist schon das siebte Mal das mein Leben durch dich gerettet wurde Jizen.“ Er verbeugte sich so tief es im normalen Stand ging. „Ich stehe in deiner Schuld.“ „Du hast mich aufgenommen und wie einen Sohn behandelt. Es ist das Mindeste was ich tun kann um es dir zurück zu zahlen.“, entgegnete der Jüngere tonlos. „Einen hervorragenden Schwertkämpfer wie dich auf unserer Seite zu haben...“ Er erhob sich wieder. „Du musst direkt von den Göttern gesandt worden sein.“ Er wandte sich ab und lief seinen Partnern hinterher. Schon nach wenigen Sekunden war er wieder in einer anderen Straße verschwunden. Der junge Mann, der hier unter dem Namen Jizen bekannt war, seufzte leise und sah zum nächtlichen Firmament auf. „Von einem Gott wurde ich hierher geschickt, dass stimmt...“, flüsterte er und erinnerte sich an die Geschichte, die ihm der Mann erzählt hatte, der ihn zu dem gemacht hatte, was er nun war. Ein wandelnder Toter. Seine Reise hatte ihn weit geführt und es war viel mehr ein Zufall gewesen, dass er in den Unruhen der Bakumatsu gelandet war. Genau so war es auch ein purer Zufall gewesen, dass er ein Verbündeter der Tokugawa geworden ist. Von einigen Vampiren in die Enge getrieben, hatte ein Mann namens Makoto Shishio sein Leben gerettet. Zielsicher hatte er die Dämonen – wie er sie nannte – mit Schlägen getötet die ihre Herzen getroffen haben. Nun stand er in der Schuld des Mannes und wollte sie abbezahlen. Inzwischen hatte er schon einen legendären Status erreicht. Japaner hatten schwarze Haare, er hingegen war halb Ire und deshalb hatten seine Haare einen tiefroten Farbton. Feinde die ihn sahen überlebten nie, weshalb das Gerücht vom „Samurai mit den roten Haaren“ sich hartnäckig hielt. Durch die besonderen Gaben die sein Dasein mit sich brachte, war er einem normalen Schwertkämpfer weit überlegen. Genüsslich fuhr er mit seiner Zunge über die stumpfe Seite der Klinge und leckte das Blut ab. Das Beste an dieser unruhigen Zeit war, dass das Essen nicht knapp wurde. Bei der Menge an Toten war es sogar eher das Gegenteil. Blut gab es im Überschuss. Bisher hatte er noch keinen anderen Vampir hier getroffen, von den Dreien abgesehen die ihn hatten umbringen wollen. Ohne das Schwert aus der Hand zu legen ging er in die Knie und vergrub sein Gebiss im Nacken eines der gefallenen Shinsengumi. Wie ein Tier saugte er das Blut aus den Adern. Bei jedem saugte er nur ein bisschen. Wenn ein Vampir einen Menschen vollkommen aussaugte wurde die Haut bleich. Da er als einziger bei den Leichen zurück blieb und dieser Fakt wohl kaum unbeachtet bleiben würde, wollte er es nicht riskieren unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der Ferne waren weitere Kampfgeräusche zu hören und er wusste, dass er sich aufmachen musste, seinen Verbündeten zu helfen. Obwohl es schlecht für das Shogunat stand, würde er bis zum Ende kämpfen. Sonderlich viel Schaden konnten ihm seine Feinde nicht zufügen. Mit einem weichen, weißen Tuch säuberte er die Klinge seines Schwertes und dann die Partie um den Mund herum, bevor er in Richtung der Kampfgeräusche lief. Seine Einheit brauchte ihn... *** Nachdem die Unruhen vorbei und die Regierung gestürzt war, verschwand der Mann welchen Mann unter dem Namen Jizen kannte wieder. Es ist unbekannt wohin er verschwand. Makoto Shishio bekam einige Jahre nach dem Umsturz einen Brief von ihm, in dem er jedoch nicht preis gab wo er sich nun aufhielt. Dennoch hielt sich die Legende um den rothaarigen Schwertkämpfer hartnäckig und wird auch heute noch immer weiter erzählt. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)