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Zwischenwelt

Die Saga der Vampire
von

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Geschichte 01: Meister der Aufklärung

Chicago, Dezember 2005:
 

Ein kalter Wind wehte über die Stadt hinweg und trieb vereinzelte Schneeflocken über die hell erleuchtete Metropole. Seit Wochen schneite es schon und es war den Bürgern nur Recht, dass der Schneefall seit ein paar Tagen nachgelassen hatte. Inmitten des normalen Stadtgetümmels bahnte sich ein Mann in einem dunklen Mantel seinen Weg durch die Menge. Schließlich bog er in eine dunkle Seitenstraße ein. Seine Hände hatte der Mann in den Taschen versteckt und auch der relativ hohe Kragen, verbarg einen Großteil seines Gesichts. In der Gasse trat er in eine kleine Nische ein und ging eine kleine, schmale Treppe hinab, bis er vor zwei kräftigen Männern in feinen Anzügen stehen blieb.
 

„Voltaire will mich sehen.“, brummte der Mann, holte seine linke Hand aus der Manteltasche und zeigte den Männern die Handfläche.
 

Sie nickten, machten ihm Platz und er konnte eintreten. Hinter der alten Holztür befand sich bloß ein kleiner Raum mit gepolsterten Wänden und direkt vor ihm befand sich noch eine Tür. Der Mann ging einfach weiter durch die Tür und gelangte dadurch in einen großen Raum. Laute Musik schallte durch die Halle und überall waren blinkende Lichter und Schweinwerfer in verschiedenen Farben angebracht.
 

Krad hasste diesen Club. Nun, nicht genau den Club, viel mehr hasste er Orte wie diesen. Es war zu laut und außerdem hatte er das Gefühl, bei derartigen Beleuchtungen einen epileptischen Anfall zu bekommen. Darüber hinaus zappelten ein paar Jugendliche die aussehen als ob sie auf der Straße lebten auf einer beleuchteten Tanzfläche herum.
 

Während er auf eine Tür zusteuerte knöpfte er seinen Mantel auf und schlug ihn ein Stück nach hinten. Schnellen Schrittes drängte er sich durch die Menge und blieb vor einer Tür stehen. Diese wurde, ähnlich wie der Eingang, von einer großen Wache versperrt. Auch hier brauchte der Mann nur seine Handfläche zeigen, um eingelassen zu werden.
 

Hinter dieser Tür verbarg sich ein geräumiges Büro. Ein paar auf edle Ständer gesteckte Kerzen gaben genug Licht ab, damit man noch alles im Raum erkennen konnte. Inmitten des Raumes gab es einen großen, schweren Tisch aus dunklem Holz. Hinter dem Tisch konnte man einen großen Sessel aus dunkelblauem Leder sehen, welcher mit dem Rücken zu Krad stand. Krad war schon öfters hier gewesen und kannte den Raum dementsprechend gut.
 

„Weißt du Voltaire...“, seufzte Krad, „Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du es dir angewöhnen würdest, einen Boten zu senden.“ Er warf einen flüchtigen Blick in seine Handfläche, wo sich ein rotes, gut sichtbares Symbol befand.
 

„Boten brauchen zu lange.“, erklang eine sanfte Männerstimme hinter dem umgedrehten Sessel. Krad sah eine recht zierliche Hand hinter der Lehne hervorkommen die kurz schnipste, woraufhin das Zeichen in der Handfläche verschwand. „Ein kleiner, harmloser und schnell aufgehobener Fluch hingegen, führt zu schnellen Reaktionen.“
 

„Was kann ich für dich tun?“
 

„Wir haben einen ungebetenen Gast im Club.“
 

„... und?“, wollte Krad etwas erstaunt wissen, „Du hast doch eigene Sicherheitsleute.“
 

„Ich dachte ich gebe dir eine kleine Beschäftigung. Natürlich...“ Er hielt kurz inne. „Sollte dein Terminkalender voll sein, werde ich dich nicht weiter belästigen.“
 

Krad knirschte mit den Zähnen. Natürlich wusste die Person auf dem Ledersessel genau so gut wie Krad selbst, dass er nichts vor hatte. Im Gegenteil – sein Leben könnte momentan langweiliger kaum sein.
 

„Nein...“, sagte er und streifte sich seinen Mantel ab, „Ist schon gut.“
 

„Das dachte ich mir.“
 

Krad wusste das Voltaires Gesicht in diesem Moment von einem Grinsen geziert war. Derweil krempelte sich Krad die Ärmel seines schwarz-grauen Hemdes nach oben und knackste mit seinen Fingerknöcheln.
 

„Soll ich ihn auslöschen?“
 

„Nein. Bring ihn mir.“
 

Der Vampir nickte stumm und schloss seine Augen, während er ins Zwielicht eintrat. Das Zwielicht war eine Art Parallelwelt, so etwas wie eine nicht physische Ebene. Nur Leute mit einer Begabung konnten diese Ebene betreten. Dort gab es nichts was es auf der Erde gab, sondern nur eine einzige Einöde und alles war wie in ein tiefdunkles Licht getaucht. Allerdings konnte man hier die Seelen der Wesen auf der Erde sehen. Alles was lebte konnte man auf dieser Ebene auch sehen, wenn auch nicht in der Form, in der es auf der Erde existierte. Ein Mensch war kein Mensch im Zwielicht, sondern nur ein grauer, nebelartiger Umriss seines Körpers.
 

Für einen normalen Mensch sah es nun so aus, als ob Krad von unzähligen Fingern, bestehend aus Dunkelheit, umfasst werden würde, bis er einfach verschwunden war. Als er seine Augen wieder öffnete befand er sich bereits im Zwielicht.
 

„Na dann wollen wir mal...“, murmelte er und drehte sich in die Richtung, wo auf der Erde die Tanzfläche des Clubs war.
 

Personen die sich im Zwielicht bewegten, sahen ganz normal aus. Aber bei der Menge an Leuten die es dort in der Halle gab, könnte es durchaus schwer werden eine einzelne Person dazwischen zu finden.
 

„Die Nadel im Heuhaufen.“
 

Das Problem an der Person im Club war noch nicht mal, dass sich jemand innerhalb des Clubs im Zwielicht aufhielt. Dies war zwar auch nach den Hausregeln verboten, aber nicht unbedingt der tragische Punkt. Das Gefährliche war, dass sich auch normale Menschen im Club aufhielten, die von alle dem keine Ahnung hatten. Und eben jene waren gefährdet. Denn es war möglich jemanden vom Zwielicht aus zu attackieren. Jemand der sich der Gefahr nicht bewusst war, konnte einfach so in der wirklichen Welt sterben und es würde nach außen so aussehen, als würde sein Herz einfach stehen bleiben. Diejenigen die um das Zwielicht wussten, wussten auch wie man sich vor so etwas schützen konnte.
 

Krad wanderte mit ruhigen Schritten um die Masse herum, während seine Augen hektisch von einem Punkt zum nächsten wanderten. Wenn sich jemand im Zwielicht in den Club schlich, dann war es meistens deshalb, um Ärger zu machen. Solche Leute konnten von einem anderen Clubbesitzer kommen, der einen solchen Mord natürlich dafür nutzen würde, um die Sicherheitsvorkehrungen des Clubs schlecht dastehen zu lassen und somit Werbung für sich selbst zu machen. Voltaire, der Vampir der diesen Club leitete, verzichtete auf solche Methoden. Er hatte eine feste und große Stammkundschaft und es würde ihn nicht weiter stören, wenn er ein paar der Leute verlieren würde, die diese Lokalität nur gelegentlich besuchten. Sein Ruf hingegen, war etwas worum er sich sehr kümmerte – und darum lies er es auch nicht zu, dass ihn jemand beschmutzte.
 

„Zeig dich schon endlich du verdammter Bastard.“, murrte Krad lustlos vor sich hin, während seine Augen immer noch die gesamte Gegend absuchten, „Ach Scheiße!“
 

Zügig ging er in die „Wolke“ hinein und er riss seine Augen förmlich auf. Seine Pupillen weiteten sich um einige Millimeter und seine Sicht erweiterte sich. Zeitgleich spitzte er seine Ohren und leitete einen Teil seiner Energie in sie hinein. Und schon hörte er ein Atemgeräusch. Blitzschnell fuhr er herum, griff hinter sich und fühlte einen Widerstand.
 

„Stoff!“, schoss es ihm durch den Kopf als seine Finger sich in die Masse hineinkrallten.
 

Er riss einen groben Klumpen nach vorne und warf ihn auf den Boden.
 

„Ein Unreiner?“
 

Krad blickte in das Gesicht seines Gegenübers. Ein kahler, bleicher Schädel mit länglichen, spitzen Ohren und blutunterlaufene Augen „zierten“ diese Kreatur, die bloß in Lumpen gekleidet war.
 

„Du Penner!“, kreischte er, doch Krad schlug ihm ohne Umwege ins Gesicht.
 

Die Gegenwehr des am Boden liegenden hörte damit jedoch nicht auf, woraufhin Krad ihm noch zwei weitere Schläge verpasste, bis seine Bewegungen nachließen und sein Atmen zu einem flachen röcheln wurden. In diesem Zustand warf er ihn sich über die Schultern, schritt durch die Wolke hindurch wieder an den Punkt, von wo aus er ins Zwielicht eingetreten war und ging diesen Weg wieder rückwärts. So wie sich die Dunkelheit über ihn gelegt hatte, wandte sie sich wieder von ihm ab und er stand binnen eines Lidschlags wieder inmitten des Büros.
 

„Hast du ihn?“, erkundigte sich Voltaire, immer noch ohne sich umzudrehen.
 

„Natürlich...“, gab Krad zurück und warf den schlaffen Körper zu Boden.
 

„Ein Unreiner?“
 

Wesen die als „Unreine“ bezeichnet wurden, waren keine richtigen Vampire... aber sie waren auch keine Menschen mehr. Um ein vollwertiger Vampir zu geben musste man einem anderen, vollwertigen Vampir sein Blut anbieten. Wenn er es annahm war der erste Schritt getan. Daraufhin muss der Vampir seinem „Opfer“ sein eigenes Blut anbieten. Wenn dieses getrunken wurde, würde er ein vollwertiger Vampir bekommen. Oft kam es vor das Vampire mit der Macht eines Vampirs lockten, wohl wissend das es Jahrhunderte und unendlich viel Erfahrung und Übung brauchte, bis man ein wirklich mächtiger Vampir werden konnte, und von ihrem Opfer tranken. Dadurch banden sie diese Kreaturen an sich, sie konnten von niemand anderem mehr zu einem Vampir gemacht werden. Doch sie planten nicht sie zu wirklich Vampiren zu machen. Stattdessen ließen sie diese „halben“ Vampire ihre Dreckarbeit erledigen – darum hatte sich auch der Begriff „Unreine“ eingebürgert.
 

„Ja.“, bestätigte das, was Voltaire schon lange wusste, während er sich seinen Mantel wieder anzog, „Brauchst du mich noch?“
 

„Nein. Nimm die Hintertür. Herrold wird dich auszahlen.“
 

„Prima.“
 

Im Gehen knöpfte er sich seinen Mantel zu. Mit seinem Fuß trat er leicht gegen eine Stelle an der Fußleiste, woraufhin sich eine Tür öffnete, die vorher nicht zu erkennen war. Kaum da hatte Krad die Türschwelle überschritten, schloss die Tür hinter sich.
 

Nun schien der Unreine sein volles Bewusstsein wieder zu erlangen und Stück für Stück zu sich zu kommen. Für einige Sekunden blickte er sich um, dann zischte er bedrohlich und zückte einen Dolch.
 

„Wo bin ich hier?!“, kreischte er.
 

„Im meinem Büro.“
 

Voltaire drehte sich um. Kaum da erblickte der Unreine ihn, erstarrte er förmlich und lies den Dolch fallen. Der Ältere musterte die Kreatur und schüttelte nach einigen Sekunden nur seufzend den Kopf.
 

„Du willst also ein Vampir werden?“, erkundigte er sich, „Wie erbärmlich.“
 

Er machte einen Fingerzeig und der Dolch schwebte wie von Zauberhand zu ihm herüber. Der Altvampir berührte die Waffe nicht, sondern betrachtete die feinen, in die Klinge eingearbeiteten Runen.
 

„Der Denun Clan...“, murmelte er.
 

Sein Blick wurde kurz finster und der Dolch schoss, mit der Spitze nach vorne einfach durch den linken Fuß des Unreinen und nagelte ihn praktisch auf dem Boden fest.
 

„Soll ich dir zeigen wozu ein wahrer Vampir fähig ist?“
 

Die Umrisse der Gegenstände im Raum wurden unscharf, es war kurz ein tiefes, dunkles Grollen zu hören und der Boden bekam ein seltsames Muster. Es war wie ein Abgrund bei dem man fürchten musste, jederzeit in die Unendlichkeit hinabzufallen. Tiefpurpur farbene Schemen wandelten unter ihm hin und her und gequälte, stöhnende Laute waren zu hören. Sichtlich von Angst gefangen presste sich der Unreine an die Wand. Vor ihm im Boden formte sich eine Delle die zunehmend größer wurde. Auf Brusthöhe entwickelten sich Finger die den Hals des Unreinen umgriffen und er schrie panisch auf.
 

„Hörst du das? Das sind menschliche Seelen aus der Unterwelt. Auf mein Kommando würden sie dich einfach hinabziehen und du würdest mit ihnen leiden müssen bis in alle Ewigkeit.“, drohte Voltaire finster, „Solche Kreaturen wie du widern mich an...“ Er verengte seine Augen zu schlitzen und der Griff der Hand wurde fester, woraufhin auch der Unreine nur noch lauter schrie. „Ihr seid noch geringer als Dreck und wollt nur Vampire der Macht wegen werden. Aber so einfach ist es nicht...“
 

Genau so schnell wie sich die finstere Miene aus Voltaires Gesicht verzog, verschwand die Hand wieder im Boden und der Grund unter den Fußen des Unreinen wurde wieder normal. Dennoch wagte er es nicht sich zu bewegen. Mit einem weiteren Fingerzeig löste sich der Dolche wieder aus dem Fuß der Kreatur.
 

„Ich will das du nun von hier verschwindest... du wirst dich auf das Dach eines Hauses begeben und warten bis die Sonne aufgeht. Und solltest du das nicht tun und mir jemals wieder über den Weg laufen...“
 

Der Vampir musste den Satz nicht zu Ende sprechen, damit sein Gegenüber verstand. Immer noch panisch schnaufend riss er die Tür hinter sich auf und rannte hinaus. Voltaire grinste schmal und lies den Dolch zu sich herüber schweben.
 

„Denun also...“, flüsterte er kaum hörbar.
 

Krad, der das ganze Schauspiel durch einen Spiegel, der von einer anderen Seite durchsichtig war, beobachtet hatte, konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen. Diese Vorstellung hatte mal wieder aufgezeigt, wie mächtig Voltaire eigentlich war. Natürlich war auch er nicht unbesiegbar, aber wenn er sich wirklich Mühe gab, würde selbst ein hochrangiger Vampir seine Probleme mit dem Nosferatu bekommen.
 

„Hier.“
 

Ein Schwarzer reichte ihm eine kleine Kühlbox. Fragend hob Krad seine Augenbraue.
 

„Ist das nicht ein wenig viel?“, wollte er wissen.
 

„Ich wurde angewiesen dich damit auszuzahlen.“
 

„Na dann...“ Er nahm die Kühlbox am Henkel und blickte noch mal kurz zu Voltaire. „... besten Dank.“
 

Durch den Hintereingang verließ er den Club und trat wieder in einer Seitenstraße ins Freie. Inzwischen fielen wieder unzählige, dicke Schneeflocken vom Himmel herab. Als er ausatmete stieg der Atem als Dampfschwade auf und Krad schlug den Kragen seines Mantels wieder nach oben. Mit ruhigen Schritten machte er sich wieder auf seinen Heimweg.
 

Ende



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