Dämonen, Engel und ein Drache von goldenchie (Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse") ================================================================================ Kapitel 44: Beunruhigende Liebesbriefe -------------------------------------- „..........“ = wörtliche Rede >.........< = Gedanken kursive Worte sind betont ___________________________________________________________________________ ... „Meine Mum hat sich übrigens ganz begeistert über dein Posing heute beim Shooting geäußert.“, sagt er, als er ihre Lippen wieder frei gibt. Kyoko wird ein wenig rot auf den Wangen. „Das hat sie mir auch gesagt.“, erzählt sie verlegen. „Ich hab ihr gesagt, dass du mir das meiste beigebracht hast.“ „Bescheiden wie immer.“, bemerkt Ren mit leisem Kopfschütteln. „Du hast ihr natürlich nicht gesagt, in welch kurzer Zeit du es gelernt hast...“ Kyoko schaut ihn verständnislos an. „Warum auch?“ Noch einmal schüttelt Ren den Kopf. „Vergiss es“, sagt er schmunzelnd, „du verstehst es wahrscheinlich nicht mal. Lass uns schlafen, Hime-chan, morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“ „Ja.“, flüstert Kyoko und schmiegt sich tiefer in seine warme, sanfte Umarmung. Es dauert kaum zwei Minuten, dann sind Beide lächelnd eingeschlafen. ___________________________________________________________________________ Beunruhigende Liebesbriefe Seufzend lässt sich Ren Tsuruga auf einem der Poller im Hafen nieder und blickt gedankenverloren in den sternklaren Nachthimmel. Nur einige Meter entfernt wuseln Kameraleute und Lichttechniker herum, um die nächste Szene des nächtlichen Drehs vorzubereiten, während sein Vater sich ihm verwundert nähert und ihn sanft an der Schulter berührt, um ihn aus seiner offensichtlichen Versenkung zurückzuholen. „Wo ist denn Kyoko-chan hin?“, fragt er leise. Ren schaut lächelnd auf. „Oh, an ihrem Kostüm hatte sich in der letzten Szene etwas gelöst, es wird wohl ein paar Minuten dauern, das zu richten, damit wir weitermachen können. Beantwortet das deine Frage?“ „Zur Genüge.“, meint Kuu grinsend. „Sie ist wirklich gut in Form.“, fügt er mit anerkennendem Blick hinzu. „Genau wie du.“ Ren sieht seinen Vater ein bisschen verständnislos an. „Das ist doch selbstverständlich bei so einem Projekt. Die Dreharbeiten würden sich doch ansonsten endlos hinziehen. – Mal abgesehen davon, dass es ohne die nötige Kondition eine elende Quälerei wäre...“ Kuu hebt nur leicht die Brauen und lässt lächelnd seinen Blick rüber zum Yachthafen wandern, von wo bunte Lichterketten auf den großen Yachten herüberleuchten. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich Rina Kobayashi hinter ihnen auf. „Entschuldigen Sie die Störung Hizuri-san.“, sagt sie atemlos und wendet sich ernst an Ren. „Ist Kyoko-chan in der Nähe?“ „Nein“, gibt Ren verwundert zurück, „die ist die nächsten Minuten noch mit Reparaturen am Kostüm beschäftigt.“ Rina atmet hörbar auf. „Gut.“, sagt sie und lächelt Kuu Hizuri entschuldigend zu, bevor sie sich wieder Ren zuwendet. „Kann ich dich einen Moment allein sprechen? Es ist wichtig.“ Ren runzelt kaum merklich die Stirn. „Entschuldige mich.“, bittet er seinen Vater, der ihm darauf lächelnd zunickt. Die Beiden gehen ein Stück und finden schließlich ein Plätzchen, wo sie ungestört reden können. „Was ist los?“, will Ren wissen. Rina holt einen tiefroten Umschlag aus ihrer Jacke, auf dem in silbernen Lettern Kyokos Name und derzeitige Adresse steht und hält ihn dem jungen Schauspieler unter die Nase. „Wieder einer von diesen Briefen?“, seufzt Ren. „Ja“, antwortet Rina ernst. „Scheinbar wieder derselbe Absender; wieder mit aufgestempelter, schwarzer Rose.“ Langsam öffnet Ren den Umschlag und nimmt das sorgfältig gefaltete, ebenfalls tiefrote Blatt heraus. „Diesmal kam er nicht mit der anderen Fanpost“, fügt die junge Managerin düster hinzu, „sondern wurde direkt hierher geschickt.“ Ren sieht sie entsetzt an. „Hierher?! Woher hat dieser Typ die Adresse?“ „Ich habe keine Ahnung.“, antwortet Rina ratlos. „Er scheint Kyoko-chan regelrecht beschattet zu haben. Lies!“ „Mein liebes Vögelchen“, beginnt Ren murmelnd, „Es war gar nicht nett von dir, einfach nach Okinawa abzureisen, ohne mir eine Spur von dir zu hinterlassen. Aber keine Sorge, ich habe ja auch so herausgefunden, wo du gerade bist. Nur schade, dass ich diesmal nicht die Zeit habe, dir zu folgen; so kann ich dich leider nicht jeden Tag sehen, so wie sonst. Übrigens passt es mir gar nicht, dass du so viel Zeit mit Tsuruga verbringst. Ich verstehe durchaus, dass ihr eng zusammenarbeitet in diesem Film, aber dass ihr auch nach Feierabend so viel Zeit miteinander verbringt, macht mich fast ein bisschen wütend. Nun ja, wir werden das später klären, mein kleiner, gefallener Engel. Ich freue mich schon sehr auf dich. ...und darunter wieder eine schwarze Rose...“ Ren fahren unwillkürlich kalte Schauer den Rücken hinunter. „Hmm... Weiß Kyoko schon von diesen Briefen?“ „Nein“, gibt Rina ernst zurück, „bisher nicht ... und mir wäre es auch lieber, wenn wir sie nicht deswegen beunruhigen müssten.“ „Das sehe ich ähnlich.“, meint Ren nachdenklich. „Aber wir müssen was tun. Diese Briefe klingen geradezu besessen, er tut gerade so, als wäre er fest mit ihr zusammen. Weiß Takarada-san Bescheid?“ „Ja, aber er hat auch noch keine Spur. Er meinte nur, es muss jemand mit Zugang zu Insiderinformationen sein. Vermutlich jemand aus der Branche.“ „Mist, genau das fürchte ich auch.“ Ren seufzt erneut tief. „Vorerst wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Augen verstärkt offen zu halten. – Hast du Yukihito informiert?“ „Ja.“, meint Rina mit einem leicht schiefen Lächeln. „Der Brief kam ja schon heute Morgen mit der regulären Post, ... aber es war ein bisschen schwierig, dich mal allein zu erwischen heute.“ „Kann sein“, gibt Ren grinsend zurück, „und das wird sich angesichts der Umstände wohl auch so schnell nicht mehr ändern. – Ich werde nicht zulassen, dass meiner Frau etwas zustößt.“ „Mach dir nicht zu viele Sorgen.“, meint Rina, „hier auf dem Gelände scheint sie vorerst sicher; immerhin schreibt er ja, dass er ihr nicht nachreisen konnte.“ „Ehrlich gesagt, beruhigt mich das nicht wirklich.“, kontert Ren bitter. „Was mir Sorgen macht, ist vor allem, dass wir nicht bemerkt haben, dass Kyoko-chan offenbar verfolgt wird... - Wie dem auch sei, wir sollten das Gespräch besser später fortsetzten, Kyoko kann jeden Moment ans Set zurückkommen.“ „Ärger?“, fragt Kuu leise, als sein Sohn mit ungewohnt deutlicher Besorgnis im Blick zu ihm zurückkommt. „Wie man’s nimmt...“, seufzt Ren schwer. „Fanpost der unangenehmen Art.“ „Drohbriefe?“, hakt Kuu stirnrunzelnd nach. „Nicht direkt.“, antwortet Ren ausweichend. „ich erzähle es dir später. Ich möchte vorerst nicht, dass Kyoko allzu viel davon mitbekommt. Sie muss jeden Moment fertig sein.“ „Verstehe.“, meint Kuu knapp und fügt ernst hinzu: „Ich nehm dich beim Wort“. Wie erwartet erscheint kurz darauf Kyoko wieder am Set, gut gelaunt und ein strahlendes Lächeln im Gesicht, das für den Moment ganz und gar ihrem Mann gehört. Ren kann gar nicht anders als ein heiliges Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, als er in ihre leuchtenden Augen schaut. Kuu hingegen grinst vergnügt in sich hinein und verkneift sich jeden Kommentar. Wenig später hat der Regisseur die Schauspieler für die nächsten Szenen zusammengerufen, um die folgenden Stunts noch einmal zu besprechen. „Ran und Takeshi sind also dem großen Boss im Hintergrund, Nathan Grey, jetzt scheinbar unentdeckt bis zum Hafen gefolgt“, fasst Kurozaki zusammen, „doch kurz nachdem sie ihn aus den Augen verloren haben, sind sie plötzlich von dessen Leuten umzingelt.“ Grinsend schaut er Kuu Hizuri an. „Ich möchte, dass Sie sich möglichst geschmeidig durchs Bild bewegen, Hizuri-san, Sie werden in dieser Sequenz fast nur von hinten und immer nur sehr kurz zu sehen sein; ich möchte, dass Sie geradezu wie ein Phantom wirken. Und natürlich darf der Zuschauer zunächst nicht bemerken, dass Sie längst wissen, dass man Ihnen folgt. Ich denke, Sie kriegen das hin.“ Kuu grinst gut gelaunt zurück. „Kein Problem.“, sagt er schlicht. „Und Ihr müsst zusehen, dass ihr möglichst alle gleichzeitig aus der Dunkelheit auftaucht. Ich möchte, dass die Zuschauer vor Schreck fast aus dem Kinosessel fallen, weil sie nicht damit gerechnet haben.“, wendet sich der junge Regisseur an die Stuntmen. „Es wäre allerdings gut, wenn wir ein Zeichen von Ihnen haben könnten, damit auch wirklich alle gleichzeitig im Bild sind.“, meint einer der Männer. „Das wird kaum gehen, es gibt keinen Platz, den alle von euch einsehen können, solange ihr in den Verstecken seid, denke ich.“, antwortet Kurozaki ernst. „Es wird so gehen müssen. Wahrscheinlich müssen wir das Ganze erst zwei, drei Mal durchgehen, bevor wir mit den Aufnahmen loslegen können, damit ihr ein Gefühl für das Timing bekommt. Notfalls müssen wir halt vorher einen Schnitt machen, wenn es gar nicht klappt. Allerdings wäre mir schon lieber, wenn wir die Szene gleich durchexerzieren könnten; es wirkt im Ergebnis einfach stimmiger und eleganter.“ „Also, ich denke, dass es durchaus möglich ist.“, wirft ein anderer Stuntman ein. „Wir arbeiten ja jetzt schon ein Weilchen zusammen, ich denke, wir sind schon ganz gut aufeinander eingestellt.“ „Egal“, meint der Regisseur gut gelaunt, „wir werden es auf jeden Fall erstmal versuchen; ändern können wir es immer noch.“ Übergangslos wendet er sich an seine beiden Hauptdarsteller. „Von euch will ich zwar Überraschung sehen, wenn die Gegner auftauchen, aber nicht zu viel, ganz besonders von Ran nicht. Denk daran, dass sie ohnehin schon die ganze Zeit Bedenken hatte, Nathan Grey auf eigene Faust zu verfolgen.“ Ein kurzes, synchrones Nicken ist die knappe Antwort. „Gut, dann lasst uns loslegen. Wir werden nach Möglichkeit nur stoppen, um Kamera und Ton neu einzustellen und ansonsten versuchen, das Ganze, so weit es geht, zügig hintereinanderweg zu drehen. – Fangen wir also erstmal mit der Verfolgungsszene an. - Alle auf die Plätze!“ Vorsichtig späht Ran Nekozawa hinter dem dicken Pfeiler hervor und beäugt für einen kurzen Moment den großen Mann, der gerade den Blick langsam hinüber zum Yachthafen schweifen lässt. „Er ist stehen geblieben.“, flüstert sie Takeshi Nanohara hinter sich zu. Langsam und gespenstisch geräuschlos, gleitet sie zurück in den Schatten zu ihrem Partner. „Ich halte es immer noch für eine Scheißidee, dem Kerl ohne Unterstützung aus dem Hauptquartier zu folgen.“, schimpft sie sehr leise. „Nathan Grey ist gefährlich; hier ist was faul.“ „Woher willst du das wissen?“, fragt Takeshi ebenso leise zurück. „Ich finde, du übertreibst mit deinem dämlichen Bauchgefühl. – Immerhin sind wir bisher unentdeckt geblieben. Was soll’s also?“ „Mein Bauchgefühl hat mich jedenfalls noch nie im Stich gelassen.“, grummelt die junge Frau kaum hörbar. „Hey!“, beschwert sich ihr Partner flüsternd, „ Ich hab dich auch noch nie im Stich gelassen!“ „Aber nur, weil es Vorschrift ist.“, stellt Ran schlecht gelaunt fest und wirft erneut einen kurzen Blick auf den von ihnen verfolgten Verdächtigen. „Verdammt“, flucht sie leise, „er dreht sich um!“ Blitzschnell hat Takeshi sie in die Arme geschlossen und drückt seine Lippen auf ihre. „Tarnung.“, murmelt er leise in ihren vor Überraschung offenen Mund, während er unauffällig die Umgebung taxiert. Ran ist hin und her gerissen zwischen Empörung und dem Gefühl immer weicher werdender Knie und ist beinahe versucht, ihm ihre Faust ins Gesicht zu rammen... „Stopp!“, ruft der Regisseur in die Szene hinein. „Das war zwar schon ganz gut, aber ich will deutlicher sehen, dass Takeshi inzwischen so weit ist, die Situation bewusst auszunutzen, um Ran so nahe wie möglich zu kommen. Du wirst natürlich nicht zu weit gehen, dafür bist du zu anständig, Takeshi, aber du kannst dich ihrer Anziehungskraft inzwischen nicht mehr entziehen. Ich will, dass die Zuschauer sehen , wie sehr du jede Berührung genießt. Und Ran, das war schon ganz gut, wie du deutlich gemacht hast, dass du es sehr wohl bemerkst, aber ich möchte auch von dir noch prägnanter ausgearbeitet sehen, wie sehr dich das einerseits ärgert und wie schwer es doch für dich ist, es nicht doch zu genießen. – Klar?“ „Ja.“, bestätigt Kyoko nickend und wird unwillkürlich rot, während Ren nur nickt und sich ein Grinsen kaum verkneifen kann, hat er doch nun die offizielle Erlaubnis, seine Frau in aller Öffentlichkeit genau so zu behandeln, wie er es eigentlich immer tun möchte. Auch Kuu kann sich kaum beherrschen, nicht in vergnügtes Kichern auszubrechen. Noch einmal machen sich alle für den Beginn der Szene fertig. Vorsichtig späht Ran hinter dem Pfeiler hervor und beobachtet für einen kurzen Moment den großen Mann, der gerade am Kai innegehalten hat und seinen Blick gemächlich hinüber zum Yachthafen schweifen lässt. „Er ist stehen geblieben.“, flüstert sie Takeshi hinter sich zu. Langsam und lautlos, gleitet sie zurück in den Schatten zu ihrem Partner. „Ich halte es immer noch für eine Scheißidee, dem Kerl ohne Unterstützung aus dem Hauptquartier zu folgen.“, schimpft sie so leise, dass nur Takeshi sie hören kann. „Nathan Grey ist gefährlich; hier ist was faul.“ „Woher willst du das wissen?“, fragt Takeshi ebenso leise zurück. „Ich finde, du übertreibst mit deinem dämlichen Bauchgefühl. – Immerhin sind wir bisher unentdeckt geblieben. Was soll’s also?“ „Mein Bauchgefühl hat mich jedenfalls noch nie im Stich gelassen.“, grummelt die junge Frau kaum hörbar. „Hey!“, beschwert sich ihr Partner flüsternd, „ Ich hab dich auch noch nie im Stich gelassen!“ „Aber nur, weil es Vorschrift ist.“, stellt Ran schlecht gelaunt fest und wirft erneut einen kurzen Blick auf den Verdächtigen. „Verdammt“, flucht sie leise, „er dreht sich um!“ Blitzschnell hat Takeshi sie darauf in seine Arme geschlossen und drückt seine Lippen auf ihre. „Tarnung.“, murmelt er erklärend in ihren vor Überraschung offenen Mund, während er unauffällig die Umgebung taxiert und gleichzeitig geradezu genüsslich seine Hände ihren Rücken hinunter wandern lässt. Ran ist so entrüstet und schockiert, dass sie unwillkürlich die Luft anhält und sich ein wenig in seinen Armen versteift. Doch die Tatsache, dass ihre Tarnung – ob nun von ihrem Partner für unlautere Zwecke missbraucht oder nicht – nicht auffliegen darf, veranlasst sie, Zähne knirschend das Spiel mitzumachen und sich mit ein wenig Mühe wieder zu entspannen. Es ist zwar dunkel, doch trotzdem sollte der Verdächtige nicht schon aus der Entfernung erkennen können, dass dieser Kuss eine reine Farce ist. Langsam wandern Takeshis Hände an ihren Seiten entlang, zärtlich, ... sanft, ... warm, während seine Zunge sachte und fast ein wenig schüchtern in ihren immer noch geöffneten Mund eindringt und vorsichtig beginnt, ihre Zunge zu umkreisen. Ran hat keine Ahnung warum, aber das Herz schlägt ihr plötzlich bis zum Hals und ihre Knie drohen unwillkürlich nachzugeben. Sie ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten könnte, würde Takeshi sie nicht so sicher in den Armen halten. Unaufhaltsam scheint ihr Körper sich mehr und mehr zu verselbstständigen und immer weicher zu werden in seinen unerwartet zärtlichen Armen. Takeshis Lippen verziehen sich zu einem sanften Lächeln und noch einmal lodert kurz Wut in seiner jungen Partnerin auf. Sie ist versucht, ihn wenigstens kräftig ins Ohr zu kneifen, wenn sie ihm schon nicht unauffällig die Faust ins Gesicht schlagen kann. Doch statt nach seinen Ohren zu greifen, lassen ihre Hände davon ab und legen sich stattdessen beinahe wie von allein um seinen Hals, um sich verblüffend genüsslich in seinen weichen Haaransatz zu graben. Mit einem geflüsterten „Ich glaub, er ist weg“ löst er sich schließlich von ihr und räuspert sich, ... macht allerdings noch keine Anstalten, sie loszulassen. „Bleib noch einen Moment so.“, fügt er leise hinzu. „Ich seh mal nach.“ Geschickt hebt er sie von den Füßen und wirbelt sie lachend herum, wobei er sich drehend hinter dem Pfeiler hervor arbeitet und dabei keine Sekunde die Umgebung aus den Augen lässt. Dann setzt der Ran behutsam wieder auf dem Boden ab. Verwirrt schaut sie zu ihm hoch. „Mist, wir haben ihn verloren!“, stellt er ein wenig geknickt fest. Ran braucht noch einen Moment, bis sie wieder einigermaßen bei sich ist, doch dann zuckt sie die Schultern und meint: „Lass uns hier verschwinden. Wahrscheinlich wollte er eh nur zu seinem Schiff.“ „Okay, cuut!“, brüllt der Regisseur gut gelaunt. „Die ist so was von gestorben! Das war perfekt !! – Nur weiter so, dann kommen wir heute doch noch einigermaßen zeitig ins Bett.“ Kuu lächelt zufrieden und überlegt angestrengt, ob sein vorherrschendes Gefühl nun Stolz auf seinen Sohn und seine Schwiegertochter ist oder doch eher Erleichterung, dass Kuon offensichtlich nicht nur seine große Liebe, sondern auch noch einen Weg zu sich selbst gefunden hat... Kyoko hingegen hat Schwierigkeiten, ihren Kopf wieder klar zu bekommen. Verlegen und verwirrt steht sie noch immer sehr nah bei ihrem Mann und überlegt fieberhaft, wie sie sich jetzt verhalten soll, um nicht übermäßig aufzufallen. Ren lächelt und drückt sachte ihre Hand. „Bleib einfach so stehen, wir müssen für den Anschluss an die nächste Szene sowieso die Position halten.“, flüstert er, ganz so, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Kyoko lächelt zurück und atmet ein wenig auf. Mit schnellen Schritten kommen Kuu und der Regisseur auf die Beiden zu. „Gut gemacht.“, sagt Kuu und schlägt seinem Sohn freundschaftlich auf die Schulter, während er Kyoko vergnügt zuzwinkert, die darauf unwillkürlich rosa anläuft. „Ja“, stimmt Kurozaki geradezu enthusiastisch zu, „das war sehr überzeugend.“ Freudestrahlend wendet der sich an Kyoko. „Kriegst du es hin, diesen verwirrten Gesichtsausdruck von gerade noch ein wenig zu halten für die nächste Szene?“, fragt er. Kyoko nickt beinahe automatisch. „Es wäre toll, wenn du Rans offensichtliche Hilflosigkeit in dieser Situation aufrecht hältst, bis Nathans Männer wie aus dem Nichts auftauchen. Das würde auch einleuchtend erklären, warum ihr warnendes Bauchgefühl diesmal tatsächlich nicht funktioniert. Außerdem wird Ran dann diesen Hinterhalt nutzen, um sich körperlich abzureagieren und ihr Inneres wieder einigermaßen ins Gleichgewicht zu bringen.“ „Sie meinen, dass Ran quasi auf die Männer einprügelt, statt Takeshi ordentlich die Leviten zu lesen?“, fasst Kuu grinsend zusammen. „Genial. Passt hervorragend zur Rolle.“ „Zumal sie im Moment gar nicht genau weiß, ob sie ihn überhaupt zusammenstauchen möchte .“, fügt Ren grinsend hinzu. Für einen kurzen Moment wird das Rot in Kyokos Gesicht ein wenig tiefer, doch dann atmet sie kräftig durch und nickt zuversichtlich. „Ich denke, das kriege ich hin.“ „Prima.“, meint der Regisseur. „Dann bleibt so, es geht gleich weiter. – Haben Sie Lust, noch ein wenig zuzuschauen, Hizuri-san?“, wendet er sich an Kuu. „Gern.“, meint Kuu grinsend, „Wenn ich darf...“ „Aber immer doch.“, gibt Kurozaki breit grinsend zurück. „Kommen Sie, von meiner Position aus sehen Sie am meisten.“ Gut gelaunt machen sich die beiden Männer davon. Nur zwei Minuten später ist alles für den nächsten Take bereit. Vier Mal proben sie den Anfang der Szene, dann haben die Stuntmen ein Gefühl für das Timing bekommen und sie können beginnen zu drehen. Kyoko fällt es mittlerweile doch ein wenig schwer, Rans Gefühle so markant darzustellen, wie im letzten Take. „Es ist gar nicht so einfach, etwas, das sich ganz spontan ergeben hat, über längere Zeit künstlich aufrecht zu erhalten.“, seufzt sie leise ihrem Mann zu. „Richtig“, meint Ren nachdenklich, „wenn man anfängt, darüber nachzudenken, kann es passieren, dass einem der Verstand einen gehörigen Strich durch die Rechnung macht...“ Plötzlich grinst er von einem Ohr zum anderen. „Vielleicht hilft es, wenn ich dich noch mal so küsse.“, spekuliert er verschmitzt. Kyokos Gesicht ist innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder rot und sie schnappt verdattert nach Luft. „Ich...“, stammelt sie verlegen, doch Ren lächelt nur und zwinkert kurz. „Ich wusste doch, dass das schon reicht.“, flüstert er vergnügt. „Mach dir keine Gedanken, du schaffst das schon.“ Kyoko hat keine Zeit mehr zum Antworten, denn schon gibt der Regisseur das Kommando, mit den Aufnahmen zu beginnen. „Mist, wir haben ihn verloren.“, stellt Takeshi ein wenig geknickt fest. Ran braucht noch einen Moment, bis sie einigermaßen wieder bei sich ist, doch dann zuckt sie die Schultern und meint: „Lass uns hier verschwinden. Wahrscheinlich wollte er eh nur zu seinem Schiff.“ Ein wenig umständlich räuspert sie sich und versucht, ihre Verlegenheit zu überspielen, indem sie ihren Partner rigoros hinter sich her zieht, um aus dem verlassenen und ein wenig unheimlichen Hafengebiet zu kommen. Immer noch ist sie in Gedanken bei den letzten Minuten und fragt sich verzweifelt, wie sie mit ihren wirren Gedanken und Gefühlen, die derzeit nur noch um Takeshi zu kreisen scheinen, umgehen soll. Unwillig schüttelt sie den Kopf, um endlich wieder einen klaren Gedanken fassen zu können; schließlich ist sie eine Agentin und kann sich allzu intensive emotionale Verstrickungen nicht leisten, wenn sie diesen komplizierten Fall lösen will. Sie ist immer noch tief in Gedanken, als Takeshi sie unsanft anstupst und sie zu ihrem Erschrecken bemerkt, dass sie von wahren Gorillas von Schlägern umzingelt sind. Augenblicklich verdüstert sich ihre Miene. Mit finsteren Blicken umkreisen die Männer sie, während die beiden Agenten beinahe schon automatisch Rücken an Rücken in Kampfstellung gehen, um sich gegenseitig Deckung zu verschaffen. Mit einem bösen Grinsen gibt schließlich einer der Schläger das Zeichen zum Angriff. Er ist der erste, der versucht, Ran die Faust ins Gesicht zu rammen ... und der Erste, der kurz darauf sehr verblüfft und vor allem bewusstlos zu Boden geht... Rans Blick verdüstert sich ein bisschen mehr und ein grimmiges Grinsen breitet sich langsam, aber unaufhaltsam in ihrem Gesicht aus. Die beiden jungen Agenten haben trotz ihrer wilden Entschlossenheit alle Hände voll zu tun, sich ihrer Gegner zu erwehren und wenigstens mit einigermaßen heiler Haut aus diesem Schlamassel heraus zu kommen, doch schließlich liegen alle Widersacher reglos auf dem schmutzigen, harten Betonboden. „Okay, cut!“, unterbricht der Regisseur zufrieden. „Nächste Einstellung!“ Eilig werden Kameras und Licht umgebaut und schon nach drei Minuten kann es weiter gehen. Ran hat sich beim Kampf vollkommen verausgabt und funkelt ihren Partner wütend an. „Ich hab dir gesagt , dass da was faul ist!“, wirft sie ihm vor, während sie noch immer nach Atem ringt. „Ja, ja“, ätzt Takeshi unfreundlich zurück, „aber solange dein Bauchgefühl nicht wenigstens ein bisschen präziser ist, kann ich mit solchen Aussagen nun mal nichts anfangen. Ich brauche wenigstens ein paar Fakten, um eine Entscheidung fällen zu können, hinter der ich auch stehen kann.“ „Und wer sagt, dass ausgerechnet du derjenige bist, der hier die Entscheidungen treffen darf?“, schimpft Ran. „Die Tatsache, dass du ein Mann bist?!“ „Ich..“, stammelt Takeshi; sie hat ihn tatsächlich ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Verdammt, nein! Aber ... du ... bist so verflucht jung. Ich hab viel mehr Erfahrung...“ „Wir haben ja gesehen, wohin uns dein toller Erfahrungsvorsprung führt!“, unterbricht ihn Ran ungehalten. „Meinst du eigentlich ernsthaft, der Koancho hat mich rekrutiert, damit sie mal was zu lachen haben?! Weil es so lustig ist, unerfahrene Mädchen in lebensgefährliche Situationen zu schmeißen?!“ „Nein, natürlich nicht.“, gibt Takeshi widerwillig zu. Langsam sickert die Erkenntnis zu ihm durch, dass er sich wird entschuldigen müssen, doch noch ist er nicht bereit zu kapitulieren, ... vor einer Frau, ... vor einem attraktiven, jungen Mädchen... „Himmel, ich kann mich doch nicht auf diffuse Ahnungen verlassen bei meiner Arbeit.“, argumentiert er halbherzig und sieht Ran fest in die Augen. Zu seiner Überraschung weiten sich diese für den Bruchteil einer Sekunde, nur um sich gleich darauf zu schmalen Schlitzen zu verengen. Wütend schaut sie an ihm vorbei und hat schon im nächsten Augenblick ebenso geschickt wie flink das Messer aus seinem Jacketthalfter in ihre Hand gezaubert. Ihre Augen funkeln entschlossen und Takeshi laufen kalte, grausige Schauer durch den Körper bei ihrem Anblick. Einen Moment noch zögert Ran, atmet zwei Mal so tief wie möglich durch, dann schleudert sie das Messer fast ansatzlos an ihm vorbei ... in die Brust eines der Schläger, der sich, die Waffe böse grinsend auf Takeshi gerichtet, wieder aufgerappelt hatte. Mit einem leisen Stöhnen fällt der Kerl mit einem dumpfen Knall hinter dem jungen Agenten zu Boden. Ran atmet hörbar auf und sinkt erleichtert in sich zusammen. „Was würdest du eigentlich ohne mich machen?“, murmelt sie kopfschüttelnd. Sie wirkt plötzlich um Jahre älter. Takeshi hingegen begreift noch immer nicht. Verwirrt sucht er ihren Blick und als Ran ihn schließlich ansieht, deutet sie nur mit dem Kopf hinter ihn. Stirnrunzelnd dreht sich der junge Agent um und versteht schlagartig, dass seine Partnerin ihm gerade das Leben gerettet hat. „Der Typ hatte die Pistole schon im Anschlag, oder?“, fragt er blass. „Allerdings.“, sagt Ran trocken; auch ihr Gesicht ist ein bisschen blutärmer geworden. „Glücklicherweise bin ich so klein, da hat er praktisch übersehen, dass ich ihn bemerkt hab...“, fügt sie leise hinzu. „Okay, cuuuut!“, brüllt Kurozaki. „Gute Arbeit! Macht euch alle fertig für die Szenen im Wasser; wir machen in einer Dreiviertelstunde weiter!“ „Kyoko-chan ist wirklich begabt.“, meint Kuu anerkennend, als er kurz darauf zu Ren stößt, der ein bisschen verloren zwischen den Requisiten steht, weil Kyoko bereits in die Maske verschwunden ist. „Das finde ich auch.“, antwortet Ren schlicht. „Aber sie ist noch lange nicht am Limit“, fügt Kuu ernst hinzu, „sie hat noch eine Menge zu lernen. Und das gilt nicht nur für die Schauspielerei, sondern auch für ihren Umgang mit den Medien. – Sie hat durchaus das Potential für eine internationale Karriere, wenn sie dran bleibt und sich das allgemeine Lob nicht zu sehr zu Kopf steigen lässt.“ „Oh, glaub mir“, gibt Ren grinsend zurück, „ich kenne niemanden, der öffentliche Lobeshymnen weniger annimmt als Kyoko ... und keinen, der leidenschaftlicher glaubt, noch so unglaublich viel lernen zu müssen.“ „In diesem Geschäft ist das nicht unbedingt die schlechteste Einstellung.“, stellt Kuu ernst fest. „Ich weiß nicht, bei ihr grenzt es eher an Minderwertigkeitskomplexe.“, seufzt Ren mit einem durchaus liebevollen Lächeln. „Aber sie liebt die Arbeit ... und das ist wohl das Wichtigste.“ „Ja“, meint Kuu lächelnd, „in dieser Beziehung sind wir uns alle wohl sehr ähnlich. – Übrigens, bevor ich es vergesse, ich finde, dass du deine Fähigkeiten hier in Japan enorm weiterentwickelst hast. Ich bin sehr stolz auf dich, Kuon. Und ich glaube, dass auch du noch lange nicht am Ende deiner beruflichen Entwicklung stehst. – Ich freue mich wirklich darauf, mehr von euch beiden zu sehen; ich hoffe, Takarada sorgt in Zukunft häufiger dafür, dass ihr zusammen drehen könnt. Wenn man dem Regisseur glaubt, tut ihr beide nämlich auch der ganzen Crew gut. Kurozaki-san meint jedenfalls, dass er noch nie so reibungslose, zügige Dreharbeiten erlebt hat. – Und ich muss ihm durchaus Recht geben. Nimm nur mal Sho Fuwa: Der Junge hat wirklich eine professionelle Einstellung und er gibt sich große Mühe mitzuhalten, aber wenn ihr beide ihn nicht bei den Aufnahmen in seinem Spiel so unterstützen würdet, würde er gnadenlos untergehen. Sein schauspielerisches Talent ist wirklich begrenzt. – Na ja, dafür macht er sehr gute Musik; und glücklicherweise kennt er seine Talente sehr genau. – Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass euer Umgang mit Kollegen durchweg hilfsbereit und loyal ist; ich finde es sehr beruhigend, zu wissen, dass ihr beide keine Typen dafür seid, euch auf Kosten von Kollegen zu profilieren. Das schadet nämlich den Projekten. Zugegeben, ich weiß natürlich nicht mit Sicherheit, ob Kyoko-chans Hilfsbereitschaft Sho gegenüber nicht auch zum Teil auf ihrer langen Freundschaft beruht...“ Ren lacht freudlos auf. „Kaum.“, sagt er, beinahe ein bisschen amüsiert bei dem Gedanken. „Sie kann es nur absolut nicht leiden, wenn nicht jeder sein Bestes gibt. Und weil sie inzwischen weiß, dass er es allein nicht schafft, den Anforderungen von Kurozaki-san immer gerecht zu werden, hilft sie ihm, so gut es geht. Es geht ihr vor allem ums Ergebnis.“ Kuu schaut seinen Sohn ein bisschen verwirrt an. „Wieso bist du dir so sicher, dass die Freundschaft da keine Rolle spielt? Sie kennen sich immerhin schon ziemlich lange.“ „Das schon.“, sagt Ren und grinst. „Aber er hat sie nicht immer gut behandelt, Dad.“ Kuus Stirn legt sich unvermittelt in tiefe Falten und sein Blick erinnert plötzlich vage an den eines Killers. „Inwiefern?“, fragt er düster. „Dad“, seufzt Ren resignierend, „ich will nicht ins Detail gehen. Außerdem hat er sich dafür bei ihr entschuldigt. – Und er war für sie da, als ich es nicht konnte...“ Kuu hebt fragend die Augenbrauen und sein Sohn braucht keine weitere Aufforderung, um fortzufahren. „Er hat sie vor einem üblen Stalker beschützt, der sie beinahe vergewaltigt hätte.“, erzählt er leise. „Und das ist noch gar nicht so lange her...“ „Das erklärt einiges...“, meint Kuu nachdenklich. „Und das bringt mich wieder darauf, dass du mir noch von diesen unerfreulichen Briefen berichten wolltest.“ Noch einmal seufzt Ren tief, dann holt er Luft und informiert seinen Vater leise und zügig über den Stand der Dinge. Drei Tage später, am letzten Drehtag, holt ihn dieses Thema erneut ein. Mit finsterem Blick und einem unangenehm vertrauten, tiefroten Umschlag in der Hand passt ihn Rina vor der Maske ab und hält ihm stumm das Corpus Delicti hin. „Mist, schon wieder einer!“, stöhnt der junge Schauspieler leise und öffnet den Brief. „Allerdings.“, antwortet Rina ebenso leise. „Diesmal nur sehr kurz, aber dafür verspricht er Kyoko-chan bei ihrer Rückkehr eine ‚Überraschung’.“ Ren überfliegt die wenigen Zeilen kurz und sieht Kyokos Betreuerin dann ernst an. „Das nimmt langsam mehr als ernste Formen an.“, sagt er stirnrunzelnd, „Vor allem, weil er auf der Beziehung zwischen mir und Kyoko herumreitet; ganz so als sei Kyoko sein Eigentum.“ „Ich finde, wir sollten es ihr sagen.“, sagt Rina ernst. „Ja, du hast Recht. Ich rede mit ihr. – Was sagt Takarada-san?“ „Er hat noch keine konkrete Spur.“, meint Rina bedauernd und schüttelt den Kopf. „Aber er hat sie Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und noch mehr Detektive auf den Fall angesetzt.“ „Das heißt zwar, dass die Zeit gegen diesen Stalker arbeitet“, überlegt Ren laut, „aber eigentlich macht mir diese ‚Überraschung’ im Moment am meisten Sorgen...“ „Es wird uns nichts anderes bleiben, als aufmerksam und stets auf dem Sprung zu sein....“, seufzt Rina finster. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)