Dämonen, Engel und ein Drache von goldenchie (Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse") ================================================================================ Kapitel 29: Erster Drehtag -------------------------- Meine Güte, war dieses Kapitel eine schwere Geburt! Zunächst hatte ich über Monate keinen Internet-Anschluss zu Hause und dann auch noch so viel um die Ohren, dass ich erst gar nicht zum Schreiben kam und später kaum mal die innere Ruhe dafür gefunden habe. Aber – ganz ehrlich – ich hab euch keine Minute vergessen! (Mein Gewissen übrigens auch nicht... *schäm*) Ich gebe mir Mühe, ab sofort wieder in den alten Rhythmus zu kommen, aber auch bei den nächsten Kapiteln könnte es noch zu leichten Verzögerungen kommen, denn ich hab mich entschlossen, den verbliebenen Plot noch einmal gründlich zu überarbeiten, bevor ich weiter schreibe. Bin auch schon fleißig dabei. ☺ So und jetzt will ich euch nicht länger auf die Folter spannen, ihr habt lange genug warten müssen. „..........“ = wörtliche Rede >.........< = Gedanken kursive Worte sind betont ___________________________________________________________________________ ... “Hach...“, meint Sakuya seufzend. „Ich beneide euch Beide. Ihr habt zwar im Moment ein ähnliches Problem wie wir; schließlich könnt ihr auch nicht einfach in der Öffentlichkeit turteln... Aber ihr konntet heiraten ... und es wird der Tag kommen, an dem das Ganze auch hochoffiziell wird. – Ich bin mir sicher , ihr schafft es, dass die Leute euch auch als Paar mögen werden.“ Ren wird ebenso rot wie seine junge Frau und kratzt sich verlegen am Kopf, bevor er brummend zustimmt. Dann folgen sie dem jungen Designer ins Atelier. ___________________________________________________________________________ Erster Drehtag Als Kyoko zwei Tage später mit Rina zusammen das Studio betritt, in dem die ersten Szenen von „Crazy Alliance“ gedreht werden sollen, dauert es nur Sekunden, bis das Mädchen von etlichen jungen Leuten umlagert wird und von den zumeist weiblichen Fans in einem aufgeregten Durcheinander mit Fragen und Glückwünschen bombardiert wird. „Herzlichen Glückwunsch, Mogami-san, der Odette-Spot ist ja sooo romantisch!“ „Der Spot ist großartig! Ich hab wirklich geweint vor Rührung, gestern im Eisstadion.“ „Wie war es, mit Nojima-san zu drehen? Ist er so toll wie in der Serie?“ „Oh, ich wünschte, ich dürfte auch mal mit ihm drehen!“ „Oh, mein Gott, das war ja soo schön! Wie ein richtiges Traumpaar habt ihr ausgesehen! Ich bin immer noch ganz hin und weg.“ „Darf ich bitte ein Autogramm haben, Mogami-kun?“ „Ich bitte auch! Und eins für meine kleine Schwester.“ „Oh ja, ich hätte bitte gern eins für meine Kusine.“ „Diese riesigen Plakate in der Innenstadt sind einfach der Hammer !“ „Das Kleid war einfach ein Traum!“ So geht es etliche Minuten turbulent durcheinander, bis Rina es endlich schafft, ein wenig Ordnung in den ganzen Trubel zu bringen und die jungen Kollegen und Kolleginnen endlich dazu zu bewegen, nacheinander zu sprechen. Geduldig beantwortet Kyoko darauf alle Fragen und erfüllt fleißig Autogrammwünsche, bis ihr Blick schließlich auf ein nur allzu bekanntes Gesicht fällt, das ihr aus einiger Entfernung entgegenlächelt. „Entschuldigt bitte“, wendet sie sich mit leicht rotem Kopf an die kleine Schar Fans, „könnten wir den Rest bitte später erledigen? Vielleicht in der Mittagspause? – Ich hab jetzt einen Termin und möchte den Stylisten nur ungern warten lassen.“ Peinlich berührt stimmen die Umstehenden zu, entschuldigen sich eifrig und entfernen sich dann unter aufgeregtem Gekicher und Geschnatter in Richtung der Gemeinschaftsgarderoben. „Gut gemacht.“, lobt Rina lächelnd, als die Meute außer Hörweite ist. „Höflich, aber bestimmt. Du lernst schnell.“ „Ach was“, winkt Kyoko kühl ab. „Das war nur zufällig grad die Wahrheit. – Ich hasse es, zu spät zu kommen; besonders am ersten Tag.“ Rina zwinkert ihrem Schützling verschmitzt zu. „Aber für ein kleines Schwätzchen mit Kotonami-san sollte es wohl noch reichen.“ Kyoko senkt verlegen lächelnd den Kopf und nickt. „Ich wusste doch gar nicht, dass sie schon heute Morgen hier ist. – Mist, wo ist sie denn jetzt hin?“ Hektisch sucht sie mit den Augen die Umgebung ab. „Da hinten.“, meint Rina ruhig lächelnd, während sie in die gemeinte Richtung deutet. Kyoko strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihre Freundin endlich begrüßen kann. „Meine Liieeebe!“, beginnt sie überschwänglich ... doch Kanaes leicht genervter Blick lässt sie augenblicklich innehalten und entschuldigend den Blick senken. „Hallo, Kyoko-chan.“, sagt Kanae versöhnlich ... was ihre Freundin dann doch wieder aufatmen lässt. „Ich wusste gar nicht, dass du heute Morgen schon am Set bist.“, stellt Kyoko gleich darauf überrascht fest. „Ach, es gab irgendwelche Probleme mit den Kostümen für die Stuntszenen am Nachmittag, darum ist ein zusätzlicher Termin für Anproben angesetzt worden.“, erklärt Kanae grinsend. „Was dir netterweise die Gelegenheit gibt, mich ausführlich ... über Du-weißt-schon-was ... auf den neuesten Stand zu bringen.“ Kanae spürt, wie ihr Grinsen unwillkürlich breiter wird. >Ich kann’s nicht fassen!<, fährt es ihr ebenso schlagartig wie geschockt durch den Kopf. >Schon wieder! Ich werd echt noch zur Tratschtante! Wie uncool ist das denn?! – Und das Schlimmste ist, dass ein nicht mal unbedeutender Teil von mir das auch noch vollkommen normal findet!< Kyokos leicht errötetes Gesicht veranlasst sie jedoch, ihren inneren Konflikt zumindest vorerst entschlossen beiseite zu schieben und ihre Freundin stattdessen verschwörerisch anzugrinsen. „Und?“, fragt sie leise. „Was gibt es?“ „Hast du ein bisschen Zeit? Ich müsste jetzt in die Maske, der Stylist wartet sicher schon.“ „Klar. Und auf dem Weg dahin kannst du mir ja das Wichtigste berichten.“, meint Kanae mit einem hintergründigen Lächeln. „Schließlich haben die Wände hier Ohren – auch in der Maske.“ Gemächlich machen sich die Drei auf den Weg durch die engen Gänge in den hinteren Teil des Gebäudes. „Gut so.“, meint Rina grinsend, während sie sich noch einmal umschaut. „Deine Fans müssen auch nicht unbedingt mitbekommen, dass du dir für deine Freundin Zeit nimmst, die du für sie nicht hast. Jedenfalls nicht gleich zu Anfang.“ Kyoko wirkt daraufhin wie das personifizierte schlechte Gewissen und läuft unwillkürlich rosa an. „Also wirklich...“, murmelt Kanae und berührt ermutigend mit einer Hand den Rücken ihrer Freundin. „Du kannst es doch gar nicht allen Recht machen. Also... Ach egal. - Wieso ist Tsuruga-san eigentlich noch nicht da?“ „Er hat noch etwas in der Agentur zu erledigen.“, antwortet Kyoko leise, heilfroh über den plötzlichen Themenwechsel. „Außerdem wäre es auch ein bisschen zu auffällig, wenn wir gleich am ersten Tag gleichzeitig am Set erscheinen ... vor allem, weil ich ja heute ohnehin früher da sein muss als er.“ „Auch wieder wahr.“, meint Kanae. „Also, was gibt’s Neues?“ Kyoko wird plötzlich wieder verlegen und zieht ihre Freundin hastig zu sich heran. „Stell dir vor:“, flüstert sie aufgeregt, „Wir waren übers Wochenende in Matsumoto bei Freunden ... und als wir zurückkamen, waren unsere Wohnungen miteinander verbunden. – Takarada-san hat einfach veranlasst, in den Wohnzimmern die Wand zu durchbrechen!“ „Einfach so?!“, lacht Kanae ungläubig ... und weiß schon im nächsten Moment, dass der LME-Chef der einzige Mensch ist, dem etwas Derartiges ohne weiteres zuzutrauen ist. „An einem einzigen Wochenende?! Und ihr hattet keine Ahnung?“ „Na ja“ erklärt Kyoko leise, „Takarada-san hat gesagt, die beiden Wohnungen wären früher auch schon mal verbunden gewesen und deshalb war es nicht besonders aufwändig. – Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Ren nichts davon wusste; immerhin müssen die Handwerker doch in mindestens eine der Wohnungen rein gekommen sein. Aber er behauptet steif und fest, dass er keinen blassen Schimmer hatte.“ „Wie hat er denn reagiert, als ihr nach Hause kamt?“ „Genauso überrascht wie ich. – Aber ... ich mein ... der Mann ist einer der besten Schauspieler Japans!“ „Hm“, denkt Kanae schmunzelnd nach, „aber nach allem, was du mir erzählt hast, macht er doch sonst keinen Hehl daraus, wer für die vielen Überraschungen verantwortlich ist, die dir in letzter Zeit so widerfahren, oder?“ Kyoko wird nachdenklich. „Oh, ... stimmt. – Vielleicht war ich doch ein bisschen voreilig...“ „Aber mal abgesehen davon ist es doch sowieso schon gelaufen.“, fügt Kanae gelassen hinzu. „Und ich denke mal nicht, dass du was dagegen hast, dass aus euren beiden Wohnungen jetzt eine große geworden ist.“ „Nein...“, antwortet Kyoko, während sich langsam ein unbestimmtes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitet. „Nein, eigentlich nicht. Es hat sogar was äußerst Praktisches...“ „Na also.“ Kanaes Grinsen verwandelt sich in ein leicht gekünsteltes Lächeln, als sich ohne Vorwarnung in ihrer Magengegend ein leiser Stich von so etwas wie Eifersucht bemerkbar macht. Leise seufzend gibt sie dem Gefühl wenigstens zum Teil nach, indem sie betont unschuldig fragt: „Aber sag mal, Freunde in Matsumoto? Wie kommt das denn? Du hast doch selbst hier in Tokyo kaum Freunde...“ „Na ja, eigentlich sind es ja auch mehr Freunde von Koon.“, erklärt Kyoko verlegen. „Und er wollte es Maruyama-san nicht am Telefon erzählen, dass wir... Na, du weißt schon. Und deshalb haben wir ihn in seinem Haus in Matsumoto besucht.“ Kanae ist ein bisschen verwirrt. „Maruyama-san?“, hakt sie nach. „ Doch nicht Koji Maruyama, der Modedesigner, der nicht nur zurzeit ausgesprochen erfolgreich mit seinen Kollektionen ist, sondern auch noch die Bühnenoutfits für etliche berühmte Rockstars und Bands macht?!“ „Doch, genau der.“, bestätigt Kyoko verlegen. „Moment mal. – Du hast vorhin von Freunden gesprochen. Mehrzahl!“ „Na, hm... Sakuya Katsuragi war auch da.“, flüstert Kyoko. „Oh, mein Gott!“, entfährt es Kanae verhalten, dann grinst sie plötzlich breit. „Dann weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann, wenn ich Karten für ein ‚Demonic Light’-Konzert brauche.“ Leise pfeift sie durch die Zähne. „Meine Güte, Kyoko-chan, du entwickelst dich ja in rasantem Tempo zu einem wahren Schwergewicht in der Branche ... bei den Beziehungen!“ „Als ob das mein Verdienst wäre.“, winkt Kyoko kleinlaut ab. „Das hat doch alles nur am Rande mit mir persönlich zu tun.“ „Ach, ich weiß nicht...“ widerspricht ihre Freundin nachdenklich, während sich ein vieldeutiges Lächeln in ihr Gesicht schleicht. „Du knackst doch jeden auf Dauer. Sieh mich an! Ich steh nicht im Geringsten auf diesen sentimentalen Beste-Freundinnen-Kram ... und was tue ich? Ich laufe hier am frühen Morgen durch die Gänge und höre mir doch tatsächlich an, was meine beste Freundin die letzten Tage alles so erlebt hat ... und ich frag auch noch selbst danach! – Und ich wette, dass es anderen mit dir genauso geht.“ „...beste Freundin...“, echot es glücklich in Kyokos Kopf und treibt ihr unwillkürlich Tränen in die Augenwinkel, ... was Kanae auf der Stelle mit purem Entsetzen registriert. „Nein!“, verlangt sie vehement. „Nicht weinen! Nicht jetzt. – Du musst gleich in die Maske und der Stylist wird alles andere als begeistert sein, wenn du...“ „Aber... Du hast gesagt ‚beste Freundin’! Das hast du so noch nie gesagt!“, verteidigt sich Kyoko, während sie krampfhaft versucht, die Freudentränen zurückzuhalten. Mit vereinten Kräften gelingt es Rina und Kanae allerdings recht schnell, das Mädchen zu beruhigen, denn sie sind bereits an ihrem Ziel angelangt und einigen sich rasch darauf, sich nun weniger privaten Themen zu widmen, um nicht gleich am ersten Drehtag die Gerüchteküche unnötig anzuheizen. Eine gute Stunde später ist das Werk des Stylisten vollbracht. Ren Tsuruga steht mit Yukihito Yashiro an seiner Seite bereits am Set und wartet sehnsüchtig auf seine junge Frau, während er versucht, sich seine inzwischen gewaltige Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Es gelingt ihm; wenn auch nur mühsam ... nicht zuletzt deshalb, weil der Regisseur, Ushio Kurozaki, gerade mit ihm und seinem Betreuer die wichtigsten Drehtermine der nächsten Woche abgleicht. Unauffällig hat der junge Schauspieler sich so platziert, dass er den Durchgang zum hinteren Gebäudeteil, in dem sich Maske, Garderoben und Requisite befinden, genau im Blick hat. Als Kyoko schließlich mit Kanae und Rina von dort das Set betritt, entfaltet sich ein breites, äußerst zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht. Ein kurzer Seitenblick zu Yashiro lässt sein Grinsen noch ein wenig mehr anschwellen, denn diesem fällt beim Anblick des Mädchens unwillkürlich die Kinnlade herunter. Ein wenig verwirrt blickt der Regisseur zunächst den jungen Manager an, dann folgt er seinem Blick ... worauf sich auch in seinem Gesicht ein höchst zufriedenes Lächeln ausbreitet. Die inzwischen wieder schwarzen Haare des Mädchens sind jetzt wesentlich kürzer und umrahmen in einem frechen, leicht asymmetrischen Schnitt ihr Gesicht, in das einige Strähnchen sanft und fransig hineinragen und damit ihre zierlichen Züge auf eine ausgesprochen reizvolle, geradezu verführerische Art betonen. Die Augen wirken durch das geheimnisvoll rauchige Make-up unglaublich groß, während die Lippen der jungen Frau mit einem gedeckten Rot-Ton beinahe schon wie ein mystisches Versprechen glänzen. Verlegen kommt Kyoko näher, ein zartes Rot deutlich unter dem Make-up sichtbar, begrüßt zunächst den Regisseur und dann die beiden anderen Männer förmlich mit einer tiefen Verbeugung. Auch die anderen in der kleinen Runde grüßen einander und man versichert sich gegenseitig, wie sehr man sich auf die kommende Arbeit freut. Der Stylist, der mittlerweile zu der kleinen Gruppe gestoßen ist, zeigt dem Regisseur gleich die mitgebrachten Polaroids. „Wie sie sehen, ist dies das Styling für die Szenen, in denen Ran sehr weiblich und verführerisch rüberkommen soll.“ Er deutet mit einem Kopfnicken auf Kyoko, die natürlich postwendend wieder rot anläuft. „Ja, das gefällt mir ausgesprochen gut.“, meint der Regisseur zufrieden lächelnd und reckt den Kopf bereits nach den Fotos in der Hand des Stylisten, die dieser ihm auch sofort hinüber reicht. „Dies hier sind die anderen Stylings.“, erläutert er, während er auf die entsprechenden Bilder deutet. „Hier das ist eher burschikos für die Kampfszenen, das hier ziemlich brav, das hier wirkt streng, fast schon aggressiv und das hier ist das romantisch-weiche Styling für die Szenen, in denen Ran betont verletzlich wirken soll.“ „Jaa, ... ja.“, Kurozaki-san lächelt schon beinahe glücklich. „Das sieht doch alles sehr viel versprechend aus. Im Einzelfall können wir ja noch das Eine oder Andere modifizieren, falls sich das ergeben sollte, aber im Großen und Ganzen ist es ziemlich genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Gute Arbeit. Vielen Dank, Araki-san. – Oh, kann ich die Polaroids haben? Dann habe ich jeweils einen Anhaltspunkt.“ „Ja, natürlich.“, antwortet der junge Mann lächelnd. „Diese hier sind ohnehin für Sie; ich habe von jedem Styling zwei gemacht, damit wir jeder eins haben. Ich habe meine mit der Digitalkamera gemacht, sie sind schon im Computer, falls Ihnen eine Datei lieber ist, kann ich auch das arrangieren.“ „Das wäre prima. - Dann können Sie sich ja jetzt auch um Tsuruga-san kümmern; ich denke, die Haare müssen etwas kürzer, damit es zur Rolle passt. Ansonsten wird es sicher vergleichsweise unkompliziert.“ „Denke ich auch.“ Der junge Stylist nickt Ren kurz zu, worauf dieser freundlich zurücklächelt. „Gut, dann wäre das ja soweit geklärt. Ich denke, wir werden etwa in einer Dreiviertelstunde beginnen; wäre das in Ordnung für Sie?“ „Ja. Das müsste auch noch fürs Umziehen reichen. – Allerdings hab ich noch ein Frage, Kurozaki-san: Kann Mogami-sans Frisur so bleiben für die Szenen heute Morgen, sprich: reicht es, lediglich das Make-up zu ändern?“ Der Regisseur überlegt einen kurzen Moment. „Ja, ich glaube, das Make-up anzupassen reicht. Schließlich trägt sie nachher sowieso ein Basekap, da sieht man die Haare ohnehin nicht großartig. Für die Stuntszenen am Nachmittag allerdings muss die Frisur dann geändert werden.“ „Kein Problem, das können wir auch noch nach der Mittagspause machen; das geht ja recht schnell.“ Gibt Araki freundlich zurück. „Gut, wir sehen uns später.“, sagt der Regisseur und wendet sich seinem Regieassistenten zu, der ihm offenbar etwas zeigen möchte. Gut gelaunt widmet der junge Regisseur sich der neuen Aufgabe und murmelt dabei ein „Hach, ich liebe es, mit Profis zu arbeiten“ vor sich hin. Kurz vor Drehbeginn hat Ushio Kurozaki die gesamte Crew inklusive Schauspieler, Stuntleute und Statisten am Rande des Sets versammelt. „Viele von Ihnen haben vermutlich schon gehört, dass dies hier mein erster abendfüllender Film wird; das heißt natürlich auch, dass dieses Projekt in gewisser Weise ein großes Abenteuer für mich ist. Möglicherweise wird so manches auch nicht ganz so reibungslos ablaufen wie ich das gerne hätte ... oder wie Sie das möglicherweise gewohnt sind. Dafür möchte ich um ein gewisses Maß an Verständnis bitten. – Aber ich möchte Sie auch eindringlich warnen! Nur weil meine Erfahrungen beim Drehen von Spielfilmen sich bisher in Grenzen halten, werde ich mir in keiner Weise auf der Nase herumtanzen lassen. Ich erwarte von jedem Einzelnen hier, dass er jederzeit sein absolut Bestes gibt, egal ob es sich um einen Kabelträger, einen Lichttechniker, einen Statisten oder einen Hauptdarsteller handelt. Und ich erwarte, dass jeder auf Abruf vollständig einsatzbereit ist und sich absolut professionell verhält; das bedeutet insbesondere für die Schauspieler, die Stunts zu machen haben, dass sie sich vor dem Dreh rechtzeitig und ausreichend warm zu machen haben. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Nun zum heutigen Dreh. Ich fasse mal kurz die Vorgeschichte zu den heutigen Szenen zusammen; ich denke, so kommen wir alle ein bisschen leichter in die Handlung hinein. In den letzten Monaten ist es in Japan verstärkt zu extrem brutalen Überfällen gekommen, die offenbar damit in Zusammenhang stehen, dass auf dem Schwarzmarkt eine neue Droge aufgetaucht ist, die das Selbstwertgefühl extrem übersteigert – bis hin zum Größenwahn-, die Konzentrationsfähigkeit enorm verbessert, als sehr effektiver Stimmungsaufheller wirkt und die Schmerzleitungen im Körper so blockiert, dass der Konsument gar keine Schmerzen mehr spüren kann, ansonsten jedoch die volle sensorische Kontrolle behält. Außerdem lässt diese Droge nach neuesten Erkenntnissen bei längerer Einnahme die Muskulatur – teils recht unkontrolliert – wachsen und der stimmungsaufhellende Effekt kann nach einer Weile ins Gegenteil umschlagen. Das Zeug ist schon in geringsten Mengen wirksam und daher nur schwer zu dosieren, weshalb es auch bereits zu ersten Todesfällen bei den Konsumenten gekommen ist. Allerdings konnte man bei den Obduktionen bisher keine Substanz nachweisen, auf die die Todesfälle eindeutig hätten zurückgeführt werden können. Da man die innere Sicherheit gefährdet sieht, schaltet der Justizminister die PSIA [=Public Security Investigation Agency oder auch Koancho] ein, um der Sache auf den Grund zu gehen und die Hintermänner dingfest zu machen. Allerdings gab es auch – von der Öffentlichkeit bisher unbemerkt – Einbrüche in Waffenlager der Armee, die ebenfalls mit dieser Droge in Zusammenhang zu stehen scheinen und daher sieht die militärische Führung ebenfalls einen Handlungsbedarf und hat den Military Intelligence Service (MIS) mit Nachforschungen beauftragt. Einige Wochen ermitteln nun jeweils Ran Nekozawa vom Koancho und Takeshi Nanohara vom MIS jeder für sich, kommen sich dabei nicht selten gegenseitig leicht störend in die Quere, haben sich jedoch bis zu dieser Szene trotzdem noch nie zu Gesicht bekommen – und auch nicht herausgefunden, für wen der jeweils andere arbeitet. Kommen wir also zur ersten Szene, die heute gedreht wird: Takeshi beobachtet, wie Ran einem der verdächtigen Drogendealer geschickt und unbemerkt von diesem ein kleines Fläschchen aus der Tasche zieht. Als sie danach versucht, sich unauffällig aus dem Staub zu machen, fängt Takeshi sie ab, um ihr die Beute wieder abzunehmen. Soweit - ganz grob - die Grundsituation. Wenn jemand, der nicht in irgendeiner Form an dieser Szene beteiligt ist, gleich zusehen möchte, so habe ich grundsätzlich nichts dagegen, sofern der- oder diejenige wirklich nichts anderes zu tun hat. Ich gehe allerdings davon aus, dass niemand im Weg stehen und es nicht die kleinste Störung geben wird. Andernfalls habe ich nicht das geringste Problem damit, auch kurzfristig lästige Amateure durch brauchbare Profis zu ersetzen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.“ Betretenes Schweigen und hier und da eine eilfertige Verbeugung zeigen, dass die Crew sehr wohl verstanden hat. Ren grinst zufrieden in sich hinein, diese Einstellung kommt ihm sehr entgegen, allerdings fragt er sich insgeheim auch, ob es wohl erlaubt ist, bei der Arbeit trotzdem ein wenig Spaß zu haben. Kyoko an seiner Seite hingegen ist lediglich rosa angelaufen. Mittlerweile hat sich kleine Menschenmenge aufgelöst und man begibt sich unter leisem Gemurmel entweder an den jeweiligen Arbeitsplatz oder zu Beobachtungsposten, an denen man nicht stört. Freundlich lächelnd kommt der Regisseur nun auf seine beiden Hauptdarsteller und ihre Betreuer zu. „Glückwunsch zur Premiere des Odette-Parfüm-Commercials, Mogami-san.“, wendet er sich an Kyoko, ... die daraufhin natürlich prompt rot anläuft und ein verlegenes „Danke“ murmelt. „Gute Arbeit, sehr nett gemacht; auch wenn es für meinen Geschmack ein bisschen zu kitschig ist. – Aber wenn es der Kunde nun mal so will...“, fügt der junge Regisseur hinzu, während er grinsend seine unvermeidliche Sonnenbrille nach oben auf den Kopf schiebt. „Jedenfalls warst Du sehr überzeugend. – Meine Freundin war in jedem Fall vollkommen hin und weg. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich könnte jetzt eine Viertelstunde referieren, wie ich die Szene gleich gerne hätte, aber ich habe mich dazu entschlossen, dass du und Tsuruga-san zunächst einmal einfach in einer Probe drauflos spielen solltet. So kann ich auch sehen, auf welche Weise ihr Beide als Spielpartner funktioniert. – Ich gehe einfach mal davon aus, dass ihr euch bereits reichlich Gedanken darüber gemacht habt, wie ihr die Rollen anlegen wollt.“ „Selbstverständlich.“, meint Ren ruhig, während Kyoko nur stumm nickt. „Prima. Dann können wir loslegen, sobald die Technik eingerichtet ist. – Noch zwei Dinge vorweg: Ich neige dazu, bei umfangreichen Besetzungen die Schauspieler während des Drehs mit ihren Rollennamen anzusprechen, weil das wesentlich einfacher für mich ist. Also bitte nicht wundern. Das andere ist, dass Tsuruga-san und ganz besonders du, Mogami-san, bitte unbedingt rechtzeitig Bescheid gebt, wenn die körperliche Belastung mal zu groß werden sollte. Wir werden etliche Wochen miteinander arbeiten und verletzungsbedingte Ausfälle von Hauptdarstellern und tragenden Nebenrollen sind nur sehr begrenzt kompensierbar und vor allem sind sie teuer. Ich weiß, dass du, Mogami-san, eine ziemlich professionelle Einstellung hast und notfalls bis zum Umfallen arbeitest ... und von dir, Tsuruga-san, habe ich ähnliches gehört. Das könnte aber speziell bei diesem Filmprojekt durchaus zum Problem werden. - Ihr habt Unmengen von Stunts zu machen und dafür braucht man immer die volle Konzentration, damit es nicht zu fatalen Fehlern kommt; schließlich seid ihr Beide ja auch keine professionellen Stuntleute. Falls es einem von euch also zu viel werden sollte, will ich rechtzeitig Bescheid wissen, dann können wir gegebenenfalls Stunts verschieben oder zur Not Doubles einsetzen. Das ist mir dann allemal lieber, als dass mir einer meiner Hauptdarsteller ausfällt.“ Ein paar Minuten später sind die Vorbereitungen am Set (einer ziemlich düsteren Hinterhofszenerie) abgeschlossen und die beteiligten Schauspieler haben den Beginn der Szene untereinander geklärt. „Seid ihr soweit?“, fragt der junge Regisseur in die Runde und bekommt aus allen Richtungen bestätigende Antworten. „Gut, dann starten wir jetzt die Probe. – Yoshida-kun“, wendet er sich an einen der Kameramänner, „ich weiß, die Szene ist jetzt sehr lang und wir unterteilen nachher in kürzere Takes, aber versuch trotzdem, bei der Probe so viel wie möglich mitzudrehen. Ich hätte gern einen wenigstens groben Eindruck von der Umsetzung auf die Leinwand.“ „Ich tue mein Bestes.“, antwortet der Angesprochene. „Aber erwarte keine perfekten Bilder, schon allein wegen dem Licht.“ „Schon klar.“, grinst der junge Regisseur und deutet mit einer ausladenden Handbewegung an, dass es nun losgehen soll. „Alle auf die Positionen! Uuuund Action!“ Drei junge, auffallend gestylte Leute betreten den schmuddeligen Hinterhof, in dem an der einen Seite etliche fleckige Kartons so unordentlich übereinander getürmt sind, dass man befürchten muss, dass der Stapel jeden Moment mit einem lauten Krachen in sich zusammenfällt. Neben dem Hintereingang, in dem gelassen ein schlampig gekleideter Endzwanziger lehnt, der lässig eine über und über bemalte und bestickte Stofftasche über der Schulter hängen hat und in das Konsolenspiel in seinen Händen vertieft zu sein scheint, steht eine Reihe schwarzer Mülltüten, von denen eine aufgeplatzt ist und deren Inhalt unappetitlich aus ihr hervorquillt. Ran wird von einem etwa 16-jährigen jungen Mann mit strubbelig hoch gegelten Haaren und schwarz umrandeten Augen mit in den Hof gezogen. „Ach, komm schon, Toki-kun.“, redet er auf den vermeintlichen Jungen an seiner Hand ein. „Rede doch wenigstens mit ihm. – Das Zeug ist nicht mal sonderlich teuer.“ „Ach, ich weiß nicht...“, meint Ran zögerlich, während sie die Umgebung unauffällig unter die Lupe ihres scharfen Blickes nimmt. „Ich steh gar nicht so auf High-sein.“ „Aber von The Tonic wirst du gar nicht richtig high; du fühlst dich nur besser ... und stärker. Mann, echt, du wirst schon sehen, dass du vor allem besser klar kommst. Mit allem. – Sieh dir doch Pinky an!“ Er deutet auf das einzige Mädchen in der Runde, die mit Jin, dem Anführer der kleinen Gruppe und dem Mann im Hauseingang redet. „Sie war vorher total schüchtern und eine richtig graue Maus ... und jetzt respektiert sie absolut jeder.“ „Wer ist hier ´ne graue Maus, Happy?!“, fragt die etwa 20-jährige Frau barsch und kommt dem wesentlich kleineren Jungen drohend näher. „Ähm, ... du warst eine ... vor The Tonic .“, stammelt der Junge verlegen. „Aber jetzt bist du einfach der Hammer .“ Mit leicht geröteten Wangen himmelt Happy seine große Schwester an. „Gerade noch mal die Kurve gekriegt, Kleiner.“, grummelt das Mädchen schlecht gelaunt und kramt einen kleinen Spiegel aus ihrer pinkfarbenen Jacke, um sich ausgiebig zu betrachten und schließlich zu dem Schluss zu kommen, dass sie ihren rosa Lippenstift auffrischen sollte. „Was ist nun, Toki-kun?“, fragt der älteste der Drei und fährt sich lässig durch seine langen, schwarzen Haare, die bis auf die glänzend schwarze Lederjacke fallen, die er locker über seine Schultern gehängt hat. „Willst du es nun probieren? Wenn du es gleich hier nimmst, gibt Omari-san dir eine kleine, kostenlose Probe.“ „Hmm, weiß nich.“, druckst Ran scheinbar unschlüssig herum. „Ich muss gleich noch arbeiten und ich weiß nicht, wie sich das Zeug mit meinem Job verträgt.“ „Das ist überhaupt kein Problem.“, mischt sich nun der Dealer ein, die tragbare Spielkonsole hat er anscheinend weggepackt. „Du bleibst vollkommen klar im Kopf, du wirst schon sehen, es macht dich einfach belastbarer und selbstbewusster, eigentlich bist du dann sogar klarer im Kopf als sonst. Das Einzige, was passieren kann, ist, dass du weniger Schmerzen fühlst. – Es bei der Arbeit auszuprobieren, wird dir sehr deutlich zeigen, dass es eigentlich ziemlich harmlos ist.“ Ran hat unbemerkt eine Hand in ihre Hosentasche gesteckt und zieht nach einem kurzen Moment ihr Handy heraus. Kaum ist es für die Umstehenden sichtbar, klingelt es in einer Lautstärke, dass den jungen Leuten fast die Ohren wegfliegen. Scheinbar erschrocken lässt Ran es erstmal fallen. „Mann, echt!“, schimpft Pinky ungehalten. „Du solltest dir echt ´nen anderen Klingelton anschaffen!“ „Oder den hier wenigstens leiser stellen.“, setzt Jin unwirsch hinzu, während er sich mit den Händen über die leicht schmerzenden Ohren reibt. „’Tschuldigung.“, murmelt Ran und hebt das Telefon auf, um endlich abzuheben. „Ja. ... Ja. - Natürlich, Chef. Bin unterwegs.“, hört man sie stammeln. Als sie das Gespräch beendet, lässt sie ächzend den Kopf hängen. „Oh, Mann, ich bin total spät dran. Ich fürchte, wir werden das hier verschieben müssen. Kannst du mal halten?“, fragt sie und drückt auch gleich Happy ihr Telefon in die Hand. Umständlich beginnt die Agentin, in ihren Jackentaschen zu kramen, holt das eine oder andere heraus und drückt es nacheinander den Umstehenden in die Hände, während sie „Ich hatte doch irgendwo...“ vor sich hin murmelt und immer hektischer die Taschen durchstöbert. Schließlich atmet sie erleichtert auf und zieht ein kartenförmiges Namensschild aus der Hosentasche. „Gott sei Dank.“, verkündet sie lächelnd. „Ohne dieses Scheißding komm ich gar nicht in den Laden rein. – Entschuldige, kannst du noch mal...?“, wendet sich "Toki" sich an den Dealer und drückt ihm auch gleich verlegen lächelnd das Kärtchen in die Hand, während "er" gleichzeitig die Sachen, die "er" ihm vorher übergeben hatte, wieder an sich nimmt und sie wieder in seinen Taschen verstaut. Auch die anderen Sachen finden den Weg zurück zu ihrem Besitzer, bis zum Schluss nur noch das Namensschild in der Hand von Omari-san ist. Dieser streckt ihm die Hand entgegen, damit „Toki“ es entgegennehmen kann und während der „Junge“ es ebenso dankbar wie verlegen annimmt, entgeht den Dreien vollständig, dass Rans andere Hand in einer fließenden Bewegung ein kleines, verkorktes Fläschchen in Form eines gewöhnlichen Glaskolbens, wie man ihn üblicherweise in jedem Labor finden kann, aus der Stofftasche des Dealers stibitzt und unbemerkt in ihrer Jackentasche verschwinden lässt. „Sorry, ich muss los. Ich melde mich später.“, sagt sie schulterzuckend und macht sich eilig auf den Weg. „Klar, du weißt ja, wo du uns findest!“, ruft ihr Happy hinterher, während die anderen ihr nur kopfschüttelnd nachschauen. Erleichtert die Luft aus den Lungen pustend, erreicht sie die Nebenstraße, in die der Hinterhof mündet und lehnt sich dort – außer Sichtweite der Zurückgebliebenen - kurz gegen die kühle Wand. Noch einmal wendet sie den Blick kurz um die Ecke, hinter der die drei jungen Leute nun offenbar in konkrete Verhandlungen getreten sind, dann spürt sie plötzlich, wie jemand sehr Großes sie am Kragen ihrer Jacke packt und sie in eine andere Seitengasse schleift. Dort hält er ihr brutal den Mund zu und versucht, in ihre Jackentasche zu langen. Allerdings hat der Kerl offenbar nicht mit Rans Widerstand gerechnet und so entspinnt sich eine verbissene kleine Rangelei, bei der seltsamerweise kaum ein Geräusch zu vernehmen ist, da keiner der Beiden daran interessiert ist, Zuschauer anzulocken. Schließlich gelingt es dem Mann trotz aller Gegenwehr, die Oberhand zu gewinnen und Ran so sehr in eine Ecke zu drängen, dass sie keinen Platz mehr hat, sich zu verteidigen. Mit böse funkelnden Augen mustert sie ihn gründlich, um vielleicht einen Schwachpunkt zu finden, der ihr die Flucht doch noch ermöglicht. Souverän hält er ihrem Blick stand und nimmt sie nun seinerseits intensiv in Augenschein. „Mensch, Junge, wie alt bist du? Hast du eine Ahnung, in was du da rein geraten bist?“, sagt er halb vorwurfsvoll, halb mitleidig - ohne jedoch in seiner Wachsamkeit nachzulassen. „Alt genug und ja, ich denke, schon.“, antwortet Ran ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken. „So, so.“ Der große Kerl kann nicht anders, er muss einfach schmunzeln. „Dann rück mal das Zeug wieder raus. Vielleicht drücke ich dann sogar ein Auge zu.“ Wieder versucht er erfolglos, Rans Jackentasche zu erreichen. „Vergiss es, Riesenbaby!“, faucht sie ihn an. „Hör zu, Kleiner, ich hab keine Zeit, hier mit dir Spielchen zu spielen. Entweder du gibst mir das Fläschchen oder ich nehm dich mit.“ „Und ich hab keine Zeit, mich mit dreisten Moralaposteln zu unterhalten; ich hab wichtigeres zu tun.“, zischt die junge Agentin. „Wie du willst.“, grinst der Kerl und legt sich die vergeblich zappelnde Ran ohne weiteren Kommentar über die Schulter, um mit ihr zwischen den nahe stehenden Mülltonnen in Richtung eines Parkhauses zu verschwinden. „Sehr schön!“, ruft der Regisseur ihnen zu. „Das war erstaunlich nah an dem, was ich mir so vorgestellt hatte.“ Mit einer Geste bittet er die Schauspieler, näher zu kommen. „Ich hab eigentlich nur ein paar Verbesserungsvorschläge. Dich, Pinky, möchte ich noch viel arroganter, etwa so wie ... na, wie so eine eingebildete Cheerleader-Diva, die meint, sie wäre die absolut Größte. Auch Jin darf noch etwas selbstherrlicher sein. Bei Ran hätte ich ganz gern, dass sie das Drogenfläschchen noch ein bisschen schneller aus der Tasche zieht. Es wäre toll, wenn du das so hinkriegst, dass man bei der DVD-Version ernsthaft versucht ist, das Ganze noch mal in Zeitlupe zu wiederholen, um es zu sehen. Meinst du, du kriegst das hin?“ „Etwas schneller kriege ich das bestimmt noch hin.“, meint Kyoko zuversichtlich. „Wenn ich vor dem entsprechenden Take noch 4, 5 Mal übe, geht mir das sicher noch flotter von der Hand.“ „Das wäre toll. Dann zu der kleinen Rauferei zwischen Ran und Takeshi: Ich hätte gern ein bisschen mehr Komik drin. Takeshi sollte Ran z.B. am Kragen packen, als wäre sie ein kleiner Welpe, dem er einen stibitzten Hundekuchen wegnehmen will. Und die Rangelei darf auch noch ein wenig verbissener aussehen; übertreibt ruhig ein bisschen, das hier ist schließlich eine Komödie. Und noch etwas: Ich weiß, dass das schwierig ist, aber ich hätte gern, dass beide für einen kurzen Moment einen Anflug von Verwirrung spüren, wenn sie sich das erste Mal so eindringlich mustern. - Auch wenn ihm das nicht klar ist, Takeshis Unterbewusstsein reagiert geradezu fasziniert auf Rans so sorgfältig verborgene Weiblichkeit. Und umgekehrt findet Ran ihn durchaus attraktiv, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Versucht, es nicht allzu offensichtlich zu machen, aber so, dass es dem aufmerksamen Zuschauer auffallen kann. – Kriegt ihr das hin?“ Kyoko und Ren schauen sich einen Moment ernst in die Augen, dann nicken sie entschlossen. „Wir tun, was wir können.“, grinst Ren. Inzwischen freut er sich wie ein Schneekönig über die Herausforderungen, die wohl während der folgenden Wochen noch auf sie zukommen mögen. „Notfalls wachsen wir halt über uns hinaus.“, fügt er noch schulterzuckend hinzu. „Ich bin sicher, meine Spielpartnerin sieht das genauso.“ Kyoko nickt nur. 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