Dämonen, Engel und ein Drache von goldenchie (Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse") ================================================================================ Kapitel 15: Abschied vom Daruma-ya ---------------------------------- Ich hoffe, Ihr hattet erholsame Feiertage, meine Lieben. ^^ Wenn nicht, holt es doch einfach ein bisschen beim Lesen nach - bei einem extra langen Kapitel ^^-, ... damit ihr anschließend gerüstet seid für den feucht-fröhlichen Jahreswechsel, den die eine oder andere von euch sicher jetzt vor sich hat. Viel Spaß beim Lesen ... und einen guten Rutsch ins neue Jahr! ^___- „..........“ = wörtliche Rede >.........< = Gedanken kursive Worte sind betont ___________________________________________________________________________ ... „Sicher.“, meint Ren trocken. „Wenn ich sie erstmal dazu gebracht habe, ihn auch anzuziehen. – Sie liebt es nämlich nicht gerade, Kimono zu tragen.“ „Oh!“, macht Koji überrascht. „Aber wieso soll es dann unbedingt einer sein? – Ich meine, ich kann doch auch etwas Anderes daraus machen. Ich bin sicher, mir fällt da noch was ein...“ „Es sind schlechte Erinnerungen, die ihr das verleiden...“, fällt ihm Ren ernst ins Wort, „und ich möchte das ändern, verstehst du?“ „Du willst also sozusagen die negativen Erinnerungen durch neue überlagern ...sie quasi wie bei einem Computerprogramm überschreiben?“ „M-hm, so in etwa. Schließlich weiß ich am besten, dass das Verdrängen solcher Dinge auf Dauer eh nicht funktioniert...“ Er lacht leise. „Außerdem liebe ich ihr Gesicht, wenn sie nicht weiß, ob sie sich freuen oder sauer auf mich sein soll...“ ___________________________________________________________________________ Abschied vom Daruma-ya „Guten Morgen, Kyoko-san.“, grüßt Rina Kobayashi fröhlich am darauf folgenden Vormittag, nachdem die Okami-san des Daruma-ya sie an der Tür zu Kyokos Zimmer „abgeliefert“ hat. „Morgen.“, gibt die junge Schauspielerin ein wenig atemlos zurück. Sie hat offenbar gerade einen Karton fertig gepackt und nimmt eine neue Pappe vom Boden auf, um sie aufzufalten. Trotzdem offensichtlich erst zwei Kisten gepackt sind, ist ihr Gesicht gerötet und einige Haarsträhnen haben sich bereits aus ihrer Frisur verabschiedet, um sich ein wenig abseits ihres Kopfes und in ihrer Stirn herumzutreiben. „Wo soll ich helfen?“, fragt Rina, während sie ihre Jacke auszieht. „Du könntest die Schulsachen aus dem Schreibtisch einpacken. – Hmm... ich weiß allerdings nicht, ob ein Karton dafür reicht...“, meint Kyoko nachdenklich. „Werden wir dann ja sehen.“, sagt Rina achselzuckend. „Wann wollte eigentlich die Verstärkung kommen?“ „Hm, eigentlich müssten sie bald da sein.“, antwortet Kyoko nach einem kurzen Blick auf die Uhr. Zwei Umzugskartons später stehen die beiden Männer einsatzbereit vor der Zimmertür. Ren grinst von einem Ohr zum anderen, während Yukihito merkwürdig verwirrt aus der Wäsche schaut. „Guten Morgen, die Damen.“, grüßt der junge Schauspieler gut gelaunt, doch als er seine Freundin emsig werkeln sieht, zieht er die Stirn ein wenig kraus. „Hätte ich mir ja denken können, dass du nicht wartest, bis wir zum Helfen da sind.“, rügt er sie sanft. Kyoko läuft postwendend tomatenrot an. „Ich... Aber...“, stammelt sie. „Aber... warum sollte ich denn nur rumsitzen und warten?“ Ren ist indessen vor sie getreten und streicht sachte über ihre Wange, während er ihr einen zarten Kuss auf die Stirn haucht. „Weil du erstens schon Muskelkater hast und wir zweitens übermorgen unser erstes Stunttrainig haben. – Und wie ich gehört habe, lässt Jason Choi seine Schüler beim ersten Treffen ausführliche Leistungstests machen, bevor er sie mit dem Training beginnen lässt.“ „Oh...“, macht Kyoko. Rinas Blick fällt auf Yukihito Yashiro, der das Gesicht zwar zu einem angedeuteten Lächeln verzogen hat, jedoch immer noch hochgradig verwirrt scheint. „Was ist mit Ihnen, Yashiro-san?“, lacht die junge Managerin, „Warum sind Sie denn so durcheinander?“ „Ich...“, stammelt Yukihito, „Oh... Guten Morgen erstmal. – Nun ja, ...Morinaga-san, ... der Küchenchef... Guckt der immer so... so ...finster?“ Rina bricht in Gelächter aus und auch die anderen stimmen fröhlich ein. [Bis auf Yukihito natürlich ^^] „Ja, meistens.“, antwortet Kyokos Assistentin schließlich, „aber er meint es gar nicht so. – Allerdings kommt heute erschwerend dazu, dass er sicher nicht gerade vor Freude Luftsprünge macht, ... schließlich zieht Kyoko-san heute aus.“ „Oh, ...ist das so?“ „Vermutlich.“, lacht Ren, während er sein Jackett schwungvoll und zielgenau auf den Schreibtischstuhl wirft. ...Kyoko ist das Gespräch derart peinlich, dass sie beschließt, sich jetzt erst recht in die Arbeit zu stürzen... Als Yashiro zweieinhalb Stunden später schließlich den letzten Umzugskarton auf die anderen stapelt, ächzt Kyoko laut vernehmlich auf. „Mensch, ...ich hätte nicht gedacht, dass es sooo viel ist.“, staunt sie. „Ach, das ist doch immer so!“, meint Rina lachend. „Man merkt doch grundsätzlich erst beim Auszug, wie viel Zeug sich da im Laufe der Zeit angesammelt hat.“ „Trotzdem...“ Kyoko schüttelt verwundert den Kopf. >Wenn man bedenkt, dass ich noch gar nicht so lange hier wohne ... und damals buchstäblich mit nichts hier ankam... Moooment mal! < Kyoko zieht die Stirn in Falten. „Eigentlich“, beginnt sie, während sie die Hände in die Hüften stemmt und Ren einen leicht vorwurfsvollen Blick zuwirft, „kam der meiste Kram erst in den letzten dreieinhalb Monaten dazu.“ „So, so, du willst also behaupten, dass ich daran Schuld bin, dass wir jetzt hier mehr Arbeit haben als du gedacht hast?“, fragt er lachend. „Allerdings!“, schmollt Kyoko halbherzig, insgeheim froh, endlich mal ein wenigstens annähernd stichhaltiges Argument gegen seine ausgiebigen „Geschenkorgien“ zu haben. „Hm...“, überlegt Ren schmunzelnd, während er sie langsam umkreist und sie schließlich liebevoll von hinten umarmt. „Schon mal darüber nachgedacht, dass deine neue Bleibe erheblich größer ist als dieses Zimmer? – Die neue Wohnung wäre ja dann heute Abend immer noch schrecklich leer...“ „Da hat er Recht.“, stellt Rina sachlich fest ... und zwinkert ihrem Managerkollegen grinsend zu. Kyoko hebt resignierend die Schultern und seufzt leise. Scheinbar haben sich in dieser Angelegenheit alle gegen sie verschworen. Ren hingegen, der noch immer hinter ihr steht, drückt sie noch ein wenig fester an sich und bringt seine Lippen ganz nah an ihr linkes Ohr, bevor er weiter spricht. „Ich würde doch niemals zulassen, dass du in eine fast leere Wohnung einziehst.“, haucht er ihr ins Ohr, im Gesicht ein deutlich sichtbares Eroberer-der-Nacht-Grinsen. „Eher noch würde ich dich in mein Schlafzimmer verfrachten... ...und selbst im Gästezimmer schlafen...“ Kyoko ist in Sekundenbruchteilen feuerrot angelaufen und würde am liebsten auf der Stelle im Boden versinken, ... was jedoch dummerweise noch unmöglicher ist als so schon, da sie noch immer in Rens Armen gefangen ist. Das mühsam unterdrückte Gekicher der beiden Betreuer macht die Situation für sie auch nicht unbedingt angenehmer. Yashiro hat gar solche Schwierigkeiten sich zu beherrschen, dass er sich vorsichtshalber zur Wand wegdreht, um Kyoko nicht direkt in die Augen sehen zu müssen; immerhin hat er in gewisser Weise durchaus Verständnis für ihre Lage. Sein Blick fällt unversehens auf eine stattliche Anzahl kleiner Löcher in der Wand. „Huch, was ist denn hier passiert?!“, fragt er verwundert und lässt den Zeigefinger neugierig über die betreffende Stelle wandern. Als er sich wieder umwendet, fällt sein Blick auf eine erneut höchst verlegene Kyoko, die inzwischen unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt. Yukihito sieht verwirrt in Richtung Ren, doch dieser hebt nur ein wenig überrascht die Augenbrauen und tritt, seine „gefangene“ Freundin vor sich her schiebend, näher an besagte Wand heran. Ganz allmählich verziehen sich seine Lippen zu einem höchst vergnügten Schmunzeln. „Hm, ...lass mich raten...“, beginnt er ... und legt sein Kinn für einen kurzen Moment sachte auf Kyokos Kopf ab. „Ich wette, genau da hat ein Poster von Sho Fuwa gehangen.“ Kyokos ebenso unwillkürliches wie promptes Zusammenzucken scheint ihm Recht zu geben. „Hm, mit was hast du sein Bild malträtiert? Reißzwecken? Nadeln? “ Erneut zuckt das Mädchen in seinen Armen gequält zusammen. „Dartpfeile.“, murmelt sie verlegen. Die Augen der beiden Betreuer weiten sich vor Überraschung, Rina formt gar ein tonloses „Au weia!“ mit den Lippen. Yashiro hingegen kann nicht anders, er muss noch einmal einen etwas genaueren Blick auf die Stelle an der Wand werfen. „Augenblick mal! - Aber...“, überlegt er laut, „das kommt nicht ganz hin. Hier ist noch eine Stelle mit einer Ansammlung Löcher ... und die ist außerhalb dieser ... na, sagen wir mal: ‚Posterfläche’...“ Ren lacht amüsiert auf. „Vermutlich hing neben Fuwas Poster noch ein anderes ... von mir.“ Kyoko entweicht plötzlich sämtliche Farbe aus dem Gesicht und um ein Haar knicken ihr die Beine vor Scham weg. „Kyoko-chan!!“, ruft Yukihito in einer Mischung aus Entsetzen und Verwunderung. Ren hingegen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, seine Arme umfangen nach wie vor seine Freundin auf eine so unerschütterlich zärtliche Art, dass immerhin die Farbe wieder in ihr Gesicht zurückkehrt. Sachte drückt er ihr einen Kuss aufs Haar. „Schon O.K.“, meint er mit einem warmen Lächeln, „ich weiß schon, womit ich das verdient hatte.“ Mit einer Hand hebt er sachte ihr Kinn an, damit sie ihn ansieht. Verschmitzt zwinkert er ihr zu. „Immerhin war mein Poster offensichtlich kleiner als das von Fuwa.“ Kyokos Herzschlag beruhigt sich langsam wieder, allerdings fragt sie sich verwirrt, warum ihr Freund überhaupt nicht beleidigt oder verärgert ist. Yashiro kann es immer noch nicht fassen. „Aber... War es denn wirklich soo schlimm mit ihm?“, fragt er das Mädchen. „Ich... äh...“, stammelt Kyoko, doch bevor sie auch nur ansatzweise antworten kann, drückt Ren sie für einen Moment noch etwas fester an sich und antwortet an ihrer statt. „Ja, war es.“, gibt er offen zu. „Ich war manchmal richtig gemein. – Allerdings...“ Wieder umspielt ein verschmitztes Grinsen seine Lippen. „...war sie offenbar nie so sauer auf mich wie auf Fuwa. – Nicht nur das Poster war kleiner... Sie hat nämlich auch Voodoo-Püppchen von mir und Fuwa gebastelt ... und soweit ich das beurteilen kann, waren Fuwas wesentlich schlimmer zugerichtet...“ Abrupt dreht sich Kyoko in seinen Armen herum und sieht ihn mit einem äußerst entsetzten Ausdruck im Gesicht an. „Wo.. Woher... weißt du das?“ >Sie hat sich schon wieder selbst verraten.<, denkt Ren amüsiert. >Sie kann einfach nicht lügen.< Liebevoll sieht er ihr in die Augen und streichelt sanft ihren Rücken, um ihr deutlich zu machen, dass er es ihr nicht übel nimmt. „Als du damals diesen Hitzekollaps hattest, hab ich mindestens drei davon in deiner Tasche gesehen. Mir ist erst viel später aufgefallen, dass eins davon mir ausgesprochen ähnlich sah... und die anderen Sho Fuwa.“ Er grinst wie ein kleiner Junge. „Die von Fuwa jedenfalls waren geradezu gespickt mit Nadeln, während die, die mich darstellen sollte, nur ein einziges Loch im Anzugärmel hatte... Na ja, soweit ich das damals gesehen hab...“ „Und du willst uns hier weismachen, dass dir das nicht gleich aufgefallen ist?!“, fragt Yukihito ungläubig. Ren lacht verlegen. „Ich war halt damit beschäftigt, mir Sorgen um die junge Dame hier zu machen.“ Sachte schaukelt er seine Freundin hin und her. „Und dann hatte ich es für eine ganze Weile vergessen. – Es ist mir erst wieder eingefallen, als ich ein paar ältere Fotos von Fuwa gesehen hab, auf denen er Outfits getragen hat, die denen der Puppen doch verdächtig ähnlich waren. Und dann fiel mir ein, dass ich den Anzug, den die dritte Puppe getragen hatte, vor einer ganzen Weile mal bei irgend so einem Jubiläum anhatte... Ich muss schon sagen, Kyoko-chan, diese Püppchen waren echt toll gemacht. – Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreffen, dass es mal mit der Schauspielerei nicht mehr so klappt, könntest du glatt davon leben, diese Dinger zu verkaufen.“ Er lacht leise und küsst sie dann zärtlich auf den Mund, worauf sich das Mädchen zusehends in seinen Armen entspannt. Die Geste, mit der er sie umarmt, hat inzwischen etwas ausgesprochen Beschützendes. „Wusstest du eigentlich“, flüstert er ihr unvermittelt ins Ohr, „dass Voodoo-Zauber gar nicht funktionieren, wenn an den Püppchen nichts Persönliches von der betreffenden Person befestigt ist? Z.B. ein persönlicher Gegenstand, eine Locke oder ein Fingernagel...“ Kyoko sieht ihn mit großen Augen an. „Nicht?!“ „Nein, Hime-chan.“, gibt er lächelnd zurück und küsst sie auf die Stirn. „Aber sag’s besser nicht weiter. – Außerdem...“, meint er nach einer Pause mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „brauchst du ab heute sowieso nur noch bei mir klingeln, wenn ich mich mal wieder daneben benehme. Dann kannst du mir gleich harte Gegenstände an den Kopf schmeißen, live und in Farbe.“ Fast wie auf ein Stichwort, beginnt irgendwo in einer der Kisten etwas dumpf zu bimmeln. „Hast Du Dein Handy etwa mit eingepackt?!“, fragt Ren verdutzt und als Kyoko verlegen nickt, bricht er in schallendes Gelächter aus. „Ob Du Dich irgendwann mal an das Ding gewöhnen wirst?“ Glucksend entlässt er sie aus seinen Armen. „Na, dann geh mal suchen.“ Kyoko macht sich hektisch auf die Suche nach dem penetrant klingelnden Telefon. Glücklicherweise hat sie so eine Ahnung, dass sie es in eine der Kisten mit den Schulsachen gepackt haben könnte. Fieberhaft reißt sie einen Karton auf und wühlt darin herum. Offensichtlich ist sie auf der richtigen Spur, denn nach dem Öffnen der Kiste ist das Bimmeln lauter geworden. Als sie das Handy schließlich gefunden hat, ist sie ziemlich außer Atem. Hastig drückt sie den Knopf. „Hallo? Mogami hier.“ „Gott sei Dank!“ hört sie am anderen Ende der Leitung eine bekannte Stimme aufatmen. „Ich dachte schon, ich würd’ Dich wieder nicht erwischen.“ „Kanae! Meine Liiieeebe!“, ruft Kyoko ebenso überrascht wie begeistert ins Telefon. „Wie geht es Dir?“ „Mir?!“, fragt Kanae verdutzt. „Na, prima. Aber was ist mit Dir? Du klingst irgendwie komisch. Stör ich Dich bei irgendwas?“ Kyoko ist sehr gerührt, dass ihre Freundin sich anscheinend Sorgen um sie macht. „Wie man es nimmt“, antwortet sie strahlend, „ich bin nur gerade mitten im Umzug.“ „Du ziehst um?!“ „Ja, ließ sich nicht mehr vermeiden; es wissen schon zu viele Leute, wo ich wohne ... äh ... bis jetzt gewohnt habe.“, erklärt Kyoko. „Und wieso weiß ich nichts davon?“, will Kanae wissen. „Ähm, entschuldige, meine Liebe. Aber ... ähh ... es kam ziemlich plötzlich ... und ... ich hatte noch gar keine Gelegenheit...“ Kyoko ist vor Verlegenheit tiefrot angelaufen und hat unbewusst angefangen, sich - zutiefst peinlich berührt - zu verbeugen. Kanae stöhnt unwillig auf. „Mann, jetzt hör auf, Dich so übertrieben zu entschuldigen!! Ich weiß doch, wie viel Du zurzeit zu tun hast.“ Sie hat so laut gebrüllt, dass Kyoko für einen Moment das Handy reflexartig vom Ohr weg hält. Was wiederum Ren dazu veranlasst, in Gekicher auszubrechen, das er mühsam zu unterdrücken sucht. Auch Rina und Koichi grinsen bis über beide Ohren. „Ich...“, beginnt Kyoko eingeschüchtert. „Menno, eigentlich müsste ich mich entschuldigen, dass ich Dich störe.“, fällt ihre Freundin ihr ins Wort. „Vor allem, weil ich auch noch anrufe, um Dich um etwas zu bitten.“ >Meine beste Freundin will mich um etwas bitten...<, echot es glücklich in Kyokos Kopf. >Das tun nur echte Freundinnen...< Ren schwankt indessen zwischen einem ausgewachsenen Lachanfall und dem nur zu bekannten Sie-ist-ja-soo-niieedlich-Gefühl. Er entscheidet sich schließlich für ein breites, warmes Schmunzeln irgendwo dazwischen... „Was kann ich denn für Dich tun, meine Liebe?“, fragt das Mädchen. Sie hat nicht einmal mitbekommen, dass ihr Verhalten alle Umstehenden zu amüsieren scheint. „Ich wollte Dich fragen, ob Du nicht Lust hättest, in ‚Junge Herzen’ als Gaststar aufzutreten. Minako Tsunayoshi ist nämlich ausgefallen und unser Regisseur sucht kurzfristig einen brauchbaren Ersatz. Und da dachte ich sofort an Dich.“ Sie druckst ein wenig herum, bevor sie endlich weiter spricht. „Um ehrlich zu sein, vermisse ich es ein bisschen, mit Dir zusammen zu arbeiten.“ Kyoko schwebt auf Wolke sieben; das inzwischen befreite Engelchen tanzt lustige Pirouetten um die gefesselten Dämonen... „Hallo?!“, ruft Kanae in den Hörer. „Erde an Kyoko-chan! Krieg Dich wieder ein!“ Mühsam reißt sich Kyoko zusammen und räuspert sich erst einmal umständlich. „Minako Tsunayoshi?“, bekommt sie schließlich heraus. „Die bekannte Sängerin und Schauspielerin?“ „Ja, sie hat sich ein Bein gebrochen.“, erklärt Kanae. „Ihr Gastauftritt war schon seit längerem geplant und sie hatte entsprechend viel Zeit, sich auf die Rolle vorzubereiten; daher brauchen wir jetzt jemanden, der sich möglichst schnell in eine Rolle einarbeiten kann. – Du würdest übrigens meine herzkranke Cousine spielen, die wegen einer medizinischen Untersuchung eine Woche bei uns zu Besuch ist.“ „Das heißt, wir würden wirklich zusammen spielen... Natürlich hätte ich Lust.“ Ein Seitenblick auf ihre Betreuerin lässt sie abrupt inne halten. „Aber ich weiß nicht, ob das terminlich klappt.“, fügt sie mit deutlich gedämpften Enthusiasmus hinzu. „Ist mir schon klar. Deswegen ruf ich ja an. Ich hätte nämlich die Drehtermine hier.“ „Hm, dann geb ich Dich am besten gleich an meine persönliche Assistentin weiter, ich hab nämlich, ehrlich gesagt, keinen genauen Überblick mehr über meinen Terminplan. – Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn wir vor der Agentenkomödie noch mal zusammen arbeiten könnten; dauert ja doch noch ein bisschen bis dahin...“ „Ich auch. – Dann gib mir die Dame mal. – Ich sag schon mal Tschüss; ich ruf Dich in ein paar Tagen noch mal an, wenn Du mit dem Umzug einigermaßen durch bist.“ „Gut, bis dann, meine Liebe.“ Kyoko reicht Rina ihr Handy, die auch gleich Kanae mit Fragen löchert. Kyoko hingegen wird schon im nächsten Moment wieder von Ren in die Arme gezogen. Sanft reibt er seine Wange an ihrem Haar und grinst dabei von einem Ohr zum anderen. „Weißt Du eigentlich, was für ein ausgesprochen süßes Mädchen du bist?“, flüstert er fragend in ihr Ohr ... und löst damit bei ihr – wieder mal – einen ganzen Platzregen wohliger Schauer aus... Kyoko läuft – wie nicht anders zu erwarten – tiefrot an. „Nein.“, antwortet sie schließlich genauso leise. „Woher auch? Du bist doch der Einzige, der so was sagt.“ „Dann müssen alle anderen blind sein.“, stellt Ren leise lachend fest, während er zärtlich über ihre Wange streicht. „Hm“, kommentiert Rina grinsend, als sie das Telefongespräch beendet hat, „ich könnte euch Beiden ja noch stundenlang beim Turteln zusehen, aber da wir heute noch einen Umzug zu erledigen haben, schlage ich vor, wir sehen erstmal zu, dass wir die Kartons nach unten in die Autos schaffen.“ „Oh, entschuldige.“, murmelt Kyoko verlegen und löst sich mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick von Ren, dem doch tatsächlich ebenfalls die Röte ins Gesicht gestiegen ist. Yukihito lacht. „Wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, dass du so gucken kannst, hätte ich ihn für komplett verrückt erklärt.“, meint er und klopft seinem Schützling auf die Schulter. Ren setzt an, etwas zu sagen, doch sein Betreuer winkt ab. „Lass nur, sag nichts. – Ich bin sehr froh, dass alles so gekommen ist. – Und jetzt lass uns die Sachen nach unten bringen.“ „Ob das mit dem Dreh bei ‚Junge Herzen’ klappt, kann ich noch nicht genau sagen.“, wechselt Rina lächelnd das Thema. „Ich muss zu Hause erst noch die genauen Terminpläne checken. – Aber ich glaube, es sieht ganz gut aus.“ Also machen sich die Vier wieder an die Arbeit. Und weil Makoto Morinaga es sich nicht nehmen lässt, ebenfalls kräftig mit anzupacken, ist innerhalb kürzester Zeit alles in Yukihitos Kombi und dem kleinen Lieferwagen, den Rina besorgt hat, verstaut und fertig zum Abtransport. „So, das war’s erstmal.“, meint Rina zufrieden und zwinkert Makoto kurz zu. Dieser tritt darauf von hinten zwischen Ren und Kyoko und legt je einen Arm um sie. „Na, dann kommt mal mit, ihr Beiden. Mein holdes Eheweib hat bestimmt schon den Tisch gedeckt.“ Kyoko schaut ihn fragend von unten an. „Aber...“, versucht sie einzuwenden; doch bevor sie den Satz beenden kann, mischt Rina sich lachend ein. „Lass nur, Kyoko-san, Yashiro-san und ich schaffen es schon alleine, die Kisten in die neue Wohnung zu bringen. Beim Auspacken könnt ihr ja dann wieder helfen.“ Ren schaut ein wenig verdutzt in die Runde und scheint irgendwie nicht so ganz überzeugt. Yashiro lacht. „Kobayashi-san, das ist doch mal eine ausgezeichnete Idee! Die Beiden sollten sich körperlich ohnehin nicht übermäßig verausgaben, damit sie übermorgen fit genug sind. Und außerdem“, fügt er an Ren gewendet noch hinzu,, „gibt es in eurem Haus schließlich einen Aufzug. Also dürfte das Ganze für vier fleißige Hände auch kein Problem sein. – Bis ihr euch in Ruhe hier verabschiedet habt, sind sicher alle Kisten in der Wohnung.“ „Dazu wäre dann wohl nichts hinzuzufügen.“, findet Rina, ein breites Grinsen im Gesicht. „Außer vielleicht: Viel Spaß! – Und lassen Sie sich ruhig Zeit, Morinaga-san.“ Makoto nickt nur lächelnd und schiebt ohne weiteren Kommentar die beiden jungen Schauspieler wieder zum Hauseingang. „Bis später!“, ruft ihnen Yukihito noch hinterher, dann sehen sich die beiden Betreuer grinsend an und steigen wie auf Kommando gleichzeitig in ihr jeweiliges Gefährt ein. Während des [ausgesprochen köstlichen ^^] Mahles bleiben die Gespräche weitgehend oberflächlich. Alle versuchen angestrengt, die leicht melancholische Stimmung durch munteres Geplauder zu überspielen ... und doch spürt jeder der Beteiligten (selbst Ren) den schmerzhaften Abschied unerbittlich nahen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass am Ende die Schüsseln mit den vielen, kleinen Köstlichkeiten längst nicht alle leer sind. [Eigentlich muss man sagen, dass Ren an diesem Mittag von allen Anwesenden am meisten gegessen hat. – Nun ja, er hat ja auch – im Gegensatz zu den Anderen am Tisch - irgendwie nur einen Grund zum Feiern ... auch wenn ihn zugegebenermaßen die Wehmut seiner Tischgenossen nicht unberührt lässt...] Als schließlich niemand mehr etwas nachnimmt und auch die Tischgespräche langsam ins Stocken geraten, sieht Makoto Morinaga kurz in die Runde und wendet sich dann leise seufzend an Kyoko. „Es wird langsam Zeit für dich, Kyoko-chan. Immerhin hast du in deinem neuen Heim heute noch einiges zu erledigen.“ Das Mädchen nickt nur stumm, während der Kloß in ihrem Hals rasant größer wird. Ein wenig zögerlich erheben sich alle von ihren Stühlen ... und sehen sich betreten an. Während Kyoko und Hana Morinaga verzweifelt nach den richtigen Worten suchen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wendet sich Makoto einer der Schubladen hinter sich zu und holt etwas heraus, das er dann mit beiden Händen in einer formellen, ja geradezu feierlichen Geste Kyoko entgegenhält. Das Mädchen schaut mit großen, überraschten Augen erst auf die große Lederrolle, dann ihren Ziehvater an. „Nimm!“, sagt der Chef des Daruma-ya mit einem leicht wehmütigen Lächeln. „Du bist die beste Aushilfe, die wir je hatten ... Das Wort ‚Aushilfe’ ist da sowieso die Untertreibung des Jahrhunderts. Du wärst wahrscheinlich sogar in der Lage gewesen, mich zumindest zeitweise in der Küche zu vertreten, wenn das nötig gewesen wäre.“ Kyoko nimmt die Lederrolle mit zittrigen Fingern aus seinen Händen und verbeugt sich tief vor ihrem ehemaligen Chef. Das „Danke“ bleibt ihr allerdings im Halse stecken, stattdessen kullern nur zwei Tränen langsam ihre Wangen hinunter. „Was ist da drin?“, fragt Ren leise flüsternd die Okami-san, der inzwischen ebenfalls Tränen der Rührung in den Augen stehen. „Ein gutes Kochmesser-Set. – Er hat jedes einzelne Messer sehr sorgfältig ausgewählt.“, gibt Hana genauso leise zurück. Auch Makotos Augen glitzern ein wenig vor Rührung, als er jetzt Kyoko ein wenig derb in die Arme nimmt und sie kurz und heftig an sich drückt. Dann dreht er sie an den Schultern herum und schiebt sie mit sanfter Gewalt in Richtung Hinterausgang. „Zeit, dass du fliegen lernst, Küken.“, meint er leise seufzend. >Das grenzt an einen Rausschmiss<, schmunzelt Ren in sich hinein, >auch wenn es ein ausgesprochen liebevoller ist .< Bevor der Chef des Daruma-ya das Mädchen jedoch zur Tür hinaus komplimentieren kann, hält seine Frau ihn entrüstet auf. „Und was ist mit mir ?!“, beschwert sie sich halb lachend, halb empört. „Darf ich mich etwa nicht ordentlich von Kyoko-chan verabschieden?!“ „Oh, entschuldige, Liebste. Natürlich darfst du.“, stammelt Makoto verlegen ... und schiebt das Mädchen, das noch immer kein Wort heraus bringt, in die Arme seiner Frau. Diese nimmt sich reichlich Zeit, ihre Ziehtochter in eine ausgesprochen warmherzige Umarmung zu schließen und ihr leise ein paar Worte zuzuflüstern, ...wobei es beiden sichtlich schwer fällt, die Tränen zurückzuhalten. Makoto indessen nimmt Ren in diesem unbeobachteten Moment beiseite. „Passen Sie mir gut auf das Mädchen auf!“, verlangt er ernst. „Darauf können Sie Gift nehmen!“, antwortet der junge Schauspieler genauso ernst. „Dann bin ich ja beruhigt.“, meint der Chef des Daruma-ya lächelnd und klopft Ren leicht auf den Oberarm. Kyoko und die Okami-san sind inzwischen mit ihrer persönlichen Verabschiedung fertig und auch die Tränen sind weitgehend getrocknet. Als sie die Türschwelle überschritten hat, dreht sich Kyoko noch einmal zu dem Ehepaar herum und verbeugt sich tief. Auch Ren (der jetzt hinter ihr steht) verbeugt sich höflich. „Vielen Dank für alles.“, sagt das Mädchen ... und muss sich plötzlich wieder ziemlich zusammenreißen, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. „Ich kann gar nicht mit Worten ausdrücken, wie dankbar ich Ihnen bin. – Ich kann das gar nicht wieder gut machen...“ „Keine Sorge, Kind, das musst du auch gar nicht. Was wir getan haben, haben wir gern getan. Weil es für dich war.“, winkt sie Okami-san lächelnd ab. „Melde dich einfach ab und zu, damit wir wissen, ob es dir gut geht.“ „Und du bist natürlich auch herzlich eingeladen, jederzeit zum Essen vorbei zu kommen, natürlich auch gerne mit Tsuruga-san.“, fügt der Chef des Daruma-ya noch hinzu. Kyoko fehlen die Worte ... und Ren fällt irgendwie auch nicht ein, was er zum Abschied noch sagen könnte. So verbeugen sich beide noch einmal tief vor dem Ehepaar und steigen dann in sein Auto ein. Als sie vom Hof fahren, öffnet Kyoko das Fenster und winkt den beiden zum Abschied noch einmal zu... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)