Stille des Herzens von Votani (Ace*Nojiko) ================================================================================ Kapitel 1: - Cause I Miss You - ------------------------------- *Stille des Herzens* Ich traf dich an als gebrochenen Mann Das Unglaubliche war geschehen Sie hat dich verlassen, du kannst es nicht fassen Und du versuchst zu verstehen, denn du hast es nicht kommen gesehen Im Grunde ein Tag wie jeder andere und doch lag etwas in der Luft. Der schwarzhaarige, junge Mann, der eben den Sandweg zum Dorf hinaufschritt, konnte es ganz deutlich riechen. Eine verräterische Stille hatte sich in seinem Inneren breitgemacht, sodass er die dunklen Augen suchend durch die Gegend gleiten ließ. Kaum ein Dorfbewohner war unterwegs. Nein, alles schien gar verlassen und das Rascheln der Blätter an Bäumen und Büschen erschien ihm lauter als jemals zuvor. Sein Instinkt irrte sich nicht. Es lag etwas in der Luft. Etwas Entscheidendes, was vermutlich alles ändern würde. Aber das war schon immer so gewesen, wenn etwas von wirklicher Bedeutung war, dann nahm es einen augenblicklich in Besitz, dass man nicht wusste wie einem überhaupt geschah. Genauso war es vor einem Jahr gewesen – auf den Tag genau. Es trieb ihm ein Lächeln auf die Lippen, als er sich zurückerinnerte. Als er sich erinnerte, wie eine einzige Frau alles über den Haufen geworfen hatte und alles wichtige unwichtig werden ließ. Noch immer fragte er sich, wie sie das geschafft hatte. Warum sie und nicht irgendeine andere Frau, die er auf seinen Reisen getroffen hatte? Sachte schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf, als er auf den Markplatz ankam, der ebenfalls recht verlassen wirkte. Nur ein oder zwei Bewohner standen dort und begrüßten ihn mit einem knappen Lächeln. Hätten sie ihn nicht bereits kennen gelernt, würden sie wohl vor Angst die Flucht ergreifen, wenn sie die Tätowierung auf seinem Rücken erblickt hätten. Doch er war bereits zu oft auf dieser Insel gewesen, als dass sie ihn nicht kennen konnten. Es ist einfach vorbei, ohne Streit und Geschrei Und du verstehst die Welt nicht mehr Siehst nur deinen Schmerz, dein gebrochenes Herz Und kannst es nicht verstehen, denn du hast es nicht kommen gesehen Sein Weg führte ihn weiter. Immer an den grünen Büschen entlang, als wollten sie ihn zu seinem Ziel bringen. Die Sonne malte seinen Schatten auf den sandigen Boden und der Wind ließ seine Haare unruhig tanzen, als wollten sie ihn vorwarnen und ihm zum Umdrehen bekehren. Es war ein Zwiespalt, doch er ignorierte ihn gekonnt und ging weiter. Auch wenn er das ganz sicher bereuen würde, trugen ihn seine Schritte weiter dem kleinen Haus entgegen, das in der Ferne auftauchte. Der Rauch aus dem Schornstein schlängelte sich hoch empor, um sich dann vollkommen aufzulösen. Vermutlich kochte seine Besitzerin gerade. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, warum er einst auf dieser Insel gelandet war. Warum er überhaupt das Dorf Kokos betreten hatte. Vielleicht war es Schicksal gewesen oder doch nur ein glücklicher Zufall? Mit Liebe und Gefühlen hatte er nie etwas am Hut gehabt. Es gab nur ab und an eine Frau für eine Nacht - aber mehr? Nein, bisher nie. Als er jedoch auf sie getroffen war, auf eine Frau bei der seine kessen Anmachsprüche nichts bewirkt und die ihn dauernd abgewiesen hatte, war es schließlich passiert. Erst war es nur der Wunsch, sie doch noch für sich zu gewinnen, einfach aus einer Laune heraus. Dann hatte er hinter ihre Maske geblickt und die Zerbrechlichkeit gesehen. Da wurde aus dem Wunsch ein Verlangen. Das Verlangen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie in ihrer Traurigkeit zu trösten. Und kaum dass er sich versah, war sie da – die Liebe. Sie ist gegangen und ließ dich ratlos zurück Sie ist gegangen und mit ihr ging auch dein Glück Ich kann verstehen, dass du traurig bist und auch wütend auf sie bist Doch sie ist gegangen, denn sie hat was vermisst Seitdem kam er oft hierher. Da er meist immer durch irgendwelche Aufträge seines Käpt´n unterwegs gewesen war, hatte er oft einen Abstecher zu ihr gemacht und seine Freizeit mit ihr verbracht. Manchmal hatten sie stundenlang am Strand gesessen und in den Himmel gestarrt, wo sich die verschiedensten Farben getummelt hatten, während die Sonne langsam hinter den Horizont gewandert war. Anderntags waren sie nicht aus dem Bett herausgekommen. Immer wenn seine Traumfrau hatte aufstehen wollen, hatte er sein typisches Grinsen aufgesetzt und sie wieder zurückgeholt. Es waren Tage, die unvergleichbar waren und sein Piratenleben um einiges übertrumpften, und doch konnte er das Dasein auf dem Meer nicht aufgeben. Man konnte nicht einfach nur Pirat spielen und aufhören, wenn es einem beliebte. Nein, etwa man war ein Pirat oder man war es nicht. Und er war einer... Er würde es immer sein und dies bis zum bitteren Ende. Dies wussten sie beide. Schließlich hatte er das kleine Haus erreicht, welches an den Orangenbäumen grenzte. Gerade als er die Hand gehoben hatte, um an die Tür zu klopfen, vernahm er Stimmen von drin. Er hielt inne, während er seinen Kopf gegen die Holztür lehnte. Nun konnte er es ganz deutlich hören. Eine Männerstimme erfüllte das Haus und ließ sein Grinsen auf seinem Gesicht verblassen. Was wollte der Typ bei ihr? Nach einigem hin und her mit sich selbst, klopfte er nun doch und wartete ungeduldig bis ihm jemand öffnete, was auch nach ein paar Sekunden bereits geschah. Zwei helle Augen starrten in die seine, die deutlich überrascht wirkten. „Ace?“, entfloh es der Blauhaarigen, die sich die Hände an der Schürze, die ihren zierlichen Leib umschloss, abwischte. Doch die anfängliche Überraschung wandelte sich schnell in eine Art von Gleichgültigkeit, welche den Schwarzhaarigen schlucken ließ. „Du hast Besuch, Nojiko...“, stellte er monoton fest, als ein anderer Mann hinter ihr auftauchte und ihn argwöhnisch musterte. Von seitens der Frau kam nur ein Nicken und sie senkte ihren Blick. Nicht, weil es ihr unangenehm war, eher weil sie ihn erwartet hatte. Ihr Gefühl hatte sie nicht betrogen. Du hast ihr vertraut, hast immer auf sie gebaut Du wusstest, was sie anpackt, wird gut So hat sie sich entfernt, wurde kastig wie Bernd Es wurde still um euch zwei, deshalb hörtest du nicht ihren Schrei „Lass uns bitte alleine.“ Nojiko schenkte dem Braunhaarigen ein sanftes Lächeln und er verschwand mit einem Brummen wieder ins Esszimmer des kleinen Hauses. Als seine Schritte auf dem Holzboden verebbt waren, sah sie Ace wieder mit festem Blick entgegen. „Er ist nur ein Freund.“ Einen Augenblick legte sich bleierne Stille über die beiden, ehe der Schwarzhaarige leicht das Gesicht verzog. „Du brauchst mich nicht zu belügen, aber sag mir nur... warum?“ Mit dieser Frage hatte sie gerechnet und doch überraschte es sie gleichermaßen. Ein schmerzliches Lächeln legte sich auf ihre schmalen Lippen, als sie zu ihm aufsah und antwortete: „Kannst du dir das nicht denken?“ Erneute Stille. „Nein“, kam es unvermittelt zurück. „Dachte ich mir.“ Kurz machte die Blauhaarige eine Pause, ehe sie hinzufügte: „Es hat etwas gefehlt.“ Doch für Ace sprach sie in Rätseln. Obwohl er meistens ihre Gedanken erahnen konnte, verstand er nun nicht einmal ansatzweise, was sie damit meinte. Sie waren doch immer glücklich, wenn sie zusammen gewesen waren. Was sollte also gefehlt haben? Als nichts von dem Piraten folgte, trat sie einen Schritt auf ihn zu und ihre zarten Finger schoben seinen schwarzen Hut etwas nach hinten, damit sie besser in sein Gesicht sehen konnte – um ihm besser in die Augen zu schauen. Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle geküsst und mit sich ins Haus gezogen, aber es ging nicht. Jetzt nicht mehr. Traurig sah sie ihn an, bevor sie schließlich das Rätsel löste. „Du hast gefehlt.“ Damit ließ sie ihn stehen, ging wieder hinein und schloss die Tür. Der dumpfe Klang, der in diesem Moment seine Ohren erfüllte, brannte sich förmlich in sein Gehirn ein. Genauso wie das Geräusch, als sie sich mit dem Rücken an der Tür zu Boden sinken ließ und das Schluchzen, welches ihr entrann, obgleich sie beide Hände auf den Mund gepresst hatte. Sie ist gegangen und ließ dich ratlos zurück Sie ist gegangen und mit ihr ging auch dein Glück Ich kann verstehen, dass du traurig bist und auch wütend auf sie bist Doch sie ist gegangen, denn sie hat dich vermisst Nun hatte Ace verstanden und automatisch zog er seinen Hut wieder tiefer ins Gesicht. Sie hatte ihn vermisst, weil er nicht oft bei ihr sein konnte. Während er auf dem Meer herumgeschippert war, hatte sie stets auf ihn gewartet. Auch wenn das Thema - das Piratenleben aufgeben - nie zu Sprache gekommen war, hatte sie stets gehofft, dass er sich eines Tages für sie entscheiden würde. Insgeheim wussten sie beide dennoch, dass dies nicht geschehen wäre. Ihre Hoffnung hatte ihre gemeinsame Zeit bestimmt und nun war die Hoffnung, einer Kerze gleich einfach erloschen. Automatisch fragte sich Ace, wie lange sie wohl schon mit der Entscheidung gehadert hatte. Vielleicht seit er letztes Mal gegangen war... Oder hatte sie schon bei seinem Dasein diesen Entschluss im Hinterkopf gehabt? Noch eine ganze Zeit stand er vor ihrem Haus und strich mit seiner Hand über das dunkle Holz. Im Nachhinein tat es ihm unglaublich leid. Er hatte ihren Wunsch einfach nicht gesehen, einfach übergangen und nur an sich selbst gedacht. Für ihn war alles gut so wie es gewesen war, deswegen hatte er es auch nicht kommen sehen. Es war berechtigt, das wusste er. Sie hatte recht mit ihrer Entscheidung und doch tat es furchtbar weh. Und schon wieder machte sie alles, woran er glaubte, nichtig,... ... denn in seinem Herzen herrschte schlagartig Stille. ~FIN~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)