Happy even when sorrowful 悲傷也快樂 Bei Shang Ye Kuai Le von Michiaki (Der talentierte Mr. Ripley) ================================================================================ Kapitel 2: Annäherung --------------------- Vor Peters Kabine angekommen, versteifte sich Tom. Nein. Raus. Weg. Nichts würde ihn zurück in dieses Zimmer bekommen. Zu frisch war die Erinnerung. Er zog Peter in seine eigene Kabine. Dieser war ein wenig überrascht, konnte sich aber denken, warum Tom keinen Fuß in die Kabine setzen wollte, in der er fast einem Leben ein Ende gesetzt hatte. Tom seufzte. Die Türwände schaukelten immer noch im Takt der Wellen, gaben ab und zu den Spiegel frei, der im Bad aufgehängt war. Für einen Moment spiegelte sich Dickies Gesicht im Glas. Der traurige Gesichtsausdruck verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, als wollte er sagen: "Ich weiß, was du getan hast und werde es auch nie vergessen!" Tom erstarrte. Schnell strich er seinen Scheitel auf die andere Seite und setzte seine Hornbrille auf. Schon war Dickie verschwunden und Toms eigenes Gesicht sah ihm verzweifelt entgegen. Peter hatte die Szene stumm beobachtet. Langsam begann er zu verstehen. Toms Ähnlichkeit mit seinem Jugendfreund Dickie war unübersehbar. Könnte es sein, dass...? Schnell verwarf Peter den Gedanken wieder. Er würde Tom nicht durch voreilige Schlüsse in Verlegenheit bringen. Wenn es etwas zu beichten gab, würde er warten, bis Tom von sich aus sprach. Er wollte ihn nicht verlieren. Nicht noch einmal. Peter schloss die Tür zum Bad, während Tom sich sein Schlafzeug anzog. Peter konnte nicht anders. Er musste Tom einfach ansehen. Er war überrascht, wie muskulös sein Freund wirklich war. Bisher hatte er es nur erahnen können. Tom legte seine Brille ab, um sich sein Hemd überstreifen zu können, sein Haar geriet dabei wieder durcheinander. Als er zu Peter aufsah, erschrak dieser. "Dickie!", schoss es ihm durch den Kopf. Er wollte nicht ständig seine Jugendliebe vor sich haben, wenn er Tom ansah. Er ging auf ihn zu und verwuschelte das dunkelblonde Haar. Besser. Tom musste lachen: "Was soll das, Peter? Ich kann dich ja kaum noch sehen!" "Das macht nichts, solange du mich noch spüren kannst.", flüsterte Peter und küsste Toms Augenlider. Dieser zog ihn aufs Bett. Tom zitterte. Wahrscheinlich hatte er das zuvor noch nie gemacht. Peter wurde angenehm warm. Während Tom unter die Bettdecke kroch, zog er sich seinen schweren Mantel, seine Hose und den Pullover aus. Er war erstaunt, wie kalt es eigentlich in dem Raum war, als er, nur noch mit seinem Pyjama bekleidet, auf dem Bett saß. "Komm schon rein.", forderte Tom ihn auf. Nur zu gern gab Peter dem Drängen nach. Sofort wurde es heiß um ihn. Toms Körper verströmte eine wohlige Wärme. Sie erinnerte ihn an den ersten Tag, an dem er in Venedig ankam. Eine Wärme, die das Herz berührte. Niemals würde er wieder für längere Zeit ins kalte Irland zurückkehren. Mit einem kalten Schauer dachte er an seine Besitztümer in dem jetzt so fremd scheinenden Land, die nebelverhangenen Wiesen und sein Schloss, das mit keinem Feuer der Welt warm zu bekommen war. Auch wenn sie ihm von seinem geliebten Großonkel überschrieben worden waren, würde ihn vorerst nichts dorthin zurückbringen. Tom riss ihn aus seinen Erinnerungen. Zitternd legte er einen Arm um Peter. War ihm immer noch kalt? Peter fühlte die Unsicherheit seines Freundes. Ihm ging ein Licht auf. Tom hatte so etwas noch nie gemacht, weder mit einem Mann noch mit einer Frau. Sein Zittern war das einer Jungfrau. Zärtlich küsste er Tom auf die Stirn. Dieser zuckte leicht zusammen. "Schsch... Ich tu dir doch nichts.", versicherte Peter ihm. Tom entspannte sich wieder. Hörte auf das gleichmäßige Pochen aus Peters Brust. Wie konnte dieser so ruhig bleiben? Tom hatte das Gefühl, sein eigenes Herz in tausend Stücke zerbersten zu hören. Als Peter seinen rechten Arm um Toms Taille legte, kuschelte sich Tom an ihn. Das Zittern hörte auf und sein Herz schlug ruhiger. Tom beobachtete Peter, dessen Augen inzwischen geschlossen waren. Er schämte sich für seine Unerfahrenheit. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Eine halbe Stunde später war Peter eingeschlafen. Toms Augen flackerten. Er fing wieder an zu weinen. Die Hellenes glitt unaufhörlich dem Athener Hafen entgegen. Einem neuen Morgen, mit einer neuen Sonne, vielleicht sogar endlich dem neuen Leben entgegen, dass Tom sich so sehr wünschte. Ein Leben an Peters Seite. ********************************** 03.01.07 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)