Auf Diät von caladriuss (Setox Joey) ================================================================================ Kapitel 8: Kaibas Rache ----------------------- Kaibas Rache Nachdem ich endlich trockene Sachen anhatte, beschloss ich, dass es vielleicht an der Zeit wäre nach Seto zu suchen, um mich zu entschuldigen. Aber wieder einmal wurden mir dabei die Dimensionen der Kaibavilla bewußt. Ich wusste nicht einmal, wo ich mich gerade befand, geschweige denn, wo ich lang sollte. Also lief ich einfach mal drauf los und da ich ja nicht doof war, suchte ich mir erst einmal eine Treppe, um ins Erdgeschoss zu kommen. Von dort aus würde ich vielleicht wenigstens die Eingangshalle finden. Aber denkste, Pustekuchen! Ich hatte das Gefühl, im Kreis zu gehen. Ständig sah alles gleich aus. Doch zum Glück fiel mir eine simple Lösung für mein Problem ein. Ich beschloss, den Gang zu verlassen und in eines der anliegenden Zimmer zu gehen. Von dort aus würde ich einfach durchs Fenster ins Freie klettern. Es sah aus wie eine Abstellkammer. Überall standen Kisten und Regale mit lauter Akten herum. Das war ja entsetzlich viel Papierkram. Ob Seto das alles gelesen und bearbeitet hatte? Dann war es kein Wunder, dass er damals so gestresst war, als er die Firma noch alleine geführt hatte. Ich sah mich ein bisschen weiter um und entdeckte einen kleinen Karton. Neugierig öffnete ich ihn. Er enthielt ein großes Fotoalbum und ein Tagebuch. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es Setos Tagebuch sein musste. Dass ausgerechnet er früher so etwas geführt hat... Dann nahm ich mir das Fotoalbum vor. Auch das war wohl schon sehr alt, denn Seto wirkte kaum älter als zwölf oder dreizehn. Interessant welche Schätze man hier finden konnte. Ich beschloss, beides mitzunehmen und mir später anzusehen. Bevor ich aus dem Fenster kletterte warf ich die Sachen in ein naheliegendes Gebüsch. Schließlich sollten sie ja nicht unbedingt dreckig werden. Dann schwang ich mich aufs Fensterbrett und kletterte nach draußen. Gerade als ich den weichen Boden unter den Füßen spürte, ließ mich eine wohlbekannte Stimme aufschrecken. „Gibt es einen Grund dafür, dass du aus einem Fenster springst wie ein Einbrecher auf der Flucht?“, fragte Seto entgeistert. Ich sah ihn betreten an „Ich hab mich verlaufen und wusste nicht, wie ich sonst rauskommen soll“ Mit einem riesen Satz sprang Raiko auf mich zu und warf mich zu Boden, bevor er sich in meine Hose verbiss. „Was zum-?“, rief ich erschrocken. „Raiko mag keine Einbrecher“, meinte Seto kühl. „Ich bin kein Einbrecher“, jammerte ich verzweifelt, „Je ne suis pas ein Einbrecher, Raiko“ „Da kann ja jeder kommen und das sagen!“, jetzt grinste er auch noch schadenfroh, „Raiko ist ein schlauer Hund. Er hört nur auf mich“ „Dann sag ihm er soll aufhören!“ „Aus!“ Tatsächlich ließ der Hund endlich von mir ab. Schnell kämpfte ich mich auf die Beine „Kein französischer Befehl?“ „Als ich ihm das beigebracht habe, war mir nicht nach Französisch“ „Schon klar...“ „Wie es scheint passen dir Akitos Sachen“, sagte Seto kalt. Seine Augen waren immer noch dunkel, also ging ich mal davon aus, dass er noch sauer war. „Sie zwicken etwas“, murmelte ich, „Vielleicht liegt es doch an mir, dass mir deine Sachen nicht passen“ „Sollte das so etwas wie eine Entschuldigung sein?“ „Denke schon. Es tut mir Leid. Ich sollte mich nicht in deine Sachen einmischen“ Endlich wurde sein Blick etwas heller. „Schon gut. Merk dir das für die Zukunft“ Ich lächelte erleichtert „Mach ich“ Plötzlich fiel mir wieder etwas ein. „Wie spät ist es eigentlich?“ „Viertel nach neun“, meinte Seto. „Viertel nach...? Oh Scheiße! Wir kommen zu spät zur Schule!“, ich wollte schnell losrennen, doch als ich merkte, dass Seto sich nicht bewegte, blieb ich wieder stehen. „Wir müssen uns beeilen, komm schon!“ „Wieso?“ „Wieso? Weil wir zu spät kommen! Beeil dich gefälligst!“, ich griff seine Hand und zog ihn hinter mir her. Aber er stellte einfach auf stur und blieb wie angewurzelt stehen. „Was soll denn das jetzt?“, fragte ich verzweifelt. „Der Unterricht hat vor einer Viertelstunde angefangen. Und so lange du nicht so schnell laufen kannst, dass die Zeit rückwärts geht, ist es doch schwachsinnig, jetzt so zu hetzen. Entspann dich einfach.“ „Das mag ja bei dir so laufen. Aber zu mir hat Frau Ikana gesagt, sie wird jede verspätete Minute eintragen. Und wenn ein bestimmter Wert überschritten ist, muss ich nachsitzen. Willst du das etwa?“ Er sah mich unschuldig an, wobei er so allerliebst lächelte, dass man ihm alles verziehen hätte. „Was hab ich denn damit zu tun?“ „Du bist Schuld, dass ich zu spät bin!“, fluchte ich, „Und jetzt ist keine Zeit, so süße Gesichter zu ziehen! Wir müssen los“ OH NEIN! Hatte ich gerade gesagt, dass er ein süßes Gesicht zieht? Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich meine... eigentlich stimmt es ja. Sein Gesichtsausdruck war einfach nur niedlich. Aber wie konnte ich ihm das denn nur sagen? »Weil er einfach nur süüüüüüüüß ist« Halte die Klappe, Verstand! Ich muss denken. „Süß?“, Seto sah mich verwirrt an. „Äh... nun... -“ » - Ja süß im Sinne von 'ich will dich knuddeln, du göttliches Wesen!'« Knuddeln? Göttliches Wesen? Setzt mein Verstand denn jetzt völlig aus? „Ich meinte deine ich-bin-so-unschuldig-Tour. Die zieht nicht, verstanden?-“ »Doch, tut sie!« „- Also komm endlich!“, meinte ich gereizt. Diesmal ließ er sich widerstandslos hinter mir herziehen. „Hast du nicht etwas vergessen?“, fragte er spitz. „Nein!“ „Was ist mit deinen Schulsachen?“ Abrupt blieb ich stehen. Verdammt, die waren noch im Haus. „Bleib genau hier stehen!“, meinte ich streng. Dann eilte ich schnell in die Villa und holte meine Sachen. Doch als ich rauskam, war er verschwunden. Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Also rannte ich allein zur Schule. Sollte der Typ doch sehen, wo er bleibt! Als ich in der Schule ankam war der Sportunterricht schon vorbei. Ich wollte schnell nach oben in den Klassenraum schleichen, doch der Coach hatte mich bereits bemerkt. „Wheeler! Antreten!“, bellte er. Wie schön, dass man gar nicht merkte, dass er bei der Armee war! Der Typ ließ seine Schüler sogar salutieren. „So, zu spät gekommen, was?“, meinte er hämisch, „Möchten Sie hören, was Sie verpasst haben, Wheeler?“ „Nein danke, Sir“ „Den Coopertest“, er grinste fies, „Und deshalb werden Sie den nach der Schule absolvieren! Zusammen mit allen anderen, die gefehlt haben. Das betrifft Takato, Muto und Kaiba. Wegtreten, Wheeler!“ „Ja, Sir“ Wieso waren denn Yugi und sein Partner nicht gelaufen? Ich fand Yugi draußen und fragte ihn gleich mal. Er seufzte „Wir waren auf dem Weg zur Schule, als wir an einer Bäckerei vorbeikamen. Die hatten herrlichen Kuchen im Schaufenster. Und weil wir schon so lange auf Zuckerentzug sind, konnten wir einfach nicht widerstehen. Wieso seid ihr denn zu spät?“ Ich erzählte ihm von Setos Schafen, wie ich heute morgen in den See gefallen war und alles, was ich sonst noch herausgefunden hatte, wobei ich jedoch ausließ, dass ich bei Setos Anblick nicht mehr klar denken konnte. „Seit wann nennst du ihn denn beim Vornamen?“ „..... nur so... - hey aber immerhin können wir nachher zusammen laufen. Dann wird es halb so schlimm“, gute Ablenkung, bravo, Joey. Yugi stöhnte gequält auf „Das sagst du so einfach. Aber ich muss nachher mindestens eine 2+ schaffen, sonst falle ich in Sport durch. Das wären zwölf 200m Runden in zwölf Minuten. Und du weißt doch, wie schlecht ich im Ausdauerlauf bin.“ „Stimmt. Aber was willst du dagegen tun?“, mir fiel gerade Setos Mantel ins Auge, „Entschuldige mich kurz“ Ich eilte auf ihn zu und stellte mich ihm in den Weg, wobei mir nur flüchtig auffiel, dass er wieder seine typischen Sachen trug. „Wieso bist du vorhin verschwunden?“, fragte ich vorwurfsvoll. „Weil du gesagt hast, ich soll bleiben.“, er zuckte leichtfertig mit den Schultern, „Da müsste mir ja ein Bein fehlen, damit ich auf dich höre, Wheeler!“ Wow, er war wieder so charmant wie eh und je! Langsam verstand ich sein Prinzip: Sei in der Öffentlichkeit schön frostig, dann hast du privat deine Ruhe. Aber so lief das nicht! Mich konnte er nicht mehr täuschen. „Also muss ich das Entgegengesetzte befehlen, damit du auf mich hörst?“ „Ich nehme generell keine Befehle von einem Hund an!“, meinte er provozierend. „Ich denke, du bist auf einen Streit aus, aber den Gefallen werde ich dir nicht tun“, ich grinste fies, „Dafür respektiere ich dich zu sehr. Also wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss mit Yugi überlegen, wie er sich vor dem Lauf drücken kann“ Seto schien von dieser Reaktion ein wenig verwirrt. Aber nur kurz „Was denn für ein Lauf?“, fragte er schnell, bevor ich verschwinden konnte. „Ausdauerlauf nach der Schule. Wenn er keine 2+ schafft, fällt er in Sport durch. Übrigens müssen wir auch mitlaufen“ „Und wann hattest du vor, mir das zu sagen?“, fragte er verärgert. „Hab ich doch gerade, oder?“, grinsend ließ ich ihn stehen. Nachdem Yugi und mir in der Pause nichts Konstruktives eingefallen war, machte ich mich betrübt auf zum Geschichtsunterricht mit unserer Klasssenlehrerin Frau Ikana. Als ich zu meinem Platz ging, warf ich kurz einen Blick auf Setos Gesicht, aber er beachtete mich nicht. Scheinbar war er beleidigt. Ich fand die Vorstellung, dass er schmollte, irgendwie süß. Manchmal schien er doch noch etwas kindisch zu sein. Es klingelte und Frau Ikana kam herein. Ihr unheilvoller Blick verriet nichts Gutes. „Wie ich soeben erfahren habe, Mr. Wheeler, waren Sie wiedereinmal zu spät. Deswegen werden Sie die ganze nächste Woche nachsitzen.“ „Aber-“ „Mr. Kaiba wird Ihnen dabei Gesellschaft leisten“ „WAS?“, fuhr der Angesprochene auf, „Wieso das denn?“ „Herr Noro hat mir von seinem Projekt berichtet. Und da Sie alles gemeinsam tun sollen, werden Sie auch gemeinsam nachsitzen“, sie besah uns streng, „Vielleicht gibt Ihnen das eine Motivation dafür zu sorgen, dass Mr. Wheeler in Zukunft pünktlich ist, Mr. Kaiba“ „Ich hab schon was zu tun, also werde ich leider keine Zeit zum Nachsitzen haben“, entgenete Seto fest. „Was haben Sie denn so Wichtiges vor?“ „... Arbeiten...oder so“ „Dann werden Sie das wohl verschieben müssen!“ Grummelnd ließ sich Seto auf seinen Platz zurücksinken. Ich grinste schadenfroh. Selbst Schuld! Dafür ignorierte er mich den restlichen Tag wieder gekonnt, bis wir uns auf dem Sportplatz versammelten, um den Test zu laufen. „Ich schaff das nie im Leben“, jammerte Yugi, „Wie soll ich das denn machen?“ „Du könntest einfach mal ein bisschen schneller laufen“, meinte Seto bissig. „Das sagst du so einfach! Aber du hast ja auch längere Beine“ „Wenn du nett Bitte sagst, leihe ich sie dir vielleicht.“ „“Witzig!“, murrte ich. Seto wollte schon etwas erwidern, als plötzlich seine Hosentasche vibrierte. Er fischte ein Handy heraus und warf kurz einen Blick auf das Display, bevor er ranging. „Was gibt's?“, fragte er. „Wozu?“ „Und dann?“ „Gut, okay. Bis gleich“ Gerade als er aufgelegt hatte, tauchte der Coach auf und nahm ihm das Handy ab „Das brauchen Sie zum Laufen nicht! Und jetzt alle Mann an den Start. Vergesst nicht: für eine 1 möchte ich 14 Runden sehen. Ob ihr durchs Ziel lauft, kriecht, schwimmt oder fliegt, ist mir egal. Hauptsache ihr kommt durch. Alles klar?“ Wir stellten uns am Start auf. „Wollen wir zusammen rennen?“, fragte ich Seto etwas schüchtern. „Klar, wenn du mit mir mithalten kannst...“ Dann kam der Startpfiff und wir liefen los. Ich versuchte an Seto dranzubleiben, ja ich gab wirklich mein bestes. Aber bereits nach der ersten Runde lag ich zu weit zurück. Der Typ war aber auch verflucht schnell. Jede Wette, dass er das Tempo nicht durchhielt. Doch die Runden verstrichen und er wurde einfach nicht langsamer. Inzwischen hatte er mich und Yugi zweimal überholt. Ich versuchte unterdessen Yugi mit mir durch die Runden zu schleifen, damit er seine Note noch retten konnte. Aber der Kleine war bereits vollkommen ausgepowert und wir lagen hinter der Zeit. Ich warf einen Blick zu Seto. Momentan lief er etwas langsamer. Jedoch nur, weil ein komischer Typ mit langem schwarzen Haar und Sonnenbrille neben ihm herlief und ihm irgendetwas erzählte. Ich sah, wie Seto resignierend die Augen verdrehte und dann wieder schneller lief, während der andere die Rennstrecke verließ. Diesmal holte er uns erstaunlich rasant ein, überholte aber nicht, sondern lief mit uns. „Wie viele Runden habt ihr denn schon?“, Seto schien nicht mal außer Atem zu sein. „Acht...“, keuchte ich. „Und es sind nur noch drei Minuten“, er überlegte kurz, bevor er sich an Yugi wandte, „Komm, spring auf meinen Rücken, ich trag dich“ „Wieso... soll...te ich...?“, stöhnte der Kleine. „Weil das die einzige Chance ist, deine Note zu retten.“ Da Yugi zu erschöpft war, um etwas einzuwenden, ließ er sich von Seto Huckepack nehmen. „Und was... ist... mit mir?“, jammerte ich. Erneut verdrehte er die Augen, bevor er mein Handgelenk umfasste, so dass ich mich gleichzeitig an seins klammern konnte, und mich einfach hinter sich herzog. Er hatte ganz samtig weiche Haut, so schön warm. Beim Ziehen war er sanft aber bestimmt, damit es nicht weh tat. Und diese Kraft, die er an den Tag legte... Wo konnte er nur so viel Kraft hernehmen? Meine Gedanken schwirrten nur noch um ihn. Ich bekam gar nicht mit, wie er Takato, der eine halbe Runde vor uns gewesen war, auch noch packte und mit sich zog. Dann legte er ein wahnsinns Tempo an den Tag. Mir war, als würde ich hinter ihm herfliegen und nicht mehr rennen. Fasziniert beobachtete ich, wie sich seine Hose bei jedem Schritt perfekt an seine Haut schmiegte, so seine Muskeln und seinen formvollendeten Hintern sichtbar machte. Beim Laufen hatte sein ganzer Körper etwas ungemein Ästhetisches an sich. „Nur noch zehn Sekunden“, hallte es in meine Gedanken. „Kommt schon! Die letzten Meter schaffen wir auch noch“, rief Seto. Dann gab er noch einmal Gas. Diesmal gab ich mir Mühe wirklich mein Bestes zu geben, damit er mich nicht nur ziehen musste. Und tatsächlich überquerten wir die Ziellinie kurz vor dem Abpfiff. Dann ließ er los. Ein bisschen traurig darüber war ich schon. Schließlich hatte es sich so gut angefühlt. Aber das blöde Gesicht, das der Coach machte, munterte mich wieder auf. Dem Typ war vor Entsetzen die Pfeife aus dem Mund gefallen. Ungläubig starrte er immer noch Seto an. Wahrscheinlich fragte er sich auch, wo er so viel Kraft her nahm, zumal auf seinem Gesicht nur eine hauchfeine Röte lag und sein Atem fast normal ging. „Sind Sie auf Drogen, Mann?“, fragte der Coach zweifelnd. „Er ist nur gut trainiert“, erwiderte der Kerl mit der Sonnenbrille zufrieden, „Das hat er meiner Wenigkeit zu verdanken“ „Als ob“, Seto grinste leicht, „Damit haben wir alle uns wohl eine 1 verdient, oder?“ Der Coach sah noch etwas perplex aus, „Ich... ich weiß nicht, ob das legitim war“ „Sie haben selbst gesagt, es sei Ihnen egal wie. Hauptsache wir erreichen das Ziel“ „J- ja okay“, damit stapfte er davon. Nachdem ich wieder etwas zu Atem gekommen war, ging ich zu Seto, wobei ich Yugi gleich mitschleifte. „Wir wollten uns bei dir bedanken“, meinte ich, wobei ich mich demütig verbeugte. „Schon okay“, er streckte sich genüßlich, „Es war ja nicht so anstrengend“ „Woher nimmst du nur die Kraft?“ Er lächelte leicht amüsiert „Ich hab mal eine Firma fast ganz allein geleitet, nebenbei noch für meinen Bruder gesorgt, die Schule bewältigt, versucht noch Kontakt zu meinen Freunden zu halten, trainiert und gegebenfalls noch eine Beziehung geführt. Da baut man ganz schöne Energiespeicher auf. Und jetzt, wo ich nur noch ab und zu in der Firma arbeite, habe ich 70% mehr Energie zur Verfügung. Und das jeden Tag. Versuch die mal loszuwerden“ „Du bist ein Weltwunder“, sagte ich beeindruckt. „Oder einfach nur hyperaktiv“, warf der Sonnenbrillenmann ein. Seto zuckte mit den Schultern „Sucht es euch aus. - Hat jemand mein Handy gesehen?“ „Hier“, der Schwarzhaarige reichte es ihm, „Ich habs deinem bösen Coach abgenommen. Wenn ihr alles habt, können wir ja fahren“ „Wohin?“, fragte ich. „Wirst du schon sehen“ Der Mann mit der Sonnenbrille hieß übrigens Leo und er war Setos Trainer in weiß ich wie vielen Kampfsporttechniken. Er furh mit Seto und mir in seinem tollen roten Porsche zu seinem Sportverein. Dabei war ich nach der ganzen Rennerei sowieso schon so gut wie tot. Aber Seto schien sich noch ein bisschen austoben zu wollen. Er hatte sehr schnell Spaß daran gefunden, mich schwungvoll auf die Matte zu werfen. Mir tat davon nur das Kreuz weh. Und als ich dachte, schlimmer könne es nicht mehr werden, machten wir Konditionstraining. Eine qualvolle Stunde lang. Vielleicht ist es daher verständlich, dass ich nicht unbedingt traurig war, als das Training zu Ende ging. „Ich bin so froh, dass das jetzt vorbei ist.“, stöhnte ich, als wir bei Seto waren, „Ich werde mich heute kein Stück mehr bewegen“ „Doch wirst du“, erwiderte Seto trocken, „Ich muss die Hunde noch ausführen“ „Trägst du mich?“ „Hatte ich eigentlich nicht vor, nein. Aber wir gehen ja auch nur am See spazieren. Es wird also nicht so anstrengend“ Ich seufzte gequält. Aber es war wirklich nicht schlimm. Wir gingen ganz entspannt am See entlang und die Hunde tobten vor uns. Seto trug jetzt wieder gewöhnlichere Sachen. „Wieso trägst du in der Schule immer andere Sachen als in deiner Freizeit?“, fragte ich neugierig. „Psychologie“ „Versteh ich nicht“ „Ganz einfach: Wenn die Leute an mich denken, sehen sie immer diesen weißen Mantel vor Augen. Das ist sozusagen mein Erkennungszeichen. Trage ich den Mantel nicht, erkennen sie mich auch nicht mehr“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert.“ Er lächelte „Erinnerst du dich noch, wie du letztes Jahr im Winter Schlittschuhlaufen warst und dann plötzlich umgerannt wurdest?“ Ich nickte „Das war irgendein Idiot, der nicht richtig lenken konnte“ „Ich konnte richtig lenken, ich bin nur weggerutscht“ Ich sah ihn verblüfft an „Das warst du?“ „Ja, das war ich“ „Aber ich hab ja auch nicht so genau hingesehen. Das sagt also gar nichts!“ „Ach Joey... ich bin schon so oft an Yugi und dir vorbei gegangen, ohne dass ihr es bemerkt habt. ich hab dir einmal sogar direkt in die Augen geschaut“, er lachte leicht, „Was so ein Mantel alles ausmacht“ Ich blieb plötzlich stehen. „Was ist?“, fragte Seto verwirrt. „Du... du hast mich Joey genannt“, stammelte ich. „Und? Soll ichs lieber lassen?“ Ich schüttelte hastig den Kopf, „Ich mag es, wenn du mich so nennst. Aber... kann ich dich dann auch beim... Vornamen nennen?“ Er zuckte mit den Schultern, „Klar, nenn mich, wie du willst“ Überglücklich lächelte ich ihn an „Dann nenn ich dich Hasi“ „Hasi...“, er zog eine Grimasse, „Weißt du, eigentlich... ich mag meinen Vornamen. Also nenn mich doch lieber Seto“ „Auch gut“, ich musste lachen. Das konnte der Anfang für ein besseres Verhältnis zueinader werden. Vollgepumpt mit Euphorie lief ich neben ihm her, wobei ich wie ein Honigkuchenpferd grinste. Seto sah mich deswegen zwar schief an, aber das machte mir nichts. Hätte mir vor ein paar Monaten jemad gesagt, dass wir uns jemals beim Vornamen ansprechen würden, hätte ich denjenigen ausgelacht. Aber damals hatte ich ja auch noch keine Ahnung, was für ein toller Kerl Seto war. Am Abend war er sogar noch so nett, dass er mich persönlich in seinem Auto nach Hause fuhr. Als ich ausstieg, fragte er: „Was magst du lieber? Inlineskaten oder Skateboard fahren?“ „Weiß nicht. Wieso?“ Er lächelte „Dann machen wir morgen einfach beides.“ „Wenns sein muss. Gute Nacht, Hasi“ „Nenn mich nicht so, sonst knallts!“ „Wie du meinst. Gute Nacht, Seto“ „Schon besser. Nacht, Joey“, dann rauschte er davon. Die Aussicht auf einen weiteren sehr anstrengenden Tag morgen störte mich nicht. Nicht, solange ich dabei mit Seto zusammen sein konnte. Glücklich schloss ich meine Wohnungstür auf. Nachdem ich Joey abgesetzt hatte, war ich zu Akito gefahren. Wir saßen zusammen vor dem Fernseher und faulenzten. Ich weiß, das war nicht sonderlich spektakulär, aber manchmal brauchte sogar ich einfach ein bisschen Zeit zum Entspannen. „Hey Seto, wie läuft dein Plan bis jetzt?“ Ich sah Akito abschätzend an „Nicht schlecht. Er hat sich zwar heute gut geschlagen, aber in den kommenden Tagen werde ich erst recht loslegen. Der wird so fertig sein, dass er freiwillig aus dem Projekt zurücktritt“ „Willst du das wirklich durchziehen? Ich meine, der Junge ist doch gar nicht mal so übel“ „Ich hab ja nichts gegen Joey“, murrte ich, „Aber solange er an dem Projekt festhält, muss ich ihn loswerden.“ „Und wenn er das Projekt fallen lassen würde, würdest du ihn dann trotzdem verjagen?“ „Weiß nicht. Aber er wird sowieso nicht locker lassen. Also muss er weg!“ „Na dann viel Erfolg“, Akito gähnte, „Ich hab das Gefühl, der Junge ist hartnäckiger als du denkst“ „Das werden wir ja sehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)