Auf Diät von caladriuss (Setox Joey) ================================================================================ Kapitel 2: Peinlich peinlich ---------------------------- Peinlich peinlich Es war Freitag Abend und es regnete leicht, als ich mich auf den Weg zu Kaiba machte. Heute sollte die Diät beginnen. Einerseits war ich froh darüber. Schließlich war mir Kaibas Aufmerksamkeit jetzt sicher und ein paar Kilo weniger wären auch nicht schlecht. In den Ferien hatte ich ganz schön Fett angesetzt. Aber andererseits hatte ich auch etwas Angst vor Kaiba. Gestern und heute hatte er mich nicht nur ignoriert, sondern auch noch wie Luft behandelt, als ich versuchte mit ihm zu reden. Ich hatte Kaiba noch nie nackt oder mit freiem Oberkörper gesehen, daher konnte ich nicht einschätzen, ob er nun knochendürr war oder nicht. Aber von dem her, was ich gesehen hatte, war ich ebenfalls der Meinung, dass ihm ein paar Kilo mehr nicht schaden würden. Nervös klingelte am Tor des riesen Anwesens. Ich war schon ein zwei mal hier gewesen, als Mokuba uns eingeladen hatte. Allerdings hatte Kaiba da gearbeitet... Es summte kurz und das Tor öffnete sich. Ich ging den endlos langen Weg entlang, als mir plötzlich eine Limousine entgegen kam. Wollte Kaiba jetzt noch weg? Ich klopfte an das Fenster. Die Scheibe fuhr langsam hinunter, doch drinnen saß gar nicht Kaiba, sondern sein kleiner Bruder Mokuba. „Hey Mokuba, wo willst du hin“, fragte ich neugierig. „Zur Firma, arbeiten.“, der Kleine lächelte mich an, „Bist du hier wegen diesem Projekt?“ Ich nickte „Dein Bruder scheint davon gar nicht begeistert zu sein. Er muss mich wohl hassen wie die Pest“ „Ach Joey. Ich glaub nicht, dass du das Problem bist. Es ist nur...“ „Ja?“ „Seto ist ziemlich empfindlich, was dieses Thema, von wegen Gewicht und so, angeht, wegen früher, weißt du?“ „Was war denn früher?“, hakte ich nach. „Ich muss wirklich los Joey. Die Arbeit stapelt sich sonst“ „Wieso arbeitest du überhaupt?“ Mokuba sah mich zweifelnd an „Du weißt wirklich nicht, wie das mit der Firma jetzt läuft? Seto erzählt euch nichts und Zeitung lest ihr wohl auch nicht, oder? Naja wie auch immer. Bis bald“, er winkte noch kurz, dann fuhr die Limousine weiter. Jetzt hatte ich definitiv das Gefühl, dass ich nicht alles wusste. Ich kam zum Anwesen und klingelte erneut. Ein alter Butler öffnete die Tür. „Sie wünschen?“ „Ich möchte zu Seto Kaiba. Wir sind verabredet.“ „Tut mir Leid, aber Master Seto ist beschäftigt. Er hat mir nicht gesagt, dass er Besuch erwartet“, entgegnete der Alte stur. „Aber ich muss mit ihm reden!“ „Der Zutritt ist fremden nicht gestattet“ „Lassen Sie ihn schon rein, Frevol“, erklang es hinter mir. Ein dicklicher Mann in den Dreißigern stand hinter mir. Er streckte mir die Hand entgegen „Sie müssen Joey Wheeler sein. Ich bin Dr. Kana. Ich bin der Hausarzt der Kaibabrüder und werde das Projekt beaufsichtigen“ Zögernd schüttelte ich seine Hand „Darf ich denn jetzt rein?“ „Natürlich“ Kana schob den Butler beiseite und bedeutete mir, ihm zu folgen. Wir betraten die riesige Eingangshalle. Beim ersten Mal hatte sie mich regelrecht umgehauen und auch jetzt machte sie noch mächtig Eindruck. Kana führte mich in den hinteren Bereich des Raumes, der bis zur Hälfte durch eine andere Wand abgegrenzt war. Hier standen eine rote Couch, zwei dazugehörige Sessel und ein kleiner Tisch aus Marmor. „Warten Sie hier. Ich bin sicher Seto wird sich bald um Sie kümmern“, meinte der Arzt, dann verschwand er einfach. Also machte ich mich auf der Couch breit und wartete. Und wartete. Und wartete. Ob Kaiba das mit Absicht machte, mich hier versauern zu lassen? Mit Sicherheit! Plötzlich hörte ich in der Eingangshalle eine Stimme. Ich konnte die Person nicht sehen, aber ich erkannte wohl, dass es Kaiba war. „Was hängst du da so faul rum, du Hund?“, begann er. Musste er schon wieder anfangen, mich Hund zu nennen? Ich hasste das! Ich wollte gerade etwas erwidern, als er sagte: „Los, komm schon näher!“ Ich dachte ja gar nicht dran! „Nun komm schon. Ich tu dir doch nichts“ Seine Stimme klang ungewohnt sanft. Also beschloss ich doch mal etwas näher zu gehen. „Gut so. Und jetzt bleib“ Was sollte das denn? Zwischen uns war immer noch die Wand, sodass ich ihn nicht sehen konnte. Trotzdem blieb ich kurz davor stehen. „Dann wollen wir dich mal ausziehen“ WAS??? „Soll ich das für dich machen?“ Nein!!! Bloß nicht! Bevor er seine Idee wirklich in die Tat umsetzte, zog ich mir doch lieber selbst das Hemd über den Kopf mit freiem Oberkörper stand ich nun da. War das ein Spiel von Kaiba oder wie? „Den Rest kriegen wir auch noch aus“ Noch mehr? Nur langsam zog ich meine Hose aus. Was hatte er vor? Wollte er etwa...? Mit mir??? Hier??? „Wollen wir doch mal sehen, was für Tricks du kannst“ War das sein Ernst? „Sitz!“ Scheinbar schon. Widerwillig setzte ich mich auf den Boden. „Gut. und jetzt leg dich hin!“ Na gut. Legte ich mich halt hin. „Roll dich auf den Rücken!“ Ich tat, wie geheißen (Wieso machte ich das eigentlich mit?) „Braves Hündchen. Und jetzt roll wieder auf den Bauch und krauch zu mir!“ Auch das noch! Brav krauchte ich zu ihm. Ich entdeckte ihn hinter der Wand. Er hockte mit dem Rücken zu mir da und sah irgendwoanders hin. Tat er jetzt so, als ob er mich bemerkt hätte? „Und jetzt?“, fragte ich ungeduldig. Ich wollte wissen, was er damit bezweckte. Ruckartig drehte er sich zu mir um. Er stieß einen Schreckensschrei aus, wobei er das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern landete. Entsetzt sah er mich an „Wheeler was machst du in meinem Haus... und dann noch halbnackt?“ „A-aber du hast mir doch gesagt, ich soll mich ausziehen und auf dich zukrauchen“; meinte ich verdattert. Kaiba sah mich immer noch entgeistert an. Auf einmal wurden seine Augen so hell, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Dann schien er sich nicht mehr halten zu können vor lachen. Ich errötete. Toll! er wollte mich also nur als Volldeppen hinstellen! Aber sein Lachen klang gar nicht spöttisch oder schadenfroh. Es klang... aufrichtig. Ich hatte Kaiba noch nie so unbweschert lachen gehört. Obwohl ich immer noch nicht die Situation verstand, war ich glücklich ihn so zu sehen, so menschlich... Mit einem Mal erkannte ich den Grund für diese Lage. Hinter Kaiba standen tatsächlich zwei Hunde. Er hatte also wirklich nicht mit mir, sondern mit ihnen geredet. Spätestens jetzt wurde ich knallrot. Das war aber vielleicht auch peinlich! Und was musste Kaiba erst gedacht haben, als ich plötzlich halbnackt hinter ihm auf dem Boden gelegen hatte? Ich wäre am liebsten gestorben vor Scham. Erst jetzt fiel mir auf, dass Kaiba anders aussah als sonst. Er trug ein schwarzes T-shirt und eine schwarze Hose. Und er war von oben bis unten mit Dreck bespritzt. Selbst sein Gesicht und sein Haar waren schmutzig, was ihn nicht sonderlich zu stören schien. „Wie siehst du eigentlich aus?“, fragte ich verwirrt. „Wieso?“, er wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln, „Ich bin noch angezogen“ „Aber total verdreckt“ „Es ist halt etwas matschig draußen. Da wird man schon mal schmutzig, wenn man mit seinen Hunden spielt. Außerdem: Wie siehst du überhaupt aus?“ Ich wurde noch etwas dunkler im Gesicht „Ich geh mich anziehen“ Dann stand ich auf und schlurfte zurück zu meinen Sachen. Wir saßen in einem geräumigen Zimmer, das wohl ein Wohnzimmer darstellte, aber unglaublich groß war. Kaiba hatte inzwischen geduscht und sich umgezogen und auch ich war wieder in meine Sachen geschlüpft. Nervös hielt ich mein Glas, das Kaiba mir in die Hand gedrückt hatte. Ich war immer noch rot im Gesicht, und die Tatsache, dass mein Gastgeber öfters mal Mühe hatte, nicht wieder loszulachen, machte es noch schlimmer. Aber immerhin sagte er nichts darüber. Dabei hätte ich von ihm erwartet, dass er mich den Rest meines Lebens damit aufzieht. „Warum hast du deinem Hund gesagt, dass er sich ausziehen soll?“, fragte ich betreten. „Es war Mokubas Hund. Er ist noch nicht so lange bei uns. Mokuba hat die seltsame Angewohnheit, ihm Hundesöckchen anzuziehen.“, wieder erschien ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht, das er, jedoch erfolglos, zu unterdrücken versuchte. Dabei stand es ihm so gut. Er sah überhaupt heute besser, nein ungezwungener, aus als sonst. Er trug jetzt ein weißes Hemd und schwarze Jeans. Sein nasses Haar hatte er einfach zurück gestrichen. Vielleicht hatte er keine Zeit oder keine Lust gehabt, es zu kämmen. Neben ihm auf dem Boden lagen die beiden Hunde. Ein schwarzer Border Collie mit weißem Bauch und einem Schwanz, der wie ein Schweif aussah und ein Golden Retriever. Beide Hunde waren sehr schön und in etwa gleich groß. „Welcher ist denn dein Hund?“ „Der schwarze - Raiko. Der andere heißt Popcorn“, erklärte er. „Ich wusste nicht, dass du einen Hund hast“, gestand ich. „Ich habe Raiko seit einem Jahr. Eigentlich hat er meiner damaligen Freundin gehört. Zu der Zeit waren ihre Eltern mitten in der Scheidung und keiner von beiden wollte den Hund. Da sie ihn nicht behalten durfte, hab ich ihn halt genommen. Und als wir uns trennten, habe ich ihn ganz behalten“, er nippte nachdenklich am Glas. Ich sah bedrückt zu Boden „Ich fühle mich irgendwie mies. Ich dachte immer, ich würde dich gut kennen, aber ich wusste weder, dass du einen Hund hast, noch, dass du eine Freundin hattest.“ „Ich trage mein Privatleben nicht so gern nach außen. Es ist ätzend, wenn einem die Presse auf Schritt und Tritt folgt, um Fotos von deiner Beziehung zu veröffentlichen. Das geht doch keinen was an mit wem ich zusammen bin!“ Ich nickte knapp. Eine Weile hing ich meinen Gedanken nach. Privat war Kaiba irgendwie anders. Er wirkte nicht so kalt wie in der Schule – auch wenn sein Blick momentan wieder eisig war. Hatte ich ihn all die Jahre falsch eingeschätzt? Ich hatte nie darüber nachgedacht, ob er auch ein eigenes Leben hatte. Wie töricht! Natürlich hatte er ein Privatleben. Auch wenn ich ihn manchmal für einen Roboter hielt. „Du dachtest ernsthaft, ich hatte noch nie eine Freundin?“, fragte er plötzlich. Ich sah ihn überrascht „Ja – ich meine nein - ... ich... hab irgendwie nie-“ „- daran gedacht, dass ich ein Privatleben haben könnte?“, sein Blick haftete auf mir. Erwartete er etwa eine Antwort? „Naja nein. Es ist nur... schwer...-“ „- vorstellbar, dass ich ein normaler Mensch bin?“ „Nein. - Ich meine, natürlich bist du ein Mensch. Aber-“ „Du dachtest, ich lebe nur für die Firma“, er nickte flüchtig und lehnte sich in den Sessel zurück. Verdammt! Wieso wusste er so genau, was ich dachte? „Die meisten denken so. Es überrascht mich also nicht sonderlich. Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn alle so denken würden. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe“ Ich schluckte hart. „Im übrigen: Ja, ich hatte eine Freundin. Naja... nicht nur eine.“ „Und momentan?“, fragte ich neugierig. Ich wusste auch nicht, wieso, aber es interessierte mich brennend. Seine Augen verdunkelten sich merklich „Was geht's dich an! Wir sind keine Freunde, schon vergessen?“ „Entschuldige“, meinte ich betreten. Er seufzte leicht genervt „Wieso fragst du das alles?“ Was sollte ich da sagen? Mich interessiert dein Leben nun mal, ich will alles darüber wissen? Ich wusste ja nicht mal, wieso ich es wissen wollte. Eigentlich konnte es mir ja scheißegal sein. „Was ist mit dir? Zu verlegen, um zu antworten?“ Woher wusste er das schon wieder? „Ich hab mal Psychologie ausführlich studiert. ich kann Gestik, Mimik und Körperhaltung ganz gut deuten“, erklärte er, als sei es das normalste der Welt. „Aha“, murmelte ich peinlich berührt. „Hattest du mal eine Freundin?“, fragte er gelangweilt. „Ich? Nein“ „Wieso nicht?“ „Weil ich...?“, keine Ahnung. Woher sollte ich das wissen. „Weil du nicht weißt, ob du auf Männer oder Frauen stehst“ „Unsinn!“, fauchte ich, „Wer behauptet denn sowas?“ „Deine Körperhaltung verrät dich“, Kaibas Augen blitzten aufmerksam. „Das ist aber nicht wahr!“ „Selbstverleugnung. Schwerer Fehler. Ist schlecht für die Psyche, weißt du?“ „Als arrogantes Arschloch warst du mir irgendwie sympathischer.“ Er zuckte mit den Schultern „Warum bist du hier?“ „Verrät dir das etwa nicht meine Körperhaltung?“, spottete ich. „Ich frag deinen Körper lieber nichts mehr, bevor er mir noch was sagt, das ich gar nicht wissen will“ Ich verstand kein Wort. Was sollte ihm mein Körper schon großartiges sagen? „Ich bin wegen der Diät hier“, meinte ich beleidigt. Sofort runzelte er missbilligend die Stirn. Seine Augen verengten sich zu schmalen dunklen Schlitzen. „Du willst das also wirklich tun?“ „Warum nicht? Ein paar Kilo weniger wären schon klasse und du-“ „Was ich?“, seine Stimme war zu einem bedrohlichen Flüstern geworden. „Ach komm schon. Ein zwei Kilo mehr werden dir nicht schaden“ Er stand so ruckartig auf, dass ich vor Schreck fast nach hinten fiel. „Ich habe noch zu tun“, sagte er eisig, „Du findest den weg nach draußen ja sicherlich selbst“ „Aber... die Diät“, beharrte ich. „Nimm ab so viel du willst, Köter! Aber lass mich da raus!“ Er stapfte wütend davon. Die beiden Hunde folgten ihm sofort. Und so blieb ich allein und verlassen zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)