Blutsbruder I - Gegenwart von NessaTelemmaite ================================================================================ Blickpunkt 1 - Schatten ----------------------- Es war Nacht geworden über Konoha, und wieder einmal lag Sasuke wach. Im Gegensatz zu Naruto, der seelenruhig in seinem Bett schlummerte, fand er einfach keinen Schlaf. Zu sehr wühlten ihn die Geschehnisse der letzten Jahre auf. Immer wieder erschienen ihm im Schlaf Gesichter, Fratzen und unheimliche Schatten. Damals, als Orochimaru von der Akatsuki besiegt und vernichtend geschlagen wurde, gelang ihm die Flucht, und in seiner Verzweiflung wusste er keinen anderen Ausweg, als zurück in sein Heimatdorf zu kriechen. Zu seiner größten Verwunderung nahm man ihn ohne Fragen zu stellen auf, versorgte ihn und pflegte ihn wieder gesund. Die Gesellschaft mit seinem vermeintlichen Meister ist nicht spurlos an Sasuke vorbei gezogen. Jeder, der es einmal mit der Schlange zu tun gehabt hat, weiß wie sie Menschen mit nichts anderem als Worten beinahe um den Verstand bringen kann. Sasukes letzten Widerstand hat der Sannin, dank Kabuto, mit Drogen und anderen Mittelchen gebrochen, nur deshalb hätte Sasuke Naruto beinahe schon zweimal getötet. Bei diesem Gedanken schlug sich Sasuke voller Reue die Hand aufs Gesicht, da er spürte, dass seine Augen feucht wurden. Diese Handlung bereute er augenblicklich, denn Naruto drehte sich, durch das Klatschen scheinbar im Traum gestört, murrend auf die Seite. Viel sehen konnte Sasuke davon nicht, denn Wolken vernebelten die Mondsichel, die irgendwo am Himmel stehen musste. Trotzdem wagte er den Versuch, rollte sich auf den Bauch, legte seinen Kopf in seine verschränkten Arme und musterte die Ecke des Zimmers in der kleinen Wohnung, in der das Bett des Blondschopfs stand. Ja, richtig, Sasuke lebte jetzt bei Naruto, alles war friedlich und beide waren jetzt schon Sechzehn Jahre alt. Unglaublich, wie die Zeit verging. Nicht lange, nachdem Sasuke vor einem Jahr zurückgekehrt war, und der Fuchsninja Sasuke ganz ohne unnötige Konversation verziehen hatte, bestand er darauf, den Erben aus dem Uchiha-Anwesen und seinen Erinnerungen rauszuholen. Ganz spontan quartierte er ihn bei sich, in seiner ohnehin schon viel zu kleinen Zweizimmer-Wohnung ein. Zur Überraschung aller hatte Sasuke dagegen nicht einmal etwas einzuwenden, im Gegenteil, seit seiner Rückkehr waren er und Naruto noch bessere Freunde geworden. Nun würde er ihn nie wieder im Stich lassen, ewige Treue, für immer. Über den schlafenden Naruto schmunzelnd, siegte die Müdigkeit und Sasuke sank allmählich in einen Dämmerzustand. Es schien ihm, als habe er gerade vor einer Sekunde die Augen geschlossen, da war Sasuke schon wieder hellwach. Irgendetwas hatte ihn geweckt, und ein Knarren des Fußbodens ließ ihn auch wissen, was; jemand war hier… Aus Vorsicht ließ er die Augen erst einmal geschlossen und stellte sich schlafend, um den unerwünschten Eindringlich in Sicherheit zu wiegen. Er wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte, bevor er sich auf den Fremdling stürzte. Sasuke hörte Schritte, die sich ihm näherten. Dieser Jemand kam auf ihn zu. „Warte.“ Ein verhaltenes Flüstern. „Was macht der denn hier?“ Wer auch immer das war, er hatte nicht damit gerechnet, dass hier bei Naruto noch jemand schlief. Jetzt hörte Sasuke ein zweites Paar Füße durchs Zimmer wandern. ‚Himmel, wie viele sind das denn hier?’, fragte sich Sasuke und so langsam begann er, nervös zu werden. Er riskierte einen Blick. Natürlich sah er nichts, außer schattenhaften Schemen, es wäre auch verwunderlich, wenn er jetzt irgendwen erkennen würde. Eine andere, viel weicher klingende Stimme meldete sich zu Wort: „Weck ihn nicht auf.“ Daraufhin die erste, rauere: „Schon klar, Hauptsache wir haben den da.“ Jetzt wusste Sasuke, was passierte. Diese Zwei hier wollten ganz eindeutig Naruto entführen. Angst stieg in Sasuke auf, er musste jetzt etwas unternehmen, bevor es zu spät war. Mit einem Satz stand er aufrecht im Zimmer, starrte in die Düsternis, und zu seinem Entsetzen alles ohne irgendeine Waffe. Die Person, die kurz zuvor noch vor seinem Bett gestanden hatte, nutze die unbeabsichtigte Blöße aus, griff ihm wüst ins Haar und zwang ihn so, still zu stehen. ‚Scheiße! Meine Arme sind taub.’ Dumm, dass er in so einer eingeengten Position einschlafen musste. Jetzt konnte er seine Arme für die nächsten Minuten nicht mehr gebrauchen. Eine Bewegung am anderen Ende des Raumes. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihn nicht wecken.“ „Ich hab nichts gemacht, er ist von alleine aufgesprungen!“ „Na toll.“ Anscheinend ignorierten diese zwei niederträchtigen Gestalten ihn einfach, weil sie dachten, ohne Waffen sei er nicht gefährlich. Das stellte eine erhebliche Verletzung in Sasukes Stolz dar. Er riss sich los und stürmte schreiend mit einer geballten Ladung Chakra in der Hand auf den zweiten Fremdling los. Doch ehe er sich versah, ging seine Attacke ins Leere, und jemand nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten. „Rückzug.“, flüsterte sein Peiniger dem Haarwüstling entgegen. Das war völlig unnötig, denn von Sasukes Kampfschrei wurde Naruto, diesmal zutiefst im Traum gestört, wach. Noch ehe Sasuke seinem Freund irgendein warnendes Wort zurufen konnte, verschwanden die Schatten vor seinen Augen. Jemand hielt ihm die Augen zu. Seine Versuche, sich loszureißen scheiterten kläglich, und so gab er es nach wenigen Sekunden auf. Langsam wurde er ruhig genug, um zu merken, dass er sich nicht mehr länger in Narutos Schlafzimmer befand. Er war sonst irgendwo, aber sicherlich nicht mehr in einem kleinen, geschlossenen Raum. Jedes Geräusch hallte lange nach, es war hier kalt und feucht. Das ließ Sasuke zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um eine Höhle oder so etwas in der Richtung handeln musste. Ein Rauschen, ein Windhauch und der entsetzte Ausruf des Haarwüstlings: „Sag mal, hast du sie noch alle?! Was soll das, warum hast du ihn mitgenommen?“ „Psst!“ „Ich soll leise sein? Weshalb? Willst du ihn etwa verstecken? Oder ihn als Geisel halten?“ Geisel?! Niemals! Ein Sasuke Uchiha wird niemals als hilflose Geisel enden! Dazu sah Sasuke gar keinen Grund. So langsam gewann er das Gefühl in seinen Armen wieder und strampelte wie wild um sich loszureißen. Beinahe hätte er es geschafft, doch er vergaß die zweite Person, den Haarwüstling, welche jetzt zu Hilfe kam. Ein wenig Gerangel, ein paar Kampfgeräusche, ein dumpfer Schlag, und dann wurde es still um Sasuke. Unweigerlich sank er zu Boden, nahm nur noch gedämpfte Stimmen war und schließlich sank er in tiefe Bewusstlosigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)