Trinity Blood von Owl_of_the_Arcane (The four winged angel) ================================================================================ Kapitel 8: Der nächste Tag -------------------------- Der nächste Tag Warme Sonnenstrahlen fluteten durch die Fenster an der Ostseite auch in Samanthas Zimmer und strichen dabei sanft über die noch schlafende Gestalt. Von der zunehmenden Helligkeit geweckt, setzte sich die junge Frau noch leicht verschlafen in ihrem Bett auf und blinzelte aus kleinen Augen zu dem Quell der Helligkeit. Ein Blick zur linken Seite bestätigte ihre intuitive Vermutung: Abel war nicht mehr da. Der Stuhl auf dem er vergangene Nacht gesessen hatte und über sie und ihren Schlaf gewacht hatte, stand nun einsam und verwaist an ihrem Bett. Samantha vermutete, dass er zeitig sein Tagewerk begonnen hatte und sie hatte schlafen lassen, damit sie sich von der Anstrengung und Aufregung des vergangenen Tages erholen konnte. Abels Beispiel folgend stand die junge Nonne ebenfalls auf und begab sich in das an ihr Zimmer angeschlossene Bad. Eine seltsame Frau starrte ihr mit unordentlichem Haar und abgespannt wirkender Miene entgegen aus dem Spiegel heraus entgegen. Es dauerte einen Augenblick, bis Samantha bewusst wurde, dass dies nur ihr eigenes, mitgenommenes Spiegelbild war. Seufzend machte sie sich daran die Spuren des Schlafes zu tilgen und sich ein halbwegs annehmbares Äußeres zu geben. Kurze Zeit später verließ Samantha fertig angekleidet ihr Zimmer und machte sich auf die Suche nach dem Speisesaal. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal dort gewesen war, doch ihre Füße fanden fast von ganz alleine den Weg, den sie früher sooft gegangen war. Auf ihrem Weg hing sie ihren Gedanken nach, die sich zum einen um die von Abel erwähnte Berichterstattung, zum anderen um ein mögliches Treffen mit dem Leiter der Inquisition drehten. Die Gedanken an die anstehende Berichterstattung waren meist düsterer Natur, da Samantha ihre magische Begabung vor allen würde offen legen müssen. Sie fürchtete sich vor den unangenehmen Fragen und der Ablehnung und Distanz, die unweigerlich daraus erwachsen würden. Bei Bruder Petros, dem Leiter der Inquisition, war das ganz anders. Er kannte ihr ganzes Geheimnis, er wusste sogar noch mehr als Catherina Sforza. Er hatte sie verstanden, auch wenn er das ungeheuerliche Verbrechen, dass ihr angetan worden war, hatte erstmal verdauen müssen. Auf so viel Toleranz und Akzeptanz war sie bisher nur bei ihm gestoßen, sodass sie zu Recht von sich behaupten konnte ihn als Freund gewonnen zu haben. //In all den Jahren wird er sich sicherlich verändert haben, hoffentlich nur äußerlich…// dachte sie und erinnerte sich an den jungen Burschen von sechzehn Jahren, der die Ausbildung bei der Inquisition begann. Seine Initiation hatte sie jedoch nicht mehr erlebt, weil sie kaum drei Jahre später nach ihrem Kennen lernen ins Dienstexil gegangen war. Samantha seufzte leise und betrat dann den fast leeren Speisesaal, den sie inzwischen erreicht hatte, durch dessen hölzerne Flügeltür. Nur wenige Nonnen und Priester nahmen ihre morgendliche Mahlzeit ein, der Rest hatte dies sicherlich schon vor ein paar Stunden getan. Die junge Frau setzte sich an einen leeren Tisch an der Fensterfront und begann ihr Frühstück mit zwei Scheiben Brot, Marmelade, Aufschnitt und einer Tasse heißem Tee. Nur das Geräusch von klapperndem Geschirr, leisen Gesprächen und gelegentlichem Stühlerücken erfüllte den Speisesaal. Wieder drifteten Samanthas Gedanken ab und kreisten um die gefürchtete Besprechung, die sicherlich nach dem Frühstück stattfinden würde. Voller Unbehagen verkrampften sich ihre Eingeweide, während sie sich vorstellte, wie eine Angeklagte vor einem Tribunal Rede und Antwort stehen zu müssen. Sie hatte gehofft, dass ihr dies erspart bleiben würde, doch sie hatte diese Misere, in der sie sich nun befand, ganz alleine durch ihr unbedachtes Handeln heraufbeschworen. Eines war klar, sie musste da nun durch, komme was da wolle! Fertig gefrühstückt räumte sie ihre Sachen fort und machte sich auf den Weg zum Büro der Kardinalin, wie ein Lamm zu seiner Schlachtbank. Grübelnd brütete sie über mögliche Antworten, die sie geben konnte, ohne all zu viel von sich und ihren Kräften Preis zu geben. Plötzlich spürte sie, wie sich zwei schwere Pranken auf ihre schmalen Schultern senkten und ihr im ersten Moment das Herz stocken ließen, bevor es mit einem Stolpern heftiger als zuvor weiter schlug. Wütend über diesen Schreck wirbelte sie auf der Stelle herum und machte an den Übeltäter gewandt ihrem Zorn Luft. „Was um Himmelswillen fällt dir eigentlich ein, mich so zu erschrecken, Leon? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, Idiot“, schimpfte die junge Nonne erbot und ließ den angefahrenen Geistlichen nicht einmal zu Wort kommen, dass er sich hätte entschuldigen können. Schließlich war es Schwester Noélle, die Leon aus dem nahe gelegenen Gang zu Hilfe eilte und das erhitzte Gemüt des „Adepten“ wieder etwas zur Ruhe brachte, auch wenn ihm immer noch tödliche Blitze aus ihren Augen zuschossen. „Dir wünsche ich auch einen guten Morgen“, sagte Leon schließlich zu Samantha und kratzte sich mit schuldbewusster Miene am Kopf. Er hatte mit so einem Tobsuchtsanfall seiner jüngeren Kollegin nicht gerechnet gehabt und murmelte eine Entschuldigung, die Samantha schnaubend zur Kenntnis nahm. //Woha…sie muss heute Morgen wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden sein….richtig zum fürchten…// dachte er, wusste aber nicht, dass Samantha nicht wegen dieser kleinen Lapalie, sondern wegen der nagenden Angst vor der Besprechung so ihre Beherrschung verloren hatte. Vor Grauen schüttelte sie sich und schlang missmutig die Arme um sich, sich selbst immer wieder Mut zusprechend. //Gott, wie ich das warten hasse...// jammerte sie in Gedanken, war jedoch keineswegs erleichtert, als sich die gesamte Mannschaft des AX versammelt hatte und das Büro der Kardinalin betrat. //Augen zu und durch// Leon betrat das Büro gleich hinter Samantha und war ihr für einen Augenblick so nah, dass er ihre Anspannung durch die Luft auf seiner Haut meinte knistern spüren zu können. Irgendwas schien sie sehr zu beunruhigen, allerdings war das ja auch nicht sehr verwunderlich. Samantha machte auf den ersten Blick einen völlig normalen Eindruck. Wer würde schon vermuten, dass sie die seltene Fähigkeit besaß Magie zu wirken? Keiner und wie es schien, wäre die junge Nonne auch glücklicher, wenn dem so bliebe. Offen über ihre Magie zu sprechen, hieß für sie sich von der grauen Masse abzuheben, abzugrenzen auszusondern, doch dem war nicht so, zumindest nicht hier bei AX. Alle, wie sie hier jetzt im geräumigen Büro der Kardinalin versammelt waren, hatten die eine oder andere besondere Fähigkeit vorzuweisen. Jeder für sich genommen war etwas besonders, sodass Samantha in diesem Sinne gar nicht aus dem Rahmen fiel. Der schwarzhaarige Priester mit dem ungepflegten Dreitagebart hätte gern seine jüngere Kollegin beruhigt, doch er kam nicht mehr dazu, da nun die Kardinalin seine und die Aufmerksamkeit der anderen verlangte. Catherina Sforza saß hinter ihrem massiven Bürotisch aus dunklem Zedernholz und strich sich gerade eine von ihren störrischen Monsterlocken fort, die ihr zum wiederholten Male in Gesicht gefallen war. Das meiste der gewaltigen, blonden Lockenpracht wurde von dem ausladenden, roten Hut verdeckt, der zu ihrer ebenfalls roten Amtstracht gehörte. „Nun, da alle anwesend sind, können wir ja endlich beginnen“, begrüßte sie ihre Mitarbeiter und gab das Wort an Pater Wordsworth ab. Dieser war gerade dabei gewesen seine alte Pfeife zu stopfen, hielt aber dann kurz in seinem Tun inne als sein Name fiel. Auf eine zweite, etwas eindeutigere Aufforderung hin begann er schließlich von den Ereignissen des vergangenen Tages zu berichten und überließ es dann seinen Kollegen seinen Bericht durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse zu ergänzen. Es dauerte nicht allzu lange, bis schließlich die ziemlich dumme Idee des „Adepten“ den brennenden Ganz zu betreten ans Licht kam. Mit leicht hochgezogener Augenbraue blickte die Herzogin von Mailand nun die junge Nonne an, selbst ein wenig über die riskante Aktion verwundert. „Du bist also einfach in den brennenden Gang gegangen? Wieso?“ wollte sie wissen, denn es musste einen triftigen Grund gegeben haben, warum ihre etwas eigenwillige Mitarbeiterin so eine dämlich erscheinende Aktion durchführen würde. „Ich wollte das Feuer löschen, bevor es sich noch weiter ausbreitete und damit noch mehr Schaden angerichtet hätte...“, verteidigte sie sich mit möglichst ruhiger Stimme, auch wenn sie innerlich vor Anspannung bebte und meinte jeden Moment wie ein in heftige Schwingung versetztes Glas zerspringen zu müssen. „Was ihr auch zweifelsohne ziemlich beeindruckend gelungen ist...“, merkte Leon mit einem Räuspern an und zog damit den kalten und ungnädigen Blick der Kardinalin für kurze Zeit auf sich. „Ich kann mich noch recht gut an ein Gespräch vor einigen Jahren erinnern, in dem ich dir riet, deine besonderen Fähigkeiten nicht im Beisein von anderen anzuwenden. Du kannst dich sicherlich noch an die Scherereien erinnern, die ich deinetwegen hatte. Ganz zu schweigen von den Auseinandersetzungen mit der Inquisition“, schnitt Catherinas Stimme wie ein eiskaltes Schwert durch die betretene Stille. Ja, in der Tat erinnerte sich Samantha an das damalige, unerfreuliche Gespräch zurück, das nicht so harmlos gewesen war, wie die Kardinalin ihnen allen glauben machen wollte. „Offensichtlich hast du nichts dazugelernt. Wenn die Inquisition von deiner Heldentat Wind bekommt..., nun das kannst du dir selbst denken“, meinte sie weiter und seufzte resigniert, denn sie glaubte genau so gut mit einer Wand reden zu können, an der ihre Worte ebenso abprallten, wie sie es an der junge Nonne tun zu schienen. Warum musste der „Adept“ auch so verdammt eigensinnig und unvorsichtig sein? „Die Inquisition wird diesmal kein Problem darstellen, schließlich verfügt ihr derzeitiger Leiter über weit mehr Weitsicht, als seine fanatischen Vorgänger...“, sprach Samantha schließlich wieder und bestätigte ihre Worte mit einem kräftigen und zuversichtlichen Nicken. Auf Bruder Petros war in dieser Hinsicht Verlass. „In dieser Sache kann ich ganz auf Bruder Petros vertrauen...“ Die Kardinalin schnaubte leise, gab sich aber vorerst mit dieser Beschwichtigung zufrieden, da sie zum einen keinen Erfolg mit weiteren Zurechtweisungen haben würde und sie zum anderen eine vage Ahnung bezüglich des vertrauten Verhältnisses des „Adepten“ zum Leiter der Inquisition hatte. Mit einem Wink seitens ihrer Chefin löste sich die Besprechung auf, dass man sich jetzt endlich um die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen für den Gottesdienst auf dem Petersplatz kümmern konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)