Die Verantwortung des Kapitäns von abgemeldet (Ruffy x Nami) ================================================================================ Kapitel 18: Der Verlust eines Narren ------------------------------------ 19. Kapitel Der Verlust eines Narren ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hey, meine Lieben. Vielen lieben dank für eure fleißigen Kommis. Dafür und für eure Treue, folgt nun das 19. Kapitel. Habt viel spaß dabei. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 19. Kapitel Der Verlust eines Narren „Nein!“ Der markerschütternde Schrei erfüllte die gesamte Kombüse der Thousand Sunny. „Nein!“ Die haselnussbraunen Augen des kleinen, schwarzhaarigen Mädchens funkelten und glitzerten vor Tränen, ihre Gesicht gerötet vor Zorn. „Ihr lügt!“, schrie sie. Ihre Stimme erzitterte vor Schluchzen und Wut. „Ihr lügt!“ Und ihre anklagenden Augen betrachteten die übrig gebliebenen sieben Mitglieder der Strohhutbande, allen voran ihre orangehaarige Mutter und den grünhaarigen Schwertkämpfer, der ihnen soeben einen Brief vom Kombüsentisch vorgelesen hatte; die vorerst letzten Worte Monkey D. Ruffys an seine Crew- „Er hat es versprochen!“, schrie Lilliana nun lauter und heller als zuvor. „Er hat es versprochen!“ Und die Wut in ihr schwoll weiter an. Warum sagten sie nichts? Warum antworteten sie nicht? Warum standen sie nur da und blickten sie mitleidig an? Warum sprach niemand mit ihr? „Ihr lügt!“ Ihr Schrei war eine Besänftigung, eine Versicherung. Er half ihr daran zu glauben. „Er hat es versprochen!“ Es war weniger ihr darauf folgendes bitterliches und verzweifeltes Weinen, Schluchzen und Flehen, als ihr um alles entscheidender, hoffender, letzter Schrei, der ihre Mutter dazu brachte die wenigen Schritte, die sie trennten, zu überwinden. Nur wenige Zentimeter vor ihrer Tochter, ging die Navigatorin in die Knie und presste die kleine Schwarzhaarige am sich. Und obwohl die Kleine in ihren Armen um sich schlug, trat und verbittert „Lass mich los! Du sollst mich loslassen, Mama!“ schrie, hielt sie sie weiter fest umschlossen. Die Situation war ihr so bekannt, dass sie hätte darüber lachen können, wenn ihr Herz nicht ebenso geschrieen hätte, wie das ihrer Tochter. Deren Versuche sich zu wehren erstarben weniger rasch, wie ihre es noch vor ein Tag getan hatten, doch auch sie kam bald zur Ruhe. „Er hat es versprochen…“, drang die erschütterte Stimme aus dem kleinen, zitternden Körper. „Er hat es versprochen…“ „Ich weiß.“ Eng drückte die Navigatorin sie an sich. „Und er wird wiederkommen.“ Sie küsste die Kleine auf ihr schwarzes Haupt und ignorierte dabei gekonnte die Blicke einiger Crewmitglieder in ihrem Rücken. „Warum kann er nicht mit uns kommen?“ Die verzweifelte Stimme brach Namis Herz. „Weil er noch etwas…“ Sie schluckte. „…erledigen muss, mein Schatz.“ „Aber warum holt ihr ihn nicht? Warum warten wir nicht?“ „Du hast den Brief doch gehört.“, erklärte sie ruhig. „Er möchte es alleine machen und wir sollen weiter segeln nach…“ „Ich will aber nicht!“ Lilliana sah ihrer Mutter direkt in die Augen und ihr widerspenstiges Funkeln bereitete der Navigatorin Schmerzen. Sie kannte es. „Ich will nicht!“, schrie ihre Tochter noch einmal. „Ich will auf Papa warten! Ich will mit ihm segeln. Ich will…“ Doch der Rest ihres Satzes ging in einem Schluchzen und einer schutzsuchenden Umarmung in den Armen ihrer Mutter unter. Jene peinigte die Hilflosigkeit gegenüber des Schmerzes ihrer Tochter mehr als jemals zuvor. „Ich will, dass Papa wiederkommt…“ Es war ein bitteres Schluchzen, doch die Navigatorin verstand jedes ihrer Hilfe suchenden Worte. „Ich auch, mein Schatz.“ Und sie verkniff sich ihre Tränen. „Ich auch.“ * Fahle Streifen des Mondlichtes drangen durch einzelne Ritzen des Holzes von Senghoks Schiff und somit in Ruffys Zelle. Das schwummrige Licht erhellte schemenhaft das bläuliche Seesteingitter und die vom Meerwasser leicht überschwemmten Holzplanken auf dem Boden. Stetig schwappte neues Wasser durch einzelne Beschädigungen der Holzwände hinzu. Der Zustand des Schiffkerkers machte nur zu deutlich, wie weit unten Ruffy sich jetzt befand. Die Schellen um seine Fußknöchel und Hände machten es ihm auch nur allzu bewusst. Jedoch kümmerte sich der junge Piratenkönig im Augenblick nicht allzu sehr um seine missliche Lage. Mit dem Rücken gegen die undichten Planken gelehnt, während seine gefesselten Fußknöchel vom Meerwasser umspielt wurden, drehte der Gefangene eine kleine, schwarze Samtschachtel in seinen Händen. Ein ermattetes Lächeln lag auf seinem Gesicht, gefolgt von einem jähen Seufzen. Unter größten Mühen, die ihm seine Handschellen bescherten, ließ er das Kästchen wieder in seine Tasche gleiten, in der plötzlich aufkeimenden Hoffnung niemand würde es je finden. Ein Quietschen und Klirren erklang als jähes Licht den dunklen Schiffskerker erhellte. Ruffys Augen hatten sich kaum an die plötzliche Helligkeit gewöhnt, als die Tür sich auch schon wieder schloss und schwere, klatschende Schritte sich auf seine Zelle zu bewegten. Lächelnd, fast hochmütig grinsend, glitt sein Blick von den weißen Stiefeln des Ankömmlings, über die weiß/blaue Kleidung, hoch in ein ihm sehr wohl bekanntes, altes und grimmig dreinblickendes Gesicht. „Hallo, Opa.“ Und seine Stimme klang wie ein leichter Singsang. „Was treibt dich hierher?“ Monkey D. Garp ließ seinen Blick eingehend über seinen Enkelsohn gleiten, welcher sich gelassen und tonlos dessen Musterung unterzog. Ein nach wenigen Minuten erklingendes Seufzen ließ den jungen Piratenkönig aufhorchen. „Ich hoffe, du weißt, was es bedeutet, wenn zwei Admiräle vor deinem Kerker und ein Dritter in Bereitschaft stehen.“ Ein zartes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht seines Enkels, als Garp seinen Satz vollendete. „Bit du wirklich gekommen um mir das zu sagen?“ Erneut fühlte Ruffy sich einer, diesmal sekundenartiger Musterung unterzogen, bevor sein Großvater erneut aufseufzte. „Nein.“, gab er zu. Eine kleine Welle des Schweigens trat ein, in der jeder der beiden Männer seinen eigenen Gedanken nachhing. „Sie segeln?“, brach der Jüngere plötzlich die Stille. Der Vize-Admiral nickte. „Gut.“ Es war als würde eine Kraft aus dem Piraten hinaus gesogen werden, die ihn zuvor aufrecht gehalten hatte. Mehrer Zentimeter sank er an den Planken hinab, an denen er zuvor gelehnt hatte. „Dann ist es gut.“ Der berühmte, alt eingesessene Vize-Admiral der Marine war überwältigt von dem breiten, erleichterten Grinsen auf dem Gesicht des jungen Piraten, der selbst in dieser laschen Haltung noch würdig und erhaben wirkte; wahrlich die eines Königs. Und bei diesem Anblick fiel ihm ein Treffen mit seinem eigenen Sohn vor einigen Jahren ein. Vor vielen Jahren, da Ruffy und Ace noch Kinder gewesen waren. „Sorge dich nicht um Ruffy.“ , hatte Dragon damals zu ihm gesagt. „Er kennt seinen Weg und er wird ihn gehen. Lass ihn nur. Du wirst erstaunt darüber sein, was für große Dinge er eines Tages vollbringen wird.“ Niemals in seinem ganzen Leben waren Garp diese Worte über seinen Enkel rechter, wahrer vorgekommen als in diesem Augenblick. Jetzt, wo jener gefesselt in Seestein hier unten in Senghoks Schiff lang ausgestreckt lag, mit seinem üblichen Grinsen auf den Lippen. Niemals war ihm klarer gewesen wie groß dieser Bursche vor ihm doch eigentlich geworden war. „Na, was denkst du, Opa?“, unterbrach der Gefangene plötzlich seinen Gedankengang. „Ich denke, dass du ein törichter, dummer Narr bist. Einfach so leichtsinnig sein Leben aufs Spiel zu setzen! Bist du immer noch nicht klüger?! Und hör auf zu lachen!“ Doch während er da stand und das markante Lachen seines Enkels wahrnahm, wusste der gefürchtete Vize-Admiral sehr wohl, dass er der Narr war und er hatte die leichte Ahnung, dass der junge Mann vor ihm das auch wusste. * Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss die Navigatorin die Tür zum Zimmer ihrer Tochter. Stundenlang hatte sie bei der Fünfjährigen gewacht, ihr zugeredet, ihre Tränen getrocknet, sie fest in ihren Armen gehalten. Und trotz ihrer Mühen, trotz des Schmerzens in Lillianas noch kleinem Herzen, war das eingetreten, womit ihre Mutter nie gerechnet hätte: Die kleine Monkey D. war eingeschlafen. Und Nami war dankbar dafür. Lilliana war zu jung, zu fröhlich, zu unbeschwert, um sich über die jetzige Lage im Klaren sein zu müssen. Allerdings brauchte sie das auch nicht, denn den entscheidenden Punkt in allem konnte sie ebenso gut erfassen: Ihr Papa war weg. Ruffy war fort. Und die Lücke, die er hinterließ, war, wie Nami nut allzu gut bewusst war, zu groß um sich zu schließen. Ja, sogar zu groß um zu vernarben. Längst war das Lächeln auf ihrem Gesicht erloschen. Es war eine jämmerliche Maske gewesen. Jämmerlich, doch notwendig um ihre Tochter aufrecht zu erhalten. Für sie allein musste sie nun stark sein; für ihr gemeinsames Kind. Dieses letzte kleine Stück von ihrem Käpt’n, von Ruffy, der genau darauf vertraut hatte, als er gegangen war. Er wusste, dass Lilliana von Nami über deren Grenzen hinaus beschützt werden würde. Und Nami wusste, dass er damit Recht behalten würde. „…. schlägst du vor?!“ „Wir segeln zurück und holen ihn raus!“ „Ach, und wohin bitte, Blondi?!“ „Nach Impel Dome natürlich, Spinatschädel! Hast du etwa wieder gepennt als Garp da war?!“ „Tolle Idee! Und wie willst du ihn rausholen? Kannst du mir das mal erklären, Kartoffelschäler?!“ „Stell dich nicht so an, Zorro. Du weißt ganz genau, dass wir schon andere Gebäude gestürmt haben! Oder bekommst du etwa Schiss?“ Mit wachsendem Unmut betrat Nami fast geräuschlos die Kombüse und schloss die Tür hinter sich. Etwas hilflos trat sie zum Küchentisch, wo sie sich auf ihrem regulären Platz niederließ. Der Rest der Bande war ebenfalls dort versammelt, alle außer Sanji, welcher hinter der Theke stand und den grünhaarigen Schwertkämpfer anfunkelte, der auf Ruffys Platz saß. „Enies Lobby ist weitaus weniger gefährlich als der Impel Down, Herr Koch.“, versuchte Robin den Blonden zu beruhigen. „Und selbst, wenn das nicht so wäre, bräuchten wir viel mehr Leute um das Gefängnis zu stürmen. Unser Kapitän hat es damals wohl auch nicht ohne Hilfe geschafft… Noch dazu werden sie nach Ruffys Angriff einige Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen haben.“ „Also ich stimme Sanji zu.“, gab der Cyborg seine Meinung kund. „Wir sind seine Mannschaft und sollten hinter ihm stehen!“ „Dann hättest du ihm genauer zuhören sollen, Franky.“, knurrte Zorro ihn nun an. „In seinem Brief an uns steht nämlich klar und deutlich, dass er nicht will, dass wir ihn befreien, sondern schön brav in den East Blue segeln. Und als seine Mannschaft ist es verdammt noch mal unsere Pflicht seinem Willen zu folgen!“ „Ruffys Wille.“ Der Smutje lachte kühl. „Sei ehrlich, Zorro: Ist es Ruffy Wille oder ist es deiner?“ Bedrohlich funkelte der Grünhaarige ihn an. „Was willst du damit sagen, Fischgräte?“ Chopper wimmerte leicht, als er bemerkte wie Zorros Hände zu den Griffen seiner Schwerter wanderten. Sanji hingegen blieb davon vollkommen unberührt. „Gefällst dir schon in deiner neuen Position, was Marimo?! Ist es dir bequem auf Ruffys Platz?! Brauchst du vielleicht eine Decke?! Ein Kissen?!“ „Das reicht.“ Knurrend und das Wado-Ichi-Monji, das Erbestück Kuinas, gezogen, erhob sich Zorro von seinem Platz. „Jetzt hast du’s zu weit getrieben, Kochlöffel!“ „Warum, Schwertfuchteler?! Habe ich unseren selbsternannten Kapitän beleidigt?!“ Das Funkeln von Zorros Schwertern und Sanjis blanken, schwarzen Schuhen war das Letzte, was Nami sah, bevor die beiden aufeinander zustürmten. Mit gequältem Blick sah sie die beiden an. Kein Funken Freundlichkeit lag mehr in ihren Augen. Sie waren weit entfernt von ihren gewöhnlichen, fast schon spaßigen Streitereien. Zorros Schwerter erhoben sich zum Schlag, ebenso wie Sanjis Beine. Wenige Millimeter trennten sie. Nami konnte nicht hinsehen. Sie schloss die Augen. Und dann erklang ein mechanisches Klirren. Ein anderes Geräusch als sie erwartet hatte. Zitternd und blinzelnd öffnete die Navigatorin ihre Augen. Und der Anblick ließ ihren ganzen Körper bitterlich auf der Tischplatte zusammensinken; so erleichtert war sie. Nur wenige Millimeter vor ihrem feindlichen Aufeinanderprall, hatten Robin und Franky die beiden Angreifer gerade noch aufgehalten. Der Cyborg hatte mit seiner eisernen Faust des Grünhaarigen Schwerter abgewehrt und jenen, ebenso wie die Archäologin (mit Hilfe ihrer Teufelskräfte) den blonden Smutje, zu Boden befördert. Schwer atmend standen nun alle vier dort in der Mitte der Kombüse, während ihr Schiff friedlich über die letzten Meilen der Grand Line segelte. Die Nerven der Navigatorin allerdings brachen nun endgültig zusammen. Das war verdammt knapp gewesen. „Seid ihr eigentlich noch ganz dicht?!“, schrie sie die zwei Krawallbrüder an und Tränen flossen ihrer Wangen herunter. „Was denkt ihr euch dabei?! Ruffy ist weg und ihr…ihr…“ „Dann fragen wir uns doch mal wessen Schuld das ist.“, bemerkte der Grünhaarige kühl, während er seine Schwerter wieder einsteckte. „Wessen Schuld ist es, dass Ruffy nicht mehr bei uns ist, Nami?“ Die Orangehaarige war so überwältigt von dieser Frage, dass ihr plötzlicher Zorn verflog und ihre Tränen kurz versiegten. „Was?“, fragte sie nur. „Ja.“, meinte nun auch der Smutje, der sich eine Zigarette angesteckt hatte und gegen einen Barhocker gelehnt dastand. „Was willst du damit sagen, Grünkohl?“ „Nun ja…“, fuhr der Angesprochene fort, während er leicht auf die junge Frau zuschritt. „Ich kann mich an jemanden erinnern, der gestern zu unserem Kapitän klar und deutlich etwas gesagt hat, wie…’Es ist mir egal, was mit dir dabei passiert…’“ Die gesamte Crew erstarrte auf diese Aussage hin. Nami stolperte vor ihm zurück. „Nein…“, stammelte sie. „Nein…“ „Was nein, Nami?!“, schrie der Schwertkämpfer sie an. „Willst du es leugnen?!“ „Lass meine Nami in Ruhe, Spinatstecher!“, erklang des Smutjes warnende Stimme, doch niemand achtete auf ihn. „Du bist ja krank, Zorro!“, schrie die Orangehaarige ihn an. „Denk doch mal an Ruffy und hör auf dich hier so bescheuert aufzuführen!“ „Was ist, Nami?“ Grob ergriff der Grünhaarige den Arm der Navigatorin. „Hast du ihn nicht zu dieser Lösung getrieben?! Hast du ihn nicht gestern bedrängt? Hast du ihn nicht angeschrieen er solle endlich was tun?!“ „Zorro.“, erklang die warnende Stimme des kleinen Elches hinter ihm, doch er ignorierte sie. Nami schluchzte bitterlich. „Du tust mir weh!“ „Ich tu dir weh? Ich tu dir weh?!“ Und er packte sie fester, so sehr, dass Nami aufschrie. „Zorro, lass sie gehen!“, schrie Chopper nun. Gleichzeitig trat Sanji bedrohlich auf ihn zu. „Dafür wirst du zahlen, Kaktuskopf!!!“ Doch der Grünhaarige zwang Nami auf die Knie. „Denkst du es tut uns nicht weh? Denkst du, wir leiden nicht, Nami? Denkst du, wir vermissen ihn nicht genauso wie du?“ Des Smutjes Schritte erstarben noch, während Zorro sprach. Chopper jedoch eilte weiter und erreichte Nami, nachdem der Schwertkämpfer sie kurz zuvor losgelassen hatte. Wimmernd lag die Navigatorin auf den Bodenplanken der Kombüse. „Denk das ja nicht, Nami.“, sagt er Grünhaarige leise, doch die ganze Mannschaft verstand seine Worte. Chopper allerdings schenkte ihm nur wenig Gehör. „Musste das sein, Zorro?!“ Die Stimme des kleinen Elches zitterte vor Wut und Zorn, doch den Schwertkämpfer rührte er damit nicht. „Ja. Sie musste einsehen, dass sie nicht die Einzige ist, die sich um Ruffy sorgt!“ „Und du hast keine andere Methode dafür gefunden?“, grollte der Schiffsdoktor. „Keine Schonendere? In ihrem Zustand?!“ „Ich wüsste nicht, warum Nami Schonung verdient hätte.“, gab der Angesprochene kühl zurück. „Zorro, verstehst du eigentlich gar nicht?!“ Und der kleine Elch bebte vor Entrüstung. „Nami…“ „Was soll mit ihr sein?“ „Sie ist schwanger!“ Eine überraschende Stille trat ein. Eine peinliche und große Stille, die das gesamte Chaos an Bord offenbarte. Und nichts davon blieb dem Kanonier der Bande verborgen. Ungewöhnlich still hatte er die gesamte Szenerie beobachtet. Und was er dort beobachtet hatte, machte ihn krank. Es wuchs in ihm heran, schäumte, brodelte und bevor er sich versah, hatte er sich von seinem Platz erhoben. Die Zeit seines Ausbruches war da. Und nichts, absolut nichts, konnte ihn jetzt noch aufhalten. „Was seid ihr eigentlich für ein erbärmlicher Haufen?!“, schrie Lysop und seine Stimme schalte in der Kombüse umher; ausnahmslos aller brachte er zum verstummen. „Ist es das, was aus der Strohhutbande wird, wenn ihr Kapitän nicht da ist?! Habt ihr euch eigentlich schon mal angesehen? Ihr macht einen ja krank!“ Verbittert und wild wanderten seine dunkelbraunen Augen von einem zum anderen; suchten den direkten Kontakt. „Ist es das, was ihr Ruffy schuldig seid? Denkt ihr, er würde stolz auf euch sein und euch auf den Rücken klopfen, wenn er euch so sähe? Glaubt ihr, ihr seid seiner mit eurem Verhalten gerade würdig geworden? Habt ihr eigentlich gar nichts gelernt? Wie respektlos seid ihr eigentlich? Ihr alle miteinander! Ist es das, was ihr euch von ihm behalten wollte? Ist es das, was ihr sein wollt? Eine Mannschaft, die mit ihrem Kapitän spitze funktioniert, aber ohne ihn vollkommen aus dem Ruder läuft? In so einem Chaos, wie ihr es gerade veranstaltet habt? Wollt ihr Ruffy so achten?!“ Er sah die Reue auf ihren Gesichtern, doch das befriedigte ihn nicht. Sie begriffen ja nicht das kleinste Bisschen. „Wisst ihr eigentlich, was dieser Brief von ihm bedeutet?“ Er wedelte mit dem gold - umrahmten Umschlag vor ihren Nasen herum. „Wisst ihr was diese Worte bedeuten? Diese vorerst letzten Worte eines Königs an seine treuen Untergebenen, eines Kapitäns an seine Crew, eines Freundes an seine Freunde…“ Große Tränen liefen aus des Cyborgs Augen, ebenso wie aus denen des schluchzenden Elches. Zitternd, den Kopf mit einem Arm bedeckt, lag die Navigatorin auf den Planken. Schwertkämpfer und Smutje sahen beide außerordentlich fassungslos zu Boden. Die Archäologin vergrub den Kopf auf dem Tisch in ihren Armen. „Ich glaube ihr habt kein Wort von dem verstanden, war er euch sagen wollte.“, sagte Lysop mit bebender Unterlippe und vor Tränen glitzernden Augen. „Kein einziges Wort!“ Er klatschte den Brief mit ganzer Kraft auf den Tisch. „Dass ihr euch nicht schämt. Nach allem, was er für euch getan hat…“ Und mit energischen Schritten verschwand der Kanonier aus der Kombüse in Richtung Jungenschlafsaal. Zurück ließ er eine äußerst beschämte und reuevolle Crew. * Ein heftiger Stoß in seinen Rücken und Ruffy stolperte unkontrolliert nach vorn. Hart kam er auf dem steinernen Boden auf. Verbissen richtete er sich auf alle viere auf, wandte seinen Kopf herum, doch die beiden Admiräle (mit besonders präparierten Handschuhen) schlossen das Seesteingitter bereits schallend hinter ihm. In der herrschenden Dunkelheit vernahm er nur noch ihre, sich immer weiter entfernenden Schritte. Nun war es offiziell. Er war nun offiziell ein Inhaftierter des Impel Dome. Schwermütig richtete Ruffy sich auf seine Knie auf. Sein rechter Arm drohte nachzugeben, doch er besiegte ihn. Der Preis, den er dafür zahlte, war hart. Durch die Nase atmend mit kräftig zusammengebissenen Zähnen, verkrampfte sich seine linke Hand in seinem rechten Unterarm, sein glühender Kopf presste sich vornüber auf die kalten Steine des Kerkerbodens. Einige Minuten verharrte der Gefangene in dieser Position, bevor er es wagte seinen verkrampften Griff zu lösen und sich erlaubte mit seinem gesamten Oberkörper gegen die Wand gegenüber der Eingangstür zu lehnen. Eine schlechte Idee, wie er innerhalb weniger Sekunden zu spüren bekam, denn mit einem Mal entwich ihm sämtliche Energie. Kraftlos glitt er auf den Kerkerboden. Mit leicht nach hinten gestrecktem Kopf erkannte er die Ursache seines Schwächeanfalls: Ein eingemauertes Seesteingitter. Ein leichtes Seufzen entwich seiner Kehle. Das wäre auch zu nett gewesen. Selbst der steinerne Boden unter ihm schien Seestein in sich zu führen; andernfalls konnte er sich seinen stetig schwächer werdenden Körper nicht erklären. Wahrscheinlich war auch dieser schwache Umstand der Grund warum er erst jetzt das kleine, silbrige Licht des Mondes bemerkte, dass sanftmütig durch ein winziges Fenster fiel, welches in der steinernen Wand eingemauert war. Natürlich wurde es durch ein Gitter aus Seestein verdeckt. Ein schmerzliches Brennen durchfuhr Ruffys rechten Arm und riss ihn aus seiner traumhaften Beobachtung. Unter größten Anstrengungen hob er den Arm an. Das allein beanspruchte ihn für mehrere Minuten und als er ihn endlich auf Augenhöhe erhoben hatte, rang er so sehr nach Atem. As hätte er einem 10.000 Meter Sprint hinter sich. Flatterhaft wanderten seine rabenschwarzen Augen über seinen Unterarm und entdeckte ein großes Mal auf jenem von dem er wusste, dass es eine Mischung aus Brandzeichen, Seesteinessenz und mehreren kleinen, spitzen Nadeln war. Alles zusammen bildete eine Buchstabenfolge, die von Blut verschmiert war und den Geruch nach verbranntem Fleisch ausstieß. Ruffy wurde übel, doch tapfer hielt er durch das zu lesen, was ein Bediensteter ihm soeben unter größter Freude auf seinen Arm gebrannt hatte. 473 MDR – E Die Zahl war am größten gebrannt worden. Seine Häftlings- und somit Zellennummer, wie Ruffy aus einigen Gesprächen herausgehört hatten. Natürlich hatte er das alles nicht freiwillig über sich ergehen lassen. MDR waren seine Initialen, welche zusammen mit seiner festgelegten Strafe (E für Exekution) in kleinerer Schrift unter seiner Identifikationsnummer verzeichnet war. Alles in allem, wie er zugeben musste, war das alles hier sehr clever. Denn, wenn er eines Tages wieder in Freiheit war, würde jeder wissen, was er für einer war. Leute, die also von vorne beginnen wollten, bekamen keine Chance. Schwerfällig fiel sein geschundener Arm zu Boden. Mit müden, schwarzen Augen sah er hoch zum vergitterten Fenster, durch das das sanfte Leuchten des Mondes Zelle 473 etwas erhellte. Ihr Insasse ließ seine Gedanken schweifen. Und sie schweiften zu einem ganz bestimmten Schiff in der Nähe des Rovers Mountain. Sein Schiff. Die Thousand Sunny. Dem Schiff, das seine Mannschaft, seine Freunde, seine Tochter, seine Liebe beherbergte. Eine Frage kam in ihm auf. Eine leise, aber drängende Frage, die ihn mehr beschäftigte als alles andere. //Hast du ihn gefunden? Hast du ihn gefunden, Nami?// Und seine Augen reflektierten das schwummrige Mondlicht. //Hast du meinen Brief gefunden? Meinen Brief an dich?// * „Geht’s dir gut?“ Die Orangehaarige lächelte leicht und nickte. „Ja, genauso gut wie die fünfundzwanzig anderen Male, die du mich in den letzten drei Minuten gefragt hast, Zorro.“ „Oh…“, meinte der Schwertkämpfer nur. Sie standen vor der Kapitänskajüte. Es war tiefste Nacht und die Versöhnung alles war ebenso rapide von statten gegangen, wie ihre vorherige Eskalation. Dieser Tag hatte nur zu gut gezeigt wie sehr sie an Ruffy, ihrem chaotischen Käpt’n, doch hingen. Bei Zorro und Sanji war außergewöhnlich schnell wieder alles beim Alten gewesen. Sie schienen ihre hitzigen Gemüter gut zu kennen. Bei Nami schien es der Schwertkämpfer jedoch nicht bei einer einfachen Entschuldigung belassen zu wollen. „Es tut mir ehrlich Leid, Nami.“, sagte er einem ernsten, aber sehr ruhigem Ton. „Ich weiß nicht, was plötzlich in mich gefahren ist…“ „Es ist gut, Zorro.“, beschwichtigte sie ihn. „Diese Situation ist bereits sehr schwer für uns und wird wahrscheinlich noch viel schwerer werden. Das heute Abend war niemals unsere Absicht, doch…“ Sie lächelte leicht; Trauer schwang darin mit. „… wir hängen alle so sehr an ihm…“ „Du hast recht in allem, was du sagst, aber ich glaube du verstehst mich immer noch nicht ganz.“ Nami sah zu dem Grünhaarigen auf. „Es tut mir Leid, dass ich dir die Schuld an allem gegeben habe.“ Ihre Augen weiteten sich. „Ich kenne Ruffy. Wir alle kennen ihn, und er hat sich das alles sicher ganz genau überlegt. Du hast und hattest damit nichts zu tun.“ „Glaubst du das wirklich?“ „Natürlich.“ Erst jetzt bemerkte er den hoffenden Schimmer auf ihrem Gesicht. Er erstarrte. „ Sag nicht, dass du mir das geglaubt hast?!“ „Nein, ich dachte schon vorher daran.“, gab sie zu. „Du… du hast es nur ausgesprochen…“ Ihre Augen wurden wässrig. „Nami…“ Er war ihr gegenüber so hilflos, dass ihm nichts anderes einfiel. Kurzerhand schloss er sie in seine Arme. Nami war wahrscheinlich ebenso überrascht über seine Reaktion wie er selbst. „Und jetzt hör zu.“ Sie nickte leicht; irgendwie tat ihr diese freundschaftliche Gestik gut. „Denk einfach mal nach, was Ruffy dir jetzt zu diesem Thema sagen würde.“ „Was?“ „Stell es dir einfach vor.“ Nami dachte nach. „Und?“, fragt er sie. Sie lächelte. „Er würde sagen, dass ich Unsinn rede. Dass er alles, was er anstellt, aus eigenem Entschluss macht und nicht, weil ihn irgendjemand dazu treibt.“ „Siehst du?“ Zorro löste die Umarmung. „Ruffy ist zu klug, um sich von jemand anderem in seine Entscheidung eingreifen zu lassen. Und jetzt hör au dir darüber Gedanken zu machen, klar?“ Nami nickte und wischte sich die Tränen weg. „Danke, Zorro.“ „Danke lieber Lysop. Das sollten wir übrigens alle.“ Sie lächelte und sogar der Grünhaarige zeigte sein seltenes Grinsen. „Und.. es geht ihm gut?“ Nami brauchte einen Moment um zu bemerken, dass der Schwertkämpfer ihm gesagt hatte. „Ja, es geht ihm gut. Chopper hat mich untersucht und es scheint ihm prächtig zu gehen.“ Zorro wirkte erleichtert, doch dann stockte er. „Wieso ihm ?“, fragte er. Er selbst hatte die Bezeichnung unabsichtlich gewählt. Nami dagegen schien sie gezielt zu verwenden. „Na ja, weil’s ein Junge wird.“, antwortete sie altklug. „Aber woher weißt du das? Ich dachte Chopper kann nicht voraus…“ „Kann er auch nicht.“, unterbrach ihn die Navigatorin, wobei sie liebevoll über ihren zwei Monate alten Babybauch strich. „Aber ich weiß es.“ Ihr Lächeln war so liebevoll, dass der Grünhaarige es ihr sofort glaubte. „Wie willst du ihn nennen?“ Er wusste, dass die Frage in einem so frühen Stadium töricht war, allerdings überraschte Nami ihn erneut. „Hiroki.“ Und auf seinen fragenden Blick hin antwortete sie: „Ruffy mochte ihn.“ Hieraufhin lächelte der Schwertkämpfer. „Ja, das klingt ganz nach unserem Käpt’n. Hiroki.“ Und somit verabschiedeten sie sich lächelnd voneinander. Zorro verschwand im Schlafzimmer der Männer und Nami in der Kapitänskajüte. Alles schien ruhig und friedlich. Meine geliebte Nami, wenn du diesen Brief in deinen Händen hältst, wirst du bereits wissen, was ich getan habe und ich kann nur hoffen, dass du mich dafür nicht hassen wirst. „Als ob ich dich hassen könnte…“ Allein beim Anblick seiner Schrift, seiner wunderschönen, krakeligen, geschwungenen Schrift, seiner ganz eigenen, freien, nicht die, die er für seine feinen Schreiben verwendetet, sondern seiner einzigartigen eigenen Schrift, trieb ihr die Tränen in die Augen. Das Pergament bereitete ihr Schmerzen. Viele Stellen des feinen Bogens waren verwischt und ließen sich kaum entziffern. Hatte er geweint? Er musste geweint haben. Der Brief an seine Freunde (also auch teils an sie) war nicht verschwommen gewesen. Waren sie ihm deshalb weniger wert? Nein, das sicher nicht. Es war nur so, dass seine Freunde gleichzeitig seine Mannschaft waren. Er war ihr Kapitän, ihr Oberhaupt. Vor ihnen durfte/ konnte/ wollte er nicht schwach sein. Sanfte Tränen flossen Namis Wangen herab, als sie die Bedeutung des Bogens in ihren Händen erfasste. Es war ein Schmerz, doch kein krampfartiger, peinigender Schmerz. Es war ein süßer, lieblicher, den sie nur allzu gern in Empfang nahm. Er offenbarte sich ihr. Diese kleinen, verschwommenen, von Tränen durchtränkten Zeilen zeigten es ihr. All die Male, wo sie sich um ihn gesorgt hatte. All die Male, wo er ihr mit „nichts“ geantwortet hatte. All die Male, wo sie sich darüber beschwert hatte, er würde sie auf Distanz halten. In denen sie ihm vorgeworfen hatte, er würde sich vor ihr verschließen. All diese Male, wo er sie vor seinem eigenen Leid geschützt hatte, um sie zu beschützen. Nur um sie zu beschützen. All diese Male wurden durch diese einzige Eröffnung seines Schmerzes zunichte gemacht. Und zum ersten Mal seid Black Rose wusste Nami, dass er ihr absolut alles sagen würde. Wirklich alles. Und allein diese Tatsache bescherte ihr bei all der Trauer einen kleinen Aufschwung des Glücks. Und so begann sie zu lesen. Sie las mitten in der Nacht, gemütlich gegen die Wand am Kopfende ihres gemeinsamen Bettes gelehnt, eine Hand streichelte über ihren frisch entdeckten Babybauch. Sein Strohhut, unter dem sie seinen Brief gefunden hatte, ruhte auf ihrem Kopf. Durch die zugezogenen Vorhänge der Fenster schien das strahlende Mondlicht einer eisigen Nacht und die kleine Kerze neben dem aufgerissenen Briefumschlag auf dem Nachttischschränkchen flackerte sanft hin und her. Nami las. Sie las voller Hingabe; lachte und weinte dabei. Und es war als ob er direkt neben ihr säße und ihr alles, was er schrieb, sagen würde. Es war seine Stimme, die ihr seine Worte übermittelten. Es war sein erschaudernder Körper, der die Feder erzittern ließ und seine Schrift krakeliger machte und es waren seine Tränen, die anschließend darauf tropften. Nami verstand jede einzelne. Manche Passagen ließen sie minutenlang nicht los. Dann erzitterte ihr ganzer Körper und ihre Tränen stürzten wie kleine Wasserfälle ihre Wangen herunter. Meine allerliebste Nami, Stand dort auf der zweiten Seite. Mir fällt es schwer eine Anrede für dich zu finden, denn keine einzige will zeigen, was ich dir wirklich sagen will. Ich suche und suche, doch keine will passen. Ich gehe kaputt daran es dir nicht sagen zu können… Meine Nami Stand etwas weiter unten auf der gleichen Seite. Meine muss es immer sein. Ich weiß, ich bin ein Egoist es zu benutzen. Ich müsste dich freigeben und das Meine aufgeben, doch ich kann nicht. Ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht. Meine Nami, das klingt höher und schöner, als alles ich mir je erdacht habe. Meine Nami, ich gebe dich nie wieder her. Diese Sprache war ihr so fremd an ihm und gleichzeitig doch so vertraut. Sie war wie ein Geheimnis, dass sie an ihm gefunden und das nun endlich frei werden durfte. Und sie konnte nicht ohnehin daran zu denken, dass diese Bögen ein Teil von ihm waren. Von einem Teil, der nur ihr gehörte. Man müsste mich prügeln für all das Leid, dass ich dir beschert habe, dir gerade beschere und dir in Zukunft noch bescheren werde. Las sie auf der dritten Seite. Ich sehe dein schlafendes Engelsgesicht und ich möchte meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Liebend gerne würde ich zu deinen Füßen kriechen, in der Hoffnung du würdest mir irgendwann vergeben. Auch wenn ich weiß, dass ich keinerlei Recht darauf habe. Mir graut vor der Zeit, wo du diesen Brief lesen wirst, denn dann werde ich nicht mehr bei dir sein. Und so stark du auch nach außen scheinen magst, ich werde nicht mehr da sein können um deine Tränen zu trocknen. Dieser Brief allein ist eine Schande. Eine egoistische Tat meiner Selbst, weil ich zu feige bin dir dies alles zu sagen. Dir zu sagen, dass ich dich verlasse… Ich habe viel zu wenig Zeit… Außerdem sollst du Lilliana freudig wieder sehen, so wie du es dir wünschst. Und wie ich es mir wünsche… Du sollst nicht das Gefühl haben, dass du entscheiden musstest. Ich habe entschieden. Es ist besser so. Ich sollte nicht jammern. Letztendlich wird alles gut, aber wir wissen beide genau, was vorherrschen muss, bevor es gut wird. Seine Gedanken waren so unkoordiniert. Es war keinerlei System dahin. Er musste es einfach geschrieben haben wie es ihm eingefallen war. Unfähig irgendeine Ordnung hinein zu bringen. Und mit jeder der acht Seiten schien es schlimmer zu werden. Acht Seiten. Acht Seiten Pergament hatte er ihr geschrieben. Acht Seiten ohne eine einzige Wiederholung. Keine einzige, außer einer: Ich liebe dich. Er schrieb es so oft und doch bekam sie nicht genug davon. Sie sog es in sich auf, ließ es auf sich wirken; wollte es nie wieder verlieren. Nie wieder. Aus Angst sie könnte vergessen, wie sehr er sie liebte. Wie sehr sie ihn liebte. Aber hatten sie nicht einen Beweis dieser Liebe? Einen Beweis, den ihr niemand mehr nehmen würde? Er dachte daran. Wie konnte er auch nicht, da sie in diesem Moment so präsent in seinem Kopf gewesen sein musst wie kaum etwas anderes. Ihr Töchterchen. Ihre Lilliana. Ein Wunder hast du sie bei ihrer Geburt genannt und ein Wunder ist sie tatsächlich. Vor ihr waren wir glücklich, sie allerdings hat es zur Vollkommenheit gebracht. Schrieb er auf Seite vier. Ich bin dankbar für diesen Tag, wo du dieses einzigartige Geschenk von mir gefordert hast. Wie könnte ich sie nicht retten? Wie könnte ich Lilly dort lassen? Was wäre ich für ein Vater, wenn ich es nicht tun würde? Wie könnten wir damit leben? Wie könntest du damit leben? Wie könnte ich… Dieses kleine Wunder. Unser lebendes Glück. Ich kann kaum glauben, dass ich ein Teil davon sein soll… „Das bist du. Du bist ein Teil von ihr. Genauso wie von ihm…“, hauchte Nami unter Tränen. „Von Hiroki. Unser Hiroki. Dein kleiner Hiroki…“ Sie schluchzte. „Dein Hiroki…“ Sie las bis tief in die frühen Morgenstunden hinein. Tatsächlich erklag draußen schon das Kreischen der Möwen, als sie die letzte achte Seite erreichte. Ihr fiel sofort auf, dass die Hälfte des Bogen abgerissen worden war, doch sie war zu begierig auf seine Worte um diesem Umstand weitere Beachtung zu schenken. Ich bin nun fast am Ende, meine Liebste. Meine Stunden hier bei euch sind vorerst gezählt. Halb bin ich froh dir mit diesem elendem Pergament nicht noch mehr das Herz brechen zu müssen. Ich weiß, es ist töricht nach all diesem noch etwas von dir zu erbitten, aber ich muss es versuchen. Und weil ich weiß, wie sehr du mich liebst, zumindest ein kleiner egoistischer Teil von mir,… Sie lachte leicht. … so wirst du diesen Stück Pergament vor Wut zerreißen wollen. Sie horchte auf. Meine teure Nami, die, die du mir so wichtig bist, wie kaum ein anderer Mensch vorher es war. Du, die mir so viel mehr schenkte, als ich ihr gab… „Du selbst unterschätzender Narr.“, hauchte sie leise. „Was redest du nur für Unsinn…“ …, auch wenn du das bestreitest. Sie lachte erneut. Wie gut er sie doch kannte. Alles, was ich jemals für dich tat, alles was ich auf mich nahm (und ich weiß wie hoch du diese kleinen Dinge stellst), war einzig und allein für dein Glück. Dein befreites Lachen, was ich so an dir schätzen und lieben gelernt habe. Du weißt nicht wie glücklich du mich gemacht hast, als ich ein Teil davon sein durfte… „Als ob du nur ein Teil davon wärst, Ruffy.“ Sie lachte leicht unter Tränen. „Du bist mein Glück.“ Aber gerade, weil ich nie etwas anderes für dich wollte, möchte ich dich um eines bitten. Warte nicht auf mich. Nami Gesicht verlor mit einem Mal all seine Farbe. Ein schreckliches Dejavu erschien vor ihren Augen. Sie sah ihn vor ihr stehen, dort an der Tür. Und sie hörte diese Stimme, die aus seinem Mund kam. „Nami.“ Diese Stimme, die nicht die seine war. „Warte nicht auf mich, o.k.?“ Jetzt war es ihr klar, warum sie die ganze Szenerie nicht gemocht hatte. Warum sie sich so unwohl gefühlt hatte, als sie ihm mit einem Nicken geantwortet hatte. Warte nicht auf mich… Konnte er das wirklich ernst meinen? Ein Blick auf seine geschriebenen Worte bestätigten ihr, dass er es tat. Allerdings war die Tatsache, dass dieses letzte achte Pergament das Verwischteste von allen war, auch ein Beweis. Es war ein Beweis, dass seine Vernunft ihn diesen Satz sagen und schreiben ließ. Sein Herz dagegen schrie. Es hämmerte, schmerzte, brannte. Während er dort saß und vernünftig schrieb. Hör auf mich! Schrieb er weiter. Hör auf mich. Ignorier diese verräterischen Tränen, die jedes dieser richtigen Worte verschwimmen lassen. Oder besser: Hör auf dich. Ignorier mich. Ignorier, was ich dir schrieb, denn das alles ist Gelaber eines geschwätzigen Egoisten, der seine Untaten rechtfertigen will. Verbrenn ihn und tu, was du für richtig hältst. Ich stehe dir nicht im Weg. Ein Schrei entwich ihrem Mund. Ein kleiner, schmerzender Schrei, der in ihr ein bitterliches Schluchzen hervorrief. Sie spürte die Qualen. Das Leid, das nicht das ihre war. Diese ungeheure Beherrschung, die er sich selbst abverlangte diese Zeile zu schreiben. Die Zeilen, die sie freigaben. Die Frau, die er liebte. Er ließ sie gehen… Wie weit konnte Selbstverleugnung gehen? Und vor allem, wie weit konnte Monkey D. Ruffy damit gehen? Dein Weg steht frei. Hieß es weiter. Geh gestalte, leb ihn. Ohne mich. Vergiss mich, streich mich, töte mich. Ein jähes Aufjaulen entfuhr Namis Kehle. Was tat er da nur? Was schrieb er da nur? Ich habe dich zur Freibeuterin gemacht, zur Piratin, zur Navigatorin. Zeichne deine Karte und dann lass mich hinter dir. Gehe deinen Weg, einen eigenen. Such dir etwas, das du gerne hast und vielleicht findest du auch jemanden, der dich gern hat. Jemand, der euch beide, dich und Lilly, genauso liebt wie ich. Und wenn ich das weiß, dann bin ich glü… Es sah aus, als hätte er wirklich versucht es zu schreiben. Ein riesiger Kraftaufwand schien hinter diesen drei Buchstaben zu stecken, doch es schien nichts genutzt zu haben. Einsam und verloren standen das g, l und das ü dort. Einsam und allein. Und Namis Augen flogen zu den letzten Worten, die gequetscht und traurig unter den vorherigen standen. In Liebe, Ruffy. Minutenlang starrte sie auf die abgerissene Seite. Das konnte er nicht ernst meinen. Nie im Leben hatte er das so geschrieben, wie es dort stand. Niemals! Jedenfalls nicht so, wie sie es dort in ihrer Hand hielt. Dass die Seite am unteren Rand abgerissen worden war, bestätigte nur ihre Gedanken. Doch allein die Tatsache, dass er so erbärmlich versucht hatte, sie über seinen eigenen Verlust hinweg zu täuschen, zerriss ihr Herz. Dieser dumme Narr! Das waren nicht seine Worte. Sie wollte den ganzen Brief haben. Nicht nur einen Teil davon. Den vernünftigen Teil. Sie wollte den, der von Herzen kam. Den, den er abgerissen hatte, in der lächerlichen Hoffnung es würde ihr reichen. Sie würde sich damit begnügen. Aber nicht Nami! Energisch schlug sie die Bettdecke weg, stand auf und steuerte mit tränenden Augen auf den Papierkorb neben dem Schreibtisch zu. Voller Wut ließ sie sich daneben nieder und durchwühlte ihn. Sie entfaltete jedes noch so kleine zusammengeknüllte Pergament. Selbst, wenn er den letzten Teil des Briefes in winzig kleine Stücke zerrissen hätte, sie hätte ihn gefunden und zusammengesetzt. Als der Papierkorb jedoch leer war und sie auch nicht einen passenden Schnipsel gefunden hatte, verlor sie leicht den Mut. „Du verdammter Idiot.“, sprach sie leise zu sich selbst, während die Tränen weiterhin ihre Wangen hinunterflossen. „Wo hast du ihn versteckt? Wo?“ Suchend blickte sie sich im Zimmer um. Und ihr Blick fiel auf die drei Schubladen seines Schreibtisches. Neuen Mut fassend, erhob sie sich vom Boden, setzte sich auf seinen Stuhl und durchsuchte alle drei hintereinander. Sie waren alle voller Briefe. Nami durchsuchte jeden einzelnen, öffnete die zusammengelegten Bögen und schüttelte die Umschläge aus. In der dritten wurde sie fündig. Zwischen reich verzierten Umschlägen und offensichtlich hoch bedeutenden Schreiben, fand sie den vollständigen, vermissten Abschnitt ihres Briefes. Leicht grinsend ging sie mit ihm zurück ins Bett, legte die beiden Teile der achten Seite zusammen und begann weiter zu lesen. Ich habe dich zur Freibeuterin gemacht, zur Piratin, zur Navigatorin. Zeichne deine Karte und dann lass mich hinter dir. Gehe deinen Weg, einen eigenen. Such dir etwas, das du gerne hast und vielleicht findest du auch jemanden, der dich gern hat. Jemand, der euch beide, dich und Lilly, genauso liebt wie ich. Und wenn ich das weiß, dann bin ich glü… Ja, soweit war sie schon mal. Gespannt schweiften ihre Augen zum ersten Absatz des zweiten Teiles, der energisch, groß und krakelig geschrieben worden war, fast so, als wäre der Schreiber im Kopf (oder Herzen) schneller gewesen wie seine Feder. Ich kann es nicht! Namis Herz hüpfte. Ich kann es nicht! Ich bin ein miserabler Lügner. Nicht mal das Pergament kauft es mir ab. Ich wollte dich hinausschicken. Hinaus in dein eigenes Leben. Ich will nicht, dass du an mir klammerst. Aber ich verrate dir ein Geheimnis: Ich liebe es, wenn du das tust. Es gibt mir das Gefühl wirklich richtig bei dir zu sein und du weißt nicht, wie sehr ich das brauche: Diese Bestätigung alles richtig zu tun. Richtig zu sein. Ich wollte richtig zu dir sein. Ich wollte dir alles offen stehen lassen: Eine neue Welt, ein neuer Weg, ein neues Leben. Aber ich muss gestehen, dass ich es nicht kann. Gehe deinen Weg, ich werfe mich dir zu Füßen und erflehe ihn benutzen zu dürfen. Schaffe dir deine Welt, ich zertrümmere meine, werfe sie dir zu Füßen und lebe in deiner. Such dir den neuen Mann in deinem Leben, aber ich verspreche dir, er wird euch niemals so lieben wie ich es tue. Denn das kann er einfach nicht. Mein Kopf schreit so sehr danach dich gehen zu lassen. Wenn du gehen willst geh, aber sei darauf gefasst, dass ich dich irgendwann einhole. Ich bitte dich, meine Nami, ich flehe dich auf Knien an, warte auf mich. Ich bitte dich. Ich bitte dich so sehr… Ich liebe dich. Ich liebe dich, meine Nami. Ich flehe auf Knien… Ich schwöre es dir, ich gebe dir mein Wort, meine Seele, alles was ich habe, ich beeile mich. Ich bin bald wieder da. Es dauert nicht lange. Aber bitte, bitte warte auf mich… Ich kann nicht mehr ohne dich. Bitte warte… Gib mir Halt… In Liebe, Ruffy Eng drückte Nami alle acht Seiten an ihre Brust. Dies waren seine Worte. Seine letzten Worte an sie und sie würde sie in Ehren halten. Allen voran die letzten Absätze. So lange, bis er wieder da war. Bis er wieder bei ihr war. „Weißt du, Hiroki…“, flüsterte sie kurze Zeit später ihrem Sohn zu, als sie sich in Ruffys Kissen kuschelte. „Dein Papa ist ein ganz schöner Narr.“ Sie legte seinen Strohhut auf ihr eigentliches Kopfkissen, den Brief unter seines und blies die Kerze aus. „Aber weißt du was?“, murmelte sie, während ihre Nase sich tief in dem verkroch, was so sehr nach ihm duftete. „…, dass ist nur eine der vielen Sachen, die ich so an ihm liebe.“ Liebevoll streichelte sie über ihren Bauch. „Glaubst du, er ist wieder da, wenn du raus kommst?“ Träumerisch sah sie zu ihrem Geburtstagsgeschenk von Lilliana herüber, welches auf ihrem Nachttischschränkchen stand. Ein hellblauer, mit Sand und Muscheln verzierter Bilderrahmen, der ein Bild von der kleinen Schwarzhaarigen und ihrem Vater umrahmte. Zaghaft küsste Nami ihren Mittel- und ihren Zeigefinger und drückte sie auf die Glasscheibe. „Bitte, komm bald wieder, Ruffy.“, hauchte sie zittrig seinem Foto-Ich zu. „ Ich kann das doch nicht ohne dich…“ * Die sanften Tropfen des Frühlingsschauers fielen auf die Inselgruppe Konomi herab, als Nami sie nach dreiwöchiger Fahrt zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Endlich waren sie angekommen, denn dort vor ihren Augen, direkt am Horizont gelegen, lag Namis Heimatinsel Kokos. Mit kräftiger Stimme rief sie die restlichen Mitglieder der Strohhutbande zu sich auf das Oberdeck der Thousand Sunny hinauf. Zorro, Chopper, Robin und Franky gehorchten ihr aufs Wort, denn seitdem Lysop auf Syrop und Sanji auf dem Baratie abgesetzt worden waren, brauchten sie jede freie Hand für den doch eigentlich so einfachen Vorgang des Ankerns. Neugierig standen die fünf Freunde um Namis allererste Karte herum und beratschlagten, wo sie ihr Schiff am besten ankern lassen würden. Der Hafen kam auf keinen Fall in Frage. Sollte die Marine auf die Insel stoßen, würden sie sofort geliefert sein. Letztendlich einigten sie sich auf eine kleine Bucht unterhalb von Bellemeres Grab. Des Weiteren würden sie den Standort der Sunny monatlich wechseln, um möglichen Spekulationen ihrer Feinde aus dem Weg zu gehen. Als Nami nach einiger Zeit ihre Karte wieder zusammenrollte und sicher in ihrer Hosentasche verstaute, während die übrigen vier ihre Positionen einnahmen, musste sie sich wieder einmal eingestehen, dass diese Besprechung alles andere als typisch für die Bande verlaufen war. Zugegeben: Alles war ruhig und friedlich verlaufen. Keiner hatte gestritten, keiner hatte sich geprügelt. Doch gleichzeitig hatte auch niemand gelächelt, kein einziger gelacht. Sie waren seriös und ordentlich gewesen. Für jeden Außenstehenden wäre dies eine Erlösung gewesen, für die Mitglieder der Bande war es die reinste Folter. Selbst Nami, die sich des Öfteren ausdrücklich nach Ruhe gesehnt hatte, vermisste nun den alltäglichen Lärmpegel und das (auf den ersten Blick) unorganisierte Chaos an Bord. Denn, obwohl sie es oft verflucht hatte, war diese Atmosphäre ein Teil des Schiffes geworden. Ein Teil der Mannschaft. Ein Teil ihres Zuhauses und somit auch ein Teil ihrer selbst. Dieser Teil fehlte ihr jetzt. Und sie brauchte nicht um sich zu schauen, um zu erkennen, dass es den anderen ebenso erging. Ein wichtiger Teil der Harmonie an Bord war verloren gegangen. Und jeder einzelne der Crew wusste, wo er geblieben war. Ein starker Wind kam auf und fegte Nami die Kapuze ihres Regenmantels vom Kopf. Wild wurden ihre orangenen Haare durcheinander geweht, der Strohhut um ihren Hals schwang hin und her. Vom Hauptmast aus, war das kräftige Flattern ihrer Piratenflagge zu vernehmen. Andächtig betrachtete Nami den schwarzen Stoff im stetig heftig werdenden Wind. Das war ihre Flagge. Die Flagge ihrer Mannschaft. Die Flagge der Strohhutbande. Ein schwarzer, quadratischer Stoff, geziert mit einem weißem Totenschädel und dem Markenzeichen eines einzelnen. Ein Einzelner, unter dem sie alle zusammengekommen waren. Ein Einzelner, der sie alle verein hatte. Ein Einzelner, der sie geführt hatte. Ein Einzelner, auf den sie alle gebaut hatten. Ein Einzelner, dessen markanter Strohhut ihre Flagge zierte. Ruffys Flagge. Nami wandte den Blick von ihr ab und ließ ihn über das Schiff wandern. Ruffys Flagge. Ruffys Schiff. Ruffys Mannschaft. Ruffys Freunde. Ruffys Tochter. Ruffys Nami… Wie man es auch drehte und wendete, immer lief alles auf ihn hinaus. Alles, von der Mannschaft angefangen bis hin zur Thousand Sunny, alles wäre ohne Monkey D. Ruffy niemals möglich gewesen. Ohne ihn, hätte es die Strohhutbande nie gegeben. Ohne ihn, hätten sich diese Personen nie getroffen. Ohne ihn, hätten sie nie ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Ohne ihn, wären diese unterschiedlichen Persönlichkeiten nie miteinander ausgekommen. Und das hatte die Bande in den letzten drei Wochen mehr als genug zu spüren bekommen. Zorro, Nami, Lysop, Sanji, Chopper, Robin und Franky, so sehr sie es sich auch einreden mochten, waren einfach nicht für ein gemeinsames Auskommen, geschweige denn Zusammenleben, geschaffen worden. Sie waren zu unterschiedlich, zu weit voneinander entfernt um miteinander einen guten Umgang pflegen zu können. Der Grund jedoch, warum sie alle es trotzdem über Jahre hinweg geschafft hatten in ihrer eigenen kleinen Harmonie und stetig wachsenden Freundschaft zu leben, war der gleiche wie der, bei dem sie es törichter Weise wieder schafften alles zu zerstören, was sie erreicht hatten: Ruffy. So unscheinbar die Wirkung des Kapitäns auf seine wild zusammen gewürfelten Mannschaft auch nach Außen erschienen war, umso mehr war sie im Inneren deutlich geworden. Es war einzig und allein Ruffys Verdienst, dass Zorro und Sanji sich nie ernsthaft an die Kehle gingen und das, obwohl er nie ein Wort dazu verloren hatte. Es schien seine schlichte Präsenz an Bord zu sein, die eine glückliche Stimmung an Bord verbreitete. Es war seine Offenheit, die sie miteinander Freundschaft und Vertrauen schließen ließ. Und es war sein Optimismus, der sie alle nach vorne sehen ließ. Er gab ihnen Hoffnung und Mut. Ohne ihn, schien das Ganze nicht mehr wert, als ein Splitter aus den Planken der Sunny. Ohne Ruffy war die Strohhutbande dem Untergang geweiht. Und insgeheim war Nami froh, dass sie deren Untergang nicht auf See erleben musste. Es war einfacher an Land, in der Umgebung von Vertrauten auf seine glückliche Wende zu hoffen, als auf der Grand Line der grausamen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Die Wahrheit mit der Lysop sie alle schon vor ein paar Wochen konfrontiert hatte: Dass sie die Beutung von Ruffys letzten Worten einfach nicht verstanden hatten. Und die grausame Enttäuschung, die er empfinden würde, wenn er erführe, wie leicht seine Freunde aufgegeben hatten, anstatt seine Worte zu verstehen, ließ sie sich noch schuldiger fühlen als zuvor. Denn bei Weitem hätte er es nicht einfacher machen können. Und trauriger Weise war kein Ruffy da, der ihnen strahlend lachend verkündete, dass sie nicht so trübsinnig dreinschauen sollten. Allerdings war aber auch genau das der Grund, der sie alle noch ungeselliger werden ließ. Ohne Ruffy war es eben nicht mehr so, wie es sein sollte. Ohne Ruffy war die Strohhutbande dem Untergang geweiht. Drei Worte will ich euch geben und ich weiß, dass ihr sie verstehen werdet. Vertrauen, Mut und Träume. Ihr wisst sicher etwas damit anzufangen. * Das Erste, was Nami auffiel, als sie in die Bucht einfuhren, war eine Art lilanes Surfbrett mit einer fußbreiten Vertiefung und einem (im hinteren Teil gelegenen) Aufbau, das (mit einem Seil an einem Felsbrocken befestigt) neben ihrer vorgesehenen Ankerstelle im Wasser trieb. Irgendwoher kannte Nami das Gefährt, doch selbst als Franky es staunend als „Striker“ identifizierte, wollte ihr die Lösung dieses Rätsels einfach nicht einfallen. Ihre nächste Entdeckung war erfreulicher, dafür aber ebenso rätselhaft. Die Navigatorin hatte bei diesen regnerischen Bedingungen sowieso nicht mit einem großen Empfangskomitee gerechnet. Umso überraschter war sie, als sie bei ihrer Ankunft nicht nur den Dorfpolizisten Genzo und ihre Ziehschwester Nojiko vorfand, sondern auch Dr. Nako, den Arzt ihres Dorfes, und eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Gestalt. Die Bande musste nicht lange raten, wer die dunkle Figur war. Der orangene Hut war einfach zu markant. Ihre Überraschung über das Erscheinen dieser Person, minderte das jedoch in keiner Weise. Jetzt wussten sie genau, wessen Striker dort neben ihnen in der Bucht lag. „Ace…“, erlang Zorros Stimme in einer Tonlage, die ihrer aller Verwunderung zum Ausdruck brachte. „Was ma…“ „Wo ist er?“ Die Stimme des Whitebeardbandenmitgliedes klang ruhig. Keiner antwortete. „Wo ist er?“, wiederholte er diesmal mit stetig wachsender Ungeduld. Sein Blick wanderte von Zorro über Chopper und Franky zu Robin und endete schließlich bei Nami. Die fünfjährige Lilliana befand sich inzwischen schon auf Genzos Armen, war dabei aber ebenso still wie alle anderen. Tatsächlich schienen die einzigen Geräusche das Toben der Wellen und das Pfeifen des Windes zu sein. „Wo ist mein Bruder?“, fragte der schwarzhaarige junge Mann und seine Stimme bebte. „Wo ist Ruffy?“ Der Name des Flehenden schwang über ihnen wie eine der dicken, grauen Regenwolken am dunklen Himmel. Lilliana schlang Hilfe suchend die Arme um Genzos Hals; ihr kleiner Körper erzitterte vor Tränen. Große Tränen kullerten Choppers Wangen herab, Franky und Robin blickten reuevoll gegen Meer, während Nami sich tapfer über ihre Augen wischte und Zorros Miene den letzten Teil ihres Glanzes verlor. Ace starrte sie an; seine dunklen Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Ruffy…“ Ein einfaches, gehauchtes Wort, doch für Nami war es wie ein Peitschenhieb. „Er…“, fuhr Ace fort, schien allerdings unfähig zu sprechen. Sein Gesicht war bleich. „Er…“ Zorro nickte. Einen grauenvollen Moment lang sah er so aus, als würde Ace anfangen zu lachen. Sein Körper erzitterte, die Mundwinkel zogen sich nach oben, seine Augen schien voller Glanz, er hob den Kopf gegen Himmel… Doch dann gaben seine Knie nach und er sank in den nassen Sand herab. Zitternd erhob er seine Hände, drückte sie gegen seinen gesenkten Kopf; die schwarzen Haare bedeckten das von Sommersprossen gezierte Gesicht. Heftige Schauder überfielen den vor- und zurückwippenden Körper, von dem schluchzende Laute ausgingen. Es dauerte einige Zeit bis Nami erkannte, dass Ace weinte. Und die Art, wie er seinen Verlust beweinte, war die Grauenvollste, die Nami je erlebt hatte. Und sie kannte sie. Sie kannte dieses stille, gefräßige Leiden, dass Ace da gerade auf sich nahm. Sie hatte es schon einmal erlebt. Damals. Vor über fünf Jahren. An Deck der Thousand Sunny. Ein paar Tage vor ihrer Ankunft auf Black Rose. Am Abend ihres Moments. Aus den Augen seines kleinen Bruders. Der Tag, an dem sie sich gefragt hatte, wie oft er schon so still geweint haben könnte. Der Tag, an dem sie herausgefunden hatte, auf welche gierige, grausame Weise er leiden konnte. Eine große, unzähmbare und erschütternde Schuld, von der sie gehofft hatte, sie müsste sie nie wieder sehen. Und hier war sie wieder. Mit dem einzigen Unterschied, dass es diesmal nicht Ruffy war. Diese Mal war es Ace. „Ace.“ Unbemerkt war Nojiko zu ihm herangetreten. Eine sanfte Hand legte sich auf seine Schulter. Doch der Schwarzhaarige schien sie nicht zu spüren. Qualvoll drückte er seinen Schädel tiefer in seine Handflächen, sein Körper erzitterte unablässig von unterdrückten Schluchzern. Trotz allem schaffte er es der Strohhutbande ein gefaltetes Stück Pergament zuzuwerfen, das Zorro sogleich auffing. Nicht minder erschüttert, sammelten sich die übrigen vier um den grünhaarigen Schwertkämpfer. Sorgfältig entfaltete jener den Brief, der auf gold/weißem Pergament geschrieben worden war. Ein grausamer, schmerzhafter Stich durchfuhr sie alle, als sie das Pergament und die Schrift erkannten. Tränen traten in Namis Augen, als sie dir für ihn so untypische, ordentliche Schrift erblickte. Natürlich waren auf diesem Brief keine Tränenspuren, noch dazu war er außerordentlich kurz. Als hätte er den Brief möglichst schnell bei seinem Empfänger wissen wollen. Hiermit übertrage ich, Piratenkönig Monkey D. Ruffy, Kapitän der Strohhutbande, Sohn von Dragon und Silver, Bruder von Ace und Enkel von Garp, mit sofortiger Wirksamkeit meine Regierungsgewalt bis auf weiteres, zurück auf die vier Kaiser der Meere. Las Zorro laut vor. Gekennzeichnet Monkey D. Ruffy, Piratenkönig. „Das hat einen Tag vor seiner Inhaftierung geschrieben.“, bemerkte Franky und deutete dabei auf das vermerkte Datum. „Was hast das zu bedeuten?“, fragte Nami noch immer ganz gebannt von seiner Schrift. „ Dass unser Kapitän all seine Macht zurück an die Kaiser gegeben hat.“, erklärte Robin ihr. „ Damit ist sein Titel praktisch nichts mehr wert.“ „Aber warum sollte Ruffy so etwas tun? Er ist doch gerne Piratenkönig.“, fragte Chopper verwundert. „Weil er wusste, dass Senghok einen Kniefall von ihm erwarten würde.“ Alle Blicke wandten sich Ace zu, der inzwischen wieder auf festen Beinen stand. „Ruffy wusste, dass er die gesamte Ehre aller Piraten an die Weltregierung ausliefern würde, sobald er vor dem Großadmiral knien würde. Deshalb hat er seine Macht abgegeben.“ Er lächelte verkrampft. „Mein Bruder hat die gesamte Piraterie mit diesem kleinen Schreiben gerettet, das glücklicherweise mehrer Minuten vor seinem Kniefall bei Whitebeard eintraf.“ Er nahm den Brief von Zorro entgegen. Der Name des Märtyrers Monkey D. Ruffy geht mittlerweile um die ganze Welt.“ Der Schwarzhaarige trat vor Nami. „Irgendwie bin ich froh, dass er mir bei unserem letzten Treffen sagte, dass ihr bald Urlaub auf Kokos machen würdet.“ Er ließ einen Blick über sie schweifen. „Diesmal…“ Er zögerte. „Weißt du es?“ Sie nickte. „Ja, ich weiß von Hiroki.“ Ace nickte beruhigt, dann trafen seine dunklen Augen ihre Haselnussbraunen. „Und er?“, fragte er sanft. Einen Augenblick hielt sie seinem Blick stand, dann schüttelte sie den Kopf, wobei ihre lange zurückgehaltenen Tränen endlich aus ihr heraus brachen. Ace seufzte leicht, dann nahm er sie in seine Arme. Nami ließ es widerstandslos geschehen; bitterlich weinte sie an seiner Brust. „Hiroki?“, erklang seine Stimme plötzlich über ihr und sie spürte wie leichte Tränen ihr Haar benetzten. Sie nickte sanft. Und dann vernahm sie ein leichtes Lachen. „Ja, das klingt ganz nach Ruff.“ Lächelnd sah er gegen Himmel. „Hiroki.“ Der Regen trommelte weiterhin schwer auf die Insel herab, als die kleine Gruppe von der Bucht aus nach Kokos einzog. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So, das war das 19. und ich muss gestehen, auch das vorletzte Kapitel dieser FF. Es werden also nur noch das 20. Kapitel und ein kleiner Prolog folgen. Aber soweit ist es ja nun noch nicht. ^^ Zorro. Ace. Wer wird wohl Namis Herz erobern? XD Das überlasse ich euch lieber fürs nächste Mal. Für Lob und Kritik bin ich wie immer offen und das war’s auch schon wieder. Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal. Eure Pirate-Girl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)