Blutsgeschwister von Wachtel ================================================================================ Kapitel 148: Fassadensicht -------------------------- Juni 1979 Nachdem Regulus gegangen war streifte Hannah eine ganze Weile durch die Bahnhofsvorhalle. Von Dung war nirgends eine Spur zu entdecken. Sie war beinah der Meinung, dass er sich in irgendeine Spelunke verdrückt hatte, um seinen erhöhten Alkoholkonsum vom gestrigen Abend fortzusetzen als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte. „Hat janz schön lange gedauert.“, merkte er an. Hannah wandte sich zu ihm um. Auch er trug Muggelkleidung. Allerdings war diese in einem deutlich abgeranzterem Zustand als die von Regulus. Sein rostrotes kinnlanges Haar hatte er unter einer grünen Wollmütze versteckt, während ein dickes Tuch sein halbes Gesicht verdeckte. „Das nennst du unauffällig?“, Hannah zog kritisch eine Augenbraue nach oben. „Hat der Bursche mich etwa gesehen, Mädel?“, brummte er genervt. „Denke nicht.“, gestand sie. Das Metall an ihrem Handgelenk wog schwer. Es war ungewohnt eine Uhr zu tragen. Und das es eine war, die so offensichtlich dem Feind gehörte machte es nicht sonderlich besser. Unauffällig vergrub sie ihre Hand in den Tiefen ihrer Jeanstasche. „Ist auch nicht wichtig. Wir müssen in den Orden...“, erklärte er. Sie sah ihn ratlos an. „Sturgis Patronus ist aufgetaucht als du dich mit dem Idioten da drinnen so köstlich amüsiert hast.“ Er setzte eine grimmige Miene auf. „Mädel, jetzt Mal ehrlich.“, ergänzte er, nachdem er unschlüssig in der Gegend herum geblickt hatte. „Was hat der Kerl im Sinne? Er will sicher nicht nur mit dir was trinken gehen.“ Sie zuckte mit den Schultern. Indessen machten sie sich auf den Weg hinaus aus dem Bahnhof. Beide hielten sie nach einem Platz Ausschau von dem es ihnen möglich war ungesehen zu disapparieren. „Du solltest zumindest Dumbledore einweihen.“, schlug er vor. Hannah schüttelte starrköpfig den Kopf. „Nein!“, entgegnete sie bestimmt. „Dumbledore kann auch nicht immer alles richten.“ Außerdem hatte der Orden sein Urteil längst gefällt. Regulus war ein Todesser. Er stand auf ihrer Liste. Vermutlich beschatteten sie ihn, wann immer sie die Kapazitäten dazu hatten. Hannah war noch nicht tief genug in die Geschehnisse im Orden involviert, um über alle Vorgänge informiert zu sein. Mit Sicherheit hatte Regulus einiges verbrochen. Wahrscheinlich wäre es nicht sonderlich schwer ihn wegen seiner Vergehen lebenslang in Askaban einzusperren. Sofern sie ihm diese den Nachweisen konnten und ihn in die Finger bekamen. Dass war jedoch etwas, was Hannah beim besten Willen nicht wollte. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihn in Askaban sehen. Dieses Band zwischen ihnen war für sie nicht greifbar. Es war nicht wie der Blutsschwur, der bewusst gesteuert worden war. Es war einfach so entstanden ohne das einer von ihnen damit gerechnet hatte. Es war eine Entscheidung. Ihrer beider Entscheidung. „Aber Dumbledore kann so einiges richten.“, widersprach Dung. Im Gehen wickelte er das Tuch von seinem Gesicht ab und stopfte es in die Jackentasche. Hannah seufzte schwer. Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Das geht ihn nichts an.“ „Mädel!“, Dung stöhnte. Sie bogen um eine Kurve. Mundungus deutete auf eine schmale Sackgasse zu ihrer Linken. Hannah warf einen prüfenden Blick über die Schulter. Die vorbeilaufenden Muggel schienen sich tatsächlich nicht für die kleine Straße zu interessieren. Ein paar parkende Autos gaben ein gutes Versteck. Hannah nickte ihm zu. Gemeinsam durchquerten sie die Gasse und disapparierten in den Aufzug des Ordens. Hannah taumelte kurz, nachdem das übliche schlauchartige Gefühl verschwunden war, brauchte sie stets einen Moment, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Dung beugte sich hinunter, um die Tastenkombination einzugeben. Hannah nutzte den unbeobachteten Moment und entfernte die Armbanduhr von ihrem Handgelenk. Lautlos stopfte sie sie in ihre Jackentasche. Als sie das Untergeschoss erreichten, entdeckte Hannah direkt Hagrid. Er hatte sich im Türrahmen zum Versammlungsraum aufgebaut. Dabei verdeckte er fast die ganze Tür. Sie hörte Mundungus hinter sich etwas grummeln. Auch er hatte den Wildhüter entdeckt. Hannah räusperte sich. Hagrid drehte sich um und strahlte sie an. „So schnell sieht man sich wieder, nicht wahr, Hannah?“, brummte er und gab die Tür frei. Nicht ohne Mundungus einen verdrießlichen Blick zu zuwerfen, der sich dicht an sie gedrängt, durch die Tür schob. Im Versammlungsraum war bereits viel los. Frank, Alice und Dorcas brüteten über ein paar großen Karten und Instrumenten am hinteren Tisch. Frank sah ziemlich müde aus, ständig rutschte ihm seine Lesebrille in das rundliche Gesicht. Mit einem Finger schob er sie wieder hinauf auf die Stirn. Beim Aufsehen bemerkte er ihr Eintreten und hob die Hand zum Gruß. Hannah entdeckte den kleinen Dädalus Diggel, der sich an der Fensterbank ernst mit Sturgis und Marlene unterhielt. Edgar Bones hingegen beriet sich mit einem kleinen alten Zauberer, den Hannah erst wenige Male gesehen hatte. Wenn sie es recht in Erinnerung hatte, dann hatte er sich als Elphias Doge vorgestellt. Auch Caradoc Dearborn, der Zauberer mit den quirligen schwarzen Locken, leistete ihnen Gesellschaft. Hannah hatte wage im Kopf, dass er ebenfalls in der Aurorenzentrale arbeitete. Die Rumtreiber und Lily saßen in der kleinen Sitzgruppe aus zusammen gewürfelten Sesseln in der Nähe des Kamins. Hannah sah sich um. Sie konnte weder Cheryl noch die Potters irgendwo finden. James, der in eine hitzige Diskussion mit Remus und Sirius verwickelt war, hob den Kopf und grinste Hannah breit an. „Hier her, Feder.“, rief er und wedelte mit einer Hand. Nicht das sie die Möglichkeit gehabt hätte ihre Freunde in dem doch überschaubaren Raum zu übersehen. „Ist ja gut.“, sagte sie an James gewandt und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Dung tippte ihr auf die Schulter. Er reckte das Kinn in Richtung Sturgis. „Muss kurz was klären, Kleines.“, bemerkte er. Er starrte kurz finster hinüber zu Sirius und drückte ihr dann demonstrativ einen Kuss auf die Wange, bevor er hinüber zu Sturgis schlenderte. Hannah mied es Sirius anzusehen. „Wo ist Cheryl?“, fragte sie stattdessen in die Runde. „Tante Abigal hat Geburtstag.“, antwortete James und kassierte prompt einen bitteren Blick von Lily. „Und da seit ihr hier?“, fragte Hannah. „James wollte behaupten wir würden arbeiten.“, erklärte Lily, sichtlich verstimmt. „Ziemliche dumme Idee, wenn dein Chef dein Vater ist.“ Hannah gluckste. „Und warum dann?“ James legte den Kopf schief. „Erfährst du gleich.“, erklärte er und deutete auf die Tür. Dort jedoch stand noch immer Hagrid. Inzwischen vertieft in eine Recht angeheiterte Unterhaltung mit Diggel. „Hat Hagrid deine Ausrede etwa mitgebracht?“, fragte sie scharf. James konterte mit einem breiten Grinsen. „Ne...aber der Boss kommt sicher bald.“ „Ist ja nicht so als würden wir ihn nicht aus zehn Meilen Entfernung hören.“, mischte sich Sirius feixend ein. Hannah blickte zu ihm auf. Er grinste sie unerschütterlich an. „Hey, Feder.“ Hannah spürte wie sie rot wurde. Sie nickte ihm zu, während sie ungeschickt auf ihrer Unterlippe herumkaute. „Wir müssen später noch was besprechen.“, verkündete er. „Nur wir zwei.“ Er zwinkerte. Hannah kniff die Augen zusammen. Hastig warf sie einen Blick hinüber zur Fensterbank, wo sich Mundungus nun mit Sturgis unterhielt. Er zeigte dem blonden Zauberer etwas in der Innenseite seines Umhangs und warf immer wieder rasche Blicke über die Schulter als wolle er prüfen ob Moody oder Dumbledore schon eingetreten waren. „Was?“, fragte Hannah krampfhaft. „Sirius...“, mischte sich Remus genervt ein und warf seinem Freund einen misstrauischen Blick zu. „Was den?“, feixte Sirius und versetzte Remus mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Seite. Er blinzelte rasch und warf einen kurzen Blick hinüber zu James und Lily. „Wir haben Trauzeugen Angelegenheit zu besprechen.“, erklärte er kess. „Nichts verwerfliches also..“, fügte er hinzu. „Kann ja nichts dafür, wenn ihr immer an so versautes Zeug denkt, Moony.“ Remus lief eben so rot an wie Hannah sich fühlte. Sirius grinste Hannah sichtlich zufrieden an. Er schien bemerkt zu haben, dass es ihm gelungen war sie aus ihrem Konzept zu reißen. Hannah grinste bemüht lässig zurück, während ihre Finger nach der schweren Uhr in ihrer Tasche tasteten. Um die Situation möglichst diskret zu umgehen wandte Hannah sich an Remus. „Was ist hier eigentlich los?“, fragte sie. Ihr Blick haftete an Frank, der ganz in ihrer Nähe stand und einen ziemlich besorgten Eindruck machte. „Was fragst du mich.“, fragte Remus. Abwehrend hob er die Hände. „Ich sitze nicht an der Quelle.“ Er deutete auf die Rekruten. Hannah die kein Interesse daran hatte wieder Blickkontakt mit Sirius aufzunehmen, nahm stattdessen James ins Visier. „Also?“, fragte sie ungeduldig. Peter folgte ebenso ahnungslos dem Geschehen. Er schien auch nicht über die Situation informiert zu sein. Auch wenn er deutlich Näher an der Quelle saß als Remus oder Hannah. James reagierte zunächst nicht, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bin nicht berechtigt dir das mitzuteilen, Feder. Du wirst wohl auf den Boss warten müssen.“ Hannah stöhnte genervt, nicht ohne James zuvor mit einem möglichst finsteren Blick zu strafen. „Ich kann es kaum erwarten endlich anzufangen und die Information zeitgleich mit euch zu bekommen.“ „Aber, aber Feder“, mischte sich Sirius ein. „Du glaubst doch nicht etwa, dass du uns gleichgestellt bist. Immerhin sind wir im zweiten Jahr und du dann bloß Anfängerin.“ Hannah wandte sich zu ihm um. „Na und?“, fragte sie zornig. „Schickt Moody euch etwa aus dem Raum, um Frank und Gideon vor euch zu informieren?“ Sirius blinzelte rasch, nicht bereit dazu, ihr Recht zu geben und beschämt zu Boden zu blicken. „Ich glaube nicht, dass er sonderlich auf solche Zeitverschwendung steht.“, bemerkte sie finster. „Sehr richtig, Miss Tyler.“, sagte eine brummige Stimme hinter ihnen. Alastor Moody hatte sich unmittelbar hinter ihnen aufgebaut ohne das sie sein Eintreten in den Raum überhaupt bemerkt hatten. James und Sirius zuckten in sekundenschnelle zusammen und rafften sich auf. „Wir haben sie nicht gesehen, Boss.“, murmelte Sirius rasch und rieb sich verlegen über die Schläfe. „Wie immer.“, spottete Moody grimmig. „Nichts anderes hätte ich von ihnen beiden erwartet.“, erklärte er. Hannah war sich fast sicher, dass seine Mundwinkel belustigt nach oben schnellten. Moody stapfte unwirsch und ohne weiteren Kommentar nach vorne. Auch Dumbledore hatte sich mittlerweile in vorderster Front des Raumes eingefunden. Hannah blickte hinüber zu Mundungus, der sich binnen Sekunden von Sturgis entfernt hatte und wie ein reumütiger Dackel auf den Boden starrte. Er warf Hannah einen flüchtigen Blick zu, grinste und strich über das, was auch immer er in seiner Umhangtasche versteckt hatte. Hannah mied es Dumbledore anzusehen, der vorne gemeinsam mit Moody ein paar Dokumente sichtete. Ihre Gedanken drifteten augenblicklich zu ihrem Vormittag mit Regulus. Inständig hoffte sie Mundungus würde sich an sein Versprechen halten und sie nicht verraten. Sie war sich bewusst, dass seine Beziehung zu Dumbledore in den letzten Monaten sehr gelitten hatte. Ihretwegen war er ihm aus dem Weg gegangen. Hatte es gemieden im Orden aufzutauchen, wenn er sicher war das Dumbledore anwesend war. Was sie jetzt von ihm verlangte war nicht fair. Hannah wusste das, aber es änderte rein gar nichts. Sie hatte nicht die Möglichkeit gehabt Dung anzulügen, aber allein der Gedanke Regulus zu verraten machte sie wahnsinnig. Moody am Besprechungstisch räusperte sich. Die Gespräche im Raum verstummten sofort. Eine weitere Aufforderung war nicht nötig, denn selbst James und Sirius gelang es die Klappe zu halten. „Wir hatten zwei Angriffe in der letzten Woche.“, begann Moody. „Das klingt als wäre es etwas Gutes.“, witzelte Sturgis. Moody warf ihm einen sehr bösen Blick zu. „Zwei Angriffe die eindeutig Vampiren zuzuordnen sind.“, fuhr Moody fort. „Angriffe an muggelstämmigen Hexen oder Zauberern und ihren Familien.“ Alice schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Marlene stieß einen spitzen Schrei aus. Frank schubste ungeschickt, dass Spickoskop vom Tisch mit den Karten. Es schlug mit einem lauten scheppernden Geräusch auf den Boden auf. Der Kreisel drehte sich kurz und setzte dann ein ohrenbetäubendes schrilles Geräusch frei. Moody schritt durch den Raum und zückte den Zauberstab, während alle anderen sich hastig die Finger in die Ohren schoben. Mit einem kurzen Schlenker brachte er die Gerätschaft zum Verstummen. Sirius zog sich die Finger aus den Ohren. „Was für ein Mist.“, fluchte er und starrte auf den Kreisel am Boden. „Kein Wunder, dass der hier los geht.“, brummte Moody und warf Mundungus einen skeptischen Blick zu. Hannah machte Anstalten zu wiedersprechen, um Partei für Dung zu ergreifen, doch James der ihr am nächsten Stand versetzte ihr einen gekonnten Hieb in die Seite. „Lass das!“, flüsterte er eindringlich, während Moody nach vorne hinkte. „Es ist keine sonderlich kluge Idee, ihm bereits vor Dienstantritt auf die Nerven zu gehen.“ Hannah setzte an, um etwas zu entgegnen, dass zumindest James gegenüber Dungs Loyalität verteidigte. Sie kam jedoch nicht dazu, denn Dumbledore räusperte sich und der Aufruhr unter ihnen wich bedrücktem Schweigen. „Was ist mit dem Pakt?“, fragte Alice. Hannah hörte kaum zu während die Anwesenden über einen Eid diskutierten, den sie bestimmt einmal in Geschichte der Zauberei durchgenommen hatte. Aber dessen Existenz sie wohl ignoriert hatte. Zumindest konnte sie sich nicht an diese Unterrichtseinheit erinnern. Nicht das sie es Lily gegenüber jemals zugeben würde. Stattdessen schweiften ihre Gedanken zurück zu den Ruinen von Slains. Als sie mit Dung dort angekommen war hatte er ihr von den Legenden von Vlad Drakul erzählt. Ihre einzige Verbindung zu Vampiren waren die Schaudergeschichten der Muggel. Die Vorstellung das Voldemordt gemeinsam mit diesen Geschöpfen agierte jagte ihr mehr Angst ein als sie gewillt war sich einzugestehen. „Es ist nicht logisch.“, wandte Caradoc Dearborn ein. „Er arbeitet mit Greyback und dessen Rudel. Kein Vampir würde sich jemals mit einem Werwolf auf eine Seite stellen.“ Nicht wenige im Raum warfen Remus einen hastigen Blick zu. Hannah war sich sicher, dass es einigen in ihrer Runde nicht gefiel mit einem Werwolf an einem Tisch zu sitzen. Zu lange war den Meisten von ihnen eingeprägt wurden, um welch grausame Geschöpfe es sich dabei handelte. Es war ebenso wie jene Vorurteile mit denen Sirius immer wieder aufs Neue konfrontiert wurde. Allein weil er ein Black war. Wieder einmal tastete sie nach der schweren Armbanduhr in ihrer Tasche. Noch immer hatte sie sich nicht an das Gewicht in ihrer Tasche gewöhnt. Es fühlte sich an wie Verrat. Doch wenn sie das Misstrauen unter ihnen betrachtete war sie nicht sicher, ob ihre Sache überhaupt jemals zum Erfolg führen konnte. Aber Dumbledore hatte sich sicher etwas dabei gedacht, die unterschiedlichsten Menschen zusammen zu führen. Einige von ihnen mit einem Makel, dass schwerer wog, als das der anderen. Wenn es ihnen gelingen würde, zusammen zu stehen, vielleicht gab es dann eine kleine Chance auf Erfolg. Hannah war sich wohl bewusst, dass das was sie Tat, die Sache mit Regulus, diese ganze Situation mit dem Misstrauen nicht gerade verbesserte. „Wenn ihm das gelungen ist...“, begann Frank. Er schüttelte sich sichtlich vor Angst und brach den Satz ab. Es war nicht notwendig, dass er ihn beendete. Sie alle hatten verstanden. „Was tun wir jetzt?“, fragte Diggel. Seine Stimme klang ziemlich schrill und er wackelte unruhig auf seinem Sessel hin und her. „Wir können nicht alle Muggelstämmigen oder Halbblutehen überwachen.“, antwortete Marlene und ließ resignierend die Schultern hängen. Frank nickte zur Bestätigung ihrer Worte. Die Hoffnungslosigkeit in ihren Reihen war schier greifbar. Sirius ballte wütend die Hände zu Fäusten. Hannah wusste, dass es ihn wahnsinnig machte, handlungsunfähig zu sein. James legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. Mundungus hingegen, hatte hinter Sturgis Rücken, Mühe sein breites Grinsen zu verbergen. Hannah war sich sicher, dass er bereits an das riesige Geschäft dachte, dass ihm der Verkauf von Knoblauch und kuriosen Talismanen einbrachte. „Wir brauchen mehr Informationen.“, wandte Remus recht tonlos ein. Er bewegte sich unruhig auf seinem Platz hin und her. Hannah suchte seinen Blick, doch sie fand ihn nicht. Remus fixierte stattdessen Dumbledore. „Da hast du Recht, Junge.“, bemerkte Moody grimmig. Er ließ den Blick durch die Reihen streifen. „Zu dumm, dass wir niemanden aus der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe haben.“, wandte er an Dumbledore gewandt ein. Er klang dabei definitiv verdrießlich als wäre der Professor Schuld daran. „Die haben extra geschulte Vampirjäger.“, flüsterte James Hannah zu. „Vielleicht sollten wir jemanden rekrutieren.“, schlug Alice vor. Moody nickte und wandte den Blick nicht von Dumbledore ab. Hagrid im Türrahmen brummte etwas unverständliches. „Was?“, fragte Sturgis. „Sollte nich isch tun.“, erklärte Hagrid. Stirnrunzelnd und definitiv schuldbewusst blickte er zu Boden und schien sich sehr ausgiebig für die Maserung der Fließen zu interessieren. „Die sind nich jerade meine besten Freunde. Wenn ihr versteht was ich meine?“ Remus nickte ihm zuversichtlich zu. „Meine auch nicht.“, antwortete er. Noch immer war er ziemlich blass. Hannah war sich sicher, dass es da etwas gab, was er verschwieg. „Gut!“, unterbrach Moody, dass Gespräch grimmig. „Nachdem wir jetzt ausgiebig geklärt haben, wer nichts tun kann, sollten wir einmal wieder dahin zurückkehren was wir tun können.“ Dädalus Diggel nickte hastig mit dem Kopf und quiekte „Wie wahr!“ „Ich mach das.“, ergriff Caradoc Dearborn das Wort. „Habe ohnehin wegen der Kobolde mit ihnen zu tun. Es wird kein Problem sein, mich dort ein wenig umzusehen.“ „Und wir sollten trotzdem versuchen jene von uns zu warnen, die mit Muggeln oder Halbblütern verheiratet sind.“, warf Marlene ein. Peter hob unsicher die Hand. „Ja, Pettigrew?“, fuhr Moody ihn rau an. „Wir führen Listen in unserer Abteilung.“, berichtete er. „Listen von Menschen mit hoher Fluchtwahrscheinlichkeit ins Ausland.“ Moodys Augen flackerten kurz zuversichtlich auf, dann nickte er Peter anerkennend zu. „Gute Idee, Junge.“, brummte er. „Sie organisieren diese Listen, dann schauen wir wie wir die jeweiligen Haushalte abklappern können.“ Er warf einen erneuten Blick in die Runde. „Und ihr alle solltet die Ohren offen halten und jegliche mögliche Quellen befragen.“ Es war eindeutig, dass er mit seinen Worten, die Sitzung für beendet erklärte. Er stand auf und Dumbledore neben ihm tat es ihm gleich. „Professor?“ Remus hatte sich ebenfalls aus seinem Sessel erhoben. James und Sirius tauschten verwirrte Blicke aus. „Professor! Ich müsste mit ihnen reden. Allein wenn es möglich ist.“ Dumbledore betrachtete Remus über seine Halbmondbrille hinweg, dann nickte er und bedeutete Remus ihm in ein Zimmer neben der Küche zu folgen. „Was?“, wollte Hannah gerade fragen, doch sie kam nicht dazu, denn die Tür wurde aufgestoßen und Gideon Prewett kam mit einem Jubelschrei herein. Ein gut sichtbarer Verband bedeckte seine rechte Schulter. „Entlassen!“, verkündete er absolut zufrieden. „Endlich kein fürchterliches Essen aus dem Mungo mehr.“ Frank stürmte auf seinen Kollegen zu und nahm ihn in den Arm. Es brach ein lauter freudiger Tumult aus und die Hoffnungslosigkeit, die zuvor geherrscht hatte war für einen kleinen Moment verschwunden. Freudestrahlend wurde Gideon von seinen Mitstreitern begrüßt und umarmt. Hannah blieb wie versteinert stehen. Sie blickte noch immer auf jene Tür hinter der Remus mit Dumbledore sprach. Bei dieser Sache hatte sie einfach kein gutes Gefühl. Jemand zupfte an ihrem Ärmel und riss sie aus den Gedanken. Es war Sirius. Sein seidiges schwarzes Haar fiel ihm elegant in die Augen und er grinste sie verschmitzt an. „Wir sollten reden.“, erklärte er. Und ohne das sie es wollte überkam sie ein Gefühl der Reue. Darüber das sie noch am selben Morgen mit Regulus zusammen gewesen war und Pläne geschmiedet hatte wie sie einander heimlich treffen konnte, um dieses verkorkste Band zwischen ihnen auf Recht zu erhalten. „Feder?“, Sirius schien aufgefallen zu sein, dass sie sich gedanklich von ihm entfernte. „Ja.“, antwortete sie reflexartig und gab sich Mühe ihn anzusehen. „Weißt du was Remus da macht?“, fragte sie rasch und deutete auf die Türe neben der Küche. Sirius zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ist doch egal. Hör mal Hannah...“ „Meinst du es ist was schlimmes?“, unterbrach sie ihn. „Er hat nichts erzählt.“ „Hannah...“ „Ich meine, ich habe ihn auch länger nicht allein gesehen, aber...“ „Hannah!“ Sirius klang deutlich genervt. „Was den?“ „Die Hochzeit.“ „Oh – verdammt.“ Sie richtete sich auf und riss den Blick von der Tür los. Sirius seufzte schwer auf. „Ja, verdammt!“, bestätigte er ihre Aussage. „Wir müssten Mal über die Jungesellenabschiede sprechen.“, Hannah sah ihn perplex an. „Hier?“ Sie wandte sich augenblicklich hinüber zu James, der noch immer damit beschäftigt war Gideons Genesung zu feiern und warf dann einen prüfenden Blick durch den Raum zu Mundungus. „Nein, vermutlich nicht.“, antwortete Sirius kühl. „Zum Einen lässt deine Konzentration gerade zu wünschen übrig und zum Anderen benötigt es ein bisschen mehr Zeit als ein kleines Tür-und-Angel-Gespräch.“ Hannah nickte. „Ja, gut. Wo?“ „Bei mir?“, schlug er vor und nun warf auch er einen Blick hinüber zu Dung, der mittlerweile erneut in eine hitzige Diskussion mit Sturgis versunken schien. „Sofern dein....Freund...“ er sprach das Wort aus als wäre es eine Beleidigung „..es den zu lässt.“ Sie zögerte kurz bevor sie den Kopf hob und ihn anblickte. „Lass das mal meine Sorge sein.“, antwortete Hannah. Es gelang ihr nicht jegliche Unsicherheit aus ihrer Stimme zu verbannen. „Wann?“, fragte sie brüsk. „Ich gehe davon aus, dein Terminplan ist enger als meiner.“ Sirius schnaubte verächtlich. „Sofern du beim Herumirren und Tagelöhner spielen von einem Terminplan sprechen kannst.“, bemerkte er gereizt. Sie funkelte ihn finster an, sagte jedoch nichts. Sirius trug noch immer seinen Aurorenumhang. Er durchsuchte die Innentaschen bis er nach längerem einen zerknitterten Zettel herauszog, der ziemlich mitgenommen aussah. Hannah konnte verschiedene Flecken und Kränze von Butterbierflaschen auf dem Fetzen Pergament erkennen. Offenbar hatte auch Sirius Mühe die Schrift auf dem desolaten Papier zu entziffern. Schließlich stöhnte er genervt, schob den Dienstplan in seine Tasche und sah sie an. Hannah, die sich einen Grinsen nun nicht mehr verkneifen konnte, war überrascht zu sehen, dass er ebenfalls lächelte. „Übermorgen hätte ich Zeit.“, sagte er. „Den Rest der Woche muss ich wohl neu abschreiben.“ „Tatze, du solltest wirklich wissen, wann du bei der Arbeit sein musst.“, tadelte sie ihn. Sirius zuckte mit den Schultern. „Arbeiten wird überbewertet. Also was sagst du?“ „Geht in Ordnung.“, erwiderte sie. Er grinste sie breit an, sodass es ihr wirklich schwer fiel sich von ihm loszureißen. Dung der inzwischen bemerkte hatte mit wem sie sich unterhielt schlenderte bestimmt zu ihnen hinüber. „Bist du fertig?“, fragte er verstimmt. Sie nickte wacker. „Klar!“ „Bis dann!“, rief Sirius ihr nach als sie sich gemeinsam mit Dung auf den Weg zurück zum Aufzug machte. „Definitiv zu viele Blacks für einen Tag.“, flüsterte Dung, mehr zu sich selbst als zu ihr, als sie den Aufzug erreichten. Hannah sagte nichts. Stattdessen griff sie nach Regulus Uhr in ihrer Tasche und legte sie sich um, während sie hinauf in die Freiheit fuhren. Im Garten der ländlichen Villa der Familie Greengrass hingen leuchtende Lampions an den Bäumen. Der Schimmer den sie über das Anwesen warfen hüllte alles in ein ein wohliges warmes Licht. Der Sommerwind am Abend war stark und wären sie nicht verzaubert gewesen, hätten die Lichter sicherlich die Bäume in Brand gesteckt. Regulus war zu spät. Er folgte dem Pfad hinauf zum Anwesen, der mit Fackeln flankiert war, die immer wieder magisch die Farbe des Feuers änderten. Er hatte keine Auge für die Schönheit der Dekoration. Normalweise hätte er sie sicherlich anerkennend begutachtet. Aber der heutige Tag hatte ihn geschafft. Nach dem Treffen mit Tyler am Morgen hatte er es nicht gewagt auf direktem Wege Nachhause zurückzukehren. Nur für den Fall, dass sie ihn doch verraten hatte. Oder schlimmer für den Fall, dass ihm jemand von seiner Seite gefolgt war. Besonders Snapes Misstrauen bereitete ihm nach wie vor Kopf zerbrechen. Snape ließ sich nicht so leicht ignorieren wie Nott oder Zabini. Als er sich endlich sicher gewesen war, dass ihn niemand beobachtete, war er fiel zu spät Zuhause angekommen. Kreacher hatte ihm hektisch erklärt, dass seine Mutter bereits aufgebrochen war und ihn ziemlich unsanft in einen Festumhang gesteckt. Regulus konnte gar nicht sagen wie sehr er diese Dinnerpartys hasste. Narzissa erwartete ihn auf der Terrasse vor dem Haus. Sie trug ein dunkelgrünes elegantes Abendkleid und ihr Haar war prachtvoll hochgesteckt worden. „Du bist zu spät.“, stellte sie das offensichtliche fest. „Spar dir das!“, seufzte er. Sie reichte ihm im Gehen eine Anstecknadel und er nahm sie dankbar entgegen. Gezielt heftete er sie an sein Revers. „Deine Mutter tobt förmlich.“, erklärte Narzissa, während sie die Flügeltüren passierten. „Bei Grindelwald, wenn du nicht ihr einziger Erbe wärst hätte sie dich mit Sicherheit neben Tante Elladoras Hauselfen aufgehängt.“ Regulus verdrehte die Augen. „Zissy, dramatisiere nicht so! Es ist bloß eine Dinnerparty.“ Narzissa maß ihn mit einem sehr strengen Blick. Sie hatte deutlich Mühe mit ihm Schritt zu halten. „Du weißt genau, dass das nicht stimmt.“, entgegnete sie schnippisch. Er hielt erst an als er im Foyer den rettenden Kellner mit dem Alkohol entdeckte. Regulus ließ sich ein großes Glas mit Elfenwein reichen und gab seiner Cousine kurz Zeit zum Luft holen. Regulus seufzte laut. „Natürlich weiß ich das.“, versicherte er Zissy ernst. Es war nicht einfach eine Einladung im Hause Greengrass zu bekommen. Sie gehörten ebenso wie die Blacks und auch die Malfoys zu den Unantastbaren Achtundzwanzig. Sein Vater und Mr. Greengrass hatten stets unausgesprochene Differenzen miteinander gehabt. Weswegen Regulus zu Lebzeiten seines Vaters erspart geblieben war auch noch dieser Verpflichtung der feinen Gesellschaft nachzugehen. Natürlich wusste er was seine Mutter vor hatte. Er war keinen Monat aus der Schule raus und schon suchte sie überall nach einer guten Partie für ihn. Nicht einmal ein wenig Freiraum konnte sie ihm gönnen. Wahrscheinlich verschlimmerte es der Tod seines Vaters noch. Sie hatte Panik, dass ihm ebenfalls etwas zustoßen würde und es niemanden gab, der den Familiennamen fortsetzte. Und die Greengrass hatten zwei Töchter im heiratsfähigen Alter. Er seufzte schwer und leerte das Weinglas fast in einem Zug. „Ich habe die Namen vergessen.“, gestand er gegenüber Narzissa ein. Mittlerweile hatten sie den prächtig geschmückten Saal erreicht. Er konnte seine Mutter an der anderen Seite des Raumes ausmachen. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Vermutlich hatte Narzissa nicht dramatisiert, weswegen er keine Ambitionen verspürte den Saal zu durchqueren und seine werte Frau Mutter zu begrüßen. Somit entschied er sich gleich der unabwendbaren Aufgabe zu zuwenden, in der Hoffnung, dass aufbrausende Gemüt seiner Mutter zu beruhigen. Narzissa sah ihn reserviert an. Bevor sie suchend einen Blick durch den Saal schweifen ließ. Eine Geste die völlig überflüssig war. Den die Greengass Schwestern standen beinah in der Mitte der Halle. Umgeben von einer Schar von reinblütigen Verehren. Regulus konnte Nott und Goyle unter ihnen ausmachen. Selbst ein Blinder hätte dieses Schauspiel bemerkt. Besonders bemerkte man, wenn man sich genau umsah, dass alle Erwachsenen sich auf das Schauspiel in ihrer Mitte fokussierten. Es war entsetzlich wie als würde man ein Lamm zur Schlachtbank führen. Regulus schnappte sich ein neues Glas Wein und wartete bis seine Cousine ihre höfliche Gestik beendet hatte. Narzissa reckte ihr Kinn. „Die Dunkelhaarige heißt Victoria.“, erklärte sie kurz angebunden. Regulus betrachtete das Mädchen abschätzig. Sie war groß gewachsen und hatte schwarzes lockiges Haar. Er konnte nicht einmal sicher sagen, ob er sie aus Hogwarts kannte. Narzissa beobachtete ihn forsch und machte sich dann an dem Kragen seines Festumhanges zu schaffen, um diesen zu recht zu rücken. „Die Blonde...“ Narzissa legte den Kopf leicht zur Linken, um ihm zu bedeuten, dass er auf die andere Seite sehen sollte „...heißt Elaine.“ Regulus machte das Mädchen in einer Traube von Bewunderung aus. Auch sie hatte Locken, jedoch nicht so lang wie die ihrer Schwester. Sie trug ein mittellanges hellblaues Kleid, hatte riesige Augen und sanfte Wangenknochen. Regulus konnte das Mädchen nicht leiden. Er verzog das Gesicht. „Nicht dein Typ?“, kommentierte Narzissa forsch und ließ seinen Kragen los. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weinglas und sah seine Cousine finster an. „Ist ja nicht so als hätte ich eine Wahl.“, erwiderte er tonlos. „Jetzt jedenfalls nicht mehr.“, merkte Narzissa an und deutete auf das Geschehen hinter seinem Rücken. Das dunkelhaarige Mädchen namens Victoria hatte sich bei Nott eingehackt und schlenderte mit ihm hinaus auf die Terrasse. Regulus stöhnte frustriert auf. „Na bravo!“ Er stellte sein leeres Weinglas auf dem Tablett eines der vorbeigehenden Hauselfen ab und strich sich den Festumhang glatt. „Wo ist eigentlich dein frisch angetrauter Ehemann?“, fragte er an seine Cousine gewandt. Narzissa warf ihm einen strafenden Blick zu. „Das erfährst du noch früh genug.“, erwiderte sie geheimnistuerisch. „Und jetzt hör auf Zeit zu verschwenden, Regulus. Mir ist nicht danach dein Blut vom Boden aufzukratzen, weil du den Familienanweisungen nicht gerecht wirst.“, fügte sie spitz hinzu. „Oh, wenn dir nicht danach ist....“, er lachte hohl auf und wandte sich von ihr ab. Im vorbeigehen organisierte er sich zwei weitere Weingläser und machte sich dann auf den Weg hinüber zu der Schar von hirnlosen Verehrern, die das blonde Mädchen umringten. Bestimmt drängte er sich an ihnen vorbei, nicht ohne dem ein oder anderen einen gezielten Hieb in die Rippen zu versetzen und steuerte das Ziel ihrer Begierde an. Elaine Greengrass war anscheinend in einer Unterhaltung mit dem stämmigen Joffrey Goyle vertieft. Regulus ließ sich davon nicht abschrecken. Die Goyles hatten nicht halb so viel finanzielle Mittel wie seine Familie und dabei ging es bei dieser abscheulichen Maskerade ja wohl eigentlich. Er räusperte sich laut und unterbrach Goyle mitten im Satz. Dieser blickte ihn finster an. Regulus überging ihn und schenkte dem Mädchen sein charismatischstes Grinsen. „Die Dame.“, faselte er und deutete eine Verbeugung an. Das Mädchen betrachtete ihn abschätzig und entschied dann ihn ebenfalls anzulächeln. „Wir wurden einander noch nicht vorgestellt, denke ich.“, erklärte er. „Mein Name ist Regulus Arcturus Black.“ Ihre Augen hellten sich bei der Erwähnung seines Nachnamens deutlich auf. Sie waren blau, stellte er recht nüchtern fest. Was ihn dazu brachte sie noch weniger leiden zu können. Trotz allem hielt er die Fassade auf Recht und reichte ihr das zweite Weinglas. Sie nickte dankbar. „Es ist ein wenig voll hier drin. Nicht wahr, Elaine?“ Er ließ ihr keine Zeit zum Antworten. Es interessierte ihn ohnehin nicht wirklich was das Mädchen zu sagen hatte. „Die Dekoration in eurem Garten ist wundervoll. Würdet ihr mit mir einen Spaziergang machen?“ „Oh, dass ist euch aufgefallen?“, bemerkte sie und schenkte ihm ein breites Lächeln. Wahrscheinlich hatte er einen guten Punkt getroffen und das Mädchen hatte sich bei der Gestaltung des Außengeländes miteingebracht. Er nickte höflich und bot ihr seinen Arm an. Elaine warf ihren Bewunderern einen abschätzigen Blick zu und griff dann nach seinem Arm. Er führte sie zielstrebig hinaus in die Gärten. Höflich hörte er zu wie sie von verschiedenen Lichtzaubern berichtete. An den entsprechenden Stellen ließ er ein zustimmendes Murmeln verlauten oder warf eine interessierte Frage ein. Elaine schien sich sehr detailreich an belanglosen Themen aufhalten zu können. Fast sehnte er sich danach geköpft neben den Hauselfen seiner Ururgroßtante Elladora am Grimauldplatz zu hängen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass er wenigstens nicht vergessen hatte, sie bereits aus Hogwarts zu kennen. Denn sie berichtete sehr ausführlich von der farbenfrohen Dekoration in Beauxbatons zur Feier des Sommeranfangs. Sie umrundeten den Garten. Und stießen dabei auf Nott, der es zumindest bereits geschafft hatte, mit der anderen Greengrass Schwester in ein Gebüsch zu verschwinden. Elaine lief purpurrot an als sie ihre Schwester mit dem hageren Slytherin in einer unmissverständlichen Position entdeckte und unterbrach daraufhin ihr unnützes Geplapper. Regulus konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Führte das peinlich berührte Mädchen jedoch schnell weiter bis sie die hohen Flügeltüren am Eingang erreichten. Ungeduldig trat er vom einem Bein aufs Andere, noch nicht ganz sicher, welche Ausrede er benutzen konnte, um sich möglichst geschickt von ihr zu verabschieden als ihm eine Männerstimme die Entscheidung abnahm. „Regulus!“ Lucius passierte die Flügeltüren und blieb auf der obersten Stufe zum Haus stehen. „Wir brauchen dich.“, stellte er in einer Tonlage fest, die keinen Widerspruch zu ließ. Elaine Greengrass schenkte der Erbe der Malfoys keinerlei Beachtung. Regulus wandte sich zu dem Mädchen um. Noch immer war sie ziemlich rot. „Du entschuldigst mich?“, fragte er, mehr rhetorisch als ernst. „Natürlich.“, sagte sie deutlich verstimmt. Reflexartig griff er nach seiner Armbanduhr, denn nun da sie ihn wütend an funkelte, fiel ihm auf, warum er sie nicht ausstehen konnte. Sie erinnerte ihn an Tyler. Und es reichte wirklich, dass sie einmal zu viel in seinem Kopf herumspukte. Der Keller des sonst mit Licht durchfluten Herrenhauses erinnerte Regulus an die Gemäuer von Hogwarts. Er war spärlich beleuchtet, doch es war nicht sonderlich schwer Lucius durch die düsteren Gänge zu folgen. Sein helles langes Haar stach in der Finsternis hervor. Als keine Treppen mehr weiter hinunter in die Tiefe führten, vernahm Regulus deutliches Stimmengewirr hinter den massiven Backsteinmauern. Es war feucht in den Gemäuern und ihre Schritte hallten tief an den Wänden wieder. Er war so froh gewesen von diesem Mädchen wegzukommen, dass ihn so an Tyler erinnerte, dass er keinen Gedanken daran verloren hatte, welcher Schrecken ihn hier unten erwartete. Die Stimmen wurde lauter und Regulus bemerkte augenblicklich, dass es an der Zeit war seinen Geist vor seinen Mitstreitern zu verschließen. Eine Fähigkeit von der er nicht wusste, ob sie sie beherrschte. Zornig biss er sich auf die Lippen. Er wusste nicht was er tat? Warum war sie schon wieder in seinen Gedanken? Er hätte weglaufen sollen vor dieser eigenartigen Verbindung, die zwischen ihnen entstanden war. Weglaufen als er noch die Gelegenheit gehabt hatte. Was tat er stattdessen? Er schmiedete heimliche Pläne wie er sich wieder mit ihr treffen konnte. Und machte sich Gedanken darüber, ihr Okklumentik einzutrichtern. Es war Irrsinn! Seine Hand legte sich steif auf seine Uhr. Mit den Fingern fuhr er über das kalte Metall. Ließ es jedoch unmittelbar los als er das enge Kerkerverließ betrat, in das Lucius, sie beide geführt hatte. Mehrere dunkle Gestalten hatten sich bereits auf einem düsteren Kreis aus Ruß, der auf dem Boden eingezeichnet war, eingefunden. Die meisten von ihnen trugen Todessermasken. Abgesehen von wenigen Ausnahmen. Seine Cousine Bellatrix, hatte es wie sie oft vermieden, ihr Gesicht zu verhüllen. Sie machte einen ausgesprochen amüsierten Eindruck, was Regulus Erfahrung nach, niemals ein gutes Zeichen sein konnte. Auch Snape hatte es nicht für notwendig gehalten sein Gesicht zu verdecken. Er stand ein paar Plätze zur Linken seiner Cousine. In der Mitte des Kreises auf dem feuchten Kerkerboden lag eine verkrümmte düstere Gestalt. „Was geht hier vor sich?“, fragte Regulus mit gesenkter Stimme an Lucius gewandt. Doch es war Bellatrix die ihm antwortete. „Uns ist die Ehre zu teil geworden einen widerwärtigen Verrat am dunklen Lord zu rächen.“ Sie kicherte hysterisch auf und richtete den Zauberstab genussvoll auf das Opfer zu ihren Füßen. „Crucio.“, bellte sie mit heller kindlicher Stimme. Der Mann in der Mitte begann lauthals vor Schmerzen zu schreien. Er krümmte sich. Bellatrix Gelächter übertönte sein Schluchzen und die Todesser neben ihr fielen mit ein. Regulus bemerkte das dunkle Mal auf dem Arm des Mannes als dieser beide Arme von sich streckte und schlaff auf den Fließen liegen blieb. Als er ihn genauer betrachtete bemerkte er, dass er den jungen Mann kannte. Sein Name war Jugson. Er und sein Zwillingsbruder waren drei oder vier Jahre über ihm in Hogwarts gewesen. Wage erinnerte er sich daran, dass einer der beiden Vertrauensschüler in Slytherin war. Er war kein Muggel. Kein Halbblut. Der Junge am Boden war Reinblüter, genau wie er selbst. Bellatrix, die mittlerweile ihr Opfer umrundete und immer wieder mit verschiedenen Flüchen taktierte, schien einen unbändigen Genuss dabei zu empfinden reines Blut zu vergießen. „Was hat er getan?“, fragte er in die Runde. Möglichst bemüht kontrolliert zu klingen und die Fassungslosigkeit aus seiner Stimme zu verbannen. Snape warf ihm einen harten Blick zu. „Wir haben ihn mit einer Muggelstämmigen gefunden.“, erklärte er und ließ keinen Zweifel daran, was Jugson mit diesem Mädchen getan haben musste. Snapes Gedanken griffen bereits wieder nach der Wand, die Regulus in seinem Kopf aufgebaut hatte. Es kostete ihn viel Kraft und Konzentration seine gedankliche Fassade auf Recht zu erhalten. Es war ihm klar, dass Snape bei diesem Satz gerne gewusst hätte, was in seinen Gedanken vor sich ging. Schließlich hatte er ihm noch letzte Woche, dieselbe Schande unterstellt, die der Mann am Boden begangen hatte. Es war zugig in dem Verlies, doch die Kälte die Regulus überkam war unerträglich. Er mied es daran zu denken, was man mit dem Muggelmädchen gemacht hatte, dass man bei dem Jungen gefunden hatte. Seine Gedanken überrollten ihn. Angestrengt versuchte er dem Mädchen in seinem Kopf kein Gesicht zu geben. Sie war nur eine unbekannte Muggel! Bellatrix war indessen dazu übergegangen Flüche zu verwenden, die Snape in seiner Schulzeit entwickelt hatte. Regulus wusste das sein hackennasiger Mitstreiter sehr stolz auf diese Erfindungen war. Stets hatte er im Gemeinschaftsraum damit geprahlt. Doch was Bellatrix nun verwendete war nicht vergleichbar mit den grausamen Kleinigkeiten, die sie in der Schule an den Erstklässlern – vorzugsweise Gryffindors – ausprobiert hatten. „Sectumsempra!“, grölte sie mit schriller Stimme. Große Schnitte, wie durch ein scharfes Schwert verursacht, erschienen auf dem Körper des Opfers. Die Schnitte waren unterschiedlich lang und tief. An Jugsons Armen konnte man erkennen, dass der Zauber mehrere Sehnen durchschnitten hatte. Blut spritzte unkontrolliert aus der Wunde. Die Wunde an seinem linken Bein war so tief, dass man auch in der Finsternis deutlich ein Stück Knochen erkennen konnte. Der metallische Geruch von Blut erfühlte den Raum. Regulus hatte Mühe ein Würgen zu unterdrücken. Seine Cousine machte sich am Gürtel eines Todessers zu ihrer Linken zu schaffen. Offenbar handelte es sich um ihren Mann. Sie zog einen geschwungenen Dolch hervor. Die Klinge glänzte im Licht der Fackeln, die den kleinen Raum erhellten. Bellatrix trat mit schwingenden Hüften auf ihr Opfer zu. Ihre seidigen schwarzen Locken wippten auf und ab, als würden selbst sie sich an dem Spiel erfreuen. Anmutig kniete sie sich in die Blutlache neben dem Opfer. Mit einem genüsslichen Grinsen, setzte sie den Dolch in eine der Schnittwunden. Kichernd schnitt sie durch das blasse Fleisch den Mannes und verlängerte die Wunden. Die unkontrollierten Schreie des Mannes wurden leiser. Das Weiße in seinen Augen flackerte und seine Iris verschwand immer wieder hinter den Augenliedern. Das schwindende Bewusstsein ihres Opfers schien Bellatrix Vergnügen an der Folter ihres Opfers einen deutlichen Dämpfer zu verpassen. „Ohh – Regulus ein kleiner Cruciatus Fluch sollte ihn wieder ein wenig beleben.“, wandte sie sich an ihn. Ein süßliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Bella...“, begann Lucius zu widersprechen. Regulus wusste, sein Schwager tat es nicht, um ihn zu schützen, sondern weil er es nicht mochte, wenn Frauen Männern Anweisungen erteilten. „Was denn?“, fragte Bellatrix unschuldig ohne mit ihren Foltermethoden zu pausieren. „Unser Baby sollte lernen wie man spielt. Er muss einem ehrwürdigem Namen Ehre machen.“ Regulus zog seinen Zauberstab. Sich dessen wohl bewusst, dass es keine Möglichkeit gab der Anweisung zu entkommen. Er wollte kein reines Blut vergießen. Eigentlich wollte er gar kein Blut vergießen. Nicht für eine Tat, die jedem von ihnen hätte passieren können. Eine Tat, die sein Bruder bereits begangen hatte. „Regulus!“ Bellatrix wurde ungeduldig. Er hob den Zauberstab und blickte wie durch eine emotionslose Fassade auf den Mann am Boden. Er hatte Mühe seinen Hass zu bündeln, um einen funktionalen Zauber zustande zu bringen. „Crucio!“, verließ der Fluch seine Lippen als hätte ihn ein Fremder gesprochen. Der Mann schüttelte sich krampfhaft. Ihm entfuhr ein gedämpfter Schrei. „Komm!“, forderte ihn Bellatrix auf. Süffisant betrachtete sie die Haut ihres Opfers. Regulus kniete sich neben seine Cousine. „Ein Künstler braucht mehr Platz. Meinst du nicht auch?“, erkundigte sie sich sichtlich amüsiert. Still bedeutete sie ihm den Oberkörper frei zu legen. Regulus tat wie ihm befohlen und knöpfte das vor bluttriefende Hemd des Mannes auf. „Halt ihn fest.“, befahl Bella kichernd, während sie begann Buchstaben in die Brust des Mannes zu ritzen. Regulus packte den Mann an den Schultern und drückte ihn mit aller Kraft auf den Boden. Er leistete mit letzter Energie Widerstand und wand sich unter seinem festen Griff. Bellatrix dunkles Haar bedeckte ihr Werk. Als sie sich nach einer Weile wieder aufrichtete, war deutlich das Wort „Blutsverräter!“ quer über dem Oberkörper des Mannes zu lesen. Die umstehenden Todesser begannen zu applaudieren. Einige lachten höhnisch auf. Regulus spürte Snapes wachsamen Blick in seinem Rücken bevor sie eine laute Stimme unterbrach. „Genug!“, donnerte sie durch den Raum. Abraxas Malfoy, Lucius Vater war herunter gekommen und stand in der Türschwelle. „Ich sehe ihr habt euch prächtig amüsiert, aber das Dessert wurde bereits serviert und dort oben warten ein paar Verpflichtungen auf euch.“ Sein Blick fiel auf Bellatrix blutverschmierte Kleidung und streifte kurz seinen Sohn. „Und vorher räumt ihr hier auf!“, befahl er unmissverständlich. Bellatrix verdrehte die Augen wie ein beleidigtes Schulmädchen. „Ich wollte ihn aufknüpfen.“, erklärte sie enttäuscht mit einem Blick an die Decke. „Ausbluten lassen wie ein quiekendes Schwein.“ „Du hast ihn gehört.“, Lucius seufzte schwer und blickte seinem Vater nach. Bellatrix erhob sich geschmeidig und warf ihr Haar in einer eleganten Geste zurück in ihren Nacken. „Ja, ja...“, antwortete sie, nicht ohne einen Schmollmund zu ziehen. „Avada Kedavra!“, rief sie nun beinah gelangweilt. Die Atmung ihres Opfers verstummte. Die Männer im Kreis, die bisher nur als tatenlose Beobachter agiert hatten, machten sich daran Bellatrix Schlachtfeld aufzuräumen. „Genug gespielt.“, stellte sie frustriert fest und maß Regulus mit einem interessierten Blick. „Beim nächsten Mal, darfst du das Messer führen.“ Sie wischte den Dolch pragmatisch an Rodolphus Umhang ab. Sein Räuspern nahm sie nicht einmal zur Kenntnis. „Zeit für Zivilisation, Regilein....“, kicherte sie und betrachtete skeptisch seine blutverschmierte Kleidung. „Blut trägt sich nicht so gut.“ Wortlos blickte er an sich herunter. Erst jetzt nahm er wahr wie viel Blut seine Kleidung aufgenommen hatte. „Ratzeputz.“, flüsterte er. Doch er fühlte sich kein bisschen sauberer als das Blut von seiner Kleidung verschwand. Bella richtete mit ein paar Haarnadeln indessen ihre Frisur. Geduldig wartete er bis sie fertig war und folgte ihr und Lucius zurück nach oben, in die belebte Halle. Jene die ihre Abwesenheit bemerkt hatten, schenkten ihrem Wiedereintritt keine Aufmerksamkeit. Es war als wären sie niemals fort gewesen. Doch das Stimmengewirr und die fröhlich tanzenden Menschen in der Halle kamen ihm fürchterlich unwirklich vor. Noch immer war er fokussiert darauf jegliche Gefühle und Gedanken zu unterdrücken. Hätte er ihnen nachgegeben wäre er sicherlich weinend wie ein Häufchen Elend zusammengesunken. Zissy eilte herbei und reichte ihm ein Glas Wein, während sich Bella und Lucius auf den Weg machten, um dem alten Malfoy Rechenschaft abzulegen. „Alles in Ordnung?“, fragte sie beiläufig. Maß ihn jedoch mit einem sorgenvollen Blick. Regulus nickte ihr wie durch eine unsichtbare Fassade zu. Noch nicht sicher, ob er seine Stimme bereits wieder benutzen konnte. Dankbar nahm er den Wein entgegen und leerte das Glas in einem Zug. Narzissa zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Vielleicht solltest du dich ein wenig ablenken.“, schlug sie vor und deutete auf das blonde Greengrass Mädchen, was nur wenige Meter weiter mit einem braunhaarigen Kerl tanzte. „Ihr habt euch doch vorhin recht gut verstanden.“, spekulierte sie. Regulus blickte auf. Der Anblick des blonden Mädchens schnürte ihm die Kehle zu. Bestimmt schüttelte er den Kopf. Tyler würde ihn mit Sicherheit für das verurteilen, was er gerade getan hatte. Er dachte an ihre Erinnerung. Auch sie hatte Wut und Hass nachgegeben. Aus anderen Gründen. Würde sie verstehen, was er hatte tun müssen? Oder würde sie ihn wieder mit diesem angewiderten Blick betrachten, den sie und sein Bruder über Jahre allen Slytherins zu geworfen hatten? Vielleicht würde sie verstehen. Verstehen, dass er es hatte tun müssen, um sein Leben zu schützen. Verstehen, dass er bereute. Verstehen, dass jemand anderes die Fäden in seinem Leben zog? Wenn man sie gemeinsam sah, dann würde man sicherlich von den selben Umständen ausgehen, die vor wenigen Minuten zum Tod eines Menschen geführt hatten. Snape tat es bereits. Niemand würde diese seltsame Verbindung, die das Serum zwischen ihnen geschaffen hatte verstehen. Niemand würde fragen. Man würde ebenso erbarmungslos über sie richten. Zumindest über ihn. Den für ihn hätte der dunkle Lord keine Verwendung wie er sie für Tyler hatte. „Vielleicht solltest du Nachhause gehen.“, unterbrach Narzissa seine Gedanken. „Du hast das Essen verpasst, Kreacher macht dir sicher eine gute Suppe.“ „Ja, sollte ich.“, antwortete er monoton und nickte Zissy steif zu. Doch es war nicht Kreacher dessen Gesellschaft er wünschte. Seine Finger strichen zaghaft über die goldene Planetenuhr an seinem Handgelenk. Er konnte es nicht zweimal an einem Tag riskieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)