Blutsgeschwister von Wachtel ================================================================================ Kapitel 142: Der Wert der Freiheit ---------------------------------- Juni 1979 „Du hast es geschafft.“, jubelte Fabian. Er hatte auf Hannah gewartet, als sie am späten Abend endlich in den Gryffindorgemeinschaftsraum kam. Fröhlich pfeifend umarmte er sie und griff sofort nach ihrem UTZ-Zeugnis. „Zeig schon her.“ Hannah gab nach und warf sich in einen der Ohrensessel. Fabian studierte konzentriert ihr Zeugnis, während sich Hannah schweren Herzens im Gemeinschaftsraum umsah. Eine gewisse Nostalgie überkam sie. Die Abschlussfeier wahr zweifelsohne schön gewesen, doch nun war sie unfassbar erschöpft. Sie hatte es während der Zeugnisverleihung nicht lassen können immer wieder zu Regulus am Slytherintisch zu starren. Wie gerne hätte sie mit ihm gesprochen. Ein oder zweimal hatten sich ihre Blicke getroffen. Doch es gab natürlich keine Gelegenheit Regulus alleine zu erwischen. Und sie konnte ja schlecht zum Slytherintisch hinüber spazieren und mit ihm anstoßen. „Große Klasse.“, urteilte Fabian derweilen. „Du hast ein Erwartung Übertroffen in Verwandlung.“ „Jahhh...“, machte Hannah und rieb sich die müden Augen. „Ziemlich gut.“, sagte Fabian. Er reichte ihr das Zeugnis zurück. „Wie fühlt man sich?“ Hannah zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist es wohl vorbei.“, stellte sie nüchtern fest. „Komisch.“ Fabian lächelte. „Das gute alte Hogwarts ist eben doch unser Zuhause!“ Hannah nickte. Er wusste gar nicht wie Recht er hatte. Nie hatte sie ein Zuhause gehabt bis sie hier hergekommen war. Nie hatte sie sich sicher gefühlt. Nie hatte sie Freunde gehabt. „Hätte nicht gedacht, dass dieses Jahr einmal zu sagen....aber ich werde es echt fürchterlich vermissen.“ Hannah seufzte. „Aber jetzt bist du frei.“, erwiderte Fabian erwartungsvoll. Freiheit war nicht so viel wert, wenn man sie hatte, dachte Hannah. Wahrscheinlich hatte sie dieses Gefühl einfach überschätzt. Wenn sie daran dachte in den Hogwarts Express zu steigen und das Schloss für immer hinter sich zu lassen wurde ihr schwer ums Herz. Sie hatte Dung nichts von dem Ausflug mit Sirius geschrieben. Zwar hatte sie drüber nachgedacht, doch irgendwie war es ihr falsch vorgekommen. Vielleicht war es das, was das mulmige Gefühl in ihr, verursachte. Sie hatte mehr von sich erwartet. Erwartet mit beiden Beinen im Leben zu stehen und nach vorne zu sehen. Es gelang ihr einfach nicht. Ziemlich sicher erwartet hatte sie sich auf London zu freuen. Auf Dung. Auf diese endlos erwartete Freiheit. Doch da war einfach nichts in ihr. Außer Angst. „Hannah!“ Fabian riss sie aus ihren Gedanken. „Ja?“ „Was unternehmen wir jetzt?“ Sie warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr. „Schlafen wäre glaube ich eine tolle Idee.“ „Auf gar keinen Fall! Das ist dein letzter Abend in Hogwarts!“ „Na gut...wie wäre es mit Koboldstein?“ „Wie alt bist du? Hundert?“ Hannah stöhnte. „Was schlägst du vor, Fabi?“ „Du könntest mich in ein paar Rumtreibergeheimnise einweihen.“, schlug er vor. „Wenn du willst, dass ich dich in winzigen Stücken per Eule Nachhause schicken muss dann gerne.“ Sie klang schnippischer als sie es vorgehabt hatte. „Schon gut, schon gut.“, murrte Fabian und hob abwehrend die Hände. „Wie wäre es wenn wir uns zumindest ein Butterbier aus den Küchen besorgen und auf deinen Abschluss anstoßen.“ Daran konnte selbst Hannah nichts problematisches sehen. Als sie sich kurze Zeit später auf den Weg hinunter in die Küchen machten, hätte Hannah absolut alles dafür getan nun James Tarnumhang zu haben. Es war fürchterlich hellhörig im Schloss. An jeder zweiten Ecke trafen sie Abschlussschüler. Keiner von ihnen machte den Eindruck als würde er in jener Nacht schlafen wollen. Hannah hingegen sehnte sich nach nichts mehr als ihrem weichen Himmelbett, im Mädchenschlafsaal. Sie wusste, dass sie im Hinterkopf hatte, dass es nicht sicher war, wo sie in den nächsten Wochen schlafen würde und dies hier womöglich ihre letzte erholsame Nacht für lange Zeit sein könnte. Es war kein wirklicher Akt in die Küchen zu schleichen und den Hauselfen ein paar gut gekühlte Flaschen Butterbier abzuschwatzen. Mehr im Gegenteil sie drängten ihnen zu dem noch einen Fresskorb auf. Gut gefühlt mit Sandwisches, Gebäck und Pasteten. Fabian bedankte sich, grinsend über beide Ohren, bei den eifrigen Elfen. Die sich tief vor ihnen verbeugten, als sie schließlich endlich die Küche verließen. Hannahs Beine trugen sie wie durch einen schläfrigen Nebel. Ihre Augen fielen immer wieder zu und sie folgte Fabian ohne wirklich auf den Weg zu achten. Doch als sie schließlich die Eingangshalle erreichten wurde sie plötzlich hell war. Dort stand Regulus Black flankierten von Zabini und Nott. Sie mussten sich auf dem Schlossgelände herumgetrieben haben. Höchstwahrscheinlich waren sie gut angetrunken und gerade dabei sich auf den Rückweg in die Kerker zu machen. Zabini war es der sie als Erste bemerkte. „OH – wenn haben wir den da.“, höhnte er belustigt. Ein sadistisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Das Gryffindortraumpaar – na, Prewett? Macht es Spaß die Halbblutschlampe wieder zu diesem Penner zu lassen?“ Hannah rollte mit den Augen. Sie kannte dieses lächerliche Gerücht über Fabian und sie. Schließlich klebten sie aneinander wie Pech und Schwefel. „Eigentlich schade, dass ihr Dummköpfe nie verstehen werdet was Freundschaft ist.“, fuhr sie ihn an, noch bevor Fabian eine schlagfertige Antwort eingefallen war. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie wie sich Nott mit seiner massigen Gestalt im Türrahmen zum Korridor aufbaute. Hannah schmunzelte. „Verzieh dich, Nott oder ich hetze dir einen Fluch auf den Hals, damit du morgen jammernd zu deiner Mummy laufen kannst.“ Nott lachte hohl und humorlos auf. „Glaubst du ich hab Angst vor dir? Jeder weiß doch, dass du mit jedem...“ „Lass sie in Ruhe.“ Hannah blickte überrascht zu Regulus. Fabian, Zabini und Nott die alle Drei ihre Zauberstäbe gezogen hatten standen mit offenen Mündern da. Alle hatten sie den selben verwirrten Gesichtsausdruck. „Was?“, sagte Nott. „Regulus...“, begann Zabini. Doch Hannah hörte ihnen nicht zu. Regulus wirkte genauso erstarrt und verwirrt darüber was er da gerade getan hatte. Er mied es jedoch nicht sie anzusehen. Ein unwirklicher Schauer überkam Hannah als ihre Blicke sich endlich trafen. Sie wusste und er wusste es auch, dass er zu weit gegangen war. Da war keine Freundschaft zwischen ihnen. Die Luft schien kurz davor Feuer zu fangen. Regulus atmete tief aus. „Du sprichst immer noch über meinen Bruder, Nott. Und ich glaube, nicht das gerade du – bei den ganzen verräterischen Flecken in deinem Stammbaum – es dir anmaßen kannst über einen Black zu urteilen.“ Irgendetwas musste er sagen, dass seine Autorität bei den Slytherins wieder herstellte. Hannah wusste das. Sie war völlig erstarrt. Unfähig zu reagieren. Nott, der inzwischen eine hitzige Diskussion mit Regulus angefangen hatte, gab die Tür wieder frei. „Komm.“, sagte Fabian. Mit erhobenem Zauberstab schob er sie an den Slytherins vorbei. Als sie den Korridor erreicht hatten begannen sie beide zu rennen. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Erst als sie das Gemälde der fetten Dame erreichten stoppten sie. Völlig außer Puste blieben sie stehen, um Luft zu holen. „Was war das den?“, fragte Fabian. „Keine Ahnung!“, antwortete Hannah matt. Doch sie beide wussten, dass sie log. Hannah wusste auch nicht genau was das da zwischen ihr und Regulus war. Doch jenes unausgesprochene Band, was die gemeinsamen Erinnerungen zwischen ihnen geknüpft hatte und ihr geheimer Pakt schien Stärker zu sein, als Hannah es gedacht hatte. Vielleicht war es egal was es war. Denn morgen würden sie wieder Feinde sein. Er war ein Schwarzmagier. Nein, er war mehr als das. Er war ein Todesser. Regulus hatte seinen Weg gewählt und Hannah den ihren. Was würde sein, wenn sie sich nach Hogwarts wieder sahen? Auf einem Schlachtfeld? Auf verschiedenen Seiten? Es war keine Überraschung, dass Hannah am nächsten Morgen die letzte im Mädchenschlafsaal war. Naomi und Anette hatten sich bereits ziemlich früh mit ihren Koffern auf den Weg hinunter in die große Halle gemacht. Auch die übrigen Betten waren verlassen als Hannah es endlich geschafft hatte sich von ihrem weichen Federbett zu verabschieden. Nach dem Abend mit Fabian, der letzendlich wohl doch ein bisschen ausgeartet war, war das ganze auch kein Wunder. Hannah war sich sicher gewesen, dass man von Butterbier keinen Kater haben konnte. Doch nun musste sie zugeben, dass sie ihre Meinung wahrscheinlich revidieren musste. Ihr Kopf dröhnte entsetzlich. Noch mehr hasste sie sich dafür, dass sie immer alles auf den letzten Drücker tun musste. Denn selbstverständlich war ihr Koffer nicht fertig gepackt. Vielleicht hatte sie es einfach vor sich hin geschoben, weil sie Hogwarts, doch nicht so wirklich verlassen wollte. Achtlos entfernte sie ihre Quidditchposter von den Wänden und rollte sie auf. Bevor sie sich daran machte, die restlichen Kleidungsstücke aus ihrem Schrank hinüber in den Koffer schweben zu lassen. Mehrfach hatte sie versucht, die Kleidungstücke per Zauber zusammen zu falten. Schließlich hatte sie aufgegeben. Diese Art von Zauberei war einfach nicht ihre Stärke. Eigentlich kannte sie keinen der sie fehlerfrei beherrschte. Lily und Mrs. Potter einmal ausgenommen. „Du bist spät dran, Hannah.“, sagte plötzlich eine Stimme. Hannah kannte sie. Godric saß auf der Fensterbank. Auf jener Fensterbank aus der Hannah noch ein paar Tage zuvor auf Sirius Motorrad hinaus in die Freiheit geklettert war. Er sah ziemlich gut aus. Sein Bart war gewachsen und Hannah musste zugeben, dass es seltsam war ihn in ihrem jetzigen Alter zu sehen. „Du auch.“, sagte sie schließlich. „Ich habe schon gedacht, ich sehe dich gar nicht mehr. Und muss gehen ohne mich zu verabschieden.“ Godric lächelte sie zögerlich an. „Du weißt, dass ich immer bei dir bin.“ Sie zögerte. Wenn er immer da war, warum hatte sie sich, dann in den letzten Monaten so verdammt einsam gefühlt? Warum hatte sie, die Einsamkeit, beinah aufgefressen? Tief in ihr, wusste sie, dass seine geisterhafte Erscheinung an Hogwarts gebunden war. Und es nicht, dass war, was er gemeint hatte. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, dass es nichts gab, was sie sagen konnte. Nichts wäre genug gewesen. Doch dann kam ihr ein Gedanke. Regulus Gesicht tauchte vor ihrem inneren Augen auf. Und die Zweifel die sie mit ihrer unbesonnen Entscheidung verband. Godric war nicht wirklich ein Mensch. Mit ihm konnte sie sprechen ohne ihren Pakt mit Regulus zu brechen. „Ich habe etwas getan.“, sagte sie schließlich zögernd. „Etwas riskantes.“, fügte sie hinzu. „Ich bin nicht sicher.“ Godric sah sie durchdringend an. Wieder einmal hatte sie das Gefühl als würde er tief in ihre Seele sehen. „Regulus Black.“, sagte er dann. Hannah nickte. „Es ist nicht schlimmes daran, jemandem sein Vertrauen zu schenken.“ „Vertrauen ist nicht das richtige Wort.“, antwortete Hannah. Godric schenkte ihrem Einwand keinerlei Beachtung. „Ich erinnere mich an eine Zeit in der Gryffindors und Slytherins gute Freunde waren. Ich selbst, wusste einst die Fähigkeiten des Hauses Slytherin sehr zu schätzen.“ „List und Tücke?“, fragte Hannah skeptisch. „Nein.“, antwortete Godric bestimmt. „Einfallsreichtum und Ehrgeiz.“ Hannah schwieg und stopfte einen letzten Umhang in ihren Koffer, bevor sie ihn zu klappte und ihn mit Mühe verschloss. „Salazar und ich waren einst gute Freunde. Die besten Freunde.“ „Je größer die Freundschaft, um so tiefer kann sie fallen.“, erwiderte Hannah nachdenklich. „Ich hätte mehr tun können.“, sagte Godric. „Mehr um ihn in Hogwarts zu halten. Mehr um meinen Freund zu behalten.“ „Muggelstämmige aus Hogwarts ausschließen?“ Hannah starrte ihn entsetzt an, wie konnte er nur an so etwas denken. „Nein.“, antwortete Godric schnell. Immer noch war seine Stimme klar und bestimmt. „Ihn auf den richtigen Weg bringen können.“ „Ich kann Regulus nicht auf den richtigen Weg bringen.“, fuhr Hannah ihn schroff an. „Er hat seinen Weg bereits gewählt. Es ist nicht weil er in Slytherin ist.“ Sie sah Godric wütend an. Von diesem Gespräch hatte sie sich wirklich mehr erhofft. „Er ist ein Todesser.“, presste sie schließlich zwischen ihren Lippen hervor. „Hannah! Niemand wählt seinen Weg mit siebzehn.“ „Wer weiß wie lange wir noch haben einen anderen Weg zu wählen. Du weißt nicht wie es dort draußen ist.“ Sie hievte den schweren Koffer vom Bett herunter und ließ sich frustriert auf ihr Bett fallen. „Krieg gab es in jeder Zeit.“, erwiderte Godric altklug. Hannah sagte nichts. Sie wusste, dass es ihr nicht gelang ihre Enttäuschung zu verbergen. Wieder einmal hatte sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle. „Hannah?“ Sie sah direkt in seine Augen. Die überhaupt nicht zu seiner jugendlichen Gestalt passten. Sie waren alt. Erfahren. Als hätten sie bereits Jahrhunderte überdauert. „Ja?“ „Warum hast du den jungen Erben der Blacks nicht verraten?“ Hannah sah ihn unvermittelt an. Noch immer hatte sie keine Ahnung. „Ich weiß es nicht.“, antwortete sie schließlich. „Vielleicht...weil er Sirius Bruder ist. Vielleicht weil ich ihm nie eine Chance gegeben habe. Vielleicht auch nur, weil er wirklich daran geglaubt hat, dass er mein Leben nicht riskiert hat. Vielleicht weil ich kein Mörder sein wollte.“ Godric musterte sie mit einem liebevollen Ausdruck in den Augen. „Oder vielleicht...“, fuhr er fort. „Vielleicht möchtest du ihm glauben.“ Hannah wusste das er Recht hatte. Es traf sie wie ein fester Schlag. Sie wollte, dass Regulus seinen Weg noch nicht gewählt hatte. Sie wollte, dass es nicht so einfach war. Das es nicht nur schwarz und weiß gab. Da musste doch mehr sein. Sie blickte hinaus aufs Schlossgelände. Dorthin wo sie so viele verrückte Abenteuer erlebt hatte. So viele wundervolle Vollmondnächte. „Hast du Angst, kleine Hannah?“ Vor der Welt dort draußen, schoss es ihr augenblicklich in den Kopf. Langsam blickte sie zurück zu Godric und nickte. „Lass dich nicht von ihr leiten.“, sagte Godric. Hannah wurde schlagartig bewusst, dass sie einander niemals wiedersehen würden. Sie wollte etwas sagen. Doch es gab nichts. Und als sie wieder aufsah, war er verschwunden. Es war viel schneller und leichter als sie es sich vorgestellt hatte. Der letzte Blick auf Hogwarts. Natürlich war sie melancholisch gewesen. Es war schließlich auch keine Kleinigkeit, dass Schloss mit all seinen Erinnerungen zurück zu lassen. Trotzdem hatte der Abschiedsschmerz nachgelassen als der Hogwartsexpress sich in Bewegung gesetzt hatte. Und endlich war auch die Vorfreude gekommen. Die Hannah solange in sich gesucht hatte. Die Freude darauf wieder in London zu sein. Mundungus wiederzusehen. Fabian war voller Vorfreude auf die Ferien. Seine Eltern hatten eine Reise nach Bulgarien geplant. Seit Wochen sprach er von nichts anderem. Die Prewetts hatten nicht sonderlich viel Geld und somit war ein Urlaub für Fabian etwas ganz besonders. Hannah gönnte sie ihm von Herzen. Auf ihre eigene Reise nach Deutschland konnte sie sich hingegen nicht ganz so sehr freuen. Doch bis dahin war zum Glück noch Zeit. Der Hogwartsexpress erreichte London im frühen Dämmerlicht. Hannah und Fabian hatten sich gerade von ihren Uniformen getrennt und waren in normale Kleidung geschlüpft. Gemeinsam hievten sie ihre Koffer aus den Gepäckablagen und kletterten aus dem Zug, nach dem dieser mit quietschenden Reifen im Bahnhof angehalten hatte. Fabian entdeckte seine Eltern sofort und verabschiedete sich mit einer hastigen Umarmung von Hannah. „Wir sehen uns im Orden!“, flüsterte er ihr zu. „Schreib mir!“, rief sie ihm winkend nach. Überall am Bahnhof nahmen Eltern ihre Kinder in Empfang. Hannah hielt nach Dung Ausschau. Und versuchte den Müttern, die ihre Kinder liebevoll in die Arme schlossen keinerlei Beachtung zu schenken. Der Neid auf diese belanglose Begrüßung war schon immer da gewesen. Selbst als Mr. Und Mrs. Lupin sie abgeholt hatten. Sie hatten sich stets große Mühe gegeben. Doch es war nicht ganz dasselbe gewesen. Mundungus lehnte lässig an einer Steinmauer nahe der Absperrung zur Muggelwelt. Einen Schlapphut tief ins Gesicht gezogen. Sein rostrotes Haar hatte wieder jene Länge erreicht, die es vor Askaban gehabt hatte. Er war unrasiert und paffte geduldig an seiner Pfeife. Dampfende Ringe flogen in der Luft vor ihm herum. Ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus als der Hannah entdeckte, die zielstrebig auf ihn zusteuerte. „Hallo, Kleines!“, begrüßte er sie. Schob mit einer Hand den Schlapphut aus den Augen und küsste sie vorsichtig. Sein Bart kratzte und Hannah musste grinsen noch während sie sich küssten. „Du kitzelst.“, Sie schlang die Arme um seine Mitte. „Bin froh, dass du´s geschafft hast.“, brummte er. „Die UTZ mein ich.“ Hannah lächelte zu ihm hoch. „Danke.“, sagte sie. Beide wussten wofür sie sich bedankte. Er rieb sich über die Schläfe und zuckte mit den Achseln. „Nicht der Rede wert, Mädel.“ „Da wirst du nun also Aurorin.“, bemerkte Dung feixend. „Du hättest dir wirklich nicht unpraktischeres aussuchen können.“ Hannah kniff ihn in die Seite. „Wann hörst du endlich auf mir das vorzuhalten?“, fragte sie störrisch. Ihre Augen glänzten widerspenstig. Dung hob die Hand und strich ihr zärtlich über die Wange. „Weißt du, Kleines...dann wenn es doch so weit kommt, dass du mich einsperren musst.“ Hannah warf ihm einen finsteren Blick zu, doch er hörte nicht auf zu lächeln. Augenblicklich wurde ihr warm ums Herz. Sie wusste das er es nicht so meinte. Das es eine Situation war in die keiner von Beiden jemals kommen wollte. „Wohin jetzt?“, fragte sie und bugsierte ihren Koffer durch die Absperrung. „Hab was Neues zum Pennen.“, brummte er und griff nach seinen Flachmann. „Was war mit der alten Bude?“ „Todesser.“, antwortete er matt. Hannah riss die Augen auf. „Du hast gar nichts gesagt!“ „Ist ja auch nix passiert. Sie waren da als ich Harris ein paar Flaschen Heilserum für seine Kröter angedreht hab.“ Er lachte auf. „War eigentlich nur Kürbissaft vermischt mit so einem Muggelzeugs.“ Hannah war immer noch ziemlich entrüstet. „Ich hab sie nicht Mal gesehen.“, sagte Mundungus. Innerlich freute er sich sehr über ihre Sorge. „Du hättest Bescheid sagen können.“, erwiderte sie vorwurfsvoll. Dung zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, Kleines.“ Er beugte sich zu ihr hinunter. „Kommst du trotzdem mit?“ Verschmitzt grinste sie ihn an. „Du weißt doch, dass du mich so schnell nicht los wirst.“ Er grinste zurück. Es dauerte ziemlich lange bis sie eine Stelle fanden von der sie problemlos apparieren konnte. Der Bahnhof Krings Cross war in den frühen Abendstunden noch sehr belebt. Nach einer scheinbaren Ewigkeit und einem ziemlich langen Fußmarsch fanden sie eine ausgestorbene Gasse. Auch wenn Hannah inzwischen selbst apparieren konnte war es ziemlich kompliziert als Anfänger an einen unbekannten Ort zu apparieren. Weswegen Dung sie kurzer Hand mitnahm. Hannah war froh darüber, dass er wieder apparieren konnte. Sie landeten in einer Vorgarten Siedlung am Rande Londons. Dichte Bäume erstreckten sich über ihnen in den Himmel. Die Abendsonne bahnte sich ihren Weg durch die leuchtenden grünen Blätter, doch nur vereinzelte Strahlen kamen auf dem Boden an. Es war ein beeindruckendes Farbenspiel hoch oben in der Luft, wo die Sonne die Baumkronen durchbrach. Hannah sehnte sich augenblicklich danach hoch hinauf zu fliegen. Dung jedoch umfasste fest ihre Hand und zog sie vorbei an den dicht bewachsenen Strebergärten der Muggel bis sie einen Garten in der hintersten Ecke erreichten. Mundungus kletterte ohne sich umzusehen über den hölzernen Gartenzaun und öffnete knarrend die Holztür zur der kleinen Gartenlaube im Zentrum des Gartens. Hannah folgte ihm noch nicht ganz sicher was sie von der ganzen Geschichte halten sollte. Efeu wuchs über die kleine Hütte. Der Garten war ziemlich verwildert. Er sah aus als hätte sich bereits seit Jahren niemand, um die Pflanzen gekümmert. Im inneren der Hütte war es für Dungs Verhältnisse fast ordentlich. Der Raum war nicht groß. Durch ein kleines Fenster an der Südseite viel ein schmaler Lichtstrahl hinein. Blätter der Bäume warfen ihren Schatten auf den Boden. Wild zusammengewürfelte Möbel standen im inneren der Hütte. Hannah erkannte die ramponierte Couch, die auch in Dungs letzter Bleibe in London gestanden hatte. Ein Flickenteppich bedeckte den Boden und in der Ecke gegenüber Stand ein Bett. Vor dem Fenster stand ein kleiner Tisch. Neben der Sitzecke hatte war eine winzige Küchenzeile in die Wand eingelassen. Hannah entdeckte eine Tür neben der Couch, die ins Badezimmer führen musste. Sie schob ihren Koffer hinein und grinste Dung zufrieden an. „Ziemlich cool.“, urteilte sie, so wie sie es jedes Mal tat, wenn sie zurück zu ihm kam. „Schon, nicht wahr?“, sagte Dung und grinste sie breit an. Er kam sich ziemlich dümmlich vor. Sie immer so anzusehen, doch er konnte nicht anders. Immer noch viel es ihm schwer zu verstehen was sie von ihm wollte. Doch sie war immer noch hier. Auch wenn es für ihn unvorstellbar war warum. Sie war noch immer da. Deshalb konnte er einfach nicht anders als dümmlich vor sich hinzu grinsen. Und nun hatte er sie ganz für sich alleine. Zwei wundervolle Monate lang. Wenn man einmal von Potters Hochzeit und dem Ganzen drumherum absah. Aber das war ihm im Moment gleichgültig. Hannah ließ sich erschöpft auf die Couch fallen und Dung versanken in den Kissen neben ihr. „Ich muss dir noch was erzählen.“, sagte sie und blickte ihn undurchdringlich an. Das konnte nichts Gutes heißen. Das konnte nur was mit Black zu tun haben. Wann konnte der Bengel endlich seine Finger von ihr lassen? „Was?“, fragte er und klang unbeabsichtigt ziemlich grimmig. Sie sah ihn mit einem flehenden Blick an und er merkte auf der Stelle wie er ruhiger wurde. Sie schob ihre Hand in seine und verschränkte ihre Finger in seinen. „Was hat er gemacht. Sag schon.“, forderte er. „Es ist nichts passiert.“, sagte sie leise. Dann begann sie von der Motorradtour und dem Konzert zu berichtet. Davon das sie ihn weggeschoben hatte. Das sie Freunde waren. Dung wusste das sie es ihm nur erzählte, um zu vermeiden, das Black bei irgendeiner Gelegenheit im Orden wieder vor ihm herum prallte. Als sie geendet hatte sah sie ihn erwartungsvoll an. Die Hoffnung, dass er ihr verzeihen würde lag tief in ihren saphirfarbenen Augen. Dung wusste, dass er reagieren würde wie er es immer tat. Er hatte bemerkt, dass der Bengel nun größere Geschütze auffuhr. Er würde es nie sein lassen. „Dung?“, fragte Hannah zaghaft noch immer umklammerte sie seine Hand. Er strich ihr eine Locke hinters Ohr. „Schon okay.“, sagte er und versuchte möglichst beiläufig zu klingen. An Hand von ihrem Blick bemerkte er, dass es ihm nicht gelungen war, doch sie sagte nichts. Starrte ihn einfach nur an. Mit jenen Ausdruck in den Augen den er nicht deuten konnte. Allein die Tatsache, dass sie so schuldbewusst und flehend drein sah machte ihm deutlich, dass es nicht vorbei war. Wenn es nichts zu verzeihen gäbe, würde sie schließlich nicht, um Verzeihung bitten. Die Auroren hatten eine Krisensitzung im Ministerium angesetzt, an dem die Rekruten nicht teilnehmen durfte. Nur der innere Kreis steckte den Kopf zusammen. Das hieß Mr. Potter, Moody, Crouch und ein paar langjährige voll-ausgebildete Auroren. Sirius erkannte Kingsley Shacklebolt unter ihnen. Er war ein großer dunkelhäutiger Zauberer. Auch Rufus Scrimgeour ein Auror mit dunkel blondem Haar und einem sehr bestimmten Auftreten war unter ihnen. Sirius war einmal auf Patrouille mit Scrimgeour gewesen. Er gehörte zu jenen die bei dem Klang des Namen Black das Gesicht verzogen, aber versuchten sich nichts anmerken zu lassen. James war und er war es auch ziemlich wild darauf irgendetwas von der Krisensitzung mitzubekommen. Lily hingegen war voll bepackt mit Pergamentrollen hinüber in die Toxilogie verschwunden. Nicht ohne sie beide mit einem missbilligenden Blick zu strafen. Während sich die beiden Rekruten im Verhörraum verschanzt hatten, um möglichst nah und unbeobachtet an der Wand zu Moodys Büro lauschen zu können. Moody jedoch hatte längst von ihren vergangenen Lauschaktionen Wind bekommen und seine Bürowand mit irgendeinem Zauber geschützt. Sehr zum Missfallen seiner Rekruten. „Hat dein Dad beim Frühstück gar nichts erwähnt?“, fragte Sirius. Er sah ziemlich übernächtigt aus. James schüttelte vehement den Kopf. „Meinst du nicht, dass hätte ich dir längst erzählt, Tatze?“ Sirius zuckte mit den Schultern. „Er hat nur mit Mum gestritten.“, fügte James leise hinzu. „Sie will immer noch, dass er in Rente geht. Meint er wäre zu alt für diese ganzen Katastrophen.“ „Das kann nicht ihr ernst sein.“ „Du kennst doch Mum.“, erwiderte James. „Aber sie weiß doch, dass wir in der aktuellen Lage unmöglich auf ihn verzichten können.“ „Natürlich weiß sie das.“ James ließ sich resignierend auf einem der Tische nieder. „Manchmal glaube ich, sie macht sich einfach Sorgen. Die ganze Familie ist im Orden, wir sind täglich im Ministerium. Ich glaube nicht, dass sie sonderlich viel schläft.“ „Ebony macht es nicht besser.“, sagte Sirius matt. Schuldbewusst blickte er zu Boden. James wusste, dass es ihm nicht behagte, das kleine Mädchen so oft zu Mrs. Potter bringen zu müssen. Er wollte für sie da sein. Doch so einfach war das alles einfach nicht. „Sie kümmert sich gern um Ebony.“, sagte James. Er würde alles sagen, um die Schuld von Sirius Schultern zu nehmen. Trotzdem war es nicht gelogen. Seine Mutter war völlig vernarrt in das kleine Mädchen. „Aber gerade jetzt, wo wir nicht einmal einen Minister haben...“, stöhnte Sirius und rieb sich müde die Augen. „Crouch ist im Gespräch!“ Sirius riss entsetzt die Augen auf. James wusste wie sehr er Crouch verachtete. „Woher weißt du das?“ „Würmchen hat es mir neulich erzählt. Er hat da was mitbekommen in seiner Abteilung. Glaube nicht, dass es für seine Ohren bestimmt war.“ „Scheiße!“, fluchte Sirius. „Das kannst du laut sagen, Alter.“ Sirius schüttelte abwesend den Kopf. „Das meine ich nicht.“, sagte er. „Ich hab Würmchen völlig vergessen.“ James sah ihn ziemlich irritiert an, bei diesem abrupten Themenwechsel war er nicht ganz mitgekommen. „Wie vergessen? Er hat doch gar nicht Geburtstag.“ James war sich da eigentlich ziemlich sicher, auch wenn er schon manchmal so was unwesentliches wie Geburtstage vertauschte. Lily war dafür zuständig sich so etwas zu merken. Bei Merlin war er froh, dass er sie hatte. Sirius schüttelte hastig den Kopf. „Moony und ich wollten mit ihm reden, wegen der Sache im Tagespropheten.“ James bemerkte, dass er es vermied Yukos Namen auszusprechen. „Bei Merlin, Tatze! Das ist Wochen her. Hat keiner von euch seit dem mit Würmchen gesprochen?“ „Es war ziemlich viel los.“, sagte Sirius trotzig. Er wusste selbst am Besten, dass dies keine Entschuldigung war. James sah ihn ziemlich entrüstet an. „Hast du etwa?“, entgegnete Sirius. James nickte schnell. „Klar! Ich hab ihn gestern noch im Aufzug getroffen.“ „Arbeit zählt nicht, Krone!“ James biss sich nervös auf die Unterlippe. „Nein, dann nicht.“, brummte er. „Aber ich habe ziemlich viel mit dem ganzen Hochzeitskram zu tun, wenn du verstehst was ich meine?“ Es klang wie eine dämliche Ausrede. Und sowohl Sirius als auch James wussten, dass es keinen Grund gab Peter zu vernachlässigen. James fühlte sich erschlagen. Als hätte ihn ein Riese an die dünne Bürowand geschmettert. Ihre Freundschaft, von der sie alle geschworen hatten, dass sie ewig halten würde, veränderte sich. Früher wäre es ihnen nie passiert, dass sie die Probleme eines Freundes übersehen hätten. Wie den auch? Spätestens bei der nächsten Mahlzeit in der großen Halle hätten sie einander gesehen. Es war um so vieles einfacher gewesen für einander da zu sein. Es war bestimmt, dass hundertste Mal in diesem Jahr in dem James sich gedanklich nach Hogwarts zurück wünschte. Im Schloss waren sie alle Zuhause gewesen. Sie waren in Sicherheit gewesen. So gut wie es eben in dieser Zeit ging. Und das wichtigste, sie waren zusammen gewesen. James schlug unwirsch mit der Faust auf den unstabilen Tisch im Verhörraum. „Immer mit der Ruhe, Krone.“, sagte Sirius vorsichtig. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was in seinem besten Freund vor ging. Natürlich hatte er selbst auch bereits mit seinem schlechten Gewissen gehadert. „Wir müssen einfach einen Lichtblick in diesem Chaos finden.“, sagte er, beugte sich vor und grinste James verschmitzt an. „So schwer kann, dass schon nicht sein.“ James sah ihn entgeistert an. Wahrscheinlich hatte er ja Recht. „Vor allem sollten wir uns um Würmchen kümmern.“, erwiderte er. Prüfend warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. „Heute Abend im Tropfenden Kessel?“ Sirius nickte. „Ich sag Moony Bescheid.“ „Und ich...“, James brach ab, als hätte er es sich Mitten im Satz anders überlegt. „Mach das, Alter.“ Sirius warf ihm einen finsteren Blick zu. Ihm war ziemlich klar, was James hatte sagen wollen. Hannah war frei. Es waren keine Schulferien oder so etwas. Sie war mit Hogwarts fertig. Noch vor einem Jahr wäre es normal gewesen, dass sie sich alle zusammen gesetzt hätten, um Peter aufzuheitern. Sirius hatte James nichts von dem nächtlichen Konzertbesuch erzählt. Eigentlich hatte er nie Geheimnisse vor James. Natürlich hätte vor einem Jahr nicht James Hannah Bescheid gegeben. „Seid ihr eigentlich zu irgendetwas nutze?“, knurrte eine bekannte Stimme. Moody hatte sich in der Tür aufgebaut. Es war völlig irrsinnig, dass sie sein lautes Bein nicht gehört hatten. Wie machte er das nur? James sprang wie vom Hippogreif getreten auf und zog Sirius mit auf die Füße. „Tut uns leid, Boss.“, sagte er rasch und gab sich Mühe möglichst betreten drein zu schauen. „Ja...“, machte Sirius kleinlaut. Moody schob die Stirn in tiefe Falten und musterte seine Rekruten durchgehend. „Ihr wolltet nicht etwa Lauschen?“, Er wirkte zunehmend bedrohlicher. Sicher würde gleich einer seiner Wutanfälle kommen. „Spare dir deine Lügen, Black!“, fuhr er ihn an, als Sirius gerade den Mund aufmachen wollte. „Natürlich, Boss!“ „Wo steckt, Miss Evans?“ „Toxiologie.“, antwortete James. „Wenigstens eine die hier arbeitet.“ Moody seufzte auf. Lily roter Haarschopf tauchte wie zur Bestätigung seiner Worte hinter Moody auf. Ihre Augen glänzten zufrieden. James war sich ziemlich sicher, das was auch immer sie in der Toxiologie getan hatte, erfolgreich gewesen war. „Ich habe meinen Namen gehört.“, sagte sie sanft und blickte zu Moody hinüber, nicht ohne James zuvor tadelnd anzusehen. „Ah, Evans. Gut. Folgt mir.“, fuhr Moody sie an. Er warf einen wachsamen Blick durch die Korridore. Schließlich hinkte er gefolgt von seinen drei Rekruten hinüber in sein Büro. Erschöpft ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und löste die Prothese von seinem Bein. Moody wartete geduldig bis Lily bedächtig die schwere Tür hinter ihnen geschlossen hatte. „Eigentlich wollt ich euch informieren.“, knurrte er schwerfällig. „Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob einige hier mit wertvollen Informationen überhaupt vertraulich umgehen können.“ Strafend sah er James und Sirius an. Beide hätten sich am liebsten eigenständig nach Askaban eingewiesen. Moodys Donnerwetter über sich ergehen zu lassen, war die eine Sache, aber wenn er ernsthaft an ihrem Können oder ihrer Loyalität zweifeln sollte, war das wirklich eine ganz andere Geschichte. „Tut uns ehrlich leid, Boss.“, sagte Sirius niedergeschlagen. James nickte beschämt. „Wir wollten sie nicht enttäuschen.“ „Wirklich nicht.“ Moody nickte abschätzig. Erleichtert beobachtete James, dass er schmunzelte. Er war sich fast sicher es gesehen zu haben, doch so schnell es gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. „Nun gut.“ Er runzelte die Stirn. „Es gab neue Angriffe.“ Das war nichts wirklich Neues. Jeden Tag gab es neue Angriffe. „Werwölfe.“, fügte Moody langsam hinzu. „Mehrere hochrangige Ministeriumsangestellte wurden überfallen. Anwärter auf den Posten des Zaubereiministers.“ Lily schlug erschrocken eine Hand vor den Mund. „Sind sie...“, begann Sirius mit der Frage, die James so eben in den Kopf gekommen war. „Verwandelt?“ Moody schüttelte den Kopf. „Tod. Alle samt.“, sagte er ernst. „Aber er nimmt ihre Kinder mit.“ „Greyback?“, fragte Lily. James ballte die Hände wütend zu Fäusten. „Wir wissen es nicht.“, erwiderte Moody besorgt. Die Rekruten schwiegen. Es war vollkommen logisch, dass Voldemort ihre Regierung sabotierte. Auch war es logisch, dass er die Neubesetzung des Ministers solange wie möglich hinaus zögern wollte. Schließlich lagen die Regierungsgeschäfte in England quasi brach. Ohne Führung funktionierte im Ministerium wirklich relativ wenig. Zudem spiegelte es seine kranke Besessenheit von Symbolik wieder. Der Minister. Eine starke Führung, war ein Zeichen für ein funktionierendes Land. Jemand zu dem man im bestenfalls aufsehen konnte, an dessen Reden und Entscheidungen man sich halten konnte. Aber was wollte er mit den Kindern? James sprach es laut aus, bevor einer der anderen es tun konnte. Moody antwortete nicht direkt. Auch der Boss musste sich diese Frage gestellt haben. „Keines älter als acht.“, sagte er schließlich. Sein Gesicht wirkte sorgenvoll. Er wandte sich um und nahm eine staubige Flasche Feuerwhiskey aus dem Regal. Er goss sich einen großzügigen Schluck ein. „Boss! Wir sind im Dienst.“, Sirius war völlig entgeistert. „Maul halten, Black.“ Moody genehmigte sich einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Er bedachte seine Rekruten mit einem grimmigen Blick. „Das Werwolf Registerungsgesetz wird morgen überarbeitet. Wir...“, er stockte kurz „sind zu der Entscheidung gekommen, dass es Sinn macht jeden Werwolf einer genaueren Überprüfung zu unterziehen. Wohnungen, Arbeitsplätze und alle anderen relevanten Schauplätze im Leben eines Werwolfes werden von nun an von den Mitarbeitern aus der magischen Strafverfolgung überprüft und überschattet.“ „Aber...“, begann James, der gar nicht wusste, wie er dieser abscheulichen Ungerechtigkeit widersprechen sollte. „Zudem sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass jeder bisher registrierte Werwolf sich in der Öffentlichkeit pflichtgemäß zu Kennzeichen hat. Dafür...“ „Was?“, Sirius hatte es nicht mehr ausgehalten zu zuhören. Das konnte nicht Moodys Ernst sein. „Sollen sie sich ´Vorsichtig biss´auf die Stirn tätowieren lassen, oder was?“ „Black.“, fuhr Moody ihn an. Seine Stimme klang seltsam ruhig und gefasst. Beinah mitleidig. „Seien sie nicht albern. Natürlich schreiben wir es ihnen nicht auf die Stirn.“ „Wie dann?“, fragte James. Er musste sich Mühe geben seinen Chef nicht anzuschreien. „Jeder von ihnen ist von nun an dazu verpflichtet die Rune für Lykanthropie gut sichtbar auf seiner Kleidung zu tragen.“ Moody nahm noch einen tiefen Schluck aus seinem Glas. „Verstöße werden mit hohen Geldstrafen geahndet oder mit schlimmeren...“ Askaban. Es lag unausgesprochen in der Luft. Moody musste es nicht aussprechen. Jeder von ihnen wusste, dass er es meinte. „Das geht nicht.“, sagte James. „Boss, es wird sie stigmatisieren. Jeder wird sie meiden. Sie werden ihre Arbeit verlieren.“ Ein Flehen lag in seiner Stimme. Der Wunsch, dass dies alles nur ein verrückter Traum war. „Es ist Irrsinn.“, fügte Sirius hinzu. „Es wird sie noch mehr gegen uns aufbringen. Jene die noch nicht auf Voldemort Seite sind werden zu ihm überlaufen, wenn er ihnen, dass bessere Leben bietet. Und jetzt kann er das.“ „Ihnen steht es nicht zu, die Sicherheitsregeln des Ministeriums zu kritisieren, Black.“, bellte Moody unwirsch. James war sich ziemlich sicher, dass er selbst nicht an dieses Gesetz glaubte. Irgendetwas, vielleicht die Art, wie er ihnen das ganze mitgeteilt hatte ließ ihn glauben, dass diese verfluchte Unsinn ganz sicher nicht auf seinen Mist gewachsen war. Und wie zu Bestätigung seiner Worte beugte sich Moody vor, nachdem er das Whiskey Glas mit einem großen Schluck geleert hatte. „Es war ein Kompromiss.“, sagte er leise. „Crouch Vorschlag war es, alle Werwölfe zusammen zu treiben und ohne Prozess nach Askaban zu schicken.“ „Bei Merlin!“ Lily bewegte sich unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Die ganze Zeit über war sie ungewöhnlich Still gewesen. In ihren Augen sah James wie fassungslos sie war. „Remus...“, flüsterte sie schließlich, mit verletzter Stimme. „Boss...“ „Evans! Sie wissen, dass sie der Schweigepflicht unterstehen. Ich halte es nicht für ratsam Mr. Lupin vorab darüber zu informieren.“ Seine Augen lagen wachsam auf seiner jungen Rekrutin. „Aber er hätte eine Wahl.“, erwiderte Lily leise. „Was für eine Wahl?“, fragte Sirius. „Flucht, Tatze.“, antwortete James ohne lange darüber nachzudenken. „Evans, sie wissen wie wichtig es für den Orden ist Leute im Ministerium zu haben.“, fiel Moody ihnen ins Wort. „Sie wissen, dass das wichtiger ist als ein Einzelner.“ Stille trat ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)