Cause it's Life von mystique (- A Fateful Place Called School - ((KaixRay))) ================================================================================ Kapitel 5: Forced ----------------- 5. Kapitel: Forced Ruckartig öffnete Kai die Tür des Klassenzimmers und trat ein. Was er im nächsten Moment sofort bereute, denn er war leider nicht der einzige, der beschlossen hatte, früher zu kommen. Entnervt verdrehte er die Augen. Ihn konnte er im Moment am wenigsten gebrauchen. Dennoch ließ er sich auf seinen Platz sinken, darauf bedacht, sich ja nicht anzulehnen. Er warf einen missbilligenden Blick zum Fenster. Der Junge dort sah ihn nicht an, schien ihn aber bemerkt zu haben. Er saß am geöffneten Fenster und beobachtete den Sonnenaufgang. „Du scheinst dich ja schon ganz gut mit dem Neuen zu verstehen, Kai.“ „Was du nicht sagst“, erwiderte Kai, verschränkte die Arme und schloss die Augen. Seine übliche Haltung eben. „Ich habe jetzt keine Geduld für ein Gespräch.“ Der Junge am Fenster drehte sich zu Kai um. Die Sonne beschien sein Gesicht und auf seiner Hand saß ein Spatz. Er lächelte freundlich. „Dass du schlechte Laune hast, merkt man. Man hat dich eben bis hier hin brüllen gehört.“ „Tu mir bitte einen Gefallen und lass mich in Ruhe.“ Doch der Junge ließ sich nicht beirren. Er wandte sich wieder dem Vogel zu und sprach weiter: „Woher kommt denn eigentlich deine schlechte Stimmung? Hast du dich wieder mit dem Chinesen gestritten? Wie hieß er gleich noch mal ... ah, Ray war sein Name, wenn ich mich nicht irre.“ „...“ Auch wenn Kai es nicht sehen konnte, lächelte der Junge wieder. „Dein Schweigen spricht Bände, Kai. Also habe ich Recht.“ „Brooklyn“, zischte Kai und verengte die Augen. „Halt den Mund.“ Ohne darauf einzugehen fuhr Brooklyn fort: „Euer kleines Zwischenspiel gestern war zugegeben amüsant. Ich meine die, bei der du am Ende seinen Zopf im Gesicht hattest. Und sein Kampf gegen Tala war auch recht eindrucksvoll. Einzig seine Reaktion wirft Fragen auf.“ Doch Kai hörte ihm gar nicht mehr zu. Er hatte sich trotz allem Protest seines Rückens auf seinem Stuhl zurückgelehnt und sich seine Hand auf die Stirn gelegt. Einen Moment lang verschwamm seine Sicht und er fragte sich flüchtig, ob es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn er einfach im Bett geblieben wäre. Doch er besann sich rasch eines Besseren. Also nahm er erneut seine vorige Haltung ein und keine Faser seines Gesichtes zeugte davon, wie mies er sich fühlte. Das Pochen hinter seiner Stirn nahm zu und eine seiner Hände krallte sich in seine Weste. Er stutzte und öffnete die Augen. Konzentriert betastete er seine Weste weiter und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass sie klamm war. Nachdem er sich der Tatsache bewusst wurde, dass auch seine Hose nicht wirklich als trocken zu bezeichnen war, erinnerte er sich wieder. Lautlos stöhnend griff er sich an die Stirn. Das erklärte die klamme Kälte, die er den ganzen Morgen über schon verspürt hatte und nicht einmal mit dem Kaffee losgeworden war. Was war er nur für ein Idiot, dass er das hatte vergessen und übergehen können? Jetzt war es auch zu spät, um sich frische Kleidung anzuziehen. Die Stunde fing in wenigen Minuten an und alleine bei dem Gedanken an die vielen Treppenstufen wurde ihm ganz anders. Innerlich verfluchte er sich. Es läutete. Erdkunde. Ray betrat das Klassenzimmer und ließ sich auf seinen Platz fallen. Keine Sekunde zu früh, denn ihr Lehrer betrat den Raum. „Guten Morgen!“ Die Schüler erwiderten den Gruß und schlugen gleichzeitig die Bücher auf. Nach Erdkunde stand wieder Beybladen auf dem Stundenplan. Erneut folgten sie der langen Treppe nach unten und warteten nun auf Hiro. „He, Ray“, rief Tyson von anderen Ende des Raumes. Der Gerufene sah auf und lächelte. Tyson war erstaunlich gut drauf, nach der Sache mit Kai und dem Pudding, allerdings merkte man deutlich, dass er einen großen Bogen um den Russen machte. „Was ist denn?“ „Komm doch zu uns rüber. Mein Bruder kommt mal wieder zu spät.“ Erstaunt durchquerte Ray den Raum, bis er vor Tyson und den andern stand. „Dein Bruder?! Hiro ist dein Bruder?“ Der Rest der Gruppe grinste, angesichts Rays verblüfften Gesichts. Tyson nickte stolz. „Genau, er ist mein großer Bruder.“ „Und das geht einfach so? Ich meine, du hast bei ihm Unterricht.“ Der Stolz verschwand aus Tysons Gesicht. „Wenn du denkst, er könnte Tyson bevorzugen“, mischte Max sich ein, „dann irrst du dich, Ray. Er ist genauso kritisch mit ihm, wie mit jedem anderen. Es ist genauso wie bei meiner Mutter und mir. Ich habe manchmal vielmehr das Gefühl, man wird benachteiligt, wenn man mit einer Lehrkraft verwandt ist.“ In dem Moment betrat Hiro den Raum. Sofort hörten die Privatgespräche auf und die Aufmerksamkeit galt ganz dem jungen Mann. Dieser seufzte hörbar. „Nun“, begann er, „es gibt nicht mehr viel, was ich euch noch beibringen kann. Einige von euch sollten ihre Starttechniken perfektionieren und andere wiederum sollten lernen, ihr aufbrausendes Temperament zu zügeln“ - bei diesen Worten warf er Daichi, der einige Rückwärtssaltos vollführte, einen tadelnden Blick zu – „und ansonsten ... nun ja“, er blickte in die Runde, „machen wir es einfach so, wie gestern. Bildet Paare und tretet gegeneinander an, es steht euch ebenso frei, als Team gegen andere Paare anzutreten. Wenn jemand Probleme hat, tut euch keinen Zwang an und fragt.“ Die Schüler zerstreuten sich, Ray blieb stehen wo er war. Er blickte zur Seite und starrte direkt in Hiros ernstes Gesicht. Ray schluckte scher. „Coach.“, begann er zögernd, „ wegen gestern, ich wollte nur sagen, dass -“ Doch Hiro schüttelte nur den Kopf und ließ Ray verstummen. „Ist schon vergessen, Ray. Der Kampf war außerordentlich. Ich bin mir sicher, dass du dir einen Platz in der Elitemannschaft unserer Schule verdienen wirst, wenn du so weiter machst.“ Verblüfft starrte Ray den Blauhaarigen an. „Echt?!“ „Ja. Du hast Tala besiegt. Er ist der Vizekapitän.“ Damit hatte Ray nicht gerechnet und schwieg . Hiro lächelte und sah sich um. „Es scheinen sich schon alle aufgeteilt zu haben“, stellte er fest, doch dann blieb sein Blick an Kai hängen. „Nun, nicht alle. Ray, gestern hast du dich gegen Tala gut geschlagen, ich würde gerne Erfahren, wo dein Limit liegt.“ Ray folgte seinem Blick und erstarrte, doch es war zu spät, um Hiro aufzuhalten.. „Kai Hiwatari, wärst du so frei mir einen Moment deiner Aufmerksamkeit zu widmen“, rief Hiro dem Russen zu. Der Angesprochene blickte ihn nicht an, öffnete noch nicht einmal die Augen. „Was gibt es, Coach? Nein, ich habe die jüngeren Schüler heute Morgen nicht zum weinen gebracht und ja, dein Bruder hat sich gegen jegliche Norm verhalten, darum sah ich mich gezwungen, etwas zu unternehmen.“ Hiro schmunzelte. „Würdest du bitte gegen Ray antreten?“, fragte er, nicht näher auf Kais Worte eingehend. Der Russe öffnete nun doch die Augen und blickte Ray abschätzend an, bevor er sie wieder schloss. „Willst du mich beleidigen? Das wäre Verschwendung.“ Ray ballte die Fäuste, doch Hiro kam ihm zuvor. Er schien nicht verärgert zu sein, sein Gesichtsausdruck war regelrecht Belustigt. „Kai, ich scheine dich daran erinnern zu müssen, dass ich der Coach bin.“ Es war eine einfache Feststellung. Erneut schlug Kai die Augen auf. Durchdringend blickte er Hiro an, bevor er sich mit einem abfälligen Schnauben von der Wand abstieß. Gemächlichen Schrittes näherte er sich der Arena vor Hiro und Ray, ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm mehr als missfiel. Ray starrte ihn wortlos an, bis Kai die Geduld verlor. „Komm schon Kon, oder soll ich hier Wurzeln schlagen?“ „Wäre vielleicht nicht schlecht“, entgegnete Ray trotzig. Auch er stellte sich in Position. „Tyson, sieh mal.“ May stieß seinem Freund mit dem Ellenbogen in die Rippen. Der Blauhaarige schreckte zusammen. „Wer? Was? Wo?“ Max verdrehte die Augen. „Du sollst nicht träumen.“ Er packte den Kopf des Japaners und drehte ihn in Richtung Ray und Kai. „Da, sieh dir das an. Die beiden wollen kämpfen, das wird sicher spannend.“ Nun zeigte auch Tyson Interesse. „Du hast Recht. He Rick!“ Der Amerikaner drehte sich zu Tyson um. Verwirrt betrachtete er den wild mit den Armen gestikulierenden Tyson, bis er endlich in die gebotene Richtung sah. Nun erblickte auch er die zwei Kontrahenten und machte seine Freunde ebenfalls darauf aufmerksam. Auch Tala, der ein Match gegen Daichi ausgefochten hatte wandte sich ab, um dem Geschehen zu folgen. Mittlerweile hatte sich die ganze Klasse um die Beyarena versammelt. Alles in allem glich es der Szenerie, die sich einen Tag vorher während des Kampfes zwischen Tala und Ray abgespielt hatte. Tyson hatte sich an seinem Bruder mit den Worten „Ich mach den Schiedsrichter, das wird klasse“ vorbeigeschummelt, was dieser nur mit einem ergebenen Kopfschütteln quittiert hatte, und stand nun neben der Arena. „Gut, seid ihr bereit?“ Kai sah ihn scharf von der Seite an. „Verschwende noch mehr meiner Zeit und du bist der nächste“, knurrte er gereizt. Tyson schien um einen Kommentar verlegen, der morgige Vorfall schien ihm noch immer ins Gedächtnis gebrannt zu sein. „Das nehme ich als ein ja.“ Ray und Kai hoben die Arme. „Drei, zwei, eins, Let it Rip!“ Die Beyblades der beiden schossen aufeinander zu, umspielten sich kurz, bevor sie einander rammten. Funken sprühten, als sie aufeinander trafen, keiner war bereit nachzugeben. Dranzer versetzte Drigger unvermittelt einen heftigen Stoß und Rays Blade geriet ins Trudeln. Kai schenkte dem Chinesen ein herablassendes Lächeln. „Dafür muss ich meine Zeit vergeuden?“ Ray ballte die Hände zu Fäusten. Drigger glühte kurz auf und traf mit voller Wucht auf Dranzer. Dieser wurde ein Stück zurückgeschleudert, behielt jedoch sein Gleichgewicht. „Mehr hast du nicht zu bieten?“, fragte Kai höhnisch. Plötzlich trübte sich seine Sicht und er schwankte für einen Moment, bevor er sich wieder fasste und irritiert inne hielt. Er hob abwesend die Hand, fasste sich an die Stirn und stellte fest, dass sie schweißnass war. Was hatte das zu bedeuten, er hatte sich überhaupt nicht angestrengt. Sein Körper rebellierte und ein plötzliches Gefühl der Schwäche nahm von ihm Besitz. „Los Dranzer, Attacke!“, rief er in einem Versuch, seine Überforderung zu überdecken. Ein Murmeln ging durch die Reihen der Zuschauer, denn Kai ließ sich für gewöhnlich selten dazu herab, sein Bit Beast direkt anzurufen. Auch Ray war überrascht über den plötzlichen Ausbruch seines Gegenübers. Einen Moment später starrte er wie gebannt auf Dranzer, der sich über Kais Blade materialisierte. Dieses Bit Beast zog ihn in seinen Bann, es strahlte die selbe Sicherheit aus, die Kai für gewöhnlich an den Tag zu legen pflegte. Doch irgendetwas stimmte da nicht an dem Bild. Hinter Dranzers starker Fassade schien etwas Schwächeres zu stehen. Anscheinend schien Kais derzeitige Schwäche auch auf Dranzer überzugreifen. Kai sah zu seinem Bit Beast auf. „Los“, er schien zu keuchen. „Dranzer, greif“, er hustete, „greif an!“ Doch das stolze Wesen ignorierte den Befehl, stattdessen flog er auf Kai zu und ließ sich schützend hinter dem Blader nieder. Die Umstehenden beobachteten gebannt wie Dranzer sich von hinten über Kai beugte und ihn besorgt betrachtete. Ein derartiges Verhalten hatten sie noch nie bei einem Bit Beast gesehen, zumal nicht einmal jeder von ihnen eins besaß. Selbst Kai schien Dranzers Verhalten zu überraschen. Einen Moment überkam ihn der paradoxe Gedanke, sich einfach nach hinten Fallen zu lassen – Dranzer würde ihn auffangen, keine Frage - aber dann wurde ihm wieder bewusst, dass er dadurch vor aller Augen Schwäche zulassen würde. Das käme nicht in Frage. „Dranzer“, wiederholte er deshalb nun eindringlicher und deutliche Schärfe schwang in seiner Stimme mit. „Ich hab dir einen Befehl erteilt.“ Er ignorierte den vorwurfsvollen Blick Dranzers, wandte den Kopf ab, um ihn nicht mehr sehen zu müssen und schloss die Augen. „Gehorche“, presste er hervor, mit einer ungeheuren Härte in der Stimme, die ihn viel Überwindung kostete. Widerwillig erhob sich der Phönix und richtete seine Aufmerksamkeit auf Drigger, bevor er begann, ihn zu attackieren. Ray hatte bereits mit einem damit gerechnet und war nicht unvorbereitet. „Drigger, greif ebenfalls an!“ Sein Beyblade begann hell zu glühen und Drigger erschien fauchend in seiner vollen Pracht. Er duckte sich und sprang auf Dranzer zu. Der Aufprall verursachte eine Druckwelle. Ray kam bedrohlich ins Wanken, schaffte es jedoch sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Als er zu Kai sah, weiteten sich seine Augen. Der Russe stand gekrümmt vor der Arena und hielt mit einer Hand verkrampft seinen, vor Anstrengung zitternden, Arm umklammert. Seine Stirn glänzte vor Schweiß und sein Atem war unregelmäßig. „Kai“, rief Ray bestürzt über den Lärm der Beyblades und der tuschelnden und murmelnden Umstehenden hinweg. Kai sah auf, doch sein Blick schien durch Ray hindurch zu gehen. Ray warf einen Blick in die Bowl - Dranzer und Drigger waren noch mitten in ihrer Attacke. Funken sprühten berstend, während sie versuchten sich gegenseitig aus dem Ring zu schieben. Kai fasste sich an den Kopf, alles um ihn herum schien sich zu drehen. Wollte dieser Schmerz denn nie aufhören? Er wusste nun, dass er einen Fehler begangen hatte, er wusste, das Tala wieder Recht behalten hatte, doch es war zu spät. Er musste durchhalten und Haltung bewahren, nicht mehr lange, dann war der Kampf vorüber und er konnte gehen. Nichts weiter als Haltung bewahren ... Er versuchte, sich aufzurichten. Es misslang ihm, alles um ihn herum schien sich nur noch schneller zu drehen als vorher und der Sog, der ihn in das Schwarze seines Bewusstseins zog, nahm noch weiter zu. Dranzer geriet ins Trudeln. Kai fluchte und konzentrierte sich vollkommen auf seinen Beyblade, bis er die Konturen seines Bit Beasts wieder klar erkennen konnte. Er konnte jetzt nicht aufgeben, zuviel stand für ihn auf dem Spiel. Dies hier war im Moment nicht irgendein wertloser Kampf zum Spaß, es war ein Kampf gegen die Schwäche, die ihn zu übermannen drohte. Drigger hatte Dranzer an den Rand der Bowl gedrängt. Lange würde er dem Tiger nicht mehr standhalten können. Er durfte nicht nachlassen! Sie hassten Schwäche! Und er durfte nicht verlieren! Nicht schon wieder. Unweigerlich wanderten seine Gedanken zurück. Zurück zu jener Zeit, in der Schwäche mehr als nur ein Vergehen bedeutete. *~* Eine Gruppe Jungen lief durch den strömenden Regen. Sie waren kaum älter als sieben Jahre und trotz des Sturmes, der unaufhaltsam um sie herum wütete, liefen sie weiter. Der kleinste von ihnen, ein Junge mit grau-blauen Haaren bildete das Schlusslicht. Obwohl seine Lungen bei jedem Atemzug wie Feuer brannten, seine Beine ihn kaum noch tragen wollten und beinahe unter ihm nachgaben, blieb auch er nicht stehen. Er wusste, was ihm drohte, sollte er versagen. Also biss er die Zähne zusammen und quälte sich weiter vorwärts. Am Abend desselben Tages suchte das Fieber ihn heim. Es ließ ihn Dinge sehen, die nicht existierten, ließ die Schatten, die ihn umgaben zu Monstern werden, doch er schwieg. Er konnte es nicht zulassen, Schwäche zu zeigen und ignorierte es. Am nächsten Tag ließ man ihn gegen die stärksten Blader der Gruppe antreten, doch während des letzten Kampfes übermannte ihn die Müdigkeit und ließ ihn einen Moment unachtsam sein. Er spürte einen scharfen Luftzug an seiner Wange, dann fiel Dranzer scheppernd hinter ihm auf den Steinboden. Der Junge starrte fassungslos in die Arena hinab, nur langsam sickerte die Erkenntnis in seinen vom Fieber benebelten verstand. Er hatte verloren. Kurz verschwamm seine Sicht, er stand kurz vor einem Zusammenbruch, als man ihn grob am Arm packte und hochzog. Mit verschleiertem Blick bekam er gerade noch mit, wie er einige dunkle Gänge entlang gezogen wurde. Eine Tür wurde geöffnet und er wurde nach vorne gestoßen. Unsanft landete er auf dem Boden, stöhnte schmerzerfüllt auf. Die Tür fiel hinter ihm schwer ins Schloss. „Du hast also verloren?“, fragte eine kalte, harte Stimme, die den Jungen mit beharrlicher Regelmäßigkeit bis in seine Albträume verfolgte. Ein schatten fiel vor ihm auf den Boden, er hörte eine Bewegung, dann spürte er eine Hand in seinen Haaren, die ihn zwang, aufzusehen, in das Gesicht seines Gegenübers zu blicken. Der Junge spürte die Angst wie Ungeziefer an ihm nagen, als der Griff in seinen Haaren sich schmerzhaft verstärkte. „Sag“, begann Boris leise und unheilvoll. „Hast du verloren, Kai?“ Kai wich seinem Blick aus und schwieg. Die Hand ließ ihn los, trotzdem blickte er weiterhin zur Seite. Gleich würde sie beginnen, seine Bestrafung, seine Züchtigung. Denn er hatte versagt. Wieder hatte er versagt. Ein harter Griff u seine Schulter zog ihn hoch, bis er wieder stand, dann erschütterte eine Ohrfeige seinen Körper und ließ ihn taumeln. Starke Hände verhinderten, dass er fiel, eine weitere Ohrfeige folgte. „Habe ich dir nicht deutlich klargemacht, dass ich verlieren nicht dulde?“, zischte Boris ihm ins Ohr. Er zog seine Hand zurück Kai nickte unter Schmerzen. Beim nächsten Schlag breitete sich eine kalte Taubheit in ihm aus. „Verlieren bedeutet Schwäche!“, fuhr Boris schneidend und packte Kai an den Schultern, begann, ihn zu schütteln. Der Junge stöhnte gequält auf, wehrte sich jedoch nicht. „Wenn sich dieses Fehlverhalten noch einmal wiederholt“, sagte Boris unheilvoll und machte einen Schritt zurück, „dann werde ich nicht mehr so nachsichtig sein. Hast du verstanden?“ Kai nickte betäubt, den Blick gen Boden gerichtet. Diese Stimme, kalt und erbarmungslos. Wie sehr Kai diese Stimme, dieses Gesicht, diesen Menschen doch hasste. Und wie sehr er sich doch vor ihm fürchtete. „Sehr gut. Du bist entlassen.“ Boris kehrte ihm den Rücken und Kai folgte den Worte, verließ den Raum und kehrte zum Training zurück. Seine Hand hatte sich fest um Dranzer geschlossen, von dem eine geradezu tröstende Wärme ausging. Und dennoch vermochte die Wärme nicht sein Innerstes zu erreichen. *~* Dranzer begann erneut zu glühen, jedoch um einiges heller als beim ersten Mal. Plötzlich schienen ihm die Angriffe von Drigger nichts mehr auszumachen, denn er parierte sie mühelos. Als Ray seinen Blick hob und Kai ansah, keuchte erüberrascht auf. Der Russe war von einer roten Aura umgeben, hatte die Augen geschlossen und schien sich voll auf Dranzer zu konzentrieren. Mit einem Mal riss er die Augen auf. „Dranzer, Blazing Gig Tempest!“ Dranzer kesselte Drigger in sekundenschnelle vollkommen ein und beförderte ihn mit einem gezielten präzisen Treffer aus der Arena. Das alles ging so schnell, dass Ray seine Niederlage erst gänzlich bewusst wurde, als sein Beyblade hinter ihm auf dem Boden landete. Langsam drehte er sich um, bückte sich und griff nach Drigger. Niemand rührte sich, niemand sagte etwas. Alle starrten Ray an, der sich unweigerlich an den vergangenen Tag zurückerinnert fühlte. Nur hatte er gegen Tala nicht verloren. Dranzer rotierte unbeeinflusst weiter, dann streckte Kai einen Arm aus und der Beyblade kehrte in seine Hand zurück. Als wäre dies eine unausgesprochene Erlaubnis gewesen, begannen die Schüler um sie herum aufgeregt miteinander zu tuscheln. Hiro nickte anerkennend. Doch Rays Blick haftete unverwandt auf Kai, welche seinen Beyblade sekundenlang stumm gemustert hatte, bevor seine Lippen sich flüchtig zu einem müden Lächeln verzogen hatten. Dann wandte Kai sich von der Arena ab und ging. Er hatte erst wenige Schritte getan, da begann seine Haltung in sich zusammen zu fallen. Sein nächster Schritt ging ins Leere, er schwankte und hatte nicht mehr die Kraft, sich wieder zu fangen. Mit Schrecken sah der Chinese, wie Kais Beine unter ihm einknickten und dem Russen somit jeden Halt raubten. Mit einem Stöhnen brach er zusammen. „Kai!“ Ray stürzte auf dem Bewusstlosen zu. Er umrundete die Arena, stieß seine Mitschüler beiseite und ließ sich neben Kai auf den Boden sinken. „Kai, he“, sagte er nachdrücklich, während er den anderen and der Schulter packte. „Was ist, sag etwas, Kai.“ Jemand stand neben ihm und beugte sich über sie. „Ray“, sagte Hiro ernst, „er ist bewusstlos, er kann dir nicht antworten. Er muss umgehend auf die Krankenstation.“ Eine zweite Person trat eilig näher - Tala. „Das übernehmen wir, Coach“, meinte er mit bestimmtem Blick an Hiro gerichtet, welcher nickte und seine Aufmerksamkeit schnell auf die anderen Schüler lenkte. Er begann, eindringlich und laut auf sie einzureden, um die allgemeine Unruhe und das Durcheinander wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Komm Ray, wir bringen ihn zur Krankenstation“, sagte Tala so beruhigend wie nur möglich zu Ray, der nickte und sich aufrichtete. Jedoch nur so, dass er noch immer auf dem Boden hockte und Tala den Rücken zugedreht hatte. Er warf einen Blick über die Schulter. „Los, heb ihn mir auf den Rücken, ich trag ihn.“ Tala zögerte keinen Moment. Gemeinsam verließen sie schnellen Schrittes den Raum, mit Kai auf Rays Rücken. Eine einzelne Person stand am Rande des Raumes, abseits des ganzen Trubels, den Hiro zu schlichten versuchte. Brooklyn hatte seinen Blick auf Ray gerichtet, der eben nun Gewölbe hinter sich ließ. Er lächelte. „Ein beachtliches Schauspiel. Scheint als habe das Vorspiel nun ihr Ende gefunden und neigt sich dem Hauptakt zu.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)