Miyavimized von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Seit nun mehr als ein paar Monaten – die mir persönlich wie Jahre vorkamen – war ich ein kleiner Miyavi-Freak. Ja, ein Freak. Mit allen positiven und negativen Seiten, die einem zugeschrieben wurden. Aber ehrlich gesagt war mir das egal, der Typ war einfach cool. Ich blicke kurz auf den Kalender und erschrak daraufhin. Mir war völlig entgangen, dass wir schon wieder August hatten. Zwei Tage noch und ich würde den Falten und grauen Haaren einen Schritt näher kommen. Aber eine Sache irritierte mich dieses Jahr. Sowohl Sammy, als auch Sabse hatten kein einziges Mal gefragt, was ich mir wünschte. Es kam mir schon ziemlich seltsam vor, weil sie das sonst immer taten. Aber vielleicht lag es ja daran, dass sie wussten, was ich mir wünschte – na gut, wer wusste es nicht. Und trotzdem bezweifelte ich, dass sie mir eine Japanreise schenken würden. Nun ja, im Netz waren sie nicht zu finden und ans Handy gingen sie beide nicht. Gut, ich musste zugeben, ich hatte Angst. Die folgenden zwei Tage waren nicht anders. Keine Sammy und keine Sabse weit und breit. Gut, schicken wir eine SMS, vielleicht kriege ich ja an meinem Geburtstag eine Antwort. Geht doch! Wie? Pack deine Koffer und nimm dein Wörterbuch mit?! Etwa doch Japan?! Japan! Japan, ich komme!! Koffer. Koffer! Verflixt, wo ist mein Koffer?! Egal. Schnell die Reisetasche aus dem Schrank gezogen und in Windeseile von der dicken Staubschicht befreit, jetzt konnte es losgehen. Hosen und Shirts flogen durch die Gegend. Ordnung? Noch nie davon gehört, Hauptsache schnell weg hier! In einem rasanten Tempo packte ich den restlichen Kleinkram und stürzte nach unten. Vor der Tür fielen mir sowohl Kinnlade als auch Tasche gleichzeitig auf den Boden. Meine beiden Freundinnen standen vor der Haustür, breit grinsend und mit einem Schlüssel, der vor meiner Nase rumbaumelte. „Alles Gute zum Geburtstag!“ wünschten sie mir im Chor und lenkten meine Aufmerksamkeit auf die Limousine im Hintergrund. „Dein Geschenk wartet“ lächelte Sammy und umarmte mich ein letztes Mal. Ich war aufgeregt. Etwas sagte mir, dass ich auch allen Grund dazu hatte. Ein Seufzen rann über meine Lippen als ich mich der schwarzen Limousine näherte. Was würde mich erwarten? Wollte ich das überhaupt wissen? .... Ja, das wollte ich! Zwei Schritte später stand der großgewachsene Chauffeur vor mir und nahm mir die Reisetasche ab um sie im Kofferraum zu verstauen. Was n Service! Also, rein in das gute Stück. Ich wollte gerade die Autotür aufmachen, als sie mir schon aufgehalten wurde. War der Typ irgendwie Superman? Nun gut, ich setze mich hin. „WUAHHH“ entfuhr es mir als plötzlich neben mir ein Clown saß. Ein... mit Handschellen bewegungsunfähig gemachter Clown. Saß ich wirklich im richtigen Wagen? Also, ich hatte nun wirklich nichts gegen Clowns, aber mögen tat ich sie auch nicht sonderlich. Und wieso zum Kuckuck war er angekettet? Nachdem mir aufgefallen war, dass ich ihn deutlich mehr als eine Minute angestarrt hatte, beschloss ich mich doch richtig hinzusetzen. Ich seufzte. Dieser Hundeblick konnte einem vielleicht auf den Keks gehen. Gehörte der mit zum Geschenk oder der Verpackung, oder was war das für ein Accessoire? Er hob die Hände hoch und deutete auf die Handschellen. Ja, ich weiß, dass du Handschellen an hast. Das kann ich nicht ändern! Moment. Mir schoss auf einmal der Schlüssel in den Kopf, der vor meiner Nase baumelte, als Sammy mich in den Arm genommen hatte. Ok, einen Versuch kann ich ja starten. Tatsächlich, sie passen! Das Strahlen in den Augen des Clowns war nicht zu übersehen. Was hatten Sammy und Sabse da gemacht?! „Danke... -schön“ gab er plötzlich mit einem verdammt japanischen Akzent zurück. „Äähhh...“ brachte ich nur verwundert heraus. „Ich.... öh... bin“ er machte eine kurze Pause und schien zu überlegen, „nein,... ich heiße Miyavi“ Ja klar und ich bin der Weihnachtsmann. Um nicht unhöflich zu wirken stellte ich mich auch vor. Natürlich. Ich saß jetzt mit einem Typen im Wagen, der bis auf die Zähne geschminkt war und sich für Miyavi ausgab. Also, eigentlich war ich den Mädels ja dankbar, aber sie hätten sich echt n besseres Double suchen können. Ehe ich mich versah rubbelte der Typ an seinem Gesicht rum. Ich neigte fragend den Kopf zur Seite als seine Haut zum Vorschein kam. Nicht schlecht. Vielleicht sieht er ja richtig... Stopp! Meine Augen fingen an sich zu weiten. „Du... du..“ Ich stotterte nur noch vor mich hin. „Ich sagte doch, ich bin Miyavi“ Auf japanisch konnte er das natürlich super sagen. Mir fiel die Kinnlade runter, als er den Hut abnahm und seine bunt gefärbten Haare zum Vorschein kamen. Ich saß allen ernstes mit Miyavi in einer Limousine und. wieso schaute er mich so an? „Du bist hübsch“ lächelte er verlegen. Ich bin.. äh... ok, mein Japanisch war sicher nicht gut genug, dass ich das richtig verstanden hätte. Einbildung, alles Einbildung. Oh, dieses süße Lächeln. Ich zuckte kurz zusammen und schüttelte den Kopf. Mir fiel es gerade ziemlich schwer nicht die Beherrschung zu verlieren. „Nicht? Gut, dann bist du eben potthässlich“ erwiderte Miyavi (ja, ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass er das war) auf einmal wieder völlig selbstsicher. Er war zu schnell! Verdammt, ich konnte mir keine passende Antwort überlegen. Überhaupt, hey! Wie hatte er mich eben genannt?! Mein böser Blick brachte ihn nur zum Lachen. Irgendwas war da wohl falsch gelaufen. Ok, aber jetzt mal ernsthaft, wie könnte ich den Kerl böse anschauen, der meinen Speichelfluss anregte wie eine leckere Pizza. Blöder Vergleich. Egal. Der Typ war lecker, äh... ich meine eine Pizza, nein Quatsch. Mit sehr viel Mühe ordnete ich wieder meine Gedanken. Mensch, da sitz ich im Auto mit Miyavi und bin nur am Denken. „Also, deine Freundinnen hatten dich besser beschrieben“ Er redete einfach weiter, „Sie sagten was von wegen du würdest Japanisch lernen und seiest lustig und überhaupt siehst du gut aus. Aber du hast mir ja das Gegenteil gesagt, äh... entschuldige... gezeigt“ Versuchte der Typ gerade mich zu provozieren?! Innerhalb weniger Sekunden hatte sich eine Spannung zwischen uns aufgebaut, die den Nordpol in den Schatten setzte. So etwas konnte ich mir doch nicht gefallen lassen! Doch konnte ich, weil das der Star war, den ich schon seit Monaten anhimmelte, aber das tat nichts zur Sache. DAS konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. „Glaubst wohl, nur weil du den Kopf in einen Farbeimer gesteckt hast....“ „Hey...jede Strähne war geplant“ wehrte er mein (plötzlich so perfektes) Japanisch ab. „Äh..“ Ich war kurz davor wieder die Klappe zu halten, „na und? Deswegen brauchst du nicht, die Leute zu beleidigen, die...“ „Nur eine Haarfarbe haben?“ „Ja... nein?!“ Der Kerl war wirklich schlimm. Miyavi grinste und seine Hand schob sich plötzlich in meine schwarzen Haare. Sein Gesicht kam immer näher und ich erkannte schon die Zunge, die sich zwischen seinen Lippen durchschob. Wie oft hatte ich mich darüber krank gelacht, wieso war es jetzt plötzlich nicht mehr so lustig? Nein, nein, nein. Weg! Geh weg! Verzieh dich wieder dahin, wo du hingehörst! Ja, ich unterhalte mich gerne mit Zungen. Er schloss seine Augen und ich spürte, wie sich die Nervosität ausbreitete. Das hatte er nicht wirklich vor! Es war nicht möglich, wir hatten uns doch gerade so schön angezickt, wieso musste er das jetzt kaputt machen? Seine Hand in meinem Nacken griff fest in meine Haare und plötzlich spürte ich seine Lippen, die auf meine trafen. Instinktiv hielt ich mich seinem Arm fest, während meine andere Hand an seinen Hals wanderte. Miyavi leckte mir kurz über die Unterlippe und ich spürte die Gänsehaut, die sich überall ausbreitete. Das Piercing streifte kurz meine Haut und ich erschauderte bei der Berührung mit dem kalten Metal. Langsam – Stück für Stück – bahnte sich seine Zunge den Weg in meinen Mund. Selbst wenn ich wollte, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Nie hatte ein Mann so derart meine Sinne betört, wie er in diesem Moment. Erst jetzt spürte ich, wie Miyavi mich langsam auf den Sitz drückte. Statt abgeschreckt zu sein halte ich mich stärker an ihm fest und gehe auf das Spiel seiner Zunge ein. Immer wieder überkommen mich erregende Schauer, wenn ich die Kälte des Metalls spürte. Als ich auf meinem Rücken lag, hörte er auf und sah mir kurz in die Augen. Dieses Lächeln würde ich wohl niemals vergessen. Wie konnte jemand wie er nur so süß und gleichzeitig unglaublich durchgeknallt sein? Aber genau diese Mischung hatte mich an ihm so fasziniert. „Fahr los!“ sagte er zum Chauffeur. Da war ja was. Wir standen immer noch, vor meiner Wohnung. Kurz kam mir der Gedanke, was er jetzt wohl noch vor hatte. Wir waren vielleicht zehn Minuten allein und ich lag schon unter ihm. Dabei hielt ich nie etwas von Groupies. Ich setzte mich auf. Jetzt meine ganzen Prinzipien über Bord zu werfen, nur weil er gut küssen konnte, war nicht sehr seriös. „Was ist los?“ flüsterte er mir ins Ohr, während er meine Haare zurückschob. Wenig später fühlte ich seinen warmen Atem an meinen Hals. Wieder liebkosten seine weichen Lippen meine Haut. „Ich bin... kein... Groupie“ sagte ich leise und bereute es schon fast. „Gut, ich auch nicht“ grinste Miyavi und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Äh“ mit diesen Antworten musste ich wohl klar kommen, „Ja, aber du..“ „Was denn? Begrüßt ihr euch hier nicht so?“ Sein unschuldiges Lächeln jagte mir einen schlimmeren Schauer über den Rücken als sein Piercing. Wollte er jetzt eine ehrliche Antwort auf diese Frage? Ich schüttelte den Kopf um mich endlich aus meinen wirren Gedanken zu befreien. Als ob ich sie so einfach abschütteln konnte. „Nicht? Das tut mir leid“ wieder grinste er so selbstsicher, „Mir würde es gefallen“ Ihm würde es... Männer. Wie sollte man es schaffen ihren Gedankensprüngen zu folgen, wenn sie einen doch immer nur verwirrten. Also, schön. Mein Herz hatte zumindest aufgehört zu rasen, dachte ich zumindest. „Darf ich jetzt sagen, dass du hübsch bist?“ flüsterte Miyavi und reichte mir ein Glas Champagner. Sollte ich ihm jetzt nachgeben? Es wäre sicher lustiger gewesen ihn ein wenig zappeln zu lassen. Versuchen wir’s. Mit einem verlegenen Lächeln schüttelte ich den Kopf und blickte ihn dann an. „Du bist ja n ganz stures Ding“ seufzte er. Ich brachte Miyavi zum Seufzen!!! So ein Erfolgserlebnis hatte ich schon seit langem nicht mehr. Er war wirklich nahe am verzweifeln, wegen MIR, ja MIR! Von wegen keine ist so schlimm wie er, ha! Ich räusperte mich. Er konnte ja kaum meine Gedanken lesen, aber wenn ich so weiter machte, würde sich Miyavi denken können, was sich in meinem Kopf gerade abspielte. „Und wo willst du hin?“ fragte er schließlich während er den Champagner durch Orangensaft ersetzte. „Keine Ahnung?“ gab ich überrascht zurück. „Steigst du immer in fremde Autos ohne zu wissen wo du eigentlich hin willst?“ Jetzt verarschte mich der Typ schon wieder! Woher sollte ich denn wissen wohin es jetzt ging? Mir wurde nur erzählt ich solle packen und runterkommen. Reichte das als Entschuldigung? „Ist genehmigt“ grinste er mich an. „Wie gütig“ murmelte ich und rollte mit den Augen. Was war ich eigentlich für ein Fan? Ich sitze hier in der Limo zusammen mit Miyavi und sollte eigentlich nervös herumfuchteln und um ein Autogramm auf meine linke Titte bitten. Dafür war es vielleicht zu spät. Obwohl eigentlich könnte der Trick mit der Titte noch... Nein, stopp! Wie war das, wir sind keine Groupies? Also, ich meine natürlich „Ich“. Seine Frage hatte mir allerdings – das musste ich wohl oder übel gestehen – klar gemacht, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte wohin es ging. Ich räusperte mich und ersuchte dann etwas verlegen die Information vom nachdenklich wirkenden Miyavi. Sein Blick, der gerade nach außen gerichtet war, wanderte langsam zu mir. „Du wohnst zwei Wochen bei mir“ gab er zurück ohne die Miene zu verziehen, „Ich zeig dir was mein schönes Land zu bieten hat und es liegt bei dir ob du mir über die Schulter schauen möchtest oder nicht“ Ich hing noch am ersten Satz. Zwei Wochen. Zwei Wochen Japan. Zwei Wochen Japan und Miyavi. Zwei Wochen Japan BEI Miyavi! Verflixt wo war der Einschaltknopf? Mein Herz hat aufgehört zu schlagen! „Außerdem wirst du in der Zeit bei all meinen Konzerten dabei sein, versteht sich ja von selbst“ Schloss er ab und fing wieder an zu lächeln wie ein kleiner Junge in der Spielzeugfabrik. Man war mir gerade heiß! Mit dem wenig Japanisch, dass ich noch zusammenbrachte fragte ich, wie das denn möglich sei. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Überhaupt hätte ich niemals gedacht, dass so eine Möglichkeit bestand. „Sagt dir der Name FreedomFighter etwas?“ erwiderte er und unterbrach mein wirres Geplapper. Ich stockte. Sammy hatte mir erzählt, dass so ein Typ sie bei ICQ angeschrieben hätte. Er war auf sie aufmerksam geworden, weil sie den idiotischen Namen PornoPinkGuitar gewählt hatte. Jedenfalls kam er angeblich aus... Miyavi streckte mir die Hand entgegen: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin FreedomFighter“ Jetzt fiel mir die Klappe erst recht auf den Boden. Ich glaub’s ja! Miyavi chattet und gerät ausgerechnet an Sammy. „Hat es dich nicht gewundert, dass sie dir plötzlich ein Autogramm von mir hingehalten hat?“ lachte er. „Doch“ Erst jetzt erinnerte ich mich wieder. Sie hielt mir die Autogrammkarte hin und strahlte über beide Ohren, wollte mir aber nicht verraten, woher sie sie hatte. „Sie wollte mir ja nicht glauben, dass ich der echte bin“ jetzt lachte er noch lauter und fuhr sich mit der rechten Hand durch die bunten Haare, „Kann gar nicht verstehen wieso“ Ich konnte es, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Er schlug die Beine übereinander und erzählte dann weiter, dass ihm Sammy gesagt hätte, was ich für ein riesiger Fan von ihm sei und die ganzen anderen Details drum herum. Mir entrann ein Seufzen. So ein Plappermaul war Sammy doch sonst nicht. „Jedenfalls glaubte sie mir irgendwann doch und hat mir erzählt du hättest bald Geburtstag“ Musste der Kerl immer so mies grinsen, wenn er mich ansah? Nun gut, das war nun wirklich das kleinste Problem. Quatsch. In Gedanken schüttelte ich den Kopf und riss mich wieder so gut wie möglich zusammen. Trotz der ganzen Vorgeschichte – für die ich Sammy mindestens einmal Köpfen und vierteilen würde – verstand ich immer noch nicht wieso ich jetzt zwei Wochen mit ihm allein (!) verbringen sollte. Jeder hätte dafür die eigene Großmutter verkauft, ist klar, aber wieso konnte ich das ohne diesen Preis haben? Gut, wenn er immer so war wie die Medien ihn zeigten, würde ich danach mindestens einen Psychiater brauche. Und ich hoffte wirklich, dass ich danach nicht auch noch die Rechnung für seine Sitzungen zahlen musste. „Mir war danach“ war seine Antwort. Ihm war danach. Soso. Tolles Kompliment. Ich war so eine Sache nach der ihm grad war. Damit konnte man doch angeben. Moment. Schlagartig rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich nur ein Freak – ich meine Fan – war. Mehr war da nicht. Abgesehen von dem Kuss. Ja, ich liebe es mir weh zu tun. Plötzlich spürte ich seine braunen Augen, die mich fast durchbohrten. Er machte mir wirklich Angst, wenn er sich so ernst benahm. Wieder spürte ich einen kalten Schauer der sich den Weg beginnend von meinem Nacken, bis runter zu den Zehenspitzen bahnte. Ich lege eben wert auf eine gute Wegbeschreibung. „Das glaubst du mir doch nicht etwa?“ fragte er mich. „Was jetzt?“ Ich hasste es so verwirrt zu sein. „Sagen wir einfach, du bist deinen Freundinnen etwas schuldig“ Na klasse, was hatte er angestellt?! „Ich bin unschuldig“ Wieso glaubte ich ihm das jetzt nicht? Liegt das jetzt an seinem kindlichen Grinsen oder daran, dass solche Typen immer etwas anstellten?! „Du bist viel zu misstrauisch“ gab er zurück. „Und du bist Miyavi!“ Was war denn das jetzt? Ich schüttelte den Kopf und räusperte mich. Gut, nun noch einmal schnell die Gedanken ordnen und alles so zusammensetzen, dass es einen Sinn ergab, den sogar er verstehen konnte. Fehlanzeige. Alles was ich zusammenbrachte waren Bruchstücke, die nur einen Sinn ergaben, wenn man betrunken war. Das Grinsen auf seinem Gesicht nahm ein Ausmaß an, das ich nie einem menschlichen Gesicht zugetraut hätte. Auf Fotos sah das nie so schlimm aus wie in Wirklichkeit. Ich neigte instinktiv den Kopf zur Seite und kaum zwei Sekunden später hatte ich wieder seine Lippen so nah an meinen, dass ich selbst nicht mehr wusste was ich eigentlich wollte. „Was sollte denn das eben heißen, hm?“ flüsterte er mir mit tiefer Stimme zu. „Mein Sprachzentrum bedarf nur etwas mehr Übung, dann hätte ich nämlich auch noch den Rest rausgebracht“ erwiderte ich so ruhig, wie ich es in seiner Nähe nur sein konnte, „Und du bist Miyavi – ganz sicher nicht unschuldig und immer derjenige der etwas anstellt“ Lügen war mir nie so schwer gefallen wie in diesem Augenblick. Es war zehn mal leichter meine Mutter anzulügen, als einen Kerl, der... mich eben wieder küsste? „Wofür war das denn?“ flüsterte ich leise. „Die Strafe für deine Lügen“ zwinkerte er mir zu und strich mir die Haare hinters Ohr. Er setzte sich auf seinen eigentlichen Platz und trotz seines Dranges sich breit zu machen, blieben mir ganze 20 cm Luft. Es war nicht viel, aber irgendwas (nennen wir es weibliche Intuition) sagte mir, dass ich wohl kaum mehr Platz kriegen würde. Auch wenn ich zugeben musste, dem Gedanken gar nicht so abgeneigt zu sein. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Das letzte Mal, dass ich ein Flughafen gesehen hatte war im Fernsehen und das auch nur, weil ich gelangweilt zappte. Ich war nicht unbedingt eine Person, die sich leicht verlief, aber hier war das Risiko doch ganz schön hoch. Dabei waren wir noch in Deutschland. Wie würde es dann erst in Japan aussehen?! „Keine Angst, ich bin ja bei dir“ lächelte Miyavi und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Das ist es ja gerade was mir Angst macht“ gab ich zurück. „Ich weiß gar nicht was du hast,“ schmollte er, „ich bin doch ganz lieb“ „Einbildung ist ja bekanntlich auch eine Bildung“ Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ihn fies anzugrinsen. Sein verwunderter Blick provozierte es doch gerade. Nun ja, sein verwunderter Blick und das Clownskostüm, das er immer noch trug. Er folgte meinem Blick. „Wenn dich das Kostüm stört, kann ich auch gerne nackt rumlaufen. Mein Gesicht ist nicht mein einziger Vorzug“ „Argh!“ Das Grinsen wich von meinem Gesicht und ich schüttelte heftig den Kopf, „Nein, nein, nein. Das Kostüm steht dir prima, wirklich. Du solltest nicht einmal daran denken es jemals auszuziehen“ Und ganz plötzlich mochte ich Clowns doch. Besonders, wenn ich daran dachte, wie schwer es mir schon am PC fiel, nicht die Beherrschung zu verlieren, wenn ich ihn – wohl gemerkt angezogen – sah. Außerdem könnte es dezent peinlich sein mit einem nackten --- ARGH! Schluss! Ich versuchte so gut es ging meine Gedanken zu ordnen – mal wieder – und herauszufinden, wo wir hin sollten. „Unser Jet wartet bereits“ flüsterte mir Miyavi ins Ohr. Ich zuckte kurz zusammen, als er meine Hand nahm und mit zum Jet brachte. Mir fehlten die Worte – nicht nur auf Japanisch. Als er mich hineinführte dachte ich, dass mich gleich die Ohnmacht übermannt. „Setz dich“ lächelte er, „der Pilot startet gleich. Sobald wir in der Luft sind kümmere ich mich voll und ganz um dich“ „Das ist wirklich nicht nötig“ gab ich leise zurück, während ich mich anschnallte, „du musst dir wegen mir keine Umstände machen“ Er setzte sich unschuldig lächelnd neben mich und schnallte sich ebenfalls an. „Ich mache mir keine Umstände. Wirklich, ich mach das gerne“ „Erzählst du mir dann auch was die Mädels getan haben um dich zu überreden mit mir-“ Er legte mir einen Finger auf die Lippen und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Die hauchzarte Berührung seiner Lippen reichte aus um mich zum Schweigen zu bringen. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass wir bereits in der Luft waren. „Bin gleich zurück. Nicht weglaufen“ zwinkerte er mir zu und verschwand wenige Sekunden später in einer Kabine. Ich ließ mich in den Sitz zurücksinken. Mir war heiß, obwohl die Klimaanlage eingeschaltet war. Meine Haut kribbelte noch an der Stelle, wo er mich geküsst hatte. Mein Blick wanderte zum Fenster. Es zogen wirklich Wolken an uns vorbei. Wie ein kleines, neugieriges Kind näherte ich mich dem Fenster und blickte raus. Leider fiel mir zu spät ein, dass ich eigentlich Höhenangst hatte. Ich machte einen Satz nach hinten und landete direkt in Miyavis Armen. Er hatte sich umgezogen und stand nun in schwarzer Hose und Netzshirt vor mir. Verlegen schob ich mich von ihm weg und versuchte irgendwo hinzuschauen, wo er nicht war und mir seine, aus dem Netzshirt stechenden Tattoos nicht in die Quere kamen. Natürlich waren meine Versuche umsonst, schließlich konnte ich nirgends hin ohne meinen Kopf zu riskieren. „Entspann dich“ lächelte Miyavi und zeigte auf den Sitz neben sich, „Wir werden hier noch einige Stunden miteinander verbringen. Wenn du die ganze Zeit so steif bleibst verkauf ich dich bei eBay als Statue. „Du spinnst“ lachte ich und setzte mich hin, „Also... Ich sitze, bedien mich“ Sein dreckiges Grinsen verriet mir, dass ich dringend an meiner Wortwahl arbeiten musste. Der Typ verdrehte echt gerne Tatsachen, aber vielleicht war das gar noch so schlecht. Wenn er unbedingt spielen wollte, sollte er sein Spiel bekommen. „Ich warte“ grinste ich ebenso zurück. Mich interessierte wirklich seine Reaktion, aber mehr noch interessierte mich meine eigene. Ich hatte zwar den ersten Stein geworfen, aber nicht wirklich weitergedacht. Oder ich dachte einfach zu viel. Und überhaupt... WUAH, war das kalt! Miyavi hob den Eiswürfel von meiner Haut. „Hör auf so viel zu denken. Ich bin ein Mann, ich brauche Aufmerksamkeit,“ er beugte sich über mich und seine Lippen streiften mein Ohr, „sonst hol ich sie mir“ „Du kannst es ja versuchen“ provozierte ich weiter, obwohl mir bewusst war, dass ich gegen ihn keine Chance hatte. Jeden anderen Kerl hätte ich abblitzen lassen, nur Miyavi... Ihn wollte ich nicht abblitzen lassen. Er wollte spielen und ich ihn an seine Grenzen bringen, sehen wie weit er gehen würde und... wieder war es so verdammt kalt! „Wo bleibt meine Aufmerksamkeit?“ flüsterte er mir zu, ehe seine Zunge die kalte Spur an meinem Hals nachfuhr. „Wo bleibt meine Bedienung?“ erwiderte ich desinteressiert. Innerlich schrie ich wie eines seiner vielen Fangirls und wünschte mir nichts sehnlicher als seinen Kuss zu er- ... Kuss?! Miyavi war wirklich hartnäckig. Aber das war mir egal. Jetzt zumindest. Diesmal war es meine Hand die sich in seinen Nacken schob um ihm zu zeigen was ich wollte. „Ich hatte schon befürchtet du wolltest so was langweiliges wie einen Drink“ zwinkerte er und stand auf. Ein Drink? Etwas kaltes wäre im Moment wirklich das beste. Eine kalte Dusche wäre perfekt. Ganz kalt, eiskalt. Hätte ich eine Hand auf den Eiswürfel gelegt wäre er wohl innerhalb weniger Sekunden verdampft. Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, stand Miyavi bereits wieder neben mir und hielt mir einen „Sex on the Beach hin. Entweder er versuchte weiter irgendwelche Andeutungen zu machen, oder seine Gabe Lieblingsdrinks zu erraten hatte ihm wieder einmal einen Pluspunkt bei einem Mädchen eingebracht. „Woher willst du wissen, dass –“ „Ich weiß es aus sicherer Quelle“ zwinkerte er und drückte mir das Glas in die Hand, „Du wirst es mögen“ Von sich überzeugt war er ja, das musste man ihm lassen. Ich musste zugeben, dass der Drink aber wirklich gut war. „Ich habe versprochen dich glücklich zu machen,“ er strich mir sanft über die Wange, „und ich halte meine Versprechen“ „Wenn ich wieder Heim komme tue ich den beiden weh“ murmelte ich vor mich hin. „Wenn..“ Wie waren wieder an dem Punkt angelangt, an dem mich sein Grinsen zutiefst beunruhigte. Vor allem, weil sich wohl mittlerweile in mein Unterbewusstsein eingebrannt hatte, dass sein Grinsen (fast) immer mit einem Kuss verbunden war. Hätte ich mich nicht rechtzeitig gebremst, wären es diesmal meine Lippen gewesen, die sein Spiel begannen. „Nicht schwächeln,“ grinste er fies, „ich fange gerade an es richtig interessant zu finden“ Soso, ich war plötzlich interessant. So nannte er wohl seine Herausforderungen. Ich konnte gut damit Leben auf diese Weise weiter zu machen. Jedenfalls bis zu seiner nächsten Annäherung. Der Flug dauerte ja noch eine Weile, also hatte ich genug Zeit um meine Standhaftigkeit zu trainieren. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Japanischer Boden! Etwas zögerlich stieg ich aus dem Flugzeug und stand auf dem Flugplatz. Japan! Japan! Ich war in Japan!! So aufgeregt wie ich war bemerkte ich nicht einmal, dass Miyavi die ganze Zeit versuchte mich von meinem Rumgehüpfe abzuhalten. „Also, die meisten Menschen sind völlig fertig, wen sie nach einer solchen Reise ankommen“ meinte er schließlich und fuhr sich durch die Haare. Ans fertig rumkriechen war gar nicht zu denken! Der Anflug von Schriftzeichen, Leuchtreklamen und Menschenmassen weckte den Abenteurer in mir. Sofort versuchte ich mich mit meinem selbst erlernten Japanisch durchzuschlagen. Miyavi seufzte und zog mich an den Haaren zurück. „Wir fahren jetzt erst einmal nach Hause und stellen das Gepäck dort ab. Oder willst du deine Reisetasche durch Tokyo schleppen?“ „Du könntest ja ein Gentleman sein und mein Gepäck tragen“ grinste ich ihn an. „Das ist einer der Gründe, wieso ich keiner bin,“ Miyavi blickte mich amüsiert an, „mein armer Rücken“ Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen wurde meine Tasche in die Limousine transportiert, die vor der Eingangshalle stand. Natürlich nicht von Miyavi, sondern einem seiner Laufburschen. Der Herr legte einen Arm um meine Schultern und schlenderte mit mir zum Wagen. Und schon wieder hatte ich meine – mittlerweile gewohnten – 20 Zentimeter Platz. Freudestrahlend blickte ich aus dem Fenster und ließ das Chaos Tokyos auf mich einwirken. Ich hatte mich sofort in diese Stadt verliebt. Mir fiel auf, dass es plötzlich so unglaublich ruhig war. Ich drehte mich zu Miyavi, der sein Paipo zwischen den Lippen hielt und müde aus dem Fenster blickte. Er sah richtig süß aus, als die roten Strahlen der Abendsonne sein Gesicht erhellten. Seine Augen wanderten zu mir und trafen meinen Blick. Ich lächelte und fing plötzlich an in hohen Tönen von dieser Stadt zu schwärmen und dass ich unbedingt alles sehen wollte. Am liebsten wäre ich im selben Moment aus der Limousine gesprungen und hätte gleich angefangen. Miyavi strich mir über die Wange und nahm seinen Paipo aus dem Mund. „Wie ein kleines Kind, das sich auf einen Lolli freut“ Apropos Lolli. Ich nahm ihm seinen Paipo weg und steckte ihn mir in den Mund: So ein Teil hatte ich in Deutschland schon überall gesucht und nicht finden können. „Und wie soll ich mir jetzt das Rauchen abgewöhnen?“ fragte er fies grinsend. „Du rauchst doch längst nicht mehr,“ erwiderte ich gleichgültig, „du willst einfach nur was im Mund haben“ Er fing an zu lachen. Mir wurde wie immer erst im nachhinein bewusst, wie er meinen Satz aufgefasst hatte. Ich brummelte vor mich hin und sank in den Sitz. Der Versuch die bildliche Vorstellung zu verscheuchen, die sich in meinem Kopf breit gemacht hatte, blieb erfolglos. „Jetzt sag bloß, der Gedanke gefällt dir“ Miyavi legte den Kopf schräg. Er lächelte noch immer und brachte mich damit auch zum Lachen. Sein Blick wanderte von meinem Mund zu meinen Augen und wieder zurück. „Ach, weißt du,“ fing ich an und näherte mich ihm etwas, „als Manga wäre das sicher... CHU!!“ „Und mein Partner sollte deiner Meinung nach... wer sein?“ Er schien richtig interessiert zu sein. Das fand ich ein wenig irritierend, allerdings... was hatte ich erwarten sollen? Schließlich war das Miyavi und tat immer was er wollte. „Ich muss zugeben, darüber hab ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. Es gibt einfach zu viele Männchen“ lächelte ich verlegen. „Deswegen musst du nicht gleich rot werden“ flüsterte er und leckte mir kurz über den Hals. Ich zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich der Chauffeur die Limousine vor Miyavis Haus parkte und das auch lauthals verkündete. Wir hätten aussteigen sollen, aber ich war plötzlich unglaublich nervös. Wenn er schon in der Öffentlichkeit so mit mir umging (und dabei war er ja schüchtern!), was würde er dann erst tun, wenn wir alleine waren? Seine Hand schob sich in meinen Nacken und er näherte mein Gesicht an seines. „Wenn du nicht mitkommst, bleibe ich auch hier“ Ich spürte, wie er mich langsam in den Sitz drückte, während sein warmer Atem meine Haut streifte. Zwanghaft versuchte ich ihm nicht in die Augen zu schauen, aber seine Hand rutschte von meinem Nacken an meinen Hals, streifte sanft meine Wange und zwang mich schließlich mit dem entschlossenen Griff an meinem Kinn, dazu, ihn anzusehen. Seine Augen waren getrübt. Ich konnte nicht sagten aus welchem Grund, aber er ließ kurz darauf von mir ab und stieg aus. Leise seufzend tat ich es ihm nach und folgte dem Sänger in sein – Wunderlicherweise – ordentliches Haus. „och nein,“ stöhnte er auf und ließ seine Tasche auf den Boden fallen, „meine Mutter konnte es mal wieder nicht lassen“ Seine... – Ich dachte ich falle in Ohnmacht. Seine Mutter räumte ihm allen ernstes noch nach? Ich schüttelte den Kopf. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr zwang sich mir das Bild von Klein-Miyavi und seiner Mama ins Gedächtnis, das ich einmal im Netz gefunden hatte. Er bemerkte wohl meine Grübelei und wedelte wild mit den Armen. „Das kommt nicht oft vor,... wirklich nicht“ Ich prustete los. Sein hilfloser Blick war einfach nur zum Schreien. Als ich mich wieder einkriegte nickte ich in die Richtung eines Familienportraits an der Wand. Ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht und deutete auf einen – schon im Kindesalter – rebellischen Miyavi. „Ich hab im Kindergarten ne Schere gefunden“ lachte er und spielte auf die etwas seltsam aussehende Frisur an. „Sieht süß aus, vielleicht solltest du das wiederholen“ zwinkerte ich und lief weiter. „Mit so einer Frisur kriege ich doch keine Mädchen mehr rum“ grinste Miyavi. „Du könntest dir eine Glatze schneiden und dir auf den Hinterkopf „Ich bin schul und nicht interessiert an Fangirls“ tätowieren lassen und dir würden trotzdem 1000e Girls nachspringen“ Ich hielt kurz inne, überrascht von meiner Ehrlichkeit ihm gegenüber. Aber was hätte es denn schon gebracht es zu leugnen? Schließlich hatten ihn Sammy und Sabse wohl kaum angeheuert, weil ich nichts von ihm wissen wollte. „Ich glaube, das mit der Glatze lasse ich“ meinte er ernst, „Mein Hinterkopf ist nicht so groß, als das ich den Spruch dort lesbar hinkriege“ Ich fing an zu lachen. Seine Sprüche waren einzigartig, genau wie dieses süße Lächeln, das seine Lippen zierte. Eine Mischung aus schüchternen Schuljungen und frechen Macho. „Komm mit, ich führ dich rum“ Miyavi legte einen Arm um mich und zeigte mir die einzelnen Räume, während er zu jedem Zimmer eine Geschichte erzählte. Vor dem Schlafzimmer blickte er mich an und grinste dreckig. „Der Ort an dem du dich in den nächsten Wochen am meisten aufhalten wirst“ Ich hob fragend und gleichzeitig verunsichert eine Augenbraue. Seine Anspielung glich einem Versprechen, das er unbedingt einhalten wollte. „Dann streng dich mal an,“ flüsterte ich ihm zu, „wenn mir langweilig wird wechsle ich schnell die Location“ „Ach wirklich“ er hob mich auf seine Arme und ehe ich mich wehren konnte, trat er mit mir über die Schwelle, „Ich werde dich sicher nicht langweilen“ hauchte er und legte mich langsam aufs Bett. Wieder schienen seine Augen so getrübt. Und jetzt verstand ich auch wieso. Das feurige Verlangen spiegelte sich in seinem Blick wieder und lächelnd beugte er sich über mich. Seine Fingerspitzen berührten zärtlich meinen Hals und jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken. Langsam arbeiteten sich seine Finger vor und streiften leicht meine Lippen. Sie ruhten wenig später auf meiner Wange und sein Gesicht kam immer näher. Ich schloss erwartungsvoll meine Augen, wollte seinen Kuss spüren und einmal aufhören über alles nachzudenken. Wie von selbst legten sich meine Arme um seinen Nacken und zogen ihn näher. Miyavi grinste und legte mir einen Finger auf die Lippen. „Du machst es mir viel zu leicht“ „Ich mach es dir nicht leicht“ flüsterte ich und biss leicht in seinen Hals, „Ich nehme mir nur was ich will“ Er strich mir die Haare hinters Ohr und küsste mich leidenschaftlicher als zuvor. Seine Hände glitten unter mein Shirt und hinterließen eine Gänsehaut. Ich schauderte leicht. Seine Zunge bahnte sich den Weg in meinen Mund. Ich erwiderte seinen Kuss und zog sein Netzshirt hoch. Meine Nägel hinterließen eine rote Spur auf seinem Rücken und ich saugte kurz an seinem Piercing. Miyavi blies über meine feuchten Lippen, kurz, bevor mir sein zärtlicher Kuss fast die Sinne raubte. Seine Hände hörten auf unter meinem Shirt zu wandern und beschlossen mich meines Oberteils zu entledigen. Plötzlich wurde mir bewusst wie kalt es eigentlich im Raum war. Aber das würde mich nicht lange stören, denn ich spürte schon kurz darauf, wie Miyavis Lippen über meine Brust strichen und dann sanft meinen Bauch küssten. Seine Zungenspitze drang leicht in meinen Bauchnabel und entlockte mir ein leises Stöhnen, das ich schon so lange versuchte zu unterdrücken. „Dir ist bewusst auf was du dich gerade einlässt?“ hauchte er auf die feuchte Spur auf meinem Bauch. Ich zog ihn auf meinen leicht zitternden Körper und saugte an seinem Ohrläppchen. „Ich hole mir deine Seele und raub dir den Verstand“ „Da hast du dir aber ganz schön viel vorgenommen“ lächelte Miyavi und wanderte mit einer Hand an meinen Gürtel. Kaum war dieser offen, bahnten sich seine Finger den Weg ins Innere meiner Hose und ich krallte mich an seinen Schultern fest. „Das macht dich an, oder?“ grinste er fies und biss leicht in meinen Hals. Ob mich das anmachte? War das sein Ernst? Es machte mich nicht an, es machte mich verrückt. Ohne dass es mir bewusst war, stöhnte ich laut auf und mein Körper wölbte sich ihm willig entgegen. Ich spürte seine Hand, die langsam meine Hose verließ, doch nur damit er wenig später zwischen meinen Beinen kniete und sie mir auszog. Schutzlos war ich seinem Blick ausgesetzt, der über meinen Körper wanderte. Er schien zu überlegen ob er wohl zuerst meinen BH oder meinen Tanga in Fetzen reißen sollte. Bevor er seine Überlegung allerdings abschließen konnte, beschloss ich wieder das Spiel für mich zu entscheiden. Ich schlug mit seinen eigenen Waffen zurück und meine Finger umfassten seinen Gürtel. „Nachmacher“ hauchte Miyavi zärtlich in seinen Kuss. „Warts ab“ flüsterte ich und entledigte ihn innerhalb weniger Sekunden seiner Hose. Seine engen Boxershorts verrieten mir, dass ich weit aus mehr als nur „interessant“ zu sein schien. Meine Hand legte sich leicht zitternd an den Bund, als er mein Kinn hob und mich damit zwang ihm in die Augen zu schauen. „Überleg dir gut was du tust“ flüsterte er mir lächelnd zu, „Damit raubst du mir vielleicht den Verstand, aber meine Seele kriegst du dadurch nicht“ Ich drückte ihn grinsend nach hinten auf die Matratze und setzte mich mit gespreizten Beinen auf seine Oberschenkel. Mir fiel sofort auf, dass sein Lächeln wieder seinem Machogrinsen wich, als mein Blick über seinen Körper wanderte. „Ich hole es nach,“ meinte ich schließlich und zog seine Boxershorts runter, „versprochen. Deine Seele wird mir gehören“ Seine Augen weiteten sich, als er meine Finger spürte, die sein hartes Glied umschlossen. Er zuckte leicht zusammen, als ich anfing langsam nach oben und wieder nach unten zu gleiten. Wenig später stöhnte er meinen Namen und ich wusste, dass ich ihn – zumindest für diesen Moment – besaß. Ich beugte mich leicht über ihn und schon wölbte er sich mir entgegen, riss mich mit einer Hand an sich und schob verlangend seine Zunge in meinen Mund. Meine Hand hörte nicht auf ihn zu massieren und meine Zunge hatte im Augenblick andere Pläne. Ich löste mich von seinem Kuss und wanderte mit meinen Lippen hinab an sein Glied. Dort leckte ich quälend langsam über die Spitze und sparte schließlich nichts aus – auch nicht sein Piercing. Miyavi zog scharf die Luft ein und fing an zu zittern. Seine Hand griff in meine Haare, während er sich mit der anderen ans Laken krallte. In ihm wuchs die Ungeduld und er packte mich an den Schultern um mich dann im nächsten Augenblick auf den Rücken zu drehen. Jetzt hatte er die Möglichkeit seine vorherige Überlegung wieder aufzunehmen. Während er meinen Hals küsste und bis zum Schlüsselbein rutschte, streifte er meine BH-Träger ab. Miyavi saugte leicht an meiner Haut. Ich schauderte jedes Mal, wenn sein kaltes Piercing auf meine warme Haut traf. Mein Stöhnen wurde von seinem Mund erstickt und er küsste mich leidenschaftlicher und verlangender als zuvor. Ohne dass ich viel davon mitbekam zog Miyavi mir den BH aus und bedeckte meinen Oberkörper mit sanften Küssen. Seine Zunge spielte mit meinen Brustwarzen und leckte den Schweiß von meiner Haut. Ich stöhnte lustvoll, schlang ein Bein um seine Hüfte und kratze leicht in seinen Rücken. Mir war heiß. Ich zitterte. Miyavis Fingerspitzen glitten hauchzart über meinen Körper und er zog leicht an meinem Tanga. Ich spürte seine weichen Lippen, die noch einmal kurz meine Brüste küssten und dann weiter über meinen Bauch wanderten und schließlich an seinen Fingern inne hielten. Er zögerte kurz, fast als wäre ihm erst in diesem Augenblick bewusst geworden, wie weit wir gegangen waren. Meine zitternde Hand fuhr ihm durch die Haare und sah zu ihm hinab. „Was ist los?“ „Bist du dir sicher?“ flüsterte er und küsste meine Fingerspitzen. Lächelnd nickte ich ihm zu. Miyavi küsste noch einmal meinen Bauch und zog mir dann mit den Zähnen den Tanga aus. Ich zuckte zusammen, als sein warmer Atem sich auf der Innenseite meiner Oberschenkel legte. Er sah mir direkt in die Augen und lächelte mich liebevoll an. Mein Herz hämmerte so laut, ich war nervös. „Keine Angst,“ flüsterte er mir leise ins Ohr, „ich werde dir nicht weh tun“ Miyavi hielt sein Versprechen. Vorsichtig drang er in mich ein und küsste mich zärtlich. Ich schlang mein Bein um ihn, während sich mein Körper ihm wieder entgegenwölbte. Seine Hände wanderten zielstrebig über meinen Körper. Anfangs stieß Miyavi noch zögernd zu, doch schon bald merkte er, dass ich nach mehr verlangte, als diese zurückhaltenden Bewegungen. Ich saugte mich an seinem Hals fest und spürte seinen Atem, der meinen Nacken kitzelte. „Miyavi...“ hauchte ich und presste meinen Körper an ihn. „Besitze ich schon deine Seele?“ flüsterte er und erstickte erneut mein Stöhnen mit einem Kuss. Er besaß sie. Er besaß mich. Mit jedem Mal in dem Miyavi zustieß und mir fast die Sinne raubte wurde mir klar, dass ich ihm völlig verfallen war. Ich zitterte. Mir war heiß und mich durchfuhren immer wieder kalte Schauer. Miyavi atmete schwer. Er bewegte sich immer schneller über mir und umspielte immer wieder meine Brustwarzen mit seiner Zunge. Mit meinen Händen wanderte ich über die angespannten Muskeln seines Rückens und kratzte ihn als unsere Körper unter einer letzten Welle der Lust zusammenzuckten. Sein heißer Atem streifte meinen Hals, kurz, bevor er sich erschöpft auf mich legte. Miyavi hob seinen Kopf und strich mir ein paar nasse Strähnen aus der Stirn. Ich lächelte ihn liebevoll an, bevor ich seinen zärtlichen Kuss erwiderte. „Du hast mir noch nicht geantwortet“ flüsterte er und strich mir über die Wange. „Du kennst die Antwort doch bereits“ gab ich lächelnd zurück. „Ich würde es aber lieber von dir hören“ Seine Lippen streiften sanft mein Ohr und ließen mich wieder erschaudern. Eigentlich war ja geplant, dass er mir diese Frage beantworten sollte. An irgendeinen Punkt hatte ich wohl doch die Kontrolle verloren. Ich spürte seinen Blick der auf mir ruhte. Er wartete jetzt wirklich auf eine Antwort. Mir schoss das Blut in die Wangen. Eigentlich dumm, wenn man bedachte, dass wir eben miteinander geschlafen hatten. Aber ihm jetzt ehrlich zu gestehen, was... „Meine Seele besitzt du noch nicht,“ unterbrach er meine Gedankengänge, „aber mein Herz gehört allein dir“ Mir schossen plötzlich Tränen in die Augen und ich konnte nicht anders als ihn zärtlich zu küssen. Ich hoffte, dass er dadurch verstehen würde, dass ich das selbe fühlte. „Schön das geklärt zu haben“ grinste er und legte sich auf den Rücken. Sein Daumen strich über meine Wange und wischte die Träne weg, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Dann zog mich Miyavi zu sich und ich legte den Kopf auf seine Brust. Er atmete ruhig und während ich seinem Herzschlag lauschte, schlief ich langsam ein. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Die Kälte weckte mich früh morgens. Ich drehte mich auf die Seite. Miyavi hielt mich noch immer fest im Arm. Mein Blick schweifte im Raum umher. Ich packte die Decke und warf sie über uns. Miyavi murrte leise und kuschelte sich an mich. „Ich will noch nicht aufstehen“ murmelte er leise. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Schlaf weiter“ Miyavi seufzte und ich legte wieder meinen Kopf auf seine Brust. Kaum hatte ich es geschafft die Augen zu schließen und wieder ein wenig zu dösen, klingelte sein Handy. Meine Augen waren innerhalb weniger Sekunden offen. Ich beobachtete Miyavis Hand, die eher ziellos auf dem Nachttisch klatschte und die Geräuschquelle suchte. Gott, war der Klingelton grässlich. Irgendwann verstummte das unangenehme Geräusch, auf das er anscheinend so stolz war. Er murmelte irgendetwas unverständliches ins Handy. Sein Gesprächspartner tat mir in diesem Augenblick wirklich leid. Miyavi warf das Handy achtlos in die Ecke und vergrub das Gesicht ins Kissen. Vorsichtig wagte ich es zu fragen was denn los sei, erhielt aber lange keine Antwort. Schließlich bequemte er sich doch einfach mal das Gesicht zu heben und mich anzusehen. Ich befürchtete schon, dass etwas schlimmes passiert sei. Es kam einfach zu selten vor, dass er so ernst war und nicht einmal einen Anflug eines Lächelns im Gesicht hatte. „Mein Manager hat mich an meinen Studiotermin erinnern“ meinte Miyavi schließlich. „DAS ist alles?!“ ich zog das Kissen unter seinem Kopf weg und schlug es ihm ins Gesicht, „Ich dachte es sei sonst etwas passiert“ Mein Brummen verstummte unter seinem Lachen. „Entschuldige, aber ich sehe immer so aus, wenn ich gerade geweckt wurde. Ich bin ein Morgenmuffel“ Das war nun wirklich eine Überraschung. Ausgerechnet so ein ewiges Sonnenscheinchen wie er war ein Morgenmuffel. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und wickelte die Decke um meinen Körper. „Ist dir kalt?“ fragte er fürsorglich. „Nein, ich möchte nur unter die Dusche“ antwortete ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, „Schließlich musst du doch ins Studio, oder nicht?“ „Du möchtest mich begleiten?“ Ich sah das strahlen in seinen Augen und stand auf. „Natürlich möchte ich dich begleiten“ „Ja dann“ er wedelte mit den Armen und scheuchte mich damit vom Bett aus unter die Dusche, „beeil dich, ich will auch noch duschen. Außer du möchtest mit mir zu-“ „Ich bin weg!“ Mir war kein Tag bekannt an dem ich schneller unter der Dusche verschwunden war. Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass wir nicht wirklich zum Duschen kommen würden, wenn er mitkäme. Schon allein, weil ich sicher nicht die Finger von ihm lassen könnte. Als ich das Wasser aufdrehte und unter dem warmen Wasserstrahl stand, ging ich gedanklich die Ereignisse der letzten Tage durch. Ich hatte wirklich... Mein Herz raste. Ich lehnte mich an die kalten Kacheln und lächelte. Das war alles real. Ich lebte tatsächlich meinen Traum... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)