Sorrow and Pain von abgemeldet (Die nächste WM steht kurz bevor...) ================================================================================ Prolog: Where is my home? ------------------------- „TYSON!!“ Der Ruf durchbrach die Stille. Der Angesprochene zuckte zusammen und drehte sich langsam zu seinem Teamcaptain um. „Du bleibst hier und läufst noch 10 Runden.“ „Aber-“, begann der Japaner. „Keine Wiederrede!“, sagte Kai drohend. Murrend begab sich Tyson zurück zum Ring und machte mit dem Training weiter. //Irgendwie muss man ihn ja fordern.//, dachte Kai und schüttelte den Kopf. In zwei Tagen würden sie immerhin nach Ägypten fliegen, um an der nächste Weltmeisterschaft teilzunehmen. Es war das erste Mal, dass die Beyblade Worldchampionchips im Land der Pharaonen ausgetragen wurde und die Bladebreakers wollten es sich natürlich nicht nehmen lassen, ebenfalls dabei zu sein. Allerdings war eben diese Weltmeisterschaft auch der Grund, warum Kai sie immer härter und länger trainieren ließ. Max wäre einmal fast zusammengebrochen und auch der Rest des Teams hatte es nicht gerade leicht. Außer Kai – dem schienen die harten Bedingungen nicht im Geringsten etwas auszumachen und er zeigte nicht mal im Ansatz ein Zeichen von Stress, Druck oder Erschöpfung. Wenn die anderen total kaputt und froh, endlich von Kai ‚entlassen’ worden zu sein, waren und sich auf den Heimweg machten, blieb Kai manchmal bis zu zwei Stunden länger in der Trainingshalle. Ihre vielen Siege hatten einen Vorteil abgesehen von dem Geld, was sie verdienten: die BBA stellte ihnen nicht nur ein Haus sondern auch die Trainingshalle zur Verfügung, was bedeutete, dass sie ungestört trainieren konnten. Das gefiel natürlich besonders Kai und ab und zu erwischten sich die anderen Bladebreakers bei dem Gedanken, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sie hätten die Halle nicht bekommen. ((^^)) Auch diesmal blieb Kai noch länger. Während die anderen – jetzt auch (endlich) mit Tyson – auf dem Rückweg waren, trainierte Kai allein. Kenny unterhielt sich mit Tyson über Dragoon und die Daten, die er heute gesammelt hatte. Max und Ray hingen ihren Gedanken nach. Max dachte an die kommenden Tage. Er freute sich schon, endlich sein altes Team, die PBB All Starz, wiederzusehen. Natürlich waren bei den Worldchampionchips auch die White Tigers, die Demolition Boys und die Majestics dabei. Kai hatte es geschafft, die Demolition Boys endlich aus der ‚Gefangenschaft’ Boris’ und Voltaires zu befreien. Natürlich hatten auch Tala, Bryan, Ian und Spencer ihren Teil zu ihrer Freiheit beigetragen, aber sie waren Kai immer noch sehr dankbar. Vor allem dankten sie ihm aber, weil er ihnen geholfen hatte, obwohl sie eigentlich Gegner waren. Doch Kai meinte, dass sie früher mal ein Team – und Freunde – waren. Ray dachte währenddessen an Kai. Er wüsste gerne, wie Kai trainierte, wenn er alleine war und ob er wirklich die ganze Zeit mit Training verbrachte. Doch wie er Kai kannte, machte er bestimmt nur sehr kurze Pause. Und dennoch wäre Ray zu gerne mal dabei. Aber das würde Kai nicht wollen. Er würde den Chinesen wahrscheinlich nur anschnauzen. Ray seufzte. „Was ist denn, Ray?“, fragte Kenny, der gerade sein Gespräch mit Tyson beendet hatte. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, was zu Essen fürs Abendbrot zu kaufen.“ Ray wusste, dass er sich so ungemerkt von den anderen entfernen konnte. Denn wie er Tyson kannte, würde er nicht eher ins Haus kommen, bis er nicht irgendwas zu essen für ihn hatte. Die Ausrede funktionierte bei Tyson ausgezeichnet. „Ich werde losgehen und noch was besorgen. Ihr könnt ja in der Zeit schon mal duschen.“, meinte der schwarzhaarige Chinese mit einem entschuldigen Lächeln auf den Lippen. „Okay, bis nachher.“, meinte Max. „Und beeil dich! Ich hab huuuuuuuuuuuuuuuuuuuunger!“, kam es wehleidig von Tyson. Ray drehte sich um und lief in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Als er um die nächste Straßenecke bog, fing er an zu rennen. Er wollte so schnell wie möglich zurück. Sonst würde er Kai womöglich noch verpassen. Doch er hatte Glück: In der Trainingshalle brannte noch Licht. Doch nicht so hell wie für gewöhnlich sondern sehr gedämpft. Das wunderte Ray, doch es verschaffte ihm auch den Vorteil, dass er Kai besser beobachten konnte, ohne dass ihn der wortkarge Russe gleich bemerkte. Ray öffnete die Tür einen Spalt breit und sah in die Halle. Kai und Dranzer trainierte einige ziemlich schwierige Moves, doch nach wenigen Minuten flog das Bitbeast in die offene Hand seines Herren und dieses verstaute es in seiner Tasche. Dann ging Kai zur Bank und zog sein Oberteil aus. Ray wurde knallrot und wäre beinahe mit der Tür ins Haus gefallen – wie man so schön sagt. Doch er konnte sich noch rechtzeitig festhalten. //Puuuh... Das wäre beinahe schief gegangen. Aber was macht er da!?// Auf eine Antwort musste Ray nicht lange warten. Kai begann aus dem Stand loszusprinten und Ray staunte nicht schlecht über die Schnelligkeit des Russen. Er rannte eine gesamte Runde durch die Halle und achtete dabei darauf, dass seine Geschwindigkeit konstant blieb. Danach machte Kai Liegestütze, Kniebeuge, Dehnübungen, rannte ungefähr 20 Minuten lang mit halbwegs gleichbleibender Geschwindigkeit und machte noch einige andere Übungen. Bei der nächsten Pause geschah jedoch etwas, was Ray sehr verwunderte. Kai hatte sich mit einem Handtuch, welches neben seinem Oberteil lag, den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und sich das Handtuch um die Schultern gelegt. Doch plötzlich hatte sich sein Blick verändert. Es war nicht mehr der gewöhnliche, leicht genervte und abweisende Blick, sonder ein wütender, von Trauer und Schmerz erfüllter Blick. Kai schien sich an irgendetwas zu erinnern, dass ihm nicht gefallen hatte. Er schlug mehrere Male mit der Faust gegen die Hallenwand. Nach kurzer Zeit hinterließen seine Schläge kleine, rote Flecken auf der Hallenwand – seine Knöchel waren aufgeplatzt und hatten angefangen, leicht zu bluten. Ray unterdrückte seinen Drang, zu Kai zu rennen und ihn davon abzuhalten weiterzumachen. Doch plötzlich verharrte Kai mitten in der Bewegung und griff sich an den linken Arm. Nun kniff er die Augen vor Schmerz zusammen und ging in die Knie. Ray konnte sich jetzt nicht mehr zurückhalten und lief auf Kai zu. Ihm war egal, was sein Teamcaptain dazu sagen würde. „Kai! Was ist los?“ Kais Kopf zuckte blitzschnell herum und starrte den auf ihn zulaufenden Chinesen an. In seinen Augen sah man Verwunderung und etwas, was sich wünschte, er wäre nicht hier. „...“, Kai schwieg. „Was ist mit dir los?“, wiederholte Ray seine Frage. „Das ist nur ein Kratzer. Also... Was willst du hier?“ Kai schwitzte und atmete schwer. Dennoch sprach er ganz normal. Das bewunderte Ray. Er wäre vollkommen platt gewesen nach dem Trainingprogramm von Kai und hätte nicht mal einen Muskel bewegen können. „Ich... habe etwas vergessen und wollte es-“, doch Kai fiel ihm ins Wort. „Ich kann Kenny, Max oder Tyson fragen und die werden mir bestimmt bestätigen, dass das nicht stimmt.“ Ray schwieg. Erst jetzt bemerkte er, dass an Kais Arm eine warme, rote Flüssigkeit herunterlief. „Von wegen ‚nur ein Kratzer’! Dein ‚Kratzer’ blutet ziemlich stark, Kai. Lass mich deine Wunde versorgen, dann antworte ich dir.“ Kai wollte gerade etwas erwidern, doch Ray packte ihn an seinem gesunden Arm und zog ihn hoch. Der Chinese zog Kai hinter sich her in die Umkleidekabine. Er ließ den Arm des Russen erst los, als sie in der Umkleide standen. „Wenn du deine Wunde nicht säuberst, wird sie sich entzünden. Ich kann das machen, wenn du willst.“, meinte Ray mit einem Blick auf den noch immer blutebnen Arm Kais. „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten. Und ich werde jetzt duschen, wenn du nichts dagegen hast.“, mit diesen Worten verschwand Kai auch schon im Duschraum der Umkleide und knallte die Tür hinter sich zu, um zu unterstreichen, dass er lieber allein geblieben wäre. Ray starrte für einige Sekunden die Tür an, dann ließ er langsam den Kopf sinken und sah traurig zu Boden. „Tut mir leid, Kai... Aber ich mache mir nun mal Sorgen um dich, auch wenn dich das vollkommen kalt lässt...“, murmelte Ray und begab sich auf den Weg in die Trainingshalle, um Kais Oberteil zu holen. Was Ray nicht wusste: Kai hatte sich gegen die Tür gelehnt und für einen kurzen Moment die Augen geschlossen. Wegen seiner guten Ohren hörte er, was Ray murmelte und auch Kai sah traurig zu Boden. Er wischte sich mit dem Handrücken die Träne aus dem Gesicht, welche ihm über die Wange lief. Er hörte, wie sich die Tür der Umkleide öffnete und wieder schloss. Er fühlte einen Stich in seiner Brust und ging zur Dusche. Dieses Gefühl... es war unerträglich, doch er kannte es... Dieses Gefühl des Verlassenwerdens und der Trennung... Auf dem Rückweg nahm Ray auch noch den Erste-Hilfe-Kasten mit. Dann setzte er sich auf eine der Bänke in der Umkleide und wartete, bis Kai fertig war. Er musste nicht lange warten, da öffnete sich die Tür auch schon wieder. Kai hatte seine Hose bereits wieder angezogen und Ray sah ihm direkt in die Augen. Für einige Sekunden herrschte Schweigen, dann meinte Ray: „Ich wasch mir schnell die Hände, dann kann ich deine Wunde verbinden.“ Der Schwarzhaarige erhob sich und lief an Kai vorbei ins Bad. Kai beobachtete ihn und sah ihm kurz hinterher. Dann lief er zur Bank, auf der zuvor auch schon Ray gesessen hatte und setzte sich. Er schloss die Augen. Als Ray das Bad betrat, kam ihm eine Welle kühler Luft entgegen. //Brr! Erst wie ein Wahnsinniger trainieren und dann auch noch kalt duschen. Ich würde umkommen, wenn ich das auch machen würde. // Ray schüttelte den Kopf und seufzte. //Aber so verrückt wie dieser Russe bin ich nun auch wieder nicht.// Danach kehrte Ray in die Umkleide zurück und setzte sich neben Kai. Er öffnete den Verbandskasten und machte sich an Kais Arm zu schaffen, der nicht einmal mit der Wimper zuckte. Er ließ die Augen geschlossen und verzog keine Miene. „... Wo hast du diese Wunde her?“, fragte Ray, während er Kais Arm verband, in die Stille hinein. „Schusswunde von Boris.“, meinte Kai, als sei dies etwas ganz Alltägliches. „Was!? Und du warst nicht beim Arzt? Was hättest du gemacht, wenn die Wunde sich entzündet hätte?“ „Nichts.“, sagte Kai und sah Ray direkt in die Augen. Wieder hatte er diesen kalten, abweisende Blick aufgesetzt. Diese Augen... Was verbarg sich dahinter? //Welche Gefühle versteckst du hinter deiner eisigen Maske?//, fragte sich Ray. Nachdem der Chinese fertig war, stand Kai auf und zog sich vollends an. Ray erwartete keine Bedankung sondern eher, dass Kai ihn voll meckern würde, weil er ihn beim Training ‚gestört’ hatte. //Das wäre mal wieder typisch.// Doch ganz unvermittelt sagte Kai wenn auch leise und ohne ihn anzusehen: „Danke.“ „Keine Ursache.“, meinte Ray nach einem kurzen Zögern leicht verwundert. Der wortkarge Russe stand mit dem Rücken zu ihm und holte plötzlich sein Beyblade aus der Tasche. Er starrte einige Sekunden lang auf Dranzer ohne ein laut von sich zu geben. Dann murmelte er sehr leise: „Verdammt...“ Ray hatte es zwar gehört, doch er fragte seinen Teamcaptain nicht danach, da er sowieso keine Antwort bekommen würde. Kai steckte Dranzer wieder in seine Tasche und drehte sich um. Er musterte Ray, der noch immer auf der Bank saß und dieser erwiderte seinen Blick. „Ich habe meinen Teil erfüllt, jetzt beantworte meine Frage. Warum bist du hier?“ „Ich...“ Ray sah zu Boden. Kais Blick schien ihn festzunageln. Für einen Moment war er im Bann seines Blickes gefangen gewesen, doch dieser Blick war so durchdringend, als wolle Kai Rays Gedanken lesen. Dennoch spürte der Chinese den forschenden Blick des Russen auf sich. „... Ich wollte wissen, wie du trainierst, wenn wir nicht bei dir sind. Du bist du immer so verschlossen und...“, doch dann brach Ray ab. Eigentlich hatte er gar nicht mehr sagen wollen. //Wieso interessiert ihn das so?// Für mehrere Minuten war alles still und Kais Blick lag noch immer auf Ray, der nach wie vor zu Boden sah und es nicht wagte, aufzusehen. Die Zeit schien still zu stehen. Doch dann erhob sich der Chinese und durchbrach die Stille: „Lass uns nach Hause gehen. Tyson und die anderen warten schon.“ Er sah Kai nicht an, sondern klappte nur den Verbandskasten zu und machte sich auf den Weg zur Tür. Kai beobachtete ihn erneut und folgte ihm nach kurzen Zögern. //Nach Hause?? Wo bin ich zu Hause? Sind die Bladebreakers wirklich mein zu Hause? Gehöre ich nicht eigentlich nach Russland?? Ist das nicht mein wahres zu Hause?// Hätte Ray gewusst, was in Kai vorging, so wäre er wohl keines Falls so ruhig geblieben... Der Heimweg verlief schweigend. Jeder der beiden Blader hing seinen eigenen Gedanken nach, wobei die von Ray doch um einiges sorgloser waren als die des Russen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)