Angst vor Gefühlen von Serenah ================================================================================ Kapitel 48: Ich kann es nicht ändern... --------------------------------------- „Na endlich! Ich dachte schon du kommst nicht!“ Ken blickte seinen ehemaligen Kapitän vorwurfsvoll an, als dieser mit langsamen Schritten aufs Fußballfeld spazierte. „Entschuldige, ich... ich wurde aufgehalten.“ „Aufgehalten? Ich dachte dich kann nichts und niemand aufhalten, wenn du dir was vornimmst“ der Keeper grinste und warf Hyuga einen Ball zu. „Wollen wir loslegen?“ „...Nein, nicht heute.“ Wakashimazu sah ihn zu tiefst erstaunt an. „Was? Wieso denn nicht?“ „Lass uns doch... Lass uns stattdessen in die Stadt gehen.“ „In die Stadt? Und wozu?“ „Ich... ich würde dir gern was erzählen... aber nicht hier.“ Verwundert lies sich Wakashimazu von Hyuga Richtung Stadt führen. Er wusste schon, dass ihn ein ernstes Gespräch erwartet und er konnte sich denken, was der Auslöser für Kojiros merkwürdiges Verhalten war, aber dass dieser ihn letztendlich in eine Kneipe führte, war für den Keeper alles andere als gewohnt. Als sie sich dann noch an einen Tisch setzten und Hyuga sich Bier bestellte, fing Ken an sich ernsthafte Sorgen zu machen. „Bevor du anfängst zu trinken, erklärst du mir vielleicht freundlicher Weise was mit dir los ist?!“ „Ich werde es dir erklären, ich werde dir alles erklären... aber erst nachdem ich was getrunken habe.“ Ken beobachtete mit weitaufgerissenen Augen, wie Kojiro sein Glas in die Hand nahm und es mit einem Zug bis zur Hälfte leerte. „Kojiro... das ist doch nicht normal... Du trinkst nie Alkohol... Was soll das?“ Hyuga hob wieder das Glas, trank es restlos aus und bestellte noch einmal das gleiche. „Was das soll?“ Kojiro sah Wakashimazu in die Augen. „Ich... ich hab es einfach satt Ken... ich kann nicht mehr...“ „Was ist passiert?“ „Heut Abend... Genzo hat angerufen...“ [Genzo... War mir klar, dass es hier um Wakabayashi geht...] „Und was wollte er?“ „Nichts. Er wollte einfach nur reden.“ „Und worüber habt ihr geredet?“ „Eigentlich über nichts besonderes. Später haben wir uns dann wegen Misaki gestritten und ich hab aufgelegt“ stellte Hyuga gleichgültig fest. „Wegen Misaki? Ist etwa... wieder was zwischen ihnen passiert?“ „Nein, soweit ich weiß nicht... Aber stell dir vor, Genzo hat Misakis Verhalten doch tatsächlich verteidigt.“ „Inwiefern?“ „Er hat behauptet, dass er Misakis Entscheidung Tsubasa sitzenzulassen versteht.“ „Und... deswegen lässt du dich jetzt voll laufen?“ „...Nein, nicht nur deswegen. Ich... verdammt, ich kann es nicht ändern... ich vermisse ihn...“ [Du vermisst ihn? Klar, kein Wunder, schließlich liebst du ihn ja auch... Aber ob Wakabayashi wirklich so gut für dich ist? Bevor ich wusste was er mit Misaki getan hat, hatte ich keine Zweifel, aber jetzt...] „Ken, warum sagst du nichts?“ „Weil ich... Kojiro... Ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll...“ „Vielleicht das ich ein Idiot bin? Dass ich ihn vergessen sollte? Ich habe mit ihm zwar nicht Schluß gemacht, aber ich... ich weiß nicht, ob ich das was zwischen uns ist nicht doch beenden sollte. Ich kann mich damit nicht abfinden, was er getan hat...“ „Aber du vermisst ihn?“ „...Ja. Ich bin hin- und hergerissen, weiß nicht wozu ich mich entscheiden sollte. Und du? Was meinst du dazu?“ „Wenn du ihn immer noch liebst und wenn du mit ihm zusammensein willst... dann solltest du ihm vielleicht wirklich verzeihen. Er hat dich heute angerufen, also liegt ihm sicher auch was daran seinen Fehler wieder gutzumachen...“ „Nachdem wir telefoniert haben, hat er mir noch eine SMS geschickt“ Hyuga nahm sein Handy aus der Hosentasche und reichte es Wakashimazu, lies ihn die SMS lesen. „Wenn das sein Ernst ist, dann liebt dich Wakabayashi wohl wirklich...“ „Wenn er mich wirklich liebt, wieso hat er dann mit Misaki geschlafen?!” „Warum hast du ihn denn nicht danach gefragt?“ „Das hab ich ja!“ „Und was hat er dir gesagt?“ „Dass sie beide besoffen waren. Eine wirklich tolle Entschuldigung.“ „Ich war nie in so einem Zustand aber vielleicht... vielleicht wusste er wirklich nicht, was er tut...“ „Das ist doch Blödsinn! Man weiß immer was man tut!“ „Woher willst ausgerechnet du das wissen? Warst du mal so betrunken, dass du nicht wusstest, was um dich herum passiert?“ „Nein, na und? Es ist doch wohl nicht meine Schuld, dass ER sich derart voll laufen lies! Er hätte darauf achten sollen was er tut... und wenn es schon so etwas getan hat... dann konnte er‘s mir doch wohl wenigstens ehrlich sagen, oder?!“ „Leichter gesagt als getan Kojiro...“ „Willst du ihn etwa verteidigen?!“ „Nein, ich hab nur festgestellt, dass es nicht immer leicht ist jemandem die Wahrheit zu sagen, auch wenn man es gern tun würde. Wakabayashi wusste, wie du reagieren wirst, also hat er wohl nicht den Mut gefunden dir das zu erzählen.“ „Er hätte es mir nie gesagt. Wenn ich es allein nicht herausgefunden hätte...“ „Was willst du denn jetzt tun Kojiro? Wirst du ihm verzeihen?“ „Ich... ich weiß es nicht... Ich würde es gerne, aber ich kann nicht... Er hat mich hintergangen... Ich hab ihm mein Vertrauen geschenkt und er hat es mit Füßen getreten. Ein paar Stunden bevor ich es erfahren habe, hab ich ihm auch noch selbst gesagt... ich hab ihm gesagt, dass ich ihm voll und ganz vertraue...“ Hyuga brach den Satz ab und hob erneut sein Glas. „Kojiro... ich verstehe wie du dich fühlst... aber glaubst du wirklich, dass es dir besser gehen wird, wenn du trinkst?“ „Versuchen kann ich‘s ja. Genzo hat auch immer getrunken wenn er mies drauf war... Du musst mir dabei nicht Gesellschaft leisten, kannst ruhig gehen wenn du willst.“ „Nein, ich werde bleiben Kojiro.“ [Jemand muss sich doch darum kümmern, dass du sicher nach Hause kommst.] Hyuga sah Ken in die Augen und lächelte leicht. „Danke. Du bist wirklich ein wahrer Freund.“ Sie unterhielten sich weiter und mit der Zeit wurde Hyuga immer offenherziger, erzählte Wakashimazu ohne Umschweife alles über seine Gefühle zu Genzo, ging in seinen Erzählungen sogar zu der Zeit zurück, in der alles zwischen ihnen anfing. Ken hörte aufmerksam zu und staunte immer wieder so ehrliche, gefühlsbezogene Dinge von Kojiro zu hören. Der Grund für seine Ehrlichkeit war ziemlich offensichtig – Kojiro wurde mit jedem Schluck Bier immer gesprächiger, verlor immer mehr die Kontrolle über sich selbst. Er wollte gerade wieder aus seinem vierten Glas trinken, als Wakashimazu ihn am Arm festhielt und ihn ernst ansah. „Kojiro, ich glaub du hast genug für heute, lass uns gehen.“ „OK“ Hyuga nickte nach einem Augenblick und stand langsam auf, bewegte sich mit schwankenden Schritten Richtung Ausgang. Ken folgte ihm nach draußen und legte sich Kojiros Arm auf seine Schulter. „Komm, stütz dich an mir ab.“ „Ich kann auch selbst laufen, ich komm schon klar“ lallte Hyuga als Antwort. „Ja, sicher kannst du das“ murmelte der Keeper „aber tu mir doch den Gefallen und stütz dich an mir ab, in Ordnung?“ „OK, meinetwegen. Weil du‘s bist und mich so nett darum bittest...“ [Himmel, sowas hab ich bei Kojiro ja noch nie erlebt...] Sie kamen nur sehr langsam voran, weil Hyuga ernsthafte Probleme hatte sein Gleichgewicht zu halten. Obwohl er vollkommen dicht war, bemerkte er schließlich, dass er sich in einer vollkommen falschen Gegend befand. „Hey Kumpel, aber sag mal... wo sind wir den eigentlich? Ich wollte doch nach Hause...“ „Wir gehen ja auch nach Hause, aber zu mir.“ „Zu dir? Wieso denn zu dir?“ „Weil du vollkommen besoffen bist Kojiro. In so einem Zustand lass ich dich nicht nach Hause, deine Mutter würde so einen Anblick nicht verkraften.“ „Ich bin nicht besoffen...“ „Du hältst dich ja kaum noch auf den Beinen.“ Hyuga schwieg einen Moment und lachte dann urplötzlich los. „Stell dir vor! Ich habe Genzo vorgeworfen, dass er zuviel trinkt! Ich habe ihm verboten zu trinken! Und jetzt? Sieh mich an! Ich verbiete es ihm, aber ich selbst...“ durch seinen Lachanfall taumelte er zur Seite, verlor das Gleichgewicht und riss Ken mit sich zu Boden. Als sie zusammen am Boden lagen, wurde Hyuga wieder ernst, blickte Wakashimazu tief in die Augen. „Genzo...“ flüsterte er sanft. Langsam senkte er seinen Kopf zu Ken runter und als dieser versuchte ihn mit der Hand aufzuhalten, packte Kojiro ihn am Handgelenk und drückte seinen Arm zu Boden. Nur Millimeter trennten ihre Lippen... doch bevor Hyuga sein Gegenüber küssen konnte, verspürte er einen dumpfen Schmerz in der Wange und wich zurück. Vollkommen perplex blickte er zu Wakashimazu der mit erhobener Faust dasaß und ihn todernst ansah. „Hast du mich... gerade geschlagen?“ „Tut mir leid Kojiro, aber es ging nunmal nicht anders. Es war die einzige Möglichkeit dich wieder zur Vernunft zu bringen. Und jetzt sieh mich genau an – seh ich etwa aus wie Genzo?“ „N-nein, tust du nicht... Entschuldige, ich... ich weiß nicht was über mich gekommen ist... ich hab... an ihn gedacht...“ „Das weiß ich ja!“ stellte Wakashimazu ungeduldig fest. „Du denkst ja auch die ganze Zeit an ihn! Du redest von nichts anderem, außer Genzo! Und er liebt dich! Also wirf deinen Stolz gefälligst über Bord, ruf ihn an und sag ihm, dass du ihm verzeihst!“ „Das kann ich nicht...“ „Das kannst du nicht nur, das MUSST du! Sonst werdet ihr nie wieder zusammenkommen. Es ist ja jetzt schon schlimm genug, mach dich nicht noch unglücklicher, als du ohnehin schon bist.“ „Ich werde den ersten Schritt ganz bestimmt nicht tun, soll er doch...“ „Er hat dich heute angerufen und du hast ihn mal wieder angeschnauzt. So schnell wird er es sicher nicht wagen dich wieder anzurufen. Nun liegt‘s an dir. Ruf ihn an, sag ihm, dass du ihn liebst und er zu dir zurückkommen soll.“ Hyuga antwortete nicht, blickte bedrückt zu Boden. Wakashimazu seufzte resigniert, stand zusammen mit Kojiro vom Boden auf und führte ihn schweigend weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)