Du bist nicht so allein, wie du glaubst von Nessera_Noire ================================================================================ Kapitel 1: Du bist nicht so allein, wie du glaubst -------------------------------------------------- Du bist nicht so allein, wie du glaubst Autorin: Nessera Noire Kapitel: One-Shot Fandom: nya...vielleicht kommt ja jemand drauf? ^_^’’’ Pairing: Ähm...eigentlich keines so richtig...o_o Disclaimer: Nun ja…Die namenlose Dame entspringt meiner Fantasie, gehört also mir (muhaha) und der Mann namens Luisa...tja, ich wüsste ja immer noch gerne, ob man erkennt, an wen ich dabei gedacht hab XD Danke an: Sareru Shu fürs betalesen und absegnen ^^ Kommentar: mein Debüt ^^;; Und irgendwie habe ich wohl ein Faible für das Wort fremd entwickelt o_o;; langsam ist das echt nicht mehr schön, wie oft ich Sachen wie "fremde Person", "der Fremde" usw. schreibe....fällt mir wirklich nichts besseres ein? Übrigens weiß ich selber nicht, wie diese Frau in der Geschichte eigentlich aussieht oder wie alt sie ist…ehrlich, ich hatte wirklich keine Vorlage für sie und hab mir gar keine Gedanken über solche Sachen wie das Aussehen gemacht. ^^’’’ Aber ich denke, sie ist recht hübsch und so um die 30. Sag ich jetzt einfach mal. ^_^ ~~~*~~~ Sie rannte den menschenleeren Gang entlang. Weit hinter sich vernahm sie noch die Stimme ihres Mannes, der sie zurückrief. Vergeblich. Sie konnte und wollte diesen Mann genau jetzt nicht mehr sehen. Nicht nach diesem Streit, nicht nachdem alles vorbei war. Ja, vorbei. Sie lief die Treppe hinunter, um irgendeine Ecke. Dann hielt sie endlich an, lehnte sich schwer atmend an die Wand. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, was dieses "vorbei" für sie bedeutete: Sie war wieder allein. Völlig allein und auf sich gestellt. Außer ihm hatte sie niemanden mehr gehabt. Keine Freunde, keine Verwandten, zu denen sie noch gehen konnte. Sie war allein. Von diesem Gedanken wurde ihr schlecht. Sie musste raus hier, irgendwohin, wo sie keiner sah. Immer noch lehnte sie an der schmutzigweißen Wand im Gang dieses Hotels, presste die Handflächen gegen den kalten Putz. Sie drehte den Kopf, sah um sich, suchte nach einem Ort, wo sie hingehen könnte. Möglicherweise stand ihr Mann am Haupteingang und wartete auf sie. Da. Rechts von ihr war eine schwere Tür mit dem blinkenden Notausgangsschild darüber. Mit einem Schritt war sie dort. Sie drückte die Türklinke herunter. Einen Moment dachte sie schon, die Tür wäre verschlossen, doch dann öffnete sie sich lautlos. Kühle Nachtluft schlug ihr entgegen. Es war eine mondlose Nacht, fast völlige Dunkelheit umgab sie. Nur in der Ferne blinkten die Lichter der Stadt. Sie stand jetzt auf einer Art metallenem Gerüst, links von ihr führte eine Treppe hinunter in die Dunkelheit. Es musste die Feuertreppe sein. Mit einem Aufschluchzen trat sie zwei Schritte nach vorn und lehnte sich über das schmale Geländer. Nun, da sie sich vollkommen alleine fühlte, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Resignierend seufzte sie auf und ließ ihnen freien Lauf. "Nicht weinen, Nee-san! Das wird schon wieder!" Zutiefst erschrocken fuhr sie herum. Sie versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Unmöglich. Wer hatte da gesprochen? So nah, wie die Stimme ihr erschienen war, konnte niemand sein. Aber woher... "Hier unten, Nee-san!" Noch einmal zuckte sie vor Schreck zusammen. Sie hörte das vertraute Klicken eines Zippos, dann wurde die Nacht von der Feuerzeugflamme durchbrochen und ließ die Silhouette eines Menschen erkennen, der auf der Treppe saß. Rasch schluckte sie die Tränen herunter. Sie wollte nicht vor einem Fremden weinen. Langsam, fast vorsichtig ging sie der Flamme entgegen, die Stufen hinunter. Ihre hohen Absätze schienen in der Stille unnatürlich laut auf dem Metal zu klappern. Leicht misstrauisch beäugte sie die Person, die mit jedem ihrer Schritte besser im Feuerschein zu erkennen war und freundlich lächelte, soweit sie das sehen konnte. Er saß mit angezogenen Knien quer auf einer Treppenstufe. Vor seinen Füßen blieb sie stehen, beugte sich ein wenig hinunter, um ihm ins Gesicht zu sehen. In seinen klaren, dunklen Augen spiegelte sich die kleine Flamme. An seiner Stimme hatte sie deutlich erkannt, dass es sich um einen Mann handelte, aber an seinem Äußeren ließ wenig darauf schließen. Er war nicht allzu hoch gewachsen und von zierlicher Statur, gekleidet in einen schwarzen Hosenanzug, darunter eine weiße Bluse. Beide Oberteile reichten ihm nur gerade bis zur Taille, als ob sie beim Waschen eingelaufen wären, und gaben den Blick auf ein schimmerndes Bauchnabelpiercing frei. Einige Strähnen der halblangen blonden Haare fielen ihm in die Stirn, umrahmten die weichen, femininen Gesichtszüge. Er riss sie aus ihrer staunenden Betrachtung, als er sie erneut ansprach. "So interessant bin ich auch wieder nicht, nee-san. Hör auf, mich anzustarren und setz dich lieber!", sagte er selbstsicher und zog an ihrem Arm. Überrumpelt ließ sie sich tatsächlich auf die nächst höhere Stufe fallen. Mit eleganten Bewegungen griff er nach einem Glas und einer Wodkaflasche, die er neben sich auf der Treppe abgestellt hatte. Er goss das Glas halbvoll, dann drückte er es ihr in die Hand. Bevor sie irgendetwas tun oder sagen konnte, stieß er mit einem breiten Grinsen kurz die Flasche an das Glas, welches statt dem hellen Klingen eines Sektglases nur ein armseliges 'klonk' von sich gab; dann trank er einige Schlucke. Sie bemerkte, dass die Wodkaflasche bereits nur noch gut halb gefüllt war. Er setzte die Flasche wieder ab und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Trink, nee-san! Das löst die Zunge und du kannst mir erzählen, warum du mitten in der Nacht auf der Feuertreppe eines Hotels sitzt und heulst." Er lächelte freundlich. Zögerlich setzte sie auf diese Aufforderung hin das Glas an die Lippen, ließ es aber gleich wieder sinken, als ihr plötzlich einfiel, dass sie nicht einmal den Namen des Fremden kannte. "Sag mal, wie heißt du eigentlich?", fragte sie deshalb. Sein Lächeln wurde noch breiter. "Luisa." Ihre einzige Reaktion war ein sprachloses Anstarren. Er musste über ihre entgleisten Gesichtszüge lachen. Das holte sie wieder zurück in die Realität. Sie murmelte ein "hätte ich doch bloß nicht gefragt" und ließ mit einem theatralischen Seufzen den Kopf in die Hände sinken. 'Das ist doch völlig verrückt!', dachte sie nur. Erst jetzt wurde ihr langsam die momentane - und zugegeben - sehr merkwürdige Situation bewusst, in der sie sich befand. Sie saß hier mit einem völlig fremden und ziemlich seltsamen Mann, der sich anscheinend für eine Frau hielt und trank mit ihm Wodka! Und sowieso...was wollte der überhaupt von ihr? Für einen Moment bekam sie Angst. Wörter wie Entführung, Vergewaltigung, Mord purzelten in ihrem Kopf durcheinander. Panisch wandte sie sich ruckartig wieder in seine Richtung, wo sie sofort seinem Blick begegnete. Augenblicklich wurde sie wieder ruhig. In dem Moment, in dem sie in die dunklen, warmen Augen blickte, die sie verwundert anblinzelten, war sie so erleichtert, dass sie am liebsten laut aufgelacht hätte. Stattdessen seufzte sie nur und schüttelte belustigt über ihr ängstliches Verhalten den Kopf. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick glauben können, dass dieser Mann ihr was antun wollte? Ganz hatte sie ihre Menschenkenntnis noch nicht verlassen, sie wusste plötzlich, dass sie ihm vertrauen konnte. Ihr war selbst nicht klar, warum, sie hatte es einfach im Gefühl. Endlich trank sie einen Schluck aus ihrem Glas. Dann begann sie zu reden. Sie erzählte von ihrem reichen Ehemann, mit dem sie viele Jahre glücklich verheiratet gewesen war. Sie berichtete davon, wie sie später zum ersten Mal den Verdacht hatte, er würde sie betrügen. Davon, wie sein Beruf und das Geld immer wichtiger für ihn wurden und sie immer unwichtiger. Davon, wie sie ihn eine fremde Frau hatte küssen sehen. Und schließlich erzählte sie auch von diesem Abend, an dem ihre ganze bereits angeschlagene und nicht mehr ganz so heile Welt letztendlich zerbrach. "Ich wollte mit ihm hier Urlaub machen...ich war wirklich so dumm zu glauben, es wäre noch irgendwie zu kitten." Sie senkte den Kopf und trank noch einen Schluck aus ihrem Glas. "Aber heute...heute Abend haben wir uns ganz furchtbar gestritten. Richtig angeschrieen haben wir uns. Ich weiß nicht einmal mehr genau warum. Wegen irgendeiner dummen Lappalie. Und plötzlich sagte er zu mir das, wovor ich schon die ganze Zeit Angst gehabt hatte: Dass er sich scheiden lassen will. Ich wusste schon die ganze Zeit, dass es so kommen musste, aber...aber..." Ihre Stimme brach. Sie ließ den Kopf endgültig auf ihre Knie sinken und fing unkontrolliert an zu schluchzen. Jetzt war auch der letzte Funke Selbstbeherrschung vor dem seltsamen fremden Mann neben ihr erloschen. Mitfühlend betrachtete jener ihre zitternden Schultern, bevor er ihr vorsichtig das Glas aus der Hand nahm, es neben sich abstellte und dann einen Arm um sie legte. Sie ließ sich widerstandslos von ihm in eine tröstende Umarmung ziehen. Mit dem Handrücken wischte sie sich kurz über die Augen, als sie unaufgefordert weitersprach. "I-ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass es vorbei ist. Ich hab wirklich geglaubt, es wäre noch zu retten...Weil...weil...jetzt bin ich wieder ganz alleine...ich hab doch alles aufgegeben für ihn! Und jetzt...ganz alleine...ich..." "Shhh...", unterbrach er sie sanft und tatsächlich schwieg sie, verlor sich nicht mehr in den wirren Gedankengängen, die ihre Verzweiflung hervorriefen. Sie weinte still vor sich hin, er hielt sie immer noch in seiner Umarmung und wiegte ihren Körper sacht hin und her. "Ich bin mir sicher, du bist nicht so allein, wie du glaubst." Die ganze Zeit über hatte er nur stumm ihrer Erzählung zugehört, stumm ihre Silhouette betrachtet und stumm seinen Wodka getrunken. Kein Wort hatte er gesagt, bis auf diesen einen Satz. Sie sprach es nicht aus, aber sie war ihm dankbar dafür. Genau das hatte sie gebraucht. Erst die Sonnenstrahlen und ihr verspannter Nacken weckten sie wieder auf. Noch im Halbschlaf rieb sie sich gähnend das schmerzende Genick und schalt sich innerlich dafür, in so einer verrenkten Position zu schlafen. War sie etwa mal wieder im Sessel eingeschlafen? Ihr Mann würde... Im selben Moment wurde ihr auch schon bewusst, wo sie sich befand. Die Erinnerungen an den vergangenen Abend kamen schlagartig zurück. Oder hatte sie das etwa alles nur geträumt? Außer ihr saß jedenfalls keiner mehr hier auf dieser kalten, metallenen Feuertreppe. Wirklich alles ein Traum? Sie erhob sich schwerfällig stöhnend, streckte die schmerzenden Gliedmaßen. Dabei stieß sie gegen etwas, das auf der nächst höheren Treppenstufe stand. Verwundert drehte sie sich um. Eine leere Wodkaflasche. Und darunter war ein Zettel eingeklemmt. Plötzlich war sie hellwach. Hastig kniete sie sich hin, riss das Stück Papier unter der Flasche hervor. Es war ein Werbeflyer für ein neu eröffnetes Café. Am unteren Rand befand sich ein Bild der Mitarbeiter. Eine der lächelnden Personen kam ihr sehr bekannt vor...ein kleiner blonder Mann in einem eingelaufen aussehenden Hosenanzug. Sie lächelte. Vielleicht war sie wirklich nicht so allein, wie sie gedacht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)